FHNW Institut Architektur | Master-Studiengang Herbstsemester 2014 | Schwerpunkt «Haus»
DREILAND
Inhalt Dreiland 3 Zwischen Dynamik und Verfestigung: das trinationale Projektgebiet 6 Projekte der Studierenden Standorte und Interventionen in der Übersicht
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Architekturentwürfe Modelle (alle Arbeiten) 14 «Fernbusbahnhof» 18 «Hochschule für Film und Animationsfilm» 28 «Haus der Wissenschaft» 38 «Werft in Huningue» 48 Erkenntnisse 56 Drei Länder, drei Standorte, drei Hochhäuser 58 Aufgabenstellung Haus Fokusprojekt 1 & 2 Fokusveranstaltungen / Studienreise
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Master-Studiengang | HS 2014 | Inhalt
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Luftbild: der Rhein in Basel und Dreiland. Quelle: Google
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Master-Studiengang | HS 2014 | Dreiland
Dreiland Die trinationale Agglomeration Basel ist europäisch ein in vielerlei Hinsicht bedeutender Sonderfall, der schon bis anhin breit beschrieben und beplant worden ist, so bereits 1991 mit der Studie «Basel, eine Stadt im Werden» von Herzog, de Meuron, Zaugg. Vor diesem Hintergrund findet die IBA 2020 statt, die eine im architektonischstädtebaulichen Sinn umfassende Sicht auf das Dreiland bietet und mit einer Vielzahl von Interventionen die Spezifika dieses Raumes nachvollziehbar machen wird. Die Breite der Eingriffe und Projekte wird ein wesentlicher Multiplikator der trinationalen Idee sein. Wichtig ist aber auch, dass die Trinationalität in einem einzigen umfassenden Projekt überzeugend dargestellt werden kann. Dafür stand im Herbstsemester 2014 die Übungsanlage eines Projektes im Hafengebiet um Basel, Weil und Huningue. Dieser einzigartige Landschaftsraum mit der Ausweitung in den Naturraum des Oberrheins respektive die Zwängung des Landschaftsraumes mit Blick aus der Oberrheinebene nach Basel bietet eine einmalige Chance, die trinationale Idee auch städtebaulich in einem Projekt kondensieren zu lassen, indem nämlich über grosse bauliche Strukturen – an spezifischen, durch die Studierenden zu identifizierenden Orten – ein grossräumiger Kraftraum aufgespannt wird. Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Arbeiten der Master-Studierenden im Schwerpunkt «Haus» innerhalb der Trias Haus – Siedlung – Landschaft. Die Aufgabe für die Master-Studierenden war eine doppelte: Zum einen waren – dies in kleinen Gruppen – die genauen Standorte in allen drei Ländern über ein umfassendes städtebauliches Konzept festzusetzen, zum andern in Einzelarbeiten die vorgeschlagenen Strukturen programmatisch, strukturell und architektonisch zu vertiefen und bis zum Massstab 1:20 darzustellen. Die Arbeiten zeigen trotz ihrer jeweils unterschiedlichen Konzepte in aller Klarheit auf, wie wichtig verbindende Projekte in dieser trinationalen Region – gerade auch mit ihren zum Teil sehr differenzierten Raumprogrammen – für die Identitätsbildung sind. Basel, im November 2015 Prof. Luca Selva
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Luftbild: Ausschnitt Basel-Dreiland. Quelle: Google
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Master-Studiengang | HS 2014 | Dreiland
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Zwischen Dynamik und Verfestigung: das trinationale Projektgebiet Betrachtet man die Landschaft am nördlichen Rand von Basel, so befindet man sich nicht nur politisch, sondern auch geomorphologisch in einer Grenzlage. Die durch das Rheinknie unterschiedlich gerichtete und hochverdichtete Kernstadt Basel findet hier ein abruptes Ende. In einer kurzen Übergangszone geht sie in ein weites ebenes Territorium über, das durch flussbegleitende parallele Infrastrukturbänder und ein Patchwork grossmassstäblicher Siedlungs- und Landschaftseinheiten geprägt ist. Grossräumig betrachtet liegt Basel am Ausgangspunkt der 300 Kilometer langen und bis Frankfurt reichenden naturräumlichen Einheit des Oberrheingrabens.
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So heterogen, fragmentiert und durch Infrastrukturen zerschnitten der Raum rund um das Dreiländereck auf den ersten Blick erscheinen mag, so sehr folgen viele Teile – die wie Treibgut in der Flusslandschaft zu liegen scheinen – einer konsequenten Logik des Territoriums. Nachfolgend wird ein (sicherlich unvollständiger) Versuch unternommen, die grossräumigen Beziehungen zu lesen und die in das Territorium eingeschriebenen Spuren zu identifizieren und zuzuordnen. Für das Entwurfsprojekt war dies als Input gedacht, zu dem die Entwürfe Position beziehen sollten, um sich im Rahmen eines übergeordneten Gesamtkonzeptes an jeweils drei Standorten (in der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland) produktiv zu entwickeln. Welche genauen Standorte werden ausgewählt? In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Wie korrespondieren sie miteinander? Welche übergeordneten Strukturen lassen sich aufgreifen und durch die räumliche Disposition der drei Projektteile zueinander oder durch einen besonderen architektonischen Ausdruck lesbar machen? Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Rémy Zaugg wiesen bereits 1991 in ihrer Studie für Basel «Eine Stadt im Werden?» auf unverwechselbare raumspezifische Phänomene hin, die in einer künftig regional angelegten Stadtentwicklung Basels stärker berücksichtigt werden müssten. Anzustreben wäre demnach ein «Siedlungsbild, wo Naturraum und Stadtraum in einer untrennbaren Beziehung verbunden wären.» Dies wäre zum Beispiel durch das konsequente Ausrichten der Siedlungsentwicklung an der bestehenden Leiterstruktur des Oberrheintals zu erreichen. Über Jahrhunderte gewachsene lineare Siedlungsbänder entlang der Hangkanten zeichnen auf deutscher Seite die naturräumlichen Bedingungen nach, denen schon die Römerstrasse folgte. Heute heisst sie «Bergstrasse» oder «Weinstrasse», und an ihrem Verlauf liegen die Städte immer dort, wo kleinere Zuflüsse aus dem Schwarzwald oder Odenwald ins Rheintal einmünden, so z.B. Freiburg oder Heidelberg. Auf französischer Seite ist es korrespondierend die Route de Vignoble. Eine weitere Siedlungskette wird auf beiden Flussseiten durch die Fischerdörfer gebildet, die direkt an der Terrassenkante des mäandrierenden Flusssystems oder auf grösseren Kieserhebungen liegen. Quer zu diesen Siedlungsketten entstanden die wenigen Verbindungsstücke dieser Leiterstruktur genau dort, wo es die naturräumlichen, geologischen Gegebenheiten im Flussbett zuliessen. Als massive Brückenkopfe ausgebaut und häufig heftig umkämpft sind dies die sich jeweils gegenüberstehenden Festungen Strasbourg und Kehl, Neuf-Brisach und Breisach und schliesslich Huningue und Friedlingen. Genau bei Huningue könnte Basel als ringförmige Stadt den südlichen Abschluss der leiterförmigen Siedlungskette im Oberrheingraben bilden. Die Ergänzung zu einer Ringfigur wiederum könnte Orientierung bieten in einem trinationalen «Konglomerat 6
Master-Studiengang | HS 2014 | Dreiland
[…] von politisch und kulturell und ökonomisch weitgehend selbständigen, heterogenen Siedlungsteilen.» In der bemerkenswert aktuell erscheinenden Studie von Herzog, de Meuron, Zaugg wird des Weiteren auf die Geleisfelder verwiesen, «die wie ein künstliches Flusssystem den Fluss des Rheins nachzuahmen scheinen», und auf «den gekrümmten städtischen Raum entlang des Rheins [als] zweifellos die eindrücklichste ortsspezifische Erfahrung der Stadt Basel.» Es ist dieser phänomenologische Blick auf den Siedlungsraum als Landschaft, dem die Studie sehr viel Ausdruck gibt und den es einzunehmen lohnt, um im grossen Massstab neue Setzungen topo-logisch, also in die übergeordnete Logik des Ortes, einzubetten und somit sein unverwechselbares Wesen und seine Geschichte durch Architektur sichtbar zu machen. Hier lohnt auch ein Blick auf die zahlreichen historischen Abbildungen der Stadt Basel und der Basler Umgebung. Peter Birmanns Gemälde «Blick vom Isteiner Klotz» (um 1800) beispielsweise zeigt eine heute nicht mehr existierende Welt. Vor der im Hintergrund zu erkennenden Stadt Basel und den Baselbieter Juraausläufern befindet sich eine mäandrierende, ungezähmte, weite Wasserlandschaft, die bis an den Ortskern von Istein heranreicht. Ein sich ständig änderndes Gewässersystem mit Furkationsrinnen und einer Vielzahl von Inseln, Sandbänken und undurchdringlichen Auwäldern bildet eine wilde Naturlandschaft, die einerseits 1 reich ist an Fisch und vielleicht sogar dem berühmten Rheingold, die andererseits grosse Gefahren birgt: Überflutung der anliegenden Dörfer und Übertragung von Krankheiten durch Insekten. Für die Fischer und Flösser auf dem Wasser bestanden Gefahren durch Stromschnellen und durch Orientierungslosigkeit im Labyrinth hunderter Inseln, häufig noch verstärkt durch Nebel. Ein weiteres Problem stellte sich: Die raumdominierenden, undurchdringlichen Feuchtgebiete entzogen sich gänzlich der landwirtschaftlichen Nutzung. So diente die Rheinkorrektion von 1817 bis 1870, die durch den badischen Wasserbauingenieur Johann Gottfried Tulla (1770 – 1828) initiiert wurde, primär der Bändigung der Überschwemmungsgefahren und der Erschliessung wertvoller landwirtschaftlicher Flächen und nur sekundär der erst sehr viel später, um 1860 aufkommenden Rheinschifffahrt.
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Die Stadt Basel war einer existenziellen Bedrohung durch den Rhein vergleichsweise wenig ausgesetzt. Die erhöhte Lage der Stadt und die stabilen hydrologischen Verhältnisse am geologisch gefestigten Rheinknie ermöglichten schon früh einen Brückenkopf über den Rhein. Mit der im 13. Jahrhundert errichteten mittleren Brücke wurde Basel zu einem Kreuzungspunkt wichtiger europäischer Handelsrouten. Handel, Wissenschaft und Kultur profitieren seit Jahrhunderten von dieser Lage und den damit verbundenen vielfältigen internationalen Beziehungen. Hier die erhabene, kultivierte Stadt, dort die (romantisch verklärte) Wildnis – das waren um 1800 zwei gänzlich unterschiedliche Lebenswelten; in Birmanns Gemälde sind sie in einem Bild vereint. Heute regulieren Kanäle, Schleusen und Staustufen den Wasserstand und die Schifffahrt. Die Staustufe und Schleuse von Kembs, 1928 – 1932 als erste von zehn Staustufen zehn Kilometer nördlich von Basel erbaut, ist Teil und Anfang der mehrfach systematisch überformten Wasserlandschaft des Oberrheins. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Frankreich aufgrund des Versailler Vertrags das alleinige Ausbaurecht des Rheins. Ab Kembs und bis ins 160 Kilometer nördlich gelegene Iffezheim verläuft der 7
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Schifffahrtskanal heute komplett auf französischer Seite. Östlich davon bildet der Altrhein die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Die beiden höchst unterschiedlichen Wasserläufe – hier der wilde Strom, dort der fast stehende Kanal – bilden in ihrer Mitte eine Insel, die Île du Rhin. Der grösste Teil der bis nach Breisach reichenden Insel ist Naturschutzgebiet mit vielfältiger Flora und Fauna. So ist eine streifenartige und im Querschnitt sehr kontrastreiche Landschaft aus Ingenieursbauten und Infrastrukturen einerseits und einer fast unberührten ‹neuen Wildnis› andererseits entstanden. Doch so naturnah der Altrhein heute anmuten mag, auch er entspringt einer Ingenieurleistung, einer ‹anthropogenen Überformung›, der bereits erwähnten durch Tulla vorgenommenen Rheinkorrektion. Was wir heute als Altrhein bezeichnen ist die bereits begradigte Schifffahrtsstrasse, die bis in die Dreissigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts befahren wurde. Dabei geniessen die Schweiz und die Häfen von Basel seit 1868 einen völkerrechtlich garantierten freien Zugang zum Meer, festgehalten in der Mannheimer Akte vom 17. Oktober 1868, zu einem Zeitpunkt also, als die Dampfschifffahrt bis Basel noch gar nicht möglich war und die Rheinhäfen noch nicht existierten. Am Dreiländereck überlagern sich die typischen den Fluss in Längsrichtung begleitenden Bänder des Oberrheingrabens mit den (selteneren) Elementen der Querspange. Neben den oben beschriebenen Spuren des Wasserbaus sind hier auch politisch motivierte territoriale Spuren auszumachen, die mit Grenzen und Grenzkonflikten zusammenhängen, beispielsweise der Festungsbau in Huningue, wo sich im Winter 1796/97 vor den Toren Basels das französische und das österreichische Heer eine erbitterte Schlacht um den letzten französischen Brückenkopf am Rhein lieferten. Spuren der ehemaligen Festung lassen sich, gleichwohl sie geschliffen wurde, in der geometrischen Kernstadt und Platzanlage von Huningue ebenso erkennen wie ihre Fortführung jenseits des Rheins in der Achse der Friedlinger Hauptstrasse. Mit dem Bau der Fussgängerbrücke ist ein erster Ringschluss erfolgt. Weiteres räumliches Potenzial für eine Ringfigur hat der Flusslauf der Wiese in Korrespondenz mit dem Canal de Huningue auf französischer Rheinseite, sie stehen sich als Freiraumkorridore mit intensiver Freizeitnutzung ergänzungsfähig gegenüber.
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Entwerfen im Landschaftsmassstab bedeutet immer, in Prozesse und bestehende Beziehungskonstellationen einzugreifen. Was also lässt sich mitnehmen für das Projekt Dreiland? Für den Entwurf im übergeordneten Massstab ist es entscheidend, die raumstrukturelle Dynamik dieser mehrfach überformten Landschaft zu verstehen und bewusst damit zu arbeiten. Welche ausgewählten Raumphänomene oder Spuren lassen sich durch intelligente Anordnung des trinationalen Hochhausclusters signifikant abbilden? Ist dies wichtig? Kann ein Hochhauscluster durch intelligente Positionierung und weiträumige visuelle Vernetzung einen wesentlichen Beitrag zur grenzübergreifenden Orientierung im trinationalen Raum bieten? Kann er durch seine physische Verankerung das «Konglomerat der heterogenen selbständigen Teile» stabilisieren? Für den Entwurf im Projektmassstab ist es ferner wichtig, die hydrologische Dynamik des Flussraums zu kennen und die räumlichen Qualitäten der Uferpromenade und ihrer Anbindung an die angrenzenden Stadträume zu verstehen. Nur so lässt sich sensi8
Master-Studiengang | HS 2014 | Dreiland
bel mit Terrain und Uferkanten umgehen, lassen sich strömungsrelevante Aspekte einbeziehen und damit verbundene gestalterische Potenziale unmittelbar fruchtbar machen. Andreas Nütten, Dozent Kulturlandschaft Abbildungen: 1 Luftbild Basel – Huningue – Weil am Rhein (Quelle: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Rémy Zaugg: «Eine Stadt im Werden?» Urban Study – Basel 1991/92, in: Gerhard Mack: Herzog & de Meuron 1989 – 1991. Basel 2005, Seite 152) 2 Titelbild der Forschungsarbeit «Karlsruhe 2030 – Bindeglied Rheinlandschaft» (Quelle: Institut für Landschaft und Garten, Prof. H. Bava, TH Karlsruhe. 2001) 3 Peter Birmann, Blick vom Isteiner Klotz rheinaufwärts, um 1800 (Quelle: www.wfbw.de) 4 Blick vom Isteiner Klotz rheinaufwärts, 2015 (Foto A. Nütten) 5
Die landschaftsräumlichen Strukturen. Plan der Topografie und der Gewässer (Quelle: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Rémy Zaugg: «Eine Stadt im Werden?» Urban Study – Basel 1991/92, in: Gerhard Mack: Herzog & de Meuron 1989 – 1991. Basel 2005, S. 154)
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Die lineare Siedlungsstruktur am Oberrhein zwischen Basel und Mulhouse (Quelle: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Rémy Zaugg: «Eine Stadt im Werden?» Urban Study – Basel 1991/92, in: Gerhard Mack: Herzog & de Meuron 1989 – 1991. Basel 2005, S. 165)
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Die lineare Siedlungsstruktur am Oberrhein verdichtet sich zu einer leiterförmigen Stadt zwischen Basel und Frankfurt (Quelle: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Rémy Zaugg: «Eine Stadt im Werden?» Urban Study – Basel 1991/92, in: Gerhard Mack: Herzog & de Meuron 1989 – 1991. Basel 2005, S. 165)
8 Emanuel Büchel, Lage von Klein-Hüningen mit der Festung Huningue 1749 (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/Büchel_ Festung_Hüningen_1749.jpg) Literaturnachweis: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Rémy Zaugg: «Eine Stadt im Werden?» Urban Study – Basel 1991/92, in: Gerhard Mack: Herzog & de Meuron 1989 – 1991. Basel 2005. Alle im Beitrag verwendeten Zitate stammen aus dieser Studie.
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naler Hochhaus-Cluster I Schlusskritik 05./06.01.2015 lum, Matthias Glarner, Andreas Mordasini mann, Luca Selva I Assistent: Fabian Neuhaus
pt trinationaler Raum
en Raum aufspannen
Standorte und Interventionen Master-Studiengang Projekte der Studierenden 1 2 3 4
Patrick Flum Matthias Glarner Andreas Mordasini Matthias Felber Agata Anna Suchcicka Liska Zdenek Philipp Fluri Mathias Schaub Mirjam Strickler Markus Busslinger Melanie Olivia Macina Monika Rudnicka
trinationales Zentrum
Situation 1:5000
Bahnverbindungen Rheintal
Fokus Projekt 1 HS 14 I Trinationaler Hochhaus-Cluster I Schlusskritik 05./06.01.2015 Studenten: Patrick Flum, Matthias Glarner, Andreas Mordasini Dozenten: Matthias Ackermann, Luca Selva I Assistent: Fabian Neuhaus
Konzept trinationaler Raum
Fokus Projekt 1 HS 14 I Trinationaler Hochhaus-Cluster I Schlusskritik 05./06.01.2015 Studenten: Patrick Flum, Matthias Glarner, Andreas Mordasini Dozenten: Matthias Ackermann, Luca Selva I Assistent: Fabian Neuhaus
Konzept trinationaler Raum
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trinationalen Raum aufspannen
Standort Basel
trinationales Zentrum
Situation 1:5000
Standort Weil am Rhein Bahnverbindungen Rheintal
Standort Huningue
trinationalen Raum aufspannen
trinationales Zentrum
Standort Basel
Standort Huningue
Situation 1:5000
Standort Weil am Rhein
Standort Basel
Standort Weil am Rhein
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Master-Studiengang | HS 2014 | Standorte und Interventionen
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Modellfoto
Industriegebiete
Modellfoto
"Trinationale Entwicklungsgeneratoren"
Studenten: Mathias Schaub, Mirjam Strickler, Philipp Fluri Dozierende: Prof. Luca Selva, Prof. Matthias Ackermann Wiss. Mitarb.: Dr. Fabian Neuhaus FHNW, Institut Architektur, Schwerpunkt "Haus", HS 2014
Hochhaus-Cluster am Dreiländereck Der Rhein bildet das Rückgrat der Stadt Basel und der gesamten Region. Alle drei Städte (Weil, Huningue und Basel) haben einen starken historischen Bezug zum Rhein. Durch die bestehenden Industriegebiete kann die Rheinpromenade nicht öffentlich genutzt werden. Das städtebauliche Erweiterungspotential der drei Städte mit der höchsten Lebensqualität liege jedoch entlang des Rheins. Der Entwurf sieht vor, die Region nördlich des Dreiländerecks aufzuwerten mittels einer öffentlichen Aktivierung der Rheinpromenade. Die Hochpunkte entlang des Rhein sollen als Generatoren fungieren, um die Industriegebiete längs des Rheins, öffentlich zu aktivieren. Der Eingriff in den Hafengebieten generiert einen Mehrwert für die jeweiligen Gemeinden und fördert die trinationale Verbindung. Zurzeit wird das Gebiet der Rheinhäfen als peripher war genommen. Wir sehen die Chance eine „neue Mitte“ zu generieren, welche über die Landesgrenzen greift. Längerfristiges Ziel wäre es, die zwei Gemeinden Huningue und Weil an das „städtische“ Gefüge der Stadt Basel anzuschliessen. Die Eigenheiten und Gegebenheiten der Standorte sind bei jedem Bebaungs und Nutzungskonzept die zentralen Themen. Bei allen Standorten soll der Hochpunkt als Motor einer zukünftigen Transformation der jeweiligen Hafengebiete wirken.
Erschliessung
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Master-Studiengang Projekte der Studierenden 5 6 7
Mattia Mariotto Guillaume Meyer Agathe Taburet Kaspar Fischer Gilles Ottet Armin Schärer Pascal Berchtold Matthieu Horner Michael Steigmeier
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Master-Studiengang | HS 2014 | Standorte und Interventionen
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Architekturentwürfe Master-Studiengang Projekte der Studierenden 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Agata Anna Suchcicka Agathe Taburet Andreas Mordasini Armin Schärer Markus Busslinger Guillaume Meyer Mathias Schaub Matthias Glarner Matthias Felber Matthieu Horner Mattia Mariotto Melanie Olivia Macina
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Master-Studiengang | HS 2014 | Architekturentwürfe
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Master-Studiengang Projekte der Studierenden 13 Mirjam Strickler 14 Pascal Berchtold 15 Philipp Fluri 16 Liska Zdenek 17 Monika Rudnicka 18 Patrick Flum 19 Michael Steigmeier 20 Kaspar Fischer
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Master-Studiengang | HS 2014 | ArchitekturentwĂźrfe
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«Fernbusbahnhof»
Städtebauliche Setzung Die topografisch markante Verkehrsschneise mit der Autobahn E35 und dem Güterbahnhof der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Strasse trennt die beiden Siedlungen Friedlingen und Weil voneinander. Mit der präzisen Setzung der Hochhausscheibe zwischen der Autobahn und dem Güterbahnhof, dort wo sich momentan eine Brache befindet, soll eine visuelle und funktionale Verbindung zwischen den beiden Orten hergestellt werden. Gebäudenutzungen Aufgrund der markanten Lage und der guten Anbindung an die Autobahn, den Flughafen Mulhouse und an das Tram Nr. 8 Richtung Basel soll sich auf dem Niveau des Güterbahnhofs ein Fernbusbahnhof mit allen dazugehörigen Nebennutzungen etablieren. Um eine soziale Aktivierung und Durchmischung im Gebäude zu erreichen, werden zusätzlich zum Fernbusbahnhof kommerzielle Nutzungen vorgesehen wie Supermarkt, Kleiderläden, Discounter, aber auch Sporteinrichtungen wie Hallenbad, Wellnessbereich, Turnhalle, Fitnesscenter und kulturelle Bereiche wie Kunstgalerie, Theaterkino sowie ein Studentenwohnheim sollen in die Hochhausscheibe eingestreut werden. Die restlichen Geschosse werden als Wohngeschosse mit unterschiedlichen Wohnungstypen ausgebildet. Pascal Berchtold
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Pascal Berchtold
Situation und Kontext
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Axonometrie Projektschema Westfassade
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Pascal Berchtold
Visualisierung Anfahrt auf der Autobahn von Norden
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CHANGE
TICKETS
REISEBÃœRO
HALLE
Grundriss Niveau Busbahnhof
Grundriss Erdgeschoss
KIOSK
LADEN EMPFANG
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Pascal Berchtold
ZOB ANKUNFTSBAHNSTEIG
AUFENTHALTSZONE
ZOB ABFAHRTSBAHNSTEIG
SUPERMARKT
ANLIEFERUNG
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SPEISERESTAURANT
SPORTHALLE
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Pascal Berchtold
HALLENBAD
Grundrisse Regelgeschosse
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Axonometrie Geschossaufteilung
Konstruktionsansicht Fassade und Schnitt
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Pascal Berchtold
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«Hochschule für Film und Animationsfilm»
Nach der städtebaulichen Analyse des Dreiländerecks wurden in der Gruppe drei Standorte für jeweils ein Hochhaus definiert. Die einzelnen Hochhäuser mit ihren spezifischen Nutzungen sollen die ausgewählten Standorte aufwerten und neue Impulse setzen. Das Hochhaus in Huningue steht direkt an der Brücke, die das Dorf mit der Stadt Basel verbindet und soll als Prestigebau für den kleinen, französischen Ort funktionieren. Mit der vorgesehenen Hochschule für Film und Animationsfilm soll das Hochhaus bis nach Basel ausstrahlen. Die Konzeption des Gebäudes sieht eine volumetrisch klare Hülle und eingeschobene Boxen für die spezifischen Nutzungen vor. Der Innenraum lebt von Durchbrüchen in den Decken und einer zentralen Treppenanlage, die diverse Blickbezüge und unterschiedliche Lichtsituationen zulassen. Auf der Südseite des Hochhauses befinden sich die Grossräume für den Unterricht, die Übungen und Ateliers. Auf der Nordseite sind Büros und Gemeinschaftsbereiche vorgesehen. Die Tragstruktur des Gebäudes soll an die Hallenbauten grosser Filmstudios erinnern und ist in Stahl ausgeführt. Mit der filigranen Fassadenkonstruktion, ebenfalls in Stahl, soll das grosse Gebäudevolumen aufgebrochen werden. Agata Anna Suchcicka 28
Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Agata Anna Suchcicka
Strukturmodell
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Visualisierung Ansicht vom Rhein aus
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Agata Anna Suchcicka
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A Tramhaltestelle
Situation und Kontext Axonometrie Geschossaufteilung
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Agata Anna Suchcicka
A
B
B
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Grundrisse 1., 5., 12. Geschoss und Dachgarten
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Agata Anna Suchcicka
Fassade Nord
Fassade Ost und Schnitt
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Konstruktionsansicht Fassade und Schnitt
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Agata Anna Suchcicka
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«Haus der Wissenschaft»
Das Haus der Wissenschaft beherbergt ein Museum, das Ausstellungen zu wissenschaftlichen Themen veranstaltet und auf diese Weise Wissenschaft erlebbar macht, es ist gleichzeitig aber auch ein Ort, an dem eigene Forschung betrieben wird. So steht es im Kontext des Wirtschaftsstandortes Region-Basel und nimmt inhaltlich darauf Bezug. Das Gebäudevolumen erstreckt sich entlang der Bahnlinie, von der man erwartet, dass sie wieder aktiviert wird und so Besuchern aus der ganzen Region ermöglicht, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. Die Setzung des Volumens generiert einen Platz hin zum bestehenden Bahnhofsgebäude, der zum Teil von Bäumen überdacht wird. Dieser Zwischenraum kann mit Ausstellungsstücken bespielt und dadurch Teil des «Erlebnisses Wissenschaft» werden. Grosszügige Ausstellungsflächen befinden sich in den zwei Sockelgeschossen. Weitere Flächen für Ausstellungen sowie Büros, Verwaltung, aber auch ein Restaurant befinden sich im Turm. Andreas Mordasini
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Andreas Mordasini
Experimentarena
Anlieferung Lager, Werkstatt
Eingang Hochhaus
Garderobe Shop
Ticket, Information
KĂźche
Restaurant
Situation und Kontext
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Strukturmodell
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Andreas Mordasini
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Axonometrie Geschossaufteilung
Ansicht Ostfassade
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Andreas Mordasini
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Grundrisse Regelgeschosse
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Andreas Mordasini
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Längsschnitt
Konstruktionsansicht Fassade und Schnitt
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Andreas Mordasini
BODENAUFBAU Steinholzbelag Unterlagsboden Trennlage Trittschalldämmung Betondecke Installationsebene Verkleidungspanele
20mm 80mm 20mm 280mm 300mm 20mm
FASSADENAUFBAU Aluminiumblech Hinterlüftung/Lattung Wärmedämmung/Lattung Betonbrüstung Installationsebe Verkleidung
Visualisierung Foyer Konzerthaus
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2mm 50mm 200mm 160mm 50mm 20mm
«Werft in Huningue»
Durch die bestehenden Industriegebiete kann die Rheinpromenade heute nicht öffentlich genutzt werden; das Gebiet der Rheinhäfen wird als peripher wahrgenommen. Der Entwurf sieht vor, die Region nördlich des Dreiländerecks aufzuwerten mittels einer öffentlichen Aktivierung der Rheinpromenade. Der Eingriff in den Hafengebieten generiert einen Mehrwert für die Gemeinde und fördert die trinationale Verbindung. Dabei entsteht die Chance einer «neuen Mitte», die über die Landesgrenzen hinausgreift. Das markante Rheinbecken im Bearbeitungsgebiet in Huningue ist das zentrale Thema des Bebauungsplans. Zurzeit wird das Potenzial dieses Beckens nicht ausgeschöpft. Der Plan sieht vor, das Becken als Hafen für private Boote zu nutzen. Im dazugehörigen Hochhaus, das im Wasser steht, sind neben den Wohnungen ein Schifffahrtsmuseum sowie eine Werft geplant. Diese drei Nutzungsarten zeichnen sich auch im Volumen durch eine vertikale Stapelung ab. Der Nebenbau ist wie ein Bootssteg ausgebildet und dient zur Erschliessung des Hochhauses; hier finden bodennahe Nutzungen wie ein Bootsverleih und ein Kajakverleih ihren Platz. Mirjam Strickler
N
Schwarzplan 1:2500
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Mirjam Strickler
Visualisierung Gebäudeeingang
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Eingangshalle
Werkstatt
gsgeschoss mit Umgebung 1:200
Situation und Kontext
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Mirjam Strickler
Empfang Museum
Ausstellung Museum
2. Obergeschoss
Reparatur
Grundrisse Regelgeschosse
1. Obergeschoss
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B체ro Werft B체ro
5. Obergeschoss
7.-13. Obergeschoss
Ausstellung Museum
K체che
Bootsparkpl채tze
Mensa/ Restaurant
Regelgeschosse
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4. Obergeschoss GSEducationalVersion
Master-Studiengang 6.| Obergeschoss HS 2014 | Projekt Mirjam Strickler
Wohnungen Duplex Wohungen (Durchwohnen) 1-6.5 Wohnungen
Veranstaltungen
Büro Administration Museum Administration Werft Begegnungszonen Grossraumbüros Einzelbüro Präsentationsräume Besprechungsräume Postoffice
Gastronomie Mensa/ Restaurant Küche Lager
Schifffahrtsmuseum mit Werft Büro Werft Bootsparkplätze Ausstellung Museum Empfang Museum Reparatur Werkstatthalle Eingangshalle
Technik
16. Obergeschoss
Nutzungsschema
Axonometrie Nutzungsschema Gebäudestruktur
15. Obergeschoss
Statikstruktur
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Ostfassade
SĂźdfassade
Westfassade Westassade
Nordfassade Nordfassade
Ostfassade
Ansichten Fassade
SĂźdfassade
GSEducationalVersion
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Master-Studiengang | HS 2014 | Projekt Mirjam Strickler
Detail 1:20
Konstruktionsansicht Fassade und Schnitt
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Erkenntnisse Weltweit gibt es über dreihundert «Dreiländereck»–Situationen, also Orte, an denen drei politische Grenzen aufeinandertreffen. Eine umfassende Untersuchung dieser Orte im Rahmen der Semesteraufgabe hat aber gezeigt, dass solche trinationalen Orte in aller Regel nicht besiedelt sind. Die Metropolitanregion Basel ist weltweit der einzige urbanisierte trinationale Ort. Hier stellt sich die Frage, wie diese einmalige städtebauliche Situation mit der Positionierung von drei Hochhäusern, jeweils eines in einem Land artikuliert werden könnte, um gewissermassen einen weltweit einzigartigen Kraftraum zu schaffen. In den Arbeiten haben sich ganz unterschiedliche Strategien für die Standortwahl herauskristallisiert, bei denen sich jedoch vier Grundhaltungen zeigen: Die Türme begleiten den Rheinlauf wechselseitig am Ufer. In dieser Konstellation sind die Türme einander nicht direkt zugewandt, sondern werden durch den Flussraum verbunden. Jedes Gebäude sucht sich seinen eigenen Platz im unmittelbaren Kontext, aber immer mit Verbindung zum Wasser. Direkte Gegenüberstellung der Türme am Wasser Bei dieser Gegenüberstellung der Türme wird eine neue, fiktive Mitte des Dreiländer ecks gebildet. Durch die Masse und Höhe der Gebäude entsteht ein Kraftfeld, das weit über das Gebiet hinaus ausstrahlt. Entscheidend dabei ist der Einbezug der bereits bestehenden Hochpunkte. Strategisch gewählte Standorte mit Sichtkontakt Neben dem dominierenden Flussraum gibt es im Projektperimeter weitere markante Standorte, die über einen akzentuierten Hochpunkt zu einer Verbindung finden. Auf der französischen Seite ist dies das alte Bahnhofsgelände in Huningue, auf der deutschen Seite der Geländesprung zwischen Friedlingen und Weil und auf der Schweizer Seite die Nordspitze der Hafeninsel. Gebietsentwicklung auf Arealen mit gleichwertigem Potenzial In der hier etwas weiter gefassten Strategie wird der einzelne Turm nicht als Punkt gelesen, sondern als Initiator interpretiert. Dieser vermag jeweils ein ganzes Gebiet zu entwickeln. Bei den vorgeschlagenen Gebieten um die Hauptstrasse in Friedlingen, am ehemaligen Bahnhof in Huningue und auf der Rheininsel werden aktuell in Entwicklung befindliche Ansätze aus dem lokalen Planungsdiskurs aufgenommen. Neben diesen räumlichen Kriterien wurden in den Arbeiten zusätzliche inhaltliche Positionen ausgearbeitet, die eine verbindende Lesung des Vorschlages unterstützen. Thematisiert wurden: eine Verbindung über die Gebäudevolumen (Linie, Punkt, Würfel), eine Verbindung über die Nutzung (Universität, Ausbildung, Forschung) oder auch eine Verbindung über die Aktivität/Erschliessung (Rheinweg, Platzbildung).
Dr. Fabian Neuhaus, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
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Master-Studiengang | HS 2014 | Erkenntnisse
TĂźrme entlang des Rheins
Direkte GegenĂźberstellung dicht am Wasser
Strategische Punkte mit Sichtkontakt
Gleichwertige Entwicklungsgebiete
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Drei Länder, drei Standorte, drei Hochhäuser «Cluster» Mit dem in den Hochhauskonzepten verschiedener Städte gebräuchlichen Begriff des «Clusters» beschreiben die Stadtplaner Gruppen von Hochhäusern, die an einem städtebaulich ausgezeichneten Ort als Ensemble eine starke Gesamtwirkung erzeugen können. Die in einem Cluster organisierten Bauten sollten untereinander eine zwingende Beziehung aufbauen und der Gruppe zu einer überzeugenden städtebaulichen Verankerung am jeweiligen Ort verhelfen. In einem ersten Schritt suchten die Studierenden in Dreiergruppen geeignete Standorte nahe am Rhein als Grundlage für einen gemeinsamen Masterplan. Sie fanden diese beispielsweise auf französischer Seite bei der Werftanlage in Huningue, auf deutscher Seite am Rande des Umschlagbahnhofs der Deutschen Bahn oder am östlichen Rheinufer von Weil-Friedlingen und auf Schweizer Seite – als vorgegebenem Ort – beim Dreiländereck. Für diese exponierten Orte entwarfen die Studierenden in der Folge als Einzelarbeiten im städtebaulichen Kontext der sieben Masterpläne Hochhäuser, die über ein zu entwickelndes Programm zu bespielen waren. Turm und Scheibe Die erfreuliche Vielfalt der von den Studierenden erarbeiteten Haustypen ergab eine gute Vergleichsbasis und ausreichend Stoff für weiterführende Fragen. Dabei waren weniger die zunächst vermuteten Unterschiede der örtlichen Bauvorschriften für die Ausprägung von Typus und Form bestimmend als vielmehr individuelle architektonische Vorstellungen. Schärfer wären die nationalen Unterschiede als kulturelle Prägung hervorgetreten, wenn sich an der Arbeit drei Schulen aus den drei Ländern mit ihren unterschiedlichen Lehrkulturen beteiligt hätten. In unserer Anlage der Aufgabe konzentrierte sich jeder Student, jede Studentin auf den einmal gewählten Standort und auf ihr individuelles, unverwechselbares Projekt, das sich aus den Bedingungen des Ortes und des Programms herleiten und begründen lässt. Ob die einzelnen Hochhäuser untereinander und über den Rhein hinweg in eine Beziehung zu treten in der Lage seien, liess sich erst in der Schlusspräsentation der Ergebnisse überprüfen. Zur Profilierung der Hochhäuser in architektonischer Hinsicht, aber auch zur Verankerung dieses zu solitärem Verhalten neigenden Bautyps am Ort hatten die Dozierenden bei der Formulierung der Aufgabe die Integration einer für das Quartier, die Stadt oder gar die Region bedeutsamen öffentlichen (oder halböffentlichen) Nutzung verlangt. Überlegungen aus der Rückschau Als nicht ganz einfach erwies sich in der kritischen Betrachtung zum Schluss der zunächst politisch, dann städtebaulich motivierte Wunsch, drei hohe Häuser über einen vergleichsweise weit gespannten Raum hinweg als einen erkennbaren Zusammenhang zur Wirkung zu bringen. Tatsächlich gelang es in einzelnen Fällen je nach städtebaulicher Setzung und Ausbildung des Baukörpers einen räumlich schlüssigen Zusammenhang über den Rhein hinweg aufzubauen. In anderen Fällen zeigte sich ein bekanntes Phänomen, dass nämlich Hochhäuser als vereinzelt stehende Bauten zunächst ausschliesslich auf sich selber bezogen sind. Nur wenn der Cluster im Sinne eines Ensembles von miteinander agierenden Hochhäusern gewissermassen als ein magnetisches Feld ausgelegt ist, kann er städtebaulich überzeugen. Auf die Situation im Dreiländereck bezogen wären es wohl drei nahe am Rhein gelegene Hochhaus58
Master-Studiengang | HS 2014 | Drei Länder, drei Standorte
clusters, die einen räumlich über den Rhein hinweg wirksamen Zusammenhalt erzeugen könnten. Wertvoll bleibt für jede Studentin, jeden Studenten, am eigenen Projekt zu erfahren, wie heikel die städtebaulich plausible Setzung von Hochhäusern ist. Und ebenso schwer abzuschätzen bleiben die räumlichen Konsequenzen nicht allein für die nähere Umgebung, sondern auch für die feinen Gewichte im Massstab der Stadt.
Prof. Meinrad Morger (auf Grundlage eines Gesprächs verfasst von Dorothee Huber und Barbara Lenherr) Projekt Zdenek Liska Visualisierung Blick Richtung Süden
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Aufgabenstellung Schwerpunkt «Haus» Der fächerübergreifende Master-Studiengang stellt jeweils einen der drei Bereiche Haus – Siedlung – Landschaft in den Mittelpunkt und verzahnt dabei Lehre und Forschung, analytische Betrachtung und eigenen Projektentwurf. Im Herbstsemester 2014 lag der Schwerpunkt des Unterrichtes und damit auch der Forschung auf dem Thema «Haus». Städtebauliche Fragestellungen in der Metropolitanregion Basel Die trinationale Agglomeration Basel ist europäisch ein in vielerlei Hinsicht bedeutender Sonderfall, der schon bis anhin breit beschrieben und beplant worden ist, so bereits 1991 mit der Studie «Basel, eine Stadt im Werden» von Herzog, de Meuron, Zaugg. Vor diesem Hintergrund findet auch die IBA 2020 statt, welche in einem architektonisch-städtebaulichen Sinn eine umfassende Sicht auf die trinationale Agglomeration thematisiert und mit einer Vielzahl von Interventionen die Spezifika dieses Raumes auch nachvollziehbar machen wird. Diese Breite der Eingriffe und Projekte wird ein wesentlicher Multiplikator der trinationalen Idee darstellen. Wichtig ist aber auch, dass diese Trinationalität in einem einzigen umfassenden Projekt überzeugend dargestellt werden kann. Dafür steht in diesem Semester die Übungsanlage eines trinationalen Hochhaus-Cluster im Hafengebiet um Basel, Weil und Huningue im Vordergrund. Dieser einzigartige Landschaftraum mit der Ausweitung in den Naturraum des Oberrheins – resp. die Zwängung des Landschaftsraumes mit Blick aus der Oberrheinebene nach Basel – bietet eine einmalige Chance, die trinationale Idee auch städtebaulich in einem Projekt kondensieren zu lassen. Diese Thematik verknüpft sich mit Fragestellungen in vorhergehenden Semestern, so beispielsweise mit der Entwicklung der Klybeckinsel oder mit dem Thema der Neunutzung des BSAF-Areals an der Kleinhüningerstrasse im Klybeck. Neu werden mit diesem Projekt vor dem Hintergrund der Entwicklung und der Verdichtung der Kernstadt Basel klare städtebauliche Akzente im trinationalen Raum gesetzt, welche die Dynamik der Entwicklung auch in die ganze Metropolitanregion tragen. Trinationaler Hochhaus-Cluster Wir beschäftigen uns im Herbstsemester 2014 mit städtebaulich-architektonischer Identität. Wir stellen uns die Frage, inwiefern es anhand eines zu entwickelnden Hochhausclusters entwurfliche Potenziale gibt, diesen Raum architektonisch explizit zu formulieren um gewissermassen ein architektonisches Kraftfeld für diesen Ort zu schaffen. Das Projekt wird über zwei Stufen entwickelt. In einer ersten Stufe (Fokus-Projekt 1) wird in Gruppen die städtebauliche Ausgangslage umfassend analysiert und reflektiert. Unterstützt durch zwei Fokusveranstaltungen als Symposien zu verschiedenen Fragestellungen der Hochhausthematik in Städtebau und Architektur, werden die städtebaulichen Potenziale, die Fragen des Typs, die Fragen der Nutzung und jene der räumlichen Wirkung untersucht und in der Art eines städtebaulichen Masterplans dargestellt. Im Fokus-Projekt 2 wird auf der Basis des gemeinsam entwickelten Master60
Master-Studiengang | HS 2014 | Aufgabenstellung
planes jeweils durch eine(n) Studierende(n) ein Entwurf als Einzelarbeit an je einem Standort entlang einer Reihe von festgelegten Kriterien entwickelt. Wir werden die Fragen der Darstellung der Projekte intensiv diskutieren. Rolf Jenni, Architekt und Dozent, wird die Fragenstellungen in einem Einführungsreferat aufwerfen und eingebunden in Tischkritiken und Zwischenkritiken auch vertieft mit den Studierenden diskutieren. Die Fragen zum Thema ‹ Landschaft› sind ebenfalls tief im Semestermodul verankert. Die Projekteinbindung in den Landschaftskontext wird mit Andreas Nütten auf verschiedenen Massstabsebenen angelegt und begleitet. In zwei Inputvorträgen werden konzeptionelle Sichtweisen und ausgewählte Refererenzprojekte zum besonderen Verhältnis von Haus zu Landschaft aufgezeigt. In der ersten Projektphase (FP1) betrifft dies grossmassstäbliche Überlegungen, in der zweiten Phase (FP2) den sehr viel konkreteren Umgang mit den zugehörigen Freiräumen des Entwurfsprojekts, vom räumlichen Konzept bis zu geeigneten Umsetzungsvorschlägen.
Markus Raetz, 1984: Kopf, Installation im Merian Park, Brüglingen/Basel. Pro Litteris.
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Experte Schlusspräsentation Meinrad Morger
Fokus-Projekt 1 Im Fokus-Projekt 1 (FP 1) wird in Dreiergruppen auf der Basis von umfassenden Analysen städtebauliche Konzepte für den trinationalen Hochhauscluster erarbeitet. Während die Lage des Hochhauses auf Schweizer Territorium am sogenannten Dreiländer eck fixiert ist, gilt es auf der französischen (Huningue) und auf der deutschen Seite (Weil am Rhein) die geeigneten Orte zu definieren, die den Hochhauscluster im Sinne eines zeichenhaften Projektes für die trinationale Metropolitanregion Basel darzustellen vermögen. Gleichzeitig sind die Nutzungen der Hochhäuser zu erarbeiten, bei denen neben dem Wohnen auch Nutzungen erwartet werden, die eine Öffentlichkeit erzeugen, sodass die Häuser auch in ihrer Wirkung von innen erlebbar werden. Denkbar sind Nutzungen wie Hochschulen, Forschungszentren, Büros für Verwaltung oder internationale Organisationen u.w.m.
ECTS 6
Besprechung FP1: Abgabe: Abgabeform:
Master | Regelsemester Dozierende Prof. Luca Selva Prof. Matthias Ackermann Wissenschaftliche Mitarbeit Fabian Neuhaus
Bewertung Projektarbeit, benotet Form Erarbeiten eines Projektes in Einzelarbeit in begleitetem Selbststudium, regelmässige Workshops, Schlusskritik
21./22.10.2014 20.10.2014, 18.00 Uhr nach Absprache
Abgabeumfang 4 Plantafeln A0 liegend, umfassend: • Analysen gemäss Absprache • Städtebauliches Konzept in adäquatem Massstab • Visualisierung des Konzeptes • Darstellung im Modell 1:1000 • Nutzungsszenarien
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Master-Studiengang | HS 2014 | Aufgabenstellung
Fokus-Projekt 2 Im anschliessenden Fokus-Projekt 2 ist in einer Einzelarbeit – aufbauend auf dem zu dritt erarbeiteten Masterplan – ein Projekt auf je einem entsprechend definierten Ort zu entwickeln. Die landesspezifischen Normen, insbesondere jene des Brandschutzes, werden zu unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Projekten führen, was zur Diskussion der Fragen einer spezifischen Identität der Projekte entlang der unterschiedlichen Normen beitragen wird. Die Fragen der Programmierung sind vertieft zu untersuchen, insbesondere ist der gewünschte Öffentlichkeitscharakter der Entwürfe nachzuweisen. Im Vordergrund steht im Weiteren die Entwicklung von kohärenten Raum-, Trag- und Installationsstrukturen, welche den Aspekten der Nachhaltigkeit umfassend Rechnung tragen.
Schlusskritik FP1/2: Abgabe: Abgabeform:
Dienstag/Mittwoch 6./7.1.2015 Montag 5.1.2015, 17.00 Uhr nach Absprache
Markus Raetz, 1984: Kopf. Photo Joachim Beetz
Abgabeumfang max. 6 Plantafeln A0 liegend, umfassend: • Analysen gemäss Absprache • Städtebauliches Konzept im adäquaten Massstab • Darstellung im Modell 1:1000 / 1:500 • Strukturmodell 1:100 • Pläne, Ansichten und Schnitte 1:200 • Aussagen zu Trag-, Raum- und Installationsstruktur • Aussagen zum Aussenraum • Ausgesuchte Visualisierungen • Konstruktionsschnitte und Fassadenansichten 1:20 • Prozessbuch • Weitere Unterlagen nach Absprache
Markus Raetz, 2009: Der Kontorsionist (Der Schlangenmensch). Kunsthalle Bremen, Dauerleihgabe von Bernd und Regine Karstedt.
Markus Raetz, 1992 – 1993: Gross und Klein (grand et petit). Mamco, Genf
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Fokus-Veranstaltungen Die Fokus-Veranstaltungen werden als Symposium an drei Halbtagen durchgeführt. Die Veranstaltungen bestehen aus drei Vorträgen zum Fokus-Thema und der anschliessenden moderierten Diskussion, an welcher sich auch die Studierenden beteiligen.
Markus Raetz, 1996 – 1999: Same. Mamco, Genf
Markus Raetz, (1988) 2000: Hasenspiegel. Mamco, Genf
Fokus 1:
Hochhaus und Stadt 23.9.2014, 9:00 – 12:30 Uhr
Thomas Waltert, Planungsamt Basel-Stadt Dr. Angelus Eisinger, Direktor der Regionalplanung Zürich Philippe Cabane, Soziologe und Stadtplaner
Fokus 2:
Hochhaus und Architektur 30.9.2014, 9:00 – 12:30 Uhr Meinrad Morger, Morger + Dettli Architekten Stefan Marbach, Herzog & de Meuron Tabea Lachenmann, Christ & Gantenbein
Studienreise Berlin Auf einer gemeinsamen Reise werden wir Berlin entdecken. Dabei interessieren uns speziell die unterschiedlichen Identitäten, die sich durch die Trennung in Ost und West herausgebildet haben. Trotz der Wiedervereinigung sind solche städtebaulichen und architektonischen Charakteristiken immer noch auffind- und erfahrbar. Zeitraum:
27.10.2014 – 31.10.2014
oben: Alexanderplatz, ehemaliges Zentrum Ost-Berlins. unten: Kurfürstendamm, ehemaliges Zentrum West-Berlins. Quelle: Wikimedia
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Master-Studiengang | HS 2014 | Aufgabenstellung
Die trinationale Agglomeration Basel ist europäisch ein in vielerlei Hinsicht bedeutender Sonderfall, der schon bis anhin breit beschrieben und beplant worden ist, so bereits 1991 mit der Studie «Basel, eine Stadt im Werden» von Herzog, de Meuron, Zaugg. Im Herbstsemester 2014 wurde ein Projekt im Hafengebiet um Basel, Weil und Huningue bearbeitet. Dieser einzigartige Landschaftsraum bietet eine einmalige Chance, die trinationale Idee auch städtebaulich umzusetzen und sie in konkreten Bauten Gestalt annehmen zu lassen.
ISBN 978-3-905747-21-8