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Interview mit Robert Klauß
from Der RASENBALLER Nr. 18 | Das Aufsteiger-Magazin der LVZ
by Sachsen Medien GmbH – Ein Unternehmen der Leipziger Volkszeitung
Ralph Hasenhüttl BundesligaErfahrung. Nach drei Jahren als Co-Trainer bei RB Leipzig – erst unter Aufstiegstrainer Ralf Rangnick, dann unter Hasenhüttl – folgte Zsolt Löw im Sommer 2018 dem Ruf von Thomas Tuchel, der ihn bei Paris St. Germain unbedingt an seiner Seite haben wollte. Seit Januar 2021 sitzt das Duo beim FC Chelsea auf der Bank und führte die Londoner auf Anhieb zum Champions-LeagueSieg.
In der zweiten Bundesliga stehen derzeit zwei ehema lige RB-Nachwuchstrainer an der Seitenlinie. Jens Härtel, der in der Saison 2013/14 die U19 von RBL in die Bundesliga führte und im Sommer 2014 zum 1. FC Magdeburg wechselte, hat im Sommer mit dem FC Hansa Rostock den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft. Robert Klauß trainiert bereits seit dem Sommer 2020 den 1. FC Nürnberg. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei seiner ersten Station im Erwachsenenbereich hat er sich mit den Nürnbergern in dieser Saison in der oberen Tabellenhälfte festgesetzt. Der ehemalige RB-Spieler trainierte acht Jahre lang – von 2010 bis 2018 – diverse RB-Nachwuchsmannschaften. Von 2018 bis 2020 war er unter Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann zwei Jahre Co-Trainer, bevor er das Angebot aus Nürnberg bekam.
Abseits der großen internationalen Fußballbühne hat sich in den letzten Jahren auch Alexander Blessin einen Namen gemacht. Nachdem er von 2012 bis 2020 zahlreiche Erfolge mit der U17 und der U19 feierte, zog es den gebürtigen Stuttgarter im Sommer 2020 zum belgischen Erstligisten KV Ostende, den er in der vergangenen Saison auf Anhieb in die Play-offs führte. Aufgrund dieses Erfolges und der attraktiven Spielweise wurde er zum Trainer des Jahres in der belgischen Pro League gewählt. Als „Belohnung“ für die gute Arbeit gab es vor wenigen Wochen einen Vertrag beim italienischen Erstligisten CFC Genua. Beim Tabellenvorletzten der Serie A soll der langjährige RB-Nachwuchscoach in den kommenden Monaten den Abstieg verhindern – als zweiter deutscher Trainer in der Serie A nach Rudi Völler. Der trainierte den AS Rom in der Saison 2004/05 allerdings nur vier Spiele, bevor er zurücktrat. Andreas Neustadt
Mit RB Leipzig mitgewachsen: Auch an der Seite von Julian Nagelsmann hat Robert Klauß (l.) viel gelernt.
Foto: PICTURE POINT / Roger Petzsch
ROBERT KLAUß HAT DIE RB-DNA WIE KAUM EIN ANDERER VERINNER LICHT. EHE DER 37-JÄHRIGE 2020 ALS CHEFTRAINER ZUM ZWEITLIGISTEN 1. FC NÜRNBERG GING, WAR ER ELF JAHRE IN DIVERSEN FUNKTIONEN BEI RB LEIPZIG: ALS SPIELER, NACHWUCHSTRAINER UND AM ENDE ALS ASSISTENT VON JULIAN NAGELSMANN. BEIM „CLUB“ STEHT ER NACH EINEM 0:5 GEGEN INGOLSTADT UND DEM 1:4 IN KARLSRUHE MOMENTAN JEDOCH STARK UNTER DRUCK.
Was ist das Besondere an RB Leipzig? Robert Klauß: Bei der Entwicklung von RB hat man deutlich gesehen, was möglich ist, wenn man eine einheitliche Idee hat und alles zusammenpasst. Das ist auch das Besondere an diesem Verein. Bei RB gibt es ein klares System, das sich durch alle Mannschaften zieht.
Vor Ihrem Wechsel nach Nürnberg im Sommer 2020 waren sie acht Jahre als Nachwuchstrainer und zwei Jahre als Co-Trainer aktiv. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen? Als Nachwuchstrainer ist man komplett in das RB-System integriert. Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt – unter anderem, dass das Scouting und das Training zusammenpassen muss und wie ich ein Training richtig strukturiere. Ich habe in der U14 angefangen und konnte mich bis zur U23 ‚hocharbeiten‘. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit, von vielen anderen Trainern zu lernen. Das Wichtigste war aber, dass ich mich ausprobieren und dabei auch Fehler machen durfte - unabhängig vom Erfolgsdruck. Das hat mich unheimlich weitergebracht.
Haben Sie aus Ihren Erfahrungen heraus einen Tipp für junge Trainer? Ich kann nur jedem empfehlen, seine Trainerkarriere im U-Bereich in einem guten Nachwuchsleistungszentrum zu beginnen. Ob man dabei erfolgreich ist, hängt natürlich immer auch von der eigenen Persönlichkeit ab. Mir hat es immer großen Spaß gemacht, mit jungen Spielern zu arbeiten. Außerdem hatte ich damals das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich konnte mit dem Verein mitwachsen – Schritt für Schritt.
Welche Dinge von RB können Sie in Nürnberg übernehmen? Ich denke, man erkennt an vielen kleinen Dingen, dass ich bei RB gelernt habe. Gerade im Spiel gegen den Ball kann ich hier in Nürnberg auch einiges davon nutzen. Meine Mannschaft soll mit Ballbesitz zielstrebig nach vorn spielen. Nicht jeder RB-Trainer lässt den gleichen Fußball spielen. Das wird allerdings erst dann deutlich, wenn man bei einem anderen Vereinen arbeitet. Aber zumindest die Grundrichtung ist immer gleich.
Der Wechsel nach Nürnberg im Sommer 2020 kam für viele ziemlich überraschend. Wie kam der Wechsel damals zustande? Es stand nie in meinem Karriereplan, Trainer in Nürnberg zu werden. Dann kam aber im Sommer 2020 die Anfrage von Dieter Hecking. Ich habe mir alles angehört und wir hatten ein richtig gutes Gespräch. Ausschlaggebend für den Wechsel war für mich, dass der „Club“ ein besonderes Augenmerk auf Talente legt. Aus meiner Sicht ist das genau der richtige Weg. Das war für mich auch ein Grund, warum ich diesen Schritt gegangen bin. Ich habe dabei auch immer mit offenen Karten gespielt. Das gehört sich auch so, wenn man solange in einem Verein ist. Ich habe hier schließlich unheimlich viele tolle Menschen kennengelernt. Deshalb bin ich damals auch mit einem guten Gefühl weggegangen. Ich bin freiwillig und zum richtigen Zeitpunkt gegangen.
Wie ist der Kontakt zu RB? Der Kontakt zu vielen Leuten von RB Leipzig ist nach wie vor richtig gut. Ich denke, dass wird sich auch nicht ändern. Dazu kommt, dass wir mit Tom Krauß und Dennis Borkowski zwei Leihspieler von RB haben. Das macht es leichter, den Kontakt zu RB zu halten. Außerdem wohne ich ja auch noch in Leipzig, die Stadt ist schließlich nach wie vor meine Heimat.
In der vergangenen Saison hatten Sie in Nürnberg Startschwierigkeiten, am Ende stand ein enttäuschender elfter Platz. Inzwischen gehören sie mit dem „Club“ zu den Aufstiegskandi daten. Wie ist Ihnen dieser Wandel gelungen? Enttäuschend war der elfte Platz nach der Relegation im Jahr zuvor nicht. Wir wollten eine sorgenfreie Saison spielen. Das ist uns gelungen. Auch ich musste in Nürnberg einiges lernen und verschiedene Dinge verstehen. Ab März haben dann viele Dinge besser funktioniert. Inzwischen haben wir die nötige Stabilität hinbekommen – mit viel Geduld.
Mit welchem Ziel sind Sie in die Saison gegangen? Wir haben vor der Saison einen Platz zwischen fünf und acht als Ziel ausgegeben. Das ist aus meiner Sicht auch realistisch. Ich fühle mich in Nürnberg sehr wohl. Mein langfristiges Ziel ist es, den Verein zurück in die Bundesliga zu führen. Dort gehört er aus unserer Sicht auch hin. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns das gelingen wird. Interview: Andreas Neustadt