Regionalismus als Anspruch und Methode - junge Architekten in Graubünden um 1990

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Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Fr端hlingssemester 2017 Regionalismus als Anspruch und Methode - junge Architekten in Graub端nden um 1990

Masterstudiengang Architektur

Essaysammlung Vertiefungsarbeit

Fr端hlingssemester 2017

Regionalismus als Anspruch und Methode junge Architekten in Graub端nden um 1990


Titelbild: Peter Zumthor, Caplutta Sogn Benedetg, Sumvitg, 1988

Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit FrĂźhlingssemester 2017 Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser Assistentin: Patricia Lehner


Inhalt Vorwort

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Schreiben als Vorstoss Beitrag im Heft Karton 39 Oliver Dufner und Christoph Wieser

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Der Kritische Regionalismus - eine Kompromisslösung? Eine Analyse im Graubünden der 1990er Jahre Iris Ammann

13

Gezeichnete Atmosphäre Peter Zumthor - Von der Werkzeichnung zur Entwurfsskizze Mathieu Gutzwiller

57

Umgang mit dem Vorgefundenen Weiterbauen im alpinen Raum Andri Marugg

109

Themenübersicht der weiteren Arbeiten

161

Bautensteckbriefe

207

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Vorwort Nachdem wir uns im letzten Semester der architektonischen Debatte in Basel um 1980 gewidmet haben, geht nun die gedankliche Reise weiter in den Kanton Graubünden. Wir beschäftigen uns dabei mit der lokalen Architektur und deren Protagonisten der 1990erJahre. Seit dem ökonomischen Aufschwung der Nachkriegszeit war die Region starken baulichen Entwicklungen ausgesetzt – man denke nur an den Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur, an die Bauten für den Tourismus sowie die städtebauliche Entwicklung im Ballungsraum Chur. Diese massiven Eingriffe in den Natur- und Siedlungsraum führten gegen Ende des Jahrhunderts zu einer kritischen Reflektion, die ihren Ausdruck in einer Architektur fand, in der Themen wie der subtile Umgang mit den regionalen und landschaftlichen Gegebenheiten Eingang fanden. Für diese Reaktion gibt es mehrere Gründe: Zum Einen entwickelte sich ein verstärktes Bewusstsein für die Qualität der historischen Bauten, die insbesondere durch die Tätigkeit des Heimatschutzes und der Denkmalpflege ins Bewusstsein gerückt worden waren. In diesem Umfeld spielte Peter Zumthor eine wichtige Rolle, der in den 1970er-Jahren Bauten sanierte und damit zu einem Vordenker für ein sorgfältiges Weiterbauen im Bestand wurde. Diesen Fokus prägt auch das Werk von Gion Caminada, der ausgehend von einer Analyse der traditionellen Strickbauten in seinem Heimatort Vrin, herkömmliche strukturelle und konstruktive Prinzipien weiterentwickelte und zum Teil auch in einem anderen Kontext umsetzte. Zum Anderen trat Ende der 1980er-Jahre eine Generation Architekten ins Berufsleben ein, die durch ihre Ausbildung an der ETH Zürich bei den Schülern von Aldo Rossi und Luigi Snozzi ein Interesse am Umgang mit Tradition zeigten, und dieses in Form von analog geprägten Entwürfen in die Debatte einbrachten. Anders als bei Rossi stand weniger die Stadt im Fokus der Suche nach Vorbildern, als vielmehr die ruralen und anonymen Bauten, deren Themen sie mittels Verfremdung in ihre Projekte einarbeiteten. Durch die starke theoretische Prägung ihrer Lehrer Fabio Reinhart und Miroslav Sik – deren Rhetorik und Bildsprache hatte die Architekturabteilung der ETH in den 1980erJahren polarisiert – entwickelte sich in wenigen Jahren eine lebendige, junge Bündner Architekturszene mit Büros wie Bearth & Deplazes, Hagmann & Jüngling, Conradin Clavuot, Pablo Horvath und anderen. Ihre Bauten – neben vielen Wohnbauten entstand auch eine Anzahl von Schulen und Sonderbauten – zeugen alle von einem sensiblen Umgang mit Konstruktion und Material und nehmen durch ihre Bildhaftigkeit einen Dialog mit der ortstypischen Architektur auf. Uns interessiert, welche Themen diese Zeit prägten und welche Bedingungen zu dieser spezifischen Situation beitrugen. Inwieweit können dabei die Beiträge auch als Weiterentwicklung der Auseinandersetzung von Herzog & de Meuron und anderen in den frühen 1980er-Jahren verstanden werden? Welche Relevanz haben die damaligen theoretischen Überlegungen und baulichen Umsetzungen aus heutiger Sicht? Mit diesem Thema widmen wir uns auch in diesem Semester einer Fragestellung, die in der Schweiz ihren konkreten, von den lokalen Bedingungen geprägten Niederschlag gefunden hat. Wir tun dies, weil wir der Überzeugung sind, dass entwerfende Architekten und Architektinnen in der Beschäftigung mit der beruflichen Praxis und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den konkreten Bedingun-

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gen und Themen beeinflusst werden, die innerhalb des Fachdiskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der jüngeren Architekturgeschichte und ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes Feld, um die eigene entwerferische Tätigkeit zu reflektieren, und innerhalb des historischen Kontextes zu verorten. Das Semester wird in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst erarbeiten wir uns mittels Lektüre und gemeinsamer Diskussion von Texten verschiedener Autoren, Exkursionen und Inputreferaten einen Überblick sowie ein Vokabular, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen, und für unsere eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige, schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der dritten Phase werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. Im Fokus unserer Betrachtung steht die differenzierte Beschäftigung mit der Theorie und Praxis einer Generation von Architekten, welche die architektonische Debatte auch heute noch stark prägen. Die für diesen Reader ausgewählten, komplett abgedruckten Arbeiten zeigen die inhaltliche und methodische Breite, mit der sich die Studierenden dem Thema genähert haben. Alle Beiträge – aus Platzgründen können meist nur die Abstracts wiedergegeben werden – verbindet das Interesse, das Thema aus heutiger Sicht auszuleuchten und relevante Positionen schweizerischer Prägung auch innerhalb des internationalen Diskurses zu lokalisieren. Wir beschäftigen uns mit Themen der jüngeren Architekturgeschichte weil wir der Meinung sind, dass das entwerferische Handeln von Architekten und Architektinnen neben der eigenen Intuition hauptsächlich durch die Beschäftigung mit dem bereits Vorhandenen, sei dies der Lektüre der gebauten Realität oder die Auseinandersetzung mit theoretischen Texten genährt wird. Wir möchten im Rahmen unseres Seminars das Wissen erweitern und vor allem dazu anleiten, das eigene Handeln als Architekt kritisch zu reflektieren und die persönliche Haltung zu verorten. Wir danken allen Beteiligten für ihr grosses Engagement und ihre wertvollen Beiträge. Oliver Dufner / Christoph Wieser Im Oktober 2017

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Studierende Irma Abdagic / Iris Amman / Jolien Bloem / Yannick Bucher / Moritz Cahenzli / Svenja Dürr / Cédéric Erni / Sonja Fuchs / Dominic Grimm / Mathieu Gutzwiller / Christian Hediger / Lukas Heinzer / Marco Knüsel / Egzon Konaj / Andreas Kuhn / Johanna Markurt / Andri Marugg / Samuel Pasula / Fabio Rainoldi / Rushan Sejdini / Maria Simic / Marko Stanojevic / Stephanie Welte / André Zimmermann Vorträge Dr. phil. Carmelia Maissen, dipl. Architektin ETH Vortrag an der HSLU über die Entwicklung Graubünden in den 1970-1990er Jahren Conradin Clavuot, dipl. Architekt ETH / SWB Vortrag an der HSLU zum Thema Graubünden in den 1990er Jahren Gastkritiker Schlusskritik Daniel A. Walser, Dipl. Arch ETH, Architekturkritiker, Professor an der HTW Chur Palle Petersen, MSc Arch ETH, Architekturjournalist bei Hochparterre

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Texte Lektüreseminar Seminar 1 Gantenbein, Köbi (2009): Die Geschichte, der Ort und der Eigensinn. In: Himmelsleiter und Felsentherme. Architekturwandern in Graubünden. Hrsg. Gantenbein, K., Guetg, M., Feiner, R., Rotpunktverlag Caminada, Gion Antoni (2005): Neun Thesen für die Stärkung der Peripherie. In: Cul zuffel e l’aura dado. Gion A. Caminada. Hrsg. Bettina Schlorhaufer, Quart Verlag Achleitner, Friedrich (1994): Region, ein Konstrukt? Regionalismus, eine Erfindung? In: Region, ein Konstrukt? Regionalismus, eine Pleite? Birkhäuser Verlag Frampton, Kenneth (1983): Kritischer Regionalismus: moderne Architektur und kulturelle Identität. In: Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte. 8. Auflage 2004. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart

Seminar 2 Moravanszky, Akos (2015): Analogien und Attitüden. In: Tec 21. Schweizerische Bauzeitung, Heft 37, Sept. 2015. Sauer, Marko (2015): Wir entdecken die andere Hälfte der Welt. In: Tec 21. Schweizerische Bauzeitung, Heft 38, Sept. 2015. Sik, Miroslav (1987): An die Seelenmaler In: Analoge Architektur. Boga Verlag Zumthor, Peter (2006): Zwiegespräch mit der Schönheit. In: Atmosphären. Architektonische Umgebungen. Die Dinge um mich herum. Birkhäuser Verlag

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DER KRITISCHE REGIONALISMUS EINE KOMPROMISSLÖSUNG? Eine Analyse im Graubünden der 1990er Jahre

Iris Ammann


DER KRITISCHE REGIONALISMUS EINE KOMPROMISSLÖSUNG? Eine Analyse im Graubünden der 1990er Jahre

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017

Verfasserin Iris Ammann Täschmattstrasse 1 6015 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2017 12. Juni 2017

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Abstract Im Rahmen des Semesterthemas „Regionalismus als Anspruch und Methode – junge Architekten in Graubünden um 1990“ befasst sich die vorliegende Vertiefungsarbeit mit dem Kritischen Regionalismus. Ausgehend von der zentralen Fragestellung, ob die Bündner Architekten in den 1990 Jahren mit dem Kritischen Regionalismus einen gangbaren Mittelweg im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne gefunden haben, soll der von Kenneth Frampton geprägte Kritische Regionalismus analysiert und am Beispiel von Graubünden beleuchtet werden. Eine einleitende Analyse des historischen Kontexts gibt Aufschluss über die Einflussfaktoren und Entwicklungen, welche zum Kritischen Regionalismus in Graubünden führten. Anschliessend wird in einem zweiten Teil der Begriff des „Regionalismus“ wie auch die dazugehörigen Architekturströmungen „Regionales Bauen“ und „Regionalistisches Bauen“ erläutert und anhand von Beispielen aus Graubünden veranschaulicht. Darauf aufbauend wird in einem dritten Teil der „Kritische Regionalismus“ als Begriff und anschliessend als gangbarer Mittelweg thematisiert. Die Erkenntnisse zeigen auf, dass die dargelegten Einflussfaktoren sowie ein bündnerisches Bewusstsein für die eigene regionale Qualität, die architektonische Haltung und somit auch die Entwurfsstrategien der Bündner Architekten in den 1990 Jahren stark geprägt haben. Des Weiteren stellte sich heraus, dass die Bündner Architekten in dieser Zeit, sich den Aspekte des Kritischen Regionalismus bedienten und einen Kompromiss zwischen Tradition und Moderne anstrebten.

15

5


16


INHALT

EINLEITUNG ANALYSE DES HISTORISCHEN KONTEXTS IN GRAUBÜNDEN

9 13

1750 -1850: Romantisierung der Alpen

13

1850 -1914: Vom Alpentourismus bis zur Heimatschutzbewegung

15

1945 -1970: Nachkriegszeit

16

Architektur der 1980 – 90er Jahre

19

Kurzfazit

19

REGIONALISMUS - OSZILLATION ZWISCHEN

21

TRADITION UND MODERNE Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne

21

Regionalismus

23

Regionales Bauen

23

Anschauungsbeispiel Regionales Bauen

24

Regionalistisches Bauen

27

Anschauungsbeispiel Regionalistisches Bauen

27

KRITISCHER REGIONALISMUS

29

Peter Zumthor

31

Die Analogen Architekten

33

Gion A. Caminada

34

ERKENNTNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNG

37

LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS

40

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

43

REDLICHKEITSERKLÄRUNG

45

17

7


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EINLEITUNG «Das Phänomen der Universalisierung stellt zwar einen Fortschritt der Menschheit dar, zugleich aber auch einen allmählichen Niedergang, nicht nur der traditionellen Kulturen, was nicht unbedingt ein irreparables Übel wäre, sondern auch dessen, was ich zunächst den schöpferischen Kern der grossen Zivilisationen und Kulturen nennen möchte...»01 Paul Ricoeur, Universal Civilization and National Cultures, 1962

Die Bündner Architekturszene um 1990 war stark geprägt von der kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen der zunehmenden Globalisierung und der Suche nach der eigenen kulturellen Identität. Diese Konfrontation von Moderne und Tradition lässt sich in der Baugeschichte Graubündens seit der Ästhetisierung der Alpen und der Industrialisierung im 19. Jahrhundert als wiederkehrendes Phänomen beobachten. So zuletzt auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Nachkriegszeit und der damit verbundene ökonomische Aufschwung, hatten einen rasanten Wandel zur Folge.02 owohl der florierende ouris us als auch die starke Abwanderung aus den Bergdörfern veränderten nicht nur die Gesellschaft von Grund auf, sondern auch das architektonische und landschaftliche Erscheinungsbild der Region. Der massive Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur, die zahlreichen Bauten für den Tourismus sowie die städtebauliche Entwicklung im Ballungsraum Chur, führten Ende der ahre u einer kritischen eflexion der eigenen Baut tigkeit und kulturellen Entwicklung.03 Dieses angesprochene Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition sowie die damit verbundenen Grundsatzdiskussionen über Wachstum, kulturelle Identität und die Bedeutung der Geschichte, schärften das Bewusstsein wie auch den Umgang mit den historischen, regionalen und landschaftlichen Gegebenheiten. Trotz oder gerade angesichts dieser ständigen Auseinandersetzung gelang es einer jungen Generation von Bündner Architekten in den 1990 Jahren, die gewohnten architektonischen Methoden zu hinterfragen und neue regionalistische Entwurfsstrategien zu entwickeln.

01

Frampton, 1983, S. 263

02

vgl. Maissen, 2014, S. 9

03

vgl. edd.

Abb. 1.

Titelseite: Fassadenausschnitt Fleischtrocknerei in Vrin

9 19


Die vorliegende Arbeit befasst sich mit diesen neuen Entwurfsstrategien und versucht, diese anhand von theoretischen Positionen in der Architekturtheorie einzuordnen. Erste Recherchen zum historischen Kontext Graubündens und zum wiederkehrenden Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, haben eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik des Regionalismus nahegelegt. Besonders der von Kenneth Frampton geprägte „Kritische Regionalismus“ soll in der vorliegenden Arbeit untersucht und mit den Entwurfsstrategien der Bündner Architekten in den 1990 Jahren verglichen werden.

Hierfür werden die folgenden zentralen Fragen gestellt: –

elche Einflussfaktoren und Entwicklungen r gten in der Architektur Graubündens den bewussten Umgang mit den regionalen und landschaftlichen Gegebenheiten?

– Was ist unter Regionalismus in der Architektur zu verstehen und wie äussert sich dieser in Graubünden? – Welche Entwurfsstrategien haben die Bündner Architekten in den 1990 Jahren entwickelt und in welchem Bezug stehen diese zum kritischen Regionalismus?

Schlussendlich stellte die Autorin folgende These auf, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit geprüft werden soll: «Die einzigartige Qualität der Bündner Architektur in den 1990 Jahren begründet sich in der Ausgewogenheit von Tradition und Moderne.» Oder anders formuliert: «Die Bündner Architekten haben in den 1990 Jahren mit dem Kritischen Regionalismus einen gangbaren Mittelweg im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne gefunden.» Anhand einer Analyse des historischen Kontexts in Graubünden werden in einem ersten Schritt wichtige Ereignisse beleuchtet, die das regionale Bewusstsein der Bündner Architekten gefördert haben. Eine gesamtheitliche Analyse der Bündner Architekturgeschichte in all ihren Einzelheiten

10 20


2.

REGIONALISMUS

erarbeiten

ANALYSE DES HISTORISCHEN KONTEXTS Einflussfaktoren

1.

Tendenzen zum

Tendenzen zur

REGIONALES BAUEN

Romantisierung Kompromiss

Rationalismus

REGIONALISTISCHES BAUEN

3.

KRITISCHER REGIONALISMUS

4.

ERKENNTNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNG Abb. 2.

Schema Methodik

ist jedoch nicht das Ziel. Vielmehr geht es um das Herausschälen wichtiger Einflussfaktoren auf Architekturhaltungen sowie das inden arkanter Hinweise auf bekannte Architekturströmungen in dieser Zeit. In einem zweiten Teil wird der „Regionalismus“ zum Thema gemacht. Dazu werden zuerst die Architekturströmungen „Regionales Bauen“ und „Regionalistisches Bauen“ unter Einbezug von theoretischen Texten vorgestellt und anhand von Beispielen in Graubünden veranschaulicht. Darauf aufbauend wird in einem dritten Teil der „Kritische Regionalismus“ behandelt eben der theoretischen e nition des Begriffs werden it Hilfe von Texten und Bauten die unterschiedlichen Interpretationen des kritischen Regionalismus in Graubünden untersucht. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden in einem letzten Teil Schlussfolgerungen formuliert sowie Chancen und Grenzen des Kritischen Regionalismus in Graubünden dargelegt.

21


22


ANALYSE DES HISTORISCHEN KONTEXTS IN GRAUBÜNDEN 1750 -1850: ROMANTISIERUNG DER ALPEN

Eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung des Regionalismus in der Architektur Graubündens war die Veränderung der Wahrnehmung der Natur als ästhetisch schöne Landschaft im 18. Jahrhundert.04 Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein wurden die Alpen noch als „krankhafte Auswüchse und unnatürliche eschwülste der Erdoberfl che be eichnet in denen ein Überleben nur mit viel Arbeit, Entbehrung und Gefahren möglich war.05 Diese harten Umstände und die Abgeschiedenheit vieler Bergdörfer führten dazu, dass die bäuerliche Bevölkerung in Graubünden für lange eit nur die eigene e einde als denti kations und Be ugsort betrachtete.06 Im Gegensatz zu dieser „inneren“ Sichtweise, entwickelte sich mit der Ästhetisierung der Alpenlandschaft durch Reisende, Maler und Literaten eine neue Sichtweise von „aussen“(Abb.3).07 Dieser äussere ro antisierende Blick be og sich edoch nicht auf die ortss e i schen Besonderheiten der jeweiligen Berggemeinden, sondern richtete sich auf den ganzen Alpenraum und unterschied sich dadurch enorm von der empfundenen Wahrnehmung der bäuerlichen Bevölkerung. 08

04

vgl. Fischer, 2016, S.49

05

vgl. Dosch, 2001, S.31

06

vgl. Fischer, 2016, S.50

07

vgl. Fischer, 2016, S.54

08

vgl. Fischer, 2016, S.50

Abb. 3.

Gemälde von Louis Bleuler: Zusammenfluss von Vorderrhein und Medelserrhein bei Disentis (nach 1829/30)

13 23


Abb. 4.

Fotos des Hotel Kursaal Palace Maloja im Neurenaissance Stil, um 1990

Abb. 5.

14 24

Chaletfabrik Kuoni & Cie, Chur


1850 -1914: VOM ALPENTOURISMUS BIS ZUR HEIMATSCHUTZBEWEGUNG

Mit dem aufkommenden Alpentourismus im Verlaufe des 19. Jahrhunderts und der stärkeren Vernetzung der Bergdörfer, veränderte sich sowohl das vertraute Landschaftsbild Graubündens als auch das bündnerische Identitätsbewusstsein stark.09 Neue dynamische Impulse in Form von Tourismus, Industrie, Bahn und Verwaltung drängten die bäuerliche Kultur zurück und schafften für die ländliche Bevölkerung neue Erwerbsmöglichkeiten und Lebensgewohnheiten.10 Besonders der Tourismus führte erstmals zu einem ökonomischen Aufschwung im Kanton und veränderte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Struktur Graubündens in den folgenden Jahrzehnten grundsätzlich(Abb.4).11 Aber auch die Industrialisierung mit ihren neuen Techniken und Materialien sowie das Aufkommen der Mechanisierung und der seriellen Fertigung, stellten die Traditionen zunehmend in Frage.12 Im Holzbau beispielsweise, entwickelten sich neue Fertigungsmethoden, die im Gegensatz zu den traditionellen Konstruktionsweisen nicht auf den s e i schen Bedingungen und orgefundenen aterialen eines Ortes oder den Erfahrungen und Überlieferungen ihrer Bewohner beruhten, sondern einfach die traditionell formalen Bauelemente kopierten.13 Dieser Wandel von der Tradition zur Moderne zeichnete sich unteranderem an den zahlreichen Parkett- und Chaletfabriken ab. Auch in Graubünden in der Chaletfabrik Kuoni & Cie in Chur wurden standardisierte Holzhäuser seriell hergestellt und weltweit vertrieben (Abb.5).14 Im Gegensatz zu den weitverbreiteten Bauernhaus-Typologien, fehlte es bei neuen Bautypen wie Hotels, Bahnhöfen, Industrie- oder Verwaltungsgebäuden an regionalen Vorbildern.15 So folgte die Architektur im ausgehenden 19. Jahrhundert der historischen Stilvielfalt und orientierte sich nur selten an topographischen Gegebenheiten oder bäuerlichen Traditionen.16 Dies änderte sich jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als die radikalen baulichen Veränderungen und die grossmassstäblichen Hotelbauten des Historismus zunehmend als ortsfremd und „unbündnerisch“ empfunden wurden (Abb.6).17 Der architektonische Wandel kam im Zuge der Heimatschutzbewegung, die eine regional differenzierte Herangehensweise forderte und begann, die alpinen Bautraditionen sowie deren Typologien und Erscheinungsformen zu erforschen.18 Unter dem Einfluss des gegründeten Bündner ei atschut es bildete sich in Graubünden ein regionaler Heimatschutzstil19 aus dessen einflussreichsten Vertreter die jungen Architekten Nicolaus Hartmann (1880-1956) aus St.Moritz sowie Martin Risch (1880-1961) und Otto Schäfer (1879-1953) aus Chur waren.20

09

vgl. Fischer, 2016, S.30

10

vgl. Achleitner, 1993, S.17-18

11

vlg. Dosch, 2001, S.99

12

vgl. Fischer, 2016, S.69

13

vgl. edb.

14

vgl. edb.

15

vgl. Fischer, 2016, S.31

16

vgl. edb.

17

Fischer, 2016, S.77

18

Fischer, 2016, S.82

19

„ Der Heimatschutzstil (auch Heimatschutzarchitektur, nicht zu verwechseln mit Heimatstil im Sinne des Späthistorismus) ist ein Architekturstil der architektonischen Moderne, der 1904 erstmals beschrieben wurde und bis 1945 seine Blüte hatte.“ (Enzyklo.de, o.J.)

20

vgl. Verein Bündner Kulturforschung, 2000, S.134

15 25


Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die „Heimatschutzarchitektur“ in Graubünden von der Moderne überlagert.21 Im Unterschied zur breiten Streuung des Heimatschutzstils konnte sich aber das international ausgerichtete Neue Bauen, aufgrund der Wirtschaftskrisen während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, nur punktuell in Graubünden entfalten.22 In den späten 1930 Jahren wächst schliesslich in der ganzen Schweiz das Bedürfnis nach heimatlichen Bezügen in der Architektur deutlich an.23 Das andid rfli an der andesaustellung in ürich wieders iegelte it dem „Landistil“ diese Tendenz nationales wie regionales Kulturgut zu betonen und zugleich die Schweiz in einem fortschrittlichen und modernen Licht zu präsentieren (Abb.7).24

1945 -1970: NACHKRIEGSZEIT

21

vgl. Fischer, 2016, S.125

22

vgl. Gantenbein, Lienhart, Seger, 1999,

23

vgl. Fischer, 2016, S.125

24

vgl. Fischer, 2016, S.125

25

vgl. Maissen, 2014, S.9

26

vgl. Verein Bündner Kulturforschung,

27

vgl. Gantenbein, Lienhart, Seger, 1999,

28

vgl. Fischer, 2016, S.126

29

vgl. Fritsche, Romer, 2000, S.178

30

vgl. ebd.

S.18

2000, S.142

S20-22

16 26

Während nach dem Zweiten Weltkrieg Graubünden als Armenhaus der Schweiz galt, veränderte sich der Bergkanton dank der Tourismusbranche in den folgenden Jahrzehnten rasant (Abb.8&9).25 Der Ausbau der Infrastrukturen wie zum Beispiel Zweitwohnungen, Bahnlinien und Skilifte sowie die Folgen des Massentourismus, prägten an immer mehr Orten das Landschaftsbild und brachten erhebliche Umwelt- und Lärmbelastungen mit sich.26 Trotz dieses rapiden Wirtschaftsaufschwungs bildete sich zu Beginn der achkriegs eit eine ortss e i sche Architektur heraus die eine Synthese zwischen der internationalen Moderne und der alten Bauernhausarchitektur anstrebte.27 In Graubünden leisteten sowohl der Engandiner Architekt Iache Ulrich Könz (1899-1980) , als auch der aus dem Bergell stammende Bruno Giacometti (1907-2012) und der in Chur geborene und später in Flims arbeitende Rudolf Olgiati (1910-1995) wichtige Beiträge.28 In den Sechziger und Siebzigerjahren entstand in Graubünden eine Architektur, die vorwiegend international ausgerichtet war.29 Besonders der bauliche und ökonomische Wandel, der mit seinem Ausmass und seiner Geschwindigkeit neue Dimensionen erreichte, führte in vielen Regionen zu stereotypischen Grossüberbauungen oder individuell gestalteten Eigenheimen.30


Abb. 6.

Beispiel und Gegenbeispiel für gelungene Hotelarchitektur (Heimatschutzstil)

Abb. 7.

Eingang zum „Landidörfli“, Landesaustellung 1939 in Zürich

27


Abb. 8.

Vogelperspektive auf die Stadt in den 1940 Jahren (oben)

Abb. 9.

Vogelperspektive auf die Stadt in den 1970 Jahren (rechts)

Abb. 10. Fotoatelier und Ferienwohnung in LĂźen von JĂźngling & Hagmann Architeken, 1996

18 28


ARCHITEKTUR DER 1980 – 90ER JAHRE

Als eaktion auf die stark on re deinflüssen besti te Architektur der 1960er und 70er Jahren bildete sich Ende der Achtzigerjahre eine Gruppe von Bündner Architekten, die dem „Ortsbezug“ neue Bedeutung schenkten. Peter Zumthor gab mit seinem Ansatz aus dem Lokalen heraus zu agieren den Anstoss für die nachfolgende Bündner Architektengeneration wie zum Beispiel Gion A. Caminada, Bearth & Deplazes, Hagmann & Jüngling (Abb.10), Conradin Clavuot oder Hans-Jörg Ruch, die mit ihren Bauten die regionale Baukultur weiterzuführen versuchten.31 Bedeutsam für ihren Ansatz waren die Erfahrungen der Tessiner Tendenza, als auch die Stadttheorien von Aldo Rossi und die Theorie der „Analogen Architektur“ um Fabio Reinhart und Miroslav Sik.32 Darüber hinaus förderten vor allem die Wettbewerbspolitik des kantonalen Hochbauamtes sowie die „Auszeichnung guter Bauten“ den öffentlichen Diskurs über ortsbezogene Architektur und ermöglichten somit dieser jungen und innovativen Architektengeneration in Graubünden richtig Fuss zu fassen.33

KURZFAZIT

Die Analyse des historischen Kontexts in Graubünden zeigt auf, dass die Region und das damit verbundene Identitätsgefühl eine wichtige und immer wiederkehrende Rolle spielt. Wirtschaftliche, politische, kulturelle oder soziale Faktoren, wie zum Beispiel die Industrialisierung oder der Massentourismus im 19. Jahrhundert, können in der Architektur Strömungen auslösen, die sich an ihre kulturelle Identität rückbesinnen und sich auf regionale und lokale Traditionen berufen. Dieses Phänomen kann man gemäss dem Kunsthistoriker Leza Dosch als Regionalismus bezeichnen.34 Der Begriff des Regionalismus wird zwar erst nach 1945 im architekturgeschichtlichen Kontext gebräuchlich. Dennoch lassen sich in der Baugeschichte Graubündens bereits früher regionalistische Tendenzen in wiederkehrenden Phasen beobachten.35

31

vgl. Fischer, 2016, S.9-10

32

vgl. Gantenbein, Lienhart, Seger, 1999, S.24

33

vgl. Gantenbein, Lienhart, Seger, 1999, S.24

34

vgl. Dosch, 2005, S.491

35

vgl. ebd.

19 29


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REGIONALISMUS OSZILLATION ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE Wie der kurze Abriss der Bündner Baugeschichte im letzten Kapitel aufzeigte, spielte in der Architektur Graubündens die Region und der Ortsbezug immer wieder eine zentrale Rolle. Ebenfalls fällt auf, dass seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und den damit verbundenen einschneidenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, wiederholt Phasen der Rückbesinnung auf die eigene kulturelle Tradition auftreten. Diese Oszillation36 zwischen Tradition und Moderne ist ein Phänomen, welches sich in der Bündner Baugeschichte deutlich erkennen lässt.

IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE

In diesem Spannungsfeld steht der Begriff „Tradition“ für das Instinkthafte, das Regionale, das Alteingesessene sowie das Dorf und die soziale Geborgenheit. „Moderne“ hingegen verkörpert das Rationale, das Universelle, den Fortschritt, die Grossstadt und die Anonymität. Solche Dualitätsprinzipien wie „Tradition“ und „Moderne“ lassen sich in der Architekturtheorie ehrere nden o auch das Begriffs aar Bedürfnis“ und „Möglichkeit“, welches in enger Beziehung mit „Tradition“ und „Moderne“ steht. Beide Begriffspaare versuchen, die stetig wechselnden Architekturtendenzen in der Geschichte zu beschreiben. So gibt es zum Beispiel auf der einen Seite die Bedürfnisse, die der Mensch befriedigt haben möchte und auf der anderen Seite die Möglichkeiten, welche deren Umsetzung beschränken. Diese Möglichkeiten können sowohl natürliche Gegebenheiten als auch soziale, technische, politische, ökomische oder intellektuelle Konventionen sein. Mit der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung verändern sich sowohl die Möglichkeiten als auch die Bedürfnisse stetig. Dieser oszillierende Prozess zwischen neuen Möglichkeiten und neuen Bedürfnissen, prägt massgebend die Architektur und der Lauf der Dinge. So verhält es sich auch mit dem Wechselspiel zwischen „Tradition“ und „Moderne“. Der eine Begriff impliziert das Bedürfnis nach regionaler Identität, der andere basiert auf der Idee des Aufbruchs und der uche nach neuen und ef ienten glichkeiten

36

Oszillation = „Schwingung, Schaukeln. In der Soziologie ist Oszillation die Bezeichnung für feststellbare Abweichungen oder Schwankungen -innerhalb eines umgrenzten Bereichs -, um eine häufige Aussage herum.“ (Enzyklo.de (o.J.))

21 31


REGIONALISMUS

Tendenzen zum

Tendenzen zur

REGIONALES BAUEN

Romantisierung Kompromiss

Rationalismus

REGIONALISTISCHES BAUEN

KRITISCHER REGIONALISMUS Abb. 11. Schema Regionalismus

In Graubünden zeigte sich dieses Phänomen zum Beispiel deutlich durch das Aufkommen der Heimatschutzbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Industrialisierung mit ihren neuen technischen Möglichkeiten führte dazu, dass in Graubünden innert kürzester Zeit viel gebaut wurde. Die radikalen baulichen Veränderungen wurden jedoch zunehmend als Entfremdung empfunden und lösten deshalb das Bedürfnis nach regionaler Identität aus. Diese Oszillation zwischen „Tradition“ und „Moderne“ wird durch die Tatsache verstärkt, dass sich jede Generation gezwungenermassen und ungefragt mit dem Vermächtnis ihrer Vorfahren und ihrer eigenen Zukunft auseinandersetzen muss. Die Frage nach der eigenen Identität spielt dabei eine zentrale Rolle. Denn erst durch die Unterscheidung zwischen dem Eigenen und dem Anderen, sei das auf Personen oder Regionen bezogen, können wir ein Identitätsbewusstsein entwickeln.37 Dies ist wiederum ausschlaggebend dafür, ob sich eine Person, Gruppe oder eneration auf oderne Einflüsse einl sst oder sich auf alte raditionen besinnt.

37

Gemäss Ulrike Fischer „entsteht Identität erst in und durch Differenz“. (Fischer, 2016, S.23)

32

In Graubünden sind sowohl diese Schwankungen zwischen „Tradition“ und „Moderne“, als auch die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, dem kulturellen Vermächtnis und dem Bezug zur Region und zur Natur in immer wiederkehrenden Phasen zu beobachten. Im architekturgeschichtlichen Kontext ist die Oszillation zwischen „Tradition“ und „Moderne“ stark mit dem Begriff des „Regionalismus“ verbunden.


REGIONALISMUS

Regionalismus tritt als Phänomen in diversen Fachgebieten wie Architektur, Literatur, Kunst oder in der Politik- und Sprachwissenschaft auf. Der architektonische Regionalismus versucht, die formalen Merkmale einer Region zum Thema zu machen und ihre Verwendung in verbindlichen Formeln festzulegen.38 Die Schwierigkeit liegt dabei in der klaren Bestimmung der „regionalen“ Merkmale. Denn angesichts der Unterscheidung in geogra schen olitischen wirtschaftlichen oder kulturellen egionen verschwimmt die räumliche Abgrenzung einer Region stark und erschwert somit eine klare Determination.39 Das Bestreben des Regionalismus hingegen ist immer das Gleiche. Einerseits beabsichtigt er „authentische“ Architektur zu schaffen, die die regionale Kultur weiterträgt und bei den Bewohner ein Gefühl von Identität erzeugt.40 Auf der anderen Seite ist Regionalismus auch eine Ideologie, deren Zielvorstellung oft im Wiederspruch zum (national)polititschen und gesellschaftlichen System steht.41 Innerhalb des Regionalismus wird unterschieden zwischen dem rationalen, nutzungsorientierten „Regionalen Bauen“ und dem formalen, emotional geladenen „Regionalistischen Bauen“(Abb.11).42

REGIONALES BAUEN

nter de Begriff des egionalen Bauens wird das unreflektierte spontane „Bauen ohne Architekt“43 verstanden, welches aus der Notwendigkeit, den unmittelbaren Beobachtungen und den überlieferten Erfahrungen heraus entstanden ist.44 Allerdings spielt auch die jeweilige Arbeits- und Wirtschaftsform eines Ortes sowie das Klima, die vorhandenen Baustoffe und Ressourcen, die Topographie, die Religion und die Politik eine entscheidende Rolle.45 Ein wichtiges Merkmal des Regionalen Bauens ist gemäss Friedrich Achleitner, dass sich das Regionale Bauen in keinem bewusst sthetischen sich selbst reflektierenden ustand be ndet 46 urch diesen unreflektierten ustand ist das egionale Bauen besonders tolerant und offen gegenüber usseren Einflüssen s e iell gegenüber jenen, die eine Verbesserung mit sich bringen.47 Adolf Loos beschreibt dieses Phänomen mit den folgenden Worten «Achte auf die Formen, in denen der Bauer baut. (...) Aber suche den Grund der Formen auf. Haben die Fortschritte der Technik möglich gemacht, die Formen zu verbessern, so ist immer die Verbesserung zu verwenden».48 Somit ist auch das Regionale Bauen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess unterworfen.

38

vgl. Achleitner zitiert durch: Dosch,

39

auch bekannt unter dem Begriff „verna-

40

vgl. Fischer, 2016, S.17

41

vgl. Colquhoun, 1993, S. 48

42

vgl. Fischer, 2016, S.12

43

vgl. Achleitner, 1997, S.104

44

vgl. Achleitner, 1994, S. 104

45

vgl. Dosch, 2005, S.502

46

vgl. Achleitner, 1994, S.104

47

vgl. Dosch, 2005, S. 502

48

Loos, 1913, S.329

2005, S.503

kuläre Architektur“

23 33


ANSCHAUUNGSBEISPIEL REGIONALES BAUEN

Ein gutes Beispiel für das Regionale Bauen in Graubünden ist das Engadinerhaus. Der Bautypus des Engadinerhauses folgt einer Bautradition, die sich unter schwierigen und ärmlichen Bedingungen des Ortes bewährt hat. Im Laufe des 15./16. Jahrhunderts entwickelte sich dieser Bauernhaustypus und wurde im Engadin und in einigen angrenzenden Tälern noch bis ins späte 18. Jahrhundert gebaut (Abb.12).49 Das Bauen in den Alpen wird zwar stark durch die begrenzten Mittel und Möglichkeiten des rtes eingeschr nkt es bringt aber ugleich ef iente Bauty en her or die optimal auf die Bedürfnisse der Bewohner und die örtlichen Bedingungen eingehen.50

49

vgl. Seifert-Uherkovich, o.J

50

vgl. Fischer, 2016, S.30

51

vgl. Fischer, 2016, S.137

52

vgl. Seifert-Uherkovich, o.J

53

Fischer, 2016, S.137

54

vgl. ebd.

55

vgl. Fischer, 2016, S.139

24 34

Das Engadinerhaus, ein grösstenteils gemauerter Mehrzweckbau, entstand aus dem Zusammenschluss diverser Funktionsräume wie zum Beispiel der Küche, dem Wohn- und Schlafzimmer, der Vorratskammer, dem Stall, der Scheune sowie den sonst aussenliegenden Bereichen wie der Laube (Sulèr) und dem Hof (Cuort) (Abb.13).51 Diese ins Haus integrierten ehemaligen Aussenbereiche waren neu nicht nur wettertechnisch geschützt, sondern erhielten neben ihrer ursprünglichen Nutzung die Funktion von internen Erschliessungswegen.52 Das Konzept der inneren strukturellen Raumanordnung und -erschliessung ist bei jedem Engadinerhaus grundsätzlich gleich. Die Grundrissstruktur und das äussere Volu en k nnen edoch durch An assungen an die o ogra e oder an die vorhandenen Siedlungsstrukturen und Wegnetze stark variieren.53 Typisch für die äussere Erscheinung des Engadinerhauses sind die massiven Steinmauern, das breite Satteldach, die tiefen trichterförmigen Fenster und die halbgeschossig zueinander versetzten Eingangstore in den Sulèr und in den Stall (Abb.14).54 abei hat edes ty ische Ele ent einen s e i schen ut en o beis ielsweise auch die richterfenster die trot ihrer kleingehaltenen ensterfl chen, denn Glas war teuer, viel Licht ins Innere bringen und zugleich den Wärmeverlust minimieren.55


Abb. 12. Gruppe von einfachen Engadinerhäusern im Dorf Chamuesch im Oberengadin (oben links) Abb. 13. Bautypus Engadinerhaus, Idealschema (rechts)

Abb. 14. Dorfplatz von Guarda, im Zentrum das „Schellen-Ursli“ Haus

35


Abb. 15. Hotel Schweizerhaus, Maloja, Fotografie um 1900

Abb. 16. Hotel Schweizerhaus, Maloja, heute

36


REGIONALISTISCHES BAUEN

Im Vergleich zum Regionalen Bauen, welches aus den unmittelbaren Erfahrungen und Bedingungen eines Ortes heraus entstanden ist, handelt es sich bei egionalistischen Bauen u eine kulti ierte und reflektierte Handlung, die bewusst an alten Bautraditionen anzuknüpfen versucht.56 Der Bezug zur Tradition resultiert somit nicht aus der Notwendigkeit heraus, sondern wird bewusst gesucht. Martin Steinmann beschreibt diese Intention mit den folgenden Worten „Regionalistisches Bauen will um jeden Preis regional sein.“57 So wird beim Regionalistischen Bauen die Beziehung zur Tradition zum eigentlichen Thema. Laut Martin Steinmann kann dieser Bezug zur Tradition auf zwei Weisen thematisiert werden. Einerseits kann der Architekt wie beim Regionalen Bauen versuchen, eine natürliche Architekturs rache u nden bei der die Bauweise der ach erhalt und der äussere Ausdruck übereinstimmen.58 Andererseits kann er den gegensätzlichen Ansatz wählen und so die Künstlichkeit des Regionalistischen Bauens bewusst zum Vorschein bringen.59

ANSCHAUUNGSBEISPIEL REGIONALISTISCHES BAUEN

Ein gutes Beispiel für Regionalistisches Bauen in Graubünden ist das Hotel Schweizerhaus in Maloja. Das Hotel wurde 1882 von der Chaletfabrik Kuoni & Cie errichtet und ist mit seiner wuchtigen Erscheinung, den breiten Balkonen und dem mächtigen Satteldach der prominenteste Vertreter des Schweizer Holzstils in Graubünden (Abb.15&16).60 Dieser im Tourismusbereich damals sehr etablierte Baustil wiederspiegelt exemplarisch den Versuch, ländliche Bauformen in neue Bauaufgaben zu transformieren. Dabei fällt aber schnell auf, dass dies nur auf der formalen Ebene gelingt Besonders die tirolerisch an utenden Kreu streben und die ligranen Laubsägeverzierungen in den Giebelfeldern oder an den Konsolen, wirken sehr dekorativ und werden nur als Zeichen verwendet, um ein „Bild von Regionalität“ zu vermitteln.61

56

vgl. Fischer, 2016, S.31

57

Steinmann, 1981, S.5

58

vgl. Steinmann, 1981, S.7

59

vgl. Steinmann, 1981, S.8

60

vgl. Flückiger-Seiler, 2003, S. 213

61

vgl. Flückiger-Seiler, 2003, S. 213

27 37



KRITISCHER REGIONALISMUS Der Begriff des „Kritischen Regionalismus“ wurde erstmals 1978 von Alexander Tzonis und Liane Lefaivre verwendet.62 Die beiden Architekturtheoretiker waren der Auffassung, dass der von Vorurteilen belastete Begriff des „Regionalismus“ von seiner sentimentalen Konnotation befreit werden muss und führten aus diesem Grund den erweiterten Begriff des Kritischen Regionalismus ein.63 Der Kritische Regionalismus soll dementsprechend regionale Elemente bewusst übernehmen, um einer architektonischen Ordnung zu widerstehen, die man als universalisierend, fremd und unterdrückend e ndet 64 Zudem soll er auch lokale Formen hinterfragen und bei der euinter retation dieser or en auf die s e i schen Bedingungen des Ortes eingehen.65 Mit seinem Buch „Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte“ greift Kenneth Frampton 1983 den Begriff des Kritischen Regionalismus wieder auf und fasst dessen Merkmale in den folgenden sieben Punkten zusammen:66 1. Der Kritische Regionalismus steht dem Prozess der Modernisierung zwar kritisch gegenüber, verzichtet aber nicht auf die emanzipatorischen und progressiven Aspekte des modernen architektonischen Erbes. 2. Der Kritische Regionalismus manifestiert sich als Architektur, die weniger das Gebäude als freistehendes Objekt betont als den Ort, der durch das Bauwerk entsteht. 3. Der Kritische Regionalismus fasst das Bauen als tektonisches Faktum auf und nicht als szenographische Episoden. 4. Der Kritische Regionalismus ist regional, da er Topographie, Klima und Licht des Ortes berücksichtigt. 5. Der Kritische Regionalismus legt Wert auf Taktilität, nicht nur Visualität (Wahrnehmungen wie Licht, Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Gerüche und Geräusche werden ebenfalls berücksichtigt). 6. Der Kritische Regionalismus will eine zeitgenössische am Ort orientierte Kultur pflegen ohne hermetisch zu werden, weder auf formaler noch auf technologischer Ebene. 7. Der Kritische Regionalismus floriert vor allem in jenen kulturellen Zwischenräumen, die sich in irgendeiner Weise dem Drang nach universaler Zivilisation zu entziehen vermögen.

62

vgl. Valena, 1994, S. 148

63

vgl. Colquhoun, 1993, S.48

64

vgl. Valena, 1994, S. 148

65

vgl. Tommila, 2008, S.1

66

vgl. Fischer, 2016, S.38 -39

29 39


Anhand der Merkmale zeigt sich klar, dass der Kritische Regionalismus Orte schaffen möchte, die eine intime Beziehung zwischen Architektur und Gesellschaft dieses Ortes ermöglicht.67 Insofern geht es beim Kritischen Regionalismus nicht nur um die landschaftlich-ästhetische Einpassung eines Gebäudes an seine Umgebung, sondern vor allem um dessen Einbindung in den kulturell-gesellschaftlichen Kontext der Region. Der Kritische Regionalismus unterscheidet sich dadurch deutlich vom Regionalistischen Bauen, das vor allem einen emotionalen, formalen und ästhetischen Anspruch hat. Auch das Regionale Bauen verfolgt einen komplett anderen Ansatz, der gemäss Alberto Saroris primär rational geprägt ist und „in der Praxis all jene funktionalen Kriterien verkörpert, auf denen die modernen Baumethoden basieren“.68 Darüber hinaus hat sich die heutige Architektur, im Gegensatz zum früheren vernakulären Bauen, stark weiterentwickelt und sich somit auch unbewusst vom Ausdruck der unmittelbaren Erfahrungen und Lebensweisen der Menschen gelöst. Folglich würde heutzutage, auf Grund der Mobilität und den neuen technischen Möglichkeiten, eine rein rationale und funktionsorientierte Architektur vollkommen anders aussehen und mit dem Ort an sich nicht mehr viel zu tun haben. Der Kritische Regionalismus kann folglich weder dem rational geprägten Regionalen Bauen, noch dem emotionalen Regionalistischen Bauen zugeordnet werden. Nichtsdestotrotz versucht der Kritische Regionalismus einen Mittelweg zwischen den beiden Tendenzen zu beschreiten und einen Kompromiss zwischen dem Alten und dem Neuen, dem Rückbesinnen und dem Fortschritt sowie zwischen der Tradition und der Moderne zu nden

67

vgl. Dosch, 2005, S.498

68

Alberto Sartoris zitiert durch Frampton, 1983, S.269

69

30 40

vgl. Fischer, 2016, S.25-26

Wie die vorangegangenen Überlegungen aufzeigen, ist das Spannungsfeld in de sich der kritische egionalis us be ndet enor gross iese Tatsache lässt den Architekten bei der Umsetzung viel Spielraum für Interpretationen. Sowohl die Beziehung des Architekten zum Ort, zur Bautradition oder zu den Bewohnern der Region können den Entwurfsansatz bereits enor beeinflussen arüber hinaus k nnen auch die ensibilit t das Wissen um regionale Qualitäten und Besonderheiten sowie die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes und die am Bauprojekt beteiligten Personen eine wichtige Rolle spielen.69 Anhand von drei Beispielen wird nun dargelegt, wie unterschiedlich diese Konzeption des Kritischen Regionalismus interpretiert werden kann.


PETER ZUMTHOR

Ein bündner Architekt der versucht, eine authentische Architektur zu schaffen, die zwischen dem Alten und dem Neuen vermittelt, ist Peter Zumthor (Abb.17).70 Bei ihm spielt nicht nur der Bezug zur Geschichte eines Ortes und seiner Traditionen eine herausragende Rolle, sondern auch die individuelle ahrneh ung und E ndung des Bewohners 71 So wird in seiner Architektur besonders die Wirkung des Raumes und der Materialien sowie die sinnliche Präsenz der Dinge in ihrer Einfachheit thematisiert und als Gesamtkunstwerk inszeniert.72 Die 1988 fertiggestellte Kapelle Sogn Benedetg (Kapelle des Heiligen Benedikt) in Sumvitg (Abb.19) widerspiegelt diese Entwurfsabsichten deutlich und veranschaulicht auch exemplarisch Peter Zumthors Auseinandersetzung mit dem Ort und der regionalen Bautradition. Bereits die Entscheidung die Kapelle aus Holz zu bauen, aus dem Material aus dem auch die umliegenden Wohnhäuser bestehen, verdeutlicht, dass Peter Zumthor die Nähe zur Bevölkerung und zur Region suchte. Tatsächlich arbeiteten schliesslich auch diverse holzverarbeitende Firmen und Handwerker aus der Region am Bau der Kapelle mit.73 Ebenfalls fällt auf, dass die Ka elle die o ogra e des el ndes nut t u sich on den u liegenden Bauten abzuheben. Gerade durch diese erhöhte Lage erscheint die Kapelle als Landmarke und stellt, wie traditionelle Kirchen das tun, eine Distanz zum Dorf her (Abb.18). Es ist diese Art von Eingriff, die in seiner Architektur eine besondere Wirkung erzeugt. So schafft er einerseits eine Kapelle, die in ihrer Materialwahl und Erscheinung etwas komplett Neues und Modernes im regionalen Kirchenbau darstellt. Auf der anderen Seite scheint die Kapelle gerade durch die Verwendung von Holz als Baumaterial und von Schindeln als äussere Verkleidung regional verankert, da sie Bezug zur Bautradition des Ortes aufnimmt.74 Peter Zumthor thematisiert in seinen Bauwerken bewusst Widersprüche und lässt somit verschiedene Betrachtungs- und Interpretationsebenen zu. Obwohl seiner Ansicht nach dieser Umgang nichts mit dem Kritischen Regionalismus zu tun hat, können sehr viele Parallelen beobachtet werden. So zum Beispiel auch der klare Verzicht auf das rein bildhafte Referenzieren von alten Bautraditionen.

Abb. 17. Portrait Peter Zumthor

70

vgl. Zumthor, Wyss, 1971, S. 771-772

71

vgl. Fischer, 2016, S.197

72

vgl. ebd.

73

vgl. Fischer, 2016, S.205

74

vgl. Fischer ,2016 , S. 211

31 41


Abb. 18. Beispiel für Barocke Kirche aus Stein im Kontrast zu den profanen Holzhäusern, Dorf Vrin (oben) Abb. 19. Kapelle Sogn Benedetg als Landmarke (rechts)

ich nde es gut, wenn etwas von der eimat, das heisst vom rt, wo ich lebe und arbeite und von der Stimmung und Geschichte dieser Gegend in meine r eit einfliesst Das hat nichts zu tun mit Regionalismus Dieser Begriff ist mir zu eng. Wir leben heute alle im grossen Weltdorf und sind doch pers nlich ver unden mit spezi schen rten Das soll man in der Architektur spüren.“75 Peter Zumthor im Gespräch mit Irma Noseda

75

Zumthor zitiert durch Fischer, 2016, S.9

76

Peter Zumthor bevorzugt den Begriff des „Ortes“ oder des „Ortbezuges“, anstelle der etwas abstrakteren Bezeichnung der „Region“. (Fischer, 2016, S.9)

32 42

Diese ablehnende Haltung gegenüber dem Regionalismus zeigt deutlich die Grundproblematik des Begriffes auf, nämlich das Regionalismus für unterschiedliche Leute Unterschiedliches bedeutet.76 Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass der Bezug zur Region und zum Ort in Peter Zumthors architektonischer Haltung eine sehr zentrale Rolle spielt.


DIE ANALOGEN ARCHITEKTEN

In den 1980er Jahren wurde am Lehrstuhl von Fabio Reinhart und Miroslav Sik an der ETH Zürich die Analoge Architektur entwickelt, formuliert und gelehrt.77 Unter den Studenten befanden sich unter anderem auch einige Bündner Architekten wie Andreas Hagmann, Conradin Clavuot (Abb.21), Andrea Deplazes, Pablo Horvath, Peter Joos oder Valerio Olgiati. Die starke theoretische Auseinandersetzung mit der Analogen Architektur während des Studiums sensibilisierte ihren Umgang mit dem Ort, der Konstruktion und den Materialien und schärfte ihr Bewusstsein für die atmosphärischen Qualitäten von einfachen und gewöhnlichen Orten. 78 Im Fokus ihrer Ausbildung stand die Suche nach Referenzen, wie zum Beispiel jene von ruralen oder anonymen Bauten, um diese anschliessend mittels poetischer Verfremdung in ihre Projekte einzuarbeiteten.79 Mit ihrer Analogen Architektur versuchten sie in erster Linie einen feinfühligen gang it de Kontext u nden und eine ti ung her ustellen 80 Eine wichtige Rolle spielte dabei die Einbettung der Bauten in den jeweiligen Standort, so dass ein starker Bezug zwischen Gebäude und Kontext 28 Analoge Architektur I entstehen konnte.81 Das Gebäude selbst sollte aber zweideutig und facettenreich sein, damit es auf möglichst unterschiedliche Weisen wahrgenommen werden kann.82 Dieser dialektische und kontextuelle Anspruch sowie die Bemühungen um eine „sanfte Integration der neuen Bauten in die vorhandene Tradition der Stadt“ wie auch „die Intensivierung der beIn den 1980er-Jahren hat die Analoge Architektur an der ETH Zürich die Entwurfsmethoden revolutioniert. Projekte undunscheinbaren deren Darstellung reits vorhandenen, wennDieauch oft Schönheit und Eigenart“ waren neu und eigenwillig. Ein Versuch, die «Analogen» in Theorie und Geschichte einzuordnen, illustriert mit Bildern ehemaliger wiederspiegeln deutlich Merkmale desStudenten. Kritischen Regionalismus.83

Abb. 20. Haus Wieland Held, in Felsberg, 2000, von Conradin Clavout (oben) Abb. 21. Semesterarbeit 1987: Autohaus Oerlikon, von Conradin Clavout (unten)

TEC21 37/2015

TEC21 37/2015

A RCHITEKTURTHEORIE

Analogien und Attitüden Text: Ákos Moravánszky

D

as Konzept der Analogie begleitet das menschliche Denken seit der Antike. Es beruht auf der Erkenntnis, dass der Verstand die Fülle und Komplexität der Welt nie direkt, sondern nur mit reduzierten, aber mit den Erscheinungen im Proportionsverhältnis stehenden Bildern begreifen und darstellen kann.1 Vitruv interpretiert Analogie als Übereinstimmung der Proportionen: «Die Formgebung der Tempel beruht auf Symmetrie, an deren Gesetze sich die Architekten peinlich genau halten müssen. Diese aber wird von den Proportionen erzeugt, die die Griechen nennen.»2 Für die Theologie wurde das Konzept der Analogie besonders wichtig: Sie wurde als Versuch gedeutet, den radikalen Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf für das Denken zu bewältigen. Eine Betrachtung «von Angesicht zu Angesicht» bleibt uns versagt; es

Als gelungenes Beispiel ist hier das Haus Wieland Held in Felsberg des Analogen Architekten Conradin Clavout aufgeführt (Abb.20).

Analoge Architektur I

29

geht um eine Annäherung, die Repräsentationen müssen immer unvollständig, unangemessen bleiben. Im Spätmittelalter und in der Renaissance entstanden zahlreiche Darstellungen, die die philosophische bzw. theologische Argumentation der ikonografischen und allegorischen Tradition entsprechend vor Augen führten. Der Massstab als Werkzeug der Projektion aus dem Bereich der Ideen in den Raum der realen Welt der Gegenstände gehört ins Instrumentarium des analogen Denkens, das die Einfügung des gedachten oder entworfenen Objekts in die Wirklichkeit ermöglichen soll.3 Analogie als Proportionalität entspricht der Harmonie der Welt, die der Renaissancegelehrte Leon Battista Alberti als concinnitas, Ebenmass, die richtige Kombination von Zahl, Dimension und Form bezeichnet wurde.4 Es ist die Aufgabe der concinnitas, die Verbindung zwischen Naturgesetz und architektonischer Form herzustellen. Analogie ist jedoch der übergeordnete Begriff und erschöpft sich nicht in Harmonielehren. Es gibt organische Analogien neueren Datums, die das harmonische Proportionskonzept verwerfen, um dynamischere Modelle (z. B. Formen des Wachstums, «Tropismen») vorzuschlagen.5

Das poetische Potenzial der Unschärfe

77 78 79 80 81 82 83 Sommersemester 1987: Autohaus Oerlikon, Student: Conradin Clavuot.

Peter Collins (1920–1981), ein in England geborener und hauptsächlich in Kanada tätiger Architekturtheoretiker, hat in seinem 1965 veröffentlichten Buch «Changing Ideals in Modern Architecture 1750–1950» die Fähigkeit der Architektur betont, Begriffe und Konzepte aus der Biologie, Physik oder Philosophie schwammartig durch Analogien aufzusaugen. Die Unschärfe ist dabei immer Teil des Spiels: «Es scheint, dass die Analogie immer unbestimmt und poetisch sein muss», schreibt Collins.6 Gerade wegen ihres unscharfen, approximativen und intuitiven Charakters ermöglicht die Analogie, Lösungen für komplexe Aufgaben zu finden, ohne alle Aspekte des Systems in Erwägung ziehen zu müssen. DerMoravanszky, englische Architekturhistoriker vgl. 2015, S.31 Geoffrey Scott (1884–1929) brachte es in seinem Buch «The Architecture of Humanism» auf den Punkt: «Die wissenschaftliche vgl. Valena, 1994, S.149 Methode ist nützlich, verstandesmässig und praktisch, aber der naive, der anthropomorphe Weg, der die Welt vgl. Moravanszky, 2015, S.31 humanisiert und diese in Analogie mit unseren Körpern und unserem Wollen interpretiert, ist immer noch der WegSimeon der Ästhetik, sie bildet die Basis der Poetik und die vgl. Lutz, 2015 Grundlage der Architektur.»7 Trotzdem gab es immer wieder Versuche, anvgl. Sauer, 2015eine wissenschaftliche Methode zu stelle der Analogie verwenden. Der 1936 geborene US-amerikanische Architekt,Moravanszky, Architekturtheoretiker undS.31 Philosoph Christopher vgl. 2015, Alexander hat in seinen «Notes on the Synthesis of Form» vorgeschlagen, die komplexen Zusammenhänge in Wirtvgl. Valena, 1994, S.149 schaft, Kultur, Verkehr, Wohn- und Gesundheitswesen eines indischen Dorfs in einem Katalog von 142 Anforderungen zu erfassen.8 Die Verbindungen zwischen den einzelnen Anforderungen als Grundlage von Planungsentscheidungen sollten mit einem Computer modelliert

33 43


GION A. CAMINADA

Abb. 22. Portrait Gion A. Caminada

Unter dem Aspekt des ortsbezogenen Bauens arbeitet auch der im Bündner Bergdorf Vrin geborene Architekt Gion A. Caminada (Abb.21).84 Seinen Wurzeln treu, kehrte der gelernte Zimmermann nach Abschluss seines Nachdiplomstudiums in Architektur an der ETH Zürich zurück in sein Heimatdorf Vrin (Abb.23).85 Dort realisierte er in den 1980er und 1990er Jahren diverse öffentliche und private Bauten und entwickelte unter anderem ein „Dorfmodell Vrin“, welches die Zukunft des abgelegenen Bergdorfes sichern sollte.86 Dieses Modell beschreibt Gion A. Caminada anhand von „neun Thesen für die Stärkung der Peripherie“ und verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl städtebaulich-architektonische, ökonomische als auch kulturelle Aspekte berücksichtigt.87 Gemäss Gion A. Caminada müssen dazu aber erstmals die Besonderheiten und Qualitäten eines Ortes analysiert werden. Erst danach können mögliche Entwicklungspotentiale erkannt und mit allen Involvierten kritisch diskutiert werden.88 Dieser Dialog ist entscheidend, um sich seinen eigenen Bedürfnissen und Qualitäten klar zu werden. Nur so kann das benötigte Selbstbewusstsein entwickelt werden, um dem Dorf und somit auch der Peripherie zu mehr Autokratie zu verhelfen.89 Denn gemäss Gion A. Caminada sind sowohl gewisse Unabhängigkeiten, als auch deutliche Unterschiede zwischen den Peripherien und den städtischen Zentren notwendig, damit überhaupt eine eigene Identität wahrgenommen und gestärkt werden kann.90 Darüber hinaus ist das Bewusstsein der eigenen regionalen Qualitäten entscheidend, um diese in der Architektur thematisieren zu können. Wie schon Peter Zumthor, bezeichnet auch Gion A. Caminada sein Wirken nicht als „Regionalismus“. „Der Begriff Regionalismus bedeutet für

84

vgl. Fischer, 2016, S.221

85

vgl. Händler, 2016

86

vgl. Fischer, 2016, S. 221

87

vgl. Caminada, 2005, S. 133 – 136

88

vgl. Fischer, 2016, S. 222

89

vgl. ebd.

90

vgl. Caminada, 2005, S. 133 – 136

91

Fischer, 2016, S. 222

92

ebd.

34 44

ihn viel mehr erfl chlichkeit, eine orm ohne nhalt, eine sthetisierung der Architektur, in der Erkennbarkeiten über das Arbeiten mit Bilder zur Schau gestellt werden.“ 91 Gion A. Caminada verfolgt seiner Meinung nach einen anderen Ansatz, in dem er von der Identität eines Ortes ausgeht. Sein architektonisches Anliegen sieht er seines Erachtens nach „im erst rken des e i schen eines besti ten rtes und i erausarbeiten der Differenzen zwischen verschiedenen Orten und Regionen.“92 Gerade weil Caminada die Gemeinde miteinbezieht und diese von seinen vielschichtigen Massnahmen überzeugt, gelingt in Vrin die lokale Verankerung seiner neuen Bauwerke. Als gutes Beispiel kann an dieser Stelle die Fleischtrocknerei / Metzgerei „Mazlaria da Vrin“ erwähnt werden (Abb. 24).


Abb. 23. Bergdorf Vrin

Abb. 24. Fleischtrocknerei / Metzgerei „Mazlaria da Vrin“, 1999, von Gion A. Caminada

35 45


46


ERKENNTNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNG Wie die einleitende Analyse des historischen Kontexts in Graubünden aufzeigte, spielte die Region und das damit verbundene Identitätsgefühl in der Bündner Baugeschichte eine zentrale Rolle. Zahlreiche Ereignisse wie die Ästhetisierung der alpinen Landschaft, die Industrialisierung, der Massentourismus oder der enorme ökonomische Aufschwung in der Nachkriegszeit, lösten immer wieder aufs Neue ein Bedürfnis nach regionaler Identität aus. Diese wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit der eigenen Identität, Kultur und Tradition förderten das Bewusstsein und die Wertschätzung der regionalen Qualitäten. Aber auch andere Faktoren wie die geschichtliche Aufarbeitung, die Inventarisierung oder die Erforschung der historischen Kulturgüter begünstigten den Erhalt der eigenen Kultur Ein weiterer ausschlaggebender aktor war die to ogra sche egebenheit und der damit verbundene Stadt-Land-Graben. Die räumliche Distanzierung trug dazu bei, dass in den Bergdörfern ein ausgeprägtes Gemeinschafts- und Identitätsgefühl sowie die diversen Traditionen erhalten blieben. Nicht zuletzt ist auch ein gesellschaftliches und kulturelles Verantwortungsbewusstsein sowie eine gelebte Diskussionskultur und die Durchführung von Architekturwettbewerben entscheidend, um das kulturelle Verständnis zu sichern und zu fördern. Es sind diese dargelegten Faktoren und Entwicklungen sowie das Bewusstsein für die eigenen regionalen Qualitäten, welche die architektonische Haltung und somit auch die Entwurfsstrategien der Bündner Architekten in den 1990er Jahren prägten. Wie der Kritische Regionalismus strebten damals auch die Bündner Architekten eine authentische Architektur an, die zwischen dem Regionalen und dem Globalen vermittelt und zugleich im Ort stark verankert ist. Insofern zeigten auch die Entwurfsansätze von Peter Zumthor, Gion A. Caminada und den Analogen Architekten eine klare Intention auf, einen Mittelweg zwischen Tradition und Moderne zu beschreiten. Wie die vorliegende Arbeit im Kapitel „Kritischer Regionalismus“ darlegte, lässt dieser Mittelweg immer viel Spielraum für Interpretationen oder Priorisierungen zu. Diese Tatsache lässt sich auch gut bei den Bündner Architekten beobachten, die trotz des vermeintlich gleichen Ziels teils unterschiedliche Entwurfsstrategien entwickelten.

37 47


Die Entwurfsansätze von Peter Zumthor, Gion A. Caminada oder auch die der Analogen Architekten, zeigen eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem regionalen Gegebenheit, wie den Ort oder der tradtionellen Baukultur, als auch mit den vorhanden Bedürfnissen der Bewohner und der Region selbst. Die intensive Beschäftigung mit der regionalen Kultur ist ein entscheidendes Merkmal dass bei allen untersuchten Architekten beobachtet werden kann. Nichtsdestotrotz sind auch klare Unterschiede zu erkennen. Die Analogen Architekten wählten zum Beispiel die Analogien und die Verfremdung als Strategie aus, mittels welcher sie versuchten, Stimmungen in der Architektur zu verstärken, die ein Gefühl von Heimat erzeugten. Peter Zumthor verfolgte zwar einen ähnlichen Ansatz, versuchte jedoch, das Alltägliche durch die räumliche und materielle Wirkung und Beschaffenheit der Dinge zu inszenieren, um beim Benutzer ureigene E ndungen her or urufen Es eigt sich also dass sowohl die Analogen Architekten als auch Peter Zumthor durch das Schaffen von speziellen Stimmungen versuchten Altes mit Neuem zu verbinden. Gion A. Caminada wählte einen leicht anderen Ansatz. Er war zwar auch der Auffassung, dass die Architektur zwischen dem Alten und dem Neuen vermitteln muss, aber er stellte dabei die sozialen und kulturellen Aspekte sowie die Zukunft und Ziele der Dorfgemeinschaft ins Zentrum seiner architektonischen Überlegungen. Gion A. Caminadas Ansatz ist eher rational motiviert und macht im Gegensatz zur Entwurfsmethode von Peter Zumthor oder den Analogen Architekten keine Aussage zur äusseren Erscheinung oder zur angestrebten Wirkung der Architektur. Egal ob Peter Zumthor, die Analogen Architekten oder eben Gion A. Caminada, ersichtlich ist, dass sie alle mit ihrem Schaffen Aspekte des Kritischen Regionalismus bedienen und versuchen einen gangbaren Mittelweg zwischen Tradition und Moderne zu beschreiten. Die Architekten selbst betrachten ihr architektonisches Wirken nicht als Regionalismus und es ist auch davon auszugehen, dass sie dies weder mit dem Kritischen Regionalismus tun würden. Die Grundproblematik liegt dabei im grossen Interpretationsspielraum des Begriffes und somit in der Tatsache, dass der Regionalismus nicht für jeden das Gleiche bedeutet. Es stellt sich daher die Frage, ob dieser Begriff des Kritischen Regionalismus heute überhaupt noch eine Berechtigung hat? Obwohl der Begriff, durch den Versuch ein weltweit auftretendes Phänomen allgemeingültig zu beschreiben, in die efahr l uft nicht s e i sch genug u sein bin ich ers nlich der ei-

38 48


nung, dass die Bezeichnung Kritischer Regionalismus seine Legitimität hat. Zentral für den Kritische Regionalismus ist das Bestreben eine authentische und regionalverankerte Architektur zu schaffen und darf deshalb nicht als Eins-zu-Eins-Anleitung betrachtet werden. Es liegt in der Verantwortung jedes Architekten selbst zu analysieren und zu entscheiden, welche ethode in seine s e i schen regionalen Kontext angebracht ist Meines Erachtens nach fördert der Kritische Regionalismus einen enorm wichtigen Diskurs über unseren Umgang mit der Natur, der Tradition und der fortschreitenden Modernisierung. Dementsprechend kann der Kritische Regionalismus als Chance gesehen werden, um sich seiner eigenen Identität bewusst zu werden und sein eigenes Handeln zu hinterfragen.

39 49


LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS Alt-zueri.ch (o.J.). Engadinerhaus. Verfügbar unter: http://www.alt-zueri.ch/turicum/wirtschaft/landi_39/landesausstellung_1939.html (31.05.2017). Amallective.com (2015). Gion Caminada’s Meaningful Architecture. Verfügbar unter: https://amallective.com/2015/12/21/gion-caminadas-meaningful-architecture/. (31.05.2017). Baukultur.gr.ch (o.J.). otel chweizerhaus Verfügbar unter: http://www.baukultur.gr.ch/de_DE/address/hotel_schweizerhaus.31474 (07.06.2017). Brake, A. (2012). Another Laurel for Peter Zumthor, the RIBA Gold Medal. Verfügbar unter: http://archpaper.com/wp-content/uploads/2012/09/zumthor_gold.jpg (31.05.2017). Clavuot.ch (o.J.). aus ieland eld erf g ar unter http://www.clavuot.ch/ Works/23_Projekt%20Wieland/P23page.html (31.05.2017). Colquhoun, A. (1993). Kritik am Regionalismus. In: Werk, Bauen + Wohnen. Heft: 3, Band 8, S.45-52. Dosch, L. (2000). Architektur und Bildende Kunst. In: Verein für Bündner Kulturforschung (Hrsg.). and uch der ndner eschichte nd ahrhundert (Band 3). Chur: Verlag Bündner Monatsblatt. Dosch, L. (2001). Kunst und Landschaft in Graubünden. Zürich: Scheidegger & Spiess. Dosch, L. (2005). Heimatstil und Regionalismus. Zur Diskussion über zwei architekturgeschichtliche Begriffe. In: Bündner Monatsblatt. Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskund und Baukultur. Heft 5. S.491-520. Dosch, L. (o.J.). Regionalismus. Verfügbar unter: http://baukultur.gr.ch (31.05.2017). Egloff, P. (2009). Das Wunder von Vrin. In: Gantenbein, K. Guetg, M. Feiner, R. (Hrsg.). immelsleiter und elstherme rchitekturwandern in rau nden Zürich: Rotpunktverlag. Enzyklo.de (o.J.). Oszillation. Verfügbar unter: http://www.enzyklo.de/lokal/40027 (31.05.2017). Enzyklo.de (o.J.). eimatschutzarchitektur Verfügbar unter: http://www.enzyklo. de/Begriff/Heimatschutzarchitektur (31.05.2017). Fingerle, C. (Hrsg.). (1999). Neues Bauen in den Alpen. Architekturpreis 1999. Basel: Birkhäuser. Fischer, U. (2016). Regionalistische Strategien in der Architektur Graubündens. Von 1900 bis in die Gegenwart. Tübingen, Berlin: Ernst Wasmuth Verlag.

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42 52


ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abb. 1.

Titelseite: Fassadenausschnitt Fleischtrocknerei in Vrin. Eigenes Foto: Iris Ammann 2017

Abb. 2.

Schema Methodik. Eigene Grafik: Iris Ammann 2017

Abb. 3.

Gemälde von Louis Bleuler: Zusammenfluss von Vorderrhein und Medelserrhein bei Disentis (nach 1829/30). Aus: Dosch, 2001, S.45

Abb. 4.

Fotos des Hotel Kursaal Palace Maloja im Neurenaissance Stil, um 1990. Aus: Dosch, 2001, S.111

Abb. 5.

Chaletfabrik Kuoni & Cie, Chur. Aus: Poster-auctioneer.com, (o.J.)

Abb. 6.

Beispiel und Gegenbeispiel für gelungene Hotelarchitektur (Heimatschutzstil). Aus: Fischer, 2016, S.102

Abb. 7.

Eingang zum „Landidörfli“,Landesaustellung 1939 in Zürich. Aus: Altzueri.ch (o.J.)

Abb. 8.

Vogelperspektive auf die Stadt in den 1940 Jahren. Aus: Maissen, 2014, S.29

Abb. 9.

Vogelperspektive auf die Stadt in den 1970 Jahren. Aus:Maissen, 2014, S.29

Abb. 10. Fotoatelier und Ferienwohnung in Lüen von Jüngling & Hagmann Architeken, 1996. Aus: Juenglinghagmann.ch, (o.J.) Abb. 11. Schema Regionalismus. Eigene Grafik: Iris Ammann 2017 Abb. 12. Gruppe von einfachen Engadinerhäusern im Dorf Chamuesch im Oberengadin. Aus: Fischer, 2016, S.186 Abb. 13. Bautypus Engadinerhaus, Idealschema. Aus: Fischer, 2016, S.138 Abb. 14. Dorfplatz von Guarda, im Zentrum das „Schellen-Ursli“ Haus. Aus: Könz, 1941, S.16 Abb. 15. Hotel Schweizerhaus, Maloja, Fotografie um 1900. Aus: FlückigerSeiler, 2003, S.213 Abb. 16. Hotel Schweizerhaus, Maloja, heute. Aus: Baukultur.gr.ch, (o.J.) Abb. 17. Portrait Peter Zumthor. Aus: Brake, 2012 Abb. 18. Beispiel für Barocke Kirche aus Stein im Kontrast zu den profanen Holzhäusern, Dorf Vrin. Aus: Fischer, 2016, S.206 Abb. 19. Kapelle Sogn Benedetg als Landmarke. Aus: Nzz.ch, 2013 Abb. 20. Haus Wieland Held, in Felsberg, 2000, von Conradin Clavout. Aus: Clavuot.ch, (o.J.) Abb. 21. Semesterarbeit 1987: Autohaus Oerlikon, von Conradin Clavout. Aus: Moravanszky, 2015, S.28-29 Abb. 22. Portrait Gion A. Caminada. Aus: Amallective.com, 2015 Abb. 23. Bergdorf Vrin. Aus: Egloff, 2009, S.509 Abb. 24. Fleischtrocknerei / Metzgerei „Mazlaria da Vrin“, 1999, von Gion A. Caminada. Aus: Fingerle, 1999, S.58

43 53





Gezeichnete Atmosphäre Peter Zumthor – Von der Werkzeichnung zur Entwurfsskizze

von Mathieu Gutzwiller


Gezeichnete Athmospäre Peter Zumthor - Von der Werkzeichnung zur Entwurfsskizze

Vertiefungsarbeit FrĂźhlingssemester 2017 Verfasser Mathieu Gutzwiller Claridenstrasse 9 6003 Luzern Dozent ro r

r

liver

hri to h

u ner ie er

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN e hni

r hite tur

e hni u

tra e

orw Master in Architektur r hlin Datum

258

e e ter


Abstract

ie vorlie en e r eit e a t i h i ah en e Mo ul ertie un ar eit unter e erthe a e ionali u al n ru h un Metho e un e r hite ten in Grau n en u it er t o h re in en ei hnun en un iz zen e telier u thor entru ie er r eit teht ie han ezei hneten r hite tur ar tellun en wie ie er zei hnun un ie ntwur izze ur h ie etho i he nal e er ei hnun en un izzen wer en einer eit ie il ele ente ie ie at o h ri he ti un erzeu en herau ear eitet un an erer eit wir ittel nter retati on e en e eutun au e ntwi lun we eruiert zei t i h eine ar tellun entwi lun von er la i hen er zei hnun zur un tvollen ntwur izze a ur h ent wi elte i h eter u thor von eine entwer eri hen on truieren eine ein hli en au ei ter zu eine un tvoll a tra ten ntwer en eine n tler ie er ntwi lun au en Grun zu ehen un a ntere e an er at o h ri hen ti un in en er zei hnun en un ntwur iz zen il en ie u an la e ie er r eit

593


60


NHAL 1 E NLE UNG hema

ragestellung

Vorgehen

2 ARCH E

Methode

URZE CHNUNG

0

1

Geschichte der Architekturzeichnung Architekturzeichnung im onte t von Peter Zumthor

HASE 1 D E

ER ZE CHNUNGEN

22

3 3 Schutz auten Chur 3

Atelier

aldenstein

HASE 2 D E EN

6

URFSS ZZEN

0

Wohnungen f r etagte Masans

30

herme Vals

3

FAZ L ERA URL S E 7 A

LDUNGSVERZE CHN S

ANHANG REDL CH E SER L RUNG

1 71

615


1 E NLE UNG

ie Zeichnung ist

andwerk des Architekten Sie ist das einfachs-

te Mittel die Architektur darzustellen deren Ziel die Zeichnung ist

icht nur ene Architektur

die Utopien der Vision re

sondern

auch jene, die im errichteten Gebäude ihre Bestimmung findet. Alles was dem realisierten au vorangeht ist Papier Seit der Lehre als

och auzeichner zeichne ich Architekturdar-

stellungen wie Grundrisse Schnitte Ansichten und Perspektiven Abb. 1.

Werkzeichnung des Atelier Zumthor, Fassadenstudie.

as

andwerk des Zeichnens ist als

tekt das wichtigste die

och auzeichner und Archi-

arstellungsmittel sei es im Entwurfsprozess

andskizze oder in der Ausf hrung der computerunterst tz-

te Werkplan Und nicht nur im eruf sondern auch schon in meiner fr hen indheit war ich ein leidenschaftlicher Zeichner kommt meine

egeisterung der zeichnerischen

aher

arstellung die

die Gedanken zeichnerisch auf Papier festhalten kann ie Zeichnungen von Peter Zumthor faszinieren mich

icht nur

die Entwurfsskizzen die mittlerweile fast ei edem seiner Pro ekte zum Standard geworden sind sondern auch die technischen Werkzeichnungen der fr heren

auten weckten mein nteresse

Auch wenn eide Zeichnungstypen aus unterschiedlichen Prozessphasen stammen und in unterschiedlichen zeitlichen

intergr n-

den entstanden sind ha en sie eine Gemeinsamkeit

er Wille

eine sich im opf vorgestellte Atmosph re auf das Papier zu ringen 1

662

Fumagalli, 1989. S.32.

homas Emerson eschrei t die Werkzeichnungen von Peter


Zumthor so es sind nicht nur schwarze Linien auf weissem Papier es sind Schatten graue Linien dunkle und hellere Zeichnungen sind eine

ereiche

ie

om ination von Genauigkeit und Atmo-

sph re Auch wenn man das Ge

ude nicht gesehen hat l sst sich

die Atmosph re nur schon im etrachten der Zeichnung erahnen

Abb. 2.

Entwurfsskizze der Therme Vals.

Peter Zumthor sel er spricht von einer Grundstimmung wenn er er seine Entwurfsskizzen nachdenkt «Entwurfszeichnungen, die ausdrücklich auf eine noch in der Zukunft liegende Wirklichkeit verweisen, sind in meiner Arbeit wichtig. Ich entwickle deshalb meine Zeichnungen auf jenen delikaten Punkt der Anschaulichkeit hin, an dem die erstrebte Grundstimmung fassbar wird, ohne dass sie von Unwesentlichem abgelenkt würde. Dazu hat die Zeichnung selbst die Qualitäten des gesuchten Objektes anzunehmen. Sie ist dann, ähnlich der Skizze eines Bildhauers für eine Skulptur, nicht bloss Abbild einer Idee, sondern Bestandteil der schöpferischen Arbeit selber, die ihren Abschluss im gebauten Objekt findet.» 3

aus dem Vortrag von Peter Zumthor Eine Anschauung der inge apitel Vom Verlangen gezeichnet

geschrie en 9

Southern

California nstitut of Architecture Santa Monica Los Angeles

2

Emerson, 2013. S.273.

3

Zumthor, 1992. S12.

7 63


E

E

E

Wenn man die Architekturszene der Ende 0er und 90er ahre im ndnerland etrachtet f hrt kein Weg an Peter Zumthor vor ei Mit seiner klaren schlichten und aus dem

rt geschaffene Archi-

tektur verfolgt er seinen eigenen Weg ie pu lizierten

andzeichnungen und Skizzen der

auten aus

dem Atelier Peter Zumthor lassen sich in zwei Phasen unterteilen Abb. 3.

Werkzeichnung der Kapelle Sogn Benedetg, Sumvitg, Glockenträger, Entwurf Statik, Aufriss, gezeichnet von Peter Zumthor im Mai 1988.

die Phase der Werkzeichnungen und die der Entwurfsskizzen Woei sie zu unterschiedlichen Zeiten und Ar eitsphasen entstanden sind

Ph se

Werkzeichnungen

ie von

and gezeichneten Werkzeichnungen stammen aus den

Anf ngen des Atelier Zumthor als Phase

aher werden sie f r diese Ar eit

enannt Es handelt sich da ei um technische und de-

taillierte Werkzeichnungen der Schutz auten in Chur dem Atelier in aldenstein und der apelle in Sumvitg drei auten entstanden zwischen 9

ie Zeichnungen dieser

und 9

die in der Aus-

stellung in der Architekturgalerie Luzern und in der zugeh rigen Pu likation Partituren und Abb. 4.

Werkzeichnung der Schutzbauten Ăźber rĂśmischen Funden, Chur, Publikationsplan gezeichnet 1988.

8 64

gemacht wurden

ilder der

ffentlichkeit zug nglich


Ph se

Entwurfsskizze

n der darauffolgenden Phase die in dieser Ar eit als zweite Phase etitelt ist entstanden die ekannten Entwurfsskizzen delt es sich um Skizzen der

a ei han-

etagtenwohnungen in Masans der

herme Vals und dem unsthaus regenz

iese ersten Entwurfs-

Abb. 5.

skizzen entstanden a dem ahren 990 und entwickelten sich is Ende 90er ahren zu einem Entwurfs- und

Entwurfsskizze der Therme Vals, atmosphärische Schnittskizze, gezeichnet von Peter Zumthor.

arstellungsmittel des

Ateliers Zumthor Wenn man die Entwicklung der andgezeichneten Architekturdarstellungen in den eiden Phasen etrachtet l sst sich die etwas erspitzte

ypothese stellen dass sich Peter Zumthor

er das

Zeichnen von einem feinf hligen aumeister zu einem poetischen nstler entwickelt hat

a ei stellt sich die rage was sind die

m glichen Gr nde f r diesen Wandel von der Werkzeichnung zur Entwurfsskizze Ausserdem scheint die atmosph rische Stimmung in den Zeichnungen und Skizzen sowie auch in der Architektur der eiden Phasen eine pr gende olle zu spielen Abb. 6.

Entwurfsskizze des Kunsthaus Bregenz, atmosphärischer Schnitt und Grundriss.

659


V

E E

E

E

m ersten eil der Ar eit wird die Architekturdarstellung im Allgemeinen eleuchtet Um einen

er lick zu schaffen wird mit einem

e t in die Geschichte der Architekturdarstellung eingef hrt m g ichen

in uss a t ren, die au die

nt ic ung der

ie

arste -

lungsweise und Architektur von Peter Zumthor und seinem Atelier gewirkt ha en k nnten wird im darauffolgenden eil versucht zu umreissen m

auptteil dieser Ar eit werden zwei ausgew hlte Zeichnungen

pro Phase analysiert und eschrie en Mit der Analyse werden einerseits die arstellungsmethode und andererseits die Atomsph re der Zeichnung herausgear eitet Analyse k nnen

ckschl sse auf

urch die Erkenntnisse der estimmte Ar eitsmethoden

geschlossen werden die zum Wandel von der Werkzeichnung zur Entwurfsskizze gef hrt ha en Um die Zeichnungen methodisch zu analysieren und interpretieren erden sie in n ehnung an das dreistufige nter retati nsschema nach Erwin Panofsky untersucht

ieses stellt die Grundlage der

heutigen unsthistorischen ildanalysen und einhaltet drei Untersuchungsphasen

eutung dar

ieses

ie vor- ikonographische

eschrei ung die ikonographische Analyse und die ikonologische nterpretation

ei der vor- ikonographischen

eschrei ung wird

das ild oder die Zeichnung auf die Gegenst ndlichkeit und formalen estandteile untersucht

10 66

ies kann auch als estandsaufnahme


etitelt werden ist

ei der die

rage gekl rt wird was dargestellt

ei der ikonographischen Analyse werden die Motive oder

die Motivkom inationen zum hema und onzept zugeordnet n dieser Phase wird der

ildauf au wie ar e

orm

omposition

analysiert und da ei die rage eantwortet wie es dargestellt ist ei der ikonologischen nterpretation werden die

ildelemente

der eiden ersten Phasen auf den sym olischen Wert untersucht a ei wird das ild unter nationalen epochalen oder philosophischen Gesichtspunkten interpretiert um der rage weshal es so dargestellt ist auf den Grund zu gehen iese allgemeing ltige Methode zur Analyse und nterpretation von unstwerken ildet die Grundlage zur eschrei ung der Zeichnungen von Peter Zumthor Somit wird versucht eine methodische gesamtheitliche etrachtungsweise auf die Zeichnungen anzuwenden um die Erkenntnis der Wirkungsweise zu erfassen Allerdings l sst es sich nicht verhindern dass die Analyse und nterpretation der Zeichnungen und Skizzen su ektive

eurteilung enth lt Zu-

dem werden nur die f r die Zeichnungen relevanten Aspekte der Methode er cksichtigt welche folgende sind

4

Panofsky, 1955. S.57.

11 67


Ăźr die Anal se und Interpretation der Zeichnungen und Skizzen erden

lgende

unkte nach dem dreistufigen nter retati ns

schema behandelt or i ono r phische eschrei

n

est n s

n hme

-Anga en des Su ets - aten

nstler falls ekannt Entstehungszeit

-Was ist dargestellt - eschrei ung des gegenst ndlichen und formalen estandes des ildes ono r phische An - ar e Maltechnik

se ar wahl

ar auftrag deckend lasierend

ar kontrast -Licht Licht uelle Lichtrichtung Lichtverteilung

ell-

unkel-

ontrast -

umlichkeit Vorder-

- l che

l chenform

-Linien

ichtung

- omposition

intergrund Scharf Unscharf Ver lassen l chenkontraste

ewegung

l che- Grund- Verh ltnis

orm Verlauf

ildauf au Verh ltnis und

uktus eziehung der Gegen-

st nde zum Ganzen ono o ische nterpret tion -zeitliche und stilistische Einordung der Zeichnung -Stellung und edeutung der Zeichnung im Gesamtwerk - edeutung der Zeichnung als Zeitdokument - edeutung der Zeichnung in Zeit der Entstehung und Gegenwart 5

12 68

Panofsky, 1955. S.57.

-Vergleich mit hnlichen

arstellungen


nter ie m Weiteren wurde um einen Ein lick in Ar eits- und Entwurfsweise des Atelier Zumthor zu erhalten mit ehemaligen Mitar eitern nterviews gef hrt n den nterviews wurde die Entstehung die n endung und den in uss der eichnungen und chen

i e bes r -

e en dem Ein lick in die Ar eits- und Entwurfsmethoden

urden m g iche in

sse dis utiert. m a e hasen ab udec en,

wurden Personen ausgew hlt die in den

estimmten Entwick-

lungsphasen des Ateliers Zumthor gear eiteten ha en ieter

ngling ar eitete in der ersten Phase mit den handge-

zeichneten Werkspl nen im Atelier Zumthor nterview S

9 6- 990

- 9

Marc Loeliger ar eitete in der zweiten Phase als die Entwurfsskizzen entwickelt wurden im Atelier Zumthor

993- 99

nterview S 60-6

13 69


2 ARCH E

URZE CHNUNG

E

E

E

E

ZE

ieser e t hat nicht den Anspruch die Geschichte der Architekturzeichnung in ihrer Gesamtheit zu umschrei en Es geht eher darum einen

er lick zu verschaffen und gewisse

arstellungsformen

anzudeuten die f r die Architekturzeichnungen des Ateliers Zumth r in uss gehabt haben

nnten.

ie Zeichnung ist eine wesentliche St tze f r die ommunikation zwischen den verschiedenen an der architektonischen Produktion eteiligten Personen 6 Sie ist dank seiner Abb. 7.

Klosterplan von St. Gallen, um 820.

und universellem Verst ndnis der sprachlichen

arstellung

einahe Eindeutigkeit

er Epochen und ulturen hinweg erlegen

ie lteste noch erhaltene Architekturzeichnung ist die des losterplans von St Gallen A

Es handelt sich nicht nur um ein

Schemaplan sondern um den Grundriss der irche und dem umliegenden losterareal Er galt als Grundlage f r den au der losterskirche Villard de

onnecourt nutzte als einer der ersten Archi-

tekten den zweidimensionalen und orthogonalen Aufriss um die Verh ltnisse von den architektonischen Elementen untereinander Abb. 8.

Villard de Honnecourt: Aussenund Innenaufriss eines Langhaus

zu zeigen

A

jochs der Kathedrale von Reims, um 1230. 6

Pousin, 1989. S.24.

7

Spiro, 2013. S.6.

8

Philipp, 2015. S.10.

14 70

Mit der Wiederentdeckung der Zehn

cher

er Architektur

n itru ist seine efiniti n der rchite tur eichnung tere

is ussi n re e ant.

r definierte die

r die ei-

rchite tur eichnung


in drei ategorien chonographia

rthographia Scaenographia

chonographia ist der mit Linial und Zirkel in verkleinertem Masssta ausgef hrten Grundriss Masssta

ie

rthographia ist das e enfalls im

gezeichnete aufrechte

ild der Vorderansicht Und die

Scaenographia ist die perspektivische Wiederga e der und der zur cktretenden Seiten

assade

e en diesen klassischen

ar-

stellungsmethoden wurden neue

arstellungsformen gesucht So

zum

aldassarre Peruzzi A

eispiel die Zeichnung von

9

Abb. 9.

Baldassarre Peruzzi, Rom, St. Peter, Florenz, Uffizien.

ei

der die nnere und ussere Struktur gleichermassen sicht ar wird hnlich wie die anatomischen Zeichnungen des menschlichen

r-

pers von Leonardo da Vinci 9 m Gegensatz zu diesen malerischen

arstellungsweisen setzen

Leon atista Al erti und auch Andrea Palladio auf die vitruvische orthogonale Pro ektion Um den nformationsgehalt zu erh hen erlagert Palladio in der Zeichnung f r den orinthischen Saal den Grundriss und

eckenspiegel mit Schnitt und Ansicht

is in die Moderne streckte sich die

0

A

0

iskussion um die rage einer

orthogonalen oder einer perspektivischen Pro ektionsweise f r Architekturdarstellungen

Abb. 10.

Andrea Palladio, Korinthischer Saal, 1570.

Walter Gropius propagierte anfangs des Sinnlichkeit der sometrie gegen A

0

ahrhunderts die

er dem Grundriss oder Schnitt

9

Philipp, 2015. S.11.

10

Philipp, 2015. S.13.

15 71


Auch f r Le Cor usier war diese arstellungsmethode

ei der man

Grundriss und Ansicht gleichzeitig zeigen konnte von Wichtigkeit Er schrei t in Vers une architecure dass der Grundriss Schnitt und Ansicht immer in einer wechselwirkenden Ver indung stehen und nur zusammen korrekt verstanden werden kann

ieses Ver-

st ndnis der Architekturzeichnung reicht is zu den heutigen digitalisierten und zunehmend dreidimensionalen Abb. 11.

Das Gropiuszimmer, Isometrie von Herbert Bayer, 1923.

den

arstellungsmetho-

eute werden Grundrisse und Schnitte aus dreidimensionalen

Computermodellen errechnet Auch wenn die der

igitalisierung in

erstellung von Architekturzeichnungen ver ndert hat sind

Grundriss Schnitt und Ansicht immer noch die typischen

arstel-

lungsmethoden ei Peter Zumthor ist gerade die orthogonale der die wahren Proportionen und Verh ltnisse k nnen die favorisierte

arstellungsmethode

nt ur es findet immer mit der Ansichtszeichnungen statt

i e

16 72

Philipp, 2015. S.14.

ei

erpr ft werden as entwickeln des

n Grundriss , chnitt und

as entwerferische

Zeichnen ist da ei voneinander nicht zu trennen

11

arstellung

enken und das


E V

ZE

E

PE E Z

Die vielschichtigen Einflussfaktoren und die Umst채nde in denen i h a

telier u thor entwi elt hat l

a theit au zei en

o h in ie e

t i h ni ht in er Ge

e t wir ver u ht eini e in

flussfaktoren anzuschneiden und gewisse Umst채nde zu erw채hnen, ie zu er ntwi lun hrt ha en

nnen

er

ar tellun

iner

er wi hti

etho en e

telier

e

ten a toren i t i herli h

ie er on eter u thor eter u thor a ih

olvierte

ein han wer li he

er t n ni

ei hnen von on tru tion Mit e onta t

er

un

it er ehre er un t un

war eine

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hule in

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dustriedesign. Dabei lernte er ein Amerika im Umbruch, mit den nti

ietna

e on trationen

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il un a

er a

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ratt n titut in

ew or eine

ie i h er Mo erne ver hrie er zur

in ie

hweiz un ar eitete

die Kantonale Denkmalpflege in Graub체nden.

r zehn ahr

r

n ie er eit lernt

12

Zumthor, 1988. S.58.

13

vgl. Interviw Zumthor, 2014.

14

ebd.

15

Zumthor, 1988. S.58.

17 73


er einerseits den sensiblen Umgang von alter ausubstanz und an erer eit

ie

h nheit e

ter u thor Abb. 12.

n nerlan

ein ei ene

ennen

r hite tur

ro in

o r n et e al en tein

Foto der Ausstellung 1988 im Museum of Modern Art, New York: Deconstructivist Architecture.

e

t eter u thor er ten in er

u tellun

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r hite tur allerie in uzern an en weitere wi hti e

r hite turau tellun en tatt Mo ern Mu eu

o

rt

an i

e on tru tivi t r hite ture hite tur i u ion i heute Abb. 13.

Architekturdarstellung von Zaha Hadid an der Ausstellung im MoMa 1988.

elle un

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ie u tellun

ie in er internationalen r

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heute zu en er h te ten r hite ten er

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erla erun von eo etri hen Grun or en

er n ta ilit t erzeu en

etho en

ei ie en a ie ealit t

ie ein il

tra ten r hite tur ar tel on ern ie zei en eine a t

schon ktive dee von Architektur. Die eichnungen erinnern durch ie ro e

tra tion un Geo etri ierun an un twer

von ru i hen on tru tivi ten er Abb. 14.

ahren

Kasimir Malewitsch, Dynamischer Supermatismus 1916, Vertreter der russischen Konstruktivisten.

16

Zumthor, 1988. S.58.

17

Vogt, 1988. S.70.

18

Vogt, 1988. S.71.

18 74

wie ie

Ge en atz zu u thor tituren un

il er

vi ten ni ht u

eht e

ie e a te

er zei hnun en er u tellun

a

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die dee und deren kĂźnstlerischen Umgang.

eht u


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e en all einen wi hti en tellun

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ie e an i

tatt

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ie Gl er

in

er

a el

Abb. 15.

Architekturausstellung Denkform 1988, Schweizerisches Architektur-

urtainwall

museum, Basel.

fassade mit otogra en ihrer auten, wobei diese mit der iluette er ta t ver h olzen ie er te u li ation e i ti

er e von erzo un

el en ahr er hienen

tion zei hnun en enth lt roze e

wa zu

ie e

e Meuron

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ie er eit eher un

izzen

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erzo

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e

euron zeigt dabei ein freier Umgang in der Darstellung von Ar hite tur un he t ie ein a he i

Ge en atz azu er er la i hen en all u

h ri e

izze zur e r entation an wo ei

u tellun

ar tellun

er

er

Entwurfsskizzen in der Publikation: Herzog & de Meuron 1978 – 1988.

atalo von eter u thor in

er zei hnun verha tet

ie e eit wur e a Ma

u tellun

Abb. 16.

nalo e

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ie azu e

r hite tur an er

ver

ent

licht. Unter dem ehrstuhl von abio einhard und dem Assisten ten Miro lav i urze

an

etho e

er ie

er

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r ie e r hite turau a un han

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r hite tur i vor

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zwi hen e annte

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ar tellun

er re

e tiven zu in eten

u

il er von

ru

ie i

Abb. 17.

publiziert vom Lehrstuhl: Fabio

r hite turen

ie eine e ti

te ti

Mappenwerk: Analoge Architektur,

Reinhard, Assistenten: Miroslav Sik der ETH, 1988. 19

Jehle Schulte Strathaus, 1996. S.52.

20

Morovansky, 2015. S.29

19 75


u h wenn e

eine ire te er in un

u li ationen zu eter u thor

ie er

u tellun en un

i t hatten ie einen

ewu ten

oder unbewussten Einfluss auf die Darstellungsweise des enn a tr

telier eter u thor war tet e

un en in er

ar tellun

n li h

üros.

r zeitli he

wei e

telier u thor a e ne en en e ternen au h interne in flüssen, wie die ti Abb. 18.

Edward Hopper: Early Sunnday Morning, 1930.

eiten

itarbeiter, die ihre Erfahrungen von früheren ä

it ra hten

ner eit

ei

Meuron

n rea

ieter

eter u thor a

einhar an er

Giorgio Morandini: Natura morta 1963: Ein Bild ein abstrahiertes Stillleben, nur dessen Schattenflächen sind erkennbar. abgebildet in:Zumthor, P. (1992). Architektur Denken. Basel: Birk häuser.

ro

ire t na h e

ar tellun

erzo

ie en eine e ti

un

i lo

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ei a io ei e ra h

ittel von ihren vorheri en

telier u thor ein

ar eiter wur en ein e etzt u

Abb. 19.

iel wei e war vor ei

zu eter u thor

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ann a

ten ewi e he en un ti

n lin

ie e r ahrun en er Mit

ver hie en te ti

ar tellun

or

au

un zu verleihen

eben den architektonischen tr mungen begleiteten Einflüsse aus er un t un

er Mu i

ie r eit e

telier u thor

tu en er nti it t wel her in er u li ation r hite tur ver

entli ht wur e

Mornin atura

von

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ane en i t a Ge

orta von Gior io Moran ini a

en i htli h e leiten ihn ol he

il

e t

l e

e il et

er e er un t wenn er

er

r hite tur na ht en t 21

vgl. Interview Jüngling, 2017.

22

D. Jüngling und A. Hagmann dipl. Architekten BSA/SIA AG, 2017.

23

20 76

vgl. Interview Jüngling, 2017.

Ein Einfluss, der den

andel der Darstellungsmethode beschleu

nigt haben k nnte, war die Umstellung, die der omputer mit sich


ra hte

a ei wur e er han

lan a

el

t

ller in

ezei hnete lan von e wur e i

tale lan al ein ei en t n i e

telier u thor er i i

r eit

ittel e rau ht wel he

den Entwurfsprozess nicht beeinflusste. ti wur

un un izze a

t o

h re e

au

eei neter Me iu

i italen

o hu arzu tellen

ie ew n hte hien ie nt

zu ein

Das einzelne Gewicht der verschiedenen Einflussfaktoren, die auf die Architekturdarstellung des Ateliers

umthors Einfluss hatten,

lassen sich nicht eruieren. Die EinflĂźsse sind sehr vielschichtig, oft un ewu t un un

ehr intuitiv

er lar i t

a

au h eter u thor

ein telier von en unter hie li h ten eiten

ewu t o er

unbewusst, beeinflusst wurde.

24

vgl. Interview Loeliger, 2017.

21 77


HASE 1 D E

ER ZE CHNUNGEN

SC U Z AU E

Abb. 20.

Werkzeichnung der Schutzbauten über römischen Funden in Chur, Erste Detailstudie, Zusammen-hänge Schnitt und Ansicht, gezeichnet von Peter Zumthor, 1885-1988.

iese erste

E

M SC E

U

etailstudie der Schutz auten

E

C U

er den r mischen

unden wurde von Peter Zumthor gezeichnet Sie zeigt die Zusammenh nge der

etails von Schnitt Ansicht und Grundriss

iese Werkzeichnung entstand zwischen 9 ist die

achkonstruktion im Schnitt den

und 9 6

n ihr

assadenausschnitt in

der Ansicht und den Sockel ereich wieder im Schnitt dargestellt ane en sind weitere

erlegungen zum au ersichtlich wie An-

deutungen von reppen des Ausstellungstags oder ein schnitt des Grundrisses

etailaus-

ie Zeichnung ist eine fragmentarische

ereinander Lagerung von

etails die die A h ngigkeiten des

ganzen aus zeigen ie

etailstudie ist eine feine leistiftzeichnung die am Zeichen-

tisch auf

ransparentpapier aufgerissen wurde

ie Schraffuren

und die Andeutung einer Person wurde freih ndig gezeichnet Vermassung und die

ie

eschriftung wurden e enfalls freih ndig in

den Plan geschrie en Auf den horizontalen

retterverschalun-

gen der Ansicht wird der Schatten mit einer geschummerten l che dargestellt

ieser Effekt erzeugt die einzige

umlichkeit in

der sonst zweidimensionalen Zeichnung Ausgenommen von den handgezeichneten Schraffuren und den geschummerten Schatten die eher ächige 25

22 78

Zumthor, 1988. S.45.

emente sind, besteht der

an aus inien.

ie

meisten Linien sind horizontal angelegt die einerseits die olzver-


Abb.20.

23 79


schalung und andererseits verschiedene

hen ez ge des

darstellen So entsteht eine fein a er pr zis gezeichnete

aus erei-

nander Lagerung von Schnitt Ansicht und Grundriss die ineinander ie en. iese

6

etailzeichnung entstand w hrend dem Ar eitsprozess ei

der Entwicklung des

aus und zeigt die verschiedenen A h n-

gigkeiten der drei orthogonalen lagerung von Abb. 21.

Detail Ausschnitt der ersten Detailstudie.

Abb. 22.

Werk- Publikationszeichnung der Schutzbauten über römischen Funden in Chur, Aufbau der Hülle, Ansicht, Grundriss, Schnitt, gezeichnet eines Mitarbeiters des Ateliers Zumthor.

26

Interview Jüngling, 2017.

27

ebd.

28

ebd.

24 80

arstellungen

urch die

er-

etaildarstellungen ist diese Zeichnung in der Lage

eine gesamtheit iche

sung der

r b eme u finden.

iese

rt

zu zeichnen und denken ist f r Peter Zumthor ein Entwurfs- und


Ar eitsmittel und wiederspiegelt sein damaliges entwerferisches onstruieren nur f r den

ie nformationen dieser Zeichnung waren nicht au von Wichtigkeit sondern sie werden in der Pu-

likationszeichnung die e enfalls in der Pu likation Partituren und ilder a ge ildet ist als Pr sentationsplan wiedergege en A iese entwerferische onstruktionspl ne von Peter Zumthor ilden die Grundlage f r die Ausar eitung der Werkpl ne

Auch wenn

sie aus einer technischen L sungserar eitung der

onstruktion

entstanden sind

esitzen sie eine gewisse Atmosph re

Schattierung der

olzlamellen und die unterschiedlichen Schraffu-

ren k nnen die ormen und Materialien erahnt werden

Abb. 23.

urch die

Detailfotografie der Schutzbauten über römischen Funden in Chur, Ansicht von Süden, fotografiert von Hélène Binet.

ies zeigt

dass die aptik der Materialien die ormensprache und die damit ver undene Atmosph re sel st in einem technischen Plan f r Peter Zumthor nicht fehlen darf Abb. 24.

Fotografie der Schutzbauten über römischen Funden in Chur, Ansicht von Süden, fotografiert von Hans Danuser.

25 81


HASE 1 D E

ER ZE CHNUNGEN

E E Z Abb. 25.

Werk- Publikationszeichnung des

Atelier Zumthor, Haldenstein, Fassadenstudie, gezeichnet eines Mitarbeiters, 1988.

E

E

r die Pu likation seines Atelier liess Peter Zumthor 9

die hier

gezeigte Zeichnung von einem Mitar eiter anfertigen Es handelt sich hier ei um die Pu likationszeichnung der stlichen Gie elfassade des Atelier aus die als assadenstudie etitelt wurde

9

ie

hochformartige assade f llt fast die komplette reite des Zeichnungspapiers aus Wo ei im o eren eil der Gie el mit den Ziegeln und unten das leicht a fallende Gel nde zu erkennen ist

ie

assade wird gepr gt von aneinandergereihten vertikalen Linien die die

olzverschalung darstellen

ie assadenstudie ist eine

leistiftzeichnung auf ransparentpa-

pier Sie wurde mittels eissschiene und Winkeldreieck erstellt was ein sehr pr zise und feine Linienzeichnung ergi t

ie aneinander-

gereihten Linien erscheinen auf den ersten lick als eine regelm ssige l chenschraffur

och auf den zweiten lick erkennt man zwi-

schen den feinen Linien eine gr uliche geschummerte l che die den Schatten der uge darstellt So entsteht zwischen den hellen und dunkleren ereichen die zwischen den feinen Linien angelegt sind eine r umliche iefe

ie geschummerten ugen sind im Ge-

gensatz zu den feinen Linien der

olzlatten die vom

oden

is

zum ach durchlaufen in regelm ssigen A st nden unter rochen So l sst sich die Unterkonstruktion der 29

26 82

Interview JĂźngling, 2017.

nen

urch die

interl ftungse ene erah-

ifferenzierung verschiedener

unkelheitsgraden


Abb.25.

27 83


der geschummerten l chen entsteht in dem sonst strengen iss an eine

nrege mä ig eit.

usgen mmen die

ach ante mit

den Ziegeln und der errainlinie sind ausschliesslich vertikale Linien und geschummerten l chen in sel er ichtung zu erkennen

ie-

se Vertikalit t unterst tzt die hochformatige Grundform der assade was dieser eine Eleganz verleiht ass die Zeichnung eine Pu likationsdarstellung ist zeigt sich daher dass keine Vermassungen vorhanden sind und fast keine nforAbb. 26.

Detailausschnitt der Fassadenstudie.

mation

er die onstruktionsweise geliefert wird Ein solcher Plan

w re auf austelle nicht zu ge rauchen Und doch erscheint er in der Pu likation Patituren und ilder als sogenannte Werkzeichnung

Abb. 27.

Werkzeichnung des Atelier Zumthor, Haldenstein, Gartenfassade SĂźd, gezeichnet eines Mitarbeiters.

28 84


ie pu lizierten Werkzeichnungen des Ateliers A diesem Pu likationsplan unterscheiden sich von der e en kaum

eide sind pr zise

eiss rett entstanden sind

9 und arstellungs-

leistiftzeichnungen die auf dem

amals wurde im Atelier Zumthor aus-

schliesslich mit leistift gezeichnet 30 Was diesen Pu likationsplan von den unterscheidet ist h chstenst die

lichen Werkzeichnungen

ildhaftigkeit die der

eine Le endigkeit verleiht und eine Atmosph re kreiert

assade urch die

Unregelm ssigkeit der geschummerten l chen wirkt die assade als w re sie

ereits verwittert gezeichnet worden

A

a-

Abb. 28.

Fotografie des Atelier Zumthor, fotografiert von Hélène Binet.

durch l sst sich die Stimmung und die Materialit t des verwitterten olzes

er die Zeichnung transportieren

Abb. 29.

Werkzeichnung des Atelier Zumthor, Haldenstein, Rückfassade Nord, gezeichnet eines Mitarbeiters.

30

Interview Jüngling, 2017.

29 85


HASE 2 D E EN W

Abb. 30.

Entwurfsskizze der Wohnungen fĂźr Betagte in Masans, gezeichnet von Peter Zumthor 1990 -1992.

E

URFSS ZZE E

E

E

ach der Ausstellung und der dazugeh rigen Pu likation der ersten

auten von Peter Zumthor im ahre 9

entstand die erste

atmosph rische Entwurfsskizze die pu liziert wurde

ei dieser

handelt es sich um eine Grundrissskizze der Wohnsiedlung f r etagte in Masans 31

Zumthor, 1998. S.75.

Abb.30.

30 86

ei Chur welche zwischen 990 und 99 von

Peter Zumthor erstellt wurde 3 Sie zeigt eine regelm ssig struk-


turierte l chenkomposition die einen l nglichen elf Wohneinheiten die

auk rper mit

er einen Lau engang erschlossen sind

erkennen l sst iese Entwurfsskizze wurde mit ilfe von Zeichenkohle und Pastellkreide die auf ransparentpapier aufge racht wurde angefertigt Mit der schwarzen Zeichenkohle wurden einerseits die Striche des asters- und der egrenzungslinien angelegt Andererseits wurde sie f r transparente geschummerte is deckende l chen verwendet Mit der Pastellkreide wurden weitere schleierartige l chen in zwei ar t nen angelegt

31 87


ie sch ar en

h e ächen s mb isieren die tragenden

emen-

te aus uffstein wie die Mauerpfeiler der Aussenw nde und die gemauerten Sanit rzellen in den Wohnungen

ie raun - orangen

l chen stehen f r die dazwischen eingescho enen

Abb. 31.

Detailfotografie der Materialität: gemauerter Tuffstein, auf Ortbeton.

olz o en

wie die kleine

che die am Lau engang liegt und ein raumho-

hes Schrankm

el welches den Wohn ereich vom Schlaf ereich

trennt

ie gel en Schleier sym olisieren die Leicht auw nde

wie die Wohnungstrennwand und die Vorsatzschale auf den Mauer ei ern,

e che mit ärchenh

getä ert sind.

ie est ächen,

wie der Lau engang o en der Eingangs ereich der Wohnung der Wohn- und Schlafraum und der alkon sind als transparente geschummerte l chen angelegt Sie sym olisieren das aumkontinuum,

e ches sich um die

r er ächen

indet.3

iese Entwurfsskizze f r das Pro ekt in Masans entstand in der Umruchphase von dem arstellungsmittel der Werkzeichnung zu der Entwurfsskizze Es handelt sich um die erste ver ffentlichte Entwurfsskizze von Peter Zumthor die als ein atmosph risches und kompositorisches

erpr fungsmittel f r die

ereits vorhandene

dee ge raucht wurde Auch wenn die Skizze auf den ersten lick Abb. 32.

Detailfotografie der Materialität: Lärchenholzfenster.

32

32 88

Zumthor, 1998. S.80.

sehr a strakt und kunstvoll wirkt zeigt sie alle wichtigen Elemen-


te und die Grundidee des

aus

a ei wird die Essenz des Ent-

wurfs mittels der Skizze festgehalten um die omposition wie die einzelnen eile zueinanderstehen zu veranschaulichen m glicht eine schnelle ontrolle von Struktur

ilfe der

ateria ität und s mit eine atm s härische tim-

mung angedeutet Was eine

iese er-

$*

hythmus und dem

Verh ltnis von aum und Leerraum 33 Zus tzlich wird mit arb ächen die

_<¦-

-

Abb. 33.

Die körperhaften Mauerwinkel und Sanitärzellen aus Tuffstein,

ei dieser Skizze von Masans noch eher

dazwischengeschoben die Küche

erpr fungsmittel des Entwurfs war entwickelte sich diese

Art zu skizzieren

Fotografie des Laubengangs:

als Holzboxen.

ei der herme Vals zu einem richtigen Entwurfs-

mittel 3

Abb. 34.

Grundrissausschnitt der Wohnungen für Betagte in Masans, Publikationsplan.

33

Interview Jüngling, 2017.

34

ebd.

33 89


HASE 2 D E EN Abb. 35.

Entwurfsskizze, Blockstudie Therme Vals, gezeichnet Peter Zumthor 1991-1995, Steinblรถcke, Zwischenraum und Wasser.

Abb.35.

34 90

E

EV

URFSS ZZE


Mit der Erfahrung die Peter Zumthor mit der Entwurfsskizze als Ar eitsmittel im Pro ekt der

etagtenwohnungen von Masans

machte entstanden die sogenannten Vals

lockstudien der

herme

iese hier eschrie ene Entwurfsskizze ist stellvertretend f r

die unz hligen Skizzen dieser Art die w hrend dem Entwurfsprozess der herme Vals entstanden sind

iese lockstudien sind in

35 91


den ahren 99

is 99 entstanden und zeigen rechteckige Mal

enger und mal weiter angeordnete

l cke Zwischen ihnen sind

eer 채chen, die a s eerraum u er ennen sind und um ei mit lauen l chen und Linien als Andeutung von Wasser gef llt sind Unterhal

dieser

ompositionsskizze ist die Aufschrift Aufsicht

Platen zu lesen was den inweis auf die etrachtungsweise gi t Abb. 36.

Entwurfsskizzen; Blockstudien Therme Vals, gezeichnet 1991-1995.

So zeigt die Skizze eine omposition von l chen in der Aufsicht die eine Landschaft von Stein l cken die im Wasser stehen erahnen lassen as Stein ruch ild wie Peter Zumthor diese Skizzen auch noch nannte wurde mit Zeichenkohle und Pastellkreide erstellt 3

Abb. 37.

Fotografie inneres Becken: Stein, Wasser, Licht.

ie

Zeichenkohle und die Pastellkreide wurde fast ausschliesslich liegend verwendet so dass sich durch die Steifung eine auslaufende l che a zeichnet

er das

latt

ie l chen sind einmal mehr

und einmal weniger transparent e nach ei ungsdruck der mehr oder weniger Pigmente auf dem Zeichnungsgrund haften liess sch ar en Abb. 38.

CAD Plan: vereinfachter Grundrissplan.

ie

h e 채chen erbinden sich im beren Bi dtei u einer

durchgehenden l che wo ei sie sich gegen unteren immer mehr au

sen.

ie reie

m

siti n der rechtec igen, dun e n

chen k nnen als Stein l cke gelesen werden

채-

er Zwischenraum

der zum eil mit lauen l chen und Linien versehen ist kann als Wasser ecken und Wasserrinnen gedeutet werden So entsteht Abb. 39.

Entwurfsskizze atmosph채rischer Schnitt, der Therme Vals,

eine Skizze die mit der Atmosph re von Stein l cken eines Steinruchs die im Wasser stehen spielt

gezeichnet von Peter Zumthor.

35

Zumthor, 2007. S.38.

36

Zumthor, 1998. S.156.

36 92

erg Stein Wasser

auen im Stein

auen mit Stein in den erg

hinein auen aus dem erg heraus auen im erg drinnen sein 36


Aus diesem Grundthema wurden die Entwurfsskizzen die zur Entwicklung der herme Vals eine grosse

ilfe war gezeichnet

iese

lockstudien die fast alle von Peter Zumthor gezeichnet wurden entstanden w hrend dem ganzen Entwurfssprozess

Sie dienten

dazu ein egelwerk f r die Setzung der l cke zu erar eiten und die gew nschte atmosph rische Stimmung des ehalten 3

aus im Auge zu

m Gegensatz zu der Skizze von Masans entwickelte

sich die Entwurfsskizze im Pro ekt der herme Vals zu einem wirklichen Entwurfsmittel das diesen pr gte Auch wenn diese freie spontane und spielerische

erangehensweise fast schon aus der

Welt der unst stammen k nnte dienen die Skizzen dem Entwurfsprozess

urch die A straktion is auf die Essenz eines Entwurfes

gelingt es einem diesen in seiner Stimmung zu erfassen und sogar mit anderen

nsten zu vergleichen

enn in einer Phase in der

Abb. 40.

Deckenplatte zu den BlĂścken,

auf der Grundlage der lockstudie versucht wurde das Verh ltnis von

Entwurfsskizze: Verhältnis der

gezeichnet von Thomas Durisch.

eckenplatten zu den l cken zu suchen erinnerte sich Peter

Zumthor dass er mit grossem nteresse die omposition von Piet Mondrians

ildern studierte 3 A

gang mit der Skizze schon eher wie ein ie

ies zeigt dass er im Umnstler ar eitet 39

arstellung der Zeichnungen und Skizzen des Ateliers Peter

Zumthor s entwickelten sich von einem entwerferischen onstruieren zu einem a strakten und kunstvollen Entwerfen

hne die Ent-

wurfsskizze w re die Entwicklung der herme Vals nicht m glich

Abb. 41.

gewesen oder zumindest mit einem anderen Endresultat

Bild von Piet Mondrian: Komposition mit Gelb, Blau, Schwarz und Grau 1921, 88.5 x 72.5 cm, Ă–l auf Leinwand.

37

Interview Loeliger, 2017.

38

Zumthor, 2007. S.65.

39

vergl. Interview Loeliger, 2017.

37 93


FAZ ie Werkzeichnungen die in der ersten Phase des Ateiliers pu liziert wurden sind die genausten schen omposition

0

arstellungen der architektoni-

Sie ha en einen hnlichen Charakter wie die

anatomischen Zeichnungen des menschlichen eispiel die von Leonardo da Vinci

rpers wie zum

enn f r Peter Zumthor ist der

Werkplan die Zeichnung die etwas vom Geheimnis und der inneren Spannung die der fertig gef gte architektonische

rper nicht

mehr preisgi t zeigt e en den konstruktiven Abb. 42.

Werkzeichnung der Schutzbauten ßber rÜmischen Funden in Chur, Erste Detailstudie, Zusammenhänge Schnitt und Ansicht, gezeichnet von Peter Zumthor.

etails spielt f r ihn die atmosph rische

Stimmung der Materialien die zusammenkommen eine wichtige olle

ie

etailstudie der Schutz auten zeigt eile des Schnitts

der Ansicht und des Grundrisses auf einer Zeichnung die sich erlagern

ieses architektonische Verfahren der

erlagerung

wurde ereits von Palladio angewandt um den nformationsgehalt der Zeichnung zu erh hen vgl S Ar eiten in der

Ein derartiges konstruktives

erlagerung zeigt dass der Grundriss Schnitt

und Ansicht immer in einer Wechselwirkung stehen und nur zusammen korrekt verstanden werden k nnen so wie es ereits Le Cor usier eschrie en hat vgl S 6 er Werkplan ist in der Architektur eine in der radition verhaftete arstellungsform Wo ei die Entwurfsskizze erst seit etwa hundert ahren an Gewichtung in der Architekturdarstellung gewonnen hat 40

Zumthor, 1988. S.10.

41

ebd.

38 94

Peter Zumthor und sein Atelier ha en sich in der ersten Werksphase an den klassischen technischen Architekturdarstellungsmittel


orientiert

aher war der Architekturprozess gepr gt von einem

entwerferischen

onstruieren wie man

Schutz auten sieht

ei der

etailstudie der

Sich von dieser Entwurfsmethode zu l sen

gelang erst durch die Aneignung einer a strakteren und freieren arstellungsform wie der Entwurfsskizze

Abb. 43.

Entwurfsskizzen; Blockstudien

Therme Vals,

adurch gelang es Pe-

ter Zumthor sich von dem entwerferischen onstruieren zu einem a strakten k nstlerischen Entwerfen zu entwickeln r diese Entwicklung

rauchte er die Erfahrung die er mit der

Skizze von Masans gemacht hatte Sie dient der

erpr fung der

konzeptionellen dee und der atmosph rischen Stimmung des Entwurfes ei der herme Vals war diese Art von Entwurfsskizzen von eginn an ein Entwurfsmittel um aus der spontanen Skizze ein egelwerk und eine atmosph rische Stimmung zu erar eiten Mit der A straktion in der Skizze die die Essenz des Entwurfes wiedergi t wird die Grundlage f r ein freies und intuitives Entwerfen geschaffen dass f r das onzept der herme von grosser edeutung war Auch wenn die Entwurfsskizzen mit ihrer freien und zugleich a strakten erangehensweise Verwandtschaften zur unst aufweisen dienen sie dem Entwurfsprozess und sind eil der sch pferischen Ar eit ens,

3

ie Skizzen ha en immer noch die unktion des Entwer-

as bei der unst, aut

ist die gestellte

efiniti n, nicht der a

ypothese nur teilweise richtig

äre.

aher

enn auch wenn

Peter Zumthor in ezug auf die Entwurfsskizzen eher wie ein

nst-

42

Interview JĂźngling, 2017.

43

Interview Loeliger, 2017.

39 95


ler ar eitet ha en diese die unktion der sch pferischen Ar eit u dienen.

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sondern vielleicht eher ein k nstlerisch- entwerfender Architekt e che in

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arstellungen wie den Werkszeichnungen und den

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arstellungsmittel und Ar eitsmethode des Ateliers Zumthor

44

Interview JĂźngling, 2017.

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45

ebd.

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40 96


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ernimmt Somit steckt das Atelier Zumthor heute ereits in der dritten Phase der ie

arstellungs- und Ar eitsmethodik

arstellungsweise der handgezeichneten Zeichnungen und

Skizzen die aus den auf den ersten

eiden Phasen ver ffentlicht wurden sind

lick sehr unterschiedlich Zum einem die techni-

sche klassische Werkzeichnung und zum anderen die a strakte unsta fine

nt ur ss i e. Bei genauerem Betrachten haben sie

Abb. 45.

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die Gemeinsamkeit eine estimmte atmosph rische Stimmung auf dem Papier darzustellen

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ei der Werkzeichnung wie ei der Ent-

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er die Materialien das Licht

und die orm erzeugt werden erahnt werden auch wenn diese nicht eindeutig dargestellt sind

ie Atmosph re pr gt nicht nur

die Zeichnungen und Skizzen sondern auch das ganze architektonische Werk von Peter Zumthor gang mit Materialien

er ewusste feinf hlige Um-

ormen und Licht der eine estimmte atmo-

sph rische Stimmung erzeugt ist in räsent.

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Umgang mit dem Vorgefundenen Weiterbauen im alpinen Raum Marugg Andri



Umgang mit dem Vorgefundenen Weiterbauen im alpinen Raum

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 17 Verfasser Marugg Andri Monbielerstrasse 74 7250 Klosters Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester Datum 13.06.2017

Abstract Die folgende Arbeit untersucht den Umgang mit dem architektonischen Bestand des Kantons Graubünden in den Neunzigerjahren. Das Haus Truog von Peter Zumthor, das Atelier und Wohnhaus in Lüen von Dieter Jüngling & Andreas Hagmann und das Gemeindehaus in Vrin von Gion Caminada werden als Beispiele für das Weiterbauen genauer betrachtet. Abgeleitete Erkenntnisse sollen jedoch nicht nach der untersuchten Dekade ihre Gültigkeit verlieren, sondern als ein weiterführendes strategisches Konzept für das zukünftige Weiterbauen und Erneuern dienen. Die zentrale Frage stellt sich, wie Altes und Neues zu verbinden ist und wie dieses weitergestrickt werden kann. Die Herausforderung besteht dabei nicht nur das Weiterbauen auf der visuellen Ebene zu betrachten, sondern auch die dahinter verwurzelten Gedanken, Traditionen und kulturellen Aspekte miteinzubeziehen.

111


112


INHALT

PROLOG Auf nach Graubünden - Gedanken zur Heimat

6

EINLEITUNG Fotoessay mit theoretischem Hintergrund

8

DIALOG ZWISCHEN ALT UND NEU Fügung

24

Materialität

32

Räumliches Gefüge

36

Strategien

42

Lernen vom Finden

44

EPILOG

LITERATURLISTE ABBILDUNGSVERZEICHNIS REDLICHKEITSERKLÄRUNG

113


PROLOG Auf nach Graubünden - Gedanken zur Heimat Der weitläufige und teilweise raue Kanton Graubünden wird als die alpine Ostschweiz bezeichnet. Nord-, Mittel- und Südbünden können durch ihre ethnischen Kulturen in die deutsche, rätoromanische und die italienische Sprachregion eingeteilt werden.1 Graubünden ist ein nach Aussen „geschlossener“ Bergkanton, der im Innern eine Vielzahl von unterschiedlichen Charakteristiken und Kulturen aufweist. Infolgedessen entsteht ein fragiles Gebilde im Spannungsfeld von Landschaftsschutz und touristischer Intensivnutzung.2 Sobald es darum geht, eine gemeinsame Baukultur auszumachen, wird es schwierig, eine Konstante zu finden. Zudem orientieren sich die Bewohner seit je her an dem anliegenden Grenzgebiet. Je weiter nördlich, desto stärker die Ausrichtung auf das schweizerische Mittelland. Es gibt viel mitgebrachte „fremde“ Kultur in Graubünden. Bis heute sind zum Beispiel deutsche Sprachinseln der Walser inmitten der rätoromanisch sprechenden Gebieten unverkennbar. Je mehr Austausch und Kontakt mit den umliegenden Gebieten stattfand, desto durchmischter wurde die Bauweise. Was demnach heute als typisch bündnerisch gilt, ist auf den Import von aussen zurückzuführen. Die alpine Umgebung und die Abgeschiedenheit vereinen jedoch den Kanton Graubünden und dienen in den unterschiedlichsten Orten des weitläufigen Kantons als gemeinsamer Kontext.

1

Bearth. Deplazes. Ladner, 2013. S. 15.

2

6 114

Meister, 2014. S. 88.


Abb. 1

Dachlandschaft in Vrin.

115


EINLEITUNG Fotoessay mit theoretischem Hintergrund

3

Achleitner, 2002. S. 46.

4

Gantenbein, 2009. S. 16.

8 116

In den Neunzigerjahren entstanden im Kanton Graubünden viele qualitativ gute Bauten, welche ein grosses Ansehen genossen. Infrastrukturelle Anlagen in der alpinen Region, Mehrzweckgebäude als neue Versammlungsorte für die Bewohner in den Gemeinden und die bis heute in den touristischen Hochburgen dominierenden Zweitwohnungen. Das Bündnerland entwickelte sich zu einer vitalen Architekturgegend in Europa, geprägt durch die unterschiedlich mit dem Kanton verwurzelten Architekten wie, Peter Zumthor, Dieter Jüngling, Andreas Hagmann und Gion A. Caminda, um nur einige von den Protagonisten zu nennen.3 Zusammen mit dem in den Gang kommenden Generationenwechsel Ende der Achtzigerjahre im Kanton Graubünden entstand eine neue Architekturdebatte, die Kritik an der Moderne anbrachte. Junge Studenten der ETH in Zürich, geprägt durch ihre Mentoren, äusserten Skepsis am „ritualisierten Funktionalismus“ einiger Bauwerke der Nachkriegsmoderne. Daraus folgten malerische Projekte am Lehrstuhl der Architektur von Fabio Reinhart und Miroslav Sik. Sie vermittelten ihren Studenten Experimentierfreude und Neugier für den Ort. Unter den Studenten waren auch die jungen Bündner Architekten Conradin Clavuot, Andreas Hagmann, Andrea Deplazes, Pablo Horvath, Valerio Olgiati und noch weitere.4 Auf diese Weise haben die damals jungen Architekten ab 1990 die Ostalpine Schweiz mitgestaltet. Analoge wurden sie genannt und mit Analoger Architektur wurde ihr Tun bezeichnet. Nebst der jungen Generation gab es noch Einzelne die massgeblich verantwortlich für die zeitgenössische Architektur im gebirgigen Kanton waren. Dazu zählen die ursprünglich gelernten Schreiner Peter Zumthor im Bündner Rheintal und Gion A. Caminada im Lugnez. Beide wählten die wohlbehütete dörfliche Struktur als Arbeits- und Wohnort. Sie sind Haldenstein und Vrin bis heute treu geblieben und wirken von dort aus. Der Bezug zum Kanton, zur Heimat, zum Ort ist in den damaligen Arbeiten und den heutigen Werken der Architekten stark spürbar. Die Heterogenität des Kantons mit seinen Tälern und Brachen steigerte das Interesse für Veränderung. Dies ist ein Wandel welcher die bestehenden Beziehungen und Kulturen nicht zu verdrängen droht. Neben den neuen Bauaufgaben war und ist der Umgang mit bestehenden Bauten heute noch ein wichtiges Thema. Oftmals waren es leerstehende Ökonomiebauten, die durch die Technisierung der Landwirtschaft ungenutzt in der Peripherie standen. Hohe Unterhaltskosten dieser Ensembles, ohne davon zu profitieren, veranlassten manchen Besitzer die Ställe, Maiensässe oder zum Teil gar Wohnhäuser verfallen zu lassen. Die Flucht vom Land in die Stadt, verursacht durch fehlende Arbeit in den abgeschiedenen Tälern, verstärkte auch innerhalb der teilweise noch intakten Dorfstruktur den Zerfall der baulichen Strukturen, Traditionen und Kultur. Entsprechend gehen durch den Verfall der unterschiedlich genutzten Gebäude wesentliche historisch gewachsene Beziehungen verloren. Als


Grundlage der Untersuchung dient das Haus Truog „Gugalun“ von Peter Zumthor, das Atelier und Wohnhaus Schenk von Dieter Jüngling & Andreas Hagmann und das Gemeindehaus von Gion A. Caminada. Versam im Safiental, Lüen im Schanfigg und Vrin im Lugnez sind drei Ortschaften in Graubünden die bis heute weitgehend vom Massentourismus verschont blieben. Die Bauaufgabe «Weiterbauen, Erneuern und Ersetzen» legt eine Auseinandersetzung mit dem Bestehenden und Vorgefundenen voraus. Das Bestehende kann dem physischen zugeschrieben werden. Es ist greifbare Bausubstanz und Bautradition vor Ort. Demgegenüber steht das Vorgefundene, was sich auf der psychischen Ebene abspielt. Das Physische ermöglicht ein weiterleben der kulturellen und funktionalen Verknüpfungen in der dörflichen Struktur. Bautraditionelle Typologien und Konstruktionen werden auf ihr Prinzip und auf ihre innere Logik hin untersucht. Aus dem daraus abgeleiteten Dialog mit den Anforderungen an die jeweilige Bauaufgabe entsteht eine Synthese aus Alt und Neu, aus Vertrautem und Modernem.5 Diese architektonische Haltung ist in den Bauten der Neunzigerjahre erkennbar und setzt sich bis in die heutige Generation fort. Dabei sind es nicht die formalen Übernahmen der traditionellen Motive, vielmehr ist es der Gebrauch von ortstypischen Materialien und die handwerkliche Verarbeitung, die zur architektonischen Identität führt. Eine materialbewusste Architektur die weniger als Stil zu betrachten ist, beinhaltet einen gewissen Rigorismus. Die Entschlossenheit dieser Haltung verwehrt die verwendeten Materialien anders zu zeigen als sie sind. Beton ist grau oder schwarz, selten einmal rot lasiert. Holz wird möglichst unbehandelt verwendet und der Putz wird kaum gefärbt. Das Verhältnis zu den traditionellen Häuserformen und den Ehrgeiz im Kontext zu entwerfen bestimmt im Zusammenhang mit der materialgerechten Verwendung die Architektur in Graubünden.6

5

Fischer, 2016. S. 197.

6

Sack, 2003. S. 159.

9 117


Abb. 2

Haus Truog „Gugalun“ ober halb der Strasse nach Safien.

Abb. 3

Der alte Teil des einfachen Bauernhauses.

118


Einsam an einen Geländegrat liegt das Haus Truog hoch oberhalb der Strasse die ins Safiental führt. An der Talseite befindet sich der aus dem 18. Jahrhundert stammende Teil des Wohnhauses.7 Bergseitig schliesst der neue Hausteil von Architekt Peter Zumthor an die bestehende Struktur an und ersetzt dabei den hinteren, in die Jahre gekommenen Bau. Bad, Küche, Heizung und zwei Schlafkammern sorgen für eine Modernisierung der alten und bescheidenen Hofstatt. Mit der neuen Anordnung des Grundrisses und dem Eingang im Neuen Hausteil entsteht eine Abhängigkeit der beiden in unterschiedlichen Zeiten entstandenen Bauvolumen. Unter dem gemeinsamen Dach entsteht eine Wechselbeziehung zwischen dem Alten und dem Neuen. Waren die beiden Teile beim Neubau 1993 farblich klar voneinander zu unterscheiden, hat die Sonne das unbehandelte Holz mit der Zeit so stark verbrannt, dass sich die beiden Bauten farblich einander immer näherkommen und noch stärker aneinanderrücken.

7

Zumthor, 2014. S. 9.

Abb. 4

Westfassade des Haus Truog.

119


Abb. 5

Talfassade des Fotoatelier in LĂźen.

Abb. 6

Der zweigeschossige Neubau hinter dem Rundholzstall.

120


Der Neubau von Dieter Jüngling und Andreas Hagmann im kompakten Siedlungskern von Lüen bettet sich in die dörfliche Struktur ein und steht im Schatten vom Stall. Die ehemalige Kubatur des halbzerfallenen Pferdestalls im Dorfkern von Lüen, wurde als Atelier mit einer kleinen Einzimmerwohnung wieder erstellt.8 Der Neubau veranschaulicht wie das Weiterbauen ohne bauliche Verbindung zum Bestehenden stattfinden kann. Dennoch sind die Verbindungen zum alltäglichen Leben im Dorf vorhanden und durch die neue Funktion wird die von der Strasse abgekoppelte Parzelle zum neuen Arbeitsraum für die Fotografen.

8

Wirz, 2002. S. 21.

Abb. 7

In der Kubatur des ehemaligen Pferdestalles wurde das Fotoatlier erstellt.

121


Abb. 8

Die Casa Communala Vrin beim Schulhausplatz.

Abb. 9

Blick auf die Nordostfassade, mit Schulhaus im Hintergrund.

122


Das heutige Gemeindehaus von Vrin wurde 1991 durch den Einheimischen Architekten Gion A. Caminada umgebaut. Die bauliche Struktur in Vrin ist stark von der Bauweise des 18. Jahrhunderts geprägt. Wohnhäuser und Stallbauten stehen in der Regel getrennt voneinander. Eine Ausnahme in diesem Bezug bildet das ehemalige Haus Casanova und heutige Gemeindehaus, welches angegliedert an den Schulhausplatz ist. Es handelte sich um ein Einfamilienhaus mit Stall, unter einem First.9 Die damalige funktionale Trennung von Wohn-und Stallteil verlief genau in der Hausmitte unter dem First. Konstruktiv wurden die zwei Gebäudeteile, charakteristisch für Vrin, unterschieden. Die Strickpartie des Wohnens und der gemauerte Sockel des Stalls mit den „aufgetrölten“ Rundholzstrick war klar zu unterscheiden. Bei der Umnutzung des Bauernhauses in einen öffentlichen Bau, respektive in ein Gemeindehaus wurde der Stallteil abgebrochen und durch einen Neubau von Grund auf ersetzt. Wie zuvor das Vorgefundene besteht das neue Gemeindehaus aus einer alten und einer neuen Hälfte. Das äusserlich zweigeteilte Haus ist durch schmale Zugänge im Innern verbunden, auf diese Weise bildet sich ein Zusammenschluss der beiden Teile. Auch wenn mit der Zeit, das jüngere, helle Holz sich immer mehr dem bestehenden, von der Sonne geschwärzten angleicht, bleiben die Unterschiede in Konstruktion und Grösse der Fenster bestehen. Diese Charakteristischen Differenzen zeugen von der neuen Nutzung im ehemaligen Wohnhaus.

9

Caminada, 1991. S. 1-2.

Abb. 10

Nordwestfassade des neu erstellten Gebäudeteils.

123


Abb. 11

Ostfassade mit Eingang Haus Truog

124


Abb. 12

In der Verlängerung des Rundholzstalles befindet sich das Fotoatelier.

125


Abb. 13

Das ehemalige Wohnhaus ist ein Strickbau aus dem 18. Jahrhundert.

126


Die drei ausgewählten Bauten der Neunzigerjahre ersetzten alte heruntergekommene bauliche Strukturen vor Ort. Der zuvor an dieser Stelle bestandene Baukörper wurden rückgebaut und eine von Grund auf neue Struktur ist entstanden. Durch den Rück- und Neubau lassen sich erste Haltungen der Architekten und ihrer Arbeitsweise erkennen. Den Architekten geht es nicht primär darum die bestehenden Bauten zu konservieren, sondern vielmehr darum das Zerfallene wieder nutzbar zu machen. Im Vergleich zu einer Erneuerung von Innen, findet die Auseinandersetzung auch im grösseren Massstab statt. Die „zerklüftete“ Hülle wird nicht als Perimeter oder Grenze der Erneuerung betrachtet, sondern hat durch die visuelle Veränderung auch von aussen einen neuen Ausdruck. Die drei Projekte suchen auf ihre Art und Weise Anknüpfungspunkte an die bestehende Struktur, nicht immer baulich, aber gedanklich und visuell. Dabei entsteht ein Dialog von dem Bestehenden und dem Neuen, ohne sich gegenseitig zu dominieren.

19 127


DIALOG ZWISCHEN ALT UND NEU

10

Meister, 2014. S. 92.

11

Tschanz, 2005. S. 51.

20 128

Das Fotoessay bildet einen Ideenkatalog durch die Untersuchung der gebauten Beispiele aus den Neunzigerjahren ohne einen Vergleich zu lancieren wollen. Bei den Bauten steht stets der Dialog zwischen Alt und Neu, auf eine visuelle Betrachtungsweise, im Vordergrund. Bei genauerer Betrachtung können allenfalls tieferliegende, verstrickte Gedanken erkannt werden. Diese versuchen zwischen den unterschiedlichen Betrachtungsweisen der Architekten zu vermitteln. Daraus können folglich Strategien für die zukünftige Nutzung der leerstehenden Ökonomiebauten und „abblätternden“ Dorfstrukturen gedeihen. Die Ausgangslage der Neunzigerjahre in der alpinen Ostschweiz bietet eine sorgsam gepflegte Bausubstanz. Unterschiedliche Architekten nehmen sich der Aufgabe an und erweitern die bestehenden baulichen Strukturen im Kanton Graubünden. Auch wenn von einer einheitlichen Sprache der Architektur nicht die Rede sein kann, ist eine verwandte Haltung in den drei genauer betrachteten Projekten in Versam, Lüen und Vrin erkennbar. Nicht nur die Auseinandersetzung mit der Landschaft und der Topografie wird bei der Untersuchung der Bauten sichtbar, sondern auch die Synthese zwischen dem Neuen und dem Erbe der gewachsenen Struktur.10 Die Herausforderung in Bezug auf die Veränderung des konstruktiven und gestalterischen Bestehenden liegt darin, diese in eine zeitgemässe Konstruktion umzuformen. In Vrin, Versam und Lüen dominiert die Blockbauweise, bei welcher die Wände aus aufeinander geschichteten Holzbalken bestehen. Die Ausarbeitung der Holzbalken wurde oftmals der Funktion des Gebäudes angepasst. Ökonomiebauten führte man in Rundholz belassenen Blockbauten aus, wohingegen die Wohngebäude mit rechteckig gefügten Holzbalken aufeinandergeschichtet wurden. Beide erhalten ihre Stabilität durch das Verstricken in der Ecke. Der charakteristische Vorstoss des gestrickten Baus entsteht durch die Überblattung der horizontal liegenden Holzbalken.11 Die zeitgemässe Übersetzung findet heute oftmals nur in der Bekleidung der dahinterliegenden Ständerbauweise statt. In der Folge entsteht ein Blindstrick der vortäuscht sich mit den örtlichen Traditionen auseinander zu setzten, jedoch meist nur Verkleidung ist. Der Schritt weg vom traditionellen Strickbau basiert auf dem enormen Holzverbrauch dieser Bauart und der konstruktiv problematischen Verformung des Holzes durch das Schwinden.


Abb. 14

Haus Truog vor dem Umbau.

Abb. 15

Haus Truog im Sommer 2017

129


12

Fischer, 2016. S. 212.

13

Wirz, 2002. S. 21.

22 130

Eine andere Transformation der traditionellen Bauweise findet beim Haus Truog in Versam, beim Fotoatelier in Lüen und beim Gemeindehaus in Vrin statt. Der neue Teil des Gebäudes, die Erweiterung oder der Neubau muss die Differenzen und Ungenauigkeiten des historischen Teils aufnehmen und ausgleichen können. Bei den untersuchten baulichen Veränderungen handelt es sich um Holzbauten, die nach zeitgenössischen Kenntnissen ausgeführt wurden. Gab damals das regional verfügbare Holz den Konstruktionstakt vor, ermöglichen gegenwärtige konstruktive Kenntnisse mit Holz und Holzwerkstoffen neue Strategien. Neben den neuen technischen Möglichkeiten sind ebenfalls die Ansprüche der Bewohner stetig gewachsen und bilden auf diese Weise einen weiteren Faktor für die Transformation.12 Die ursprünglichen Bauten vor Ort haben eine vergleichsweise niedrige Massstabsebene. Einschichtige Wandaufbauten die durch deren Fügung eine zellartige innere Raumstruktur vorgeben, stehen im konstruktiven Kontrast zu den komplexen Wandaufbauten der zeitgenössischen Holzarchitektur in Graubünden.13 Beim traditionellen Strickbau übernahm die Wand, als geschichtete Scheibe, mehrere Funktionen gleichzeitig. So übernahm die Wand gleichzeitig die Funktionen des Tragens, Schützens und des Ausblickgewährens. Im Gegensatz dazu steht im heutigen Holzbau ein Innenleben der Wände, bei welchen die unterschiedlichen Schichten einzelne Funktionen übernehmen. Weiterbauen und erneuern der bestehenden Strukturen führt immer dazu, dass eine Fuge zwischen Alt und Neu entsteht. Das Thema der Fuge hat dabei eine visuelle und eine konstruktive Ebene. Die visuelle Ebene findet vor allem im Bild und bei der Betrachtung vor Ort statt. Wohingegen die Fuge auf konstruktiver Ebene im Plan und beim Bauen stattfindet.


Abb. 16

Casa Communala vor dem Umbau.

Abb. 17

Casa Communala im Sommer 2017.

131


Fügung

14

Zumthor, 2014. S. 9.

15

Wirz, 2002. S. 21.

16

Caminada, 1991. S. 3.

Abb. 18

Nachaufnahme der Fuge zwischen Alt und Neu.

Abb. 19 Abb. 20

Spaltraum in Lüen. Trennschlitz der beiden Hausteile in Vrin

132

Das Haus Truog in Arezen antwortet auf den traditionellen Strickbau des erhaltenen Stubenteils mit speziell für diese Bauaufgabe gedämmten Hohlkastenbalken.14 Die Hohlkasten werden auf eine ähnliche Weise wie der traditionelle Strickbau aufeinandergeschichtet. Die einzelnen vorkragenden Simsen schliessen die gedämmten Hohlkastenelemente ab und bieten jeweils die Basis für das nächste Element. Mit der Auskragung der Simse bleibt die horizontale Schichtung sichtbar und verweist auf den bestehenden Hausteil aus dem 18. Jahrhundert. Beim Fotostudio in Lüen findet die Übersetzung des Rundholzstricks ohne physischen Berührungspunkt statt. Ein zeitgenössischer Holzbau mit einer Pfosten-Riegelkonstruktion bildet die Tragstruktur des Ateliers.15 Mit dieser Geste entsteht im Vergleich zum einschichtigen Rundholzstrick ein komplexer Wandaufbau mit einer hinterlüfteten Fassade. Der Ursprung des Neubaus in Vrin folgt den Umrissen des ehemaligen Stalles und sucht nicht die sprachliche Verwandtschaft der bestehenden Strickbaukonstruktion des Wohnteils.16 Dennoch wird der Neubau in einer zeitgenössischen Holzbaukonstruktion ausgeführt. Die Pfosten-Riegelkonstruktion wird mit den sichtbaren Leimholzstützen in der Fassade angedeutet.


Abb. 21

Detailanschluss zwischen Hohlkastenelement und traditionellem Strick.

Abb. 22

Wohnhaus Truog in Arezen.

133


17

26 134

Fischer, 2016. S. 215.

Die natürlich belassene Aussenseite des Hohlkastens zwischen den vorkragenden Simsen schliesst passgenau an den Vorstoss des Haus Truog an. Beim Zusammentreffen der geschichteten Elemente entsteht eine klare Fuge zwischen der neuen Konstruktion und dem Strickbau. Die Längswand des traditionellen Strickbaus wird flächig mit den gestapelten Hohlkasten weitergeführt. Rund umlaufende Simsen beim neuen Hausteil überkragen den Vorstoss des Stricks und enden an der Giebelwand des Stubenteils. Dadurch entsteht am Schnittpunkt eine Überlagerung von Alt und Neu. Auf diese Weise entsteht mit der präzisen Gestaltung der Fuge eine Verzahnung an Schnittstelle von Bestand und Neubau. In Lüen bestimmt der schmale Leerraum zwischen dem bestehenden Stall und dem Neubau den Übergang. Das kleine Volumen des Fotoateliers schmiegt sich mit sichtbaren aber nicht betretbarem Abstand an den Stall. Der Spaltraum wirkt infolgedessen als physische Trennung zwischen Ökonomiegebäude und Fotoatelier. Die Fuge zwischen Hausteil und ehemaligen Stallteil in Vrin, dient als klare Markierung zwischen dem traditionellen Strickbau und dem vertikal geprägten Neubau. Vom gemauerten Sockel bis unter den First bildet sich ein Trennschlitz der die beiden Hausteile voneinander differenziert und dennoch unter dem gleichen Dach fasst. Ebenfalls ermöglicht die zurückversetzte Fuge, mit dem dahinterliegenden Luftraum, Ungenauigkeiten des alten Teils aufzunehmen. Die Intervention am Haus Truog stellen einen klaren Kontrast zwischen dem handbehauenen Strickbalken und den maschinell gefrästen und gehobelten Bauteilen dar. Rechtwinklig und waagerecht liegende Teile treffen an der Nahtstelle auf das über Jahre geschwundene und verzogene Vollholz der alten Stube. Dementsprechend müssen die aufeinandertreffenden Teile Ungenauigkeit, respektive Genauigkeit des Gegenübers aufnehmen. Die daraus entstehende Polarität von Alt und Neu ermöglicht die Lesbarkeit der Zeitschichten. Die Konstruktion mit den Hohlkästen folgt nicht direkt den Regeln des Strickbaus, dennoch kann es als eine Neuinterpretation verstanden werden.17 Zum einen werden die heutigen klimatischen Anforderungen berücksichtigt, zum anderen vermag es das traditionelle Erscheinungsbild der horizontal gelagerten Holzbalken gestalterisch zu transformieren. Mit der Verwendung von Hohlkastenelemente kann ebenfalls auf den bestehenden bereits gesetzten Bau reagiert werden. Im Vergleich zu einem Neubau in Strickbauweise hat die selbsttragende Holzkonstruktion in Form von Hohlkastenelementen kaum vertikale Verschiebungen zur Folge. Reibungen und Spannungen in den zwei unterschiedlichen Konstruktionsweisen können vermieden werden.


Abb. 23

Der räumliche Abstand vom

Abb. 24

Detailplan Fotoatelier in LĂźen.

Rundholzstall.

27 135


18

Wirz, 2002. S. 21.

19

Caminada, 1991. S. 4.

20

Fischer, 2016. S. 213.

28 136

Die quadratisch dimensionierten Konstruktionshölzer des Fotostudios im Plessurtal bilden ein simples Gefüge der Tragstruktur, um welches sich unterschiedliche Schichten innen und aussen anordnen. Aussteifende Sperrholzplatten im Innern bleiben als Oberfläche sichtbar und übernehmen des Weiteren die Funktion der Dampfbremse. Das Gerüst der Tragkonstruktion wird ausgedämmt und bildet gewissermaßen den Kern des Wandaufbaus. Mit einer ersten Schutzschicht, der Holzfaserplatte wird Dämmung und Konstruktion nach aussen hin geschützt. Darauf werden die Hinterlüftungslatten montiert und bilden die Unterkonstruktion der Fassade. Im Aussenbereich bildet die Fassade eine visuelle Annäherung an den Rundholzstrick. Schwartenbretter, die seitlichen Abschnitte von zersägten Baumstämmen, bilden die Aussenhaut. „Schwarten“, wie sie auch genannt werden, haben auf der einen Fläche die rohe, entrindete Baumkante und werden mit der anderen, der sägerohen Seite horizontal an die Hinterlüftsungslatte befestigt.18 Ähnlich wie beim Rundholzstall von Rundholzbalken zu Rundholzbalken der Luftraum entsteht, wird die Fassade beim Atelier mit horizontal vorstehenden Leisten unterbrochen. Dort wo sich beim traditionellen Rundholzstrick die Fassade nach innen stülpt, steht als Kontrast die horizontale Leiste des Fotostudios vor. Die daraus entstehende visuelle Verwandtschaft zur horizontalen Schichtung verweist mit ihrem Ausdruck und ihrer Fügung zum Bestehenden. Anders als die Bauten in Arezen und Lüen wird beim neuen Teil des Gemeindehauses in Vrin, die Vertikalität des Baus unterstrichen. Die Konstruktion unterliegt den Lasten des Daches und zeichnet sich in Form der vorspringen Stützen in der Fassade ab. Vergleichbar mit den verstrickten Trennwänden im alten Teil, bilden die Stützen das Sattelholz für die darüberliegenden Pfetten. Der Neubau lehnt sich visuell mit der vertikalen Verschalung an den ehemaligen Stall an. Das Bild der breiten, rustikalen Schalung wurde beim Neubau jedoch filigraner ausgeführt, um das feinere Denken im Innern des Gemeindehauses zu wiederspiegeln.19 Horizontale Unterbrüche lassen die Geschossdecken erahnen und zeigen, dass die Geschossigkeit des neuen Baukörpers dem bestehenden Hausteil entspricht. Mit der Absicht den bestehenden Strickbau so wenig wie möglich umzuformen, bleiben die zwei Teile äusserlich sichtbar. Verbindende Elemente im Innern und das gemeinsame Dach, führen zu einer Zusammengehörigkeit. Der neue, rückwärtige Teil beim Haus Truog fiel grösser aus, wodurch sich das Volumen stärker in den Hang hineinschiebt.20 Um auf das ansteigende Terrain zu reagieren, wurde ein gestaffelter Betonsockel ausgebildet. Die Höhe der Hohlkastenelemente und das Terrain geben den Rhythmus der Abtreppung vor. Auf das ursprüngliche Niveau heruntergesetzt, verbindet die Dachkonstruktion die beiden Hausteile miteinander. Die Leimholzpfetten des neuen Daches folgen ebenfalls dem vertikalen Rhythmus der Hohlkastenelemente.


Abb. 25

Ansicht der Fassade in Vrin.

Abb. 26

Detailplan Gemeindehaus in Vrin

137


Dachneigung und Höhe der Hohlkasten bestimmen die Anzahl der Pfetten. Deren überdurchschnittliche Anzahl ermöglicht wiederum, feiner dimensionierte Sparren zu verwenden. Mit dieser konstruktiven Geste wird das Dach zu einem filigranen Element, welches den alten Stubenteil mit dem neu erstellten Hausteil zu einem neuen Ganzen vereint. Auf eine ähnliche Dachkonstruktion aber mit einer anderen Absicht greifen die Architekten des Fotoateliers in Lüen zurück. Die Höhe der Schwartenbretter rhythmisieren in gleicher Weise die Anzahl Pfetten. Bei den Sparren wurde die gleiche Dimension wie bei den Pfetten verwendet, wodurch die Dämmung des Daches zwischen den Sparren ermöglicht wird. Die Öffnungen unterhalb des Daches an der Giebelwand lösen das Dach visuell von dem darunterliegenden Volumen. Hierbei entsteht eine gewisse Analogie zum Rundholzstrick, bei welchem die Schichtung im unteren Bereich sehr dicht ist und die „aufgetrölten“ Rundhölzer unter dem Dach an Dichte verlieren. Beinahe symmetrisch basierend auf dem bestehenden Strickbau des ehemaligen Wohnteils in Vrin, baut sich der neue Teil des Gemeindehauses auf. Die neue Holzkonstruktion ermöglicht grössere Spannweiten und die Pfosten-Riegelkonstruktion ermöglicht die Höhen des Altbaus auf eine einfache Weise aufzunehmen.

Abb. 27

Rythmus der Hohlkastenelemente.

Abb. 28

Das beleuchtete Atelier in Lüen

Abb. 29

Übergang von Alt zu Neu als Ansicht beim Haus Truog.

138


In unterschiedlichen Zeiten entstanden, vermitteln die Bauten ihren jeweiligen Zeitgeist. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Fügung der Bauteile, sondern auch in ihrem Ausdruck. Alle drei Bauten aus den Neunzigerjahren suchen den Dialog zwischen dem Ausdruck des Bestehenden mit dem Neuen. Zeitgemässe Holzkonstruktionen helfen eine gewisse Verwandtschaft im Ausdruck herzustellen, ohne dabei das Vorgefundene zu kopieren. Den Anreiz das bestehende zu ergänzen zeigt sich nicht nur in der Fassade, sondern auch im Innern der Gebäude. Die Erweiterungen und Neubauten sind nicht nur als einzelne isolierte Volumen zu betrachten. Mit den verbindenden Elementen im Innern ergänzen sie sich und bilden zusammen eine Einheit.

Abb. 30

Übergang von Alt zu Neu

Abb. 31

Ansicht der Hauptfassade

als Ansicht beim Fotoatelier.

in Vrin.

31 139


Materialität

21

Bassi. Carella, 2016. S. 9.

22

Meister, 2014. S. 92.

23

Versam. In: www.hls.ch (2013)

24

Lüen. In: www.hls.ch (2016)

25

Könz, 1945. S. 91.

32 140

Bei der Betrachtung der Natur ist die Wahrnehmung der Dinge eng mit Form und Stofflichkeit verbunden. Der Mensch hat die Fähigkeit, Materialien durch Erfahrungen zu erkennen und nimmt sie vor allem in deren Oberflächen war. Die Architektur vermag auf einer ähnlichen Ebene zu operieren. Form und Material sind untrennbar mit der Art verbunden, in der die Dinge wahrgenommen werden.21 Materialien vor Ort haben eine emotionale Aufladung und erzeugen so den Charakter der Bauten. Das oftmals regional genutzte Material hat dabei nicht nur einen atmosphärischen Einfluss auf das Innere der Bauten, sondern auch auf die dörfliche Struktur und wird bei einem Durchschreiten des äusseren Zwischenraums erfahrbar. Die reiche Baukultur der alpinen Region diente den Bündner Architekten oftmals als Referenz für die Verwendung von Material und deren Fügung.22 Die Besuche an den drei Orten, verteilt über den Kanton Graubünden, zeigen wie die Materialien verwendet werden und dabei den Ausdruck der Siedlung formen. Rundholzstrick der Ökonomiebauten und handbehauener Strick der alten Bauernhäuser dominieren den Zwischenraum und lassen auf die traditionelle Verwendung der Materialien vor Ort zurückschliessen. Im Gegensatz zu heute gab damals die verfügbare Länge von Holz den Konstruktionstakt vor und formte die Zellenartigen Raumtypologien der Holzbauten. Seit Siedlungsbeginn haben die Walser mit ihren Häusern, Ställen und Scheunen die Landschaft rund um das Strassendorf Versam geprägt. Man findet in Versam nur wenige Walserhäuser aus Holz. Stattdessen lassen stattliche Bauten aus Stein auf einen früheren Reichtum schliessen.23 Das Haus Truog etwas oberhalb des historischen Dorfkerns, als Teil der Streusiedlung Arezen, ist ein typisches Strickhaus mit gemauertem Sockel. Ebenfalls wird das ehemalige Walserdorf Lüen im bündnerischen Plessurtal von Holzbauten mit einem gemauerten Sockel dominiert. Im Gegensatz zu Arezen hat sich in Lüen durch die topografische Lage am steilen Hang ein kompakter Siedlungskern entwickelt. Es ist ein sogenanntes Haufendorf am Nordhang des mittleren Schanfigg.24 Vrin hingegen war ein Ausbaugebiet der Romanen und ist eines jener Dörfer, die obwohl noch auf der Nordseite der Alpenkette stehend, sich damals über die Greina Ebene nach Süden orientierte. Davon zeugt die weisse Fassade der barocken Kirche St. Maria erbaut 1689 – 1694 vom Baumeister Antonio Beroggio aus Roveredo.25 Dennoch zeugt die heutige bauliche Struktur, die mehrheitlich aus Holzbauten besteht, den Einfluss der Walser Siedler.


Traditionelle Holzbauten in Arezen, Lüen und Vrin dominieren die gebaute Umgebung. Der Baustoff Holz bildet neben der Tragkonstruktion auch die Stimmung im Innern der untersuchten Bauten. Es wurde ausschliesslich einheimisches und aus der regionalen Produktion hergestelltes Holz verwendet. Beim Haus Truog wird der bestehende Fichtenstrick mit einheimischen Lärchenholz ergänzt. Die neuen gedämmten Hohlkastenelemente sind Aussen sowie Innen in Lärchenholz ausgeführt. Das Fichtenholz und das Lärchenholz sind auch nach einigen Jahren der Alterung immer noch durch ihre unterschiedlichen Farbtöne zu unterscheiden. Das im Schatten des Stalls errichtete Fotoatelier in Lüen erhält analog zu dem Rundholzstrick des Stalles eine Fassade aus Fichtenholz. Obwohl die Hülle des Fotoateliers aus Schwartenbrettern, erhält sie durch die Machart eine Nobilitierung. Horizontale Holzleisten in Abwechslung zu den parallel besäumten Schwartenbretter rhythmisieren die Fassade und verleihen dem preiswerten Material einen neuen Ausdruck. Gleichzeitig vermag sich das Fotostudio vom Rundholzstrick zu differenzieren. Die Materialität des untersuchten Baus in Vrin deutet auf den zuvor bestehenden Stall hin. Eine im Vergleich zum Vorgängerbau feine Schalung aus Fichtenholz unterscheidet das Alte Wohnhaus vom neuen Teil des Gemeindehauses. Die Sanierung des ersten Geschosses im bestehenden Hausteil, wird mit einer für Vrin typischen Methode bewerkstelligt. Ein Schindelschirm aus Lärchenholz wurde aufgezogen um das durch das undichte Dach verwitterte Holz zu schützten.

Abb. 32

Der rötliche Farbton

Abb. 33

Schwartenbretter aus

des Lärchenholzes in Arezen.

Fichtenholz als Fassade des Fotoatelier. Abb. 34

Schindelschirm und vertikale Schalung beim Gemeindehaus.

141


26

Fischer, 2016. S. 213.

27

Caminada, 1991. S. 3.

34 142

Sockel und Dacheindeckung haben in erster Linie eine funktionale Bedeutung. Die gemauerten Sockel schützen die Holzbauten vor der aufsteigenden Feuchtigkeit und bilden den Übergang vom Gelände zur Fassade. Der Sockel der untersuchten Bauten reagiert jeweils unterschiedlich auf die Topografie vor Ort. Beton ist das dafür verwendete Material, der aus Natursteinen und mit Kalkputz gemauerte Sockel wird bei allen drei Bauten in eine gegossene Form transformiert. Der Betonsockel beim Haus Truog ermöglicht ein hineingraben in den Hang. Das angrenzende Erdreich wird durch eine Betonwanne gefasst und dient dem darauf liegenden Holzbau als Fundament.26 Die Abstufung des Sockels ist eine Abstraktion des gemauerten Sockels und folgt dem Terrain als konstruktiver Holzschutz. Auf ein Minimum reduziert, verschwindet der Sockel beim Fotoatelier in Lüen in Form von drei Streifenfundamenten unter dem Bau und lässt sich lediglich erahnen. Die leichte Erhöhung des Baukörpers verleiht dem hölzernen Bau einen schwebenden Charakter. Wie schon beim Vorgängerbau vom Gemeindehaus in Vrin, dringt die Holzkonstruktion der Nordostfassade bis hinunter in den Sockelbereich.27 Der neue tiefe Betonsockel wirkt als würde er vom Holzbau in die Erde gedrückt. In Richtung des Schulhausplatzes steigt das Terrain und mit ihm der Sockel. Dadurch entsteht ein Wechsel von Holz und Beton. Die Dächer orientieren sich ausser in Vrin nicht am Material der bestehenden Dachlandschaft. Das massive Steindach in Vrin ist mit den örtlichen Traditionen entstanden und verwendet zum Teil die Steinplatten des ehemaligen Bauernhofs. In Arezen und Lüen wird der feine Abschluss mit einem Stehfalzdach bewerkstelligt. Die braune Farbe des patinierten Kupferdaches passt sich farblich der Umgebung an. Das Material Holz im Kontext der bestehenden Bauten vor Ort bildet den Ausgangspunkt des Weiterbauens. Dabei ist es nicht Altholz welches wiederaufbereitet wurde, sondern das regional verfügbare Baumaterial welches schon seit Jahrhunderten genutzt wird. Die Verwendung der Materialien in einem rohen und unbehandelten Zustand führt zu einem raschen angleichen an die bestehenden Bauten. Dadurch gelingt eine bewusste Annäherung an den Ort. Der Ausdruck der Bauten wirkt nicht fremdartig in dem historisch und traditionell gewachsenen Gebilde der Umgebung. Die irrationale Verwendung des bekannten Materials weist jedoch dazu, die Bauten genauer zu betrachten. Mit der präzisen Auswahl der Materialien entsteht nicht nur innerhalb der Parzelle ein Dialog von Alt und Neu. Die Erweiterungen und Neubauten stellen auch mit dem bestehenden Ortsbild eine Verbindung her.


143


Räumliches Gefüge

28

Mayr Fingerle, 1996. S. 78.

29

Wirz, 2002. S. 21.

30

Caminada, 1991. S. 4.

36 144

Das Vorgefundene gibt oftmals einen Weg für die geplante Intervention vor und führt sie so, dass Alt und Neu im Dialog zueinanderstehen und durch die Zeit abhängig voneinander werden. Man spürt bei der Besichtigung vor Ort, wie die Bauten nicht nur äusserlich die Beziehungen zum Ort suchen. Ihr Inneres und Ihre Funktion haben eine wichtige Bedeutung für die Integration des Neuen. Eine wichtige Rolle spielt der Weg zum Haus, welcher den Zugang ermöglicht. Sei es der neue oder der bestehende Eingang der einem ins Innere führt, der die bestehenden Verbindungen und die dahinterliegenden gedanklichen Verstrickungen zeigt. Entscheidend ist, dass die gestärkten und erneuerten Strukturen genutzt und zum Teil des dörflichen Lebens werden. Gebäude die ihre Funktion verlieren werden zu Museen und bilden eine Insel innerhalb des alltäglichen Lebens in den alpinen Regionen. Ein kleiner Fussweg führt den Hügel hinunter zum Haus Truog in Arezen. Das ehemalige Bauernhaus wird heute als Ferienhaus genutzt. Ohne den obligaten Zufahrtsweg fürs Auto, behält es seine ursprüngliche Distanz zur Strasse. Beim Haus angekommen führt der Eingang über das Neue ins Innere. Dabei betritt man eine Zeitmaschine, die den Zugang zum historischen Teil nur über das Neue preisgibt.28 Die Lage des Einganges macht den neuen Teil unentbehrlichen, um in den historischen Teil im Innern zu gelangen. Fern von Verkehrslärm taucht man im Ferienhaus in eine andere Zeit ein. Losgelöst vom bestehenden Stall steht das Atelier in Lüen nicht einfach beziehungslos vom dörflichen Alltag. Wie schon der ehemalige Pferdestall liegt der Neubau versteckt von der Strasse im „Schatten“ des Rundholz-Stalles. Der Neubau in Form der ehemaligen Kubatur des Pferdestalles wird über einen Pfad entlang des bestehenden Stalles erreicht.29 Der Eingang führt über eine kleine Treppe nach unten ins eigentliche Fotoatelier. Das obere Geschoss wird über eine schmale Metalltreppe mit Blockstufen erschlossen. Ein weiterer Eingang befindet sich auf der unteren Seite, ebenfalls mit einem Fussweg entlang des bestehenden Stalles. Die ruhige Lage ermöglicht kreatives Arbeiten im kleinen Dorf. Das Gemeindehaus liegt etwas erhöht am hinteren Ende vom Dorf Vrin, am grossen Platz der Schule und Mehrzweckhalle. Der Altbau behält seinen ehemaligen Eingang und ist original erhalten. Dieser ist Gedacht als Zugang für die Gemeindemitarbeiter, die ihre Büros im alten Hausteil haben. Der neue Gebäudeteil mit öffentlichem Charakter besitzt einen separaten Eingang für Versammlungen und Ausstellungen.30


Abb. 35

Fussweg zum Haus Truog

37 145


31

Fischer, 2016. S. 213.

32

Zumthor, 2014. S. 9.

Abb. 36

Fotoatelier mit Eingang im EG

146

Im Inneren des Haus Truogs findet sich die typische Dreiteilung, die in den Bauernhäusern aus der Region zu finden ist.31 Der Grundriss im Erdgeschoss zeigt den Gang in der Mitte und seitlich daran angeschossen die Küche und Stube. Der alte Hausteil mit der Stube und den kleineren Kammern bewahrt sein Geheimnis aus alter Zeit. Die neue Holzkonstruktion lässt im rückwärtigen erneuerten Teil eine freiere Grundrissgestaltung zu. Dies ist in den grösseren Proportionen der Räume erkennbar. Die Betonskulptur wurde schwarz eingefärbt und hat neben der tragenden Funktion ausgesparte Hohlräume für die Holzheizung.32 Dieses Betonelement steht im Bezug zu den früheren, traditionell steinernen Feuerstellen. Räumlich fasst die Skulptur im Erdgeschoss die Küche und im Obergeschoss bildet sie das Bad. Eine Modernisierung, die es dem bescheidenen Bauernhaus ermöglicht den heutigen Ansprüchen gerecht zu werden und damit das Weiterleben ermöglicht. Die einfache Grundrissanordnung beim Atelier in Lüen ermöglicht eine flexible Nutzung im dreigeteilten Erdgeschoss. Der Eingangsbereich und eine kleine Toilette bilden die erste Schicht entlang des Stalles. Im Mittelteil befindet sich ein grosser Raum und kann von zwei Seiten belichtet werden. Mit Ausblick in den Garten endet die letzte Schicht im Erdgeschoss. Das darüber liegende Geschoss ist mit einer kleinen Einzimmerwohnung und einer Terrasse ausgestattet. Um den Dachraum als Ganzes sichtbar zu behalten, wurde ein Kubus mit Nasszelle und eine kleine Teeküche eingebaut.


Abb. 37

Grundriss EG Haus Truog

Abb. 38

Eingang durch den Neubau

Abb. 39

Grundriss EG Fotoatelier

Abb. 40

Eingang Ăźber die Treppe ins OG beim Fotoatelier in LĂźen.

147


33

Caminada, 1991. S. 4.

Abb. 41

Der bestehende Eingang in Vrin

Abb. 42

Fensteröffnungen des Neubaus

148

Die zwei Eingänge vom Gemeindehaus in Vrin verkörpern die Zweiteilung des Gebäudes. Ausstellungsräume und Sitzungszimmer befinden sich in den Räumlichkeiten des neuen Teils. Im Erdgeschoss und dem Dachgeschoss gibt es schmale Zugänge die den Alt- und Neubau verbinden. Die Grosszügigkeit der Räume im Neubau ermöglicht Gruppenarbeitsbereiche und bietet Platz für diverse Ausstellungen.33 Die räumliche Struktur des ehemaligen Wohnteils wurde so weit wie möglich bestehen gelassen. Auf diese Weise kontrastieren sich die beiden Hausteile. Der kleine Küchenteil im Erdgeschoss bleibt erhalten und kann als Pausenraum für die Mitarbeiter der Gemeinde genutzt werden. Die vorhandenen Räumlichkeiten sind als individuelle Arbeitsbereiche für Gemeindekanzlisten und Förster vorgesehen. Die Verbindung zwischen Innen- und Aussenraum, mit den neuen grossen Öffnungen in den Bauten aus den Neunzigerjahren, bilden wohl die markantesten Unterschiede zum Bestand. Einblick in das Innere der Bauten und Ausblick in die Landschaft verlangen nach einer stärkeren Verbindung zwischen der Neuen Innenwelt und des bestehenden Aussenraumes. Die neuen Öffnungen sind mit äusserster Sorgfalt an den dafür vorgesehenen Stellen eingefügt. Als Bestandteile der neuen Räumlichkeiten und dessen Funktionen schwächen sie nicht die „Tarnung“ oder die Annäherung an den Ort, sondern weisen auf die neuzeitliche Erbauung hin. In Arezen beim Haus Truog können die flächigen Schiebeläden des Neubaus die Öffnungen abschirmen und die spiegelnden Flächen verbergen. Dennoch sind die Fenster, welche sich dem System der Hohlkastenelemente unterordnen, spürbar. Die Fassade wird durch die unterschiedlich grossen Anordnungen der Fenster individuell gestaltet. Öffnungsgrösse und Lage ist stark vom Innenraum heraus gedacht. Sie bilden die Verbindung zur Terrasse, Ausblick und Belichtung. Im Atelier in Lüen werden die reflektierenden Flächen der Fenster Bestandteil der Fassade. Der innenliegende Sonnenschutz lässt ein Verbergen erst gar nicht zu. Im Inneren lassen die festverglasten Öffnungen gerahmte Blicke in den Aussenraum zu. Die Fensteröffnungen des Gemeindehauses in Vrin weichen nur leicht von den bestehenden Öffnungen im Strickbau ab, dennoch sind ihre Anordnungen und Proportionen differenziert. Die Leseart von Alt und Neu bleibt auf diese Weise bestehen. Die alten Strukturen mit ihren kleinen Fenstern sind charakteristisch für die Region und haben ihre Berechtigung und dennoch ist es wichtig für das Neue eine individuelle Lösung zu finden. Diese soll der Haltung des Gebäudes entsprechen, aber auch dem Innenraum gerecht werden. Nicht eine kulissenhafte Darstellung des Weiterbauens wird angestrebt, sondern eine funktionale Lösung mit Annäherungen zum Bestand.


Abb. 43

Grundriss EG Gemeindehaus

Abb. 44

Eingang durch den Neubau

Abb. 45

Haus Truog mit geschlossenen

Abb. 46

Fotoatelier mit Blick in die

Schiebeelementen

Umgebung

149


EPILOG Strategien Bei den untersuchten Bauten handelt es sich um Projekte die als repräsentativ für gegenwärtige Bauaufgaben verstanden werden können. Durch den respektvollen Umgang der gut erhaltenen bestehenden Bauten entstanden geglückte Synthesen zwischen Alt und Neu, die so als Handlungsorientierung für zukünftige Projekte in der alpinen Region des Kantons Graubünden zu verstehen sind. Obschon die Haltung der Architekten zum Bau sich auf einer vergleichbaren Ebene abspielt, können unterschiedliche Strategien ausgemacht werden. Im Folgenden werden daher die drei Strategien beschrieben. Erneuerung als Erweiterung Peter Zumthor zeigt im Haus Truog, wie beide Teile voneinander abhängig sind und sich jeweils auf den Anderen verlassen. Mit dem Eingang im neuen Teil betritt man eine Zeitmaschine in der die Polarität der zwei Zeitzustände aufeinandertreffen. Die Erschliessung im mittleren Teil ist Vermittler und Übergang zugleich. Eine Dichotomie welche unter einem gemeinsamen Dach als ein Haus wahrgenommen wird.

Abb. 47

42 150

Schema 1

Merkmale Ein gemeinsamer Eingang Innen und aussen ist der Übergang von Alt zu Neu klar ablesbar Es gibt keinen Zwischenraum, die neue Gebäudehülle schliesst an die bestehende Wand an Anbau dockt an den bestehenden Strickbau Chancen Bestehende und neue Struktur werden zu einem Ganzen Kein Raumverlust Proportionen der bestehenden Innenräume bleiben erhalten Schwierigkeiten Starker Kontrast der historischen und modernen Elemente


Erneuerung ohne physischen Berührungspunkt Die Architekten Jüngling und Hagmann mit dem Fotostudio in Lüen lösen sich mit einer räumlichen Distanz zum Bestehenden. Die Erschliessung vom Neubau führt jedoch immer noch an dem bestehenden Rundholzstall vorbei und die zuvor bestandenen Beziehungen und Abhängigkeiten innerhalb der Dorfstruktur bleiben bestehen. Merkmale Freistehendes Bauvolumen - „Solitärbau“ Baulich unabhängig vom Bestand Sichtbarer Spaltraum als Übergang von Alt zu Neu Chancen Bestehende und neue Struktur sind unabhängig voneinander nutzbar Alt und Neu bleiben getrennt – es entsteht kein Annex der die Form des bestehenden Stalles entstellt. Schwierigkeiten Die neue Funktion im unveränderten Kontext

Abb. 48

Schema 2

Abb. 49

Schema 3

Erweiterung als in sich geschlossener Baukörper Gion Caminada versucht die Werte des bestehenden Bauernguts zu bewahren und verbindet die zwei Teile des Gemeindehauses im Innern. Aussen bleiben die Bauten visuell, sowie konstruktiv Eigenständig. Der alte Eingang in das ehemalige Wohnhaus bleibt bestehen und wird von den Mitarbeitern der Gemeinde als Zugang für die Büros genutzt. Besucher betreten das Gemeindehaus über den neuen öffentlichen Gebäudeteil. Merkmale Separate Eingänge Alt und Neu bilden zwei in sich Geschlossene Baukörper „vereint“ unter gemeinsamen Dach. Zwischen Strickbau und Pfostenriegelkonstruktion entsteht ein von aussen nicht sichtbarer Abstand. Chancen Bestehende und neue Struktur sind unabhängig voneinander nutzbar Ursprünglicher Charakter des Bestehenden bleibt erhalten Der Zwischenraum kann als Installationsebene genutzt werden Schwierigkeiten Platzverlust durch den Zwischenraum und die doppelte Wand

43 151


Lernen vom Finden Vom alten Lernen muss keineswegs heissen, dass das Bestehende und Vorgefundene kopiert und nachgeahmt werden muss. Das mimetisierende Weiterbauen fördert weder den Wert des Bestandes noch die Qualität des zeitgemässen Neubaus. Eine „historisierende“ Haltung, welche versucht die Veränderungen und Erneuerungen zu vertuschen, würde die Eigenschaften der Bauten lediglich verzerren. Die untersuchten Bauten verdeutlichen, dass es bei der Aufgabe des Weiterbauens und Erneuerns nicht um eine direkte bildhafte Bezugnahme zur heimischen Bautradition geht. Regionale Motive werden nicht zitiert. Es sind vielmehr die Beziehung zum Ort, zur Geschichte und zu seinen Bewohnern die für die Integration des Baus in den historischen Bestand wichtig sind. Das dafür verwendete Material und die konstruktive Fügung stellen einen weiteren wichtigen Beitrag für das miteinander innerhalb der gewachsenen Strukturen dar. Bei der Auseinandersetzung mit dem Haus Truog, dem Fotoatelier und dem Gemeindehaus hat sich gezeigt, dass nicht von einem einheitlichen Stil oder gar einer „Schule“ gesprochen werden kann. Trotzdem basiert die Haltung gegenüber dem Bestand bei den drei Architekten auf einer vergleichbaren Ebene. Sie versuchen weder zu konservieren noch zu imitieren. Die Änderung der Funktion verlangt nach einem neuen Bau und ist somit auch legitim. Vor allem wenn sich die baufälligen Strukturen nicht mit wenigen Handgriffen verbessern lassen. Die nicht mehr nutzbaren Bauten, würden Brachen innerhalb des intakten Dorfkerns bilden und rissen ein Loch in die mit der Zeit entstanden Beziehungen vor Ort. Dennoch sind die zum Teil nicht mehr genutzten Ensembles wichtig für das Aufrechterhalten des historisch gewachsenen Dorfbildes. Obwohl es sich beim Weiterbauen vor allem um einzelne Bauten handelt, sind sie als Teil der Umgebung und der Siedlung ganzheitlich zu betrachten. Das Ziel sollte sein, ein Gleichgewicht zu finden, welches sich der regionalen Tradition und dem rasant veränderten Umfeld annimmt. Ein hin und her, im immer grösser werdenden Spannungsfeld zwischen Globalisierung und regionaler Identität. Die alte geistige Substanz des Bestehenden kann nur überleben, wenn das Kopieren oder schaffen von optischen Kulissen unterlassen werden. Dadurch entsteht eine soziale Manifestation, die ebenfalls für die Gesellschaft lesbar bleibt. Die Irrationalität und Andersartigkeit machen die Erweiterungen oder Neubauten zu dem was sie heute sind. Physisch oder psychisch mit dem Bestand verwoben bleiben sie ablesbar.

44 152


153


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46 154


Tschanz, M. (2005). Geduldige Forschung zu Strickbau und Typologie: die Wohnhäuser. In: Bettina Schlorhaufer. (Hrsg.) Cul zuffel e l’aura dado. Gion A. Caminada. Luzern: Quart Verlag. Unruh, T. (Hrsg.) (2014). Ausgangslage. In: Erneuerung von Innen. Architektur, Gebäudetechni und en ma ege. Luzern: Quart Verlag Wirz, H. (Hrsg.) (2002). Atelier und Wohnhaus Schenk und Campell, Lüen. In: Bauwerke Dieter Jüngling und Andreas Hagmann. Luzern: Quart Verlag. Zumthor, P. (2014). Wohnhaus Truog, Gugalun, Versam, Graubünden. In: Durisch, T. (Hrsg.) Peter Zumthor 1990-1997. Band 2. Zürich: Scheidegger & Spiess.

47 155


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abb. 1 bb.

aus ru g Guga un

berha b der trasse nach afien. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 3

Der alte Teil des einfachen Bauernhauses. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 4

Westfassade des Haus Truog. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 5

Talfassade des Fotoatelier in Lüen. Bild Andri Marugg 2017

bb.

er

eigesch ssige

eubau hinter dem undh

sta . Bild Andri Marugg 2017

Abb. 7

In der Kubatur des ehemaligen Pferdestalles wurde das Fotoatlier erstellt. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 8

Die Casa Communala Vrin beim Schulhausplatz. Bild Andri Marugg 2017

bb. bb.

B ic au die

rd st assade, mit chu haus im

intergrund. Bild Andri Marugg 2017

rd est assade des neu erste ten Gebäudetei s. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 11 bb.

Ostfassade mit Eingang Haus Truog. Bild Andri Marugg 2017 n der er ängerung des undh sta es befindet sich das t ate ier. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 13

Das ehemalige Wohnhaus ist ein Strickbau aus dem 18. Jahrhundert. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 14

Haus Truog vor dem Umbau Aus: Mayr Fingerle, C. (Hrsg.) (1996). eues Bauen in den en rchite tur reis

Abb. 15 bb. Abb. 17 bb.

48 156

Dachlandschaft in Vrin. Bild Andri Marugg 2017

. .

.

Haus Truog im Sommer 2017. Bild Andri Marugg 2017 asa

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Casa Communala im Sommer 2017. Bild Andri Marugg 2017 achau nahme der uge

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eu. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 19

Spaltraum in Lüen. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 20

Trennschlitz der beiden Hausteile in Vrin. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 21

Detailanschluss zwischen Hohlkastenelement und traditionellem Strick. igene Grafi ndri arugg

Abb. 22

Wohnhaus Truog in Arezen. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 23

Der räumliche Abstand vom Rundholzstall. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 24

Detailplan Fotoatelier in Lüen. igene Grafi

Abb. 25

Ansicht der Fassade in Vrin. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 26

Detailplan Gemeindehaus in Vrin. igene Grafi

ndri

arugg

ndri

arugg


Abb. 27

Rythmus der Hohlkastenelemente. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 28

Das beleuchtete Atelier in Lüen. Aus: Wirz, H. (Hrsg.) (2002). Bauwerke Dieter Jüngling und Andreas Hagmann. S. 23.

bb.

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Abb. 31

Ansicht der Hauptfassade in Vrin. igene Grafi

Abb. 32

Der rötliche Farbton des Lärchenholzes in Arezen. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 33

Schwartenbretter aus Fichtenholz als Fassade des Fotoatelier. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 34

Schindelschirm und vertikale Schalung beim Gemeindehaus. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 35

Fussweg zum Haus Truog. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 36

Fotoatelier mit Eingang im EG. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 37

Grundriss EG Haus Truog. igene Grafi

bb.

ingang durch den

ndri

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arugg

arugg

eubau. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 39

Grundriss EG Fotoatelier. igene Grafi

Abb. 40

Eingang über die Treppe ins OG beim Fotoatelier in Lüen. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 41

Der bestehende Eingang in Vrin. Bild Andri Marugg 2017

bb. Abb. 43 bb.

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eubaus. Bild Andri Marugg 2017

Grundriss EG Gemeindehaus. igene Grafi ingang durch den

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ndri

arugg

eubau. Bild Andri Marugg 2017

Abb. 45

Haus Truog mit geschlossenen Schiebeelementen. t grafie n ne Binet.

Abb. 46

Fotoatelier mit Blick in die Umgebung. Aus: Wirz, H. (Hrsg.) (2002). Bauwerke Dieter Jüngling und Andreas Hagmann. S. 21.

Abb. 47

Schema 1. igene Grafi

ndri

arugg

Abb. 48

Schema 2. igene Grafi

ndri

arugg

Abb. 49

Schema 3. igene Grafi

ndri

arugg

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ThemenĂźbersicht der weiteren Arbeiten


STRICKBAU IN GRAUBÜNDEN UM 1990 ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Irma Abdagic Dienerstrasse 7 8004 Zürich

STRICKBAU IN GRAUBÜNDEN UM 1990 Dozent ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Applied Sciences and Arts Verfasser Irma Abdagic LUZERN HOCHSCHULE Dienerstrasse 7 Technik & Architektur 8004 Zürich Technikumstrasse 21 6048 Horw Dozent Dr. Oliver Master in Dufner Architektur Dr. Christoph Wieser Frühlingssemester 2017

Lucerne Datum University of Applied Sciences and Arts 13.06.2017 HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Abstract Technikumstrasse 21 6048 Horw

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der allgemeinen Master in Architektur Erforschung des traditionellen Strickbaus, untersucht aber Frühlingssemester 2017 auch einzelne moderne Bauten in Graubünden und fragt nach Datum deren Beitrag zum heutigen Strickbau. Die Gegenüberstel13.06.2017 lung der traditionellen Bauweise sowie des Hauses Gugalun mit der Totenstube, dem Haus Luzi und der Sankt Peter SchuAbstract le, die um 1990 gebaut wurden, zeigen, welche unterschiedlichen Weiterentwicklungen stattgefunden haben. Gleichzeitig Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der allgemeinen wird auf diese Weise die differente Vorgehensweise beim EntErforschung des traditionellen Strickbaus, untersucht aber wurf dargelegt, die auf neuen Interpretationen des Bestehenauch einzelne moderne Bauten in Graubünden und fragt nach den basiert. Die gewählten Bauten werden auf zwei Ebenen deren Beitrag zum heutigen Strickbau. Die Gegenüberstelanalysiert: die konstruktiven Prinzipien und die Fenster. Es lung der traditionellen Bauweise sowie des Hauses Gugalun wird besonders herausgearbeitet, welche neuen Wand- und mit der Totenstube, dem Haus Luzi und der Sankt Peter SchuEckkonstruktionen in dieser Zeit Verwendung fanden. Zudem le, die um 1990 gebaut wurden, zeigen, welche unterschiedliwird deutlich, wie die grossen Fensteröffnungen nicht mehr chen Weiterentwicklungen stattgefunden haben. Gleichzeitig einer Beschränkung unterliegen. wird auf diese Weise die differente Vorgehensweise beim Entwurf dargelegt, die auf neuen Interpretationen des Bestehenden basiert. Die gewählten Bauten werden auf zwei Ebenen analysiert: die konstruktiven Prinzipien und die Fenster. Es wird besonders herausgearbeitet, welche neuen Wand- und 162 Eckkonstruktionen in dieser Zeit Verwendung fanden. Zudem wird deutlich, wie die grossen Fensteröffnungen nicht mehr einer Beschränkung unterliegen.

3

3


Health and Wellness Architecture in Vals Peter Zumthor‘s Therme as Setting Example of the Modern Cure In-Dept Study Spring Semester 2017 Author: Jolien Bloem Gerliswilstrasse 10 6020 Emmenbrücke Mentors: Dr. Christoph Wieser ABSTRACT Dr. Oliver Dufner

The following paper discusses the topic of today’s health architecLucerne University of ture in Sciences the Swiss Applied andAlps Arts and more specifically in the Alpine village of Vals. Based on fast changes in the contemporary society this HOCHSCHULE LUZERN theoretical research gives a closer look on how that effects the Technik & Architektur Technikumstrasse 21 demands in wellness experiences and the way its architecture is 6048 Horw designed. Therme Vals by Peter Zumthor serves as a primary exampleofofArchitecture today’s wellness architecture as it exhales Swiss purity Master Spring Semester and focusses 2017 on sensuous architecture. The research analyses Zumthor’s 13.06.2017 design and questions what makes it so successful with the public. Strong design drivers, delicate material use, and the specific design process form the focus elements. Furthermore, it is important to go back in the history of Swiss health tourism to understand what made the Swiss Alps so popular to begin with and how architecture was specifically adapted to this. The research defines the mountain‘s core principles of attraction as well as the specific motivation of health seekers. Also, the momentum at which the focus of the Cure shifts from being a physical matter to a more mental cure is framed, together with the influence this performed on the formal language of architecture. Eventually, the research wants to point out what specific facts and findings given by the development of health architecture in history, might have been specifically applicable for Zumthor’s Therme in Vals. In this final stage of the research, parallels become visible between both storylines. Though, going deeper into Zumthor’s design process, it becomes clear that he equally spent a great deal of time in this kind of research but ended up taking a personal stand in these ideas and approached the project with his own vision and design strategy, something which is nicely illustrated by design sketches and working models. The research finally reflects on how the specific design of Therme Vals could be an inspiring reference for future health institutions while taking into account the current situation of high-speed development within Swiss- and other European tourist destinations for wellness and winter sports.

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DIE UNUMGÄNGLICHE METHODE DIE EINWIRKUNGEN DER ANALOGEN ARCHITEKTUR AUF VALERIO OLGIATIS WERK Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Yannick Bucher Unterlöchlistrasse 43 6006 Luzern DIE UNUMGÄNGLICHE METHODE DIE EINWIRKUNGEN DER ANALOGEN ARCHITEKTUR Dozent AUF Dr. VALERIO OLGIATIS WERK Prof. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Verfasser Applied Sciences and Arts Yannick Bucher Unterlöchlistrasse HOCHSCHULE43 LUZERN 6006 Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 Dozent 6048 Horw Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Master in Architektur

Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Applied Datum Sciences and Arts

13. Juni 2017 HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Abstract Technikumstrasse 21 6048 Horw

Die vorliegende Abhandlung befasst sich im Rahmen des Moduls Master in Architektur Frühlingssemester 2017 unter dem Überthema «Regionalismus als An«Vertiefungsarbeit» spruch Datum und Methode - Junge Architekten in Graubünden um 1990» 13. 2017 derJuni Thematik der Analogen Architektur. Im Zentrum der Arbeit steht der Bündner Architekt Valerio Olgiati mit seiner eigenen arAbstract chitektonischen Auffassung und die von ihm im circa Zehnjahresabstand gebauten Projekte Wohnhaus Kucher 1991, Schulhaus Paspels Die Abhandlung befasst sichDie im Vermutung, Rahmen desdass Moduls 1998vorliegende und dem Hörsaal Landquart 2009. sich «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Regionalismus als AnValerio Olgiati schon früh theoretisch von seiner Herkunft als Arspruch Methode -Architektur Junge Architekten inaber Graubünden 1990» chitekt,und der Analogen abgrenzt, trotzdemum nach dieder Thematik der Analogen Architektur. Im Zentrum der Arbeit ser Methode vorgeht, ist zentraler Bestandteil dieser Untersuchung. steht der der Bündner Architekt Valerio OlgiatiTheorien mit seinerwird eigenen arAnhand Gegenüberstellung von beiden die Abchitektonischen und die von ihm imwerden circa Zehnjahresabgrenzung geklärt.Auffassung Die drei gebauten Projekte anhand Anastand gebauten Projekte Wohnhaus Kucher 1991, Schulhaus Paspels logen Aspekten analysiert und dabei referenzielle Motive aufgezeigt. 1998 und dem Hörsaal Landquart 2009. Die Vermutung, dass sich Valerio Olgiati schon früh theoretisch von seiner Herkunft als Architekt, der Analogen Architektur abgrenzt, aber trotzdem nach dieser Methode vorgeht, ist zentraler Bestandteil dieser Untersuchung. Anhand der Gegenüberstellung von beiden Theorien wird die Abgrenzung geklärt. Die drei gebauten Projekte werden anhand Ana164 logen Aspekten analysiert und dabei referenzielle Motive aufgezeigt.

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ANALOGIEN & UNGLEICHHEITEN Umsetzung einer Lehrmethode in St. Peter Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Cahenzli Moritz Gaidlaweg 3 7204 Untervaz Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik Abstract& Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Regionalismus als Anspruch und Methode Master in Architektur Frühlingssemester 2017 – junge Architekten in Graubünden um 1990 mit der Mehrzweckhalle und Schule in St. Peter vom Churer Architekten Conradin Clavuot und der FraDatum ge, ob das Projekt nach den Massstäben der Lehre der Analogen Architek13.06.2017 tur gebaut wurde. Zuerst werden die Merkmale und Forderungen der Analogen Architektur, im speziellen die Darstellungsart der Regionalismus-Verfremdung, behandelt. Im Hauptteil geht es um die Mehrzweckhalle und Schule in St. Peter, welche anhand der Aussenräume, Typologie und Konstruktion untersucht und in Verbindung mit der Lehre der Analogen Architektur gebracht wird. Dabei fällt auf, dass die Bauten in St. Peter nicht klar der Analogen Architektur zugeordnet werden kann. Der Architekt entwirft nicht mit der gleichen Methode wie er es an der ETH gelernt hat. Gewisse Forderungen und Ideen der Analogen Architektur lassen sich allerdings im Projekt in St. Peter finden. Die Arbeit zeigt auf, wie Conradin Clavuot die Lehre der Analogen Architektur in der Praxis umsetzt, und wo er seinen eigenen Weg geht.

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GERAHMTE ATMOSPHÄRE DIE FENSTER IM HAUS WIELAND-HELD VON CONRADIN CLAVUOT. Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Dürr Svenja Bühnenstrasse 4 4600 Olten Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts Abstract HOCHSCHULE LUZERN Die vorliegende Technik & Architektur Arbeit befasst sich im Rahmen des Technikumstrasse 21 unter dem Semesterthema «Regionalismus Vertiefungsmoduls 6048 Horw

als Anspruch und Methode – junge Architekten in Graubünden um 1990» mit der Thematik des Fensters als konstruktives und Master in Architektur Frühlingssemester 2017 atmosphärengebendes Element. Im Zentrum der Arbeit steht das in Felsberg /Graubünden stehende Haus Wieland- Held Datum 13.06.2017 aus dem Jahr 2000 vom Architekten Conradin Clavuot. Ausgehend von der Fragestellung der Wichtigkeit des Fensters im aus und welchen Einfluss es auf die aumatmosphäre und den Bezug zum Aussenraum hat, wurde das Haus WielandHeld untersucht und nach einer Antwort geforscht. Die einleitende Auseinandersetzung mit dem Haus an sich sowie dem verantwortlichen Architekten gibt eine einführende Basis zum Objekt. Die Hauptelemente der Arbeit sind die Auseinandersetzung mit dem Fenster als Konstruktionselement und als Atmosphärenträger. Die Anal se wird mittels langra k, otogra en sowie itaten des Architekten und der Bauherren durchgeführt. Die Erkenntnisse zeigen auf, dass Conradin Clavuot dank seines sensiblen Umgangs mit dem Fenster die Raumwahrnehmung im Inneren und den Bezug zum Aussenraum bewusst gesteuert hat. Dieses aussergewöhnliche Interesse am sensiblen Umgang mit den Fenstern als multifunktionale Elemente, welche 166 die Architektur im Haus Wieland-Held prägen, bildet die Ausgangslage dieser Arbeit. 3


ZURÜCK ZU DEN WURZELN Der Einfluss der denkmalpflegerischen Arbeit im Werk von Peter Zumthor

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Cédéric Erni Kaspar-Koppstrasse 51 6030 Ebikon Dozent Dr. Christoph Wieser

ABSTRACT Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit FS17 mit dem Thema «Regionalismus als Anspruch und Methode - junge Architekten Technik & Architektur in Graubünden um 1990» befasst sich die vorliegende Arbeit mit Technikumstrasse 21 Peter Zumthor. Vor dem ersten Atelierbau in dem Architekten 6048 Horw Haldenstein, den Schutzbauten in Chur und der Kapelle Sogn Benedetg, die nach Zumthors Aussagen einen Wandel in seiMaster in Architektur ner Architektur2017 einläuteten, arbeitete er bei der DenkmalpfleFrühlingssemester ge Graubünden. Bezeichnend für diese Phase ist eine intensive Datum Auseinandersetzung mit der bäuerlichen Siedlungslandschaft 13.06.2017 Graubündens. Daraus resultierte eine von Zumthor entwickelte Inventarisations-Methode. Das Wohnhaus Dierauer in Haldenstein, das Zumthor in der Zeit als Denkmalpfleger realisierte und das Wohnhaus Luzi, welches Zumthor nach seinem Wandel 1985 erstellte, sind Gegenstand der Untersuchung. Auf Basis der Inventarisations-Methode wird der Umgang mit dem historischen und bäuerlichen Siedlungskontext in den jeweiligen Bauten untersucht und analysiert. So ist in beiden Bauten die Absicht spürbar, diese mit dem jeweiligen Ort zu verbinden und zu verknüpfen. Während beim Haus Dierauer die Verknüpfung auf einer sehr direkten Ebene stattfindet, ist beim Haus Luzi die Beziehung zum Ort und zur historischen Bausubstanz mehrheitlich auf einer bildlichen und atmosphärischen Ebene. Hochschule Luzern

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ZWISCHEN SPANNUNG UND GELASSENHEIT EINE DETAILANALYSE ZWEIER BAUTEN VON PETER ZUMTHOR Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasserin Fuchs Sonja Studhaldenstrasse 3 6005 Luzern

ZWISCHEN SPANNUNG UND GELASSENHEIT EINE DETAILANALYSE ZWEIER BAUTEN VON PETER ZUMTHOR Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Verfasserin Applied Sciences and Arts Fuchs Sonja Studhaldenstrasse 3 HOCHSCHULE LUZERN 6005 Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 Dozent 6048 Horw Prof. Dr. Oliver Dufner Master in Architektur Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Applied Sciences and Arts Datum 13.06.2017 HOCHSCHULE LUZERN Technik Abstract& Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Nach einem Gedicht der Schriftstellerin Ilse Aichinger und einem KomMaster des in Architektur mentar Architekturhistorikers Martin Steinmann, wird den Bauten von Frühlingssemester 2017 Zumthor eine Gelassenheit und Selbstverständlichkeit zugeschrieben. Die Arbeit folgt der These, dass diese zwei Eigenschaften nur dann zutreffen Datum können, wenn sich Zumthors Architektur unter einer Art von Spannung 13.06.2017 be ndet oder aus einfachen K r ern besteht dies u rüfen werden Abstract Konstruktionsdetails der Therme Vals und der Kapelle Sogn Benedetg auf ihre Spannungsmomente und ihre Form untersucht. Der Bogen zur literaNach einem Gedichtander IlseGedicht Aichinger einem Komrischen Annäherung dieSchriftstellerin These durch das wirdund zurückgespannt, mentardie desErgebnisse Architekturhistorikers Martin Steinmann, wird den Bauten indem aus der Analyse mit weiteren Beispielen aus dervon LiZumthor eine Gelassenheit und Selbstverständlichkeit zugeschrieben. Die teratur in Verbindung gebracht werden. Auf den Autor Peter Handke wird Arbeit folgt der eingegangen, These, dass diese dann zutreffen im Besonderen da erzwei sichEigenschaften in zahlreichen nur Verweisen auch in können, sich Zumthors u thorswenn exten wieder ndet Architektur unter einer Art von Spannung be stellt ndetsich oder aus einfachen r ern besteht vondies u rüfen werden Es heraus, dass sichKdie Gelassenheit Zumthors Architektur Konstruktionsdetails der Therme Vals und der Kapelle Sogn Benedetg auf nicht nur an konkreten Beispielen festmachen lässt, sondern auch in einem ihre Spannungsmomente ihre Form untersucht. zursteht. literaengen Zusammenhang mitund Zumthors Referenzen ausDer derBogen Literatur rischen Annäherung an die These durch das Gedicht wird zurückgespannt, indem die Ergebnisse aus der Analyse mit weiteren Beispielen aus der Literatur in Verbindung gebracht werden. Auf den Autor Peter Handke wird im Besonderen eingegangen, da er sich in zahlreichen Verweisen auch in u thors exten wieder ndet Es stellt sich heraus, dass sich die Gelassenheit von Zumthors Architektur nicht nur an konkreten Beispielen festmachen lässt, sondern auch in einem 168 engen Zusammenhang mit Zumthors Referenzen aus der Literatur steht.

3

3


Den Ort weiterdenken Den Ort weiterdenken Peter Zumthors Gehöft in Haldenstein. Peter Zumthors Gehöft in Haldenstein. Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Horw, 12.06.17 Verfasser: Dominic André Grimm Meisterstrasse 5 6010 Kriens Dozenten: Abstract Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Der vorliegende Essay befasst sich im Rahmen des Modules «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Regionalismus als Anspruch Lucerne University ofArchitekten Applied Sciences and Arts um 1990» mit und Methode - junge in Graubünden der Fallstudie Vicosoprano und dem «Gehöft Zumthor» in HalHochschule Luzern Technik und Architektur denstein. In der Fallstudie Vicosoprano untersucht Peter Zumthor die historische Dorfstruktur von Vicosoprano und leitet aus dieser Untersuchung einen architektonischen Vorschlag für den Umgang mit einem Neubauquartier am Dorfrand ab. Vor allem in alpinen Regionen, in welchen aufgrund des Tourismus eine bestimmte, ländliche und regionaltypische bauliche Aufmachung erwartet wird, hat die Frage nach diesem Umgang den Architekturdiskurs stark geprägt. Er plädiert für eine Synthese von Alt und Neu. Aufgrund der entstehungsgeschichtlichen, strukturellen und bautypologischen Dorfanalyse können Übereinstimmungen und Verschiedenheiten zwischen Alt und Neu bewusster gesetzt werden. In seinen Atelierhäusern lassen sich vor allem arbeitsmethodische und haltungstechnische Parallelen zur Fallstudie Vicosoprano erkennen. In Haldenstein versucht Peter Zumthor Eigenheiten der historischen Dorfstruktur und Stadtbausteine aufzugreifen. So stellt er, ausgehend von der historischen Dorfstruktur, seine Atelierhäuser direkt an die Strasse und arbeitet mit eingefassten Gärten. Zusätzlich versucht er über die Volumetrie und die Dachausbildung eine Analogie zum Dorf herzustellen. Mit der Auswahl der Materialität versucht er die Traditionen des Dorfes aufzunehmen, probiert jedoch die Art zu konstruieren und den Umgang mit dem Material neu zu denken, und so das Dorf mit etwas Neuem anzureichern. Mit seiner für Viscosoprano erarbeiteten Methode schafft es Peter Zumthor seine Gebäude im Ort zu verankern, ohne dabei eine Reflexion der Gegenwart missen zu lassen. Den Ort weiterdenken

Dominic André Grimm

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Abstract

Inhalt

SCHULRÄUME IM SPANNUNGSFELD DER TOPOGRAFIE Untersuchungen in Graubünden

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Christian Hediger Leopoldweg 6210 Sursee Dozenten Dr. Christoph Wieser Prof. Dr. Oliver Dufner

Die vorliegende Vertiefungsarbeit befasst sich im Rahmen Lucerne University of vom Semesterthema Applied Sciences and Arts „Regionalismus als Anspruch und Methode- junge Architekten in Graubünden um 1990“ mit SchulHOCHSCHULE LUZERN räumen der opogra e. Es wird der rage nachgegangen, Technik &in Architektur Technikumstrasse 21 Eigenschaften sich in der opogra e für räumlichen welche 6048 Horw die Innen- und Aussenräume von Schulanlagen ergeben. Dabei vier Schulanlagen im Spannungsfeld vom GeMaster werden in Architektur Frühlingssemester 2017 lände betrachtet. Im Rahmen der Untersuchungen ist ersichtlich geworden, dass es verschiedene Ansätze für die AusforDatum 13.06.2017 von Schulen in diesen bergigen Orten gibt. mulierung

1.

Einle

2.

Kritis

3.

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be

5.

Schu

5.1 P

5.2 P

5.3 S

5.4 K 6.

Fazit

7.

Liter

8.

Abb

9.

Anh

170 3


Täuschung als Inszenierung DER ERSCHLIESSUNGSRAUM IM SCHULHAUS PASPELS VON VALERIO OLGIATI Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Horw 13.06.2017

Täuschung als Inszenierung Verfasser

Lukas Heinzer DER ERSCHLIESSUNGSRAUM IM SCHULHAUS Mangelegg 44 VALERIO OLGIATI PASPELS VON 6430 Schwyz Dozent Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Dr. Christoph Wieser Horw 13.06.2017 Dr. Oliver Dufner Verfasser Lucerne University of Lukas Heinzer Applied Sciences Mangelegg 44 and Arts 6430 Schwyz Hochschule Luzern Technik Dozent & Architektur Dr. Christoph Wieser Master in Architektur Dr. Oliver Dufner Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Abstract Hochschule Luzern Die vorliegende Vertiefungsarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Technik & Architektur „Täuschung als Inszenierung – Der Erschliessungsraum im SchulMaster in Architektur haus Paspels von Valerio Olgiati.“ Anhand des Vergleiches des ErFrühlingssemester 2017 schliessungsraumes des Schulhauses von Paspels mit zwei jüngeren Bauten von Olgiati soll untersucht werden, ob es einen roten Faden Abstract in Olgiatis Entwürfen gibt. Im Hauptteil wird zuerst der WiderDie vorliegende beschäftigt Thema spruch zwischen Vertiefungsarbeit dem klaren äusseren Ausdrucksich undmit derdem komplexen „Täuschung als Inszenierung – Der untersucht, Erschliessungsraum imAuswirSchulErschliessungswelten im Innenraum und dessen haus Valerio Olgiati.“ Anhand des Vergleiches des Erkung Paspels auf das von Raumerlebnis aufgezeigt. Danach wird der Fokus auf schliessungsraumes des Schulhauses von Paspels mit zwei jüngeren die Wechselwirkung zwischen Material und Licht verlagert und deBauten von Olgiati werden, ob es einen roten Faden ren Auswirkung aufsoll dieuntersucht Atmosphäre im Erschliessungsraum erläuin Olgiatis Entwürfen gibt. Im Hauptteil wird zuerst der Widertert. Beim Schulhaus in Paspels führt der grosse Kontrast zwischen spruch zwischen dem klaren äusseren Ausdruck undInnenraumwelt, der komplexen der einfachen äusseren Gestalt und der komplexen Erschliessungswelten im Innenraum untersucht, und dessen Auswirdazu dass das Erlebnis des Innenraumes zusätzlich dramatisiert kung dasnur Raumerlebnis aufgezeigt.räumliche Danach wird der Fokus auf wird. auf Nicht über experimentelle, Konzepte, sondern die zwischen Material und Licht Lichtes verlagertinszeniert und deauchWechselwirkung durch den gezielten Einsatz des natürlichen ren Auswirkung die Atmosphäre Erschliessungsraum erläuOlgiati lebendigeauf Raumwelten mit sehrimspezifischen Atmosphären. tert. Beim Schulhaus in Paspels führt der grosse Kontrast zwischen der einfachen äusseren Gestalt und der komplexen Innenraumwelt, dazu dass das Erlebnis des Innenraumes zusätzlich dramatisiert wird. Nicht nur über experimentelle, räumliche Konzepte, sondern auch durch den gezielten Einsatz des natürlichen Lichtes inszeniert Olgiati lebendige Raumwelten mit sehr spezifischen Atmosphären.

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171 3


ZUMTHOR & BEUYS

Im Umgang mit Substanz VERTIEFUNGSARBEIT FRÜHLINGSSEMESTER 2017 VERFASSER

Marco Knüsel Imfangring 4 6005 Luzern DOZENTEN

Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

ABSTRACT

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls „Vertiefungsarbeit“ unter dem Überthema „Regionalismus als Anspruch und Methode – junge Architekten in Graubünden um 1990“ mit dem Architekten Peter Zumthor und dem Künstler Joseph Beuys und deren Umgang mit Substanz. Die These wird aufgestellt, dass mit Hilfe geisteswissenschaftlicher Ergebnisse – die Erforschung des Nichtmateriellen gemäss Rudolf Steiners Begriffsdefinition – objektive Gründe für den spezifischen Materialeinsatz in Peter Zumthors Bauten aufgezeigt werden können. Anhand Lucerne University von of Beuys‘ Werken wird die Methode der Geisteswisder Untersuchung Applied and Mit ArtsErgebnissen dieser Methode werden schliesslich senschaftSciences eingeführt. vier Zumthorbauten analysiert. Im Fall der Therme Vals decken sich die HOCHSCHULE LUZERN Ergebnisse der Analyse und der Aussagen von Peter Zumthor zu seinem Technik & Architektur Werk am deutlichsten. Dort können objektive Gründe für den spezifischen Technikumstrasse 21 Materialeinsatz aufgezeigt werden, sofern man die Ergebnisse aus der geis6048 Horw teswissenschaftlichen Methode anerkennt. MASTER IN ARCHITEKTUR

Frühlingssemester 2017 DATUM

13. Juni 2017

172

3


Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Horw, 13.06.2017

More than just an opening

An analyze of Verfasser: Egzon Konaj projects Brunnmattstrasse 26 6010 Kriens

windows on Gion Caminada‘s

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Dozenten: Horw, 13.06.2017 Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Verfasser: Egzon Konaj Lucerne of Applied26Sciences and Arts Brunnmattstrasse 6010 Kriens Hochschule Luzern Technik und Architektur Dozenten: Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Abstract For the topic of Regionalismus als Anspruch und Methode - junge Lucerne of Applied Sciences and Arts Architekten in Graubünden um 1990 (Regionalism as a claim and method – young architects in Graubünde in 1990s), I analyzed the Hochschule Luzern Technik und Architektur work of architect Gion A. Caminada, especially I focused analyzes on windows and the spatial effects that it is created through them. Those analyzes are based on two study case buildings, both of them on the canton of Graubünde, but different on typologies. This work Abstract tries to give a reason for the special type of windows, analyzing function,the technical aesthetic andund spatial quality- that is For topic ofsolutions, Regionalismus alsaspects Anspruch Methode junge created. Alsoinrelations with the other architects artists Architekten Graubünden umwork 1990of(Regionalism as a and claim and are made. method – young architects in Graubünde in 1990s), I analyzed the work of architect Gion A. Caminada, especially I focused analyzes on windows and the spatial effects that it is created through them. Those analyzes are based on two study case buildings, both of them on the canton of Graubünde, but different on typologies. This work tries to give a reason for the special type of windows, analyzing function, technical solutions, aesthetic aspects and spatial quality that is created. Also relations with the work of other architects and artists are made.

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Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser: Andreas Kuhn Hirschmattstrasse 28a 6003 Luzern

Ornament und Askese Dozenten: Dr. Oliver Dufner Architektonische Dr. Christoph Wieser

Atmosphären im Frühwerk von Bearth & Deplazes Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Andreas Kuhn Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Technik & Architektur Technikumstrasse 21 Verfasser: 6048 Horw Andreas Kuhn Hirschmattstrasse 28a Luzern, 13.06.2017 6003 Luzern Dozenten: ABSTRACT Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Die vorliegende Vertiefungsarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Atmosphären im Frühwerk von Bearth & Deplazes. Dabei werden die Lucerne University of Applied Sciences and Arts beiden Schulbauten in Alvaschein (1988-1989) und Vella (1994-1998) anhand ihrer Architektursprache chronologisch untersucht. Während Hochschule Luzern Alvaschein den Mustern der Analogen Architektur unterliegt, artikuTechnik & Architektur liert Vella die Formensprache der Neuen Einfachheit. Es wird der Frage Technikumstrasse 21 nachgegangen, inwiefern die architektonische Entwicklung Einfluss 6048 Horw auf die daraus resultierende Atmosphäre hat. Dazu werden die äusseren Erscheinungen und die inneren Raumwirkungen auf der Basis von Luzern, 13.06.2017 Begehungen, Fotos und Plänen analysiert und miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, dass trotz der starken Veränderung der Architektursprache Eigenschaften und Elemente übernommen oder umgedeutet ABSTRACT wurden, aufgrund der Purifizierung aber auch atmosphärische Defizite entstanden. Die vorliegende Vertiefungsarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Atmosphären im Frühwerk von Bearth & Deplazes. Dabei werden die beiden Schulbauten in Alvaschein (1988-1989) und Vella (1994-1998) anhand ihrer Architektursprache chronologisch untersucht. Während Alvaschein den Mustern der Analogen Architektur unterliegt, artikuliert Vella die Formensprache der Neuen Einfachheit. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern die architektonische Entwicklung Einfluss auf die daraus resultierende Atmosphäre hat. Dazu werden die äusseren Erscheinungen und die inneren Raumwirkungen auf der Basis von 174 Begehungen, Fotos und Plänen analysiert und miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, dass trotz der starken Veränderung der Architektursprache Eigenschaften und Elemente übernommen oder umgedeutet wurden, aufgrund der Purifizierung aber auch atmosphärische Defizite entstanden.

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ANALOGE ARCHITEKTUR WIE EINE LEHRE WIRKLICHKEIT WERDEN SOLLTE UND WAS HEUTE VON IHR ÜBRIG BLEIBT

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2016 Verfasser Markurt Johanna Gibraltarstrasse 1 6003 Luzern

Abstract Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Modules Vertiefungsarbeit unter dem Übertitel: Analoge Architektur - Wie eine Lehre Wirklichkeit werden sollte und was heute tatsächlich von ihr übrig bleibt mit der Geschichte dieses theoretischen, an der ETH von Miroslav Sik gelehrten Konzepts und versucht an Hand zweier Beispiele auch auf die praktische Umsetzung einzugehen. Dazu untersucht werden der Anbau Heinz in Chur sowie die Schul- und Mehrzweckhalle in St. Peter des Architekten und ehemaligen Studenten an der ETH, Conradin Clavuot. Nach eingehender Untersuchung der genannten Gebäude blieb am Ende der Arbeit festzuhalten, dass die Analoge Architektur den Sprung in die Realität wohl nie vollends geschafft hat, was nicht zwangsläu g ein

akel ist, da sie

dennoch einen wichtigen Teil zur Entwicklung architektonischer Konzepte beigetragen hat.

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DAS FUNDAMENT IN PETER ZUMTHORS ARCHITEKTUR KONZEPTE UND KONSTRUKTIONEN AN DER SCHNITTSTELLE ZWISCHEN GEWACHSENEM UND GEBAUTEM Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Pasula Samuel Houelbachstrasse 33 Kriens

DAS FUNDAMENT IN PETER ZUMTHORS ARCHITEKTUR Dozent Dr. ChristophUND Wieser KONZEPTE KONSTRUKTIONEN AN DER SCHNITTSTELLE rof. Dr. liver Dufner, ZWISCHEN GEWACHSENEM UND GEBAUTEM Lucerne University of Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Applied Sciences and Arts Verfasser HOCHSCHULE Pasula Samuel LUZERN Technik & Architektur Houelbachstrasse 33 Technikumstrasse Kriens 21 6048 Horw Dozent Master in Architektur Dr. Christoph Wieser rühlingssemester rof. Dr. liver Dufner, Datum Lucerne University of . . Sciences and Arts Applied HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Abstract Technikumstrasse 21 6048 Horw

Die folgende Arbeit befasst sich im Rahmen der Bündner ArMaster in Architektur chitektur aus den 1990er Jahren mit dem Thema des Sockels rühlingssemester als architektonisches Gestaltungselement. Dieser übernimmt Datum besonders in der alpingeprägten Landschaft der Bündner . . ergen eine wichtige olle als ittler zwischen opogra e und Baukörper. Anhand von vier Bauten von Peter Zumthor Abstract wird der Einfluss des ockels auf die Konstruktion und das architektonische Konzept untersucht. Es stellte sich heraus, Die Arbeit befassteines sich im Rahmen die derAusformulieBündner Ardassfolgende für die Wahrnehmung Gebäudes chitektur den 1990er Jahren mit demerbindung Thema deszwischen Sockels rung des aus ockels, als sichtbarer eil der als architektonisches Gestaltungselement. Dieseraktor übernimmt Gebautem und Gewachsenem, ein wichtiger spielt. besonders in der alpingeprägten Landschaft der Bündner Zusätzlich übernimmt er vor allem im Entwurfsprozess einen ergen eine wichtige olle als ittler zwischen opogra e grossen Einfluss auf die Gestaltung und Konzeption eines und Baukörper. Anhand von vier Bauten von Peter Zumthor Baukörpers. wird der Einfluss des ockels auf die Konstruktion und das architektonische Konzept untersucht. Es stellte sich heraus, dass für die Wahrnehmung eines Gebäudes die Ausformulierung des ockels, als sichtbarer eil der erbindung zwischen Gebautem und Gewachsenem, ein wichtiger aktor spielt. Zusätzlich übernimmt er vor allem im Entwurfsprozess einen grossen Einfluss auf die Gestaltung und Konzeption eines 176 Baukörpers.

3

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Von der heterogenen zur homogenen Einheit Ein Vergleich zweier Wohnanbauten von Conradin Clavuot Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Horw, 12.6.2017

Verfasser: Fabio Rainoldi Titliszentrum 5 6390 Engelberg

Abstract Die Arbeit befasst sich mit zwei Anbauten in Chur von Conradin Clavuot; dem Anbau „Heinz“ aus dem Jahr 1996 und dem 2008 gebauten „Wielath-Berger“. Hauptmerkmale sind die Analyse und der Vergleich der zwei Anbauten. Dies hilft die Entwurfshaltung des Anbaus von Conradin Clavuot besser zu verstehen und zeigt eine Änderung in seinem Schaffen auf.

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BRÜCKEN ZWISCHEN ZWEI WELTEN DIE EINGÄNGE DER KAPELLE SOGN BENEDETG UND DER SCHUTZBAUTEN VON PETER ZUMTHOR

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Sejdini Rushan Murtenstrasse 19 3203 Mühleberg Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Abstract

Lucerne University of Die vorliegende befasst sich mit den Eingängen der Kapelle Sogn Applied SciencesArbeit and Arts Benedetg (1985-1988) und der Schutzbauten für römische Funde (1985HOCHSCHULE 1986) von Peter LUZERN Zumthor. Ziel der Arbeit ist es, die Besonderheiten dieser Technik & Architektur e pressiven Eingänge, sowie ihren Einfluss auf Atmosphäre und ahrnehTechnikumstrasse 21 mung zu untersuchen. 6048 Horw Es hat sich gezeigt, dass ihre Ausformulierung das Resultat verschiedener Master inist, Architektur Faktoren die zusammenspielen und die Form ergeben. Die EingangsFrühlingssemester 2017 bereiche bilden, als eine Addition von unterschiedlichen Schwellen und Grenzen, Datum Schwellenräume, die ein besonderes Bewusstsein des Hinein13.06.2017 und Hinaustretens erzeugen. Die untersuchten Beispiele verdeutlichen, dass Architektur auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen wirkt.

178 3


ABSTRAKT ABER VERTRAUT Zwei Bauten von Gigon&Guyer in Davos Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Simic Marija Bachtelstrasse 27 8400 Winterthur Dozent ABSTRAKT ABER VERTRAUT Dr. Dufner ZweiOliver Bauten von Gigon&Guyer in Davos

Dr. Christoph Wieser

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Lucerne University of Applied Sciences and Arts Verfasser Simic Marija HOCHSCHULE LUZERN Bachtelstrasse 27 Technik & Architektur 8400 Winterthur 21 Technikumstrasse 6048 Horw Dozent Master in Architektur Dr. Oliver Dufner Frühlingssemester 2017

Dr. Christoph Wieser

Datum Lucerne University of 13.06.2017 Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Abstract Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Hier Horw werden das Kirchner

Museum und das Sportzentrum in Davos unter die Lupe genommen und miteinander VerMaster in Architektur Frühlingssemester gleicht. Wirken 2017 die zwei Bauten von Gigon&Guyer auf den ersten Blick ganz unterschiedlich, verbindet sie trotzdem etDatum was miteinander. Dieses Thema wird in dieser Arbeit aufge13.06.2017 griffen, analysiert und erklärt. Abstract Hier werden das Kirchner Museum und das Sportzentrum in Davos unter die Lupe genommen und miteinander Vergleicht. Wirken die zwei Bauten von Gigon&Guyer auf den ersten Blick ganz unterschiedlich, verbindet sie trotzdem etwas miteinander. Dieses Thema wird in dieser Arbeit aufgegriffen, analysiert und erklärt.

3

179 3


Haldensteiner Metamorphosen Ein Spaziergang durch das Gehöft von Peter Zumthor Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2017 Verfasser: Marko Stanojevic Grünauring 20 8064 Zürich Dozenten: Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Abstract Lucerne University of Applied Sciences and Arts Hochschule Luzern Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Technik und Architektur „Vertiefungsarbeit“ Technikumstrasse 2 unter dem Überthema „Regionalismus als Anspruch 6048 Horwund Methode - junge Architekten in Graubünden um 1990“ mit der Thematik der Haldensteiner Metamorphose im Werk von Peter Zumthor. Für die Untersuchung wurden drei Bauten Master in Architektur von Peter Zumthor Herbstsemester 2016 in Haldenstein aus der Zeit von 1986-2015 ausgewählt, die für das Verständnis von einer Metamorphose als beispielhaft angesehen werden können. Als Untersuchungsobjekt Horw, 13.06.2017 werden das erste Atelier aus Holz (1986), das Wohn- und Atelierhaus (2005) und das neuste Glas - Atelier (2015) herbeigezogen. Ziel der Arbeit ist es, zu untersuchen, ob es eine Entwicklung von drei ausgewählten architektonischen Aspekten bei den drei Atelierhäuser gibt und welche Verbindung zwischen diesen bestehen. Die Ateliers wurden auf die Themen „Rückwand“, sowie „Ostfenster“ und „Garten“ untersucht. Durch das Ausarbeiten dieser Aspekte wird eine Metamorphose präsentiert. Die Arbeit verdeutlicht, dass Zumthor in seinen Bauten von einer Geschlossenheit langsam in eine Offenheit übergeht. Die architektonischen Elemente sind für Zumthor dabei ein Mittel, gezielt einen Grundgedanken in allen drei Aspekten zu verfolgen und Bauten in ihrer Charakteristik zu geben.Haldensteiner Metamorphosen Marko Stanojevic 180 Die Arbeit zeigt auf, dass durch eine raffinierte und vielschichtige Verbindung zwischen den architektonischen Aspekten, gute Architektur möglich ist.

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Zwei Schulbauten von Bearth und Deplazes Eine Analyse anhand des kritischen Regionalismus nach Kenneth Frampton

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasserin Welte Stephanie Gallusstrasse 1 6010 Kriens Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Abstract

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «VerTechnikumstrasse 21 tiefungsarbeit» zum Hauptthema «Regionalismus als Anspruch und 6048 Horw

Methode – junge Architekten in Graubünden um 1990» mit der Master in Architektur Thematik des kritischen Regionalismus nach Kenneth Frampton Frühlingssemester 2017 anhand von zwei Schulbauten von Beath und Deplazes. Ziel der Arbeit Datum ist es, herauszu nden, ob sich die Architekten vom kritischen 13.06.2017 Regionalismus befreit, oder diesen weiterentwickelt haben. Für die Analyse wurden zwei Schulbauten mit Mehrzweckhallen von Bearth und Deplazes aus den 1990er Jahren ausgewählt. Zum einen die Schule mit Halle in Alvaschein (1989-1991), zum anderen der Schulbau mit Mehrzweckhalle in Vella (1994-1997). Diese wurden in den Kapiteln Setzung, Formensprache und Materialität, anhand von Kriterien des kritischen Regionalismus nach Frampton untersucht. Die Arbeit verdeutlicht, dass sich Bearth und Deplazes bei ihren Bauten klar auf Merkmale des kritischen Regionalismus beziehen. Diese Elemente sind für die Architekten Mittel um die Neubauten in die Dorfstruktur einzugliedern. Die Arbeit zeigt zudem auf, dass die Schulbauten zwar die Kriterien erfüllen, das Ensemble in Vella jedoch eine Weiterentwicklung in der Art der Umsetzung des kritischen Regionalismus darstellt. 181 3


AUS DEM ORt HERAUS ENtwiCkELt Ein spaziErgang durch pEtEr zumthors haldEnstEin

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2017 Verfasser Zimmermann André Obstgarten 16 6402 Merlischachen Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

AbStRACt

Lucerne University of Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls „VertiefungsApplied Sciences and Arts arbeit“ unter dem Überthema „Regionalismus als Anspruch und Methode - junge Architekten in Graubünden um 1990“ mit den Atelierhäusern von HOCHSCHULE LUZERN Peter Zumthor in Haldenstein. Technik & Architektur Ziel der Arbeit ist es zu aufzuzeigen, mit welchen architektonischen TheTechnikumstrasse 21 men umthor seine äuser in die d rfliche truktur von aldenstein ein6048 Horw passt und wie die Ateliergebäude weiterentwickelt wurden. Seit Anfang der 70er Jahre lebt und arbeitet Peter Zumthor in Haldenstein und baute Master in Architektur sich im Laufe der Jahret einen eigenen Architekturcampus. Für die UnFrühlingssemester 2017 tersuchung dienen die drei neu errichteten Atelierhäuser von 1986, 2005 und 2016. Datum Aus der Sicht eines Spaziergängers und anhand der Theorie der Wahrneh13.06.2017 mungslehre von Gordon Cullen (Townscape - das Vokabular der Stadt), welche die gewachsene Stadt als einen erfahrbaren Raum ansieht, betrachtet die Arbeit die Bauten Zumthors und deren Beziehung zum Dorf. Es hat sich gezeigt, dass die Atelierhäuser nicht rein aus dem Bestand und der Tradition schöpfen. In seinen Gebäuden verarbeitet er Bilder, welche ihm mit der Auseinandersetzung der „Welt“ zufallen. Er vereint Neues, Visionäres mit lokal Vorgefundenem zu einem neuen Ganzen. Den Atelierhäusern schwingt

eitläu ges und remdes mit, sind aber doch mit dem

Lokalen geerdet. Titelbild (Abb. 1) in den Süsswinkel mit Peter Zumthors 182 Blick neuem Atelierhaus von 2016.

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184


Bautensteckbriefe

185


22

Ostansicht Neubauten

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Schulhaus Vella Bearth & Deplazes haben die alte Schule Sutvitg 28a, 7144 Vella Valentin Bearth & Andrea Chur Trakt einen neuen von Velia im Lugnez umDeplazes, 1994 und eine Mehrzweckhalle ergänzt. 1997

Der Sonne Das Lugnez ist nicht nur das Tal des

Bauteile

Lichts, wie es im Prospekt heisst, son¬ dern auch dasTal der stillen Dörfer und

werden.

Blumenwiesen. All denen, die Vrin

Höhenla

be¬

suchen (das hinterste und mit dem Fassaden und Decken haben die Architek¬ Die bestehende Primarschule in Vella haben die Architekten rund um ausgezeichnete einen Pausenplatz Dorf), Wakker-Preis mit einer Mehrzweckhalle und einem Oberstufenschulhaus zu einem Ensemble zusamten so ausgebildet, dass sie auf eine die vier¬ hat <Hochparterre> deshalb mengeführt. Die östlich gelegenen Neubauvolumen orientieren sich, zueinander versetzt, stündige Wanderung talabwärts nach konventionelle konnten. Heizung verzichten längsseitig nach Südosten. Die mit verputzter Aussendämmung verkleideten Gebäude Velia empfohlen (HP 6-7/98). Seit hier bilden sich im Innern unterschiedlich aus. Während die Betonwände der Mehrzweckhalle die neue Schule von Bearth & Deplazes mit Holz ausgekleidet sind, ist der Schultrakt eine reine Betonbaute, die in ihrer differenArchitekturtouristen steht, ist Velia für zierten Ausbildung die Funktionen von Gestaltung, Wirtschaftlichkeit und energetischen ein sowieso Etappenziel. Massnahmen vereint.

ren

be

Dämmu

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um prak Winter z

schwier zustelle Böden

Pulte re

auch we Die Suche nach der Synthese

Literaturhinweis Wirz, Heinz. Moravanszky, Akos (2005).

1

Bearth & Deplazes. Konstrukte. Luzern: Quart Verlag. S. 24 ff.

Wirz, Heinz. Moravanszky, Akos (1999).

Räumlinge. Bearth & Deplazes. Luzern: Quart Verlag. S. 16

186

Pläne: siehe Lieraturhinweis

Wärme

und dachte dabei an Sonnenkollekto¬

decke.

ren. Andrea Deplazes fand es jedoch

tiefe un die Arm

Û

Situation

Situationsplan

hinein.

schalen

und Decken wirken als Wärmespeicher

genübe pen di

dämpfer. Die Idee ist alt, aber gute Um¬ setzungen sind noch rar. «Es geht nie XJ

warfen

ger zu nutzen. Die massiven Wände und im Sommer gleichzeitig als Hitze¬

3

Bilder: Autor

sieren,

Baukommission, die sich der idealen Süd- und Aussichtslage bewusst war,

klüger, die Fenster des neuen drei¬ stöckigen Trakts direkt als Sonnenfän¬

2

Luchsinger, Christoph (1998). High-Tech als Low-Tech. Werk, Bauen und Wohnen. Nr. 1/2. S. 35

können

«Etwas mit Sonnenenergie» wollte die

Zweiten

tens lö

um die Energie allein», sagt Andrea De¬

(kein Fl

plazes, «sondern darum, unzählige Pa¬ rameter, die sich nicht a priori glücklich

die Fluo

finden, in eine Synthese zu bringen.»

die Rip

Was abstrakt tönt, wird am Bau fass¬

ment. D

Eingangsbereich

blendfre

bar. Die Betonhülle des Neubaus ist

inneren

aussen mit 12 cm starken Steinwolle¬

sind ve

platten gedämmt und ockerfarbig ver¬ putzt. Käme es nur auf den Energiege¬ winn an, müssten die Südfenster mit der Fassade bündig sein. Sie sind aber

sie zu

zurückversetzt

- wie

gewinnt die

Fas¬

Licht zu

Kontrolli

Die Böd


Bild Haus von unten

Aussenfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn ealisierung Kurzbeschrieb

iteraturhinweis

Bautensteckbrief Wohnhaus für Betagte Cadonaustrasse 69, 7000 Chur Peter Zumthor 1989 1993 Am Stadtrand von Chur erstellte Peter Zumthor mit dem Wohnhaus für etagte eine Erweiterung des Altenpflegezentrums. Die zweigeschossige, langgezogene eile intensiviert die erspektive des Aussenraumes, lässt den Blick auf die Gebirgskette frei und beherbergt Zwei-Zimmer ohnungen. Der geschlossene aubengang ist nebst Erschliessung, Aussichtsterrasse auch ein rt des sozialen Austausches. Die ewohner k nnen den aubengang mit pers nlichen Gegenständen und beln bespielen, was ihm eine sehr persönliche Note verleiht und sich somit von üblichen Gemeinschaftsräumen stark unterscheidet. Die Küche und das adezimmer sind als bel ausformuliert und in den aum gestellt. ie brechen die lucht des aubengangs und schaffen eine Adresse. Die ohnungen k nnen trotz kleiner utzfläche als offenes aumgebilde ge ffnet oder in geschlossene, kleine äume unterteilt werden.

umthor, . . eter umthor . ürich cheidegger piess. umthor, . . Atmosphären Architektonische Umgebungen. Die Dinge um mich herum. asel irkhäuser. umthor, .

. Architektur denken. asel irkhäuser.

187 ild siehe iteraturhinweis läne siehe iteraturhinweis

Regelgrundriss


Kirchner Museum: ‘Bergkristall’ surrounded by the Alpine scenery.

In-Dept Study Object Address Architects Start of Construction Realisation Author Text Abstract

Profile Kirchner Museum, Davos Promenade 82, CH–7270 Davos Annette Gigon, Mike Guyer, Zürich 1991 1992 Bloem, J. The alpine village of Davos not only forms the epicentre of the annual World Economic Forum, since 1992 it is also the home of the Kirchner Museum. The museum was founded to commemorate the German expressionist artist Ernst Ludwig Kirchner who worked, lived, and eventually died in Davos. Somewhere halfway between Davos Dorf and Davos Platz, this so-called ‘Bergkristall’ is embedded in the mountain scenery. Compared to its surrounding neighbours this contemporary building seems to exhale modesty while staying elegant. It is well known that during his time in Davos most of Kirchner’s work was inspired by the Swiss landscape. It is undeniable that the location of the museum is precisely chosen. Similar to most of Kirchner’s work, the typical Swiss mountain scenery also forms the perfect backdrop for this piece of architecture.

Bibliography Simon, A. (2012). Im Zauberlicht : das Kirchner

angepasste Lichtlösung ist zentrale Idee des Entwurfs und architektonischer Ausdruck , 25, n.p. 1 N.N., (n.d.). Architecture Kirchner Museum. Verfügbar unter http://www.kirchnermuseum.ch/en/ architecture/ (03/17)

ORKS: Peter

188

Images:

author

Plans:

see bibliography

Interior: ontrasting atmospheres between the bright exhibition hall and the foyer.


Bildunterschrift

Abb. 1: Mehrzweckhalle und Schule

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Mehrzweckhalle und Schule St. Peter Hauptstrasse, 7028 St. Peter Conradin Clavuot 1994 1998 Die zwei Neubauten von Conradin Clavuot bilden zusammen mit dem alten Post- und Gemeindehaus ein kleines Ensemble am Dorfeingang zu St. Peter. Die Mehrzweckhalle und die Schule sind massive Holzstrickbauten mit einem klaren und einfachen Volumen. Dem Architekten ging es um „die Sichtbarmachung des Wesens des Holzes“. (Clavuot, 2008, S.62) Durch die sorgfältige Setzung der Baukörper bilden sich zwei Plätze, welche über Treppen miteinander verbunden sind. Diese Abfolge von Plätzen, engen Durchgängen und die Beziehung der Bauten zueinander prägen den Ort stark.

Literaturhinweis Clavuot, C. (2008). Conradin Clavuot Architekt. Zürich: Verlag Niggli AG.

Bilder und Pläne: Clavuot, C. (2008). Conradin Clavuot Architekt. Zürich: Verlag Niggli AG.

189

FH Zentralschweiz Abb. 2: Treppe


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Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

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Bautensteckbrief

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Die «Stiva da morts» in Vrin mit der Kirche im Zentrum des

Dorfes. (Foto: Lucia Degonda, Zürich)

Stiva da morts - Totenstube Kirche Baselgia Vrin, 7149 Lumnezia Gion A. Caminada 2000 2002 Die zweigeschossige Totenstube ist am südlichen Ende ausserhalb vom Friedhof an steiler Hanglage gebaut. Der doppelte Strickbau mit steinernem Walmdach verfügt über eine Totenstube im Erdgeschoss. Im Obergeschoss auf dem Niveau der Kirche ist ein Vorraum mit seperatem WC und ein Aufenthaltsraum angeordnet. Die Innenräume sind vollständig transparent lackiert. Aussen ist die hölzerne Fassade mit den tiefen Lochfenstern in weisser Farbe getüncht. Der Sockel aus Beton schliesst das Gebäude zur Erde hin ab.

Literaturhinweis Schlorhaufer B. (2005). Cul zuffel e l‘aura dado- Gion A. Caminada. Luzern: Quart Verlag.

Bilder: Lucia Degonda Pläne: siehe Literaturhinweis 190

Vorraum Obergeschoss

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Situationsskizze von Caminada


Abb. 1: Dorf Vrin, im Vordergrund die Baugruppe Sut Vitg (Egloff, 2009, S.509)

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Fleischtrocknerei / Metzgerei Vrin Sut Vitg 51c , 7149 Vrins Gion A. Caminadan 1999 Am Dorfrand von Vrin, unterhalb der Kirche in einem abfallenden Gelände namens „Sut Vitg“, realisierte Gion A. Caminada im Auftrag der Genossenschaft Mazlaria 1999 drei neu Wirtschaftsbauten.1 Sowohl die zwei Viehställe, als auch die im Norden benachbarte Metzgerei gliedern sich mit ihrer einzigartigen Holzkonstruktion, den massiven Betonsockeln und ihren talwärts gerichteten Pultdächern harmonisch in das traditionell geprägte Erscheinungsbild des Dorfes Vrin ein. Die Metzgerei beherbergt im Sockelgeschoss die Schlachterei, die sich äusserlich in Form eines mit Lesesteinen2 besetzen Bruchsteinmauerwerk, klar von den benachbarten Ställen abhebt.3 Die darüber liegende Holzstrickkonstruktion ist besonders locker und luftdurchlässig ausgeführt da it das Bündnerfleisch in der leischtrocknerei o ti al it frischer Luft trocknen kann.

Literaturhinweis chlorhaufer B andwirtschaftliche und gewerbliche Gebäude in Vrin und Umgebung. n chlorhaufer B rsg Cul zuffel e l’aura dado. Gion A. Caminada. Luzern: Quart Verlag Egloff as under on Vrin. In: Gantenbein, K., Guetg, M., einer rsg Himmelsleiter und Felsentherme. Architekturwandern in Graubünden. Zürich: Rotpunktverlag ingerle rsg Neues Bauen in den Alpen. Architekturpreis 1999. Basel: Birkhäuser

Abb. 2: Grundriss Ergeschoss (Fingerle, 1999, S.56)

Abb. 3: Innenraumfoto Fleischtrocknerei (Schlorhaufer, 2005, S.126)

191


Abb. 1. Aussenbild

Aus: http://bric.k-tank.org/valerio-olgiati-school-paspels-1998(09.08.2016)

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Schulhaus Paspels Raschlegnas 95A, 7417 Paspels Valerio Olgiati 1996 1998 Das neue Schulhaus von Valerio Olgiati befindet sich am oberen Dorfrand von Paspels, einer ländlich geprägten Streusiedlung entlang eines Südwesthangs am Hinterrhein. Von aussen erscheint das Gebäude als parallel zur Hangneigung oben abgeschnittener, monolithischer und bis auf wenige Öffnungen geschlossener Sichtbeton-Kubus. Zwei längliche Fensterbänder werden pro Fassade von einem stärker gerahmten Fenster begleitet. Diese Fenstergruppen sind über die Geschosse versetzt angeordnet, was bereits die strukturelle Organisation im Innern erahnen lässt. Vom symmetrisch angeordneten Eingang erreicht man mittig über eine einläufige Treppe die Unterrichtsgeschosse. Der zentrale Erschliessungsraum wird über vier an die Fassaden stossende Arme belichtet. In den Ecken des beinahe quadratischen Grundrisses werden pro Geschoss drei Klassenzimmer und ein Nebenraum ausgebildet. Die kühle, beinahe reine Raumstimmung des ganz in Sichtbeton gehaltenen Erschliessungsraumes, steht in Kontrast zur Atmosphäre der warmen, intimen ganz in Lärchenholz ausgekleideten Klassenzimmern.

Literaturhinweis Deplazes, A. (2005). Architektur Konstruieren. Vom Rohmaterial zum Bauwerk.Basel: Birkhäuser Loderer, B. (1998). Der Fels von Paspels. In: Hochparterre: 6-7(11), S. 22 Bilder: siehe Bildunterschrift Pläne: siehe Literaturhinweis

192

Lageplan

Abb. 2. Erschliessungsraum

Aus: http://bric.k-tank.org/valerio-olgiatischool-paspels-1998(09.08.2016)


ruppenverpflegungsge äude am Fusse des schnee edeckten Falknishorns

Der St. Luzisteig verbindet auf der rechtsrheinischen Seite das Bündnerland mit Liechtenstein rdlich des kleinen asses be ndet sich eine estungsanlage aus de und 19. Jahrhundert, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen.1 1991 arbeitete Peter Zumthor ein Gesamtkonzept für die Integration neuer Gebäude innerhalb der Anlage aus.2 Darauf aufbauend haben seine ehemaligen Mitarbeiter Dieter Jüngling und Andreas Hagmann drei pavillonartige Gebäude konkretisiert und ausgeführt.1 Die beiden eb ude für nterkunft A und er flegung B liegen a uss des ostseitig ansteigenden angs das entral gelegene estaurant flankiert die uerende assstrasse DIPL.

ARCHITEKTEN

BSA / SIA

AG

RÄTUSSTRASSE

7

7000

CHUR

Literaturhinweise

A. H A G M A N N

Kurzbeschrieb

Ausbau Waffenplatz St. Luzisteig Steigstrasse, 7304 Maienfeld Jüngling und Hagmann Architekten 1992 1996 - 2000

UND

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Bautensteckbrief

D. J Ü N G L I N G

Vertiefungsarbeit

Wirz, H. (2002). Bauwerke. Dieter Jüngling und Andreas Hagmann. Luzern: Quart Verlag. A GESAMTSITUATION

urisch eter u thor 2013. Bauten und Projekte. Band 1&5. Zürich: Scheidegger & Spiess.

B

Hanak, M. (1997). Gefügte Körper geschichtete Räume. Schweizer ngenieur und Architekt Bilder al h einer alans Pläne: http://www.juenglinghagmann.ch (03.03.2017) 2

C

1 Wirz, 2002, S. 33 Durisch, 2014, Band 5, S. 159 3 anak

193

Situationsplan: A ruppenunterkunft, B ruppenverpflegungsge äude und

Restaurant

FH Zentralschweiz Baujahr Bauherrschaft Kosten aller Neubauten

1992 - 2004 VBS, Gruppe Rüstung insgesamt ca. 40'000'000.-


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Innenraum mit Treppe Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Therme Vals 7132 Vals Atelier Peter Zumthor 1986 1996 Die Felsentherme in Vals (GR) wurde vom Schweizer Architekten Peter Zumthor erbaut. Der Basler wurde 1986 mit der Bauaufgabe beauftragt, ein neues Thermalbad zu entwerfen. Die neue Therme, für die ein kleines, veraltetes Bad aus den Sechziger Jahren weichen musste, ist 1996 eröffnet worden.1 Der Baukörper wurde auf einer Länge von 58 Metern und einer Tiefe von 34 Metern in das Bergmassiv hineingebaut.2 Die Therme stellt dabei ein eigenständiges Gebäude dar - als Teil einer Hotelanlage: das „Hotel 7132“. Das Hauptgebäude und die Therme hat Zumthor mit einem unterirdischen Gang verbunden. Die räumliche Konzeption des Neubaus basiert auf das Aushöhlen des massiven Gestein.3 Auf einer rechteckigen Grundfläche und nach einem strengen geometrischen Raster angelegt, wurden 15 Räume in Form von Quadern eingebaut: „Dusch-Stein“, „Klang-Stein“, „Blütenbad“, Ruhe-Stein“, etc.. Es sind diese Ruheräume, Duschen, Bäder, Klangbäder, Saunen. So entstanden Raumsituationen mit Innenbädern und einem Aussenbad.

Situationsplan

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Situationsplan Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

Literaturhinweis Zumthor, Peter: Peter Zumthor: Therme Vals. Zürich: 2011.

Bild: Hochparterre, 10, 1997. Pläne: Hochparterre, 10, 1997.

Vom Dunkeln ins Licht Es schneit in Vals! Den Haupteingang der Therme erreicht man über eine serpentinenförmige Treppe. Nachdem man den Kassa-Vorraum passiert hat, gelangt man über ein Messing-Drehkreuz in das Gebäudeinnere. Hier ffnet sich ein weiterer Korridor, der zu den Garderoben führt man be ndet sich jetzt sozusagen im ausgebauten Bergmassiv, hier spürt man zum ersten al den uarzit. An der einen and fliesst durch ein tahlrohr Quellwasser den Mineralstein herunter. Die chemische Reaktion mit dem Wasser hat den Stein rostrot gefärbt. Die Garderobe wurde mit Mahagoni ausgebaut, dadurch erhält der Raum eine warme Note. Ein Vorhang aus Ziegenleder trennt den Umkleideraum vom Nassbereich. Über eine leicht geneigte Treppe gelangt man auf die Ebene der Badestätte, die man zuvor von der Garderobe aus herab überblickte. Es herrscht ein wohliges Raumklima. Im Halbdunklen wirken die Mauern von Weitem kühl und monochrom, bei näherem Betrachten erweisen sie sich allerdings als horizontale, aufgeschichtete Steinplatten - ein zart-farbe-


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run riss Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

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n sschnitt Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

Querschnitt Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

ichtspiel Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

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ussen a mit asser amp Quelle: Hochparterre, 10, 1997.

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benes Steinmosaik. Im „Dusch-Stein“ erlebt der Gast drei unterschiedliche Dusch-Zeremonien. Finsternis umgibt ihn, unterbrochen von Lichtpunkten, die den Raum, der hoch, eng und langgezogen ist, minimal erhellen. Die horizontalen Quarzit-Blöcke beherrschen den aum. ier ndet der erste Kontakt mit dem hermalwasser statt. Über den Hauptraum begibt man sich zur Treppe, wo man den Vorraum des „Quellgrotte“ erreicht. Durch einen tunnelartigen Gang gelangt man schlie lich in das nnere des steinernen aum uaders. ier ndet man ein asserbecken, dessen Boden so tief eingelassen ist, dass man sich an Messingstangen, die an der Wand befestigt sind, festhalten muss. Der Raum ist eng und hoch, die Atmosphäre m stisch. Hier hat Zumthor den Quarzit roh belassen, der sich - von Valser-Wasser getränkt - warm und weich anfühlt. Über Lautsprecher ertönen Klanggeräusche, die den Raum bespielen. Die Stimme der Therme spricht. Durch ein offenes Raumgefüge, am Innenbad vorbei, steht man vor dem „Blütenbad“. Man betritt einen rechtwinkligen Gang. An der Treppe angekommen, riecht es zart nach Blüten. Dieses rechteckige Bad ist hell und hat einen leichten Gelbstich. Man wird von glatten Betonwänden, statt dunklem Quarzit, willkommen geheissen. Im Wasser wirbeln kleine Blüten. Entspannt und parfümiert verlässt man das Bad und begibt sich zum Eingang zurück, wo man eine Dusche vor ndet. m offenen aumensemble ndet der Gast raumhohe ensternischen, davor Liegestühle. Von hier aus lässt man den Blick ins Tal schweifen. Über diese grosszügigen ffnungen gelangt Licht ins Innere. Mit dem durchlässigen und offenen Hauptraum scheint Zumthor das Thema Wasser und Quelle aufnehmen zu wollen. Die Quader stehen rechtwinkelig zueinander Raumachsen beherrschen das Innere, das Ganze wirkt streng-geometrisch und trotzdem hat der Architekt es geschafft, eine durchlässige und sinnliche Atmosphäre zu schaffen. Über einen grosszügigen hohen Verbindungsraum gelangt man zum „Feuerbad“, das über eine Treppe erreicht wird. Der Raum ist rechtwinklig und die Betonwände sind feuerrot gefärbt. Bereits beim ersten Kontakt spürt man die Wärme des auf 42 Grad erhitzen Quellwassers. Sitzbänke, die aus der Wand hervorstehen, laden zum Verweilen ein. Eine Abkühlung bietet das „Eisbad“, welches dem Feuerbad gegenüber liegt. Über einen langgezogenen Korridor erreicht man das Gewölbe mit dem 14-Grad-kalten Wasserbassin. Über einen offenen Gang begibt man sich zum grössten Bad, dem Aussenbad, welches über eine grosszügige Treppe verfügt. Es ist Absicht: Mit Wasserdampf hat Peter Zumthor ein abgeschlossenes Raum-Bild erschaffen. Eine Komposition aus Dampf, Wetter und majestätischer Bergwelt. Die Aussentreppe im Bad, welche zur Terrasse führt, lädt durch die leichte Neigung zum Ruhen ein: Treppe und Liege in Einem. Auf der Terrasse stehen zwei neue Steinwelten. Am „Ruhe-Stein“ angekommen, zieht man den kühlen Messinggriff der Türe zu sich. Auch hier zelebriert Zumthor Architektur und Sinnlichkeit. Der Türgriff ist ein Vorbote zum kühleren „Ruhe-Stein“. Im Raum sind Liegen aufgereiht. Vor jeder Liege fällt durch eine kleine ffnung gedämpftes Licht in den Raum. Man legt sich hin und betrachtet das Lichtspiel. n der herme von eter umthor ndet eine ph sische und ps chische Reinigung statt. Mit jedem der 15 Steinblöcke hat der Architekt individuelle Welten geschaffen, die das Erlebnis Baden auf das Essentielle reduzieren. Elemente wie Kälte, Wärme, Geräusche, Licht- und Schattenspiel, Materialien und Farben schaffen ein Ganzes, das Architekturgeschichte geschrieben hat.


Mädcheninternat Klosters Disentis

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Literaturhinweis Schlorhaufer, Bettina (2005): Mädcheninternat „Unterhaus“, Kloster Disentis, 2001-2004 In: Cul zuffel e l’aura dado. Gion A. Caminada. Hrsg. Bettina Schlorhaufer, Quart Verlag

Bautensteckbrief Unterhaus Mädcheninternat Kloster Disentis Via Sursilvana 16, 7180 Disentis/Mustér Gion Antoni Caminada 2001 2004 Ruhig und zurückhaltend reiht sich der annähernd quadratische Baukörper des Mädcheninternats in die bestehende Dorfstruktur ein. In den Hang hinein gebaut, lehnt sich das Unterhaus an die vom Kloster Disentis besetzte Talseite. Mit einem kleinen Rücksprung entlang der Kantonsstrasse entsteht ein kleiner Vorplatz zwischen den eng aneinander gewachsenen historischen Bauten. Beim genaueren Betrachten weist die Fassade feine Abweichungen in der Ausformulierung der Öffnungen vor. Die Patina der Aussenhaut veranschaulicht den Alterungsprozess des Internats. Rund um das Gebäude, aber auch im Innern ist der pragmatische Umgang mit den Materialen spürbar. Stets in der Präzision des chreiners ausgeführt. m Erdgeschoss be ndet sich eine kleine ohnung für die räfektur des Klosters und eine Gemeinschaftsküche mit Aufenthaltsraum für die Mädchen des Internats. Die vier oberen Geschosse enthalten die Zimmer für die Bewohnerinnen, mit einem grossen Gemeinschaftstraum auf jeder Etage.

Caminada, Gion A. (2006): Entwurfsthemen. In: Neues Bauen in den Alpen / Architekturpreis 2006. Hrsg. Christoph Mayr Fingerle, Birkhäuser Verlag Bilder: Marugg Andri (2017) Pläne: siehe Literaturhinweis 196

FH Zentralschweiz

Internatszimmer

Ofenbank


Abb.1. Südwestansicht. Aus: www.baukultur.gr.ch/de_DE/address/schul_und_gemeindezentrum_1995.22934 (13.03.2017).

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Bautensteckbrief Schul- und Gemeindezentrum Mastrils Dalavostrasse 2, 7303 Mastrils D. Jüngling und A. Hagmann Architekten 1991 1995 In der eher zerstreuten Siedlungsstruktur von Mastrils übernimmt das Schul- und Gemeindehaus die Funktion des Ortzentrums. Das aufeinander geschichtete Gebäude erstreckt sich entlang dem Hang mit fünf geschossweise versetzten rakten. Das flache, leicht as mmetrische ittelgratdach verweist auf die innere Kaskadentreppe. Diese mit stirnseitigen Ausblicken versehene Verbindungspassage folgt der gegebenen Topographie. Diese aut pologie erlaubt es, verschiedene utzungen, wie Klassenzimmer, Kindergarten, Mehrzweckhalle, Wohnung und Gemeindeverwaltung, in einem kompakten Baukörper aufzunehmen. 1

Literaturhinweis a r ingerle, . . eues auen in den Alpen. Basel: Birkhäuser. irz, . . auwerke, Dieter üngling und Andreas Hagmann. Luzern: Quart Verlag. D. Jüngling und A. Hagmann Architekten eubau chul und Gemeindezentrum in Mastrils, http:// www.juenglinghagmann.ch/projects/ project.php?cID=-1&pID=152 . . .

Bild: siehe Bildunterschrift Pläne: siehe Literaturhinweis

1 Jüngling, D. Hagmann, A. juenglinghagmann.ch. . . a r ingerle, . . a r ingerle, . . 4 Ebenda

Abb.2. Situation. Aus: www.juenglinghagmann.ch

Abb.3. Bildunterschrift. Aus: Autor


Durch die Witterung und das Sonnenlicht wurden die Holzschindeln dunkel – schwarz im Süden, silbergrau im Norden. Mit diesem natürlichen Alterungsprozess gliedert sich die Kapelle in das Erscheinungsbild der umliegenden alten Bauernhäuser ein und wird ein Teil davon.

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Literaturhinweis ischer, U. . egionalistische Strategien in der Architektur Graubündens. Kempten: AZ Druck und Datentechnik.

Bautensteckbrief Caplutta Sogn Benedetg 7174 Somvitg, Graubünden Peter Zumthor 1985 (Wettbewerb) 1988 Die Kapelle Caplutta Sogn Benedetg ist ein einräumiges Gebäude mit der Grundform eines Blattes. Die schlanke äussere Erscheinung des auk rpers de niert sich durch die olzschindeln der assade. m nnern fassen sichtbare olzträger das Ganze zu einen zentrumsbezogenen akralraum. Die Konstruktion ist auf den ortst pischen, traditionellen olzbau zurück zu führen. Dieser verbindet die Kapelle mit dem rt und den ewohnern. Als Kapelle de niert sie sich durch die erhabene Situierung und die den Profanbauten fremde ropfenform. Das etreten über die vorgesetzte, aus einem Stück gegossene, Betontreppe und die Loslösung des Bodens, welcher innerhalb der Träger eingespannt ist, verleiht dem Raum die Atmosphäre eines überirdischen Ortes.

P.Z. (1989). Die Verwandtschaft der ormen Kapelle in ogn enedetg, . erk, auen ohnen, . . Schönbächler, D. (1997). Caplutta Sogn Benedetg. Disentis: Condrau SA. umthor, .

. eter umthor äuser. Baden: Verlag Lars Müller.

ilder amuel asula, Pläne: siehe Literaturhinweis 198

Die Kapelle fügt sich natürlich in ihren Kontext ein, ohne die traditionelle und historische Dimension des alpinen Dorfes zu stören.

“Himmelstor.”


Abb. 1. Nachtaufnahme

ertiefungsarbeit b ekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis umagalli, ., ubeli, E., umthor, P.(1987). Eine Anschauung der Dinge: eigenes Atelier und Schutzbauten für römische Funde. In: Werk, Bauen + Wohnen. eft , . . .

Bautensteckbrief Schutzbauten für Ausgrabung mit römischen Funden elschd rfli, hur Peter Zumthor 1985 1986 Die Schutzbauten von Peter Zumthor sichern die archäologischen Funde und sind zugleich ein kleines Museum. Sie bestehen aus zwei eilen, aus der Gebäudehülle und einer asserelle. Die chutzhülle aus Holzlamellen folgt präzise den ausgegrabenen Mauerresten und deutet so, als pothese, die olumen der ursprünglichen r mischen auten an. ber den historischen auszugängen be nden sich chaufenster, die Ein und Ausblick gewähren, edoch keinen utritt. Die Erschliessung erfolgt über die tahlpasserelle, die uer durch die auk rper läuft und einen „Wanderweg durch die Archäologie“ darstellt.1

S. n. . agsüber auk rper, nachts eine Laterne: Schutzbau über den römischen Ausgrabungen Welschd rfli hur. n Hochparterre, eft , S. 5. umthor, . . Architektur Denken. . erw. Auflage. asel irkhäuser. umthor, . . chutzbauten für Ausgrabung mit r mischen unden, hur, Graubünden. n Durisch, h. (Hg.) Peter Zumthor 1985-1989. Band , . . . ürich cheidegger Spiess. Abb. ., ., ., . Aus umthor Abb. . . Autor

Abb. 2. Grundriss

Abb. 3. Der Eingang

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Abb. 1 Blick auf den naturwissenschaftlichen Trakt der Bündner Kantonsschule. Aus: Bearth & Deplazes Architekten (Hrsg.). (2013). S. 245.

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Bautensteckbrief Trakt für Naturwissenschaften, Lehrerseminar Jochstrasse 30, 7000 Chur Bearth und Deplazes Architekten, Chur 1997 1999 Der von Bearth und Deplazes Architekten aus Chur im Jahr 1999 fertiggestellte Schulbau erweitert das Gebäudeensemble der Bündner Kantonssschule in Chur. Die Nutzung des Gebäudes für die Naturwissenschaften spiegelt sich in der Struktur des Baus wieder. Vier übereinander gestapelte etontische erm glichen eine fle ible Anordnung von Unterrichts und Gruppenräumen. Das minimale räumliche Gerüst ist angelehnt an Kristallgitter oder Molekülketten und auch die gläserne Haut repräsentiert diese Metapher. Die konstruktiven Entscheide folgen betrieblichen, technischen und ökonomischen Kriterien, welche beim Ent wurf eine tragende Rolle einnahmen. Trotz der Vollverglasung wird das Gebäudeklima ohne Klimaanlage geregelt. Dies erreichen die Architekten über ein Lüftungsklappensystem und eine aussenliegende Verschattung (Abb. 6).

Literaturhinweis Wirz, H. (Hrsg.). (2005). Bearth & Deplazes Konstrukte/Constructs. Luzern: Quart Verlag, Heinz Wirz. Bearth & Deplazes Architekten (Hrsg.). (2013). Amurs Bearth & Deplazes. Zürich: gta Verlag, ETH Zürich.

Abb. 2 Querschnitt.

Humbel, C. (1995). Junge Schweizer Architekten und Architektinnen Young Swiss Architects. Basel: Birkhäuser Verlag. Pläne: siehe Literaturhinweis. 200

Abb. 3 Situation.

FH Zentralschweiz

Abb. 4 Grundrisse (von unten nach oben): EG, 1.OG, 2.OG.


Abb. 1. Das Gelbe Haus vor dem Umbau 1997

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Literaturhinweis Gantenbein, K. (2009): Die Geschichte, der Ort und der Eigensinn. In: Himmelsleiter und Felsentherme. Architekturwandern in Graubünden. Hrsg. Gantenbein, K., Guet, M., Feiner, R., Rotpunktverlag. S.22. Helfenstein, H. (2000): Das Gelbe Haus in Flims. In: Valerio Olgiati, das Gelbe Haus in Flims. Hrsg. Kunsthaus Bregenz, at e antz erlag , stfliedern. S.20.

Bautensteckbrief Das Gelbe Haus Flims Via Nova 60, 7017 Flims Valerio Olgiati (Umbau) 1995 / 1998 1999 Rudolf Olgiati hat kurz nach seinem Ableben 1995 sein Legat einer umfangreichen Kulturgütersammlung der Gemeinde Flims vermacht. Das Vermächtnis war freilich an die Bedingung geknüpft, das Gelbe Haus im Zentrum der Gemeinde zu renovieren und so umzubauen, dass seine Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert werden kann.1 Sein Sohn – Valerio Olgiati – bekam 1998 von der Gemeinde Flims den Bauauftrag, das Gelbe Haus nach der architektonischen Auffassung und Grundsätzen seines Vaters zu einem Museum umzubauen. Geleitet von der Vorgabe, entkernte er das Hausdem 19. Jahrhundert bis auf die Grundmauern, spitzte den Verputz weg, versetzt den Haupteingang auf die Seite und veränderte das Fensterformat. Neu fügt er Geschossdecken ein, rahmenlose Fenster und ein zeltartiges Schieferdach. Auf Vorgabe seines Vaters streicht Valerio Olgiati das fertige Haus mit einer weissen Mineralfarbe komplet.2

Olgiati, V., (2011): Ein Vortrag von Valerio Olgiati. Hrsg. Birkhäsuser GmbH, Basel. S. 7. Tschanz, M. (1999): Dichte. In: Valerio Olgiati, das Gelbe Haus. Hrsg. gta Verlag, ETH Zürich. S.4. Abb. ., . www.dasgelbehausflims.ch Abb. 4., 6.: Christian Kerez Pläne: siehe Literaturhinweis 1 Helfenstein, 2000, S. 20. 2 Tschanz, 1999, S. 4. 3 Olgiati, 2011, S. 7. 4 Helfenstein, 2000, S. 20. 5 Gantenbein, 2009, S. 22.

Abb. 2. Grundriss Erdgeschoss

Abb. 3. Neue Tragstruktur Innenraum


Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) von Jüngling und Hagmann Architekten. (Aus: HTW Chur 2008)

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Bautenkatalog Hochschule Technik und Wirtschaft (HTW) Chur Pulvermühlestrasse 57, 7000 Chur Jüngling und Hagmann Architekten 1990 1993 Die ochschule be ndet sich im, stlich von hur gelegenen, Industriequartier und wird durch den Mühlebach, zweiseitig begrenzt. Eine zentral gesetzte, zweigeschossige Halle ist das Kernstück der Anlage und kann über verschiebbare Wände für Vorträge oder Anlässe unterteilt werden. Die Halle ist durch das Foyer und die Bibliothek in Längsrichtung begrenzt. Auf den anderen zwei Seiten schliessen die beiden h heren Unterrichtstrakte mit chulräumen und aboratorien als Einbünder an. Die grossformatigen Kupferplatten der Fassade nehmen charakterlich Bezug zum Industriequartier und geben, durch die präzise handwerkliche ügung, dem Gebäude einen ffentlichen harakter.

Literaturhinweis https

HTW Chur. (2008). Verfügbar unter www.flickr.com photos htwchur sets (12.03.2017)

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. n ochparterre, and . Im Zentrum: eine riesige Halle.

Bilder: André Zimmermann Pläne: Jüngling & Hagmann Architekten

202 Situationsplan

Blick in die grosse, stützenfreie Halle.


Detailaufnahme der Fassade mit dem etwas unscharf gestalteten Übergang von Sockel zur Curtain-Wall-Fassade.

Treppenaufgang zum nördlichen Schultrakt und dem flexibel anpassbaren Vortragssaal.

Gebäudeportrait Dieter Jüngling und Andreas Hagmann beziehen sich mit der Fachhochschule auf die heterogene, formale Identität des Industriequartiers. Mit dem Aneinanderreihen von drei unterschiedlich hohen Kuben generieren die Architekten einen städtebaulichen Bezug zu den Volumen der umliegenden Industriehallen. Eine geschuppte Metallfassade aus rohen Kupfertafeln nimmt zusätzlich materiellen ezug zur Umgebung und lässt durch feine orsprünge die Geschossigkeit ablesbar erscheinen. Die Fassade endet knapp über dem Boden und gibt einen Blick auf den Betonsockel frei. Dadurch erhält die Fassade den Charakter einer reinen Curtain-Wall und verweist auf die innere Betonwelt. Schade, dass sich diese innere Struktur neben dem etwas unscharf gestalteten Sockelübergang, nur beim Eingang erahnen lässt.

Grundriss Erdgeschoss

QUERSCHNITT

Querschnitt

sämtliche Einbauten sind aus Eschenholz gefertigt. Blick in den Korridor 1. Obergeschoss.

Als Zentrum der Anlage wurde die 800 m2 grosse, introvertierte Halle konzipiert, die durch ein System aus Hängewänden bis zum . . Die HänVortragssaal verkleinert werden kann vgl. hochparterre gewände sind, in Eschenholz gefertigt und ergeben geschlossen einen aum, der im Kontrast zum eton wie ein wertvolles bel erscheint. Jedoch wirken die Holzwände durch das liegende Format, sowie der glatten berfläche etwas statisch und lassen den fle iblen harakter der alle etwas vermissen. Der eg über einläu ge reppen zu den chulräumen er ffnet verschiedene Erfahrungsebenen der Bauteile. Während man in der grossen Halle der ein Geschoss hohe Trägerrost aus entsprechender Distanz wahrnimmt, wird beim Durchschreiten des ichtraumes, auf der he der räger, deren Gr sse unmittelbar erfahrbar. räzis gesetzte, rahmenlose ensterffnungen lassen nochmals einen lick in die alle frei und dienen zur Orientierung. Das statische System ist vollständig in rohem Sichtbeton erstellt und sämtliche Einbauten als Kontrast in Eschenholz gefertigt. Dabei haben die Architekten den Innenausbau von den Garderoben bis zu den Lampen und Türgriffen neu gestaltet und in einer präzisen Art erstellt, was zwangsläu g an ihre vorangehende ätigkeit beim Atelier Zumthor erinnert. Man denkt dabei an die Stichworte wie «materielle Askese» oder «Funktionalität der Sinnlichkeit» (vgl. hochparterre . .


Westfassade des Wohnhauses in Bergün

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Literaturhinweis

Bautensteckbrief Haus Ragonesi Talvo Ragonesi, 7482 Bergün / Bravuogn Daniele Marques und Bruno Zurkirchen 1994 1996 Der Umbau eines ungenutzten tallgebäudes in ein ohnhaus be ndet sich mitten im Dorfkern der bündnerischen Gemeinde Bergün, die heute zum UNESCO Welterbe gehört. Ausgangspunkt des Projekts von Daniele Marques und Bruno Zurkirchen war die Umnutzung der Stallung zu zwei Wohnungen. Es handelt sich um eine 4 1/2 Zimmer Maisonettewohnung und eine 3 ½ Zimmer Wohnung. Da man die Bruchsteinmauer und die Dachkonstruktion behalten musste, entwarfen die Architekten ein neues aus Holz bestehendes Bauvolumen, das sie in den alten Bestand einfügten.1 Das neue Volumen steht platzseitig etwas aus der bestehenden Konstruktion heraus und deutet so auf die Verfremdung der Stallung hin.

Einschub statt Umhüllung: Umbau einer Stallung in ein Wohnhaus in Bergün. (1998) In: Werk, Bauen + Wohnen Heft 3. S. 46-47

2

Marques AG

1

3 Ragonesi, M. (1996). Umbau einer Stallung in ein Wohnhaus in Bergün/ GR. Blauen: Schweizer Baudokumentation

Pläne & Bilder: Marques AG

Situationsplan Bergün

204

Eingang


St. Nepomuk

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Bautensteckbrief Kapelle St. Nepomuk Hauptstrasse 181, 7408 Realta - Oberrealta Architektbüro Rudolf Fontana, Entwurf Christian Kerez 1991 1994 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in Oberrealta eine Kapelle, die dem Heiligen Nepomuk geweiht war um das Tal vor Überschwemmungen des Hiterrheins zu schützen. Durch die Uferbefestigung und den Kraftwerken wurde der Fluss mit der Zeit reguliert und die Furcht vor dem Fluss ist gewichen. Dies führte zum Verfall der Kapelle. Im Jahr 1994 errichteten Rudolf Fontana und Christian Kerzez über den ehemaligen Grundmauern eine neue Kapelle als Zeichen der Erinnerung. An die Landschaft angepasst, steht die neue in Beton gegossene Kapelle wie eine Schutzhülle über die Reste der ehemaligen Umfassungsmauer.

Literaturhinweis Gantenbein K.; Lienhart J.; Seger C. (1999). Bauen in Graubünden. Hochparterre und Bündner Heimatschutz. S.158. Ragettli J. (1996). Die Kapelle als Urhütte. Hochparterre. S.16. Gantenbein, Köbi (2009): Die Geschichte, der Ort und der Eigensinn. Himmelsleiter und Felsentherme. Architekturwandern in Graubünden. S.13-22

Bilder / Pläne: http://waullye.blogspot. ch/2009/09/kapelle-st-nepomukchapel. html . (10.03.2017)

Innenraum

Lichtführung

205



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