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Handwerk und Energie

ZUKUNFT DER ENERGIE IN SÜDTIROL IM MITTELPUNKT DES INTERESSES. DAS HANDWERK IST BEREIT, AUCH IN DIESEM BEREICH EINE FÜHRENDE ROLLE ZU ÜBERNEHMEN.

Verschiedene Gründe und Ziele haben das Thema Energie in den letzten Monaten in den Vordergrund der Weltöffentlichkeit gerückt. Die tragischen Entwicklungen des Krieges in der Ukraine, die Preissteigerungen in ganz Europa und die Versorgungsschwierigkeiten haben in allen Wirtschaftsbereichen unerwartete Kosten verursacht, die viele Unternehmen vor unvorhergesehene und oft unkontrollierbare Ausgaben stellen. Die Energieproblematik, die ein europaweites Phänomen ist, hat auch vor Südtirol nicht Halt gemacht. Dies hat die Politik zu bedeutenden Interventionen veranlasst, die dazu beigetragen haben, die so schnell und plötzlich explodierenden Energiekosten, zumindest teilweise einzudämmen. Tatsache ist aber, dass in naher Zukunft zahlreiche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die neuen und erneuerbaren Energien aufzuwerten. Das übergeordnete Ziel ist klar: eine sichere Versorgung über einen längeren Zeitraum und zu begrenzten Kosten zu gewährleisten und gleichzeitig zu einer Verringerung der Emissionen, insbesondere im Baugewerbe, beizutragen. Deshalb ist es wichtig, sich auf professionelle und zuverlässige Mitarbeiter wie die Südtiroler Handwerker/innen verlassen zu können.

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Europ Ische Ziele

Generell scheint sich die Situation ständig weiterzuentwickeln, und auf europäischer Ebene wird langfristig eine Energiewende angestrebt, die insbesondere bei der Energieeffizienz von Gebäuden umgesetzt werden soll.

Gerade in diesen Wochen wird in Brüssel eine weitreichende Richtlinie diskutiert, die darauf abzielt, alle Gebäude bis 2030 in die Energieklasse „E“ und bis 2033 in die Klasse „D“ zu bringen. Diese Entwicklung würde eine Senkung des Verbrauchs um etwa 25 Prozent ermöglichen, während längerfristig das Ziel bleibt, zwischen 2040 und 2050 emissionsfreie Gebäude zu errichten. Dies sind zweifelsohne ehrgeizige Ziele, die jedoch insbesondere für einen Staat wie Italien nicht leicht zu erreichen sind. Es genügt anzuführen, dass es heute in Italien etwa 12,2 Millionen Wohngebäude gibt, von denen mehr als 9 Millionen nicht in der Lage wären, die von den neuen Richtlinien geforderten Energieleistungen, innerhalb des vorgesehenen Zeitrahmens, zu gewährleisten.

Unabhängig von der nationalen Situation und den Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, scheint Südtirol eine Vorreiterrolle in Italien innezuhaben, was energetische Sanierungen, thermische Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen betrifft.

Die Lage In S Dtirol

Auf lokaler Ebene wurden die Möglichkeiten der Energieeffizienz von der Politik bereits frühzeitig erkannt.

Gerade in den letzten Wochen und Monaten wurden zudem zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitetet, um von den Einsparmöglichkeiten durch Photovoltaikanlagen und Solarthermie-Kollektoren zu profitieren.

Vor allem dank der Bemühungen von Vizelandeshauptmann Giuliano Vettorato wurden in Südtirol Anfang Januar Subventionen für Privatpersonen, Wohnanlagen und Unternehmen eingeführt, um Anreize für die energetische Sanierung von Gebäuden und den Einsatz erneuerbarer Energien zu schaffen.

Die Maßnahme bezieht sich speziell auf die in Südtirol durchgeführten Interventionen und ist somit sozusagen maßgeschneidert. Beitragsgesuche können zwischen dem 1. Januar und dem 31. Mai des Jahres, in dem die Arbeiten begonnen werden sollen, eingereicht werden, in jedem Fall aber vor Beginn der Arbeiten. Der Beitrag kann nicht mit anderen auf nationaler Ebene gewährten Beihilfen oder mit anderen Landesgesetzen kumuliert werden. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die geplanten Innovationen im Bereich der Photovoltaik und der thermischen Solarkollektoren, deren Verbreitung in der gesamten Provinz zunehmend gefördert wird.

Der Wert Des Handwerks

Ein weiterer Aspekt, der im lokalen, Südtiroler Kontext hervorzuheben ist, betrifft speziell die Rolle des Handwerks auf kurze und mittlere Sicht. Bekanntlich setzt sich der Sektor tagtäglich für Qualität und Professionalität ein, was besonders bei einem so sensiblen Thema wie der Renovierung von entscheidender Bedeutung sein wird. Eingriffe an Gebäuden sind schließlich vielfältig und können neben den eigentlichen Bauwerken auch die Außenfassaden, die Innenräume und die verschiedenen Arten von Installationen betreffen, die erforderlich sind, um Gebäude vollständig energieeffizient zu gestalten.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit und der Wille der Handwerksbetriebe, auf dem Laufenden zu bleiben und ihr Wissen ständig auf dem neuesten Stand zu halten, um bestmöglich zum Wohle der Südtiroler Bürger, sowie des eigenen Handwerks arbeiten zu können.

Gleichzeitig sind aber auch unterstützende Maßnahmen auf politischer Ebene erforderlich, insbesondere im Bereich der Subventionen, der Kostensenkungen sowie der steuerlichen und bürokratischen Entlastung, um das Wachstum und die Energiewende zu gewährleisten.

Darüber hinaus gilt es den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen zu fördern, für die wiederum ein ständiges Engagement der Gemeinden und politischen Vertreter erforderlich ist, um möglichst viele Aufträge an das lokale Handwerk zu vergeben, wodurch letztendlich Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden.

Wichtige Investition: Die Energiewende ©Adobe Stock

Interview

Der lvh sprach mit Vizelandeshauptmann Vettorato über energiepolitische Themen.

Vizelandeshauptmann Vettorato über Fördermaßnahmen und die Rolle des Handwerks

Was sind die Ziele der neuen Fördermaßnahmen im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien?

Seit fast einem Jahr befinden wir uns nun in einer Energiekrise, seit Jahren in einer Wirtschaftsund Klimakrise. Es musste also eine pragmatische Lösung gefunden werden, die den Bürgern und Unternehmen heute hilft, ihre Stromrechnungen zu senken, aber auch das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit für morgen zu verfolgen. Deshalb habe ich mit Hilfe meiner Ämter, Subventionen auf den Weg gebracht, die dazu beitragen sollen, die Kosten der Stromrechnungen zu senken und den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern, von der Photovoltaik über die Wärmedämmung bis hin zu Akkumulatoren.

Zum ersten Mal gibt es einen Zuschuss für Photovoltaikanlagen, die auf kleinen Unternehmen installiert werden. Welche positiven Auswirkungen erwarten Sie sich von dieser neuen Förderung? Ich erwarte einen Beitrag zur Senkung der Kosten, die die Unternehmen für Energie auf sich nehmen müssen, und gleichzeitig eine positive Auswirkung auf die Umwelt, aber auch eine Ankurbelung der lokalen Wirtschaft: Mittel- bis langfristig muss das Ergebnis weniger Kosten, weniger Umweltverschmutzung, mehr Arbeit sein.

Handwerker/innen tragen tagtäglich dazu bei, Südtirol nachhaltiger zu gestalten. Wie wollen Sie die Betriebe in dieser wichtigen Rolle konkret unterstützen?

Auf Antrag der Berufsverbände, werden wir Adhoc-Kurse durchführen, um die Arbeitnehmer/ innen auf den neuesten Stand zu bringen. Das Ziel ist nach wie vor die Modernisierung, die Verringerung der Umweltverschmutzung, aber auch die Schaffung von induzierten Einkommen für die Südtiroler Wirtschaft. Alle eingeleiteten und untersuchten Maßnahmen begünstigen indirekt das lokale Handwerk: Alle Berufsgruppen, die der Maurer, der Fliesenleger, der Elektriker, der Schornsteinfeger, usw. haben die Möglichkeit, an diesem positiven Kreislauf teilzuhaben. Das Gleiche gilt für die künftige Wartung.

Maßnahmen in den Bereichen Umwelt und Energie sind für die Erreichung der Ziele des „Klimaplans“ von entscheidender Bedeutung. Was sind diesbezüglich Ihre Prioritäten für 2023? Meine Priorität ist es, Maßnahmen umzusetzen, die langfristig zu einer geringeren Umweltbelastung führen und gleichzeitig Wohlstand für die Unternehmen, Fachkräfte und Bürger Südtirols schaffen. Alle Maßnahmen die ich im Umwelt- und Energiebereich ergreife und in Zukunft ergreifen werde, stützen sich dabei auf den gesunden Menschenverstand, um eine konkrete Antwort auf die Probleme zu finden. In der Zwischenzeit werde ich versuchen, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, denn der ökologische Wandel findet nur statt, wenn die Bürger ihn fordern. Für die Zukunft gibt es noch viel zu tun, und ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Ziele des Plans mit Nachdruck verfolgt werden.

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