Essaysammlung Vertiefungs FS18

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Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit FrĂźhlingssemester 2018 - Rationalismus in Paris

Rationalismus in Paris – Von Auguste Perret zu Le Corbusier Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Frßhlingssemester 2018


Titelbild: Le Corbusier, Villa Savoye, Poissy, 1931

Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit FrĂźhlingssemester 2018

Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser Assistentin: Patricia Lehner




INHALT

Vorwort

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Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier

9

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau Irma Abdagic Zwischen Leidenschaft und Verstand

45

Die Poesie im Werk von Le Corbusier Charlotte Hustinx Vernünftige Schönheit

75

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform Dominic Roth The Revival of the Column

103

Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret Elena Todorova Themenübersicht der weiteren Arbeiten

127

Bautensteckbriefe

145

3


VORWORT

`Rationalismus in Paris: Von Auguste Perret zu Le Corbusier` Wir haben im vergangenen Herbstsemester einen Zyklus gestartet, der sich der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts anhand debattenprägender `–ismen` nähert. Dies geschieht im Bewusstsein, dass die dabei vorgenommene Klassifizierung nur den groben thematischen Rahmen abstecken kann und sich Fragestellungen auch durchaus unter verschiedenen `–ismen` abbilden lassen. Um die notwendige Vertiefung zu erreichen, entwickeln wir das jeweilige Thema über zwei Semester. Im ersten Semester lag der Fokus auf der Vermittlung der Grundlagen zur Begrifflichkeit und der Anwendung auf konkrete Beispiele bzw. Haltungen. Dazu widmeten wir uns den Protagonisten und Ihren Bauten in der Suisse Romande und spannten dabei den Bogen vom CIAM der 1920er-Jahre bis zum grossmasstäblichen Städtebau der Satellitenstädte im Grossraum Genf der 1960er-Jahre. In diesem Semester möchten wir den Blick nach Frankreich werfen und dies auch mit einer kurzen Reise nach Paris und dem Besuch relevanter Bauten von Auguste Perret und Charles Eduard Jeanneret (Le Corbusier) inhaltlich verdichten. Die Begrifflichkeit des Rationalismus basiert auf einem philosophischen Verständnis, das davon ausgeht, dass Architektur `eine vernunftsmässig erfassbare Wissenschaft` (Vitruv) sei. Auf diesem gedanklichen Fundament aufbauend, entwickelte sich im 18. Jahrhundert ein Architekturdenken, das den Klassizismus mit seinen Attributen Wahrheit und Vernunft als Kontrapunkt zum Barock verstand. Durands Typenlehre, die Beschäftigung Viollet-le-Ducs mit den mittelalterlichen Bauten bildeten genauso wie Auguste Choisys Analyse der Baukonstruktionen der Antike schlussendlich die Basis für den Rationalismus in Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts. Dabei war es insbesondere die durch Julien Guadet vermittelte klassische elementare Komposition, welche die architektonische Produktion des noch jungen Jahrhunderts prägte. Wie bauen unser Semester auf den zwei zentralen Figuren Auguste Perret (1874– 1954) und Charles Eduard Jeanneret (Le Corbusier) (1887–1965) auf. Damit ist es möglich, die historische Entwicklung nachzuzeichnen, zugleich aber auch zwei unterschiedliche konzeptionelle Herangehensweisen zu verfolgen. Perret war, beeinflusst durch seinen Lehrer Guadet, gleichermassen fasziniert von den Prämissen einer klassischen Konstruktionsfügung, wie auch von den technischen Möglichkeiten des béton armé von François Hennebique. Durch diese Dualität entstanden Bauten wie das Haus an der Rue Franklin, (1903), die stark auf der gotischen Logik von strukturellen Rippen und Füllungen beruhten. In der weiteren Entwicklung zeugen Theaterbauten und die Kathedrale von Notre Dame de Raincy (1924) von Perrets Verständnis im Umgang mit raumbildenden Strukturen und dem verfeinerten Umgang mit Stahlbeton. Perrets Bauten blieben jedoch immer einem Klassizismus verpflichtet, der sich der Nüchternheit der klassischen Moderne verweigerte. Auch Le Corbusier war am Anfang seiner Tätigkeit von Auguste Choisys `Histoire d`architecture` geprägt und vertiefte dieses Wissen durch eine kurzzeitige Mitarbeit im Büro der Gebrüder Perret. Im Gegensatz zu Perret führte Le Corbusiers Obsession nach einem industriell ausführbaren Bauprinzip bereits früh zu einer for4


malen Reduktion, die Ihre Ausprägung im Prinzip des Maison Domino (1914) fand. Le Corbusier, der neben seiner Tätigkeit als Architekt auch als Maler und Publizist arbeitete, definierte mit seiner Aufsatzsammlung `Vers une architecture` (1923) eine Position, die Bauten der Architektur mit Ingenieurbauwerken und modernen Transportmitteln verglich, um so dem Anspruch an eine vollkommene Rationalität in Plan, und einer möglichen seriellen Ausführung gerecht zu werden. Als Rezept für die von ihm postulierte neue Ästhetik sind seine `cinq points de l’ architecture moderne (1927) zu verstehen, welche die Pilotis, den Dachgarten, die freie Grundrissgestaltung, die Fensterbänder und die freie Fassadengestaltung als Sprache der zeitgenössischen Architektur voraussetzen. In diesem Geist sind Wohnbauten wie die Maison La Roche (1928) oder die Villa Savoye in Poissy (1931) zu lesen. Mit dieser nochmaligen vertieften Beschäftigung mit dem Rationalismus möchten wir aufzeigen, wie unterschiedlich diese Maxime baulich umgesetzt wurde und welche Relevanz beide Positionen für die Architektur des 20. Jahrhunderts aufweisen. Wir tun dies, weil wir der Überzeugung sind, dass entwerfende Architekten und Architektinnen in der Beschäftigung mit der beruflichen Praxis und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den konkreten Bedingungen und Themen beeinflusst werden, die innerhalb des Fachdiskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der jüngeren Architekturgeschichte und ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes Feld, um die eigene entwerferische Tätigkeit zu reflektieren, und innerhalb des historischen Kontextes zu verorten. Das Semester wird in drei Abschnitte gegliedert: Zunächst erarbeiten wir uns mittels Lektüre und gemeinsamer Diskussion von Texten verschiedener Autoren, der Exkursion nach Paris und Inputreferaten einen Überblick sowie ein Vokabular, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen, und für unsere eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige, schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der dritten Phase werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. Im Fokus unserer Betrachtung steht die differenzierte Beschäftigung mit der Theorie und Praxis einer Generation von Architekten, welche die Themen und den Formenkanon des 20. Jahrhunderts stark prägten und bis heute als Fixpunkte der architektonischen Debatte dienen. Die für diesen Reader ausgewählten, komplett abgedruckten Arbeiten zeigen die inhaltliche und methodische Breite, mit der sich die Studierenden dem Thema genähert haben. Alle Beiträge – aus Platzgründen können meist nur die Abstracts wiedergegeben werden – verbindet das Interesse, das Thema aus heutiger Sicht auszuleuchten und relevante Positionen schweizerischer Prägung auch innerhalb des internationalen Diskurses zu lokalisieren. Wir danken allen Beteiligten für ihr grosses Engagement und ihre wertvollen Beiträge. August 2018 Oliver Dufner / Christoph Wieser 5


Studierende Ola Abdu / Irma Abdagic / Pepita Bernasconi / Miriam Giegerich / Gilles Guignard / Charlotte Hustinx / Fabio Isler / Nico Jenni / Ameer Kubba / Kushtrim Krasniqi / Guilherme Meier / Afifah Othman / Andrea Pfefferli / Dominic Roth / Lars Rumpel / Philip Schweizer / Elena Todorova / Barbara Zaugg

Vorträge Christoph Allenspach, lic. phil. Kunsthistoriker / Journalist Vortrag an der HSLU 'Der französische Rationalismus - Auguste Perret und Le Corbusier' Marcel Bächtiger, Dr. sc. ETHZ Vortrag an der HSLU 'Sehen im Maschinenzeitalter: Le Corbusiers Appartement Beistegui'

Seminarwoche Paris und Le Havre - Rationalisme structurel Begleitung Mario Rinke Kurzvortrag in Paris bei der Villa Hennebique über das "System Hennebique" und die Entwicklung des Stahlbetons

Gäste Schlusskritik Judit Solt, Dipl. Arch ETH, Fachjournalistin BR, Chefredaktorin TEC21 Ulrike Schröer, Dr. Dipl.-Ing. Arch., Prof. BFH-AHB Burgdorf

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Texte Lektüreseminar Seminar 1 Frampton, Kenneth. Auguste Perret: die Entwicklung des klassischen Rationalismus. In: Frampton, Kenneth (Hg.), Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte. Stuttgart 2004, S. 92-95. Frampton, Kenneth. Le Corbusier und der Esprit Nouveau 19071931. In: Frampton, Kenneth (Hg.), Die Architektur der Moderne. Eine kritische Baugeschichte. Stuttgart 2004, S. 130-139. Reichlin, Bruno. Für und Wider das Langfenster. Die Kontroverse Perret – Le Corbusier. In: Deplazes Andrea (Hg.), Architektur konstruieren. Vom Rohmaterial zum Bauwerk. Ein Handbuch. Basel 2005, S. 178-187.

Seminar 2 Le Corbusier. Leitsätze. In: Conrads Ulrich (Hg.), Le Corbusier 1922. Ausblick auf eine Architektur. Braunschweig 1982, S. 21-25. Perret, Auguste. Contribution à une théorie de l’architecture. In: Techniques et Architecture. Paris 1949, S. 108-109; dt. Übersetzung von Stefan Barmann.

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Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

FrĂźhlingssemester 2018 Von Irma Abdagic

9


Abstract

Im Rahmen des Semesterthemas Rationalismus in Paris von Auguste Perret zu Le Corbusier be asst sich die vorliegende Arbeit mit Le Corbusiers neuer archite tonischer Au assung des unbeschreiblichen Raums und deren msetzung in den Pavillons em s ouveau und Phili s s ird der Frage nachgegangen in ie ern besonders Fotogra ie durch unterschiedliche An endung die ahrnehmung eines Raums beein lussen ann ei der Anal se ird ert so ohl au die Art der otogra ischen echni en als auch die Scha ung des unbeschreiblichen Raums gelegt Dabei zeigt sich dass Fotogra ie enn sie durch Licht Farbe und lang unterst端tzt ird das Ph nomen des unbeschreiblichen Raums ausl sen ann

Vertie ungsarbeit Fr端hlingssemester 2018

Die Fotogra ie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau Ver asser Irma Abdagic Dienerstrasse 800 端rich Dozent Pro Dr liver Du ner Dr Christo h ieser

3

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Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

Lucerne niversit o A lied Sciences and Arts C SC L L R echni Archite tur echni umstrasse 21 0 8 or Master in Archite tur Fr端hlingssemester 2018 Datum 12 0 2018


Inhalt

1 2

inleitung Der unbeschreibliche Raum

10

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum

1

1 Pavillon des em s ouveau 1 1 1 Art der otogra ischen echni en 1 2 Scha ung des unbeschreiblichen Raums

1

2 Pavillon Phili s 1 8 2 1 Art der otogra ischen echni en 2 2 Scha ung des unbeschreiblichen Raums

22

Fazit

8

5

Literaturliste Abbildungsverzeichnis Anhang Redlich eitser l rung

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

0 2 33

11


Abb 1

6

12

Pavillon de em s ouveau lic au die Visualisierung der 4 Funktionen des neuen Städtebaus oben und Vergr sserung einer inderzeichnung unten

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


1

inleitung

1

Die Mitte der 1 0er ahre von Le Corbusier ormulierte S nthese der ünste bildete die rundlage ür die De inition eines neuen Raum onze ts das er als den unbeschreiblichen Raum L'Espace Indicible bezeichnete Der egri urde erstmals 1 in dem Arti el L'Espace Indicible in der eitschri t L’Archi2 tecture d’Aujourd’hui ubliziert ver endet der iederum 1 8 ins nglische 3 übersetzt urde und als in ührung seines Werkes New World of Space diente 4 5 S ter urde der gleiche e t 1 0 in Modulor 1 und 1 in Modulor 2 iederver entlicht und er eitert ereits in diesem Prozess der rogressiven Ausarbeitung dieses onze ts ist er ennbar ie Le Corbusier immer energischer onze tuelle Pr zision und Intensit t in der oetischen Sch nheit der Formulierungen suchte um der zu beschreibenden r ahrung gerecht zu erden auch enn diese in ihrem unsagbaren Chara ter er De inition einer eschreibung zu entgehen scheint nd vielleicht gerade eil diese Raumer ahrung so sch er in orte zu assen ist 6 ird dieser e t immer ieder umgeschrieben rotz seiner nbeschreiblich eit soll auch die vorliegende Arbeit den Versuch unternehmen dieses Raum onze t grei bar zu machen ereits nach 1 animierte Le Corbusier au der Suche nach eben ener ir ung des unbeschreiblichen Raums seine auten mit il e otogra ischer Vergr sserungen Dabei setzte er im Lau e seines Scha ens die unterschiedlichsten echni en ein von Foto Fres en über Collagen bis hin zur ro izierten berlagerung von Multimedia u dieser eit ver endete er Fotoabzüge auch um mit deren il e in üchern Ausstellungsent ür en und andde orationen mit den im unbeschreiblichen Raum er assten Resonanzen zu e erimentieren Dadurch urde Fotogra ie zu einem Instrument das die istenz einer einheitlichen Formens rache in seinem riesigen Scha en als Maler Archite t Stadt7 laner ildhauer und ra i er zu demonstrieren vermochte m das hema dieser Arbeit einzugrenzen ird der Fo us au den Pavillonbau gelegt da dieser egen seines tem or ren Chara ters es dem Archite ten erm glichte mit dem unbeschreiblichen Raum ausserordentlich zu e erimentieren Dabei erden der Pavillon des em s ouveau und der Pavillon Phili s anal siert Die Pariser Internationale eltausstellung von 1 hatte das Leitthema unst und echni im modernen Leben Le Corbusier und Pierre eanneret ent ar en da ür ein arbiges elt in dem einem breiten Publi um ortschrittliche st dtebauliche und archite tonische onze te mit bildnerischen Mitteln r sentiert urden 8 darunter viele eitr ge ür die CIAM

1

Vgl Von Moos 200

2

Le Corbusier 1

S

Le Corbusier 1

8 S

Le Corbusier 1

0 S

Le Corbusier 1

S 2 10 0

2

S 2 2

Le Corbusier selbst ar nicht mit der englischen bersetzung des egri s ine able s ace zu rieden aber die englische S rache besitzt ein assendes ort ie im Franz sischen nicht r schlug auch s ace be ond ords vor Vgl argiani und Rosellini 201 S 118 Die bersetzungen im Deutschen sind auch unstetig Am meisten genutzt ist der unbeschreibliche Raum aber in Modulor 1 und 2 bersetzungen von Richard erre urde er auch als der unsagbare Raum übersetzt Vgl 8

argiani und Rosellini 201

Vgl Rüb 201

S

S

0

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

13


Der Phili s Pavillon auch Le oeme electroni ue genannt urde 1 8 ür die rüsseler eltausstellung gebaut mit dem iel die neuesten r indungen und Produ te des modernen eitalters und zugleich die edeutung des elt eit t tigen onzerns zu re r sentieren Da ür hat Le Corbusier ein ele tronisches edicht in einer e ressiven zeltartigen onstru tion aus gebogenen Pro e tions l chen ent or en das eine Vorstellung davon erm glichte ie in u un t 9 auch ünstler die von Phili s ent ic elte echni nutzen nnten Die hese der vorliegenden Arbeit lautet Le Corbusier hat sich ab 1 0 au llig o t über die Fotogra ie ge ussert und sich ausgiebig der Mittel otogra ischer Inszenierungen bedient um einem Raum eine bestimmte ahrnehmung zu verleihen und eine ge ünschte ir ung zu erzielen Im Rahmen dieser Arbeit sollen die olgenden Fragestellungen beant ortet erden Aus elchen Vorstellungen heraus hat sich das onze t des unbeschreib lichen Raums ent ic elt ie ann der unbeschreibliche Raum in der Archite tur mithil e von Fotogra ie ver ir licht erden ie ann Fotogra ie als Mittel der ünstlerischen und gestalterischen msetzung im Pavillonbau ver endet sein ie erlebt man über die be usste ahrnehmung hinaus einen Raum und ie l sst sich die ge ünschte ir ung steuern Das iel der Arbeit ist ein Verst ndnis ür den unbeschreiblichen Raum und dessen msetzung im Pavillonbau zu ent ic eln und nachzuvollziehen elche Rolle Fotogra ie in diesem usammenhang s ielt un chst ird der egri des unbeschreiblichen Raums einge ührt m ihn vor allem in ezug au Le Corbusiers s tere Arbeit grundlegend er assen zu nnen erden auch einige in luss a toren au seine nt ic lung angeschnitten Darau au bauend erden z ei ausge hlte Pavillons aus dem ahr 1 bz 1 8 untersucht In einem ersten Schritt ird die Art der otogra ischen echni en betrachtet In einer z eiten vertie ten Auseinandersetzung geht es um die Scha ung des unbeschreiblichen Raums Dabei ird versucht eine gesamtheitliche etrachtungs eise au den Raum anzu enden um dessen ahrnehmung und rlebnis zu er assen Diese beinhaltet drei ntersuchungsthemen Raumgrenzen Raumfolge Raumgestalt

die durch ülle und Form des Pavillons bestimmt sind die die ahrnehmung des Raums durch e egung assbar macht elche in den rscheinungs eisen von Licht Farben und Material ihren sichtbaren und gestalterischen Ausdruc indet

Abschliessend ird durch den Vergleich der z ei auten der mgang mit der Fotogra ie im unbeschreiblichen Raum und deren in luss au die archite tonischen Absichten veranschaulicht

Vgl Le Corbusier und Petit 1

8

14

8 S

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


Abb 2

Pavillon Phili s ild ro e tion im Innenraum

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

15


2

Der unbeschreibliche Raum

er un t des Raum onze ts und die Rolle der Fotogra ie ach dem eiten elt rieg besch tigte sich Le Corbusier intensiv mit dem unbeschreiblichen Raum der ein S annungs eld z ischen dem Realen und dem Meta h sischen darstellt In dem olgendem itat aus einem Intervie von 1 1 erl uterte er seine altung zu und schritt eise esch tigung mit diesem neuen Raum onze t Ich bin der r inder des egri s unbeschreiblicher Raum der eine Realit t ist die ich im Lau e der eit entdec t habe erreicht

urde

ualit t der

enn es Per e tion erreicht hat indet ein Ph nomen

ir den unbeschreiblichen Raum nennen

beginnen diese das

er ein Ma imum an Intensit t

enn es die besten Pro ortionen hat und mit der besten

Aus ührung gemacht statt das

enn ein

rte zu strahlen Sie strahlen au

nnen

h sische

enn dies geschieht eise und bestimmen

as ich als unbeschreiblichen Raum bezeichne also einen Raum der nicht

von den Dimensionen sondern von der

ualit t seiner Voll ommenheit abh ngt

10

Der unbeschreibliche Raum stellt einen reativen Prozess dar den Le Corbusier als die Vibration z ischen der ir ung des er es Archite tur ildhauerei oder Malerei und der Rea tion der mgebung nde des immers entliche Pl tze oder Landscha t aus der eine sthetische motion er chst 11 de inierte Die Freisetzung sthetischer motionen ar die h chste Fun tion des Raums Le Corbusier ürdigte dass Maler des ubismus die r eiterung des Raums erreicht hatten indem sie eine vierte Dimension identi iziert hatten Ihm zu olge sei eine sorg ltig ontrollierte Raumer ahrung genau diese vierte Dimension die einen Augenblic unbegrenzten Ausstr mens bieten ann hervorgeru en durch einen ausserordentlich genauen leich lang der ver en12 deten bildnerischen Mittel Le Corbusier ührte die theoretischen eitr ge des ubismus zum Raumbegri eiter und ging dabei sogar au Albert insteins Relativit tstheorie ein Diese setzt die istenz einer untrennbaren inheit von Raum und eit voraus deren variable Dimensionen durch s ezielle reignisse von Fall zu Fall bestimmt erden Somit scheint das Ad e tiv unbeschreiblich ange endet au den Raum ein S non m ür das von instein ver endete 13 Ad e tiv relativ zu sein In Le Corbusiers aus be and sich eine z ei Meter breite and die unter idealem Lichtein all stand und an die er regelm ssig seine ilder h ngte ines ages in einem sehr r zisen Moment sah ich den unbeschreiblichen Raum vor meinen Augen ir lich eit erden die and mit ihrem ild ent altete sich ins 14 r stellte Freunde und esucher au die Probe ob sie bemer en renzenlose ürden dass das ild nachdem es eine eile gehangen hatte l tzlich eggenommen orden ar as blieb ar nur noch eine and von z ei Metern eine 15 elende leine and Man urde nachden lich Le Corbusier er annte dass der unbeschreibliche Raum eine lüchtige sub e tive Mani estation ist die eitgehend von der ahrnehmung des etrachters unabh ngig ist r ist eine m indung die in bestimmter eise durch den illusorischen Raum des ildes in

10

16

10

Le Corbusier 1

1 S

11

Le Corbusier 1

0 S

1

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Le Corbusier 1

S

2

1

Vgl

1

Le Corbusier 1

S 2

1

Le Corbusier 1

S 2

argiani und Rosellini 201

S

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


Verbindung mit realem Raum und Licht hervorgeru en Im Modulor 2 erl uterte Le Corbusier seine s rgründung dieses Raum onze ts

erden ann

tere r enntnis in ezug au die

Ich sehe in der Rüc schau der ahre dass meine ganze geistige enbarung des Raumes gerichtet seelisch sondern auch h sisch

tig eit au die

ar Ich bin ein Mensch des Raums nicht nur 16

Die ersten S uren eines solchen illusorischen Raums lassen sich schon in Le Corbusiers uristischen em lden er ennen Für Le Corbusier ar die uristische Malerei eine ntersuchung der visuellen elt die au eine al ulierte Rea tion des etrachters ausgerichtet ar und st ndig au den A t des Sehens 17 au mer sam machte m eine S m honie der m indungen im etrachter zu erreichen haben Le Corbusier und Am d e zen ant eine allgemeine rammati der Sensibilit t ent ic elt die ihr Postulat au neuen r enntnissen der ti 18 und ahrnehmungs s chologie basierte Das uristische em lde ist in Segmente mit gleichen in eln unterteilt und enth lt Linien die die Augen 19 be usst zu den em indlichsten Pun ten ühren

Abb. 3. Nature morte verticale Le Corbusier 1 22

Abb. 4. Nature morte à la pile d'assiettes Le Corbusier 1 20

Abb

Le Corbusiers em lde mit Regulierungen

1

Le Corbusier 1

1

Vgl

18 1

aegele 1 Vgl

S 2

o er 2011 S 28 S

o er 2011 S 28

17


Die esetze die die uristische Malerei bestimmten urden vor allem in Le Corbusiers s terer Archite tur au otogra ische ilder ange andt ereits ab 1 20 als Reda teur von L'Esprit Nouveau urde Le Corbusier ein erte Ăźr ric s und visuelle orts iele zur D namisierung und Verein achung der ilder 20 die seine Arti el begleiteten

Abb

Retuschierte Fotogra ie der Villa Sch ob ver entlicht in L s rit ouveau lin s und original Fotogra ie rechts

Im eiteren Verlau setzte er sich 1 2 in seinem er Vers une architecture damit auseinander ie Fotogra ien die ahrnehmung eines e tes beein lussen nnen nter anderem urden durch bildha te Rhetori sch ache eschreibungen vermieden Das uch r sentierte dem Leser eine neue ilds rache und bestand darau dass er sehen lernte auch das as o t nicht sichtbar ar 21 Sehen sollte eine r ahrung sein die man s Ăźren onnte

Abb

ei Innenseiten von Vers une Architecture

20 Vgl Von Moos 200 21

18

12

aegele 1

S

0

S 8

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


Im egensatz zum rein i tiven Medium der Malerei des Purismus geniesst die Fotogra ie allerdings ein rivilegiertes Verh ltnis zur Realit t Sie re r sentiert den realen Raum und ist gleichsam selbst eine Inszenierung des Raumes Die Fotogra ie onnte ie ein anderes Medium das ge ünschte esen der 22 Archite tur sichtbar machen 1 nach einem ahrzehnt in dem Le Corbusier 23 sich den de orativen ünsten in der Archite tur hartn c ig idersetzte gestaltete er dann den PavilIon Suisse mit einer Foto Fres e die eine Art iders rüchlichen und illusorischen Raum verursachte Die Foto Fres e ührte eine visuelle rdnung ein die im iders ruch zu dem durch das eb ude selbst gescha enen Raum stand und onnte als eine ganz andere Art von De oration angesehen erden u dieser eit erm glichte der technische Fortschritt die Vergr sserung von Fotogra ien au eine nie dage esene r sse und erlaubte sogar das 24 dire te Au tragen von Fotogra ien au eb ude l chen

Abb 8

Pavillon Suisse Foto Fres e im Salle courbe

Abb

Pavillon Suisse Foto Fres e von der ingangshalle aus gesehen

Im Anhang be indet sich eine eitleiste die noch einmal einen om rimierten berblic über die ntstehungsgeschichte des unbeschreiblichen Raums erm glicht s soll dargestellt erden au elche heorien sich Le Corbusier ann stützte und ie sich seine Au assung im Lau e der eit ver ndert hat as schlussendlich zur nt ic lung des onze ts des unbeschreiblichen Raums ührte

22

aegele 1

S 108

2

Vgl

azelaar und De

2

Vgl

erschdor er und

eer 201 S 2 mst tter 2012 S 8

19


3

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum

1 Pavillon des em s ouveau 1 1 Die ange endete Fototechni Im Pavillon des em s ouveau urden in usammenarbeit mit ünstlern und Archite ten der CIAM France 1 hemen au rund 1 00 m Fl che mit einem 25 um angreichen ild rogramm abgehandelt Mit lic au intensive ir ungen und unmittelbare Verst ndlich eit enthielt die multimediale rossinstallation Modelle und ünstlerische S ul turen l chen üllende Collagen vergr sserte inderzeichnungen aussage r tige S mbole und la ative Slogans so ie andta eln um st dtebauliche Szenarien und t ologische Diagramme die 00 26 ir ungsvoll urde anhand einer ahre augeschichte beschrieben zu zeigen solchen archite tonischen Promenade eine Art begehbares uch gescha en in dem orte und ilder zu nden urden Fotocollagen als eines der Medien einzusetzen ar in vielerlei insicht er e t ür Le Corbusiers Verbindung von moderner echni und unst Sie onnten schnell und ostengünstig hergestellt erden und ihr grosser m ang hatte eine star e und um assende visuelle ir ung Für die Ausstellung schu Le Corbusier insbesondere z ei grosse Fotocollagen Die Vorlagen ür sie urden zu dieser eit otogra iert vergr ssert au olz27 latten au ge lebt und mit Farbe erg nzt Die erste hiess L’Esprit de Paris das ahre esicht von Paris und bestand aus Fotogra ien der archite tonischen und s ul turalen Den m ler der Stadt Le Corbusier beabsichtigte die esucher von seinen radi alen u un ts l nen ür Paris zu überzeugen indem er sich au vergangene Re onstru tionen und grosse Den m ler durch geschic te Anordnung und earbeitung der Fotogra ien bezog

Abb 10

20

lic au die Collage L s rit de Paris

2

Vgl

2

Vgl Rüb 201

erschdor er und

2

Vgl

S

mst tter 2012 S

0

erschdor er und

mst tter 2012 S

0


Die z eite om osition ar eil der plastischen Visualisierung der 4 Funktionen des neuen Städtebaus Die ru e um asste ausser Le Corbusiers Collage Habiter om ositionen von Leon ischia und Lucien Mazenod Recréer 28 Fernand Leger Travailler und eorges au uier Transporter Au seiner Collage von mal 1 Metern evozierte Le Corbusier ein neues ohnviertel o die inder s ielen o die ungen Frauen umherstrei en o S ortler am Fusse der eb ude trainieren und in Par s die der Stadt laner zum Müssiggang 29 ent or en hat Die Fotomontage zeichnete sich durch ein au lliges echsels iel z ischen den schar en ers e tivischen Formen der eb ude und den eichen urven von ol en und Vegetation aus In der lin en c e be and sich eine ruhige heimische Szene die sich eines ildes von Le Corbusiers Pariser ohnung bediente ier sassen Figuren beim Lesen und Rauchen in einer ents annten Atmos h re hrend beruhigende urven rmige ol en vor dem Fenster sch eben Die Collage ar eine s mbolische Visualisierung von seinem Ideal eines a tiven Lebensstils im Freien das der modernen oche und ihrer Archite tur ents rach

Abb 11 Collage Habiter

Abb 12

ohnen

nt ur Vorbereitungszecihnung ür die Collage Habiter

28 Vgl 2

1

erschdor er und

Le Corbusier 1

mst tter 2012 S

8 S 110

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

21


1 2 Scha ung des unbeschreiblichen Raums Raumgrenzen Der Pavillon des em s ouveau bestand aus einer dreist c igen mit elttuch bes annten P lon und Seil onstru tion die von einem S stem aus abeln und Stahlmasten getragen urde s ar eine le ible onstru tion die eine usserst reie es ielung des Raums in der Fl che und in der he erm glichte Die Leichtbau eise ar zudem ostengünstig und schnell zu errichten as durch mangelnde Finanzierung und eitdruc not endig ge orden ar leichzeitig demonstrierte sie den Stand der echni ür tem or re auten eil der Pavillon 30 eigentlich als anderausstellung ge lant urde r onnte nach edar ge altet und ieder angehoben erden Der Pavillon ver r erte die ssenz eines unst er s das überall iederholt re onstruiert erden onnte Letztendlich ist der iederau bau edoch nicht er olgt

Abb 1

Ansicht der

au t assade

Abb 1

Fle ible Rahmen onstru tion und odenvera erung

Durch die aussenliegende rag onstru tion mit Sto bes annung und deren iligranen aber durchaus raumgrei enden Abs annungen hatte der Pavillon eine 31 subtile irreale Pr senz au dem el nde Das eb ude zeichnete sich durch eine besondere bereinstimmung von ülle und Raum aus as verdeutlichte dass Archite tur von ihrer usseren ülle und nicht durch einen materiellen ern bestimmt erden ann Der ontrast z ischen den starren undurchsichtigen a eln der Ausstellung und der Abstra theit einer sch er assbaren ülle die die sich be egenden Schatten und den ind einer Aussen elt ein ngt und s ürbar macht trug zu ihrer überraschenden ir ung in der esamtinszenierung bei

Abb 1

22

Schnitt durch den Pavillon und die Ausstellungsebenen

0 Vgl Rüb 201

S

0

1

S

0

Vgl Rüb 201


Abb 1

ingangstĂźr des Pavillons oder au t assade mit ingang

Abb 1

Die aussenliegende rag onstru tion mit Sto bes annung

1

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

23


Raum olge Abb 18

Abb 1

rdgeschoss

1

bergeschoss

in scheinbar sch ebendes lügelartiges Vordach in der Mitte der Fassade mar ierte eine gigantische Drehtür durch die man ins Innere des eb udes gelangte Die elt onstru tion erm glichte einen stützen reien rundriss der in verschiedene onen unterteilt und durch einen eg aus Ram en und Plattormen erschlossen urde Dem esucher er neten sich so in urzer Ab olge in und e trovertierte Raumsituationen die so ohl zur Detail ahrnehmung 32 au orderten als auch über Fern ir ung ver ügten enn man eine der Ram en hinau ging am man an ildern und nt ür en vorbei die die sechshundert hrige eschichte des rbanismus illustrierten Der esucher onnte so ohl die Pl ne und die ertigen Arbeiten von Le Corbusier und seinen ollegen als auch 33 die rgebnisse anal tischer Arbeit an St dten au der ganzen elt sehen Statt eines enz lo dischen berblic s über den rbanismus verdeutlichte er anhand von Stich roben M glich eiten die der moderne rbanismus bietet und überliess es dem etrachter die not endigen F den zusammenzuziehen hrend der esucher die Ram e eiter hinau stieg urde er tie er in diese hemen hineingezogen s gab eine geschic te orrelation z ischen der eigenen Position au der Ram e und der ie e der osition und des Verst ndnisses

Abb 21 R umliche rganisation der ün zehn hemen des Pavillons

Abb 20 2

bergeschoss

Vergr ssert und als and eingesetzt ührten die Collagen einen eiteren Raum in die Archite tur ein einen illusorischen Raum der dem realen Raum der eltstru tur iders rochen hat Das e egen durch ihn ar ie ein S aziergang durch die Seiten eines ilderbuches Der S aziergang urde im uch Des Canons, des Munitions Merci! Des logis . . . S.V.P.! ? einge angen o die Fotogra ien der Pavillon nde die Seiten des uchs bildeten und der Pavillon dadurch ortbestand

2 Vgl Rüb 201 33 Vgl

24

S

0

erschdor er und

mst tter 2012 S

0


Abb 22

Abb 2

1

itelseite von Des Canons Des Munitions Merci Des Logis S V P als grosse Collage

au tachse der z eiten tage mit den Panels zu ohnen und Freizeit

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

25


Raumgestalt hrend die Dachbes annung aus durchscheinender Lein and di uses Licht ein allen liess bestanden die Aussen nde aus verschieden olorier ten Sto bahnen die insbesondere im Inneren eine Vielzahl arbiger Atmos h ren erzeugten Diese Pol chromie ar durch eg unge hnlich lebendig mit nden in tie em Rot rün Dun elgrau und lau das Dach und der iesboden hatten indes unterschiedliche elbt ne esonders bemer ens ert ar die S mboli der Farbgestaltung hrend die drei Panels in eiss rot und blau an der Aussenseite als eine ommage an die ranz sische ricolore zu verstehen sind stand der rote Porti us stellvertretend ür die rrungenscha ten der Vol sront Das gelbe Dach verlieh des eiteren dem Ausstellungsraum darunter das 34 Licht eines zu ün tigen goldenen eitalters

Abb 2

Veranstaltungsbereich im Pavillon

Die Pol chromie urde von Le Corbusier schon in seinen rüheren er en als ein er zeug der Raumgestaltung angesehen aber hier trug er zum ersten Mal Farbe au das ganze eb ude au Dadurch betonte er seinen emotionalen As e t und argumentierte dass die Ver endung solcher Farben Freude verursache die das Interesse des esuchers durch die Pr sentation seiner urbanistischen nt ür e au recht erhalten ürde In diesem usammenhang sagte Le Corbusier Farbreichtum ist Freude verleihen

Die

eine ge isse ein ntzüc en

ir dachten uns dem Pavillon mittels Farbe Reichtum zu

ahl der ge altig r tigen a geradezu rohen Farbe re r sentiert

nver rorenheit Das Resultat

in eulenschlag gegen die esucher

35

Das Dach des Pavillons ar eine zusammengesetzte urve Diese liessende Form und die erg nzte Leucht ra t des arbigen Lichts l sten ein e ühl der n ir lich eit aus Die Atmos h re und die illusorischen m indungen die im Pavillon em s ouveau durch die s chische ir ung der Farben hervorgeru en urden zeigten das Potenzial einer An endung der unst au die Archite tur Die Atmos h re selbst ar die Farbe

Vgl Fram ton 2001 S 1 2 35 Le Corbusier 1

20

26

8 S 2

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


Abb 2

21

Lein nde in blau eiss grĂźn und rot bilden die Ăźlle der Fassaden

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

27


2 Pavillon Phili s 2 1 Die ange endete Fototechni eim Pavillon Phili s gelang es Le Corbusier verschiedene ünstlerische usserungen die mit den Sinnen orres ondieren zu einem multimedialen esamtunst er zu vereinen r nannte es Poème électronique ele tronisches edicht und damit einher gingen Film Licht Musi und schliesslich die Archite tur Le Corbusier selbst arbeitete am visuellen eil des ele tronischen edichts Dieser beinhaltete eine im Pavillon gestaltete Lichtschau aus assoziativ zusammengestellten Sch arz eiss Fotogra ien die von Licht und Farb ro e tionen 36 nter seiner Leitung ent ar Iannis ena is das onze t überlagert urden und die eometrie des eltausstellungsgeb udes hrend der om onist dgard Var se ür den a ustischen eil verant ortlich ar Var se zusammengestellte ein r umliche Musi stüc das au drei onb ndern au genommen und die lang ro e tion au 2 Lauts recher verteilt urde Dies 37 erzielte den e t dass sich die l nge scheinbar im Pavillon be egen Die Musi und das ildmaterial urden allerdings in einer eise s nchronisiert Aber nicht nur die Licht und langinszenierung von Le Corbusier und dgar Var se ar ür das Verh ltnis von Archite tur und Musi von edeutung sondern auch die ussere Form des Phili s Pavillons ena is hatte da ür die ontinuierliche e egung der lang olgen in die durchgehende mhüllung des Phili s 38 Pavillons über ührt Le Corbusier ent ar das Drehbuch ür ein siebenteiliges ele tonisches edicht das au einem Abriss der nt ic lungsgeschichte der Menschheit von der Pr historie bis in die 1 0er ahre hinein basierte und mit einem Ausblic au eine m gliche u un t schloss Die ilmische rz hlung bestand aus sieben et a 1 minütigen Abschnitten die durch eine urze Dun elheit voneinander getrennt aren und au die ge rümmten nde des Pavillons ro iziert urden ei den von Le Corbusier ausge hlten ildern handelte es sich ast ausschliesslich um statische 2D Fotogra ien von uellen z aus dem Mus e de l omme dem 39 Mus e P dagogi ue und der American Librar Die ombination von ele tronischem edicht und Pavillon ar Ausdruc von Le Corbusiers Vorstellungen von der S nthese der ünste Aber in diesem Fall beschr n te er sich nicht nur au die Archite tur und die bildenden ünste sondern legte auch be usst ert au Musi und Film Die ge altige von Le Corbusier gescha ene Fres e und die m chtige ondichtung von dgar Varese m gen den uschauer ver irren Sie stellen edoch o ensichtlich unleugbare sch

erische und ür die u un t verheissungsvolle r te dar

Schmerzens ung rau eine Muschel ein Chirurge und dann inder egenst nde

in eindruc svolles allett von Farben

ine

esichter

nen und ildern umringt

den uschauer von allen Seiten Sie be inden sich im Mittel un t eines totalen Abb 2

Schaus iels

Aus ahl von ildern Se uenz 2 und

36 Vgl

ine neue S rache ist im

reib und Felciano 1

S

Vgl Le Corbusier und Petit 1 8

ienz 1 Vgl

8 S

azelaar und De

eer 201 S 1

0 Le Corbusier und Petit 1

28

8 8 S

8 S 10

erden

40


Abb 2

ild aus Se uenz alle Menschen

Abb 28

ild aus Se uenz 2 Materie und Geist

FĂźr


1 2 Scha ung des unbeschreiblichen Raums Raumgrenzen

Abb 2

Fassade des Phili s Pavillons

Le Corbusier ollte eigentlich einen Pavillon ent er en sondern ein e ss ür das ele tronische edicht das den Inhalt eine Sch ung der euzeit 41 darstellen sollte r ent ar es als leere Schale in der alle technischen Installationen untergebracht urden um Ausdruc smittel ie Farbe Licht Form und ild mit on zu einem anzen verschmelzen zu lassen s entstand eine e ressive zeltartige onstru tion aus gebogenen Pro e tionsl chen die aus einer Reihe mathematisch erzeugter ber l chen h erbolischen Parabeln und onoiden gebildet urden Diese Fl chen aren zu dieser eit nicht nur in ezug au die Stati und die lastizit tstheorie dünner Schalen untersucht sondern auch in Form von verschaltem Stahlbeton ver ir licht orden allerdings nur zur edachung oder zum errassenbau Sie aren nie zuvor s nthetisch als ein anzes ohne verti ale nde und ohne ihrer atur idrigen S elettbau ange endet orden In dieser insicht ar der Pavillon das erste selbsttragendes eb ude dessen Stru tur und Form nur au h erboli42 schen Parabeln und onoiden aus vorges anntem Stahlbeton beruhte m den indruc einer sch ebenden Raumstru tur zu er ec en urden die etonlatten mit einem silber arbenen Anstrich versehen

Abb

0 Draht und rittmodellarbeit in der earbeitungshase 1

Abb 1 Arbeiter die beim au des Pavillons au Stützdr hten balancieren

Die onve und on av ge rümmten Fl chen urden ent or en um durch Licht und on Re le tionen echselnder Intensit t den Raum zu entgrenzen lassische lemente ie Di erenzierungen von and und Dec e urden ebenso enig ange endet ie seitliche m assungen oder r umliche Abschlüsse Dadurch urden die Raumgrenzen ür das Auge nicht mehr eindeutig assbar und der Raum erschien unendlich Die Au gabe der eb udehülle bestand darin die m elt auszuschliessen und den Innenraum abzugrenzen und zu verduneln Der Raum urde nicht mehr rim r durch seine m assungs nde de iniert sondern vielmehr durch immaterielle ualit ten ie Licht lang und ild Der Pavillon ar ein ichtiger Fa tor ür die Per ormance r hatte nicht die traditionelle Form eines Auditoriums mit einem ühnenbereich sondern das Publi um ar umgeben von dem S e ta el Die ellen rmigen nde der Stru tur gaben der visuellen Szene eine seltsame zus tzliche Dimension die durch den lang verst r t urde

1

Vgl

argiani und Rosellini 201

2 Vgl Le Corbusier und Petit 1

S 8 S 2


Abb

2 Aussenansicht des Phili s Pavillons

Abb

Louis al Le Corbusier und dgard Var se vor dem Phili s Pavillon


Raum olge Den rundriss des Phili s Pavillons de inierten z ei zueinander verschobene Schalen deren in und Ausg nge an den gegenüberliegenden Seiten ein reibungsloses in und Austreten aus dem ele tronischen edicht ür eine gr ssere Anzahl von esuchern erm glichten Le Corbusier beschrieb den Phili s Pavillon als einen Magen der 00 uh rer uschauer au nimmt und sie 43 am nde der Au ührung automatisch ausscheidet Durch diesen Au bau urden die e egungen im Raum gesteuert di erenziert und inszeniert Die esucher hatten das ele tronische edicht au einer Minuten genau berechneten Strec e zu erleben ei Minuten aren ür das etreten und Verlassen des Pavillons vorgesehen und acht ür seine Durch uerung Als das Publi um den Innenraum betrat und sich gleichm ssig au die innere Fl che verteilte urde ein z eiminütiges bergangsstüc von ena is om oniert ges ielt ge olgt von der Verdun elung des Raumes und dem eginn der achtminütigen 44 Musi und Lichtsho Durch diese Art der Promenade be egten sich die esucher entlang einer ge undenen Route die ein unmittelbares ahrnehmen des Ausgangs verhinderte Dadurch ar man o man auch hinsah v llig eingehüllt von ildern Licht und lang

Abb

aldassarre Peruzzi Rom St Peter Florenz izien

reib und Felciano 1 Vgl

32

S 1

argiani und Rosellini 201

S

8


Abb

onze ts izze zur nt ic lung der Pavillongeometrie

Abb

rundriss und D Diagramm des Phili s Pavillons

33


Raumgestalt Abb

Diagramme zur vollst ndigen Darstellung von Farben und Pro e tionen

Für dieses Pro e t arbeitete Le Corbusier viel mit Farben r ar überzeugt dass Farbe nicht nur s chologisch und h siologisch au den etrachter ein ir t 45 sondern auch dass er mit ihnen bestimmte e te rovozieren onnte Mit il e von Dia A araten elche durch be egliche Farbscheiben sich ver ndernde Farb lec en au die nde ro izierten urde ein imagin rer Raum ver ir licht Farbige Lam en und Leuchtsto r hren simulierten di erenzierte Lichtszenarien ie den agesverlau mit Morgenr te Sonnenuntergang Sternen oder litzen eitere Illusionsr ume urden von Pro e tionen otogra ischer ilder erzeugt e egliche ilder die über vier Filmvor ührer mit il e von S iegeln im Raum verteilt urden unterstrichen den Chara ter der r umlichen 46 Imagination Durch die mit einer rümmung ent or ene ber l che ir ten die Pro e tionen dreidimensional udem erschienen au diese eise einige eile des ildes auch unschar odurch ieder eine Illusion entstand ine La ine von o tischen und a ustischen vorüber und verleiht bis in die leinste Moment zuvor noch leblos scheint

e ten str mt acht Minuten lang

ische einem Raum Leben der einen

47

b ohl es 1 8 schon Farb ilm gab aren alle ilder im ele tronischen edicht sch arz eiss nabh ngig von diesen urden allerdings Farben von z ei Pro e toren ro iziert Dadurch onnte die Farbe als eigenst ndiges unststo element ir en Farbe urde um ihrer selbst illen eingesetzt ohne andere 48 edeutung als die Farbe selbst Die Regel l chen urden au diese eise von einer sich ver ndernden Szenerie arbiger Licht ro e tionen bestrahlt ede Farbe sollte eine bestimmte Stimmung im Moment der Pro e tion der Sch arz eiss ilder erzeugen m das ele tronische edicht abzuschliessen liess Le Corbusier z ei S ul turen au h ngen eine mathematischen rs rungs die andere eine eibliche Figur eide urden dan ihres luoreszierenden Anstrichs der au V Strahlung reagiert in das S iel aus Licht ro e tionen einbezogen obei sich die Farbe der 49 beiden S ul turen nderte

Abb

8 Le Corbusiers S izze der au gehenden Sonne 1

Le Corbusier ver endete abstra te lemente um eine Rea tion zu erzeugen Das Virtuelle urde in einen h sischen Raum hinein ro iziert und eine Verbindung von digitalen mgebungen erzeugt bei denen der visuelle a ustische Raum mit dem materiellen rt verschmilzt Au diese eise gelang es ihm das Publi um so ohl im rtlichen Sinne als auch emotional zu be egen indem es an einem S e ta el aus Licht on und ildern teilhatte

Vgl

ever 201

S 118

Vgl

ever 201

S 11

argiani und Rosellini 201 8

azelaar und De Vgl

34

28

S

8

eer 201 S 1 1

reib und Felciano 1

S

8

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


Abb

S eletth nde ro iziert in rotes Licht

Abb

0 Verschiedene ilder aus dem Film Ăźberlagert mit dem ro izierten arbigen Licht

35


Fazit

Die Idee z ischen unst und Archite tur eine S nthese herzustellen besch tigte Le Corbusier schon vor seinen Pro e ten ür die eltausstellungen anz besonders deutlich urden seine diesbezüglichen emühungen und sein egri des unbeschreiblichen Raums in dem er seine Archite tur in die elt der visuellen ünste ein ührte Die Pavillons des em s ouveau und Phili s aren Resultat einer engen usammenarbeit z ischen Archite ten ünstlern und Ingenieuren die ein neues Ausdruc smittel ver endeten und zur enbarung einer neuen unst ührten die die echni der eit zelebrierte ine berlagerung unterschiedlicher ünstlerischer Medien urde so gestaltet dass sie eine besondere Atmos h re und ein e ühl schu en das den etrachter ganz in die r ahrung eintauchen l sst Im em s ouveau setzte Le Corbusier sich zum iel den esucher mit lebha t r sentiertem ild und e tmaterial zu über ltigen hrend er dies im Phili s durch eine r umliche on und ild ulisse erreichte eim Pavillon des em s ouveau diente die eltausstellung als Ausl ser ür eine ausserge hnliche Darstellung otogra ischer ilder Die Collagen ombinierter ilder inszenierten archite tonische R ume die dann in den realen Raum des Pavillons gestellt urden Die Atmos h re und die illusorischen m indungen die im Pavillon em s ouveau hervorgeru en urden urden im Phili s Pavillon noch er eitert Die uschauer im Phili s Pavillon aren in den i tiven Raum aus Licht lang und eit getaucht Inz ischen ar ersichtlich ge orden dass die von Le Corbusier angestrebte S nthese der ünste allm hlich ihre edeutung nderte Sie beschr n te sich nicht mehr nur au o tische ahrnehmung sondern versuchte das rlebnis des Raums auch durch andere Sinne in die immer ieder echselnden Formen seiner Archite tur zu übersetzen Die eziehung z ischen Innen und Aussen beein lusste star die ahrnehmung des Raums beider Pavillons Das ussere urde nur durch ein erüst gebildet hrend eigentlich nur das Innere Daseinsberechtigung hatte Die immaterielle te tile ülle vom em s oveau integrierte Licht Schatten und ind in die Rauminszenierung Im egensatz dazu neutralisierte die eb udehülle die m elt mit ihren er uschen und elichtungen die den Pavillon Phili s umgab um den Innenraum abzugrenzen und zu verdun eln Der Raum urde nicht mehr rim r durch seine m assungs nde de iniert sondern vielmehr durch immaterielle ualit ten ie ild Licht und lang Die eleuchtung in den Pavillons urde so berechnet dass sie einen grossen in luss au die r umliche r ahrung des etrachters hatte Mit dem nterschied dass im Pavillon des em s ouveau das Farbens iel durch ein allendes ageslicht ausgel st urde hrend die R ume im Pavillon Phili s in ihrer ganzen Farbig eit durch die Pro e tion ünstlichen Lichts zu erleben ar Im Pavillon des em s ouveau erlaubten Ram en und erh hte Platt ormen den esuchern nderungen in der ahrnehmung der R ume durch au steigende e egung und verschiedene lic in el zu erleben ingegen ar die Durch uerung des Phili s Pavillons au die Se unde genau berechnet und liess dem esucher nicht so viel Freiheit

0

36

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


usammen assend l sst sich eststellen ie sehr sich Le Corbusiers ahrnehmung und die Vermittlung seiner Archite tur in einer eits anne von z anzig ahren ge andelt hat Innen nde aren ilder zuerst aus Farbe orten und schliesslich aus Licht und on Der von ihnen erzeugte Raum ar nicht mehr nur visuell sondern auch a ustisch F端r Le Corbusier urde das eb ude mehr und mehr zu einem Instrument das eine v llig i tive mgebung rovozierte und zu einer Archite tur von l端chtigen aber immer esentlichen lementen 端hrte Farbe Licht ild Raum und eit enn die otogra ische Inszenierung zur Archite tur urde urde die Archite tur zu einem Ph nomen

Abb 1 Le Corbusiers S mbol 端r den unbeschreiblichen Raum

1

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

37


5

Literaturliste

I Peter 1 8 Le Corbusier und die Musi iesbaden Vie eg eubner R M Christine 2011 Le Corbusier omme de Lettres e or Princeton Architectural Press FRAMP enneth 2001 Le Corbusier or hames udson

e

RSC D RF R athalie und Lada MS R 2012 Le Corbusier und die Macht der Fotogra ie erlin Deutscher unstverlag SLI ernhard 1 0 S nthese der ünste bei Le Corbusier In Das er Archite tur und unst L oeuvre architecture et art S 28 288 L C R SI R 1 8 Des Canons Des Munitions Merci Des Logis S V P Monograhie du Pavillon des em s ouveau a l osition Internationale Art et echni ue de oulogne Architecture d Au ourd hui L C R SI R 1 L s ace indicible In L Architecture d Au ourd hui S 10 orld o S ace

e

L C R SI R 1 0 Der Modulor Darstellung eines in Archite tur und echni allgemein an endbaren harmonischen Masses im menschlichen Massstab Stuttgart Deutsche Verlags Anstalt L C R SI R 1 von Modulor 1 von 1 Verlags Anstalt

Modulor 2 Fortsetzung 8 Stuttgart Deutsche

L C R SI R und ean P I 1 8 Le o me lectroni ue Le Corbusier rüssel Sauchier L C R SI R 1 1 etais venu ici L Architecture d Au ourd hui S

In

A L Daniel 201 ouch M A is Vers une Architecture be ore L es ace indicible a ter In Ruth A M IS R rsg hat Moves s Le Corbusier and Asger orn in Art and Architecture ürich Scheidegger S eiss A S 28 8 A L Daniel 1 Photogra hic illusionism and the ne orld o s ace In A D RS elene arne R S und homas IR SMI rsg Le Corbusier Painter and Architect L stru Linde r S 8 118 R Christine 201 e leidungstheorie Pro e t Pavillons des em s ouveau von Le Corbusier Pierre eanneret In Arch ausendundeine heorie S 0 R I Marc und Richard F LCIA 1 S ace Calculated in Seconds he Phili s Pavilion Le Corbusier dgard Varese e erse Princeton niversit Press A LAAR ees und an de R 201 From armon to Chaos Le Corbusier Var se ena is and Le o me lectroni ue Amsterdam Duizend en en itgeveri

2

38

M S Stanislaus 200 Le Corbusier lements o S nthesis Rotterdam I Publishers V R Peter 201 Inside Le Corbusier s Phili s Pavilion A Multimedial S ace at 1 8 russels orld s Fair Rotterdam nai010 ublislishers

AR IA I Roberto und Anna R S LLI I 201 ton rut und der nbeschreibliche Raum 1 0 1 ber l chenmaterialien und die Ps cho h siologie des Sehens onn V ild unst

L C R SI R 1 8 e or Re nal itchcoc

V

Die Fotografie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier


6

Abbildungs verzeichnis

Abb 1 Pavillon de em s ouveau lic au die Visualisierung der Fun tionen des neuen St dtebaus oben und Vergr sserung einer inderzeichnung unten Aus erschdor er und mst tter 2012 S 88 Abb 2 Pavillon Phili s ild ro e tion im Innenraum Ver ügbar unter htt s nicholasdingman iles ord ress com 201 0 board 10 0 2018

g

Abb ature morte verticale Le Corbusier 1 22 Aus Von Moos 200 S 2 Abb ature morte la ile d assiettes Le Corbusier 1 20 Aus Von Moos 200 S 2 8 Abb Le Corbusiers em lde mit Regulierungen Aus aegele 1 S 8 Abb Retuschierte Fotogra ie der Villa Sch ob ver entlicht in L s rit ouveau lin s und original Fotogra ie rechts Ver ügbar unter htt s adt1 1 ord ress com 201 11 2 theor ma ing in architecture 08 0 2018 Abb ei Innenseiten von Vers une Architecture Ver ügbar unter htt s issuu com tari hala docs corbusier le to ards a ne architec 08 0 2018 Abb 8 Pavillon Suisse Foto Fres e im Salle courbe Aus erschdor er und mst tter 2012 S 8 Abb Pavillon Suisse Foto Fres e von der ingangshalle aus gesehen Aus erschdor er und mst tter 2012 S 8 Abb 10 lic au die Collage L s rit de Paris Aus erschdor er und mst tter 2012 S 0 Abb 11 Collage abiter ohnen Aus dor er und mst tter 2012 S

ersch-

Abb 12 nt ur Vorbereitungszecihnung ür die Collage abiter Aus erschdor er und mst tter 2012 S Abb 1 Ansicht der 201 S 2

au t assade Aus Rüb

Abb 1 Fle ible Rahmen onstru tion und odenveran erung Aus Rüb 201 S 2 Abb 1 Schnitt durch den Pavillon und die Ausstellungsebenen Aus Rüb 201 S 2 Abb 1 ingangstür des Pavillons oder au t assade mit ingang Aus Rüb 201 S 1 Abb 1 Die aussenliegende rag onstru tion mit Sto bes annung Aus Le Corbusier 1 8 S 1 Abb 18 rdgeschoss Ver ügbar unter htt ivanshum ov com R0 hesis html 0 0 2018 Abb 1 1 bergeschoss Ver ügbar unter htt ivanshum ov com R0 hesis html 0 0 2018

tions Merci Des Logis S V P als grosse Collage Le Corbusier 1 8 S 1 Abb 2 au tachse der z eiten tage mit den Panels zu ohnen und Freizeit Le Corbusier 1 8 S Abb 2 Veranstaltungsbereich im Pavillon Le Corbusier 1 8 S Abb 2 Lein nde in blau eiss grün und rot bilden die ülle der Fassaden Ver ügbar unter htt ivanshum ov com R0 hesis html 0 0 2018 Abb 2 Aus ahl von ildern Se uenz 2 und Aus reib und Felciano 1 S 122 Abb 2 ild aus Se uenz Aus reib und Felciano 1

Für alle Menschen S 1 8

Abb 28 ild aus Se uenz 2 Aus reib und Felciano 1

Materie und S 1

eist

Abb 2 Fassade des Phili s Pavillons Aus und Felciano 1 S

reib

Abb 0 Draht und rittmodellarbeit in der earbeitungs hase 1 Aus reib und Felciano 1 S 8

Abb 1 Arbeiter die beim au des Pavillons au Stützdr hten balancieren Aus reib und Felciano 1 S 8 Abb 2 Aussenansicht des Pavillons Phili s Aus ever 201 S 0 Abb Louis al Le Corbusier und dgard Var se vor dem Phili s Pavillon Aus reib und Felciano 1 S 22 Abb r nung des Phili s Pavillons 22 A ril 1 8 Aus reib und Felciano 1 S Abb onze ts izze zur nt ic lung der Pavillongeometrie Aus reib und Felciano 1 S 20 Abb rundriss und D Diagramm des Phili s Pavillons Aus reib und Felciano 1 S 2 Abb Diagramme zur vollst ndigen Darstellung von Farben und Pro e tionen Aus azelaar und De eer 201 S 112 Abb 8 Le Corbusiers S izze der au gehenden Sonne 1 Aus azelaar und De eer 201 S 1 Abb Aus

S eletth nde ro iziert in rotes Licht reib und Felciano 1 S 1 0

Abb 0 Verschiedene ilder aus dem Film überlagert mit dem ro izierten arbigen Licht Aus azelaar und De eer 201 S 1 8 Abb 1 Le Corbusiers S mbol ür den unbeschreiblichen Raum Aus Le Corbusier 1 8 S

Abb 20 2 bergeschoss Ver ügbar unter htt ivanshum ov com R0 hesis html 0 0 2018 Abb 21 R umliche rganisation der ün zehn hemen des Pavillons Le Corbusier 1 8 S 1 Abb 22

33

itelseite von Des Canons Des Muni-

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau

39


Anhang

eitleiste zeigt die verschiedene ezüge die eine Rolle bei der ntstehung des unbeschreiblichen Raums ges ielt haben Aus eigene ra i

gegen Cubismus gegen Perspektive gegen Ornamente gegen Wandmalerei

gegen dekorative Kunst

Synthese der Künste Synthese ist ein Schlüsselbegriff in Le Corbusiers Ideensystem für Perspektive

Begriff erscheint im ersten Satz der Einleitung zur ersten Ausgabe von L’ Esprit Nouveau Gesamtwerk aus Malerei und Skulptur unter der Ägide der Architektur Bruch während des Purismus

1928 Pavillon Nestle

Erste Erwähnung nach Purismus in einem Artikel 1935 Sainte alliance des arts majeurs ou le grand art en gésine

1918 Purismus

1946 ging die Synthese der Künste im unbeschreiblichen Raum auf

mehrdeutiger Raum

grosse Collagen von Nestle Produkten

streng geordnete Komposition

vermittelt Emotionen

1923 Vers une architecture

löst eine Sinfonie der Empfindungen aus Resonanz

neue Bildsprache

Phänomen des Sehens rationalistischer Zugang zur Kunst auf der Basis der experimentellen Ästhetik und Psychophysik Trennung von Architektur und Kunst

40

Werbung

Phänomen des Sehens

1928 Pavillon L’Esprit Nouveau erste im Raum umgesetzte Synthese der Künste Innenraum: puristische Gemälde und einfache Geometrie

ab 1929 in Fotografien Perspektive abstrahiert, anstatt sie zu vermeiden oder zu verneinen


für Wandmalerie für Kunst im öffentlichen Raum

für Cubismus

1937 Pavillon de Tmeps Nouveaux Collage als Propaganda Licht 1933 Pavillon Suisse definitiver Bruch mit Purismus erste Foto-Freske im Raum Entmaterialisierung der Wand Fotografie als Architekturelement Fotografie in der Grösse der Architektur)

Farbe mehrfach perspektivischer Raum

1946 der unbeschreibliche Raum Purismus Phänomen des Sehens Synthese der Künste Kubismus Licht Relativitätstheorie

1958 Pavillon Philips 1948 New World of Space beginnt mit dem Text Der unbeschreibliche Raum nachträgliche Analyse des unbeschreiblichen Raums in schon gebauten Gebäuden

Multimedia Fotografie Farbe Licht

wieder Manifest von Synthese der Künste

zwei Funktionen für die Malerei in der Architektur : architektonische Polychromie & neue räumliche Dimension Foto-Freske galt als künstlerisch konzipierte Dokumentation

41


8

Redlich eits er l rung

iermit versichere ich dass die vorliegende Arbeit mit dem itel Die Fotogra ie als Mittel der Inszenierung bei Le Corbusier Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau selbstst ndig durch mich ver asst orden ist dass eine anderen uellen und il smittel als die angegebenen benutzt orden sind und dass die Stellen der Arbeit die anderen er en auch ele tronischen Medien dem ortlaut oder Sinn nach entnommen urden unter Angabe der uelle als ntlehnung enntlich gemacht orden sind Irma Abdagic Luzern 12 0 2018

42

Suche nach dem unbeschreiblichen Raum im Pavillonbau




Zwischen Leidenschaft und Verstand

Die Poesie im Werk von Le Corbusier

FrĂźhlingssemester 2018 Von Charlotte Hustinx

45


Abstract

Die folgende Arbeit setzt sich mit der Poesie im Werke Le Corbusiers auseinander. Der Begriff zieht sich wie ein roter Faden durch seine Arbeit und trägt elementar zum Wesen seiner Person bei. Als Grundlage wird das Buch Le poème de l'angle droit beigezogen, das als Inbegriff für Le Corbusiers poetisches Verständnis gilt. Es wird der Frage nachgegangen, was Poesie für Le Corbusier bedeutet und wie sich diese poetischen Aspekte schliesslich ausdrücken. In einem ersten theoretischen Teil wird der Begriff Poesie hergeleitet, aufgezeigt in welchen Werken Le Corbusiers er auftaucht und die Lektüre eingeführt. Im subjektiven zweiten Teil der Arbeit wird erläutert, was Le Corbusier als poetisch bezeichnet. Dabei stellt sich heraus, dass sich diese poetischen Aspekte anhand von entwerferischen Elementen aufzeigen lassen.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

3

46

Zwischen Leidenschaft und Verstand Die Poesie im Werk von Le Corbusier

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Verfasserin Charlotte Hustinx Im Dettenbühl 1 8907 Wettswil

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Die Poesie im Werk von Le Corbusier


Inhalt

1 1.1 1.2 2 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 4 5 6 7 8

5

Einleitung Thema und Fragestellung Vorgehen und Methodik Die Poesie Zum Begriff Die Präsenz der Poesie im Werk von Le Corbusier Le poème de l'angle droit Die poetischen Aspekte von Le Corbusier Die Abstraktion von Bekanntem Der rechte Winkel Das Verbinden von Gegensätzen Fazit Literaturliste Abbildungsverzeichnis Anhang Redlichkeits erklärung

Die Poesie im Werk von Le Corbusier

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Einleitung

Im Rahmen des Vertiefungsmoduls befasst sich diese Arbeit mit dem Semesterthema: „Rationalismus in Paris - von Auguste Perret zu Le Corbusier“. Die Arbeit knüpft mit der Thematik vom Rationalismus direkt an die Aufgabenstellung der vorangegangenen Semesterarbeit an, in der ausschliesslich der Rationalismus in der Suisse-Romande behandelt wurde. Nun öffnet sich das Feld über die Schweizer Grenze hinaus bis nach Paris. Meine Aufmerksamkeit bleibt bei dieser zweiten Arbeit jedoch der selben Person gewidmet wie schon in der ersten Arbeit; einer Person, die für mich noch stets ein faszinierendes Mysterium ist. Es handelt sich dabei um Charles-Édouard Jeanneret-Gris, bekannt als Le Corbusier. Die Person Le Corbusier ist in der Architektur im Bezug auf den Rationalismus fast unumgänglich. Dabei geht sein kreatives Schaffen weit über die Architektur hinaus. Vor allem im Bereich der Kunst und Literatur, ebenso wie in der Stadtplanung und im Möbeldesign ist er gleichermassen ernst zu nehmen. Dabei hatte er in allen Professionen und Dingen denen er nachging, eine sehr klare Vorstellung von einer gesamtheitlichen Sicht auf die Weltgestaltung. Er sammelte von Steinen bis Büchern eine reichhaltige Kollektion an Allerlei, interessierte sich für die verschiedensten Dinge; Dinge die er fand, die ihn begeisterten, Tätigkeiten, Objekte, Personen. Eine Fotografie von Brassai aus Le Corbusiers Pariser Wohnung an der Rue Jacob von 1931 zeigt, dass der Schweizer vor 1 lauter bric-à-brac kaum mehr Platz zum Schreiben hatte. All diese für den Aussenstehenden grösstenteils unerklärbare Leidenschaften nebst der Architektur, bilden sich in seinem Werk zu einem verstrickten und vielseitigen Ganzen ab. So tauchen auch 50 Jahre nach seinem Tod stets neue Überraschungen und Interpretationen zu seiner Weltanschauung auf. Genau dieses Mysterium fasziniert mich und treibt mich dazu an, in einer weiteren Arbeit über Le Corbusier ein kleines Bruchstück mehr von ihm zu verstehen.

Abb. 1. Le Corbusier in seiner Pariser Wohnung

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Steiner, 2012.

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1.1 Thema und Fragestellung Bei der Recherche zu Le Corbusier taucht immer wieder das Wort Poesie auf. Nicht nur Autoren, die über Le Corbusier schreiben, bedienen sich dem Wort. Vor allem in seinen eigenen Arbeiten und Titeln literarischer Werke kommt Poesie vor oder wird über poetische Aspekte gesprochen. In einem Brief von 1932, der im Artikel "Das poetische Element in der Architektur von Le Corbusier" veröffentlicht wurde, schreibt er:

»Der Verstand ist die Balancierstange eines Seiltänzers, die der liebe Gott seinen Narren, den Menschen, gegeben hat. Der Verstand führt nie, er greift erst nachträglich ein, er ist ein Schulmeister. - Wenn ich eine Arbeit unternehme, wer dirigiert dann? Verstand oder Leidenschaft? Beide zusammengespannt zu einer Einheit, die vielleicht poetisch genannt werden darf, denn sie verleiht einem Werke jene Kraft, die den Betrachter entzückt, begeistert, erschüttert. Irgendein Unbekannter, der zufällig seines Weges kommt, bleibt gefesselt stehen, er ist in den Bereich unaufhörlicher Ausstrahlung gelangt, so etwa wie das Radium wirkt: das ist eine poetische Erscheinung und Wirkung, ist Lyrismus. Und ich glaube, dass es keine grössere 2 Weisheit gibt, als seine tägliche Nahrung gerade aus diesen Dingen zu ziehen.« Dem Zitat zufolge könnte das Verbinden von Verstand und Leidenschaft als poetisch bezeichnet werden. Doch was ist Verstand? Was ist Leidenschaft? Was ist poetisch? »Meine gesamte Arbeit wie auch alle meine Gefühle sind geleitet von dem, was 3 der wichtigste Wert des Lebens ist: die Poesie.« Laut diesem Zitat ist die Thematik der Poesie also nicht nur ein Leitbild in Le Corbusiers Werk, sondern ein Grundsatz seines Lebens. Dies drückt sich durchgehend in seinen Arbeiten, seinen Äusserungen und schliesslich in seiner Architektur aus. Die Wichtigkeit des Begriffes kann also sichergestellt werden. Die entscheidende Frage, die sich nun stellt, und auf welche versucht wird im Rahmen dieser Arbeit eine Antwort zu finden: Was heisst Poesie für Le Corbusier? Was sind poetische Elemente und wie kommen diese schliesslich in seiner Architektur von zum Ausdruck? All diesen in den Raum geworfenen Fragen wird in der vorliegenden Arbeit nachgegangen. Somit kann nach ersten Untersuchungen folgende These aufgestellt werden, die als Leitbild durch die Arbeit führen soll: Im architektonischen Werk Le Corbusiers gibt es entwerferische Elemente, die man, nach seinem Verständnis von Poesie, als poetisch bezeichnen kann.

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s.n., 2018. S.282

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.7 »Ma recherche tout comme mes sentiments sont dirigés vers ce qui est la principale valeur de la vie: la poésie« Zit. nach Jacques Lucan (Hrsg.), Le Corbusier, une encyclopédie, Ausst.-Kat. Centre Georges Pompidou, Paris 1987, S. 320

Zwischen Leidenschaft und Verstand


1.2 Vorgehen und Methodik Die Arbeit ist in einen zweiteiligen Hauptteil und ein Fazit gegliedert. Der erste Teil ist eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff der Poesie. Dieser wird in einem ersten Kapitel hergeleitet und dem Leser in kurz gefasster Form erklärt, da das Verständnis für den allgemeinen Begriff elementar ist, um später vergleichen zu können was Le Corbusier unter dem Begriff versteht. Auf die allgemeine Erklärung folgt in einem zweiten Kapitel das Aufzeigen des Begriffs in seinem Werk. Hier werden einige der wichtigen Arbeiten aufgezählt, in denen das Wort Poesie oder poetisch auftaucht. Einem dieser Werke, Le poème de l'angle droit, wird dabei eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird in einem eigenen, dritten Kapitel eingeführt, da dieses Buch der Inbegriff von Le Corbusiers Poesie ist und sich der folgende Hauptteil auf dieses Buch stützt. Der zweite Teil ist eine subjektive Interpretation von dem was Le Corbusier unter Poesie versteht. Dabei schälen sich drei Themen heraus, die als poetisch bezeichnet werden: Die Abstraktion von Bekanntem, das Verbinden von Gegensätzen und der rechte Winkel. Jedes wird für sich als eigenes Kapitel behandelt und mit der eingeführten Lektüre Le poème de l'angle droit begründet. In einem abschliessenden Fazit werden die in der Einleitung aufgestellten Fragen beantwortet und versucht, die aufgestellte These abrundend zu reflektieren.

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Die Poesie

2.1 Zum Begriff Der Begriff Poesie ist entlehnt aus dem französischen Begriff poésie, das vom griechischen poiesis abstammt. Dies heisst übersetzt „Tun, Herstellung, 4 Schöpfung“. Einerseits bezieht sich Poesie auf einen Textbereich, der nach Aristotelischer Poetik (so das Wort für die Theorie der Poesie) in die poetischen Gattungen Drama, Epos und kleinere lyrische Gattungen geteilt werden. Darüber hinaus ist im übertragenen Sinne eine bestimmte Qualität gemeint. Man spricht beispielsweise von der „Poesie eines Moments“ oder einem „poetischen Film“. Damit ist eine sich der Sprache entziehende oder über sie hinausgehende Wirkung des Bezeichnenden gemeint. Es ist etwas Stilles, ähnlich wie ein 5 Gedicht, das eine sich der Alltagssprache entziehende Wirkung erzielt. So stellt die Poesie eine Kunstart dar, die dem Betrachter Lebens-, Welterfahrungen- und Deutungen näher bringt. In den Anfängen der Poesie vermittelt sie hauptsächlich auf bildhafte Weise religiöse und mythische Glaubensinhalte, wie beispielsweise in den Psalmen. Dabei bedient sich die Poesie hauptsächlich an symbolischen Aussagen wie Umschreibungen, Bilder, Gleichnisse und Metaphern. Thematisch wendet sie sich, neben den Grundmotiven Liebe und Tod, den jeweils aktuellen Menschheitsfragen zu. Durch das Aufstellen leitbildhaftlicher Normen versucht sie, den Menschen eine gültige und vom Verfasser verbindliche Antwort des Lebens zu geben. Die Poesie richtet sich, stärker als die übrigen Künste, an Geist und Seele des Menschen. Sie soll Emotionen hervorlocken, die Phantasie des Betrachters fördern, dessen Seele rühren und verwandeln.

2.2 Die Präsenz der Poesie im Werk von Le Corbusier Bereits die Villa La Roche bezeichnet Le Corbusier als ein »Gedicht aus Wänden« und seine Stadtplanungen als »nouveau lyrisme de l’epoque 6 machiniste« . Als er bei einer Auseinandersetzung über seine für Genf geplante cité mondiale, in der ein Museum in Form einer Stufenpyramide projektiert war, 7 angeklagt wird, "akademische" Elemente zu verwenden, bekennt er sich 1929 in 8 einer Defense de l’architecture ausdrücklich zu einer "poetischen Architektur". In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg folgt der plan directeur in seinem Bändchen Poésie sur Alger (1950). Darin schreibt Le Corbusier, dass die Poesie seit Generationen die Herzen der Menschen verlassen habe, wobei die Architekten am tiefsten gefallen seien und die Städte deshalb krank seien. Doch mit dem plan directeur den er kreiere, strahle wieder die Poesie über Algerien. Das Buch steckt laut Winfried Nerdinger voller Bitterkeit und Poesie, in dem Le Corbusier von seinen über zwei Jahrzehnte gehegten Träumen endgültig Abschied nimmt, Algier als möglichen Brückenkopf einer ambitionierten territorialen 9 und sozioökonomischen Neuordnung des Mittelmeerraums zu etablieren. Sein jedoch wichtigstes Werk im Bezug auf die Poesie, das als Konzentrat seiner kompletten inneren Denkwelt und Lebensansicht bezeichnet werden kann, ist Le poème de l’angle droit. Es erscheint nach einer neunjährigen Schaffensphase im

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Kluge, 2012.

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Krampe

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übersetzt: neuer Lyrismus des Maschinenzeitalters

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Le Corbusier, 1998.

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.7

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.16-17

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Jahre 1955. Für ihn stellt es ein Werk der Synthese dar, der Zusammenfassung seines Denkens und seiner Vorstellungen von künstlerischer und architek10 tonischer Schöpfung. Das Gedicht des rechten Winkels könnte, zusammen mit dem Band Poésie sur Alger, und mit der Aufsatzsammlung von 1957 Von der Poesie des Bauens als Trilogie erkannt werden, aufgrund seiner Auseinandersetzung mit architektonischer Fragestellungen, die weniger aus einer funktionalen 11 oder didaktischen denn aus einer explizit poetischen Perspektive erfolgt.

Abb. 2. Links: Buchcover Poésie sur Alger Abb. 3. Rechts: Buchcover Von der Poesie des Bauens

Abb. 4. Oben: Buchcover Le poème de l'angle droit

So ist der Begriff der Poesie offensichtlich omnipräsent im Werk Le Corbusiers. Doch was ist Poesie für Le Corbusier? Wodurch wird Architektur poetisch?

Abb. 5. Unten: begleitende Lektüre

2.3 Le poème de l'angle droit

Le poème de l'angle droit ist ein von Le Corbusier handgeschriebenes Gedicht, erweitert durch seine Zeichnungen. Die begleitende Lektüre: Le Corbusier und das Gedicht vom rechten Winkel ist eine ergänzende Interpretation mit Texten von verschiedenen Autoren zum Gedicht und hilft beim Verständnis dessen Inhalts. Aus den beiden Büchern lässt sich schliessen, dass das Gedicht Le Corbusiers persönliche Sicht der Schöpfungsgeschichte darstellt und dass er den schöpferischen Akt mit der Poesie gleichstellt. So scheint doch das Gedicht der Inbegriff für sein poetisches Verständnis zu sein. Le Corbusier arbeitet im Laufe von sieben Jahren (1947-1953) an einer Folge von 12 Farblithografien . Kombiniert mit weiteren Zeichnungen und einem langen, von Hand geschriebenen Text, der den Zeichnungen vorgestellt wird, entsteht daraus Le poème de l’angle droit, das 1955 veröffentlicht wird. Obwohl dem Werk im Bezug auf Le Corbusiers Gedankengut höchste Bedeutung zukommen sollte, bleibt es lange Zeit wenig beachtet, da dem Künstler nicht die gleiche Anerkennung wie dem international berühmten Architekten entgegengebracht wird. Dabei ist eben dieses Streben nach einer Begegnung von bildender Kunst mit Architektur eines seiner Hauptinteressen, was nicht nur ihn beschäftigt, 13 sondern eines der Hauptdebatten nach Ende des zweiten Weltkrieges darstellt. Die Farblithografien im poème sind auf der Basis von original-Maquetten

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.14

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.17

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Lithografie: 1.a) grafische Technik, bei der auf eine präparierte Steinplatte mit fetthaltiger Kreide oder lithografischer Tusche die Zeichnung aufgebracht und im Flachdruckverfahren vervielfältigt wird; 1.b) Originalplatte für Steinund Offsetdruck; 2.a) grafisches Kunstblatt in Steindruck; 2.b) künstlerische Zeichnung für eine Vervielfältigung in Steindruck. (Dudenredaktion, 2015.)

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.19

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Le Corbusiers angefertigt. Diese werden nicht nur gezeichnet, gemalt oder geschrieben, sondern in einem sehr detailgenauen handwerklichen Verfahren des Ausschneidens und Klebens von buntem Papier als Collage zu den 14 sogenannten papier collés konstruiert. Das Zusammenfügen dieser von Hand geschaffen Kunstwerke und dem handgeschriebenem Gedicht im Format eines Buches kann auf die damals aktuelle Thematik der Künstlerbücher zurückgeführt werden. Dies sind Werke, die eine von der Künstlerhand geschaffene Originalarbeit mit dem Buch als Medium darstellen. Mit diesem Medium wird experimentiert, sodass die Konzepte sogar teilweise die Grenze des Buches als Objekt verlassen. So ist es kein Zufall, dass auch Künstler wie Fernand Leger, mit dem Le Corbusier in sehr engem Kontakt stand, Pablo Picasso, der in vielerlei Hinsicht grossen Einfluss auf Le poème hatte, und Henri Matisse bereits Beiträge zum Medium des Künstlerbuches geleistet hatten. Das Künstlerbuch Jazz von Matisse erscheint 1947 und basiert auf Scherenschnitte, die aus einfachen Formen bestehen, welche in einem nächsten Schritt mit Gouachefarben bemalt und auf einem Papierbogen arrangiert werden. Wenn man dabei bedenkt, dass Le Corbusiers poème eben in diesem Jahr nach der Erscheinung von Jazz beginnt, ist offensichtlich wo er seine Inspiration her nimmt.

Abb. 6. Links: Le Corbusier und Pablo Picasso auf der Baustelle der Unité d'habitation in Marseille, 1949 Abb. 7. Rechts: Seiten aus dem Künstlerbuch Jazz von Henri Matisse

Als künstlerische Umsetzung bildet das Gedicht Le Corbusiers Weltsicht ab und ist somit gleichzeitig eine Art Selbstbildnis. Dies drückt sich in einem Kanon von Symbolen und Metaphern aus, die schlussendlich alle Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntnisse, die er in seinem Leben erfahren hat, veranschaulichen. In manchen Fällen können sie präzise erklärt oder rekonstruierend interpretiert werden, vieles bleibt jedoch bis heute eine Annahme und bietet ein weites Feld für Spekulation. Die Bilder und Metaphern bringt er schliesslich in Le poème de 15 l’angle droit in eine Ordnung, der er mit dem Begriff Ikonostase eine religiöse Dimension verleiht. So wird das zuerst profan wirkende Gedicht zu einem

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.13

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Ikonostase: dreitürige Bilderwand zwischen Gemeinde- und Altarraum in orthodoxen Kirchen (Dudenredaktion, 2015.)

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religiösen Ausdruck der pantheistischen16 Weltansicht des Künstlers überhöht. Die 19 Farblithographien sind auf 7 horizontale Strophen, die je einen anderen Themenbereich der Erzählung zeigen, verteilt. So bildet sich ein mehrgliedriges Kreuz ab, das buchstäblich eine Bilderwand von Le Corbusiers Weltbild wiedergibt. Die Thematik der Strophen geht von der Umwelt, über geistige und körperliche Elemente bis hin zum rechten Winkel.

Abb. 8. Oben links: Farblithographie aus Le Poème. Ordnung des Gedichts in 7 horizontalen Strophen. Die Anzahl der Quadrate pro Strophe steht für die Anzahl der Abschnitte innerhalb der Strophe. Jedem Quadrat ist eine Farblithografie zugewiesen. Alles zusammen formt die Ikonostase Abb. 9. Oben rechts: Abbildung aus Le Poème. Schwarz-WeissAbbildung aller Farblithografien Abb. 10. Unten: Abbildung aus Le Poème. Abstraktion der Ikonostase in Form eines Zahlencodes

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Die Poesie im Werk von Le Corbusier

Pantheismus: Philosophie, Religion. Lehre, nach der Gott in allen Dingen der Welt existiert bzw. Gott und Weltall identisch sind. (Dudenredaktion, 2015.)

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Abb. 11. L'esprit nouveau, Nummer 18, 1924, Titelblatt. In der Ausgabe erschien der Artikel L'angle droit

»Das Gesetz der Schwerkraft scheint für uns den Widerstreit der Kräfte zu bestimmen und das Universum im Gleichgewicht zu halten, daher rührt auch die Senkrechte. Am Horizont zeichnet sich die Waagrechte ab, ein Zeichen der Unbewegtheit. Die Senkrechte bildet zusammen mit der Waagrechten zwei rechte Winkel. Es gibt nur eine Senkrechte, es gibt nur eine Waagrechte, das sind zwei feste Grössen. Der rechte Winkel ist wie die Gesamtheit aller Kräfte, die die Welt im Gleichgewicht halten. Es gibt nicht nur einen rechten Winkel, sonder es gibt die Unendlichkeit aller anderen Winkel: Der rechte Winkel hat folglich das Vorrecht vor den anderen Winkeln: Er ist einzigartig, er ist Kons17 tant.« Der rechte Winkel steht als Metapher für das Zusammentreffen der vertikalen Gewissheit der Schwerkraft - der aufgerichtete Mensch - mit der waagrechten Linie des Horizontes. Mit dem rechten Winkel wird der menschliche Massstab an Hand von der Natur und der daraus resultierenden natürlichen Logik der Schwerkraft begründet. Er hat somit Vorrang vor allen anderen, er baut als Metapher den menschlichen Bezug zur Erde auf. Im Aufsatz L'angle droit, der 1924 in der Zeitschift L'esprit nouveau erscheint, wird der Winkel bereits zur zentralen Metapher für die Aufgabe des Künstlers in der Welt erhoben. Eine Welt, in dem der Mensch als Schöpfer agiert, da der schöpferische Akt einen Prozess der Anerkennung der Gesetzte, nach denen sich die Welt richtet, darstellt. Die Geometrie ist dann keine mathematische Abstraktheit mehr, sondern eine 18 bewegliche Anpassung des menschlichen Handelns an Gesetzmässigkeiten.

Abb. 12. Farblithographie aus Le Poème. Der rechte Winkel wird gezeichnet

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Calatrava, Nerdinger, (2012). S.22-23 »La loi de la pesanteur semble résoudre pour nous le conflit des forces et maintenir l'univers en équilibre; par elle nous avons la verticale. A l'horizon se dessine l'horizontale, trace du plan transcendent de l'immobilité. La verticale fait avec la horizontale deux angles droits. Il n'y a qu'une horizontale; ce sont deux constantes. L'angle droit est comme l'intégrale des forces qui tiennent le monde en équilibre. Il n'y a qu'un angle droit mail il y a l'infinité de tous les autres angles; l'angle droit a donc des droits sur les autres angles: il est unique, il est constant.« (Le Corbusier, Urbanisme, Paris 1924, S.20 f. Übersetzt im Essay: Christoph Claus)

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Calatrava, Nerdinger, 2012. S.23


Abb. 13. Links: Textstelle aus Le poème. Der Mensch als Schöpfer Abb. 14. Rechts: Textstelle aus Le poème über den Mensch als Schöpfer. Tannenzapfen, Frau und Schildkröte

»Ich bin ein Erbauer von Häusern und Palästen ich lebe unter den Menschen inmitten ihres wirren Knäuels Einen Bau machen heißt 19 ein Geschöpf machen.« Diese schöpferische Tätigkeit, über die er im abgebildeten Ausschnitt des Gedichtes spricht, ist schliesslich die Kernaussage. Denn der Akt der Schöpfung in Form von künstlerischem Erschaffen, wobei Malerei, Architektur und Skulptur 20 vereint werden, ist der Inbegriff für Poesie. Interessant zu beobachten ist, dass sich die Architektur von Le Corbusier nach der Veröffentlichung des Buches stark verändert. Vor allem der Sakralbau in Ronchamp 1955 gilt als Bruch in seine bis anhin geometrisch-rational ausformulierten Bauten. Man könnte behaupten, er wende sich dem Rationalismus ab und wende sich einer deutlich skulpturaleren Architektur zu. Das Buch entsteht also in einem Abschnitt Le Corbusiers Schaffens, in der sich seine Architektur verändert, sich seine Gedanken auf eine neue Art und Weise ausdrücken. So ist dem Buch im Kontext des rationalen Schaffens und in Bezug auf die Poesie eine grosse Wichtigkeit zuzuspielen.

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Calatrava, Nerdinger, 2012. Anhang: Le poème de l'angle droit. Vgl. Anhang: Zwischen Leidenschaft und Verstand.

20 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.8

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Die poetischen Aspekte von Le Corbusier

Le Corbusier versteht Poesie im ursprünglichen Sinne des Wortes als schöpferische Hervorbringung, als künstlerisches Erschaffen. Deshalb betont er stets, dass Malerei, Architektur und Skulptur letztlich ein einziges Phänomen im 21 Dienst der Poesie seien. Er spricht von einer »Synthese der Künste« und meint damit den selbstverständlichen Zusammenhang der Gattungen, alle »reine 22 Schöpfungen des Geistes«. Diese Formel wendet er erstmals zur Charakterisierung des Parthenons, was sein grösstes künstlerisches Erlebnis und für ihn der Inbegriff für den Ausdruck von Kunst ist, an. »Die Akropolis hat mich zum Revolutionär gemacht. Sie ist mir zur massgebenden Stimme des Gewissens geworden: Denke immer an den Parthenon, präzis, knapp, intensiv, sparsam, gewaltig, ein starker Ton, ein mächtiger Ruf hinausklingend in eine Landschaft 23 voll Grazie und Schrecken, ein Inbegriff von Kraft und Reinheit.« Durch den poetischen Impetus werde Architektur erst zu Kunst. Le Corbusier betont seit Anfang der 1920er Jahre, in L'esprit nouveau sowie in vielen Vorträgen und Veröffentlichungen, immer wieder das sich Rückbeziehen auf die Poesie in der Architektur. So ist es für ihn sehr wichtig auch als Künstler 24 anerkennt zu werden, denn die Kunst sei das Geheimnis seiner Architektur. So könnte man sagen, dass die freie schöpferische Kunst die Grundlage für sein architektonischen Entwerfen wird. Die schöpferische Denkweise und Adaption von der Kunst auf die Architektur kann als das Poetische in seiner Architektur bezeichnet werden. Seine Gebäude werden zu bildhaften Skulpturen. Das parallele Denken, Zeichnen und Arbeiten mit Bildern eröffnet ihm einen Bildkosmos, der seine Phantasie stets weiter ankurbelt. Le poème de l’angle droit ist schliesslich die Summe all seiner bildhaften Gedanken. Da jedes Wort und jedes Bild in dem Gedicht eine Bedeutung hat, kann man sich der wahren Bedeutung bis hin zum kleinsten Detail nur annähern. Um nun die poetischen Aspekte anhand von klaren, entwerferischen Elementen zu veranschaulichen, werden drei konkrete Themen ausgearbeitet.

3.1 Die Abstraktion von Bekanntem

Abb. 15. Zeichnung von Le Corbusier: Cartesianisches Hochhaus

Le Corbusier fasziniert es, wie bestimmte, zu Symbolen und Metaphern verdichtete Bilder und Objekte auf ihn einwirken. Diese durchziehen wiederum sein künstlerisches und architektonisches Werk, wobei er stets auf archaische oder „primitive“ Elemente und Formen zurückgreift, da sich einfache Formen für 25 ihn mit Sinnbezügen füllen. Die Formen, Elemente und Dinge, denen er sich dabei bedient, sind Objekte aus der Natur. Durch die Übersetzung von der Naturform in eine künstlerische Form, die schliesslich auf das Gebäude adaptiert wird, findet die Abstraktion statt. Diese Rückbesinnung auf Elemente aus der Natur stammt nicht zuletzt aus der Lehre John Ruskins von der Erkenntnis der Wahrheit über die Natur, die Le Corbusier als seine pantheistisch-spirituelle 26 Weltsicht begründet. So sind die Tannen und das Juragestein, die er in seiner Jugend während der Ausbildung als Sinnbilder der Heimat La Chaux-de-Fonds

21 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.8 22 ebenda 23 s.n., 1934. S.282 24

Calatrava, Nerdinger, 2012. S.8

25 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.9-10 26 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.9

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Abb. 16. Links: Paul Valéry mit einer Seeschnecke Abb. 17. Rechts: Objekte der "Collection particulière" in der 1955 nahe des Cabanon errichteten Arbeitsbaracke; und aufgefundene Knochen aus der Privatsammlung Le Corbusier: "Objets à réaction poétique"

verinnerlicht, in seinem Werk wiederzuerkennen, wie beispielsweise die Tanne in einer Zeichnung von einem Wolkenkratzer, oder der Tannenzapfen auf der grossen emaillierten Tür von Chandigargh. Zudem gilt er bekanntlich als grosser Sammler. Seine angehäuften Objekte »die seinen geistigen Kosmos abzustecken und die Phantasie dauerhaft zu mobilisieren vermochten« bezeichnet er deshalb 27 als objets à réaction poétique. Dies sind Steine, maritime Fundstücke wie Muscheln und Seeschnecken, Knochen, Schneckenhäuser, Holzstücke und viele weitere Zeichenträger.

Abb. 18. Links: Motive aus Le poème Abb. 19. Mitte oben: Gegenstände und Sammelobjekte Le Corbusiers Abb. 20. Mitte unten: Abbildung aus Le Poème. Das Motiv vom Tannenzapfen als männliches und das Motiv der Muschel als weibliches Symbol Abb. 21. Rechts oben: Zeichnung von Muscheln und Schnecken, 1930er Jahre, Bleistift und Buntstift auf Papier Abb. 22. Rechts unten: Objekte aus der Sammlung von Le Corbusier

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27 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.9

Die Poesie im Werk von Le Corbusier

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Sein wohl meist bekanntes gebautes Beispiel, dass eine solche poetische Reaktion veranschaulicht, ist seine Kapelle von Ronchamp. 1955 erklärt er, dass das monumental geschwungene Betondach des Baus nichts anderes sei als die vergrösserte Schale eines Krebses, den er bei einem Strandspaziergang auf Long Island gefunden hatte. Die Art und Weise, wie sich die Wand wie eine architektonische Wendejacke herumzukrempeln scheint, sodass Innen zum Aussen und der Aussenraum zum Innenraum wird, erinnert auch im Grundriss an die natürliche Spiralbewegung des Schneckenhauses. Es ist wohl auch kein Zufall, dass er genau in dieser Zeit das Werk: „Der Mensch und die Muschel“ 28 von Paul Valéry liest und sich mit Metamorphosen auseinandersetzt. Im poème schreibt er zu Metaphern und Metamorphosen:

Abb. 23. Le Corbusier, NotreDame-du-Haut in Ronchamp. Grundriss mit Wandstrukturen, Bleistift und Tusche auf Papier Abb. 24. Le Corbusier, NotreDame-du-Haut in Ronchamp. Vorstudie, Bleistift und Buntstift auf Papier

von links nach rechts Abb. 25. Filmstills aus Aufnahmen von Le Corbusier in Arcachon, um 1930 Abb. 26. Le Corbusier am Strand von Long Island, 1946 Abb. 27. Le Corbusier am Strand von Cap Martin. Photographie von Lucien Hervé, um 1969 Abb. 28. Textstelle aus Le poème. Aus Kiesel und Wurzel entsteht der Ochse Abb. 29. Filmstills aus Aufnahmen von Le Corbusier in Arcachon, um 1930

»Die Elemente einer Vision kommen zusammen. Der Schlüssel ist ein abgestorbener Baumstumpf und ein Kiesel beide aufgelesen von einem Hohlweg in den Pyrenäen. Zugochsen gingen den ganzen Tag an meinem Fenster vorbei. Gezeichnet und immer wieder gezeichnet ward der Ochse - aus Kiesel und Wurzel 29 schliesslich Stier.«

Aus Kiesel und Wurzel entsteht der Ochse, der sich dann zum Stier wandelt. Dieser Teil des Gedichts bezieht sich auf seinen Rückzug nach Ozon in den Pyrenäen, auf Grund der deutschen Invasion im Juni 1940. Hier zeichnet er monatelang in einfacher Umgebung nur Steine, Hölzer und Tiere, die sich immer wieder mit neuen Bedeutungen aufladen und dessen Ursprungsform sich in ganz neue Gestalten verwandelt. Eine Collage von 1948 zeigt die Villa Stein mit einer darüber gelegten Zeichnung von zwei durch die Metamorphose veränderten, muschelartigen Kreaturen. Die Verbindung der Muscheln mit der 1927 fertiggestellten Villa scheint zuerst fragwürdig. Die Antwort liegt im Innenraum der Villa, ebenso wie im Innenraum der Muschel. Le Corbusier verformt gezielt die horizontalen und vertikalen Raumbegrenzungen und setzt damit die Wände als aktive Protagonisten ein, die

28 Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.306-307 (Niklas Maak: Strände der Moderne. Le Corbusier, Ronchamp und das “objet à réaction poétique".) 29 Calatrava, Nerdinger, 2012. Anhang: Le poème de l'angle droit. Vgl. Anhang: Zwischen Leidenschaft und Verstand.

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ihre Nutzer durch gewölbte und gekippte Wandschirme weiter verweisen und in 30 Bewegung halten. Vergleicht man dies mit der Dynamik der Muschel oder Schnecke, ist die Verbindung naheliegend.

Abb. 30. Links: Villa Stein mit objects à réaction poétique, in: L'architecture d'aujourd'hui, 1948, S.74 Abb. 31. Rechts: Le Corbusier und Pierre Jeanneret, Villa Stein-de Monzie, 1926-28. Obergeschoss

So könnte man sich endlos auf die weitere Suche nach den Bedeutungen und Metaphern machen. Von der Dachlandschaft der Unité d'habitation in Marseille, der Bedachung des Parlamentsgebäude in Chandigarh, über die erwähnte Villa Stein und dem geschwungenen Erdgeschoss im Maison du Brésil, bis zum Paradebeispiel der Kapelle in Ronchamp, ziehen sich diese skulpturalen Symbole wie ein roter Faden durch sein Werk. Spannend dabei zu beobachten ist, dass auch in Le Corbusiers frühen Schaffensphase seiner rationalen Bauten bereits poetische Elemente vorhanden sind. Was das Kapitel Abstraktion von Bekanntem schlussendlich aufzeigt, ist wie die natürlichen aufgefundenen Formen über eine künstlerische Darstellung abstrahiert und schliesslich in der Architektur angewendet werden. Eben dieser Prozess ist eine poetische Reaktion und ist der wohl wichtigste Vorgang, der sich durch Le poème und durch seine Bauten zieht.

3.2 Der rechte Winkel 31

Abb. 32. Oben: Le Corbusier, Unité d'habitation, Marseille, 1945-52. Baustellenaufnahmen Abb. 33. Mitte: Le Corbusier, Unité d'habitation, Marseille. Kamin und Spielskulptur, 1953

Für das Verständnis vom rechten Winkel muss der Modulor beigezogen werden. Der Modulor liefert nicht nur zahlreiche Hinweise für ein besseres Verständnis des poème, beide Werke müssen weitestgehend als Pendant des jeweils 32 anderen gelten. So entsteht der Modulor in der Vereinigung von Naturform (Schnecke), mathematischer Abstraktion (goldener Schnitt) und Projektion der gewonnenen mathematischen Figur auf den menschlichen Körper. Als Symbol und Ausgangspunkt aller architektonischen Entwurfsprozesse hängt die Zeich33 nung der Seemuschel über Le Corbusiers Schreibtisch. Die These von einer dem menschlichen Geist eigenen Geometrie wird im poème de l’angle droit alles

30 Meyer, 2017. S.154-155 31

Le Corbusier, 1955.

Abb. 34. Unten: Le Corbusier, Parlamentsgebäude, Chandigarh, 1951-64. Blick auf die Bedachung

32 Calatrava, Nerdinger, 2012. S.17

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33 Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.296 (Niklas Maak: Strände der Moderne. Le Corbusier, Ronchamp und das “objet à réaction poétique".)

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Abb. 35. Links: Farblithographie aus Le Poème. Der Modulor und die Muschel Abb. 36. Rechts: Farblithographie aus Le Poème. Schnittlinie der Horizontalen und Vertikalen

auf den rechten Winkel zurückgeführt. Das Gesetz der Schwerkraft bildet die Vertikale, während die Horizontale die ebene Fläche des Erdbodens ist oder die waagrechte Linie, in der das Meer zur Ruhe kommt, die Linie des Horizonts. Das Zusammentreffen der Horizontalen und der Vertikalen bildet schliesslich den rechten Winkel ab. Die Gedanken zum Horizont und dem Meeresspiegel zeigen Le Corbusiers Gedanken zum Niveau auf, die bereits in der Ville Radieuse aus dem Jahr 1935 auftauchen, in der Fussgänger und Verkehr auf verschiedene Niveaus gelegt werden. »Der rechte Winkel, könnte man sagen, ist ein notwendiges und gutes Werkzeug 34 um zu arbeiten, weil er dazu dient, den Raum perfekt zu bestimmen.« Der rechtwinklige Geist ist ein Symbol für das Dauerhafte, für das sichere Terrain, auf dem sich die menschliche Schöpfung niederlassen kann, während das Schiefe stets Ausdruck des Unbeständigen ist. Der Prozess der Anerkennung dieser Geometrie, nach denen sich die Welt richtet, stellt schliesslich den schöpferischen Akt dar. So wird der rechte Winkel zur zentralen Aufgabe des Künstlers in der Welt erhoben, wie es Le Corbusier bereits im Aufsatz L’angle droit von 1924, 35 der in der Zeitschrift L’esprit nouveau veröffentlicht wurde. Man könnte schliesslich die Behauptung aufstellen, dass der Modulor, indem er der Architektur eine - am Mass des Menschen orientierte - mathematische Ordnung gibt, ein rationales System darstellt und zwischen Mensch und Universum oder dem rechten Winkel und der Architektur vermittelt. So ist die Thematik des rechten Winkels nicht nur ein künstlerischer, sondern durchaus ein rationaler Gedanke. Folglich haben nicht nur die von der Naturform abstrahierten und skulptural übersetzten Elemente aus Kapitel 3.1 einen poetischen Ausdruck. Auch im Rationalismus verankerte Ideen können durchaus poetisch sein. So stellt der rechte Winkel eine weitaus klarere Verbindung zum Rationalismus her und kann in jeglichen Gebäuden, in denen der Modulor angewendet wurde, nachgewiesen werden.

34 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.22-23 »L'angle droit est, on peut dire, l'outil nécessaire et suffisant pour agir puisqu'il sert à fixer l'espace avec une rigueur parfaite« (Le Corbusier, Urbanisme, Paris 1924, S.21. Übersetzt von Christoph Claus) 35 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.23

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3.3 Das Verbinden von Gegensätzen Die archaischen oder „primitiven“ Elemente spielen, wie bereits gehört, in Le Corbusiers Weltansicht eine zentrale Rolle. Sie stehen jedoch, wie man vielleicht vermuten könnte, keineswegs im Gegensatz zu seiner radikalen Verehrung von Klarheit und seinen Errungenschaften der Technik. Vielmehr wechseln sich Archaik und Moderne, Primitivismus und Technikidolatrie als komplementäre Stränge mit variierender Gewichtung ab. So gelingt es ihm der Moderne sowohl historische als auch zeitlose Dimensionen zu geben. Folgen doch auf die weiss strahlende Geometrie der Villa Savoye Projekte mit groben Natursteinwänden 36 und begrünten Dächern, deren »gesuchte Mischung aus primitiv und technoid« auf viele anschliessende Projekte verweist. So ist Le Corbusier bekanntlich in vielerlei Hinsicht eine gespaltene Persönlichkeit. Neben der gleichzeitigen Vorliebe für Geometrie und Organik zieht sich der Dualismus auch im Vereinen von Konstruktion und Symbolik, Mathematik und Mystik, Rationales und Spirituelles fort. Es gibt Phasen, in denen jeweils die eine oder die andere Haltung stärker ist, die Verbindung davon jedoch elementar für 37 den poetischen Ausdruck ist. Der Dialog von Bild und Schrift bringt die dualistische Weltsicht im poème schliesslich zum Ausdruck. Das ganze Buch ist von einem binären Grundprinzip durchzogen. So wird die Beziehung des Menschen zum Universum, oder vom Mikrokosmos zum Makrokosmos, anhand einer ganzen Reihe von Gegensatzpaaren strukturiert. Licht und Dunkelheit, Himmel und Erde, Land und Wasser, Sonne und Mond, Ruhe und Bewegung, Horizontalität und Vertikalität, Schwerkraft und Aufstiegsbewegung, Leichtigkeit 38 und Schwere, und nicht zuletzt die Trennung von Mann und Frau. Dieser Dualismus drückt sich im Kampf, den der Mensch im Abschnitt C des Gedichts mit sich selber hat, aus. So wird der gespaltene Mensch bildlich geteilt dargestellt, indem ein Riss von oben bis unten durch ihn hindurch geht, wobei die weibliche Hälfte fehlt. Die weibliche Figur ist ein immer wiederkehrendes Motiv, ebenso wie die Muschel, die das Prinzip der Weiblichkeit repräsentiert. »Die Frau repräsentiert die Horizontale gegenüber der männlichen Vertikalen. Sie ist die Nacht und die Dunkelheit gegenüber der hellen Klarheit des Tages, Höhle im Gegensatz zur Erdoberfläche, Mond im Gegensatz zur Sonne, Traum im 39 Gegensatz zur Vernunft.« Diese Gegensätze bedeuten jedoch nicht ein Gegeneinander, sondern bezeichnet eine Spaltung, die wechselseitig ergänzt werden kann. Seine Tätigkeit nimmt folglich einen binären Rhythmus ein, was auch seinen Tagesablauf wiederspiegelt; ein halber Tag abgeschiedener Reflexion und künstlerischer Arbeit im Atelier, mittags Architektur im Büro. Dieser Dualismus findet sich in seiner Architektur wieder, indem sich skulpturale Elemente in einer reduzierten, geometrischen Umgebung wiederfinden. Durch die Synthese dieser Aspekte, das Verbinden von gegensätzlichen Dingen, oder wie es im poème im Abschnitt D genannt wird, "Verschmelzung", entsteht die Poesie. So ist in einer

Abb. 37. Oben: Abbildung aus Le Poème. Der gespaltene Mensch

36 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.10. aus: William J. R. Curtis, La moderne et l'archaique, ou les dernières oeuvres, in: Lucan 1987, S. 246: »Le melange studieux de primitif et de machiniste.« 37 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.8

Abb. 38. Unten: Abbildung aus Le Poème. Die Verschmelzung

38 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.35 39 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.45

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Illustration eine doppelte Figur als Symbol der Vereinigung zu sehen, die zugleich 40 ein Selbstportait von Le Corbusier als Sonne und Yvonne als Mond darstellt. Die Versöhnung der Gegensätze findet schliesslich im Haus, der Architektur, statt.

Abb. 39. Unten: Farblithographie aus Le Poème. Versöhnung der Gegensätze in der Architektur

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40 Calatrava, Nerdinger, (2012). S.46

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Fazit

Die Thematik der Arbeit hat sich im Verlauf der Recherche und des Schreibens als wahnsinnig weitläufig herausgestellt. Vor allem die Kombination vom Begriff der Poesie und der Persönlichkeit Le Corbusiers, vereint unter einem Arbeitstitel, führt zu einer etwas ausführlicheren Arbeit als zu Beginn vorgesehen. Es könnten sogar zahlreiche weitere Themen dazugezogen werden, dem muss man sich jedoch bewusst sein wenn man sich mit der facettenreichen Person auseinandersetzt. So ist nicht nur das Erarbeiten der These, sondern bereits die Auswahl und Kombination der gewählten Werke, Zitate und Themen zu Le Corbusier eine interpretative Aufgabe des Autors. In einem zukünftigen Arbeitsschritt könnte ein repräsentatives Werk von Le Corbusier untersucht werden, das nach der Veröffentlichung des Buches Le poème de l'angle droit, entsteht, um die poetischen Elemente an einem Gebäude, das sein neues Denken auf Grund des Gedichts verkörpert, zu entdecken. Dies könnte beispielsweise die in der Arbeit bereits erwähnte Kapelle von Ronchamp sein, da sie der Inbegriff dieser späteren Schaffensphase Le Corbusiers ist. Dies würde jedoch nicht mehr im Rahmen das Rationalismus stattfinden, sondern darüber hinausgehen. Was die Arbeit jedoch deutlich aufzeigt, ist die Wichtigkeit der Poesie in seinem Werk. Die drei erarbeiteten Hauptthemen - 3.1 Die Abstraktion von Bekanntem; 3.2 Der rechte Winkel; 3.3 Das Verbinden von Gegensätzen - veranschaulichen auf eine theoretisch hinterlegte und gleichzeitig subjektive Weise, was man sich unter diesen poetischen Aspekten vorstellen kann und vor allem, dass man sich eben etwas darunter vorstellen kann. Somit kann die These - Im architektonischen Werk Le Corbusiers gibt es entwerferische Elemente, die man, nach seinem Verständnis von Poesie, als poetisch bezeichnen kann. - bestätigt werden. Die zu Beginn aufgestellten Fragen - Was heisst Poesie für Le Corbusier? Was sind poetische Elemente und wie kommen diese schliesslich in seiner Architektur zum Ausdruck? - klären sich im Verlaufe der Arbeit. Im Bezug auf den Rationalismus stellt sich das Thema 3.2 Der rechte Winkel, wie man auf Grund des Titels schon erahnt, den wohl grössten Bezug zum Semesterthema des Rationalismus in Paris her. Das Kapitel 3.1 Die Abstraktion von Bekanntem äussert sich auf eine viel skulpturalere Weise. 3.3 Das Verbinden von Gegensätzen könnte, als wortwörtliches Verbinden der Kapitel, als eine Mischung von beidem gesehen werden. Dies zeigt abschliessend nochmals sehr deutlich die Zerrissenheit seiner Persönlichkeit auf, den Dualismus, der in jeglicher Hinsicht in ihm steckt. So beinhaltet es sowohl die frei denkerische Art als auch die Strenge, aus dessen Kombination eben die Poesie entsteht. Die Kombination von Künstler und Architekt, von Leidenschaft und Verstand?

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Literaturliste

Calatrava J. & Nerdinger W. (2012). Le Corbusier und das Gedicht vom rechten Winkel. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag. Calatrave J. & Nerdinger W. (2012). Le poème de l'angle droit. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag. Dudenredaktion (2015). Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim: Bibliographisches Institut Mannheim. Kluge, F. (2012). Onlinewörterbuch: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage. Berlin, Boston: de Gruyter. Krampe, C. Was ist Poesie. Verfügbar unter: http://www.die-poesie.de/poesie.htm (21.04.2018). Kries, M. & von Moos, S. & Rüegg, A. & von Vegesack, A. (2007). The Art of Architecture. Weil am Rhein: Vitra Design Stiftung GmbH und Autoren. Le Corbusier (1955). Le Modulor II. L'architecture d'aujourd'hui. Boulogne-sur-Seine: ASCORAL. Le Corbusier (1998). Le Corbusier's: In defense of architecture. Aus: Oppositions Reader: Selected Essays 1973-1984. New York: Princeton Architectural Press. Meyer, H. (2017). Mimesis und moderne Architektur. Eine architekturtheoretische Neubewertung. Bielefeld: Transcript Verlag. s.n. (1934). Das poetische Element in der Architektur von Le Corbusier. Aus: Das Werk: Architektur und Kunst (Band 21 Heft 9). Verfügbar unter: https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1934:21::1559 (21.04.2018). Steiner, U. (2012): Monumentalität und Alltäglichkeit. Verfügbar unter: https://www.nzz.ch/ feuilleton/kunst_architektur/monumentalitaet-und-alltaeglichkeit-1.17896387 (02.06.2018).

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Le Corbusier in seiner Pariser Wohnung. Aus: Steiner (2012). Abb.2: Buchcover Poésie sur Alger. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.25. Abb.3: Buchcover Von der Poesie des Bauens. Aus http://fondationlecorbusier.fr (09.06.2018). Abb.4: Buchcover Le poème de l'angle droit. Calatrava, Nerdinger, (2012). S.25. Abb.5: begleitende Lektüre. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.25. Abb.6: Le Corbusier und Pablo Picasso auf der Baustelle der Unité d'habitation in Marseille, 1949. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.92. Abb.7: Seiten aus dem Künstlerbuch Jazz von Henri Matisse. Aus: https://www.christies.com/ lotfinder/Lot/henri-matisse-jazz-teriade-paris1947-d-5062966-details.aspx (09.06.2018). Abb.8: Farblithographie aus Le Poème. Ordnung des Gedichts in 7 horizontalen Strophen. Die Anzahl der Quadrate pro Strophe steht für die Anzahl der Abschnitte innerhalb der Strophe. Jedem Quadrat ist eine Farblithografie zugewiesen. Alles zusammen formt die Ikonostase. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.8. Abb.9: Abbildung aus Le Poème. Schwarz-WeissAbbildung aller Farblithografien. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.155. Abb.10: Abbildung aus Le Poème. Abstraktion der Ikonostase in Form eines Zahlencodes. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.153. Abb.11: L'esprit nouveau, Nummer 18, 1924, Titelblatt. In der Ausgabe erschien der Artikel L'angle droit. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.25. Abb.12: Farblithographie aus Le Poème. Der rechte Winkel wird gezeichnet. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.151. Abb.13: Textstelle aus Le poème. Der Mensch als Schöpfer. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.134-135. Abb.14: Textstelle aus Le poème über den Mensch als Schöpfer. Tannenzapfen, Frau und Schildkröte. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.136-137. Abb.15: Zeichnung von Le Corbusier: Cartesianisches Hochhaus. Aus: https://www.pinterest.at/ pin/413486809518634290/?lp=true (09.06.2018). Abb.16: Paul Valéry mit einer Seeschnecke. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.307. Abb.17: Objekte der "Collection particulière" in der 1955 nahe des Cabanon errichteten Arbeitsbaracke; und aufgefundene Knochen aus der Privatsammlung Le Corbusiers: "Objets à réaction poétique". Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.143. Abb.18: Motive aus Le poème. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.90.

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Abb.19: Gegenstände und Sammelobjekte Le Corbusiers. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.137. Abb.20: Abbildung aus Le Poème. Das Motiv vom Tannenzapfen als männliches und das Motiv der Muschel als weibliches Symbol. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.58-59. Abb.21: Zeichnung von Muscheln und Schnecken, 1930er Jahre, Bleistift und Buntstift auf Papier. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.298. Abb. 22: Objekte aus der Sammlung von Le Corbusier. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.315. Abb.23: Le Corbusier, Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp. Grundriss mit Wandstrukturen, Bleistift und Tusche auf Papier. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.299. Abb.24: Le Corbusier, Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp. Vorstudie, Bleistift und Buntstift auf Papier. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.299. Abb.25: Filmstills aus Aufnahmen von Le Corbusier in Arcachon, um 1930. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.286. Abb.26: Le Corbusier am Strand von Long Island, 1946. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.306. Abb.27: Le Corbusier am Strand von Cap Martin. Photographie von Lucien Hervé, um 1969. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.306. Abb.28: Textstelle aus Le poème. Aus Kiesel und Wurzel entsteht der Ochse. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.75. Abb.29: Filmstills aus Aufnahmen von Le Corbusier in Arcachon, um 1930. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.287. Abb.30: Links: Villa Stein mit objects à réaction poétique, in: L'architecture d'aujourd'hui, 1948, S.74. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.11. Abb.31: Le Corbusier und Pierre Jeanneret, Villa Stein-de Monzie, 1926-28. Obergeschoss. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.80. Abb.32: Le Corbusier, Unité d'habitation, Marseille, 1945-52. Baustellenaufnahmen. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.111. Abb.33: Le Corbusier, Unité d'habitation, Marseille. Kamin und Spielskulptur, 1953. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.102. Abb.34: Le Corbusier, Parlamentsgebäude, Chandigarh, 1951-64. Blick auf die Bedachung. Aus: Kries, von Moos, Rüegg, von Vegesack, 2007. S.63. Abb.35: Farblithographie aus Le Poème. Der Modulor und die Muschel. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.55.

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Abb.36: Farblithographie aus Le Poème. Schnittlinie der Horizontalen und Vertikalen. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.31. Abb.37: Abbildung aus Le Poème. Der gespaltene Mensch. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.99. Abb.38: Abbildung aus Le Poème. Die Verschmelzung. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.111. Abb.39: Farblithographie aus Le Poème. Versöhnung der Gegensätze in der Architektur. Aus: Calatrava, Nerdinger, (2012). S.61.

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Anhang

Le poème de l'angle droit Dem eigentlichen poème wurde im Rahmen des Buches die abgetippte, elektronische Version in französisch und deutsch angehängt

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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Zwischen Leidenschaft und Verstand Die Poesie im Werk Le Corbusiers selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind.

Hustinx Charlotte Luzern, 12.06.2018

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Vernünftige Schönheit

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

Frühlingssemester 2018 Von Dominic Roth

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Rationalismus in Paris: von Auguste Perret zu Le Corbusier» mit der Frage von Kern und Kunstform in der Architektur des französischen Architekten Henri Labrouste. Im Zentrum der Arbeit steht die Bibliothèque Nationale in Paris. Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bildet die Theorie von Karl Bötticher sowie Briefe von Henri Labrouste selbst. Durch die methodische Analyse des Projekts werden einerseits die Prinzipien des entwerfenden Architekten herausgearbeitet, andererseits werden mittels Interpretation Verbindungen zur Architektur der Hellenen aufgezeigt. Es zeigt sich eine starke Verbindung zwischen der Konstruktion, den schmückenden Elementen und den damit verbundenen Assoziationen. Das Aufschlüsseln dieser Verbindungen wie auch das Interesse an den Einflüssen bildet die Ausgangslage für diese Arbeit.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Vernünftige Schönheit Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform Verfasser Dominic Roth Rüttistrasse 10 3780 Gstaad Dozenten Dr. Christoph Wieser Prof. Dr. Oliver Dufner

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform


Inhalt

1 1.1 1.2 2 2.1 2.2 2.3 3 3.1 3.2 3.3 3.4 4 5 6 7

5

Einleitung Thema und Fragestellung Vorgehen und Methodik Theorie Kernform und Kunstform nach Karl Bötticher Schönheit und Vernunft nach Henri Labrouste Zusammenführung und Interpretation Analyse Bibliothèque Nationale Konstruktion und Form Konstruktion und Dekoration Konstruktion und Assoziation Quintessenz Erkenntnis Literaturliste Abbildungsverzeichnis Redlichkeits erklärung

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

7 8 9 10 10 11 12 14 15 19 21 24 25 27 28 29

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1

Einleitung

«Ich wiederhole ihnen immer wieder, dass die Künste Kraft genug haben, alles schön zu machen; aber ich verlange von ihnen das Verständnis dafür, dass in der Architektur die Form stets der Funktion entsprechen muss, für die Sie 1 schliesslich bestimmt ist.»

Diese Aussage von Henri Labrouste in einem Brief an seinen Bruder liess mich während meiner Suche nach einem passenden Semesterthema aufhorchen. Erinnerte mich doch diese an einen spezifischen Ort, der von vielen Architekten 2 als Meisterwerk Labroustes bezeichnet wird, die Bibliothèque Nationale in Paris. Als ich an jenem Ort im Lesesaal der Bibliothek stand, hatte auch ich das Gefühl, dass die Architektur dieses, als Vorreiter für den Rationalismus geltenden Baumeisters, über das reine Bauen hinausgeht. Ein Gefühl das, so meine ich, nicht auf die Ornamentik und das Dekor der einzelnen Elemente zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf einem Gesamtkonstrukt aufbaut. Jedes Element hat nebst seiner bauspezifischen Aufgabe eine Bedeutung für die Stimmung und die Atmosphäre im Gebäude und gliedert sich trotzdem in ein System ein. Ein System das von Labrouste primär zur Abtragung von Lasten geplant wurde, aber nicht nur. Diese Vermutung unterstreicht eine Aussage von Auguste Perret, der als einer der wichtigsten Vertreter des Rationalismus gilt.

«Wir haben eine erste moderne Architektur; sie gehört denen, die den Mut hatten, Eisen zu benutzen. Labrouste gestaltete den großen Lesesaal der Bibliothèque Nationale nach einem modernen Prinzip, das die elegantesten 3 Ergebnisse bot.»

Ich glaube beiden Aussagen entnehmen zu können, dass sowohl diejenige von Perret als auch diejenige von Labrouste selbst weit über die Beschreibung des reinen Fügens von Bauteilen und des Erstellens einer Konstruktion hinausgehen. Beschreibt doch Labrouste zum einen im Brief an seinen Bruder, wie auch Perret in seiner Aussage nebst dem reinen Erstellen einer, der Bauaufgabe adäquaten Struktur auch die Schönheit, resp. die Eleganz mit der dies zu geschehen hat.

7

1

Labrouste, 1830. S.24.

2

Giedion, 1996. S.161.

3

Perret, 1914. S.82.

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

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1.1 Thema und Fragestellung Henri Labrouste gilt als einer der ersten und zugleich wichtigsten Vertreter des französischen Rationalismus. Seine Methoden, mit welchen er die ihm übertragenen Bauaufgaben analysierte und bearbeitete, waren der damaligen Zeit weit voraus. Als erster Baukünstler verwendete er für repräsentative Bauaufgaben das neuartige, bis dahin nur aus dem Industriebau bekannte Material des Eisens und entwickelte daraus neue Konstruktionsmethoden. Diese kombinierte er mit bekannten dekorativen Motiven und Elementen und schuf so eine neue, bis dahin unbekannte Architektur, die für die damalige Zeit als revolutionär bezeichnet werden kann. Die Architektur von Labrouste als schmückend und ornamentierend zu bezeichnen, würde seiner Arbeit jedoch nicht gerecht werden. Im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen dieser Zeit verzierte Labrouste seine Bauwerke nicht nur mit dekorativen Elementen. Vielmehr gab er der Konstruktion eine Gestalt und liess diese selbst zur Dekoration werden. Besonders stark sichtbar wird diese Ausformulierung der Konstruktion, die zur Dekoration wird, in den beiden Bibliotheksbauten, die Labrouste zwischen 1843 4 und 1868 realisieren konnte. Dabei kann man von einer Verschmelzung von Ornamentik und Konstruktion sprechen. Dies obschon die schmückenden Teile nicht von unmittelbarer Notwendigkeit für die Konstruktion, wohl aber für den Bau als Ganzes, die räumliche Stimmung, das Empfinden, die Atmosphäre, sowie die Sinnlichkeit sind. Die Arbeit soll diesen sorgfältigen Umgang mit statisch notwendigen und rein verzierenden Elementen untersuchen und der Frage nachgehen, weshalb dieser bewusste, präzise und äussert sorgfältige Umgang mit Konstruktion und Dekoration den Schlüssel für eine, als rationalistisch geltende Architektur bildet, ohne dabei in die Bildhaftigkeit einer collageartigen Architektur zu fallen.

4

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Giedion, 2000 S.24-25.

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1.2 Vorgehen und Methodik Im ersten Teil der Arbeit wird in die Theorie der Ornamentik und Konstruktion eingeführt. Hierfür wird die Bekleidungstheorie aus dem Werk Tektonik der Hellenen von Karl Bötticher hinzugezogen. Bötticher wurde gewählt, weil sich im frankofonen Raum keine fundierten theoretischen Werke finden, die sich in der Zeit um 1850 mit diesem Thema auseinandersetzten. Sie bildet den theoretischen Hintergrund der Arbeit. Eine vertiefte Auseinandersetzung findet dabei mit dem Thema von Kernform und Kunstform statt. Insbesondere die Aspekte der Kunstform und deren Bedeutung werden dabei herausgearbeitet. Weiter wird auf theoretischer Ebene in die Grundsätze der Architektur von Henri Labrouste eingeführt. Daraus abgeleitet wird die Beziehung von Schönheit und Vernunft, die laut Labrouste den Schlüssel für eine funktionierende, in sich stimmige Architektur bildet. Die daraus folgende Interpretation der beiden theoretischen Grundlagen bildet die Basis für die Untersuchungen im zweiten Teil der Arbeit. Im zweiten Teil der Arbeit wird ein spezifisch ausgewähltes Gebäude von Henri Labrouste analysiert und beschrieben. Als Grundlage für die Untersuchung dienen die im ersten Teil erarbeiteten Erkenntnisse auf Basis der theoretischen Auseinandersetzung Böttichers zu Kernform und Kunstform. Der Schwerpunkt der Analyse liegt dabei auf der Beziehung zwischen Konstruktion und derer, zur Dekoration werdender, Ausformulierung. Dies geschieht anhand verschiedener Themen. Analysiert werden der Einfluss der Konstruktion und deren Form, die Beziehung von Konstruktion und Dekoration, sowie das Zusammenspiel von Konstruktion und Illusion. Basierend auf diesen Erkenntnissen können Rückschlüsse auf die architektonische Ausformulierung der Gebäude von Henri Labrouste geschlossen werden, die deren Gestalt massgeblich beeinflussen. Im Schlussteil werden die aus den Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse zusammengeführt und interpretiert. Dies soll aufzeigen, dass sich die Architektur von Henri Labrouste nicht nur auf das Fügen einer vernünftigen Konstruktion beschränkt, sondern darüber hinaus bewusst mit Dekorationen und Assoziationen arbeitet.

9

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

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2

Theorie

2.1 Kernform und Kunstform nach Karl Bötticher «Die Kernform jedes Gliedes ist das mechanisch notwendige, das statisch fungierende Schema; die Kunstform dagegen nur die Funktion - erklärende 5 Charakteristik.»

Mit dieser Aussage versucht Karl Bötticher in seinem Buch über die Tektonik der Hellenen keine Trennung von darstellender Hülle und verkleidetem Kern herzustellen. Vielmehr ist diese Aussage ein Versuch auf einer begrifflichen Ebene die Beziehung zwischen Kernform und Kunstform zu erklären. Die Kernform bildet dabei die materiellen Bedingungen eines für den Bau notwendigen Körpers, respektive Glieds. Die Kunstform, so Bötticher, entsteht wenn nebst den blossen Bedürfnissen einer materiell notwendigen Körperbildung auch die Bedürfnisse des geistigen und physischen Lebens 6 bedient werden. Dabei geht es um eine Formübertragung. Diese erfolgt jedoch nicht auf einer materiellen, sondern auf einer rein geistigen Ebene. Die Kernform bildet demzufolge den statisch und mechanisch notwendigen Teil eines Körpers, die Kunstform den des funktionserklärenden. Erst mit der Kunstform erfährt ein Körper seine Vollendung, wird zu etwas organisch Belebtem. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein Bauwerk mit einzelnen, unabhängig voneinander funktionierenden Gliedern als Organismus und somit als Gesamtfunktionierendes verstanden werden kann. Erst die Abhängigkeit und Wechselbeziehung der einzelnen Glieder untereinander lassen die Kunstform zu einem, als Organismus funktionierenden, untrennbaren Ganzen werden. Ein Ganzes, das nicht als Verkleidung verstanden werden soll. Vielmehr entspringen Kern und Hülle aus einem der jeweiligen Glieder und werden so angelegt, dass die dekorativen Elemente aus dem Volumen gearbeitet werden können, ohne 7 dabei die für die Struktur notwendige Form des Kerns zu verändern.

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10

5

Bötticher, S.15.

6

Bötticher, S.16.

7

Oechslin, S.183-184.

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2.2 Schönheit und Vernunft nach Henri Labrouste «Ich habe etliche Studienpläne entworfen, um den Anfängern etwas Nützliches beizubringen: ich möchte, dass sie lernen, mit ganz einfachen Mitteln zu komponieren. Sie müssen von Anfang an die Richtung ihrer Arbeit sehen, damit sie alle Teile entsprechend ihrer Bedeutung anordnen können. Dann erkläre ich ihnen, dass Festigkeit mehr von der Art abhängt, wie Materialien zusammengefügt sind, als von ihrer Masse, und - sobald sie die ersten Grundsätze der Konstruktion erfasst haben - sage ich ihnen, dass sie mit der Konstruktion selbst eine Schönheit erreichen müssen, die zugleich vernünftig 8 und ausdrucksvoll ist.»

Mit diesem Zitat aus einem Brief an seinen Bruder wird ersichtlich welche Interessen und Ansätze Henri Labrouste mit seiner Architektur verfolgte. Immer wieder berichtet er in diesen Briefen von seinen Anstrengungen den Schülern seiner Meisterklasse die Grundsätze der Baukunst zu vermitteln. Grundsätze die laut Labrouste nicht vom Gedanken der Materialität oder der Festigkeit eines Stoffes getrieben sein sollten. Vielmehr war es Labrouste ein Anliegen, die 9 Konstruktion mit all ihren Eigenheiten als Ganzes zu verstehen. Diese Aussage bedeutet aber nicht ein Verzicht der schmückenden Elemente eines Bauwerks. Vielmehr stellt sie den Versuch dar, die verschiedenen Glieder einer Konstruktion auf einer sprachlichen Ebene zu erklären. Die Basis jeder Konstruktion bilden laut Labrouste die zur Lastabtragung notwendigen Glieder, die materiell und in ihrer Form den statischen Gegebenheiten zu entsprechen haben. Diese Teile werden jedoch als Einzelteile verstanden, die ausser der Lastabgabe an das nächste Element der Konstruktion nicht Bestandteil eines gesamtheitlichen Systems sind. Die Schönheit die es mit der Konstruktion zu erreichen gilt, entsteht dabei erst, wenn die einzelnen Glieder eine Verbindung miteinander eingehen und so beginnen eine gegenseitige Wechselwirkung zu erzielen. Diese hat jedoch nichts mit der Verzierung eines oder mehrerer Bauteile zu tun. Vielmehr ist sie das Resultat eines vernunftvollen Fügens der einzelnen Glieder zu einem unzertrennlichen Ganzen. Erst wenn diese Verbindung, welche über die materielle Ebene hinausgeht entsteht, spricht man gemäss Labrouste von Schönheit.

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8

Labrouste, 1830. S.24.

9

Bélier; Bergdoll, 2013. S.140-145.

Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

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2.3 Zusammenführung und Interpretation In der Auseinandersetzung mit der Theorie von Bötticher als auch in der Auseinandersetzung mit den Briefen von Labrouste wird ersichtlich, dass beide auf einem ähnlichen architektonischen Grundsatz aufbauen. Sowohl Bötticher als auch Labrouste bauen die aus ihrer Sicht richtige Architektur auf dem Grundsatz der Konstruktion und deren rationalistischen Eigenschaften auf. Im Zentrum stehen dabei die materiellen Bedingungen eines für den Bau notwendigen Körpers. Unabhängig voneinander gehen beide von einem einzelnen Element aus, das in seiner Form den statisch notwendigen Gegebenheiten zu entsprechen hat. Elemente, die als Einzelteile verstanden werden, ohne direkten Bezug zu einem Gesamtsystem. Einzig die Aufgabe des Lastabtrags verbindet sie zu einem von der Statik bestimmten Ganzen. Labrouste bezeichnet diese für den Bau mechanisch notwendigen Teile als Vernunft in der Konstruktion, nach Bötticher bilden sie die Kernform. Diese Elemente sind jedoch nur als Fragmente in einem System zu verstehen. Zu einem zusammenhängenden Gesamten werden die einzelnen Teile erst durch die Schönheit, die es laut Labrouste zu erreichen gilt oder laut Bötticher die Kunstform. Beide meinen damit die Ausformulierung der einzelnen Glieder die über den materiellen Wert hinausgeht. Eine Form die erreicht wird wenn auch die Bedürfnisse des geistigen Anspruches bedient werden. Wenn die Verbindungen der einzelnen Elemente beginnen in sich eine gegenseitige Wechselwirkung zu erzielen. Diese Ausformulierungen und Wechselwirkungen als Verzierung oder Schmuck zu bezeichnen wäre jedoch völlig falsch. Denn sowohl für Bötticher als auch für Labrouste ist es die Kunst des vernunftvollen Fügens aller einzelnen Teile zu einem ganzheitlichen System, die letztendlich als Vollendung der Schönheit, respektive Kunstform bezeichnet werden kann. Für die nachfolgende Analyse werden deshalb nur noch die Begriffe von Kern und Kunstform nach Bötticher verwendet.

Abb. 1. Kernform und Kunstform Beispiel anhand eines Damenkleids

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3

Analyse Bibliothèque Nationale Der für die Analyse ausgewählte öffentliche Bau der Bibliothèque Nationale an der Rue Richelieu in Paris gilt als eines der Meisterwerke der jüngeren Architekturgeschichte. Ein Gebäude, welches als eines der ersten überhaupt auf dem späteren, für die Moderne, elementaren Grundsatz des Rationalismus 10 aufbaut. Ein System, das von der Konstruktion und derer zur Dekoration werdender Ausformulierung geprägt wird und im Lesesaal der Bibliothek ihren Höhepunkt erfährt. Zu Gunsten der detaillierten Untersuchung dieser komplexen Beziehung von Konstruktion und Ausformulierung werden Historische Hintergründe und eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Nutzungen der anderen von Labrouste entworfenen Räume innerhalb der Bibliothek nicht weiter ausgeführt. Auch werden die Proportionen und Raumbeziehungen nicht weiter beschrieben.

Abb. 2. Henri Labrouste Bibliothèque Nationale Zeichnung des Lesesaals

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Giedion, 1996. S.161-165.


3.1 Konstruktion und Form Ausgehend von einer orthogonalen, rechteckigen Grundform wird die Konstruktion des Lesesaals aufgebaut. Nach streng rationalistischem Prinzip wird diese in neun identische Quadrate unterteilt. Die Eckpunkte sowie die Schnittpunkte dieser Quadrate bilden dabei den Startpunkt für das eigentliche System der Konstruktion. Ein System, das auf sechzehn gusseisernen Stützen ruht, die jeweils auf einem Sockel im Raum stehen. Sechzehn als Kernform zu bezeichnende Glieder, welche die aus der Konstruktion auftretenden Kräfte aufnehmen und in den Boden weiterleiten. Die Form der Stützen folgt diesen Kräften. Darüber hinaus symbolisiert sie aber noch etwas Anderes.

Abb. 3. Grundriss Bibliothèque Nationale

Jede der sechzehn Stützen verändert sich im Querschnitt und stellt so den Kräfteverlauf innerhalb des Bauteils dar. Dadurch erfährt das Element eine Funktionserklärung, welche für den Betrachter einen Spannungsmoment innerhalb der Betrachtung der Stütze generiert, die Kunstform. Die Dachkonstruktion besteht aus neun, über den jeweiligen Quadraten des Grundrisses angeordnete kleine Kuppeln, die in ihrer Mitte mit einem Oblicht versehen sind. Sie bilden die innere Haut des zweischalig aufgebauten Daches. Jede Kuppel für sich bildet dabei wiederum eine einzelne, in sich geschlossene Kernform, welche die Aufgabe der Lastübergabe aufnimmt. Die in die Kuppeln eingearbeiteten Druck- und Zugbänder gehören dabei ebenfalls zur Kernform, da sie von Notwendigkeit für die lastabtragende Funktion sind. Die Form der Kuppeln folgt, wie schon bei den zuvor beschriebenen Stützen, dem Verlauf der statischen Kräfte. Anders als bei den Stützen findet sich aber hier keine Kunstform und es bleibt lediglich bei der Kernform.

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Abb. 4. Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Querschnitt

Abb. 5. Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Grundriss - Stütze Verbidungsstück Bogen zu Kuppel

Abb. 6. Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Bogenkonstruktion

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Abb. 7. Innenraum Bibliothèque Nationale

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Die Lastübertragung von Dach zu Stützen erfolgt durch schmiedeeiserne Bogenkonstruktionen welche am Übergang von Stützen zu Bogen in Kapitell ähnlichen Elementen enden. Verstärkt werden die Bögen mit Hilfe von Verstrebungen, Nieten und diagonalen Aussteifungen, um die auftretenden materiellen Anforderungen aufzunehmen. Wie Stützen und Dach weisen auch sie eine rationale, dem Kräfteverlauf entsprechende Form auf und werden zur Kernform. Zusätzlich zu dieser rational verlaufenden Gliederung entspringen der Form aber wiederum andere Teile. So werden sowohl die Aussteifungen in den Bogensegmenten als auch die Kreuzungspunkte der Verstrebungen über eine Veränderung der Form zusätzlich hervorgehoben und lassen den Betrachter so auf die statisch stark beanspruchten Teile aufmerksam werden. Dieses Spannungsmoment, das für den Betrachter gleichzeitig funktionserklärend ist, wird wie im Element der Stütze zur Kunstform. Abgeschlossen wird das System über die auf den Kuppeln liegende äussere Schale, diese bildet das gegen Witterung schützende Giebeldach das mit einem System aus punktuellen Abstützungen mit der inneren Kuppel verbunden ist. Es markiert den höchsten Punkt des Gebäudes und bildet gleichzeitig den Abschluss der Konstruktion nach oben.

Abb. 8. Dachkonstruktion Bibliothèque Nationale

Abb. 9. Dachaufsicht auf Giebeldach Bibliothèque Nationale

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3.2 Konstruktion und Dekoration Die Konstruktion und deren einzelne Glieder bildet wiederum die Grundlage der Untersuchungen. Wie im vorangegangenen Kapitel aufgezeigt wurde, entspringt aus diesen statisch relevanten Teilen bestehend aus Stützen, lastübertragenden Bogenkonstruktionen, Kuppeln und den verbindenden Elementen, jeweils die Kernform. Sie ist fest mit dem Begriff der Konstruktion verbunden. Auf eine nochmalige, detaillierte Herleitung wird aus diesem Grund verzichtet. Anders als im vorangegangenen Kapitel wo die Konstruktion und die Form der einzelnen Stützen jeweils aus einem Element entspringen, ist dies bei der Dekoration der Stützen nicht der Fall. Die Kannelierungen der Stützen entspringen nicht aus dem Element der Kernform. Vielmehr sind sie als additiv schmückende Elemente zu verstehen, die auf jede der sechzehn Stützen appliziert werden. Sie bilden somit nicht die Kunstform ab, die direkt aus der Form entspringt und funktionserklärend ist. Ähnlich verhält sich die Beziehung der Dekoration zur Konstruktion im Bereich der Übergänge von Stützen zu Bogenkonstruktion. Auch hier kann zwischen der Konstruktion und diesen dekorativen Elementen keine direkte Beziehung hergestellt werden. Die floralen Muster, bestehend aus Blättern, Blumen und Ranken sowie die, aus den Kapitell ähnlichen Elementen entspringenden Figuren, sind alle als additive Dekorationen zu verstehen, unabhängig von der Kernform der Konstruktion. Sowohl bei den Stützen als auch bei den Übergangselementen von Stützen zu Bogen ist jedoch zu erkennen, dass die Dekoration immer auf der Logik der Konstruktion aufbaut, diese als Referenzpunkt nutzt und dabei nie mit ihr bricht. Dies ist auch bei den dekorativen Malereien der Bogenkonstruktionen zu beobachten. Obschon das gemalte Muster nicht aus der Konstruktion entspringt, nimmt es doch Bezug auf diese und folgt immer den einzelnen Nietpunkten, wodurch ein zusammenhängendes in sich schlüssiges Muster entsteht.

Abb. 10. Übergang Stützen zu Bogen Bibliothèque Nationale Abb. 11. Detailausschnitt einer Verzierung - Abhängigkeit von Nieten und Dekoration sichtbar Bibliothèque Nationale

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Abb. 12. Deckenansicht Blick von unten Bibliothèque Nationale

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In der Dekoration der Kuppeln findet dieser Ansatz schliesslich seinen Abschluss. Auch sie hat nichts mit der rationalistischen Kernform der Konstruktion im eigentlichen Sinne zu tun. Jedoch wird auch hier die Dekoration auf der Logik der Konstruktion aufgebaut, sind doch immer die Teile der Kuppel, die als Druck- oder Zugbogen innerhalb der Kuppel fungieren, verziert. Ein Schmuck der nichts mit der Kunstform zu tun hat, der aber wie derjenige in den Bogenkonstruktionen aus gemalten Motiven besteht und in der Logik der statischen Kräfte verläuft.

Abb. 13. Bogenkonstruktion mit sichtbarer Dekoration Bibliothèque Nationale

3.3 Konstruktion und Assoziation Das Thema der Assoziation, sprich das Hervorrufen von bekannten Bildern für den Betrachter kann, anders als die zuvor behandelten Themen der Form und der Dekoration, nicht nur in Bezug auf die Konstruktion und deren Kernform beschrieben werden. Vielmehr entspringen die einzelnen Assoziationen aus dem Zusammenspiel von Konstruktion, Form und Dekoration. Ein erstes Mal wird dies bei der näheren Betrachtung der sechzehn, regelmässig angeordneten Stützen sichtbar. Sowohl die Kernform der Konstruktion, die Form selbst als auch die Dekoration sind hier für das Hervorrufen eines bekannten Bildes verantwortlich. Erinnern doch die monolithische Erscheinung, der nach oben hin schlanker werdende Querschnitt der Konstruktion, wie auch die Verzierung mittels Kanneluren ähnlichen Elementen, an die klassischen Säulen der Hellenen.

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Abb. 14. Henri Labrouste Zeichnung Detailstudie Griechische Säule mit Basis und Kapitell Abb. 15. Detail einer Stütze mit Übergangselement Bibliothèque Nationale

Die Ausformulierung des Übergangs von Stützen zu Bogenkonstruktionen folgt einer ähnlichen Logik. Wie die Stützen erinnern auch diese Elemente an die Architektur der frühen Griechen und wecken Assoziationen zu korinthischen Kapitellen. Besonders stark sind die Bezüge in der Ausformulierung der Pflanzenmotive. Sie bilden fast eins zu eins die Akanthusblätter der griechischen Tempel ab. Die Bogenkonstruktionen sprechen indes eine andere Sprache. Eine Sprache, die der Betrachter mit einer viel jüngeren Architektur assoziiert, nämlich jener von Industrie- und Bahnhofshallen. Eine Architektur, die zur gleichen Zeit wie Bau der Bibliothek entstanden ist.

Abb. 16. Innenansicht Galerie des Machines, Paris, 1889 Abb. 17. Innenansicht Bibliothèque Nationale

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Die Kuppeln, die den Abschluss bilden weisen weder mit der Architektur der Hellenen noch mit derjenigen der Industriebauten eine Verwandtschaft auf. Vielmehr wecken sie Assoziationen zur römischen Architektur, genauer gesagt zum Pantheon in Rom. Was jedoch alle Elemente vereint ist das in sich schlüssige System. Ein System, das trotz der dekorativen Elemente, durch die Konstruktion geprägt ist. Dies führt dazu, dass obwohl nicht alle Elemente darauf aufbauen, der Bau der Bibliothek mit den Tempelanlagen der alten Griechen assoziiert wird. Folgt doch letztendlich alles dem statischen Verlauf der Kräfte und bildet so ein rationalistisches Ganzes.

Abb. 18. Deckenansicht Blick von unten Pantheon, Rom

Abb. 19. Deckenansicht Blick von unten Bibliothèque Nationale

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Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

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3.4 Quintessenz Die in den Untersuchungen erarbeiteten Erkenntnisse zeigen auf, dass die im theoretischen Teil der Arbeit hergestellten Parallelen, zwischen der Theorie von Bötticher und den Grundsätzen von Henri Labrouste, in einen direkten Bezug zum Bau der Bibliotèque Nationale gesetzt werden können. Sowohl die Kernform als auch die Kunstform sind in der Ausformulierung der Konstruktion zu finden. Ein erstes Mal zeigt sich dies im Kapitel Konstruktion und Form. Die Form der einzelnen Elemente entspringt dabei aus den statischen Anforderungen. Diese wird als Kernform verstanden. Alle Elemente zusammen bilden ein in sich funktionierendes System bestehend aus Stützen, Bogenkonstruktionen, Kuppeln sowie den jeweiligen Verbindungselementen. Hier kann eine erste klare Parallele zur Theorie gezogen werden. Die Form der Stützen und der Bogenkonstruktionen weisen, neben dieser, von der Statik bestimmten Form aber noch einen anderen Aspekt auf. Bei den Stützen wird dies beim Betrachten des Querschnitts sichtbar. Dieser verjüngt sich nach oben und generiert so ein Spannungsmoment für den Betrachter, die Kunstform. Auch bei den Bögen ist ein solches Spannungsmoment ersichtlich. Werden doch einzelne statische Elemente durch die Veränderung der Form speziell betont. Auch dies entspricht der im ersten Teil eingeführten Theorie der Kunstform. Ein Bruch wird indes bei der Form der Kuppel ersichtlich. Hier findet sich nur die Kernform ohne die dazugehörige funktionserklärende Kunstform. Nicht direkt anwenden lässt sich die Theorie auf das Kapitel Konstruktion und Dekoration. Dies aus dem Grund, da die dekorativen Elemente nicht aus demselben Element wie die Konstruktion entspringen. Vielmehr sind sie als rein schmückende Teile zu verstehen, die auf die Elemente der Kernform appliziert werden. Trotz diesem Bruch mit der Theorie schaffen es die Elemente ein Spannungsmoment zu erzeugen. Ein Spannungsmoment, das der im Theorieteil beschriebenen funktionserklärenden Kunstform sehr nahe kommt. Zurückzuführen ist dies auf die Anordnung der Dekoration, welche immer dem Verlauf der statischen Kräfte folgt ohne ein einziges Mal mit ihr zu brechen. Auch im Kapitel Konstruktion und Assoziation lässt sich die Theorie nicht direkt anwenden. Dies, da die Assoziationen zu den einzelnen Elementen erst durch das Zusammenspiel von Konstruktion, Form und Dekoration entstehen. Trotz dieses erneuten Bruchs schafft es Labrouste auch hier ein Spannungsmoment entstehen zu lassen. Erinnern die assoziierten Bilder doch vorwiegend an Gebäude der Hellenen, die sich durch ihre Konstruktion und deren Präsenz auszeichnen. Eine Spannung die derjenigen, der funktionserklärenden Kunstform sehr nahe kommt. All diese Erkenntnisse zeigen auf, wie stark sich Henri Labrouste mit den Themen von Kernform und Kunstform beschäftigt hat. Nicht nur in seinen Schriften, sondern auch in seinen Bauten ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema sichtbar. Weiter zeigt die Analyse auf, dass sich Labrouste jedoch nicht nur auf diese Themen beschränkte, sondern sich vertieft auch mit der Geschichte, insbesondere der, der Hellenen auseinandersetzte.

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Vernünftige Schönheit


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Erkenntnis

Die Arbeit zeigt auf wie stark sich Labrouste mit den Themen von Kernform und Kunstform oder um es in seine Worte zu fassen, mit Vernunft in der Konstruktion und Schönheit auseinandergesetzt hat. Dies zeigt die im Theorieteil gemachte Gegenüberstellung von Labrouste mit den Prinzipien von Bötticher. Die Architektur von Henri Labrouste aber nur auf dieses Thema zu beschränken, würde seinem Werk nicht gerecht werden. Vor allem die Kapitel von Konstruktion und Dekoration, wie auch das Kapitel der Assoziation, haben gezeigt, dass die Architektur von Labrouste über die reine Form der Konstruktion hinausgeht. Labrouste schafft es im Bau der Bibliothèque Nationale die Konstruktion mit der Form, der Dekoration und den daraus entstehenden Assoziationen zu kombinieren. Erreicht wird dies durch den äussert präzisen und bewussten Umgang mit der Konstruktion und den daraus entstehenden Spannungen. Keine Form oder Dekoration stellt sich gegen die von der Konstruktion erstellten Regeln. Mehr noch, jedes Element, egal ob direkt aus der Form entspringend oder als additiver Schmuck hinzugefügt, steht unabhängig für sich. Alles ist in irgendeiner Form abhängig von der Konstruktion. Diese Abhängigkeit der Teile zum Ganzen und umgekehrt, bildet letztendlich den Schlüssel für die Architektur von Henri Labrouste. Es ist diese Gesamtheit aller Teile, basierend auf einem rationalen Grundsystem, die für die räumliche Stimmung, das Empfinden, die Atmosphäre sowie die Sinnlichkeit der Architektur verantwortlich ist. Eine Architektur, die mit Dekorationen und verzierenden Elementen arbeitet und trotzdem nie in eine collageartige Bildhaftigkeit fällt. Unbeantwortet bleibt die Frage, was Labrouste dazu bewog für die Ausformulierung der Dekoration auf Elemente aus dem alten Griechenland zurück zu greifen und damit den Betrachter an längst vergangene Zeiten zu erinnern.

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Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform

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Literaturliste

Bélier, Corinne; Bergdoll Barry. (2013). Henri Labrouste. Structure brought to light. New York: MoMa.

Bötticher, Karl. (1844). Die Tektonik der Hellenen. Potsdam.

Frampton, Kenneth. (1993). Grundlagen der Architektur. Studien zur Kultur des Tektonischen. München - Stuttgart: Oktagon Verlag.

Giedion, Siegfried. (2000). Bauen in Frankreich. Bauen in Eisen. Bauen in Eisenbeton. Berlin: Gebr. Mann Verlag.

Giedion, Siegfried. (1996). Raum Zeit Architektur. Berlin: Birkhäuser Verlag.

Oechslin, Werner. (1994). Stilhülse und Kern. Zürich: GTA Verlag.

Perret, Auguste. (1914). Le Style sans ornament. Paris.

Souvenirs d'Henri Labrouste, architecte, membre de l'Institut : notes recueillies et classées par ses enfants

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Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform


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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Kernform und Kunstform Beispiel anhand eines Damenkleids, aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.155. Abb.2: Henri Labrouste Bibliothèque Nationale Zeichnung des Lesesaals aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.167. Abb.3: Grundriss Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.147. Abb.4: Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Querschnitt aus. Frampton K. (1993). S.54. Abb.5: Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Grundriss - Stütze Verbidungsstück Bogen zu Kuppel aus. Frampton K. (1993). S.54. Abb.6: Entwurfsstudien der konstruktiven Elemente für die Bibliothèque Nationale Bogenkonstruktion aus. Frampton K. (1993). S.54. Abb.7: Innenraum Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.134.

Abb.14: Henri Labrouste Zeichnung Detailstudie Griechische Säule mit Basis und Kapitell aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.88. Abb.15: Detail einer Stütze mit Übergangselement Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.21. Abb.16: Innenansicht Galerie des Machines, Paris, 1889 aus. Giedion S. (2000). S.56. Abb.17: Innenansicht Bibliothèque Nationale aus: https://henri-labrouste.divisare.pro/ (10.Juni.2018). Abb.18: Deckenansicht Blick von unten Pantheon, Rom aus: http://www.fotocommunity.de/photo/ la-rotonda-bert-kastenholz/20186491 (10.Juni.2018). Abb.19: Deckenansicht Blick von unten Bibliothèque Nationale aus: http://teachingliteracy.tumblr.com/ post/22720291963/vitorrochablog-biblio th%C3%A8que-nationale-paris (10.Juni.2018).

Abb.8: Dachkonstruktion Bibliothèque Nationale Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.152. Abb.9: Dachaufsicht auf Giebeldach Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.163. Abb.10: Übergang Stützen zu Bogen Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.154. Abb.11: Detailausschnitt einer Verzierung - Abhängigkeit von Nieten und Dekoration sichtbar Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.156. Abb.12: Deckenansicht Blick von unten Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.4. Abb.13: Bogenkonstruktion mit sichtbarer Dekoration Bibliothèque Nationale aus: Bélier C.; Bergdoll B. (2013). S.134.

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Vernünftige Schönheit

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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Vernünftige Schönheit Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Dominic Roth Gstaad, 12.06.2018

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Henri Labrouste und die Dualität von Kernform und Kunstform




The Revival of the Column

Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

Spring semester 2018 By Elena Todorova

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Abstract

This writing aims to show the architectural interest of Auguste Perret in the Archaic period architecture and how he implements it in the Musee des Travaux Publics, without making an impression of intentional imitation of some motives and elements on the side of the architect. The textual sources of the two great French theoreticians from the 19th century Auguste Choisy and Julien Guadet would provide an alternative reading and interpretation of the building due to the given architectural examples in them. Trough a very specific element of the construction and the composition - the column, which becomes of a great importance also in the new Modern Movement, gives the opportunity to see how far The Musee des Travaux Publics planned in the 30s is still attached to the Classical style and Beaux-Arts standards. In a similar way of collation between the theory and the practice, between the engineering construction and the architectural performance, the Ancient and Modern here are presented by the working of the building elements as separate parts or as a monolithic whole. Furthermore the column put the Museum in its timelessness and in this way the architect adheres to the standards of the past as well as foreseeing these of the future.

In-depth Study Spring semester 2018

The Column Revival Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics, Auguste Perret Author Elena Todorova Himmelrichstrasse 1 6003 Luzern Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Spring semester 2018 Date: 12.06.2018

Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret


Content

1 2 3 3.1 3.2 3.3 4

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Introduction Classical approach in a Modern time The presence of the Column in the Musee des Travaux Publics The Colonnade The inner Column The Pilaster Conclusion Sources List of figures Declaration of originality

Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

7 8 11 11 15 18 21 23 24 25

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Introduction

Fig. 1. House of German Art, Munich, Germany, Paul Ludwig Troost, 1937

Fig. 2. Villa Savoye, Poiissy, France, Le Corbusier, 1929

7

The History of the human civilization shows many great moments of its development and achievements, which are still relevant today or serve as a principal basis for architectural work. Most 19th century architecture is focused on reviving old styles. Looking at the architectural heritage of its past, in all European countries develop reversed old to new styles as Neo-Classical and Neo-Gothic. The second half of the century is marked by development of new materials as a result of the new industrial needs. In this chronological way the Modern Movement in the history of Architecture, is defined at the beginning of the 20th century and could be associated with the following principles: maximum usage of the new technologies, optimization of the building process, lightness of the building construction and substantiate new materials. It is evident that the Classical styles (Greek and Roman styles) are also reference in the Modern time. Some architects use them very directly with obvious inclination to represent power and solidity (Fig. 1), while others look for wider range of possibilities to translate them in the new ‘machine age’, adding also the idea of transparency (Fig. 2). In a very optimistic way the modern architects believe that the ‘new’ architecture should show the changed ideas of the society, which are now not bound to the strict traditional styles. The link between the design and the requirements for the building usage becomes important as well as the new standards of comfort. In order to keep the historical continuity from the 19th century some building elements – the columns – appear in the Modern time as ‘rediscovered’ figures with now very specific meaning. They become an essential part of the building construction and are differentiated by their character as Columns of Support, Columns emphasizing the freedom of the Wall and Columns showing the independence of the Spatial arrangement. One of the brightest representative architects of the beginning of the 20th century Le Corbusier turn the Column into one of the strongest features of the Modern Movement. Even though he was really fascinated by the Great Greek Columns when visiting the Acropolis, Le Corbusier never builds them in the same way. What he brings as an effect in the Modern thought from the Great Colonnades, is the idea of invitation and guidance to the building that they represent due to their constructional transparency. He gives them now more clear and precise function and uses them in all their potential to show the need of integration between the building and the technology in that time. With the optimized qualities of the concrete material the columns gives much more freedom of the architectural conception and they lighten the heavy constructions and the massive building planning. The idea of making a place a space with awareness of the presence comes in this way, which reflects on the experimentations with the composition of the building. As Peter Collins mentions in the book “Ideals in Modern Architecture” the 19th century Classical theoreticians and architects (such Auguste Perret) talk about structure, but never about ‘space’ as archetype for providing new buildings. The direction towards openness and lightness is rather modernistic. As a structural and compositional device of this, the column could be part of a frame or an individual object, but both of them relate to the ‘true’ and visible construction, which is rather revolutionary than stylistic.

Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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Classical approach in a Modern time

Fig. 3. Aguste Perret

As it has already been mentioned some architects at the beginning of the 20th century were still keen on Classical style Architecture as protecting the architectural heritage to generate beauty by ideal proportions and symmetry. They do not understand the use of technology to be determinant for the visual representation of the building, but protect the possibility to have command over the process. The Parisian school Ecole des Beaux-Arts (School of Fine Arts) strongly influenced the architecture in France and not only there, and classical and traditional style buildings in other countries are often referred to by this name. It offers a project-based, competitive system of education, which supports certain stylistic choices and methods of composition including drawing of reconstructions of ancient ruins: temples, colosseums. The goal for the students was winning the Prix de Rome Price - a scholarship for five years study at the French Academy in the city. They competed by drawing (in plans, sections and elevations) big imaginary public buildings in a very precise and theoretical way, and submitted them to their tutors. Many modern architects criticized them because of this old-fashioned and technologically primitive architecture that they propose. H. P. Berlage asserts in an essay in 1908 that «the art of the master builder lies in this: the creation of space, not the sketching of facades.»¹ Even though the Beaux-Arts architects are called Classical Rationalists and pay attention to the clear, well-proportioned structure of the building, they don't have a constructional background from the school, even it happens very often that the constructional studies of the students have no relation to their design projects2, and it is rather the design and the educational practice that brings Beaux-Arts to a kind of style. This is all can be seen in the independence and the missing relation between the elevation and the section plans, despite of the fact that a favorite Beaux-Arts theme is the correspondence of a building's exterior to its internal organization. An exception is Auguste Perret³ (Fig. 3), who is both a great 'designer' and a great 'builder'. He gains his knowledge from many great French theorists but also from the practice that he gets in the building company of his father. Two of these classical rationalist teachers, who influenced the Perret’s personality, are Julien Guadet (Fig. 4) and Auguste Choisy (Fig. 5). Guadet teaches at the Ecole Beaux-Arts school, in which Perret was a student, while Choisy is an engineer and professor at the École Nationale des Ponts et Chaussées. Both of them, Choisy and Guadet, publish solid architectural texts ( Historie de l'architecture - Auguste Choisy, Elements et theorie de l'architecture - Julien Guadet) at the end of the 19th century, which give a wide range of Great Classical architectural examples (from Ancient Egypt, Greece and Rome) and let the readers find themselves what is relevant to them. According Choisy the inspiration of an architect lies in the suggestions of the construction, while Guadet sees the beauty in the proportions and the composition of the different elements in the building.

Fig. 4. Aguste Choisy Fig. 5. Julien Guadet 1

Peter Collins in: Changing Ideals in Modern Architecture, p. 287;

2

Henri Labrouste - wins a Grant Prix de Rome Price and teaches at the Ecole Beaux-Arts - writes in the year 1840 to the Revue Generale de l'Architecture complaining after looking at the projects of his students that the design and construction are entirely separate disciplines. The only text for building construction available back then, which the students start to use, is Rondelet's Theoretical and Practical Treatise on the Art of Building (1802); in: Changing Ideals in Modern Architecture, Peter Collins, p. 204;

3

8

110

Auguste Perret was a student at Ecole des Beaux-Arts between 1891-1895 but never finished his architectural study;

The Revival of the Column


Fig. 6. A Hospice in the Alps, 1st Grand Prix Price, Elevation, Julien Guadet, 1864

Both of them don't reject the need and the importance of coherence between the art of composing and the constructional process. Choisy and Guadet as well as the other architectural theorists in the second half of the 19th century have been also called Classical Rationalists, because what they state is already conformed to the changes of the material and technology usage. «Classical Rationalists demanded three things of architecture: firstly, a reappraisal of the proportions of all structural elements with respect to the newly established science of the strength of materials; secondly, a logical approach to planning with respect to the actual needs of the intended occupants; and thirdly, a more flexible approach to the Classical notions of symmetry and regularity, whereby, for example, windows lighting stairways could be placed more often in relationship to internal landing, rather than with respect to a regular alignment on the exterior facades.»4 What Choisy and Guadet recognize in the Ancient time Architecture is the high quality of the structural thought and the architectural performance. The present according them is time for gaining inspiration, while the knowledge comes from the past generations. Much more personal attitude towards the relation Ancient-Modern architecture and the Beaux-Arts traditional standards shows Julien Guadet in his writing. «I know nothing in modern architecture which presents in the same degree the qualities of ancient architecture – the absolute truth, nothing more than the true, nothing less than the truth.»5

4

«... the new established science...» means the differentiation of the engineering from the architecture; in: Changing Ideals in Modern Architecture, Peter Collins, p. 205;

5

J. Guadet, The Elements and Theory of Architecture, A Course of Lectures given at the Ecole Nationale et Speciale des Beaux Arts, Paris, France, V. 3-4, p. 190;

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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Fig. 7. Musee des Travaux Publics, Auguste Perret, 1936

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The Revival of the Column


3

The presence of the Column in the Musee des Travaux Publics

3.1 The Colonnade

Designed by Auguste Perret in 1936 The Musee des Travaux Publics is not much different from the Beaux-Arts stylistic projects and at the same time shows the constructional intelligence and fineness of the architect. Perret is one of the last Classical Rationalists, builds until the middle of the 20th century. He uses the frame construction as a pure and true way of building expression. In his museum an object of interest is the Column with all its appearance - as colonnade, as a single column, or as a facade pilaster. The first and great impression of the Musee des Travaux Publics is given by the exterior colonnade (Fig. 7), which differentiate itself from the facade. At first sight these big columns, which build kind of a portico seem to relate to the Ancient Greece or Rome, having the notion that in their architecture they are elements with enormous importance to the building representation. Going deeply into the text of Auguste Choisy, it allows better understanding of the constructional method and the borrowed elements from the different national styles that Perret uses in his work. To begin with, it is worth mentioning that the Museum presents a frame within a frame way of construction. The first frame is the one of the facade, which supports itself and the inner floors, and the outer colonnade supports the roof of the building. It is a belt-like outer structure, which gives the impression of holding tight together the whole building, from its front to its wings. The frame way of construction is well known in the past and first was used with timber and later on by the Egyptians and the Greeks with stones. Choisy highlights the construction principle by the Greeks by the way that they start to build their temples, which seems very similar to the one that Perret used. In the given example of the unfinished temple of Segesta (Fig. 8) the construction was reduced, at the moment when it was stopped, to its external colonnade: this colonnade was entirely finished, whereas the construction of the walls of the cella was not even undertaken. The same can be seen in the Fig. 9, where the outside frame of the museum is ready and only few steps of the inner construction are done. This is an interesting constructional method, that one could say it shows the greater importance of the exterior, which both protects the interior and welcomes to it. From the both pictures Fig. 8 and Fig. 9 it is quite obvious that the colonnade of the Museum doesn't present the same massiveness that the Doric order in the Segesta temple does.

Fig. 8. Segesta Temple, Sicily, Italy, 430BC Fig. 9. Musee des Travaux Publics, Conctruction process

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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Fig. 10. Lotus flower

Fig. 11. Egyptian capital, drawing, Auguste Choisy

Fig. 12. Detail capital and architrave,

According to Julien Guaded it is more than logical that the column should be thinner at the top than at the bottom. «... this comes not from fancy or some effect. It is the construction itself - the column is more loaded at the base, less loaded at the bottom ... At the end the aesthetic sense demands a pyramidal effect, a form which satisfy the most perfect taste.»6 Probably the Greeks and Romans had such thoughts as well, by building the Great Colonnades that way. But the Egyptians did the column as reversed truncated cone and this appears not less logical compared to the Modern time, when Perret builds. It should be mentioned that the Egyptian columns are not a product of a constructional thought, not of functional or not a matter of stability that it borrows from its form, but rather an aesthetical vision. The shape is strongly influenced by the one of the Lotus flower (Fig. 10) with its sharp-edge leaves. As Choisy explains the architects back then gave to the column the appearance of the lotus stem and the capital of its flower (Fig. 11). Stem-like the column narrows itself towards its ‘birth’ (to the bottom) and so requires a firm and solid wheelbase. The reference of the Egyptian column seems to be applied at the Musee des Travaux Publics, where the material characteristics of the new reinforced concrete allows having a reversed column like this with very delicate wheelbase (Fig. 15) Here are as well the aesthetical vision also the constructive possibilities of the time to be seen. Sometimes the Egyptians recreate the column as an isolated stem (Fig. 13A), and sometimes as a bundle of stems (Fig. 13B), which reminds of the column presence used by Perret in the church Notre dame du Raincy (Fig. 14). The archaic period offers examples of 24, 20 and 16 cannelures on a column, where in the museum the number of 20 is adopted. Auguste Perret reproduces the capital as an open flower smoothly transforming it from the round column to the rectangular architrave. This is interpreted by Guadet as an important feature « ... it is necessary for the column, rounded by use and for beauty so far as the shaft to itself is concerned, to become a square pier in order to carry the architrave.»7

Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

Fig. 13. Detail column base, drawing, Auguste Choisy

Fig. 14. Column, Notre Dame du Raincy, Auguste Perret Fig. 15. Outside Column, Musee des Travaux Publics,, Auguste Perret

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The Revival of the Column


The structural elements are always in correspond to each other, they are meant to define and follow one another and it would be a mistake if somebody tries to break these rules. Guadet is always very clear about the logic of the form and there is no exception for him that of a half-circular wall, for example, one would make a flat roof or the opposite. This very simple rule Perret follows in the Museum by its Rotunda – curved wall - domed roof, so it is with the straight wall and the flat roof. An important role of the colonnade in this case is first to welcome the visitors and second to carry the whole roof of the building (Fig. 17). The architrave is usually followed by a decorated frieze and above a cornice. Of course the plasticity of the concrete material allows a one monolithic lintel, which used to be built by different stones at the Ancient time. Auguste Perret respects the differentiations between the different parts of the entablature8 and gives it an accent with decorative dividing lines on the surface (Fig. 16), which suggest that they may not be of a monolithic character. Very ornamental without actual function seems to be the repetition of the triglyphs with no any metope on the frieze, this on the other hand shows the personal attitude of the architect towards its visual presence. Perret works in details, but never more than just showing his master ability of doing this, so the building has to be representative not only for the visitors but also for any his colleagues looking into the plans or sections of the museum. The curved architrave from its bottom side creates an illusion of how the pillar and the architrave are joined together. It looks like the column finishes with a spherical head, which fits perfectly into the architrave and this creates kind of a language between the individual elements of the composition. « What makes concrete strong is [....] The monolithic structure, monolithic or all the pieces are recessed to each other, and it is to express this embedding that we have been made to make our points of support bigger at the top than at the bottom, contrary to what was done so far for the columns.»9

Fig. 16. Column and entablature, Elevation, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

Fig. 17. Axonometric drawing, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

6

J. Guadet, The Elements and Theory of Architecture, V. 3-4, p. 243

7

J. Guadet, The Elements and Theory of Architecture, V. 3-4, p. 243

8

The upper part of a classical building supported by columns or a colonnade, comprising the architrave, frieze, and cornice;

9

Ci te par Bernard Champigneulle, "Un nouveau monument de Perret: le musee des Travaux publics», La Renaissance, janvier 1939;

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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As to the profile of the cornice in the museum (Fig. 19) it could be assumed that the description of Choisy gives a possible reading of it. On one of his drawings (Fig. 18) he explains the 'groove' C as a palm branch, comes from the Egyptians as well. Maybe here it would be difficult to talk about dimensions and proportions of the building which are related to this of the ancient time, because relevant is no more, for example, the length of a stone, but the quality of the new concrete material, which allows establishment of new order. Even though there is no direct reference to the combinations and proportions with the archaic orders, the building creates the idea of rhythm, symmetry and existent regularity, which is not far from the idea of beauty, proposed by Guadet. Contrary to what happens in the Greek art, the extreme lightness is the dominant character of the oldest columns. The revival of the Egyptian columns by Perret corresponds exactly to the requirements of the Modernity, no matter if it is at a constructional or aesthetical level. The outside colonnade is reduced to its horizontal piece and the vertical pillars and in that way dominates with its degree of simplicity.

Fig. 18. Cornice profiles, drawing, Auguste Choisy

Fig. 19. Facade section, Detail, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

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The Revival of the Column


3.2 The Inner Column

In the very early Egypt dynasties the pillar is reduced to a stone prism, without base or capital and the architrave is a rectangular beam (Fig. 20) - a very simple and devoid of any ornamentation construction. The first bigger attention to the columns is noticed in the BeniHassan sepulchral caves (Fig. 21), where the columns start to take a round shape and the so called later by the Greeks ‘cannelures’ seem to form themselves. Here they are quite flat, even more by Perret, where they are only slightly implied by the hand-made way of bush-hammering concrete. The Inner columns in the Museum are relatively slighter than the colonnade outside, but they also possess 20 cannelures. It is a play of illusion that the vertical grooves create. The ancient Greeks consider that if the number of the grooves of the outside portico is 20, so on the inside columns it should be reduced to 16 and so is the balance between exterior and interior to be found. By Vitruvius mentions Choisy this is opposite - he recommends to multiply the grooves of the interior columns to keep them finer. It is evident that Perret doesn't follow any of these proposals and works in a scale, so if the outside column looks right in its proportions, the inside column keeps the same relations of the height to the radius and to the number of the cannelures¹0, but in a smaller version, which is more the Beaux-Arts tradition of corresponding between the interior and the exterior.

Fig. 27. Ground floor plan, Musee des Travaux Publics

Fig. 20. Egyptian temple construction, drawing, Auguste Choisy

Fig. 21. Beni-Hassan, Egypt, 21st to 17th centuries BC

Fig. 22. Inside columns, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

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Fig. 23. Interior, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

There is a reason why Perret chooses rounded columns. The round form of the column Guadet explains as the most convenient for the passage, for light and for avoiding the breakage of the monument itself - «This form is beautiful besides».¹¹ The way that inner column touches the ground is very fine and delicate, no kind of base is needed. «The order of the Temple of Piety has no base. Thus are all the most ancient columns: a base is in effect troublesome.»¹2 Contrary to the monolithic presence of the outside structure of the colonnade and the entablature, the interior express itself more individually. The columns are attached to the beams of the ceiling directly, without any alternation of the round column to the rectangular beam, and in this way the column and the ceiling are emphasized as different elements of the building composition. By removing any connection of the columns of the inside to the floor Perret underlines them, thus strengthening their classic identity. The ceiling resembles a frame construction but in fact this is a whole reinforced-concrete slab (20m x 80m) with fixed ceiling panels made out of wood (Fig. 23). They create acoustics in the interior and fit fully into the dominant frame building construction. According to the ceiling representation in the museum it could be assumed that Auguste Perret knows the concrete material characteristics very well - a direct translation of the old constructions made of timber is not always possible. He looks for adequate answer, which would be both a rational constructed and aesthetically appealing.

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The columns in bush-hammered concrete are not really grooved, they have smooth edges, polished with carborundum brick.

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J. Guadet, The Elements and Theory of Architecture, V. 3-4, p. 242

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J. Guadet, The Elements and Theory of Architecture, V. 3-4, p. 248

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3.3 The Pilaster

The pilasters are the columns, which build the frame structure of the walls and they should never borrow the ornaments of the colonnade or the inner columns as Choisy mentions. The ‘anta‘ (Fig. 24) of the ancient Greece was the direct ancestor of the later pilaster. Although it served a structural purpose, it was not required to conform to the style of the other columns. In the ancient Roman architecture the pilaster gradually becomes more and more decorative and loses its structural character as in the Roman Colosseum for example (Fig. 26). It is quite common also for the neoclassical period the usage of decorative pilaster on the both interior and exterior walls. Guadet explains that the pier form is evidently square square stones one above the other or a monolithic form with four faces from where the pilaster came from. And shouldn’t be confused with the column, whose shape is rounded by purpose, the pilaster has a rectangular form. In the Musee des Travaux Publics the pilaster is a structural one and it forms the repetition of the glass and the precast concrete elements of the wall. It appears in a very simple rectangular shape, which can not distract the attention to the colonnade. The pilaster starts from the basement and then because the facade steps back becomes smaller on the first floor, until it disappears on the upper floor. It looks like Perret really uses it only for a structural purpose and where it is possible (on the second floor) he leaves a continuous band of windows (Fig. 26). From the interior it seems to fade as a three dimensional element and it is equally even with the wall surface. Green porphyry and pink marble are used in the composition of the concrete slabs in-between the pilaster frame, in order to give specific color and texture of the artificial stones. «He loved fine materials, rare objects and had a splendid taste to simplicity.»¹³ Marc-Antoine Laugier - French architectural theorist (1713-1769) - called the use of pilasters «one of the great abuses that have found their way into architecture.»¹4 Although there are critics about the usage of pilaster even from the Renaissance time, this architectural element managed to survive in time. The pilaster creates an order on the facade and its role shouldn't be devalued, because it works as intermedium between the interior and the exterior.

Fig. 24. Greek Anta, drawing, ca. 500 BC Fig. 25. Colosseum, Rome, Italy, 70-80 AD

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13

Bernard Champigneulle, in: Perret: Arts et metiers graphique, 1959, p. 7

14

in: The Details in Modern Architecture, Edward R. Ford, V. 1, p. 55

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Fig. 26. Facade to the Avenue d'lena, Musee des Travaux Publics, Auguste Perret

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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4 Conclusion

The things seem easy and understandable if some principles survived through time are followed. Every change or any new regulation except the already established ones need some time to be accepted. And if it doesn't survive the timeline, than it is not a good one, or it is not the one that has a value. Auguste Perret was lucky to have the ability to know and work with great people. In his architecture he shows the importance of the building components to work together, but also the necessary collaboration between the architects and engineers to create great buildings. What Perret and his brothers did is define new architectural order according to the specificity of the new concrete material, which was seen as the material of the future. The new order is the monolithic one, which comes from the Modern time and which is so well presented from the outside colonnade, while the partial series of legible elements of the interior show the separate method of working in the past. With the existent hierarchy of the building from outside to inside one could say that the Modernity takes precedence over the Traditional Classical Style. The Column in the Musee des Travaux Publics even though showing the Egyptian influence, turns to a key factor of putting the building beyond its strict perception of being totally out of its time.

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret

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Sources

Literature: Auguste Choisy: Histoire de l’architecture, GauthierVillars, Imprimeur-Librarie, Paris, 1899 Julien Guadet: Éléments et théorie de l'architecture: cours professé à l'École nationale et spéciale des beaux-arts, Librairie de la construction Moderne, Paris, 1902 M. Culot, D. Peycéré et G. Ragot: Les frères Perret, l'œuvre complète - Les archives d'Auguste Perret (1874-1954) et Gustave Perret (1876-1952) architectesentrepreneurs, IFA/Norma, Paris, , 2000 Bernard Champigneuelle: Perret : Arts et métiers graphiques, Arts et métiers graphiques, Paris, 1959 Kenneth Frampton: Studies in tectonic culture : the poetics of construction in Nineteenth and Twentieth century architecture, edited by John Cava, Cambridge, Mass. MIT Press, 1995 Joseph Abram: Auguste Perret, Editions du patrimoine, Paris, 2010 Peter Collins: Changing Ideals in Modern Architecture 1750-1950, Faber and Faber, London, 1965 Colin Davies: A new history of modern architecture : Art Nouveau, the Beaux-Arts, Expressionism, Modernism, Constructivism, Art Deco, London Laurence King Publishing, 2017 Ford, Edward R.: The details of modern architecture, Cambridge, Massachusetts The MIT Press, 1990 Video: Director: Jean Epstein, “Les Batisseurs”, cine-archives, 1938

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Constructional principles and manner of composing in the Musee des Travaux Publics by Auguste Perret


List of Figures

Fig. 1: House of German Art, Munich, Germany, in: A new history of modern architecture : Art Nouveau, the Beaux-Arts, Expressionism, Modernism, Constructivism, Art Deco, Colin Davies, p. 188 Fig. 2: Villa Savoye, Le Corbusier, Author photo Fig. 3: Auguste Perret, in: https://www.architecture.com Fig. 4: Auguste Choisy, in: https://www.architecture. com Fig. 5: Julien Guadet, in: https://expositions-virtuelles. citedelarchitecture.fr Fig. 6: A Hospice in the Alps, Julien Guadet, in: The Architecture of the Ecole des Beaux-Arts, p. 21 Fig. 7: Musee des Travaux Publics, in: Perret : Arts et métiers graphiques, Bernard Champigneuelle, p. 41 Fig. 8: Segesta Temple, in: https://www.greatbigcanvas. com Fig. 9: Construction process, Musee des Travaux Publics, in: Auguste Perret, Karla Britton, p. 174 Fig. 10: Lotus Flower, in: https://www.pexels.com Fig. 11: Egyptian capital, drawing, Auguste Choisy, in: Histoire de l’architecture, Tome 1, p. 44 Fig. 12: Detail capital and architrave, Musee des Travaux Publics, in: Auguste Perret, Karla Britton, p. 177 Fig. 13: Detail column base, drawing, Auguste Choisy, in: Histoire de l’architecture, Tome 1, p. 42 Fig. 14: Column, Notre Dame du Raincy, Author photo Fig. 15: Outside Column, Musee des Travaux Publics, Author photo Fig. 16: Column and entablature, Musee des Travaux Publics, in: Perret : Arts et métiers graphiques, Bernard Champigneuelle, p. 40 Fig. 17: Axonometric drawing, Musee des Travaux Publics, in: Auguste Perret, Karla Britton, p. 174 Fig. 18: Cornice profile, drawing, Auguste Choisy, in: Histoire de l’architecture, Tome 1, p. 46 Fig. 19: Façade section, Detail, Musee des Travaux Publics, in: Les frères Perret, l'œuvre complète - Les archives d'Auguste Perret (1874-1954) et Gustave Perret (1876-1952) architectes- entrepreneurs, M. Culot, D. Peycéré et G. Ragot, p. 112 Fig. 20: Egyptian temple construction, drawing, Auguste Choisy, in: Histoire de l’architecture, Tome 1, p. 27 Fig. 21: Beni-Hassan, Egypt, in: https://www.pinterest.at Fig. 22: Inside Columns, Musee des Travaux Publics, Author photo Fig. 23: Interior, Musee des Travaux Publics, in: Auguste Perret, Joseph Abram, p. 164 Fig. 24: Greek Anta, in: https://www.britannica.com Fig. 25: Colosseum, Rome, in: https://pinshape.com Fig. 26: Façade to the Avenue d’lena, in: https://www. flickr.com Fig. 27: Ground floor plan, Musee des Travaux Publics, in: Perret : Arts et métiers graphiques, Bernard Champigneuelle, p. 41

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Declaration of originality

I hereby confirm that I am the sole author of the written work: The Revival of the Column Constructional principles and method of composing in the Musee des Travaux Puplics by Auguste Perret and that no help was provided from other sources as those allowed. All sections of the paper that use quotes or describe an argument or concept developed by another author have been referenced, including all secondary literature used, to show that this material has been adopted to support my thesis. Elena Todorova Luzern, 12.06.2018

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THEMENÜBERSICHT DER WEITEREN ARBEITEN

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Rationalismus in Paris mit die Gestaltungsprinzipien des Bauwerks Théâtre des Champs-Elysées, das 1913 von Auguste Perret gebaut wurde. Das Théâtre des Champs-Elysées wurde in einer Zeit, in der der Eisenbeton neu entwickelt und umgesetzt wurde, gebaut. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit Eisenbeton als revolutionäres Baumaterial auf die äussere und innere Erscheinung Einfluss nahm. In der Arbeit werden sowohl die Gestaltungsprinzipien in einem historischen Kontext sowie mit den üblichen Grundlagen des Theaterbaus als auch der Planungs- und Bauprozess des Théâtre des Champs-Elysées in Frankreich betrachtet. Es folgt eine allgemeine Untersuchung der wirksamen Planungsgeschichte. Die Gestaltung der Hauptfassade, des Vestibüls und des Zuschauerraums werden mit Bezug zur Konstruktion analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass Auguste Perret konservative Konzeptionen verwendete, damit aber eine ganz neue Dominanz der Gestaltung auswählte.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Konservativ oder revolutionär? Gestaltungsprinzipien beim Théâtre des Champs-Elyées von Auguste Perret Verfasserin Ola Abdu Buchholzstrasse 37 8053 Zürich Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Gestaltungsprinzipien beim Théâtre des Champs-Elysées von Auguste Perret


Abstract

Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema “Rationalisme structurel in Paris”. Fokus wird dabei auf das System Hennebique gelegt, welches einen deutlichen Einfluss in der Entwicklung des Eisenbetons in Frankreich während der 1890er Jahre hatte. Dieses System diente Hennebique als Werkzeug um außergewöhnliche und teilweise widersprüchliche Formen zu schaffen. Die Verwendungsmethode ist jedoch dem heutigen Einsatz bei Stahlbetonbauten sehr ähnlich. Daher wird hier die Frage gestellt, was an dieser Bauweise besonders ist. Anhand einer persönlichen Analyse der Elemente wie Bodenplatte, Balken und Pfeiler, welche das System Hennebique bilden, werden, durch Vergleiche mit anderen Bauweisen derselben Zeit, die Unterschiede und Vorteile untersucht. Des Weiteren wird die Individualität der Bauweise Hennebiques sowie das Entstehen und der Grund der weltweiten Verbreitung dargestellt. Mit den Erkenntnissen seiner Forschung über die Zusammenarbeit von Beton und Eisen konnte Hennebique, anhand einer Rationalisierung und der logischen Platzierung der Bewehrung bei den Strukturelementen, eine sehr effiziente Lösung präsentieren. Hennebique war der einzige Eisenbetonexperte, der aus einem Konstruktionsdetail ein neues architektonisches Gestaltungsmittel entwickelte und mit diesem in seinem Bauwerk der Villa Hennebique experimentierte.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Elemente des Béton Armé Die Entwicklung des Eisenbeton durch François Hennebique Verfasser Pepita Bernasconi Riedmattstrasse 6 6048 Horw Dozent Dr. Christoph Wieser Prof. Dr. Oliver Dufner

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Die Entwicklung des Eisenbetons durch François Hennebique

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

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Abstract

Die folgende Arbeit mit dem Überthema «Rationalismus in Paris: Von Auguste Perret zu Le Corbusier» befasst sich mit dem von Auguste Perret entwickelten Fassaden-Modul der Claustra. Bei der Kirche Notre-Dame du Raincy verwendet er es als umlaufende, vom Tragwerk losgelöste Fassade. In der Arbeit wird untersucht, wie die Konstruktion der Fassadenwände aus den vorgefertigeten Betonbausteinen die Atmosphäre des Gebäudes bestimmen und so aus einem einfachen Betonbauwerk einen Sakralbau entstehen lassen. Dabei wird sowohl die Herkunft des Elements der Claustra betrachtet als auch die Konstruktion und Bauweise der Wände, der einzelnen Betonbausteine und die daraus entstehende atmosphärische Wirkung. Es zeigt sich, dass die gezeilte Raumanordnung und die entstehende Lichtstimmung durch die farbige Verglasung in den Claustras die Atmosphäre maßgeblich beeinflussen und so der Kirche eine Aura alter gotischer Kathedralen verleiht ohne dabei historisierend zu erscheinen.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Die Claustra als raumprägendes Element Betrachtung der aufgelösten Wand in der Kirche Notre-Dame du Raincy von Auguste Perret Verfasser Miriam Giegerich Bundesstrasse 10 6003 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Betrachtung der aufgelösten Wand in der Kirche Notre-Dame du Raincy von Auguste Perret


Abstract

Die provokative Aussage eines Architekturtheoretikers, in welcher er den gemeinhin als Vertreter des Internationalismus anerkannten Le Corbusier als grössten Regionalist aller Zeiten bezeichnet, dient als Anlass zur differenzierten Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit des Regionalismus sowie dessen Anwendung in ausgewählten Bauten von Le Corbusier. In drei Unterkapiteln werden verschiedene Themen des regionalistischen Bauens erläutert und anschauliche Beispiele aus Le Corbusiers Oeuvre vorgestellt. Es zeigt sich, dass Le Corbusier tatsächlich diverse regionale Aspekte des Bauens in seine Werke einfliessen liess. Jedoch soll dies nicht zu einer alternativen profanen Typisierung führen, sondern vielmehr als Untermalung der Vielfältigkeit eines Architekten verstanden werden, welcher sich einer einseitigen starren Klassifizierung entzieht.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Elemente des Regionalen Regionale Aspekte bei Le Corbusier Verfasser Gilles Guignard Rebhaldenweg 3 5000 Aarau Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Regionale Aspekte bei Le Corbusier

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

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Abstract

Mit der Arbeit Collagen bei Le Corbusier soll anhand der Collage etwas genauer auf die Dualität in Le Corbusiers Werk eingegangen werden. Als Grundlage dient ein Überblick über seine Collagen sowie Sekundärliteratur zur Collage und zu Le Corbusiers Werk. Mit diesen Mitteln soll untersucht werden unter welchen Aspekten die Collagen von Le Corbusier entstanden sind und ob diese Bezüge zu seiner Architektur aufweisen. Dazu wurden Collagen aus den verschiedensten Quellen zusammen getragen und geordnet. Mit den Informationen aus Sekundärliteratur wurden Bildserien auf die Themen: Kompositionsprinzip, Formensprache, Motiv und Entwicklung untersucht. Schliesslich wurde geprüft, ob die daraus gezogenen Schlüsse auch auf seine Architektur anzuwenden sind. Während die Erkenntnisse aus dem Kompositionsprinzip und der Formensprache die Grenzen einer solchen Gegenüberstellung aufzeigten, konnte über das Motiv und die Entwicklung durchaus Beziehungen gefunden werden. Die Arbeit zeigt so auf, dass es wesentliche Beziehungen gibt zwischen Le Corbusiers Architektur und seinem künstlerischem Werk. Gleichzeitig zeigt sie aber auch auf, dass diese nur einen kleinen Aspekt abbilden, von allen Einflüssen die schliesslich zu seiner Architektur führten.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Collagen bei Le Corbusier Le Corbusiers Papiers Collés und ihre Bezüge zu seiner Architektur Verfasser Fabio Isler Lindengartenweg 3 6005 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 9.06.2018

Le Corbusiers Papiers Collés und ihre Bezüge zu seiner Architektur


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit «Rationalismus in Paris: Von Auguste Perret zu Le Corbusier» mit dem Thema Solution élégante – Le Corbusier – Inspiriert von der Poesie der Mathematik. In der Einleitung wird der Idee zur Solution élégante des französischen Mathemaikers Henri Poincaré nachgegangen. Im Hauptteil der Arbeit wird der Einfluss der Solution élégante auf zwei Villenprojekte von Le Corbusier untersucht. Dabei wird aufgezeigt wie unterschiedlich Le Corbusier in seinem Frühwerk der Villa Baizeau und dem Spätwerk der Villa Shodhan mit der Idee der Solution élégante entworfen hat.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Solution élégante Le Corbusier – Inspiriert von der Poesie der Mathematik Verfasser Nico Jenni Pfistergasse 9 6003 Luzern Dozent Dr. Christoph Wieser Prof. Dr. Oliver Dufner

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Le Corbusier – Inspiriert von der Poesie der Mathematik

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 11.06.2018

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Abstract

The subject of my deepening work (study) is the building on Rue 25b Franklin in Paris, designed by architect Auguste Perret in 1903. The first part of the study reviews the history of architect Auguste Perret and Perret’s family enterprise. Subsequently, we persevere with the full description of the building on Rue 25b Franklin. The second part of the study reveals the influence between the structure and aesthetics of architectural expression. In the last part the theme of the facade of this building is explicated towards neighboring buildings, furthermore in that regard the comparison of their similarities and contrasts is made. Perret with 25b Rue Franklin tried to set the foundation of his social architecture. It also reflected Perret’s strong conviction that was reinforced by organic material (a thick building material with the addition of liquid, chemical binders and additives) such as concrete that overpassed all previous materials. This type of construction went into history with the use of new materials in the construction of high buildings and development of the modern architecture at the beginning of the nineteenth century.

In-depth Summersemester 2018

New building materials Auguste Perret –Between the structure and aesthetics Author Kushtrim Krasniqi Auwiesenstrasse 40 8050 Zürich Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Auguste Perret – Between the structure and aesthetics

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architekture Summersemester2018 Datum: 12.06.2018


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen der Vertiefungsarbeit unter dem Thema Rationalismus in Paris - von Auguste Perret zu Le Corbusier mit der Lichtführung in zwei Kirchbauten von Auguste Perret. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Untersuchung der beiden Kirchen Notre-Dame du Raincy und St. Joseph du Havre im Bezug ihre Raumstruktur. Es wir der Frage nachgegangen, wie Perret das Gefühl des Sakralen in den Kirchen stärkt und mit welchen Mitteln er dies erreicht. Durch Beobachten und Studieren von Plänen, Skizzen Fotos und Texten werden die beiden Kirchen analysiert und gegenübergestellt. Als Resultat wird auf die Wirkung des Lichts im Innenraum fokussiert.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Inszenierung des Lichts Struktur und Lichtführung in zwei Kirchen von Auguste Perret Verfasser Ameer Kubba Burstwiesenstrasse 72 8055 Zürich Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Raumstruktur und Lichtführung in zwei Kirchen von Auguste Perret

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Abstract

The aim of this in-depth study research is to explore the development of an architectonic French identity in the XIX and XX centuries. The work focuses in two characters: Viollet-Le-Duc and Auguste Perret. The first part focuses in Viollet-Le-Duc. Through the analysis of his writings, the research brings to evidence the nationalistic dimension of his speech and identifies his precepts for a new French architecture. The second part changes the focus to Auguste Perret. The influence of Viollet’s precepts on Perret are analyzed through a study of the development over the years of his own architectonic syntax. The work concludes with a consideration on how both architects might have influenced a national identity.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

In search of a new french Identity A dialog between Viollet-le-Duc and Auguste Perret Verfasser Guilherme José Meier Dattenmattstrasse 6003 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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A dialog between Viollet-le-Duc and Auguste Perret

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018


Abstract

This paper explores the contribution of concrete in European sacred architecture of the 1920s. The object of investigations will analyse two case studies which include, Auguste Perret’s Église Notre Dame Le Raincy built in 1923 with investigations and comparisons with Church St. Antonius, Basel by Karl Moser. The methods of investigation include textual analysis of the usage of concrete in architecture and churches including the each architect’s personal approach for the designated churches as a background reference on design process and influence, plan analysis of the churches to investigate structural usage in concrete and photographic analysis for material and finish appearance on churches using concrete. The intention of this in depth writing is to demonstrate the contribution of concrete through the architecture of Auguste Perret and Karl Moser which impacted more than the architecture and structure, but becomes a symbol of reformation and modernity in society.

Vertiefungsarbeit Springsemester 2018

Rationalising Concrete in Sacral Architecture A Comparison Between Auguste Perret and Karl Moser Student Afifah Othman Looslistrasse 31 3027 Bern Professor Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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A Comparison Between Auguste Perret and Karl Moser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Springsemester 2018 Datum: 13.06.2018

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Abstract

Im Rahmen der Vertiefung zum Thema des Rationalismus in Paris, zwischen Le Corbusier und Auguste Perret, befasst sich diese Arbeit in erster Linie mit den Fassaden von Auguste Perret und deren Gestaltungsprinzipien. Meine Arbeit folgt der Annahme, dass Perret eine dialektische Entwicklung während seines Werkens durchlebte, auf der Suche nach einer neuen französisch rationalistischen Architektursprache. Dies wird Anhand drei Objekten, der Kirche Notre-Dame du Raincy, dem Théâtre de l'Exposition des Arts Décoratifs und dem Musée des Travaux untersucht. Bei jedem der Bauten gilt es anhand der Statik, Tektonik und Gestaltung mit dem Mittel der Fotomontage herauszufinden, wie Perrets Grundsätze sich weiterentwickelt haben und zu welchen Schlussfolgerungen er jeweils kam. Das Ziel der Arbeit ist es, aufgrund der Gedanken und Entwicklungen Perrets einen Rückschluss ziehen zu können, inwiefern und weshalb sich die Gestaltungsgrundsätze verändert und weiterentwickelt haben. Dies soll auch Erkenntnisse darüber geben, ob es sich bei Perrets Fassaden um konstruktive Warheit oder gestalterische Manipulation handelt. Als Ergebnis dieser Arbeit zeichnen sich die optimierten Gestaltungsregeln Perrets auf.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

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Auguste Perrets Fassaden Kostruktive Wahrheit oder Gestalterische Manipulation?

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Verfasser Andrea Pfefferli Solothurnerstrasse 11 4622 Egerkingen

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Master in Architektur Frühlingssemester 2017 Datum: 12.06.2018

Auguste Perrets Fassaden - Konstruktive Wahrheit oder gestalterische Manipulation?


Abstract

Die vorliegende Vertiefungsarbeit beschäftigt sich mit Auguste Perrets Umgang mit der Akustik und zeigt diesen am Beispiel seines Entwurfes des Salle Cortot in Paris. Dieser Konzertsaal entstand zu Beginn der modernen Akustikforschung, jedoch orientierte sich Perret bewusst an einem antiken Amphitheater, um dieser Bauaufgabe gerecht zu werden. Geprüft wurde, ob und in welchem Mass sich dieser Rückgriff auf eine klassische architektonische Typologie auf das Musikerlebnis auswirkt. Dazu wurde der zeitgleich entstandene Pariser Salle Pleyel hinzugezogen, der nach dem damaligen akustischen Wissensstand gebaut wurde und den Schall auf direktem Weg zum Publikum leitete. Ebenfalls wurde mit Martin Lienhard ein Musiker und Akustikexperte hinzugezogen, dessen Kenntnis in die Arbeit miteinfloss. Es stellte sich heraus, dass Perret versuchte, der Musik ihre Freiheit zu verschaffen, indem er mit verschiedensten baulichen Elementen den gesamten Raum ebenfalls in eine Art Instrument verwandelt. Diese Wirkung wird verstärkt durch die präzis gestaltete Struktur, die warmen Farben und Materialien und die klar ausformulierte Raumordnung. Der Umstand, dass der bald 90-jährige Salle Cortot auch heute noch in seiner ursprünglichen Gestalt daherkommt, bestätigt die zu Beginn gestellte These und lässt nur hoffen, dass dieser auch weitere 90 Jahre erhalten bleibt.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Die Freiheit des Klangs Auguste Perrets Salle Cortot in Paris zu der Zeit des auf akustische Präzision geplanten Salle Pleyel Verfasser Lars Rumpel Amthausstrasse 27A 4143 Dornach Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Rationalismus in Paris: Von Auguste Perret zu Le Corbusier mit den ornamentalen Attributen der entworfenen Strukturen von Auguste Perret. Im Zentrum dieses Schreibens stehen das Wohnhaus Rue Raynouard 51 und das Ausstellungshaus Mobilier National. Zur methodischen Analyse wird das Buch "Das elementare Ornament und seine Gesetzlichkeit" von Wolfgang von Wersin beigezogen. Durch die Gegenüberstellung der unterschiedlichen, ornamentalen Impulse der Strukturen wird mittels Interpretation dessen Bedeutung auf dem Entwicklunsweg Perrets eruiert. Es zeigt sich einen Wandel in der Verwandtschaft von Raum- und Tragstruktur, und demzufolge auch auf der Ebene des Ornaments. Dieser Entwicklung auf den Grund zu gehen und das Interesse an der Struktur als Ornament bilden die Ausgangslage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

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Zwischen Struktur und Ornament Eine Untersuchung anhand der Architektur von Auguste Perret

Lucerne University of Applied Sciences and Arts Department of Architecture

Verfasser Philip Schweizer Höh-Rohnenweg 31 8832 Wilen bei Wollerau

Hochschule Luzern Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

Eine Untersuchung anhand der Architektur von Auguste Perret


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Transparenz im übertragenen Sinne in der von le Corbusier erbauten Cité de Refuge. Ausgehend vom Buch „Transparenz“ von Colin Rowe und Robert Slutzky werden die von ihnen definierten Transparenzbegriffe erläutert. Das Ziel ist, die Parameter für die Analyse des Gebäudekomplexes herauszufiltern und die Verbindung zur puristischen Kunst von Le Corbusier aufzuzeigen, welche die Organisation und Formfindung des Gebäudes beeinflusst hat. Die Transparenz im übertragenen Sinne entsteht in der Cité de Refuge zum einen durch die Form- und Raumorganisation der Dienstbauten, die den Zugang bilden, zum anderen durch die später ergänzte Brise Soleil, die eine mehrdeutige Lesbarkeit in der Fassade erzeugt. Der Bezug zu den puristischen Bildern von Le Corbusier wird in den jeweiligen Abschnitten Form- und Raumorganisation, Raumbeziehung und der Fassadenorganisation über das Bild „Stillleben mit Tellerstapel“ direkt erläutert. Dabei sind dessen kubistischer Schichtenaufbau sowie die Lage und Form der Objekte untereinander ausschlaggebende Aspekte für die Analogien am Bau.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Metaphorische Transparenz Die Cité de Refuge von Le Corbusier

Verfasserin Barbara Zaugg Junkerbifangstr. 16 4800 Zofingen Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Die Cité de Refuge von Le Corbusier

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Frühlingssemester 2018 Datum: 12.06.2018

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BAUTENSTECKBRIEFE

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Abb. 01 Rotonde der Galerie Colbert, 1831

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweise Delorme J., Dubois A; Passages couverts parisiens. Paris: Parigramme, 1996 Abbildungsverzeichnis::

Bautensteckbrief Galerie Colbert 2 Rue Vivienne, 75002 Paris, Frankreich Jean Billaud 1826 Der Bautyp der Passage entwickelte sich um 1800. Erste frühe Typen wie die Passage du Prado im 10. Arrondissement sind Vorläufer einer ganzen Reihe dieses Bautyps. Die Passagen legten sich in die alten Gassen oder suchten sich ihren Weg invasiv durch die bestehende Stadtsubstanz. ie Galerie olbert befindet sich ischen der ue des etits hamps und der Rue Vivienne nahe der Nationalbibliothek, erbaut im Jahre 1823 vom Architekten Jean Billaud. Im Gegensatz zu anderen Passagen in Paris, ist diese frei von kommer ziellen Geschäften. Sie ist der Kultur vorbehalten und beherbergt das Nationale Institut für Kunstgeschichte INHA und das Nationale Institut für Kulturerbe INP. Die Passage ist als Durchwegung für die Öffentlich keit ug nglich edoch ird heute ein Grossteil der ut chen als Lager und Abstellräume benutzt. Im Schwarzplan ist sie mit der Galerie Vivienne als Zwilingspassage zu lesen. Die Galerie Colbert ist in die vorhandenen Hofräume eingepasst. Der runde Platz, der mit einer verglasten gusseisernen Konstruktion überdacht ist, markiert den rechtwinkligen Knick in der Passage.

Abb. 01 Nash, J. 1831, http://library.brown.edu/cds/catalog/ catalog.php?verb=render&colid=6 &id=1092852676917000 (abgerufen am 07.03.2018) Abb. 02 Galeries Colbert and Vivienne: Ground Floor Plan, 1826, http://library.brown.edu/cds/catalog/ catalog.php?verb=render&colid=6 &id=1082050105953125 (abgerufen am 07.03.2018) Abb. 03 Mbtz, 2012, Galerie conduisant à la rue des etits hamps 148

Abb. 02 Grundriss Galeries Colbert und Vivienne

Abb. 03 Galeries Colbert 2012


Luftbild Maison Hennebique

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Villa Hennebique 22 Avenue Victor Hugo, Bourg-la-Reine François Hennebique 1901 1903 Bei der Villa Hennebique handelt es sich um das erste Wohngebäude aus Stahlbeton, das mit dem „System Hennebique“ gebaut wurde.1 Die neuen Möglichkeiten dieser Architektur zeigen sich bei den Auskragungen der Terrassen und den runden Erkern, beim Vorsprung der Türme und bei der doppelgeschossigen Loggia der Ostfassade, die zu Strasse ausgerichtet ist. Das viergeschossige Volumen hat eine L-Form. Der eine Block befindet sich als Randbebauung entlang der Zuggleise und Hauptstraße, die nach Paris führt. Der Andere ist zum südlichen Park Lycée Lakanal orientiert und erzeugt einen Innenhof.

Literaturhinweis 1 Carbonett, Muriel (2015): Villa Hennebique. Le manifeste du béton armé. ACPresse. S. 58.

ministère français de la Culture (2014): Immeuble dit Villa ou Tour Hennebique. 2

3 Sabbah, Catherine (2000): La maison Hennebique. Un « cobaye » architectural. S. 454.

Bilder: siehe Literaturhinweise Pläne: Autor Lageplan

Ostfassade zur Strasse

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Abb.1 Ansicht von der Ecke

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis -HISTOIRE DU BÉTON NAISSANCE ET DÉVELOPPEMENT, DE 1818 À NOS JOURS

Bautensteckbrief Immeuble Hennebique Rue Danton 1, 75006 Paris François Hennebique , Edouard Arnaud 1898 1900 In der Nähe von Saint-Michel (Rue Danton) wurde das erste Pariser Gebäude in der Stahlbetontechnik gebaut. Das Gebaüde war der Hauptsitz der Firma Hennebique und wurde als einsymbolisches Projekt der Fähigkeiten des Stahlbetons vorgestellt. Dieses Gebäude hat sich bewährt, eine erfolgreiches Beispiel der Hennebique-Methode zu sein. Die Verwendung des Stahlbetons hat es geschafft, in einer schwierigen dreieckigen Baufläche 10 m2 Nutzfläche hinzuzufügen, und fünf weitere Etagen oben als Büros zu bauen. Die hat auch die Vorstellungskraft der architektonischen Welt, vor allem in Frankreich, erobert. Das Danton Street Gebäude führte eine Innovation ein, die mit älteren Bauweisen nicht möglich gewesen wäre. Seine Technik wurde anschliessend von vielen Architekten wie August Perret und Garnier intensiv gefolgt.

-STUHL UND EISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHEEISENHÜTTENWESEN -THOMAS SCHENK LE BETON ARME EN FRANCE, 1889 - 1914 EXPRESSION ARCHITECTURALE D‘UN NOUVEAU SYSTÈME TECHNOLOGIQUE DE CONSTRUCTION -HTTPS://ARCHIWEBTURE.CITEDELARCHITECTURE.FR Pläne: -THOMAS SCHENK LE BETON ARME EN FRANCE, 1889 - 1914 Expression architecturale d‘un nouveau système technologique de construction -https://www.google.ch/maps

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Bilder: http://www.unjourdeplusaparis.com/parisinsolite/rue-danton-premier-immeublebeton-arme-paris

Abb.2 Situationsplan


Abb.01 Gesamtansicht der Hauptfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Immeuble Nr.25 Rue Benjamin Franklin 25, 75116 Paris Auguste Perret 1902 1903 - 1904 Das 1904 fertiggestellte, neunstöckige Appartementhaus des französischen Architekten Auguste Perret steht an der Rue Benjamin Franklin 25 im 16. Arrondissement von Paris auf einem schmalen, direkt an einen Park angrenzenden Grundstück. Erbaut wurde das Haus für die Familie des Architekten, die das Gebäude in Auftrag gab, um Wohnungen für den Eigenbedarf sowie ein Büro für die familieneigene Baufirma u errichten Wie damals, wird der Bau auch heute noch als Appartementhaus mit einer öffentlichen Nutzung im Erdgeschoss gebraucht, ohne dass das Gebäude in all den Jahren grösseren baulichen Eingriffen unterworfen wurde.1

Literaturhinweise Britton, Karla (2001). Auguste Perret. London: Phaidon Press Limited. Abram, Joseph (2010). Auguste Perret. Gollion: Infolio. Bilder: Abb.01: Fougeirol, Benoît. Gefunden am 05. März 2018, unter http://texnh.tumblr.com/tagged/auguste-perret Abb.02: Fougeirol, Benoît. Gefunden am 05. März 2018, unter http://texnh.tumblr.com/tagged/auguste-perret Abb.03: Fougeirol, Benoît. Gefunden am 05. März 2018, unter http://texnh.tumblr.com/tagged/auguste-perret Abb

ustin

harlotte 2 1

Fotografie

Abb.05: Hiddenarchitecture. Gefunden am 05. März 2018, unter http://www.hiddenarchitecture.net/2015/06/rue-franklinapartments.html#more Abb.06: Hiddenarchitecture. Gefunden am 05. März 2018, unter http://www.hiddenarchitecture.net/2015/06/rue-franklinapartments.html#more

1

Britton, S.134-143 2 Abram, S.42-45 3 Britton, S.233

Abb.02 Gesamtansicht Hauptfassade

Abb.03 Detailansicht Erker

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Abb. 1: Ansicht Boulevard Haussmann

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Lapierre, Eric (2009) Guide d‘architecture Paris 19002008: Editions du Pavillon de l‘Arsenal, Paris

Bautensteckbrief Galeries Lafayette 38-46 Boulevard Haussmann Georges Chedanne, Ferdinand Chanut 1906 1912

Galeries Lafayette befindet sich in der Nähe des Pariser Opers auf dem Boulevard Haussmann. Das in Paris errichtete Stammhaus der Warenhauskette Galeries Lafayette ist eines der ältesten Kaufhäuser Frankreichs und gilt als bedeutungsvoller Bau in der Entwicklung der Geschichte der Kaufhäuser. für die Errichtung ihres neuen Geschäfts beauftragen die Unternehmen Théophile Bader und sein Cousin Alphonse Kahn den Architekten Georges Chedanne. Sein Schüler Ferdinan Chanut übernahm die Leitung des Baus. Die Glaeries wurde im Jahr 1912 fertiggestellt und zählt seitdem zu den wichtigsten Bauten des “Grand Magasins”

Hugron,J.-P. (2017) Architekturführer Paris https://en.wikiarquitectura.com/ building/galeries-lafayette/ Bilderverzeichnis Abb.1: https://www.pariscityvision. com/en/guided-tour-galeries-lafayetteparis Abb. 2,3: http://www.parismalanders. com/die-galeries-lafayette-in-paris/ weihnachten-galeries-la-fayette/ Abb. 4: https://haussmann.galerieslafayette.com/en/culture-andheritage/ Abb. 5: https://www.archdaily.com Abb. 2: Blick von der Dachterasse

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Théâtre des Champs-Elysées

In-Dept Study Object Adress Architect Start of Construction Realisation Abstract

Reference http://www.wiceblog.org/2014/01/exclusivetour-of-theatre-des-champs.html https://www.lan-paris.com/en/miscellaneous/ projet-secret/?ref=home

https://en.wikipedia.org/wiki/ Th%C3%A9%C3%A2tre_des_Champs%C3%89lys%C3%A9es http://www.architravel.com/ architravel/building/theatre-de-champselysee/

Profiles Théâtre des Champs-Élysées 15 Avenue Montaigne, 75008 Paris, France Auguste Perret 1911 1913

Was the first example of the Art Deco architecture in Paris built with reinforced concrete with rectangular shapes, straight lines and decoration attached to the outside on plaques of marble and stucco. Was a radical departure from the Art Nouveau style and in time, shockingly apparent. The building’s concrete construction was not merely a stylistic choice. Subsoil conditions and the site’s proximity to the Seine made concrete necessary. Was designed by French architect Auguste Perret and was founded by journalist and impresario Gabriel Astruc to provide a venue suitable for contemporary music, dance and opera, in contrast to traditional, more conservative, institutions like the Paris Opera. The place around is one of the greatest examples of Art Deco in the city.

Image: author

Facade decorations with sculptures

The lobby of the Champs-Élysées theater

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweise Benton Timothy J. (1984). Le Corbusiers Pariser Villen aus den Jahren 1920 - 1930. Stuttgart: Deutsche Verlags Anstalt.

Bautensteckbrief Atelier Ozenfant 53 Avenue Reille, 75014 Paris Le Corbusier 1922 1924 Nachdem Le Corbusier zusammen mit dem Maler Amédéé Ozenfant bereits 1918 den Purismus gründete entwarf er für ihn zwischen 1922 und 1924 dieses Ateliergebäude. m Erdgeschoss des dreigeschossigen Gebäudes befinden sich eine Hausmeisterwohnung und die Garage. Eine aussenliegende Wendeltreppe erschliesst die Wohnung im ersten Obergeschoss. Von dieser führt eine weitere Wendeltreppe in das Atelier mit den grossen Verglasungen und der überhohen Raumhöhe im zweiten Obergeschoss. Abgeschlossen wird das Gebäude mit einem Sheddach. Das Sheddach sowie Teile des Vordaches über dem ersten Obergeschoss wurden später abgebrochen. Das Gebäude besteht aus Stützen und Platten in Stahlbeton und die Fensterprofile aus industriel gefertigten Eisensprossen.

Le Corbusiers Œuvre complète (1995). Birkhäuser Verlag Bild: siehe Literaturhinweis Pläne: siehe Literaturhinweis

Strassenfassade

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Gartenfassade


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Abb.1: Grundriss mit Umgebung. Aus: Le Corbusier. (1984), S.63.

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Villa La Roche square du Docteur Blanche 10, 75016 Paris Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret) 1923 1925 Le Corbusier entwarf dieses Haus mit seinem Cousin Pierre Jeanneret für den schweizer Banker und Kunstsammler Raoul La Roche und seinen Bruder Albert Jeanneret im Pariser Vorort Auteuil. Das Doppelhaus markiert eine Schwelle im architektonischen Denken von Le Corbusier. Er wandte hier zum ersten Mal die „promenade architectural“ an. Eine Raumabfolge wie ein Spaziergang, um unterschiedliche An- und Aussichten des Hauses zu zeigen.1 Die unregelmässig gegliederte Bauform entsteht aus der Anordnung der inneren Raumabfolgen und dessen Bezüge nach aussen, während die Fassade auf den mathematischen Grundsätzen des goldigen Schnittes beruht.2

Literaturhinweis Le Corbusier (1984). Le Corbusier. Oevre complète. Volume 1 , 1910-29. Zürich: Artemis. Cohen, J.L. (2006) . Le Corbusier. Köln: Taschen. Gibson E. (2016). Le Corbusier’s Maison La Roche-Jeanneret was designed for his brother and a close friend. https://www.dezeen. com/2016/08/05/maison-la-roche-jeanneret-le-corbusier-paris-residence-france-house-villa/ (5.8.2016). Bild: siehe Bildunterschrift Pläne: siehe Literaturhinweis

1 Cohen J. (2006) S.23 Gibson E. (2016) S.24 3 Cohen J. (2006) S.23 4 Le Corbusier (1984) S.63 5 Le Corbusier (1984) S.65 2

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Abb.2: Zugang mit Vorplatz. Foto: Oliver Martin-Gambier


Abb. 1: Strassenfassade kurz nach der Vollendung der Bauarbeiten

Vertiefungsarbeit b ekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kur beschrieb

Abb. 2: Querschnitt durch den Konzertsaal

Bautensteckbrief La Salle Cortot 78 Rue Cardinet, 75017 Paris (F) Auguste Perret 1928 1929 Der Salle Cortot ist ein Konzertraum mit 350 Sitzplätzen für die École ormale de usi ue und befindet sich nördlich des ariser arc onceau on ei Brandmauern begren t fügt er sich in die l ngliche Baulücke 9 m 19 m ein und passt sich in der Fassadengestaltung den umliegenden Bauten an nspiriert von einem griechischen Amphitheater sit t die Bühne in der itte der ngsseite ieses ausserge öhnliche Arrangement l sst eine ntimit t ischen dem uhörer und dem rchester entstehen die ein igartig ist für einen usikraum Strukturell steht die r umliche Akustik im ordergrund aher urden die Felder der Betonrahmungen mit dünnen vorgeh ngten koum Sperrhol paneelen ausgekleidet die bei einer Aufführung den aum in ein eigenes nstrument ver andeln 1

iteraturhin eise Abram

oseph Auguste Perret. Infolio. Gollion 2010.

1 2 Britton arla Auguste Perret. haidon ress imited ondon 2 1 Frampton Kenneth Grundlagen der Architektur ktagon erlag ünchen Stuttgart 1993.

Abram

Bilder l ne oseph Auguste Perret. Infolio. Gollion 2010

Abb. 3: Sicht auf den Innenraum

Abb. 4: Präzise ausgewählte Materialien harmonieren im Innenraum

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Vertiefüngarbeit Adress Type Architect Construction time

Short description

Reference essay:

https://www.ukessays.com/ essays/cultural-studies/lecorbusier-villa-savoyecultural-studies-essay.php

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Villa Savoye 82 Rue de Villiers, 78300 Poissy, France Private weekend Residence Charles-Édouard Jeanneret / Le Corbusier 1928 - 1931

The Villa Savoye is a private weekend home built in the 1928 (completed in 1931) for the Savoye family located on the summit of a small hill surrounded by trees just outside Paris. It is a building of complex geometry and undecorated white surfaces, which exemplifies the international style as well as Le Corbusier's ideas of purism. It is one of the most recognizable architectural presentations of the modernist movement, which began in the 1880s but came to flourish in the early 20th century. The exterior of the building is of a simple box shaped composition raised on stilts (pilotis). This is so that all of the main rooms are on the first floor allowing a roof terrace above these floors to provide views of the landscape. Picture 1 Lot Situation


Bildunterschrift

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Gargiani, R. (2013). Paris: Architektur Zwischen Purismus und Beaux-Arts 1919–1939. Springer-Verlag. S.74-76.

Bautensteckbrief Immeuble de Rapport Rue Raynouard 51-55, Paris Auguste und Gustave Perret 1925 1932 Das Wohnhaus steht zwischen der Rue Raynouard und der Rue Berton in Paris und zeichnet sich durch acht Geschosse aus. Es wurde 1929 - 32 von Auguste und Gustave Perret erbaut. Für das Gebäude gab es mehrere Entwürfe, die ersten gehen zurück auf 1925 und weisen eine viel einfachere Grundrissstruktur auf. Das Volumen wurde aus der Gegebenheit der Parzelle heraus entworfen und richtet sich nach dem Lauf der Sonne. Das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss bilden einen Sockel und springen aus dem Volumen hervor. Oben wird der Körper durch Rücksprünge abgeschlossen. Das Gebäude enthält Wohnungen und Büronutzungen. Es wurde für die wohlhabenden Bürger Paris entworfen und mit einem sehr grosszügigen Eingangsbereich sowie luxuriösen, geräumigen Wohnungen mit fliessenden Grundrissen ausgestattet. Der Hauptsitz des Unternehmens “Perret Frères” ist im ersten Obergeschoss untergebracht, während im siebten Stock Auguste Perret bis an sein Lebensende wohnte.

Fink, T. (2014) Institut francais d´architecture: Les frères Perret, Paris, 2000 Freigang, C. (2003). Auguste Perret. Deutscher Kunstverlag, München Britton, K. (2008). Auguste Perret. éditions Phaidon, Paris Bild: siehe Literaturhinweis Pläne: siehe Literaturhinweis

Situationsplan

Ansicht Rue Berton

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Abb.1 Nordfassade

Abb.2 Südfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Zaknic, I. (2004). Le Corbusier - Pavillon Suisse. Basel: Birkhäuser.

Bautensteckbrief Der Pavillon Suisse Boulevard Jourdan 7, 75014 Paris Le Corbusier und Pierre Jeanneret 1929 1933 Die Cité Internationale Universitaire in Paris ist ein architektonischer Campus, der für seinen aussergewöhnlichen Charakter und die Vielfalt seiner Gebäude bekannt ist. Im Sinne der Völkerverständigung und einer Friedensförderung durch Wissen und Kultur gegründet, beherbergt er Studenten aus dem Ausland.1 Die 31 Wohnheime und Gemeinschaftsgebäude, die in einem 34 Hektar grossen Landschaftspark liegen, sind ein wahres Schaufenster der Architektur des 20. Jahrhunderts. Der Pavillon Suisse ist das Schweizer Haus an der äussersten Ecke des Campus. Er wurde zwischen 1931 und 1933 von den Architekten Le Corbusier und Pierre Jeanneret erbaut. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden, die ihren nationalen Charakter durch entsprechende äusserliche Verzierungen zur Schau stellen, zeichnet sich der Pavillon Suisse durch eine explizit moderne Identität aus, weit entfernt von jedem Volksstil oder jeder Tradition. 1986 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

M, P. (1934). Architektur und Kunst = L‘oeuvre : architecture et art. Das Werk, Bd. 21, Heft 9, S. 273-289. S,P. (1934). Schweizerische Bauzeitung, Bd. 103/104, Heft 23, S. 275-277. Pläne & Bilder: Zaknic, I. (2004). Le Corbusier - Pavillon Suisse. Basel: Birkhäuser. 1 Zaknic, I. (2004), S. 31 2 Schweizerische Bauzeitung. (1934), S. 277 3 Das Werk. (1934), S. 276 4 Zaknic, I. (2004). S. 149 160

Abb.3 Situationsplan der Cité Internationale Universitaire


Abb. 1: Hauptfassade der Cité de Refuge vor der Sanierung 1952. Aus: Boesiger 1964, S. 99.

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb Literaturhinweisse 1 Boesiger, Willy Hrsg.: Le Corbusier Œuvre complète Volume 2: 1929-1934. Zürich 1964. 2 ebd. 3 ebd. 4 ebd. 5 ebd. 6 ebd. 7 ebd. 8 ebd. 3 Kabisch, Wolfgang: Die neue Cité de Refuge. In: Bauwelt 14/2016, S. 9. 9 ebd. 10 ebd. 11 ebd.

Bautensteckbrief Armée du Salut, Cité de Refuge 12 rue Cantagrel, 75013 Paris Le Corbusier und Pierre Jeanneret 1929 1929-1933 Im dreizehnten Arrondissement von Paris erstellten 1929 Le Corbusier und Pierre Janneret im Auftrag der Heilsarmee das Sozialzentrum Cité de Refuge.1 Das zehngeschossige Hauptgebäude mit seinem geschlechtergetrennten Beherbergungsbetrieb von fünf- bis sechshundert Betten, liegt hinter den zwei niedrigen, in der Form variierenden Sozialdienstbauten. Getragen durch einen Betonskelettbau, wird die vorgehängte, erstmals vollständig hermetisch geschlossene, 1000m2 grosse Glasfassade erstellt und mechanisch belüftet.2 Das Volumen des Hauptgebäudes treppt sich im Osten gegen die Chevaleretstrasse ab. Durch die gegen Norden und Westen geschlossenen Fassaden erhält der Bau eine klare, zweiseitige Süd- und Ost Ausrichtung.

1 2

Bildverzeichnis Abb.1-5: Hrsg. Boesiger, Willy: Le Corbusier - Œuvre complète Volume 2: 1929-1934. Zürich 1964. Abb.6: Blons ,Genevieve. Le CorbusierConstruit pour l‘armée du Salut. http:// genevieveblons.blogspot.ch/2017/02/ le-corbusier-construit-pour-larmee-du.html. (04.03.2018). Abb.7: Société 3F 2016. http://xn--socits3f-

e1ab.com/residences-sociales-defrance/. (04.03.2018).

Abb. 2: Betonstützen mit 1,25m Abstand zur Fassade. Aus: Boesiger 1964, S. 100.

Abb. 3: Querschnitt. Aus: Boesiger 1964, S. 107.

Abb. 4: Plan eines Regelgeschosses (links die Kinderkrippe und rechts Schlafsaal für die Männer). Aus: Boesiger 1964, S. 106.

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Abb 1: Der Haupteingang des Mobilier National

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweise Abram J. (2010). Auguste Perret: Infolio. Paris: Editions du Patrimoine.

Bautensteckbrief Mobilier National 1 Rue Berbier-du-Mets, Paris 13e Auguste Perret 1934 1937 Das Garde-Meuble du Mobilier National liegt am nordöstlichen Ende des begrünten Square René Le Gall in der Kurve der Rue Berbierdu-Mets. (Abb 3) Auf Wunsch des Ministeriums für Kultur sollte ein Gebäude für die Unterbringung und Instandhaltung von französischen Einrichtungsgegenständen entstehen. Durch einen grosszügigen cour d’honneur präsentiert es sich wie ein französisches Schloss der Renaissance. (Abb 2) Die beiden Flügel beherbergen die Restaurationswerkstätte und Büros, und im corps du logis, wäre es ein Schloss, befindet sich der grosse Ausstellungsraum.1 (Abb 6) Das aus Sichtbeton konstruierte Volumen steht sinnbildlich für Perrets Interesse der Verschmelzung einer skelettartigen Struktur mit einem monumentalen Kleid. (Abb 1 & Abb 4)

Britton K. (2001). Auguste Perret. London: Phaidon Press Limited. Collins P. (2004). Concrete: The Vision of a new Architecture. London: McGillQueen‘s Press

1

Collins S. 259 Abram S. 132 3 Abram S. 133 4 Britton S. 165 2

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Abb 2: Axonometrische Perspektive

Abb 3: Das Stützenraster in der Situation


Fig. 1. Front view, Musée des Travaux publics

In-Depth Study Object Address Architects Construction planning Realisation Short description

Sources Auguste Perret: “Le Musée Moderne”, La Cite & Tekhne, Volume 10/ Issue 1, 1931

Building profile Musée des Travaux publics / Palais d’léna Avenue d’léna 1, Paris Auguste Perret 1936 1939 - the south wing, until 1943 the rotunda, 1960-1962 the wing to the President Wilson Avenue, 1995 the curved gallery The museum is placed on an untypical triangular shape plot, which also defines the triangular form of the architectural body. The building consists of – rotunda with an auditorium, two large hypostyle rooms – arms of the triangle – on two levels, basement and a curved gallery, which closes the building figure. The rotunda is surrounded by a circular vestibule, which serves as entrance to the building and to the hypostyle halls. It is a long-term building construction and only the south wing of the building to the Avenue d’léna and the rotunda are built according to the Perret’s original plans. These two building parts show the architect’s keen on classical style, presented with the aesthetic of the concrete – the construction material of the 20th century.

R. Gargiani: “Musee des Travaux Publics”, Springer Fachmedien Wiesbaden, 1992 Prof. Arch. Gino Malacarne, DA-Department of Architecture, University of Bologna: “Construction and Character, Architecture of Auguste Perret” ¹ The Bois de Boulogne is a large public park located along the western edge of the 16th district of Paris, created between 1852 and 1858 during the reign of the Emperor Napoleon III

Fig. 2. First floor

²Auguste Perret: “Le Musée Moderne” Fig. 1. Front view, Musée des Travaux publics, in: “Auguste Perret ou l’ordre du béton armé” Fig. 2. First floor, in: https://pinterest.com Fig. 3. Ground floor, in: https://pinterest.com Fig. 4. Interior view of the south wing of the building, in: “Auguste Perret ou l’ordre du béton armé” Fig. 5. Axonometric view, in: https://pinterest. com Fig. 6. Facade to the Avenue d’léna, in: https:// www.architecture. com

Fig. 3. Ground floor

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Eingang und Schaufenster der Maison du Patrimoine

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Ausstellungsraum mit Musterwohnung 181 Rue de Paris, 76600 Le Havre Atelier Perret 1946 1950er Jahre Die “Maison du Patrimoine”, übersetzt “Haus des baukulturellen Erbes”, befindet sich im Stadtzentrum von Le Havre. Es ist Teil des Wiederaufbaus durch Auguste Perret nach dem zweiten Weltkrieg und gehört somit zum Weltkulturerbe von Le Havre. Das Gebäude beherbergt Ausstellungen zum Wiederaufbau und zu den Entwürfen des Ateliers Perret aus den 50er-Jahren. Die dazugehörige Musterwohnung “Appartement témoin” befindet sich nur wenige Schritte entfernt und wird von der selben Organisation – Ville d’Art et d’Histoire – verwaltet.

Literaturhinweise o.V. / Le Havre : une Maison du PatrimoineAtelier Perret et une architecture composite / http://www.claireenfrance.fr/Sites-diversLe-Havre-une-Maison-du-Patrimoine-AtelierPerret-et-une-architecture-composite-447. htm 1

o.V. / La maison du patrimoine - Atelier Perret va ouvrir ses portes / http:// isailehavre.canalblog.com/archives/2011/01/31/20271372.html

2, 4

o.V. / Maison du Patrimoine - Appartement Témoin Perret / https://www.lehavre.fr/ balades/patrimoine-mondial-unesco 3, 6, 7

o.V. / Descriptif / https://www.lehavretourisme.com/fr/diffusio/le-havre/maison-dupatrimoine_TFOPCUNOR076V50P2LF

5

8

o.V. / Auguste Perret / http://unesco.lehavre. fr/de/entdecken/auguste-perret alle aufgerufen am 07.03.2018 Bilder: siehe Literaturhinweise Pläne: siehe Literaturhinweise

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Generalplan von Auguste Perret, Januar 1946


Andreas Sirch, 2007

In-Depth Study Building Address Architect Start of planning Realised Short description

References: Elisabeth Chauvin, Apartments witnesses of the reconstruction of Le Havre , editions Point de vues, 2007. L’appartement témoin : un plan en mouvement

L’appartement témoin Perret Maison du Patrimoine - 181 rue de Paris - 76600 LE HAVRE Auguste Perret 1946 1955 Rectilinear and rational, the buildings designed by Auguste Perret nevertheless form a harmonious whole with a human dimension. It is the result of a care in the choice of proportions, as well as the treatment of concretet, considered already as a real element of decorations. This apartment allows to discover the facilities proposed by the workshop to relocate the inhabitants in the aftermath of the war : double orientation, optimal sunshine, integrated kitchen and bathroom, garbage chute, central heating with heated air. The furniture chosen refers to the development of the typical apartments presented during the reconstruction (between 1945 and 1955) and intended for the victims of Le Havre.

Image:Photographer Plan: see References

Plan, from internet

unknown, from internet

165


Fig. 1. View of Église St. Joseph and port of Le Havre

Vertiefungsarbeit Object Adress Architect Construction Realisation Short Description Literary reference Frampton,K. (1997). Studies in Tectonic Culture: The Poetics of Construction in Nineteenth and Twentieth Century Architecture. Chivago: Graham Foundation for Advanced Studies in the Fine Arts UNESCO. (2018). Saint Joseph‘s Church. http://unesco.lehavre.fr/en/discover/saintjosephs-church

Église St. Joseph Èglise St. Joseph 130 Boulevard François 1er, 76600 Le Havre, France Auguste Perret 1951-1957 1957 Église St. Joseph is situated at the port of Le Havre and could be seen from the sea. This church was built dedicated to the Allied bombings 1944 of WWII. Perret Studio used a project submitted for the building of Sainte Jeanne d’Arc Church in Paris 1926 which had been rejected: a church with a centred main altar, topped by a lantern tower, which revised accordingly on site for port of Le Havre. The building structure and frame is made of using 50 000 tons of reinforced concrete with exposed finish. The special feauture of the church includes a 100 metre high octagonal glass steeple which could be access using a spiral staircase to the cupola. The glass steeple consist of 12 758 colourful stained glass designed by Marguerite Huré. The main altar and dais by Guy Verdoïa are added in 1964.

Figure Figure 1. Taken from http://unesco. lehavre.fr/en/discover/saint-josephs-church (1.3.2018) Figure 2. Taken from http://unesco. lehavre.fr/en/discover/saint-josephs-church (1.3.2018) Figure 3. Taken from http://unesco. lehavre.fr/en/discover/saint-josephs-church (1.3.2018 ) Figure 4. Taken from http://www.festivalarchitettura.it/festival/En/Magazine_Detail. asp?ID=153&pmagazine=1 (1.3.2018) Figure 5. Taken from http://www.ipernity. com/doc/philippe_28/30277423 (1.3.2018) Figure 5. Taken from http://www.culture. gouv.fr/culture/inventaire/itiinv/archixx/ pann/p50.htm (1.3.2018)

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1 Frampton (1995) p.123 2 Frampton (1995) p.125

Fig. 2. City plan of Le Havre with location of Église St. Joseph marked in red

Fig.3. Front elevetion of Église St. Joseph


Abb. 01 Wohnen in der Schotte

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweise Andrieux B. & Bajac Q. & Richard M. & Sbriglio J. (2011). Le Corbusier / Lucien Hervé. Kontakte. München: Schirmer/ Mosel.

1

Boesiger W. (1965). Œvre Complète Volume 5, 1957-65. Zürich: Les Editions d‘Architecture.

Bautensteckbrief Maison du Brésil 7 L Boulevard Jourdan, 75014 Le Corbusier & Lucio Costa 1952 1957-1959 Das Maison du Brésil bildet eine der 23 Residenzen der Cité Internationale Universitaire in Paris. Erste Entwürfe für das Studentenwohnheim stammen vom brasilianischen Architekten Lucio Costa, wurden aber vom Atelier Le Corbusier weiter bearbeitet und schliesslich 19571959 ausgeführt. Das Gebäude tritt, ebenfalls wie der 1930 von Le Corbusier gebaute Pavillon Suisse der Cité, als Betonkörper auf Pilotis im beton brut Stil in Erscheinung. Als „Haus Brasiliens“ fungiert es sowohl als Plattform für die brasilianische Kultur mit Ausstellungsräumen und Archivressource, als auch als Wohnheim für brasilianische Akademiker, Studenten, Lehrer und Künstler. 1985 wurde das Gebäude in das Inventar der französischen Baudenkmäler aufgenommen.

Molloy C. (2013). AD Classics: Maison du Bresil / Le Corbusier. verfügbar unter: https://www.archdaily.com/328057/adclassics-maison-du-bresil-le-corbusier (22.02.2018)

Bilder Abb.01: Autor unbekannt. http://www. paris-promeneurs.com/Architecturemoderne/Le-pavillon-du-Bresil-Cite (22.02.2018) Abb.02 & 03: Lagrange J. http://tyylit. com/maison-du-bresil-le-corbusiersarchitecture-meets-student-housing/ (06.03.2018) Abb.04 - Abb.08: Boesiger W. S. 192-199.

Abb. 02 Ausschnitt der Ostfassade

Abb. 03 Haupteingang

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