LOW Magazine #1

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as Vorwort schreiben. Eine der letzten Tätigkeiten zur Vollendung der ersten Low-Ausgabe. Ein kleiner Traum wird endlich wahr - das eigene Kunst-Fanzine. Mich persönlich, als fanatischer Kunstinteressierter, gestaltet sich die Kunstsituation hier in Deutschland oftmals schwierig und hinterlässt manchmal einen schalen Geschmack. Die Akzeptanz der etablierten KunstSzene driftet langsam in eine eingeengte Richtung und verliert sich manchmal in Langeweile. Theorie hier und Marktspekulation dort. Sicher ist das immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. So sollte es auch sein und akzeptiert werden. Leider kommt das aber oftmals nicht so rüber. Die künstlerische Darbietung in Galerien und Zeitschriften stimmt mich persönlich meist unzufrieden. Es ist, als würde man als Rock-Musik-Fan nur die Möglichkeit bekommen zu klassischer Musik gehen zu können und Platten dieses Genres kaufen zu müssen. Das kann sicher auch nett sein, aber wirklich Spaß macht erst die lockere Atmosphäre auf einer Rockshow. Vielleicht kann man es so umschreiben, daß wir mit dem Low ein wenig den nötigen Rock‘n‘Roll in die bildnerische Kunst bringen wollen, oder vielmehr aufzeigen wollen, daß es diesen bereits gibt. Und das eigentlich nicht zu knapp. Allerdings geschieht dies leider oft abseits von Kunstakademien, kommerziellen Galerien und staatlichen Museen (zumindest hier in Deutschland), obwohl es irgendwo schon ihre Berechtigung als zeitgemäßer Gesellschaftsspiegel verdient hat. Schließlich handelt es sich hier ebenso um einen emotionalen und künstlerischen Umgang mit dem Zeitgeschehen, allerdings von Leuten wie du und ich, die eher aus subkulturellen Kreisen wuchsen. Die Stile und Richtungen sind dabei relativ und individuell, trotz allem gibt es viele Gemeinsamkeiten. Spaß, Ironie und die Offenlegung persönlicher Interessen. Es kreisen in den letzten 10 Jahren viele Begriffe für diese Kunstströmung umher, „Lowbrow“, „Outsider-Kunst“, „OutlawArt“, „Pop Surealismus“, „Underground-Kunst“ oder „Kustom Kulture“. Trotz allem gleichen sich oft die Einflüsse und Inspirationsquellen, die meines Erachtens den Unterschied zur angestaubten Kunst-Elite aufzeigen. Cartoons und Comics, Tattoos und Rock‘n‘Roll Musik, Hot Rods und Kustom Cars, B-Movies und Horrorfilme, Spielzeuge und Punkrock, Müsliverpakkungen und Grafik Design. Alles scheinbar triviale und unzeitgemäße Dinge, die aber den Künstler nun mal

geprägt und geformt haben und somit mehr Persönlichkeit in ihre Werke einfließen lassen als ein 1 Millionen Dollar Gemälde eines hochgehandelten „Meisters“, welches lediglich in überdimensionierter Form abstrahiert ein paar wissenschaftliche Farbtheorien aufzeigt. Ich denke den „Lowbrow“ Künstlern gelingt es immer wieder Werke zu schaffen, die auch eigenständig ihren Reiz beim Betrachter finden. Wo man kein Fachwissen und konzeptionelle Informationen benötigt um das Kunstwerk zu verstehen und man erst dann, eventuell beginnt, es zu mögen, obwohl man sich eingestehen muss, daß lediglich die Idee dahinter beeindruckend sein kann. Theoretische Kunst, nenn‘ ich das meist. „Lowbrow“-Künstler kennen auch alle diese Theorien und beherrschen das Malen und den Umgang mit Farben und Formen, Kompositionen, Konzepte und Spannungsaufbau. Was ich persönlich daran mag ist, das auch hier die Umsetzung, bzw. Anwendung stattfindet und Werke, darauf aufbauend, entstehen, die beim Betrachten einfach Spaß machen. Bilder die auch etwas zu erzählen haben und aus denen die Geschichten und Ideen für den Betrachter leichter herauszufiltern sind. Und oftmals steckt genau hinter diesen Werken, die ironischer Weise mit „Lowbrow“ (geistig nicht so anspruchsvoll) bezeichnet werden, mehr als hinter denen der elitären Gegenwartskünstlern. Wir wollen mit dem Low Magazin nicht urteilen und festlegen was Kunst ist, was Berechtigung hat und was nicht. Vielmehr soll es als eine Plattform gesehen werden, für alle Menschen, die die „etwas andere“ Kunst mögen, die mehr wollen als Theorien. Vielleicht auch Leuten, mit abgeschwächtem Interesse an moderner Kunst, wieder zeigen, daß Kunst doch Spaß machen kann und nicht alles hochgestochen pseudo-intellektuell sein muss. Hier soll all das eine Bühne finden, was anderswo vielleicht unter dem „Kunst“-Begriff etwas stiefmütterlich behandelt wird, und dennoch qualitativ absolut hochwertig ist, egal ob Rock-Poster-Art, Lowbrow, Pop Surrealism, Illustration oder Grafik Design, egal ob Kreuzungen aus Renaissance-Malerei und 60‘s Cartoons, oder aus Pop-Art und B-Movies. Pop- und subkulturelle Kunstströmungen, die irgendwo das Potenzial besitzen Publikum auch hier im deutschsprachigen Raum zu finden. Wie hat es das amerikanische „Juxtapoz“-Magazin mal formuliert?: „Art without wine and chees.“ In diesem Sinne: Lasst uns rocken. - Danny F. Criminal low 3



Ausgabe 1, August 2006

IMPRESSUM

3 EDITORIAL 7 NEW

HERAUSGEBER Art Dominator

CHEFREDAKTION | ART DIREKTION Mario M. Kafka Danny F. Criminal

MITARBEITER DIESER AUSGABE Nadja Poppe Jay Ryan Moritz Reichelt

COVERART Tara McPherson

Art-News

10 AARON HORKEY von Mario M. Kafka

22 Canvas Stories: NADJA POPPE von Nadja Poppe

24 JASON MUNN: THE SMALL STAKES von Danny F. Criminal

30 TARA McPHERSON Interview von Danny F. Criminal

41 Preview: FLATSTOCK EUROPE von Danny F. Criminal

DRUCK Druck & Satz, Großräschen

45 Preview: MORPH von Mario M. Kafka

DANKE FÜR UNTERSTÜTZUNG AN: Lore Gerstenberger, John Howard, Shag, Andy MacDougall, Meeloo (Bongôut), Geoff Peveto, Jay Ryan, Nadja Poppe, Moritz R, Tara McPherson, Jason Munn, Wolfgang Sangmeister, Ralf Krüger (Galerie Feinkunst Krüger), Yasha Young (Strychnin Gallery), Sal Canzonieri, Christin Damian, Carlos (Bloody Baron Records), Lil Tuffy, Wesley Winship, Aaron Horkey, Hauke (Gulaschbaron), Sebastian Arsand, Fritte, Jacob Covey, Heiko Müller, Michael Coldwell, Thom Piston

47 STRYCHNIN GALLERY Berlin von Mario M. Kafka

51 Preview: MOKI von Danny F. Criminal

52 WOLFGANG SANGMEISTER Interview von Danny F. Criminal

62 Canvas Stories: JAY RYAN von Jay Ryan

LOW - Art Magazine Königsbrücker Str. 93 D-01099 Dresden FON: +49 (0) 351 - 21 30 457 E-MAIL: info@low-magazine.com

www.low-magazine.com

64 SHAG WITH A TWIST von Danny F. Criminal

66 Canvas Stories: MORITZ R von Moritz R

68 Low Gigposters Gallery low 5



A FISTFUL OF ROCK & ROLL

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lectric Frankenstein Frontmann Sal Canzonieri ist einer der engagiertesten Gönner der Rock Art Szene. Für fast jedes Konzert seiner Band läßt er limitierte Poster-Drucke anfertigen, ließ verschiedene Künstler an die Covergestaltung seiner Samplerreihe „A Fistful of Rock & Roll“ und ließ auch alle Electric Frankenstein Cover von Coop, Forbes und Co. zeichnen. Nachdem er vor ein paar Jahren sein erstes Rock-Art Buch „The Art Of Electric Frankenstein“ vorgelegt hat, packt er jetzt noch eins drauf. Ende diesen Jahres, bzw. Anfang 2007 erscheint der über 1000seitige Wälzer „A Fistful of Rock & Roll – Real Rock Art for Real Rock Bands“. Rock-Poster, Rock-Cover und Rock-Flyer aus den letzten 20 Jahren von über 600 Künstlern aus aller Welt. Das Buch wird zusätzlich die Geschichte der Rock-Art Einflüsse von 1890 bis heute beinhalten. Für das Cover von „A Fistful of Rock & Roll“ zeichnet sich der amerikanische Poster-Künstler Stainboy verantwortlich. (Verlag: Dark Horse Books)

DON‘T WAKE DADDY!

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inen Termin, den ihr euch jetzt schon dick in den Kalender notieren müsst, ist die Group-Show „Don‘t Wake Daddy“. Der Hamburger Maler Heiko Müller und die Galerie Feinkunst Krüger organisieren derzeit diese einizigartige Lowbrow-Groupshow. Vom 2. Dezember bis 23. Dezember 2006 gibt es bei Feinkunst Krüger ca. 40 Werke von 40 herausragenden amerikanischen und deutschen Künstlern zu sehen. Mit dabei solch illustre Namen wie Anthony Ausgang, Von Arno, Johnny Yanok, Moki, Charles Glaubitz, David Chung, Heiko Müller und viele mehr. Low wird darüber berichten.

BEASTS!

Angie Mason

Jason Proudler

Charles Glaubitz

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eit dem Buch „Pop Surrealism“ von Kirsten Anderson erscheinen kontinuierlich Bücher mit und über Lowbrow-Kunst. Ein weiteres wird diesen Herbst in die Läden kommen. „Beasts!“ von Jacob Covey präsentiert gemalte und gezeichnete Kreaturen von 90 Künstlern (Heiko Müller, Art Chantry, Jeff Soto, Seonna Hong, Tim Biskup etc.). 200 Seiten, Hardcover. (Fantagraphics Books, www. fantagraphics.com) low 7


TARA McPHERSON EUROPA TOUR

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ara McPherson (siehe Interview im Heft) präsentiert ab 6. September 2006 eine komplette Sammlung ihrer Gemälde und Poster in ihrem ersten Buch, das mit einem Vorwort von Rock-Poster-Ikone Frank Kozik eingeleitet wird. „Lonely Heart: The Art of Tara McPherson“ kommt im Hardcover und mit 112 Seiten. Zur Vorstellung ihres Werkes beehrt uns die New Yorker Künstlerin im Oktober und November mit einer Tour durch Deutschland und Europa. Hier könnt ihr Frau McPherson treffen, Bücher signieren lassen, „Hallo“ sagen und Originale ihrer Werke anschauen: 26. Okt. – Brighton | 28. Okt. – Manchester „Richard Goodall Gallery“ | 31. Okt. – London „Best Store Ever“ | 04. Nov. – Hamburg „Feinkunst Krüger Galerie“ | 08. Nov. – Berlin „Videodrom“ | 11. Nov. – Zürich „Burodiscount“ | 14. Nov. – Mailand | 16. Nov. – Genf | 18. Nov. – Paris | .23. Nov – Athen „Bios“

GULASCHBARON - T-SHIRT LABEL

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aß man seine eingekauften Kunstsiebdrucke nicht mehr nur zu Hause eingerahmt an der Wand besichtigen muss, sondern jetzt auch am eigenen Leib öffentlich spazieren führen kann, ist die Idee eines neuegegründeten T-Shirt Labels. „Gulaschbaron“ aus Hamburg arbeitet mit Künstlern aus der Poster-Art-, Comic- und Underground-Kunstszene zusammen und legt T-Shirts mit individuellen Motiven dieser Künstler in streng limitierten Stückzahlen auf. Werke für die Edition trugen bisher Künstler wie Tanxxx, Bongôut, Jule K., Götzilla, Klaas und Danny F. Criminal bei. Alle Motive werden in Siebdruck auf qualitativ hochwertige TShirts gedruck. (www.gulaschbaron. de)

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„ NEW MASTERS OF POSTER DESIGN..

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oster Design for the New Century“ ist der vollständige Name eines neuen Buchs über Plakat-Design. Auch in Zeiten von Internet, eMails und Multimedia hat das Plakat auch heute noch einen hohen und nicht zu unterschätzenden Stellenwert als modernes Kommunikitionsmittel. Wie Kreative (Grafik Designer wie auch Künstler) heutzutage mit dem Medium Plakat umgehen und wo die Maßstäbe im Jahre 2006 liegen, versucht das Buch im Querschnitt aufzuzeigen. Natürlich sind populäre Rock-Poster Künstler ein fester Bestandteil des moderen ‚Postermachens‘ und so finden wir hier im Buch Ikonen der Szene wie Jay Ryan, Aesthetic Apparatus, Little Friends of Printmaking, The Heads of State und The Small Stakes. Insgeamt sammelte Autor John Foster (selbst erfolgreicher Grafik Designer) ca. 400 Posterdesigns und veröffentlichte sie hier auf 256 Seiten. (Verlag: Rockport)

[301STUDIOS] | www.301studios.net Rob Schwager | www.robschwager.com

(Fortsetzung Seite 68) low 9


„ I‘m sure growing up in that enviroment

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r setzt sich im Schneidersitz auf die Veranda und schaut sich um. Hinter ihm ertönen Schritte, erst entfernter, dann immer näher kommend. Es ist sein Vater, er erkennt es am Gang, kann es hören und spüren, sieht dabei vor seinem geistigen Auge, wie er von der Arbeit kommt, sich seine Pfeife aus der guten Stube holt, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen Richtung Veranda schlendert und sich auf seinen Schaukelstuhl setzt, um entspannt und friedlich Tabakringe in die Luft zu stoßen. Seine Mutter bereitet während dessen das Abendbrot, meist summt sie die Songs aus dem Radio mit. Die Veranda ist Teil eines Farmerhauses in der entfernten Steppe Minnesotas. Der kleine Junge, gerade einmal 4 Jahre alt, fühlt sich wohl hier, es gibt nicht viel, aber davon genug. Er schaut zu seinem Vater, sieht, dass er Recht hatte mit der Pfeife. Dabei fällt ihm ein Käfer auf,

der direkt vor ihm auf dem Boden herumkrabbelt und mühsam versucht, einen viel zu großen Brotkrümel von der Veranda zu rollen. „Was siehst Du?“ fragt ihn der Vater interessiert aus dem Hintergrund. Er überlegt – sein Blick auf den Käfer gehaftet. Er versucht in Worte zu fassen, welches Schauspiel sich ihm dort bietet, wie der Käfer sich immer wieder verändert, der Kopf verschwindet und sich in etwas anderes, unbeschreibbares verwandelt. Alles verschwimmt. In diesem Moment bemerkt er, wie sein Vater hinter ihm steht und ihm einen Stift und ein Blatt Papier über die Schulter reicht. „Zeichne es einfach auf, wenn du es mir nicht erklären kannst.“, sagt er und verschwindet im Haus. Der Kleine blickt auf das leere Blatt Papier, auf den Stift und wieder auf ’s Papier, vor seinen Augen der Käfer, er hält dieses Bild fest und beginnt zu zeichnen...

was integral to how I turned out“ low 11


Aaron Horkey der ganz normale

filigrane wahnsinn

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A

aron Horkey, einer der zurzeit angesehensten Posterkünstler Amerikas, der in seiner Filigranität und im Detailreichtum keine Grenzen kennt, wuchs auf einer Farm außerhalb Windoms, Minnesota auf. Tief in der Wildnis von Rural Cottonwood County erforschte der 1978 geborene die Steppen und Höhlen, die es dort zur genüge gab. Das beste daran, alles was er dort entdeckte, alte Knochen, Pflanzen, Strukturen, Käfer, seltene Vögel, behielt er im Kopf, um es irgendwann einmal zu zeichnen. Das fällt einem auch bei all seinen Arbeiten auf, die bei erster Betrachtung einfach nur genial durchgezeichnet sind. Aber schon nach einer kurzen Unterhaltung mit Aaron merkt man, daß da viel mehr dahintersteckt, als einfach nur ein aus dem Gedächtnis gezeichnetes Bild. Seine große Liebe gilt der Historie Minnesotas und der Natur. Bei jeder seiner Skizzen verliert er sich nicht nur

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im Detail der Zeichnung, sondern auch in der Recherche zu einzelnen Objekten in seinen Werken. Lateinische Namen, stillgelegte Fabriken, er läßt es nicht zu, daß er einfach NUR etwas zeichnet. „Die lateinischen Namen sind weitere Details, die ich während meiner Recherchen mache. Ich finde es gut sie auf die Skizze zu schreiben und gebe sie auch bei jeder Beschreibung zum Bild mit. Und, bevor du fragst, ich habe nicht Latein studiert.“ Aaron Horkey hat auch nicht Biologie studiert oder gar wie man denken könnte, Kunst. Nein, es ist immer seine Liebe zu Detail, die ihn dazu antreibt, alles so exakt wie möglich zu machen. Der größte Antrieb und die größte Hilfe waren ihm dabei seine Eltern. [...] „Sie unterstützten und bestärkten mich in meinem Tun (auch heute noch) und das zählt meiner Meinung nach mehr, als irgend etwas, das man jemandem in einem

gaping maw



self portrait

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Klassenzimmer beibringen kann. Genau deshalb würde ich auch sagen, daß das, was mich am meisten geprägt hat, mein Umfeld in Minnesota bei meiner Familie war.“

ten auf einfachem Zeichenpapier. Seine Zeichnungen verfeinert er mit weißem Gouache und schwarzer Acrylfarbe. „Normalerweise arbeite ich mit Acrylfarben, bin aber auch dafür bekannt, die Hintergründe mit Emaille zu bearbeiten. Am liebsten arbeite ich auf vorbehandelten Holzfaserplatten, exotischen Harthölzern (z. B. Amaranth, Bubinga oder Paduak) und auf rostigen Metallteilen.“ Zur zweiten Frage fängt er an begeistert aufzuzählen: “Dan McCarthy ist absolut unglaublich, Jay Ryan und Diana Sudyka von „The Bird Machine“ bringen auch ständig gute Sachen raus, „Little Friends of Printmaking“ sind gut dabei, die freundlichen „Dorks“ von Burlesque („Burlesque of North America“ - Posterkünstler-Zusammenschluß und Siebdruckfirma) sowieso, und dann wären da noch Seldon Hunt, Jacob Bannon, Daniel Danger, Griffin, Zeelot, Moscoso, Pushead, Brian Chippendale etc ...“

Der „Black Osprey“ Auf die Frage nach Stempeldruck ist da s Markenzeichen von Aa ron Horkey. Jeder seinen (seiner Meieinzelne Siebdruck, den er freigibt, bekommt solch einen Stempeldruck nung nach) bekannauf die Rückseite. Meist in ein er Fa rb bee,, die zum Motiv testen Werken, wird des Druckes paßt. er sehr bescheiden Leider gibt es ke ine Homepage vo n Aaron Horkey. Weitere Pl und selbstkritisch: akate, Poster und T-Shirts vo n ih m gibt es deshalb nu „Ich glaube nicht, r unter folgenden Internetadressen zu bestaunen. daß irgendwelche Arbeiten von mir der breiten Öffentlichwww.lagmagg.co .com m keit bekannt sind. www.burle lessq qu ued ue de desig sign.co om Ich habe einige Lowww.gigp po osste terrs. s.c .ccom om www.exprreessso gos und T-Shirts sobean ns.c s.co s. com om gestaltet, die mich wahrscheinlich bis ans Ende meiner Tage verfolgen werden, die meisten M an sieh ht selbst ein Aaron Horkey legt sich in seinem Man sieht, eit i en sind totale toota tale SScheiße, ch chei hei eiße eiße ße, ße, meiner „gut ankommenden“ Arbeiten G Ge eschmac a nicht auf eine Stilrichtung fest. Geschmack eh ht, zu dist tan anzi z erren zi n vvereer von denen ich mich, so weit es geht, distanzieren suche. rdden sehr seh hr gut ggu ut aufgenomaufg au fgen enoom en mEinige unserer letzten Poster wurden ie extr reem m llimitiert imittie im iert ert rt u nser eree er men, aber in anbetracht dessen, wi wie extrem unsere m ch hüten, mi hü üttten en, si en ssie ie „b „„berühmt“ beeerrüh hmt mt“ Siebdruckposter sind, würde ich mich zu nennen.“

Possteer, r, d ie iich ie ch h mir mir ir kaufen kaufe aau ufe fen Naja, wenn er denn meint, drei Poster, die s“, “,, sunnO))) sun unnO nnO n ))))) & Boris), Bori Bo ris) ris) s , wawaaw wollte (Mogwai , „Over the Atlas“, n aausverkauft, usve us verk rkau rk auft au ft, u un nd d da aß be aß b ei ren innerhalb von 20 Minuten und daß bei unnO) nnO) nn O))))! ))))!!! )!!! )! !! einer Auflage von 260 Stück (sunnO))))!!! nA rtikkel rt el über ü übe beer Aaron Aaaro A r n und und un Deshalb habe ich auch diesen Artikel oste ter M ter Mog oggwa wai u un nd „O „Ove ver ve explizit über seine beiden Poster Mogwai und „Over da ich ich mit ic miit dem m deem Ge d eda dank nken nken n the Atlas“ schreiben wollen, da Gedanken n von von beiden beeid b deen n Kunstdrucken Kun nst stdruc druccke dr ken ken gespielt habe, vielleicht einen ohl ni oh n ich icch hts ts.. geschenkt zu bekommen. Warr w wohl nichts. äne nen n weggew wis isch isch cht. W iee u und n nd Aber Scherz beiseite und Tränen weggewischt. Wie womit zeichnet Aaron Horkey in seinem Studio, hat solch ein Künstler Zeichenwerkzeug, das sich ein normal sterblicher nicht leisten kann und gibt es andere Posterkünstler, die er mag? Die Antwort auf die erste Frage lautet „Nein“! Aaron arbeitet mit normalen Micron- und Druckbleistif-

carlisle hurleant

W Wi s Wiee schon weiter oben angekündigt, dreht sich dieser Artikel explizit um zwei Kunstdrucke von Aaron Horkey. Ich wollte wissen, was hinter seinen Werken steckt, wie er an diese Arbeiten heran gegangen ist und ob er uns einige Interpretations-Ansätze dazu verraten könnte. Deshalb nun ungekürzt und unkommentiert: Aaron Horkey. low 15


i a w g o M D

ie ersten Ideen und Entwürfe zu diesem Bild unterschieden sich drastisch vom fertigen Druck. Das ist nicht unbedingt ungewöhnlich für mich, da mein „Schaffen“ immer wieder von Fehlschlägen und Neuversuchen geprägt ist. An der Komposition eines Bildes schraube ich in einem sehr kleinen Maßstab (manchmal nur 1/8) solange, bis ich damit zufrieden bin. Danach vergrößere ich es mit einem Kopierer um 200 Prozent und fange an die Skizze auszuzeichnen, sowie Details und Strukturen einzufügen. Solange, bis der Entwurf ausreichend ausgearbeitet ist. Ich mag es, mit einem kleinen Entwurf zu arbeiten, da ich meine Aufmerksamkeit aufs Zeichnen lenken kann, ohne mir Gedanken über die strukturelle Ausgeglichenheit machen zu müssen. Die verschiedenen Details und einzelnen Elemente fallen nur so vom Himmel, wenn ich mich endlich für einen Entwurf entschieden habe, so daß das Gerüst schnell fertig gestellt ist. Vom ersten Entwurf bis zum druckfertigen Produkt brauche ich normalerweise eine Woche. Die meisten meiner Projekte überlappen sich, so daß ich während des Zeichnens der laufenden Arbeit schon wieder mental bei den ersten Ideen und Entwürfe für das nächste Projekt bin. Die Farbschemas aller meiner Drucke entstehen bei mir während des Zeichnens der einzelnen Folien. Ich habe immer wieder auf die Möglichkeit gewartet, mehrfarbigen und mehrschichtigen Schnee mit Hilfe verschiedener Schatten aus Silber, weiß und grau darzustellen, dieses Projekt kam mir wie der perfekte Kandidat dafür vor. Ich glaube aber kaum, 16 low


daß ich diese Szene hätte akkurat umsetzen können, wenn ich nicht in Rural Cottonwood County aufgewachsen wäre. Es war auch hilfreich, daß Wezz (Anm. d. Red.: Freund von Aaron, Burlesque of North America) sich mit der Art und Weise eines Wintersturms auskannte, als es daran ging, die Farben zu mischen und die einzelnen Ebenen für den fallenden Schnee fertig zu machen. Dieses Gigposter war eines der wenigen, bei denen ich die Band nicht kannte. Die anderen sind „Arcade Fire“ und „The Magnetic Fields“ (von denen hab ich bis jetzt noch nichts gehört).

Signierte und ge: 264 nummerierte Aufla Artist Proofs: 18 Variationen: keine mpeldruck „Black Osprey“ Ste te sei ck Rü r auf de

Anfangs war ich nicht so begeistert ein Plakat für „Mogwai“ zu machen, aber es waren schon wieder ein paar Monate seit dem ersten sunnO))) / boris Tourposter vergangen, und als das Datum für Mogwai näher rückte, wollte ich unbedingt irgendwas machen. Die Idee und das Farbschema kamen wie von Geisterhand, also dachte ich mir, warum nicht? Es kam noch hinzu, daß Aaron Turner (Isis) ein Fan von den Jungs ist - und ich ein großer Fan von Aaron Turner’s Musiklabel Hydra Records und seiner Kunst bin. Ich vertraue seinem Geschmack in jeder Hinsicht, nicht nur musikalisch. Noch mal zu Mogwai, ein Bandmitglied von denen hat mal bei einer Live Per-

formance eines ISIS Songs mitgemacht. Die Live CD kam vor ein paar Jahren raus. Ich kann mich noch erinnern, den Bandnamen in den Songerklärungen gelesen zu haben! Daß Aaron Turner die Jungs unterstützte, blieb dann irgendwie kleben. Nach der Chicago Show von Mogwai hab ich mir dann doch mal eine SXCD vom kompletten Mogwai Set des Abends besorgt und ich muß sagen, das war echt genial. Die Interpretationen meiner Sachen überlasse ich normalerweise dem Betrachter, aber ein paar Infos können ja nicht schaden. Der alte heruntergekommene Pflug ist ein „Juno Listing“ Pflug von den „Case Plow Works“ aus Racine, Wisconsin. Dieses Modell müßte so um 1897 gebaut worden sein. Die Eule ist eine mutierte Form des kleinen Raufußkauz’, von dem bekannt ist, die kanadische Grenze nach Minnesota zu überqueren, wenn dort seine natürlichen Nahrungsressourcen aufgebraucht sind. Der Mogwai Gig wurde von Eric Westra gebucht. Der hat auch Wezz den Auftrag für das Poster gegeben. Eric ist einer von denen, die hinter dem Magazin „Ladies and Gentlemen“ stehen (lagmag.com). In der zweiten Ausgabe dieses Magazins erschien auch die Illustration von „Over the Atlas“ das erste Mal als aufklappbares Poster. Das ist mal ein Übergang, was? low 17


LAGMAG version

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as Bild von „Over the Atlas“ war ursprünglich eine Skizze, die ich für ein Gemälde ausgearbeitet hatte. 2005 wurde ich von den Leuten von „The Seventh Letter“ angesprochen, ob ich nicht etwas für eine Wanderausstellung mit dem Titel „Letters First“ machen wolle. Die Idee dahinter: Jeder Künstler der Ausstellung malt einen Buchstaben des Satzes: „The World Famous Seventh Letter Crew“. Jeder Buchstabe sollte auf einer gleichgroßen Leinwand gemalt werden, wenn man sie dann in der Galerie aufhängt, kann man den ganzen Satz lesen. Die Buchstaben wurden von einem der Organisatoren durch Zufall verteilt, ich hab das ‚F‘ bekommen; das war gerade eine der letzten von mir bevorzugten Buchstabenform, mit der ich arbeiten wollte. Anstatt mit einer traditionellen Buchstabenform zu arbeiten, entschied ich mich 18 low

ONE SCREENPRINTED version

dann doch lieber, die Buchstaben aus Objekten herauszuarbeiten, da ich die Abstraktion der einfacheren Lösung vorzog. Also kam ich zur Idee der Vögel auf dem Zweig und begann auf meine übliche Weise die Komposition herauszuarbeiten, bedacht darauf, daß das Bild gut ausbalanciert ist und gleichzeitig noch die Form eines großen ‚F‘ erkennbar bleibt. Danach übertrug ich die Skizze, und die anstrengende Arbeit begann. (Dies war meine erste, und wahrscheinlich auch letzte Arbeit auf Leinwand) Das Bild bekam ich letztendlich kurz vor der ersten Show in Los Angeles fertig. Wirklich glücklich war ich mit dem Ergebnis nicht, da die Oberflächenstruktur der Leinwand die meisten feinen Details undeutlich machte.


Ich kann mich erinnern, daß ich mich über den fertigen Entwurf ganz schön gefreut habe und dachte, daß es ein wunderbarer Art Print werden könnte, aber ich hab dann erst mal nicht weiter darüber nachgedacht und einfach weitergemalt. Gar nicht lange nach der Eröffnung der Sonderausstellung fragte mich Wezz, ob ich nicht ein ausklappbares Poster für das „Ladies and Gentlemen“ Magazin machen wolle. Wezz und die Herausgeber fanden die Idee gut, gleich nach Veröffentlichung des Magazins dasselbe Bild als Art Print anzubieten. Stimmung dieser Zeit erinnern. Ich hatte aber keine Zeit, Die stark limitierte Version sollte ein Chigago‘er Nobeleine völlig neue IllusBordell mit seiner Deko darstellen – rote Wände, goldetration anzufertigen, nen Möbel usw. deshalb entschied ich Zwar Irgendwie „nobel“, aber im Hintergrund dann wohl mich die Skizze vom ‚F‘ doch ziemlich verrucht. Die „frontier“ (Grenzgebiet zu nehmen und sie ein„Wilder Westen“) Version hat eine höhere Auflage. Die zufärben. Dazu mußte grundlegenden Denkanstöße waren dabei die damaligen ich einen neuen Rahmen und einen neuen Hintergrund Fahrpläne der Eisenbahnen und die üblichen Bilderrahzeichnen, da es dieses Mal kein Querformat werden sollte, men aus Pappe. sondern zweimal so hoch wie breit. Schwarz uns Silber sind mehr prakAls dann alle Elemente soweit fertig tisch und utilitaristisch zu sehen, EditionsInformati o n e n zu „O v waren (Outlines, Highlights, Wolkenwogegen das Burgunder und er the Atla s“: Subscribe seperation, Rahmen usw.) schickte ich das Gold der „chase“ Version /Flatstock Variante ( Goldene r R a h men / Gr alles zu Wezz, der sie dann zusamder versnobten gutbürgerlichen üner Inne nteil) R e menschoss. Amerikanischen Oberschicht und Paper – Orange P Auflage: 100 Da das Magazin nur in Schwarz/ mittelbar nach der Industriellen ape Tan/Kraft r – Auflage 3 Pa Weiß/Blau gedruckt wird, brauchten Revolution zuzuschreiben ist. Black Pap per – Auflage: 4 er – Aufla ge: 18 Baby Blue wir uns noch keine Sorgen über das Die Story hinter diesem Bild überPaper: Au flage 6 Farbschema für den Kunstdruck lasse ich wieder dem jeweiligem Alle mit G oldenem „B machen. Das gab uns ein wenig Stempeld Betrachter, aber auch hier einige ruck auf d lack Osprey“ er Rückse it e. Zeit. Anmerkungen dazu. In der Zwischenzeit mußte ich Der verlassene Getreideaufzug im Normale Web-Varia nte mir über die verschiedenen VersiHintergrund ist ein „Appleby“ Aufzug (Silberne r Rahmen / G e lb e r onen des Kunstdrucks Gedanken in Sheridan Township, Rural CodingInnenteil ) Black Pap e r – machen, da wir uns entschieden ton County, South Dakota. Er wurde 176 Orange P aper – 4 hatten, zwei total unterschiedli1883 von der „Atlas Grain Company“ Baby Blue Paper – 4 Red Pape che Versionen herauszubringen gebaut und diente den Farmern für 75 r – 14 – eine stärker limitierte für die Jahre; der letzte Eisenbahnwagon wurde Alle mit S ilbernem „ B S lack Ospre tempeldru Flatstock-Besucher und für die damit 1958 beladen. y“ ck auf der Rückseite. Leute, die ein Poster-AbonDie Vögel mit den Helmen im Vordernement bei Burlesque haben grund sind ein Paar (w/m) Gürtelfischer und eine Version in einer höhern (Ceryle alcyon) aus der Familie der AlceAuflage zum Verkauf auf unserer Website. dinidae. Das Insekt ist eine Blattlaus aus Ich war schon immer von der kurzlebigen Werbung der der großen Familie der Chrysomelidae. zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fasziniert. Jedes Farbschema von „Over the Atlas“ sollte an eine bestimmte by mario m. kafka low 19





2004 | 70 x 80 cm | Öl auf Holz

Nadja Poppe, die 1983 in Großenhain geborene Künstlerin, sudiert, nach einer Grafikausbildung, seit dem Jahre 2004 Malerei und Grafik an der Hochschule für bildente Künste Dresden.

www.kuhmuhlus.de

NADJA POPPE MEIN LEBEN IST EINE GROSSE TRAURIGKEIT von Nadja Poppe

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ch bin die Kleine in der Großen. Hier habe ich mich eingelebt. Bin ich eingezogen oder war ich schon immer hier? Vielleicht bin ich Teil des Körpers, in dem ich lebe. Ich habe einfach aufgehört zu wachsen. Manchmal fühle ich mich gefangen. Dann schreie ich und strampele und will raus. Oft finde ich mich dann in einem Kerker wieder. Manchmal aber schaffe ich es auch weiter vorzudringen. Ich schlage mich durch das Dickicht der Synapsen und schaffe Unordnung und Kopfschmerz. Und dann finde ich mich in der grünen Unendlichkeit wieder. Wärme, Geborgenheit, Sicherheit – Unendlickeit, Verlorenheit. Verantwortung und Last.

Gefühle. Wann habe ich zum letzten Mal ausgeruht? Wut, Traurigkeit, Angst, Zweifel, Verletzung, Ekel. Immer in Bewegung. Wenn ich mal Licht sehe, werde ich im nächsten Moment verdrängt. Ganz tief in das Innerste. Und es ist so schwer dort wieder wegzukommen. Ich wende all meine Kraft auf. Über einen großen Zeitraum. Fast habe ich schon aufgegeben und bin müde von meiner Qual, wenn sich etwas öffnet. Eine Luke. Ich weiß, wenn ich es will, kann ich es schaffen. Ein Durchgang. Ich kann es nicht allein tragen. Ich will bis zur äußersten Hülle vordringen, die mich umgibt. Neue Kraft schöpfen. Mich daran klammern. Am liebsten dort bleiben. Ich will wachsen. Eins werden mit meiner Behausung. Aber die Hülle ist zu stark. Ich kann sie nicht durchbrechen. Ich muss noch größer werden. Ich will wachsen. low 23


Daß Rockposter heutzutage nicht unbedingt mehr aus fluoreszierenden Cartoon-Figuren bestehen müssen, um die Gunst des Musik- und Kunstfans zu ergattern, ist nicht zuletzt auch Verdienst von Jason Munn und seinem Studio „The Small Stakes“.

Stellastarr | 45,7 cm x 61 cm | Siebdruck | Auflage: 50

Nada Surf | 48,3 cm x 63,5 cm | Siebdruck | Auflage: 102

von Danny F. Criminal

und Brötchen anfangs in verschiedenen Werbeagenturen und Design-Studios und gestaltete nebenher für befreundete Bands. Irgendwann wollte er aber sein „eigenes Ding“ machen. Begonnen hat er als „The Small Stakes“ vor gut dreieinhalb Jahren, als er anfing Poster für Shows eines Clubs in Berkley (Kalifornien) zu machen. Seit dem wuchs seine Karriere und Beliebtheit in der Rock-Poster-Szene stetig. Dies verdankt er natürlich seinem ganz besonderen Stil, die Reduktion auf wesentliche, einfache, symbolische Dinge, die die Musik der Bands auf eine ansprechende Art und Weise zu tragen wissen. Benannt

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ie Schönheit des Minimalismus erfreut sich nicht nur großer Beliebtheit im moderen Grafik-Design, sondern findet auch Einzug in die Rock‘n‘Roll Plakat-Kunst. Eine Reduzierung in der Gestaltung ist natürlich besonders angemessen für anspruchsvolle Indiepop- und Indierock-Bands wie Death Cab For Cutie, Nada Surf oder The Shins. Jason Munn aus Oakland, CA hat bereits für die meisten namenhaften Bands des Genres gearbeitet. Der 30jährige Graphik-Designer verdiente seine Brote 24 low


Built To Spill | 45,70 cm x 61 cm | 4-farbiger Siebdruck low 25


The American Analog Set | 48,3 cm x 63,5 cm | 2-farbiger Siebdruck hat er sein Studio nach einem Song der Band „Spoon“, welcher er in der Gründungsphase ziemlich oft und gern lauschte. Wie bei den meisten Plakat-Künstlern ist auch für Jason 26 low

die Musik Hauptinspiration für seine Werke. Dem Gestaltungsprozess liegt dann natürlich auch immer in erster Linie die Musik der jeweiligen Band zugrunde: „Ich kenn die Musik der meisten Bands, für die ich Poster


mache, ziemlich gut, so brauch ich meist keine großen Untersuchungen anstellen. Ich skizziere eine Menge, um auf eine Grundidee zu kommen und beginne mit dem Layout erst, wenn ich eine Idee habe, mit der ich zufrieden bin. Erst dann geh ich an den Computer und ‚layoute‘ den Großteil in Illusrator (Adobe). Sobald das Design fertig ist, beginnt der Druckprozess.“ Jason Munn bedient sich für seine Plakate letztendlich des limitierten Kunstdruckes und druckt sie meist selbst im Siebdruckverfahren. Auf die Frage zum ewigen Zwiespalt bei Rockpostern, ob dies schon Kunst sei oder noch Grafik Design, meint Jason: „Ich wuchs in einer ziemlich kleinen Stadt auf, die einzige Kunst die ich zu Gesicht bekam fand sich in Plattencovern, SkateboardGrafiken und T-Shirt-Designs. Für mich waren genau DIESE Dinge Kunst. Ich hab nie einen Unterschied zwischen Kunst und Design gemacht, trotzdem sehe ich mich eher als Designer, weil es der Zweck eines Plakates ist, eine Show zu bewerben.“ Kreiert man Musik-Poster aus persönlichem Kunstinteresse oder als kommerizelle Auftragsarbeit, wirft sich natürlich irgendwann die Frage auf ob man alle Bands mag oder mögen sollte, für die man Plakate anfertigt. Jason sagt: „Meistens ja. Natürlich mag ich einige Bands mehr als andere, manchmal ist es am schwierigsten für die Bands zu designen, die man am meisten mag.“ Obwohl The Small Stakes seine ganz eigene und per-

The Books | 48,3 cm x 63,5 cm | Siebdruck

sönliche Handschrift und Bildsprache entwickelt hat, gibt es natürlich auch im Hause Munn Inspriration und Leidenschaft von und für andere Kollegen des Fachs. Und so ist es nicht verwunderlich, daß da Namen fallen wie Brady Vest von Hammerpress, Jeff Kleinsmith, Aesthetic Apparatus und Dirk Fowler oder F2 Design. Alles Postermacher, die sich weniger dem illustrativen oder psychedelischen Stil verschrieben haben, sondern eher mit einer dezenten Grafik-Design-Ästhetik herausstechen. Poster die nicht den direkten Weg ins Auge des Betrachters suchen, sondern mit Feingefühl und Herz den Pfad durch die Seele des Kunst- und Musikfans finden.

www.thesmallstakes.com

B.S.S. | 45,70 cm x 61 cm | Siebdruck | Auflage: 200 low 27




TARA McPHERSON


H

erzlos zu sein, ist eine Tugend die mit viel Negativem geladen ist. Die Interpretation der New Yorker Künstlerin Tara McPherson spricht allerdings aus einem vollen lebendigen Herzen. Liebevoll, mit feinem Strich, entfernt sie das Lebensorgan ihrer Figuren in einfacher Symbolform. Tara‘s Bildwelt ist gefüllt mit Sanftheit und Süßem, kontrastiert gemixt mit dem Grotesken und dem Unerwarteten. Ihre Karriere begann als Plakat-Künstlerin für Rockbands. Inzwischen ist sie so vielseitig, daß man glauben mag in Tara‘s Universum hat der Tag nicht bloß 24 Stunden. Neben ihren aufsehenerregenden Rock-Postern, ‚designt‘ sie Art-Toys, zeichnet Comicstrips und gibt sich der Malerei hin. Tara McPherson fand trotzdem dazwischen Zeit mir ein paar Fragen zu beantworten.

Love Blows | 81,28 cm x 50,80 cm | Serigraphie mit 11 Farben | Auflage: 100 Stück


Depeche Mode, Raveonettes | 58,42 cm x 81,28 cm | 5-farbiger Siebdruck | Auflage: 235 Stück

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Interview: Danny F. Criminal DAN: Wie und wann hast Du begonnen zu zeichnen und zu malen? Gab es in Deinem Leben einen Punkt an dem Du für Dich beschlossen hast Kunst zu machen? TARA: Ich habe mich schon mein ganzes Leben lang für Kunst interessiert, so daß ich mich gar nicht an eine Zeit erinnern kann, zu der ich das nicht getan hätte, oder an einen Moment an dem mein Interesse an Kunst geweckt wurde. Ich habe das immer getan und immer schon das Bedürfnis gehabt dies zu tun. Von der Grundschule an besuchte ich Kunstschulen. Ich hab‘ Farbglas-Fenster in der siebenten Klasse gemacht. An der Highschool kam ich an einen Punkt, wo ich von dem, was sie uns beibrachten, komplett gelangweilt war. Ich hatte das starke Verlangen zu lernen, wurde aber in dieser Umgebung nie genug gefordert. Also machte ich die Highschool-Prüfung mit 16. Als ich 17 wurde, ging ich auf das Santa Monica Community College. Merkwürdig, als ich dort begann war ich echt fasziniert von Astrophysik. Dort war ich dann auch Vizepräsidentin des Astronomie-Clubs! Ich hab mein ganzes Leben lang

Kunst gemacht, aber ich denke, als ich begonnen habe mich für Astronomie zu interessieren, brauchte ich eine Pause von der Kunst und ging in die genau entgegengesetzte Richtung, sozuzusagen als Gegenreaktion zu all der Kunst, die ich bisher gemacht habe. Ich hab das eine Weile lang verfolgt, und eines Tages habe ich realisiert, daß ich nicht glücklich wäre mitten in der Nacht im Observatorium zu sitzen um Daten aufzuzeichnen (und jetzt mache ich selbst meine Arbeiten mitten in der Nacht). Zu der Zeit leitete ich einen Japanese-Anime/Toy/Art Store in West-L.A. namens “Banzai Anime” und das brachte mich auf so viele und verschiedene Künstler wie Amano, Nirasawa, Terada und Murakami. Ich war an einem Punkt wo ich wieder bereit war ernsthaft Kunst zu machen. Und dann entschied ich mich an meinem Portfolio für eine Kunstschule zu arbeiten. Ich wußte, ich wollte Illustratorin werden. Ich hab dann begonnen alle Kunstkurse am SMCC zu belegen, von Radierungen, Serigraphie bis hin zum Zeichnen. Als ich mich an das Art Center wandte bestand meine Mappe

Why Do I Do What I Do | 45,72 cm x 35,56 cm | Acryl low 33


Photo: Deborah Samantha

Plattencover werden. Eine Illustration von einem RockPoster kann in einen Kunstdruck verwandelt werden. Ich finde, ehrlich gesagt, Gefallen an all diesen Dingen. Und der witzige Teil meiner Arbeit ist, daß sich das jederzeit verändert. Wenn ich ein Gemälde fertig gestellt habe, mach ich ein Poster, danach geh‘ ich daran ein Spielzeug zu ‚designen’. Mir wird nie langweilig weil ich ständig zwischen den Dingen, die ich mache, switchen kann. Meist arbeite ich gleichzeitig an fünf Dingen. Wenn ich morgens aufwache und ich Lust habe den ganzen Tag zu zeichnen, kann ich das tun - oder ich will lieber malen, dann male ich halt. Es gibt nie einen langweiligen Moment für mich.

hauptsächlich aus limitierten Drucken, Holzschnitten, Radierungen, Linolschnitten und Siebdrucken. DAN: Hast Du weitere künstlerische Ausbildungen genossen? TARA: Als ich am Art Center war habe ich ein Praktikum bei Matt Groening‘s “Futurrama” gemacht. Ich hab das so sehr gemocht, daß ich mir gleich noch zwei Semester freigenommen hab‘, um länger dort bleiben zu können. Da hab ich eine ganze Menge gelernt. Vor allem aus erster Hand zu erfahren wie so eine ganze Animations-Produktion funktioniert. Es war eine künstlerische Erfahrung von unschätzbarem Wert und ich lernte dort sehr viel über das Character-Design. DAN: Du bist Malerin, Illustrator und Plakat Künstlerin. In welchem Gebiet fühlst Du Dich am wohlsten? TARA: Für mich überschneidet sich das alles, die Grenzen verwischen. Ein Gemälde für einen kommerziellen Job kann in einer Galerie ausgestellt werden. Ein Plakat für einen Kunstdruck könnte ein 34 low

DAN: Nicht zuletzt ‚designst‘ Du auch Art-Toys. Dieses Medium ist für Künstler ja noch recht frisch, hier in Deutschland noch fast unbekannt. Was denkst Du, wie wird sich diese Art-Toy Szene in Zukunft entwickeln? Was ist das Besondere am Spielzeug-Design? TARA: Ich hab nie bemerkt, daß der Spielzeug-Markt nei euch noch nicht explodiert ist. In Amerika ist es seit vielen Jahren ein großes Ding, in den letzten Jahren wuchs die Popularität beträchtlich. Ich war schon früh limitierten Collectable-Toys ausgesetzt, da ich in diesem Japanese-Anime Laden gearbeitet habe. Die meisten Toys dort waren Japan-Importe. Ich denke, die Toy-Kultur in Amerika wurde definitiv von japanischen Künstlern und Firmen hervorgebracht und wächst jetzt zu einer erstaunlichen Szene. Da gibt es Firmen wie Kidrobot und Strangeco, die hochqualitative Collectable-Vinyl-Toys produzieren. Die Tatsache, daß das limitierte Editionen sind, schafft ein Bewußtsein sich diese Toys schnell beschaffen zu müssen. Das ist dann wiederum für den starken Handel auf Webseiten wie eBay verantwortlich. Der Markt wird wohl beständig weiterwachsen. Ich hab schon immer Spielzeuge gesammelt. Mein Haus sieht eigentlich wie ein Spielzeugladen aus. Also hab ich auch begonnen, Spielzeuge zu machen. Meine ersten waren ein Dunny für Kidrobot, ein paar Circus Punks für Strangeco und ein Qee für OxOx/Toy2R. Ich hab gerade eine Kollektion von Toys entwickelt, nach meinen eigenen ‚Characters‘; die wird bei Kidrobot rauskommen. Das erste Set sollte ir-


You Found Words to Put With Sounds, Incidentally You Used My Pen to Write Them Down | 30,50 cm x 30,50 cm | Acryl & Öl gendwann gegen Ende des Jahres erscheinen und wird “The Adventures of Ace and Ion – Fox Fur Adventure Set” heißen. Das sind 10 cm große beflockte Vinylfiguren und sie kommen in einer Raketen-Box. Im Moment arbeite ich an neuen Designs für noch mehr Spielzeug. Eine Sache auf die ich mich riesig freue ist eine Figur meines “Heartless Girl” - Orian. Ich will auch meine Liebe für Toys mit meinen Galeriearbeiten kombinieren, in dem ich größer dimensionierte Resin-Skulpturen für meine Show in der Jonathan Levine Gallery in New York City Anfang 2008 kreiere. DAN: Wie gehst Du in technischer Hinsicht an Deine Werke heran. Mit welchen Materialien arbeitest Du? Wie lang braucht es, ein Artwork wie z.B. „Dream A

Little Dream“ zu kreieren? TARA: Für meine Galerie-Gemälde benutze ich Acryl-Farben von Golden auf dünnem Birkenholz. Bei den Comics, die ich gemalt habe, arbeitete ich meistens auf Zeichenkarton, weil es besser saugt und ich damit einfach schneller malen kann. Für meine Siebdruck-Plakate und Kunstdrucke zeichne ich die Bilder auf Bristol-Karton, dann scan‘ ich sie und separiere die Farben in Photoshop mit PMS-Farben. Der “Dream A Little Dream”-Druck war ursprünglich für eine Comic-Sammlung namens “Project Superior” (Adhouse) gemacht. Die Auflagen waren; einfarbig plus schwarz mit der Option Schattierungen zu benutzen. Also wußte ich, ich will es so machen, das es wie ein Siebdruck low 35


aussieht. Ich skizzierte meine Idee und zeichnete die Endversion auf 35,5 cm x 43 cm großem Bristol-Karton. Dafür benutzte ich einen Non-Photo Blue Stift um meine Vorzeichnung zu machen. Fertig habe ich die Arbeit dann mit einem dünnen Bleistift gemacht. Dann habe ich das gescant,, die Farben in Photoshop gesetzt und eine Datei der Firma geschickt. Danach redete ich mit meinem Siebdrucker, Diesel Fuel Prints, darüber und er schlug mir vor, daraus einen Kunstdruck zu machen. Ich dachte, das wäre eine großartige Idee! Ein übergro-

gebraucht und das Siebdrucken dauerte zwei oder drei Tage, denke ich. DAN: Dein Stil ist prägnant und unverkennbar. Was, bzw. wer inspiriert Dich bei Deinen Arbeiten? TARA: Danke! Ich hab‘ nie wirklich versucht einen Stil durchzusetzten als ich im College war. Ich hab mit verschiedenen Techniken und Medien experimentiert. Das bedeutete natürlich, daß meine Arbeiten ziemlich unterschiedlich waren. Ich hab mich da nie an etwas

Dream A Little Dream | 18“ x 14“ | 3-teilige Serigaphie mit 7 Farben ßer, siebgedruckter Comic-Kunstdruck! Wie clever! Und so haben wir das getan. Ich bereitete dann mein Line-Art für den Siebdruck auf und schickte Andy von Diesel Fuel meine Ebenen-Datei. Das war ein siebenfarbiger Druck; rot, schwarz und fünf Grauabstufungen. Wenn Du eine Ebenen-Datei einem Siebdrucker schickst ist jede Farbe auf ihrer eigenen Ebene, damit er jede Ebene auf Film drucken kann, um die Siebe belichten zu können. Sieben Farben bedeutet sieben Ebenen und drucken mit genauso viel einzelnen Sieben. Für das Zeichnen und Färben hab ich ungefähr zwei Wochen 36 low

festgehalten bis zu meinem letzten Jahr auf der Schule, aber als ich das dann tat war es sehr natürlich und ehrlich, denke ich. Ich hab es nicht probiert, ich hab es einfach getan. Meine künstlerischen Inspirationen sind Maler wie Botticelli, Caravaggio, Bronzino, Ingres, Van der Wyden, Bosch und Schiele. Ich liebe auch japanische Holzschnittkünstler wie Hokusai, Hiroshige und Yoshitoshi. Ich kaufe auch regelmäßig Kunstbücher und finde in letzter Zeit Inspiration in seltsamen Dingen wie Tiefseekreaturen und alten Fabrik-Mustern. Teil, um ein


erfolgreicher Künstler zu sein, ist es, zu lernen wie du dich selbst konstant inspirierend hälst. Es wird schwierig wenn du gerade in der Mitte eines großen Projektes bist, die Deadline in zwei Tagen ist und der Auftraggeber dich mit eMails zuschüttet, und alles was du willst ist einfach nur mit Freunden in der Sonne sitzen und ein paar Margaritas trinken. Ich hab aber kreative Wege gefunden um meine Konzentration und Inspiration beizubehalten. Ich bin dennoch glücklich, daß ich ziemlich besessen bin, so beginne ich irgendwas, was

Künstlern. Meine Geschichte heißt “Diaspora” und ist 14 Seiten lang. Das Projekt an dem ich gerade arbeite heißt “Donor” geschrieben von Steven T. Seagle, wird auch herausgebracht von Vertigo. Das ist eine 100seitige Hardcover Grafik-Novelle und ich male das ganze Ding. Ich muß ziemlich verrückt sein, 100 Seiten handzumalen oder ich werde es sein wenn es fertig ist. Aber ich muß gestehen, daß ich die Herausforderung gern annehme. Die Story ist so fantastisch und wird wirklich lustig, weil Steven es speziell für mich zum illustrieren schreibt. Ich müßte alle Seiten im Sommer 2007 fertig haben und könnte mir vorstellen, daß es dann den darauffolgenden Winter veröffentlicht wird. DAN: Du arbeitest eng mit Diesel Fuel Prints zusammen. Wie ist es zu dieser Beziehung gekommen? Hast Du früher Deine Sachen auch selbst gedruckt? TARA: Ja, wir haben die besten Geschäftsbeziehungen. Sie veröffentlichen alle meine Siebdrucke, egal ob es Rock-Poster oder Art-Prints sind. Ich hab Diesel Fuel durch einen Freund entdeckt. Er suchte nach einem Drucker und sah eine Anzeige für Diesel Fuel in einem Magazin. Ich hab‘ mich Andy, dem Besitzer, vorgestellt und kurz danach haben wir auch schon begonnen, zusammen zu arbeiten und von da an wuchs es. Nicht nur, daß sie die besten Drucker des Planeten sind, sie sind auch alle supertolle Leute und Andy ist einer meiner besten Freunde . Als ich begonnen habe Rock-Poster zu machen hatte ich nicht die Möglichkeit die Plakate zu siebdrucken, also hab ich High-End-Farbkopien gemacht. Du hast immer irgendwo angefangen und arbeitest Dich rauf. Das hat alles mit dem Aufbau einer soliden Basis zu tun, von der aus man wächst.

ich üblicher Weise für längere Zeit nicht stoppe. Nun, vielleicht ist das nicht glücklich, aber es ist gut für die Qualität eines Künstlers. DAN: Du arbeitest an einer Grafik-Novelle (Comic) welche im nächsten Jahr erscheinen soll. Erzähl uns etwas darüber. TARA: Ich hab eine gemalte Kurzgeschichte für eine Vertigo DC Grafik-Novelle namens “Fables: 1001 Nights of Snowfall” fertiggestellt, geschrieben von Bill Willingham.Das ist eine Anthologie mit 10 verschieden

DAN: In Kürze erscheint Dein Buch „Lonely Heart: The Art of Tara McPherson“. Wann genau wird es erscheinen? Wie tief bist Du involviert bei der Erstellung des Buches? TARA: Ich war tief in das Design und Layout des Buches involviert. Ich hab das Cover gestaltet und überhaupt das Aussehen und ich hab ausgesucht, welches Bild auf welche Seite kommt. Das war eine Menge Arbeit. Viel mehr, als ich dachte, daß es ein Buchlayout jemals machen würde. Aber wieder war es eine großartige Erfahrung und ich hab eine Menge davon gelernt. DAN: Was erwartet uns in dem Buch? TARA: So ziemlich alles, was ich jemals als professionelle Künstlerin geschaffen habe. Malereien, Illustrationen, Zeichnungen, Plakate, Kunstdrucke, ein Interview low 37


High on Fire, The Bronx, Big Business, Buried Inside | 40,64 cm x 58,42 cm | 5-farbiger Siebdruck | Auflage: 300 Stück 38 low


und ein paar Photos sind da auch noch drin. Es sind 112 Seiten und ich hatte Mühe alles dort unterzubekommen. Ich war so aufgeregt als ich den Farbentwurf des Buches bekam, ich hab mir beinahe in die Hose gemacht, so cool sah das aus. DAN: Du kommst Ende des Jahres nach Europa Dein Buch vorstellen. Wird das Deine erste Europareise? Wo und wann wird man Dich antreffen können? TARA: Ja, ich hab mich entschieden eine Kunsttour zu machen, um die Veröffentlichung meines Buches zu supporten und Fans zu treffen. Ich hab mir gedacht, wenn Bands touren können, dann können das Künstler auch. Ich bin bereits zuvor zwei mal durch Europa getourt. Hauptsächlich um in Museen und sonderbare alte Kirchen zu gehen.

nur noch Bilder für Ausstellungen in Galerien und Museen zu malen. Aber es macht halt soviel Spaß Comics, Spielzeuge, Rock-Poster und all die anderen Dinge, die ich bis jetzt gemacht habe zu machen. Damit aufzuhören, bin ich in nächster Zeit noch nicht bereit.

www.taramcpherson.com

DAN: Kürzlich sah ich ein Photo von Dir mit Bassgitarre. Gibt es etwas über eine Musikkarriere zu erzählen? TARA: Ich spiele Bass seit ich 15 bin und war in einer menge Bands. Nicht, daß es jemals auf großen Erfolg hinauslief, aber es hat meine Karriere, Rock Poster zu machen angestachelt. Meine ersten habe ich für meine alten Bands gemacht. Ich glaube ich bin besser als Künstlerin, als Bassistin. Ich mach immer noch Musik und hoffe wieder eine gute Band hier in New York City zu finden. Es steht immer noch auf meiner “Things-ToDo”-Liste. DAN: Welche Musik magst Du persönlich? TARA: Ich mag alle Arten Musik von Indie Rock über Hip Hop bis Metal. In letzter Zeit höre ich Converge, The Sword, Mastodon, High on Fire, Goblin Cock, Neil Young, The Doves, Red Sparowes, Dr. Octogon, Sabbath, Iron Maiden, old Metallica, The Dears, The Animals, Isis, Dylan, Slayer, Pentagram, King Diamond, Cheap Trick, 50 Cent, A Tribe Called Quest, Diamond Nights, Prince, Echo and the Bunnymen, Electric Wizard, Shellac, Illinois, Fucking Champs, Drunk Horse, früher Michael Jackson, The Kinks, Dead Meadow, Bongzilla, Dillinger, Pelican, Early Man, Pinback, Melvins, John Lee Hooker, Drop Dead, Enslaved, The Convocation Of, Autolux, Billie Holiday und, da gibt es noch viel mehr, da könnte ich hier noch Tage lang weitermachen. Laß es uns so sagen, Musik ist ein großer Teil meines Lebens. DAN: Was planst Du für die nahe und ferne Zukunft? TARA: Mein idealer 10-Jahres-Plan der mir vorschwebt, wäre langsam mit den Auftragsarbeiten aufzuhören und

Sometimes I Just Want a Hug | 30,50 cm x 71,12 cm | Acryl low 39



von Danny F. Criminal

Flatstock - Die weltweit größte und spektakulärste Rock-Poster Messe findet ihren Weg erstmals nach Europa. Eine geballte Ladung Kunst, Musik, Kreativität und Inspiration wird sich vom 21. bis 23. September in der Hansestadt Hamburg präsentieren. Natürlich findet auch hier in Deutschland, nach amerikanischen Vorbild, Flatstock innerhalb eines Musikfestivals statt: Das Reeperbahn Festival.

„Flatstock Europe“ Flyer von Lil Tuffy

„Slowboy“ Poster von Fritte (Siebdruck)

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m Jahre 2002 fand die Flatstock-Manie ihren Anfang. Zu der Zeit wuchs in den Vereinigten Staaten die Rock-Poster-Szene stetig und erreichte bereits eine Größe und Beliebtheit, die förmlich danach schrie, etwas Komplexeres ins Leben zu rufen. Einige Designer gründeten das American Poster Institute (API) mit Frank Kozik an der Spitze. Eine unkommerzielle Vereinigung von Rock-Poster-Künstlern, die mit ihrem Verband die Möglichkeit schafften, größere Events rundum Poster-Art zu organisieren. So hatte man die Möglichkeit, sich in größere Musikfestivals einzuklinken oder Conventioncenter anzumieten. Als Anlaufstelle für Rock-Poster-Künstler ist das API in der Form weltweit einzigartig. Der internationale Status des Verbandes ermöglicht nicht nur Amerikanern die Mitgliedschaft, wie der Name irrtümlicher Weise vermuten läßt. Flatstock 1 fand damals noch in San Francisco statt. Die damalige Hochburg der Rock-Poster-Art. Ab 2003 organisierte das API jährlich zwei Flatstocks. Immer abwechselnd in Austin (Texas) beim South low 41


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By South Music Festival und Seattle (Washington) beim Bumbershoot Arts Festival. Allen namenhaften Künstler der Szene konnte man dort begegnen, von Jermaine Rogers über Emek bis hin zu Tara McPherson und Jason Munn. Seltene und neue Siebdrucke konnten im Original bestaunt werden und natürlich auch käuflich erworben werden. Von Flatstock zu Flatstock gab es steigenden Zuspruch des Publikums. Und auch die Designer- und Künstlerschar wuchs von Jahr zu Jahr. In Europa dagegen blieb die Poster-Szene über die Jahre recht überschaulich, aber auch hier tauchen immer mehr Enthusiasten mit Potenzial auf, so daß es nun fast in jedem europäische Land einige international erfolgreiche Vorzeigekünstler gibt. Italien, Schweiz, England, Holland und Deutschland sind derzeit die aktivsten Nationen der europäischen Szene. Den amerikanischen Künstlern, die hier in Europa Poster42 low

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Touren durchführten, blieb diese Entwicklung natürlich nicht verborgen. Hier war alles noch frisch und neu, es entwickelte sich was. Irgendwann lag es auf der Hand, Flatstock auch mal im guten alten Europa über die Bühne gehen zu lassen. Organisiert in Zusammenarbeit mit der Galerie Feinkunst Krüger, dem American Poster Institute und dem Reeperbahn Festival. Die Galerie Feinkunst Krüger ist deutschlandweit führender Gigposterhändler und – aussteller und arbeitet bereits seit Jahren eng mit der amerikanischen Poster-Szene zusammen. Dort liefen Auststellungen von Derek Hess über Marco Almera bis hin zu Jay Ryan. Jay Ryan ist selbst einer der führenden Köpfe des American Poster Institute. Nicht verwunderlich also, das die Wahl für das erste Flatstock in Europa auf Hamburg fiel. Im „roten“ Herzen der Stadt, auf der Reeperbahn werden sich namenhafte Künstler der europäischen und


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(1) „Bite It“ Poster von Fritte · (2) Paul Imagine, Flatstock 7 (Photo: Andy MacDougall/Squeegeeville.com) · (3) „Devo“ Poster von Lil Tuffy · (4) Flatstock 8 (Photo: John Howard) · (5) Flatstock Beer bags von The Decoder Ring Design Concern · (6) „Mudhoney“ Poster vom Decoder Ring · (7) Flatstock 5 (Photo: A. MacDougall) · (8) „The Fantomas Melvins Big Band“ Poster von Bongôut

amerikanischen Poster-Szene präsentieren. Zusagen kamen bereits z.B. von Geoff Peveto vom Decoder Ring Design Concern (USA), Jay Ryan und Diana Sudyka von The Bird Machine (USA), Tara McPherson (USA), Malleus (Italien), Tanxxx (Frankreich), Firehouse (USA), Bongôut (Frankreich/Deutschland), Crosshair Press (USA), Maynhard Castain (USA), Fritte (Deutschland), Lil Tuffy (USA), Guy Burwell (USA), Clay von Gigposters.com (Kanada) und auch meine Wenigkeit inklusive dem Low Magazine wird den Weg nach Hamburg finden und Rock-Poster feilbieten. Flatstock Europe findet in einem Zelt auf dem Schaubudenplatz innerhalb des Reeperbahn Festivals statt. Pate für dieses Event stand das South By South Music Festival in Austin. Zahlreiche Bands spielen in den verschiedensten Clubs im Amüsier- und Kneipenviertel der Stadt. Der Besucher bezahlt ein

Festivalticket und kann damit alle gebotenen Shows besuchen. In Hamburgs Rotlichtdistrikt werden ca. 15 Clubs dem Festivalbesucher die Tore öffnen und Bands wie Tocotronic, Radio 4, Hidalgo, Blumfeld, King Kahn & His Shrines oder Missouri aufspielen lassen. Also sucht euer Taschengeld zusammen, pumpt euch was bei der Oma, löst eure Bausparverträge auf und kommt nach Hamburg Kunst kaufen und Musik gucken.

21.09. - 23.09.2006 Reeperbahn Festival, Hamburg / Flatstock Europe Poster Convention · www.reeperbahn-festival.de · www.flatstock.com · www.americanposterinstitude.com · www.feinkunst-krüger.de low 43



die kunst im fließen lassen

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orph legt sich nicht fest. Morph läßt sich nicht beirren. Morph verändert sich von Jahr zu Jahr. Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man die alten steinernen Treppen in die Fabrikhalle hinaufsteigt. Sonderbare Skulpturen, Gemälde, Collagen schon seit 1996 organisieren Sebastian Arsand, Jens Puppe, Christoph Butters und ihre Mitstreiter im kleinen Finsterwalde zwischen Dresden und Berlin diese jährlich wiederkehrende Kunstausstellung. „Wir wollen eine Plattform für Kunstinteressierte und junge Künstler in der Umgebung schaffen, die sonst nicht die Möglichkeit haben auszustellen. Das reizvolle daran ist, daß wir völlig frei sind, jeden ausstellen lassen und die Kunst nicht bewerten.“ Auch in diesem Jahr haben sie sich wieder dieses Ziel gesetzt. Am 5. August öffnen sich die schweren, eisernen Tore zur alten Halle zum sechsten Mal, um wieder einmal einem interessierten Kreis zu beweisen, daß man Kunst nicht immer aus entfernten Ländern und Kulturkreisen oder gar aus den bestbewachtesten Museen klauen muß, sondern daß diese vor der eigenen Haustür zur genüge zu finden ist. In den vergangenen Jahren hörten nicht mehr nur junge Leute den Rufen von Morph, somit ist diese Kunstausstellung meist ein gelungener Querschnitt durch Generationen und Stile hindurch. Tretet ein und laßt euch ‚fließen‘. Vernissage 5. August 2006 Uhrzeit der Eröffnung und Dauer der Ausstellung noch unbekannt Schacksdorfer Straße ( ausgeschildert) 03238 Finsterwalde weitere Infos auf www.low-magazine.com

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STRYCHNIN gallery

Auf der Suche nach Hilfe für das „Low - Art Magazine“ stießen wir auf eine sehr interesannte Frau. Yasha Schulz-Young, vormals Deutsche, ging vor vielen Jahre nach Amerika. Dort arbeitete sie für einige Zeitungen, lernte Künstler kennen und eröffnete eine Galerie in Brooklyn. Die Strychnin Galerie. Um auch uns Deutsche in die Faszination künstlerischer und genialer Experimente einzuführen, eröffnete sie vor nicht ganz einem Jahr ein Pendant dazu in Berlin. Auf 95 qm kann man dort ständig neue und beeindruckende Ausstellungen von nicht ganz gewöhnlichen Künstlern bewundern. Irgendwo zwischen Deutschland und Amerika fand sie ein wenig Zeit, uns ein paar Fragen zur Galerie, ihrem Leben und ihrer Liebe zu beantworten. low 47


Wie lange gibt es die Strychin Galerie schon in New York? Ich habe das Projekt schon seit einigen Jahren in Brooklyn und im East Village. Jetzt im Moment ziehen wir gerade in eine neue Location nahe Chelsea in die 30th und 10/11 Avenue. Dort werden wir unser Headquarter aufschlagen. Hast du ein Team im Hintergrund, oder läuft die komplette Organisation der Shows über Dich? Die meisten mache ich selbst, denn durch meine Arbeit bei einigen Zeitschriften oder anderen Projekten mit befreundeten Künstlern habe ich schon seit vielen Jahren gute Kontakte. Es ist einfacher auf diese Basis aufzubauen. Man hat 48 low

doch schon einiges zusammen gemacht und ich kenne ihre Vorlieben, sowie sie meine und man weiß um die Wünsche und Ansprüche etc, das ist einfacher als wenn man bei null anfangen muß. Allerdings habe ich ein tolles Team, sowohl in NYC als auch in Berlin, die sich, sobald Termine festgelegt sind, um die Produktion und die Künstlerbetreuung kümmern. Da ich mich kaum länger als zwei Wochen in einem Land aufhalte, geht es ohne ein absolut professionelles Team gar nicht. Bisher hab‘ ich großes Glück gehabt mit meinen Leuten!!! Woher stammst du, woher deine Liebe zum Lowbrow? Mhm, ich weiß nicht, ob es die Liebe zum Lowbrow ist oder die Anziehungskraft, die Kreativität, Mut, Experimentierfreude und interessante Menschen auf mich haben. Diese Kombination findet sich bei vielen der sogenannten „Lowbrow“-Künstlern wieder. Auch mag ich den Aspekt des Crossover; ich gehe auf ein X-game Event und lerne einen


Skater Skat Sk ater at err kkennen, en nne nen, n,, dde der er n nebenbei ebenb b beii Graffiti Grafffi sprüht, oder ich befinde m ich ic h auf auf ei eeinem neem Ko Konz nzer nz zer er t u ert n die Frau des Drummers mich Konzert und malt ma lt u nd bba as elt aste as l völlig völ ölli ligg abgedrehte li abge ged ed und bastelt Puppen in ihrer Freizeit ... de derr Mix Mix ist, isst, was ist waass iich ch llie ch i be ie be liebe. Kei ine G renzen und starre Formen, in die sich der Künstler Keine Grenzen zwä zw änge än gen n mu m muß uß, ß, u um m al alss solcher gezwängen muß, ssehen se ehe hen he n zu w erde er den de n oder od agieren zu werden können. könn kö nnen nn en.. en

und Sammlern, die sich freuen, endlich mal den Künstler zu treffen, den sie kaufen und das Werk live zu sehen, anstatt immer nur im Internet. Wer sind eigentlich Deine Lieblingskünstler?

Wi W ie ist ist is st bis bis je bi etz die Resonanz der Wie jetzt Be erl rlin liner in ner oder od ode de der Deutschen? Berliner IIch Ic ch de denk n es ist ein Gemisch aus denke Inte In tere te ress und Wundern, gepaart re Interesse mitt Unverständnis oder aber auch mi Ne Neugierde, tatkräftige Unterstützung, besonders aus der Kunstszene und neuentdeckter Enthusiasmus ... genau das, was wir brauchen und erreichen wollten (yeah!). Wie war die Eröffnung, welches Publikum ziehst du mit deiner Galerie an? Die Eröffnung war ein voller Erfolg. Unser Publikum „mixed“ sich inzwischen aus Tattooszene (Leute, die sich Bilder meiner Künstler tättowieren lassen), Galleristen, Künstlern, Interessierten, Käufern

PFFFFFFFFFFF, man, wo anfangen: Frieda Carlo, Gaudi Neil Geiman, Dave McKean + ALLE meine Künstler und Freunde. Warum hast Du eine zweite Galerie in Berlin aufgemacht, und nicht zum Beispiel in London oder Dresden? Wenn man an die großen Kunststandorte in Europa oder weltweit denkt, dann sieht es immer noch so aus: London, NYC, Berlin, Tokyo, Zürich/Basel. Da wir versuchen den Kunstmarkt auf sehr proffesioneller Basis zu bedienen und für unsere Künstler zu erschließen, gab es da keine Frage, daß Berlin unsere Anlaufstelle werden würde. Berlin ist für viele Amerikaner die Stadt, die Anziehungskraft hat, in der sich momentan viel bewegt, was ja auch durchaus den Tatsachen entspricht. Außerdem liebe ich Berlin genauso wie NYC, was auch eine Rolle gespielt hat. mario m kafka

SStrychnin trychnin Gallery Gallery / Boxhagenerstraße Boxh hagenerstraße 3366 / 110245 0245 B Berlin erlin / G Germany ermany Ausstellungen Ausstellungen Ju Juli uli Augu Au gust gu stt August Sept Se ptem pt em embe mbe berr September O to Ok tobe b r be Oktober Nov/ No v//De Dezz Nov/Dez

D Davi Da David avi vid d Vi Vice Vicente c nt ce ntee un und d Mi Mimi mi SS.. „R „Roc „Rock‘n occk‘ k‘n n Ro R Roll l aand ll nd R Roadkill“ oadk dkil i l“ il l D vid Da vid Ho vi Ho „Candice „Ca Cand nd ndic dic icee th thee Gh hos ost“ t t“ David Ghost“ Liiz Mc Liz M Grat Gr ath at h + Sc Scot o t Sa ot Saw w + Gu G est „C es „Cir i cu ir us Ci Circ rcus uss“ McGrath Scott Guest „Circus Circus“ Davi Da vid vi d Ho och chba baum „Sky baum „„Sk Skyy iss the Sk the Messenger“ Mes esseeng esse nger e“ er David Hochbaum V kt Vi ktor orr Koen Koen n !! !!!! un unbe bedi be ding di ngtt merken ng merk me rken rk ken n Viktor unbedingt

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hre Bildwelt ist ein prickelnder Flirt zwischen Realität und dem Grotesken des Surrealen. Phantasitsche Bilder deren Hauptprotagonisten Tiere, Menschen, Kreaturen oder die figürlichen Kreuzungen aus allen sind. Klassische Malerei inspiriert von Comics und urbaner Straßenkunst. Die 24jährige Künstlerin Moki studiert derzeit an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, hat aber bereits eine stattliche Anzahl von Ausstellungen vorzuweisen. Nicht zuletzt erscheint im Spätsommer ihr erstes Buch: „Asleep in a foreign place“ (Kiki Post). Die Galerie „Feinkunst Krüger“ (Hamburg) präsentiert in einer Ausstellung im September neue Werke von Moki und zur Finissage wird „Asleep in a foreign place“ der Öffentlichkeit vorgestellt. 2.9.06-30.9.06 Exhibition Moki „Who Talks In Math“, Feinkunst Krüger, Hamburg (feinkunst-krueger.de) 30.9.06 Bookrelease „Asleep in a foreign place“

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Wenn man in der Hansestadt Hamburg sein Dasein fristet, kann die Rauheit der See unweigerlich Einfluß auf diverse Lebenslagen nehmen. Wolfgang Sangmeister lebt und malt in der Hafenstadt. Skelettköpfe und gut proportionierte Frauen, in meist düsterem Schwarzweiß, ist das Sujet von Wolf. Dabei vergißt er aber eins nie - den Witz.


Aissa | 50 x 60 cm | Acryl auf Canvasboard


Interview: Danny F. Criminal DAN: Stell‘ Dich doch am besten erstmal dem geneigten Leser vor. Seit wann gibt es Dich? Woher kommst Du? WS: Also, ich bin schon ein wenig länger da, Jahrgang 1959. Ursprünglich komme ich aus Frankfurt am Main. DAN: Wie lange bist Du jetzt schon in Hamburg ansässig? WS: Mit Unterbrechungen 15 Jahre. DAN: Hast Du in Deiner Vergangenheit irgendwelche künstlerischen Ausbildungen genossen? WS: Ja, eine Ausbildung zum Grafik-Designer in Dortmund. Das waren die ersten die mich genommen haben, und so hatte ich das Vergnügen die Punkzeit im Ruhrpott mitzuerleben. Einige aus der Gegend werden sich vielleicht noch an meine Poster und Anzeigen fürs FZW erinnern. Mein Pseudonym war damals AVOVA. Na ja, schön blöd New Wave-mäßig eben. DAN: Deine Werke sind oft bizarr, düster und voller Totenschädel. Wie hat sich Dein Stil entwickelt, bzw. woher hat er sich entwickelt? WS: Da war bei mir schon immer eine Faszination für das Düstere und Makabre. Ich bin extrem behütet und 54 low

Motormasse | 60 x 50 cm | Acryl auf Canvasboard glücklich aufgewachsen, irgendwie auch sehr langweilig, ich hab damals nach allem gesucht was meine Nerven anregt. Als Kind war ich eine zeitlang total lesesüchtig, ich habe die gesamte Frankfurter Bücherhalle durchgelesen! Später wurde das dann vom Interesse an Frauen, Motorrädern und Drogen verdrängt. Jetzt, als alter Sack, lese ich wieder sehr viel. DAN: Gibt es Künstler die Dich maßgeblich inspiriert haben oder es immer noch tun? WS: Irgendwie hat mich gerade Frank Frazetta immer und durch alle Lebenslagen hindurch begleitet. Total unterbewertet und als Künstler genial der Mann! Sein klassischer Ahnherr ist Delacroix, den finde ich auch sehr gut. Daß ich mich seit ca. 10 Jahren nicht mehr schäme, mich als Künstler zu bezeichnen, verdanke ich Robert Williams, den ich schon früh durch das Buch aus dem Volksverlag „Die abseitige Kunst des Robert Williams“ kennengelernt habe. Außerdem mag ich Bosch sehr gerne, natürlich Leonardo da Vinci, Frank Miller und Robert Crumb. Klasse ist natürlich auch die ganze Bildwelt von Giger. Glen Barr . . . also da finde ich jetzt kein Ende, man kann sagen, daß ich sehr viele verschiedene Künstler


Velázquez‘ Alptraum | 100 x 140 cm | Acryl auf Leinwand


Prost | 40 x 50 cm | Acryl auf Canvasboard mag, auch Highbrow-Maler wie Neo Rauch oder Mark Tansey. Noch mehr als stehende Bilder haben mich außerdem immer schon Filme inspiriert, früher alles von Stanley Kubrick, Scorsese, Cronenberg. Peter Jackson macht heute die tollen Sachen, wenn´s um Fantasy geht. Tarantino ist klasse, David Fincher. Außerdem liebe ich die alte deutsche SF-Serie Raumpatrouille. 56 low

DAN: Wie und wo arbeitest Du? Wann und unter welchen Umständen bist Du am Kreativsten? WS: Ich hab mir in meiner Wohnung ein Arbeitszimmer eingerichtet. Daß ich zuhause male ist mit einer der Gründe warum ich Acrylfarben verwende, die Ausdünstungen von Ölfarbe nerven irgendwann. Manchmal zeichne ich extra am Küchentisch, das hilft etwas lok-


Kunstbetrieb sofort anmerkt, daß sie nur gemacht worden sind, um im Markt zu funktionieren. Auf Gefühl und Ausdruck wird geschissen, Hauptsache Materialwahl und Inszenierung sind irgendwie neu. Alle krampfen sich einen ab, um kunstgeschichtlich relevant zu sein und verpassen die Chance etwas Authentisches zu schaffen.

Juanita | 50 x 60 cm | übermaltes Dekogemälde kerer ranzugehen. Am besten arbeiten kann ich, wenn ich einigermaßen glücklich bin, Ideen kommen mir besonders gut nach vielen Tassen Kaffee. DAN: Du hast mal gesagt, daß nahezu alles, was heutzutage die etablierten und akademischen Künstler produzieren, purer Mist sei. Diese These hört man oft von Underground- und Lowbrow-Künstler. Wie ist Dein Standpunkt zur Kunst im 21. Jahrhundert? WS: Da bin ich entspannter als diese Statement vermuten läßt. Das war natürlich erstmal als Provokation gedacht. Tatsache ist, daß man vielen Werken im etablierten, „normalen“

DAN: Wie schaut die Kunstszene in Hamburg aus? Lowbrow scheint dort etwas mehr ein „Begriff“ zu sein als in anderen Regionen Deutschlands. WS: Von dem was hier in Hamburg in den renommierten Galerien und Museen passiert, schaue ich mir selten was an, ein Besuch in „Harrys Hafenbasar“ ist da meistens interessanter. Bei dem Scheißwetter werde ich mir die Tage mal Jonathan Meese in den Deichtorhallen angucken, das soll ganz gut sein. Der Mann kann ja nichts dafür, daß er aussieht wie Helge Schneider. Ich bin viel auf Austellungen in den kleinen Räumen hier auf St.Pauli, natürlich „Feinkunst Krüger“, und seit letztem Jahr gibt´s hier noch die sehr gute „Galerie Linda“. Lowbrow hat in Hamburg nicht viel mehr Bedeutung als z.B. in Berlin. Es gibt hier eine recht breite Cheap-Art Bewegung und viele gute Comiczeichner, das kann man eigentlich alles zur Lowbrow-Art dazuzählen. Genauso wie Tattoos und Graffiti. Eben Kunst, die man auch ohne lange Erklärungen versteht. Da gibt´s hier sehr viele gute Leute, die irgendwas in der Art machen.

Ein knochenharter Punch | 30 x 40 cm | Acryl auf Canvasboard low 57


Der Kometenschwarm | 70 x 100 cm | Acryl auf Canvasboard

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DAN: Was ist für Dich das besondere und wichtige an der Idee der sogenannten Lowbrow-Art? WS: Kunst für Leute, die keinen Kunstverstand vortäuschen müssen. DAN: Du hast eine Reihe von alten Öldrucken gemacht, die Du mit Totenschädeln manipuliert hast. Erzähl uns etwas darüber. WS: Diese alten Kaufhausbilder sind auf festem Karton mit Leinwandstruktur gedruckt. Als Malgrund sind die also bestens geeignet, das alte Bild mit einzubeziehen liegt da nahe. Besonders weil man so schöne Kontraste zwischen der ursprünglichen heilen Welt und den kranken Ausgeburten des Künstlerhirns erzielen kann. Der amerikanische Künstler Anthony Ausgang macht auch sowas, der malt irre Cartoonfiguren in Kitschlandschaften rein. Die Zigeunerinnenbilder sind leider inzwischen zu teuer und zu selten geworden, dafür verziere ich jetzt bayrische Berggemälde mit bösen Fabriken. Surfing Pitbull | 50 x 60 cm | Acryl auf Canvasboard

DAN: Wo hast Du bisher schon überall ausgestellt? WS: Frankfurt, Hamburg und Berlin. Ich würde gerne mehr ausstellen, also ihr Galeristen da draußen: Bitte melden! Das Losgehen und Ausstellungsmöglichkeiten-Auftun ist halt nicht so mein Ding. Ehrlich gesagt, finde ich es eh effektiver meine Sachen auf ein T-Shirt zu drucken, das sehen viel mehr Leute. DAN: Lebst Du von Deiner Kunst oder gibt es noch etwas was Du nebenher machst / machen mußt? WS: Natürlich würde ich gerne nur von meiner Kunst leben, damit verdiene ich aber das wenigste Geld. Glücklicherweis bin ich noch Grafiker und Texter, außerdem Türsteher, Packer und Aussenwerbemonteur. Alles was kommt. DAN: Gibt es Sangmeister-Sammler? Wie darf ich mir einen typischen Sangmeister-Käufer vorstellen? WS: Es gibt schon ein paar Sammler, da ich aber nicht in der High Society verkehre, sind das mehr so Leute aus dem Milieu oder vom Film. DAN: Möchtest Du noch etwas der Öffentlichkeit mitteilen? Dann hast Du jetzt noch die Gelegenheit dies zu tun. WS: Wer nicht gerade geerbt oder im Lotto gewonnen hat, muß mitspielen, man sollte das aber halbwegs mit Würde tun.

Bikerella Moon | 30 x 40 cm | Acryl auf Canvasboard

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2006 | 46 x 61 cm | Siebdruck | Auflage: 300 Stück 62 low


JAY RYAN

BUILT TO SPILL POSTER

von Jay Ryan

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s war einmal im Februar 2006. Ich hatte die Möglichkeit bekommen nach Minneapolis zu fahren, um im Radio mit ein paar Poster-Freunden zu quatschen. Im Februar ist es in Minneapolis sehr kalt, da es sehr weit im Norden liegt, und man kann dort echt nichts weiter machen, als zu frieren und murmelnden Poster-Designern im Radio zu lauschen. Am letzten Tag unseres Trips sind wir noch ziemlich spät ausgegangen um in einem Thai Restaurant zu essen. In dieser Nacht war es richtig kalt und keine Menschenseele war auf der Straße. Wir haben eine menge Curry, Reis, Hühnchen und Nudeln gegessen, weshalb wir auch bis spät in die Nacht im Restaurant blieben. Nach dem Essen rannten wir zurück zum Wagen mitten in den stürmenden Wind hinein. Dabei kamen wir an einer Familie orangefarbener Verkehrskegel vorbei, die in der Ecke standen. Trotz der Kälte überquerten wir die Straße noch nicht, wir hielten den Atem an und schauten sie uns in aller Seelenruhe an, als ob es etwas Ungewöhnliches wäre, so viele Verkehrskegel in einer Stadt zu sehen. Die Situation wurde aber noch komischer, als uns plötzlich ein Bär auf der anderen Straßenseite ins Sichtfeld schlenderte. Da Minneapolis im weiten Norden der Vereinigten Staaten liegt und nicht viel mehr als eine Holzfällerstadt ist, ist es eigentlich nichts ungewöhnliches Bären in der Stadt anzutreffen. Offensichtlich bekam dem Bär die Kälte nicht besonders gut, denn als er auf uns zu kam, bewegte er sich immer langsamer. Der Bär blieb mitten auf der Straße stehen und begann hin und her zu schaukeln. Uns war sofort klar, daß er total durchgefroren sein mußte. Mit der nächsten Windböe kippte er um und zersprang wie ein Eiszapfen. Das erweckte die Aufmerksamkeit der Verkehrskegelfamilie, die vorsichtig in die dunkle Straße bog, um die Bärenteile zu inspizieren, die auf dem ganzen Pflaster zerstreut herumlagen. In diesem Moment kam mir eine Zeile aus einem Built To Spill Song in den Kopf: „You‘ll get the chance to take the world apart and figure out how it works - don‘t let me know what you find out.“ Die Verkehrskegelfamilie schlich in die Dunkelheit der anderen Straßenseite, und die Kälte erfasste mich und meine Freunde. Als wir zum Auto zurückrannten, sprachen wir kein Wort.

Jay Ryan ist Plakat Künstler und Illustrator aus Chicago. Seit den 90ern ist er Siebdrucker. Begonnen hat seine Leidenschaft für handgemachte Serigraphien bei einem Druckstudio namens Screwball Press. Seit 1995 unterhält er sein eigenes Druckstudio The Bird Machine, zusammen im Künstlerkollektiv mit Diana Sudyka und Mat Daly. Seine komplett handgezeichneten Plakate erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie besitzen nicht nur einen unverkennbaren Stil in skizzenhafter lockerer Illustration, handgezeichneter Typographie und dezent gesetzten Farben, sie haben auch den nötigen Witz und die Subtilität zur „beworbenen“ Band. In diesem Jahr veröffentlichte er sein erstes Buch: „100 Posters, 134 Squirrels“, in dem das gesammelte Werk aus 10 Jahren Jay Ryan Kunst zu finden ist. Jay Ryan stellt in Deutschland sein Buch am 27. September 2006 in Berlin im Videodrom (Oranienstr. 195) vor.

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Es ist nichts neues und außergewöhnliches, wenn man behauptet, daß Entertainment und popkulturelles Amüsement schon seit je her die bildnerische Kunst beeinflusst hat. Herumgedreht ist es zwar seltener, aber auch nichts neues, wenn die Entertainmentwelt bei Malern abguckt. Im Falle des kalifornischen Malers Shag schließt sich der Kreis und zeigt die bewusste Abhängigkeit und Symbiose zwischen Pop-Kultur und gemalter Kunst. Shags Bilder sind nicht nur von der Hollywood-Dekadenz vergangener Jahrzehnte beeinfußt, nein, jetzt beeinflussen seine Bilder sogar das Entertainment aus Gesang und Tanz. Auf Shags Kunst aufbauend, startet dieser Tage (Juli 2006) in Las Vegas (USA) sein erstes Musical: „Shag with a Twist“. von Danny F. Criminal

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osh Agle, alias Shag (zusammengesetzt aus den beiden letzten Buchstaben seines Vornamens und den beiden ersten seines Nachnamens), triumphiert seit Mitte der 90er Jahre mit seinen retrostilisierten Gemälden aus leuchtenden Farben, scharfen Kanten und altmodischen Szenerien, und hat inzwischen den Stand eines der erfolgreichsten Künstler der PopMalerei erreicht. Ausstellungen mit seinen Bildern gingen bereits um den gesamten Erdball, von Japan über Europa bis ins berühmte Opernhaus von Sydney.

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Cocktailkleider in brillantem Violett, leuchtend orangene Hintergründe, Martini-Gläser, Tikis, Affen und adrett gekleidete Gentlemen bevölkern die „Paintings“ des Kaliforniers. Shags grelle Farben findet man selten in der Natur unseres mitteleuropäischen Raums. Bewußt wird hier auf die Schein- und Glamourwelt Kaliforniens und Las Vegas‘ verwiesen. Nicht kritisierend; vielmehr beschäftigt sich Shag scheinbar spielerisch mit der sorglosen Spießigkeit der 50er und 60er Jahre und der Oberflächlichkeit Hollywoods, als die Frisuren noch


hoch und Tupperware-Parties noch angesagt waren und wo Kitsch zur Mode wurde. Ein cartoonesquer Umgang mit dem Zeitgeschehen der damaligen Gesellschaft. Das Musical „Shag with a Twist“, geschrieben von Shag und der Choreographin Cynthia Bradley, ist die Umsetzung seines Sujets auf der Bühne in Bild, Musik und Tanz. Auch hier wird bewußt auf Natürlichkeit verzichtet und man zelebriert ironisch die Künstlichkeit. Da sind die Frisuren aus farbigem Kunststoff und die Kulissen bemalte Kartonwände. Möglichst zweidimensional und unecht, ganz wie in seinen Gemälden. Die Geschichte baut natürlich auf Trivialität und leichtem Spaß auf. Das Retro-Pärchen Eldon und Othal und ihre

skurrilen Freunde schmeißen eine spaßige Tupperware-Party. Eingeladen sind z.B. Shimmy und Shake, siamesische Zwillinge, die an ihrem Haar zusammengewachsen sind, der ultra-glamouröse und immer mysteriöse Slinky und Coroner ohne dem eine Party keine Party wäre. Mit allerhand Glamour und SwingMusik bekommt das kleine Amüsement eine schnelle und dramaturgische Wendung, als jemand zu Tode kommt. Ein Inspektor und sein kleiner Affe beginnen mit den Ermittlungen. „Shag with a Twist“ verspricht psychedelischen und retrokulturellen Spaß in knalligen Farben. Co-Autorin Cynthia Bradley: „Unser Ziel war es, seine Werke zum Leben zu erwecken und sie in einer Live-Performence mit der Essenz aus Spaß und Kitsch, die in seinen Gemälden mitschwingt, einzufangen.“ Das Musical läuft seit dem 13. Juli im Krave Theatre im Aladdin, Las Vegas. Wenn ihr zufällig demnächst dort rumkommt, werft doch mal einen Blick hinein in die ironische, kitschige und farbenfrohe Welt des Shag. 90 Minuten bunte Craziness mit einem Touch Glamour der alten Schule.

www.shagwithatwist.com · www.shag.com

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SILVERLAKE CRUISING

1998 | 120 x 120 cm | Acryl auf Leinwand 66 low


von Moritz R

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ilverlake heißt ein Stadtteil von Los Angeles. Hier lebt der Vater des Tiki-Revivals, Sven „Tiki“ Kirsten. Ein passender Ort für einen Auslands-Deutschen, erinnert der Name doch an Karl May und den „Schatz im Silbersee“. Als ich Sven anlässlich meiner Ausstellung in der Galerie „La Luz de Jesus“ 1996 zum ersten Mal in seinem neuen Haus besuchte, war Tiki schon kein Geheimtipp mehr. Otto von Stroheim hatte gerade die ersten Ausgaben der Tiki News publiziert und ich hatte in München eine erste Ausstellung eröffnet, die sich ausschließlich dem Thema widmete. Für mich war die Begegnung mit den realen Relikten dieser Ära dennoch bewusstseinserweiternd. Es war als ob man nach Jahren Opel-Fahrens auf einmal in einem Cadillac sitzen durfte. In Deutschland war Exotic immer theoretisch, konzeptionell geblieben. Im subtropischen Klima der kalifornischen Metropole war es „the real thing“. Hier waren die Palmen echt und die Luft duftete nach unbekannten Blumen – mit ein wenig gasoline-smell vermengt. Auch die Tiki-Fundstücke, die Sven innerhalb weniger Jahre zusammengetragen und kunstvoll arrangiert hatte, waren um Einiges eindrucksvoller als das was man in Good Old Germany so auf den Flohmärkten finden konnte. Ebay gab es ja noch nicht. Prunkstück der Sammlung war ein Baum in seinem Garten, den der legendäre Bildhauer Leroy Shmaltz von Oceanic Arts eigenhändig mit der Kettensäge in einen 3 Meter hohen Tiki verwandelt hatte. Ein Moai, der quer über die Hügel auf das in der Ferne schimmernde Hollywood-Zeichen blickte. Nachdem ich also vom Flughafen abgeholt worden war, setzten wir uns erstmal auf die Terrasse in die laue Abendluft. Einige Mai Tais und die raffinierte indirekte Beleuchtung des Gartens verfehlten ihre Wirkung nicht und ich war wieder dem Zauber der Exotic verfallen. Warum ist bei der Kunst des Tiki die Umgebung, das Drumherum so wichtig? Die Frage muss eigentlich ganz anders gestellt werden: Wie konnte in der modernen Kunst des 20. Jahrhundert das Drumherum so verkümmern? Das in der Idee des White Cube endende Konzept eines entsinnlichten rein mathematischen Ausstellungsraums, in dem Kunst sozusagen seziert, aber nicht mehr erlebt wird, ist Spiegelbild einer Gesellschaft, die menschliche Bedürfnisse ausrechnen muss, um sie zu befriedigen. Insofern war Tiki für mich die radikale Anti-These zum akademischen Kunstbetrieb und über abfällige Klassi-

Moritz „R“ Reichelt wurde 1955 in Halle/Saale geboren. 1964 beteiligte er sich bereits an der 3.Kasseler „Dokumenta“ (Kindersektion). 1978 gründete er die erste New Wave Galerie der Welt namens „Art Attack“ in Wuppertal. Ein Jahr später rief er die Band „Der Plan“ ins Leben. Neben dem Malen, Musikmachen und Plattencover designen, gestaltete Moritz R auch Filmsets und schrieb Bücher. Moritz R malte das Cover zum „Book Of Tiki“ (von Sven Kirsten)

www.moritzr.de

fizierungen wie Eskapismus oder Kitsch weit erhaben. Ich hatte beschlossen, mich dem Thema für eine Weile ausführlicher zu widmen. Und wo konnte man bessere Grundlagenforschung betreiben als in der Welthauptstadt der künstlichen Paradiese, L.A.? Hollywood, Disneyland, Trader Vic’s... überall konnte man die Zeugnisse einer vergangenen Epoche finden. Mit der detektivischen Akribie von Schatzsuchern konnten neue Ausgrabungsstätten ermittelt werden. Fand man beispielsweise bei einem Tradler eine alte Streichholzschachtel mit der Adresse einer lokalen Bar, so konnte man diese Location darauf hin untersuchen, ob und was von damals übrig geblieben war. Die nächsten Wochen verbrachten wir hauptsächlich in Sven’s weissem 1962er Buick Le Sabre und kurvten kreuz und quer durch diese riesige Metropole, die doch insgesamt mehr einer Landschaft glich. Sven hat diese Methode zu Recht als urbane Archäologie bezeichnet. Als Hommage an das Erlebnis malte ich später ein Bild mit dem Titel „Silverlake Cruising“. Es war Teil einer Serie mit fiktiven Plattencovern, daher die typographischen Elemente. Das einzige, nebenbei bemerkt, das nicht fiktiv bleiben sollte, sondern mit leichten Modifikationen ein paar Jahre später tatsächlich als Motiv eines Albums der Münchner Band „Merricks“ Verwendung finden sollte. low 67


strawberryluna | www.strawberryluna.com

T.H. Clark | Pandemic.Prints@yahoo.com 68 low

Dan Stiles | www.danstiles.com

JP Flexner / Rob Leef NODIVISION DESIGN SYNDICATE stop.nodivision@gmail.com

Chuck U | www.chucku.com


Sara Thomas | www.somethinganalog.com

Hero Design Studio | www.heroandsound.com





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