Semester Program FS21 - MASTER IAR HSLU

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Master

Semester Program

Head of Master Course

further Professors, Lecturers and Guests

FS 21

Johannes Käferstein

Architecture and

Modules

Assistants

Alberto Alessi Marcel Bächtiger André Bideau Heike Biechteler Oliver Dufner Christoph Wieser

Alice Busani Anthony Frank João Moreira Mulan Sun Buschor Raphael Wiprächtiger

Structure Energy Material

Design Studios

Luca Deon Ludovica Molo Lando Rossmaier Annika Seifert Felix Wettstein

Peter Althaus Dieter Geissbühler Yves Dusseiller Selina Lutz Johannes Käferstein Thomas Kohlhammer Uwe Teutsch



Content

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Einleitung Introduction ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Struktur Focus Architecture & Structure

Public Space is Freespace ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Energie Focus Architecture & Energy

The Culture of Water – Water & Commons ..............................................................................................................................................................

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Fokus Architektur & Material Focus Architecture & Material

Braunwald: Place of Longing II Hans Hollein (1934–2014): Hypothetical intervention in Copenhagen, 1969. In: ‚Everything is Architecture’

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Master Thesis Master‘s Thesis

Living at the Green Strip ..............................................................................................................................................................

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Module Modules

Vertiefungsarbeit In-depth Study Studienreise Study Trip Basisvorlesungen Basic Lectures Fokusvorlesungen Focus Lectures Keynote Lectures Keynote Lectures Auslandstudierende International Students Summer School Valle di Blenio ..............................................................................................................................................................

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Agenda Masterkurs Master‘s Course Agenda


Einleitung

Das gemeinsam mit dem Kyoto Institute of Technology (KIT) bearbeitete Forschungsprojekt „The Culture of Water“ wird in diesem Frühling erneut vom Fokus Architektur & Energie geleitet. Das Hauptziel der fünfjährigen Studie ist die Erforschung der Architektur, der Lebens- und Landschaftsbedingungen um den Vierwaldstättersee und um den nordöstlich von Kyoto gelegenen Biwa-See. Dabei wendet sich das Forschungsprojekt nun dem Thema ‚Wasser & Commons‘ zu, um die planerische und gesellschaftliche Bedeutung von Wasser als gemeinschaftlicher Ressource zu untersuchen. Wasser bestimmt, oft im Verborgenen, bis heute die soziale und räumliche Organisation unserer Gesellschaft; es ist zentrales Thema der funktionalen Organisation ganzer Regionen und ihrer Wohn- und Produktionsstätten. Am Vierwaldstättersee beschäftigt sich das Studio Architektur & Energie mit gemeinschaftlicher Produktivität am und mit dem See. Als Wegweidie Aspekte Energiegewinnung, Mobilität, Kultivierung und Abbau durch Wasser. Mit dem Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft lassen wir uns vom Gedankenexperiment des utopischen Entwurfes (ver-)leiten und fragen: Welchen Stellenwert wird Wasser als lebensnotwendige gemeinschaftliche Ressource in der Zukunft haben und welchen nachhaltigen Beitrag kann Architektur dazu leisten? Im Herbst 2020 hat sich der Fokus Architektur & Struktur unter dem Begriff «Upcycled City» mit dem Quartier Molino Nuovo in Lugano, mit seinem Bestand und seiner urbanen Struktur auseinandergesetzt. Entstanden ist ein Masterplan, der Thesen und Regeln für die zukünftige Bebauungsstruktur des Quartiers festlegt und eine Vielzahl von Projekten, die deren Potential ausloten. Die Arbeit des vergangenen Semesters bildet gleichsam die Grundlage und den Humus, auf dem unter dem Thema von ‚Freespace‘ nun Projekte für den öffentlichen Raum für das dortige Quartier entwickelt werden sollen. Seit je her war es eine zentrale Aufgabe der Architektur, Begegnungsorte für die Öffentlichkeit zu schaffen. Wir wollen uns somit mit dem Anspruch an Öffentlichkeit, an Repräsentation und an Ausdruck auseinandersetzen – das ist es, was das Quartier Molino Nuovo so dringend braucht, um zum sozialen und stadträumlichen Schwerpunkt des Quartiers zu werden. In diesem Semester wird der Fokus

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daher einen öffentlichen Raum für ein Quartier entwerfen, in Form eines Quartierzentrums und eines öffentlichen Freiraums, wobei beide in engem Bezug zu einander stehen. Nebst der Frage der Bedeutung welche die Piazza Molino Nuovo in Zukunft für das Quartier spielt, stellt sich mitunter die Frage mit welchen architektonischen Mitteln Öffentlichkeit und Gemeinschaft thematisiert werden kann? Der Fokus Architektur & Material hat wieder die Chance das im HS20 eingerichtete ‚alpine Atelier‘ im Legler-Areal in Glarus Süd im Frühjahr fortführen zu können. Das ‚Haus der Direktion‘ bot, trotz mancher Einschränkungen wegen der Pandemie, beste Voraussetzungen für einen produktiven Atelierbetrieb. Dem Tourismus in Glarus nachgehend, galt es im letztem Herbst ein Feriendorf in einem Leerraum zu projektieren, der stark in Bezug zur gewachsenen Siedlungsstruktur stand. Aus erfolgreichen Projekten lernten wir, wie aus Vorhandenem Neues geschaffen wurde. Doch ist eine solche Strategie für jede Entwurfsaufgabe geeignet? Im Frühlingsemester kehren wir nun das Verhältnis von Neuem zum Bekannten um und gehen der Hypothese nach: Was wenn weniger der Ort auf den Bau wirken, sondern ein Bau den Ort prägen soll, wenn es mehr ‚Impact’ als Verfremdung braucht um den darbenden Ort zu wecken? Für diese invertierte Themenstellung gehen wir nach Braunwald. Das autofreie Feriendorf liegt oberhalb unseres Ateliers. Hier glauben wir nicht mit weiteren Ferienhäusern den Ort beleben zu können oder mit der Erschliessungsfrage eine Verbesserung zu erreichen. Es braucht einen starken, neuen Narrativ. Eine kraftvolle, präsente architektonische Ergänzung im grossen Massstab. Auf das Material Holz und die Kraft der Zeichnung vertrauend geht der Fokus dieser Behauptung nach. Zusätzlich zu diesen drei Projektmodulen, von denen die Studierenden eines auswählen, werden fünf umfangreiche Module im Regelsemester entlang des Berufsbildes angeboten. Sie bedingen notwendige Vertiefungen in die eigentliche Materie und fragen verschiedene Kompetenzen zwischen fachlichen, methodischen und sozialen Fähigkeiten ab. Ein interdisziplinäres Lehrteam führt durch die unterschiedlichen Module.

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Introduction

The research project „The Culture of Water“, worked on jointly with the Kyoto Institute of Technology (KIT), will this spring again be conducted by the Focus Architecture & Energy. study is to explore the architecture, the living and landscape conditions around Lake Lucerne in Switzerland, and Lake Biwa, which is located northeast of Kyoto. In doing so, the research project now turns to the topic of ‚Water & Commons‘ to examine the meaning of water as a common resource in planning and society. Water determines, often in secret, the social and spatial organisation of our society to this day; it is a central theme in the functional organisation of entire regions and their residential and production sites. On Lake Lucerne, the Studio Architecture & Energy is concerned with communal productivity on and with the lake. The aspects of energy production, mobility, cultivation and extraction through water serve as guiding instruments in approaching the location and our architectural interventions. With a view to a hopeful future, we let ourselves be guided and seduced by the thought experiment of utopian design and ask: What sigwhat sustainable contribution can architecture make to this? In the autumn semester of 2020 the Focus Architecture & Structure engaged with the Molino Nuovo neighbourhood in Lugano, with its existing buildings and with its urban structure. The result was a master plan whose theses and rules prescribe the future built structure of the neighbourhood and a number of that will explore their potential. Last semester’s work represents a kind of foundation and humus on which projects will be developed for public spaces under the theme of ‚Freespace‘. Since time immemorial, it has been a central task of architecture to create places for the public to meet. We therefore want to grapple with the ambition for public sphere, status, and expression – that is what the Molino Nuovo neighbourhood so urgently needs that would make it a focus of the social life and urban space of the neighbourhood. For this semester, we will design a neighbourhood centre and a public space, with the two things closely related. The Focus asks himself what role will the Piazza Molino Nuovo play in the neighbourhood’s future and what architectural means can express the themes of the public and the community?

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The Focus Architecture & Material has the opportunity to continuue the ‚Alpine Atelier‘set up in Autumn 2020 at the Legler-Areal in Glarus South for upcoming spring semester. The ‘House of the Direction’ that was made available to us offered, despite some restrictions because of the pandemic, the best conditions for productively running a studio. In pursuit of tourism in Glarus, the task last autumn was to design a holiday village in an empty space that was strongly related to the near organic structure of settlement. We learned from successful projects how to create something new from what was already there. But is such a strategy suitable for every design task? In the spring semester, we try to invert the relationship between the new and the known and to pursue the hypothesis: What if the place is not so much supposed to affect the building as the building shapes the space, if it needs more ‘impact’ than a de-familiarisation to revive the impoverished place? For this inversion of the theme, we go to Braunwald. That carfree holiday village is located above our studio. We don’t believe the place can be revived by building more holiday homes or improved by addressing the question of access. Our thesis is that a new, strong narrative is needed. A powerful, present architectural complement on a large scale. Relying on the material wood and the power of drawing, the focus pursues this ambition. In addition to these three project modules, of which students select one, are offered during the regular semester that trace the picture of the architectural profession. They require more intense work cal and social skills. An interdisciplinary team of lecturers guides the students through the various modules.

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1 «I think space, architectural space, is my thing. It’s not about facade, elevation, making image, making money. My passion is creating space.»

Mies van der Rohe playing boccia in Lugano, 1933

Peter Zumthor

Veranstaltungen Events

Donnerstag Atelier F400 / i2a / Zoom Thursdays Atelier F400 / i2a / Zoom Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS


Architecture & Structure

Public Space is Freespace Lina Bo Bardi, SESC Pompeia, S. Paulo, 1977 - 1982

A Community Centre for Molino Nuovo, Lugano

Modulverantwortung Module Leader Ludovica Molo, Felix Wettstein Dozierende Lecturers Felix Wettstein, Ludovica Molo, Thomas Kohlhammer Assistent Assistant João Moreira

.................................................................................................................................................................................................... Einführung

«FREESPACE describes a generosity of spirit and a sense of humanity at the core of architecture’s agenda.» 1 Mies spielt Boccia in Lugano. Ein kurioses Bild aus dem Jahr 1933. Wir wissen nicht genau wo es aufgenommen wurde, mit Sicherheit in einem öffentlichen Raum, vielleicht auf der Piazza Molino Nuovo, warum eigentlich nicht… In diesem Semester werden wir einen öffentlichen Raum für ein Quartier entwerfen, in Form eines Gebäudes und eines Freiraums, wobei beide in engem Bezug zu einander stehen. Ein Quartierzentrum mit einer Piazza sollen die Identität des Quartiers Molino Nuovo stärken, ihm ein Gesicht und eine Öffentlichkeit geben. Der städtische Raum ist über seine Ränder 1 Yvonne Farrell and S helleY m c n a mara

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Zentralität und die attraktive Gestaltung, um zum sozialen und stadträumlichen Schwerpunkt des Quartiers zu werden.


John Murray, Survey of the Roman Forum, 1899

Seit je her war es eine zentrale Aufgabe der Architektur, Begegnungsorte für die Öffentlichkeit zu schaffen. So war die Agora im antiken Griechenland der zentrale Versammlungs-, Fest- und Marktplatz der Stadt. Sie war damit eine bedeutende gesellschaftliche Institution und ein kennzeichnendes Merkmal der griechischen Polis. In der römischen Stadt sprechen wir vom Forum Romanum, einem Platz, der das politische, juristische, ökonomische und religiöse Zentrum der Stadt bildete. Diese Idee des öffentlichen Raumes hat sich über die gesamte Architekturgeschichte erhalten und weiterentwickelt und ist auch in den modernen Städten weiterhin präsent. Zudem wollen wir der Frage nachgehen, wie die Architektur, jenseits des Modells der Polis und der Repräsentation sozialer Institutionen und Hierarchien für die sie seit jeher steht, öffentlichen Raum und Formen der Gemeinsamkeit schaffen kann, die eine kulturell reiche Gesellschaft widerspiegeln, das kollektive Gedächtnis

Wir wollen uns somit mit dem Anspruch an Öffentlichkeit, an Repräsentation und an Ausdruck auseinandersetzen – das ist es, was das Quartier Molino Nuovo so dringend braucht. 2 Paolo Baratta, IntroductIon to «FreeSPace», venIce BIennale, 2018

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«With Architecture, whatever we create for private use becomes a structure in public space. Architecture can therefore be both an instrument of awareness and of the political capacity of a community» 2


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Sergison Bates, Proposal for a library and public square, Mendrisio, 2010

Peter Celsing, Kulturhuset, Stockholm, Sweden, 1966 - 1974


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Enric Miralles, Carmen Pinós, Civic centre in Hostalets, Spain, 1986 - 19924


Ivan Leonidov, Proposal for the Palace of Culture, Moscow, 1930

Introduction

‘FREESPACE describes a generosity of spirit and a sense of humanity at the core of architecture’s agenda.’ 1 Mies van der Rohe playing boccia in Lugano. A curious photograph from 1933. We don’t know exactly where it was taken but certainly in a public place, perhaps on the Piazza Molino Nuovo. Why not? … This semester, we will design a public space for a neighbourhood in the form of a building and free space, with the two things closely related. A neighbourhood centre with a piazza is intended to improve the identity of the Molino Nuovo neighbourhood, to give it a face and a public sphere. ver, lacks public use, centrality, and an attractive design that would make it a focus of the social life and urban space of the neighbourhood.

1 Yvonne Farrell and S helleY m c n a mara

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Since time immemorial, it has been a central task of architecture to create places for the public to meet. For example, the agora of ancient Greece was the city’s central square for assembly, celebrations, and the market. It was thus an important social institution and a characteristic feature of the Greek polis. In the Roman city, we speak of the Forum Romanum, a square that represented the political, legal, economic, and religious centre of the city.


This idea of public space has survived and evolved throughout the history of architecture and remains present in modern cities. Moreover, we want to explore the question how architecture can move beyond the model of the polis and the representation of social institutions and hierarchies for which it has always stood in order to create public space and forms values, mirror a culturally rich society, preserve collective memory, and deal with demographic change? We therefore want to grapple with the ambition for public sphere, status, and expression – that is what the Molino Nuovo neighbourhood so urgently needs.

Alexander Deineka, Workers’ Club, 1927

‘With Architecture, whatever we create for private use becomes a structure in public space. Architecture can therefore be both an instrument of awareness and of the political capacity of a community.’ 2

2 Paolo Baratta, IntroductIon to «FreeSPace», venIce BIennale, 2018

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Louis I. Kahn, Jewish Community Center in Trenton, USA, 1954 - 1959

A. Wasserfallen, H. Kündig, R. Babini, W. Neukom, Community Center in Seebach, Zurich, 1963 - 1970


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Aerial view of Lugano


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Lugano

Lugano, die wirtschaftliche Lokomotive des Kantons Tessin, tut sich schwer mit ihrer städtebaulichen Entwicklung. Über verschiedene Stufen von Gemeindefusionen ist Lugano in den letzten Jahrzehnten unter die Top Ten der Schweizer Städte aufgestiegen, und nähert sich von der Einwohnerzahl her St.Gallen und Luzern. Lugano fehlt es jedoch an städtischer Dichte und entsprechend an Urbanität. Die urbane Kultur ist wenig entwickelt. Die Altstadt entstand im Mittelalter, wurde aber im 19. Jahrhundert nicht durch die für europäische Städte typische Blockrandstruktur ergänzt und weiterentwickelt. Die Industrialisierung ging weitgehend am Tessin vorbei, und das entsprechende Bevölkerungswachstum blieb aus. An Stelle der dichten und raumbildenden Stadt des 19. Jahrhunderts wurden rund um die Altstadt freistehende Villen gebaut, die dem Druck der Verdichtung und der Immobilienspekulation nur in seltenen Fällen standhalten konnten. Die Kultur des modernen Städtebaus in Europa hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert, als die Eisenbahn, die Industrie und das damit verbundene BevölkerungsTessin ist diese entscheidende Phase der Stadtentwicklung ausgeblieben. Ohne Bevölkerungswachstum gibt es keine Stadtentwicklung. Erst ab den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts führte der durch den Tourismus und den Dienstleistungssektor ausgelöste Immobilienboom zu einem unkontrollierten und spekulativen Wachstum und verführerischem Reichtum. Ohne Planung und ohne städtebauliche Vision entstand in den letzten 50 Jahren die verbaute Landschaft, deren Mängel wir längst erkannt haben, deren Transformation jedoch noch Generationen beschäftigen wird.

with its urban development. After several stages of the merging of municipalities in recent decades, Lugano has risen into the top ten of Swiss cities, approaching the population of St. Gallen and Lucerne. Lugano lacks urban density, however, and consequently also an urban feel. Urbane culture is not well developed. Its old town dates from the Middle Ages, but in the nineteenth century it was not supplemented and developed by the perimeter block structure typical of European cities. Industrialisation largely passed the Ticino by, and the corresponding population growth did as well. Instead of the dense, spatialising city of the nineteenth century, free-standing villas were building around the old town, which only in rare cases were able to survive the pressures of increasing density and real-estate speculation. The culture of modern urban development in Europe has its roots in the nineteenth century, when railway, industry and parallel population growth made large-scale, rigorous planning of cities necessary. This crucial phase of urban development never took place in the Ticino. When there is no population growth, there is no urban development. Only from the 1960s onward did the real-estate boom triggered by tourism and the service sector lead to uncontrolled speculative growth and seductive wealth. Without planning or any vision for urban developcies have long since become evident, and it will take generations to transform them.

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Molino Nuovo Ursprünglich entstand die Agglomeration nördlich der Altstadt um eine Mühle herum, die von der Roggia dei Mulini betrieben wurde und die das Wasser des Vira-Tals und des Bavosa-Baches zusammen mit der Vignola und der Beltramina sammelt (heute eingedolt). Die Anbindung an die Innenstadt wurde seit 1896 durch eine Straßenbahn sichergestellt. In den 1950er Jahren wurde die neue Via Zurigo südlich der Piazza MoEin wichtiger städtischer Wandel begann in den 1930er Jahren mit Wohnsiedlungen entlang der Straßenachsen der Via Trevano, der Via Zurigo und in der Piazza Molino Nuovo, während das Gebiet des Castausio-Hügels hauptsächlich Villen neben sozialen Wohnbauten (in der Via Trevano, der Via Marco da Carona und der Via Beltramina), Kunsthandwerksgeschäften, Werkstätten, Baumärkten, Holz- und Süßwarenfabriken (wie der Schokoladenfabrik Stella) geprägt. Die bestand, auf dem Land zu leben. Zu den öffentlichen Infrastrukturen, die im 20. Jahrhundert im Bezirk entstanden sind, gehören die Schulen von Molino Nuovo im Jahr 1905 und der Kindergarten in der Via Ferri im Jahr 1934, das neue Bürgerkrankenhaus von Lugano (1909) und das städtische Hilfswerk (1910) zusätzlich zum Transfer des städtischen Friedhofs nach Cornaredo und dem Baus des Stadions (1951). 1978 wurde die Casa Serena für die Aufnahme älterer Menschen und die Casa Primavera für Kinder und Jugendliche als Grundlage der modernen Sozialpolitik der Gemeinde gebaut. In den 60er Jahren setzte dann allerdings auch der Bauboom ein, der im Wesentlichen zur heutigen städtebaulichen Situation geführt hat. 1996 wurde die USI - Universität der italienischen Schweiz im Gebäude des ehemaligen Bürgerkrankenhauses gegründet, das in den folgenden Jahren mit neuen Gebäuden zum Universitätscampus ausgebaut wurde. Das Quartier Molino Nuovo kann also weder auf eine antike noch auf eine barocke Vergangenheit zurückblicken. Die Stadt entstand in relativ kurzer Zeit und ohne eine klare städtebauliche Vision. Heute erkennen wir jedoch, dass die bestehende Stadtstruktur beträchtliche Mängel aufweist. Unter anderem fehlt dem Quartier ein zentraler öffentlichen Raum, den die Piazza Molino Nuovo in der heutigen Form nicht einlösen kann. Agglomeration initially occurred north of the old town, around a mill run by Roggia dei Mulini, which collected water from the Vira Valley and the Bavosa Stream and from the Vignola and the Beltramina (now culverted). new Via Zurigo was built south of the Piazza Molino Nuovo to provide a more efOne important urban transformation began in the 1930s when housing developments were built along the axes of the Via Trevano, the Via Zurigo, and in the neighbourhood has both villas and social housing (on the Via Trevano, the Via

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Marco da Carona and the Via Beltramina) and features businesses, handicrafts boutiques, workshops, DIY stores, lumberyards and candy factories (for example the Stella chocolate factory). The green spaces are, however, so expansive that until the 1960s it was like living in the countryside. The public infrastructure built in the area in the twentieth century includes the Molino Nuovo schools of 1905 and the kindergarten on the Via Ferri in 1934, the new municipal hospital of Lugano (1909), and the municipal welfare organisation (1910); the municipal cemetery was relocated to Cornaredo, and a stadium was built (1951). In 1978, the Casa Serena was built to house the elderly and the Casa Primavera for children and teenagers as the foundation for the municipality’s modern social policies. In the 1960s, however, a construction boom began that essentially led to the present conditions of urban development. In 1996, the Università della Svizzera italiana (USI), founded in the building that had formerly housed the municipal hospital, and in the years that followed new buildings were added to form a university campus. The Molino Nuovo neighbourhood has neither an ancient nor a Baroque past to look back on. The city arose in a relatively short period of time and without any clear urban planning vision. We recognise today, however, that the existing

Piazza Mlolino Nuovo in the mid-20th century

lacks a central public space that the Piazza Molino Nuovo in its present form cannot offer.

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Piazza Molino Nuovo, current situation with the fountain by Tita Carloni

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Piazza Molino Nuovo Die Piazza Molino Nuovo hat das Protenzial zum zentralen öffentlichen Raum des Quartiers zu werden. Die Stadt Lugano plant dazu in naher Zukunft einen Architekturwettbewerb. Heute präsentiert sich die Piazza als eine vom Verkehr umspühlte Insel, zweigeteilt durch zwei bestehende Bauten und besetzt durch eine Vielzahl von Parkplätzen, einigen Bäumen und einen 1954 erstellten monumentalen Brunnen von Tita Carloni, im Volksmund «il sombrero» genannt. Der Quartierplan von Mario Botta von 1985 wurde nie umgesetzt, scheint heute überholt und nicht mehr zeitgemäss. The Piazza Molino Nuovo has the potential to become the central public space of the neighbourhood. The City of Lugano is thus planning an architectural comaround it, divided in half by two existing buildings and occupied by a large number of parking spaces, several trees, and a monumental fountain by Tita Carloni built in 1954 and popularly known as Il Sombrero. Mario Botta’s 1985 plan for the neighbourhood was never implemented and now seems outdated and no longer in keeping with the times.

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Das Vermächtnis des letzten Semesters Legacy of last semester «Baust Du einen Weg, ein Haus, ein Quartier, dann denke an die Stadt!» 3 Im Herbstsemester 2020 haben wir uns unter dem Titel „upcycled city“ mit dem Quartier Molino Nuovo, mit seinem Bestand und seiner urbanen Struktur auseinandergesetzt. Entstanden ist ein Masterplan, der Thesen und Regeln für die zukünftige Bebauungsstruktur des Quartiers festlegt und eine Vielzahl von Projekten, die deren Potential ausloten. Die Arbeit des vergangenen Semesters bildet gleichsam die Grundlage und den Humus, auf dem nun Projekte für den öffentlichen Raum entwickelt werden sollen.

‘If you are building a road, a house, a neighbourhood, then think of the city!’ 3

Collective model of the students of the Fall Semester, 2020

In the autumn semester of 2020, under the title ‘upcycled city’, we engaged with the Molino Nuovo neighbourhood, with its existing buildings and with its urban structure. The result was a master plan whose theses and rules prescribe the future built structure of the neighbourhood and a number of that will explore their potential. Last semester’s work represents a kind of foundation and humus on which projects will be developed for public spaces.

3 luIgI SnoZZI

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Programm Programme Das Programm beinhaltet ein öffentliches Gebäude und einen öffentlichen Raum. Das Quartierzentrum und der Platz stehen in direktem Bezug zueinander. tert werden kann. Die bestehenden Bauten auf dem Platz, der Brunnen von Tita Carloni und der Baumbestand können abgebrochen oder erhalten und in den Entwurf integriert werden. Das Quartierzentrum soll Raum für die Ansprüche unterschiedlicher Vereine, Organisationen und Privatpersonen anbieten und folgende Räume enthalten (das präzise Raumprogramm wird zu späterem Zeitpunkt ausgegeben): Einen Saal für 300 Personen geeignet für unterschiedliche Veranstaltungen (Feste, Versammlungen, Konzerte, Theater usw.) Foyer, Garderobe und Nebenräume Kaffee, Bar und Leseraum Sitzungs-, Versammlungs-, Besprechungsräume unterschiedlicher Werkstatt, Ateliers etc. Für die Piazza geben wir kein Raumprogramm vor. Die Bushaltestelle und eine angemessene Anzahl Parkplätze sollen integriert werden. Es stellen sich dabei folgende Fragen: Welche Rolle spielt die Piazza Molino Nuovo in Zukunft für das Quartier? Wie steht das öffentliche Gebäude in Bezug zum öffentlichen Platz? Mit welchen architektonischen Mitteln kann Öffentlichkeit und Gemeinschaft thematisiert werden? The programme includes a public building and a public space. The neighboursic programme for the neighbourhood centre that can be expanded individually. The existing buildings on the square, Tita Carloni’s fountain, and the existing trees can be either removed or preserved and integrated into the design. The neighbourhood centre should offer space that meets the needs of various associations, organisations and private parties and include the following rooms (the precise space allocation programme will be handed out later): hall for 300 persons appropriate for various events (parties, gatherings, concerts, theatre, etc.); foyer, coat check and side rooms; coffee, bar and reading room; workshop, studios; etc. We are not specifying a space allocation programme for the piazza. The bus stop and an appropriate number of parking spaces should be integrated into the plan. The following questions will be asked: What role will the Piazza Molino Nuovo play in the neighbourhood’s future? How does the public building relate to the public square? What architectural means can express the themes of the public and the community?

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O’Donnel + Tuomey, Sean O’Casey Community Center, Dublin, 2006 - 2008

EM2N, Aussersihl Community Center, Zurich, 1999 - 2004


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Struktur_Transfer Structure_Transfer «Architektur zu schaffen bedeutet, repräsentative Aspekte der realen Welt - wie Natur, Geschichte, Tradition und Gesellschaft - in einer räumlichen Struktur auszudrücken, das heißt in einem abstrakten Konzept auf Grundlage einer klaren, transparenten Logik.» 4 Unter dem Titel struktur_transfer gehen wir Fragen zu relevanten Problemstellungen der Zivilgesellschaft nach und schärfen das Bewusstsein und die Verantwortung der Studierenden für unsere Umwelt. Der Begriff Struktur begleitet uns auf allen Ebenen der Architektur und über den gesamten Entwurfsprozess. Struktur steht für Ordnung und das Rationale in der Architektur. Mittels strukturiertem Denken und Entwerfen entwickeln wir Strategien um komplexe Problemstellungen zu verstehen, zu bearbeiten und zu bewältigen. Wir motivieren die Studierenden ihren eigenen Weg zu gehen und ihre persönlichen architektonischen Interessen zu hinterfragen, um eine individuelle und konsistente Haltung als ArchitektIn zu entwickeln und diese zu festigen.

‘Creating architecture is to express representational aspects of the real world, such as nature, history, tradition and society, in a spatial structure, which is an abstract concept, composed by clear, transparent logic.’ 4 Under the title structure_transfer, we explore questions concerning relevant problems of civil society and heighten the students’ awareness of and responsibility to our environment. The concept of structure concerns us on all levels of architecture and throughout the entire design process. Structure stands for order and the rational in architecture. By means of structured thinking and design, we develop strategies to understand, prepare and master complex problems. rests in architecture in order to develop an individual and consistent attitude as architects and to solidify it.

4 tadao ando, quoted in maSao FuruYama , Ando: The Geometry of Human Space, Cologne: Taschen, 2006

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Tragstruktur Load-bearing structure Grundlagenwissenschaften, wie beispielsweise Mathematik oder Systemtheorie, bezeichnen Struktur als die Art der Zusammensetzung eines Systems aus Elementen und die Menge der Relationen resp. Operationen, welche die Elemente tektonischen Systems zahlreiche Strukturen festgestellt werden, z.B. Raumstruktur, Erschliessungsstruktur, Infrastruktur, Tragstruktur, Stadtstruktur oder Materialstruktur. Die Tragstruktur im speziellen ist demnach das ideelle Gerüst, welches Konzept und Regelwerk über den Aufbau eines Tragwerks und das Zusammenwirken seiner Elemente umfasst. In diesem Kurs wollen wir unter anderem tragstrukturelle Konzepte entwickeln und diese in Tragwerke umsetzen. Das Tragwerk des Entwurfsprojekts soll dabei nicht als etwas behandelt werden das erledigt ist, sobald es technisch funktioniert, sondern die Tragstruktur und das dazu gehörende Tragwerk sollen kontinuierlich und zusammen mit der architektonischen Idee und den anderen Aspekten des Entwurfsprozesses entwickelt werden. Das Potential des tragstrukturellen Konzepts im Entwurf zeigt die Tatsache, dass das Tragwerk eine nicht austauschbare Notwendigkeit und der langlebigste Teil eines Gebäudes ist. Wenn demnach das Konzept der Tragstruktur kohärent mit der architektonischen Idee ist, kann diese dauerhaft im Bauwerk verankert werden. Die Diskussion der tragstrukturellen Konzepte und deren Umsetzung in ein technisch funktionierendes Tragwerk ist essentiell. Darum wird der Kurs kontinuierlich durch Thomas Kohlhammer begleitet.

of composition of a system of elements and the set of relations or operations that cess, infrastructure, load-bearing structure, urban structure and the structure of materials. The bearing structure in particular is the framework of ideas that comprises the concept and the rules by means of the construction of a support and the interaction of its elements. In this course we want, among other things, to develop concepts for load-bearing structures and implement them in supports. The supporting structure of the design project should not be treated as something that is associated support should be continually developed together with the architectonic idea and the other aspects of the design process. The potential of the concept for the bearing structure in the design makes it clear that the supporting structure is not an unalterable necessity and the part of the building with the longest useful life. Accordingly, if the concept of the bearing structure is coherent with the architectonic idea, the latter can be anchored in the structure in an enduring way. It is essential to discuss the concepts for the bearing structure and how they can be realised in a technically functional support. For that reason, Thomas Kohlhammer will be a constant presence in the course.

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Semesterstruktur Semester Structure Üblicherweise etablieren wir einen jährlichen Austausch mit einer internationalen Partnerhochschule. Dieses Semester konzentrieren wir uns Corona bedingt auf ein lokales und uns vertrautes Umfeld. Wir haben die Möglichkeit am i2a, dem von Ludovica Molo geleiteten Istituto internazionale di architettura Räume für Kolloquien und Besprechungen zu nutzen. Vorübungen

Das Semester beginnt mit zwei Vorübungen wo wir uns mit dem Begriff des öffentlichen Raums auseinandersetzen und über die Auseinandersetzung mit der Struktur den Zugang zur Entwurfsaufgabe suchen werden. Die erste Vorübung hat einen theoretisch, wissenschaftlichen Zugang und dient dazu sich das notVorübung hat einen experimentellen und kreativen Charakter mit dem Ziel, den Einstieg in die Entwurfsaufgabe zu erleichtern. Semesterarbeit

Die Semesterarbeit ist gegliedert in Zwischenkritik, Pin-ups und Tischkritiken und wird begleitet durch fachliche Inputs. Das Semester wird von Thomas Kohlhammer begleitet, mit dem die Entwicklung der Tragstruktur vertieft wird. Anforderung an die Schlussabgabe für Pläne und Modelle: Struktur der Stadt 1:500 Struktur der Räume 1:200 / 1:100 Struktur der tragenden Elemente und Konstruktion 1:50 / 1:20 Die Projektpräsentationen erfolgen mit Beamer um das narrative Element bewusst zu fördern. Physische Modelle in verschiedenen Massstäben sind Konstanten des Entwurfsprozess und dienen dazu Raum- und Tragstruktur dreidimensional zu entwickeln. Ein bestehendes Modell im städtebaulichen Massstab 1:1000 steht zur Verfügung. Normally, we establish a year-long exchange with a university abroad. This semester, as a result of the coronavirus, we are concentrating on local and familiar surroundings. We will have the opportunity to use rooms at i2a, the Istituto internazionale di architettura, headed by Ludovica Molo, for colloquiums and discussions. Preliminary Exercises

The semester begins with two preliminary exercises in which we study the concept of public space and search for an approach to the design task by engaging proach and serves to help you acquire the necessary basic knowledge of the subcreative character with the goal of making it easy to enter into the design task. The work of the semester

The work of the semester is divided between the interim critique, pin-up reviews and desk critiques and is supported by expert input. The semester is supervised by Thomas Kohlhammer, who will follow the in-depth development of the supporting structure.

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Structure of the city 1:500 Structure of the spaces 1:200 / 1:100 Structure of the load-bearing elements and construction: 1:50 / 1:20

Ugo La Pietra, Urban living room, Milan, 1989

Cedric Price, Fun Palace, 1959 - 1961

The projects will be presented using a digital projector as a conscious effort to encourage the narrative element. Physical models on different scales are constants of the design process and also serve to develop the spatial and load-bearing structure in three dimensions. An existing model on a scale of 1:1000 is available.

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2 «Water is not a commodity, water is a common resource.»

Food

and

Water Watch, 2021

Veranstaltungen Events

Donnerstag Atelier F400 / Zoom Thursdays Atelier F400 / Zoom Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS


Architecture & Energy

Verrücktes Luzern, Stadt und Landschaft als Ereignis (Crazy Lucerne, city and landscape as an event) Max Bosshard, Christoph Luchsinger, 1997

The Culture of Water Water & Commons

HSLU Team KIT Team

Prof. Annika Seifert, Prof. Luca Deon, Mulan Sun Buschor Prof. Masahiro Kinoshita, Prof. Hiroyuki Kimura, Meng Sun

.................................................................................................................................................................................................... Einführung

Das Forschungsprojekt „The Culture of Water“, wurde im Herbstsemester 2018 in Zusammenarbeit mit dem Kyoto Institute of Technology (KIT) begonnen. Das Hauptziel der fünfjährigen Studie ist die Erforschung der Architektur, der Lebens- und Landschaftsbedingungen um den Vierwaldstättersee und um den nordöstlich von Kyoto gelegenen Biwa-See, dem grössten Süsswassersee Japans. Wir nutzen dabei den architektonischen Entwurf als kreative Forschungsmethode, um plausible Lösungen für zukunftsfähiges Bauen mit, an und auf dem Wasser zu entwickeln und die Wechselwirkungen zwischen Natur, Kultur, Architektur und Mensch im Kontext der zwei verschiedenen Kulturen zu untersuchen. Nachdem die vergangenen Semester der Zusammenarbeit im Zeichen der Begriffspaare Wasser & Gefahr, sowie Wasser & Schönheit standen, wenden wir uns nun dem Thema Wasser & Commons zu. Ort dieser Auseinandersetzung wird der Vierwaldstättersee sein, wo uns die Frage von gemeinschaftlicher Produktivität am und mit dem See beschäfti-

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Auseinandersetzung dienen uns die Aspekte Energiegewinnung, Mobilität, Kultivierung und Abau durch Wasser. Mit dem Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft lassen wir uns vom Gedankenexperiments des utopischen Entwurfes (ver-) leiten und stellen uns die Fragen: Welchen Stellenwert wird Wasser als gemeinschaftliche Ressource in der Zukunft haben? Was können wir von gemeinschaftlichen Schweizer Traditionen wie der Allmend oder den Genossenschaften lernen mit Wasser aussehen, die den nachhaltigen Nutzen der Gemeinschaft über individuellen Gewinn stellt? Wer darf daran teilhaben und wie? Welchen Beitrag zur Gemeinschaftlichkeit kann Architektur leisten? Introduction

The research project „The Culture of Water“ was begun in the autumn semester of 2018 in collaboration with the Kyoto Institute of Technology and the living conditions and landscape around Lake Lucerne and around Lake Biwa, Japan’s largest freshwater lake, located northeast of Kyoto. We will use architectural design as a creative method of research to develop plausible solutions to contemporary building with, at and on the water and explore the interactions between nature, culture, architecture and people in the context of two different cultures. After the past semesters of cooperation focused on the paired concepts Water & Danger and Water & Beauty, respectively, we will now turn to the new topic Water & Commons. The site of our investigations will be Lake Lucerne, where we will address the question of collective productivity at and with the lake. Our guiding instruments in approaching the location and our architectural interventions will be the aspects of energy production, mobility, cultivation and extraction by means of water. With a view to a hopeful future, we allow ourselves to be guided and seduced by the thought experiment of utopian design. We will ask ourselves: future? What can we learn from traditional Swiss concepts of commons such as the ‚Allmend‘ or the ubiquitous cooperatives? What interesting

may participate and how? What contribution can architecture make to this? And what sustainable contribution can architecture make to this?

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Lucerne basin with seaside swimming pool, common use of water as a common good, Photo by Beat Brechbühl

Foehn mood with foehn window on Lake Lucerne, «Geografie der Schweiz»


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Wasser und Commons Water and Commons Commons – das Konzept des Gemeinguts „Das Konzept der Commons wird oft so verstanden, dass es sich auf Ressourcen bezieht, die von einer Gruppe von Menschen geteilt werden. Die Ressourcen werden typischerweise durch Binaritäten wie (nicht-) natürlich, (nicht-) rivalisieRegularien für nachhaltiges Management gelegt. Eine anderes Verständnis von Commons betont die sozialen Beziehungen und konzentriert sich auf die Produktion, die aus Mensch-Mensch und Mensch-Natur Interaktionen resultiert.” 1 Wasser, als Grundlage allen Lebens, ist ein existenziell wichtiger, zwar lokal kontrollierbarer, aber fragil vernetzter Rohstoff. Zahlreiche Staaten, Gemeinden und Organisationen erkennen den Zugang zu Wasser inzwischen als Menschenrecht an. Nichtsdestotrotz zählt es zu den Ressourcen, die nicht nur von Knappheit, sondern auch zunehmend von Privatisierung und Kommerzialisierung betroffen sind. Erwartbare Kriege um Wasser sind in quasi jedem Zukunftsszenario globa-

Mulberry Fish Pond (

) in Pearl River Delta Region, China

1 Entwicklung der trockenheitstoleranten Varietäten Sahbhagi Dhan: exploring the concepts commons and community building. International Journal of the Commons, Vol. 11, no 1 2017

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Wasser bestimmt, oft im Verborgenen, bis heute die soziale und räumliche Organisation unserer Gesellschaft. Es ist ein Medium, das vielen Gemeingütern zugrunde liegt. Quellen, Flüsse, Mündungen, Seebuchten sind Schnittpunkte menschlicher Interaktion. Schon weit vor der Industrialisierung wurde die Kraft des Wassers zur Arbeitserleichterung und zum Transport von Waren und Menunsere Landschaften und Siedlungen. Sie ist zentrales Thema der funktionalen Organisation ganzer Regionen und ihrer Wohn- und Produktionsstätten.


„Das Konzept von Wasser als Gemeingut ist einfach zu verstehen. Und in einer Zeit, in der unser Planet durch die globale Erwärmung bedroht ist, ist die Bedeutung der Botschaft nur allzu offensichtlich. Einfach ausgedrückt bedeutet das Konzept von Wasser als Gemeingut, dass Wasser niemandem gehört; es gehört rechtmäßig der gesamten Menschheit und der ser für alle Menschen auf diesem Planeten zu schützen. Diese Ethik sollte die Grundlage aller Entscheidungen über den Umgang mit dieser lebensspendenden Ressource sein. Wasser ist keine Ware, die verkauft, vergeudet oder gehortet werden darf.“ Jay Walljasper, Wasser für alle, 2008

„The water commons as a concept is easy to understand. And in a time when our planet is threatened by global warming, the importance of the idea is all-too-obvious. Put simply, the water commons means that water is no one’s property; it rightfully belongs to all of humanity and to the earth itself.It is our duty to protect the quality and availability of water for everyone around the planet. This ethic should be the foundation of all decisions made about use of this life-giving resource. Water is not a commodity to be sold or squandered or hoarded.“ Jay WallJasper, Water For all, 2008

The Concept of „The Commons“ “The concept of commons is often understood to refer to resources shared among (non-) natural, (non-) rival and (non-) substractable, and the analytical focus is placed on governance for sustainable management. Another approach to the idea of commons emphasises social relations. This concentrates on production resulting from human-human and human-nature interactions.” 1

1 Development of the drought tolerant variety Sahbhagi Dhan: exploring the concepts commons and community building. International Journal of the Commons, Vol. 11, no 1 2017

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Water, as the basis for all life, is an existentially important raw material that can be controlled locally but has a fragile network. Numerous countries, communities and organisations have since recognised access to water as a human right. Nevertheless, it is one of the resources that is affected not only by shortages but also increasingly by privatisation and commercialisation. Predictions of wars over water can be found in nearly every scenario about the future of global developments. Water determines, often in hidden ways, the social and spatial organisation of our society even today. It is a medium on which many common goods are based. action. Even long before industrialisation, the power of was exploited to make work easier and to transport goods and people. The organisation of the conttheme of the functional organisation of entire regions and their residential and production sites.


Common heritage cultivation in Japan: The ritual of renewal the Ise Grand Shrine took place, October 2013 Umi Yama Aida (In Between the Mountains and the Oceans)

Die Tragik der Allmende In seinem 1833 verfassten Essay «The Tragedy of the Commons» legte der britische Ökonom William Forster Lloyd die Grundlage für eine erst 120 Jahre später formulierte sozialwissenschaftliche Theorie, nach welcher Menschen dazu neigen, natürliche Ressourcen zu ihrem individuellen Vorteil zu nutzen, ohne das Wohl einer Gruppe oder der Gesellschaft als Ganzes zu berücksichtigen. Wenn eine Anzahl von Individuen auf diese Weise nur ihr eigenes Wohlergehen in Betracht zieht, führt dies zu negativen Ergebnissen für alle, da die gemeinsame Ressource erschöpft wird. Vor dem Hintergrund dieser Theorie kommt der Art und Weise, wie Commons verwaltet werden, also in welcher Form und nach welchen Regeln Rechte und Verantwortung für die Bewirtschaftung eines gemeinsamen Gutes aufgeteilt sind, eine wesentliche Rolle zu. Commons in Schweiz und Japan Die Schweiz hat tief verwurzelte Traditionen von Commons, von denen sich einige bis heute erhalten haben, andere wieder neu diskutiert werden. Ein interessantes Beispiel sind die zahlreichen Genossenschaften, die von Grossverteilern wie Migros oder Coop bis hin in den Immobiliensektor eine wesentliche und oft innovative Rolle im Schweizer Wirtschaftssystem spielen. Historisch bekannt sind auch die Schweizer Allmenden, ursprünglich gemeinschaftlich genutzte WeiLuzern etwa ist bis heute erhalten und stellt als weitreichende, geschützte Grünzone das wichtigste Biotop im Stadtgefüge dar. Gewässer, Wälder, Inseln, sogar Ausbildungseinrichtungen sind Beispiele für Schweizer Allmendegüter; manche alpinen Allmenden umfassen neben Land auch Immobilien. Diese Form der gewinnorientierten, gemeinschaftlichen Landschafts-Bewirtschaftung ist in Japan weniger bekannt. Das Konzept der Commons kann hier als Frage, wie eine gemeinsame Tätigkeit Natur und Menschen im Lebenszyklus zusammenbringt. Der Wiederaufbau des Ise Jingu Schreines etwa, ein gemeinschaftlicher zeremonieller Akt, der alle zwei Jahrzehnte vollzogen wird, gründet auf der Verwendung gemeinsamer Ressourcen – Wasser, Bäume, Transport und Handwerker etc. Der Vorgang kann nicht primär als konstruktiver, logistischer Aufwand begriffen werden, sondern hat eine ideelle, sogar spirituelle Bedeutung.

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The principle of the Swiss Allmend: People gather on the Rütliwiese above Lake Lucerne for traditional public celebrations.

The Tragedy of the Commons In his essay «The Tragedy of the Commons», written in 1833, the British economist William Forster Lloyd established the foundation of a theory that would not be formulated in the social sciences until 120 years later, namely, that people well-being of the group or the society as a whole. If a large number of individuals consider only their own well-being in this way, it has negative consequences for everyone, since the common resource is depleted. Against the backdrop of that theory, the way commons are managed – that is to say, in which form and in accordance with what rules the rights and responsibilities for a common good are assigned – plays an essential role. Commons in Switzerland and Japan Switzerland has deeply rooted traditions of commons, several of which have survived into the present, while others are being discussed again. One interesting example is its many cooperatives, from wholesalers such as Migros and Coop to the real estate sector, which have played an essential and often innovative role in the Swiss economic system. Historical examples include the Swiss Allmende, which were originally pasture areas available for the common use of all the residents of a village. The Allmend of Lucerne, for example, still exists and, as a far-reaching, protected green zone, represents the most important biotype in the city. Bodies of water, forests, islands, and even educational institutions are other examples of Swiss Allmend goods; some Alpine Allmende include not just land but also buildings. known in Japan. The concept of commons can be understood here more as a form of common fostering of culture – for example, as the question how a shared activity brings nature and people together in the cycle of life. The reconstruction of out every two decades, based on the use of common resources – water, trees, transport, labour etc. The process can be understood as not primarily an effort of construction and logistics but rather as having non-material and even spiritual importance.

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Landwirtschaft und Wald

Kanton

BUWD

Landwirtschaft und Wald

Fischerei

lawa.lu.ch

Artenförderung

Fischatlas 2010 Kanton Luzern Welcher Fischliebhaber kennt sie nicht. "Forelle blau", "Hecht gebacken", "Felchen gedämpft" und natürlich "Eglifilets in Butter gebraten". Dass neben diesen vier zu kulinarischen Köstlichkeiten zubereiteten Fischen, 30 weitere Arten in Gewässern des Kantons Luzern leben, dürfte dagegen nur wenig bekannt sein.

............................................................................................................................................................................................................................. Vom Aal bis zum Zander Wer hat schon etwas von einer Bartgrundel, einem Kaulbarsch oder einer Groppe gehört? Wer hat sich schon für eine Schleie interessiert oder ein Bachneunauge sehen - das eigentlich gar kein Fisch, sondern ein Rundmaul ist und natürlich auch nur zwei und nicht neun Augen hat? Hier will der Fischatlas 2010 eine Lücke schliessen. Er will Interesse für alle 35 einheimischen Fischarten wecken, welche im Rahmen einer aktuellen Bestandeskartierung im Kanton Luzern nachgewiesen worden sind.

Vierwaldstättersee Lake Lucerne d

Vorspann

d

Nachspann

d

Fischatlas in Buchform

Einheimische Fischarten

Fish species in Lake Lucerne, lawa.lu.ch

Aal (Anguilla Anguilla)

Aesche (Thymallus thymallus)

Fischatlas 2010 Kanton Luzern - Kanton Luzern

Alet (Squalius cephalus)

Bachforelle (Salmo trutta fario)

1 von 5

20.01.21, 17:27

Bachneunauge (Lampetra planeri) Barbe (Barbus barbus)

Blicke (Blicca bjoerkna)

Brachsmen (Abramis brama)

Edelkrebs (Astacus astacus)

Egli (Perca fluviatilis)

Elritze (Phoxinus phoxinus)

Felchen (Coregonus spp.)

Fischatlas 2010 Kanton Luzern - Kanton(Cottus Luzern gobio) Groppe

20.01.21, 17:27

Hasel (Leuciscus leuciscus)

Hecht (Esox lucius)

Karpfen (Cyprinus carpio)

Laube (Alburnus alburnus)

Nase (Chondrostoma nasus)

Rotauge (Rutilus rutilus)

Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)

Schleie (Tinca tinca)

2 Vierwaldstättersee & Gotthard, Kpt. 9 Ozean

Schmerle/Bartgrundel (Barbatula barbatula)

3 von 5

eine zentrale Wertschöpfungsquelle von überregionaler Bedeutung dar – als Süsswasserreservoir und Transportmedium, durch Wasserkraft und Seethermie, aber auch für die Gewinnung von Rohstoffen aus und mit dem See.

Gruendling (Gobio gobio)

2 von 5

Der Vierwaldstättersee, der sich durch die Kantone Obwalden, Luzern, Schwyz, Uri und Nidwalden schlängelt, ist eines der wichtigsten Landschaftselemente der nicht ans Meer grenzenden Schweiz. Seine topographisch bedingt stark verzweigte Form, macht ihn zu einer Konstellation mehrerer Seen und Becken. Durch seine Verortung in fünf Kantonen, aufgrund seiner Rolle in der Schweizer Geschichte und nicht zuletzt durch seine landschaftliche Schönheit ist er ein

Helvetischer Ozean “Im Vierwaldstättersee ist ein Binnengewässer mit ozeanischem Charakter zu sehen, gefährlich in der Realität, gewaltig in der Imagination. [...] Durch die starken Winde ist der Urnersee stets besser durchmischt, das Wasser in den tiefen Schichten wärmer als im benachbarten Gersauer Becken. In exakt derselben Tiefe ist das Wasser dort deutlich kälter, es sinkt ab – und stürzt sich wie ein unterseeischer Wasserfall ins Urnerseebecken. Was sich an dieser Stelle en miniature abspielt, hat anderswo eine Parallele im Grossen: Exakt dasselbe Strömungsmuster ist in der Nordsee zwischen Island und Norwegen zu beobachten. Der Alpnachersee hingegen verhält sich wie ein kleines Mittelmeer. Sein Wasser behält durch eine besondere chemische Zusammensetzung aus. Es taucht tief in das Becken des Kreuztrichters ab, von dem die vier Hauptarme des Vierwaldstättersees abzweigen. ‘Tatsächlich lässt sich in der Horwerbucht das Wasser aus dem Alpnachersee [...] entweder am Seegrund oder eingeschichtet im Tiefenwasser direkt nachweisen’, berichtete das Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) in seinem Jahresbericht von hohe Salinität [Salzgehalt] charakterisierte Zunge des bei Gibraltar ausströmenden Mittelmeerwassers. Alpnachersee und Stansstad – Mittelmeer und Gibraltar der Zentralschweiz?’ ” 2

Schneider (Alburnoides bipunctatus)

20.01.21, 17:27

„Luzern, am Meer gelegen, wäre mit dem ganzen See und seinen Bergen, Vorsprüngen, Gliederungen eine einzige Bucht gewesen, schöner und mächtiger als die von Rio de Janeiro.“ otto Flake «die sanduhr», 1950

„Lucerne, situated on the ocean and with its lake and its mountains, promontories, and structures, should have been one single bay, more beautiful and more powerful than Rio de Janeiro.“ otto Flake «die sanduhr» (the hourglass) 1950

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Lake Lucerne, which snakes through the Cantons of Obwalden, Lucerne, Schwyz, Uri and Nidwalden, is one of the most important elements of the landscape of topography, factually makes it a constellation of several lakes and basins. Its lobeauty have made it an element of almost mystical meaning, a place which people across Switzerland identify with. Moreover, it represents a central source of reservoir and transportation medium, in terms of hydropower and hydrothermals, but also cultivation and extraction of raw materials. Helvetian Ocean “Lake Lucerne should be seen as an inland lake with characteristics of the ocean, dangerous in reality, powerful in the imagination. [...] Because of its strong winds, Lake Uri‘s water is better blended and the water deeper down is warmer than that in the neighbouring Gersauer Basin, which plummets and plunges like a subterranean water fall into the Lake Uri Basin. What happens here en miniature happens elsewhere on a lage scale: The identical pattern of currents can be observed in the North See between Iceland and Norway. In contrast, Lake Alpnach behaves like a small Mediteranean Sea. Its water keeps the amazingly large electrical conductivity of its tributaries, and stands out due to its particular chemical composition. It drives deeply down into the Kreuztrichter Basin, the point at which the four arms of Lake Lucerne converge. ‘In Horw Bay, we can actually detect water from Lake Alpnach [...] either at the bottom of the lake or layered into the deep water’, according to the EAWAG Research Institute (The Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology). In their annual report in 1994, they record that, ‘In the Atlantic ocean, at a depth of around 1000 metres

Special feature underwater falls, www.4waldstaettersee.ch

make Lake Alpnach and Standsstad the Mediterranean and Gibraltar of Central Switzerland?’ ” 2

2 Lake Lucerne & The Gotthard, cpt. 9 Ocean

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The platter lift in Fürigen, which was a tourist sensation from the 1940s onwards.

Utopien und gebaute Wagnisse Nie realisierte Grossprojekte, wie Le Corbusiers «Plan voisin» (1925) oder Frank Lloyd Wrights «Illinois Sky City» (1956), üben eine besondere Faszination aus. Regionen abseits der Metropolen bringt man aber selten in Verbindung mit utopischen Projekten grossen Masstabs. In der eher ruralen Gegend um den Vierwaldstättersee und der Gotthardregion hingegen sind erstaunlich viele, teils verrückte architektonische und infrastrukturelle Utopien verortet, von denen manche beachtliche Dimensionen gehabt hätten andere tatsächlich umgesetzt wurden. Dazu gehören die Urseren-Staumauer mit 208 Metern Höhe (Studiensyndikat 1943/1944), der Porta-Alpina-Lift (Verein «Visiun Porta Alpina» ) mit seinem 800 Metern tiefen Schacht, oder die elektromagnetische Flugverbindung zwischen Rigi und Pilatus (C.Burri & Sohn, 1900). Die Aussichtsterrasse des atemberaubenden Hammetschwandliftes inspirierte 1967 sogar den deutsch-britischen Schriftsteller Peter Motrams zu seine «phantastischen Roman» Der Tag der nicht im Kalender stand, in dem er seine Leser auf eine Zeitreise zurück in die Eiszeit schickte. Andere Projekte sind inzwischen verschwunden, wie etwa der Tellerlift von Fürigen (gebaut in den 1930er Jahren, heute stillgelegt), oder das Volksbad “Mississippi-Dampfer” bei der Spreuerbrücke in Luzern (Ende 19.Jh erbaut, 1971 abgerissen). Vielleicht ist es das Phänomen des kleinen Landes in überwältigender Naturlandschaft aus der diese Projekte zwischen Grössenwahn und folly entstanden sind, vielleicht ist es das jahrhundertealte Nebeneinander von alpiner Provinz und Tourismus aus der ganzen Welt. Diese überraschende Bereitschaft zum Wagnis verstehen wir als Einladung, Unerhörtes zu denken und Unbekanntes zu versuchen – diesmal unter den Vorzeichen der gesellschaftlichen Utopie einer gemeinschaftlichen Nutzung der Ressource Wasser.

A hotel in a quarry by Brunnen. By Raphael Wiprächtiger, HSLU FS13

Utopias and Daring Structures Large projects that were never realised, such as Le Corbusier’s Plan Voisin (1925) or Frank Lloyd Wright’s Illinois Sky City (1956), have always held a special fascination. Regions beyond the metropolises are, however, rarely associated with utopian projects on a large scale. The relatively rural region around Lake Lucerne and the Saint Gotthard Massif, however, is the site of astonishingly many utopians, sometimes featuring crazy architecture in infrastructure, some of which would have had considerable dimensions, and others in fact became reality. The latter include the Urseren Dam at a height of 208 meters (Studiensyndikat, 1943– 44), the Porta Alpina lift over a shaft 800 meters deep (Verein ‘Visiun Porta Alpina’), and the electromagnetic aerial cableway between Rigi and Pilatus (C. Burri & Sohn, 1900). The observation terrace of the breath-taking Hammetschwand lift, which in 1967 inspired the German-British author Peter Motram to write his ‘fantastic novel’ Der Tag der nicht im Kalender stand (The Day That Wasn’t in the Calendar), in which he sent his readers back in time to the Ice Age. Other projects have since disappeared, such as the Fürigen platter lift (built in the 1930s, now disused) or the ‘Mississippi steamboat’ public baths near the Spreuer Bridge in Lucerne (built late 19th century, demolished in 1971). Perhaps it is due to the phenomenon of a small country with an overpowering natural landscape that resulted in these projects between megalomania and folly; perhaps it is the centuries-old coexistence of an Alpine province and tourism from the whole world. We see this surprising willingness to take risks as an invitation to imagine the unheard-of and to attempt the unknown – this time under sign of the social utopia of the shared use of the resource water.

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Hammetschwand Elevator on the Bürgenstock, 1904 Idea Franz-Joseph Bucher-Durrer, execution Löhle & Kern, Zurich, photo littlecity.ch

Observation tower of the Photo World Exhibition, Lucerne 1952 Architect August Boyer, engineer Rudolf Dick


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Programm Programme

bindliches Raumprogramm vorgegeben. Wir gehen gemeinsam vom Thema von Wasser & Commons aus und bereichern dieses durch vier «Wegweiser» welche Prozesse des Generierens, der Produktivität beschreiben und von denen je einer für die Arbeit am eigenen Projekt gewählt werden soll. Mit dieser Ausgangslage erforschen wir die Region des Vierwaldstättersees, auf der Suche nach acht geeigneten Strips, den Bauplätzen für das Semester. Aus der Wechselwirkung von Thema, Wegweiser und Ort entwickeln sich Nutzung und Programm der individuellen Entwürfe. Wegweiser: Produktivität Wenn wir Wasser als gemeinschaftliches Gut verstehen, als Ressource die nicht privatisierbar oder für kommerzielle Partikularinteressen veräusserbar ist, hat auf vier Schwerpunkte lenken, die unterschiedliche Nutzungsformen der Ressource See beschreiben: Druck grosse Kraft, die sich in Energie in Form von Strom umwandeln lässt. Im Umkreis des Vierwaldstättersees gibt es bereits verschiedene Kraftwerke, mit denen wird der Wasserstrom zu elektrischem Strom? Für welche Nutzung und für wen wird er eingesetzt? Masse Die enorme Wasserkapazität des Vierwaldstättersees wird zunehmend als thermische Masse mit eigener Dynamik und Trägheit entdeckt. Durch die verschiedenen Strömungssituationen, Temperaturen und Tiefenabstufungen ergeben sich Möglichkeiten zur Nutzung von Wasserthermie zum Heizen und Kühlen. Wo, wie und für welche Nutzung schöpfen wir diese Kapazität aus? Fluss bilität in allen Kulturkreisen. Die Topographie und Form des Vierwaldstättersees machen die Wasserwege für Waren- und Personenverkehr oft zur direktesten und Verkehr? Was wird bewegt und wie? Versorgung Der Vierwaldstättersee ist nicht nur Energiequelle und Infrastruktur, er ist in sehr direkter Form auch eine Quelle materieller Versorgung: Aus seinen Tiefen wird Kies für die Bauindustrie gewonnen, Fischfang versorgt die Region und neue Produktionsformen wie Aquakultur zeigen noch unerforschtes Potential auf. Durch wen und für wen werden solche Rohstoffe gewonnen? Wo und wie erfolgt der Ab- bzw. Anbau?

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Explore the Lake Lucerne region, searching for eight relevant strips


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Sea excavators, sand and gravel are sorted on site

Hydroelectric power station, Mühlenplatz, Lucerne


Boat cruise on Lake Lucerne

The precise location and spatial programme for the semester projects are not preWe set out together from the theme of Water & Commons and enrich it with four ‘guiding instruments’ - terms, which describe processes of generating, of productivity - one of which should be chosen for working on your project. From this initial situation, we explore the Lake Lucerne region, searching for eight relevant strips, the building sites for this semester. The use and programme of the individual designs will be developed from the correlation of the semester theme, the guiding instruments and the site. Guiding Instruments: Productivity If we understand water as a common good, as a resource that cannot be privatised or sold to particular commercial interests, this necessarily has effects on material value added that results with or through water. We will focus our attention this semester on four points that describe the different ways to use the lake as a resource: Pressure converted into energy in the form of electricity. There are already various power plants in the Lake Lucerne region we can work with; new locations can also be for whom are they employed? Mass The enormous water capacity of Lake Lucerne is increasingly being discovered as a thermal mass with its own dynamics and inertia. Its different currents, temperatures and depths create opportunities to use hydrothermal energy for heating and cooling. Where, how and for what use can we exploit this capacity? Flow mobility in all cultural spheres. The topography and form of Lake Lucerne often is moved and how? Provision Lake Lucerne is not only a source of energy and infrastructure but also a source of the provision of material in a very direct form: Gravel for the building industproduction such as aquaculture reveal still unexplored potential. By whom and for whom are such raw materials obtained? Where and how are they extracted or cultivated?

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Semesterstruktur Semester Structure Semesterarbeit Die Semesterarbeit ist gegliedert durch Vorübung, Tischkritiken und Pin-ups und wird begleitet durch vertiefende Inputs verschiedener Experten. Wir werden mit unseren erprobten Online-Werkzeugen arbeiten, dazu ergänzend und wann immer möglich physisch im Atelier an der Hochschule. Die Zwischenkritik und Schlusskritik mit KIT erfolgen virtuell; dabei nutzen wir die digitalen Medien bewusst, um die narrative Qualität der Präsentationen zu stärken und so einen prägnanten Austausch mit Kyoto zu erleichtern. Suitcase Models Physische Suitcase-Modelle in verschiedenen Massstäben bilden Teil der Semesterabgabe und sollen von ihrer Grösse her im Flugzeug-Handgepäck (SWISS: max. 55 x 40 x 23 cm, max. 8kg) transportiert werden können, um zu einem späteren Zeitpunkt die Ausstellung des 5-jährigen Forschungsprojektes «The Culture of Water» zu bereichern. Digitale Workshops mit KIT Der erste gemeinsame Workshop zum Thema „Wasser & Commons“ am Vierwaldstättersee wird zusammen mit Architektur-Studierenden und Professoren des der (digitalen) Studienreise statt. Wir werden uns auf Produktivität am, in und mit dem See fokussieren und interkulturelle Einsichten zur Ausgewogenheit zwischen der Produktion, Natur und Gemeinschaft suchen.

Suitcase model and photo by Rebecca Baer, HSLU HS20 Water and Beauty, Lake Biwa

Studienreise In der zweiten Semesterhälfte werden wir, in Zusammenarbeit mit KIT, physische und digitale Architekturwanderungen um den Vierwaldstättersee unternehmen auf der Spur von Commons zwischen Tradition und Utopie.

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The Axenstrasse as a photo subject, 1912-1915.

Semester Work Work during the semester is structured by preliminary exercise, weekly desk critiques, pin-ups and midterm-review and will be accompanied by in-depth inputs from various experts. We will work with our tried-and-tested online tools, supplementing them physically whenever possible in the studio at the be virtual; we will be using digital media in a deliberate way to reinforce the narrative quality of the presentations and to make succinct exchange with Kyoto possible. Suitcase Models Physical ‘suitcase’ models on different scales are part of the semester assignment, and their size should make it possible to transport them in airplane hand baggage (SWISS: max. 55 × 40 × 23 cm, max. 8 kg), in order to permit Digital Workshops with the KIT with students and professors of architecture from the KIT will take place after the interim critique. The second workshop will take place during the (digital) study trip. We will focus on productivity at, in and with the lake and seek intercultural insights into the balance of production, nature and community. Study Trip During the second half of the semester, we will take physical and digital walks around Lake Lucerne with the KIT on the trail of commons between tradition and utopia.

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Veranstaltungen Events

Mittwoch & Donnerstag Gl ar us Leglerareal, Haus der Direktion, ALPIN ATELIER HSLU Maschinenstrasse 6a, 8777 Diesbach GL (Glarus Süd) + hauptsächlich über ZOOM https://hslu.zoom.us/j/93597919248?pwd=NEhzeERmZStHYTIzYmk4TkkvZUM0UT09 Wednesdays & Thursdays Legler Areal, administration building, Maschinenstrasse 6a, 8777 Diesbach GL (Glarus Süd) + mostly on ZOOM https://hslu.zoom.us/j/93597919248?pwd=NEhzeERmZStHYTIzYmk4TkkvZUM0UT09 Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 12 ECTS Marked project work 12 ECTS Website Focus Architecture & Material

https://alpineatelierhslu.cargo.site Instagram Instagram

#alpinatelierhslu #leglerareal #alpinecoworking


Architecture & Material

Luftaufnahme Braunwald, 1953, ETH Bildarchiv, Friedli, Werner Aerial view Braunwald, 1953, ETH Bildarchiv, Friedli, Werner

Sehnsuchtsort Braunwald Braunwald: Place of Longing II

Modulverantwortung Module Leader Prof. Lando Rossmaier Dozierende Lecturers Prof. Lando Rossmaier Experten Experts Yves Dusseiller, Prof. Dr. Uwe Teutsch, Thomas Gäste Guests Prof. Gion A. Caminada, Flurin Bisig Assistentin Assistant Anthony Frank

Rimer

.................................................................................................................................................................................................... Alpin Atelier Glarus: Ein Ideal - Feldsemester

Letztes Herbstsemester hatten wir die Chance mit unseren Fokusstudierenden auf dem Legler-Areal in Glarus Süd ein ‚alpines Atelier‘ durchzuführen. Die Betreibenden Isabelle Behrens und Robert Pfadt arbeiten bereits seit längerem an der Umwidmung des ehemaligen Textilfabrik-Areals zu einer zeitgenössischen Klause. Das uns zur Verfügung gestellte ‚Haus der Direktion‘ bot, trotz mancher Einschränkungen wegen der Pandemie, beste Voraussetzungen für einen produktiven Atelierbetrieb. Solange es die Lage zulässt werden wir diesen Frühling vermutlich zum letzten Mal als Zwischennutzer zu Gast sein können, denn nächsten Herbst wird unser Fokus mit dem KIT vermehrt

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Panorama vom Rubschen Panorama from Rubschen

an der HSLU arbeiten. In Diesbach steht uns ein überhohes, 170 qm grosses Atelier zur Verfügung. Dort arbeiten wir und wohnen wir bei Bedarf – solange es die BAG Richtlinien zulassen. Zudem können wir eine vollwertige Modellbauwerkstatt nutzen, die uns von Yves Dusseiller eingerichtet wurde und es gibt einen professionellen A3 Drucker. Möbel, Matratzen sowie Tische und Stühle werden uns von den Studierenden des letzten Semesters überlassen. Mitzubringen sind nur persönliche Gegenstände und Arbeitsmaterialien.

‚Frau am Fenster‘, 1822, Gemälde von Caspar David Friedrich. Öl auf leinwand 44x37cm. ‚Woman at a Window‘, 1822, painting by Caspar David Friedrich. Oil on canvas 44x37cm.

Distanz zur Horw, jenseits des Klausenpasses, mag wegen der Reisezeit für Manche als Einschränkung empfunden werden. Andererseits bringt die Unterbrechung der Routine, sich mit Kolleginnen und Kollegen auf einen anderen Rhythmus und eine andere Umgebung einzulassen qualitätsvolle Lern- und Lebenserfahrung. Wir wollen im Feldsemester nicht nur zusammen arbeiten, sondern auch miteinander Zeit verbringen und voneinander Lernen.

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am FenSter

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BlIckrIchSIe Schaut hInauS, hInauS auF den F luSS , auF dIe B oote , auF dIe w ellen , hInüBer , nach drüBen , dorthIn reIcht auch dIeSer I nnen raum . d aS ISt alleS , waS wIr dIe Sem B Ild an d eutung meInen geBen Zu dürFen . verStärkt So unSere tung .

deutlIcher und dIrekter hat eS erIk ForSSmann In eInem eSSaY üBer ‚F enSterBIlder von der romantIk BIS Zur moderne‘ 1966 auSgeSProchen , alS er dIe ‚ roman tISche d eutung ‘ anBot , daSS » dIe rückenFIgur dIe SehnSucht der Seele auS IrdIScher BeFangenheIt herauS nach der u nendlIchkeIt der n atur auSdrücken Soll , oder dIe unStIllBare S ehnSucht üBer hauPt «. auS:Caspar David Friedrich, Buchclub Ex Libris, 1977, 1976 Dumont Köln, Seite 94; Caspar David Friedrich malte in seinem schaffen keinen Innenraum ausser diesem Bild.


Alpine Atelier Glarus: An Ideal - a Semester in the Field

Last autumn semester, we had the opportunity to run an ‘Alpine Atelier’ with our Focus students on the Legler grounds in Glarus Süd. Its operators, Isabelle Behrens and Robert Pfadt, have been working for some time on converting those former grounds of a textile factory into a contemporary retreat. The ‘House of the Direction’ that was made available to us offered, despite some restrictions because of the pandemic, the best conditions for productively running a studio. As long as the situation improves, this spring, probably for the last time, we will be guests as interim users, because next autumn our focus with the KIT will be increasingly at the HSLU. In Diesbach, we have a studio of 170 square metres with a very high ceiling. We will work and, if necessary, live there – to the extent the BAG guidelines permit us. We can also use a fully adequate model building workshop that was set up by Yves Dusseiler, and there is a professional A3 printer. Furniture, mattresses, and tables and chairs were left to us by last semester’s students. All you need to bring are your personal belongings and materials for working. We regard it as a great gift to be able to work on site. Some may perceive the distance to Horw, beyond the Klausen Pass, as a limitation, because of the travel time. On the other hand, interrupting one’s routine and adjusting to a different rhythm and environment with colleagues can result in a high-quality living and learning experience. In the semester in the learn from one another.

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JagdSchloSS antonIn , k arl F rIed rIch S chInkel . ZeIchnung moSer, Schürch, rüegg, trüSSel, FS20 hSlu, raumdISkuSSIon II. kann eIn Solcher raum üBer vISuelle mIttel entwIckelt werden ? is it

possible to de -

velop such a space through visual me ans ?

Schnitt 1:50

Raumdiskussion II

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Grundriss 1:50


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Aufgabenstellung: Sehnsuchtsort II Assignment: Place of longing II

Den Kontext mit seiner eigenen Fiktion schaffen

Letztes Semester widmeten wir uns einer realen Anfrage eines Bauherrn im Glarner Grosstal. Es galt unterhalb von Hätzingen einen künstlichen See längs der Linth anzulegen. Daran sollten Ferien- und Apartmenthäuser andocken. Den See formte eine natürliche Senke. Der Leerraum zwischen den Ortsteilen Adlenbach und Hätzingen wurde damit akzentuiert. So weit so klar, doch wie und ob man ein Feriendorf bauen soll, ja ob man an bekannten Bildern anknüpfen darf, dem gingen wir unter dem Titel ‘Lebendige Brache – Rückzug und Erholung in Hätzingen, Glarus’ nach. Wir wollten dem Paradox von touristischer Anliegen nachspüren. Wir wollten verstehen welche Gratwanderung es zu meistern gilt und wo unerkannte Chancen lägen. Kann ein langfristig relevanter Beitrag gelingen? Dafür brauchten wir ein ganzes Semester und einige Diskussionen mit unseren Gästen Thomas Paturet und Gordian Blumenthal. Eine der grössten Hürden – und es gab einige – bestand darin, dass wir nur vermeintlich auf freiem Feld um einen Leerraum arbeiteten, denn jeder Eingriff stand in Bezug zur gewachsenen Siedlungsstruktur, so sehr das manche ihn zu überwinden suchten. Die romantischen, einen künstlichen Naturbezug vortäuschenden Projekte, mussten sich eingestehen, dass ihr Strategie nicht aufgehen konnte. Erfolgreicher waren jene, die einerseits die Beziehung zum Bestand erhalten konnten und dennoch über eine eigene, persönliche Vorstellung von Erholung und Abwechslung zu gewöhnlichen Wohnvorstellungen einen frischen und starken Beitrag leisteten. Es zeigte sich, dass diejenigen Arbeiten, die sich auf bestehende Siedlungsstrukturen oder räumliche Typologien stützten und dann mit ihrer eigenen Fiktion umschrieben am Erfolgreichsten waren. Das Neue braucht das Bestehende. Beide Seiten sind notwendig, denn das Unbekannte bedarf des Bekannten, damit als differentes Neues und nicht nur Fremdes zu erkennen ist. Bei Hans Döllgasts Künstlerhof oder bei Zumthors Haus Dierauer lernten wir, wie aus Bekanntem Neues geschaffen wurde. Einem einfachen, repetitiven Hof wurde ein schmales überhöhtes Rundtor beigestellt. Beim Haus Dierauer wird einer althergebrachten Setzung mit etwas Empirie in der Setzung und einem quergestellten Dach ein neuer Dreh eingeschrieben. Doch ist eine solche Strategie für jede Entwurfsaufgabe geeignet? Was ist, wenn es mehr braucht als eine Verfremdung, wenn weniger der Ort auf den Bau wirken, sondern ein Bau den Ort prägen soll, wenn es mehr ‚Impact’ braucht um den darbenden Ort zu wecken? Sehnsuchtsort Braunwald

Für diese invertierte Themenstellung gehen wir nach Braunwald. Das autofreie Feriendorf liegt oberhalb unseres Ateliers. Der Südhang wandelte sich von einer Alp zum mondänen Kurort und wurde später zu einem Feriendorf. Wie viele andere Ferienorte ist auch Braunwald wegen fehlender Nachfrage geschrumpft. Manche behaupten es liege an der unzugänglichen, distanzierten Lage, die nur mit einer Standseilbahn überwunden werden kann. Einige Stimmen sehnen sich bereits nach einer Strasse ins Tal. Doch was fehlt hier wirklich? Dazu muss man nicht nur die Situation in Braunwald, sondern die des gesamten Glarnerlandes berücksichtigen. Es soll uns nämlich nicht darum gehen vorrangig für Touristen zu bauen. Das, so lernten wir, wäre ein Fehler. Wir wollen für die Glarnerinnen und Glarner sowie die anliegenden Kantone bauen. Touristen kommen dann von selbst. Das ist simple Grundlage für authentischen Tourismus – und nachhaltigen, denn der Ort wird auch dann noch funktionieren, wenn die Besucher einmal ausbleiben. Wir meinen nicht mit weiteren Ferienhäusern den Ort belebt zu können oder mit These lautet: Es braucht einen starken, neuen Narrativ. Eine kraftvolle, präsente

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ETH Zürich, Architekturlehre Prof. Kollhoff, 1989-90: Vorübung für ein Grand Hôtel, Adrian Streich ETH Zurich, architecture course Prof. Kollhoff, 1989-90: Preliminary exercise for a Grand Hôtel, Adrian Streich

architektonische Behauptung und Erzählung im grossen Massstab. In der Grösse und Wirkung eines Märchen- oder Musikhotels. Das ist unsere Behauptung, der wir in diesem Semester mit Euch nachgehen wollen. den. Das wird der offene und herausfordernde Teil der Aufgabenstellung sein. Unsere Hoffnung liegt darin, dass Architektur einen langfristig! wirkenden Sehnsuchtsort schaffen kann, ein auratisches Original im Sinne von Walter Benjamin.1 Vielleicht gelingt das manchen von Euch in diesem Semester. Wir freuen uns auf dieses Wagnis mit euch.

Create Context with Your Own Fiction

Last semester, we dedicated ourselves to an actual request from a client in Glarzingen. Holiday and apartment homes would be docked there. A natural hollow formed the lake. That accentuated the empty space between the towns of Adlenbach and Hätzingen. So far, so good, but how and whether to build a holiday village there, indeed if one wished to refer to the familiar images at all, was something we explored under the title ‘Living Fallow Lands: Retreat & Recreation in Hätzingen, Glarus’. We wanted to solve the paradox of touristic concerns. We wanted to understand the tightrope walk that had to be mastered and where the unrecognised opportunities lay. Can we make a contribution of lasting relevance? For that, we needed an entire semester and several discussions with our guests, Thomas Paturet and Gordian Blumenthal. One of the biggest hurdles – and there were several – was that we were supporelated to the organic structure of settlement, however much some tried to overnature had to admit that their strategy would not work. The more successful ones were those that could, on the one hand, preserve the relationship to the existing and yet, on the other hand, make a fresh and strong contribution by way of their own personal idea of recreation and a change to the usual ideas about housing. It turned out that those works that were based on existing settlement structures or successful ones. The new needs the existing. Both sides are necessary, because the unfamiliar needs the familiar so that what is different is perceived as new and not just as foreign. With Hans Döllgast’s Künstlerhof or Zumthor’s Dierauer House, we learned how new things can be created from the familiar. A simple, repetitive courtyard traditional setting was inscribed with a new twist with a little of the empirical in the setting and a crosswise roof. But is such a strategy suitable for every design task? What if it needs more than a de-familiarisation, if the place is not so much supposed to affect the building as the building shapes the space, if it needs more ‘impact’ to revive the impoverished place? Braunwald as a Place of Longing

For this inversion of the theme, we go to Braunwald. That car-free holiday village is located above our studio. Its southern slope was transformed from an Alpine pasture into a chic spa town and later into a holiday village. Like many other holiday resorts, Braunwald has also shrunk because of lack of demand. Some claim that this is due to the inaccessible, distant location, which can only be reached via a funicular. Some voices express a longing for a road into the valley.

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Stabkirche Borgund, Norwegen; 12. Jh.; urheber unbekannt Borgund Stave Church, Norway; 12th century; origin unknown.

Schnitt 1: 50

But what is it really lacking? To answer that, you have to know not only the situation in Braunwald but also the situation of the entire Glarus countryside. Our primary goal should not be to build for tourists. That, we learned, would be a mistake. We want to build for the people of Glarus and the surrounding cantons. Tourists will then come of their own accord. That is the simple basis for authentic tourism – and sustainable tourism, because the place will continue to function even if one day there are no longer any visitors. We don’t believe the place can be revived by building more holiday homes or improved by addressing the question of access. Those working from home and 1 auFSatZ 1935 von walter BenJamIn: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. 1 eSSaY 1935 BY walter B enJamIn : The Work of Art in the Age of Mechanical Reproduction

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strong narrative is needed. A powerful, present architectural complement on a large scale. Of the size and effect of a “fairy-tale” or “music” hotel. That is the ambition that we want to pursue with you this semester. ly viable by discussing them with residents, hoteliers and engineers. That will be the open and challenging part of the task. Our hope is that architecture can create a place of longing for the long term, an auratic original in Walter Benjamin’s sense. Perhaps some of you will manage it this semester. We are looking forward to this venture with you.


Grand Hôtel Braunwald, 1907, Erbaut von Hotelpionier Josef Durrer Grand Hotel Braunwald, 1907, Built by hotel pioneer Josef Durrer

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Braunwald

Berg, Alp, Kurort, Feriendorf, Alpines Resort „Braunwald ist ein historischer Erholungsort. Auf der ehemaligen Alp wurde schon 1897 das erste Sanatorium gebaut, gefolgt von der Seilbahn 1901. Der ideal gelegene Südhang mit seinem malerischen Bergpanorama mit Tödi und den Glarner Alpen hat sich in den 1920er und 1930er Jahren durch den Bau von mehreren Hotels und Ferienhäusern zu einer Feriendestination für Wintersport und Bergsteigen entwickelt. Architektonisch ist der Ort vom modernen Architekten Hans Leuzinger geprägt, der den Umbau des Sanatoriums, das Ortstockhaus, einige privaten Ferienhäuser und die Planurahütte am Clariden entworfen hat. Die Entwicklung ab den 1960er Jahre repräsentiert eine „anonyme“ und eher rein pragmatisch geprägte Architektur. Bis heute aber ist die geringe bauliche Dichte das entscheidende Merkmal Braunwalds. Die besonderen klimatischen Bedingungen am Südhang liessen zudem eine Vegetation entstehen, welche insbesondere dank ihrer zahlreichen, mächtigen Bergahorne die Wahrnehmung des Ortes bis heute prägt.“2 Alpine Pasture, Spa Town, Holiday Village, Alpine Resort „Braunwald is a historical recreation area. The first sanatorium was built on the former Alpine pasture as early as 1897, followed by the funicular in 1901. The ideally located southern slope, with its picturesque mountain panorama of Tödi and the Glarus Alps, evolved in the 1920s and 1930s into a holiday destination after the construction of several hotels and holiday homes. Architecturally, the town has been influenced by the modern architect Hans Leuzinger, who was responsible for the conversion of the sanatorium, the town prison, several private holiday homes, and the Planura Hut on the Clariden. Its evolution from the 1960s onwards reflected an ‘anonymous’ and more purely pragmatic architecture. Even today, however, a lack of building density is a crucial feature of Braunwald. The specific climatic conditions of the southern slope, moreover, permit vegetation that still marks the perception of the place, in particular thanks to its numerous large mountain maples.“2

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Projizierte Herausforderungen & Chancen für Braunwald Braunwald steht unter anderem vor folgenden Herausforderungen:3

— Rückgang der Logiernächte verbunden mit Infrastrukturproblemen bei der Beherbergung. — Das Gebiet um das heutige Dorfzentrum von Braunwald sowie die Bergstation und der obere Teil des Bahntrasses der Standseilbahn liegen in einer Gefahrenzone mit Rutschgefahr, was die weitere touristische und infrastrukturelle Entwicklung von Braunwald erschwert. Pläne für ein Bewässerungssystem mit Entwässerungsstollen würde für den Dorfkern eine Entlastung bringen. — Schwierige Verkehrssituation bei der Bergstation der Standseilbahn. — Die Erschliessung des Wintersportgebiets ist aus touristischer Sicht nicht optimal. — Die Organisation der touristischen Leistungen ist fragmentiert. Mögliche Synergien in der Zusammenarbeit werden nicht ausreichend genutzt. — Viele Gäste monieren die Diskrepanz zwischen dem Anspruch von Braunwald als «autofreier Ort» und der gelebten Realität. — Braunwald fehlt es an einem zeitgemässen Erscheinungsbild und Service angefangen bei der Talstation Linthal. Braunwald steht exemplarisch für die Skigebiete in dieser Höhe, die dem vermehrt ausbleibenden Schnee im Winter neue Konzepte für den Tourismus aufzurufen haben. Für die Region ist eine künstliche Beschneiung zu teuer, das nötige Wasser dafür reicht nicht aus. Während von 2007 bis 2012 die Logiernächte um bis zu 25% einbrachen, erholte sich die Nachfrage letztens leicht. Allerdings haben die für den Tourismus so prägende Corona-Pandemie bis heute nicht feststellbare Auswirkungen auf die gesamte Tourismusbranche der Schweiz. Gegenüber dem touristischen Totaleinbruch in den Städten verzeichneten die ländlichen Orte wie Braunwald immerhin einen passablen Sommertourismus. Mittlerweile gibt es in Braunwald nur noch fünf Hotels, darunter das erfolgreiche 4-Stern-Familienhotel „Märchenhotel Bellevue“, sowie das Hostel Adrenalin. Die meisten Unterkünfte sind aber Ferienwohnungen, 2/3 der Baumasse sind Zweitwohnungen. Familienfreundlich, autofrei, entspannend – Braunwald will wieder dort sein, wo es sich seit langem wähnt: hoch über dem Alltag. Vielleicht führt der Fokus auf eines dieser drei Mantras zum Erfolg? Braunwald bietet Entschleunigung und Ruhe. Braunwald überzeugt mit naturnahen Erlebnissen wie dem mystischen stahlblauen Oberblegisee. Aber auch auf längeren Wandertouren Richtung Ortstock, zur Glattalp oder Richtung Klöntal gibt es einige Naturschönheiten zu entdecken. Vielleicht täte es sich Braunwald besser daran, ganz auf den Sommertourismus zu setzen?

2

auS . eth Z ürIch , ProF. markuS Peter : Entwurf FS17 Braunwald Reader, ‚Braunwald re-use 2‘

3

vgl .

gemeInde glaruS S üd : Projektgruppe Glarus Süd Kraft, Urs Keiser, Fridolin Luchsinger: «Umsetzungskonzept Baunwald Autofrei»

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Bestrebungen sind durchaus vorhanden dem Tourismus zu stärken und vermehrt Hotelgäste anzulocken, gleichzeitig Braunwald als attraktiver Ort für die derzeit 320 Bewohner und vielen Saisoniers zu garantieren. Zwar mögen die künstlich gestrickten Geschichten vom Riese-Martin-Weg (Elm) und Zwerg-Bartli-Weg die samt aber zu wenig um einen nachhaltigen Förderung vom Tourismus zu gewährleisten. Dafür wäre mindestens ein starker Eingriff für den touristischen Impuls nötig. Vielleicht fehlt es wohl doch an Ideen, an einer gemeinsamen Vision? Das wichtigste Anliegen ist derzeit die Aufrechterhaltung der öffentlichen Erschliessung mit der geplanten Erneuerung vom Zubringer in den Braunwald, als Standseilbahn oder alternativ als Luftseilbahn. Die grösste Aufmerksamkeit verschafft allerdings das Vorhaben eines Musikhotels in Braunwald um den Architekten Peter Zumthor. Mit der Stiftung „Konzertsaal und Hotel Braunwald“ möchte er abseits vom Dorfrand liegend ein


Musikhotel mit 70 Zimmern und einer Konzerthalle errichten, für 40 Millionen Franken. Ursprünglich in Rubschen geplant, favorisiert die Stiftung aufgrund von Widerständen die neue Lage auf der Orenplatte. Sie liegt zwar noch einmal 700 Meter weiter als der Rubschen von der Braunwald-Bergstation entfernt, könnte aber dank der Seilbahn von Hätzingen aus vielleicht einmal besser zugänglich sein und die Entwicklung von Braunwald nachhaltig verändern. Welche Vision können wir uns für das 21. Jahrhundert in Braunwald vorstellen? Erholung, Sport, Infrastruktur, aber auch wohnen oder arbeiten? Oder vermisst Braunwald etwas gänzlich anderes? Projected Challenges & Opportunities for Braunwald Braunwald faces the following challenges, among others:3

— Decline in overnight stays associated with infrastructural problems. — The area around the present centre of the village of Braunwald and the mountain station as well as the upper part of the route of the funicular are located in the area of high avalanche risk, which makes developing gation system with drainage ditches would provide relief to the centre of the city.

Moschee Khiva, Usbekistan, 1789. Aus: Raumdiskussion I, Kernmodul Raumgestalt FS 19, Studierende: Celia, Mara, Egzon, Lena Mosque Khiva, Uzbekistan, 1789. From: Raumdiskussion I, Kernmodul Raumgestalt FS 19, students: Celia, Mara, Egzon, Lena

— — Access to the winter sport area not optimal from a tourist’s perspective.

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Schnitt 1:33


— The organisation of tourist offerings is fragmented. Possible synergies in — Many guests lament the discrepancy between Braunwald’s claim to be an ‘car-free’ town and the actual experience of individual transport and logistics. — Braunwald lacks a contemporary look and services, beginning with the Linthal valley station. Braunwald is typical of ski areas at this altitude, which have to appeal to new too expensive for the region, which lacks the necessary water. Whereas from 2007 to 2012, overnight stays declined as much as 25%, demand has recovered slightly general, has had effects on the tourism industry in Switzerland as a whole that cities, rural areas such as Braunwald have at least had reasonable summer touMärchenhotel Bellevue (Bellevue Fairy-Tale Hotel), a successful four-star family hotel, and the Hostel Adrenalin. Most of the accommodations, however, are holiday homes, 2/3 of the building mass are secondary residences. Family-friendly, car-free, relaxing – Braunwald wants to be once again where it has long since imagined itself being: high above daily life. Perhaps focusing on one of these three mantras will lead to success? Braunwald offers opportunities to slow down and relax. Braunwald is persuasive with its experiences close to nature such as mystic, steel-blue Lake Oberblegi. There are, however, also several natural beauties to be discovered on longer hiking tours in the direction of Ortstock, the Glattalp, or the Klön Valley. Perhaps Braunwald would be better off wagering everything on summer tourism? There are certainly efforts to improve tourism and to attract more hotel guests, while at the same time ensuring that Braunwald remains an attractive place for cially cooked-up stories of the Riese-Martin-Weg (Martin the Giant Trail) to Elm and the Zwerg-Bartli-Weg (Bartli the Dwarf Trail) encourage families to make day trips, the concepts as generally implemented are not enough to support tourism sustainably. That would require, at the very least, stronger intervention in favour of the touristic impetus. Perhaps there is a lack of idea, a common vision? The most important concern currently is maintaining public access to Braunwald with the planned renovation of the Braunwald shuttle, either as a funicular or aerial tramway.

3

cF .

munIcIPalItY glaruS South: Project Group Glarus Süd Kraft, Urs Keiser, Fridolin Luchsinger: «Umsetzungskonzept Baunwald Autofrei»

Most attention now, however, is reserved for the project for a “music hotel” in in Braunwald associated with the architect Peter Zumthor. With the Konzertsaal und Hotel Braunwald (Braunwald Concert Hall and Hotel) association, he wants to build a music hotel on the edge of the village with seventy rooms and a concert hall, at a cost of forty million Swiss francs. Originally planned in Rubschen, since resistance there the association favours the new location on the Oren Plateau. Although lying 700 metres further than the Rubschen from the Braunwald mountain station, it could perhaps one day be more accessible thanks to the cable car from Hätzingen and permanently change the development of Braunwald.

oF

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sport, but also living and working? Or is it missing something entirely different?


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Mittel Means

Methodenvorschlag Weshalb die Einschränkung der Mittel? Nun, zunächst einmal sind Einschränkungen immer Möglichkeit eingespielte Routinen zu brechen und bisherige Arbeitsweisen auf den Prüfstand zu stellen. Erst wenn Material, sei es Bild- oder Baumaterial, nicht mehr frei verfüg- und verwertbar sind, sondern selbst erdacht werden greift, dann können wir mit Denkleistungen Fehlendes kompensieren. Wir werMit diesem Strategiewechsel wollen wir sehen, ob ein persönlicherer und originäwir verortete baukulturelle Differenzen. Michael Benedikt umschreibt das in seiner Forderung ‚For an Architecture of Reality’ treffend:4

«We do not provide houses, we have to achieve them!» Nennt es langersehnte Ferien von der Digitalisierung. Wir wollen uns in diesem Semester tatsächlich etwas Kontemplation an der Zeichnung gönnen. Wir wollen uns Zeit nehmen, damit Hand und Kopf synchron, mit weniger Ablenkung arbeiten. Die ständige Verfügbarkeit von Materialien im weiteren Sinn macht sie zum einen austauschbar und wertlos (vgl. Walter Benjamin), zum anderen werden wir dadurch vom kritischen Denken, von unserer Umwelt getrennt und zu Konsuaus Gleichem zu produzieren.

4 mIchael BenedIkt: ‚For an Architecture of Reality‘ (Englisch), Lumen Books; 1st Edition (1987) 5 eugene vIctor walter: ‚Placeways: A Theory of the Human Environment‘ (Chapel Hill: University of North Carolina Press, 1988), 2.

Wir möchten mit den Studierenden grundlegender über das Bauen und Denken von Architektur diskutieren. Daher hoffen wir dieses Semester auf eine stärkere Unmittelbarkeit (leider können wir kein ‚Hands-On Projekt‘ wegen der Pandemie anbieten), die uns wegen der digitalen Mittel zu entgleiten droht. Wir romantisieren dabei nicht die analogen, künstlerischen Mittel, wir erhoffen uns aber eine Sensibilisierung dahingehend, dass das Material wie der Ort und seine Beschränkungen als räsonierende Widerstände wesentlichen Bestandteil einer starken Autorenschaft darstellt. Neben den stets strukturellen und konstruktiv gedachten Plänen sowie dem Konzeptmodell werden wir an einem grossmasstäblichen Modell arbeiten. Denken kommt von Machen. Wo kann man besser die Machart und Wirkungskraft erfahren als in einem grossen Modell. Auf Renderings werden wir für einmal verzichModellen. Wir werden dies im Semester noch weiter festlegen. Und Eugene Victor Walter beklagte bereits vor ca. 30 Jahren die Umweltverschmutzung und Bedeutungslosigkeit pointiert:5

«We are threatened today by two kinds of environmental degradation: one is pollution –

human history, people are systematically building meaningless places.» Beschränken wir uns also auf das Baumaterial Holz, das uns Glarus Süd geradezu aufdrängt und vertrauen wir auf unserer gestalterischen Fähigkeiten aus Mangel und Einschränkung Besonderheiten schaffen zu können, dann wären wir möglicherweise in der aussichtsreichen Lage das von Walter Benjamin beklagte Dilemma aufzulösen. Das zu versuchen, darauf freuen wir uns.

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Modell Diplomprojekt, Tobias Sasioglu, bei Claes Caldenby, Chalmer Universität, Göteburg Model of Diploma Project, Tobias Sasioglu, by Claes Caldenby, Chalmer University, Gothenburg Balbina Environmental Assurance Center, Manaus, 1985, Arch. Severiano Mário Porto. Aufsicht Dachstuhl Balbina Environmental Assurance Center, Manaus, 1985, Arch. Severiano Mário Porto. Roof truss top view


Technisches, Abgabeanforderungen:

Analoge Mittel: — Gemeinsames, grosses Modell ca. 1:1‘000 von Braunwald — Zeichenschiene, Mayline, Zeichentisch, TK Bleistifte Orthogonale Zeichnungen: Grundrisse, Ansichten und Schnitte in 1:50, 1:33, 1:20, 1:10, 1:5, 1:1 — — Konzeptmodell, Flurin Bisig — Kolorierte Perspektive, mit Jaxon Kreide, Einführung Lukas Imhof — Recherche Analyseobjekt, Handzeichnung und Beschrieb der hypothetischen Absicht Method suggestion opportunity to break established routines and put to a test the methods being using thus far. Only when the material, whether visual or construction material, is no longer freely available and usable does one have to invent, that is, only when the common strategy of ‘select and arrange’ is not as effective, can we compensate for what’s missing by thinking. We only become inventive when something is lacking. We want to see if a more personal and more original approach to this change in strategy can be found. As architects, we create originals. To that end, we are increasing localised differences in architectural culture. Michael Benedikt has accurately described this in his call ‘For an Architecture of Reality’:4

«We do not provide houses, we have to achieve them!» Call it the long-yearned-for holiday from digitalisation. In this semester, we do indeed want to treat ourselves to some contemplation in drawing. We want to take the time so that hand and head can work in a synchronised way, with less distracinterchangeable and valueless and, second, separates us from critical thinking, from our environment, and debases us into consumers. We run the risk of sampling catalogue goods without thinking. Producing the same from the same.

3 mIchael BenedIkt:‘For an Architecture of Reality‘, Lumen Books; 1st Edition (1987) 4 eugene vIctor walter: ‚Placeways: A Theory of the Human Environment‘ (Chapel Hill: University of North Carolina Press, 1988), 2.

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We would like to have with the students a more fundamental discussion of building and thinking about architecture. For that reason, this semester we are hoping for more immediacy – unfortunately, because of the pandemic we cannot offer a ‘hands-on project’ – which is at risk of slipping away because of our digital tools. We are not romanticising analogue, artistic means, but we are hoping for greater sensitivity to the fact that the material as like the site and its limitations as reasoning resistances represents an essential component of strong authorship. In addition to plans, which are always conceived in terms of structure and construction, as well as the model of the proposal, we will work with a scale model. Thinking comes from doing. How can one better experience the way something is made and its effect than with a large model? We will dispense with renderings of models. We will determine this further in the semester. And already around thirty years ago Eugene Victor Walter was pointedly lamenting environmental pollution and meaninglessness:5


Andrea Deplazes, Krematorium Neuenhof, 1987-88, Lehrstuhl Prof. Miroslav Šik, ETH Zürich Andrea Deplazes, Neuenhof Crematorium, 1987-88, Chair of Prof. Miroslav Šik, ETH Zurich

«We are threatened today by two kinds of environmental

degradation: one is pollution – a menace that we all time in human history, people are systematically building meaningless places.» If we therefore restrict ourselves to wood as a building material, as Glarus Süd has all but forced us to do, and we have faith in our design abilities to create special things out of scarcity and limitation, then we will perhaps be in a promising position to resolve the dilemma lamented by Walter Benjamin. We look forward to trying. Technical Issues and Requirements for Submissions:

Analogue means: — Large, jointly produced model, ca. 1:1,000, of Braunwald — T square, Mayline, draughting table, TK pencils Orthogonal projections: Ground plans, views and sections at 1:50, 1:33, 1:20, 1:10, 1:5, 1:1 —

-

— Conceptional Model of the proposal (Flurin Bisig) — Coloured image, view or constructed perspective with Jaxon oil pastels. Introduction by Lukas Imhof. — pothetical intention.

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«Man-altered Landscapes» ParadiseNow-24, 2008, Peter Bialoberzeski

4

Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 21 ECTS Marked project work 21 ECTS


Master: Thesis Project

Living at the Green Strip Chantier KirchenfeldBrunnadern, Berne Dozierende Lecturers: Alberto Alessi,

Peter Althaus, Dieter Geissbühler, Luca Deon, Selina Lutz, Ludovica Molo, Lando Rossmaier, Felix Wettstein Experten Experts: Johannes Käferstein Thesisbuch Thesisbook: Marcel Bächtiger, Oliver Dufner Tragwerk Structural Design: Thomas Kohlhammer, Uwe Teutsch Assistentin Assistant Raphael Wiprächtiger Kooperation mit Cooperation with FHNW .................................................................................................................................................................................................... Termine Agenda

Ausgangslage

Begehung/Besichtigung Bern: Inspection/visit Bern: Wed, 03.03.21

Die Stadt Bern zeichnet sich durch eine hohe Lebens- und Wohnqualität für ein breites Spektrum von Nutzerinnen und Nutzern aus. Die Nähe von Wohn- und Arbeitsort, die hoch-qualitativen kulturellen und sozialen Einrichtungen sowie die ausgezeichneten Bildungsinstitutionen und Freizeitangebote sind Gründe für die wachsende Nachfrage nach attraktivem, urbanem Lebensraum. Dazu gehört auch die kompakte und klare Grundstruktur der Stadt, die von ausgedehnten Frei- und Grünräumen umfasst und durchdringt wird.

Zwischenkritik 1, zusammen mit FHNW in Horw: Midterm-Review 1, together with FHNW in Horw: Wed, 13.04.21 / Thu, 14.04.21 Zwischenkritik 2, nur HSLU in Horw: Midterm-Review 2, only HSLU in Horw: Wed, 26.05.21 Abgabe Pläne: Submission plans: Fri, 25.06.21 Schlusskritik, zusammen mit FHNW in Muttenz: Final-Review together with FHNW in Muttenz: Tue, 29.06.21 thesis group Oliver Wed, 30.06.21 thesis group Marcel

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Im Verhältnis zu ihrem Arbeitsplatzangebot weist die Stadt Bern jedoch vergleichsweise wenig Wohnraum aus. Mit dem Stadtentwicklungskonzept STEK 2016, das Ende 2016 vom Gemeinderat genehmigt wurde, verfolgt die Stadtverwaltung die zukunftsweisende, räumliche Leitidee der «Grünen Wohn- und Arbeitsstadt». Bis ins Jahr 2030 wird ein Bevölkerungswachstum von 12% angestrebt. Um rund 17`000 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern Wohnraum anzubieten, ist eine erhöhte Wohnbautätigkeit zwingend notwendig. Die neu zu erstellenden Wohnungen sollen sich hauptsächlich auf die Verdichtungspotenziale im bestehenden Siedlungsgebiet und nur wenn nötig auf Stadterweiterungsareale verteilen. Mit einer möglichst kompakt gebauten Stadt und einem ausgewogenen Verhältnis von Siedlung und Freiraum kann die Forderung nach einem nachhaltigen Umgang mit der Ressource Land am ehesten erfüllt werden.


Schwarzplan, 1:50‘0000, Bern Figure-ground diagram, 1:50‘0000, Berne

Um die unterschiedlichen Verdichtungspotenziale bestehender Siedlungstypen zu bestimmen, wurde eine Unterteilung in Kategorien vorgenommen, welche auf der Wechselwirkung zwischen Qualitäten und Charakteren der Quartiere basiert. Der Zuordnung in dynamische, moderat dynamische und intakte Gebietstypen liegen entsprechende Eingriffsstrategien zugrunde. Mit Fokus auf eine gebietsübergreifende Siedlungsentwicklung nach innen wurde zudem das Konzept der Chantiers als übergeordnete Strategie grossmassstäbliche Baustellen verstanden. Sie sind Gebiete mit wesentlichen Verdichtungs- und Aufwertungspotenzialen und spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung der Stadt und der Agglomeration.

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Starting point

The city of Bern is distinguished by high quality of living and housing for a broad spectrum of uses. The proximity of home and workplace, the institutions and leisure activities are the reasons for the growing demand for attractive urban living space. Another factor is the compact and clear layout of the city, which is both surrounded and permeated by extensive open and green spaces. In relation to its demand for labour, however, the city of Bern offers comparatively little housing space. Employing the STEK 2016 urban development concept, which was passed by the local council at the end of 2016, the municipal administration has been pursuing a forward-looking idea for space of the «Green City for Housing and Working». One goal is to increase the population by 12% by 2030. In order to offer living space to around 17,000 additional residents, increased building of housing is urgently necessary. The apartments to be created should result primarily from the potential for increased density in existing residential areas and only as necessary be distributed in the areas of this city’s expansion. A city built as compactly as possible and a balance of housing and open space is best suited to meet the demand for a sustainable approach to land as a resource. In order to determine the various possibilities for increasing the density of existing settlement types, the categories were subdivided based on the interaction of different qualities and characters of neighbourhoods. Corresponding strategies for intervening are based on arrangement into dynamic, moderately dynamic and intact types of region. With a focus on inward development of settlements that extend beyond as an overarching strategy. The eleven different chantiers are understood as urban planning and large-scale building sites. They are areas with considerable potential for increasing density and increasing value and play a central role for the development of the city and agglomeration.

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Gebiete mit Entwicklungspotenzialen Areas with development potential

Gebietstypen und Entwicklungsstrategien Area types and development strategies


.................................................................................................................................................................................................... Aufgabe

Das achte Chantier «Korridor A6-Süd» wird vor allem in Zusammenhang mit einem Rückbau der Autobahn A6 (im Rahmen des «Bypasses Ostring») entwickelt. Obwohl dieses Chantier ein – vergleichsweise – langfristiges Projekt ist, sind strategische Überlegungen schon heute erwünscht. So soll bei der Planung der vielen angrenzenden Entwicklungsgebiete ein möglicher Rückbau der Autobahn und eine gemeindeübergreifende Stadterweiterung berücksichtigt werden. Das Gebiet entlang der Muristrasse ist Teil des achten Chantiers. Mit seinem ausgedehnten Grünraum und dem alten Baumbestand gehört diese Einfallsachse in die Stadt zu den räumlich markantesten Bereichen des Quartiers KirchenfeldBrunnadern. Hier besteht Potenzial für die Entstehung eines neuen Stadtraums mit einer höheren baulichen Dichte, integriertem Lärmschutz und einer qualitativen Aufwertung in puncto Bebauung und Freiraum. Die Entwicklungsmöglichkeiten für diesen attraktiven Standort bilden die Grundlage für die Aufgabe der Master-Thesis. Im Bauinventar der Stadt Bern werden die bestehenden Bauten des ausgewählten Perimeters als Strukturgruppe Muristrasse bezeichnet. Sie umfasst neun entlang der Strasse und dem Grünstreifen aufgereihte Mehrfamilienhäuser. Es handelt sich dabei um zwei- und dreiteilige Reihenmietshäuser, die allesamt zwischen 1949 und 1951 erstellt wurden. Die Bauten sind parallel ausgerichtet und im langgestreckten Baufeld zwischen Mülinen- und Muristrasse schräggestellt. Die mehrgeschossigen Häuser und ihr Rhythmus sind städtebaulich charakteristisch für ihre Entstehungszeit. Mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen und den entsprechenden Lärmimmissionen genügt der vorhandene Baubestand nicht mehr den heutigen Anforderungen an zeitgenössischen Wohnungsbau. Darüberhinaus bestehen erhebliche Verdichtungsmöglichkeiten auf den Parzellen, welche sich im Eigentum von institutioZiel der Master-Thesis sind städtebaulich und architektonisch wertvolle Beiträge für ein zukünftiges, urbanes und grünes Wohnquartier. Der Umfang der zu entwerfenden Wohnbauten und das konzeptionelle Vorgehen mit Ersatzneubauten und/oder Verdichtungsmassnahmen im Bestand sind den Studierenden überlassen. Als Voraussetzung für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist eine substan-

Assignment

The eighth ‚chantier‘ – Corridor A6 South – is developed above all in connection with a renaturation of the A6 autobahn (within the framework of the eastern ring bypass). Although this chantier is a – comparatively – long-term project, we many adjoining development areas, the possibility of renaturing the autobahn and transregional urban expansion should be taken into account. The region along the Muristrasse belongs to the eight chantier. With its extended green space and old tree population, this axis of entry into the city belongs to the areas of the Kirchenfeld-Brunnadern neighbourhood that are most striking spatially. There is great potential here for creating a new urban space with great building density, integrated noise protection, and a qualitative improvement with regard to built and open spaces. The opportunities to develop this attractive location form the basis for the task of the master’s thesis.

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Entwicklungsgebiet Muristrasse, Übersichtsplan und Luftaufnahme. Development area Muristrasse, general plan and aerial photograph.

In the inventory of buildings in the city of Bern, the existing buildings within the includes nine apartment buildings lined up along the street and the green strip. They are two- and three-part, rental row houses, all built between 1949 and 1951. The buildings are arranged in parallel and at an angle to the elongated buildings and their rhythm are characteristic of the urban design of the era in which they were built. aneous housing construction. In addition, there are considerable opportunities to increase density on lots that are owned by institutional building developers The goal of the master’s thesis are valuable urban design and architectural contributions to a future, urban and green residential neighbourhood. The scope of the residential buildings to be designed and the conceptual approach to replacement new buildings and/or measures to increase the density of existing buildings are left to the students. As a precondition for sustainable urban development, a substantial increase in the available housing is, however, necessary.

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Muristrasse , Grundbuchplan, 1:5‘000. Muristrasse, Land register plan, 1:5,000.


Master‘s Thesis

Master Thesis Seminar

Module Leader Prof. Dr. Oliver Dufner Lecturer Marcel Bächtiger, Prof. Dr. Oliver Assistant Alice Busani

Dufner

............................................................................................................................................................................................................................. Opening Event

Tuesday, 23 Februar 2021, 1–2 p.m. Zoom Additional events

See the calendar for the Master’s InDepth Study Final Submission

Electronically as a pdf: Tuesday, Tuesday, 21 June 2021, at 5 PM ILIAS Physically: at the Final Critique Thesis Project / Thesis Book 4 bound copies, layout according to guideline Final-Review with guests

Tuesday, 29.06.21 thesis group Oliver Wednesday, 30.06.21 thesis group Marcel Language

German / Englisch Assessment

Mit dem Thesisbuch verfassen die Studierenden zum Schluss Ihres Studiums an der HSLU T&A eine schriftliche Arbeit die ihr theoretisches Interesse wie auch ihre Haltung als entwerfende Architekten und Architektinnen belegt. Dies geschieht mittels einer fundiert entwickelten These welche auf der Basis einer Befragung und Anwendung vorhandener Theorien und Recherche fusst. Durch die Verbindung von theoretischem Fundament und eigener entwerferischer Praxis entstehen Überlagerungen und Erkenntnisse, die eine Reflexion über das eigene Handeln ermöglichen. Die Grundlage für die Aufgabe bilden die in den Vertiefungsarbeiten des Masterkurses erlernten Methoden und das dabei erworbene historische und theoretische Wissen. Die Argumentation erfolgt auf nachvollziehbare Art und Weise und soll den im Projekt entwickelten Gedankengang mit bereits vorhandenem Wissen unterlegen. Das Thesisbuch unterscheidet sich vom Prozessbuch indem es eine These mit dem eigenen Entwurf verwebt. Neben der Erläuterung des architektonischen Projektes tragen Aussagen zu den Themen Material, Struktur und Energie zu einer vertieften Beschäftigung mit diesen Themen bei. Das Thesisbuch stellt in Ergänzung zur Projektabgabe ein eigenständiges Gefäss dar und synthetisiert das nutzbar gemachte theoretische Wissen mit der im Studium erworbenen entwerferischen Kompetenz. With their thesis book, the students are writing the conclusion of their studies at the HSLU T&A: a writtten work that demonstrates their theoretical interests as well as their stance as designing architects. This is done by means of a well substantiated and developed thesis on the basis of a questionnaire and the application of existing theories and research. Combining the theoretical foundation and the student’s own design practice results in intersections and insights that enable the

9 ECTS The assignment is based on the methods learned in-depth studies of the master’s course and the historical and theoretical knowledge acquired from them. The argumentation proceeds in an intelligible way and should use existing knowledge to substantiate the line of thought laid out in the project. The thesis book differs from the process book in that it interweaves a thesis with an original design. In addition to explaining the architectural project, statements on the themes, materials, structure, and energy contribute to a deeper engagement with these themes. The thesis book represents an autonomous repository and synthesises the theoretical knowledge that has been made useful with the design competence acquired during studies.

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Kunstbibliothek der Stiftung Sitterwerk, St.Gallen Art Library of the Sitterwerk Foundation, St.Gallen


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Courses

Module Modules


In-depth Study

1904 - 1905; Pfleghard und Haefeli; Geschäftshäuser: Haus Oceanic 1904 - 1905; Pfleghard and Haefeli; commercial buildings: House Oceanic

The World within Reach: St. Gallen in the Mirror of International Architectural History

Modulverantwortung Module Leader Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser,

Dr. Marcel Bächtiger Assistentin Assistant Alice

Busani

.................................................................................................................................................................................................... Einleitung

Nachdem wir uns im vergangenen Herbst mit der Stadt Biel beschäftigt haben, möchten wir im kommenden Semester unsere Recherche zu städtebaulichen Phänomenen am Beispiel von St. Gallen fortführen.

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Wir verfolgen dabei weiterhin die Prämisse, dass städtebauliche und architektonische Entwicklungen in einer wechselseitigen Beziehung zu den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen stehen und es daher möglich ist, jede Stadtstruktur im Verlauf ihrer Geschichte differenziert zu lesen. Dies geschieht anhand ihrer morphologischen Ausprägung wie auch der architektonischen Form ihrer Bauten und lässt damit Rückschlüsse auf obige Bedingungen zu. Die Disziplin Städtebau ist vielfach geprägt durch idealtypische Konzeptionen, die sinnbildlich für eine Vorstellung des menschlichen Zusammenlebens stehen. Im Lauf der Jahrhunderte entsteht durch Überschreibungen, Ergänzungen und Rückbau schrittweise eine städtische Realität, in der unterschiedliche Epochen und Wertvorstellungen unvermittelt kollidieren – man denke beispielsweise an moderne Eingriffe in mittelalterliche Städte – oder sich einzelne Ensembles zu einem komplexen Städten und tragen zu deren Vielfalt und Qualität bei.

1911 - 1913; Kuder und von Senger / Robert Maillard; Hauptbahnhof 1911 - 1913; Kuder and von Senger / Robert Maillard; Central Station

St. Gallen in den Fokus der Betrachtung zu stellen, macht aus verschiedenen Gründen Sinn. So weist die Stadt eine reiche und weit zurückreichende Stadtgeschichte auf, welche zum einen auf der Bedeutung als

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Klosterstadt gründet, zum andern auf der bis ins Mittelalter zurückreichenden Tradition als Handels- und Produktionsstätte der Textilindustrie. Diese beiden Faktoren prägten nicht nur die bauliche Entwicklung vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert, sondern verliehen der Stadt auch internationale Strahlkraft. Mit dem Einbruch der Textilindustrie nach dem 1. Weltkrieg hat St. Gallen zwar seine wirtschaftliche Bedeutung eingebüsst; als grösste Ostschweizer Stadt mit Universität und grossem Umland spielt sie jedoch kulturell und ökonomisch immer noch eine relevante Rolle im Diskurs. Introduction

After studying the city of Biel last autumn, in the upcoming semester we would like to continue our research into urban design phenomena using the example of St. Gallen. We continue to follow the premise that developments in urban design and architecture take place in a reciprocal relationship with the existing, social, political and economic conditions and that it is therefore possible to read every urban structure in a highly differentiated way over the course of its history. This can be done in terms of its morphological expression and of the architectural form of its buildings and thus permits inferences about the aforementioned conditions. The discipline of urban design is shaped in many ways by idealised conceptions that are emblematic of an idea of human coexistence. Over the course of centuries, overwriting, additions and renaturation gradually produce an urban reality in which different eras and value systems directly collide – consider, for example, modern interventions in medieval cities – or individual ensembles form a complex whole. These phenomena are found in many European cities and contribute to their diversity and quality. Making St. Gallen the focus of consideration makes sense for a variety of reasons. For example, the city has a rich history that extends far into the past, based, on the one hand, on its importance as a monastic city and, on the other, as a site of trade and production for the textile industry going back to the Middle Ages. These two factors have shaped not only the evolution of architecture from the Middle Ages to the early twentieth century but have also lent the city an international charisma. With the collapse of the textile industry after World War I, St. Gallen lost its economic discourse as the largest city in eastern Switzerland with a university and large catchment area.

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............................................................................................................................................................................................................................. St. Gallen im Spiegel der internationalen Architekturgeschichte

Die Welt in Reichweite The World within Reach

Im Verlauf der städtebaulichen Entwicklung St. Gallens gab es immer wieder Verdichtungsmomente, die von besonderer Bedeutung waren und welche wir schlaglichtartig beleuchten wollen. Über all diesen Ereignissen steht die Bedeutung und bauliche Präsenz des Klosters im Stadtzentrum. Dessen Gründung als Fürstabtei geht auf das 8. Jahrhundert zurück und bildete quasi den Nukleus für die Entwicklung St. Gallens bis heute. Verantwortlich für diese Gründung war die Präsenz des irischen Mönchs Gallus in der Region rund 100 Jahre zuvor. Durch die sukzessive Vergrösserung der Anlage sowie die Ummauerung der Siedlung um das Kloster im 10. Jahrhundert wurde St. Gallen dann auch typologisch zur Mittelalterlichen Stadt. Nach mehreren Bränden und Zerstörungen erlebte der Klosterbezirk mit dem Bau der neuen Kathedrale ab 1756 und dem kurz darauffolgenden Neubau der Stiftsbibliothek und der neuen Pfalz im Barockstil eine Benediktinerkloster 1805 aufgelöst wurde, behielt St. Gallen als Bischofssitz seine Bedeutung innerhalb der katholischen Kirche. Die Unterschutzstellung des gesamten Stiftsbezirks durch die UNESCO 1983 sicherte auch auf lange Sicht eine angemessene Wahrnehmung des Ensembles. Ein weiterer wichtiger gesellschaftlicher und ökonomischer Treiber war die im 19. Jahrhundert aufkommende Textilindustrie, welche zu einem starken Bevölkerungswachstum und damit auch zu einer Ausbreitung des Stadtkörpers in östliche und westliche Richtung führte. Der Ursprung der Textilproduktion reicht bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Während es über einige Jahrhunderte vor allem der starken Aufschwung der Stickereiindustrie, welche der Stadt als internationaler Handelsdrehscheibe bis zum 1. Weltkrieg eine ausserordentliche ökonomische Blüte bescherte. Diese Entwicklung schlug sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges auch in einer regen Bautätigkeit nieder. So entstanden an den Flanken der stadtbegleitenden Hügelzüge des Rosenbergs durchgrünte Wohngebiete, welche den Ruf als `Stadt der Treppen` begründete. Die damalige Bedeutung der Stickereiindustrie manifestiert sich baulich aber vor allem in einer Anzahl von Geschäftshäusern, welche geprägt vom Jugendstil, dem Reichtum des Stickereihandwerks in Form geschmückter und verzierter Fassaden huldigten. Zu nennen sind in diesen Zusammenhang insbesondere die Geschäftshäuser (1919, beide Curjel & Moser). Während die Geschäftsbauten der Stickereiindustrie auf privater Basis entstanden, erfolgte die Planung für das heutige Museumsquartier mit Stadtpark östlich der Altstadt unter der Ägide der öffentlichen Hand. Auf der Basis des Bebauungsplans von Reinhard Lorenz (1874) bildete sich in den folgenden Jahrzehnten sukzessive ein sorgfältig komponiertes Zusammenspiel von Museums- und Bildungsbauten im neoklassizistischen Stil und Landschaftsraum. In seiner Anlage erinnert das Quartier dabei durchaus an die historistisch geprägte Stadthausanlage in Winterthur, ruft aber auch die klassizistischen Bauten des Museumsquartiers in Berlin in Erinnerung. den sich auch an anderer Stelle in St. Gallen, so beispielsweise beim Hauptbahnhof. Dieser wurde von Alexander von Senger 1911-1913 in einem an den Barock angelehnten Stil erbaut. Die Basis für die gesamte Gestaltung bildete dabei der Platzentwurf von Heinrich Dietscher, der sich stark an den Grundsätzen von Camillo Sittes Schrift ‚Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen‘ von 1889 orientierte und die dort publizierte Piazza d‘erbe in Verona in Figur und Dimension übernahm.

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1965-1975; Heinrich Graf; Wohntürme, Achslenstrasse 1965-1975; Heinrich Graf; Apartment Towers, Achslenstrasse

1930; Moritz Hauser Architekten; Linsebühl Bau 1930; Moritz Hauser Architekten; Linsebühl Building


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1997 - 1999; Santiago Calatrava, Pfalzkeller 1997 - 1999; Santiago Calatrava, Pfalzkeller

1963; Förderer Otto Zwimpfer Architekten; Hauptgebäude der Universität St.Gallen 1963; Förderer Otto Zwimpfer Architekten; Main building of the University of St.Gallen

1873-1877; Johann Christoph Kunkler, Kunstmuseum 1873-1877; Johann Christoph Kunkler, Museum of Art


In den Zwischenkriegsjahren litt St.Gallen unter den Nachwirkungen des Niedergangs der Stickereiindustrie. Dementsprechend spärlich blieben die gebauten Beispiele der Moderne in St. Gallen. Einzig der Linsebühlbau, der vom Architekten Moritz Hauser mit Unterstützung der Stadt initiiiert und 1933 fertiggestellt wurde, kann mit seinem gemischten Programm und Stilvokabular als grösserer moderner Bau im Sinne des Neuen Bauens verstanden werden. Mit der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ende des 2. Weltkriegs kam es dann auch in St. Gallen zu weiteren prägenden öffentlichen Bauten. So stellt der Neubau für die Hochschule von Walter Förderer, Rolf Otto und Hans Zwimpfer (1963) einen der wichtigsten Bauten der Spätmoderne dar, und wurde von Reyner Banham beziehungsweise Jürgen Joedicke unter dem Begriff des Betonbrutalismus rezipiert. Gemeinsam mit der Erweiterung der Kantonsschule durch Otto Glaus (1964) und dem Stadttheater von Claude Paillard (1968) repräsentiert dieser an eine moderne Akropolis gemahnende Bau ein neues Selbstverständnis öffentlicher Bauten in St. Gallen. St. Gallen in the Mirror of International Architectural History

Over the course of the evolution of St. Gallen’s urban planning, there have been a number of moments of increasing housing density that were of particular importance and on which we would like to point spotlights. Standing above all of these events, however, is the important and architectural presence of the monastery in the centre of the city. Its founding as a princely abbey dates back to the eighth century and forms a kind of nucleus for St. Gallen’s evolution up to the present. Its founding was a result of the presence of the Irish monk Gallus in the region around a century earlier. The gradual increase of the size of its grounds and the building of walls around the settlement at the monastery in the tenth century then evolution with the building of the new cathedral from 1756 onwards and the building of the Stiftsbibliothek (monastic library) shortly thereafter as well as the new Baroque palace, and it is still present today. Although the Benedictine monastery was closed in 1805, St. Gallen retained its importance within the Catholic Church as a bishop’s seat. When UNESCO made the entire monastery district a World Heritage Site in 1983, it ensured that the ensemble would be justly appreciated over the long term. Another important social and economic driving force was the rising textile industry in the nineteenth century, which lead to strong population growth and hence to the city spreading out to the east and west. The origins of textile production ly linen trade, the invention of the hand embroidery machine led to a boom in the embroidery industry that made the city an international trade hub caused an extraordinary economic heyday until World War I. nineteenth century until the outbreak of World War I. For example, green residenalongside the city, earning it its reputation as the ‘City of Stairs’. The importance of the embroidery industry at the time was also manifested architectural, above the richness of the embroidery handicrafts in the form of decorated and ornamented façades. Particularly noteworthy in that context are the Oceanic

projects, the planning of what is now the museum district and the municipal park east of the old town occurred under the aegis of the municipal administration. On the basis of the development plan by Reinhard Lorenz (1874), over the decades

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that followed a carefully composed interplay gradually formed between museum and educational buildings in the neoclassical style and the landscape. The layout of the neighbourhood certainly recalls the historical layout of the town hall in Winterthur but also brings to mind the classicist buildings of the museum district in Berlin. Relationships to urban planning structures across national borders can be found in other places in St. Gallen as well, for example, the main train station. It was built in a neo-Baroque style by Alexander von Senger from 1911 to 1913. The entire design is based on the design for the square by Heinrich Dietscher, who closely followed the principles of Camillo Sitte’s book ‚Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen‘ of 1889 (translated as City Planning according in Verona as published there. During the interwar years, St. Gallen suffered from the aftereffect of the decline of the embroidery industry. Accordingly, there are sparse examples of modern buildings in St. Gallen. Only the Linsebühl building, initiated by the architect Moritz Hauser with support form the city and completed in 1933, can be underbuilding in the spirit of Neues Bauen (New Building). With the economic in St. Gallen. For example, the new university building by Walter Förderer, Rolf Otto and Hans Zwimpfer (1963) represented one of the most important late modernist buildings and was assessed by Reyner Banham and Jürgen Joedicke under the concept of concrete Brutalism. Along with the extension to the canton school by Otto Glaus (1964) and the Stadttheater (Municipal Theatre) by Claude Paillard (1968), that building, which recalls a modern Acropolis, represented a new self-image for public buildings in St. Gallen.

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Wir versuchen in unserem Seminar die gewählten Beispiele nicht nur als historische Phänomene zu verstehen, sondern sie durch die Lektüre historischer Texte auch in den damaligen architekturtheoretischen und städtebaulichen Diskurs einzubinden. Darüber hinaus sind wir daran interessiert, die unterschiedlichen Positionen miteinander zu vergleichen und so räumliche und soziale Qualitäten besser benennen zu können – von den Klosterbauten des 18. Jahrhundert bis zu den Bauten der Postmoderne und den Interventionen jüngster Zeit. Der Konzeption des Moduls ist getragen von der Überzeugung, dass entwerfende und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den diskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte und ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes historischen Kontextes zu verorten.

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2011 - 2013; Caruso St John; Altar, Stiftskirche St. Gallen 2011 - 2013; Caruso St John; St Gallen Cathedral Chancel

In our seminar, we try not only to understand the selected examples as historical phenomena but also to connect them to the discourse on architectural theory and urban design of the time by reading historical texts. Moreover, we are interested in comparing the different positions with one another in order to better identify spatial and social qualities – from the monastery buildings of the eighteenth century to postmodern buildings and the interventions of the most recent period. The conception of the module is sustained by the conviction that designing and themes addressed in the professional discourse. For that reason, grappling with the history of architecture and its plans, buildings and protagonists offers to context.

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Semesterstruktur Semester Structure

Aufgrund der Covid bedingten Einschränkungen haben wir das Programm angepasst. Den thematischen Einstieg In Ort und Geschichte der Stadt St. Gallen werden wir wiederum mit einigen Vorträgen externer Referenten suchen. Anstelle der gemeinsamen Exkursionen werden wir die Besichtigungen der Bauten in kleinen, individuellen Gruppen durchführen. Die Vorstellung der Erkenntnisse erfolgt über Bild und Film, im Anschluss werden wir jeweils gemeinsam theoretische Texte besprechen, um so die Bauten historisch zu kontextualisieren. Daraus gezogene Erkenntnisse stellen den Überblick wie auch ein Vokabular dar, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen und für die eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der zweiten Semesterhälfte werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. We have adapted our programme to the restrictions resulting from COVID-19. The introduction to the site and history of the city of St. Gallen will once again be sought in several lectures by outside experts. In lieu of joint excursions, we will visit the buildings in small, individual groups. The knowledge gained will be pretexts in order to contextualize the buildings historically. The resulting insights represent the overview and the vocabulary necessary to understand and outline the time and make it useful to one’s own arguments. Then this knowledge will serve as the basis for independent written engagement with an aspect of the theme of one’s own choice, presented in the form of a lecture. During the second half form as an extensive written work.

.................................................................................................................................................................................................... Veranstaltungen Events

Sprachen Languages

Dienstags ab 09.00, ganztags Inputs / Besprechungen über Zoom Tuesdays from 09.00, all day Inputs / meetings via Zoom

Deutsch / Englisch German / English

Startveranstaltung Di 23.02.2021, 14:00 – 17:00 Uhr Ende Kontaktstudium Di 01.06.2021 Schlussabgabe Di 08.06.2021 Schlusskritik mit Gästen 21.06.2021 / 22.06.2021

Bewertung Assessment

Opening event Tuesday, 23 Febr. 21, 2:00–5:00 p.m. End of contact study: Tuesday, 1 June 2021 Submission deadline: Tuesday, 8 June 2021 Final critique with guests: 21 / 22 June 2021

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Vertiefungsarbeit, A4 hochkant, 4 Exemplare gebunden mit docx., .indd und .pdf Ablage auf ILIAS 6 ETCS In-depth project, A4 portrait, 4 bound copies, .docx, .indd and .pdf submitted to ILIAS 6 ECTS

Form Form

Das Modul dient der Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsmethoden und des konzentrierten Denkens und Schreibens. Es bietet die Möglichkeit, das eigene Handeln als entwerfender Architekt / entwerfende ren. Ziel ist es, eine eigenständige themenrelevante Vertiefungsarbeit zu verfassen. This module serves to impart scientrated thinking and writing. It offers on one’s own actions as a designing architect. The goal is to write an in-depth work of one’s own that is relevant to the theme.


Study Trip

1903 - 1911; Carl Moser; Ehemalige Lockremise St. Gallen 1903 - 1911; Carl Moser; Former Locomotive depot St. Gallen

Getting Closer: A Virtual Tour of the History of Architecture in St. Gallen

Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser, Dr. Marcel Bächtiger, Felix Wettstein Assistentin Assistant Alice Busani, João Moreira Module Leader João Moreira, Mulan Sun Buschor, Anthony Frank Dozierende Lecturers

............................................................................................................................................................................................................................. Events Annäherungen: Ein virtueller Rundgang durch die Baugeschichte von St. Gallen

Monday 15 March 2021 – Friday, 19 March 2021 Profile

Study Trip Language

This virtual journey takes us to St. Gallen to supplement our research in the in-depth module. Through individually guided research on site and readings of the specialist literature, students will acquire knowledge of selected buildings and urban design plans from various eras. Our studies range from the Baroque buildings of the monastery district by way of the public buildings of historicism and buildings from the embroidery industry to the large-scale interventions of modernism, postmodernism, and the recent past.

English Assessment

3 ECTS

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Their insights will be presented to other participants in a series of seminars with online presentations followed by discussions of the specialized texts that everyone has read. The goal of the seminar week is to present a reader at the end that includes not only an anthology of the portraits of buildings but also, supplemented the specialized texts, connects them to the relevant debate in the history of architecture.


Basic Lectures

Monte Carasso, Foto G. Basilico, 1996

back_grounds Around Hybrid Contexts in Architecture

Module Leader Alberto Alessi Assistant Anthony Frank ............................................................................................................................................................................................................................. Events ‘Nothing is to be invented, everything is to be reinvented.‘ Luigi Snozzi, Aforismi

Mondays from 1pm - 4.30pm starting on March 1 online on ZOOM

What are backgrounds in architecture? How do they come to be? Which elements characterise them? Are they of material or immaterial nature? A personal or a social result? What roles do places, forms, conventions, intentions and expectations play?

Profile

Lectures, Guests, (Excursions), Thematic Paper English

‘The building is located at …, the situation reminds of …, here one feels like …‘ Each building, even the most innovative, is realised as an overlay on a place, an adaptation of a topography, a transformation of an existing spatiality. Buildings always change given situations: they are hybrid and motivated additions to something, somewhere. The tabula rasa remains a fascinating metaphor.

Assessment

This semester our course will explore the complex aspects and fruitful

Language

3 ECTS between theories, ideologies and places, as well as points of contact with other disciplines will be discussed and deepened in order to intertwine them in multiple levels of knowledge. Architecture will be experienced as part of a general cultural discourse, encouraging students to to think across tendencies, trends and events and position themselves as conscious architects in today’s society. The themes and positions presented by texts and examples are understood as tools in the hands of architects. Architectural theories are not pure abstractions; they move between absolute positions and relative relations.

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Focus Lectures

Ludwig Hilberseimer: Hochhausstadt (Grossstadtarchitektur, 1924) l. Gigon Guyer /Atelier WW: Löwenbräu redevelopment, Zurich (2013) r.

Architects and the Urbanization Process Between Regulation, De-

Module Leader Dr. André Bideau Assistant João Moreira ............................................................................................................................................................................................................................. Events -

Mondays from 09.30 - 12.00 online on ZOOM Focus Lectures by André Bideau

March 1st / 8th / 22nd / 29th / April 12th / 19th Lectures by Focuses

Structure: April 26th / May 3rd Material: May 10th / 17th Energy: May 31st Profile

Lectures with class discussions Language

English Assessment

Written feedback on assigned readings. Final written exam on course content. 3 ECTS

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chitects can base their interventions in cities upon a multitude of premises. Conceptional options increase further because city, urban society and urban economy are all subjected to complex processes of transformation. As a frame of reference, the urbanisation process illuminates many of the conditions under which architecture is conceived, materialised and consumed. Through lectures and readings this course addresses urban environments from the late 19th century to the recent past and present: their representation and perceptiboth economic regulation and social differentiation, we will ask how the evolunal texts will span an arc from modernism in architecture and urbanism up to the postmodern present with a particular emphasis placed on how cities are bestowed lustrate the connection between architecture production and urbanisation. We will assess characteristic programs, institutions and socioeconomic dynamics in order to understand the role of architects as purveyors of cultural capital. „Architects and the Urbanisation Process: Between Regulation, Deregulation and Differentiation“ is based on lectures, texts and discussions. Active participation in class discussions, based on reading assignments, is required. Prior to class, students will deliver a short, written response to their readings. Course content will


Keynote Lectures

‚Après le bal‘ by Ramon Casas ©www.artrenewal.orga

Anatomy Lessons #2 An Intellectual Lifestyle Magazine in Architecture

Modulverantwortung, Module Leader

Heike Biechteler

.................................................................................................................................................................................................... Six Fridays from 9.15-17.00 on ZOOM

Fri, 5.3.2021 Werk Bauen und Wohnen Roland Züger, Zurich write the table of contents. Fri, 12.3.2021 OASE Magazine Asli Ciçek, Brussels How to write and visualize an editorial. Fri, 19.3.21 trans magazin – ETH Zürich How to write a text that the audience likes to read. Fri, 16.4.21 The Funambulist Léopold Lambert, Paris How to edit contents. Fri, 30.4.21 AD Magazine Lena Schimmelbusch, Rome How to illustrate lifestyle content. Fri, 7.5.21 NZZ Magazin Rike Hug, Zurich How to put everything together.

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This spring semester’s keynote lecture continues to investigate contemporary formats of architectural communication and (re-)presentation. audience by using a particular academic language that is only comprehensible to them or merely to promote a lifestyle by addressing contemporary trends in architectural design for a wider audience. own discipline most of the time and often fail to communicate their issues of architecture and space in plain, comprehensible language in order to engage a wider audience, typical architectural lifestyle magazines address mass culture from a broader perspective. They are made for the moment and show a trend but are also volatile, immediate and informal. They even have permission to stay language that is easy to read. In this semester we will be editing an ‘intellectual lifestyle magazine’ on architecand ease of a lifestyle magazine. The product will be an architecture magazine on holiday: architecture for the insert of the Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Six editors with different backgrounds in the making of a magazine –from lifestyle magazine to professional journal – will each direct a one-day workshop session. They will convey their expertise in lectures and coaching sessions, each building up on the other, focusing on different aspects of the production of a magazine. Language English

Assessment Production of an intellectual lifestyle magazine. 3 ECTS.


International Students

Workshop impression, photo by Markus Käch, 2019

Introductory Lectures

Lecturers Mulan Sun Buschor, Anthony Frank, João Moreira, Raphael Wiprächtiger ............................................................................................................................................................................................................................. Event Workshop Lectures

Wed, 10.03.21 from 09.00 - 12.00 online on ZOOM

For our international students who are new in the masters program - and for anyone else interested - we offer this opportunitiy to get to know some of the arcitectural and graphical basics that will be required in the masters course.

Architecture principles of statics (30min)

The team of the four assistants will introduce you to some of the standards that are needed later on in the course. Each of the assistants will then be your contact concerning the presented topic during the whole semester.

09.00 - 09.30 Anthony Frank Architectural principles of building physics (30min)

09.35 - 10.05 João Moreira Model making and model photography (30min)

10.20 - 10.50 Raphael Wiprächtiger Model photography & image composition (30min)

10.55 - 11.25 Raphael Wiprächtiger Plan representation and layout (30min)

11.30 - 12.00 Mulan Sun Buschor Language

English

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of the following parts: Introductory lecture as a theoretical basis for common understanding Hands-on examples of former semester works, visits of concerned facilitiesand introductions of responsible people Discussion of the presented theory and the sighted examples and facilities Literature recommendations We highly recommend these courses to all our incoming students not only in order to get familiar with our requirements, but also as an opportunity to get to know other students and our facilities.


DANGIO TI, SWITZERLAND COMUNE DI BLENIO

COMUNE DI ACQUAROSSA

Summer School Summer School

vom 28.8. - 5.9.2021 from 28.8. - 5.9.2021 Sprache Language

Deutsch / Englisch German / English Bewertung Assessment

Benotete Projektarbeiten 3 ECTS Marked project work 3 ECTS Teilnehmer Participants

Bachelor- und Masterstudenten aus folgenden Bereichen: • Architektur Architecture • Innenarchitektur Interior Architecture • Stadtplanung Urban Planning • Landschaftsarchitektur Landscape Architecture • Sozialarbeit Social Work (Italienischkenntnisse sind von Vorteil Italian language skills are an advantage) Kosten Fee

ca. CHF 400.- (Inkl. Vorträge, Workshop, Unterkunft, Abendessen nach der Schlusskritik) Kontakt Contact

summerschool@4567.ch


Summer School

Photo by Mulan Sun Buschor, Dangio 2020

RE-ACTIVATE THE NEIGHBORHOOD! VALLE DI BLENIO

Modulverantwortung Module Leader Ludovica Molo Dozierende Lecturers Ludovica Molo, Mulan Sun Buschor, Alex Willener,

Franco Bezzola, Daniel Fuchs, Philippe Grossenbacher .................................................................................................................................................................................................... Introduction

We are happy to announce the 6th “Summer School Ticino,” an annual ten-day workshop in the late summer that brings together students from multiple disciplines. The program aims to investigate the real – to understand and integrate the many facets and realities of small-scale planning and spatial development into a comprehensive and coherent approach. The goal is to develop a project to reactivate the old center of Dangio. Dangio is a small village in the Valle di Blenio – the valley of the sun – a place that has great architectural and naturalistic charm, but in recent times has struggled to remain vibrant. Like in other mountain regions, more and more people have moved away in favor of a different lifestyle and so, one by one, the workshops and stores have closed their doors. Finally, the village center and many of its homes stand abandoned. Planning a sustainable regional development for this area must take into account a variety of facets. An integrative and therefore interdisciplinary approach is needed to address not only architectural, but also social and economic aspects. You will identify the ingredients necessary for a bottomup reactivation that transforms the village into a lively neighborhood. 87


.............................................................................................................................................................................................................................

Feldforschung und Entwurf In situ Fieldwork and Design In situ

The task is about a research based design. The future scenario should act on many levels and include many facettes. We are interested in the bigger scale and the bigger picture of Valle di Blenio. The project therefore should not only focus on one building, but also support an overall idea for all of the three: House - Village - Valley. We will search for meaningful relationships between House and Village, between Village and Valley and between House and Valley. We think a all inclusive sustainable development can only happen, when there is a greater idea to the context.

Dangio, Valle di Blenio

There are many different aspects to design. The large group of students will divide into different small groups for a specialization. The ideas and results of the small groups will later be exchanged and brought together to one design project. It is important that the vision for the whole doesn‘t get lost on the way. Try to think the small scale intervention in a creative way as a big scale urban development. Social sustainability should be achieved through spacial design and program. Ideally the house generates a value to the public space surrounding the house.

88


RE-ACTIVATE the neighborhood!

RE-ACTIVATE!

incorporating interdisciplinary planning approaches

landscapes

economics

1st Make the valley great again! infrastructures

2 Re-Innovation for Re-population! nd

3rd Re-activate the neighborhood!

topographies

89

Summer School Ticino 2019

Summer School Ticino 2020, photo by Sandra Bühler

https://cnaf.ch/en/the-festival/

environmental

social behaviour


6

Agenda

Masterkurs Master‘s Course

SEMESTER PLAN Spring Semester 2021 – FS21 MASTER OF ARTS IN ARCHITECTURE SW 1 KW 8 Mo 22.2

2 9 1.3

09:00

09:30

3 10 8.3 FV Input André Bideau

09:30

12:00 10:00 19:00

Di 09:00 14:00 15:15 13:00

13:00

BV

13:00

3.3 09:00

FP Focus Work / Studio

09:00

SR Virtual Study trip

FV Input André Bideau

10:15 14:00 15:15

BV

13:00

16.3

09:00

FV Input André Bideau

09:15 14:00

09:30

BV

13:00

09:15 10:15 18:00

24.3

FP Focus Work / Studio

09:00

BV

30.3 VT Table review - building profiles Theme concept review

14:00

17.3

FV Input André Bid

12:00

23.3

VT Individual Research Lecture seminar 2 Lecture seminar 3 Individual Research

10.3 FP Focus Work / Studio

6 13 29.3

12:00

9.3 09:15

5 12 22.3 09:30

12:00

I Exhibtion "Holzverbindungen - Ausdruck tektonischer Kultur“ 2.3 VT Einführung / Introduction 09:15 VT Individual Research Input 1, Scientific paper Methodology 14:00 Lecture seminar 1 Handout analyse - building profiles VT Start thesis book

Mi

4 11 15.3

VT Individual Researc Lecture seminar 4 Lecture seminar 5 Hand-in - buildin

31.3 FP Focus Work / Studio

09:00

FP Focus Work / St

Startveranstaltung Thesis mit FHNW

4.3

Do 09:00 12:15

FP Focus Work / Studio

09:00

12:15

5.3 09:00

27.2 28.2 11 18

13:00

09:15

VT Individual Research

09:00

FP Focus Work / Studio

11:15

09:30 11:15 13:00

09:15

FV Input Material FV BV

09:00

09:30 11:15 13:00

09:15

09:00

12:15

09:00

FV Input Material FV BV

09:15

26.5 FP Focus Work / Studio

09:00

09:00

FP Focus Work / Studio

09:00

KN NZZ Magazin

Fr

Sa So

8.5 9.5

Thesis Bank Holiday Miscellaneous Organizational

20.5 Auffahrt Ascent Day

09:00

14.5

21.5

15.5 16.5

22.5 23.5

SW Semesterwoche / Semester week KWKalenderwoche / Calendar week BV Basisvorlesungen / Basic Lectures VT Vertiefungsarbeit / In-depth Study FV Fokusvorlesungen / Focus Lectures FP Fokusprojekt / Project Work KN Keynote Lectures / Keynote Lectures ZK Zwischenkritik / Midterm Review SK Schlusskritik / Final Review

90

27.5

Karfreitag

09:30 12:00

09:15

3.4 4.4 16 23 7.6

09:00

8.6 VT Individual Work

18:00

9.6 FP Focus Work / Studio

3.6

10.6 Fronleichnam Corpus Christi

28.5

4.6

29.5 30.5

5.6 6.6

Karsamstag Ostersonntag

FV Input Energy FV BV

2.6 ZK MIDTERM-REVIEW 2 Master-Thesis HSLU FP Focus Work / Studio

FP Focus Work / Studio

Pfingstsonntag

2.4

1.6 VT Individual Work

Start of Easter Bre

Material Z`Mittag 3 Christian Sumi

26.3

13:00

25.5 VT Individual Work

1.4 FP Focus Work / Studio

27.3 28.3 15 22 31.5 Pfingstmontag Whit Monday

09:00

13.5

Do

SR Virtual Study trip KN trans magazin ETH Zurich

20.3 21.3 14 21 24.5

19.5 FP Focus Work / Studio

09:00

19.3 KN OASE Magazine Asli Ciçek, Brussel

18.5 VT Individual Research

12.5

Mi

09:00

25.3

Material Z`Mittag 2 Simon Glaus

13.3 14.3 13 20 17.5

11.5

Di

18.3 FP Focus Work / Studio

12.3 KN Werk Bauen Wohnen Roland Züger, Zurich

6.3 7.3 12 19 10.5 FV Input Structure FV BV

09:30

09:00

Material Z`Mittag 1 Udo Thönnissen

Fr

Sa So SW KW Mo

11.3 FP Focus Work / Studio

11.6

Ende Kontaktstudium End of contact study

12.6 13.6

Final submission t digital


6 13 29.3

t André Bideau

09:30

7 14 5.4 FV Input André Bideau

8 15 12.4 Ostermontag

12:00 13:00

09:15 10:15 14:00 18:00

BV

13:00

6.4 VT Individual Research Lecture seminar 4 Lecture seminar 5 Hand-in - building profiles

31.3 s Work / Studio

09:00

09:15

7.4 FP Focus Work / Studio

09:00

09:00

1.4

8.4 Start of Easter Break

09:00

BV

09:00

09:00

13:00

09:15

09:00

BV

13:00

09:00

FV Input Structure FV BV

27.4 VT Midterm review Block 1

09:15

VT Midterm review Block 2

28.4 FP Focus Work / Studio

22.4 ZK ZWISCHENKRITIK Master

09:30 11:15

21.4 ZK MIDTERM-REVIEW 1 Master-Thesis with FHNW in Horw FP Focus Work / Studio

15.4 FP Focus Work / Studio

FV Input André Bideau

20.4 ZK MIDTERM-REVIEW 1 Master-Thesis with FHNW in Horw

14.4 FP Focus Work / Studio

09:30

10 17 26.4

12:00

13.4 End of Easter Break VT Individual Research

09:00

s Work / Studio

FV Input André Bideau

12:00

30.3

e review - building profiles me concept review

09:30

9 16 19.4

09:00

FP Focus Work / Studio

29.4 FP Focus Work / Studio

09:00

FP Focus Work / Studio

erial Z`Mittag 3 stian Sumi 18:30

2.4

9.4

16.4

Karfreitag

3.4 4.4 16 23 7.6

Karsamstag Ostersonntag

09:00

10.4 11.4 17 24 14.6

Master-INFO mit Master-Ausstellung

23.4

30.4

KN The Funambulist Léopold Lambert, Paris

17.4 18.4 18 25 21.6

09:00

24.4 25.4 19 26 28.6

1.5 2.5 20 27 5.7

t Energy 12:00

8.6

idual Work

18:00

9.6

15.6

VT Abgabe Thesisbuch elektronisch VT Hand-in thesis book (digital)

22.6

29.6

Final submission textwork digital

09:00

16.6

23.6

30.6

s Work / Studio

09:00

10.6

17.6

24.6

e Kontaktstudium of contact study

09:00

18:00

18.6 09:00

12.6 13.6

91

19.6 20.6

25.6 FP Abgabe Pläne und Modelle Submission plans & models Rooming of the Atelier

12:00

26.6 27.6

7.7 SK FINAL REVIEW Master-Thesis with FHNW in Muttenz

1.7

leichnam us Christi

11.6

6.7 SK FINAL REVIEW Master-Thesis with FHNW in Muttenz

2.7 VT Abgabe Thesisprojekt VT Submission Thesisproject

09:00

3.7 4.7

8.7 SK SCHLUSSKRITIK Master -Focus Energy, Material

Sommerfest Summer Party

9.7

SK SCHLUSSKRITIK Master - Focus Structure

10.7 11.7

KN AD Magazine Lena Schimmelbusch, Rome



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