ROTTERDAM
Texte und Entwurfsprojekte: Copyright bei den Autor:innen. Die Referenzabbildungen wurden als Bildzitate den zitierten Publikationen entnommen.
Rotterdam Geschichte der Stadt Christin Herges
Abb. 2: Der Fluss Rotte und die Stadt Rotterdam (1340)
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Geschichte der Stadt
Abb. 3: Rotterdam vor dem Bau der Häfen außerhalb der Stadt (1588)
Das Recht einer Stadt Im Jahr 800 gab es an vielen Stellen im Maas-Merwede-Gebiet Siedlungen entlang von Flüssen und Bächen, unter anderem bei Rotta am Unterlauf des Moorflusses Rotte.1 Um sich gegen Sturmfluten zu schützen (12. Jh.) und überschwemmtes Land zurückzugewinnen, wurden Dämme, Schleusen und Deiche gebaut. Hierbei wurde die Rotte an der Mündung in die Neue Maas um 1270 mit einem 400m langen Damm aufgestaut, der unmittelbar mit überwiegend öffentlichen Gebäuden (Kirche, Bagijnhof, Gasthuis) bebaut wurde (Hoogstraat). Um diesen Damm herum, auf
beiden Seiten der Rotte, entstand aus einfachen Holzhäusern die Siedlung „Rotterdam“, in der die Menschen zunächst vom Fischfang lebten. Es wurde bald ein Handelsposten und die ersten Häfen (Oude Haven, Haringvliet) entstanden (Abb.2). Das Stadtrecht wurde am 7. Juni 1340 verliehen. Große Stadtbrände waren im Mittelalter üblich. Um diesen entgegenzuwirken, wurden nach Mitte des 14. Jh. in der Stadt Kanäle gegraben, die neben dem Fluss Rotte und dem Hafen für eine gute Wasserversorgung im Brandfall sorgten. Im Jahr 1373 teilte die Rotterdamer Obrigkeit
1 Vgl. Stadsarchief Rotterdam: Rotterdam, 2021.
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Abb. 4: Rotterdam mit Plänen zur Hafenerweiterung im Süden (1865)
Abb. 5: Der Oude Haven und das Witte Huis (1898)
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Geschichte der Stadt Rotterdam in vier Bezirke ein: Middeldam, Oppert, Westvierendeel und Oostvierendeel, die durch Brücken verbunden waren. Die internationale Frachtschifffahrt und der Handel und Transport vor allem landwirtschaftlicher Produkte, begannen Mitte des 14. Jh. wg. der günstigen geogr. Lage. 1488 führte die Plünderung Rotterdams zum Bau einer Stadtmauer. Die spätgotische St. Laurenskirche wurde zwischen 1449-1525 errichtet. Sie war das einzige Steingebäude in der mittelalterlichen Stadt. Rotterdam, zu dieser Zeit bestehend aus 1200 Häusern, wollte durch den Bau mit den umliegenden größeren Städten wie Delft und Schiedam konkurrieren2 (Abb. 3). Während des Achtzigjährigen Krieges (1568-1648), in dessen Verlauf sich die Stadt auf die Seite der Niederländer schlug und sich gegen die Spanier wandte, verlagerte sich der Handelsverkehr von den südlichen Niederlanden auch nach Rotterdam. Es fand ein erster Ausbau des Hafens statt. Tausende Flüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden ließen sich in der Stadt nieder, wodurch die Handelsaktivitäten zunahmen.3 Diese neue Rolle Rotterdams und seines Hafens, mit größeren Formen des Handels, der Schifffahrt und Industrie, machte eine Anpassung der städtischen Infrastruktur notwendig. Die große Ausdehnung von Rotterdam fand nach ca. 1590 statt. Ungenutzte und baufällige Gebäude wurden abgerissen, das Straßennetz ausgebaut und logistische Engpässe in der Ver- und Entsorgung ver-
bessert. Die alten Häfen innerhalb der Stadtmauern wurden aus Platzmangel geschlossen und die Hafengebiete Blaak und Nieuwehaven außerhalb vertieft und verbreitert. Auch das Haringvliet wurde als Hafengebiet ausgebaggert. Zwischen 1598-1606 wurden Leuvenhaven, Wijnhaven, Scheepmakershaven, Bierhaven und Gladhaven gebaut (Abb. 4).4 Da die Zufahrt der Neuen Maas zur Nordsee jedoch für größere Schiffe nicht tief genug war, stagnierten die Hafenentwicklung und damit der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt. Als 1872 an der Nordseemündung der Nieuwe Waterweg mit einer deutlich tieferen Fahrrinne errichtet wurde, begann der umfassende Ausbau des Hafens. Die kulturelle und wirtschaftliche Konkurrenzsituation mit Amsterdam führte ebenfalls zu einem umfangreichen Stadtausbau mit repräsentativen Bauten. Es entstand das erste Hochhaus in Rotterdam, das Witte Huis (Abb. 5). Rotterdam hatte während des Ersten Weltkrieges unter einem Rückgang der Hafenaktivität, einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und Nahrungsengpässen zu leiden. 19201940 war von massiven sozialen und wirtschaftlichen Problemen gekennzeichnet. Dennoch strömten tausende Landbewohner in die Stadt, um in den Hafen- und Industrieanlagen zu arbeiten. Arbeiterviertel entstanden, in denen die Menschen unter ärmlichen Verhältnissen lebten. Zur Verbesserung der Lebensqualität wurden öffentliche Gärten angelegt (i.A.a. Gartenstadt).5
2 Vgl. Familie Apon Stamboomonderzoek: Geschiedenis van Rotterdam, 2021. 3 Vgl. Ramm, Bernd: Rotterdam: Kleine Stadtgeschichte, 2021. 4 Vgl. Familie Apon Stamboomonderzoek: Geschiedenis van Rotterdam, 2021. 5 Vgl. Ramm, Bernd: Rotterdam: Kleine Stadtgeschichte, 2021.
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Abb. 6: Arbeiter, die Trümmer beseitigen, spielen Domino in der Wijnstraat in Rotterdam (1940)
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Geschichte der Stadt
Abb. 7: Die Rotterdamer Innenstadt nach der Schutträumung, oben links die Ruine der St. Laurenskirche (1941)
Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Am 14. Mai 1940, dem Rotterdam Blitz, wurde die Stadt von massiven Luftangriffen der Deutschen innerhalb von 15 Minuten zu weiten Teilen zerstört. Das durch die Bomben verursachte Feuer griff aufgrund der dichten Bebauung schnell um sich und war für Löscharbeiten nur schwer erreichbar. Die Folgen waren fast 900 getötete Zivilisten und 85.000 Zivilisten ohne Obdach. Auf einer Fläche von 260ha wurden fast 30.000 Häuser, kulturelle Einrichtungen sowie der 300 Jahre alte Hafen zerstört. Am 15. März 1940,
nur einen Tag nach dem Rotterdam Blitz, wurde entschieden, welche Gebäude erhalten werden sollten. Die Trümmerbeseitigung begann umgehend6 (Abb. 6 und 7). Zwei Jahre später, am 31. März 1943, fand ein weiteres Bombardement statt, das „vergessene Bombardement“. Die amerikanische Luftwaffe warf versehentlich 99 Tonnen Bomben auf große Teile von Rotterdam West, – der eigentliche Angriff sollte das Hafengebiet treffen. Anstelle des Hafens wurden das Industriegebiet zwischen Keilehaven und Merwehaven sowie umliegende Wohngebiete getroffen.7
6 Vgl. Gorter, Misha: Iconic projects as catalysts for brownfield redevelopments, 2019, S. 35-36. 7 Vgl. Bürgender: 31.03.1943: Die vergessene Bombardierung von Rotterdam (NL), 2021.
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Abb. 8: Rotterdamer Innenstadt vor 1940 (55% bebaut) und 1946 (31% bebaut) | Schematisches Modell der „aufgelockerten Stadt“
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Geschichte der Stadt
Abb. 9: Der Basisplan zum Wiederaufbau der Innenstadt Rotterdam, Cornelis van Traa (1946)
Wiederaufbau - Der Basisplan W.G. Witteveen wurde kurz nach der Zerstörung Rotterdams mit dem größten Stadtplanungsauftrag in der niederländischen Geschichte beauftragt, dem Wederopbouwplan. Er knüpfte dabei an seine Planungen aus den 1920er Jahren an (eine klare und moderne Regionalstadt und rigorose Durchgrünungsvorschläge die Stadt und Land verbanden). Für die Ausführung von Witteveens Plänen wurde der Vorschlag, alle Grundstücke zu enteignen, die zur Umsetzung benötigt wurden, zügig umgesetzt. So konnte die Stadtverwaltung über den gesamten Innenstadtbereich verfügen. Bereits Ende 1941 war der Wederopbouwplan fertiggestellt. Seine
Zielsetzung war es, die regionale Stadt mit einem Citymagneten auszustatten. Witteveens Planungen galten jedoch als nicht fortschrittlich und modern genug. Folglich räumte er seinen Arbeitsbereich zugunsten seines ehemaligen Assistenten Cornelis van Traa. 1946 wurde sein Basisplan präsentiert (Abb. 9). Er basierte auf dem Wederopbouwplan und sollte der erhofften Wohlstandsgesellschaft ideelle und räumliche Wurzeln geben. Aus der Planung von Witteveen übernahm er zum einen die Umgestaltung der Innenstadt zur City mit Geschäfts- und Büronutzung und rigoroser Funktionstrennung, zum anderen die Verlagerung des Wohnens aus dem Innenstadtkern in die umliegenden Außenbezirke. Die 8
Abb. 10: Der erhöhte Euromast (Maaskant) am Parkhaven vom Van Ommeren Gebäude von der Westerlaan aus gesehen (1970)
Abb. 11: Lijnbaan (Van de Broek und Bakema) mit flankierender Wohnbebauung (Maaskant) (1948–1956)
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Geschichte der Stadt wesentlichen Unterschiede waren, dass ein neuer Typ öffentlichen Raums eingeführt wurde, der autofreie Innenstadthof, sowie den Verkehr als verbindendes Element, durch u.a. große Hauptverkehrsachsen.8 „Der früher exzentrisch liegende Coolsingel wurde die Hauptachse eines Straßensystems, das ins Hafenbecken mit direktem Blick auf die Maas mündete. Dieses „Fenster auf den Fluss“ machte den Hafen bis tief in die Stadt spürbar- es wurde das offizielle Stadtkonzept“.9 Die gesamte Stadtstruktur wurde zudem deutlich aufgelockert und bestehende Straßenmuster und Eigentumsparzellen aufgegeben. Betrug vor 1940 der Anteil der bebauten Fläche in der Innenstadt noch 55%, wurde dieser laut des Basisplans auf 31% deutlich gesenkt. Dies führte zu einer stärker vertikal orientierten Neubebauung. Was bei Witteween die regionale Stadt war, war nun bei Van Traa die „aufgelockerte Stadt“ (Abb. 8). Die ersten Wederopbouw-Gebäude, solitäre Bankgebäude, wie die Rotterdamse Bankvereniging (Robaver) am Coolsingel, prägten zunächst die neugestaltete Innenstadt. Sie galt damals als das größte Bankgebäude Europas. Neben der Expansion des Hafens weiter westwärts und vom Süden des Nieuwe Waterweg aus, entstanden weitere solitäre Gebäude. Bis heute gelten ex. das Groothandelsgebouw und der Euromast als identitätsstiftend und als Höhepunkte des Wiederaufbaus. Letzerer war mit seinen 107m lange Zeit das höchste Gebäude Rotterdams und hat für die
Welthafenstadt eine Wahrzeichenfunktion (Abb.10). Die Lijnbaan, Europas erste autofreie Einkaufstraße (Abb. 11), geplant westlich des Coolsingel, verschob das Zentrum der Stadt nach Westen. Sie gilt als besonderes Symbol der Wiederaufbaujahre, des Aufschwungs und zugleich als städtebauliches und architektonisches Musterbeispiel, für u.a. die Prager Straße (Dresden) und die Neue Große Bergstraße (Hamburg). An den Endpunkten wurde sie mit kulturellen Angeboten (Kinos, Theater), neuartigen Warenhäusern sowie einem Hotel ergänzt. Die aufwändige Straßenmöbilierung lud zum Verweilen und die Schaufenster, durch wohldurchdachte Vordächer, zum Flanieren ein. Die flankierende Wohnbebauung, bestehend aus sechs Apartmenthochhäusern, umgab zwei öffentliche Grünhöfe. Zudem entstanden viele weitere Geschäftsbauten und Kaufhäuser im Geist der leichten und luftigen Nachkriegsmoderne.10 Gesellschaftliche Veränderungen, die Drogenproblematik und das Ersetzen des „Fenster-Konzepts“ durch „ein auf Amsterdamer Grachten basierendes, introvertiertes Wasserkonzept“11, führte Ende der 1960er Jahre dazu, dass die Lijnbaan längst nicht mehr als „städtisches Wohnzimmer“ fungierte. Der Glanz der Modernität der Wiederaufbaujahre war verschwunden und in der Innenstadt waren immer noch große leere Flächen vorhanden. Typische Solitäre der 1980er Jahre, wie das Maritiem Museum, entstanden (Nachverdichtung).12
8 Vgl. Ostermann, Ingrid: Ingrid: Rotterdam – Neuerfindung einer Stadt im Wiederaufbau, 2019, S. 88. 9 Bund Deutscher Landschaftsarchitekten: Spielräume. Zeitgenössische deutsche Landschaftsarchitektur, 2005, S.53. 10 Vgl. Ostermann, Ingrid: Ingrid: Rotterdam – Neuerfindung einer Stadt im Wiederaufbau, 2019, S. 89-90. 11 Bund Deutscher Landschaftsarchitekten: Spielräume. Zeitgenössische deutsche Landschaftsarchitektur, 2005, S.53. 12 Vgl. Ostermann, Ingrid: Rotterdam – Neuerfindung einer Stadt im Wiederaufbau, in RSWB, 2019, S. 90.
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Abb. 12: Rotterdam vor der Umgestaltung des Kop van Zuid (1977)
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Geschichte der Stadt
Abb. 13: Masterplan des Kop van Zuid, Teun Kohlhaas und Riek Bakker (1987)
Der Kop van Zuid Mitte der 1980er Jahre suchten die Stadtverwaltung und die Bürger Rotterdams nach Möglichkeiten, das karge, kalte Image loszuwerden. Es begann die Planung „Stadsvernieuwing“ mit zwei Hauptzielen, der Integration des Flusses Maas in die Stadtstruktur und die Südseite städtebaulich und infrastrukturell mit dem alten Zentrum auf der Nordseite zu verbinden, um so die Wahrnehmung des Flusses als Barriere der beiden Stadtseite zu beenden und die Menschen wieder in die leere Innenstadt zu bringen (Abb. 12). Daneben gab es wei-
tere sekundäre Ziele, wie die Versorgung der Stadt mit mehr Wohnalternativen.13 Zuerst wurden leerstehende Hafengebiete innerhalb des Stadtkerns von Rotterdam regeneriert, wie die Umwandlung des Oude Haven in neue hochwertige Wohngebiete, die Stadtteile Leuvehaven, Wijnhaven und Zalmhaven, in Gewerbe- und Bürogebiete und das Scheepvaartkwartier und der Parkhaven, in eine Hafen- und Leichtindustriezone und zu einem touristischen Erholungsgebiet mit hochwertigen Wohngebieten.14 Der Kop van Zuid, der in der Nähe des Stadtzentrums auf der Südseite der Maas
13 Vgl. Pagés Sánchez, José M: The biggest port in Europe: Rotterdam, in The port and the city, 2021. 14 Vgl. Hein, Carola: Adaptive Strategies for Water Heritage, Past, Present and Future, 2020, S. 344-361.
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Abb. 14: Bau des Wilheminapiers (2005)
Abb. 15: Wilheminapier heute - „Manhattan aan de Maas“
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Geschichte der Stadt liegt, war früher Teil des Hafengeländes. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden hier verschiedene Funktionen des Hafens integriert, aber in den Jahren des Wiederaufbaus wurde die Entscheidung getroffen, den Hafen nach Westen zu erweitern. Die Schaffung des Europoorts mit effizienterer Infrastruktur (heute eine der größten Hafenanlagen der Welt) führte zum Verfall des Kop van Zuid. In den 1970er-1980er Jahren war das Gebiet eine Mischung aus Hafenbrachen und Wohnvierteln mit verschiedenen sozialen Problemen und einer hohen Arbeitslosenquote. Das Ziel des Masterplans für das neue Kop van Zuid (Teun Kohlhaas, Riek Bakker) war ein attraktiver und lebendiger städtischer Standort. Das neue Bauland wurde in sechs verschiedene Bereiche aufgeteilt: Entrepot, Wilhelminapier, Landtong, Zuidkade, Stadstuinen und Parkstad. Der Plan, offiziell 1994 genehmigt, versprach die Schaffung von 5300 neuen Wohneinheiten und 400.000m2 Bürofläche, neue Verbindungen mit dem Norden und Einrichtungen für Kultur und Freizeit.15 Die neue Bebauung erstreckte sich entlang zweier Hauptachsen. Blockartige Bebauung begleitete in südlicher Richtung den Binnenhaven, den Spoorweghaven und den Entrepohaven. Parallel zur Mass lag die Hochhausbebauung des Wilhelminapier. Am Kreuzungspunkt beider Achsen, wo die Erasmusbrug in den Kop van Zuid mündete, waren zentrale und repräsentative Funktionen positioniert, wie der Wilhelminahof16 (Abb. 13). Der
Bau begann mit der Verkehrsinfrastruktur. 1996 wurde die Erasmusbrug eröffnet. Bei dem Projekt wurde die Erhaltung mehrerer denkmalgeschützter Elemente, wie alte Kräne, Brücken oder Lagerhäuser, berücksichtigt.17 Der 12ha große Wilhelminapier (Abb. 14) ist das ökonomische Zentrum des Kop van Zuid. Der Masterplan von Sir Norman Foster sah eine gemischte Nutzung vor, wobei der Anteil an Bürofläche weit überwiegte. Die wichtigsten Zeugnisse der ehemaligen Hafennutzung, einige Speicherhäuser und das Gebäude der Holland Amerika Lijn, wurden in den Plan integriert. Thematisch orientiert sich der Pier an der Auswanderung nach Amerika, da der ursprüngliche Hauptsitz der transatlantischen Rederei „Holland Amerika Lijn“ von hier aus über eine Million Auswanderer nach Nordamerika und später auch nach Australien verschiffte. 1971 wurde der Betrieb der HAL eingestellt und das Gebäude blieb ungenutzt zurück. Erst 1992 wurde es saniert und beherbergt heute ein Hotel und ein weitläufiges Restaurant „Cafe Hotel New York“. Die umliegenden Straßen tragen heute Namen, die an die HAL und ihr Personal erinnern.18 Der Wilheminapier, für den mehrere führende Architekten in den letzten Jahren Gebäude entwarfen, verschaffte sich eine wahrnehmbare Präsenz im Stadtbild und bildet eine Skyline, die zu einer Ikone der Stadt wurde. Die Erasmusbrug gilt heute als Wahrzeichen für Rotterdam (Abb. 15).19
15 Vgl. Pagés Sánchez, José M: The biggest port in Europe: Rotterdam, in The port and the city, 2021. 16 Vgl. Christiaanse, Hildebrand, Höger, Kretschmann, Michaeli, Rieniets: Rotterdam, in Institut für Städtebau, 2021. 17 Vgl. Pagés Sánchez, José M: The biggest port in Europe: Rotterdam, in The port and the city, 2021. 18 Vgl. Christiaanse, Hildebrand, Höger, Kretschmann, Michaeli, Rieniets: Rotterdam, in Institut für Städtebau, 2021. 19 Vgl. Pagés Sánchez, José M: The biggest port in Europe: Rotterdam, in The port and the city, 2021.
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Abb. 16: Projekt Stadshaven
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Geschichte der Stadt
Abb. 17: Codrico Terrain, Masterplan für das alte Hafenviertel Katendrecht, Rijnhaven Rotterdam (REDC, Powerhouse Company)
Städtebauliche Planungen im 21. Jh. 2002 wurde eine neue Vision des Rotterdamer Hafens entworfen, der Havenplan 2020 (ca. bis 2040), der u.a. die Erweiterung des Hafens weiter nach Westen und die Entwicklung des Stadshaven beeinhaltet. Das 1600ha große Gebiet des Stadshaven (Merwe-Vierhaven, Waalhaven, Eemhaven, RDM-Campus, Maashaven, Rijnhaven) konzentriert sich auf die wirtschaftliche Erneuerung mit dem Konzept „Hafen raus / Stadt rein“, wobei monofunktionale Bereiche innerhalb des Gebiets in urbane nachhaltige Lebensräume
mit gemischter Nutzung und gleichzeitiger Integration der Überreste der Hafenaktivitäten umgewandelt werden sollen. Ziel ist die Wiederherstellung der Verbindungen zwischen Hafen und Stadt sowie die Wiederbelebung des verblassten Images des Hafens im städtischen Raum (Abb. 16).20 Ex. hier der Masterplan des Rijnhaven (350.000m²). In den kommenden Jahren wird ein lebendiger Zentrumsbereich mit neuem Stadtpark sowie ein vielfältiger Mix aus Wohnungen, Büros und städt. Einrichtungen entstehen, der den Wilhelminapier und das Katendrecht verbindet (Abb. 17).21
20 Vgl. Hein, Carola: Adaptive Strategies for Water Heritage, Past, Present and Future, 2020, S. 344-361. 21 Vgl. Barcode Architects: MASTERPLAN RIJNHAVEN ROTTERDAM, 2021.
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Literaturverzeichnis Barcode Architects: MASTERPLAN RIJNHAVEN ROTTERDAM, in Barcode Architects, https://barcodearchitects.com/projects/masterplan-rijnhaven-rotterdam/, [14.04.2021]. Bund Deutscher Landschaftsarchitekten: Spielräume. Zeitgenössische deutsche Landschaftsarchitektur, Basel: Birkhäuser, 2005. Bürgender: 31.03.1943: Die vergessene Bombardierung von Rotterdam (NL), in Gegenfrage, 2020, https://www.gegenfrage.com/ rotterdam-usa-1943/, [11.04.2021]. Christiaanse, Hildebrand, Höger, Kretschmann, Michaeli, Rieniets: Rotterdam, in Institut für Städtebau, 2003, http://docplayer. org/4367420-W-o-r-k-s-h-o-p-r-o-t-t-e-r-d-a-m-04-11-bis-09-11-2003.html, [14.04.2021]. Familie Apon Stamboomonderzoek: Geschiedenis van Rotterdam, in Genealogie (Stamboomonderzoek) Familie Apon, https:// www.familieapon.nl/thuishaven_van_de_familie_apon.htm [08.04.2021]. Gorter, Misha: Iconic projects as catalysts for brownfield redevelopments, in TU Delft BK Bouwkunde, 2019. Hein, Carola: Adaptive Strategies for Water Heritage, Past, Present and Future, in SpringerOpen, 2020. Ostermann, Ingrid: Rotterdam – Neuerfindung einer Stadt im Wiederaufbau, in RSWB, 2019. Pagés Sánchez, José M: The biggest port in Europe: Rotterdam, in The port and the city, 2015, https://theportandthecity.wordpress.com/2015/10/31/the-biggest-port-in-europe/, [13.04.2021]. Ramm, Bernd: Rotterdam: Kleine Stadtgeschichte, in Goruma, https://www.goruma.de/staedte/rotterdam/stadtgeschichte [09.04.2021]. Stadsarchief Rotterdam: Rotterdam, in Stadsarchief Rotterdam, https://stadsarchief.rotterdam.nl/regio/rotterdam/ [08.04.2021].
Abbildungsverzeichnis Abb. 1. Foto, Deckblatt: Erasmusbrug; Quelle: https://www.flickr.com/photos/44571756@N00/32814121222/in/photolist-RZEX1J8xiZkR-3fKQb-7Rmpi1-3qAK5L-VNbN5b-CWWNSV-2hKgf3B-XLtqzs-aEcwGz-bA6nrP-3aAJhZ-8e3n3h-b3Wb4Z-bmVEuzbnbvzC-aHAWa2-d3GZG1-8z1fNQ-astNJs-SCRTbX-TwMii5-2h8bJvq-bTbujg-QM3Rw9-psRad1-btdMfd-k7h691-ofo1K-fSvoVcbsjsAe-8GpCTb-mLMmV-2ywnK-URxhLN-AS8M-8A8XCQ-bhCAai-2ggT82S-cttUFJ-9GuQQ-5v4M9D-9g5ewn-atHMJs-aqg6LWnzz5eL-cfJwPC-2iN7gcX-KxrHJ-dJADay [09.04.2021]. Abb. 2. Bild: Rotterdam 1340; Quelle: https://www.familieapon.nl/thuishaven_van_de_familie_apon.htm [10.04.2021]. Abb. 3. Bild: Rotterdam in 1588; Quelle: https://www.familieapon.nl/thuishaven_van_de_familie_apon.htm [10.04.2021]. Abb. 4. Bild: Rotterdam in 1865; Quelle: https://www.wikiwand.com/nl/Haven_van_Rotterdam [11.04.2021]. Abb. 5. Foto: De Oude Haven in Rotterdam van voor 1940; Quelle: https://deblommenfamilie.com/piet-blom-jr-wonen-tussen-hemel-en-aarde/ [11.04.2021]. Abb. 6. Foto: Stadsarchief Rotterdam, Puinruimers spelen domino; Quelle: https://www.flickr.com/photos/rotterdam_municipal_archives/4026120988/in/album-72157622513750905/ [12.04.2021]. Abb. 7. Foto: Rotterdam-bombardement-opgeruimd; Quelle: https://derotte.nl/verhalen/de-grote-markthal-quiz/rotterdam-bombardement-opgeruimd/ [12.04.2021]. Abb. 8. Grafik: Rotterdamer Innenstadt vor 1940 (55% bebaut) und 1946 (31% bebaut) | Schematisches Modell der „aufgelockerten Stadt“; Quelle: Ostermann, Ingrid: Rotterdam – Neuerfindung einer Stadt im Wiederaufbau, in RSWB, 2019. [12.04.2021]. Abb. 9. Foto: The Basic Plan by Van Traa; Quelle: https://wederopbouwrotterdam.nl/en/articles/basic-plan-van-traa [12.04.2021]. Abb. 10. Foto: Stadsarchief Rotterdam, Euromast_6; Quelle: https://www.flickr.com/photos/rotterdam_municipal_archives/4462138522/in/album-72157623689571826/ [12.04.2021]. Abb. 11. Foto: Lijnbaan Rotterdam; Quelle: https://sobrearquitecturas.wordpress.com/tag/jaap-bakema/ [12.04.2021]. Abb. 12. Grafik: Straatnamenkaart van Rotterdam 1977; Quelle: https://stadsarchief.rotterdam.nl/zoek-en-ontdek/stamboom/zoeken-op-personen/?mivast=184&mizig=299&miadt=184&miaet=14&micode=4201&minr=39522744&milang=nl&misort=dat%7Casc&miview=ldt [13.04.2021]. Abb. 13. Foto: Masterplan des Kop van Zuid, Teun Kohlhaas und Riek Bakker (1987); Quelle: http://beyondplanb.eu/projects/project_kop_van_zuid.html [13.04.2021]. Abb. 14. Foto: Construction of the Wilheminapier; Quelle: http://beyondplanb.eu/projects/project_kop_van_zuid. html#1[13.04.2021]. Abb. 15. Foto: Erasmus brug en Kop van Zuid; Quelle: https://www.flickr.com/photos/jomisere/29859517732/in/photolist-MuzQkfG47Mnd-DJ6gFx-doMX2q-PyxxDg-QuptsD-LrfbSS-quMg6G-nFcUi4-GdJxfT-EVww5k-fgXs1m-CAwmm3-BDKsEt-v5WqQ1iP8evQ-Hb8gcy-FcRrLg-JPGdTF-KSkJR9-zN6p1Q-KBwyhN-Fd9G4s-dnUGA2-LUQDeK-GHZiaK-KFSGR1-dnUGwV-G1hnSsKkDCtA-JhL6qV-sde9fc-pTw9Gx-HD7Jqk-Q3KiMG-Pc8DtT-FzdWhy-CD5Cfw-Dfh6oZ-N95BzC-LkLjR4-MDfJr-HE88Zu-DxE8AZLh1REe-BSUu3y-EZspV1-ozA5yX-CdjhtD-8AFH1T [14.04.2021]. Abb. 16. Grafik: In Anlehnung an, Stadshavens Rotterdam; Quelle: https://theportandthecity.wordpress.com/2015/10/31/the-biggest-port-in-europe/ [14.04.2021]. Abb. 17. Foto: Codrico Terrain; Quelle: https://www.floornature.de/powerhouse-company-mit-shop-architects-office-winhov-mecanoo-15939/ [15.04.2021].
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Rotterdam Struktur der Stadt Philipp Cronenberg
Industrielle Nutzung
Zivile Nutzung
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Struktur der Stadt
Primary, Secondary, Tertiary Highways
Cyan: U-Bahn Blau: Tram Magenta: Langstrecken-Züge
Verflechtung von Industrie und Wohnen Rotterdam ist eine Stadt zwischen Industrie und Urbanität. Der Transport, sowohl von Waren, als auch von Menschen ist eng verzweigt. Die industriellen Flächen und Strukturen ziehen sich entlang des Maasstunnels, bis tief ins urbane Gefüge hinein. Die Stadt Rotterdam klassifiziert sich in einer „Self-Evaluation“ als „Gateway-City“ mit Knowledge-Hub-Character : City of Rotterdam Self-Evaluation Report: „There are three classes of city types: 1) International hubs: These are well-known
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international centres that operate at the European level or in some cases the global level. 2) Specialised poles: which play a (potentially) important international role in at least some aspects of the urban economy. 3) Regional poles: the pillars of Europe’s regional economies. According to this classification, Rotterdam fits in the category of “ specialised poles” as it serves as a “gateway” (as does Marseille, Le Havre and Antwerp). Amsterdam belongs to the International hubs and in particular the Knowledge hubs (as does Hamburg).“
Fußnote : 1) The City of Rotterdam:Self-Evaluation-Report https://www.oecd.org/education/skills-beyond-school/44148367.pdf
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Blockrandbebauung - Wohnen - Einkaufen
Hochhaus - gemischte Nutzung
Zeilenbebauung - hauptsächlich Wohnen
Tragstruktur - kulturelle Nutzung
Etagenbau - Wohnanlagen
Tragstruktur - industrielle Nutzung
Einfamilienhäuser
Sondertypologien
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Struktur der Stadt
Gefüge , Bauvolumen und Verbindungen ( Blau: Tram / Blau gestrichelt: U-Bahn / Grün: Radweg / rosa : Strassennetzwerk)
Collage als Stadt-Prinzip Rotterdam fügt sich wie eine fein gearbeitete Collage aus unterschiedlichen Gebäude-Typologien um den Maas-Kanal. Die beeindruckend dichten Quartiere mit Blockrandbebauung, sind in ihrer Einteilung ein Erbe des Vorkriegs-Rotterdams. Natürlich wurden die meisten Gebäude bereits erneuert oder ausgetauscht, dennoch behält sich die Stadt sorgsam das einst besessene dichte Netz von Straßen und gassen. Eingesetzt in diese Struktur finden •
sich immer wieder Hochhaus-Komplexe, die die umliegenden Blockrandbebauungen bei weitem überragen. Die Architektur ist meist von technischem Ausdruck und gegen schwere Windlasten gewappnet. Einige Flächen der Stadt wurden freigehalten um moderne Wohn-Konzepte und Etagenbauten darauf zu errichten. Entlang der Ufer, auf lang gedehnten Landzungen, sind weitestgehend strukturen für die industrielle Nutzung untergebracht.
Fußnote : 2) Urbanität und Dichte im Städtebau des 20ten Jahrhunderts
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Standpunkt Einzelhandel
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Struktur der Stadt
Bildunterschrift
Lokale Zentren und Bewegungsströme Die Stadt Rotterdam hat ihr kulturelles und öffentliches Leben hauptsächlich auf der Nordseite des Maas-Kanals orientiert. Dies war gewiss kein willkürlicher Prozess, sondern eher eine Entwicklung die sich aufgrund von Wegenetzen ergeben hat. links: Repräsentation von EinzelhandelsStandorten im Stadtgefüge Rotterdam. Es sind zwei Ballungen zu erkennen, eine grössere im Norden, sowie eine kleine Aglomeration von Geschäften im Süden. Oben links : „Konnektivitäts-simulation über depthmap, mit Laufweite 800 m“ es
ergeben sich mehrere kleine Zentren, an denen potentielle Geschäfte ein Maximum an Laufkundschaft erwerben könnten. Interessant: Die Analyse stimmt mit den bereits existierenden Geschäften überein (Nord und Süd Agglomeration) In der nähe des zu beplanenden Grundstücks färben sich die Strassen ebenfalls gelb, sicher könnte durch ein erweitertes kulturelles Angebot bereits ein neuer Hot-Spot für Rotterdam geschaffen werden. Oben rechts: Weiterführende Analyse zur Integration einzelner Strassenzüge auf den Radius-Ebenen 800 und 2500 m.
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Hillegersberg-Schiebroek 633 m²/H
Overschie 1979 m²/H Noord 174m²/H
Delfshaven 211 m²/ H
Krallingen-Crooswjik 464 m²/H
Centum 197 m²/H
IJsselmonde 440 m²/H Charlois 272 m²/H
Feijenoord 198 m²/H
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Struktur der Stadt
Rotterdam
Bevölkerungs-dichte Holland
Dichte Rotterdam ist eine nach europäischem Massstab dichte Stadt. Insbesondere da ehmalige städtische Strukturen meist noch dichter als in der Vergangenheit wieder aufgebaut wurden. Rotterdam ist die zweitgrößte Stadt der Niederlande, gemessen an der reinen Population. Anders als in den meisten holländischen Städten konnte die Wahrnehmung der Bevölkerungs-Dichte durch Hochhäuser breitere Strassen sowie durch die natürlich gege-
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bene Öffnung der Stadt zum Wasser hin reguliert werden. Zusätzlich zu der lokalen Bevölkerung können über 200.000 Menschen gezählt werden die auf den Docks vor der Stadt arbeiten. Die Stadt kann so einen ständig neuen Strom an Individuen aus aller Welt genießen. Rotterdam ist eine „bezahlbare“ Stadt, deren Quadratmeterpreise, mit tradition unter dem nationalen Durchschnitt liegen. 2019 konnte das berechnete „Durchschnittshaus“ für 250.000€ verkauft werden.
Fußnote : 3) https://wywing.wordpress.com/2017/03/29/comparative-population-density-maps-of-11-countries/ Fußnote 4) https://expatinfoholland.nl/help-guides/housing-property/rotterdam-residential-district-profiles/
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Struktur der Stadt
height 135 m
height 117 m height 119 m
height 148 m
Verortung Das Grundstück befindet sich auf dem prominenten Prinsendam, ein Dock an dem früher Kreuzfahrtschiffe für die damals revolutionäre Rotterdam-New-York-Linie, ablegten. Daher auch das Hotel „NewYork“ an der Spitze der Auffüllung. Heute ist die Landzunge wegen des, von Rem Kolhaas entworfenen Hybrid-Gebäude „De Rotterdam“ bekannt. Zusammen mit der Erasmusbrücke, entworfen von Ben van Berkel und Caroline Bos, ergibt sich am Prinsendam ein Ensemble, das weltweit für Rotterdam steht. Lokal, liegt das Grundstück zwar zentral, ist aber durch zwei Wasserarme vom pulsierenden Stadt-
inneren getrennt. Die durchgeführte „Konnektivität-simulation“ konnte allerdings zeigen, das die Erasmusbrücke einen der wenigen zentralen Wege über den Maaskanal anbietet. Es ist daher mit einem Fußgänger, Radfahrer und Individualverkehrsaufkommen zu rechnen, das die exponierte Lage im Bezug auf urbanität sicher wieder aufwiegen kann. Die weitaus interessantere Seite der „Insel-Situation“, ist zweifelsfrei die Möglichkeit im großen Rahmen auf einschränkende Abstandsflächen-Bestimmungen verzichten zu können. Sicherlich einer der Gründe der zu den erreichten Höhen der aktuellen Bebauung geführt hat.
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Rotterdam Typus der Stadt Leonie Becher
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500m
Hochhauszone max. 250m
Übergangszone max. 150m
Gebäude über 70m
Typus der Stadt
Abb. 3: Rotterdamer Blocktypologie - erdgebundene Reihenhäuser mit giebelseitiger Fassade
Das Reihenhaus im Block In der Stadtstruktur Rotterdams lässt sich auf den ersten Blick eine halbdichte Verteilung von hauptsächlich rechteckigen, länglichen Blockstrukturen erkennen, welche sich teilweise in lineare Strukturen auflösen. Sie folgen den Kurven des oft organisch verlaufenden Straßennetzes. Die Blöcke sind nicht auf ihre eigenen Grenzen beschränkt, sondern bilden mit mehreren Blöcken eine größere Einheit. Die Höhen und die Form der Gebäude im Block können von wenigen Stockwerken bis hin zu mehrstöckigen Türmen variieren. Besonderes Augenmerk ist jedoch auf die 1 2
Innenstadt zu legen. Im Zweiten Weltkrieg wurde fast der gesamte innere Stadtkern zerstört. Die Leere nach dem Bombenangriff 1940 wurde genutzt um einen völligen Neuanfang zu starten. Der Plan zum Wiederaufbau brach mit den traditionellen Strukturen.1 Bis zum 20. Jh. war der traditionelle Typus des Stadthauses das erdgebundene Reihenhaus (siehe Grafik Seite11). Dieses verfügt über einen privaten Eingang an der Straßenseite und einen privaten Außenraum hinter dem Haus. Diese Reihenhäuser sind wiederum in Form einer länglichen Blockrandbebauung zusammengefasst.2
Rutgers, Die Entwicklung Von Rotterdam Und Der Wiederaufbau Der Innenstadt Van den Bergh et al., Perspektive Stadt, S. 123-130
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Abb. 4: Historische Ansicht giebelständiger Reihenhäuser in der Drievriendendwarsstraat, Rotterdam
Abb. 5: Historischer Grundriss giebelständiger Reihenhäuser in der Drievriendendwarsstraat, Rotterdam
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Typus der Stadt
Abb. 6: Quartier Spangen in Rotterdam, Das Prinzip der Luftstraße ermöglicht einen Zugang von Außen zu jeder Einheit
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Abb. 7: Witte Huis; Das erste Hochhaus Europas
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Typus der Stadt
Abb.8: Innenstadt Rotterdam
Hochhaus Typologie Mittlerweile prägt jedoch die Gebäudetypologie des Hochhauses das Bild der Stadt und gilt als Identifikationsmerkmal Rotterdams. Die Skyline3 dient als Wiedererkennungsmerkmal macht die Stadt anhand dieser Linien erkennbar und lesbar. Mit Blick auf die Nutzungsmischung unterscheidet sich Rotterdam in gewissem Umfang von anderen europäischen Städten, die eine ausgeprägte Skyline besitzen. Während die Hochhäuser anderswo hauptsächliche wirtschaftliche Zentren 3 4
ausformen, wird in den Hochhäusern von Rotterdam mittlerweile auch gewohnt. Das erste hohe Gebäude Rotterdams, das Witte Huis (Abb.7), wurde 1989 fertiggestellt und war mit 42 Metern damals das erste Hochhaus Europas. Heutzutage gilt ein Gebäude in Rotterdam erst ab 70 Metern Höhe als Hochhaus. Gebäude unter dieser Grenze können als hohe Häuser verstanden werden und dienen als Übergangsgebäude.4 So genannte Superhochhäuser mit einer Höhe von über 150 Metern gibt es in Rotterdam bislang fünf (Stand 2021).
Charakteristische Silhouette einer aus der Ferne gesehenen Stadt Gemeente Rotterdam, Hoogbouwvisie 2019, S.19
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Abb. 9: Ansicht des Sockelbereiches De Amsterdam von OMA Architects
Abb. 10: Grundriss des Erdgeschosses; De Rotterdam
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Typus der Stadt
Abb. 11: Das De Rotterdam im Wilhelminapier besitzt drei miteinander verbundene, gemischt genutzte Türme
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Abb. 12: Die Funktionsmischung, die üblicherweise in einem Straßenzug herrscht, wirkt sich im Hochhaus auf den Sockel aus
Abb. 13: Der Watersquare von De Urbanisten nimmt bei Flutung Wasser auf und fungiert im trockenen Zustand als Spielplatz
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Typus der Stadt Nach der immensen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt entsprechend modernistischer Vorstellungen neu aufgebaut. Das Straßenmuster wurde in ein regelmäßigeres gitterförmiges System wichtiger Verkehrswege umgewandelt. Der Coolsingel5 wurde von 44 auf 80 Meter erweitert, um ein echter zentraler Boulevard zu werden. Eine wichtige Intervention war die Trennung der Funktionen von Leben, Arbeiten und Erholung. Das Zentrum war in erster Linie für Arbeit, Shopping und Unterhaltung gedacht. Die Euphorie über den Wiederaufbau machte Ende der 1960er Jahre Skepsis und Kritik Platz. Das neue Zentrum galt als kahl, sachlich und nicht einladend. Es musste attraktiver, sozialer und umweltfreundlicher werden, insbesondere mit mehr Wohnraum und Freizeiteinrichtungen.6 Mittlerweile hat die Stadt Rotterdam daher neue Richtlinien für das Bauen von Hochhäusern festgelegt. In der Hoogbouwvisie (Hochhausvision) sind diese aufgeführt. Die Hoogbouwvisie erlaubt hohe Gebäude nur entlang der städtischen Achse, die von Coolsingel, Schiedamsedijk und der Erasmusbrücke gebildet wird, darüber hinaus auch am Wilhelminapier und im Bezirk Kop van Zuid (siehe Illustration Seite1). Der Groundscraper Laut der Gemeinde Rotterdam muss ein Hochhaus nicht nur Wolkenkratzer sein, sondern auch ein sog. Groundscraper. Anspruch der Groundcraper ist es, dass ein Hochhaus auch zu einem ansprechenden 5 6 7
Leben auf der Straße beitragen sollte. Privates und öffentliches Leben sollen sich nicht gegenseitig ausschließen und Gebäude mit den Stadtbewohnern und der Straße kommunizieren. Ein freistehender (Nadel-)Turm ziehe sich aus dem städtischen Leben zurück und sei für ein gutes urbanes Leben nicht geeignet. Der gesamte Unterbau des Grundstücks soll daher mitgeplant werden (Abb.12). Die Höhe dieser unteren Lage hängt von der sogenannten Rotterdamse Laag (Rotterdamschicht) ab. Diese Schicht kann je nach Gebiet variieren und ist die durchschnittliche Gebäudehöhe in einem Gebiet. Transparenz und Durchlässigkeit dieser Ebene und die Abkehr vom freistehenden Turm sind wichtige Aspekte für das Straßenbild und das öffentliche Leben.6 Klima Da Rotterdam unter dem Meeresspiegel liegt, ist der Umgang mit Hochwasser schon immer ein wichtiges Thema gewesen. Die Stadt verfügt über umfangreiche Deich- und Pumpanlagen. Durch den Klimawandel wird das Thema für Rotterdam jedoch noch dringlicher. Es gibt vor allem Handlungsbedarf bei der Speicherung von Regenwasser. Es muss Flächen geben, die als Wasserpuffer dienen können. Dies kann das Dach sein oder eine Lösung im unmittelbaren Außenbereich wie z.B. ein Wasserplatz (Abb.13).7
Einkaufsstraße im Bezirk Cool in Rotterdam Gemeente Rotterdam, Binnenstad Als City Lounge. Bokern, Flood Tactics
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bis 20. Jahrhundert:
ab 20. Jahrhundert:
um 1930:
- giebelständige Fassade
- traufenständige Fassade
- Licht, Luft, freier Ausblick
- erdgebundenes Reihenhaus
- Stapelung von Wohnungen
- Stapelung von Wohnungen
- individueller Zugang
- häufig noch individueller Zugang
- höhere Gebäude
- rückseitiger privater Außenbereich
- gemeinschaftliche Außenbereiche
- seltener urbanes Reihenhaus im Block
- zusammengefasst als urbaner Block
- zusammengefasst als urbaner Block
- freistehende Zeilen und Scheiben
Abb. 14: Typische Rotterdamer Gebäudetypologien und deren Merkmale
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Typus der Stadt
Hochhaus laut Hoogbouwvisie (2019) - bis zu 250m Höhe
Mittelhohe Ebene: - bis zu 70m - Rücksprung um 5m (Wind)
Zerstörung der Innenstadt im Zweiten Weltkrieg
Rotterdamse Laag: - 25-30m, orientiert an umliegenden Gebäuden Sockel: Transparent, öffentlich, Teil der Straße
nach 1940 Neugestaltung der Innenstadt
Abb.15: Das Rotterdamer Hochhaus als Gebäudetypologie nach dem II. Weltkrieg
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Literaturverzeichnis Bokern, Anneke. „Flood Tactics“. Uncube Magazine. https://www.uncubemagazine.com/blog/13323459. 2021 Central District. Wederopbouwrotterdam.Nl, https://wederopbouwrotterdam.nl/artikelen/central-district. 2021 Gemeente Rotterdam. Hoogbouwvisie 2019. Ebook, https://repository.officiele-overheidspublicaties.nl/externebijlagen/exb-20202360/1/bijlage/exb-2020-2360.pdf. Rotterdam, 2019 Gemeente Rotterdam. Binnenstad Als City Lounge. Ebook.https://www.yumpu.com/nl/document/view/25864587/pdf-binnenstadals-city-lounge-gemeente-rotterdam. Rotterdam, 2020. Rutgers, Jan. Die Entwicklung Von Rotterdam Und Der Wiederaufbau Der Innenstadt. Ebook. 74th ed. Schweizer Bauzeitung, 1957 Van den Bergh, Wim, Franz Pesch, Heinz Sahnen, Sigurt Trommer, and Rainer Danielzyk. Perspektive Stadt. Klartext Verlag, 2010
Abbildungsverzeichnis Abb. 1. Deckblatt/Foto: Jaspers, Peter. Skyline Rotterdam, 2018; Quelle: https://www.flickr.com/photos/55416316@ N07/43358412342. Abb. 2. Kartierung: Hochhauszone Rotterdam; Quelle: Eigene Darstellung Abb. 3. Foto: Van de Biezen, Maarten. Rotterdam - Luchtfoto Middelland; Quelle: http://www.hollandluchtfoto.nl/ media/4f87209f-3026-4949-9db0-1f65a9a9e346-rotterdam-luchtfoto-middelland Abb. 4+5. Bild: Historische Ansicht + Grundriss Reihenhäuser in der Drievriendendwarsstraat; Quelle: Gemeentearchief Rotterdam Abb. 6. Foto: Quartier Spangen, Rotterdam; Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Balkon_Brinkman_-_Rotterdam_-_20191825_-_RCE.jpg Abb. 7. Foto: Witte Huis; Quelle: https://rijksmonumenten.nl/monument/334003/witte-huis/rotterdam/ Abb. 8. Foto: Van de Biezen, Bram. Rotterdam - Luchtfoto overzicht centrum Rotterdam; Quelle: http://www.hollandluchtfoto. nl/-/galleries/dorpensteden/zuid-holland/rotterdam/-/medias/fd9dc0b7-d4b6-4204-b030-faaa0b86659a-rotterdam-luchtfotooverzicht-centrum-rotterdam Abb. 9. Foto: De Rotterdam Lobby; Quelle: https://www.miesarch.com/work/2917 Abb. 10. Bild: Grundriss Erdgeschoss De Rotterdam; Quelle: https://www.miesarch.com/work/2917 Abb. 11. Foto: De Rotterdam Ansicht; Quelle: https://archello.com/project/de-rotterdam Abb. 12. Grafik: Groundscraper/ Sockelzzone; Quelle: Eigene Darstellung Abb. 13. Foto: Pallesh+Azarfane, Watersquare in Rotterdam; Quelle: https://www.uncubemagazine.com/blog/13323459 Abb. 14+15. Grafik: Merkmale Rotterdamer Gebäudetypologien; Quelle: Eigene Grafik
Rotterdam Bild der Stadt Yi Yang
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Kleine Twin Wohntürme mit Gewerbe und Retail im Sockelbau sind direkt nebenan dem Grundstück, und hat eine Einfahrt zur Tiefgarage auf dem Grundstück. hat regemäßige Fassadenstruktur, die mit Ziegeln bekleidet, innerhalb deren die Gestaltungen nach unterschiedlichen Bedürfnissen mit unterschiedlichen Materialien variieren.
Großer Wohnturm wurde vom berühmten Architekt Avaro Siza entworfen, und ist ein besonderes Merkmal in Kop Van Zuid mit seine ca. 158m Höhe, 8m höher als das Hochhaus von OMA gegenüber. hat massive Außenfassaden aus Naturstein mit seiner Schlankheit im Vergleich zum Hochhaus von OMA mit großzügigen Glasflächen und mauerartiger Kubatur gegenüber. Im unteren Sockelbau des Turms befinden sich die öffentlchen Nutzungen wie Kino und Theater.
Ansichten - Towers De Monchyplein und Tower Van der Hoevenplein
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Abb. 1 - Perspektive auf Wasser
Abb. 2 - Straßenperspektive Twin Wohntürme De Monchyplein
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Pakhuis Meesteren war vorher Lagerhalle, und wurde innerhalb der Halle als Food Halle mit Gastronomie umgebaut, und für Hotelnutzung zweigeschössig aufgestockt, befindet sich gegenüber dem Grundstück. hat kontrastierte Fassadengeliederung aus dem alten Ziegelbau und dem neuen Holzbau Pakhuis Leidsche Veem war Vorher auch Lagerhalle, und wurde zum Wohnungsbau umgebaut. Nebenan ist der neue Bauabschnitt mit Wohnungen.
Der neue Bauabschnitt hat städtebaulich einen Vorplatz neben Ubahn Station eingefasst, der eine Öffentlichkeit zun Gewerben und Gastronomien anbietet. Der neue Bauabschnitt hat eine massive Wand neben Denkmalpflege Pakhuis, aber am Vorplatz eine tranparente Fassaden mit Balkonen.
Ansichten - direkte Nachbarn auf Otto Reuchlinweg mit Hintergrund der Hochhäuser
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Abb. 3 - Vorplatz auf Otto Reuchlinweg
Abb. 4 - Straßenperspektive Wilhelminakade
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Städtebauliche Struktur Im mittleren Bereich befinden sich die Denkmalschutz Gebäude, die am frühstens in Kop van Zuid gebaut wurden. Im Randgebiet von Kop van Zuid sind die neuen modernen Hochhäuser in den letzten Jahrzehnten. Der Kontrast zwischen Alten und Neuen Bauten sowohl im Straßenperspektive als auch in der städtebaulichen Maßstab schon der erste Eindruck für Besucher, und ist auch die lokale Atmosphäre.
Ansichten - direkte Nachbarn auf Otto Reuchlinweg
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Luxor Theater ist der große öffentliche Bau nebenan Grundstück sogar in Kop van Zuid. Wegen seiner Nutzung bleibt die Fassade am Grundstück ziemlich geschlossen, hat aber im Erdgeschossbereich einen Zugang zu Water Taxi Station, den in einem räumlichen Fachwerk gebaut wurde. Solche architektonische Überlegungen bilden seine besonderen architektonischen Charakter in seiner äußerlichen Erscheinung.
Ansichten - direkter Nachbar Nieuwe Luxor Theater
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Floating Office in Future wird mit modulären Standard Bauteile aus Holz fertiggestellt. liegt in waterfront Bereich von Kop van Zuid. ist die architektonischen Überlegungen gegen globale Erwärmungen. Sein besondere Lage und nachhältige Baustoff bzw. Bauweise ist die neue Sprache nebenan Grundstück in Vergelich zun anderen Nachbarn.
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Abb. 5 - Perspektive auf Wasser zum Nieuwe Luxor Theater
Abbildung 2 - Zukünftige Perspektive auf Floating Office an Kop van Zuid
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Bild der Stadt Kop van Zuid ist ein Bereich, der schon lange Geschicht hat, aber in letzten Jahrzehnten sehr radikal sich entwickelt. So mekt man in seiner städtebaulichen Struktur sowohl in 2D als auch in 3D. Die architektonischen Sprache sind sehr vielfältig aus Alten und Neuen, aus eklektischer Architektur und
moderner Architektur. Seine Nutzungsstruktur ist auch gemischt mit Wohnungen, Büros, Hotel und das öffentliche. In seiner zukünftiger Entwicklungsperspektive gibts auch klimagerechtes Bauvorhaben, wie floating office.
Vogelperspektive Volumenmodell
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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 : https://1.bp.blogspot.com/-6SDBf2LofWY/VPSPm2cK9LI/AAAAAAABwUg/_JGH6pzpDd4/s1600/Alvaro%2BSiza%2B.%2BThe%2BNew%2BOrleans%2Bbuilding%2B.%2BRotterdam%2B(4).jpg Abbildung 2 : https://cloud.funda.nl/valentina_media/128/974/661_1440x960.jpg Abbildung 3 : https://ggstreetview.com/rotterdam? Abbildung 4 : https://nieuws.top010.nl/pakhuis-meesteren-rotterdam.htm Abbildung 5 : https://www.flickr.com/photos/142115409@N06/43515462500/ Abbildung 6 : https://ggstreetview.com/rotterdam?
LSA
Lehrstuhl für Städtische Architektur
Seminar Analyse des Ortes Masterthesis Sommer 2021 TUM Christin Herges, Philipp Cronenberg, Leonie Becher, Yi Yang