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Wie Judith Sotriffer eine traditionelle Südtiroler Handwerkskunst (be)lebt

HOLZBILDHAUER: DIE GRÖDNERIN REPRODUZIERT IN IHRER WERKSTATT KLEINE UND GROSSE PUPPENDAMEN EBENSO WIE ANDERE „HOLZOBJEKTE“ NACH ALTEN VORLAGEN UND IN ECHTER SÜDTIROLER HOLZBILDHAUER-TRADITION.

Die Geschichte von Judith Sotriffer ist eine Geschichte der Südtiroler Handwerkskunst, die ihr praktisch in die Wiege gelegt wurde. Schon ihre Großeltern waren im Verlag von Holzspielzeug tätig, ihre Mutter führte ein Spielwarengeschäft. „Kunst und Spiel haben mich von klein auf geprägt“, sagt Sotriffer. Ihr Vater war Guido Sotriffer, der bekannte Grödner Bildhauer, Maler und Zeichner, bei dem sie schon als Kind mit großen Augen im Atelier stand. Der harzige Duft des Holzes, das ursprüngliche und archaische des Materials, der schöpferische Akt – all das faszinierte Judith Sotriffer und fasziniert sie bis heute. Die Entscheidung für den Beruf fiel früh und ohne Zögern. Bei ihrem Vater absolvierte sie die Lehre zur Holzbildhauerin. Er lehrte sie alles, was sie wissen musste. Und so entstehen in der Werkstatt der Holzbildhauerin in St. Ulrich, im Grödnertal, heute wunderbare Holzarbeiten, in erster Linie Puppen; allen voran die berühmte Grödner Puppe mit ihrer Alabasterhaut, ihren weißbestrumpften Beinen und dem pechschwarzen Haar. Ab dem späten 17. Jahrhundert ging sie in alle Welt, holländische und englische Kaufleute exportierten sie in die entlegens- ten Winkel des Globus. Noch heute findet man die hölzerne Spielgefährtin in Museen in Tasmanien oder in zwölffacher Zahl in der Sammlung der ehemaligen britischen Regentin Victoria. Der Handel florierte über Jahrhunderte, bis die Weltwirtschaftskrise der Produktion der Puppe in den 1930er Jahren ein Ende setzte. Seit einigen Jahren gibt es die Grödner Puppe nun wieder. Judith Sotriffer hat ihr neues Leben eingehaucht und sie kunst- und liebevoll weiterentwickelt. In alten Katalogen, in Büchern, auf Reisen oder bei Museumsbesuchen findet sie Anregungen für ihre Werke und setzt sie auf ihre eigene, von viel Fingerspitzengefühl getragene Art um.

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Ber Hundert Arbeitsschritte

Vom Drechseln des Körpers bis zum finalen Bemalen liegt alles in der Hand. Das braucht Zeit: „Jede Puppe nehme ich mehr als hundert Mal in die Hand, bis sie fertig ist“, erklärt die Grödnerin. Und das unabhängig davon, ob die Puppen nun streichholzklein oder lebensgroß sind. Sotriffer nennt die bunten, teils mit einfacher Mechanik ausgestatteten Figuren „Holzobjekte“. Denn tatsächlich werden sie heute meist nicht nur für Kinder, sondern als Sammlerstücke gekauft. Pinocchios, Aufstehmännchen, Harlekins und Hampelmänner sind so schön und handwerklich perfekt,

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01 Kunstvolle Kreationen

©Judith Sotriffer

02 Ein Arbeitsschritt

©Egon Dejori

03 Die Grödner Puppe(n)

©Judith Sotriffer dass man sie sich gerne ins Haus stellt. Bevor sie zum Stemmeisen greift, recherchiert die Holzbildhauerin die Geschichte zu jedem einzelnen Objekt. Es sei ein schöner Gedanke, „Dinge weiterzuentwickeln und nicht stehenzubleiben.“

Mit den einst in großer Stückzahl hergestellten Holzspielsachen haben Sotriffers Werke oft nur den Entwurf gemein – die Ausführung ist wesentlich anspruchsvoller. Eine schöne Abwechslung zu den Spielobjekten sind Porträts, welche die Grödnerin nach lebenden Vorbildern aus Holz schnitzt. Hier braucht es neben dem handwerklichen Geschick auch eine gute Beobachtungsgabe und den Blick fürs Wesentliche. Den schärft die Holzbildhauerin bei ihren Streifzügen durch den Wald, einem ihrer liebsten Orte. Hier wächst auch die Zirbelkiefer, aus der sie ihre Objekte schnitzt. Eine Baumart, die vor allem im Zentral- und Südalpenraum wächst und deren Holz über lange Zeit einen feinen Duft verströmt. Auch wenn sich ihre Figuren und Puppen ähneln, gibt es doch immer kleine Abweichungen im Detail. Der Schwung der Augenbraue, die in die Stirn fallende Locke – die Künstlerin entscheidet die Feinheiten spontan und mit sicherer Hand. „Es ist doch immer die Leidenschaft, die uns antreibt“, stellt Sotriffer abschließend fest.

BRANCHEN | Umweltkennzeichnung, Kongruenz, KMUs, Preisrevision

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