INDIVIDUUM,LIEBES
Diese Ausgabe ist der Freude gewid met. Aber was bedeutet diese Emotion eigentlich? Sie mag schwer zu definieren sein, doch eines ist sicher: Wir erkennen sie, wenn wir sie erleben, wir erkennen sie, wenn wir sie verlieren.
Freude als Willensakt, als persönlicher Segen, als Geschenk, aber zweifellos auch als individuelle Übung. Freude ist das Betrachten deines verrückten Tattoos, das du vor Jahren an einem unbeschwerten Sommernachmittag gestochen hast. Worte auf deinen Körper zu schreiben, die dir ein gutes Gefühl geben, während du im städtischen Schwimmbad beobachtest, wie ein Becken gerade geleert und für den nächsten Tag gereinigt wird.
Freude ist das Wahrnehmen von offenen Türen, Wegen, Perspektiven, Begegnungen. Freude ist der Tag, an dem
du ein Projekt beendest, ein Gemälde, eine Skulptur, einen Song, eine Videoarbeit, aber auch der Tag, an dem du dich von Sachen befreist, die dir zu schwer oder als nicht mehr notwendig erscheinen.
Viel DeinFreude.LNR-TeamJoy is the recognition of open doors, paths, perspectives, encounters. Joy is the day you finish a project, a painting, a sculpture, a song, a video work, and the day you free yourself from things that have become too heavy or no longer necessary.
03 Editorial 04 das weisse haus 05 Aa Collections 06-07 Kaja Clara Joo 08-09 Raphael Haider 10-11 Louise Deininger 12-13 Kristina DESKA Nikolić 14-16 LNR Kosmos 18-19 Huang Min 20 Peter J. Fuchs 22 Kolumne
Herausgeber: Les Nouveaux Riches - Verein zur Förderung von zeitgenössischer Kunst und Kultur (ZVR-Zahl: 1053714167) Grafikdesign & Produktion: Daniel Lichterwaldt, Katharina C. Herzog, Linus Merlin Resch, Erka Shalari, Laura Stöckler, Carol from Lisbon Editor in chief: Erka Shalari Redaktion: Daniel Lichterwaldt, Katharina C. Herzog, Linus Merlin Resch, Laura Stöckler, Sibylle Ciarloni Lektorat: Sarah Krems Cover-Model : Vukadin Filipovi ć Fotos: Daniel Lichterwaldt Kontakt: www.les-nouveaux-riches.com, mail@les-nouveaux-riches.com lesnouveauxriches.mag; September 2022, Gedruckt in Europa
das weisse haus ist eine spartenübergreifende kollaborative Plattform für zeitgenössische Kunst in Wien, Österreich, unterder Leitung von Alexandra Grausam. Inleerstehenden Räumlichkeiten veranstaltet der Kunstverein seit 2007 ein lokal ver ankertes und international ausgerichtetes,experimentelles Programm aus Ausstellungen, Performances, Workshops unddiskursiven Formaten sowie verschiedene Kooperationen mit Partnerinstitutionen.
Das Ausstellungsprogramm 2022 wurdevon der neuen Programmleiterin des weissen hauses Frederike Sperling konzipiert.Mit dem Fokus auf Achtsamkeit, Körperlichkeit und Relationalität als Linsen, durchdie wir uns kollektiv eine unabhängigere,lebenswertere Zukunft für Viele vorstellen und beschwören können. Das Programmbietet ein breites Spektrum an künstlerischen und interdisziplinären Positionenmit performativen Ausstellungen, Performances, Workshops und diskursiven Veranstaltungen in unterschiedlichen RhythmenundWährendIntimitäten.sich
ein Teil des Programmsim physischen Ausstellungsraum desKunstvereins in Wien präsentiert, wirdes auf der neu gestarteten Online-Plattform www.dwhX.space digital fortgesetzt.Bereits seit 2013 fördert »studio das weisse
GALERIE: das weisse haus
haus« als integrativer Teil des Vereins die Kunstproduktion und Vernetzung durch ein Atelier- und Residenceprogramm unter der Leitung von Katja Stecher.
www.dasweissehaus.at
Już od 2013 roku studio das weisse haus jako integralna część stowarzyszenia das weisse haus, promuje tworzenie sztuki oraz nawiązywanie kontaktów w środowisku artystycznym poprzez program pracowni artystycznych i rezydencji, pod kierunkiem Katji Stecher.
Plattform für die Präsentation und Produktion von Kunst, Dialog und DiskursNamHyejiPerformance:Joanna;-eSeL.at
KONZENTRIERT2012SEIT AUFGALERIEDIESICH KUNSTZEITGENÖSSISCHE
Die Galerie Aa Collections begann als Privatsammlung von klassischer Malerei, seit 2012 konzentriert sich die Galerie auf zeitgenössische Kunst und präsentierte bis 2018 regel mäßig verschiedene Projekte in ihrem Ausstellungsraum in der Burggasse 68 in Wien. Auf der Suche nach einem größeren Raum und neuem Terrain ver legte die Galerie Aa Collections den Standort in die Reindorf gasse 9 im 15. Bezirk, wo sie ih ren derzeitigen Schauraum hat. Die Künstlerin Rina Grinn und der Künstler Georgij Melnikov führen die Galerie, gemeinsam haben sie bisher mehr als 300
Ausstellungen organisiert. Sie arbeiten mit dem Verein Danu bian Cultural Exchange Society zusammen, mit welchem sie das internationale Festival XX Art Flanerie veranstalten und jähr lich 4 Künstler*innen aus dem 15. Bezirk eine Plattform bieten, das Motto dabei ist »Glokal«.
www.aacollections.net Ang mga artista na sina Rina Grinn at Georgij Melnikov ay nag-organisa nang sariling Gallery at parehong nilang pinapatakbo.
LopezCarreonManuel artisttheofCourtesyDas Narrativ und die Künstlerin. Die Künstlerin und ihr Narrativ.
Kaja Clara Joo beobachtet kulturelle und soziale Phä nomene. Einmal im Monat liest sie das gleiche Buch. In ihrem Werk choreographiert sie Skulptur, Fotografie, Licht und Narrativ. Bei der Parallel Vienna zeigt sie eine Arbeit, die sich mit dem Raum aus einandersetzt.
Was interessiert dich derzeit am meisten an deiner Arbeit?
Dass sie am Sprung zu etwas Anderem ist, sich transfor miert, schärfer, bösartiger, ungenießbar wird.
Wie zeigt sich das?
Dass sie sich nicht bemüßigt fühlt, zu kokettieren oder zu gefallen.
Was liest du?
»Yerma« des Dichters Fede rico García Lorca lese ich im Monats-Takt. Darin geht es um gesellschaftliche, körperli che sowie amouröse Leere.
Welches bezeichnest du als dein bisher wichtigstes Werk?
Es ist die Gesamtschau GONZO. Das wichtigste »Ma terial« darin war die Erzählung. Jeder Teil der Ausstellung ist ein Versatzstück eines sich ängstigenden Heran wachsenden, dessen Liebe zu seinem Motorrad skizziert wird. Ich habe mich erstmals getraut, etwas ganz Konkretes auszuformulieren. Ich habe eine Kunstfigur geschaffen, welche mir am Herzen lag. Ich empfinde tiefe Empathie mit diesem halbstarken, fiktiven Jungen.
Setzt du deinen Körper bei der Arbeit ein?
Da meine Werke oft über dimensioniert sind, kann man sie auch als Maßstab meines aktuellen leiblichen »Könnens« verstehen. Ich baue darin auch gerne heimlich kleine »Produktionsfehler« ein. Stille
Zeugen. Ich konzipiere und korrigiere stets nach Gefühl, Augenmaß und per Hand. Ob eine Konstruktion richtig ist, weiß ich erst dann, wenn ich dies so empfinde.
Was zeigst du heuer bei der Parallel?
Ich habe mich bewusst für einen schmalen, kleinen Raum entschieden. In dieser Enge konstruiere ich eine »Zahnspange«. Ich baue eine Apparatur, welche erfolglos versucht, die Dimensionen ihres Umfeldes zurechtzu biegen.
www.kajajoo.com
Kaja Clara Joo observa o fenómeno sociocultural. Uma vez por mês, lê o mesmo livro. O seu trabalho desenvolve -se como uma coreografia escultural, fotográfica, luminosa.
■ Sibylle Ciarloni Clara Kaja Clara JooDopo aver completato un apprendistato come elettricista e la successiva ricerca di una vita più appagante, Raphael Haider iniziò a dedicarsi più intensamente all'arte.
LichterwaldtDanielNach Abschluss einer Lehre zum Elektriker und darauffolgender Suche nach einem erfüllteren Leben begann Raphael Haider, sich intensiver der Kunst zuzuwenden. So investierte er sein erstes Urlaubsgeld in eine Kamera und widmete sich dem Filmen und Fotografieren. Auch jetzt noch arbeitet der Künstler mit dem Medium Video. Den Großteil seiner Werke stellen heute aber seine »Lichtobjekte« dar, in welchen er Licht als Medium sowie als Werkzeug untersucht und auf die Probe stellt.
Seine Arbeiten leben von einer Spannung zwischen Sanftheit und Radikalität sowie dem gekonnten Einsatz des vielseitigen Potentials von Licht im Raum und dessen Wahrnehmung.
Was fasziniert dich an der Arbeit mit Licht?
In meinem Beruf und meiner Ausbildung hatte ich sehr viel mit Leuchtkörpern zu tun – von Wohnungen über Bürokomplexe etc. In meiner künstlerischen Praxis inter essieren mich Möglichkeiten Normen aufzubrechen, die diese Objekte und das Material
in sich tragen. Auch die Arbeit mit natürlichem Licht und die Frage nach Licht als Kommu nikationsträger finde ich ein sehr reizvolles Feld.
Gibt es dann auch bestimmte Fähigkeiten aus deiner vorhergehenden Ausbildung, die dir jetzt zugutekommen?
Ich arbeite sehr viel (aber nicht nur) mit Strom; meine Arbeiten sind Filme und Licht objekte. Und um eben diese Lichtobjekte mit Leuchtkraft versorgen zu können, muss muss man mit Strom und Kabeln umgehen können. Aufgrund meiner Ausbildung
habe ich nicht diese Barriere der Angst, die viele Leute im Umgang mit Elektrizität haben.
Erzähl uns von deiner Arbeit bei der Parallel.
Ich zeige eine neue Arbeit – drei Leuchtbalken, die an einem Pendelmotor montiert sind und von einer Seite zur anderen unterschiedlich schnell schwingen. Die Arbeit zeichnet sich also durch einen Zufallsmoment aus.
www.raphaelhaider.at ■ Laura Stöckler
Geboren in Jinja, Uganda, aufgewachsen in Kenia und Großbritannien, lebt und arbei tet die Konzeptkünstlerin Lou ise Deininger heute zwischen Österreich und Gulu / Nord uganda. Auf die Frage, wie sie zur Kunst gekommen ist, erzählt sie, dass Abbildungen von alten Meistern, wie Rem brandt, Caravaggio oder Mi chelangelo, in Wandkalendern, die ihr Vater ihr von seinen Auslandsreisen mitgebracht hat, auch eine Rolle gespielt haben. Jahre später erst kam sie mit der gestaltenden Kunst in Kontakt und begann mit der Bildhauerei. Anschließend zog sie nach Wien und nach ein paar Jahren studierte sie Kon zeptuelle Malerei in der Klasse von Ashley Hans Scheirl. Eine inspirierende Klasse, wie sie beschreibt, voller Künstler*in nen mit Hintergrund,unterschiedlichemdarunterauch
andere Künstler*innen aus der LGBTQ*-Community. Die Akademie und die Persönlich keiten, denen sie auf ihrem Weg begegnete, wie Ashley Hans Scheirl oder Adam Szymczyk begleiteten und prägten ihren Werdegang als Künstlerin, den sie gerne als einen vom Universum organi sierten Weg deutet. In diesem Arbeitsumfeld erforscht Deininger Bewusstsein, Selbst entwicklung, Selbstmanage ment, Metaphysik, Identität, kritisches Denken und andere multidisziplinäre Themen. Auch die Vision zur Gründung der Jugendorganisation GYCO (Global Youth Conference) in Gulu, einer neuen Stadt im Nachkriegs-Norden Ugandas, wurde in diesem Umkreis geboren. Das große Ziel von Louise und ihrem engagierten Team ist es, in Uganda eine Kunst- und Bildungsinstitution und Universität aufzu bauen (ein Grundstück wurde bereits erwor ben), die das wider spiegeln soll, was sie selbst an der Akademie der bildenden Künste in Wien erfahren hat. Viele Ereignisse wären wahr scheinlich nicht eingetre ten, wenn sie nicht Teil dieser Akademie gewesen wäre, resümiert sie. Hier in Wien befindet sich ihr Atelier im Österreichs.bildenderdesLouiseler*innenanderenwelchesYoung(FloridsdorfFLOMYCAMuseumForContemporaryArt),siesichmitsechsNachwuchskünstteilt.Seit2021istauchCo-PräsidentinVerbandesVereinigungKünstlerinnen www.louisedeininger.com
Alipoulizwa jinsi aliingia kwenye sanaa,Louise alijibu kwamba, baba yake alivorudi kutoka safari zake nje ya nchi,alileta kalenda za picha zilizochorwa na wasanii wa zamani, kama vile Rembrandt, Caravaggio au Michelangelo, na hiyo pia ilicheza jukumu.
DanielLichterwaldt LichterwaldtDanielPOETISCHE TITEL UND CODESVERSCHLÜSSELTE
Kristina DESKA Nikolić, auch als Deska Deska bekannt, hat Modedesign und Neue Me dien in Belgrad studiert. Seit 2020 studiert sie Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Jede Arbeit beginnt mit dem Schreiben, dann folgen Skulpturen, Objekte, Installa tionen, zeitgenössische Poesie, tragbare und nicht tragbare Garments. Sie alle haben ihre Signatur, die einem Modelabel ähneln könnte, beschreiben aber eigentlich eine Verbin dung zwischen ihrer früheren und aktuellen Praxis. Das Werk ist als konfessionell deklariert,
Ereignisse aus der persön lichen Biografie sind die ersten Impulse. Kristina DESKA Nikolić arbeitet mit Materia lien, die sich auch in großen Kaufhäusern, Modefirmen und in der Industrie wieder finden. Silber, Leder, Samt, Organza, Watte, aber auch Papier, Magnete und Folien. Die Titel der Arbeiten sind poetisch und geben dem Be trachter Anhaltspunkte: »Sad Fabulous Structured Furniture, Scandalous Flower, Significant Fragile Silk Faust«, enthalten aber gleichzeitig verschlüsselte Codes.DieKünstlerin
sagt dazu:
»Wenn ich mit Codes arbei te, hat das immer mit mir zu tun. Ich stelle auf diese Weise Codes her, die für mich funk tionieren, die ich aber nicht zuordnen möchte. Denken Sie zum Beispiel an den 57B-Bus:
Für uns steht diese Nummer einfach für eine Strecke, für die Menschen, die damit arbeiten, ist sie ein Code. Ich denke also, dass Codes wichtig sind«.
Heute ist die Künstlerin Teil der Parallel Artist Statements; sie ist sehr froh mit diesem Raum zu arbeiten, um all seine Elemente, Details und Werte zu spüren. Er beinhaltet in seinem Inneren eine Badewan ne, einen Spiegel, ein Fenster und eine Uhr.
www.deskadeska.com ■ Erka Shalari
Kristina Deska Nikolic, poznata kao DeskaDeska, studirala je Modni Dizajn i Nove Medije u Beogradu, sada je na studijama Primenjenih umetnosti u klasi Transmedijalne umetnosti.
Die Titel der Arbeiten sind poetisch und geben dem Anhaltspunkte.Betrachter
Daniel Lichterwaldt dokumentiert,erkundet, und realisiert Konzepte, die sichüber mehrere Ebenen erstrecken. Oft sindes Beobachtungen und Stimmungen, dieden Impuls für seine Arbeiten geben. DerTypography-Nerd versucht dabei auchimmer, auf die Bedürfnisse des Individuums einzugehen. Um seine Gedanken zuordnen, hält er sich oft an Orten auf, woman ihn nicht unbedingt erwartet hätte.www.lichterlow.at – alles unter dem Claim»Out of gut feeling, and pure romance«.
Merlin Resch. Tausendsassa. Grafik Design, Fotografie und Modedesign sind sein täglich Brot. Selbst und ständig seit 10 Jahren. Bei seinem Label GKBS.eu ist er von der Idee und Umsetzung bis hin zum Verkauf jedes Pieces involviert und verantwortlich. Seine Vernetzung in die Hiphop-Szene prägen seinen Musikgeschmack sowie seine Designsprache.
Katharina C. Herzog aka Kevo ist Art Direktorin und mag Menschen. Sie baut Brücken zwischen Stadt & Land und findet Bubbles dezent beschissen. Kli schees der Kunst & Kulturwelt versucht sie im Podcast »Kunst & Klischee« zu hinterfragen. Das Thema der Vernetzung und des Miteinanders ist omnipräsent. Die Augenhöhe ist ihr die liebste Begegnungszone von allen. Dafür erschafft sie Räume jeglicher Art. Sie kuratiert, inszeniert und connected.
Erka Shalari kam über Umwege zum Schreiben. Rückblickend ist sie über zeugt, dass ein umfassendes Semester des Führens von Interviews in thera peutischen Settings während ihres Psy chologiestudiums eine prägende Rolle für ihre heutige Liebe zu Interviews gespielt hat. Später führte eine Be merkung in einem Kuratorenkurs dazu, dass sie mit dem Schreiben begann.
Über Laura Stöckler und den Großteil der Dinge und Tätigkeiten, die ihren Alltag prägen, lässt sich kurz so viel sagen: die meisten haben mit dem Denken zu tun. Vom Nachden ken über eine mögliche, sanftmütigere Welt, ihre halbfertige Masterarbeit bis hin zu Artistic Research – eine gewisse Kopflastigkeit, gegen die mal mehr, mal weniger vorgegangen werden muss, scheint konstant.
Die Künstlerin, Designerin, und Zauberin Carolfrom Lisbon hat es 2020 aufgrund ihrer Liebe zuSchnaps und Schnitzel nach Wien verschlagen, wosie ihre Arbeit weiter verbreitet. Die fantasievolle undempathische Künstlerin hat eine Leidenschaft dafür,pre-loved Kleidung und besondere Vintage-Stücke zufinden, ihnen ein neues Leben zu geben, und so dafürzu sorgen, dass solche Schätze noch viele Jahre langgeliebt und getragen werden können.
Les Nouveaux Riches (LNR) gibt Kunst- und Kulturschaffenden die Möglichkeit, sich einem breiten Publikum artgerecht zu präsentieren. Es spielt dabei keine Rolle, wie alt, jung oder bekannt die Person ist – die Kunst steht im Mittelpunkt. Seit April 2019 wurden 9 Magazine publiziert und über 1.500 Interviews und Beiträge frei zugänglich veröffentlicht. Im LNR Kosmos wurden Ausstellungen kuratiert, Künstler*innen auf internationalen Messen vertreten, Künstler*innen an Galerien vermittelt, Ausstellungen und Events veranstaltet und Kleidungsstücke in Limited Editions entworfen. Im LNR Kosmos ist so gut wie alles erlaubt. LNR ist eine Plattform die niemanden ausgrenzt, den Dialog sucht und der österreichischen sowie internationalen Kulturlandschaft mehr Sichtbarkeit verschaffen möchte.
STATEMENT: LNR Kosmos
Join t he LN R Kosmos and dance. Idealism and a passion for art and culture is what unites us. You are free to introduce us to new topics that excite you - we don’t believe in hierarchies but rather in the value of each and everyone’s individual contribu tions. This is how we can achieve a certain lightness and authenticity that allows us to grow and be creative. Say hi!
☞ mail@les-nouveaux-riches.com
WIE WIR LEBEN, FÜHLEN & DENKEN
Huang Min 黄敏 wurde 1975 in Sichuan, China, geboren. In ihren Bildern finden sich sowohl Reflexionen über China als Ganzes als auch Beobach tungen über eine bestimmte Region. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten stehen häufig die Lebensbedingungen und Wün sche der Chines*innen aus ein fachen Verhältnissen – es sind Probleme aus der Perspektive von Bürgerrechtsaktivist*in nen, die sie mit einfachen und kraftvollen figurativen Me thoden zum Ausdruck bringt. Derzeit lebt und arbeitet sie in Peking.
Woher kommen deine Ein flüsse, deine Inspiration?
Von meinem Großvater, Huang Kun. Er wurde 1907 geboren und hat den Wider standskrieg gegen Japan, den Warlord-Konflikt, überstanden, und kehrte nach Hause zurück,
um eine Schule für Mädchen zu gründen (damit auch Mädchen die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen). Er hat die Kulturrevolution erlebt, die Re habilitierung sowie die Reform und Öffnung. Als ich vier Jahre alt war, hat er mir die Grund lagen der chinesischen Malerei beigebracht. 1998 ist er ver storben. Mein Großvater hatte ein hervorragendes Gedächtnis und hat eine große Anzahl von Tuschearbeiten hinterlassen. Er hat Außergewöhnliches erlebt und wurde Zeuge der gesam ten Entwicklung des letzten Jahrhunderts. Auch von den Vertretern der Landschaftsma lerei der Song-Dynastie wurde ich inspiriert, wie Dong Yuan, Li Cheng, Fan Kuan und Guo Xi. Später lernte ich auch viel über die westlichen Künst ler*innen, deren Kunstwerke und Geschichten, mich auch tief beeindruckt haben.
Mit welchen Themen beschäftigst du dich? Wie äußert sich deine Arbeit zu gesellschaftlichen Themen?
Meine Kunstwerke sind oft ein Mittel, um auf das Leben zu reagieren oder zu rebel lieren. Die zeitgenössische Kunst ist nicht mehr nur rein ästhetisch, sondern tief verwurzelt in der Beziehung zwischen Individuum und Ge sellschaft, Politik und Kultur. Die Frage wie wir leben, fühlen und denken wird zu einem instinktiven Lebens- und Über lebensbedürfnis. Meine Arbeit ist eng mit der Gesellschaft verbunden.
Welche Kernaussagen willst du vermitteln?
Ich möchte die Veränderun gen, die in China stattgefunden haben, festhalten, reflektieren und aufzeigen. Andererseits möchte ich mich in der heuti
gen Zeit, die im Vergleich zur Vergangenheit immer noch globalisiert und informiert ist, ehrlich mit mir selbst aus einandersetzen und mich den Verwirrungen, Widersprüchen und Konflikten stellen, die in dieser spezifischen histori schen Periode auftreten. Durch diese Offenheit werden wir mehr Möglichkeiten schaffen, Einzigartigkeit künstlerisch auszudrücken.
Wann arbeitest du am liebs ten? Hast du eine Routine?
Von Montag bis Freitag, damit ich an den Wochenenden meiner Tochter Gesellschaft leisten kann. Persönlicher Frei raum und ein geregeltes Leben sind mir wichtig. In meiner Freizeit lese ich viel – Bücher über Kunsttheorie, Soziologie, Philosophie und Theologie helfen mir kritisch zu denken.
Im September 2022 ist deine Einzelausstellung in der whiteBOX in München. Was wirst du dort zeigen?
Diese Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch wichtige großformatige Bilder der letzten 15 Jahre. Alle Werke die die BMCA seit rund 10 Jahren
gesammelt hat, seit dem ersten Besuch bei mir in Peking 2015. Die Ausstellung gibt einen Überblick über wurden.vielePorzellanobjekte,repräsentativevondenennochnichtausgestellt huang-min-www.bmca-art.com/ 黄敏
»Kunst und Kultur sind unser Auftrag und unser Anliegen«, steht ganz präsent auf der Website des Vereins Freies Plakat geschrieben. Peter Fuchs rief den Verein ins Leben, um niedrigsubventionierter, freier Kunst und Kultur unterschiedlichster Art mehr Öffentlichkeit und Sichtbarkeit zu verschaffen.
Wir sprechen mit dem Regisseur, Schauspieler, Künstler und Unternehmer Peter J. Fuchs über das Plakatieren, das Sammeln, und urbane Freiräume.
Wann hast du die Plakatierfirma gegründet? Wie kam es dazu?
Das war 1996. Ich stand damals vor der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, denn ich war zwar künstlerisch, jedoch nicht wirtschaftlich erfolgreich. Ich griff also auf das Verteilen von Flyern und Plakaten zurück. Ich hatte das Glück, zu einem günstigen Zeitpunkt in das Gewerbe einzusteigen,
denn es wurden damals einige große Aufträge frei – meine dritte Kundin war bereits die Viennale. Alles Weitere kam danach ins Rollen. Ich war gewissermaßen die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Warum brauchen Städte mehr Plakatwände?
Das ist die Frage, ob es das überhaupt braucht. Ich persönlich finde es schön, wenn die Stadt bunt ist und eine Vielfalt hat an Graffitis, an Tags, Plakaten. Mich stört auch eine gewisse Hässlichkeit nicht. Ich liebe Plätze und
Orte, wo es Freiräume gibt. Mit dem Verein Freies Plakat habe ich mich erfolgreich für die Plakatfreiheit in Wien eingesetzt – für mehr Sichtbarkeit und Diversität.
Sammelst du auch selbst Plakate?
Ja natürlich – ich besitze wahrscheinlich das größte private Flyer- und Posterarchiv des letzten Vierteljahrhunderts. Allerdings völlig unstrukturiert. Ich bin kein Sammler, sondern ich sammle, und ich hoffe, dass ich damit in meiner Lebenszeit noch irgendetwas anfangen kann.
■ Daniel LichterwaldtWAS KANN EIN PORTRÄT AUSSAGEN?
Ich habe intensiv darüber nachgedacht, was es bedeutet, auf einem Bild festgehalten zu werden. Beeinflusst die Person, von der wir fotografisch ab gebildet werden, wie wir uns zeigen und wirken?
Können steheneinzigesundmiteinanderumnenverschiedeneneswichtiglicherweisewenigbringen,TeilFotograf*innenverschiedeneeinenanderenvonunszumVorscheineinen,denwirzukennenunddermögfürunserSelbstbildist?VielleichtbrauchtmehrerePorträts,dievonBetrachter*inaufgenommenwerden,zuerkennen,dassallekommuniziereninunserenGedankeneinmentalesBildnisentlassen.Ichhabeimmer
nur ein bestimmtes Bild vor Augen, wenn ich an gewisse Künstler*innen und Kura tor*innen denke. Es gibt nur eine Marina Abramović, eine Cindy Sherman, einen Michel angelo Pistoletto, einen Julian Schnabel, einen Hans Ulrich Obrist, und nur einen Harald Szeemann.UnsereZeitschrift Les Nouveaux Riches hat im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Künstler*innen in ihren Ate liers, bei Ausstellungen und anderen bewusst gewählten Orten fotografiert: So haben wir dazu beigetragen, wie Gert Resinger, Jovan Glušica, Felix Helmut Wagner, Ernst Lima, Jasmin Edelbrunner, Alfred Rottensteiner, Vuka
din Filipović, Stefan Bidner u.a. von der Öffentlichkeit gesehen werden. Ich lade Sie ein, mit den Porträts, die wir in den letzten Jahren produziert haben und mit den Bildern dieser aktuellen Sonderausgabe einen Augenblick zu verweilen, um sich selbst ein Bild davon zuZumachen.guterLetzt wünsche ich allen eindrucksvolle Tage auf der diesjährigen Parallel.
Ju ftoj të merrni kohë, të shikoni me kujdes gjithë portretet që kemi shkrepur ndër vite, si dhe ato të edicionit aktual, në mënyrë që të ndërtoni vetë një imazh tuajin.