Postmodernismus in der Schweiz - Zwischen Kontinuität und Bruch

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Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018 - Postmodernismus in der Schweiz

Postmodernismus in der Schweiz Zwischen Kontinuität und Bruch

Masterstudiengang Architektur Essaysammlung Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018


Titelbild: Boschetti Fonso, Centre Communal, ChĂŠserex, 1989

Masterstudiengang Architektur Departement Technik und Architektur Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Modulverantwortung: Prof. Dr. Oliver Dufner Dozierende: Prof. Dr. Oliver Dufner, Dr. Christoph Wieser Assistentin: Patricia Lehner


INHALT

Vorwort

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Welche Realität?

9

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio Moritz Cahenzli Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?

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Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat Shehrie Islamaj Nostalgia as an Architectonic Resource

59

Masonry and its linguistic character Guilherme José Meier Zeichen fundamentaler Differenz

79

Valerio Olgiati’s Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi Roman Stock Themenübersicht der weiteren Arbeiten

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Bautensteckbriefe

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VORWORT

‘Postmodernismus in der Schweiz – Zwischen Kontinuität und Bruch’ Wir haben im letzten Jahr einen Zyklus gestartet, der sich der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts anhand debattenprägender –ismen nähert. Dies geschieht im Bewusstsein, dass solche Klassifizierungen nur den groben thematischen Rahmen abstecken können und sich Fragestellungen manchmal unter verschiedenen –ismen abbilden lassen. Damit die notwendige Vertiefung erreicht werden kann, entwickeln wir das Thema über zwei Semester: Während im ersten Semester die Vermittlung der Grundlagen zu Begrifflichkeit und Anwendung auf konkrete Beispiele bzw. Haltungen in der Schweiz im Vordergrund steht, werfen wir im zweiten Semester einen Blick ins Ausland und beschäftigen uns mit der internationalen Ausprägung des Themas. Im kommenden Jahr wenden wir uns dem Postmodernismus zu. Die Postmoderne ist ein gattungsübergreifendes Phänomen, das ausgehend von der Literatur und Philosophie ab den 1960er-Jahren auch in der Kunst und Architektur stil- und debattenprägend wurde. Postmodernes Denken und Handeln versteht sich als Reaktion auf die zukunftsgerichtete Moderne, die von den Zwanzigerjahren bis weit in die Nachkriegszeit dominiert hatte. Getragen vom wirtschaftlichen Aufschwung schienen alle Probleme, trotz des Kalten Krieges, lösbar. Ende der 1960er-Jahre stiess dieser Optimismus jedoch an seine Grenzen. Die einsetzende kritische Reflexion umfasste gesellschaftliche wie ökonomische Themen und führte gerade im Zusammenhang mit der Studentenrevolte und dem Vietnamkrieg zu ganz neuen Fragestellungen. In den Geisteswissenschaften war deshalb die Frage zentral, ob ein Bruch mit der Moderne oder eine Kontinuität unter neuen Gesichtspunkten angestrebt werden soll. Beim Philosophen Georg Kohler ist die Postmoderne zwar immer noch eine Station der Moderne, sie kürzt diese jedoch „um den Modernismus, d. h. um den Hang, durch die unentwegte Wiederholung von Avantgarde-Attitüden ihre Identität als unumkehrbare Fortschrittsbewegung zu festigen.“ Moderne Themen wie Utopie und Abstraktion wurden in vielen Bereichen durch Realitätsbewusstsein und Bildhaftigkeit ersetzt. In der Architektur sind dies etwa die Beschäftigung mit der historischen Stadt und der Einbezug der Semiotik. Die Unterscheidung von Inhalt und Bedeutung der Zeichen führte zur Frage, welches Bild Architektur vermitteln und auf welche Basis es sich abstützen soll. Im europäischen Kontext erwachte das Interesse an Handwerklichkeit und Konstruktion als Träger der architektonischen Bildsprache. Die Bandbreite möglicher Formulierungen war – ganz im postmodernen Sinn – pluralistisch. So entstand gleichzeitig der Technizismus angelsächsischer Prägung (z.B. Norman Foster, Richard Rogers, Frei Otto), und die Neuinterpretation bewährter Typologien und Stilelemente (z.B. Oswald Mathias Ungers, Aldo Rossi, Rob und Leon Krier). Dem britischen Architekten Charles Jencks gelang es mit der Publikation The Language of Post-modern Architecture (1978), quasi die Deutungshoheit über die damals relevanten Positionen einzunehmen. Ausgehend von der Sprengung der Siedlung Priutt-Igoe in St. Louis 1972 als Sinnbild für die Überwindung der Ideale der CIAM entwarf er eine Vorstellung, die sich in idealisierter Weise mit 4


tradierten Formen historischer Architektur auseinandersetzte. Neben Jencks kam dem deutschen Architekturtheoretiker Heinrich Klotz eine wichtige Rolle zu. Sein Diktum der `Architektur als Bedeutungsträger` prägte die Debatte nachhaltig. Klotz sprach davon, „Gehalte zu veranschaulichen, die nicht alleine die funktionalen Eigenschaften eines Bauwerkes hervorheben, sondern hinzutretende, auch auf ausserarchitektonische Zusammenhänge verweisende Mitteilungen enthalten.“ Die Situation in der Schweiz war im Bereich der Architekturlehre stark geprägt von der Präsenz Rossis an der ETH und der Tessiner Tendenza, deren Auseinandersetzung mit Typologie und Territorium wegweisend werden sollte für den späteren Aufschwung der Schweizer Architektur. Zugleich fand eine Beschäftigung mit der ingeniösen Architektursprache wie sie in Grossbritannien gepflegt wurde statt. Wichtige Exponenten im Schweizer Kontext waren in der Romandie Vincent Mangeat, Patrick Mestellan und Fonso Boschetti, während in der Deutschschweiz so unterschiedliche Positionen wie diejenige von Theo Hotz, Betrix & Consolascio und Pierre Zoelly die Debatte prägten. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass wesentliche Entwicklungen dieser Zeit im Umfeld der Tessiner Tendenza und der jungen Basler Architekten Herzog & de Meuron stattfanden. Wir verzichten jedoch bewusst auf eine vertiefte Besprechung dieser Positionen und verweisen auf die Semesterunterlagen `Aufbruch ins Eigene – Tessiner Tendenza und ihre Folgen` (FS15) sowie `Basel um 1980 – Zwischen Postmoderne und Swiss Box` (HS16). Wir widmen uns auch in diesem Jahr einem Thema, das unserer Einschätzung nach für die heutige Lehre und Entwurfsdebatte in der Schweiz relevant ist. Der Inhalt des Moduls ist getragen von der Überzeugung, dass entwerfende Architekten und Architektinnen in der Beschäftigung mit der beruflichen Praxis und Theorie von grundlegenden Phänomenen der Architektur wie auch von den konkreten Bedingungen und Themen beeinflusst werden, die innerhalb des Fachdiskurses geführt werden. Deshalb bietet die Auseinandersetzung mit der jüngeren Architekturgeschichte, ihren Planungen, Bauten und Protagonisten ein relevantes Feld zur Reflexion der eigenen entwerferischen Tätigkeit und der Verortung innerhalb des historischen Kontextes. Das Semester gliedert sich in drei Abschnitte: Zunächst erarbeiten wir uns mittels Lektüre, Exkursionen und Inputreferaten einen Überblick sowie ein Vokabular, um das Thema zu verstehen, einzugrenzen, und für die eigene Argumentation nutzbar zu machen. Im Anschluss daran dient dieses Wissen als Grundlage für die eigenständige, schriftliche Auseinandersetzung mit einem selbst gewählten Aspekt zum Thema, das in Form eines Vortrages präsentiert wird. In der dritten Phase werden die formulierten Thesen weiter verfeinert und als umfangreiche Textarbeit in eine verbindliche Form gebracht. Im Fokus unserer Betrachtung steht die differenzierte Beschäftigung mit der Theorie und Praxis einer Generation von Architekten, welche die Themen und den Formenkanon des 20. Jahrhunderts stark prägten und bis heute als Fixpunkte der architektonischen Debatte dienen. August 2018 Oliver Dufner / Christoph Wieser 5


Studierende Ola Abdu / Joël Amorim / Ana Bela Amstad / Jennifer Bader / Predrag Bekcic / Rineta Berisha / Alberto Berruto / Jolien Bloem / Moritz Cahenzli / Kai Chen / Noah Gisiger / Patrick Goldinger / Shehrie Islamaj / Fabio Isler / Milana Jotic / Christina Luckhardt / Manuel Martinez / Guilherme Meier / Bejan Misaghi / Dominic Roth / Milot Shala / Roman Stock / Elena Todorova / Moritz Widmer / Yue Zhang

Vorträge Gregory Grämiger, Dr. sc. ETH, Dipl. Arch ETH Vortrag an der HSLU 'House of Mirrors: Some Reflections on Postmodernity' Ernst Hubeli, Univ. Prof. Architekt Vortrag an der HSLU 'Postmoderne in der Schweiz' Maria Conen, Architektin ETH BSA SIA Vortrag an der HSLU 'Das Bild der Postmoderne'

Exkursionen Zürich und Umgebung Begleitung durch Frida Grahn, MSc ETH Arch / MAS ETH gta Suisse Romande Begleitung durch Vincent Mangeat, Architekt, Nyon

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Texte Lektüreseminar Seminar 1 Böhme, Gernot, 2006. Architektur und Atmosphäre. München: Wilhelm Fink Verlag. S. 7-12. Kohler, Georg, 2010. Begriffe der Postmoderne: Ein Vorschlag. In: J. Albrecht, G. Kohler, B. Maurer, Hrsg. Expansion der Moderne: Wirtschaftswunder – Kalter Krieg – Avantgarde – Populärkultur. Zürich: gta Verlag, S. 25-38

Seminar 2 Klotz, Heinrich, 1994. Moderne und Postmoderne. In: Welsch, Wolfgang (Hrsg). Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion. Berlin: Akademia Verlag GmbH. S. 99109 Jencks, Charles, 1980. Die Sprache der postmodernen Architektur. In: Welsch, Wolfgang (Hrsg). Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion. Berlin: Akademia Verlag GmbH. S. 85-98

Gäste Schlusskritik Gregory Grämiger, Dr. sc. ETH, Dipl. Arch ETH Frida Grahn, MSc ETH Arch / MAS ETH gta

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Welche Realität? Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von BÊtrix & Consolascio

Herbstsemester 2018 Von Moritz Cahenzli

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Postmodernismus in der Schweiz - zwischen Kontinuität und Bruch, mit der Darstellung von Realismus in der Architektur. Im Zentrum dieser Arbeit steht das Gewerbehaus Berani in Uster von Bétrix & Consolascio. Durch die Aufarbeitung dreier Publikationen der archithese zwischen 1975 und 1977, die sich mit dem Thema Realismus auseinandersetzen, wird der Begriff gefasst und gleichzeitig der Kontext berücksichtigt, in dem sich die damals jungen Architekten bewegten. Es bildeten sich zwei unterschiedliche Positionen, der von Robert Venturi geprägte, populäre Realismus und der von Aldo Rossi geprägte, rationale Realismus. Die Arbeit versucht aufzuzeigen, wie diese Theorien die Architektur von Bétrix & Consolascio am Gewerbehaus beeinflusst haben. Dabei zeigt sich, dass beide Positionen prägend für das Büro waren und diese zudem gar nicht so unterschiedlich sind.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Welche Realität? Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio Verfasser Moritz Cahenzli Gaidlaweg 3 7204 Untervaz Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio


Inhalt

Abstract

1. Einleitung

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1.1 Thema und Fragestellung

7

1.2 Vorgehen und Methode

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2. Hauptteil

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2.1 Vorgefundene Realität

11

2.2 Zeichen, Symbole und Ironie

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2.3 Form und Typus

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2.4 Material

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3. Schlusswort

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4. Literaturliste 5. Abbildungsverzeichnis 6. Redlichkeitserklärung

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Abb.1 Ackerstrasse in Uster

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1. Einleitung

Das Foto des Gewerbehauses Berani und seiner Umgebung, aufgenommen an einem kalten Wintermorgen bei Nebel und schwach durchscheinender Sonne, zeigt meine Faszination für dessen Architektur. Abb.1 Auch darum, weil es mich auf den ersten Blick ratlos zurücklässt und ich mich frage, wie es zu dieser gewählten Komposition von Formen und Materialien kommen konnte.

Die Monographie von Marie-Claude Bétrix und Eraldo Consolascio verzichtet bewusst auf eine doppelte Autorenrolle, da sie „neugierig darauf waren, in welcher Art und Weise ihre Entwürfe und Realisierungen durch die Interpretation ein Eigenleben erlangen.“1 Abb.2 Der Autor des Buches, Sylvain Malfroy bezeichnet die Haltung der beiden Architekten als realistisch, denn die Bedeutung ihrer Taten, also ihrer Bauten und Projekte, komme ohnehin früher oder später abhanden. Demzufolge können sie gleich auf die eigene Interpretation ihrer Werke verzichten und den Wechsel der Perspektive zu Nutze machen. 2

1.1

Thema und Fragestellung

Die damals jungen Architekten Aldo Rossi und Robert Venturi schrieben im Jahr 1966 je ein Buch3 und schufen dadurch die theoretische Grundlage für eine Strömung, die später von Charles Jencks „Postmoderne“ getauft wurde. Beiden Autoren ging es nicht um einen Bruch mit der Moderne, sondern vielmehr um eine Korrektur. Ein Kritikpunkt war, dass sich die Architektur mit ihren utopischen Projekten von der Gesellschaft und somit auch von den Menschen entfernt hat.4 „Als intern geführte, intellektuelle Diskussion hatte die Architektur an Bedeutung Abb.2 Monografie von Bétrix & Consolascio

eingebüsst und erschien sprachlos, dem alltäglichen Leben und somit der Realität entrückt.“5

1 2 3 4 5

7

Malfroy, 2008. S.9 ebenda Robert Venturi schrieb "Komplexität und Widerspruch in der Architektur", Aldo Rossi schrieb "Die Architektur der Stadt" Arnold, 2017. S.8 ebenda

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Sie proklamierten die Abkehr des nüchternen Formalismus hin zu einer Architektur des Realismus.6 Doch was bedeutet das? Und welche Realität widerspiegelt sich in der gebauten Architektur? Es muss berücksichtigt werden, dass die beiden Figuren in unterschiedlichen Kontexten arbeiteten und lebten. Stanislaus von Moos schreibt im Artikel Zweierlei Realismus von dieser Diskrepanz in Bezug auf die Deutung des Begriffs.7 Er unterscheidet zwischen populärem Realismus in Amerika und rationalem Abb.3 Heft 13/1975 Las Vegas etc. oder: Realismus in der Architektur

Realismus in Italien. Während die Amerikaner die „populäre Bildersprache des Alltags“8 als wichtigster Bezugspunkt sehen, gehen die Europäer 9 noch einen Schritt weiter und fordern, dass „die Architektur nicht nur eine gesellschaftliche Wirklichkeit“, sondern auch eine „eigene Wirklichkeit der Form“10 aufweist.

1978 gründeten die beiden jungen Architekten Marie-Claude Bétrix und Eraldo Consolascio ihr gemeinsames Büro. In einer Zeit, in der das Thema Realismus in der Architektur hochaktuell war und sich auch in ihren Arbeiten niederschlug.11 1982 stellten sie das Gewerbehaus in Uster fertig. Ein Bau der auf vielen Ebenen fasziniert und in dieser Arbeit als Untersuchungsgegenstand dient. Die Arbeit geht der Frage nach, wie die Architekten Bétrix & Consolascio die Wirklichkeit im Gewerbehaus Berani in Uster darstellen. Im Sinne von Malfroy stellt diese Arbeit eine Sichtweise auf die Architektur von Bétrix & Consolascio dar. Abb.4 Heft 19/1976 Realismus in der Architektur

Der Begriff Realismus wird in den untersuchten Texten auch immer wieder durch die Wörter Wirklichkeit oder Alltäglichkeit ersetzt. Es zeigt die Vielschichtigkeit des Ausdrucks und die Schwierigkeit ihn auf eine konkrete Sache zu reduzieren.

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Arnold, 2017. S.8 von Moos, 1977 von Moos, 1977. S.60 Neben Aldo Rossi beteiligen sich noch weitere Architekten und Theoretiker aus Europa an dem archithese Heft 19 aus dem Jahr 1976, die eine ähnliche Auffassung von Realismus in der Architektur vertreten. Für diese Arbeit relevant wären das: Bruno Reichlin, Martin Steinmann und Giorgio Grassi. Reichlin. Steinmann, 1976. S.6 In dieser Phase arbeiteten sie mit Bruno Reichlin und Fabio Reinhart zusammen, Reichlin ist auch am Gewerbehaus in Uster beteiligt. Eraldo Consolascio arbeitet davor mit Aldo Rossi an einer Studie über die ländliche Architektur im Kanton Tessin. Das Büro pflegte also eine gewisse Nähe zu Aldo Rossi und seinen Ideen. Malfroy, 2008

Welche Realität?


1.2

Vorgehen und Methode

Die Einleitung führt in den Begriff des Realismus in der Architektur ein und zeigt die beiden Positionen von Venturi und Rossi, sowie deren Mitstreiter. Damit soll aufgezeigt werden, in welchem Kontext die beiden jungen Architekten MarieClaude Bétrix und Eraldo Consolascio ihr Schaffen begannen. Im Hauptteil wird auf ein Frühwerk des Büros eingegangen, dem bereits genannten Gewerbehaus Berani in Uster, und mittels Beschreibung, Bildern und Plänen dem Leser zugänglich gemacht. In den darauffolgenden Kapiteln wird der Bau in Bezug auf Abb.5 Heft 7-8/1977 mit dem Artikel Zweierlei Realismus. Nach der Fusion heisst die Zeitschrift vorübergehend werk - archithese

den Realismusbegriff und dessen Darstellung eingeordnet, wobei eine Besichtigung vor Ort und Texte12 der Architekten selbst zum Verständnis dienten. Um das komplexe Thema fassbar zu machen und den Schweizer Kontext dieser Zeit zu berücksichtigen, dienen vor allem die Publikationen aus der archithese als Grundlage für diese Arbeit. Dazu gehören drei Ausgaben, die zwischen 1975 und 1977 erschienen sind. Das erste Heft trägt den Titel Las Vegas etc. oder: Realismus in der Architektur, Abb.2 das sich auf den amerikanischen, populären Realismus konzentriert. Das zweite Heft heisst Realismus in der Architektur Abb.3 und behandelt mehrheitlich den europäischen, rationalen Realismus. Im dritten Heft Abb.4 folgt der Artikel von Stanislaus von Moos Zweierlei Realismus, der die ganze Debatte zu einem vorläufigen Ende führt, ansonsten aber keine weiteren Artikel zum Thema hat. Die Arbeit unternimmt den Versuch, die Theorien, die in den oben genannten Artikeln zum Thema des Realismus in der Architektur publiziert wurden zu

Abb.6 Heft 3/1983 mit dem Artikel Lagerhaus

fassen, und anhand eines konkreten Baus, der kurze Zeit später fertiggestellt wurde, zu veranschaulichen. Im Sinne von Malfroy ist diese Arbeit eine mögliche Interpretation des Gewerbehauses von Bétrix & Consolascio.

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Damit sind der Artikel Lagerhaus im archithese Heft 3 aus dem Jahr 1983 mit dem Titel Zweckarchitektur und die Monografie mit dem Namen Perspektivwechsel von Bétrix & Consolascio gemeint. archithese. (1983).

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Abb.7 Vorderansicht Gewerbehaus Berani

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2. Hauptteil

2.1

Vorgefundene Realität

Das Gebäude von Bétrix & Consolascio steht seit 1982 im Industriequartier von Uster und dient der Berani Kugellager AG als Verkaufsladen, Büros, Lagerräume, Werkstatt und Pikett-Wohnung.13 Das Haus empfängt den Besucher mit zwei streng geometrischen Backsteinwänden, die sich zur Ecke hin auflösen und eine grosse Lücke für das Treppenhaus und den Lift entstehen lassen. Die beiden abgeschnittenen Backsteinwände werden über der Öffnung mit einer um 45 Grad abgeknickten Wand aus Backsteinen verbunden und nach oben weitergeführt. Dadurch entsteht ein turmähnliches Gebilde, das den Rest des Hauses überragt und den Haupteingang zur Strasse hin markiert. Vergleicht man die Axonometrie Abb.8 und das fertige Gebäude, Abb.7 lassen sich Unterschiede in der Ausformulierung des „Kopfes“, erkennen. In der Zeichnung fehlt das Vordach aus Beton komplett und die Öffnung war spitz zu einem Dreieck zulaufend gedacht. Konstruktive Schwierigkeiten könnten die Ursache für die Diskrepanz zwischen Zeichnung und Ausführung sein, denn durch eine zweite Ebene im Zickzack-Muster versuchten die Architekten, das Dreieck trotzdem zu „zeichnen“.

Das Gebäude steht auf einem kleinen Betonsockel und wird durch ein feines Vordach aus vorfabrizierten Betonelementen mit Unterzügen abgeschlossen. Dazwischen bilden rote und gelbe Backsteine eine feste Wand mit einem diagoAbb.8 Axonometrie

nalen Muster, ohne dass auch nur ein Stein zerschnitten werden musste.14 Die Backsteine liegen immer im rechten Winkel zueinander. Folgt die Wand nicht dem Raster, wie zum Beispiel beim Eingangsturm, entsteht ein Zickzack-Muster, das der Mauer eine Struktur und Tiefe gibt und sie wie ein Vorhang erscheinen lässt.

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www.berani.ch, 2019 Erlach. Stöckling, 1989. S.67

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Die beiden anderen Fassaden zeigen ein ganz anderes Bild des Hauses. Horizontal liegendes Wellblech schliesst den massigen Winkel aus Backsteinen auf der hinteren Seite zu einem Ganzen ab. Durch die horizontale Ausrichtung, die Leichtigkeit des Materials und der Biegung um die Ecken erweckt die Wand den Eindruck aufgehängt zu sein. Die Art wie sie auf die Backsteinmauern trifft, begünstigt diese These nochmals. Das Wellblech läuft hinter die Backsteinwand und es entsteht, je nach Perspektive, ein Spalt der die beiden Systeme trennt und die Hierarchie der zwei Fassaden unterstreicht.

Als Ganzes betrachtet stellt der Grundriss ein Quadrat dar. Die einfache Form setzt sich aus zwei Teilen zusammen, dem winkelförmigen Teil mit Mauern aus Backsteinen, in dem sich die Büros befinden, sowie dem quadratischen Lagerbereich mit Stützen aus Beton, gegen Aussen mit Wellblech geschützt. Getrennt sind die zwei Bereiche durch einen Lichtschacht, der vom Dach bis in das Erdgeschoss reicht. Typologisch gliedert sich das Gebäude in einen repräsentaAbb.9 Grundriss des 2. OG Die drei Etagen sind im Grundriss beinahe deckungsgleich

tiven und einen untergeordneten Teil, was bereits die unterschiedliche Ausformulierung der beiden Fassaden erkennen lässt. Der Grundriss unterliegt einer strengen Ordnung und ist symmetrisch entlang der Diagonalachse angeordnet. Die Symmetrie wurde strikt durchgezogen und zeigt sich sogar am Schalungsmuster der sichtbar gelassenen Betondecke, das die Symmetrieachse erkennen lässt.

18

12

Welche Realität?


2.2

Zeichen, Symbole und Ironie

Stanislaus von Moos stellt im Artikel Zweierlei Realismus die Frage, „auf welche Realität Architektur realistisch sein müsste“, […], ganz abgesehen von der Frage, ob sie es in ihren Funktionsprogrammen, in ihren Konstruktionsprinzipien oder in ihren Formen sein sollte.“15 Dieses Kapitel konzentriert sich darauf, wie die Realität mittels Zeichen und Symbolen in der Architektur dargestellt wird.

Das Heft 13, Las Vegas etc. oder: Realismus in der Architektur, behandelt vorwiegend Robert Venturi und Denise Scott Brown und ihre neuesten Erkenntnisse, die sie durch ihre Publikation Learning from Las Vegas,16 erlangt hatten. „Wir haben Las Vegas studiert unter anderem weil die Leute (zumindest Leute, die dem Mittelstand und den unteren Schichten angehören) Las Vegas zu schätzen scheinen, jedenfalls mehr als sie jene Architektur schätzen, von der ihnen die Architekten sagen, dass sie sie eigentlich schätzen sollten.“17 Früher standen sie noch stark unter dem Einfluss italienischer Architektur, insbesondere des Manierismus. Doch sie haben dazugelernt und verschoben ihren Fokus mehr auf das „Gewöhnliche und die Folklore“, 18 Allerdings betonen sie auch, dass die Quelle nicht so wichtig ist wie die Verarbeitung. Sie orientieren sich dabei an den Pop-Künstlern zu dieser Zeit, „dem Pop Künstler kommt es nicht sosehr auf die gewöhnliche Realität an, derer er sich bedient, als auf ihre Verarbeitung – indem er den Kontext, den Masstab, die Proportionen verändert.“19 Sie beschäftigen sich also mit ihrer Umwelt und der Gesellschaft in der sie leben und Häuser bauen. Dabei versuchen sie, „die bestehende Realität zu feiern, zu steigern, künstlerisch zu transzendieren, und nicht, ihr die idealistische Utopie einer „heilen“ Alternative entgegenzuhalten.“20 So gehört dann die Nachahmung zu einem wichtigen Stilmittel ihrer Architektur,

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13

von Moos, 1977. S.60 von Moos beschreibt es wie folgt: "Learning from Las Vegas ist zunächst ein Bilderbuch. Es präsentiert sich mit schiefergrauem Leinendeckel und Goldlettern wie ein opulentes Firmengeschenk von Chevrolet oder wie die Getränkekarte im Ceaser's Palace von Las Vegas selbst. Schon auf dem Deckel aufgeklebt: eine FataMorgana von Vergnügen und Lustgewinn versprechenden Signalen und Tafeln, unter einem tiefblauen Kodak himmel aus dem Wüstensand von Nevada aufsteigend." von Moos, 1975. S.6 von Moos. Venturi. Scott Brown, 1975. S.21 von Moos. Venturi. Scott Brown, 1975. S.17 ebenda von Moos. Venturi. Scott Brown, 1975. S.10

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Abb.10 Backsteine als Bedeutungsträger

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wobei dem kleinen Wort almost (=beinahe) eine grosse Bedeutung zukommt. Ihre Akzeptanz der vorherrschenden Konsumgesellschaft oder von Las Vegas ist nicht bedingungslos zu verstehen, sondern teilweise ironisch. Im Interview erklären sie, dass „der Künstler das Material für seine Kunst jener Welt entnimmt, die ihn umgibt. Wenn der Künstler mit seiner Welt im Einvernehmen ist, dann benützt er dieses Material geradeheraus und unmittelbar; wenn nicht, dann ironisch. Wir glauben, dass wir es ironisch verwenden: wir lachen, um nicht zu weinen.“21 Sie verwenden die Zeichen und Symbole also nur beinahe so, wie sie in Las Vegas verwendet werden.

Es wäre falsch, am Gewerbehaus Berani nach Zeichen und Symbolen von Las Vegas zu suchen. Vielmehr geht es darum, Venturis Theorien im Schweizer Kontext anzuwenden und herauszufinden, was der Bau nachahmt und wie diese Nachahmung umgesetzt wurde. Bétrix & Consolascio sagen, dass sie für die Bauaufgabe von dem gewöhnlichen Industriebau des 19. Jahrhunderts ausgegangen sind. 22 Das erklärt einerseits die Verwendung von Backsteinen. Allerdings wurde die Polychromie der alten Backsteinbauten nicht einfach kopiert, sondern in abstrakter Form angedeutet. Wurden früher die unterschiedlichen Farben der Backsteine dazu verwendet, um die konstruktiven Teile zu kennzeichnen und der Fassade eine Plastizität zu geben, so verkommt die Fassade in Uster zu einem zweidimensionalen Bild. Die, je nach Betrachtungsweise gelben Streifen auf rotem Grund oder roten Streifen auf gelbem Grund, verlaufen ohne Rücksicht auf die Fenster diagonal über die Mauer. Obwohl das Muster der Logik der Backsteine und der Aufschichtung folgt, bringt es „den Eindruck von Festigkeit der Fassade ins Wanken“.23 Noch deutlicher wird die Abstraktion da, wo sich die beiden Mauern verbinden und zum Turm aufrichten. Über der grossen

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von Moos. Venturi. Scott Brown, 1975. S.22 Bétrix. Consolascio, 1983. S.5 Bétrix. Consolascio, 1983. S.6

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Öffnung verlieren die Backsteine jegliche konstruktive Bedeutung, sie sind „eine Idee, die Idee der Darstellung, in einem theatralischen Sinn, die den Schlüssel zum Verständnis des ganzen Baus liefert.“24 Die ursprüngliche Idee mit dem spitz zulaufenden Dreieck, die auf der Axonometrie Abb.8 zu sehen ist, hätte diese Idee vermutlich noch intensiver erscheinen lassen. Es geht den beiden Architekten also nicht darum, den Backstein nur als konstruktives Material analog den alten Industriebauten zu nutzen, sondern ihn als Bedeutungsträger oder als Zeichen zu verwenden, um damit eine Assoziation hervorzurufen.25 Die Rückfassade scheint hingegen nicht auf etwas hinweisen oder abstrahieren zu wollen, sondern ist einfach eine Verkleidung aus Wellblech, die die Wirklichkeit einer Lagerhalle darstellt.

Diese Aufteilung in eine repräsentative Vorder- und eine einfache Rückseite ruft die Theorie des dekorierten Schuppens26 von Venturi hervor. Diese Prognose scheint dem zweiten Blick allerdings nicht standzuhalten, da es auch im Innern Abb.11 Schnitt. Gut zu sehen der Lichtschacht, der die Büros vom Lager trennt.

eine klare Funktionstrennung in einen übergeordneten Büro- und einen untergeordneten Lagerbereich gibt. Bétrix & Consolascio verwenden ihre Analogien nicht auf eine ironische Art und Weise. Einzig in der Gestaltung des Lifts zeigt sich eine gewisse Vorliebe für das Spiel mit der Ironie. Sie platzierten ein von Berani produziertes Kugellager so, dass es mit dem Lift mitfährt ohne allerdings eine spezielle Aufgabe zu übernehmen.27 Ein kleines Symbol, das auf die hergestellten Produkte im Innern des Gebäudes verweist.

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Bétrix. Consolascio, 1983. S.6 Dazu eine Aussage von Giorgio Grassi über die doppelte Bedeutung von Formen: „Der Realismus eines Pilasters besteht gewiss in seiner Funktion, aber auch in den Empfindungen, die von seiner Form ausgelöst werden; in diesen Empfindungen ist von neuem die Stützfunktion des Pilasters enthalten.“ Grassi, 1976. S.19 Ein von Venturi geprägter Begriff. Dekoration und Hinweis auf die Funktion fast unabhängig von der Architektur beigestellt, als Reklameschild auf dem Dach bzw. auf dem Grundstück oder als vorgeblendete zweite Fassade. Erlach. Stöckling, 1989. S.67

Welche Realität?


2.3

Form und Typus

Bruno Reichlin und Martin Steinmann führen mit ihrem Artikel Zum Problem der innerarchitektonischen Wirklichkeit im Heft 19, Realismus in der Architektur, in die europäische Definition von Realismus ein. Sie sagen zwar, dass Architektur der Welt der Gebrauchsgegenstände angehört, die sich den gesellschaftlichen Bedürfnissen anpasst, aber nicht bloss ein Abbild derer sein darf, sondern immer auch in sich eine Wirklichkeit darstellen muss. Gelingt dies nicht, droht der Verfall in einen „platten Soziologismus“. 28 Die Wirklichkeit der Form wird zum zentralen Leitbild. So erzählen sie beispielsweise von Aldo Rossis formaler Analogie des Aquaedukts von Segovia für seinen Entwurf in Mailand Gallaratese. Die Analogie sei „eine Art, die Welt der Formen und der Dinge so unmittelbar zu verstehen, dass sie kaum anders ausgedrückt werden kann als durch andere neue Dinge.“29 Die Geschichte dient den Europäern also als wichtiger Bezugspunkt, allerdings nicht einfach als „Deponie von schon gemachten Erfahrungen“, sondern vielmehr als „Ort, an dem sich die Bedeutungen der Architektur bildet.“30 Dazu Aldo Rossis Aussage:

„L’architettura sono le architetture.“31

Das heisst, dass in der Architektur ein kollektives Wissen steckt, das durch Abstraktion in neuen Bauten weitergegeben wird. Dabei scheint es, ähnlich wie bei den Amerikanern, dass es nicht nur eine mögliche Quelle gibt und deren Verarbeitung und Umsetzung entscheidender ist. Das zeigt sich zum Beispiel in Aldo Rossis Beitrag zum Heft, der einen stark subjektiven Zugang zum Thema des Realismus darstellt. So meint er dann auch, dass es „unsinnig“ sei, aus

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17

Reichlin. Steinmann, 1976. S.5 Reichlin. Steinmann, 1976. S.7 Reichlin. Steinmann, 1976. S.8 ebenda

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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„dem Realismus eine Kategorie“ zu machen.32 Es erscheint müssig, in der Form des Gewerbehauses in Uster eine genaue Referenz zu suchen. Vielmehr stellt das Quadrat im Grundriss, die – zusammen mit dem Kreis – einfachste und beständigste Form dar, die „keinen Platz für den Zufall“ offenlässt.33 Eine Form, die für sich selber stehen und stark wirken kann, und dennoch Spielraum für Veränderungen offenlässt. Ein Spielraum den die beiden Architekten genutzt haben. Bétrix & Consolascio sehen die abstrakte Kunst nicht „als Entfernung von der Wirklichkeit und realistisch nicht mehr als gleichbedeutend mit bildlich“.34 Sie ist vielmehr Hilfsmittel, die Wirklichkeit besser zu verstehen.

Giorgio Grassi lehnt jegliche formalen Experimente ab wenn er sagt, dass "die Architektur auf das Problem des Realismus vor allem dann eine konkrete Antwort gibt, wenn sie ohne Umwege sich selbst ist."35 Die Europäer suchen einen rationaleren Weg um Realismus in der Architektur darzustellen. Sie suchen typische Formen, die als wiederkehrende Lösungen für architektonische Probleme dienen und sich als Typus und dadurch endgültige Antwort manifestieren.36 In Uster zeigt sich das einmal mehr am Beispiel der Fassaden. Die Backsteinmauer verkommt nicht bloss zur Warenhülle, sie verweist auf mehr. Es gibt ein Vordach, geordnete Fenster, einen klar markierten Zugang, einen Betonsockel mit kleinen Kellerfenstern. Alles bewusst gestaltete Elemente, die Analogien hervorrufen. Das Gewerbehaus Berani arbeitet durch die klare Struktur, die Symmetrien, die gegliederten Fassaden und die einfache Form, auf einer rationalen Ebene der Darstellung.

Gleich nach Rossis persönlicher Sicht auf den Realismus folgt der Beitrag von

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18

Rossi, 1976. S.28 Bétrix. Consolascio, 1983. S.5 Bétrix. Consolascio, 1983. S.7 Grassi, 1976. S.18 Grassi, 1976. S.20

Welche Realität?


Denise Scott Brown mit dem Titel Zeichen des Lebens.37 Sie berichtet von der von ihr und Venturi kürzlich veranstalteten Ausstellung, Signs of Life: Symbols in the American City, die eine „kritische Dokumentation des amerikanischen Geschmacks“ sei.38 Sie suchen einen empirischen Zugang zur Wirklichkeit, indem sie durch „Beobachtung des Verhaltens und des Geschmacks der Leute Einsichten gewinnen und diese verbinden mit der Beobachtung der Umwelt, die wir als Architekten machen.“39 Sie spricht über die Unterschiede zu ihren Europäischen Kollegen und betont, dass ihr Stilmittel die Reduktion sei und sie von „konkreten Beispielen aus zu Theorien“ gelangen."40

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19

Scott Brown, 1976. Scott Brown, 1976. S.29 ebenda „Wir teilen das Interesse für den «Realismus»Begriff; wir nähern uns diesem allerdings von unserem eigenen, pragmatischen Standpunkt aus. Das heisst, wir versuchen, unsere Vorstellungen über die architektonische Wirklichkeit durch Reduktion zu bilden: indem wir von den konkreten Beispielen aus zu Theorien gelangen, und nicht umgekehrt. Wir sind nicht der Meinung, unser Weg sei der einzige oder einzig richtige, um sich dem Problem zu nähern: er ergänzt vielmehr die theoretischeren Annäherungen, die viele unserer europäischen Kollegen gewählt haben.“ Scott Brown, 1976. S.29

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Abb.12 Ăœbergang von Backstein zu Wellblech

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2.4

Material

Auch wenn in den untersuchten Theorien das Material eine untergeordnete Rolle spielt, veranschaulicht es doch den Umgang von Bétrix & Consolascio mit dem Thema Realismus. Sie zeigen die Materialien so, wie sie sind. Roh, direkt und ohne sie hinter einer Schicht zu verstecken. Ein Thema, dass die beiden Architekten in all ihren Entwürfen immer wieder begleitet. Sylvain Malfroy meint, dahinter stehen „weniger Überlegungen zur konstruktiven Ehrlichkeit […| als vielmehr das Bestreben, zum einen die Nachhaltigkeit der errichteten Objekte zu sichern und zum anderen dafür zu sorgen, dass sie intensiv erlebt werden“.41 Anders ausgedrückt, erleben die Betrachter über die direkte Darstellung des Materials, die Wirklichkeit oder eben Realität intensiver. Das heisst, dass bei diesem Punkt nicht die Abstraktion bei der Darstellung der Wirklichkeit hilft, sondern das Material eine in sich innewohnende Realität besitzt, die durch die richtige Verwendung gezeigt werden kann. Die genaue Betrachtung des Baus und seinen Detaillösungen zeigt eine ausserordentliche Sorgfalt in der Ausführung. Das Treppenhaus aus verzinktem Stahl passt sich millimetergenau in den Turm aus präzise geschichteten Backsteinen ein und berührt diesen an nur wenigen, sichtbaren Punkten. Die Backsteinmauern sehen auch nach beinahe 40 Jahren noch so aus wie am ersten Tag. Allgemein ist das Gebäude in einem sehr guten Zustand. Einzig die Wellblechfassade ist im Laufe der Jahre durch das nahe Bahngleis und Graffitis verschmutzt worden. Interessanterweise verschonten die Sprayer die Backsteine und sprayten nur auf das Wellblech.

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Malfroy, 2008. S.49

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Abb.13 Wirklichkeit

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3. Schlusswort

Utopien zu entwerfen und dadurch von der Wirklichkeit zu fliehen, hat eine Entfremdung zwischen Architektur und der Gesellschaft und somit den Menschen zur Folge. Dies ist mit ein Grund für die Forderung der postmodernen Bewegung nach mehr Realismus in der Architektur. Realismus hat stark mit der Erkenntnis zu tun, das alles schon da ist und nur wieder neu entdeckt und interpretiert werden muss. Architektur wird zum „Kommunikationsinstrument von alltäglich-zeitgenössischer und permanent-historischer Zeichen.“42 Die Arbeit zeigt die Unterschiede zwischen dem amerikanischen, populären Realismus um Robert Venturi und dem europäischen, rationalen Realismus um Aldo Rossi, wie Stanislaus von Moos sie bezeichnet, wobei sich zeigt, dass die Unterschiede grundsätzlich gar nicht so gross sind. Allerdings haben der unterschiedliche Kontext und die verschiedenen Bezugspunkte eigenständige Architekturen entstehen lassen.

Bétrix & Consolascio stellen die Wirklichkeit durch Abstraktion ebendieser dar. Welche Realität als Ausgangspunkt dient, ist subjektiver Natur. Im konkreten Beispiel des Gewerbehauses Berani in Uster, war der gewöhnliche Industriebau des 19. Jahrhunderts ein wichtiger Bezugspunkt. Sie arbeiten mit gelben und roten Backsteinen, die sie als Bedeutungsträger der Idee vom alten Industriegebäude einsetzen, indem sie ihn, neben der konkreten Anwendung als Mauer, auf ein Zeichen reduzieren. Auf der Hinterseite des Gebäudes spielen sie mit dem Kontrast zwischen der ausformulierten Backsteinfassade und dem gewöhnlichen Wellblech. Die Art wie das horizontal verlaufende Wellblech um die Ecken geht, war für diese Zeit allerdings neu und wurde später mehrfach kopiert. Das Gebäude schaffte es also, zu einem Typus von Industriebauten zu werden. Auf der Ebene der Materialisierung zeigten die beiden Architekten ebenfalls eine

42

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Arnold, 2017. S.9

Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Vorliebe für Realismus. Die verschiedenen Elemente des Gebäudes sind sehr präzise gefügt und das Material wird auf eine direkte und unverfälschte Art gezeigt.

Im Gespräch mit Herr Berani, Bauherr und Nutzer des Gebäudes, zeigte sich wie stolz er auf das Haus ist und wie praktisch es sich darin arbeiten lässt. Ein Aspekt der in der Theorie kaum erwähnt ist und dennoch von grosser Bedeutung in der realen Nutzung ist. Denn worin zeigt sich die Realität mehr, als im alltäglichen Gebrauch durch die Menschen?

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Welche Realität?


4. Literaturliste

Arnold, P. (2017). 50 Jahre Realismus in der Architektur. Von der Postmoderne lernen. Zürich: Reisestipendium aus dem Friedrich Stipendium-Fonds der ETH. Berani Kugellager AG. (2019). Verfügbar unter www.berani.ch (04.01.2019). Bétrix, MC. Consolascio, E. (1983). Lagerhaus. in: archithese. Heft 3. S.5-8. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. Erlach, H. Stöckling, P. (1989). Technik und Bewegung sichtbar machen: der Lift als Designgegenstand. in: Hochparterre. Band 2. Heft 1-2. S.67. Zürich: Verlag Hochparterre. Grassi, G. (1976). Architekturprobleme und Realismus. in: archithese. Heft 19. S.18-24. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. Malfroy, M. (2008). Bétrix & Consolascio. Perspektivwechsel. Zürich: gta Verlag. Reichlin, B. (2011). „Amarcord“ – Erinnerung an Aldo Rossi. in: Aldo Rossi und die Schweiz. Architektonische Wechselwirkung. Zürich: gta Verlag. Reichlin, B. Steinmann, M. (1976). Zum Problem der innerarchitektonischen Wirklichkeit. in: archithese. Heft 19. S.3-11. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. Rossi, A. (1976). Realismus als Erziehung. in: archithese. Heft 19. S.27-28. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. Scott Brown, D. (1976). Zeichen des Lebens. in: archithese. Heft 19. S.29-33. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. von Moos, S. (1975). Las Vegas et cetera. in: archithese. Heft 13. S.5-16. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. von Moos, S. Venturi, R. Scott Brown, D. (1975). Lachen um nicht zu weinen. Interview. in: archithese. Heft 13. S.17-26. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG. von Moos, S. (1977). Zweierlei Realismus. in: werk-archithese. Band 64, Heft 7-8. S.58-62. Niederteufen: Verlag Arthur Niggli AG.

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Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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5. Abbildungsverzeichnis

Abb.1 Ackerstrasse in Uster Aus: Foto Autor. (2019). Abb.2 Monografie von Bétrix & Consolascio Aus: Malfroy, S. (2008). Abb.3 Heft 13/1975 Las Vegas etc. oder: Realismus in der Architektur Aus: archithese Heft 13. (1975). Abb.4 Heft 19/1976 Realismus in der Architektur Aus: archithese Heft 19. (1976). Abb.5 Heft 7-8/1977 mit dem Artikel Zweierlei Realismus Aus: archithese Heft 7-8. (1977). Abb.6 Heft 3/1983 mit dem Artikel Lagerhaus Aus: archithese Heft 3. (1983). Abb.7 Vorderansicht Gewerbehaus Berani Aus: Foto Autor. (2019). Abb.8 Axonometrie Aus: Malfroy, S. (2008). Abb.9 Grundriss des 2.OG Die drei Etagen sind im Grundriss beinahe deckungsgleich Aus: Malfroy, S. (2008). Abb.10 Backsteine als Bedeutungsträger Aus: Foto Autor. (2019). Abb.11 Schnitt Aus: Malfroy, S. (2008). Abb.12 Übergang von Backstein zu Wellblech Aus: Foto Autor. (2019). Abb.13 Wirklichkeit Aus: Foto Autor. (2019).

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Welche Realität?


6. Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Welche Realität? Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Cahenzli Moritz Luzern, 08.01.2019

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Darstellung von Realismus anhand des Gewerbehauses Berani von Bétrix & Consolascio

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne? Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

Herbstsemester 2018 Von Shehrie Islamaj

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Postmodernismus in der Schweiz - zwischen Kontinuität und Bruch mit der Gegenüberstellung der Postmoderne zum Manierismus. Im Zentrum dieser Arbeit stehen nebst den Begriffsdefinitionen auch die Anwendung übereinstimmender Stilelemente auf diverse Bauteile der Architektur von Vincent Mangeat. Durch die methodische Analyse der Begrifflichkeiten werden zuerst die Stilelemente beider Epochen herausgearbeitet. In einem weiteren Schritt werden diese auf diverse Bauten von Vincent Mangeat angewendet. Dieser Gegenüberstellung auf den Grund zu gehen und das Interesse an der Anwendung der Stilelemente auf ausgewählte Bauten von Vincent Mangeat, bilden die Ausgangslage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne? Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat Verfasserin Shehrie Islamaj Kellerstrasse 30 6005 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat


Inhalt

5

1 1.1

Einleitung Vorgehen und Methode

2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

Begriffsdefinitionen Postmoderne Manierismus "manierismo critico" ZusammenfĂźhrung der Begriffe Stilelemente/ Formensprache

8 8 9 10 11 12

3 3.1 3.2 3.3

Anwendung der Stilelemente Ironie Verspieltheit Verzierung/ Ornamentik

13 13 15 16

4

Erkenntnis

18

5

Literaturliste

19

6

Abbildungsverzeichnis

20

7

Redlichkeits erklärung

22

Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

7 7

39


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1

Einleitung

Auf der Suche nach einem geeigneten Unterthema zur Postmoderne in der Schweiz war schnell klar; das zürcher Architektenpaar Trix und Robert Haussmann werden Dreh- und Angelpunkt dieser Arbeit. Schon lange steht ihr Gesamtwerk in meinem Bücherregal, und so erfasste ich die Gelegenheit mich im Rahmen des Vertiefungsmoduls genauer mit ihrem Schaffen auseinander zu setzen. Auf meinem Tauchgang in die Haussmann'sche Welt, stiess ich immer wieder auf den Begriff des "manierismo critico". Der Begriff, ein Neologismus von Trix und Robert Haussmann für ihre Ausstellung 1981 in Mailand. Über die Theorie des "manierismo critico" führte die Reise zur Epoche des Manierismus. Während der Recherche des Begriffs "Manierismus" stiess ich auf ein grundlegendes Zitat für die vorliegende Arbeit. Es stammt aus der "Nachschrift zum Namen der Rose" von Umberto Eco: «Ich glaube indessen, dass ‘postmodern’ keine zeitlich begrenzbare Strömung ist, sondern eine Geisteshaltung oder, genauer gesagt, eine Vorgehensweise, ein Kunstwollen. Man könnte geradezu sagen, dass jede Epoche ihre eigene Postmoderne hat, so wie man gesagt hat, jede Epoche habe ihren eigenen Manierismus (und vielleicht, ich frage mich, ist postmodern überhaupt der Name für Manierismus als metahistorische Kategorie).»1

Abb. 1. Umberto Eco, Nachschrift zum "Namen der Rose".

Ich löste mich vom ursprünglichen Ausgangspunkt, den Haussmanns, und vertiefte mich neu in die direkte Gegenüberstellung der postmodernen- zur manieristischen Architektur. Folgende Hypothese und mit ihr diverse Fragen ergaben sich im Verlauf der Vertiefung: Die Postmoderne Architektur ist ein Manierismus der Moderne. Können postmoderne Aspekte tatsächlich auch manieristischen entsprechen?

1.1 Vorgehen und Methode

Abb. 2. "manierismo critico" als Titel anlässlich der Ausstellung in Mailand 1981 von Trix und Robert Haussmann.

Über die Begriffsdefinition der beiden Epochen wird in das Thema eingeführt. Was bedeutet Postmoderne, und was bedeutet Manierismus? Über architektonische Definitionen werden die Begriffe auf ihr wesentliches erläutert. Von deren Herleitung ausgehend, werden einzelne Stilelemente der Epochen erörtert. Diese dienen als Leitfaden für die weiterführende Analyse. Alle deckungsgleichen Stilelemente beider Epochen ergeben die Gliederung der Anwendung auf diverse gebaute Beispiele. Von den Stilelementen ausgehend, wird eine Selektion postmoderner Projekte von Vincent Mangeat in der Suisse Romande analysiert. Die Auseinandersetzung mit Mangeat entspringt der Semesterexkursion welche unternommen wurde. Nicht das Projekt als Ganzes steht im Fokus, sondern einzelne sorgfältig ausgesuchte Bauteile. Mit einer abschliessenden Erkenntnis wird die ganze Arbeit nochmals reflektiert und in Bezug auf das Ausgangszitat von Umberto Eco kommentiert.

1

7

Eco 1984, S.77.

Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

41


2

Begriffsdefinitionen

2.1 Postmoderne «Als Baustil bedient sich die Postmoderne eklektizistischer Versatzstücke, jedoch nicht als ernstgemeinte Nachahmung, [...]. Ursprünglich als Gegenbewegung zum Funktionalismus gedacht, formt sie doch meist unverhohlen bauhistorische Zitate nahezu spielerisch in zeitgemässe Funktionalität um oder ein. Dadurch unterläuft ihr gelegentlich Beschaulichkeit oder nostalgische Anbiederung, oft gelingt ihr- im Unterschied zum Historismus des 19. Jhs.- ein geistvollwitziger, auch ironischer Abstand vom zitierten Vorbild.»2 Die Postmoderne Architektur ist eine schwer zu definierende Epoche. Von Charles Jencks über Heinrich Klotz und Venturi, sie alle haben ihre eigenen Definitionen niedergeschrieben. In einigen Aspekten sind sie sich einig, in anderen widersprechen sie sich. Charles Jencks wagte den Transfer, des in der Literaturwissenschaft eher negativ konnotierten Wortes, auf die Architektur. Wie das Wort selbst schon darauf hinweist, findet die Postmoderne ihren Ursprung in der Moderne. Die Postmoderne Architektur jedoch, wendet sich vom reinen Funktionalismus ab und sucht eine freiere, spielerischere Formensprache. Zudem versucht sie im Gegensatz zur Moderne nicht nur die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen abzudecken, sondern viel mehr diesen nebst dem Architekten auf eine vielleicht andere Art und Weise anzusprechen; ihm die Möglichkeit zu bieten Architektur für sich deuten zu können. Die Architektur der Moderne hingegen richtete sich ausschliesslich an eine ausgewähte Gruppe von Menschen. «Die Postmoderne versucht, den Anspruch des Elitären zu überwinden, nicht durch Aufgabe desselben, sondern durch Erweiterung der Sprache der Architektur in verschiedene Richtungen- zum Bodenständigen, zur Überlieferung und zum kommerziellen Jargon der Strasse. Daher die Doppelkodierung, die Architektur, welche die Elite und den Mann auf der Strasse anspricht.»3 Die Postmoderne Architektur bedient sich zwar an einer ironisch, verspielten Formensprache, nimmt sich dabei jedoch trotzdem ernst und knüpft an die moderne Bauform an.

8

42

2

Koch 1994, S.341.

3

Welsch 1994, S.88.

Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


2.2 Manierismus Die Epoche des Manierismus kann zeitlich genau eingeordnet werden und findet seine Ursprünge in Rom und Florenz, wo er vor allem für die Zeit der Spätrenaissance steht. Folgende Definition fasst den Begriff im Wesentlichen zusammen: «Manierismus (ital. Manierismo = Künstelei), im weiteren Sinne die unecht empfundene Nachahmung eines Stils. Der Manierismus steht meist am Ende einer Stilepoche, bedient sich mit Virtuosität deren formaler und technischer Mittel, jedoch ohne innere Bindung an deren geisitge Grundhaltung. Im engen Sinn meint Manierismus die bildende Kunst und Literatur der Zeit zwischen Spätrenaissance und Barock, etwa 1525-1620.»4 Zudem zählen Widersprüchlichkeiten ebenfalls zur manieristischen Architektur. Um dies zu verbildlichen, wird diese Widersprüchlichkeit anhand eines spezifischen Details des Palazzo del Te aufgezeigt. Wie im Bild unten zu sehen ist, rutschen einige Triglyphen aus dem Fries heraus. Giulio Romano, als Vertreter des Manierismus, missachtet bewusst die Gesetze der klassischen Baukunst und verlässt deren Ordnungssystem. Der Manierismus scheint ein Phänomen zu sein, welches immer dann eintrifft, wenn eine Stilepoche zu erstarren droht. Oftmals wird der Manierismus in verschiedenen Definitionen als "gegenklassischer Stil" oder «eine bewusst antiklassische Ausdrucksform»5 beschrieben. Wenn man nun davon ausgeht, dass jede Epoche ihre Klassik hat, so könnte dies bedeuten, dass jeder gegenklassische Stil als ein Manierismus bezeichnet werden kann. Der Manierismus könnte also als metahistorische Epoche verstanden werden, welche stets eine Weiterführung der Klassik einer spezifischen Epoche darstellt.

Abb. 3. Fassadenansicht, Palazzo del Te, Mantua.

9

4

Koch 1994, S.467.

5

Koch 1994, S.217.

Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

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2.3 "manierismo critico" Der "manierismo critico" stellt eine Vereinigung der Postmoderne und des Manierismus dar. Trix und Robert Haussmann bedienen sich der Idee des Manierismus, sie benutzen bauhistorische Elemente und wandeln diese in eine zeitgemässe Architektur um. Ihr Schaffen selbst ist ein postmoderner Akt. «Manierismo critico» nennen die Haussmanns ihre Architektur, für welche sie zu Beginn ihres Schaffens im Kreise der Architekten nicht ernst genommen wurden. Über das Möbel bis hin zum Innenraum, der Manierismus scheint sie verzaubert zu haben. Trotz ironisierender Ideen trägt der Begriff des «manierismo critico» doch einen entscheidenden Wortteil in sich; «critico». Es ist nicht eine Ironie, welche unüberlegt ist oder welche sich per se lächerlich machen will, sondern eine überlegte Spielerei, welche vielleicht nicht immer auf Anhieb verstanden wird. Eine Ironie, welche zum Nachdenken anregt, so wie die Da Capo Bar in Zürich. Beim Betreten des Raumes fällt auf, dass die Schlusssteine, sowie die verbindenden Streifenelemente an der Decke anstelle einer Malerei durch Spiegelflächen ersetzt wurden. Der Schlussstein, welcher unabdingbar ist für den Kräfteverlauf des Bogens, löst sich räumlich auf und zerfällt. Der Spiegel zerreisst ihn und zerstört ihn regelrecht. Der Akt der Auflösung ist hier die Ironie. Diese soll laut Trix und Robert Haussmann an den Zerfall aller menschlichen Werke erinnern, sowie an die Abbruchpläne für den Hauptbahnhof Zürich und zugleich eine Hommage an Giulio Romano sein.6 Trix und Robert Haussmann haben über das Buch "Die Welt als Labyrinth" von Gustav Réne Hocke den Zugang zum Manierismus gefunden und daraus ihr eigenes Gestaltungskonzept kreiert. Es ist beachtlich, wie sie den Übertrag einer vergangenen Epoche mit Hinzufügen eigener Ansichten und Ideen bewältigt und daraus einen eigenen Begriff erschaffen haben.

Abb. 4. Sturz der Giganten (Fresko im Palazzo del Te), Giulio Romano. 1532.

Abb. 5. Trix und Robert Haussmann, Da Capo Bar, Zürich, 1980.

6

44

10

Haussmann 1981, S. 33, 34.

Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


2.4 Zusammenführung der Begriffe Wie in der Einleitung erwähnt geschieht eine erste Zusammenführung der beiden Epochen im Zitat von Umberto Eco, welche zur Themenfindung führte. «Ich glaube indessen, dass ‘postmodern’ keine zeitlich begrenzbare Strömung ist, sondern eine Geisteshaltung oder, genauer gesagt, eine Vorgehensweise, ein Kunstwollen. Man könnte geradezu sagen, dass jede Epoche ihre eigene Postmoderne hat, so wie man gesagt hat, jede Epoche habe ihren eigenen Manierismus (und vielleicht, ich frage mich, ist postmodern überhaupt der Name für Manierismus als metahistorische Kategorie).»7 Die vorangegangenen Begriffsdefinitionen und die Zitate zeigen auf, dass eine Zusammenführung beider Epochen schon seit Jahrzehnten vorgenommen wird. «Postmoderne ist eine Spielart des Manierismus. Der Manierismus nährte sich immer von den technischen Mitteln einer vorangegangenen klassischen Epoche, jedoch ohne gleichzeitig deren Gläubigkeit an allen symbolhaften Hintersinn des benutzten Formenvokabulars zu übernehmen. Und wie allem Manierismus haftet auch der Postmoderne eine antiklassische, geistreiche Künstlichkeit an.»8 «Die Architektur des Manierismus und der Postmoderne lebt dagegen von der Reaktion: einzelne oder viele Elemente der vorausgegangenen Epoche werden entweder sehr dezidiert negiert oder aber isoliert herausgegriffen, überspitzt und in ihr Gegenteil verkehrt.»9 Funktionale Aspekte der vorherigen Epochen werden nicht völlig fallengelassen, sondern teilweise weitergeführt oder in zeitgemässe Funktionalität umgeformt. Dies geschieht in einer spielerischen und unbeschwerten Manier. Wie schon im Kapitel 2.2 Manierismus erklärt, könnte also der Manierismus als metahistorische Epoche verstanden werden, welche stets eine Weiterführung der Klassik einer spezifischen Epoche darstellt. Wenn man dies auf die Postmoderne Architektur überträgt, dann wäre die Postmoderne der Manierismus der Moderne.

11

7

Eco 1984, S.77.

8

Koch 1994, S.341.

9

Grundmann 1995, S.111.

Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

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2.5 Stilelemente/ Formensprache Um im Umfang dieser Arbeit auf eine möglichst deutliche Einfachheit zu kommen, werden die beiden Begriffe der Postmoderne und des Manierismus auf eine Auswahl von Stilelementen begrenzt. Den Begriffsdefinitionen und der Zusammenführung beider Epochen entspringend kommen folgende Stilelemente zusammen: Postmoderne: • Ironie • Verspieltheit • Verzierung/ Ornamentik • Zitate • Ablehnung (des reinen Funktionalismus) • Metaphorisch • Doppeldeutig Manierismus: • Ironie • Verspieltheit • Verzierung/ Ornamentik • Zitate • Auflösung (der Ordnungssysteme der Renaissance) • Abwendung (vom klassischen Ideal ausgewogener Harmonie) • Widersprüchlichkeit (verrücken des Schlusssteins)

Folglich ist der obigen Auflistung zu entnehmen, dass es Überschneidungen der Stilelemente beider Epochen gibt. Für die Anwendung im nächsten Kapitel, werden die Ironie, Verspieltheit und Verzierung/ Ornamentik weiterverfolgt und bilden gleichzeitig die Gliederung der Anwendung auf die Bauelemente. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt die Auswahl der Anwendung der Stilelemente aufgrund der im Semester besichtigten Bauten. Somit beschränkt sich diese Auswahl auf drei Bauten des Architekten Vincent Mangeat, diese sind; - Ecole de Tannay, Tannay/ VD - Centre communal et scolaire d'Arzier-le-Muids, Arzier/ VD - Centre d'enseignement secondaire supérieur de l'Ouest vaudois Gymnase cantonal et école de commerce, Nyon/ VD

12

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


3

Anwendung der Stilelemente

3.1 Ironie Wie eine Kirche präsentiert sich das Centre communal et scolaire in Arzier/ VD. Schon beim Annähern an die Frontfassade, ist eine kräftige Präsenz spürbar. Das Gebäude wirkt, wie ein Sakralbau, welcher in seine Einzelteile zerlegt wurde. Es erweckt den Anschein, als wäre er, ähnlich einem Bau aus Legosteinen beliebig auseinandergenommen und in einer neuen Form zusammengesetzt worden. Im Fall des Centre Communal sind es das "Mittelschiff" und die beiden "Seitenschiffe", welche zersetzt wurden. Deutlich sichtbar ist der Versatz der beiden "Seitenschiffe" zum "Mittelschiff". Durch deren Verschiebung nach vorne entsteht ein Vorhof, welcher den Besucher empfängt, ihn beinahe umarmt. Den Ausdruck des Sakralbaus wird durch die Ausbildung eines kleinen Anbaus im rückwertigen Teil des Gebäudes verstärkt. Der Anbau kann als Abbild einer Absis interpretiert werden. Beim Betreten der Eingangshalle eröffnet sich kirchenähnlich ein grosszügiger, mit einer Kuppel bedeckter Raum. Die räumliche Gliederung des Baus findet seinen Abschluss in Form einer Sporthalle. Sie ist quer ausgerichtet, was die ironische Darstellung eines Kirchenbaus nochmals unterstreicht.

Abb. 6. Innenaufnahme Eingangshalle. Werk-Analyse

Abb. 8. Ansicht Frontfassade.

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Abb. 7. Axonometrische Darstellung des Gebäudes.

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© Werk. Bauen+Wohnen

10/1989

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Abb. 9. Luftaufnahme, Ansicht von der Gebäuderückseite. Versatz der beiden 'Seitenschiffe' gut ersichtlich.

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Ein weiteres Beispiel für den Stilbegriff der Ironie in der Postmoderne ist die Frontfassade der Sekundarschule und des Kantonalen Gymnasiums in Nyon. Manieristisches Vorbild ist hier der Sprenggiebel der Porta Pia von Michelangelo, ein Sprenggiebel, welcher in die Höhe ragt und fast schon spöttisch über alles herabblickt. Die Grundidee des abgerundeten Giebels als ein geschlossener Kreisbogen wird gesprengt bzw. segmentiert. Er wird seiner Logik beraubt und nur noch als opulent geschmücktes Gestaltungselement benutzt. Eines der bekanntesten Beispiele der Postmoderne ist wohl das Vanna Venturi House von Robert Venturi. Die Frontfassade gleicht einer 'einfachen Kinderzeichnung eines Hauses' wie Venturi so schön sagt. Auch hier ist ein Sprenggiebel erkennbar, wenn auch auf eine sehr reduzierte Art. Die Grundidee, dass sich die beiden Schrägen im First treffen wird zerstört. Sie werden voneinander weggerückt so dass ein zentrierter Leerraum entsteht. Laut Stanislaus von Moos sei die Frontfassade des Hauses sogar von der Porta Pia inspiriert, welche im Gegensatz zu den restlichen Gebäudefassaden eine extreme Präsenz aufweist. Bei der Sekundarschule von Vincent Mangeat ist zwar kein Giebel mehr vorhanden, jedoch sind doch Ähnlichkeiten zum Vanna Venturi House ersichtlich. Die Frontfassade wird teilweise aufgeschnitten und legt dahinterliegende Schichten frei, wodurch eine neue Tiefe entsteht. Auch das Kreissegment erinnert als Element an Venturi, wird jedoch hier als struktureller Eingriff zum Eingang des Baus.

Abb. 10. Frontansicht, Porta Pia, Michelangelo, Rom 1565.

Abb. 11. Frontansicht, Vanna Venturi House, Robert Venturi, Chestnut Hill 1964.

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Abb. 12. Frontansicht, CESSOUEST, Vincent Mangeat, Nyon/ VD 1988.


3.2 Verspieltheit Die Frontfassade des Centre communal et scolaire ist mit ihrem überdimensionierten Eingangsportal nicht zu übersehen. Wenn man den Rundbogen mit seinen zwei Flügeln dem Kontext entzieht und als einzelnes Element betrachtet, wird eine Parallele zum Palladio- Motiv deutlich. Wie beim Palladio- Motiv ist hier das Portal mit einem Rundbogen überspannt und seitlich von zwei niedrigeren und schmaleren Rechtecksöffnungen abgeschlossen. Vincent Mangeat deformiert dieses Schema auf eine sehr spielerische Art und entkoppelt es von seiner ursprünglichen Referenz. Es ist kein sich wiederholendes Element, sondern ein Unikat. Durch das Versetzen in den Vordergrund, wird dieser Eindruck verstärkt. Die seitlichen Rechtecksöffnungen werden in ihrer Dimension extrem minimiert. Sie sind nur noch als schmale, dunkle Streifen in der Fassade zu erkennen und entsprechen im Ausdruck dem eines Ornaments. Eine filigrane Stahlkonstruktion bildet den sonst so schwerfälligen Rundbogen über dem Eingang. Die Verspieltheit des Ganzen liegt in der Enteignung des Triumphbogens. Dieser wurde Ehren eines Feldherren oder Kaisers nach dessen Siegeszug errichtet. Palladio löst es von seiner eigentlichen Bedeutung und verwendet es als reines Gestaltungselement für seine frühen Bauten, wie auch Vincent Mangeat dies mit dem Palladio- Motiv am Eingangsportal macht.

Abb. 13. Palladio- Motiv.

Abb. 15. Fassadenansicht Eingangsportal.

Abb. 14. Triumphbogen, Konstantinsbogen, Rom.

Abb. 16. Eingangsportal, Centre communal et scolaire, Vincent Mangeat, Arzier/ VD.

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3.3 Verzierung/ Ornamentik Beim Centre communal in Arzier von Vincent Mangeat werden die Gebäudekanten mit ockerfarbenen Rechtecken betont, in deren Zentren schwarze Rechtecke aus vier horizontalen Klinkerstreifen enthalten sind. Von den Rechtecken ausgehend werden horizontale Linien über die ganze Fassadenlänge gespannt. Dies streckt die Fassade zusätzlich in ihrer Länge und gliedert sie. Die Geschosseinteilung verschwimmt, sie ist nicht klar über die Ornamentik bzw. gestalterische Gliederung ablesbar. Einzig und allein die Fenster könnten Hinweise auf eine mögliche Geschossigkeit geben. Die Ornamentik der Fassade ist deutlich ablesbar, dessen Notwendigkeit jedoch fragwürdig. Auch die funktional unnötige, horizontale Streckung der Fassade mit Hilfe der ockerfarbenen Streifen wird als manieristisch gedeutet. Ähnlich dieser baulichen Streckung ist die Streckung des menschlichen Körpers in der manieristischen Kunst eines der Hauptmerkmale. Wie im Gemälde "Madonna mit dem langen Hals" von Parmigianino zu sehen ist, wird der Hals der Madonna überspitzt verlängert, die Gliedmassen des Kleinkindes auf ihrem Schoss sind ebenfalls auffällig lang. Mit einer ähnlichen Ornamentik verziert Vincent Mangeat auch die Ecole de Tannay und das Centre d'enseignement. Die Postmoderne lehnt, ähnlich dem Manierismus, den reinen Funktionalismus klar ab. Die Ornamentik folgt diesem Gedanken. Es ist eine Verzierung, welche dem Gebäude eine Wertigkeit verleiht und den Geist der Architektur zusätzlich unterstreicht.

Abb. 17. Madonna mit dem langen Hals, Parmigianino, 1535.

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


Abb. 18. Fassadendetail, Centre communal et scolaire d'Arzier-leMuids, Arzier/ VD.

Abb. 19. Fassadenansicht, Ecole de Tannay, Tannay/ VD.Fassadenansicht, Ecole de Tannay, Tannay/ VD.

Abb. 20.Frontfassadenansicht, Centre d'enseignement secondaire supĂŠrieur de l'Ouest vaudois Gymnase cantonal et ĂŠcole de commerce, Nyon/ VD.

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Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

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Erkenntnis

Der Gegenüberstellung der Postmoderne und des Manierismus nachzugehen, ist faszinierend und mitreissend. In den verschiedenen Kunstarten wie Malerei, Literatur und Architektur, geschieht diese Gegenüberstellung beider Epochen seit langer Zeit und ist nach wie vor ein ergiebiges Thema. Vom Schaffen des Zürcher Architektenpaares Trix und Robert Haussmann ausgehend, deren Begriff des "manierismo critico" eine Verbindung beider Epochen darstellt, führte die Recherche zum direkten Vergleich der Postmodernen mit der Manieristischen Architektur. Im Zusammenhang mit der Semesterexkursion entstand die Verbindung zur Architektur des Schweizer Architekten Vincent Mangeat. Im ersten Teil der Arbeit wurden die beiden Epochen begrifflich untersucht und deren Definition aufgestellt, wobei sich bereits eine Übereinstimmung einiger Stilelemente ergab. Unterstützt wird die Hypothese der Postmoderne als Manierismus der Moderne durch die anschliessende Untersuchung am gebauten Beispiel. Das Centre communal et scolaire in Arzier von Vincent Mangeat, das den Eindruck eines Sakralbaus vermittelt, steht stellvertretend für das Stilelement der Ironie, welches in beiden Epochen von Bedeutung ist. Der spannungsvolle Schulbau präsentiert sich räumlich als Kirchenbau, der seinen Abschluss in einer schlichten Turnhalle findet und seine eingangs aufkommende Opulenz in einen unübersehbaren Pragmatismus kehrt. Die Sekundarschule und das Kantonale Gymnasium in Nyon, bestärkt bei der Gegenüberstellung mit der manieristischen Porta Pia und dem postmodernen Vanna Venturi House den Begriff der Ironie am Beispiel des Sprenggiebels. Ebenfalls konnte die Verspieltheit als Stilelement beider Epochen anhand des Centre communal et scolaire in Arzier aufgezeigt werden. Hier wurde das Palladio- Motiv, welches durch eine abgeänderten Form, völlig aus dem Kontext gerissen wird, als Eingangsportal übersetzt. Der Ursprung des Motivs, ausgehend vom Triumphbogen, wird in beiden Beispielen völlig entfremdet. Ein weiterer Verweis auf einen Bezug der Postmoderne als Manieristische Strömung ist die Ornamentik der Fassade, welche klar den reinen Funktionalismus ablehnt und so auf eine manieristische als auch eine postmoderne Bewegung zurückgeführt werden kann. Der Manierismus zitiert frühere Epochen ohne Bindung an die ursprüngliche Bedeutung und Grundhaltung des jeweiligen Bauteils. Gleich verfährt man in der postmodernen Architektur, die sich deutlich von der historischen Referenz distanziert und diese in eine zeitgemässe Architektur transformiert. Die eingangs aufgestellte Hypothese "Die Postmoderne Architektur ist ein Manierismus der Moderne" wird als Resultat der Arbeit bestätigt und öffnet den Raum für eine weiterführende Untersuchung. Denn wenn man nun davon ausgeht, dass jede Epoche ihre Klassik hat, so könnte dies bedeuten, dass jeder gegenklassische Stil als ein Manierismus bezeichnet werden kann. Der Manierismus könnte also als metahistorische Epoche verstanden werden, welche stets eine Weiterführung der Klassik einer spezifischen Bewegung darstellt. Schlussfolgernd ergibt sich daraus die Frage: Lässt sich in jeder Epoche eine Gegenbewegung finden, welche nach den Prinzipien des Manierismus funktioniert bzw. letztendlich sogar als manieristische Strömung der betrachteten Epoche gilt?

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


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Literaturliste

Eco, Umberto: Nachschrift zum Namen der Rose, 5. Aufl. München/Wien 1984. Fumagalli, Paolo: Monumentalität und Demokratie, Schulhäuser in Nyon, Arzier und Tannay, Architekt Vincent Mangeat. In: Werk, Bauen + Wohnen 10/1989, S. 4-11. Haussmann, Trix und Robert: Umbau im Zürcher Hauptbahnhof, Renovation des Restaurants Da Capo, neue Bar im Mezzaningeschoss. In: Werk, Bauen + Wohnen 10/1981, S. 33-35. Hocke, Gustav René: Die Welt als Labyrinth. Manierismus in der europäischen Kunst und Literatur. Reinbek 1987. Jencks, Charles. Die Sprache der postmodernen Architektur. Die Entstehung einer alternativen Tradition. Stuttgart 1980. Koch, Wilfried: Baustilkunde. Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, Sonderausgabe. München 1994. Krafft, Anthony: Centre communal et scolaire d'Arzier-le-Muids. In: AS Architecture Suisse 85/1988, S.85.15-85.20. Krafft, Anthony: Ecole de Tannay. In: AS Architecture Suisse 90/1989, S.90.1-90.4. Krafft, Anthony: CESSOUEST Centre d'eseignement secondaire supérieur de l'Ouest vaudois Gymnase cantonal et école de commerce. In: AS Architecture Suisse 94/1990, S.94.5-94.10. Lein, Edgar/ Wundram, Manfred: Kunst-Epochen. Manierismus, Band 7. Stuttgart 2008. Welsch, Wolfgang: Unsere postmoderne Moderne. Berlin 1993. Welsch, Wolfgang: Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne- Diskussion, 2. Aufl. Berlin 1994.

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Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

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Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Umberto Eco, Nachschrift zum "Namen der Rose". aus: http://www.antiquariat-lenzen.de/ detail/10838DB/. (28. Dezember 2018) Abb.2: "manierismo critico" als Titel anlässlich der Ausstellung in Mailand 1981 von Trix und Robert Haussmann. aus: https://www.kw-berlin.de/arch-features-70/. (28.Dezember 2018) Abb.3: Fassadenansicht, Palazzo del Te, Mantua. aus: https://www.kunstkopie.de/a/artist-artist-1/ mantuapalazzodeltearchitr.html. (3. Januar 2019) Abb.4: Sturz der Giganten (Fresko im Palazzo del Te), Giulio Romano. 1532. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_del_ Te#/media/File:Ceiling_of_the_Room_of_the_ giants_in_Palazzo_Te,_Mantua.jpg. (5. November 2018) Abb.5: Trix und Robert Haussmann, Da Capo Bar, Zürich, 1980. aus: Haussmann 1981, S.34. Abb.6: Innenaufnahme Eingangshalle. aus: https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ centre-communal-et-scolaire/. (3. Januar 2019) Abb.7: Axonometrische Darstellung des Gebäudes. aus: Fumagalli 1989, S.11. Abb.8: Ansicht Frontfassade. aus: https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ centre-communal-et-scolaire/. (3. Januar 2019) Abb.9: Luftaufnahme, Ansicht von der Gebäuderückseite. Versatz der beiden 'Seitenschiffe' gut ersichtlich. aus: https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ centre-communal-et-scolaire/. (3. Januar 2019) Abb.10: Frontansicht, Porta Pia, Michelangelo, Rom 1565. aus: https://arthive.com/michelangelo/works/209632~Porta_Pia. (3. Januar 2019) Abb.11: Frontansicht, Vanna Venturi House, Robert Venturi, Chestnut Hill 1964. aus: https://www.dezeen.com/2015/08/12/ postmodernism-architecture-vanna-venturi-house-philadelphia-robert-venturi-denise-scott-brown/. (3. Januar 2019) Abb.12: Frontansicht, CESSOUEST, Vincent Mangeat, Nyon/ VD 1988. aus: https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ gymnase-de-nyon/?type=images. (3. Januar 2019) Abb.13: Palladio-Motiv. aus: https://www.arthistoricum.net/themen/ portale/renaissance/lektion-x-leitformen-der-profanarchitektur-im-16-jahrhundert-und-ihre-transformationen/6-andrea-palladios-palaeste-in-vicenza/. bearbeitet von Autorin. (3. Januar 2019)

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?


Abb.14: Triumphbogen, Konstantinsbogen, Rom. aus: https://oldthing.de/Ak-Roma-Rom-Lazio-Arco-di-Constantino-Konstantinsbogen-0028321375. (8. Januar 2019) Abb.15: Fassadenansicht Eingangsportal. bearbeitet von Autorin aus: Krafft 1988, S.85.19. Abb.16: Eingangsportal, Centre communal et scolaire, Vincent Mangeat, Arzier/ VD. aus: https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ centre-communal-et-scolaire/. (3. Januar 2019) Abb.17: Madonna mit dem langen Hals, Parmigianino, 1535. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Madonna_mit_ dem_langen_Hals#/media/File:Parmigianino_-_ Madonna_dal_collo_lungo_-_Google_Art_Project. jpg. (3. Januar 2019) Abb.18: Fassadendetail, Centre communal et scolaire d'Arzier-le-Muids, Arzier/ VD. aus: Grafik Autorin. Abb.19: Fassadenansicht, Ecole de Tannay, Tannay/ VD. aus: Grafik Autorin. Abb.20: Frontfassadenansicht, Centre d'enseignement secondaire supĂŠrieur de l'Ouest vaudois Gymnase cantonal de commerce, Nyon/ VD. aus: Grafik Autorin.

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Eine Betrachtung des architektonischen Werkes von Vincent Mangeat

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Redlichkeitserklärung

Hiermit versichere ich, dass die vorliegende Arbeit mit dem Titel: Die postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne? Eine Spurensuche in der Westschweiz selbstständig durch mich verfasst worden ist, dass keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt worden sind und dass die Stellen der Arbeit, die anderen Werken - auch elektronischen Medien - dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht worden sind. Islamaj Shehrie Luzern, 08.01.2019

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Die Postmoderne Architektur, ein Manierismus der Moderne?




Nostalgia as an Architectonic Resource

Masonry and its linguistic character

Herbstsemester 2018 Guilherme JosĂŠ Meier

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Abstract

This paper discusses how nostalgia, the absence of a positive subject, can be present in architectonic buildings. The focus relies in the materiality of the brick as a tool to communicate and evoke a certain atmosphere and meaning. The work is divided in three main parts, and each studies the issue in different scales: First, it approaches the relation between postmodernism and memory. Then, the analyses focus in this relationship within architecture. And finally, it ends with the analysis of two masonry buildings. Both buildings are within the German part of Switzerland, which is being interpreted as a region of similar cultural background and works as a system for this study of architectonic language. This paper approaches the architectonic signs with a semiotics method, specially by analyzing speech through differentiations within a system.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Nostalgia as an Architectonic Resource Masonry and its linguistic character Verfasser Guilherme JosĂŠ Meier Dattenmattstrasse 14a 6010 Kriens Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Masonry and its linguistic character

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019


Content

1 2 3 3.1 3.2 4 5 6 7

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Introduction Nostalgia in Architecture Case Studies MĂźhle Tiefenbrunnen Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse in Baden Conclusion Bibliography Illustrations Declaration of Originality

Masonry and its linguistic character

7 8 11 11 12 18 20 22 23

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1. Introduction

Every movement has its arguments based on something. Modernism’s arguments relied in the future: a promise that humanity would be able to control the world through reason and so, make it a better place. It convinced people not by any authority of the past, but through faith in their ideal of a future that could not yet be experienced. But what would happen if modernism had failed to bring us this promised future, causing people to begin losing faith on it? One of the earliest signs on discontent with modernism was reported by Jane Jacobs in 1961. In her book, she shows how modernism not only didn’t end the urban and architec1 tonical problems it promised to solve, but also created new ones. According to Jencks , this disappointment would go on until 1972. Along with the demolishment of the Pruitt 2 Igoe Scheme, so came down the modernist ideals that constructed it. It was the final stage of grief necessary to accept that modernism had failed us. This was also the case with modernism outside the realms of architecture. The Oil Crisis of 1973 showed how the world constructed on modernist principles was fragile and unsustainable. It began to seem clear that the ideal of a world controlled by reason was too utopian. Even the naïve 3 but enthusiastic sci-fi movies gave place to a grim forecast of our demise.

Fig. 1. Cover of Death and Life of Great American Cities, a book written by Jane Jacobs which criticized modern urban planing.

Fig. 2. The Pruitt Igoe Scheme being demolished in 1972.

It was inevitable that the modernist ideals would be replaced by new ones, but post-modernism seemed to be a peculiar answer to the anxieties of its time. Since the humanistic idea that man could control the world became unrealistic, mankind seemed to have accepted the fact that they lived within a reality in which they would never be able fully control. The optimistic look into the future gave place to nihilism, which was followed by irony. Post-modernism didn’t believe in any destination anymore. We were travelling through time, but we weren’t going anywhere, so we should simply enjoy the trip. The modern rationalism was replaced by a subjective and emotional approach to the world. This transition from a logocentric movement to an emotional one is not unprecedented in history. In fact, it seems to be the norm. Nietzsche stated that artistic movements always alternate between what he called Apollonian and Dionysian art. Apollonian is 4 idealistic, focusing in order and reason, while Dionysian is chaotic and emotional. Since we became no longer able to look to the future with our reason, we were forced to look to our past with our emotions. So, modernism, a movement that always looked to the future, trying to bring something new to the world, gave place to a following movement that tried to deal with what existed already. Post-modernism tried what it could do with already existing forms and aesthetics, creating thus new syntaxes. It is as if humankind became unable to think about the future: “(…) the disappearance of the future meant the deterioration of a whole mode of social imagination: the capacity to conceive of a world radically different from the one in which we currently live. It means the acceptance of a situation in which culture would continue without really changing (…). In other words, we were in the “end of history” described by Francis Fukuyama (…) characterized by its inability to find forms adequate to the present, 5 still less to anticipate wholly new futures.”

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Jencks. 2006. p.24-26 Guermazi. 2014. p.108 Fischer. 2012. p.16 Nietzsche. 1871. p.2 Fischer. 2012. p.16

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2. Nostalgia in Architecture The word nostalgia was coined in 1688 by the Swiss physician Johannes Hofer. In his medical dissertation, he describes a condition felt by mercenaries fighting abroad. With the inexistence of the word “Heimweh” in Latin, he created a word composed by two 6 Greek words: Nostos (returning home) and Algos (pain). According to The New Oxford Dictionary of English (1998), nostalgia is “a sentimental longing or wishful affection for 7 the past, typically for a period or place with happy personal associations”. Thus, there are two main aspects for a memory to become nostalgic. It must be positive, and the subject being remembered must be absent. In semiotic terms, a nostalgic signifier has a positive signified, which is absent. In order to use nostalgia in architecture, it would have to be as an approach to memory. Previously, we understood the relationship of postmodernism with the past. Now, there are three questions that become relevant to the process of architectural design: -

Fig. 3. The Big Duck (1931), built in Long Island, New York. It became a classic example of mimetic architecture. It inspired Robert Venturi to coin the term "duck building", which refers to a construction that conforms to its purpose.

Fig. 4. Piazza d'Italia Public Plaza (1978) by Charles Moore.

These are subject to the linguistics of architecture. In Postmodernism the main design 8 directive wasn’t in its function anymore, but what it communicated by experience. The rational modernistic certainty gave place to postmodern subjectivism, because not only is experience subjective, but so is language. For language to occur, the receiver must understand the language of the interlocutor. Even if an icon represents its meaning literally, as in Venturi’s Duck Building, it can only be understood if the viewer has a previous knowledge on what a duck is. So, the architectural language relies on the preexisting knowledge of the user. With this in mind, we can proceed to how nostalgia; the presence of an absent subject; can manifest itself in architecture. The presence of an absent subject is a phenomenon described by Jacque Derrida as “hauntology”. To him, we are constantly experiencing things that are absent, like when we listen to a song. By hearing a melody, you can only hear certain notes at a time. These notes, heard separately, are not the melody. They must be played in sequence. Although you can only hear the notes playing in the present, it is only in conjunction with the absence of the notes played and the notes that are going to be played that a melody is formed. As one of the most influential postmodernists, Derrida’s thought correlated with what was happening in architecture during his time. By using nostalgia in architecture, one must be conscious that they are going to build something which is not what it seems, and that it will evoke meaning and memo9 ries that are external to the object itself. As an example, the architect Charles Moore, in his Piazza d’Italia Public Plaza (New Orleans, USA, 1978), designed a public fountain containing foreign elements such as roman colonnades. It’s clear that they aren’t ancient nor roman, but refer to something external to them, which in this case, it’s not even in the same country. This is an abrupt change to the approaches to the past that had been most commonly used so far, such as the genius loci. Normally, it was through the history and culture of the region that

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Hoes does this approach to the past translate into architecture? Is it desirable? Can it be used to enhance the user’s experience? How can this be achieved?

Anderson. 2011. p. 6 Anderson. 2011. p. 6 Böhme. 2006. p.7-10 Moravánszky. 2003. p.557-559

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memory manifested itself in architectural forms. But in postmodernism, memory seems not to restrain itself to its spatial surroundings, as in Piazza d’Italia, which referrers to something that has no relation to the identity of its local. One could wonder if this is a consequence of globalism, and the increase of awareness of the common people about what exists in foreign lands. It also differs of other styles that dealt with the past, as in revivalist movements such as Neo Gothicism (18th century), where a past architecture was imitated. The justification for its practice was grounded on nationalistic ideologies, as a form to maintain an iden10 tity as well as to assimilate the “prestige” of the original source. But again, we see a correlation with the locus. Memory in this case is still related to the region identity. It also differs from nostalgia. Although one could say that neogothic architects felt nostalgic towards Gothicism, neo Gothicism itself was based on a collective memory, while nostalgia seems to be only applicable on the individual level. A person can only feel nostalgic towards their own personal memories. Although other people might share nostalgia towards the same artifacts as the individual, the individual cannot, by definition, feel nostalgic about the collective group memory. In both postmodern and Neo Gothic, qualities emulated reside on the artifacts being referenced, and not in the objects themselves. A Neogothic building can’t be truly Gothic, it can only allude to Gothicism. The externalization of qualities has been criticized by Viollet-le-Duc, who believed that architecture should be truthful, by only exposing qualities found in the buildings themselves: In its materiality, structure and construction methods:

“Throughout his written oeuvre Viollet-le-Duc equated rationality with truth. A rational architecture would be true (consistent with, directly reflective of to the functional requirements it was called upon to fulfill, to the manners and customs of the sponsoring culture, and to the materials and constructional methods available to the designer.)” 11

Fig. 5. Eugène Viollet-le-Duc (18141879) is considered one of the most important architecture theoriticians. His stance on truthful and honest architecture influenced modernism.

But Postmodernism does not follow the principle of truthful architecture. Here, we can see Nietzsche’s theory applied again. Viollet-le-Duc’s theory is clearly Apollonian. All his ideas are humanistic based and enlighten reason, which is evidenced by his role in rationalism in architecture. Postmodernism is in this aspect, it’s Dionysian counterpart. Philosophers, such as Derrida, undermined the two foundations of Viollet’s argument. The first being reason itself. Derrida tried to find other ways of analyzing the world other than the western logocentrism. The second was the idea that something can be truly 12 truthful at all. For him there is no actual correlation between sign and signified:

Fig. 6. Jacques Derrida (1930-2004) is considered one of the most important Postmodern Philosophers. Many of his writings were built upon the theories of Swiss linguist Ferdinand de Saussure. By questioning the relation between language and the real world, he would change the view of architects on honest architecture and kitsch. Source: britannica.com

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“(Postmodernism) does not offer genuine historicity, that is, “our social, historical and existential present and the past as ‘referent’ “as “ultimate objects,” But its deliberate refusal to do so is not a naïve one: what postmodernism does is to contest the very possibility of there ever being “ultimate objects.” It teaches and enacts the recognition of the fact that social, historical, and existential “reality” is discursive when it is used as the referent of art, and so the only “genuine historicity” becomes that which would openly acknowledge its own discursive, contingent identity. The past as referent is not bracketed or effaced: it is incorporated and modified, given new and different life and meaning.” 13

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Collins. (1998) p.100 O’Connell. 1993. p.441 Moravánszky. 2003. p.557-559 Hutcheon. 2008. p.4

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Consequently, postmodernism can’t worry about truthful architecture because it doesn’t believe in such a concept. It embraces pastiche and kitsch by not believing in them. By assuming this is correct, there would be no problem with the fact that a neogothic building is not really a gothic building, because neither is a “real gothic building”, since the concept of Gothicism is an idea external to the attributes of the building. As consequence, all architecture that employs nostalgia into its language will end up being kitsch in some way, since it must evoke qualities that rely on something external. It is not of the interest of this paper to decide whose view on kitsch is correct: the rational modernist or the postmodern disbelief in ultimate objects. The interest here is to question what positive aspect can emerge from the use of nostalgia in architecture, even if it ends up being kitsch, and how to achieve this. One positive aspect is the creation of a directed experience. In this case, the architecture works out as a scenography, in which the architect becomes like a movie director, guiding the user through a specific narration, and space becomes like a stage in which a play should be enacted. The user becomes aware of how he should act because he understands the scenography of the space. For example, visitors know how they should behave inside a church. What evokes such behavior is the conscience of space brought by the scenography. The visitor knows that he should behave inside a church as he did in previous churches because the scenography creates the relation between those different spaces. This can be interesting for commercial purposes. If every building creates a space that evokes a certain behavior, maybe the interest of a user on a building can be the behavior itself. In marketing, behavior tends to be sold as “life style”, as seen in advertisement of products like clothes and cars. Each brand has a visual identity that evokes associations of life style based on the receiver past experiences. In architecture, this is specially seen in advertisements of residential condominiums or multifunctional complexes (a postmodernist icon) which tries to associate their spaces with a certain lifestyle that is supposed to be lived there. It’s an important part of the identity of these spaces because the user is supposed to do a series of activities and spent long periods of time there.

Fig. 7. Also known as the exposure effect and the familiarity principle, this psychological phenomenon was demonstrated to occur in relation to all sort of things: Sounds, forms, words, Chinese and Japanese ideograms and even human faces. It demonstrates that the greater the exposure to something, the more pleasing and likeable the object becomes. Earliest research on the subject dates back to 1876, but the most important studies on the field have ben developed by Robert Zajonc (picture above), between the years of 1960s and 1990s. He noticed that exposure to a new and unknown stimulus initially elicits an avoidance response by people and even animals. But with greater exposure, the subjects will start to react fondly to the once novel stimulus. Source: Bornstein & D’Agostino. 1992. p. 545-546

This marketing can only be effective if the lifestyle proposed is familiar to the consumer. Also, familiarity is a key factor for people to feel attracted to something. As research on a 14 psychological phenomenon called “mere-exposure effect” shows us, people tend to develop preferences merely by the fact that they have familiarity with them. In other forms of art, such as music and cinema, nostalgia has been explored and served as catalysts for great commercial successes, evidencing how much it resonates with people. By recognizing these facts, we might have an idea of the reason for the application of nostalgia in architecture. The question remaining is how it can be achieved. One way would be by merely copying a certain style, as in Neo Gothicism. But there might be other ways. Maybe the mere presence of a material, such as brick wall is enough for people to associate it with something familiar. Or a mere architectonic element, such as an arch, independent of its materiality, is enough to instigate someone. If we proceed with this logic, we will conclude that each of architecture’s basic components is enough to generate associations: materiality, elements, structure and space. It’s possible to write in exhaustion about how each of them can evoke memories. It’s auspicious to focus in one specific as starting point, to understand how architecture might be benefited by using nostalgia. In this study, the starting point chosen was the materiality. More specifically, the materiality of the brick.

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Bornstein & D’Agostino. 1992. p. 545-546

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3. Case Studies In the previous chapters we understood the relation between postmodernism, past and memory, and discussed how this relation can manifest itself in architecture as nostalgia. This chapter analyses two specific cases to see how this relation occurs even closer, specially in relation to its materiality. The buildings selected are: Mühle Tiefenbrunnen, in Zürich, and the Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse, in Baden. Both have similarities. Masonry is their main materiality. They are built in the German part of Switzerland, which gives them a similar cultural and historical background. Both stablish a dialog with the past, but in a different way, which makes the study of both cases interesting. Also, the analysis will focus on the exterior design and the atmosphere it creates in outdoor spaces, rather than studying the interiors, which could evoke other atmospheres. The following analysis is semiotic in its nature. The focus is to understand how and what it communicates. 3.1 Mühle Tiefenbrunnen

Fig. 8. Mühle Tiefenbrunnen before the reforms.

Fig. 9. Mühle Tiefenbrunnen as it looks today.

This complex was initially a brewery in the city of Zürich dating back to 1889. After the company moved, a plan conceived in 1981, with project of the architect Pierre Zoelly, was intended to transform the industrial facilities into a livingly city quarter: “ There should be 15 something happening during the 24 hours of a day”. To achieve this, they relied on mixed uses. The already existing buildings became commercial stores and offices, containing even an art school and a fitness studio. The area was never supposed to be left empty, experiencing a constant flux of people. They were attracted there due to its cultural life and convenience with the services. The slogan adopted to describe the 16 project was “work-life-balance”. To start a semiotic analysis, we must understand that signs work inside systems. These signs acquire meaning, mainly, through their difference in relation to other signs within its system. So, if we understand this complex as its own system, we can notice that it is 17 divided into two different spaces, that are different of each other. One part is the preexisting factory, which was preserved and is now used for services and commerce. The other part is composed of new built residences. This differentiation between new and old serves as a sign to indicate the use of those buildings: the preserved part is service, the new is residential. But how is this differentiation, between the old and the new, made clear for the users?

They mainly differ in materiality. Here it becomes important to notice that the services

Fig. 10. (Left) As mentioned, language is subjective and sometime a sign can have more than one meaning. In the picture above, we can see an ideogram which exists in both Chinese and Japanese languages. But in each language, it has a different meaning. What determinates how we should read it is the linguistic system in which the sign is inserted. So if we are going to analyze the linguistic character of a building, we have to understand which is the system it finds itself in. Fig. 11. (Right) Within a system, what decides the meaning of its signs is the difference between them. We can see this in a chess board: The colors symbolize each player. The meaning arises from the difference, not from the colors themselves. We can notice that by changing the colors by any other pair of colors: The meaning will continue the same. This is a standard practice to interpret signs within semiotics. Source: Derrida. 1978. p. 4-7 15 16 17

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Seeman. 2006. p.1 Lüönd. 2006. p.5 Sebeok. 1991. p.7

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Fig. 12. Plan of the complex. Yellow stands for the residential area, while the red is for the services. 1. Administration 2. Restaurant 3. Bar 4. Shops 5. Theatre 6. Fitnessstudio 7. Atelier 8. Advertising Agency 9. Garage 10. Conference Room 11. Office Building.

Fig. 13. Aerial Perspective of the complex. Residential is yellow. Services are red.

part is also divided into two kinds of volumes. The preserved buildings, and the new interventions. The distinction between both is also done by their difference in materiality. Again, the difference of material within a system is acting as the main sign to communicate a specific characteristic of the building. In this case, the use and time. We find 3 kinds of volumes, each with their own combination of materiality. Two belong to the services area, and one to the residential houses. Each of these types can separate their materiality into two categories: the cladding and the structure. With this, we can see that in the services area, the already existing buildings have cladding, and their structure made from masonry. The new volumes, which were added to them and intersect those buildings, have their structure made from steel, while their cladding is composed of glass. So, the preexisting and the intervention are contrasted within the system by the materials of their cladding and structure. This differentiation is made stronger by how contrasting their qualities are: the masonry buildings, massive and with small openings, imply heaviness while the steel structured volumes of glass that intersect the old factory are transparent and light, being seen as a delicate incision. The transparency and lightness of the glass volumes communicates that they neither obfuscate the preexisting construction, nor do they hinder the understanding that once a factory was there. The materials work as a sign to help us understand what is new and what is old, and their qualities create a hierarchy, in which the preexisting is opaque and heavy, while the intervention is transparent and light. As a result, the opaque and heavier building have a greater presence in people perception. Analyzing the new residential houses in the same way, we can see that it’s main cladding

Fig. 14. In this elevation, we can notice how the new mews continue an already existing sequence of preexisting mews. The old ones are built with masonry, while the new ones, with steel and glass.

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is out of masonry while its structure is made from steel. This is interesting because in the previous case, masonry was associated with the old, while steel was related to the new. As a result, the residential houses become “something in between”. The steel structure, seen from the façade, make it clear that it wasn’t built in the same period as the factory. While the masonry cladding still creates a visual reference to the brewery, as if they belonged together, creating a holistic relation between the residential and services area. The same cladding creates resonance and the different structure creates contrast. The architect could have opted to do the residential houses with the same material as the interventions in the factory facilities, since these two are new. But while the old and new constructions in the services areas are meant to contrast completely from each other, the residential houses were meant to both contrast and resonate with the new and the old. This can be seen in the graphic bellow. Fig. 15. Picture of the mews. We can clearly separate the new from the old ones. This is thanks to their materiality. Fig. 16. (Picture in the side) Chart showing the main parts of the building and their main materiality. As we can see, there is a clear distinction between what is new and what is old in the services area. But the residential area incorporates characteristics of both.

Fig. 17. Although it is new, this footbridge is not cladded in glass.

Fig. 18. The glass-cladded footbridge. It is more protected from the sun than the other footbridge.

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But it is important to lay out a few things. The office building, located in the services area, has steel structure and both glass and masonry cladding, almost becoming another category on itself. But the intention is the same: to create something “in between” of the new and the old. And although the residential houses have some glass cladding, they seem be interpreted as windows and don’t seem to compete with masonry, which still has a greater presence as the main cladding. Also, in the services area, there is a footbridge connecting both sides of the area. Although being new, it’s cladding is not made from glass. The reason for this seems to protect the space from insolation and high temperatures. The linguistic aspect had to give way to comfort standards. This contrasts with the other footbridge seen in the complex, which is indeed made from glass classing. In this case, it finds itself in a more privileged area, narrower and protected from the sun by the buildings it connects. It’s also worth noticing the colors of the materials. The steel is usually painted in brown. Although the steel has characteristics wildly different from bricks, the closer coloration added to it makes both materials to look more pleasant together. After analyzing the material, it’s worth to see how the architectural elements and forms can be read. By visiting the new residential houses, one of the most peculiar elements to stand out are the chimneys. Long, brown, metal chimneys are seen from the façade, coming out from the basement and stretching until the roofs of the houses. Usually, residential houses have chimneys made from bricks and they rarely are seen in the front façade. They are normally not seen from the façade and, when they are, it’s on the lateral or back façade. Also, metal pipes tend to receive minimal exposure in residential buildings. But in this case, the metal chimney is exposed prominently, projecting itself from the front façade. They were meant to be seen. These pipes seem to have a connoted meaning of industrialization. They make people remember the factories, creating a holistic atmosphere between the preexisting brewery and the new residences. The houses

Masonry and its linguistic character


look industrial because of this element, although they have nothing of industrial in their nature. They were only built as a part of a complex that had been an old factory. We have then a building that alludes to something which it isn’t. A building referring to the qualities found in the old facilities nearby. Residences imitating factories. One could argue that this is kitsch in nature. As discussed, this is not a concern in postmodernism. What we get of positive out from it is the homogeneity of atmosphere between the new and the old part. The entire complex still has an industrial feeling to it, even though today it has no industrial use. The whole complex communicates itself as something which it isn’t. In the case of the new part, something that it never was. In the old part, something that it isn’t anymore. Fig. 19. Chimney in the residential area. An industrial looking element.

Fig. 20. A closer look on the façade of the residential buildings. The bay window projects itself outwards. This has a practical use, since it protects the entrance. In an aesthetical level, it gives the idea of different volumes intersecting themselves, representing the mixture between the new and the old.

As last, the forms shall be analyzed. In the services area, there are two different typologies used for the intervention. The office building, accessible from the street, has a box typology, while the Mews built within the central area of the factory, have a triangular façade. Meanwhile, all the old constructions have triangular roofs. The Storehouse, with its cube typology, clearly contrasts from the preexisting. Concurrently, the three Mews, with their triangular roofs, not only resonate with the old, but also tries to continue an already existing sequence of two other Mews. Then we have a case were the typology was meant to differentiate itself from the preexisting, while in the other, it was meant to look like the natural sequence of what was there. One has a connoted meaning of honesty, while the other tries to be more pleasant than honest by presenting itself as a natural sequence of buildings. Meanwhile, the residential houses have their own typology. They are set in two rows with flat roof. Their façade, in contrast to the services part, is not completely plan: there are volumes coming out or being subtracted from it. Bay windows project themselves out from the façade. In one of the rows of houses, this bay window is used to cover the main entrance to the houses, protecting them from rain. This does not happen in the other row, because the main entrance to the building is protected by extruding it inwards. So, while the bay windows work as a “positive volume” in the façade, these entrances are “negative volumes”, which seem to have been subtracted. The idea of the volumes is used to solve the entrance of the buildings, and at the same time, make the two rows differ from each other, and from the rest of the complex.

Fig. 21. (Left) Commercial and services area of the complex. Fig. 22. (Right) Residential area of the complex. Also the spatial distribution of the residential area was ment to remind the industrial facility.

But what makes them look familiar to the services area, in relation to their form, is their position inside the terrain. The two rows of houses refer to the preexisting buildings. Although the brewery is composed of many buildings positioned in a rectangular form, the two residential rows reminds the visitor of the long outdoor space of the factory.

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3.2 Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse Built between 1981 and 1984 by the office Urs Burkard Adrian Meyer & Partner, the Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse in Baden is a multifunctional complex composed mainly of masonry. As in the previous case, the materiality, elements and forms used will be analyzed to see their possible connoted meaning to the past and memory.

Fig. 23. (Above) Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse in Baden. Fig. 24. (Side) Plan of the project. It is possible to see how the complex is divided into two buildings. The one is the left is made out of masonry, while the one in the right has a brown marble cladding. It is also important to notice that the one in the left is in front of the square of the trainstation, being exposed to a greater open space.

The complex is divided into two main parts, each with their own materiality. There is a commercial building containing a Kantonalbank with marble façade, and a long row of mixed-use building with brick façade. Both are connected through the underground. There are also metal elements such as the arch-like metal beams in the arcades. Does the building and its materiality have a connoted meaning of memory? Is it possible that, as in the previous case, the brick is seen as something industrial? An individual, as said before, can always, subjectively, relate anything to a personal experience. So, in order to analyze it, we must see which is the linguistic system in which the building find itself in. Does the genius loci, the collective historic memory, make part of the system, in such a way that it has a dialog with it? Fig. 25. Façade of the other part of the complex, with marble cladding.

Around the middle of the 19th century, Switzerland started a process of focusing their industries from the country side to the urban centers. Baden was one of the four cities in 18 which this process started, alongside Zürich, Winterthur and Basel. The industrialization of the city started in 1835, and in 1885 it had 22 companies and 4 factories, housing, for 19 example, the cotton production in the Kanton Aargau. Before this the city was famous 20 for being a health resort, but with time it obtained an industrial character.

Fig. 26. Elevation of the entire complex. It is possible to notice that both parts are connected by the underground and also by a footbridge.

18 19 20

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Veyrassat. 2018, p.5 Staehelin. 1978. p.307 Martin. 1974. p.24

Masonry and its linguistic character


So, if the Bahnhofstrasse building has somehow an industrial atmosphere to it, the building might be dialoging with the genius loci, a memory belonging to that area. The question is if the masonry itself has any relation to the character of the city or its past. Most faรงades of the buildings in the old center of Baden are covered with plaster. There is no exposed brick there, not even in the immediate surroundings of the object being studied. Some of the factories that used to exist in Baden also had plaster covered walls, as in the facilities of Brown, Boveri & Cie.

Fig. 27.

Factory of Brown, Boveri & Cie. in Baden.

Fig. 28. Giesserei Baden Building. 21

But the foundry facility complex built 1865 (Giesserei Baden, found in Landstrasse 1) in Baden has a faรงade of exposed bricks. Although it seems that these bricks are not a strong defining character of Baden, the fact is that there were some exemplars of such architecture in its industrial past.

Fig. 29. The steel beams that supports the arcade.

Fig. 30. Footbridge between the two parts of the complex.

There are a series of peculiar architectonic elements in this building to analyze. The first one is the metal arched beams that support the arcades. Normally, such an arcade would be solved by bricks. It has a practical use, since the space between the pillars becomes three times wider as the space between the row of pillars without the metal beam, exposing the storefront to more natural light. A few of the windows of the storefronts have a brick arch as it is usually solved in such constructions. This can also be seen in the Foundry building. The metal arched beam allows the masonry in the front faรงade to maintain itself orthogonal. The bricks in the arcade remain orthogonal just like in the windows openings. This metal element might add an industrial atmosphere to the building, because of its resemblance of many artifacts of the industrial era, such as roofs and bridges. This relation is made even clearer by the footbridge that connects both parts of the complex. It is also a similar metal arch element, like the beams but inverted.

Fig. 31. As seen in this drawing, not only are the structures for the arcade and for the footbridge similar, but they are the negative of each other. They are signs of difference working within a system. This means that not only does the structure of the arcade look like an industrial era bridge, but also the reference of that element to a bridge is found within the system itself. (It is important to notice that the drawing of the beam is nverted to show his relation with the footbridge).

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dine-shine.ch. Visited in 01.05.2019

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There are also four main types of window typologies used in this building: The square, the rectangular, the arched and the oculus. The arched opening, as said before, use bricks in an arched way, as it was usual in many factories. But it’s important to notice that it is another type of arch as seen in the Foundry. So, we can presume that there is no direct reference. Also, there is a curious similarity between this arched window with Louis Kahn Fort Wayne Fine Arts Center, which can be an intentional connoted meaning. The oculus opening is also very present in 19th century industrial architecture. Although the user might see it as a connotation for industrial architecture, it is important to point out that these kinds of windows are common in other styles, such as baroque, allowing a wide range of associations. But the combination of this kind of opening in a masonry wall might work as a syntax to connote an industrial character.

Fig. 32. (Above) Oculus of the masonry building above and oculus of the marble cladded building below. Same element, different material, resulting in another syntax, which is interpreted in different ways. The masonry wall allows people to see a reference to industrial architecture, while the other does not. Fig. 33. (Side) The main typologies of windows used in this project.

The roof is also related to the typological shape of the two buildings. In the building with brick exposed façade, the roof is rounded and made from metal. This aspect is not seen in the other building. But in the case of the latter, another element is rounded: The edges of the building. So, both buildings dialog between themselves: the Kantonalbank Building has round edges when seen in the plan, while the other building has round edges when seen in the section. In one case the curve is horizontal, in the other is vertical. Despite this dialog, the signs used in the Bank building don’t seem to evoke anything industrial or old as is the case of other building. The building of the Bank seems to have more attributed prestige as the long row building. It is in front of the Square of the Train station, while the other building is relegated to a less exposed space. Also, its marble cladding, instead of exposed bricks connote a higher weight and exuberance. And although it has the similar windows and openings, as seen in the oculus over the bridge that connects both buildings, it is the difference in the materiality that creates a different syntax, making such elements to be perceived in different ways. The main connotation of the division of the complex into two parts is the existence of a hierarchy of importance within itself.

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Masonry and its linguistic character


4. Conclusion As we have seen, masonry, with the right syntax, is able to evoke a strong atmosphere of industrial era architecture. The main difference between the two buildings analyzed is that Mühle Tiefenbrunnen related to memory by dealing directly with a preexisting construction, while Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse relates to memory by evoking it instead of dealing with it directly. This resulted in different ways of using architectural signs. In the Mühle, the main form of communicating something about the memory seems to be in the use of its different materials: Bricks, steel and glass. When the architect used new volumes of steel and glass alongside the old masonry facilities, he is trying to be truthful about the history of those constructions, preventing the visitors to confuse what is new with what is old. But when it comes to the residential buildings, by mixing the material used in both new and old volumes, the intention is to create an uncanny feeling to the users, by making something new that somehow feels old. There, elements such as the metal chimneys helps to create an industrial atmosphere. But it is not old nor industrial. And, not even the complex is of industrial use anymore. Which means it is evoking something which is absent, in the hope that it reminds the user of positive feelings. So, while in one half the architecture is being truthful about its nature, in the other it is purposely misleading to create a similar atmosphere between both parts. The language of this complex is hauntological in its nature. Meanwhile, the Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse seems to evoke an atmosphere of industrial architecture without referring to other specific preexisting building, although, as discussed, it can be interpreted as a reference to the city’s history. The main purpose of the different use of materials was to divide the complex into two buildings spatially, hierarchically, and atmospherically. The building with exposed brick façade seems to highly evoke the atmosphere of an industrial facility. It does this through its materiality and by combining it together with certain elements associated with the industrial era (such as oculus windows and metal arches). It manages to look new and avoids looking like a real industrial era building by rearranging the elements in unusual ways (such as using a metal arched beam to sustain an arcade), which is one of the main characteristics of postmodernism: rearrange existing elements from the past to created new syntaxes. So, again, we have a building trying to evoke an industrial atmosphere while not having any industrial use. Both buildings try to evoke an atmosphere of an industrial space in the hope that it would feel pleasant for the user. But as said in the introduction, what is going to decide if the user can experience that atmosphere as industrial, and as something positive, is his own past experiences. If he can experience both, then it will be a nostalgic event, since no actual industrial use is found in these buildings, and the mere allusion to it feels pleasant. A question that we might ask now is: Why does this allusion to industrial places resonate with so many people? Why are they associate with positive emotions? Especially given the harsh work conditions that people experienced in the 19th century industries. Of course, at the end it all relies on personal experiences. But could it be that people are experiencing industrial architecture as something pleasant because of the constant reuse of old industrial facilities in the last decades, turning it more prestigious? If that’s the case, people feel more positive about reused cases of such buildings more than the real character of the industrial constructions themselves. So, as seen in these cases, it is possible to use architecture to generate a positive atmosphere by evoking something that is no more. And perhaps, the very reason as to why nostalgia feels as something positive is the fact that the object being remembered is absent.

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Lüönd, K. (2006). 20 Jahre Mühle Tiefenbrunnen. Die Mühle Lebt. Winterthur: Verlag Hochparterre.

Nostalgia as an Architectonic Resource


6. Illustrations Fig. 1: Cover of the Death and Life of Great American Cities, from: bookdepository.com (01.06.2019)

Fig. 17: Picture of the footbridge, from: db-bauzeitung. de (01.06.2019)

Fig. 2: The Pruitt Igoe Scheme being demolished, from: archdaily.com (01.06.2019)

Fig. 18: Picture of the other glassed footbridge, from: Author's collection (2018)

Fig. 3 The Big Duck, from: thearchitecturalmirror. blogspot.com (01.06.2019)

Fig. 19: Chimney, from: Author’s collection (2018)

Fig. 4: Piazza D'Italia, from: dezeen.com (01.06.2019)

Fig. 20: Façade of the residences, from: Author’s collection (2018)

Fig. 5: Eugène Viollet-le-Duc, from: britannica.com (01.06.2019)

Fig. 21: Services area, from: Author’s collection (2018)

Fig. 6: Jacques Derrida, from: britannica.com (01.06.2019)

Fig. 23: Façade of the Residential and Commercial Building, from: Author’s collection (2018)

Fig. 7: Robert Jazonc, from: jenapincott.wordpress.com (01.03.2012)

Fig. 24: Plan of the Residential and Commercial Building, from: Gmür, O.

Fig. 8: Mühle Tiefenbrunnen before the reform, from: Die Mühle Lebt (2006)

Fig. 25: Façade of the Residential and Commercial Building, from: Author’s collection (2018)

Fig. 9: Mühle Tiefenbrunnen after the reform, from: Die Mühle Lebt (2006)

Fig. 26: Elevation of the Residential and Commercial Building, from: Gmür, O.

Fig. 10: Explaining the systems, from: Author's creation

Fig. 27: Factory of Brown, Boveri & Cie, in Baden, from: srf.ch (01.06.2019)

Fig. 11: Explaining the differences inside a system, from: Author's creation. Fig. 12: Plan of Mühle Tiefenbrunnen, from: Die Mühle Lebt (2006) p.16 Fig.13: Aerial perspective of Mühle Tiefenbrunnen, from: Die Mühle Lebt (2006) p.15 Fig.14: Elevation of Mühle Tiefenbrunnen, from: Die Mühle Lebt (2006) p.15 Fig. 15: Picture of the Mews, from: db-bauzeitung.de (01.06.2019)

Fig.22: Residential area, from: Author’s collection (2018)

Fig. 28: Giesserei Baden Building, from: badenertagblatt.ch (01.06.2019) Fig. 29: Steel Beams, from: Author’s collection (2018) Fig. 30: Footbridge, from Author’s collection (2018) Fig. 31: Drawing of footbridge and beam, from: Author’s creation (01.06.2019) Fig. 32: Oculus images, from: Author’s collection (2018) Fig. 33: Main windows typologies, from: Author’s creation (01.06.2019)

Fig. 16: Char of materials, from: Author's creation (01.06.2019)

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DECLARATION OF ORIGINALITY I hereby confirm that I am the sole author of the written work:

Nostalgia as an Architectonic Resource – Masonry and its linguistic character

and that no help was provided from other sources as those allowed. All sections of the paper that use quotes or describe an argument or concept developed by another author have been referenced, including all secondary literature used to show that this material has been adopted to support my thesis. Guilherme JosĂŠ Meier Luzern, Jan.08.2019

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Masonry and its linguistic character




Zeichen fundamentaler Differenz

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

Herbstsemester 2018 Von Roman Stock

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit und dem Überthema der schweizerischen Postmoderne mit dem Architekten Valerio Olgiati und dessen Bezug zur Postmoderne. Ziel der Arbeit ist, genau diesen, vom Architekten in der öffentlichen Präsenz oft negierten Bezug, als Grundzüge seines theoretischen Fundaments nachzuzeichnen. Hinsichtlich der nur schwer zugänglichen Persönlichkeit Valerio Olgiati, die sich mittels einer geheimnisvollen Ausstrahlung von der breiten Masse distanziert, erweist sich das Vorhaben jedoch als ein schwieriges Unterfangen. Im Unterschied zu seinen Mitstreitern der gleichen Generation Deutsch-Schweizerischen Architekten, die teils sogar die gleiche Herkunft, dieselbe Ausbildung und dieselbe kulturelle Prägung aufweisen, stellt Valerio Olgiati's Architektur einen stark andersartigen, aber oft nur schwer deutbaren Beitrag dar. Seine knappen Äusserungen dazu wirken oftmals esotherisch und stark verallgemeinert. Untersucht man jedoch Olgiati's architektonische Position anhand von dem Wenigen, was er publiziert, wird ersichtlich: seine entwerferische Haltung ist alles andere als unbegründet. Sie liegt sogar viel näher im bekannten theoretischen Raum und Argumentationsfeld, als oft geglaubt wird. Im Zentrum dieser Arbeit steht die Absicht, eine Lesart von Olgiati darzulegen oder sogar zu fördern, die seine Position als ein Resultat der intensiven persönlichen Auseinandersetzung und zeitgemässen Reaktion auf ein Hauptwerk der Postmoderne von Robert Venturi versteht. Die methodische Analyse der Merkmale beider Hauptpublikationen der Architekten, und das Aufzeigen deren grundlegenden Übereinstimmungen sowie Differenzen bilden dabei die Ausgangslage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Zeichen fundamentaler Differenz Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

Verfasser Roman Stock Kistlerstrasse 12 8864 Reichenburg Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

3

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master of Arts in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi


Inhalt

1 1.1 1.2 2 3 4 5 6

5

Einleitung These Vorgehen und Methode F체nf Punkte einer unterschiedlich gleichen Auffassung der Architektur Ann채herung an ein allgemeines Sprachmodell bei Valerio Olgiati Schlusswort Literaturverzeichnis Redlichkeitserkl채rung

Valerio Olgiati's N채he und kritische Distanz zu Robert Venturi

6 8 9 12 20 26 28 29

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1

Einleitung

Wie soll ich entwerfen? Mit dieser Frage muss man als Lernender der Architektur täglich umgehen. Die Schweiz weist diesbezüglich eine Vielzahl von Vertretern unterschiedlicher Auffassungen der Architektur auf. Es sind hochelaborierte und international renommierte Architekten, deren Ansichten sich fast diametral unterscheiden. Zudem scheint die Architekturszene der Schweiz durch die Umbruchphase der Bildungslandschaft fragmentierter zu sein denn je. Das Departement für Architektur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule befindet sich in einer Neuorientierung, und die immer grösser werdenden Fachhochschulen der Schweiz stehen unter Druck, ihr Profil zu bilden oder zu stärken. „In der Schweiz ist ein einschneidender Generationenwechsel der Professorenschaft in vollem Gange. Die alten Meister von Tendenza, Minimalismus, Bündner Schule und Analoger Architektur erreichen das Pensionsal1 ter." Es gibt keine großen Figuren mehr, an denen man sich orientieren könnte, stellen wir Studenten oft mit ein wenig Neid auf die Zeit der letzten Großmeister fest, und versuchen, für uns selber ausfindig zu machen, zu welcher Szene des Architekturdiskurses wir wohl gehören -falls überhaupt noch Zugehörigkeiten existieren- oder einfach, wohin wir uns zugesinnen. Schließlich muss man als Architekturstudent in jedem Semester entscheiden, in welchem Studio man entwirft, und bei irgendeinem Professor muss man letztendlich auch diplomieren. Vielleicht hat dies auch mit dem Ausbilden der eigenen Vorbilder zu tun, was es wiederum zu einer persönlichen Sache macht und von Person zu Person unterschiedlich ist. Jedenfalls kriegt man als Architekturstudent oder als junger Architekt im Schweizer Architekturdiskurs, der am Anfang seines Arbeitslebens steht, stark das Gefühl vermittelt, dass man sich entscheiden muss, wo man hingehöre. Mit der Frage, wie man entwerfen soll, stellt man sich insofern also auch die Frage, wo man sich innerhalb der Architekturszene der Schweiz verorten möchte. Die unterschiedlichen Haltungen von Architekten, die auf unterschiedliche Auffassungen der Architektur hinweisen, stellen wie bei Politikern deren Grundüberzeugungen dar. Als junger Architekt oder als Architekturstudent sucht man genau nach dieser erstrebenswerten Grundüberzeugung: Anhand von ihr weiss man, dass das, was man tut, das Richtige ist. Der Blick auf die Deutsch-Schweizerische Architekturszene irritiert jedoch eher, als dass sie Abhilfe in der Identifizierung mit einer Haltung verschafft: Sie weist einige Architekten internationalen Rennommees aus, und obwohl einige zur selben Generation gehören, dieselbe Herkunft aufweisen und im identischen kulturellen Klima herangebildet wurden, unterscheiden sich ihre Ansichten und damit ihre architekto2 nischen Positionen stark.

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1

Himmelreich, 2016, S. 3

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Davidovici, 2012, S. 8

Zeichen fundamentaler Differenz


Unter ihnen gibt es einen Architekten, der kaum über sein Werk spricht, aber seine Bauten haben längst internationale Anerkennung gefunden. Sein Büro hat er in Flims, einem kleinen Dorf in Graubünden. Kaum ein Schweizer Architekt der gleichen Generation beweist eine Haltung, die ansatzweise von vergleichbarer Radikalität und Kompromisslosigkeit zeugt. Seine öffentlichen Kommentare, wie zum Beispiel: ,,Nichts an diesem Bauwerk wurde 3 entworfen“ , werden als bewusste Provokation empfunden, da sie der Eigenart seiner Gebäude geradezu offensichtlich widersprechen. Auch mit lakonischen Äußerungen, wie, dass er nicht skiz4 5 ziere , und ,,an nichts glaubt“ , scheint er sich eher an einer Rhetorik zu bedienen, als Stellung zu seiner Auffassung von Architektur zu nehmen. Auf seiner Internetseite “www.olgiati.net“ gibt es keine weiteren Informationen, als einen Link zu seiner neusten Publikation, der Kontaktadresse seines Büros, und einer rätselhaften Fotostrecke, die kommentarlos Bilder, Renderings und Reisefotos mischt und in einer zufälligen Reihenfolge durchblättert. Über ihn ist kaum etwas bekannt, und trotzdem ist er weltbekannt. Wer sich mit der Architektur von Valerio Olgiati befassen will, steht als erstes vor einem Rätsel. In der Hoffnung, durch eine Auseinandersetzung mit seinen wenigen Publikationen, herauszufinden, auf was er sich bezieht, was er befürwortet oder ablehnt, steht man vor dem nächsten 6 Rätsel: Er distanziert sich so ziemlich von Allem. Außer auf eine Handvoll abstrakter Begriffe, auf die er beharrt. Zu Ihnen gehören die Idee, die Bedeutung und die Erfahrung. Die thematischen Distanzierungen, die in Olgiati's Publikationen vorgenommen werden, sind jedoch keine oberflächlichen Ablehnungen an bestimmte Auffassungen der Architektur, sondern äußerst präzise und komplexe Aussagen, die aufeinander aufbauen und eine spezifische Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema suggerieren. Demnach scheint es für eine Untersuchung der Architektur von Valerio Olgiati naheliegender zu sein, im Modus des “was sie nicht ist“, zu arbeiten, als im Modus des “was sie ist“. Die Idee, Valerio Olgiati schlussendlich mit der Postmoderne in Verbindung zu bringen, kam jedoch nicht bei diesbezüglichen Darlegungen in den eigenen Publikationen des Architekten. Erst durch die zeitgleiche Auseinandersetzung mit spezifischen Themen der Postmoderne in der Architektur, stellte ich fest, wie bestimmt sich Olgiati's Architektur von diesen Themen unterscheidet. Die Fähigkeit, sich so stark von etwas differenzieren zu können, kann gar nicht anders, als auf dessen Bewusstsein zu basieren. So wurde der Schreibprozess dieser Arbeit ausgelöst und das Formulieren einer These gewagt.

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3

Breitschmid, 2012, S.50

4

Olgiati, 2012, S. 42

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Breitschmid, 2012, S. 50

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Davidovici, 2012, S. 155

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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1.1 These Bezüglich der Auffassung der Architektur nimmt der Bündner Architekt und Universitätsprofessor Valerio Olgiati eine prominente, aber ausserordentlich andersartige Stellung im Deutsch-Schweizerischen Architekturdiskurs ein. Meine These besagt, dass sich in Olgiat's entwerferischen Herangehensweise sowohl die Nähe zu Robert Venturi's Komplexität und Widerspruch in der Architektur, einem Hauptwerk der Postmoderne in der Architektur, als auch eine kritische Distanzierung davon verortet werden kann, welche auf einer persönlichen Auseinandersetzung und Reaktion basiert.

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Zeichen fundamentaler Differenz

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1.2 Vorgehen und Methode Vorerst soll gesagt werden, dass mitunter Ziel diese Vorhabens ist, durch das Erarbeiten eines neuen Beziehungsgeflechts, eine differenzierte Sichtweise auf die Zusammenhänge zu fördern. Dies soll nicht nur meine eigene Fähigkeit, kritisch zu denken, steigern, sondern auch zu einem neuartigen und gestärkten Verständnis des Architekten Valerio Olgiati führen. An dieser Stelle soll ebenfalls auf die spezielle Handhabung von bildlichen Beispielen in dieser Arbeit hingewiesen werden. Wer sich mit dem Architekten Valerio Olgiati befasst, wird merken, dass es schwierig ist, sein Werk mithilfe von spezifischen Anschauungsbeispielen zu verstehen. Sein Argumentationsfeld besteht nämlich aus viel allgemeingültigeren Dingen und geschieht eher im abstrakt-theoretischen Raum. Die Herangehensweise dieser Arbeit stellt auch den Versuch dar, sich auf diese Art der Argumentation einzulassen, anstatt ihr, aufgrund des teilweise schwer zu verbildlichen Inhalts, auszuweichen. Den Architekten Valerio Olgiati mit der Postmoderne in Beziehung zu setzen, mag nach einem provokativen Vorhaben klingen. Es wird eine Methode verwendet, die schrittweise zum Verständnis führt, um nicht an der Fülle und Komplexität des Vorhabens zu scheitern. Mit dem Fokus auf bestimmte Aspekte sollen sich in einer Gegenüberstellung von dem Schweizer Architektem Valerio Olgiati (*1958) und einem Begründer der Postmoderne in der Architektur, dem US-Amerikanischen Architekten Robert Venturi (*1925–2018), strukturelle Verflechtungen herausschälen, die zu einer neuen Lesart des Betrachtungsgegenstands, der Auffassung der Architektur von Valerio Olgiati, führen. Die Gegenüberstellung erfolgt mittels den beiden Publikationen der Architekten, welche deren Auffassung der Architektur am deutlichsten wiedergeben. Dabei handelt es sich in beiden Fällen um Manifeste: Komplexität und Widerspruch in der Architektur (1966) von Robert Venturi, und Nicht-Referenzielle Architektur (2018) von Valerio Olgiati. Beide Werke sind stark polemischer Natur und hinterlassen im Sinne einer öffentlichen Erklärung mehr oder weniger ein theoretisches Modell, das angewendet werden kann, um zu ihrer jeweiligen Auffassung der Architektur zu gelangen.

9

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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Bildquelle: Archiv Simonett & Baer

Valerio Olgiati. Quelle: Archiv Olgiati

Bildquelle: Archiv MoMA Design Store

Robert Venturi. Quelle: Archiv BauNetz

Bildliche Gegenßberstellung von den Architekten und ihren Manifesten: Nicht-Referenzielle Architektur (Valerio Olgiati und Markus Breitschmid, 2018) und Komplexität und Widerspruch in der Architektur (Robert Venturi, 1966)

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Wie erwähnt soll ein Fokus auf bestimmte Aspekte die Gegenüberstellung vereinfachen. Diese Aspekte sind von mir selber definierte Untersuchungsbegriffe, die es erlauben, mit einer unterschiedlichen Gewichtung auf Inhalte beider Werke einzugehen. Die Untersuchungsbegriffe stellen demnach nicht Unterschiede, Gemeinsamkeiten oder Merkmale der jeweiligen Manifeste dar. Vielmehr sind sie Schlüsselpunkte, anhand von welchen eine differenzierte Untersuchung möglich wird. Diese Schlüsselpunkte sind: 1. 2. 3. 4. 5.

Bezug zur Praxis Mit Realismus gegen das Establishment Umgang mit Referenzen Verpflichtung zum Ganzen Verwenden von Widersprüchen

Mit den Ausführungen zu den Schlüsselpunkten soll nicht versucht werden, die Werke der beiden Architekten vollständig wiederzugeben. Das Lesen und verstehen beider Werke im Vorhinein wird jedoch nicht vorausgesetzt, da sich die Ausführungen selber erklären. Es soll bewusst eine Vorgehensweise angewandt werden, welche komplexe Inhalte auf nachvollziehbare Art und Weise wiedergibt, und den Leser durch das Verabreichen spezifischer Informationen zu einem allgemeinen Verständnis führen, ohne dass dieser sich ein umfangreiches Hintergrundwissen hätte erarbeiten müssen. Zum Schluss jeder Ausführung zu den Schlüsselpunkten wird jeweils eine Lesart gezeigt, die bewusst versucht, Venturi's Manifest als Denkanstoss für Olgiati, oder Olgiati's Manifest als Reaktion auf jenes von Venturi zu verstehen, um sich einer spezifischen Betrachtung des Verhältnisses von Olgiati zu Venturi anzunähern. Zum Schluss der Arbeit soll anhand dem weiteren Untersuchungspunkt der Sprache eine allgemeine Verortung zur Sprachlichkeit in der Architektur von Valerio Olgiaiti gemacht werden, um dessen verblüffende Wirkung ansatzweise zu entschlüsseln, und rückblickend diese wiederum als eine spezifische Aneignung eines postmodernen Themengebiets, nämlich der Sprachlichkeit in der Architektur, zu verstehen. Mit der Betrachtung der Sprachlichkeit soll die Untersuchung abgeschlossen und resümmiert werden.

11

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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2

Fünf Punkte einer unterschiedlich gleichen Auffassung der Architektur Vergleich von: Nicht-Referenzielle Architektur (Valerio Olgiati, 2018) mit: Komplexität und Widerspruch in der Architektur (Robert Venturi, 1966)

1. Bezug zur Praxis Venturi weist im Vorwort seiner 1966 erschienenen Publikation darauf hin, dass das Buch ein Nebenprodukt seiner Arbeit als 7 „praktisch tätiger Architekt“ ist. Er bekennt seine Vorliebe für bestimmte Epochen der Kunstgeschichte, darunter Manierismus 8 und Barock , betont aber ausdrücklich, dass er „als Architekt, nicht 9 als Gelehrter“ schreibt. Ein allgemeiner Grundton einer kritischen Distanz zu Theorie zieht sich über das gesamte Buch hindurch. Eine Anmerkung von Vincent Scully verhilft diesbezüglich zum besseren Verständnis: „[...]es ist offensichtlich, daß es hier um 10 Erfahrung, nicht um bloßes Wissen geht.“ So bezeichnet Venturi 11 sein Werk als ein „behutsames Manifest“ , um gleichzeitig die Bedeutung seiner Schrift in der Architekturtheorie darzulegen, aber jedoch deren “ideologisierenden Nachgeschmack“ zu relativieren. Der von Venturi gewählte Schreibstil mit seiner lockeren und unterhaltsamen Art, die einfache Lesbarkeit und die Verständlichkeit seiner Aussagen richtet sich deutlich auf eine breite, sich in der Praxis befindende Leserschaft, und nicht nur auf die elitären Kreise der Architekturkritiker. Auch inhaltlich gesehen bezieht sich Venturi vorwiegend auf konventionelle Elemente der Architektur, wie zum Beispiel einem Hauseingang oder einem Kamin. Venturi's Intention, Komplexität und Widersprüche in der Architektur als Potenzial für einen gestalterischen Reichtum, einer Lebendigkeit im Ausdruck von architektonischer Formen zu begreifen, wird dem Leser als ein Instrument vorgelegt, welches für die konkrete Anwendung in der Praxis erschaffen worden ist. („[...]eine Ästhetik, 12 mit der sich arbeiten läßt.“ ) Olgiati richtet seine 2018 erschienene Publikation ebenfalls explizit 13 an die „Macher“ : „Dieses Buch richtet sich in erster Linie an jene, 14 die bauen.“ Es wird von der Autorenschaft als eine Abhandlung 15 bezeichnet , wirkt beim Leser jedoch aufgrund der Verständlichkeit und Bestimmtheit der Aussagen wie ein Manifest. Im Vergleich zu Venturi's behutsamen Manifest wird also bei Olgiati der implizierte Anteil der politischen Natur, des öffentlichen Erklärens von Absichten oder Zielen, von einem abgeschwächten Betrag auf Null

12

88

7

Venturi, 1978, S. 15

8

ebd., S. 16

9

ebd., S. 17

10

Scully, 1978, S. 16

11

Venturi, 1978, S. 23

12

Scully, 1978, S. 19

13

Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 8

14

ebd., S. 9

15

ebd., S. 8

Zeichen fundamentaler Differenz


reduziert und somit das Manifest “verschleiern“ will. Fülle und Umfang der Publikation folgt der Intention Olgiatis, „an einem 16 Abend – oder vielleicht auch an zweien [...]“ lesbar zu sein. Mit dem Entscheid, das Buch frei zu machen von wissenschaftlichen Standards, soll es sich „[...]dem Leser leicht und eindeutig 17 erschliessen.“ Olgiati gibt dem Leser den Inhalt des Buches ausdrücklich als ein Instrument für die Praxis zu verstehen, durch welches sie in der Gegenwart einer „nicht-referentiellen Welt zu 18 bauen vermögen“ . Beide Architekten beziehen sich auf die Praxis, indem sie die praxisorientierte Leserschaft nicht nur miteinbeziehen, sondern sie mit Format und Inhalt der Manifeste direkt adressieren. Beide Architekten beziehen sich im direkten Wirkungsraum ihrer Manifeste auf die Praxis. Somit kann, ohne auf den unterschiedlichen Inhalt der beiden Werke einzugehen, gesagt werden, dass sich Olgiati einer ähnlichen Strategie bedient wie Venturi, um dem eigenen architekturtheoretischen Werk einen potenziell grösseren Resonanzraum zu geben.

2. Mit Realismus gegen das Establishment Venturi wendet sich in seinem Manifest gegen die etablierte Meinung einer Elite: die weit verbreitete Auffassung der modernen 19 orthodoxen Architektur. Er hält den Formprinzipien moderner Architektur den architektonischen Reichtum der Vergangenheit entgegen, um so die architektonische Armut der Gegenwart und ihren Ursprung in der puritanischen ästhetischen Moderne der 20 21 1920-er Jahren zu entlarven. Er fordert „inclusive architecture“ , eine Architektur des Einbeziehens und des bewussten Kompromisses, anstatt einer Stringenz von Form. Der berühmte Spruch 22 „mainstreet is almost allright“ , an dem sich Venturi bedient, veranschaulicht seine kompromissbereite Haltung zugunsten einer Architektur, die sich an der Wirklichkeit, an den Aktivitäten des Alltags, orientiert, anstatt am puritanischen Dogma der klassischen Moderne. Gemeint ist mit „mainstreet“ die Hauptstrasse der US-Amerikanischen Städte, die Ausdruck sind für das halb planerisch, halb zufällig Zustandegekommene einer Stadt: „Der schnelle Wechsel zwischen diesem und jenem, der Tankstelle, der Würst23 chenbude[...]“ . Es macht den Eindruck, als würde er sich für die ungern gesehene Subkultur der Stadt, das „Amerika der kleinen 24 Leute“ einsetzen. Doch er äussert ebenfalls seinen primären Anspruch, sich nur mit Architektur an und für sich zu beschäftigen,

16

Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 11

17

ebd., S. 10

18

ebd., S. 12

19

Drexler, 1978, S. 8

20 Klotz, 1978, S. 215 21 ebd., S. 220 22 ebd., S. 219 23 ebd. 24

13

ebd.

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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und nicht die „die Verbindungslinien zwischen Wissenschaft und Technologie einerseits, den Geistes- und Sozial- wissenschaften andererseits nachzuzeichnen... und aus der Architektur eine 25 menschlichere, soziale Kunst zu machen.“ Somit ist es nicht die Alltäglichkeit, sondern es sind die architektonischen Formen der Alltäglichkeit, welche Venturi's eigentliches Interesse darstellen.

Olgiati wendet sich schon im Vorwort seiner Publikation ausdrück26 lich gegen die „heiligen Hallen der akademischen Welt“ . Es handelt sich dabei um die weit verbreiteten Grundsätze der Moderne und der Postmoderne, welche die Institutionen der 27 Profession dominieren, aber überholt seien. Seine Orientierung an der Wirklichkeit des Alltags verdeutlicht Olgiati in seiner Publikation unter dem Begriff des Realismus ohne Deutung, wie er seine 28 Weltanschauung bezeichnet. Mit seiner Forderung, Gebäude zu machen, die keine (nicht mehr) gültigen Ideale verkörpern, sondern 29 auf physischer Erfahrbarkeit und eigener Wahrnehmung beruhen , appelliert Olgiati sowohl an das Ablegen von Dogmen in der Architektur, als auch an die Orientierung an der gebräuchlichsten Methode, ein Gebäude überhaupt zu erfahren, nämlich durch den eigenen Sinnesapparat. Auf diesen Aspekt der Raumerfahrung kann später tiefer eingegangen werden. Relevant ist, dass die Raumerfahrung durch die eigene Wahrnehmung das herkömmlichste Mittel darstellt, Architektur zu beurteilen. Olgiati bezieht sich also auf eine Methode, welche Allen zur Verfügung steht. Letztlich erklärt Olgiati, dass zwar unbestreitbar sei, dass Architektur Einflüsse von Mathematik, Soziologie, Biologie, Ethik und Kunst aufweise, dass es jedoch nutzlos sei, durch „Überschreiten 30 der Disziplingrenzen“ der Architektur, Gebäude zu bereichern. Auch er erklärt also in seiner Publikation die allgemeingültige Absicht einer auf sich bezogenen Architektur, die unter dem Aspekt einer Alltäglichkeit hervorgebracht wird.

Beide Architekten äußern sich, zugunsten einer Hinwendung zur Alltäglichkeit, die Architektur von ideologischen Dogmen zu befreien. Beide sprechen zudem eine Thematik an, die heute unter dem Begriff Autonomie der Architektur bekannt ist, und auf den Architekten Aldo Rossi und seine 1966 veröffentlichte Publikation Die Architektur der Stadt zurückgeht. Es handelt sich dabei um die Absicht, sich mit dem Wesenskern der Disziplin Architektur, quasi “purer“ Architektur auseinanderzusetzen. Der Begriff impliziert eine Art Vormachtstellung der Architektur über die interdisziplinären Themengebiete der Architektur, da diese – als externe Einflüsse betrachtet – weggelassen werden. Beide Architekten, 25 Venturi, 1978, S. 17 26 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 12 27 ebd. 28 ebd., S. 16 29 ebd., S. 14 30 ebd., S. 15

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14

Zeichen fundamentaler Differenz


sowohl Venturi als auch Olgiati, verwenden diesbezüglich die leicht märtyrerhafte Darstellung, sich für eine “Architektur für Jedermann“ einzusetzen, in Kombination mit dem gleichzeitigen Eingestehen einer formalistischen Untersuchung einer reinen Architektur. Zusammenfassend kann, ohne weiter auf den unterschiedlichen Inhalt der Publikationen einzugehen, gesagt werden, dass sich Olgiati mit der Absage an Dogmen, seiner Forderung nach Raumerfahrung, sowie mit der auf sich bezogenen Untersuchung der Architektur, einer ähnlichen Strategie bedient wie Venturi, um durch die aktive Befürwortung der Massenkultur sowie deren In-Zusammenhang-Setzen mit einer befreiten Disziplin der Architektur, die Relevanz des eigenen Werks zu steigern.

3. Umgang mit Referenzen Venturi äußert in seinem Manifest durch das Zulassen der grundlegend widersprüchlichen Anforderungen in der Architektur (wie zum 31 Beispiel das Drinnen und das Draußen ) ein allgemeingültiges 32 Gestaltungsprinzip . Zur Unterstützung seines Arguments veranschaulicht er anhand von historischen Beispielen die Formenvielfalt der Architektur vergangener Kunstepochen und stellt sie den puristischen, modernen Formen der Architektur gegenüber. Sein Interesse gilt jedoch tatsächlich nur der Form, da er die vorge33 führten Beispiele völlig aus ihrem historischen Kontext herauslöst. Diese exklusive Methode des Darlegens von Zusammenhängen stammt aus der Literaturströmung des New Critisism, auf deren Vertreter Namens William Empson (*1906- 1984) sich Venturi öfters im Manifest bezieht, um auf die Etabliertheit von Widersprüchen in 34 der Literatur hinzuweisen. Die umstrittene und formalistische Methode der Kunstkritik, welche unter Empson hervorgebracht wurde, stammt aus der Literaturwissenschaft und nennt sich close 35 reading . Sie beschreibt das alleinige Kritisieren oder Interpretieren des Artefakts an und für sich, ohne auf die Intentionen des Künstlers oder andere externe Einflüsse einzugehen. Ganz im Sinne dieser Methode werden die verwendeten historischen Anschauungsbeispiele bei Venturi zu Referenzen für die eigene Interpretation, da sie nur in seinem dargelegten Zusammenhang überhaupt gültig sind.

31

Scully, 1978, S. 10

32 ebd. 33 vgl. Venturi, 1978, S.17 34 ebd., S. 33 35 Aureli, 2015

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Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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Olgiati weist schon im Vorwort seiner Publikation auf die Verwendung 36 einer selbstevidenten Argumentationsweise hin. Er unterstreicht dabei die angenehme Situation des Lesers, durch das Fehlen von Beispielen und Bildern, zu einem eigenen Denkprozess angeregt zu 37 werden . Außerdem verweist Olgiati im Sinne Freidrich Nietzsche's auf die “günstigen Bedingungen“, die bei der Befreiung einer Schrift 38 von deren wissenschaftlichen Standards, entstehen. Im Sinne des Begriffs nicht-referentielle Architektur versteht Olgiati die Referenzialität als ein Hauptproblem der Architektur, weil mit dem Verweis auf eine Referenz die Fähigkeit für eine Sache verloren geht, allgemein39 gültig zu sein. Er erkennt also die Situation, die entsteht, wenn Architektur auf andere Architektur oder andere Dinge verweist, als problematisch, da somit keine Ursprünglichkeit mehr gewährleistet werden kann. Des Weiteren schätzt er zwar die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Architektur durch das Studieren und Analysieren historischer Untersuchungsobjekte, verweist jedoch wiederum auf den eingeschränkten Bedeutungszusammenhang von histori40 schen Referenzen und deren geringen Relevanz für den Entwurf. Zusammenfassend ist der Umgang mit Referenzen bei Olgiati darum relevant, weil er das Erreichen eines Zustands der Architektur ermöglicht, die ohne Referenzen auskommt, die der Auffassung der Architektur von Olgiati entspricht. Beide Architekten, sowohl Venturi als auch Olgiati, befassen sich ausgiebig mit dem Thema der Referenz. Der Begriff der Referenz wird zwar unterschiedlich thematisiert, ist aber in beiden Fällen für die Herangehensweise von essenzieller Bedeutung: Während Venturi die verwendeten Anschauungsbeispiele zu Referenzen für seine eigene Interpretation macht, erkennt Olgiati in der Referenz die Beliebigkeit der Bedeutungszusammenhänge und fordert darum eine nicht-referentielle Architektur, die sich gewissermaßen aus sich selbst erklärt, oder nur noch sich selber referenziert. Der Umgang mit der Referenz offenbart in diesem Sinne die spezifische Art der Argumentation, welche bei Olgiati, als auch bei Venturi festgestellt werden kann, vom Leser jedoch meist kaum wahrgenommen wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Olgiati, durch das Aufbauen einer selbstevidenten Argumentationskette für das eigene Manifest, einer ähnlichen Strategie bedient, wie dies schon Venturi getan hat. Es ist eine Herangehensweise, die eine Selbstverständlichkeit zum Ziel hat, und beim Leser eine äusserst verführerische Wirkung zeigt.

36 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 10 37 ebd., S. 9 38 ebd., S. 10 39 ebd., S. 24 40 ebd., S. 39

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Zeichen fundamentaler Differenz


4. Verpflichtung zum Ganzen Venturi äussert im zehnten und letzten Kapitel Verpflichtung auf das schwierige Ganze, wie sich sein allgemeines Gestaltungsprinzip im Bezug auf das gesamte Erscheinungsbild verhalten soll. Denn die Grundzüge des allgemeinen Gestaltungsprinzips sind mit Adjektiven wie ,,vielfältig“, ,,vieldeutig“ und ,,beziehungsreich“ so pluralistisch formuliert, dass kaum Voraussagen gemacht werden können, wie ein Resultat des angewandten Gestaltungsprinzips überhaupt auszusehen hat. Dem Leser bleibt höchstens die Fähigkeit, zwischen einer eher vielfältigen, und einer eher reduzierten Erscheinung einer architektonischer Form unterscheiden zu können. Durch die 41 ,,Verpflichtung auf das schwierige Ganze“ geschieht eine Art von Rückbezug innerhalb des Gestaltungsprinzips, womit eine Abgeschlossenheit des Systems erreicht wird. Was Venturi meint, wird deutlich, wenn er über Teile spricht: ,,Die Gestalt- Psychologie betrachtet einen Gesamteindruck als Summe, und mehr als die Summe seiner Teileindrücke. Das Ganze ist abhängig von der Stel42 lung, der Zahl und den jeweiligen Eigenschaften seiner Teile.“ Das System von Venturi's allgemeinen Gestaltungsprinzips handelt somit von einer Komposition aus Teilen, die in ihrer Eigenart zueinander und ihrer Verpflichtung zum Ganzen eine Gesamtfigur hervorbringen, die als Einheit erkannt wird. Genau genommen ist es eher eine selbstevidente Aussage, als ein Gestaltungsprinzip, dass sich bei einem Ganzen die einzelnen Teile auf die Ganzheit beziehen. Relevant ist, dass Venturi den Zusammenhang aus der Perspektive der einzelnen Teile formuliert. Es spiegelt seine kompositorische Weise wieder, Architektur zu denken. Seine Architektur ist eine Komposition aus aneinandergefügten, verschiedenen Dingen, die aufgrund deren Bezüge zueinander ein ganzheitliches Erscheinungsbild hervorbringen. Olgiati befasst sich in seinem Manifest ebenfalls mit der Frage der Ganzheit. Diese steht für ihn jedoch nicht wie bei Venturi für eine kompositorische Methode, die durch das Hinzufügen oder Abändern von Teilen erzeugt werden kann, sondern sie ist durch das Vorhan43 densein einer klaren Gebäudeidee direkt zu Beginn vorhanden. Damit verpflichtet sich jedes einzelne Teil der Ganzheit, der ursprünglichen Gebäudeidee. Da alle Teile des Gebäudes dieser Idee entspringen, die bei jedem Gebäude eine andere sein kann, tragen die Teile in ihrer Gesamtheit zu einer einheitlichen Ganzheit dar, die wiederum eindeutig anders ist, als die Ganzheit eines weiteren Gebäudes. Auf die grundlegende Bedeutung der Gebäudeidee kann zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen werden. Sie ist hinsichtlich der Verpflichtung zum Ganzen deshalb von Relevanz, weil sie die Perspektive von Olgiati im Bezug auf die Ganzheit darlegt: die Gebäudeidee ist die unmittelbare Struktur, die das Ganze aus Teilen zusammenhält, also Ganzheit gewährleistet. In diesem Sinne ist sie die Ganzheit.

41

Venturi, 1978, S. 136

42 ebd. 43 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 63

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Beide Architekten, sowohl Venturi als auch Olgiati, gehen mit der Frage der Ganzheit, und wie diese erreicht wird, um. Ihnen ist bewusst, dass sie in ihren Manifesten ein Prinzip darlegen, das größtmögliche Verallgemeinerung mit größtmöglicher Andersheit vereint. Beide formulieren Gestaltungsprinzipien, die, in jedem Fall der Anwendung, aus Teilen eine Ganzheit erzeugen, die sich zu einer Ganzheit einer weiteren Anwendung wiederum als das eindeutig Andere verhalten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Olgiati einem ähnlichen Aufbau des Gestaltungsprinzips bedient wie Venturi, nämlich einer Gleichzeitigkeit einer universellen Anwendbarkeit und einer Unverkennbarkeit in der Gesamterscheinung. Mit dem allgemeingültigen Aufbau und den verblüffenden Resultaten wirkt es geheimnisvoll und vielversprechend zugleich und zieht so die Leserschaft in ihren Bann.

5. Verwenden von Widersprüchen Venturi's Manifest basiert auf dem Zulassen von Komplexität und Widersprüchlichkeit. Damit fordert er die Akzeptanz ,,der Gleich44 zeitigkeit zwischen Sein und Scheinen eines Kunstwerks“ innerhalb der Disziplin Architektur. Venturi beruft sich dabei auf Joseph Albers, der den Widerspruch des Unterschieds ,,zwischen der 45 physikalischen Tatsache und ihrem psychischen Effekt“ sogar als 46 ,,Ursprung der Kunst“ bezeichnet hat. Insofern bezeichnet das Manifest von Venturi, neben der Absage an die Moderne, auch eine Forderung nach der Erlebbarkeit der Architektur im Sinne der Kunst, denn diese schöpft aus dem Potenzial der Phänomene der Wahrnehmung. Zum Schluss des Manifests wird klar: Venturi fordert Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit, um sich für eine Architektur einzusetzen, die ,,dem Leben wirklich gerecht werden 47 kann.“ Olgiati geht gegen Ende seines Manifests ebenfalls auf Widersprüchlichkeit ein. Er distanziert sich von der Verwendung von Widersprüchlichkeit als ästhetisch konstrastierendes Mittel und verweist auf den psychologischen Effekt der Konfrontation mit 48 räumlich erfahrbaren Widersprüchen. Es handelt sich um einen Sinnesreiz, der einen zum Nachdenken veranlasst. Olgiati betont die Qualität, die der Unfähigkeit, etwas vollständig zu begreifen, innewohnt.

44 Venturi, 1978, S. 31 45 ebd. 46 ebd. 47

ebd., S. 161

48 vlg. Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 92

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49

Er fügt hinzu, dass ,,die beste Kunst und die beste Architektur“ den ,,menschlichen Geist zwischen Imagination und Konzeptuali50 sierung“ immer wieder aufs Neue herausfordert. Aber bei Olgiati gibt es noch eine weitere Ebene der erlebten Widersprüchlichkeit. Folgt man nämlich seiner Argumentation, so führt er uns zu einer Architektur, die, wie er schliesslich betont, 51 ,,nur abstrakt ist“ – sie stellt nämlich eine gebaute Idee dar. Da diese Idee gebaut ist, und damit physisch präsent und erlebbar, steigert Olgiati, durch die schier maximale Diskrepanz zwischen einer Idee und einem materiellen Objekt, also einem Gedanke und einem Ding, die erlebbare Widersprüchlichkeit zu einer sinnlichen 52 Erfahrung, bei der ,,existenzielle und metaphysische Gedanken“ ausgelöst werden können.

Beide Architekten, sowohl Venturi als auch Olgiati, bringen in ihren Manifesten die Widersprüchlichkeit als ein Hauptthema hervor. Es ist Widersprüchlichkeit, die erlebt werden kann: Während sie bei Venturi als Ausdruck des Lebens gilt, die durch die Form erlebt wird, steigert Olgiati durch die Diskrepanz zwischen Idee und physische Präsenz das Potenzial der Widersprüchlichkeit bis hin zu einer existenziellen Erfahrung. Somit baut Olgiati sein Manifest strategisch auf derselben Stelle auf, wie schon Venturi: auf derngrundsätzlichen Merkwürdigkeit des Lebens und der Dinge, welche als Widerspruch erfahren wird.

Fünf Punkte einer unterschiedlich gleichen Auffassung der Architektur – Fazit: Die Herangehensweise zum Aufbau des Manifests weist bei Valerio Olgiati und Robert Venturi, obwohl sie sich inhaltlich stark differenzieren, grundlegende Übereinstimmungen auf. Der direkte Bezug zur Leserschaft, das Bereitstellen einer Methode, deren Wirkungsraum die Praxis ist, die Ausrichtung gegen das Establishment, die Befürwortung einer Massenkultur durch den Bezug auf die Alltäglichkeit, sowie die entstandene Selbstverständlichkeit durch die selbstevidente Argumentationskette, und das Hervorbringen eines Prinzips, das unverkennbar und allgemeingültig zugleich ist, stellen allesamt übereinstimmende Vorgehensweisen dar, die, im kritischen Rückblick auf beide Manifeste, als angewandte Strategien beider Architekten, erkannt werden können.

49 ebd., S. 95 50 ebd., S. 96 51

Breitschmid, 2012, S. 52

52 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 98

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3

Annäherung an ein allgemeines Sprachmodell bei Valerio Olgiati

Um anschließend auf das Thema der Sprachlichkeit und des Symbolbegriffs eingehen zu können, soll durch die Veranschaulichung der Grundzüge der Theorie der Sichtbarkeit von Jörg Gleiter eine allgemeine Einführung zur Sprachlichkeit in der Architektur gegeben werden. Diese setzt beim Thema der Wahrnehmbarkeit an und ist durch das Verwenden von Anschauungsbeispielen gleichsam zugänglich wie nachvollziehbar. Die jeweils nur angeschnittenen Bereiche der Semiotik, also der Lehre von den Zeichen, können nicht vollständig ausgeführt werden– viel mehr sollen sie Teil einer neuen Betrachtung werden, die durch die kritische Lesart der Zusammenhänge entsteht.

Grundzüge einer Theorie der Sichtbarkeit der Architektur von Jörg Gleiter: Von der Sichtbarkeit: ,,Die Herausforderung der Architektur liegt in ihrer Wahrnehmbarkeit. Das bedeutet, dass die Architektur im eigentlichen Sinne kein technologisch-konstruktives Problem hat, sondern ein Problem der Sichtbarkeit. Grund dafür ist der Überschuss an Form, der die Architektur auszeichnet und der Sichtbarkeit eine besondere Stellung unter den Sinnen einräumt. Wo ein Gebäude oder ein Teil davon immer so oder auch anders aussehen könnte, ist es der Überschuss an Form, der die Architektur einem Überschuss an Bezugnahme und Bedeutung eröffnet. In der Sichtbarkeit kommt immer etwas zur Erkennbarkeit, was mit dem Sichtbaren nicht 53 identisch ist.“ Von der Sprache der Architektur: Gleiter erläutert in seiner Einführung, dass die Herstellung und Wirksamkeit einer Wahrnehmbarkeit im Zentrum der Konzeption von Architektur steht. Die Wahrnehmbarkeit der Architektur geschieht über die Sinne, unter welchen dem Sehsinn, bezüglich der Sichtbarkeit der Architektur, eine dominante Stellung zukommt. Die Frage, was uns das Sichtbare und Wahrgenommene mitteilt, also wovon es spricht, beantwortet Gleiter zügig: ,,Von sich selbst, 54 was sonst.“ Er betont, dass genau dies die Eigenschaft der Architektur ist, die sie von den anderen kulturellen Praktiken wie Fotografie, Malerei oder Skulptur unterscheidet: dass sie keine Repräsentation von etwas, sondern unmittelbar ,,die Sache 55 selbst“ ist. Damit wird das Sich-Zeigen zu einer existenziellen Grundfunktion der Architektur, ,,ohne die sie aufhörte, Architektur 56 zu sein.“ 53 Gleiter, 2017, S. 213 54 ebd., S. 214 55 ebd. 56 ebd.

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Vom Sich-Zeigen und Anzeigen: Gleiter veranschaulicht diesen Zusammenhang mit dem einfachen Beispiel der Tür: Damit sie als solche erkannt wird, muss sie sich als Tür zeigen. Erst wenn die Zeichen wie Türklinke, Türrahmen oder Türblatt von unserer Wahrnehmung erkannt werden, können wir die Tür benutzen. Eine Tür, die sich nicht anzeigt, ist für den Betrachter inexistent. Das Beispiel der Tür demonstriert, dass durch das Sich-Zeigen des materiellen Objekts in seiner physischen Präsenz ein Anzeigen von etwas, in diesem Falle also die 57 Möglichkeit des Hindurchgehens, möglich wird.

Von dem Grad der Kausalität des Anzeigens: Nebst der Möglichkeit dieses performativen Akts kann das Zeichen laut Gleiter ebenfalls auf ein Gemachtsein oder ein 58 Gedachtsein hinweisen. Dies veranschaulicht Gleiter durch ursprüngliche Elemente der Architektur der griechischen Antike: So verweist bei einem dorischen Tempel in der Architektur der das Ornament auf die dahinterliegende Dachkonstruktion, und bei der Säule wird durch die Schwellung des Säulenschafts die Konzep59 tion des Tragen und Lasten veranschaulicht. In beiden Fällen, dem Ornament und der Säule, beinhalten die Bauelemente visuelle Zeichen, die in einer kausalen Beziehung zu der Sache stehen, die sie zu erkennen geben. Der Grad der Kausalität der Beziehung vom Zeichen zur angezeigten Sache wird dabei Indexikalität genannt. So fasst Gleiter zusammen, dass architektonische Zeichen ursprünglich indexikalischer Natur sind, weil sie alle auf einen kausalen Zusammenhang, also entweder einen performativen Akt (Türe), ein Gemachtsein (Ornament der Dachkonstruktion), oder ein Gedachtsein (Tragen und Lasten der Säule) hinwei60 sen. Folgend sollen die wichtigsten Zusammenhänge durch ein grafisches Modell veranschaulicht werden.

57 Gleiter, 2017, S. 215 58 ebd. 59 vgl. Gleiter, 2017, S. 216 60 ebd., S. 2017

Zeichenträger-Ebene

Visuelles Zeichen

Wahrnehmungs-Ebene

Wahrnehmungs-Prozess

Erkenntnis-Ebene

Angezeigtes

Bedeutungs-Ebene

{

--->Performativer Akt --->Gedachtsein --->Gemachtsein --->Konvention

Sinngemässes Schema zur Wahrnehmung von Zeichen und deren Bedeutungen, angelehnt an die Theorie der Sichtbarkeit von Jörg Gleiter. Verfasser: Roman Stock

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Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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Vom Zeichen zum Symbol: Ist die Kausalität zwischen Zeiger und Angezeigtem schwach oder unterbrochen, (zum Beispiel beim aufgemalten Bild einer Türe auf eine Wand) wird von einer schwachen Indexikalität des Zeichens gesprochen: der Zeichenträger (Wand) und das Zeichen (Bild einer Tür) sind vorhanden, jedoch stimmen sie nicht mit dem Angezeigtem (Hindurchgehen) überein. Zeichen, die in keinerlei kausaler, sondern in einer willkürlichen Beziehung zum Ange61 zeigten stehen, werden symbolische Zeichen genannt. Ihre Bedeutung etabliert sich durch andere Zusammenhänge, nämlich Konvention. So ist zum Beispiel das Firmenlogo einer bekannten Grossbank nicht herleitbar, aber es wird dennoch als Markenzeichen verstanden, weil es sich dessen Bedeutung im gesellschaftlichen Zusammenhang mit der Kommerzkultur etabliert hat.

Der Symbolbegriff bei Venturi Venturi knüpft in seinem zweiten einflussreichen Buch Learning from Las Vegas an seinen Erkenntnissen über Formen der Komplexität und Widersprüchlichkeit an, und überträgt das Thema der Sprachlichkeit aus dem linguistischen Diskurs auf die Architektur. Er kritisiert dabei in ähnlicher Manier wie in seinem acht Jahre zuvor erschienenen behutsamen Manifest die moderne Formensprache als eine abstrakte, weil sie nur für Fachleute lesbar und 62 verständlich ist. Venturi dagegen fordert die ,,Verwendung alltäglicher, konventioneller und praktischer Formen, die für jedermann 63 zugänglich und nachvollziehbar sind.“ Damit propagiert er für die Zeichen des Kommerzes und der Werbung in der Architektur, die ein Produkt der Konsum- und Erlebnisgesellschaft sind, aber dessen alltäglichen Wahrnehmungsgewohnheiten entsprechen. Mit dem Buch beweist er, dass sich in der alltäglichen Architektursprache kommerzielle und konventionelle Symbole bestens etabliert haben, und diese in vielen Beziehungen eine Bereicherung für die Massenkultur sind. Seine ganze Zuwendung gilt der Untersuchung des Typs der Architektur des decorated shed,in welchem die Architektur einem praktischen, effizienten und technisch perfekten Behälter entspricht, sowie Symbole verwendet, um zu 64 dekorieren, zu informieren, und zu kommunizieren. –was der Titel impliziert. Zusammenfassend hat sich Venturi also in seinem zweiten Hauptwerk der Postmoderne in der Architektur für eine Auffassung der Architektur eingesetzt, die sich nicht nur an konventionellen Elementer der Architektur, sondern auch an den konventionellen Zeichen des Kommerzes und der Konsumkultur orientieren.

61 ebd., S. 223 62 vgl. Dreyer, 2017, S. 28 63 ebd. 64 ebd., S. 29

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Zeichen fundamentaler Differenz


Es wurde bereits mithilfe der Theorie der Sichtbarkeit von Jörg Gleiter das Thema der Sprache und der Zeichen in der Architektur eingeführt, als auch der Symbolbegriff bei Venturi erläutert. Es soll nun folgend anhand der Erläuterung des Symbolbegriffs bei Olgiati eine Annäherung an ein allgemeines Sprachmodell bei Olgiati gemacht werden.

Der Symbolbegriff bei Olgiati Olgiati erläutert in seinem Manifest Nicht-Referenzielle Architektur, dass ,,keine einfachen Bedeutungszuschreibungen mehr existie65 ren“ , und darum einzig und allein eine nicht-referenzielle Herange66 hensweise an den Entwurf von Gebäuden sinnvoll sei. Er beruft sich damit auf den Überschuss an Form, der die Architektur zu einem Überschuss an Bezugnahme und an Bedeutungen befä67 higt , der auch von Jörg Gleiter in seiner Theorie der Sichtbarkeit festgestellt wurde. Olgiati weist damit auch weg von den Bedeutungen kommerziellen oder kulturellen Ursprungs, wie sie Venturi in die Architektur hat integrieren wollen. Der Verlust von einfachen Bedeutungszuschreibungen hat auf den Symbolbegriff paradoxe Auswirkungen. Da das Symbol nun nur auf sich selbst verweist, verliert es die grundlegende Eigenschaft des symbolischen Zeichens, auf etwas außerhalb von sich zu 68 weisen. Dennoch wird es als Symbol wahrgenommen, da das Zeichen physisch präsent und sichtbar ist, jedoch kein kausaler Zusammenhang zwischen sichtbarem Zeichen und Angezeigtem ausgemacht werden kann. Es ist somit wie ein Symbol, dass seine eigene Bedeutungszuschreibung verweigert. Was genau passiert, ist komplex und bedarf weiterer Überprüfung. Aber durch das Anwenden des zuvor eingeführten Modells kann auf der folgenden Seite versucht werden, der entstehende Effekt beim Betrachter zu veranschaulichen.

65 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 18 66 ebd., S. 11 67 Gleiter, 2017, S. 213 68 vlg. Gleiter, 2017, S. 223

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Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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Es wurde bereits mithilfe der Theorie der Sichtbarkeit von Jörg Gleiter das Thema der Sprache und der Zeichen in der Architektur eingeführt, als auch der Symbolbegriff bei Venturi erläutert. Es soll nun folgend anhand der Erläuterung des Symbolbegriffs bei Olgiati eine Annäherung an ein allgemeines Sprachmodell bei Olgiati gemacht werden.

Der Symbolbegriff bei Olgiati Olgiati erläutert in seinem Manifest Nicht-Referenzielle Architektur, dass ,,keine einfachen Bedeutungszuschreibungen mehr existie65 ren“ , und darum einzig und allein eine nicht-referenzielle Herange66 hensweise an den Entwurf von Gebäuden sinnvoll sei. Er beruft sich damit auf den Überschuss an Form, der die Architektur zu einem Überschuss an Bezugnahme und an Bedeutungen befä67 higt , der auch von Jörg Gleiter in seiner Theorie der Sichtbarkeit festgestellt wurde. Olgiati weist damit auch weg von den Bedeutungen kommerziellen oder kulturellen Ursprungs, wie sie Venturi in die Architektur hat integrieren wollen. Der Verlust von einfachen Bedeutungszuschreibungen hat auf den Symbolbegriff paradoxe Auswirkungen. Da das Symbol nun nur auf sich selbst verweist, verliert es die grundlegende Eigenschaft des symbolischen Zeichens, auf etwas außerhalb von sich zu 68 weisen. Dennoch wird es als Symbol wahrgenommen, da das Zeichen physisch präsent und sichtbar ist, jedoch kein kausaler Zusammenhang zwischen sichtbarem Zeichen und Angezeigtem ausgemacht werden kann. Es ist somit wie ein Symbol, dass seine eigene Bedeutungszuschreibung verweigert. Was genau passiert, ist komplex und bedarf weiterer Überprüfung. Aber durch das Anwenden des zuvor eingeführten Modells kann auf der folgenden Seite versucht werden, der entstehende Effekt beim Betrachter zu veranschaulichen.

65 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 18 66 ebd., S. 11 67 Gleiter, 2017, S. 213 68 vlg. Gleiter, 2017, S. 223

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Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi

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Durch das Wegfallen der einfachen Bedeutungszuschreibungen wird die Bedeutungsebene von der Erkenntnisebene getrennt. Stellt man sich nun wieder der Wahrnehmungsprozess als einen Pfeil vor, der das visuelle Zeichen mit dem Angezeigten Inhalt und seiner Bedeutung vermittelt, wird dieser beim Wegfall der Bedeutungsebene gezwungen, auf die Ebene des Zeichenträgers zurückzuspringen, um die Vermittlung erneut zu starten. Durch die “kontinuierliche Rückkoppelung“ dieses Prozesses durch den Zustand der Undeutbarkeit des Angezeigten wird der Betrachter dazu aufgefordert, die durch die fehlende Bedeutung drohende Leere mit den eigenen, spekulativen Gedanken aufzuladen. Dass es nun zu einer metaphysischen und existentiellen Erfahrung 69 kommen kann, wie es Olgiati behauptet , ist nicht unvorstellbar, jedoch schwer zu prüfen. Aber im besten Fall wird der Betrachter in seinem Wahrnehmungsprozess dazu aufgefordert, den vakuumartigen Raum der verlorenen Bedeutungen mit persönlichen, viel tiefgründigeren Zuschreibungen, als jenen der kommerziellen Welt, zu besetzen– und im schlechtesten Fall ist für den Betrachter, der nur kulturell- und gesellschaftlich etablierte Zeichen deuten kann, ein Zeichen sichtbar, das lediglich einen skurrilen Eindruck macht, weil er mit der Deutung des Bedeutungszusammenhangs leicht überfordert ist.

69 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 98

Zeichenträger-Ebene

Wahrnehmungs-Ebene

Erkenntnis-Ebene

Bedeutungs-Ebene

Spekulative Bedeutung Visuelles Zeichen

Wahrnehmungs-Prozess: kontinuierliches Hin-und Her

Angezeigtes (undeutbar)

Spekulation

Anwendung des Schemas der Wahrnehmung von Zeichen und deren Bedeutungen auf Valerio Olgiati. Verfasser: Roman Stock

101


Fazit:

Die Befähigung der Architektur, sich durch eine vielfältige Bezugnahme der Zeichen an fremdartigen Bedeutungszusammenhängen zu bedienen, ermöglicht es ihr gemäß Gleiter überhaupt erst, ,,eine 70 poetische Praxis“ zu sein. Und die Eigenschaft, durch Zeichen auf Abwesendes zu verweisen, hebt in der Architektur genau das hervor, was Robert Venturi mit der Gleichzeitigkeit zwischen Sein 71 und Scheinen meint. Durch die Untersuchung des Symbolbegriffs bei Valerio Olgiati wird ersichtlich, dass Olgiati dieses Potenzial unmissverständlich anerkannt hat. Als Reaktion auf Venturi kann Olgiati's Symbolkonzeption unterdessen als Versuch interpretiert werden, ,,[...]einen Widerhall in der 72 Seele und im Bewusstsein der Menschen[...]“ erzeugen zu wollen, also in einer mehr und mehr kommerzialisierenden und fremdbestimmten Welt, Platz für sein eigenes Bewusstsein einzuräumen, um sein eigenes Wesen von der Orientierungslosigkeit der reizüberfluteten Welt unbedeutender Dinge zu befreien. Auf der Ebene der Sprachlichkeit kann Olgiati's Entwurfsmethode als deren Weiterentwicklung innerhalb eines veränderten kultu73 rellen Kräftefelds verstanden werden. Seine Auffassung der Architektur weist auf eine Kontinuität der architekturtheoretischen Erkenntnissen der Postmoderne hin, die es ihm erlaubt, aufgrund seiner diesbezüglich kritischen Haltung, bewusste Distanzierungen vorzunehmen.

70 Gleiter, 2017, S. 225 71

Venturi, 1978, S. 31

72 Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 125 73 Gleiter, 2017, S. 232

102

25

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi


4

Schlusswort

Anhand der fünf Schlüsselpunkte, die in den Manifesten von Olgiati und Venturi grundlegende Übereinstimmungen in den Herangehensweisen aufzeigen, sowie dem erweiterten Verständnis des Symbolbegriffs von Olgiati, lässt sich die These bestätigen, dass Olgiati nicht nur grundsätzlich auf Inhalt und Format der Erkenntnisse von Komplexität und Widerspruch in der Architektur aufbaut, sondern auch, dass die tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Manifest Venturi's maßgeblich dazu beigetragen haben muss, seine eigene, zeitgemäße und persönliche Auffassung der Architektur als Reaktion darauf zu finden. Nicht zuletzt geschieht dies, wie der Titel meiner Arbeit impliziert, auf der Ebene der Sprachlichkeit: dass Olgiati die Symbolkonzeption von Venturi grundlegend versteht und deren Wirkungsmechanismus anerkennt, jedoch zu einer Art “Kurzschluss“ führt: Das Symbol ist physisch präsent, aber seine Bedeutung ist für unseren Verstand unergründlich. Es entsteht eine zwiespältige Situation: Es handelt sich sozusagen um etwas, das uns vertraut, aber nicht verständlich vorkommt. Sie spiegelt das sonderbare Verhältnis der Auffassung der Architektur von Valerio Olgiati zu Robert Venturi wider: Es ist fast die gleiche, aber, durch eine geringfügige Differenz, doch eine fundamental andere.

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Zeichen fundamentaler Differenz

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Kommentar: Auf einige Aspekte konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht tiefer eingegangen werden. Nebst der bereits erwähnten, unvollständigen Wiedergabe der Werke beider Architekten, handelt sich es beim Verzicht auf die Darlegung der Grundzüge der architektonischen Postmoderne um einen bewussten Entscheid zugunsten der Unvoreingenommenheit des Lesers. Ausserdem handelt sich es vorwiegend um die Abwendung Olgiati's von Venturi, die einer weiteren Untersuchung bedarf. Zum Beispiel wird sein Wendepunkt von einer stark postfundamentalistischen Tendenz begleitet, die im Lauf der Auseinandersetzung feststellbar wurde, aber im Rahmen dieser Arbeit noch nicht weiter überprüft werden konnte. Diese Tendenz soll durch die nächstfolgenden Abschnitte gezeigt werden. Es ist eine diesbezügliche Aneinanderreihung direkter Zitate aus dem Manifest Olgiati's: ,,Man kann heutzutage an nichts mehr glauben. [...]Gewissheiten gibt es heute nicht mehr.[...]Zudem gibt es [...] keineswegs mehr einen 74 breiten Konsens, der unsere Welt strukturieren könnte.“ ,,Betrachtet man die Bevölkerungsstruktur, so zeigt sich, dass es keine eindeutigen, übereinstimmenden Bedürfnisse mehr gibt. [...] Wir leben in einer vollkommen heterogenen, polyvalenten, pluralistischen, dezentralisierten, nicht-referenziellen Welt, in der zu jeder Zeit und an 75 jedem beliebigen Ort alles möglich ist.“ ,,[...]ist die Tatsache, dass wir heute weder nicht mehr ernsthaft von der Existenz irgendeiner Art von Firmament über uns oder einem 76 festen Grund unter uns ausgehen.“ In dieser Hinsicht soll hier vermerkt sein, dass vor allem diese Thematik einer weiteren Auseinandersetzung bedarf, und diese Arbeit abgeschlossen wird, ohne auf die diesbezüglichen Andeutungen Olgiati's eingehen zu können.

74

Olgiati/Breitschmid, 2018, S. 16

75 ebd., S. 30 76 ebd., S. 31

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Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi


5

Literaturverzeichnis

Aureli, Pier Vittorio: AA PhD Open Seminar Series - Part 6. https://www.youtube.com/watch?v=gqYNrzsRb7Q&t=3155s (08.01.2019). Breitschmid, Markus/Olgiati, Valerio: Nicht-Referenzielle Architektur. Gedacht von Valerio Olgiati. Zürich 2018. Breitschmid, Markus: Die Bedeutung der Idee in der Architektur von Valerio Olgiati. Sulgen 2018. Davidivici, Irina: Forms of Practice. German-Swiss Architecture 1980–2000. Zürich 2012. Drexler, Arthur: Zum Geleit. In: Conrads, Ulrich/Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 8. Dreyer, Claus: Semiotische Aspekte architektonischer Symbole in der neueren Architekturtheorie. In: Feldhusen, Sebastian/Poerschke, Ute (Hg.): Theorie der Architektur. Zeitgenössische Positionen. Bauwelt Fundamente 161. Basel 2017, S. 24–39. Gleiter, Jörg H.: Intellektualität der Wahrnehmung oder Wovon die Architektur spricht. Grundlinien einer Theorie der Sichtbarkeit der Architektur. In: Feldhusen, Sebastian/Poerschke, Ute (Hg.): Theorie der Architektur. Zeitgenössische Positionen. Bauwelt Fundamente 161. Basel 2017, S. 213–232. Himmelreich, Jorg: Editorial.Bildungslandschaften. In: Archithese, 2/2016, S. 3. Klotz, Heinrich: Nachwort des Herausgebers. In: Conrads, Ulrich/Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 215–222. Scully, Vincent: Anmerkung zur zweiten Auflage. In: Conrads, Ulrich/Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 19–20. Scully, Vincent: Einführung. In: Conrads, Ulrich/Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 9–14. Venturi, Robert: Komplexität und Widerspruch in der Architektur. In: Conrads, Ulrich/ Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 23–214. Venturi, Robert: Vorwort. In: Conrads, Ulrich/Neitzke Peter (Hg.): Robert Venturi. Komplexität und Widerspruch in der Architektur. Herausgegeben von Heinrich Klotz. Bauwelt Fundamente 50. Basel 1978, S. 15–18.

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Zeichen fundamentaler Differenz

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6

Redlichkeitserklärung

Der Verfasser bestätigt hiermit, dass die vorliegende Arbeit selbstständig, ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als die angegebenen Hilfsmittel angefertigt wurde. Die aus fremden Quellen (einschliesslich elektronischer Quellen) direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.

Die Arbeit ist in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht vorgelegt worden.

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29

Datum/Ort:

08.01.2019, Reichenburg

Verfasser:

Roman Stock

Valerio Olgiati's Nähe und kritische Distanz zu Robert Venturi


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THEMENÜBERSICHT DER WEITEREN ARBEITEN

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Abstract

After a deep involvement in studying postmodernism and its related features, I decided to investigate more precisely the technical approach and the respects of the surrounding as two widely-agreed characteristic of it. This writing aim to show the interactive relationship between the use of technology in the building and the surrounding environment two architectural works of Pierre Zoelly. Two selected buildings of Pierre Zoelly were analyzed with a focus on the structure, the façade, and other technical properties according to the site. Zoelly used the advanced technique to relate the building to its extension. Nonetheless, the environment shows a clear impact on the Zoelly´s method in applying this technology.

In-depth Study Herbst semester 2018

Dialog between high-tech and history Relationship between high-tec and excisting in the works of Pierre Zoelly Author Ola Abdu Buchholzstrasse 37 8053 Zurich Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Herbst semester 2018 Date: 07.01.2019

The Relationship of steel structure and environment in two works of Pierre Zoelly

3

110


Abstract

Intuition is an integral and important part of a creative practice that guides us through our decision making process and is naturally shaped by our past experiences and education. It becomes an automatic response to any problem, as if it were a mere evidence, when it is in fact the result of years of experience and cultural knowledge, especially in arts and architecture. But the meaning behind every decision taken is not always provided by the intuitive experience of a painting or a building, and therefore, cannot always be specifically understood. The semantic field of an experience depends on a lot of factors related to the viewers involved, a phenomenon well known to phenomenologists, and consequently varies from person to person. This paper discusses how ideologically opposed postmodern artists and architects, like Jean Tinguely and Mario Botta respectively, can control the semantics emanating from their work through their use of phenomenology and their understanding of society, while working in a very instinctive and experimental manner. And by confronting their personalities and their work, we also expose similarities in their methodology, regardless of their political views.

In-Depth Study Wintersemester 2018

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Between intuition and semantics The dialectics between Jean Tinguely and Mario Botta

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Author JoĂŤl Amorim HĂźningerstrasse 64 4056 Basel

Hochschule Luzern Technik und Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Professors Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Patricia Lehner

Master in Architecture Wintersemester 2018 Date : 08.01.2019

The dialectics between Jean Tinguely and Mario Botta

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage der Aktualität der Postmoderne im 21. Jahrhundert. Als Grundlage wird in einem ersten Schritt anhand von Heinrich Klotz's Werk Moderne und Postmoderne der Begriff der fiktionalen Architektur, die nach Klotz das Hauptmerkmal der Postmoderne ist, eingeführt. In einem zweiten Schritt werden verschiedene Beispiele von Säulen der Postmoderne und von heute auf die architektonische Fiktion untersucht. Dabei zeigt sich, dass heute nach wie vor gestalterische Elemente wie in der Postmoderne angewendet werden. In einem abschliessenden subjektiven Diskurs wird versucht, der Bezug zwischen der aktuellen Schweizer Architekturszene und der Postmoderne herzustellen.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Zur Aktualität der Postmoderne Die Säule als Beispiel fiktiver Architektur der Gegenwart Verfasserin Ana Bela Amstad Winkelstrasse 12 6048 Horw Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Die Säule als Beispiel fiktiver Architektur der Gegenwart

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019


Abstract

Ausgehend vom übergreifenden Thema Postmodernismus in der Schweiz zwischen Kontinuität und Bruch im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit, beschreibt die vorliegende Arbeit die architektonische Transformation von Peter Zumthor im Laufe der Achtzigerjahre. Durch die methodische Analyse ausgewählter Bauten werden auf formaler sowie konzeptueller Ebene architektonische Einflüsse eruiert und mit dem Architekturdiskurs der Achtziger in Verbindung gebracht. Das Interesse an der Entwicklung von Peter Zumthor, dem Schreiner bis zur internationalen Architekturikone sowie die Stigmatisierung des Architekten als gnadenlosen Verfechter des Minimalismus bilden die Grundlage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Im Spannungsfeld von Postmoderne und Minimalismus – Am Beispiel ausgewählter Werke von Peter Zumthor Verfasser Jennifer Bader Bergstrasse 20 4704 Wolfisberg Dozenten Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Am Beispiel ausgewählter Werke von Peter Zumthor

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

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Abstract

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Moduls "Vertiefungsarbeit" mit dem Semesterthema "Der Postmodernismus in der Schweiz". Diese Vertiefungsarbeit untersucht das Thema "Der kritische Regionalismus - der Revisionist der Moderne" anhand der Theorien des Kunsthistorikers Heinrich Klotz und Architekturtheoretikers Kenneth Frampton. Ausgehend von der zentralen Fragestellung, ob der kritische Regionalismus eine gangbare Lösungsmöglichkeit im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne ist. Der kritische Regionalismus gilt als Kolonie der Postmoderne und war eine Antwort auf die Kritik gegenüber der modernen Bewegung und dessen Stilepoche. Zu jenen gehören auch Luigi Snozzi und die Mitglieder der Tessiner Schule. Luigi Snozzi selbst beschreibt den gebauten Ort als vollkommen. Eines seiner Meisterwerke ist das Haus Kalmann, in das all seine Gedanken hineingeflossen sind. Die starke Auseinandersetzung mit der Geschichte, der Landschaft und dem Ort sorgte für eine Neuorientierung der Architektur in der Schweiz. In der einleitenden Analyse werden die Theorien von Heinrich Klotz und Kenneth Frampton untersucht und gegenüber gestellt, um die Übereinstimmungen und Differenzen aufzuzeigen. Im zweiten Teil der Arbeit werden die Beweggründe des kritischen Regionalismus direkt mit dem Regionalismus konfrontiert. Darauf aufbauend wird in einem dritten Teil das Haus Kalmann, anhand der Theorien von H. Klotz und K. Frampton analysiert. Aus den Ergebnissen der Analyse lässt sich schlussfolgern, dass die Revision der Moderne starke Ähnlichkeiten mit dem kritischen Regionalismus aufweist. Luigi Snozzi zeigt mit seinem Streben nach dem gebauten Ort, dass der kritische Regionalismus einen möglichen Kompromiss zwischen Tradition und Moderne oder auch Moderne und Postmoderne eingeht.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

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Der kritische Regionalismus Der Revisionist der Moderne

Lucerne University of Applied Sciences and Arts

Verfasser Predrag Bekcic Gersauerstrasse 29 6440 Brunnen

HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw

Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Der kritische Regionalismus - Der Revisionist der Moderne


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Abstract

The research sets the goal to follow the journey of the idea of monumentality and monument thorugh the experience of three main protagonists of the Analogue Architecture debate in that period, starting from Aldo Rossi, strongly reintroducing the idea of monumentality in architecture and in the city, and considering Bruno Reichlin and Fabio Reinhart in the Swiss panorama. Analyzing the first and diverse starting points, the groundwork, moreover, focusses on their meeting in Zurich, their collaboration and the work of "the Analogue City" as a pivot point to, then, present a concrete example of the result of this collaboration: the Carlo Felice Theatre in Genoa, built in 1983 by Rossi and Reinhart, with the collaboration of Ignazio Gardella, presenting a Postmodern answer with monumental characteristics.

In-Depth Study Work Winter Semester 2018

The Monumental Jurney of Analogue Architecture Rossi - Reichlin - Reinhart Author Alberto Berruto Steinhofstrasse 15h 6005 Luzern Professors Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

3

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Rossi - Reichlin - Reinhart

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Winter Semester 2018 Date: 08. 01. 2019


ABSTRACT

This paper serves as a case study related to my own design project which deals with an impactful intervention in the landscape of Carona, a mere 35km away from Bellinzona. The city of Bellinzona and the village of Carona are similar by means that both places are characterised by the same cultural, social, climatically and topographically circumstances. In addition, both places were listed on the Inventory of Swiss heritage before undergoing major changes to their built substance. A major player in the changes that happened over time in Bellinzona was architect Aurelio Galfetti. He defined his presence in the city by completing several building- and renovation projects, as well as the urban project of the public swimming pool and eventually the renovation project of Castelgrande. The focus of this paper lies on the latter but it is undeniable that both projects are respectively designed and renovated according to one another. While at that time, Castelgrande is considered as being a widely successful one-off, it can be suggested that a part of the design psychology and methods contributing to the success of the renovation, were shaped and experimented with during the earlier development of the public swimming pool. As a method, the paper gives a brief introduction to the fabric and layers of Bellinzona that are relevant to the topic. As well as, pointing out some of the protagonist players and influences in the architectural scene for Ticino between 1970 and 1980. These insights will prove to be useful during the second part of the paper where it zooms-in on Galfetti’s renovation of the Castelgrande. A charged and sensitive subject amongst others because of its rich history and heritage status, dominant location in the landscape and the Post-Modern character of the tools that are used. Specifically focusing on Galfetti’s Post-Modern approach towards the project, it seems to be of significant importance to the success of the renovation. The research finally reflects on how the specific case of Castelgrande caused a meaningful shift in UNESCO’s perception of how to interpret transformations in World Heritage on an urban scale. In doing so, this theoretical in-depth study could set a valuable example for future reference towards design practice.

In-Depth Study Autumn Semester 2018

In Line with the Landscape Castelgrande as an Example of a Post-Modern Intervention in the Heritage Sensitive Landscape of Bellinzona Author Jolien Bloem Hubelrain 27 6005 Luzern Mentors Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Autumn Semester 2018 Date: 08.01.2019

Castelgrande as an Example of a Post-Modern Intervention in the Heritage Sensitive Landscape of Bellinzona

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Abstract

Diese folgende Arbeit dem Überthema " Postmodernismus in der Schweiz Zwischen Bruch und Kontinuität" befasst sich mit dem Vergleich zwischen zwei Einfamilienhäusern in Tessin von Bétrix und Consolascio. In Jahr 1984 und 1994 haben sie zwei Einfamilienhäuser an dem selben Ort gebaut, aber sie sehen genz anders aus. Das eine in Jahr 1984 ist ein postmodernes Haus und das andere in Jahr 1994 ist ein modernes Haus. Da wird man neugierig, warum haben sie anders gemacht, was ist der Grund dahintern. Mit diesen zwei Fragen beschäftigt sich dieser Text. Ein Text von den beiden Architekten und eine Abschrift eines Interviews mit einem der beiden Architekten werden beigefügt.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018 Von Symbolen zu Funktionen zwei Einfamilienhäuser von Bétrix & Consolascio Haus Stoira I / Haus Stoira II Lucerne University of Verfasser

Applied Sciences and Arts

Kai Chen Obermattweg 9

HOCHSCHULE LUZERN

6052 Hergiswil

Technik & Architektur Technikumstrasse 21

Dozent

6048 Horw

Prof. Dr. Oliver Dufner

1182

Dr. Christoph Wieser

Master in Architektur

Assistent

Herbstsemester 2018

Patricia Lehner

21.11.2018


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen der Vertiefungsarbeit mit dem Semesterthema: „Postmodernismus in der Schweiz – zwischen Kontinuität und Bruch“ mit dem Architekten Jean-Marc Lamunière und seinen beiden Wohnbauten am Quai Gustave-Ador und am Rond-Point de la Jonction in Genf. Als wichtige Persönlichkeit der Architektur der Schweizer Romandie des 20. Jahrhunderts begeisterte sich der Genfer intensiv für die konstruktive Logik des Rationalismus wie auch für die Proportionen und Ordnungen der Renaissance. Eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Rationalismus zeigt auf, wie dieser in Bezug zu seinen historischen Gestaltungsprinzipen steht. Das Verlangen den eigenen Wurzeln treu zu bleiben aber gleichzeitig den neuen technischen Anforderungen nachzukommen standen im Wiederspruch. Es wird der Frage nachgegangen, wie Lamunière ein Zusammewirken der beiden Stilepochen des Rationalismus und der Postmoderne erschaffen hat. Dass sich das zitieren der rationalen Grundprinzipien durch die Applikation in der Fassade als postmoderne Vorgehensweise verstanden werden kann, wird mithilfe des Wohngebäudes am Quai Gustave-Ador erklärt. An der Hauptfassade des Wohngebäudes am Rond-Point de la Jonction ist anschliessend zu erkennen, wie historische Zitate trotz ihrer starken Abstraktion ihre Bedeutung als Gesamtkonzept aufrechterhalten können.

Vertiefungsarbeit Frühlingssemester 2018

Synergien zwischen Rationalismus und Postmoderne Jean-Marc Lamunière und die Wohnbauten in Genf Verfasser Noah Gisiger Schürmattweg 5 4710 Balsthal

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2018

Dozent Prof. D r. O liver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Jean-Marc Lamunière und die Wohnbauten in Genf

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Abstract

Im Rahmen des Semesterthemas «Postmodernismus in der Schweiz – zwischen Kontinuität und Bruch» befasst sich die folgende Arbeit mit den Auswirkungen der Postmoderne auf die Industriearchitektur von Bétrix & Consolascio. Im Fokus stehen die Kugellagerfabrik «Sferax» in Cortaillod und das Gewerbehaus «Berani» in Uster. Das Fundament bildet die Geschichte der Industriearchitektur in der Moderne, sowie der Text über den dekorierten Schuppen von Robert Venturi und Denise Scott Brown. Die daraus gewonnen Erkenntnisse werden mittels einer Analyse auf die beiden Industriebauten angewendet, mit dem Ziel aufzuzeigen, dass Industriebauten mehr leisten können als bloss anonyme Architektur zu sein. Es zeigen sich dabei überraschende Gemeinsamkeiten der Architekturtheorie von Venturi & Scott Brown mit der Entwurfsmethode von Bétrix & Consolascio.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Zwischen Dekoration und Funktion Einfluss der Postmoderne auf die Industriearchitektur von Bétrix & Consolascio Verfasser Patrick Goldinger Obermattstrasse 9 6052 Hergiswil Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Einfluss der Postmoderne auf die Industriearchitektur von Bétrix & Consolascio


Abstract

In der Arbeit Romantische Züge, Pierre Zoellys Reihenhäuser am Hambergersteig werden die postmodernen Zeilenbauten der Mühle Tiefenbrunnen von Pierre Zoelly unter dem Aspekt der malerischen Schönheit untersucht. Als Grundlage dienen dazu die theoretischen Positionen zum Picturesque von Sir Uvedale Price und Richard Payne Knight. Zudem wird für die Verortung in der Postmoderne und für die Verlinkung mit dem malerischen den Text von Heinrich Klotz Moderne und Postmoderne, Architektur als Bedeutungsträger herbeigezogen. Anhand der Erkenntnissen aus den theoretischen Schriften soll untersucht werden, wieweit die Siedlung von romantischen Zügen geprägt wird. Dazu werden die Zeilenbauten auf die Elemente des Aussenraumes, der Fassade, der Übergänge und des Gartens aufgeteilt. Die Arbeit soll schliesslich aufzeigen, dass das Gebäude mit Inhalten angereichert ist, die eine bestimmte Stimmung erzeugen. Während dieses Vorgehen somit der Postmoderne zuzuordnen ist, lassen sich die Inhalte von den Gestaltungsprinzipien und Assoziationen der malerischen Schönheit ableiten.

Ver tiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Romantische Züge Pierre Zoellys Reihenhäuser am Hambergersteig Ver fasser Fabio Isler Riedmattstrasse 6 6048 Hor w Dozent Prof. Dr.Oliver Dufner Dr.Christoph Wieser

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Pierre Zoellys Reihenhäuser am Hambergersteig

Lucerne University of Applied Sciences and Ar ts HOCHSCHULE LUZERN T echnik & Architek tur T echnikumstrasse 21 6048 Hor w Master in Architek tur Herbstsemester 2018 Datum: 30. 12.2018

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Abstract This paper focuses on two theses. One is Chauderon, part of Lausanne and its development through history, and the second focus will be on the postmodern construction of Aurelio Galfetti, which became the new symbol of the aforementioned part of Lausanne. The aim of the assignment is to focus on the basis of all the examples and architectural attempts in this area to answer the question of Chauderon before the construction of the Galfetti’s building and what kind of identity it managed to bring out. The answer to the question can be obtained by analyzing the relationship between the new building and its surroundings.

In-depth Study Autumn semester 2018 In search of a new symbol of the old place Acceptability of Galfetti tower in it’s surroundings Author Milana Jotic Voltastrasse 16 6005 Luzern Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Autumn semester 2018 Date: 08.01.2018

In search of a new symbol of the old place Acceptability of Galfetti’s tower in it’s surroundings

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Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Postmodernismus in der Schweiz - Zwischen Kontinuität und Bruch mit dem Pluralismus verschiedener Elemente aus der Architektur. Im Zentrum der Arbeit steht die Analyse des kantonalen Gymnasiums, dass von Vincent Mangeat in Nyon geplant und 1988 erbaut wurde. Vorab bilden das Manifest und die Veröffentlichung "Komplexität und Widerspruch" von Robert Venturi die theoretische Grundlage für die anschließende Analyse. Anhand einzelner Themen, die Venturi in seiner Veröffentlichung darlegt, wird das Gymnasium methodisch analysiert und die Vielfalt des Bauwerks offengelegt. Somit lässt sich im Laufe der Arbeit die Absicht Mangeats erkennen und zu Venturis Theorien beziehen. Offengelegt wird dass eine Architektur, wie Venturi sie anstrebte, eine große Spannung und hohes Interesse beim Betrachter und Besucher erzeugt. Die Aussagen Venturis werden in dieser Arbeit mit den Maßstäben und dem Anstreben der Postmoderne verbunden und zeigen die Art des Bauens im positiven auf. Der Pluralismus und die Vielfalt, mit dem Mangeat bei dem Entwurf seines Gebäudes spielt, erzielen enormen Charme und Atmosphäre im Inneren des Bauwerks. Dies wird gegen Ende auf die zeitgenössische Architektur bezogen und auch wenn die Analyse eines Gebäudes nicht ausreicht um eine Wertung aussprechen zu können, stellt sich folgende Frage: Was hat die zeitgenössische Architektur mit dem Postmoderismus gemeinsam?

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Postmoderner Pluralismus Eine Architektur lebend von Vielfalt und deren Analyse anhand der Theorien Venturis Verfasser Christina Luckhardt Matthofring 32 6005 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Eine Architektur und ihre Analyse anhand der Theorien Venturis

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Abstract

This work analyzes the Telecommunications Center in Zurich-Herdern and the Postal Operations Center in Zurich-MĂźlligen, two of the major projects of the swiss architect, Theo Hotz, in order to discover the way in which high-tech architecture in expressed throughout the design. The research begins with an overview of high-tech architecture functioning as an introduction for the future analysis of the mentioned works. Theo Hotz and the scale of his works are introduced before diving into both of the mentioned works. Finally, both works are approached in a similar fashion with different findings that complement each other, revealing how he designed both buildings as machines that consist of hardware (building enclosure) and software (interior independent systems that are likely to be updated with time due to ever-changing technologies). Findings reveal that his design expressiveness is carried out through different levels of detailing throughout the building.

Vertiefungsarbeit Winter Semester 2018

Theo Hotz: High-tech architectural expressiveness in postmodern macro-scale architecture Author Manuel Alejandro MartĂ­nez Guajardo Alpenquai 42 6005 Luzern Professor Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Winter Semester 2018 Date: 21.12.2018

Insight into macro-scale architecture: Telecommunications Center and the Postal Operations Center


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls ‘Vertiefungsarbeit’ unter dem Überthema Postmodernismus in der Schweiz – zwischen Kontinuität und Bruch mit den Entwurfsprinzipien von Vincent Mangeat. Im Zentrum dieser Arbeit steht der ‘Poché’, der sogenannte Negativraum. Das Metathema bildet die Epoche Barock. Durch die methodische Analyse des Entwurfsprinzips ‘Raum im Raum’ werden einerseits der ‘Poché’ als Vermittler und als Zwischenraum, die den atmosphärischen Mehrwehrt erzeugen, herausgearbeitet und anderseits wird mittels Interpretation dessen Bezug zur Epoche Barock eruiert. Es zeigt sich, dass Vincent Mangeat, der sich klassischer Architektur aus der Antike bedient, auch einen Bezug zum Barock aufweist. Veranschaulicht in einem direkten Vergleich zwischen Vincent Mangeat und dem Barock anhand von Plänen und Stimmungsbilder wird diesem Bezug auf den Grund gegangen. Das Interesse am entstandenen atmosphärischen Mehrwehrt und dessen Ursprung bilden die Ausgangslage dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Poché der Postmoderne Entwurfsprinzipien von Mangeat aufgezeigt an der Schule und dem Gemeindezentrum von Arzier-Le Muids Verfasser Bejan Misaghi St. Niklausenstrasse 70 6047 Kastanienbaum Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

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Entwurfsprinzipien von Mangeat aufgezeigt an der Schule und dem Gemeindezentrum von Arzier-Le Muids


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls «Vertiefungsarbeit» unter dem Überthema «Postmodernismus in der Schweiz - zwischen Kontinuität und Bruch» mit der Frage des Phänomens der Form und deren Wirkung in der Architektur des Schweizer Architekten Peter Märkli. Im Zentrum der Arbeit stehen Bauten aus dem Frühwerk von Märkli. Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bildet die Kritik der Urteilskraft des Philosophen Immanuel Kant sowie Aussagen von Peter Märkli selbst. Durch die methodische Analyse des Projekts werden einerseits Vorgehensweisen des entwerfenden Architekten herausgearbeitet, andererseits wird mittels Interpretation die Transzendenz in Märklis frühen Werken aufgezeigt. Es zeigt sich eine starke Abhängigkeit zwischen Form und Ausdruck sowie der bewussten und vor allem unbewussten Wahrnehmung. Das Aufschlüsseln dieser Abhängigkeiten, wie auch das Interesse an philosophischen Grundfragen, bildet die Ausgangslage für diese Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Über das Phänomen der Form und deren Wirkung Die Transzendenz im Frühwerk von Peter Märkli Verfasser Dominic Roth Rüttistrasse 10 3780 Gstaad Dozenten Dr. Christoph Wieser Prof. Dr. Oliver Dufner

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Die Transzendenz im Frühwerk von Peter Märkli

Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019


Abstract

Die vorliegende Arbeit befasst sich im Rahmen des Moduls Vertiefungsarbeit unter dem Überthema Postmodernismus in der Schweiz - zwischen Kontinuität und Bruch. Im Fokus dieser Arbeit steht das Berani Gebäude von Marie Claude Bétrix, Eraldo Consolascio und Bruno Reichlin. Als Grundlage für die Analyse dienen die beiden theoretischen Hauptwerke L'architettura della città (1966) von Aldo Rossi und Complexity and Contradiction in Architecture (1966) von Robert Venturi. Durch die methodische Analyse, anhand des Lagerhauses Berani, zeigen sich die Einflüsse von Rossi und Venturi in der Schweizerischen Architekturszene. Diese Auswirkungen auf die Architektur in der Schweiz zu durchleuchten und aufzuzeigen ist der Hauptbestandteil dieser Arbeit.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018 Gebäudeanalyse Lagerhaus Berani: Die Einflüsse von Aldo Rossi und Robert Venturi auf die postmoderne Architektur in der Schweiz Verfasser Milot Shala Büntistrasse 7 6370 Stans Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 08.01.2019

Die Einflüsse von Aldo Rossi und Robert Venturi auf die postmoderne Architektur in der Schweiz.

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Abstract

This is not a work about masonry, neither a description of two buildings, but it aims to be a sequence of possible interpretations of architecture, where similar to any other art the artist codes meanings by using different media. The physical media is the architecture and the bricks are its tools for presenting connotations. By looking into concrete architectural examples from the postmodern period, which use brickwork on their facades – Lagerhaus Berani and Arzier-le-Muids school – and the philosophy of their architects Bétrix & Consolascio and Vincent Mangeat, it is revealed that the question of authenticity and credibility of the brickwork seems to be a question of image interpretation and discovery. The suggestive theory of Robert Venturi in his book Complexity and Contradiction in Architecture is also applied to prove the importance of multilayered ‘reading’ of architecture. This study emphasizes the need to take into account each layer separately and to stress the masonry as one of the leading topics of the period.

In-depth Study Fall semester 2018 Masonry. Complexity of the brick Hidden meanings behind the masonry facade in Lagerhaus Berani and School Arzier-le-Muids from the contxt of Postmodernism Author Elena Todorova Steinhofstrasse 15e 6005 Luzern Lecturers Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Fall semester 2018 Date: 08.01.2019

Hidden meanings behind the masonry facade in Lagerhaus Berani and School Arzier-le-Muids from the context of Postmodernism


Abstract

Der Postmodernismus der 1980er Jahre war eine internationale Entwicklung, 1 welche sich aufgrund der Missstände der Spätmoderne etablieren konnte. Der Identitätsverlust des internationalen Stils, sowie die heute allgemein bekannten sozialen Brennpunkte der in den 60er Jahren entstandenen Plattenbauten, sind zwei von vielen Gründen, welche nach einer Neuorientierung der Architektur verlangten. Die Antworten auf diese Fragen mündeteten im Postmodernismus, welcher sich sowohl auf die Errungenschaften der Moderne zu stützen versuchte, als auch auf historische Stilelemente zurückgriff, und die Verbindung von Ort und Architektur wieder aufnahm. Hierzulande gab es verschiedene Interpretationen und Ableitungen des Postmodernismus. Eine davon etablierte sich in der Westschweiz unter der federführenden Hand des Architekten Vincent Mangeat. Auf der Suche nach dem Schlüssel der starken Ausdruckskraft dieser Architektur, wird der Leser auf einen Spaziergang durch das kantonale Gymnasium in Nyon mitgenommen, wobei der Fokus auf drei spezifischen Orten des Gebäudes gelegt wird. Die jeweils kurz beschriebenen Atmosphären jener drei Standorte werden anschliessend auf ihre stilistischen Merkmale untersucht und möglichen Hinweisen zu angedeuteten Referenzen aufgedekt. Als interpretative Hilfestellung wird die Theorie zur "Sprache der Postmodernen Architektur" (1980) von Charles Jencks beigezogen, welche als eine der wichtigsten Schriften zum Postmodernismus gehandelt wird. In dieser Arbeit wird aufgezeigt, welche (historischen) Referenzen und Metaphern Vincent Mangeat beim Gymnasium in Nyon interpretiert und integriert hat. Es wird erläutert, dass der Architekt über ein Gebäude mit dem Betrachter kommunizieren kann, in dem er spezifische Elemente so inszeniert, dass sie automatisch in einen Dialog mit dem Betrachter treten.

Vertiefungsarbeit Herbstsemester 2018

Die inszenierte Referenz - Betrachtungen zum Gymnase Cantonal de Nyon von Vincent Mangeat

Verfasser Moritz Widmer Keltenstrasse 97 3018 Bern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

1

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architektur Herbstsemester 2018 Datum: 07.01.2018

Klotz, 1987. S. 99-107.

Betrachtungen zum Gymnase Cantonal de Nyon von Vincent Mangeat

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Abstract

The aim of this writing is to study and research about some of Herzog & de Meuron`s early works in 1980s and 1990s –the ones characterized by having "imprinted" images on the surface. Based on the certain time of post-modern period, further questions about ornament and the relationship between photography art and architecture are discussed. For the first part, the different attitude towards ornament and collaboration between Herzog & de Meuron and some post-modern artists are expounded. The second part focuses on their first architectural exhibition and two projects around 1990, through the study about the special technique they applied on the material and the intension behind it, the meaning behind those radical practices becomes more clear. The work concludes with a consideration on how the architects deal with ornament and space in this mass production age, together with expectations for the future.

In-depth Study Fall Semester 2018

Building with Images

– Herzog & de Meuron`s works in the 80s and 90s Author Yue Zhang Steinhofstrasse 15g 6003 Luzern Dozent Prof. Dr. Oliver Dufner Dr. Christoph Wieser

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Lucerne University of Applied Sciences and Arts HOCHSCHULE LUZERN Technik & Architektur Technikumstrasse 21 6048 Horw Master in Architecture Fall Semester 2018 Datum: 09.01.2019



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BAUTENSTECKBRIEFE

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Fernmeldebetriebszentrum as a monumental gate to Zurich

Vertiefungsarbeit Object Address Architect Construction Planning Construction Abstract

References Adam, H., Jehle-Schulte, U. & Ursprung, P. (2003). Theo

Building Profile Fernmeldebetriebszentrum Aargauerstrasse 10, Zurich-Herdern Theo Hotz 1972 1974-1978 Hotz’s preference for aluminum, glass and steel are to be seen in a monument such as the Fernmeldebetriebszentrum, a gate to the city of Zurich located on Switzerland’s motorway A1. Regardless of it’s height, the hightech style with which the building was conceived is able to stand out by means of an uncommon building approach, where over dimensioned building technology is left exposed. Awarding Hotz for good construction in Zurich (1976-1980), the building is the first to incorporate a sandwich panel system made by using a deep drawing technique, whose goal congruently aids the reduction of interior heat, which could damage the interior telecomunication systems belonging to the PTT at that time.

Hotz Architecture 1949-2002. Switzerland: Lars Müller Publishers Bauzone Aarauerstrasse 10, Zurich. Die vier gelben Riesen. (2016, 28 April). Zurich. In: Tages-Anzeiger. P.24. Amt für Städtebau (2005). Wiedikon, Albisrieden, Altstetten In: Neue Zürcher Zeitung. Zürich: Band 4. P.24 Hotz, T. (1980). Fernmeldezentrum 3 Zürich-Herdern. In: Werk, Bauen + Wohnen. Band 67. S.28-40.

Exposed panel system allows

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Img.1 Southern view of the Retirement and Nursing Home in Spreitenbach

In-Depth Building Portait Adresse Architect From To Brief Description

Literature References: [1][2][3] Burkard, Urs ; Meyer, Adrian ; Steiger, Max: Zwei Altersheime, Werk, Bauen + Wohnen, 1981, issue 9, p.30-33 [4] Weiss, Klaus; Burkard, Urs ; Meyer, Adrian ; Steiger, Max: Burkard MeyerSteiger & Partners, Edtion Baumeister, Munich, 1994, p.144,145.

ü Retirement and nursing home Burkard Meyer Steiger 1976 1979 The building, constructed straddling the ‘80ies, is a brick-based nursing and elderly home in the countryside of Spreitenbach, Switzerland. Completed between 1976 and 1979, it is one of the two examples of retiring homes that Burkand Meyer Steiger’s studio completed simultaneously in these years. The building presents two main blocks: one two stories building, dotated of a portico and the main entrance, connected to the main five stories one, that hosts the common areas in the ground floor and the rooms in the upper ones. The construction follows the main North-South axis, with the majority of openings present in the Eastern and Western sides. This building follows the main goals of geometry and attention to the internal livability typical for the architects, as well as the main use of bricks regarding the materic topic.

Images: img.1. in www.burkardmayer.ch img. 2,4,5. R. Kaysei, A. Baumgartner, R. Fischli; Zwei Altersheime, Werk, Bauen + Wohnen, 1981, Vol.68 img. 3. ZVg, in http://www.limmatwelle.ch/gemeinden/spreitenbach/artikelseite-spreitenbach

Img.2 Plans (Ground Floor and Typical Floor) of the Retirement and Nursing Home in Spreitenbach, 1979

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Fig. 1. Reihenhäuser Schanzengasse

In-Depth Study Object Adress Architect Construction planning Realisation Brief description

Building profile Reihenhäuser Schanzengasse 12, 8001 Zürich Zoelly Pierre 1981 1982 “Reihenhäuser in Schanzengasse” are located central in Zurich, at the edge of the old city, in a parcel of three buildings. This one unite building consists of six apartments. Four of them are contained in two groups of twinned houses and the other two occupy different areas. The steel structure of the building is exposed. The distribution of the steel columns provides many parking spaces in the basement. The building ,thanks its visible bricks facade, harmonizes with the ancient buildings around and stands with its visible steel skeleton as a clear example of the period of “Post-modernism”.

Sources Zoelly P. (1998). Elemente einer Architektursprache. Birkhäuser: Basel, Switzerland map.geo.admin.ch Photos: Abdu Ola Plans: siehe Literaturhinweis

1

Zoelly P. (1998)

Fig. 2. Site plan

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Abb.01 Winkel Backstein Frontfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Lagerhaus Berani Ackerstrasse 50, 8610 Uster Bétrix & Consolascio 1980 1981/82 Das 1904 fertiggestellte, dreistöckige Lagerhaus der Schweizer Architekten Marie Claude Bétrix und Eraldo Consolascio steht an der Ackerstrasse 50 in Uster auf einer fast quadratischen Parzelle, welche auf der hinteren Seite durch die Bahngleise begrenzt wird. Im Auftrag des Unternehmens Berani, wurde das Gebäude für die Lagerung der Walzlager und deren Zubehör errichtet. Die 1952 gegründete Berani Kugellager AG befindet sich immer noch in diesem Gebäude. Die zwei Hauptbestandteile des Baus bilden die quadratische Lagerhalle im Hintergrund und die davor stehende Backsteinfassade, welche das Gebäude zur Strasse hin repräsentiert.

Literaturhinweise Sylvain, Malfroy (2008) Bétrix & Consolascio: Perspektivenwechsel/ A Shift in Perspective. gta Verlag: Zürich Bétrix & Cosolascio: Zweckarchitektur. In: archithese. Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur und Kunst, 1983, Heft 3, S. 5-8. La Tradizione - Moderna. In: domus. Monthly Review of Architecture Interiors Design Art, 1984, Heft 647, S.2-7.

Abb.01: Eigene Aufnahme Abb.02: Eigene Aufnahme Abb.03: domus S. 7 Abb.04 Eigene Aufnahme Abb.05: domus S. 5 Abb.06: domus S. 6 Abb.07: domus S. 6

Abb.02 Winkel Eingang und Frontfassade

Abb.03 Ecksituation Backstein & Wellblech Süd-West

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Abb. 01 Ansicht von Westen

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis 1; 3

Maurer, Bruno: Ernst Gisel Architekt. Dokumente zur modernen Schweizer Architektur. Zürich 2010.

Bautensteckbrief Stadelhoferpassage Stadelhoferstrasse 18, 22 und 28, 8001 Zürich Ernst Gisel und Martin Spühler 1977 1980 - 1984 Das Areal Stadelhofen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zürich. Nach einigen Vorschlägen in den 1960er - Jahren, welche immer den Abriss der bestehenden Gebäude voraussetzten, war Gisels Lösungsansatz mit dem Umgang der Bestandesbauten wegweisend für den Umschwung im Denken der damaligen Zeit. Die Überbauung Stadelhoferpassage schiebt sich zwischen bestehende Bauten und bildet einen Rücken zu den Geleisen der S - Bahn. Das Areal wird durch eine vielfältige Nutzung bespielt: Wohnungen,Restaurants, Gewerberäume und Bürolokalitäten finden ihren Platz. Die Durchwegung der Fussgänger erfolgt durch verschiedene Passagen und Höfe.

Baessler, Hans - Friedrich (Hg.): Dokumentation Stadelhoferpassage Zürich / CH. In: Detail. Zeitschrift für Architektur und Baudetail, 1985/6, S. 583 - 590. 2

Bilder Abb. 01 - 04: Ernst Gisel Architekt. (2010). S. 306 - 311 Abb. 05 & 08: Detail (1985/6) S. 583 - 590 Pläne Detail (1985/6) S. 583 - 590

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Abb. 02 Passage zu den Geleisen

Abb. 03 Passagenportal zu den Innenhöfen


Abb. 01: Gesamtansicht der Strassenfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekten Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Hubeli, E. (1984). Aus der Sicht der Erben, Werk, Bauen + Wohnen, Band 71, Heft 10, S. 10-16.

Bautensteckbrief Manessehof Wohn- und Gewerbeüberbauung Uetlibergstrasse 20-24, Hopfenstrasse 11, 8045 Zürich Ueli Marbach und Arthur Rüegg 1977 1984 Die Wohn- und Gewerbeüberbauung Manessehof vollendet die bestehende Blockrandtypologie des 19. Jahrhunderts an der Ecke der Uetliberg- und Hopfenstrasse. Aus einem Projektwettbewerb ging das Architektenteam Ueli Marbach und Arthur Rüegg als Sieger hervor. Das Gebäude schliesst die Lücke in der bestehenden Blockrandbebauung des grösseren Komplexes und richtet sich hin zum Manesseplatz. Der Abschluss sowie die Organisation der Wohnräume hin zum Innenhof erlaubt es das Lärmproblem an einer so verkehrsreichen Strasse für das Wohnen optimal zu lösen. Die alte städtebauliche Vorstellung wird so mit modernen und funktionellen Anforderungen verknüpft.

R.R. (1985). Der Manessehof. Wohnen, Band 60, Heft 11, S. 227-230. Lischner, K.R. (1988). FamilienheimGenossenschaft Zürich FGZ: Manessenhof, Wohnen, Band 63, Heft 1, S. 5-10. Meyer, P. (Hg.) (1992). Wohnbauten im Vergleich, Manessehof. Zürich: Verlag der Fachvereine. Bilder: Abb. 01: Hubeli, E. (S.13) Abb. 02: Meyer, P. (S. 4) Abb. 03: Meyer, P. (S. 22) Abb. 04: Hubeli, E. (S.12) Abb. 05: Lischner, K.R. (S. 7) Abb. 06: Meyer, P. (S. 6) Abb. 07: Meyer, P. (S. 13)

Abb. 02: Situationsplan

Abb. 03: Detail Gebäudeecke

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Fig. 1 Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse, view from north corner

In-Depth Study Object Adress Architect Design Begin Realised Short description

Building Profile

Stadtplanung Stadtplanung Z8 «Die «Die Baugesetzgebung neigt allgemein Z8 Baugesetzgebung neigt allgemein immer weitergehende dazu, immer Einzelvor¬ weitergehende Einzelvor¬ dazu, erlassen. Dieser schriften zu Dieser Tendenz zu erlassen. Tendenz schriften bei der der Revision soll bei Revision der der städtischen städtischen soll Bauordnung entgegengewirkt werden. entgegengewirkt werden. Bauordnung Anstelle von baupolizeilichen Detailbe¬ Anstelle von baupolizeilichen Detailbe¬ sollen Pla¬ stimmungen vermehrt u.a. stimmungen sollen u.a. vermehrt Pla¬

Schweizer Ingenieur und Architekt 20/81 Schweizer Ingenieur und Architekt 20/81

nungsinstrumente zur Kontrolle der nungsinstrumente zur Kontrolle der Raumverhältnisse eingeführt werden: Raumverhältnisse eingeführt werden: Modellstudien, Freiraumplanung usw.» Modellstudien, Freiraumplanung usw.» Z9 «Die «Die inin unserem Stadtgebiet rechtsgülti¬ Z9 unserem Stadtgebiet rechtsgülti¬ sollen im Baulinien sollen im Hinblick Hinblick auf auf gen Baulinien gen ihre räumliche räumliche Wirkung überprüft wer¬ ihre Wirkung überprüft wer¬

Der Übersichtsplan die Übersichtsplan (Bild (Bild 1)1) zeigt zeigt die Der städtebauliche Integration der beiden städtebauliche Integration der beiden Bauvorhaben: Sie sind erreichbar gut Bauvorhaben: Sie sind gut erreichbar durch öffentliche öffentliche Verkehrsmittel und Verkehrsmittel und durch Privatverkehr und sind unmittelbar und sind unmittelbar an¬ an¬ Privatverkehr die Altstadt Altstadt und grenzend an an die und ange¬ ange¬ grenzend schlossen deren an Fussgängerbereich. schlossen an deren Fussgängerbereich.

Residential and Commercial Building in Bahnhofstrasse Bahnhofstrasse 40, 5400 Baden Urs Burkard, Adrian Meyer, den.» Max Steiger den.» 1979 Überbauung Bahnhofplatz // Überbauung 1984 Bahnhofplatz Bahnhofstrasse Bahnhofstrasse This building is situated along the Bahnhofstrasse in Baden. With different entrances in two different levels, this building gives access Baubeginn Baubeginn Frühjahr Frühjahr to people coming from different height leves. The loading floor and Bauherrschaft Bauherrschaft Aarg. Kantonalbank, Baden; Baden; Viktor Viktor Aarg. Kantonalbank, ssramp. pedestrian floor are linked staircase and a Kleinen AG, Bern AG, Bern II Kleinen LL LLelevator, d with both Architekten Hybrid fuctions apear inside of the building, a shopping center on the Architekten Burkard Meyer ++ Steiger, Archi¬ Steiger, Archi¬ ¦«* Burkard ^~^t Meyer ¦«* ^~^t tekten BSA/SIA, Baden tekten Baden and residence on the upper level. Besides, this block is also BSA/SIA, lower lever Mitarbeiter: Y. Y. Morin, N. Nienhaus, Mitarbeiter: Morin, N. Nienhaus, Süsstrunk mvemmi Süsstrunk linked with the cantonal bank mvemmi to the south with underground passage Raumprogramm Raumprogramm "W" "W" im ErdErd- a undmetal diverse Obergeschoss iiyv~ and bridge. In this building complex, the idea of -Jopening im und diverse Obergeschoss y yy ^^ the Läden, Migros-Markt und Restau¬ J35 -J Läden, Migros-Markt und Restau¬ J35 rant; architecture to the city is expressed. rant; etwa 6000 Büros; 1981 1981

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Sources Saxer Matthias: Ein neuer Ort in Baden : zu den Neubauten der Kantonalbank und der Kleinert AG. In: Badener Neujahrsblätter. 1985 S. 20-24. Gmür. O. Stätische Wirkung, Neubau Aargauische Kantonalbank am Bahnhofplatz mit Geschäfts- und Wohnhaus Viktor Kleinert an der Bahnhofstrasse in Baden AG. In: Archithese. S. 52-58.

m2 etwa 6000 m2 Büros; 28 Wohnungen, grösstenteils zwei¬ 28 Wohnungen, grösstenteils zwei¬ geschossigeMaisonetten; Maisonetten; geschossige 270 Parkplätze 270 Parkplätze

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Abb. 01 Ostfassade

Abb. 02 Nordfassade

Vertiefungsarbeit Bautensteckbrief Object Ort Architekt Auftraggeber Realisierung

Haus Guth Oberengstringen ZH Betrix & Consolascio Materne und Ursula Guth 1984-1985

Kurzbeschrieb Die 80er Jahre waren die Blütezeit der Schweizer postmodernen Architektur. Das Haus Guth wurde auch in dieser Zeit gebaut. Es ist eines der postmodernen Einfamilienhäuser von den Schweizer Literaturhinweise Architekten Bétrix & Consolascio. Da in Zürich viele postmoderne Bauten in der zweiten Hälfte der letzten Jahrhunderts erstellt wurden, Bilder: wird das Haus nicht so häufig erwähnt. Aber durch seine aussAbb. 01-07 unter:http://elarafritzen- ergewöhnlichen Konfiguration ist es jedoch für jeden, der über dieses walden.tum- Architekturbüro recherchieren möchte, nicht zu ignorieren. blr.com/post/163840937490/house-guth -oberengstringen-dietikon-z%C3%BCric h/embed Fumagalli, Paolo: Zweideutige Rationlalität. Werk Bauen + Wohnen. (1989)

Abb. 03 Situation

Abb. 04 Fassaden, Schnitte und Grundrisse 141


Abb. 1: Ansicht des Betriebsgebäudes mit angrenzender Hallenkonstruktion

Bautensteckbrief

Vertiefungsarbeit

Postverteilzentrum Zürich - Mülligen Zürcherstrasse 161, 8952 Schlieren Theo Hotz 1970 1985

Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung

Die imposante 250 Meter lange Hallenkonstruktion des Postverteilzentrums Zürich - Mülligen befindet sich unweit des Bahnhofs Altstetten an der Stadtgrenze zwischen Zürich und Schlieren. Die Grundlage des Bauwerkes bildete ein Wettbewerb im Jahre 1970, den Theo Hotz gewann und nach diversen Überarbeitungen zwischen 1978 und 1985 ausgeführt hatte. Das Gebäude ist im Innenraum funktional unterteilt in eine Betriebs- und Sortieranlage, den Postbahnhof im Osten und die Autoverladerampe im Westen. Ergänzt wird die Hallenkonstruktion durch ein 22 Meter hohes, turmartiges Verwaltungsgebäude. Die Fassade ist gekennzeichnet durch eine beschichtete Aluminiumhaut, die sich über die gesamte Struktur zieht. 1

Kurzbeschrieb

Neuere Bauten

Literaturhinweise

[1] Ursprung, Philip / Jehle-Schulte Strathaus, Ulrike / Adam, Hubertus / Hotz, Theo. (2003); Theo Hotz : Architecture 1949-2002. Lars Müller Publishers

Neuere Bauten

Neuere Bauten

[2] Hotz, Theo / Klein, Bernhard (1987); Neuere Bauten: Ausgewählte Bauten der letzten Jahre. Werk, Bauen Wohnen, 74(11), 20. 4?

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[3] Grahn, Frida: Begleitung Exkursion. 02.10.2018 in Schlieren

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[4] Knobel, Walter: Führung durch das Postzentrum. 02.10.2018 in Schlieren m

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Abb. 7-8 Autor. 02.10.2018

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Abb. 2: Industriell geprägte Atmosphäre im Personalrestaurant I # •

Querschnitt / Coupe transversale / Cross section

Wohngeschoss. 6.-9. Obergeschoss / Etages d'habitat. 6eme ä 9eme etage / Residential floors, 6th-9th floor

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Nordfassade. Ausschnitt / Fa?ade nord, vue partielle /

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Nr. 11/1987

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Abb. 3: Ausschnitt Nordfassade

Längsschnitt / Coupe longitudinale / Longitudinal section

Werk. Bauen+Wohnen

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Abb.4-6: Hotz, Theo / Klein, Bernhard S.25-26

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Werk, Bauen+Wohnen

Nr. 11/1987

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Fig.1 Main entrance, Villa Meyer

In Depth-Study Object Adress Architects Construction Short Description

Building Profile House Meyer Südstrasse 41, 8008 Zürich Schnebli Ammann 1986 The Villa Meyer stands on a generous plot at the foot of the Burghölzli hill in Zürich. The architect’s assignment was to create an overall plan for the area. Villa Meyer was the first of three individual houses that were later built between 1986 and 1996. The three houses all have a twisted floor plan, creating a loose chain of houses. The Villa Meyer stands on the south side, at the end of the land plot. Despite their difference in age, the three structures seem be communicating through material and form.

Literature References: [1] Venturi, Scott Brown, Izenour, Learning from Las Vegas, 1972 Images: Fig. 2,3,4 Überbauung Südstrasse, Zürich, 1996 : Architekten : Dolf Schnebli, Tobias Ammann, Flora Ruchat-Roncati, Zürich, Werk, Bauen + Wohnen, 1997, Vol.84

Fig.2 Two newer houses

Fig. 1,5,6,7,8,9 Sam Schnebli Ammann Menz: Recent Buildings and Projects, 1998

Fig.3 Situation

Fig.4 Left, newer house. Right, Villa Meyer

143


Übersicht: 1. Mühlegebäude 2. Bürogebäude 3. Restaurant Blaue Ente 4. Kühlhaus 5. Wohnungen 6. Ergänzung Stallungen 7. Stallungen 8. Lagerhaus

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Heimatschutz. (1990). Die Mühle Tiefenbrunnen in Zürich: Kulturzentrum dank Privatinitiative. Band 85. Zürich: Schweizer Heimatschutz. Hochparterre. (2006). Vom Bier übers Mehl zur Durchmischung in: 20 Jahre Mühle Tiefenbrunnen: Die Mühle lebt. Band 19. Zürich: Verlag Hochparterre. Zoelly P. (1998). Pierre Zoelly: Elemente einer Architektursprache. Basel; Boston; Berlin: Birkhäuser.

Bilder und Pläne Übersicht und Querschnitt aus: Hochparterre. 2006. Fotos: vom Autor. 2018.

144

Querschnitt

Bautensteckbrief Mühle Tiefenbrunnen Seefeldstrasse 219, 8008 Zürich Pierre Zoelly 1983 1986 (ursprünglicher Bau: 1889) Die Mühle Tiefenbrunnen ist ein über hundert Jahre gewachsenes Konglomerat im äusseren Seefeld in Zürich. Sie wurde 1889 als Brauerei mit einer schmucken Backsteinfassade erbaut und 1913 in eine Mühle umgenutzt. Die Zeit liess die Einrichtungen veralten, so dass nach 70 Jahren Betrieb, nur ein Abbruch und ein Neubau die Rettung der Mühle bedeutet hätten. Für die Besitzerfamilie war klar, dass ein Abbruch der Bausubstanz nicht in Frage kommt. Zum einen wäre die Ausnutzung kleiner geworden, zum anderen waren die Räume so nutzungsneutral, dass sie für andere Zwecke brauchbar waren. Das wichtigste war jedoch, dass die Eigentümer die Altbauten als wertvolles Erbe betrachteten. Sie entwickelten ein Nutzungskonzept für die Umnutzung der Mühle. (vgl. Hochparterre, 2006) Zusammen mit dem Architekten Pierre Zoelly realisierten sie in den 1980er Jahren das “erste bedeutende Umnutzungsprojekt der Schweiz, das den Altbau als kulturelles Kapital entdeckte.” (Hochparterre, 2006. S.9) Der Architekt machte die Bausubstanz mit sanften Eingriffen für die neuen Aufgaben tauglich und ergänzte sie durch kubische und glatte Neubauten aus Stahl, Glas und Backsteinen. Die Neubauten stehen durch die moderne Formensprache und Materiawahl zwar im Kontrast, wollen die alten Backsteinbauten allerdings nicht verdrängen. Das Ensemble ist entscheidend, nicht das Einzelobjekt.


Fig. 1. Reihenhäuser Hambergersteig.

Fig. 2. Façade of the Reihenhäuser Hambergersteig.

In-Depth Study Object Adress Architects Construction planning Realisation Sources 2 3

1 Karl Lüönd - Die Mühle lebt Benedikt Loderer - Vom Bier übers Mehl zur Durchmischung Isabella Seemann - Als der Rand ins Zentrum rückte 4 Daniel Fritzsche - Die Mutter aller Umnutzzngen

Building profile Reihenhäuser Hambergersteig Hambergersteig 17, 8008, Zürich Zoelly Pierre 1981 1986 Reihenhäuser Hambergersteig consists of 30 apartments contained in two groups of twinned houses, with two upper floors each, and an underground containing a conference hall. Together with the “Tiefenbrunnen Mühle”, they form a complex composed of old and new buildings. The Reinhenhäuser, of residential use, contrasts with the already existing facilities by its form. These houses are cubic, sharply cut and have smooth surfaces of glass steel and visible brick. Cubic volumes of glass and steel stands out from the façade. The steel structure of the building is exposed, as well as the masonry fence that seals the construction. Zenithal openings next to the entrances bring light to the underground floor. 1

Fig. 1. Front view, picture from author. Fig. 2. Façade, picture from author. Fig. 3. Plan, in „Die Mühle Lebt“, found in: www.e-periodica.ch Fig. 4. Section, in „Die Mühle Lebt“, found in: www.e-periodica.ch Fig. 5. Façade, picture from author. Fig. 6. Chimney and yenithal window, picture from author.

Fig. 3. Plan of the complex. Underground of the Reihenhäuser can be seen in the top-right corner of the image.

145


Img. 1: The original Rathauswache in front and the Rathaus Café in the background.

In-Dept Study Object Address Architect Start of Construction Realisation Author Text Abstract

Bibliography N.N., Neubau Rathauswache der Kantonspolizei Zürich - Klassisch, kräftig, zeitgemäss. Verfugbar unter http://www.tillatheus.ch/tillatheus.cgi?m enu1=projekte;menu2=restaurant;menu3=rat hauswache

Profile Rathaus Café, Zürich Limmatqaui 61, 8001 Zürich Tilla Theus 1986 1987 Bloem, J. The Classicism Watchmen’s House is what is left after the deconstruction of the previously attached Meat Hall. Together with the Town Hall and the Helmhaus it has the privileged position of being one of the only buildings in the city centre located directly at river Limmat. In 1986, Tilla Theus was commissioned to build the Rathaus Café. Inspired by the Post-Modern influence at that time. Theus turned to geometry as the tool of her choice for the design of a new meeting spot in the historical city centre. The simplicity of the forms resemble a distant memory to what was once built on this exact location. At the same time, the primary forms would pay a tribute to their immediate surroundings as they are - in an formal but abstract way - complementary to the historical language. Finally, by use of geometry, Theus intended to make a playful composition with familiar elements in order to promote the accessibility of visitors.

N.N., Tilla Theus. Verfugbar unter https:// de.wikipedia.org/wiki/Tilla_Theus ,17/10/2106 Lecture & guided tour by Frida Grahn, specialist in Post-Modernism in Switerland, Zurich, 2/10/18

Images 1,4,5: by author 2,3: Tilla Theus, see bibliography

Plans Tilla Theus, see bibliography 146

Img. 2: The main fassade as a memory to Classicism.

The relation between Rathaus Café and the bridge over river Limmat.


Abb.01 Gesamtansicht der Strassenfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn * M Realisierung 11

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Kurzbeschrieb

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Bautensteckbrief Überbauung Isebähnli Aargauerstrasse Wohlen Furter Eppler 1983 1983-1987

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Literaturhinweise Furter H.; Eppler R. (1988). Fortsetzen eines Ortes. Werk, Bauen + Wohnen, 75, Heft 9, S. 10-11. Furter Eppler Architekten. EIS Überbauung Isebähnli. Verfügbar unter http://www.fep-architekten.ch/Site/Werk/ EIS/Ueberbauung%20Isebaehnli.html (12. Oktober 2018).

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Bilder: Abb.01: Furter Eppler Architekten. Gefunden am 12. Oktober 2018, unter http://www.fep-architekten.ch/Site/Werk/ EIS/Ueberbauung%20Isebaehnli.html Abb.02: Furter H.; Eppler R. (1988). Fortsetzen eines Ortes. Werk, Bauen + Wohnen, 75, S. 11.

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Abb.03: Furter H.; Eppler R. (1988). Fortsetzen eines Ortes. Werk, Bauen + Wohnen, 75, S. 11. Abb.04: Roth, Dominic (2018). Fotografie. Abb.05: Furter Eppler Architekten. Gefunden am 12. Oktober 2018, unter http://www.fep-architekten.ch/Site/Werk/ EIS/Ueberbauung%20Isebaehnli.html

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Furter Eppler 1988, S.10-11. 3 Furter Eppler 2018.

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Abb.06: Furter Eppler Architekten. Gefunden am 12. Oktober 2018, unter http://www.fep-architekten.ch/Site/Werk/ EIS/Ueberbauung%20Isebaehnli.html

Abb.02 Situationsplan

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Die zwischen 1983 und 1987 von den Aargauer Architekten Hans Furter und Ruedi Eppler entworfene Überbauung «Isebähnli» steht an der Kreuzung von Zentral- und Aargauer Strasse in peripherer Lage zum Zentrum von Wohlen auf einem von vier Strassen umschlossenen Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Der aus einem Studienauftrag hervorgegangene Entwurf für einen privaten Unternehmer beinhaltet nebst der Hauptnutzung Wohnen, eine Vielzahl von heterogenen, öffentlichen Nutzungen, die in das Sockelgeschoss des Baus integriert wurden. Wie damals bilden diese Nutzungen, wenn auch in veränderter Form, noch heute einen wichtigen Bestandteil der Bebauung.1

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Abb.03 Axonometrie des Ensembles

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Abb. 1: Eingangsbereich

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Kantonsschule Wohlen Allmendstrasse 62, 5610 Wohlen Burkard Meyer Steiger, Baden & Santiago Calatrava 1985 1988 Am Stadtrand von Wohlen, östlich der Bünz auf dem Gelände der Kantonsschule Wohlen, realisierten die Architekten Burkad Meyer Steiger aus Baden, im Auftrag des kantonalen Hochbauamtes Aargau, einen Erweiterungsbau, der nach der Errichtung zum Hauptgebäude und somit zum Zentrum der Anlage wurde. Das Unterrichtsgebäude ist die Ergänzung zur Pavillonschule aus dem Jahr 1976 und beherbergt Räume für naturwissenschaftlichen Unterricht und Normalunterricht, sowie eine Aula, eine Bibliothek/Mediothek und Räume für Verpflegung und Aufenthalt. Für die konstruktive Umsetzung und Tragwerksplanung beauftragen Burkard Meyer Steiger den Ingenieur und Architekten Calatrava. Einzelne Bereiche des Baus sind als autonome Teile entworfen, die von aussen durch ihre Dimensionen und Formen erkennbar sind. Die Tragwerksentwürfe Calatravas zu den unterschiedlichen Teilen unterstreichen das Konzept der Architekten.

Literaturhinweis Tischhauser, Anthony, & Nolla, Quim. (1998). Calatrava : Public buildings. Basel: Birkhäuser. Loderer, Benedikt: Geometrisch, raumschaffend, unerbittlich. In: Hochparterre, 1988, Heft 11, S. 48-55 Baudepartement des Kantons Aargau Abteilug Hochbau (Hrsg.): Kantonsschule Wohlen, Erweiterungsbau. Aarau, 1988 Bilder: Helfenstein, Heinrich. In: Dokumentation öffentlicher Bauten Pläne: Dokumentation öffentlicher Bauten 148

Abb. 2: Erdgeschoss


Abb. 01 Fassadendetail Außenwirkung des Bauwerks

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Abb. 02 Fassadendetail Erker und Balkone

Bautensteckbrief Wohnüberbauung Tramdepot Tiefenbrunnen Wohnblock Seefeldstraße 189-199, Wildbachstraße 70-82, 8008 Zürich Willi Kladler 1982 1989-91 In den Jahren von 1989-1991 wurde in Zürich-Riesbach aus einem Tramdepot die städtische Wohnsiedlung Tiefenbrunnen. Diese wurde von Willi Kladler 1982 entworfen und nach sieben Jahren umgesetzt. Im Vordergrund steht eine Randbebauung des gesamten Blockes, die die vorhandene Typologie des Stadtteils aufgreift und neu interpretiert. Besonders ist, dass sich die nach Außen sehr kompakte Struktur des Baus zum Inneren aufgliedert und somit ein großzügiger Wohnhof mit hoher Vielfältigkeit entsteht. Willi Kladler nannte sein Projekt ‘Village’ und macht darauf aufmerksam, dass sein Entwurf eine Kleinsiedlung im Stadtteil Riesbach von Zürich darstellt.

Literaturhinweis Stadt Zürich Liegenschaftenverwaltung www.stadt-zuerich.ch Tramdepot Tiefenbrunnen Wohnüberbauung in Zürich-Riesbach 1988-91, Architekt: Willi Kladler Autoren: Markus Maier Textverarbeitung: Eva Büchel-Mertens Werk, Bauen + Wohnen 81 (1994)

Bild Abb. 01/02: google maps Bild Abb. 03: www.e-periodica.ch Bild Abb. 04: google maps Bild Abb. 05: www.stadt-zuerich.ch Bild Abb. 06-08: www.e-periodica.ch

Abb. 03 Wohnhof des Bauwerks

149


Fig. 1. South-east view, Reihenhäuser Arosastrasse

In-Depth Study Object Address Architects Construction planning Realisation Short description

Sources Benedikt Loderer: “Über die architektonische Vernunft : Fosco, Fosco-Oppenheim, Vogt”, Hochparterre: Zeitschrift für Architektur und Design, Volume 5/Issue 8-9, 1992

Building profile Reihenhäuser Arosastrasse Arosastrasse 18, Zürich-Seefeld Beno Fosco, Jacqueline Fosco, Klaus Vogt 1990 1991 Reihenhäuser Arosastrasse is a housing building with 5 apartments on a row, which is situated on a slope between the Arosastrasse-street and the railway line. The building has a clear definition of front and backside – it faces the lake of Zurich with its slightly curved facade, which follows the curve of the railway. On the same slope side the base and the attic floor step back of the building and open long passage way and balconies. The main entrances to the apartments are towards the street from where the building looks like pure, quite closed rectangular parallelepiped. On the ground floor and the basement are situated studios and garages, and on the top floors are maisonettes. The building dominates with its simplicity regarding to the form and the choice of honest material exposition.

Jacqueline Fosco-Oppenheim: “Innen wie aussen Die Geschichte mit dem Kalksandsteinmauerwerk”, Werk, Bauen + Wohnen, 2014 https://www.ffv.ch

Fig. 2. Attica floor

Fig. 1. South-east view, Reihenhäuser Arosastrasse, in: https://www.ffv.ch Fig. 2. Attica floor, in: https://www.ffv.ch Fig. 3. Ground floor, in: https://www.ffv.ch Fig. 4. Axonometric view, in: https://www.ffv.ch Fig. 5. View from Arosastrasse, in: https://www. google.com/maps Fig. 6. Haus Hüsler, in: Werk, Bauen +

Wohnen, Volume 72/Issue 4,1984 Fig. 7. Wohnhaus Rez an der Limat, in: Werk, Bauen + Wohnen, Volume 74/Issue 1/2, 1987

¹ Fosco Fosco Vogt: “Innen wie aussen Die Geschichte mit dem Kalksandsteinmauerwerk”, translated by the author 150

Fig. 3. Ground floor


Abb. 1: Überblick der Überbauung

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis [1; 2; 5] Werk, Bauen + Wohnen Band 80 (1993), Bauen als Prozess: Überbauung Gewerbering Wohlen, 1991-1992 : Architekten Benno und Jacqueline Fosco-Oppenheim, Klaus Vogt, Heft 11; Handwerklich, industriell, vorfabriziert S. 56 - 59

Bautensteckbrief Gewerbering Wohlen Gewerbering, 5610 Wohlen AG Fosco Fosco-Oppenheim Vogt Architekten BSA SIA 1988 1991 - 1992 Die Überbauung ‘Gewerbering’ in Wohlen entstand 1988 aus einem Studienauftrag, den das Architekturbüro Fosco Fosco-Oppenheim Vogt für sich entscheiden konnte. Hohe Flexibilität als auch bauliche Verdichtung nach Innen sind das Potential dieses Entwurfes. Längsseitig des rechteckigen Grundstückes befinden sich die Randbauten mit möglichen Wohnungen im Dachgeschoss, welche die Grundstruktur sowie die Erscheinung zum Quartier bilden. Die Erschliessungsstrassen um das Grundstück werden mit privaten Strassen, die in einem klaren Raster/Prinzip geplant sind, verbunden. Dazwischen, im Innern der Überbauung, kann je nach Nutzung und Bedürfnissen mit planerischen Spielregeln ab- und angebaut werden.1

[3] http://www.ffv.ch/wol/wol.html 14. Oktober 2018 [4; 6] Frida Grahn; Besichtigung Zürich; 02.10.2018

Abbildungsverzeichnis [1; 3; 4; 5] Werk, Bauen + Wohnen Band 80 (1993), Heft 11; Handwerklich, industriell, vorfabriziert S. 56 - 59 [2] Misaghi, Bejan (2018), Fotografie

Abb. 2: Aussenfassade der Randbauten mit dem Durchbruch für die privaten Strassen

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Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Wohn- und Geschäftshaus Luzernerstrasse 7, 4800 Zofingen Mario Botta 1989 1993-1994 Das Gebäude liegt in einer gemischten Nachbarschaft aus Gewerbe und Wohnen nahe dem Zentrum von Zofingen. Es ist das Resultat eines Direktauftrages vom Innenarchitekturbüro Ueli Frauchiger AG, ein Familienunternehmen, das ein Arbeits- und Wohnhaus errichten wollte, das die Handschrift des Architekten, aber auch ihre eigenen Wertvorstellungen einer Design-Philosophie respräsentiert. Eine klare Formensprache sowie eine Thematisierung der Lichtführung und Materialität verleihen dem dreigeschossigen Zentralbau die Botta eigene Unverwechselbarkeit.

Literaturhinweis Mario Botta: „Architektur machen heisst eine Natur-Situation in eine Kultur-Situation umzuwandeln.“ Archithese 4, 1987, S. 35-41. Abbildungen: siehe Bildlegenden. Fotos: Roman Stock.

Abbildung 1: Skizze des Architekten mit persönlicher Widmung für den Bauherrn. Quelle: http://www.frauchiger-design.ch

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Abb.01 Gesamtansicht Strassenfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis

Bautensteckbrief Les Clos de Miremont Avenue de Miremont 12-22, Champel, Genf Francois Maurice 1978 1983 Die Wohnüberbauung liegt im Stadtteil Champel und befindet sich in der Nähe des Parks Alfred Bertrand. Das Projekt vereint verschiedene Typologien miteinander. Mehrere Privathäuser die in einer Blockrandbebauung angeordnet sind, nehmen die Villentypologie gekonnt auf. Der Ausdruck der Überbauung wirkt durch seine Umgebung beeinflusst, elegant und klassizistisch und zugleich sehr dicht. Der stark begrünte Innenhof interagiert mit den Reihenhäuser. Die Beziehung zwischen Innen und Aussen ist stark verbunden mit der Ausformulierung des Innenhofes.Der schöne architektonische Ausdruck der Fassaden ging bis heute nicht verloren.1

Bassi Andrea. (2003). Francois Maurice & Associés. Genf: Fédéeration des architectes suisses. Marchand Bruno. (2009). Francois Maurice Architecte. Bern: Infolio.

Schwarzplan 1:5000

Abb.02 Innenhof

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Abb. 1: Südfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Literaturhinweis Horisberger Christina, Atelier Cube (1997). Atelier Cube Randnotizen. Zürich: gta Verlag.

Bautensteckbrief Archives cantonales vaudoises Rue de la Mouline 32, 1022 Chavannes-près-Renens Atelier Cube 1981 1984 Das 1984 fertiggestellte Staatsarchiv des Kantons Waadt liegt auf einem Plateau in der Agglomerationsgemeinde von Lausanne Chavannes-près-Renens am Standort der Universität Lausanne. Das Programm umfasst das Lagern und Verwalten der Archivbestände, das Arbeiten am Archivbestand sowie den Empfang und die Einsicht in Dokumente. Das Lager umfasst gute 36’000 Laufmeter Archivgut mit 3650 Beständen, wobei 1200 davon Privatarchive sind.1 Das Gebäude ist unterteilt in Depoträume und in Arbeitsräume und diese Aufteilung lässt sich klar an der Fassade und im Grundriss ablesen.

A.C. (1995). Das Einzelne und das Ganze eines Erbes: Die Archive des Kantons Waadt. Zürich: Werk. Bauen + Wohnen. Heft 7/8 Webseite: https://www.vd.ch/toutesles-autorites/archives-cantonales-vaudoises-acv/le-batiment/larchitecture/ 1 Webseite: https://www.vd.ch/toutesles-autorites/archives-cantonales-vaudoises-acv/le-batiment/

Webseite: https://fr.wikipedia.org/wiki/ Archives_cantonales_vaudoises Bild: Fotograf Pläne: siehe Literaturhinweis Horisberger 1997, S. 126 3 A.C. 1985, S. 8 4 Ebd., S. 8

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Abb. 2: Situation


1 Gesamtansicht

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Centre communal et scolaire d’Arzier-Le-Muids Rue du Village, 1273 Arzier-Le-Muids Vincent Mangeat SA 1983 1985 - 1987 Das monumentale Bauwerk thront auf einem gewaltigen Sockel und setzt sich aus einem mächtigen Mittelbau sowie zwei Seitenflügeln zusammen. Die Flügel flankieren zweiseitig den Hof, der sowohl als Pausenraum von den Schülern als auch von den Dorfbewohnern als Dorfplatz für Veranstaltungen genutzt wird. Der Hof geht im Innern des Gebäudes in das Foyer über und endet in der Turnhalle, die den „Rucksack“ bildet und ebenfalls für öffentliche Veranstaltungen offen steht. Hinter dem Gebäude ist eine umschlossene Freifläche ganz der Schule zugehörig, der vor der Schule liegende Hof orientiert sich hingegen zur grossen Esplanade hin, die am Horizont im Becken des Genfer Sees versinkt.

Literaturhinweis Fumagalli, Paolo: Monumentalität und Demokratie: Schulhäuser in Nyon, Arzier und Tannay. In: Werk, Bau + Wohnen, 10/1989, S.4-11. Loderer, Benedikt: Vincent Mangeat: Landschaftsbauer, Regelsetzer, Architekturlehrer. In: Hochparterre, 05/1991, S.26-38. 1 Loderer, Benedikt: Vincent Mangeat: Landschaftsbauer, Regelsetzer, Architekturlehrer. In: Hochparterre, 05/1991, S.26. Mangeat, Vincent; Wahlen, Pierre: Projets: Centre communal et scolaire. https://mangeat-wahlen. ch/2016/01/01/centre-communal-etscolaire/ (06.10.18).

2 Situationsplan

3 Pausenplatz und Haupteingang

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156


Réalisation:

1988

Architecte : Collaborateur :

Vincent Mangeat Hubert Jaquiery

Cet établissement secondaire célèbre le thème institutionnel de l’espace d’enseignement. Dans un bord peu consistant de la ville, sur les rives et dans le creux d’un vallon, il suggère que «la ville enfin» vienne tisser sa toile tout autour. Abb. 1: Eingangssituation Gymnasium

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb Literaturhinweis Malfroy, S. & Ruata, R. (1996). Zur Funktion der Form in. Werk, Bauen + Wohnen, 83, S. 14-27. Loderer, B. (1991). Vincent Mangeat : Landschaftsbauer, Regelsetzer, Architekturlehrer.

Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design, 4, S. 26-38.

Bautensteckbrief Gymnase cantonal de Nyon Route de Divonne 8, 1260 Nyon Mangeat-Wahlen architectes associés 1984 1988 Das kantonalen Gymnasiums in Nyon steht sinnbildlich für eine Bewegung, welche zu Beginn der 80er Jahre in der Westschweiz, und anderen Teilen des Landes, Einzug hielt. Im Gegensatz zum funktionalistisch geprägten spätmodernen Entwurfsansatz besannen sich Vincent Mangeat und viele seiner Berufskollegen jener Zeit wieder zurück auf traditionelle architektonische Merkmale. Beim Entwurf des Gymnasiums wurden viele dieser Merkmale angewandt. Diesbezüglich auffallend sind der symmetrische, hierarchische Aufbau der übergeordneten Struktur, die Wiedereinführung geometrischer Grundformen und deren Komposition, sowie die Thematisierung des Geländes unter Berücksichtigung des Kontextes und die damit verbundene Verortung des Gebäudes. Das Projekt ist ein typisches Beispiel der damaligen postmodernen Bewegung in der Romandie.

Fumagalli, P. (1989). Monumentalität und Demokratie: Schulhäuser in Nyon, Arzier und Tannay: Architekt : Vincent Mangeat. Werk, Bauen + Wohnen, 76, S. 4-11. Mangeat, V. Wahlen, P.

mangeat-wahlen: projets. Verfügbar unter https://mangeat-wahlen.ch/2016/01/01/ gymnase-de-nyon/ r (03.10.2018)

Abbildungen Abb. 1, 2, 3, 4, 6, 7:

1. plan situation Fotografie von Büro Mangeat-Wahlen 2. plans (3e étage, 1er Abb. 5: Fumagalli,et P. S. 4-11 étage et sous-sol) coupes transversales

Abb. 2: Situationsplan

Abb. 3: Belichtung des Korridors

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Abb.01 Ansicht Nordostfassade

Vertiefungsarbeit Objekt Adresse Architekt Planungsbeginn Realisierung Kurzbeschrieb

Bautensteckbrief Centre Communal Route de la Poste 22, 1275 Chéserex Fonso Boschetti 1984 1987-1989 Der Wettbewerb für das Gemeindezentrum in Chéserex bei Nyon wurde vom Architekten Fonso Boschetti gewonnen. Die Idee zu diesem Projekt entstand aus dem Wunsch nach einer Gemeinschaftsanlage und der Angst vor der Verstädterung des Dorfes. Das Projekt war Teil eines Umstrukturierungs- und Entwicklungsplans für das Dorf von Chéserex. Die Überbauung beinhaltet einen Festplatz, Sportplatz, sowie eine Turnhalle und Gesellschaftsräume Räumlichkeiten.1

Literaturhinweis Ohne Autorangaben: Am Wendepunkt zweier Dekaden. In: Werk, Bauen+Wohnen 12/1989, S. 56-57. y

Ohne Autorangaben: Am Wendepunkt zweier Dekaden. In: Werk, Bauen+Wohnen, (Dossier Werk-Material) 6/1990 , S. 1-4.

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Abb.03,04,05: Am Wendepunkt zweier Dekaden. In: Werk, Bauen+Wohnen 12/1989, S. 56-57. 158

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[1; 2; 3] Malfroy, Sylvain/ Ruata, Robert: Funktion und Form: eine historische Verflechtung. In: Werk, Bauen+Wohnen 4/1996, S. 14-27.

Abb.01,02,06: Am Wendepunkt zweier Dekaden. In: Werk, Bauen+Wohnen, (Dossier Werk-Material) 6/1990 , S. 2,4.

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Abb.02 Innenansicht


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