Sven Quandt
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Auch den sechs BMW des X-Raid Teams sieht man die Power und das Know-How nicht unbedingt von außen an. „Unsere Autos sehen fast aus wie die Serienfahrzeuge“, erklärt Sven Quandt.
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Sven Quandt Ein Mann, ein Motor von Miriam Kaefert (Text) und Martin Kath (Fotos)
Seiner Familie gehört BMW. Ihm gehört X-Raid, das größte und erfolgreichste Rallyeteam. Sven Quandt ist ein Mann, der beeindruckt. Nicht wegen seiner Millionen. Sondern wegen seiner Ziele. Die Rallye Dakar kann man nicht für Geld kaufen.
Er ist schon da, wenn wieder eines seiner 270-PSKraftpakete angedröhnt kommt. Ruhig, abwartend und niemals ohne sein Mobiltelefon in der Hand steht Sven Quandt im Fahrerlager auf einem riesigen betonierten Parkplatz in der Einöde des spanischen Aragon. Sobald ein Wagen seines Teams X-Raid vorfährt, öffnet er die schlammverspritzte Fahrertür. Aus dem Innenraum schlägt ihm jedes Mal eine Hitzewand entgegen, bis zu 70 Grad herrschen im Cockpit eines Rallyewagens. Fahrer und Navigator, erschöpft und adrenalingeputscht zugleich, haben nicht einmal Zeit, ihren Helm abzunehmen. Sven Quandt will eine kurze Beurteilung der Strecke. Gab es Probleme? Pannen? Wie sind die Zeiten, wie liegt das Team in der Platzierung? Ruhig und 4
unaufgeregt wirkt er, dieser große, sportliche Mann in blauem X-Raid-Poloshirt. Nach einer Minute intensiven Gesprächs überlässt er Wagen und Fahrer seinem Team aus Mechanikern, Technikern und Betreuern. Schnelle Autos. Viele PS, viel Geld, viel Technik. Rasante Rennen. Da denkt man zuerst an die Formel Eins. Und das Bild des typischen Teamchefs, klar, das verkörpert Flavio Briatore! Aber der Jet-Set-Italiener mit einer Schwäche für blau getönte Brillen vertritt Ferrari. Und Sven Quandt, der extrem zurückgezogen lebende Hesse mit einer Schwäche für Effizienz und Zahlen, verkörpert BMW. Die Automarke, an der seine Familie große Anteile hält. Unterschiedlicher als Quandt und Briatore kön-
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„Drei der Wagen werden von nicht professionellen Privatkunden gefahren“, erzählt er. Wer zahlt, geht an den Start. Quandts Klientel: Vor allem extrem gut betuchte Männer jenseits der Vierzig. „Mein jüngster Kunde ist knapp 30, aber das ist die Ausnahme“, so Quandt. Und was kostet so ein selbst finanziertes Rallye-Abenteuer? „Der Wagen rund 900.000 Euro“
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Blick ins Fahrerlager: Die Rallyeautos werden nach jeder Etappe technisch komplett durchgecheckt und bei Bedarf repariert. Im Team starten auch vermรถgende Privatleute, die sich einen Start bei der Baja Rallye erkauft haben, wie dieser spanische Unternehmer.
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Sobald die Wagen ins Fahrerlager rollen, ist Sven Quandt zur Stelle. Er ist der Erste, der mit den Fahrern redet. Unverzichtbares Hilfsmittel für den Teamchef: Sein Mobiltelefon, dass er abwechselnd in der Hand und am Ohr hat.
nen zwei Charaktere wohl kaum sein. Und trotzdem: In Sachen Geschäftstüchtigkeit sind beide sich durchaus ähnlich. Aber das merkt man Sven Quandt erst auf den zweiten Blick an. Auch den sechs BMW des X-Raid Teams sieht man die Power und das Know-How nicht unbedingt von außen an. „Unsere Autos sehen fast aus wie die Serienfahrzeuge“, erklärt Sven Quandt. „Aber vom ursprünglichen X3 sind nur Motor, Frontscheibe, Außenspiegel und Türgriffe übrig. Alles andere, vom Fahrwerk über die Schalensitze bis hin zum Überrollkäfig, wurde speziell für den Rallyeeinsatz entwickelt. Und die 275 PS starken Motoren entwickeln im Gelände ihre volle Kraft.“ Im Gespräch strahlt dieser Mann zugleich Autorität und Freundlichkeit aus. Souveränität, um es in einem Wort zu sagen. Wer ihm gegenüber steht, fasst spontan Vertrauen. Und macht unwillkürlich den Rücken gerade. Schließlich kommt Sven Quandt aus einer der reichsten Familien Deutschlands. Die Quandts- eine Industriellen-
Dynastie, deren Vermögen auf unfassbare 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Die verzweigte Familie lebt extrem zurückgezogen. Still. Bescheiden. Unauffällig aus Prinzip. Dass die Affäre von Susanne Klatten, geborene Quandt, mit dem Gigolo Helg Sgarbi öffentlich wurde, das könnte daran liegen, dass die Familie noch andere Prinzipien pflegt. Konsequenz und Geradlinigkeit, zum Beispiel. Statt zu schweigen, still zu zahlen, ging Susanne Klatten vor Gericht gegen ihren Erpresser. Auch ihr Halbbruder Sven strahlt Geradlinigkeit gepaart mit Gelassenheit aus, wenn er über sich redet. Mittlerweile sitzt er auf einem der weißen Plastikstühle des Fahrerlagers, das Mittagsbuffet für das Team ist serviert, es gibt Nudeln, Lamm und grüne Bohnen. Sven Quandt hat das Handy vor sich liegen. „Ich habe seit meiner Kindheit Benzin im Blut“, erklärt er seine unbedingte Faszination an den Rallyesport. „Schon mit 14 habe ich in der Garage meines Vaters geschraubt, um mir etwas zum Taschengeld dazu zu verdienen.“ Dass 11
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Perfekte Logistik: Fßr Essen und Getränke ist zu jeder Zeit reichlich gesorgt. Nach einer Etappe sind die Fahrer meist vÜllig ausgepowert und hungrig - kein Wunder, das Fahren bei bis zu 50 Grad im Wagen auf einer staubigen Buckelpiste ist extrem anstrengend. 13
Auch den sechs BMW des X-Raid Teams sieht man die Power und das Know-How nicht unbedingt von außen an. „Unsere Autos sehen fast aus wie die Serienfahrzeuge“, erklärt Sven Quandt.
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„Aber vom ursprünglichen X3 sind nur Motor, Frontscheibe, Außenspiegel und Türgriffe übrig. Alles andere, vom Fahrwerk über die Schalensitze bis hin zum Überrollkäfig, wurde speziell für den Rallyeeinsatz entwickelt. Und die 275 PS starken Motoren entwickeln im Gelände ihre volle Kraft.“
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Ein Unternehmer durch und durch: Der Erbe der Quandt-Dynastie sieht den Rennsport nüchtern: „Das ist mein Beruf, nicht mehr.“
Milliardärskinder mit Papas Scheinen um sich werfen wie Konfetti – im Falle Quandt offenbar eine ganz falsche Annahme. Sven Quandt studierte BWL, machte Karriere, alles vorbildlich. Aber sein Herz, das schlug weiter für starke Motoren. „1988 landete ich im Auswahlcamp für die Camel Trophy, gewann auf Anhieb einen Startplatz“, erzählt er. „Aber dann bekam ich eine Blinddarmentzündung, konnte nicht starten. So bin ich halt später auf eigene Faust mit dem Unimog von München nach Kapstadt gefahren. Da hat es mich dann gepackt.“ Später fuhr Sven Quandt bei der Rallye Dakar mit, insgesamt sieben Mal. Das Rennen durch die Wüste ist seine große Leidenschaft. Viele Fahrer scheitern an der Herausforderung, vor allem die jungen. „Diese Rallye ist etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Wer sie gewinnen will, braucht Erfahrung und Reife. Mit 30 ist man nicht reif genug, um zu gewinnen“, sagt er. „Die Fahrer dürfen sich nicht überschätzen, nicht übermütig werden. Die Dakar ist tückisch, ein sicher geglaubter Sieg 18
kann in Sekunden dahin sein.“ Ein Sieg bei der Königin der Rallyes ist Sven Quandts Traum. Sein Ziel. Er sitzt nicht mehr selbst am Steuer: „Ich habe erstens keine Zeit und zweitens könnte ich nicht mehr mithalten. Ich bin nicht gut und nicht fit genug.“ Klare Worte, Klare Selbsteinschätzung. Logisches Denken und Handeln liegen dem 53-Jährigen im Blut. Wie das Benzin. Sven Quandt verpflichtet nur die Besten. DakarSiegerin Jutta Kleinschmidt fuhr für ihn. Und Stéphane Peterhansel, eine Ikone des Rallyesports, siebenfacher Dakar-Sieger, startet für das X-Raid-Team.. „Man muss Demut vor diesem Rennen haben“, sagt Sven Quandt. Demut, Talent –und Erfahrung. Wie sein bester Mann Peterhansel. Aber Quandt weiß auch, dass sehr viele sehr reiche Menschen davon träumen, einmal das staubig-heiße Gefühl in einem PS-bepackten Rallyewagen zu haben. Auf dem engen Fahrersitz den Motor unter sich spüren, den Helm auf dem Kopf, nur durch
Technik entscheidet: Jede Schraube, jede Federung muss perfekt montiert sowie hitze- und extrem schmutzbeständig sein.
das Headset mit dem Beifahrer verbunden. Hitze, Staub, Zusammenhalt. Rallye-Romantik, eben. Das Gefühl, ein richtiger Kerl zu sein. „Rallyefahren ist eins der letzten Abenteuer, die es noch gibt“, findet Sven Quandt. Und dieses Abenteuer finanziert ihm seinen Rennstall. „XRaid ist kein Hobby, sondern ein Unternehmen“, sagt er. Und das braucht Gewinn. Um den zu machen, macht der Rennstallchef Träume wahr. „Drei der Wagen werden von nicht professionellen Privatkunden gefahren“, erzählt er. Wer zahlt, geht an den Start. Quandts Klientel: Vor allem extrem gut betuchte Männer jenseits der Vierzig. „Mein jüngster Kunde ist knapp 30, aber das ist die Ausnahme“, so Quandt. Und was kostet so ein selbst finanziertes Rallye-Abenteuer? „Der Wagen rund 900.000 Euro“, erklärt er, „und dann kommt es auf den Kunden an: Will er ein Auto haben? Oder nur eine Rallye fahren? Dann muss er mit 120.000 Euro Miete kalkulieren, eine ganze Saison, ohne Dakar, kostet eine knappe Million Euro.“ Dafür gibt es aber auch das Rundum-Wohlfühl-Paket: „Der Fahrer
kommt angeflogen, steigt ein, fährt los, jagt ins Ziel und fliegt wieder nach Hause – mit etwas Glück sogar als Weltmeister, wie Khalifa Al-Mutawei, der 2004 einer unserer ersten Kunden gewesen ist“, so Sven Quandt. Er lächelt. Dann klingelt sein Mobiltelefon. Nach einem kurzen Gespräch ist er wieder voll da. Die Frage nach seinem Privatleben beantwortet er diplomatisch: „Ich habe wenig Zeit. Aber ich versuche, mir Freiräume für die Familie zu schaffen.“ Quandt hat fünf Kinder, zwei seiner Söhne arbeiten momentan für ihn bei X-Raid. Keine reichen Bubis, sondern Jungs, die mit anpacken. Die immer freundlich sind. Zu den Fahrern, den Mechanikern, den Journalisten. „Dienstleistung, das ist das Geheimnis“, sagt Sven Quandt. „Man muss besser und schneller sein, als die anderen.“ Das ist ihm mit seinem Rallyeteam fast gelungen. Fehlt nur noch eins: Der Sieg der Paris-Dakar. Die Erfüllung seines größten Traums.
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Was zählt, ist das Team: Quandt mit Tina Thörner, sie ist eine der erfolgreichsten Navigatorinnen. Nach dem Rennen werden nicht nur die Autos, sondern bei Bedarf auch die Anzüge der Fahrer gereinigt ...
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MK2 Miriam Kaefert Journalistin Mobil 0176 - 61 58 99 94 mk@miriamkaefert.de Martin Kath Fotografie Mobil 0171 - 642 17 17 mk@martinkath.de www.martinkath.de Seilerstraße 20 20359 Hamburg St. Pauli Telefon 040 - 69 64 39 50 Fax o40 - 69 64 64 18
Die Reportage in dieser Form ist ein reines Angebot – also vollkommen variabel in Länge, Layout und Aufbau. Fotos und Text gibt es auch jeweils einzeln und unabhängig voneinander. Weitere Fotos sind vorhanden, Homepage des Fotografen: www.martinkath.de Weitere Textproben/Veröffentlichungen von Miriam Kaefert (Bild, FHM, blond, Frau im Spiegel etc) gern auf Anfrage. Andere Aufträge zu anderen Themen auch gern, auch auf Anfrage!
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