EM 2020
// BREYERS EM-REPORTAGE
# 52
Stilechte Stadttour: Ex-Schalker Youri Mulder (l.) und Jochen Breyer erkunden Amsterdam aud dem Fahrrad.
Fotos: ZDF, Nadine Rupp
HOLLANDRÄDER UND SOUR-CREAM-CHIPS Jochen Breyer besuchte für seine EM-Reportage im ZDF vier der elf Austragungsorte des Turniers. Dabei fing der Journalist ganz unterschiedliche Stimmungslagen in Amsterdam, Bilbao und Budapest ein.
D
ie Wochen vor dieser Europameisterschaft waren für mich – gemessen an den Pandemiemonaten zuvor – fast schon spektakulär: Ich bin mit Youri Mulder auf dem Hollandrad durch Amsterdam gefahren. Habe mich tagelang von SourCream-Chips ernährt. Und wurde in Budapest von einem Hooligan zum Schnapstrinken aufgefordert. Wie es dazu kam? Dafür muss ich etwas ausholen. Ende April bin ich mit meinem Kamerateam auf eine Europa-Reportage-Tour aufgebrochen. Wir wollten vier Ausrichterstädte dieser EM bereisen, um zu erfahren, was die Menschen eigentlich von dieser speziellen Europameisterschaft in Pandemiezeiten halten. Mit dem Kofferraum voller
Unser Autor Jochen Breyer ist TV-Moderator und Journalist. Seit 2016 dreht er gesellschaftspolitische Reportagen für das ZDF. Die EM-Reportage des RND-Kolumnisten ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.
FFP2-Masken, Schnelltests und Sour-Cream-Chips, die mein Team fatalerweise zum Haupternährungsmittel dieser Reise erklärt hatte, ging’s los. Unsere Route: München–Amsterdam– Bilbao–Rom–Budapest–München. Knapp 6000 Kilometer. Rückblickend lässt sich sagen: Es war fast so aufregend wie damals, nach dem Abi, als ich mit Freunden in meinem alten Opel Kadett nach Lloret de Mar gefahren bin. Aber das ist eine andere Geschichte.
DAS NETTESTE ERLEBNIS In Amsterdam sind wir mit Youri Mulder verabredet, dem Schalker Eurofighter-Helden, der mich gleich mal zwingt, für den Dreh auf ein Holland-
rad zu steigen. „Youri, das ist ein viel zu krasses Klischee“, protestiere ich. „Das macht man hier aber so“, sagt Youri und erzählt mir auch gleich, dass die Zahl der Radunfälle in der Krise drastisch zurückgegangen sei: Normalerweise würden sich die Touristinnen und Touristen in den Coffeeshops zudröhnen und dann aufs Rad steigen. Nicht wenige dieser Irrfahrten endeten früher oder später in einer Gracht. Jetzt gehört die Stadt wieder den Einheimischen – und die können ihre Fahrtauglichkeit erfahrungsgemäß besser einschätzen. Youri und ich mieten uns also Räder und radeln durch Amsterdam. Youri erzählt mir von 1988, als die Europameistermannschaft der Niederlande zu-