Buchbesprechungen
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Götz Aly
Die Belasteten „Euthanasie“ 1939–1945. Eine Gesellschaftsgeschichte
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hr Leben ist absolut zwecklos, sie empfinden es als unerträglich. Für ihre Angehörigen wie für die Gesellschaft bilden sie eine furchtbare schwere Belastung. Ihr Tod reißt nicht die geringste Lücke.“ So urteilte der seinerzeit renommierte Hamburger Neurologe Max Nonne in einem vermutlich 1942 abgefassten Gutachten zur Kinder-„Euthanasie“, und Götz Aly gibt damit die Gründe für die Titelgebung seines neuen Buches zu erkennen: Die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“Verbrechen stellten durch ihre Krankheit oder Behinderung – zumindest in den Augen der Täter – in mehrfacher Hinsicht eine Last dar: für sich selbst, für ihre Familien und für die Gesellschaft. Aly beleuchtet mit unterschiedlichen Schwerpunkten alle drei genannten Aspekte. Im Hinblick auf die Gesellschaft interessiert er sich besonders für die Motivstruktur der Täter, vor allem der Ärzte. Hier stößt er auf ein Konglomerat aus ökonomischem Nützlichkeitsdenken, dem Wunsch nach einer leidensfreien Gesellschaft und einem rein an Verwertbarkeitskriterien ausgerichteten Menschenbild. Anhand zahlreicher Berechnungen (etwa von Hitlers Leibarzt Theo Morell) wird belegt, dass bei der Planung des Krankenund Behindertenmordes dem Aspekt der Kostenersparnis eine erhebliche Bedeutung zukam. Den Ärzten, die fast ausschließlich zu den damaligen Reformern der Psychiatrie gehörten, ging es darum, den „Ballast“ der als unheilbar Eingestuften loszuwerden und die so freiwerdenden Ressourcen den tatsächlich oder vermeintlich Heilbaren zukommen zu lassen. Resümierend zitiert Aly die Vision eines engen Mitarbeiters von Paul Nitsche, dem medizinischen Leiter der Aktion T4: „Also für die Zukunft: keine Pflegeanstalten für tiefstehende Fälle, sondern nur Heilanstalten mit aktivster Therapie und wissenschaftlicher Arbeit und – mit Euthanasiemöglichkeit“. Die immer wieder zutage tretende enge Verknüpfung vom Streben nach wissenschaftlichem und therapeutischem Fortschritt und dem unbedingten Willen der Vernichtung dessen, was diesem Fortschritt entgegenstehen Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
könnte, gibt ein ums andere Mal Anlass, bei der Lektüre innezuhalten und über die medizinische Profession nachzudenken. Neben den Tätern untersucht Aly das Verhalten der Angehörigen. Da das Regime alles vermeiden wollte, was die „Gefälligkeitsdiktatur“ – ein Terminus Alys in seinem Buch „Hitlers Volksstaat“ – hätte gefährden können, hatten Angehörige bei entsprechendem Engagement durchaus die Chance, den Vater oder die Tochter aus einer Anstalt zu holen und damit zu retten. Doch Aly schildert auch Fälle von heimlicher Komplizenschaft zwischen Ärzten und Angehörigen. Mittels einer verklausulierten Sprache gaben Angehörige einerseits ihre Zustimmung zur Ermordung, konnten sich aber andererseits später damit rechtfertigen, „nichts davon gewusst“ zu haben. Die Berechnung des T4-Arztes Werner Heyde, nach der 80 Prozent der Angehörigen mit Einverständnis, 10 Prozent mit Gleichgültigkeit und weitere 10 Prozent mit Protest in Bezug auf die Ermordung ihres Familienmitglieds reagiert hätten, erscheint Aly durchaus „plausibel“ – ob sie das wirklich ist, müssten wohl detaillierte Recherchen erweisen. Im Unterschied zu früheren Arbeiten rückt Aly in diesem Buch die Opfer stärker in den Vordergrund. Es gelte, so Aly, „die Würde der am Ende nurmehr mit Nummern gezeichneten, vorsätzlich entpersönlichten, vergasten und verbrannten Menschen wiederherzustellen“. Zuallererst gehört dazu für ihn die öffentliche Nennung ihrer Namen. Darüber hinaus ist es ihm ein Anliegen, durch Briefe oder andere schriftliche Äußerungen die Ermordeten selbst zu Wort kommen zu lassen. Das geschieht in mehreren Kapiteln, die eine äußerst schmerzhafte, aber immer wieder notwendige Lektüre sind. Anders als es der Untertitel erwarten lässt, präsentiert Aly keine zusammenhängende, systematische Betrachtung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen, sondern eher eine Zusammenstellung älterer Arbeiten, wobei vom Autor „fast jeder Satz neu formuliert“ wurde. Leider registriert Aly nur gelegentlich den aktuellen Forschungsstand. Dabei hätte eine sorgfältigere Kenntnisnahme desselben ihn vor manch irreführender Spekulation bewahren können. So legt Aly etwa nahe, der Arzt Willi Behrendt sei Leiter der „Vergasungsanstalt Hadamar“ gewesen, und zitiert dazu eine Aussage der Kranken-
schwester Käthe Hackbarth vom Februar 1948. Dieselbe erklärte jedoch im April 1948 vor dem Untersuchungsrichter in Bernburg: „Es kamen als Ärzte nach Hadamar: Dr. Börner (oder Behrend), den Namen weiss ich nicht mehr genau, als leitender Arzt“. Mittlerweile hat die Forschung ergeben, dass es sich bei dem Hadamarer Anstaltsleiter um den Frankfurter Radiologen Friedrich Berner (Deckname „Dr. Barth“) handelte. Am Ende des Buches wartet Aly mit einer heftigen Schelte einiger Historikerkollegen auf, bei denen er unter anderem „Lust am Abschreiben“, „geschäftigen, selbstgenügsamen Stillstand“, „Gedankenarmut“ und „Publikumsscheu“ diagnostiziert. Besondere Schärfe nimmt die Attacke gegen Hans-Walter Schmuhl an. Dieser habe für seine 1987 unter dem Titel „Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie“ erschienene Dissertation ohne hinreichende Verweise Alys sowie die Arbeiten von Karl Heinz Roth „geplündert“. Überdies habe er in einer kürzlich vorgelegten Forschungsbilanz keine von Alys, aber „15 Mal in Folge eigene Studien“ aufgelistet. Dieser Vorwurf ist nicht ohne Witz, führt Aly doch im Literaturverzeichnis 21 eigene Titel auf, unterlässt aber jeglichen Hinweis auf Pionierarbeiten von Alice Platen-Hallermund, Klaus Dörner oder Dirk Blasius. Nun ist die Verbitterung von AutorInnen, deren Forschung nicht gebührend gewürdigt oder gar „geplündert“ wird, gewiss verständlich; sinnvoller als derlei Gequengel wäre es aber gewesen, Aly hätte in einer Gesamtschau der Geschichte der „Euthanasie“-Verbrechen die eigenen, aber auch die Forschungsleistungen anderer Historiker offengelegt. Somit bleibt festzuhalten, dass eine Lektüre des Werkes sich auf jeden Fall lohnt, wenn man sich einen Überblick verschaffen möchte und kein expliziter Spezialist der Materie ist. Wesentlich neue Erkenntnisse werden einem allerdings nicht geboten. Armin Trus, Lehrer aus Gießen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, 352 Seiten, 22,99 Euro
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8. Fachtagung für Hebammenwesen in der WALA Heilmittel GmbH
Ben Goldacre
Die Pharma-Lüge Wie Arzneimittelkonzerne Ärzte irreführen und Patienten schädigen
Thema:
Organpräparate in der Hebammenarbeit 05. April 2014, Bad Boll/Eckwälden
Info: WALA Heilmittel GmbH Marijke Vermeulen Boßlerweg 2 73087 Bad Boll/Eckwälden E-Mail: fuehrungen@wala.de Telefax: +49 (0)7164 930-390 Telefon: +49 (0)7164 930-250 www.fachkreise.walaarzneimittel.de
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as Buch von Ben Goldacre heißt im englischen Original „Bad Pharma“. Wie Peter T. Sawicki, der ehemalige Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, in seinem Vorwort anmerkt, wäre es sicher für alle besser, wenn es „Good Pharma“ hieße. Aber seinen Titel hat das Buch leider zu Recht. Ben Goldacre, ein britischer Arzt, Medizinjournalist, bekannter Blogger und Kolumnist, analysiert in diesem fast 450 Seiten starken Buch auf unterhaltsame Art und Weise die korrupten Machenschaften der Pharmaindustrie. Entsprechend lautet der Untertitel „Wie Arzneimittel Ärzte irreführen und Patienten schädigen.“ Ja, leider auch Letzteres. Wenn nicht die ganze Wahrheit über den Nutzen und Schaden eines Arzneimittels bekannt ist, kann dies leider auf Kosten der Patientengesundheit gehen. Sicher, eine Reihe der im Buch aufgeführten Tricks sind ohne Frage bekannt, so etwa, dass Pharmareferenten ÄrztInnen mit Geschenken dazu bringen, ein bestimmtes Medikament zu verschreiben, oder dass Ergebnisse von Arzneimittelstudien geschönt werden, um den Absatz zu sichern. Doch die in diesem Buch erwähnten Manipulationen gehen noch viel weiter. Die Möglichkeiten der Pharmaindustrie sind enorm vielschichtig. Hätten Sie etwa gewusst, dass Pharmafirmen auch durch lukrative Nachdruckaufträge Einfluss auf die Veröffentlichung von Studienartikeln ausüben? Wenn ein Journal vor der Entscheidung steht, einen Artikel anzunehmen, ist die Entscheidung für das Manuskript wahrscheinlicher, wenn die Firma vielleicht schon einen Auftrag im Wert von 100.000 Euro hinterlegt hat. Höchstwahrscheinlich wird ein Pharmaunternehmen dies bei einer Studie mit ungünstigen Ergebnissen eher nicht tun. Letztlich ist dies auch einer von sehr vielen Gründen, warum wir Negativergebnisse oftmals gar nicht zu Gesicht bekommen. Und hier sind wir bei einem zentralen Problem, das im Buch immer wieder zur Sprache kommt: Es fehlen Daten für die ganze Wahrheit, sodass
wir beispielsweise oft im Unklaren darüber bleiben, welchen Schaden bestimmte Arzneimittel wirklich verursachen und welchen Nutzen sie haben. Es fehlen Daten, weil die Pharmaindustrie systematisch und mit vielfältigen Methoden zu verhindern sucht, dass für sie ungünstige Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Aber es ist nicht nur die Pharmaindustrie, die in diesem Buch zu Recht einiges einstecken muss: Viele ÄrztInnen, Auftragsforschungs- und Marketingagenturen, Arzneimittelzulassungsbehörden und leider auch einige Selbsthilfegruppen, Journalisten und Verlage sind mitverantwortlich dafür, dass bei vielen Arzneimitteln ein geschöntes, einseitig verzerrtes Bild an die Öffentlichkeit gelangt und dass wichtige Informationen über unerwünschte Wirkungen im Dunkeln bleiben. Der Autor des Buches ist kein Verschwörungstheoretiker, er argumentiert fundiert und führt insgesamt über 300 Quellen als Belege an, über die sich der interessierte Leser mit weiteren Hintergrundinformationen versorgen kann. Positiv ist, dass der Autor nicht nur kritisiert, sondern auch eine Reihe von konkreten Lösungsvorschlägen parat hält. Damit sich etwas zum Guten ändert, richtet er seinen Appell an alle Beteiligten im Gesundheitssystem, an ÄrztInnen, WissenschaftlerInnen, Behörden – aber auch an PatientInnen, die ebenfalls einiges unternehmen können, etwa den eigenen Arzt fragen, ob er Einladungen von Pharmaunternehmen annimmt oder deren Fortbildungen besucht. Insgesamt ist „Die Pharma-Lüge“ ein umfangreiches, durchaus anspruchsvolles Buch, das aufgrund des lockeren Schreibstils gut lesbar ist. Es ist sehr sorgfältig recherchiert und sicherlich eines der besten Bücher zu diesem Thema. Es kann daher allen zum Lesen ans Herz gelegt werden, die in irgendeiner Art und Weise mit Arzneimitteln zu tun haben. Roland Windt und Gerd Glaeske, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, 448 Seiten, 19,99 Euro Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
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Andreas Spengler, Manfred Koller, Dirk Hesse (Hg.)
Die Klingebiel-Zelle Leben und künstlerisches Schaffen eines Psychiatriepatienten
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b die Malerei des Göttinger Psychiatriepatienten Julius Klingebiel (1904 –1965) mit der des Berner Adolf Wölfli oder der Lausanner Aloise gleichrangig ist, mögen die Experten unter sich ausmachen. Eines aber steht fest: Klingebiels bis heute weitgehend unbekanntes künstlerisches Werk ist einzigartig und faszinierend. Es ist im Wesentlichen auf einen einzigen Raum konzentriert: die Zelle im „Festen Haus“, dem Verwahrhaus der Göttinger psychiatrischen Anstalt. Dort verbrachte er nach Zwischenstationen in anderen niedersächsischen Einrichtungen ab 1940 die letzten 25 Jahre seines Lebens. Klingebiel, Hannoveraner, verheiratet, von Beruf Schlosser und Angehöriger der Wehrmacht, erkrankte unmittelbar nach Kriegsausbruch im Alter von 35 Jahren an einer Psychose. Er wurde bald danach zwangssterilisiert. Aber er entkam der nationalsozialistischen Mordmaschinerie. Er wurde, wie es heißt, „allen offiziellen Vorschriften zuwider gerettet“ und überlebte die Kriegszeit in der Göttinger Anstalt. 1951 begann er, seine Zelle auszumalen und bis 1963 in ein einmaliges Kunstwerk zu verwandeln. Es mutet wie ein Wunder an, dass man ihn gewähren ließ und die Zelle auch nach seinem Tode 1965 erhalten blieb. Offenbar war den Verantwortlichen der Klinik die kunsthistorische Bedeutung der Zelle schon früh bewusst. 1990 wurde eine fotografische Rekonstruktion des Raumes und der Malerei angefertigt, die später in das Museum des Klinikums überführt wurde. Die Original-Zelle wurde 2012 nach dem niedersächsischen Denkmalschutzgesetz als Kulturdenkmal anerkannt und unter Schutz gestellt. Allerdings wird es eines beträchtlichen Aufwandes bedürfen, um den gefährdeten Bestand der Wandmalerei langfristig zu sichern und zu erhalten. Diesem Ziel dient auch das von Andreas Spengler, Manfred Koller und Dirk Hesse herausgegebene Buch, das auf der Grundlage eines Forschungsprojektes entstanden ist. Das klingt zunächst einmal sehr nüchtern. Aber es ist ein faszinierendes, reich bebildertes Werk geworden, das Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
Oben: Die Zelle von Julius Klingebiel in der Klinik in Göttingen (Andreas Spengler, 2013). Rechts: Historische Aufnahme des Psychiatriepatienten Klingebiel (Archiv des Asklepios Fachklinikums Göttingen)
sich engagiert und streckenweise liebevoll dem Schaffen und dem Leben des psychosekranken Künstlers widmet. Es bleibt nicht bei der Darstellung und der Interpretation seines Werkes stehen, sondern nimmt eine zeithistorische Einordnung im Kontext der Klinik sowie der Verwahrungspsychiatrie und der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie vor. Den Herausgebern ist ein schönes, anregendes und lesenswertes Buch gelungen. Es sichert Klingebiel über den regio-
nalen Göttinger Rahmen hinaus zugleich einen Platz im Kreis der hervorragenden Künstler, deren Werk durch ihr Leiden mitgeprägt wurde. Asmus Finzen, Psychiater aus Berlin
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013, 111 Seiten, 24,99 Euro
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Hermann Brandenburg, Helen Kohlen (Hg.)
Gerechtigkeit und Solidarität im Gesundheitswesen Eine multidisziplinäre Perspektive
D STUDIUM DER PFLEGEWISSENSCHAFT Berufsbegleitend, flexibel studieren ... und für den Berufsalltag qualifizieren! Die pflegewissenschaftlichen Studienangebote der Paracelsus Universität in Salzburg zeichnen sich durch ein fundiertes Lehrangebot aus, die Aktualität, Praxisbezug und Internationalität in Forschung und Lehre gewährleisten.
MASTER OF SCIENCE IN NURSING Studienform: berufsbegleitend, Kombi-Studium online & Präsenz Studiendauer: 2 Jahre, 120 ECTS Studieninhalte: Durch sein pflegewissenschaftliches, pflegepraktisches und forschungsorientiertes Profil liegt der Schwerpunkt auf aktuellsten gesellschaftsbezogene Themen. Mit Augenmerk auf eine ausgewogene Theorie-Praxis- Verknüpfung werden z.B. die Module Gesundheitssysteme, Pflege und Gesellschaft, Soziale Ungleichheit und Pflege sowie Klinische Forschung angeboten. Studiengebühren: ᇾ 4.500,-/Jahr Studienstart: im April 2014, Anmeldung ab sofort möglich
www.pmu.ac.at
ieser Sammelband entstand im Nachklang des ersten pflegewissenschaftlichen Kongresses der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) im Jahr 2009. Die PTHV ist eine katholische Hochschule in freier Trägerschaft mit zwei Fakultäten: Theologie und seit 2007 auch Pflegewissenschaft. Sie hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, ihre Studierenden wissenschaftlich und spirituell zu begleiten, sondern hier wird auch bewusst der philosophisch-theologische Dialog mit der Pflege gesucht. Die 17 Autor*innen aus den Bereichen Pflege, Gerontologie, Psychologie, Theologie, Berufspädagogik, Politik- und Sozialwissenschaft, Geschichte und Medizin eint das Anliegen, sich kritisch und intensiv mit der Frage der Gerechtigkeit im Gesundheitswesen auseinanderzusetzen. Die Herausgeber*innen betonen in ihrer Einleitung, dass der Gerechtigkeitsdiskurs sowie die Auseinandersetzung mit Gerechtigkeitstheorien nicht von der Praxis des Engagements, der Solidarität und der sozialen Verantwortung zu trennen sei. Der Sammelband umfasst daher drei Perspektiven: den theoretischen Blick, multidisziplinäre Zugänge verschiedener Einzelwissenschaften und schließlich die Empirie, also die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Neben der Gesamtthematik Gerechtigkeit, soziale Verantwortung und Ethik kommen unter anderem folgende Einzelthemen zur Sprache: Qualitätsindikatoren in der stationären Altenpflege, Verteilung knapper medizinischer Güter, Kosten-Nutzen-Bewertung, Pflege in historischer Perspektive, christliche Ethik solidarischen Handelns, Rationierungseffekte in der Pflege, Vergütung beziehungsintensiver Dienstleistungen, Geschlechterverhältnisse in der familialen Pflege sowie Prüfkonstrukte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Als Beispiel für ein sehr konkretes pflegerisches, aber eben auch Gerechtigkeitsthema sei hier der Beitrag von Katharina
Planer zur Frage „Wer trifft die Entscheidung beim Heimeinzug Pflegebedürftiger?“ genannt: eine differenzierte Metaanalyse von 20 Studien, verbunden mit konkreten Empfehlungen im Sinne der Betroffenen. Gerade diese Mischung macht den Reiz dieses nicht ganz leicht zu lesenden Buches aus. Es ist anstrengend, sich durch die wissenschaftlich sehr gründlich geschriebenen Beiträge hindurch zu beißen, aber es lohnt sich. Gerade dass die Autor*innen im theoretischen Teil auch mal weit ausholen, dass sie bei der Erörterung konkreter Probleme sehr genau hinschauen und sowohl aktuelle gesundheitspolitische Rahmenbedingungen als auch einschlägige Studien in ihre Überlegungen einbeziehen, macht die Qualität dieses Buches aus. Die christliche Verwurzelung einzelner Autor*innen ist spürbar, das Religiöse drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Wer sich intensiver in den Gerechtigkeitsdiskurs einlesen möchte, findet in diesem Sammelband mit Sicherheit viele Anregungen. Außerdem eignen sich einzelne Beiträge gut für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Gerechtigkeits- und Ethikthemen im Rahmen der Ausbildung in Pflege- und anderen Gesundheitsberufen. Erleichtert wird dieses Auswählen von gegebenenfalls interessanten Einzelbeiträgen durch die hervorragend gelungene Einleitung der Herausgeber*innen, in der sowohl die Gesamtthematik des Buches in klaren Worten erläutert wird als auch die einzelnen Aufsätze knapp und präzise vorgestellt werden. Die Literaturhinweise zu jedem Beitrag und ein Autor*innenverzeichnis runden das Buch ab. Monika Zoege, Krankenschwester und Sozialwissenschaftlerin, Hannover
Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2012, 248 Seiten, 28 Euro Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
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Allen Frances
Normal Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen
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m eines vorwegzunehmen: Die Welt braucht dieses neue Buch des USamerikanischen Autors Allen Frances. Es ist wichtig, Pflichtlektüre für jeden (angehenden) Psychiater. Frances wendet sich gegen zu viele neue psychiatrische (Mode-)Diagnosen und gegen unscharfe diagnostische Kriterien, beides gefördert von der Pharmaindustrie. Denn eine Ausweitung von diagnostischen Kriterien ist in ihrem Interesse, weil sich so die Zahl der potenziellen Kunden erhöht, wobei die „besorgten Gesunden“ sowie Kinder und Jugendliche besonders lukrativ sind. Scheinbar unabhängige Medienberichte und Werbung (in den USA ist Direktwerbung der Pharmaindustrie erlaubt) tragen dazu bei, dass solche besorgten Menschen sich an ihren Hausarzt wenden, der seinerseits bereits durch die Pharmaindustrie geimpft wurde. Hausärzte sind auch in den USA für den weitaus größten Teil der Psychopharmaka-Verordnungen verantwortlich, ohne über die erforderliche Qualifikation zu verfügen – „eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit“, so Frances. Wer der Pharmaindustrie gegenüber kritisch eingestellt ist, findet sich bestätigt und wird vom Autor noch reichlich mit Munition versorgt. Doch das Buch ist weit mehr als eine Abrechnung mit der Pharmaindustrie. Frances macht für die Ausweitung psychiatrischer Diagnosen auch den Umstand verantwortlich, dass sie die Türen zu vielen sozialen Leistungen (Krankschreibung, Berentung usw.) öffnen, aber auch Voraussetzung für die Honorierung ärztlicher Leistungen sind. Er schreibt historisch und wissenschaftstheoretisch über das Problem der Diagnose in der Psychiatrie; über psychiatrische Modediagnosen gestern, heute und morgen und über die Rolle psychiatrischer Diagnosen in der Justiz. Frances' Buch ist alles andere als ein antipsychiatrisches Manifest, wie ihm in Rezensionen zumindest implizit unterstellt wurde. Im Gegenteil: Der Autor ist Psychiater mit Leib und Seele, ein aufrichtiger, eher konservativer Psychiatrieprofessor, der ehrlich entsetzt darüber Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
ist, wie Ressourcen für besorgte Gesunde verschleudert werden, während die eindeutig und schwer psychisch Erkrankten das Nachsehen haben. Der aber auch besorgt ist, weil „aus einer nuancenreichen Psychiatrie eine Checklistenpsychiatrie geworden ist“. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass unter Frances' Federführung das DSM-IV entstand, weshalb ihn die New York Times seinerzeit als „den einflussreichsten Psychiater Amerikas“ bezeichnete. DSM steht für Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, das von der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft APA herausgegebene Verzeichnis psychischer Erkrankungen und ihrer Diagnosekriterien, nicht selten als „Psychiatriebibel“ bezeichnet. Eigentlich hatte Frances sich nach der Emeritierung zurückgezogen, doch die jüngst erschienene Nachfolgeversion DSM-5 hat ihn als engagierten Kritiker wieder auf den Plan gerufen. Dabei meint er nicht, dass er selbst damals alles richtig gemacht hätte und seine Nachfolger nun alles falsch machten. Nein, er beschreibt seine eigenen Fehler und Unachtsamkeiten bei der Arbeit am DSMIV inklusive der Verstrickungen mit der Pharmaindustrie. Finanzielle Verstrickungen spielen übrigens auch ganz aktuell eine Rolle, denn die APA ist hoch verschuldet und dem wirtschaftlichen Erfolg des neuen DSM-5 auf Gedeih und Verderb ausgeliefert: Das Buch wird für 199 US-Dollar vermarktet. Frances konstatiert, dass bereits sein „DSM-IV, völlig ohne Absicht, zu drei neuen falschen Epidemien in der Psychiatrie beigetragen hat: ADHS, Autismus, bipolare Störungen“, und er fürchtet, dass das DSM-5 mit neuen fragwürdigen Kategorien die Tür zur Etablierung von weiteren (Mode-)Diagnosen weit öffnet und damit zu einem Dammbruch führt. In der Tat eine unbehagliche Vorstellung … Natürlich wird man als Leser nicht in allen Punkten völlig zustimmen. Aber noch einmal: Dieses Buch ist ein Muss. Lesen! Dirk K. Wolter, Gerontopsychiater, Haderslev
UNICEF Bericht zur Lage de r Kinder Das kindliche Wohlbefinden muss im Mittelpunkt der Diskussion um Kindheit in Deutschland stehen. Dazu rufen UNICEF und der Familiensoziologe Hans Bertram mit dem Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland auf. Renommierte Wissenschaftler und Journalisten zeigen die aktuellen Herausforderungen auf und stellen Lösungsansätze vor. 2013, 304 Seiten, broschiert, € 24,95 ISBN 978-3-7799-2896-6
In Erziehungs- und Bildungseinrichtungen leben Mädchen und Jungen, die mithilfe dissoziativer Strategien traumatische Erfahrungen überlebt haben. Das Nichterkennen dissoziativer Strategien führt heute zu einer Spirale der dissoziativen Nichtreaktion. PädagogInnen brauchen Kompetenzen, um dies zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Edition Sozial, 2013, 248 Seiten, broschiert, € 24,95; ISBN 978-3-7799-2095-3
Dumont Verlag, Köln 2013, 430 Seiten, 22 Euro
www.juventa.de
JUVENTA
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Johannes Reiner (Hg.)
Kaufen Sie ein Stück
in der Nacht sind wir zwei Menschen
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Mabus
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BETEILIGUNGEN GESUCHT! Seit über 30 Jahren sorgt Dr. med. Mabuse für Gegenöffentlichkeit in der Gesundheits- und Sozialpolitik. Um unsere politische und finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Pläne zum weiteren Ausbau des Projekts zu verwirklichen, suchen wir engagierte Leserinnen und Leser, die sich finanziell an unserem Verlag beteiligen. Wir bieten Steuervergünstigungen durch Verlustzuweisungen bzw. Beteiligung an den Gewinnen.
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Arbeitseinblicke in die anthroposophische Psychotherapie
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s gibt noch immer Wagnisse: 2008 wurde in Berlin die Deutsche Gesellschaft für Anthroposophische Psychotherapie gegründet. Eines ihrer Gründungsmitglieder, der Psychiater und Psychotherapeut Johannes Reiner, hat 2012 ein Buch herausgegeben, in dem 20 multiprofessionelle TherapeutInnen beschreiben, worin für sie das spezifisch „Anthroposophische“ ihrer psychotherapeutischen Ausrichtung besteht. Der Herausgeber beschreibt im Vorwort die Begegnung zwischen Anthroposophie und Psychotherapie als Wagnis. Und auch das Projekt, mit 20 individuellen und sehr heterogenen Arbeitsweisen einer anthroposophisch-psychotherapeutischen Linie näherzukommen, wirkt an mancher Stelle gewagt. Die Beiträge zeigen deutlich, wie vielgestaltig die Impulse für die psychotherapeutische Arbeit sein können, die aus der Begegnung zwischen Anthroposophie und Psychotherapie entstehen. Jeder Beitrag setzt einen anderen Schwerpunkt und gibt die langjährig erarbeiteten Ergebnisse des jeweiligen Autors wieder. So gibt es etwa Beiträge zum Verständnis der Seele in einer anthroposophischen Psychotherapie, zu seelischen Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen, zur Behandlung von Anorexie, der Wirksamkeit des Künstlerischen in der Psychotherapie oder zur geisteswissenschaftlichen Bedeutung der persönlichen Schwelle. Die Vielfalt der Beiträge ist eine Stärke des Buches. Erfahrene Anthroposophen finden wertvolle Anregungen, Leser ohne oder mit wenig anthroposophischer Vorbildung können wertvolle Einblicke in erweiterte geistig-seelische Entwicklungsmöglichkeiten gewinnen. Auch durch die sehr unterschiedlichen Ausgangspunkte der AutorInnen kann sich das Buch an ein breites Publikum wenden. Während in einigen Beiträgen die Grundlagen einer anthroposophischen Psychotherapie dargelegt werden, schaffen es andere, diese knapp und verständlich einzuflechten. Wieder andere scheinen eine anthroposophische Vorbildung oder mindestens eine spirituelle Offen-
heit zum Textverständnis vorauszusetzen. Es gibt allerdings auch Beiträge, die so verschlossen in vermeintlich selbsterklärenden Zitaten und vergeistigten Lehrmeinungen sind, dass man sie ohne eine gestählte anthroposophische Positivität kaum lesen kann. Von diesen sollte man sich nach Möglichkeit nicht abschrecken lassen. In manchen Beiträgen lässt sich eine Vorstellung der anthroposophischen Ausrichtung mit ihren geistigen, salutogenen und authentisch-menschlichen Verständnisebenen gewinnen. In anderen Texten wird dagegen das spezifisch Anthroposophische der Arbeitsweise nicht unmittelbar deutlich und man kann sich fragen, ob jeder Anthroposoph, der Therapie betreibt, schon ein anthroposophischer Psychotherapeut ist und sein soll. Sehr feine und wertschätzende Darstellungen gibt es von Therapien bei „Störungen“, die typischerweise in anderen therapeutischen Konzepten als schwerst defizitär wahrgenommen werden. Im Gegensatz zur üblichen medizinischen Sichtweise findet man hier auch in menschlichen Abgründen neue Möglichkeiten, tieferen Sinn und eigene Größe. Im Querschnitt der Beiträge wird deutlich, dass der anthroposophische Psychotherapeut gleichermaßen eine hohe Verantwortung für seine eigene Entwicklung und die des Patienten trägt. So unterstützt er den Patienten beim Wachsen und Ergreifen der Entwicklungsaufgaben, indem er sich an seine eigenen wagt. Und er unterstützt beim vertrauensvollen Loslassen, indem er selbst vertraut und loslässt. Schließlich gibt es in dem Buch auch hervorragende zukunftsweisende Konzepte für die anthroposophische Psychotherapie und für die Entwicklung der Anthroposophie im Ganzen. Das Buch ist ein gelungener erster Schritt auf dem Weg der Annäherung zwischen Psychotherapie und Anthroposophie. Mirja Seidler, Ärztin für Psychosomatik, GK Havelhöhe, Berlin
Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2012, 560 Seiten, 44 Euro Dr. med. Mabuse 207 · Januar / Februar 2014
Alf Trojan, Waldemar Süß u. a. (Hg.)
Quartiersbezogene Gesundheitsförderung Umsetzung und Evaluation eines integrierten lebensweltbezogenen Handlungsansatzes
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esundheitsförderung in der Gemeinde, in kommunalen Gebietskörperschaften, Stadtteilen oder Dörfern wird zum Zukunftsthema. Die Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung spricht von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in kommunaler Trägerschaft. Die Gemeinde als Lebenswelt kommt also in den Blick der Gesundheitspolitik. Und so ist es wichtig, konkrete, wissenschaftlich fundierte und in der Praxis bewährte Modelle zu kennen, die zeigen, wie es gemacht werden kann. Dieses Buch ist ein „Lehrbuch der kommunalen Gesundheitsförderung“, das begeistern und ermutigen kann. Es wird eine erfolgreiche PraxisForschungs-Kooperation dargestellt, die in ihrer Kontinuität und Intensität (über zehn Jahre!) etwas ganz Besonderes ist. Die Weiterentwicklung von Evaluationsmethoden der Präventionsforschung war der Ausgangspunkt. Die herausgebende Forschungsgruppe kooperierte dazu mit dem Gesundheitsamt HamburgEimsbüttel. Der quartiersbezogene Gesundheitsförderungsansatz mit dem Titel „Lenzgesund – Vernetzte frühe Hilfen rund um Schwangerschaft, Geburt und erste Lebensjahre“ wurde 2007 zum anerkannten „Modell guter Praxis“ (http:// bit.ly/MDueqB). Das Buch „präsentiert übertragbares Wissen sowohl für die Praxis als auch für die Evaluation kommunaler Gesundheitsförderung“. Dieses Versprechen im Vorwort wird überzeugend erfüllt. Praxis und Forschung sind systematisch dargestellt und für Akteure der Gesundheitsförderung gut aufbereitet. Kapitel 1 behandelt die Grundlagen der Gesundheitsförderung in sozialräumlichen Settings, den „Lebenswelten“. Besonders interessant ist der Abschnitt, in dem die Möglichkeiten und RessourcenProbleme des Öffentlichen Gesundheitsdienstes dargestellt werden. Kapitel 2 beschreibt das Handlungskonzept und dessen Umsetzung in großer Konkretheit. Zusammen mit der Chronologie und den weiteren Materialien im
öffentlich zugänglichen Internet-Archiv über den gesamten Projektverlauf (http:// bit.ly/1nuC2Zi) enthält es vielfältige Anregungen, was zu tun ist und wie die Umsetzung gelingt. Die folgenden drei Kapitel stellen Methoden und Ergebnisse der Evaluationen dar. Den Kern der Forschungsarbeit beschreibt das Kapitel „Kapazitätsentwicklung im Quartier (KEQ)“. Das hier neu entwickelte Instrument für das Konzept des Capacity Building in einem Setting wird im Web-Archiv für potenzielle NutzerInnen noch durch konkrete Hilfen ergänzt. In den beiden letzten Kapiteln werden die „großen Fragen“ jeder settingbezogenen Gesundheitsförderung dargestellt und diskutiert: Partizipation einschließlich partizipativer Evaluation, „Wesen“ und Bausteine komplexer Settingansätze, die Gesamtevaluation solcher Interventionen und schließlich die Transfer-Ansätze und -Erfolge. Diese Kapitel sind eine Fundgrube erfahrungsgesättigter, über die eigenen quartiersbezogenen Aktivitäten hinausweisender Positionen und Reflexionen. Hier wird auch die große Nähe und lebendige Interaktion zwischen Praxis, Bewohnerschaft und Forschung sichtbar. Das Buch ist der Reihe „Grundlagentexte Gesundheitswissenschaften“ zugeordnet. Das einmalig umfangreiche und öffentlich zugängliche Web-Archiv mit vollständig dokumentierten Materialien und Handlungshilfen zum Praxisprogramm selbst und zu seiner Evaluation machen das Gesamtangebot zu einem Grundlagenwerk: PraktikerInnen, Studierende und WissenschaftlerInnen erhalten einen lehrreichen Fundus und ein überzeugendes Praxismodell geliefert, das die eigene Arbeit bereichern wird. Den AutorInnen ist ein herausragender Beitrag zur Entwicklung der kommunalen Gesundheitsförderung gelungen! Ellis Huber, Vorsitzender des Berufsverbandes der Präventologen
Beltz Juventa Verlag, Weinheim und Basel 2013, 427 Seiten, 34,95 Euro Dr. med. Mabuse 208 · März / April 2014
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Martin Sack, Ulrich Sachsse u. a. (Hg.)
Komplexe Traumafolgestörungen Ressourcenorientierte Behandlung von Traumafolgestörungen
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rst in den letzten Jahr(zehnt)en hat die Annahme, dass psychische Traumatisierungen eine wichtige Rolle in der Entstehung seelischer Störungen spielen, einen exponierten Platz in den psychiatrischen/psychotherapeutischen Störungsund Krankheitskonzepten erlangt, nicht zuletzt in Zusammenhang mit Medieninteresse und Zeitgeist. Das Hauptaugenmerk gilt dabei meist spektakulären singulären bzw. zeitlich konzentrierten Ereignissen und deren akuten Folgen. Dieses Buch beschäftigt sich jedoch nicht mit einfachen posttraumatischen Belastungsstörungen, sondern mit einem nur schwer zu fassenden Phänomen, das Experten unter verschiedenen Arbeitstiteln zu beschreiben versuchen, nämlich den Langzeitfolgen kumulierter traumatischer Erfahrungen. Das Buch ist ein Kind der Arbeitsgruppe „Komplexe Traumafolgestörungen“ der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie, ein eigentlich ungewolltes Kind, denn zunächst sollte lediglich ein programmatisches Papier mit Empfehlungen zu Diagnostik und Behandlung solcher Patienten erarbeitet werden. Doch es gab genügend Ideen und Erfahrungen, offenbar auch genügend Arbeitslust, um daraus ein eindrucksvolles Buch entstehen zu lassen, das durch einen gegenseitigen ReviewProzess innerhalb der Arbeitsgruppe zu einem gemeinsamen Werk wurde – anders als bei den meisten Sammelbänden. Eingangs werden die Probleme der Definition und die Gefahr der inflationären Ausweitung des Traumabegriffs erörtert. Komplexe Traumafolgestörungen zeigen Zusammenhänge mit einer Vielzahl psychischer Störungen, was die Frage der Spezifität aufwirft. Auf diese Frage wird im Kapitel über die Differenzialdiagnostik eingegangen, das nach den Kapiteln über Grundlagen der Therapie bzw. therapeutische Methoden und Techniken das umfangreichste ist. Zur Therapie wird nicht nur ausgeführt, was man tun sollte, vielmehr gibt es auch die Überschrift: „Was ist nachteilig für die Behandlung und sollte vermieden Dr. med. Mabuse 208 · März / April 2014
werden?“ Viele wichtige Aspekte werden kompetent und mit praxisnahen Hinweisen behandelt: Kinder und Jugendliche; alte Menschen; Genderaspekte; Menschen mit Behinderungen; Sucht und Psychosen; Ess-Störungen; Störungen der Sexualität und dissoziative Störungen (sehr lesenswert). Auch der Pflege ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Zudem kommen sehr spezielle Themen zur Sprache, wie organisierte Gewalt (Folter usw.), die Behandlung von Tätern und deren eigene frühere Traumatisierungen oder die Therapie bei noch vorhandenem Täterkontakt. Das Buch regt auch dazu an, lieb gewonnene Voreingenommenheiten zu hinterfragen, wenn etwa festgestellt wird, dass Frauen „ihren Partnern und ihren Kindern gegenüber mindestens so gewalttätig wie Männer“ sind. Im Schlusskapitel über die Folgen von Gewalt und sexuellem Missbrauch in Kinderheimen wird ein aktueller politischer Bezug hergestellt. Mut zur Lücke zeigen die Herausgeber beim Thema Kriegstraumatisierungen, das nur verstreut am Rande auftaucht, was angesichts der Diskussionen über Auslandseinsätze der Bundeswehr und der sogenannten Kriegskinder unverständlich erscheint. Das Stichwortverzeichnis ist mit 30 Seiten zwar sehr umfangreich, jedoch teilweise unübersichtlich und unausgewogen; offensichtlich sind die AutorInnen bei der Verschlagwortung unterschiedlich vorgegangen. Es weckt Sympathie, wenn die HerausgeberInnen in ihrer Einleitung mit einer erfrischenden Portion Selbstironie die Varianz psychiatrischer Diagnosen beschreiben, die allen Manualen und Operationalisierungsbemühungen zum Trotz nach wie vor besteht. So erheben sie nicht den Anspruch, endgültige Weisheiten zu verbreiten, sie möchten vielmehr den gegenwärtigen Stand des Irrtums darstellen – und das gelingt ihnen gut! Angesichts der großen Bedeutung komplexer Traumafolgestörungen für viele psychiatrische Arbeitsfelder ein empfehlenswertes Buch, nicht nur für TraumatherapeutInnen. Dirk K. Wolter, Gerontopsychiater, Haderslev
Schattauer Verlag, Stuttgart 2013, 596 Seiten, 69,99 Euro
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John Killick, Claire Craig
Kreativität und Kommunikation bei Menschen mit Demenz
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enschen mit Demenz befinden sich in einer Situation, in der die intellektuellen und sprachlichen Fähigkeiten schwinden. Wie können Menschen, die sich nicht mehr verständlich ausdrücken können, gehört werden? Wann fühlen sie sich verstanden? Die beiden AutorInnen des vorliegenden Buches sind der Überzeugung, dass Kreativität für demenzkranke Menschen Möglichkeiten bietet, sich auszudrücken und verstanden zu werden. Angesichts des Titels könnte man meinen, da würde ein schwieriges Thema gesellschaftsfähig aufgebauscht, aber es lohnt sich, genauer hineinzulesen. Das Ziel des Buches ist es, die LeserInnen zu motivieren, die Potenziale der Kunst zu nutzen und in den Alltag mit demenzkranken Menschen einzubinden. Das Buch gliedert sich grob in vier Abschnitte mit 14 Kapiteln. Zu Beginn wird im ersten Abschnitt der Frage nachgegangen: „Was spricht für die Kunst?“ Kunst als nichtsprachliches emotionales Ausdrucksmedium kann Zugangswege und Ausdrucksräume schaffen, in denen sich Betroffene und Begleitende kommunikativ begegnen können. Wenn sprachliche Mittel trotz hoher Sensibilität nicht mehr zur Verfügung stehen, können Farben und Formen ein Ausdrucksmittel für Gefühle sein.
Der zweite Abschnitt ist der Hauptteil des Buches und stellt die unterschiedlichen Kunstformen, u. a. Musik, Malen, Tanz, Fotografie, Theater, vor. Dabei werden die Kunstformen nicht abgehoben auf einem therapeutischen Niveau, sondern alltagstauglich und verständlich vorgestellt. Die AutorInnen betonen, dass in der Vermittlung zwischen Kunst und demenzkranken Menschen emotionale Antennen wichtiger sind, als fundierte Kunstexpertise. Die praktische Umsetzung ist das Thema des dritten Kapitels und im vierten und letzten Kapitel werden Umsetzungen und Projekte zu den thematisierten Aktivitäten vorgestellt. Die Sprache der Musik kann eine bereichernde Möglichkeit für Menschen mit Demenz sein, nicht nur weil Musik Emotionen und Erinnerungen auslöst, sondern auch, weil Musikinstrumente, Lieder und Tanz die Möglichkeit zum Mitmachen bieten. Freude an Musik und Bewegung wirken sich auf alle Menschen positiv aus. Wie bei vielen Bewegungsarten vergisst der Körper einmal einstudierte Bewegungsabläufe nicht. Es gibt viele Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung, die nach wie vor mit Freude an Tanzveranstaltungen teilnehmen können, ohne dass ihr Handicap auffällt. Musik und Bewegung machen nicht nur Spaß, sondern bauen oft eine Brücke zwischen demenzkranken und gesunden Menschen. Es ist das große Verdienst der AutorInnen, dass sie mit ihrem Buch den Blickwinkel auf die Potenziale und nicht auf die Defizite demenzkranker Menschen lenken. Das funktioniert zum Beispiel,
indem in der Begegnung die Neugier am Menschen im Vordergrund steht und nicht die Demenz. Aus diesem Blickwinkel ist die Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild spielerischer und unverkrampfter. Das Praxisbuch bietet Denkanstöße, hin zu menschlichen Beziehungen und zur Einbeziehung der Anderen, in der nicht die kognitiven Leistungen an erster Stelle stehen. Es ist überaus lesenswert und allen Menschen zu empfehlen, die nach kreativen Impulsen für die Begegnung mit demenzkranken Menschen suchen. Wünschenswert ist es, mehr KünstlerInnen für das Thema Demenz zu sensibilisieren und zur Mitarbeit zu gewinnen. Ein anderer Umgang mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen ist dann auf dem Weg, wenn in Zukunft etwa zum regulären Angebot von Musikschulen Klavierunterricht für Demenzkranke gehört. Vielleicht lernen wir bis dahin, dass es im Leben nicht nur um kognitive Kompetenzen geht und die emotionale Kompetenz demenzkranker Menschen bereichernd ist. Sabine Kalkhoff, Dipl.-Pflegewirtin (FH), Einrichtungsleiterin und Lehrbeauftragte, Hamburg
Hans Huber Verlag, Bern 2013, 204 Seiten, 24,95 Euro
Dr. med. Mabuse 208 · März / April 2014
Buchbesprechungen
Mechthild Seithe, Corinna Wiesner-Rau (Hg.)
„Das kann ich nicht mehr verantworten!“ Stimmen zur Lage der Sozialen Arbeit
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ozialarbeit ist ihrem Selbstverständnis nach ein menschenfreundliches Zurseitestehen für die, die im Laufe ihres Lebens irgendwie unter die Räder oder in eine Notlage geraten sind. Zumindest von der Motivation der HelferInnen her prägt dies das Profil der Sozialarbeit, auch wenn diese immer im Spannungsfeld von Unterstützung und Kontrolle agiert. In den letzten Jahren haben Einsparungen in den öffentlichen Haushalten, der Einzug betriebswirtschaftlicher Kalküle in die Organisation der Sozialarbeit und Tendenzen zur Ausgrenzung nicht leistungsfähiger Menschen in einer auf Effizienz getrimmten Gesellschaft die Möglichkeiten des sozialarbeiterischen Helfens verändert. Professionelle Standards in der Praxis durchzuhalten, ist schwieriger geworden, in vielen Bereichen kaum mehr machbar. Für die SozialarbeiterInnen bedeutet dies zugleich die Beschädigung der zentralen motivationalen Grundlagen ihrer Arbeit. Hinzu kommt, dass Sozialarbeit immer öfter als prekäre Beschäftigung organisiert ist, das heißt die Lebenssituation der Fachkräfte wird nicht selten zu einem unfreiwilligen Praktikum in der Lebenslage ihres Klientels. Viele halten das nicht mehr aus, resignieren im Beruf oder verlassen das Berufsfeld ganz. Die fachlichen Probleme, kollegialen Konflikte und persönlichen motivationalen Einbrüche, die der „schlanke Staat“ der Sozialarbeit beschert, bleiben meist im Beichtstuhl der Supervision verborgen, die gegenwärtige Krise der Sozialarbeit vollzieht sich gewissermaßen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Mechthild Seithe und Corinna Wiesner-Rau, beide seit vielen Jahren in Lehre und Praxis der Sozialarbeit tätig, haben nun eine Sammlung von Stimmungsbildern veröffentlicht, die Einblick in das Innenleben der heutigen Sozialarbeit geben. Aus verschiedenen Feldern der Sozialarbeit, von der Einzelfallhilfe über die Wohnungslosenarbeit bis zur Sozialarbeit in der Sozialpsychiatrie schildern die HelferInnen die institutionellen Blockaden ihrer Arbeit. Die Beiträge sind kurze, oft nur zwei oder Dr. med. Mabuse 208 · März / April 2014
drei Seiten umfassende Erfahrungsberichte. Dazwischen gibt es ebenfalls sehr kurz gehaltene Informationskapitel, die Eckdaten und Rechtsgrundlagen der Sozialen Arbeit referieren. Die Beiträge spiegeln die Verzweiflung der AutorInnen wider, helfen zu wollen und helfen zu sollen, das aber unter den heutigen Rahmenbedingungen immer weniger zu können: „Uns werden nur Steine in den Weg gelegt, wenn wir den Anspruch haben, Menschen wirklich helfen, wirklich unterstützen zu wollen.“ – „Das alles ist für mich erschreckend und lähmt meine Kraft, die ich doch brauche, um diesen Menschen wenigstens etwas Menschlichkeit geben zu können.“ – „In was für eine Gesellschaft sind wir da geraten? Auf was lassen wir uns da immer wieder ein?“ Das Buch sollte vor allem dort gelesen werden, wo Sozialarbeit organisiert wird: bei den Trägern, in der Verwaltung, in der Politik. Sie mögen sich fragen, wem diese Art der Sozialarbeit dient und ob das wirklich die Sozialarbeit ist, die die Gesellschaft braucht. Des Weiteren sei das Buch Lehrenden und Studierenden der Sozialarbeit empfohlen. Möglichkeiten und Grenzen qualifizierter Sozialarbeit wahrzunehmen und zu reflektieren, ist eine Voraussetzung zur Überwindung der Hilflosigkeit der Helfer. Diese Hilf- und Perspektivlosigkeit macht das Buch auch schwierig. Gab es gar keine positiven Beispiele, gar keine Ansätze, was zu tun wäre, gar keine Wege aus der Misere? Vielleicht wollten die Herausgeberinnen nicht den Eindruck erwecken, auch unter noch so widrigen Rahmenbedingungen ließe sich am Ende doch noch etwas zum Guten wenden, wenn man es nur richtig anstellt. Aber gibt es denn eine Alternative zu dieser Not-Wendigkeit – wenn nicht nur Vereinzelung, Ohnmacht und Perspektivlosigkeit übrig bleiben sollen, die das Buch so ausführlich dokumentiert? So kann es jedenfalls nicht weitergehen.
Joseph Kuhn, Dachau
Paranus Verlag, Neumünster 2013, 232 Seiten, 21,95 Euro
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Mara Hvistendahl
Das Verschwinden der Frauen Selektive Geburtenkontrolle und die Folgen
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ormalerweise kommen auf 100 neugeborene Mädchen 105 Jungen – die Differenz wird durch die höhere Sterblichkeit bei Jungen und Männern ausgeglichen, sodass es ungefähr gleich viele Männer und Frauen gibt. Dieses natürliche Zahlenverhältnis verändert sich jedoch gerade rapide. Die Ursache dafür ist die rasante Ausbreitung vorgeburtlicher Untersuchungsmethoden, vor allem des Ultraschalls, und die Möglichkeit, weibliche Feten abzutreiben: In China werden 121 Jungen auf 100 Mädchen gezählt, in Indien 112. In Asien fehlten im Jahr 2005 insgesamt 163 Millionen Frauen. Aber auch im Kaukasus und auf dem Balkan beobachten ForscherInnen, dass sich das Geschlechterverhältnis hin zu mehr Jungen verschiebt. Mara Hvistendahl, amerikanische Wissenschaftsjournalistin, geht dieser Entwicklung in zahlreichen Gesprächen mit ExpertInnen nach. Sie widmet ihren Interviewpartnern in verschiedenen Ländern – USA, China, Indien, Südkorea, Vietnam – jeweils ein Kapitel, in dem sie ihre Erlebnisse und Recherchen schildert und das sie mit allgemeinen Informationen anreichert. Leider ist das handwerklich schlecht gemacht und außerdem nicht sorgfältig übersetzt, sodass die Lektüre mühselig ist. Die Leserin wird jedoch durch eine Fülle interessanter Fakten entschädigt: Hvistendahl zeigt, dass es zu einfach wäre, den Rückgang der Geburten-
zahlen bei Mädchen als alleiniges Resultat „rückständiger Kulturen“ zu erklären – zumal muslimische ebenso wie hinduistische, kommunistische ebenso wie christliche Gesellschaften betroffen sind. Sie beschreibt, dass vielerorts das erste Kind zur Welt kommt, egal welches Geschlecht es hat. Ist es aber nicht der ersehnte Stammhalter, wird das zweite Kind einem vorgeburtlichen Check unterzogen. Packend ist der historische Rückblick: Hvistendahl beginnt mit der Schilderung der wachsenden Angst des industrialisierten Westens vor einem unkontrollierten Bevölkerungswachstum in der sogenannten „Dritten Welt“. Detailliert beschreibt sie, wie in den ausgehenden 1960er und 1970er Jahren viele arme und Entwicklungsländer ihre Abtreibungsgesetze aufgrund des Drucks der USA liberalisierten (heute kaum vorstellbar!) und welch unrühmliche Rolle die amerikanischen und internationalen Institutionen für Bevölkerungskontrolle und Familienplanung spielten. So wurde die Geschlechtsselektion 1969 vom National Institute of Child Help and Human Development in den USA als eine von zwölf gleichwertigen Maßnahmen präsentiert, die die Zukunft der globalen Bevölkerungskontrolle darstellten. Hvistendahl zeigt auf, in welcher Zwickmühle sich die Abtreibungs-BefürworterInnen in den internationalen Organisationen heute befinden, die für das Recht von Frauen auf eine selbstbestimmte Entscheidung eintreten, dies gegen patriarchalische, konservative und religiöse Strömungen verteidigen wollen – aber nicht recht wissen, wie sie sich dazu verhalten sollen, dass Frauen möglicherweise ein Kind nicht bekommen wollen, weil es das falsche Geschlecht hat.
Denn: Wie selbstbestimmt ist eine solche Entscheidung? Steht die Frau nicht unter dem Druck ihres sozialen Umfeldes? Hvistendahl findet, dass „Frauen dieses Recht missbrauchen – dass zusammen mit dem Bevölkerungsdruck und der Technik auch die Wahlfreiheit in eine falsche Bahn gelenkt wurde“. Sie warnt davor, die Kritik an dieser Praktik den Anti-Abtreibungs-AktivistInnen zu überlassen, die die Empörung über die geschlechtsselektive Abtreibung nutzen wollen, um langfristig ein Verbot jedweder Abtreibung zu erreichen. Das Buch schließt ab mit einem Blick auf reproduktionsmedizinische Techniken, die auch in den USA eingesetzt werden – wo allerdings eher Töchter gewünscht sind als Söhne. Verfeinerte pränataldiagnostische Verfahren wie die Präimplantationsdiagnostik und die neuen nicht-invasiven Bluttests könnten zukünftig noch ganz andere Bedürfnisse bedienen: nach einem möglichst gesunden, nicht eingeschränkten, intelligenten, schönen Kind. Ist eine solche Wahl noch durch das Recht auf Selbstbestimmung gedeckt? Wo liegt die Grenze? Wer entscheidet das angesichts des internationalen Marktes an reproduktionsmedizinischen Angeboten? Das vorliegende Buch ruft dazu auf, sich diesen drängenden Fragen zu stellen und sie außerhalb der ideologischen Gräben zu diskutieren. Sonja Siegert, Journalistin, Köln
dtv, München 2013, 424 Seiten, 24,90 Euro
Buchbesprechungen
Christine Schwendner
Bürgerschaftliches Engagement in ambulant betreuten Wohngemeinschaften Eine multidisziplinäre Perspektive
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emäß der demografischen Entwicklung Europas nimmt die Zahl der älteren und pflegebedürftigen Menschen stetig zu, sodass sich immer mehr Menschen schon in jüngeren Jahren zukunftsorientierte Fragen stellen: Wie möchte ich im Alter wohnen und leben? Wie und wo möchte ich bei Bedarf gepflegt werden? Welche Alternativen gibt es zum gängigen Modell „Altenheim“? Wie sind ambulant betreute Wohngemeinschaften einzuordnen? Mit ambulant betreuten Wohngemeinschaften sind sogenannte Wohngruppen gemeint, die meist aus älteren Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf bestehen. Die BewohnerInnen einer solchen „Wohngruppe“ teilen sich eine Wohnung oder ein Haus. Sie fungieren dabei als Auftraggeber für Betreuung und Pflege und werden von einem ambulanten Pflegedienst betreut. Christine Schwendner recherchiert in ihrem Buch zunächst die Motive, warum ambulant betreute Wohngemeinschaften in Zukunft an Attraktivität gewinnen können. Die Pflege zu Hause, innerhalb der eigenen Familie, steht vor enormen Herausforderungen – sei es durch kinderlose Familien und fehlende pflegende Angehörige, sei es durch eine erhöhte Frauenerwerbsquote oder Mobilitätsanforderungen an Berufstätige. Tatsächlich entscheiden sich immer mehr ältere Menschen für eine ambulant betreute Wohngemeinschaft als Alternative zu einem Senioren- oder Pflegeheim. Doch wer kümmert sich in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft um die Pflegebedürftigen? Wie werden Pflege und Betreuung organisiert? Wie bereits erwähnt, wird ein ambulanter Pflegedienst beauftragt. Zusätzliche Betreuungskräfte sind zuständig für die Haushaltsführung und organisieren das tägliche Gruppenleben. Neben den Angehörigen sind dies vor allem Menschen, die sich bürgerschaftlich engagieren, die das Leben der BewohnerInnen beziehungsweiDr. med. Mabuse 208 · März / April 2014
se der Wohngruppe mitgestalten. Ihre Rolle ist das zentrale Thema von Christine Schwendners Abhandlung, die davon ausgeht, dass durch die stetig zunehmenden Pflegeanforderungen in Zukunft das bürgerliche Engagement beziehungsweise die ehrenamtliche Mitwirkung in Pflege und Sozialdiensten immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Die häufigsten Fragen, die dabei im Zusammenhang mit ambulant betreuten Wohngemeinschaften gestellt werden, sind: Welche Motive veranlassen Personen, sich bürgerschaftlich in ambulant betreuten Wohngemeinschaften zu engagieren? Welche Personengruppen stehen dem bürgerschaftlichen Engagement offen gegenüber? Welche Aufgaben werden von diesen Personen übernommen? Wie kann bürgerschaftliches Engagement gepflegt und auch nachhaltig gesichert werden? Auf über 300 Seiten diskutiert die Autorin diese Fragen ausführlich und untersucht zugleich die Bedeutung und Funktion des bürgerschaftlichen Engagements für ambulant betreute Wohngemeinschaften, indem sie fördernde und hemmende Faktoren nennt. Die Lektüre bietet für jeden, der sich wissenschaftlich, beruflich, als pflegender Angehöriger oder aus privatem Interesse mit neuen, zeitgemäßen Pflegeformen beschäftigt eine sehr detaillierte Untersuchung von ambulant betreuten Wohnformen, in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Gründen engagieren und unterstützend mitwirken. Nicht zuletzt bekommt der Leser auch einen fundierten Überblick über die rechtliche Situation der BewohnerInnen sowie wichtige Daten und Fakten zu Kosten und Finanzierung dieser Wohnformen. Mag. Nevin Altintop Pflegewissenschaftlerin, Wien
Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2014, 344 Seiten, 39,90 Euro
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Buchbesprechungen
Gerd Gigerenzer, J. A. Muir Gray (Hg.)
Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitswesen
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orin bestehen die Grundlagen für gute Entscheidungen in medizinischen Belangen? Was müssen PatientInnen, und was müssen und können ÄrztInnen wissen, um diese zu treffen? Wie verfügbar sind die notwendigen Informationen? Diese Fragen treiben den Psychologen und Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Gerd Gigerenzer schon lange um. Er schlug das Thema „Gesundheitskompetenz“ für einen Workshop vor, der Band versammelt die daraus entstandenen Ergebnisse. Gigerenzer und dem britischen Gesundheitswissenschaftler Muir Gray ist es gelungen, wichtige internationale VertreterInnen der evidenzbasierten Medizin sowie langjährig engagierte KämpferInnen für verständliche Informationen über Krankheiten, Behandlungen sowie deren Nutzen und Risiken zu versammeln. Zunächst fragen sie: Was genau sind die Ursachen dafür, dass PatientInnen den Nutzen von Früherkennungsuntersuchungen oft dramatisch überschätzen oder teure Untersuchungen einfordern, die ihnen aller Voraussicht nach nichts nützen? Als Ursprünge dafür identifizieren sie u.a. die profitorientierte Pharmaforschung, eine irreführende Berichterstattung in den Massenmedien sowie Fachzeitschriften. Auch die sogenannte defensive Medizin – ärztliche Handlungen, die aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen durchgeführt werden – trägt neben dem fehlenden Wissen über Statistik dazu bei. Die Herausgeber fordern daher dringend mehr Statistikkompetenz – bei allen, die an Therapie-Entscheidungen beteiligt sind. Doch sie berücksichtigen auch, dass nicht jede die Gesundheit betreffende Entscheidung aufgrund von Zahlen und Fakten getroffen werden kann. Die Forderung nach der Einbeziehung von PatientInnen in die Wahl einer Behandlung – die partizipative Entscheidungsfindung – trifft auf die Tatsache, dass es oft nicht die eine richtige Entscheidung gibt. Zwar verdeutlicht die Forschung einerseits, dass viele PatientInnen mitreden wollen. Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
Akut Erkrankte wünschen sich andererseits nicht nur einen kompetenten, sondern auch einen entscheidungsfreudigen Arzt. Allerdings müssen gute, unabhängige Gesundheitsinformationen, die zu einer tragfähigen Entscheidung nötig sind, erst einmal verfügbar sein. Die heutige Flut an Websites, Büchern und Broschüren trägt da eher zur Verwirrung bei: Vieles ist nicht aktuell, nicht vollständig oder sogar klar interessengeleitet. Mangelndes Verständnis von evidenzbasierter Wissenschaft wird auch bei JournalistInnen kritisiert. Die Herausgeber fordern eine Revolution des Gesundheitswesens: Es müsse nun das „Jahrhundert des Patienten“ kommen, in dem „sauberes Wissen“ mündige PatientInnen hervorbringt. Forschung soll sich an den Interessen der PatientInnen ausrichten; Informationen sollen transparent und vollständig sein. Keine dieser Forderungen ist neu – alle sind (leider) brennend aktuell. Der Band liefert viele Fakten und Argumente dafür und wagt zum Schluss einen spannenden Blick auf mögliche Entwicklungen bis zum Jahr 2020. Zu kritisieren ist lediglich der verengte Blick auf die Arzt-Patienten-Beziehung: Pflegepersonal und Angehörige, um nur zwei weitere wichtige Beteiligte zu nennen, kommen nur indirekt vor. Beispiele stammen vornehmlich aus dem US-amerikanischen oder britischen Raum, den Wirkstätten der meisten AutorInnen. Inwieweit die geschilderten Fälle auch im deutschen Gesundheitswesen geschehen könnten, wird nicht deutlich. Toll ist der internationale Vergleich, der gerade für die Bereiche der Prävention und die Kritik an der Direktwerbung für Arzneimittel gute Anregungen zur Diskussion bietet. Die entwickelten Zukunftsentwürfe für das Gesundheitswesen sind in der hier präsentierten Form leider nur für ExpertInnen verständlich, dennoch gut durchdacht. Damit sie die Gesellschaft erreichen können, wäre es zu wünschen, dass sie auf leichter zugängliche Art und Weise „zubereitet“ werden. Marion Hulverscheidt und Sonja Siegert
mwv, Berlin 2013, 402 Seiten, 39,95 Euro
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Buchbesprechungen
w Thema Sterbehilfe im Mabuse-Verlag
Sibylle Lüpold
Stillen ohne Zwang
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Gerbert van Loenen Das ist doch kein Leben mehr! Warum aktive Sterbehilfe zu Fremdbestimmung führt Übersetzt von Marlene Müller-Haas und Bärbel Jänicke 19,90 EUR, 250 Seiten ISBN 978-3-86321-133-2 Aktive Sterbehilfe schadet der Selbstbestimmung von Kranken und Behinderten mehr als sie nutzt. In den Niederlanden hat sie zu einem gesellschaftlichen Klima geführt, in dem der Lebenswert von Kranken und Behinderten offen infrage gestellt werden kann. Gerbert van Loenen zeigt, warum: Er erläutert die historischen Debatten zur Legalisierung aktiver Sterbehilfe in den Niederlanden und spricht über die Unmöglichkeit, sie auf einwilligungsfähige Patienten zu beschränken. Er analysiert die nachgewiesenen Fälle unverlangter Sterbehilfe, etwa bei Neugeborenen, und zeigt, dass niederländische Ärzte und Angehörige besonders rasch an der Sinnhaftigkeit lebensrettender Maßnahmen zweifeln. Differenziert und am konkreten Beispiel belegt sein Buch, dass die Sterbehilfepraxis der Niederlande auf Abwege geführt hat – und dass andere Länder diese Erfahrung beherzigen müssen.
Mabuse-Verlag GmbH Kasseler Str. 1 a • 60486 Frankfurt Tel.: 069–70 79 96–16 • Fax 069–70 41 52 buchversand@mabuse-verlag.de www.mabuse-verlag.de
ibylle Lüpold ist Krankenschwester, Stillberaterin der La Leche Liga und Mutter von drei Kindern. In ihrem neuen Buch „Stillen ohne Zwang“ plädiert sie dafür, jeder Mutter die notwendige Unterstützung zu geben, damit sie selbstbestimmt entscheiden kann, ob sie stillen will oder nicht. Gleichzeitig ist das Buch den Müttern gewidmet, die nach unüberwindbaren Stillproblemen vorzeitig abgestillt haben und sich deshalb schuldig fühlen. Das Buch soll das nötige Hintergrundwissen vermitteln, um die Einflussfaktoren auf die eigene Stillgeschichte besser verstehen und so den eigenen Weg herausfinden zu können. Titel und Klappentext des Buches lassen zunächst einen weiteren Ratgeber für (nicht-)stillende Mütter erwarten. Tatsächlich richtet sich das Buch aber eher an ein Fachpublikum oder an thematisch interessierte Laien. Nach Angaben der Autorin entstand es als eine Reaktion auf die im deutschsprachigen Raum seit einigen Jahren teilweise recht hitzig geführte öffentliche Diskussion über den angeblich von Stillbefürwortern auf Mütter ausgeübten „Stillzwang“ und über die Thesen der französischen Feministin Elisabeth Badinter zu Mutterliebe und -wahn. Sibylle Lüpold erläutert zunächst die evolutionären Bedingungen für eine gute Mutter-Kind-Bindung, die durch die zuverlässige Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse entsteht. Anschließend legt sie u. a. überzeugend dar, welche äußeren und inneren Einflüsse die Lebensbedingungen sowie das Denken und Fühlen heutiger Mütter bestimmen und zu den verbreiteten Schwierigkeiten beim Stillen führen. Dabei geht sie besonders auf die wichtige Rolle der Fachpersonen ein, Mütter in ihrer jeweils eigenen Still- und Lebenssituation wahrzunehmen, ohne sie zu überfordern, zum Stillen zu drängen oder ihnen die Verantwortung abzunehmen. Zudem stellt sie fest, dass es in unserer Kultur nach der gesellschaftlich akzeptierten Stilldauer heutzutage auch einen „Abstillzwang“ gibt, der Mütter mit älteren Stillkindern unter Druck setzt. Auch der Rolle des Vaters ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Im letzten Teil des Buchs stellt die Autorin ihre Vision einer stillfreundlichen
Gesellschaft vor. Damit hätte das Buch einen guten Abschluss finden können. Es folgt aber noch eine Betrachtung von Mutterschaft und Stillen im historischen Zusammenhang. Dabei spricht die Autorin Themen wie Ammenwesen, Findelkinder und Kindsmord an. Hier beleuchtet sie besonders die Geschichte der Mütter und Kinder in Frankreich und stellt die These Badinters, Mutterliebe sei kein Bestandteil der weiblichen Natur, vor diesen Hintergrund. Damit endet das Buch etwas unvermittelt und hinterlässt die LeserInnen leicht verwirrt. Die gut recherchierten, sachlich-neutralen Ausführungen werden mit zahlreichen Quellen und einem umfassenden Literaturverzeichnis belegt, durch Erfahrungsberichte von Müttern aufgelockert und zugleich unterstrichen. Bei der Breite und Vielfalt der angesprochenen Themen geht der rote Faden des Buches jedoch teilweise verloren. Leider sind zudem die Seitenzahlen im Vergleich zum Inhaltsverzeichnis um vier Seiten nach vorn gerutscht, was beim gezielten Aufschlagen eines bestimmten Kapitels irritiert. Trotz dieser kleinen Schwächen ist das Buch allen Fachpersonen zu empfehlen, die mit Müttern arbeiten und sie in Situationen, die im vorzeitigen Abstillen enden können, besser unterstützen möchten. Auch jene Personen, die sich an der aktuellen Diskussion über den vermeintlich herrschenden „Stillzwang“ in unserer Gesellschaft beteiligen möchten, können sich darin umfassend über die sozialen, historischen und innerpsychischen Zusammenhänge des Stillens und die Mutterliebe informieren. Für Mütter in einer akuten Entscheidungssituation ist es aus meiner Sicht eher wenig hilfreich. Wohl aber können Mütter, die ihre eigene (Ab-) Stillgeschichte verstehen und verarbeiten möchten, darin wertvolle Informationen und Denkanstöße finden. Regine Gresens, Hebamme, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Hamburg
rüffer & rub, Zürich 2013, 204 Seiten, 23,50 Euro Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
Buchbesprechungen
Luise Reddemann, Verena Leve, Lena-Sophie Kindermann
Imagination als heilsame Kraft im Alter
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bwohl „die Verwendung von Imaginationen vermutlich die älteste Form der (…) Heilkunst überhaupt ist“, so die Autorinnen, finden Imaginationen nur schwer Einzug in die Arbeit mit alten Menschen. Ihr Buch will einen Einblick geben, in den Wert und die Wirkweise imaginativ gestützter Arbeit mit Alten und Hochbetagten. Es soll zeigen, wie durch Imaginationen, die in einen ressourcenorientierten Ansatz eingebunden sind, „ein besserer Zugang zu den vorhandenen personalen und individuellen Ressourcen ermöglicht wird.“ Das Buch bietet sowohl einen Zugang zu Methode und Praxis als auch zum aktuellen Stand der Wissenschaft. Es ist gut lesbar und zeigt einen wissenschaftlich fundierten Weg für die Umsetzung im Arbeitsalltag auf. Imaginationsgestützte Ansätze kommen in unterschiedlichen therapeutischen Settings zur Anwendung, wie etwa in der hypnosystemischen Trauertherapie oder der Verhaltenstherapie. Die Psychotraumatologin Luise Reddemann hat den Einsatz von Imaginationen mit ihrem Modell der „Psychodynamisch imaginativen Traumatherapie“ (PITT) maßgeblich gefördert. In diesem Buch stellt sie den Einsatz dieser Methode für die Arbeit mit alten Men-
Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
schen dar. Ihre Koautorinnen erläutern zudem neue gerontologische Ansätze (Diplom-Gerontologin Verena Leve) und berichten über eine Studie zur praktischen Erfahrung mit imaginativ gestützter Arbeit im hohen Alter (Diplom-Psychologin Lena-Sophie Kindermann). Das Buch beginnt mit einer Einführung in die imaginative Arbeit und Ressourcenorientierung in der Psychotherapie, gefolgt von einer Anleitung für Imaginationsübungen, die sich besonders für die Arbeit mit alten Menschen eignen, wie etwa die Imagination zum „Inneren sicheren Ort“ oder „Gepäck ablegen“. Es folgen Fallbeispiele aus der Studie von Kindermann, die eindrücklich zeigen, auf welche Weise die imaginationsgestützte Arbeit im Sinne einer Stärkung der Ressourcen im hohen Alter wirksam werden kann, zum Beispiel indem Imaginationen den alten Menschen „Raum gaben, eigene Bedürfnisse zuzulassen und sich selbst mehr wertzuschätzen“. Selbst ein positiver Effekt auf akutes Schmerzerleben konnte nachgewiesen werden. Imaginative Anstöße und begleitende ressourcenorientierte Gespräche können alten Menschen Wege aufzeigen, „aus sich selbst, aus der eigenen Biografie Kraft zu schöpfen.“ Zudem werden Erkenntnisse aus der gerontologischen und psychologischen Forschung erläutert und Belege für Imaginationen als therapeutisches Mittel gegeben. Ein eigenes Kapitel ist den besonderen Herausforderungen in der Arbeit mit Alten und Hochbetagten gewidmet, eben-
so dem Aspekt von Altern als Entwicklungsaufgabe. Das Buch verdeutlicht: Imaginationsübungen sollten nicht standardisiert angewendet werden. Sie machen erst im Gewebe des individuellen Lebens und im Austausch mit anderen wirklich Sinn, denn sie müssen in eine wertschätzende und ressourcenorientierte Begleitung eingebettet sein. Die Autorinnen äußern zu Beginn des Buches den Wunsch, dass es viele Menschen ansprechen möge, die mit alten Menschen arbeiten. Dieser Wunsch wird hoffentlich wahr, denn das Buch gibt in eingängiger Sprache einen gelungenen Einblick in das Thema. Die Praxiserfahrung der Autorinnen, die einfühlsamen Fallschilderungen sowie die konkreten Hinweise zur praktischen Umsetzung machen Mut, sich dieser Ressource in der Arbeit mit alten Menschen zu öffnen. Das Buch setzt auch einen gesellschaftlichen Impuls zur Wertschätzung von Alter und individueller Lebenserfahrung. Mit wertvollen Literaturtipps ist es empfehlenswert für alle, die ihr Wissen über die Arbeit mit alten Menschen vertiefen möchten. Vera Kalitzkus, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Düsseldorf
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013, 168 Seiten, 23,95 Euro
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Buchbesprechungen
German Quernheim
Warten und Durchhalten Das Patientenerleben bei OP-Verzögerung und -Verschiebung
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as Warten auf eine Operation im Krankenhaus dürfte weder für PatientInnen, Pflegende noch für ÄrztInnen ein unbekanntes Phänomen sein. Doch wie erlebt insbesondere der Patient dieses Warten? In seinem Buch befasst sich German Quernheim mit dieser Frage. Darüber hinaus geht es ihm auch um die wissenschaftliche Theorieentwicklung des Zeiterlebens im Krankenhaus. Zu Beginn des Buches beschreibt der Autor aus seiner Sicht als gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger unterschiedliche Patientenreaktionen bei OPVerzögerungen. Diese reichen vom ständigen Betätigen der Rufanlage über starke emotionale Reaktionen bis hin zu geduldigem Warten. Aber wovon hängen diese Reaktionen ab und welche Faktoren haben Einfluss darauf? In seinen Vorüberlegungen gibt German Quernheim Einblick in das Erleben von Zeit und Warten. Er differenziert die Erlebensformen des Wartens und klärt den Begriff Zeit mit seinen unterschiedlichen Definitionen. Dies dient dazu, Zeit und Warten im konkreten Patientenerleben untersuchbar zu machen. Zur Beantwortung der Frage, ob sich diese grundlegenden Aussagen auch auf das Warte-Erleben von PatientInnen anwenden lassen, folgt eine differenzierte Literaturstudie. Darin deckt Quernheim auf, dass der Wissensstand zum Thema aktuell unzureichend ist und daher professionelle Handlungsanleitungen für Pflegende fehlen. Aufgrund fehlender empirischer Erkenntnisse möchte der Autor mit einer eigenen qualitativen Studie eine Theorie des Erlebens der OP-Verzögerung aus Patientensicht entwickeln, um daraus Impulse für die Berufspraxis abzuleiten. Er beschreibt anschaulich die Methodologie und den konkreten Forschungsprozess. Im Ergebnis findet er letztlich nicht „Zeit“ bzw. „Warten erleben“, sondern die Kernkategorie „Durchhalten“ und damit verbunden eine dem Phänomen eigene „Wartedramaturgie“. Mithilfe zahlreicher Zitate aus Interviews verdeutlicht Quernheim die Komplexität der Bedingungen des Wartens und
Durchhaltens sehr evident. Der Einfluss von drei Faktoren auf die vom Patienten entwickelten Strategien und Handlungen wird abgeleitet: patientenbezogene Faktoren, wie zum Beispiel Angst oder Vertrauen, krankheitsbezogene Faktoren, wie Vulnerabilität oder Schmerzen, und klinikbezogene Faktoren, wie die Wahrnehmung und Patientenorientierung von Pflegenden und ÄrztInnen oder auch die Regelungen zur Flüssigkeits- und Nahrungskarenz. Die sich daraus ergebenden Durchhalte-Strategien und Konsequenzen werden schlüssig dargelegt. Die Diskussion der Ergebnisse findet im Kontext der durchgeführten Literaturrecherche statt. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Menschen auf zeitliche Verzögerungen auf sehr unterschiedliche Weise und hochkomplex reagieren. Mit der Darstellung der Möglichkeiten von Pflegenden, ÄrztInnen und Kliniken, die Situation von wartenden PatientInnen zu verbessern, zeigt Quernheim die praktische Relevanz seiner Forschung. Er stellt in diesem Kontext ein stichpunktartiges Handlungskonzept für die Betreuung stationärer PatientInnen während einer OPVerzögerung vor. Zu verschiedenen Handlungsaspekten werden sowohl entsprechende Interaktionsstrategien als auch die negativen Auswirkungen bei Nichtumsetzung beschrieben. Abschließend werden die methodischen Grenzen der Studie aufgezeigt und ein Ausblick auf den weiteren Forschungsbedarf gegeben. Bei diesem Buch ist der Titel sicher nicht Programm! Der Leser muss weder warten noch durchhalten, sondern darf sich auf eine angenehm zu lesende, fachlich hochwertige und interessante Forschungsreise mitnehmen lassen. Pflegenden, ÄrztInnen und allen am präoperativen Prozess beteiligten Personen bietet es einen fundierten Einblick in ein alltägliches, aber oftmals unterschätztes Phänomen. Alle Akteure der „operativen Bereiche“ einer Klinik, also auch die Verantwortlichen des Managements, finden hier Grundlagen für die Erarbeitung von Lösungs- und Handlungskonzepten. Dorothee Kutsch, Studentin B.Sc. Pflegewissenschaft, Köln
Hans Huber Verlag, Bern 2013, 213 Seiten, 24,95 Euro Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
Buchbesprechungen
Peter C. Gøtzsche
Deadly Medicines and Organized Crime How big pharma has corrupted healthcare
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llzu lange wurde geglaubt, dass die Pharmaindustrie freundlich sei, dass sie vor allem das Wohl der Kranken im Auge habe. Noch immer werden Fachzeitschriften, Kongresse, Fortbildungen und Forschungen von der Pharmaindustrie unterstützt – häufig mit der Begründung, es sei anders nicht finanzierbar. Richard Smith, der ehemalige Herausgeber des British Medical Journal, ist jedoch gewiss nicht der Erste, der – wie hier im Vorwort des Buches – die Pharmaindustrie mit der Mafia vergleicht: „Es ist beängstigend, welch große Ähnlichkeiten zwischen dieser Branche und dem Mob [der Mafia] bestehen. Der Mob generiert obszöne Gewinne, wie diese Industrie. Die Nebenwirkungen organisierten Verbrechens sind Mord und Totschlag. (...) Der Mob besticht Politiker und andere Menschen. Die Pharmaindustrie tut das auch.“ Zu vielen pharmakritischen Veröffentlichungen in den letzten Jahren ist nun das Buch des dänischen Wissenschaftlers Peter Gøtzsche von der Kopenhagener Universität hinzugekommen, das bislang nur in einer englischen Übersetzung vorliegt. Gøtzsche, der als Mitbegründer der Cochrane Collaboration in Skandinavien gut ausgewiesen ist, kommt darin zu dem Schluss, dass die Psychiatrie das „Paradies der Pharmaindustrie“ sei. Auf 310 eng bedruckten Seiten belegt er dies mit einer Fülle an Material.
Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
Man könnte meinen, Gøtzsche trage dick auf, wenn er im Zusammenhang mit der Pharmaindustrie vom „organisierten Verbrechen“ spricht. Aber es gibt harte Fakten, die nicht wegzudiskutieren sind. Gøtzsche präsentiert sie in einer „Hall of Shame for Big Pharma“: Es handelt sich dabei um eine Liste der Geldbußen, die die zehn größten in den USA tätigen Pharmakonzerne nach Anschuldigungen durch das US-Justizministerium im letzten Jahrzehnt gezahlt haben, um weiterer Strafverfolgung zu entgehen: Die Summen bewegen sich zwischen 95 Millionen und 3 Milliarden US-Dollar. Die konkreten Vorwürfe betrafen u.a. Betrug, verbotene Marketing-Aktivitäten und Off-Label-Werbung sowie den Vertrieb von nicht zugelassenen Medikamenten. Jenseits dieser Vorkommnisse ist es bei zahlreichen weiteren Unternehmen zu Vergleichen und Geldbußen gekommen, die zusammen einen hohen einstelligen Milliardenbetrag ausmachen. Es wird immer wieder behauptet, die Zustände haben sich längst gebessert, seit die Behörden eingegriffen hätten. Das aber treffe nicht zu, schreibt Gøtzsche: Von 165 Strafzahlungen über insgesamt 20 Milliarden US-Dollar während der letzten 20 Jahre wurden 15 Milliarden in den Jahren 2005 bis 2010 geleistet. Angesichts solcher Dimensionen kann man gut verstehen, dass nicht nur vereinzelte Kritiker von mafiösen Verstrickungen sprechen. Gøtzsches Liste der Verfehlungen der Pharmakonzerne ist so lang, dass man sie im Rahmen einer Rezension keinesfalls aufzählen kann. Von der Manipulation klinischer Studien über direkte Geldzahlungen an ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen und den Vertrieb überteuerter, angeblich neuartiger Medikamente bis hin
zum Verschweigen von negativen Ergebnissen kann sie fast unendlich fortgesetzt werden. Die Psychiatrie bezeichnet Gøtzsche als „Paradies der Pharmaindustrie“, da ihre Vertreter besonders empfänglich für den Einfluss der Unternehmen seien. Ihre Profession sei zu einer Branche von Drogenhändlern verkommen, die auf alle möglichen Werbetricks der Industrie hereinfalle. Auch wenn der Autor gelegentlich seine Kritik doch überzieht, sind die Anfälligkeit der Psychiatrie für zweifelhafte industrielle Forschungsgelder und das ebenso zweifelhafte Sponsern vieler Weiterbildungsveranstaltungen gewiss nicht aus der Luft gegriffen. Gøtzsches Buch schockiert. Streckenweise stellt sich das Gefühl ein, er habe im Eifer des Gefechts den Überblick verloren. Aber im Großen und Ganzen kann man nicht bestreiten, dass er recht hat. Die Realität der Pharmaindustrie ist mehr als beängstigend und das Verhältnis der Medizin zu diesem pharmakologisch-industriellen Komplex ist es ebenfalls. Der erste Schritt, etwas an dieser Situation zu ändern, ist die harte Realität zu begreifen. PatientInnen und ÄrztInnen aller Fachrichtungen sind Kunden. Die daraus entstehende Macht gilt es zu nutzen – auch wenn diese Forderung utopisch erscheint. Auf dem Weg zu einem neuen Verhältnis zwischen ÄrztInnen und Industrie hat Gøtzsche mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag geleistet. Asmus Finzen, Psychiater aus Berlin
Radcliffe Publishing, London 2013, 310 Seiten, 31,39 Euro
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Buchbesprechungen
Ortrud Beckmann
Nele im Nebel Ein Jugendroman über das Leben mit psychisch kranken Eltern
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ine psychisch kranke Mutter, die spurlos verschwindet, ein Vater, der von der Mutter vertrieben worden ist, und eine kleine Schwester, um die sich jemand kümmern muss – das ist zu viel für die dreizehnjährige Nele. Nachdem auch noch schwere Lungenentzündungen die Gesundheit des Mädchens gefährden, wird sie zur Erholung vom Jugendamt auf eine Nordseeinsel geschickt. Dort wohnt sie bei ihrem Onkel Leo, den sie schon seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, weil ihre Mutter keinen Kontakt mehr zu ihm haben wollte. Aufgrund ihrer Erlebnisse zu Hause – wegen der Trennung ihrer Eltern, des schwierigen Umgangs mit der psychisch kranken Mutter und der zunehmenden Isolation der Familie – ist sie zunächst sehr distanziert gegenüber Leo und dessen Frau Friedel. Nele kann kaum Nähe zulassen. Die Tiere auf der Insel, speziell die Pferde, lösen diese Blockade aber langsam auf. Nele gewinnt immer mehr ihre Lebensfreude zurück und auch ihre teilweise depressive Stimmung hellt sich immer weiter auf. Endlich sind Menschen um sie herum, die sich um sie kümmern und ihr Geborgenheit und Unterstützung geben. Nun wird ihr die Verantwortung
abgenommen, die sie zu Hause immer auferlegt bekam. Nele gewinnt zudem einen neuen Freund, Tonke, dem sie sich öffnen und mit dem sie über ihre Gefühle sprechen kann. Und sie lernt Menschen kennen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben wie sie und dennoch zu einem schönen Leben gefunden haben. Das schenkt Nele Hoffnung und Trost, dass sich auch in ihrem Leben endlich wieder alles zum Guten entwickeln kann. Dieser Jugendroman behandelt die Bandbreite aller Herausforderungen für Kinder mit psychisch kranken Eltern. Dabei wird die Gefühlswelt des traumatisierten Mädchens Nele, das stellvertretend für alle betroffenen Kinder steht, den LeserInnen auf sehr authentische Weise nahegebracht. Sie werden in ein Wechselspiel der Gefühle von Verzweiflung, Hoffnung, Glück und Trauer mitgenommen. Auch die immense Verantwortung, die diese Kinder in so jungen Jahren zu tragen haben, wird ausführlich geschildert. Dass eine solche Belastung für ein Kind zusätzlich mit der Abkapselung von anderen Menschen einhergeht, macht die Situation erst recht dramatisch. Aus Scham und Angst vor Ablehnung trauen sich die Kinder oft nicht, über die psychische Erkrankung des Elternteils zu sprechen, und bleiben mit ihren Sorgen und Ängsten allein. Wenn dann auch noch der andere Elternteil, etwa aufgrund einer Trennung, die Familie verlässt, verschärft sich die Situation zusätzlich. Wie häufig
dies der Fall ist, zeigen die überdurchschnittlich hohen Trennungsraten bei Beziehungen bzw. Ehen, in denen einer der Partner psychisch erkrankt ist. Auch die häufig fehlende Aufklärung der Kinder über die psychische Krankheit ihres Elternteils wird in dem Roman nicht ausgespart: Da die Kinder das Verhalten des kranken Elternteils nicht deuten können, führt es häufig zu Verwirrung, Verzweiflung und sogar zu Schuldgefühlen bei den Kindern. Ebenfalls wird die heilsame Wirkung von Tieren angesprochen, die eine Brücke bauen und den traumatisierten Kindern wieder Vertrauen und Glücksgefühle schenken können. Dieser Roman ist nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene geeignet. Denn durch die realitätsnahe Schilderung der Lebensumstände von Nele können LeserInnen jeden Alters ein erweitertes Verständnis und größeres Mitgefühl für Kinder mit psychisch kranken Eltern entwickeln. Carina Hoffmann, Frankfurt am Main
Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2014, 156 Seiten, 16,90 Euro
Dr. med. Mabuse 209 · Mai / Juni 2014
Jubelnde Schwestern Die „Jubelnden Schwestern“ bringen Schwung in Ihren Alltag! Postkarten „Jubelnde Schwestern“ und „Glückwunsch“ Staffelpreise: ab 1 Ex.: 1 Euro/Stück ab 30 Ex.: 90 Cent/Stück ab 50 Ex.: 80 Cent/Stück Nr. 16820 und Nr. 17876
„Jubelnde Schwestern“, Nr. 16820
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Klemm-Mappe mit einer starken Dokumentenklemme Das über die Ecken gezogene Verschlussgummi hält den Inhalt zusammen und verhindert das Herausfallen von einzelnen Blättern. Die Mappe hat zusammengeklappt die Maße 25 x 32 x 2 cm. 9,99 EUR, Nr. 19848
Klappkarte mit passendem Umschlag Maße: 17 cm x 12 cm, gefertigt aus hochwertigem und stabilem Karton (280 g), Innenseiten blanko, beschreibbar 2 EUR, Nr. 19752
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Formschöner, stabiler Kugelschreiber aus naturfarbenem Birkenholz mit Aufdruck: „Für ein solidarisches Gesundheitswesen!“ Blauschreibende, auswechselbare Mine 2,99 EUR ab 10 Stück je 2,50 EUR, ab 30 Stück je 1,99 EUR, Nr. 19826
Hocker „Jubelnde Schwestern“ Bei diesem innovativen Sitzmöbel kommt unser Lieblingsmotiv ganz groß raus! Stabile, umweltfreundliche Holzwerkstoffplatten (MDF), mit Schutzlack, bis max. 150 kg belastbar. Das bewährte Werkhaus-Stecksystem macht den Hocker zu einem trendigen und langlebigen Sitzmöbel – und auch als Beistelltisch macht er eine gute Figur. Maße: H|B|T = 42 cm x 29,5 cm x 29,5 cm 24,90 EUR, Nr. 31912
www.mabuse-verlag.de
Porzellantasse mit farbigem Aufdruck, spülmaschinenfest, Inhalt 300 ml 9,95 EUR, ab 10 Stück je 8,95 EUR, Nr. 31197
Tissue-Box Die Tissue-Box „Jubelnde Schwestern“ fällt ins Auge und ist bei Bedarf als trendiges und nützliches Wohnaccessoire schnell griffbereit. Maße: H|B|T = 9 cm x 26 cm x 14,5 cm. Zur Wandmontage geeignet. 11,90 EUR, Nr. 31914
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Buchbesprechungen
»Das ist ein wunderbares Buch! Alles mit dem Körper geschrieben. So wurde das Sterben noch nie buchstabiert. Das kann nur Liebe!« Martin Walser
Claus Fussek, Gottlob Schober
Es ist genug! Auch alte Menschen haben Rechte
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Birgit Heiderich · Sterben hat seine Zeit Ein Buch vom Abschied 160 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, 18 Euro, auch als E-Book erhältlich
»Ein Erfahrungsbuch, ein Nachdenkbuch. Eine Art Trostbuch auch. Zum Selberlesen und Verschenken. Statt eines verblühenden Blumenstraußes.« Thomas Bader, Buchhandlung zum Wetzstein, Freiburg
Friederike Waller (Hg.) Alles ist nur Übergang · Lyrik und Prosa über Abschied, Sterben und Tod Dritte und erweiterte Auflage. 568 Seiten, geb. mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Sonderpreis 15 Euro
klöpfer &meyer www.kloepfer-meyer.de
ls Einleitung ist dem Buch das Märchen „Der alte Großvater und der Enkel“ der Gebrüder Grimm vorangestellt: Da der Großvater nicht mehr sauber essen kann, wird er von seinem Sohn und dessen Frau in eine Zimmerecke verbannt, wo er sein karges Mahl in einem Holznapf erhält, weil ihm sein „irdenes Schüsselchen“ aus seinen zittrigen Händen gefallen und zerbrochen war. Der Enkel, der dies beobachtet, trägt eines Tages kleine Holzbretter zusammen und als seine Eltern ihn fragen, was er denn da mache, antwortet er: „Ich mache ein Tröglein, daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“ Darauf erschrecken seine Eltern, erkennen ihr Unrecht gegenüber dem Großvater und holen ihn an den Tisch zurück. Die Lebenssituation alter, hilfebedürftiger Menschen geht jeden etwas an: Zunächst meist als Angehöriger, später dann oft als Betroffener. Die Lebensbedingungen, die wir heute für Pflegebedürftige schaffen, werden später einmal auch unseren Alltag bestimmen. Und doch bleibt die Geschichte der Gebrüder Grimm ein schönes Märchen mit einem versöhnlichen Happy End, das aber leider wenig mit der Realität gemein hat, denn unsere Gesellschaft ist offensichtlich nicht willens, die alten Menschen an den Tisch zurückzuholen. In ihrem Buch definieren die Autoren daher 20 Grundrechte für alte, pflegebedürftige Menschen, die einklagbar und für die Pflege verpflichtend werden sollten. Für unsere Wohlstandsgesellschaft erscheinen es auf den ersten Blick selbstverständliche Banalitäten, wie das Grundrecht auf ausreichend Essen und Trinken, auf Spaziergänge an der frischen Luft, auf Toilettenbenutzung oder eine angemessene Medikamentenversorgung. Zu jedem dieser Grundrechte führen die Autoren zahlreiche Beispiele aus den ihnen vorliegenden rund 50.000 Briefen, E-Mails und telefonischen Beschwerden von Angehörigen, Pflegekräften und anderen Beteiligten aus der Pflegebranche auf, die belegen, dass es sich in der deutschen Altenhilfepraxis offenbar doch nicht um „selbstverständliche Banalitäten“ handelt.
Und jedes dieser beklemmenden Kapitel schließt mit der programmatischen Forderung: „Es ist genug! Auch alte Menschen haben Rechte.“ Im zweiten Teil des Buches formulieren die Autoren neun Forderungen als Sofortmaßnahmen für eine menschenwürdige Altenpflege. Dazu gehört die sofortige Umsetzung der genannten Grundrechte, die allerdings von der Politik, aufgrund ihres jahrzehntelangen Versagens, nicht mehr zu erwarten ist. Sie regen daher an, über eine entsprechende Beschwerde das Bundesverfassungsgericht einzuschalten, damit dieses dem Gesetzgeber Vorgaben über verpflichtende Mindestanforderungen in der Altenpflege auferlegt. (Diesen Weg hat zwischenzeitlich der Sozialverband VdK beschritten und Verfassungsbeschwerde wegen der „grundrechtswidrigen Zustände“ erhoben. Die Regierung soll damit zu gesetzlichen Reformen gezwungen werden, die ein „Altern in Würde“ garantieren.) Des Weiteren fordern die Autoren unter anderem eine Verbesserung der Altenpflegeausbildung, eine Beendigung der Verflechtung von Politik, Lobbyisten und Pflegewissenschaft sowie eine Abschaffung des sogenannten Pflege-TÜV. Für alle, die sich mit der Altenhilfeproblematik beschäftigen, enthält das Buch nichts Neues. Doch gerade darin liegt der eigentliche Skandal. Claus Fussek weist schon seit Langem in seinen öffentlichen Auftritten immer wieder auf den entscheidenden Punkt hin, dass wir in der Altenpflege kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem haben. Die Autoren legen in dem Buch schonungslos ihre Finger in die Wunden eines maroden Altenhilfesystems. Es bleibt daher zu hoffen, dass es dazu beitragen kann, die Situation in der Altenpflege endlich (!) nachhaltig zu verbessern. Mit den Autoren wünsche ich mir strukturelle Reformen des Pflegesystems, die ein solches Buch überflüssig machen. Michael Graber-Dünow, Heimleiter, Frankfurt am Main
Knaur Taschenbuch Verlag, München 2013, 208 Seiten, 7 Euro Dr. med. Mabuse 210 · Juli / August 2014
Buchbesprechungen
Thomas Foth
Caring and Killing Nursing and Psychiatric Practice in Germany, 1931–1943
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s ist in den letzten Jahren still geworden um die Psychiatrie im Nationalsozialismus. Als ob alles gesagt und erforscht wäre. Das war mal anders: Im Zuge der Psychiatrie-Enquête befassten sich Anfang der 1980er Jahre viele in der Psychiatrie Beschäftigte mit diesem Thema, auch um ihr eigenes Handeln und Denken angesichts der entsetzlichen Taten von Psychiatern und PflegerInnen während des Nationalsozialismus kritisch zu überprüfen. Höhepunkt war die Veröffentlichung von Ernst Klee zur „‚Euthanasie‘ im NS-Staat“ (1985). Danach übernahmen vor allem FachhistorikerInnen die Aufarbeitung der Psychiatriegeschichte, die „Laienhistoriker“ zogen sich weitgehend zurück, ebenso still wurde es um die Selbstreflexion der Psychiatriebeschäftigten. Thomas Foth hat nun ein Buch vorgelegt, das sich mit der Rolle des Pflegepersonals während des Nationalsozialismus befasst und der Frage nachgeht, in welcher Weise pflegerisches Handeln und Dokumentieren die nationalsozialistischen Tötungsaktionen beeinflusste. Das Buch ist die Dissertation des Autors, der an den Universitäten Ottawa und Osnabrück Pflegewissenschaften lehrt. Anhand der beiden Hamburger psychiatrischen Anstalten – Friedrichsberg für die „heilbaren“ und Langenhorn für die „unheilbaren“ PatientInnen – zeigt er die Dynamik der nationalsozialistischen Psychiatrie von der Zwangssterilisation bis zu den Vernichtungsaktionen auf. Dabei interessiert ihn vor allem Folgendes: Welche grundlegenden Beziehungsstrukturen zwischen Pflegenden und PatientInnen entfalten sich in den Krankenblatteinträgen und welche diskursiven Mechanismen sind erkennbar? Inwieweit lässt sich darin schon die spätere Radikalisierung aufspüren, die Voraussetzung dafür war, dass Pflegende aktiv an der Ermordung psychisch kranker Menschen teilnahmen? Das Besondere an seiner Untersuchung ist, dass er sich die Krankenakte und die pflegerischen Einträge über eine einzelne Patientin heraussucht und aus dieser
Dr. med. Mabuse 210 · Juli / August 2014
individuellen Mikroperspektive heraus grundlegende Fragestellungen bearbeitet. Die Patientin ist Anna Maria Buller, die 1931 im Alter von 18 Jahren in Friedrichsberg aufgenommen, 1933 nach Langenhorn verlegt und von dort 1943 nach Hadamar transportiert wurde, wo man sie schließlich ermordete. Deutlich wird, wie zentral die pflegerischen Einträge für das Schicksal der Patientin waren: Das Pflegepersonal, das nah am Alltag und Erleben der Patientin stand, stülpte der jungen Frau mithilfe seiner Berichte eine neue Identität über, die sie zur Insassin machte und konstruierte diese Identität stets wieder neu, sei es durch Therapieversuche, pflegerische oder disziplinarische Maßnahmen. Vor allem bei den widerständigen und eigensinnigen PatientInnen, wie Anna Maria Buller eine war, entstanden daraus neue Verrücktheiten und Symptome, die das konstruierte Bild nur bestätigten. Mit Rückgriff auf die Theorie des Philosophen Giorgio Agamben beschreibt Foth die psychiatrische Anstalt während des Nationalsozialismus als „Ausnahmezustand“, in dem sich die PflegerInnen und ÄrztInnen des Patienten in Gänze bemächtigen, sodass diesem nur mehr die „nackte Existenz“ blieb. Die PatientInnen drohten zu „leeren Schalen“ zu werden, abgedrängt in „Zonen der Unsichtbarkeit“ und den absoluten Ausschluss. Wenn nur noch alle paar Monate ein Eintrag des Pflegepersonals erfolgte, so kam dies einem schleichenden Todesurteil gleich. Thomas Foth hat ein wichtiges Buch geschrieben. Ein gut lesbares Buch, das durch seine Genauigkeit der Analyse und durch seine Schlussfolgerungen zum Nachdenken anregt, aufrüttelt und in jedem Fall spannende Debatten anstoßen kann. Hans-Ludwig Siemen, Psychologe, Uttenreuth
Wichtig für Alle.
Vorsorge für Unfall, Krankheit und Alter Broschüre, herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium der Justiz. Geheftet € 4,90 ISBN 978-3-406-66321-5
Pflegebedürftig – Was tun? Broschüre, herausgegeben vom Paritätischen Gesamtverband. Geheftet € 4,90 ISBN 978-3-406-65082-6
Palliativpflege durch Angehörige Broschüre, herausgegeben von der Deutschen Palliativstiftung. Geheftet € 4,90 ISBN 978-3-406-66150-1
Erhältlich im Buchhandel oder bei: beck-shop.de Verlag C.H.BECK oHG · 80791 München | bestellung@beck.de Preise inkl. MwSt.
V&R unipress, Göttingen 2013, 279 Seiten, 44,99 Euro
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Buchbesprechungen
Ilka Quindeau
Sexualität
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ie psychoanalytische Sexualtheorie hat – zumindest im Laienverständnis – drei äuĂ&#x;erst fragwĂźrdige Vorstellungen in die Welt gesetzt: Erstens die Pathologisierung der Homosexualität als eine verfehlte Entwicklung. Zweitens die Privilegierung des vaginalen Orgasmus als Zeichen „reifer“ Weiblichkeit gegenĂźber dem klitoralen Orgasmus und damit einhergehend die Privilegierung des Koitus als einzig normale Sexualpraktik. Und drittens die Triebtheorie, die einen dem KĂśrper innewohnenden Sexualtrieb propagiert. Aus diesem Grund war mir psychoanalytische Sexualtheorie bislang immer wenig sympathisch. Umso erfreulicher ist es, dass Ilka Quindeau in ihrem knappen Lehrbuch diese und andere problematische Setzungen oder Fehlrezeptionen aufgreift, kritisiert und weiterdenkt. Die inhaltlich wie theoretisch dichte Schrift ist angenehm klar geschrieben, äuĂ&#x;erst stringent argumentiert und bietet eine solide EinfĂźhrung in die wichtigsten Bausteine psychoanalytischer Sexualtheorie. Dabei lässt sie das leicht NebulĂśse und oft schwer Verständliche, das psychoanalytischen AusfĂźhrungen gerne anhaftet, weit hinter sich. Schon in der Einleitung wirft die Autorin das Triebkonzept Ăźber Bord und ersetzt es durch den Begriff des Begehrens
der Allgemeinen VerfĂźhrungstheorie von Jean Laplanche. Das erste Kapitel stellt dann gleichwohl die wesentlichen Gedanken der „Drei Abhandlungen“ und die freudsche Triebtheorie dar. Das zweite Kapitel zur „Entstehung des Sexuellen“ begrĂźndet ein Verständnis von Sexualität, das diese nicht auf eine biologische Grundausstattung mit dem Ziel der Reproduktion reduziert, sondern der sozialen Dimension die zentrale verhaltensformende Bedeutung zuspricht. Das heiĂ&#x;t: Unserer Sexualität geht es um Lust und Begehren. Das dritte Kapitel beschreibt die sexuelle Entwicklung im Lebensverlauf und bietet mit der zentralen Metapher der Umschrift ein Konzept an, das sowohl den Veränderungen als auch den Kontinuitäten zwischen der „polymorph-perversen“ kindlichen Sexualität und der Erwachsenensexualität gerecht wird. Im vierten Kapitel verbirgt sich hinter der Ăœberschrift „Sexuelle Orientierung und Identitäten“ ein radikaler Bruch mit den gängigen Unterscheidungen von weiblicher und männlicher Sexualität sowie von Hetero- und Homosexualität. Hier zeigt sich, dass die Autorin nicht nur Psychoanalytikerin, sondern auch Soziologin ist und die sozial- und kulturwissenschaftliche Debatte um die kulturelle Dominanz der Zweigeschlechtlichkeit aufmerksam verfolgt. So kommt sie zu dem Schluss, dass eine „dichotome Unterteilung in eine männliche und eine weibliche Sexualität wenig angemessen“ sei und schlägt
vor, Geschlecht als Kontinuum zu begreifen. Bezogen auf die Unterscheidung von Hetero- und Homosexualität wirft sie die Frage auf, wie sinnvoll eine solche Kategorisierung Ăźberhaupt sei und beantwortet sie mit deutlichen Worten: „Deshalb plädiere ich dafĂźr, die wenig fruchtbare Suche nach Unterschieden zu beenden und auf die konventionelle Unterscheidung von Homo- und Heterosexualität im psychoanalytischen Diskurs zu verzichten.“ Das letzte Kapitel widmet sich der Bedeutung von Sexualität in der und fĂźr die Psychotherapie und ist ein flammendes Plädoyer fĂźr eine stärkere Beachtung und mutigere Thematisierung von sexuellen Inhalten in Therapien. Das Buch bietet eine einmalige Gelegenheit, eine durchgelĂźftete und entrĂźmpelte Version psychoanalytischer Sexualitätstheorie kennen und schätzen zu lernen. Silja Matthiesen, Institut fĂźr Sexualforschung und Forensische Psychiatrie, Uniklinik Hamburg-Eppendorf
Psychosozial-Verlag, GieĂ&#x;en 2014, 143 Seiten, 16,90 Euro
Lebenswelt Heim Zeitschrift des Bundesverbandes GHU $OWHQ XQG 3Ă€HJHKHLPH gVWHUUHLFKV 9 9 9 9 9 9 9 9
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Inn t fĂźr Leser n e m e n n o b Das A pflege in der Alten
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Dr. med. Mabuse 210 ¡ Juli / August 2014
Buchbesprechungen
Ute Taschner, Kathrin Scheck
Meine Wunschgeburt Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt: Begleitbuch fßr Schwangere, ihre Partner und geburtshilfliche Fachpersonen
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ie Geburt ist ein SchlĂźsselereignis unseres Lebens – und zwar im doppelten Sinne. Einerseits prägt die Erfahrung der eigenen Geburt ganz wesentliche psychosoziale und gesundheitliche Grundlagen unserer kĂźnftigen Entwicklung – auch wenn wir uns in der Regel nicht daran erinnern kĂśnnen. Andererseits ist das Gebären einer der zentralen Momente weiblicher Selbsterfahrung. Insofern mĂźssen wir in den Umständen des Gebärens und des Geboren-Werdens ein äuĂ&#x;erst bedeutsames Element nachhaltiger GesundheitsfĂśrderung sehen. Eine heile Geburt ist das Fundament fĂźr ein heiles Leben. Leider verlaufen etwa ein Drittel aller Geburten in Deutschland nicht auf natĂźrlichem Wege, sondern per Kaiserschnitt. Aus einer Operation, die ursprĂźnglich der Rettung von Leben und Gesundheit diente, wurde eine etablierte Alternative zur natĂźrlichen Geburt. Nicht einmal die Hälfte aller Kaiserschnitte ist tatsächlich zwingend indiziert. Das bedeutet, dass in Deutschland jährlich weit Ăźber 100.000 Frauen und deren Kinder eine Geburt erleben, die dramatisch vom biologischen Programm abweicht – mit psychosozialen und gesundheitlichen Folgen, die wir erst langsam zu begreifen beginnen. Wir mĂźssen von einer Epidemie groĂ&#x;en AusmaĂ&#x;es sprechen, die weder von der Ă„rzteschaft, noch von der Gesellschaft und der Politik ausreichend wahrgenommen und bekämpft wird. Aus der Perspektive der betroffenen Frauen ist diese Entwicklung hoch problematisch. MĂźtter, die ihr Leben oder das ihres Kindes dem Kaiserschnitt zu verdanken haben, kĂśnnen oft die Dramatik des Geschehens nicht oder nur unzureichend aufarbeiten. Noch grĂśĂ&#x;ere Probleme jedoch haben Frauen, die den Kaiserschnitt ohne zwingende medizinische Notwendigkeit oder gar auf eigenen Wunsch erleben mussten. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Geschehenen und mit der Bedeutung fĂźr die Zukunft ist bei ihnen oft kaum mĂśglich und echte Hilfsangebote fĂźr betroffene Frauen sind leider eine Seltenheit. Dr. med. Mabuse 210 ¡ Juli / August 2014
Dieses Buch bildet eine beglĂźckende Ausnahme und ist ein wertvoller Impuls auf dem Weg zu einer neuen Geburtskultur. „Meine Wunschgeburt“ – ein Titel, dessen visionäre Kraft sich erst nach der Auseinandersetzung mit der komplexen Materie erschlieĂ&#x;t. Die Autorinnen haben ein Werk geschaffen, das auf den ersten Blick ein Ratgeber, ein populärwissenschaftliches Themenbuch und eine Sammlung von Erfahrungsberichten von und fĂźr betroffene Frauen zu sein scheint. Bei genauer Betrachtung stellt es jedoch weit mehr dar: Das Buch bietet eine präzise Gesamtschau auf das Problem Kaiserschnitt und dessen Bedeutung fĂźr Frauen und Kinder – und fĂźr unsere ganze Gesellschaft. Mit erstaunlicher fachlicher Kompetenz und beeindruckender Authentizität haben die Autorinnen die verschiedenen Aspekte des Themas dargestellt und verständlich, Ăźbersichtlich und medizinisch korrekt zusammengefasst. Das Ergebnis dĂźrfte betroffenen Frauen eine wirkliche Hilfe sein. Sie werden die HintergrĂźnde des Erlebten besser verstehen und mit den Folgen besser umgehen lernen. FĂźr die nächste Schwangerschaft dĂźrfte dies bedeutsame Wirkungen haben: Kompetenz und Selbstvertrauen werden gestärkt – und damit die Grundlage fĂźr ein gutes Geburtserlebnis gelegt. Besonders wertvoll dĂźrften die Erfahrungsberichte im zweiten Teil des Buches sein, die auch fĂźr das Fachpublikum lesenswert und lehrreich sind. Sie zeigen die Breite der Erfahrungen und die Verschiedenheit der Verarbeitung. In dieser Vielfalt werden sich betroffene Frauen wiederfinden kĂśnnen und sich verstanden fĂźhlen. Das lesenswerte, kurzweilige und interessante Buch wird vielen Frauen Hilfe, Stärkung und Trost schenken – und ist somit ein wertvoller Beitrag fĂźr den Kampf um niedrigere Kaiserschnittraten. Sven Hildebrandt, Facharzt fĂźr Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden
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Heike Haarhoff, Hrsg.
ORGANVERSAGEN Die Krise der Transplantationsmedizin in Deutschland Mit einem Vorwort von David Wagner
Referenz Verlag
Heike Haarhoff, Hrsg.
Organversagen Die Krise der Transplantationsmedizin in Deutschland Mit einem Vorwort von David Wagner
Das Buch informiert Ăźber die HintergrĂźnde und Fakten des deutschen Transplantationsskandals. Es gibt DenkanstĂśĂ&#x;e, stellt Fragen nach Qualitätssicherung, Prävention, Alternativen. Und es diskutiert Auswege aus der Misere – aus gesellschaftspolitischer, juristischer, Ăśkonomischer, medizinischer und ethischer Sicht. Es versteht sich als konstruktiver Appell an Politik wie Gesellschaft, den Organskandal als Chance zu begreifen. 320 Seiten ‡ Englische Broschur Preis: 24,90 EUR [D]/25,60 EUR [A]/30,10 CHF ISBN 978-3-943441-16-1
Referenz Verlag Oberschelder Weg 27 a 60439 Frankfurt
edition riedenburg, Salzburg 2012, 236 Seiten, 24,90 Euro
Telefon (0 69) 9 51 18 59 22 Telefax (0 69) 9 51 18 59 55 E-Mail: info#referenz-verlag.de www.referenz-verlag.de
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Einladung zur DGSP-Jahrestagung 2014 Yvonne Lehmann
Medizinisch-technische Assistenz oder Fachpflege? Eine Evaluationsstudie zu Qualifizierungswegen und -profilen für das Handlungsfeld Anästhesie
A Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. (DGSP) hat das Thema:
„Sozialpsychiatrische Grundhaltung: für Selbstbestimmung und die Vermeidung von Zwang“ Zeit und Ort: 13. bis 15.11.2014 in Bremen, „Kulturzentrum Schlachthof“ Neben Vorträgen, Foren und Arbeitsgruppen sind auch zahlreiche Begegnungen in Einrichtungen der Bremer Sozialpsychiatrie geplant. Als Referenten und Referentinnen konnten u.a. folgende Experten und Expertinnen gewonnen werden: Prof. Dr. Michaela Amering Prof. Dr. Peter Kruckenberg Prof. Dr. Rudolf Hickel Dr. Matthias Heißler Jörg Utschakowski Carmen Roll Es unterhält Sie das Bremer Playback-Theater. Daneben bietet eine „Tagungslounge“ vielfältige Gelegenheiten des informellen Austausches.
Informationen: DGSP-Geschäftsstelle Zeltinger Str. 9, 50969 Köln Tel.: 0221 511002 E-Mail: dgsp@netcologne.de www.dgsp-ev.de Foto: Helmut Mahlstedt, aus dem Katalog: Süchte & Freuden – Blaumeiers Stillleben, 2011
ufgrund zunehmender Finanzierungsprobleme in den Krankenhäusern fragt sich manche Krankenhausleitung, ob die traditionellen, zeitaufwendigen Fachweiterbildungen für Pflegende in den verschiedenen Fachbereichen tatsächlich erforderlich sind. Für die OPPflege wurde daher bereits in den 1990er Jahren die Operationstechnische Assistenz (OTA) als neues Berufsbild erprobt und von der Deutschen Krankenhausgesellschaft anerkannt. Für den Bereich der Anästhesie gab es zur selben Zeit erste Überlegungen, die Fachweiterbildung für Pflegende durch die grundständige Ausbildung zur Anästhesietechnischen Assistenz (ATA) zu ersetzen. Die Umsetzung der ersten ATA-Ausbildung erfolgte jedoch erst im Jahr 2004 am Universitätsklinikum Halle. In ihrem Buch – eine überarbeitete Version der eigenen Dissertation – evaluiert die Autorin dieses Pilotprojekt. Die Evaluation erfolgte in mehreren Teilprojekten. Es wurden nicht nur die AbsolventInnen des Pilotprojekts am Ausbildungsende und ein Jahr nach Beendigung der Ausbildung befragt, sondern ebenfalls die schriftlichen Befragungen von 241 Krankenhaus-PflegedirektorInnen berücksichtigt sowie fachweitergebildete Pflegende als Vergleichsgruppe befragt. Ziel der Evaluation war es, die Qualifizierung der ATA und der Fachweiterbildung „Intensivpflege und Anästhesie“ zu vergleichen sowie die Einmündung der ATA in das Berufsfeld zu beurteilen. Eine Besonderheit der Ausbildung im Rahmen des Pilotprojekts war, dass sie zum größten Teil gemeinsam mit den Teilnehmenden der bereits bestehenden OTAWeiterbildung stattfand. Dies wurde von der Autorin entsprechend berücksichtigt, erschwert es den LeserInnen aber in einigen Teilen des Buches, den Gesamtüberblick zu behalten, was eine kleine Einschränkung der Lesbarkeit nach sich zieht.
Die Autorin beschreibt anschaulich ihr methodisches Vorgehen, die bisher noch in den Kinderschuhen steckende Berufsbildungsforschung der Gesundheitsberufe sowie die Ergebnisse ihrer Teiluntersuchungen, die sie am Ende der Kapitel jeweils nachvollziehbar zusammenfasst. Hinweise auf darüber hinaus erforderliche Forschung sind ebenso wie die kritische Reflexion des eigenen Vorgehens enthalten. Als Fazit hält die Autorin fest, dass sowohl die bisherige Fachweiterbildung für die Anästhesie- und Intensivpflege als auch die neue Qualifizierung zur ATA ihre Berechtigung haben. Jedoch seien Verbesserungen in beiden Ausbildungen erforderlich. Dies betreffe im Rahmen der praktischen Ausbildung in erster Linie die knappen Zeitreserven für eine systematische Anleitung und im theoretischen Teil der Ausbildung veraltete Unterrichtsmethoden sowie den häufigen Unterrichtsausfall durch ÄrztInnen. Es bleibt zu hoffen, dass die Berufsbildungsforschung der Gesundheitsberufe diese Erkenntnisse aufgreift, um die Ursachen der genannten Defizite klarer zu erkennen. Das Buch gibt wertvolle Hinweise für Planende in den Aus- und Weiterbildungseinrichtungen sowie für das Krankenhausmanagement. Gerade, weil bisher nur wenige Ergebnisse zum Erfolg der veränderten Berufsbilder bekannt sind, kann die Lektüre Entscheidungen der Managementverantwortlichen fundiert unterstützen. Auch allen Lehrenden in der ATA-Ausbildung beziehungsweise Fachweiterbildung kann es empfohlen werden. Mathilde Hackmann, wiss. Mitarbeiterin an der Hamburger Fern-Hochschule
Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2013, 301 Seiten, 39,90 Euro Dr. med. Mabuse 210 · Juli / August 2014
Schwangerschaft und Geburt im Mabuse-Verlag
Cory Silverberg, Fiona Smyth Wie entsteht ein Baby? 3 Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind Bettina Salis Psychische Störungen im Wochenbett 3 Möglichkeiten der Hebammenkunst Psychische Verstimmungen im Wochenbett können vom vergleichsweise harmlosen „Baby-Blues“ bis hin zu einer massiven Erkrankung reichen. Werden die Symptome frühzeitig erkannt, stehen die Chancen für eine baldige Heilung gut. Eine besondere Rolle kommt hier den Hebammen zu. Dieses Buch bietet ihnen praxisnahe Hilfestellungen. 2. Aufl. 2016, 141 S., 34,95 EUR, Nr. 202025
Michel Odent Im Einklang mit der Natur 3 Neue Ansätze der sanften Geburt In den Industrienationen gelten Kaiserschnitt und aktives „Wehenmanagement“ als normale Bestandteile einer Geburt. Eindringlich warnt der Autor vor den Risiken einer technisierten Geburtspraxis. Er plädiert für eine Wende in der Geburtshilfe, die dem Handeln und Erleben von Mutter und Kind wieder mehr Raum lässt. Ein aufrüttelndes und visionäres Buch – für werdende Eltern, Hebammen und GynäkologInnen. 3. Aufl. 2017, 166 S., 19,95 EUR, Nr. 00178
Christiane Schwarz Wie spät ist zu spät? 3 Unterstützung bei der Entscheidung zur Geburtseinleitung Das Buch richtet sich an Schwangere, ÄrztInnen und Hebammen, die nach einer fundierten Unterstützung bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung für oder wider eine Geburtseinleitung suchen. Erstmals in Deutschland bietet es dafür eine Analyse der relevanten Daten und eine Bewertung von verfügbaren Entscheidungshilfen und Informationen für Schwangere. 2017, 104 S., 19,95 EUR, Nr. 202303
Dieses Buch erklärt Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt so, dass sich alle Kinder darin wiederfinden können: Es verzichtet konsequent auf die Darstellung geschlechtstypischer Verhaltensweisen und legt sich nicht fest, welche Art des Kinderkriegens die „normale“ ist. Eine einzigartige Hilfe für die Sexualaufklärung. 2. Aufl. 2015, 39 S., gebunden, vierfarbig, 16,90 EUR, Nr. 202170
Michel Odent Es ist nicht egal, wie wir geboren werden 3 Risiko Kaiserschnitt
Ilka-Maria Thurmann Kaiserschnitt heilsam verarbeiten 3 Die prä- und perinatal basierte Spieltherapie® nach Thurmann
Michel Odent kritisiert ein „industrialisiertes Geburtenmanagement“ und Kliniken, die den Kaiserschnitt auch ohne medizinische Notwendigkeit durchführen. Eindrücklich beschreibt er die weitreichenden körperlichen und psychischen Konsequenzen: von der Häufigkeit von Allergien bis hin zum Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung. 3. Aufl. 2016, 177 S., 19,95 EUR, Nr. 202242
Die Auswirkungen einer KaiserschnittEntbindung auf das Kind werden oft unterschätzt. Manchmal entsteht sogar ein seelisches Trauma. Ilka-Maria Thurmann erläutert typische Verläufe und Problemstellungen, die sich in ihrer 20-jährigen therapeutischen Praxis verdichtet haben. Eine einzigartige Hilfe nicht nur für KindertherapeutInnen, sondern auch für Hebammen, PädagogInnen, ÄrztInnen und Eltern. 2015, 129 S., 19,95 EUR, Nr. 202241
Funk, Miriam Tabuthema Fehlgeburt 3 Ein Ratgeber Viele Frauen, die Fehlgeburten erleiden, schweigen und fühlen sich in ihrer Situation allein, denn es ist ein gesellschaftliches Tabuthema, über den Verlust des ungeborenen Kindes zu sprechen. Dieser Ratgeber bietet fachliche Informationen rund um das Thema Fehlgeburt und soll Frauen Wissen an die Hand geben, um den Verlust bestmöglich zu verarbeiten. Aber auch Angehörigen, Freunden und medizinischem Personal kann dieses Buch helfen, sensibel mit dem Thema umzugehen. 2017, 120 S.,16,95 EUR, Nr. 202334
Wir veröffentlichen Bücher für Hebammen Der Mabuse-Verlag publiziert Bücher für Hebammen. Manuskripte werden gern angenommen. Bitte wenden Sie sich an: Nicola Weyer – Tel.: 069-70 79 96 13 oder: verlag@mabuse-verlag.de
www.mabuse-verlag.de
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Buchbesprechungen
Ulrike Marwedel, Siegfried Weyerer, Martina Schäufele
Demenzielle Erkrankungen
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icht schon wieder ein Buch über Demenz“, denkt man sich zunächst. Der Markt quillt über. So wie jeder zehnte Bundesbürger meint, Krimis schreiben zu müssen, gibt es Heerscharen von mehr oder minder begabten AutorInnen, die sich berufen fühlen, nun auch noch mal etwas über Demenz zu schreiben. Für jemanden, der berufsbedingt immer wieder mit diesen (Mach-)Werken zu tun hat, ist diese Redundanz ermüdend und nervtötend. Dasselbe gilt für die oft lausige Qualität, inhaltlich wie didaktisch. Und jetzt schon wieder ein neues Buch? Und da soll alles anders sein? Jawohl, da ist alles anders! Der Inhalt ist vollständig: Neben Grundlagen werden Klinik, Assessment-Instrumente und Behandlungsmethoden vorgestellt; Ethik, Angebote für Demenzkranke, rechtliche Fragen und vieles andere mehr geklärt. Auch die Qualität der Inhalte ist hervorragend. Es lassen sich keine großen Fehler finden und nahezu alles ist wissenschaftlich auf dem neuesten Stand. Auf didaktischer Seite zeichnet sich das Buch dadurch aus, dass der Leser auch an komplizierte Sachverhalte nachvollziehbar heran- und durch sie hindurchgeführt wird. Dabei helfen auch die instruktiven Abbildungen – ebenso die Worterklärungen, die jeweils am Kapitelende stehen. Hier werden nicht nur spezielle Fachtermini verständlich erläutert, sondern auch Begriffe und Formulierungen, die allgemein in der wissenschaftlichen Literatur immer wieder verwendet werden. Auch die Gestaltung ist ansprechend: Insgesamt ist das Buch sehr übersichtlich und mit vielen Fotos illustriert, die nicht nur das jeweilige Thema aufgreifen, sondern auch wichtige Persönlichkeiten und AutorInnen zeigen. Der flexible Einband wirkt stabil und es wurde glücklicherweise auf hochwertigem Papier gedruckt. Weil der Rezensent aber aus Prinzip Kritikpunkte finden will, sei darauf hingewiesen, dass die berühmte „Beers-Liste“, die inadäquate Medikamente für PatientInnen über 65 Jahre versammelt, nur in der vorletzten Auflage von 2003 zitiert wird – nicht in der aktuellen von 2012. Daneben vermisst man beim Lesen Aus-
Eine der zahlreichen Fotografien, die im Buch abgebildet sind, zeigt Mitarbeiterinnen aus dem Anna Haag Haus in Stuttgart mit einer Bewohnerin.
führungen zum „Werdenfelser Weg“ zur Reduzierung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen, der leider an keiner Stelle thematisiert wird. Abschließend noch eine Bemerkung zu den AutorInnen: Ulrike Marwedel ist Pädagogin und Gerontologin. Die PsychologInnen Siegfried Weyerer und Martina Schäufele genießen seit vielen Jahren auch international hohes Ansehen in der epidemiologischen und Versorgungsforschung. Sie sind also keine „Schreibtischtäter“, vielmehr haben sie zahllose Altenheime und Pflegedienste, die Lebenssituation der Demenzkranken und die Nöte der MitarbeiterInnen hautnah erlebt. Mit den Inhalten dieses Buches ist man für die Arbeit mit Demenzkranken bestens gerüstet. Dieses schwierige Thema wird ebenso fundiert und umfassend wie verständlich dargestellt, es gibt keine Plattheiten oder entstellende Verkürzungen – solide, ohne trocken oder langweilig zu sein. Den AutorInnen ist ein hervorragendes Werk gelungen, in diesem Marktsegment mit Abstand das Beste, das ich kenne. Dirk K. Wolter, Gerontopsychiater Haderslev
Europa-Lehrmittel Verlag, Haan-Gruiten 2013, 446 Seiten, 22,20 Euro
Dr. med. Mabuse 211 · September / Oktober 2014
Buchbesprechungen
Geschwisterbeziehung und seelische Erkrankung Entwicklungspsychologie, Psychodynamik, Therapie
W
ie sehr prägen und verstören uns Geschwisterbeziehungen? Schon die Geschichte von Kain und Abel spiegelt das Ausmaß und die Intensität der Gefühle und Konflikte zwischen Brüdern. Es ist merkwürdig, dass im Kontrast zu dieser von archaischer Bedeutung anmutenden Erzählung Geschwisterbeziehungen in der Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse ein auffallendes Schattendasein führen. Konzeptuelle Überlegungen oder Theorien sind eher dünn und anders als etwa im Ödipus- oder Elektrakomplex musste keine mythische Sage als Matrix für die Formulierung eines Grundkonfliktes herhalten. Bei näherer Betrachtung fällt schnell auf, dass über das Spannungsfeld zwischen Neid und Rivalität einerseits und liebevoller Verbundenheit andererseits hinausgehend nur begrenzt Verallgemeinerndes zu sagen ist. Es scheint die Grundaufgabe der Individualisierung unter Geschwistern zu sein, die eigene Position zwischen dem Sich-Ähneln und dem SichUnterscheiden auszuloten und sich im Familienzusammenhang ausreichend geliebt zu fühlen. Darüber hinaus aber bestimmen allzu viele Faktoren die Qualitäten einer Geschwisterbeziehung. Äußere Faktoren, wie Geschlecht und Anzahl der Geschwister, Geburtenrang oder auch der Abstand zwischen den Geburten beschreiben nur die auffälligsten darunter. Fast ebenso wichtig dürften die Fantasien, Zuschreibungen und Erwartungen der Eltern sein, die von deren eigenen Geschwistererfahrungen, Geschlechtsrollenidentifikationen und familiären Hintergründen geprägt sind. Die emotionale Komplexität und Vielfalt von Qualitäten der Geschwisterbeziehungen verunmöglicht letztlich das Formulieren allgemeingültiger Thesen und erklärt die eher magere Theoriebildung. Angesichts dessen ist es das besondere Verdienst des 2013 erschienenen Bandes von Dorothee Adam-Lauterbach, die Aufmerksamkeit auf die umfassende Bedeutung von Geschwisterbeziehungen zu lenDr. med. Mabuse 211 · September / Oktober 2014
ken und nach ihren (un-)bewussten Auswirkungen zu fragen. Aus psychoanalytischer Perspektive geschrieben gelingt es ihr gut, die vielschichtigen Dimensionen eingehend zu untersuchen und zu diskutieren sowie die theoretischen Hintergründe näher zu erklären. So weist die Autorin etwa auf eine Veränderung der Konzeption innerhalb der Psychoanalyse hin: Wird in früheren Konzepten die Auffassung vertreten, Geschwisterbeziehungen leiteten sich aus dem Verhältnis zu den Eltern ab, so wird in neueren Ansätzen der Geschwisterdynamik eine eigenständige Rolle jenseits der Eltern zugemessen – und umso mehr legitimiert sich ihre eigenständige Würdigung. Die umfassende und sehr profunde Zusammenschau der psychologischen und psychoanalytischen Fachliteratur zum Thema, die illustrierenden Fallgeschichten und die weiterführenden Überlegungen und Fragen der Autorin regen das eigene Nachdenken gerade auch über mögliche pathogene Auswirkungen von Geschwistererfahrungen lebhaft an. Beispielhaft sei hier etwa die „Entthronung“ nach Geburt eines Geschwisterkindes genannt. Das eigentliche Lese-Geschenk des Bandes besteht vor allem darin, dass man an vielen Stellen an eigene PatientInnen denkt und deren Problemstellungen wie auch Behandlungsverläufe auf eine neue und umfassendere Weise versteht. So scheint das zusätzliche Kapitel zu einer auswertenden Studie von 215 Patientenakten, inwiefern sich Zusammenhänge zwischen Geschwisterbeziehungen und seelischen Erkrankungen statistisch durch die Auswertung von Krankenakten nachweisen lassen, eigentlich gar nicht mehr nötig. Nachhaltig wirkt die Freude darüber, mit diesem Buch ein differenzierteres Verständnis der (un-)bewussten Phänomene in Geschwisterbeziehungen zu entwickeln und dies in der klinischen Praxis fruchtbar machen zu können. Dr. Vera Kattermann, Psychoanalytikerin, Berlin
Selbst pflegen – ohne Selbstaufgabe
Angela Caughey
Das Demenz-Buch Praktische und persönliche Ratschläge für pflegende Angehörige und professionelle Helfer Gehaltvoll: Von renommierten Experten der Gerontopsychiatrie empfohlen Griffbereit: Schnell auffindbare Ratschläge für verschiedene Situationen Menschlich: Greift frei von Tabus die Gefühle des Pflegealltags auf
Irrtum und Preisänderungen vorbehalten. / Abb. © www.fotolia.de
Dorothee Adam-Lauterbach
Die Autorin hat sich entschieden, ihren erkrankten Ehemann selbst zu pflegen. Frei von Betroffenheitspathos hat sie in den 12 Jahren der Pflege ein zupackendes, höchst praktisches Buch geschrieben. Es geht auf alle erdenklichen Situationen im Alltag mit dem dementen Menschen würdevoll und zugleich ungeschönt ein. 2014. Ca. 304 Seiten, 2 Abb., kart. Ca. € 24,99 (D) / € 25,70 (A) ISBN 978-3-7945-3086-1
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013, 176 Seiten, 24,95 Euro
www.schattauer.de
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Buchbesprechungen
Bernd Hontschik
Hippokrates for sale Von der schleichenden Zerstörung des solidarischen Gesundheitswesens
Studienausgabe des Standardwerks!
Mit diesem Handbuch ist intendiert, den erreichten Entwicklungsfortschritt der Pflegewissenschaft aufzuzeigen und zugleich voranzutreiben. Studierende wie Lehrende, aber auch Forscher und Mitarbeiter verschiedenster Institutionen können hier auf ein Übersichtswerk zurückgreifen, in dem die zentralen Themen und Entwicklungen des Fachgebiets komprimiert dargestellt werden. Das Handbuch gibt Einblick in die Breite des nationalen und internationalen pflegewissenschaftlichen Diskurses, geht aber auch vertiefend auf einzelne Themenkomplexe ein, die für die Entwicklung von Pflegewissenschaft und -praxis besonders wichtig sind. 2014, 766 Seiten, broschiert, € 49,95 ISBN 978-3-7799-3123-2
www.juventa.de
JUVENTA
U
nd immer wieder schickt ihr mir Briefe,/ in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:/ ›Herr Kästner, wo bleibt das Positive?‹/ Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt“, seufzte Erich Kästner 1930. Grund genug hatte der Dichter damals freilich, Beunruhigendes in Prosa und Poesie zu verbreiten. Die Nazis waren zweitstärkste Partei im Reichstag geworden und der Anfang vom Ende der Weimarer Demokratie zeichnete sich ab. Dem praktizierenden Chirurg und zornigen Publizist Bernd Hontschik hat man angesichts seiner kritischen Kolumnen und Essays über den Zustand unseres Gesundheitswesens oft dieselbe Frage gestellt: „Wo bleibt das Positive?“ Heißt es nicht oft, wir hätten das beste Gesundheitssystem der Welt? Geht es uns nicht immer besser mit all der Vorsorge, den innovativen Medikamenten und bestens versicherten Gesundheitsrisiken? Sicher, wo Licht ist, ist auch Schatten, aber muss man gleich „die schleichende Zerstörung des solidarischen Gesundheitswesens“ an die Wand malen? – Wenn man Hontschiks bewundernswert konzise und knappe Kapitel liest, vergeht einem nicht nur schnell der Humor, sondern auch die Zuversicht. Das ist nicht schön, aber gut so. Hontschik zeigt, dass die Errungenschaften und Leistungen eines in der Tat beachtlichen Solidarsystems in höchster Gefahr sind. Und dass es einen „Ruck durch Deutschland“ geben müsste, um diese verhängnisvolle Entwicklung aufzuhalten. Aber was sind die Elemente des gesundheitspolitischen Desasters, das uns droht? Der Kernsatz des Buches lautet „Nicht mehr der Kranke ist der Gegenstand der Medizin, der Heilkunst, sondern die Krankheit wird zum Gegenstand eines profitablen Wirtschaftsprogramms“. Und es ist dieses Verdikt, das Hontschik in 35 Schlaglichtern mit Beispielen untermauert, mit Anekdoten aus der eigenen Praxis illustriert und mit wissenschaftlichen Studien belegt: Ob es die Leistungsvereinbarungen in den zunehmend privatisierten Kliniken sind, die dazu Anreiz bieten, ohne belastbare Indikation möglichst viel zu operieren und die Patienten „blutig“ zu entlassen, weil
die Leistungspauschalen keine längeren Liegezeiten zulassen. Ob es die Panikmache der Pharmaindustrie angesichts scheinbar drohender Seuchen ist, für die schleunigst ein Impfstoff entwickelt, von Regierungsstellen zu Millionenchargen aufgekauft und dann mangels Ausbruchs der Seuche gegen weitere Kosten umweltschonend verbrannt wird. Oder ob es die Verquickung von politischen Ämtern und gut dotierten Pharmalobby-Aktivitäten ist. Auch die eigene Zunft, in der nicht Wenige mit wissenschaftlich vollkommen unbestätigten „individuellen Gesundheitsleistungen“ schamlos gutgläubige Patienten abzocken, wird von Hontschiks Zorn nicht verschont – denn damit scheint die humane Orientierung, die wir Ärzte eigentlich in unserem Eid des Hippokrates gelobt haben, nun wohl zur Disposition zu stehen. Neben der Frage nach dem Positiven könnte man Hontschik natürlich auch fragen: „Wo bleibt die Therapie?“ Es kann nicht das Anliegen des Buches sein, globale Rezepte zu entwickeln, wie der schleichenden Erosion des solidarischen Gesundheitswesens entgegengewirkt werden kann. Es will zunächst einmal warnen und aufrütteln, enthält aber dennoch erste Ansätze zur „Therapie“, wie etwa der Hinweis auf ein interessantes, aber totgeschwiegenes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das feststellt, dass gemeinwohlorientierte Handlungspielräume nicht zugunsten einer „materiellen Privatisierung“ aufgegeben werden dürfen – was im Klartext bedeutet, dass Privatisierungsentscheidungen von einer Gemeinde gerichtlich angegriffen und womöglich ganz verhindert werden könnten. Lösungen sind nicht „von oben“ zu erwarten. Es kommt auf uns BürgerInnen an, ob als Ärzte oder Patienten. Dazu muss aber zunächst der Finger auf die Wunde gelegt werden. Insofern wünsche ich mir, dass dem Buch eine weite Verbreitung beschieden sein möge – zu unser aller Wohl und zum Erhalt, in mancher Hinsicht schon zur Sanierung – eines Gesundheitswesens, das eigentlich auf guten Prämissen und Gedanken beruht. Dr. med. Wulf Bertram, Stuttgart
Verlag weissbooks.w, Frankfurt am Main 2014, 130 Seiten, 12,99 Euro Dr. med. Mabuse 211 · September / Oktober 2014
Buchbesprechungen
María Crojethovic, Thomas Elkeles u. a.
Veränderungspotenziale in Krankenhausorganisationen Formalität und Informalität in nordostdeutschen Krankenhäusern
M
aría Crojethovic und KollegInnen haben Beschäftigte aus dem ärztlichen und Pflegebereich zum Umgang mit aktuellen Problemen der Krankenhausorganisation befragt. Im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts der Hochschule Neubrandenburg sollte erforscht werden, inwiefern informelle Initiativen zur Lösung der organisatorischen Probleme herangezogen werden. Das Buch ist in sechs Kapitel aufgeteilt: Im ersten Kapitel werden theoretische Reflexionen zur Organisationssoziologie angestellt. Kapitel 2 und 3 stellen die Krankenhaussituation allgemein sowie unter DRG-Einfluss dar und diskutieren diese. Kapitel 4 widmet sich der Methodik der Studie. Im fünften und weitaus umfangreichsten Kapitel werden die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Befragung dargestellt, die in Kapitel 6 kurz zusammengefasst werden. Ausgangspunkt der Studie waren die Ökonomisierungsprozesse in den Krankenhäusern während der letzten Jahre. Diese haben durch die Einführung der DRGs und durch die Zunahme der Konkurrenz untereinander noch einmal einen Schub erfahren. Die empirische Untersuchung basiert auf der Annahme, dass diese – zu Arbeitsverdichtung und Personalmangel führenden – Rahmenbedingungen informelle Initiativen in Krankenhäusern auslösen können. Die AutorInnen sollten mit ihrer Annahme Recht behalten: Es zeigte sich, dass die Krankenhausorganisation beziehungsweise die Versorgung der PatientInnen zum Teil ohne solcherlei Initiativen kaum noch aufrechtzuerhalten wäre. Die Initiativen lassen sich in „legale“, „illegale“ und „prekäre“ klassifizieren. Da die AutorInnen im Vorfeld ihrer Erhebungen die Erfahrung gemacht hatten, dass Informalität mit individuellen Vorschriftsverstößen, also mit Illegalität, assoziiert wurde, verzichteten sie bei der Dr. med. Mabuse 211 · September / Oktober 2014
Befragung darauf, diese offen zu benennen. Stattdessen fragten sie in zwei Schritten nach Veränderungspotenzialen: Zunächst wurde eine anonyme quantitative Erhebung durchgeführt. Die am häufigsten genannten Probleme waren Zeit- und Personalmangel, gefolgt von zu vielen bürokratischen Regelungen und einem Mangel an Wertschätzung. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ärztlichem und Pflegepersonal, aber auch zwischen verschiedenen Statusgruppen innerhalb der beiden Berufe und zwischen Beschäftigten in Krankenhäusern mit unterschiedlicher Trägerschaft erfuhren Berücksichtigung. Im zweiten Schritt wurden die Ergebnisse thematisch sortiert und zur Grundlage der qualitativen Erhebung gemacht, um so das Feld für die hochsensible Frage nach informellen Initiativen zu eröffnen. Und hier offenbarte sich dann das ganze Elend aktueller Arbeitsbedingungen in ökonomisierten Krankenhäusern: Das zentrale Problem, der Kostendruck und der dadurch entstandene Personalmangel, erschwert gute Arbeit und gute Versorgung von PatientInnen sowohl bei ÄrztInnen als auch bei PflegerInnen in extremem Maße. Zitate und Tabellen verdeutlichen, wie sowohl Beschäftigte als auch Leitungskräfte versuchen, mit Initiativen aller Art die Versorgung aufrechtzuerhalten – durch Mehrbelastung der Beschäftigten und zum Teil sogar unter Inkaufnahme der Gefährdung von PatientInnen. Dieses etwas sperrig betitelte Buch ist allen LeserInnen zu empfehlen, die empirisch gesättigt gegen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens argumentieren wollen.
Nadja Rakowitz, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte, Maintal
Psychosozial-Verlag, Gießen 2014, 252 Seiten, 29,90 Euro
blich, tough, witzig, intellektuell, lich, mutig, fair, seriös, vertrauens nt, vielfältig, sexy, cool, lesbisch, v, weiblich, tough, witzig, intellekt ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältigsexy, cool, lesb aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les aktiv, weiblich, tough, witzig, inte ch, fröhlich,mutig, fair, seriös, ver dig, bunt, vielfältig, sexy, cool, les fair, weiblich,tough, witzig, intelle ch, fröhlich, mutig, fair, seriös, ve dig, sexy, cool, lesbisch, frech, fris witzig, intellektuell, modisch, ande , vertrauenswürdig, witzig, eigens , cool, lesbisch, frech, frisch, politi ellektuell, modisch, anders, femin würdig, eigensinnig, beständig, bu ch, frisch, politisch, aktuell, aktiv, ell, modisch, anders, feministisch, würdig, eigensinnig, beständig, bu ch, frisch, politisch, aktuell, aktiv, ell, modisch, anders, feministisch, uenswürdig, eigensinnig, beständi h, frech, frisch, politisch, aktuell, a ellektuell, modisch, anders, femini , vertrauenswürdig, eigensinnig, b l, lesbisch, frech, frisch, politisch, g, intellektuell, modisch, anders, fe eriös, vertrauenswürdig, eigensinn bisch, frech, frisch, politisch, aktue ektuell, modisch, anders, feminist
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www.l-mag.de
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Buchbesprechungen
Ulrich Fey
Gewalt gegen Pflegende
Foto: Holschneider
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Clowns für Menschen mit Demenz Das Potenzial einer komischen Kunst
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156 Seiten, broschiert, € 14,95 D ISBN 978-3-407-85986-0 Auch als erhältlich.
Angehörige und Pflegekräfte erfahren häufig Gewalt, die sie aus Rücksichtnahme oder Scham verschweigen. Darauf geht dieses Buch ein. Es entlastet, indem es klar benennt, warum und wie sich diese Gewalt äußert und dass sie keinesfalls hingenommen werden muss. Dabei wahrt es auf einfühlsame Art die Würde aller Beteiligten und bietet anhand von vielen Beispielen konkrete Hilfe an. »Wer pflegebedürftige alte Menschen würdigend behandelt, hat auch ein Recht auf Würdigung der eigenen Person und Verletzlichkeit.« Udo Baer, Gabriele Frick-Baer, Gitta Alandt
Leseprobe auf www.beltz.de
ogenannte „Clown-Doktoren“ wurden 1993 erstmals in einer deutschen Kinderklinik eingesetzt. Seither haben sich Clowns in diesem Bereich zunehmend etabliert. Vor einigen Jahren wurde auch in einzelnen Pflegeheimen damit begonnen, Clowns vor allem in die Betreuung von Menschen mit Demenz zu integrieren. In dem vorliegenden Buch beschreibt Ulrich Fey, der als „Clown Albert“ seit mehr als zehn Jahren in verschiedenen Pflegeeinrichtungen tätig ist, die Grundlagen und Wirkungsweisen der „komischen Kunst“. Dem Autor geht es vor allem um Perspektivwechsel. Das gilt zum einen für die medizinische Sicht des Phänomens Demenz, die der Pharmaindustrie, Medizin und Forschung Milliardenumsätze garantiert. Dabei stellt er die Frage, ob es sich bei vielen demenziellen Veränderungen überhaupt um eine behandlungsbedürftige Krankheit handelt oder ob diese nicht vielleicht Teil des normalen Alterungsprozesses des Gehirns sei. Der Perspektivwechsel des Clowns betrifft weiter die Interaktion mit den Betroffenen. „In einer Gesellschaft mit einem geradezu katastrophal überschätzten Stellenwert des Intellekts“ spricht der Clown die Betroffenen hauptsächlich auf der Gefühlsebene an. Und da der Clown Harmlosigkeit garantiert, können die alten Menschen ihm angstfrei begegnen. Der Clown hat zudem keine Erwartungen und stellt keinerlei Forderungen, er akzeptiert die Menschen so, wie sie sind. Auch reduziert er sie nicht auf ihre Defizite, denn er ist ja selbst nicht von „dieser rationalen Welt“. Jenseits der Rationalität verfügen Menschen mit Demenz jedoch bekanntlich noch über vielfältige Fähigkeiten. Beispielhaft sei nur die Musik genannt: Vielen Dementen bereitet es große Freude, Musik zu hören und selbst zu singen, wobei ihnen sogar mehrstrophige Texte, die manch Jüngeren zum Stolpern bringen, keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Das Leben mit Demenz muss nicht nur bittere Verluste bedeuten, sondern kann auch schöne, humorvolle Momente mit sich bringen, die der Clown sichtbar und begreifbar machen kann. Die Demenz ver-
liert damit etwas von dem Schrecken, den sie bei den meisten Menschen auslöst. Auch die BetreuerInnen und Pflegekräfte können von der clownesken Art der Interaktion mit den Betroffenen profitieren. Der Clown holt die Dementen dort ab, wo sie stehen. Bei einem Clownbesuch geht es nicht um vordergründigen Klamauk, sondern um den individuellen emotionalen Zugang zu dem Menschen. Selbstverständlich werden dabei Ablehnung und Zurückweisung widerspruchslos akzeptiert. Die rote Nase sichert dem Menschen dahinter eine gesunde Rollendistanz. Ulrich Fey ist ein grundlegendes Werk zu einer wichtigen neuen Entwicklung in der Altenhilfe gelungen. Das gut lesbare Buch vermittelt nicht nur theoretische Zusammenhänge, sondern zeigt auch zahlreiche Praxisbeispiele aus der Arbeit des Clowns. Die Tatsache, dass innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite Auflage des Buches erschienen ist, zeigt das Interesse der Fachöffentlichkeit an diesem Thema. Es ist dem Buch weiterhin eine große Leserschaft zu wünschen. Michael Graber-Dünow, Heimleiter, Frankfurt am Main
Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main, erweiterte u. aktualisierte Neuauflage 2014, 205 Seiten, 16,90 Euro Dr. med. Mabuse 211 · September / Oktober 2014
Bücher für starke Kinder im Mabuse-Verlag
Andrea Hendrich, Monika Bacher, Ulrich Koprek Yunis und Aziza 3 Ein Kinderfachbuch über Flucht und Trauma Die Flüchtlingskinder Yunis und Aziza sind neu im Kindergarten. Wie sie sich fühlen und wie Erwachsene und Kinder mit ihnen umgehen können, zeigt dieses sensible Kinderfachbuch auf. Gerichtet an alle, die Kindern das Thema Flucht und Trauma behutsam und verständlich erklären wollen. 2016, 49 S., gebunden, vierfarbig, 16,95 EUR, Nr. 202315
Anne Südbeck Papa Panda ist krank 3 Ein Bilderbuch für Kinder mit depressivem Elternteil
Regina Deertz, Leonie Rösler Mondpapas 3 Ein Buch für Kinder mit abwesenden Vätern
Der junge Pandabär Paul liebt es, mit seinem Vater zu spielen. Doch in letzter Zeit will Papa nicht mehr, er hat zu gar nichts mehr Lust. Die Eltern streiten sich jetzt oft. Paul hat Angst, dass Papas seltsames Verhalten seine Schuld sein könnte. Doch als er seiner Mutter davon erzählt, erklärt sie ihm, dass Papa krank ist. Er hat eine Depression. Das Buch bearbeitet insbesondere die Angst von Kindern, Schuld am Verhalten der Eltern zu sein. 2016, 69 S., gebunden, vierfarbig, 16,95 EUR, Nr. 202296
„Wo ist Papa? Warum holt er mich nicht vom Kindergarten ab?“ Ist ein Vater dauerhaft abwesend, sind solche Fragen schwer zu beantworten. Schnell wird es emotional. Oft sind die Gründe komplex. Das Buch gibt Erklärungen an die Hand, um die Situation altersgerecht verständlich zu machen. Liebevolle Zeichnungen und ein Ratgeberteil machen es zu einer wertvollen Hilfe für das Gespräch mit kleinen Kindern. 2. Aufl. 2016, 45 S., gebunden, vierfarbig, 12,90 EUR, Nr. 202230
Anette Temper Schattenschwester 3 Ein Kinderfachbuch für Kinder mit einem depressiven Geschwisterkind Dieses Buch thematisiert Ängste und Gefühle bei der Depression eines Geschwisterkindes und zeigt Wege des Umgangs mit der Situation in einfachen Sätzen und schönen Bildern auf. Abgerundet durch einen Kinderfachteil bietet es (nicht nur) für Eltern die Möglichkeit, psychische Erkrankungen und die mit ihnen verbundenen Ängste und Fragen von Kindern sensibel zu thematisieren. Das Buch richtet sich an Kinder ab dem Kindergartenalter. 2016, 72 S., 16,95 EUR, Nr. 202308
Schirin Homeier, Andreas Schrappe Flaschenpost nach irgendwo 3 Ein Kinderfachbuch für Kinder suchtkranker Eltern
Schirin Homeier Sonnige Traurigtage 3 Ein Kinderfachbuch für Kinder psychisch kranker Eltern
Schirin Homeier, Irmela Wiemann Herzwurzeln 3 Ein Kinderfachbuch für Pflege- und Adoptivkinder
Irgendwas muss sich ändern: Marks Papa trinkt zu viel, die Eltern streiten nur noch, und in der Schule geht alles drunter und drüber. Einfühlsam, liebevoll illustriert und im bewährten Stil des Buches „Sonnige Traurigtage“ erhalten Kinder von suchtkranken Eltern durch eine Bildergeschichte und einen altersgerechten Erklärungsteil Hilfestellung für ihren Alltag. Ein Ratgeber für erwachsene Bezugspersonen und Fachkräfte rundet das Kinderfachbuch ab. 3. Aufl. 2015, 143 S., gebunden, vierfarbig, 22,90 EUR, Nr. 00117
In letzter Zeit ist mit Mama etwas anders: sie ist so kraftlos und niedergeschlagen. Auf diese „Traurigtage“ reagiert Mona wie viele Kinder psychisch kranker Eltern: Sie unterdrückt Gefühle von Wut oder Traurigkeit, übernimmt immer mehr Verantwortung und sehnt sich nach glücklichen „Sonnigtagen“. Erst als sich Mona einer Bezugsperson anvertraut, erfährt sie, dass ihre Mutter unter einer psychischen Krankheit leidet und fachkundige Hilfe benötigt. 6. Aufl. 2014, 127 S., gebunden, vierfarbig, 22,90 EUR, Nr. 01416
Durch eine liebevoll illustrierte Bildergeschichte und einen altersgerechten Informationsteil erhalten Pflege- und Adoptivkinder sowie deren Bezugspersonen in diesem Buch Erklärungen und Anleitungen, um ihre spezielle Situation besser zu verstehen und anzunehmen. Ein prägnanter Ratgeberteil für Erwachsene rundet das Kinderfachbuch ab. 2016, 175 S., gebunden, vierfarbig, 22,95 EUR, Nr. 202226
Carolina Moreno Alexandra Haag
Mabuse-VerlagMabuse-Verlag
Alexandra Haag Paula und die Zauberschuhe 3 Ein Bilderbuch über körperliche Behinderung Paula ist ein Vorschulkind und fährt einen Rollator. Auch wenn in ihrem Körper eine Spastik wohnt, geht sie mit ihren körperlichen Herausforderungen ganz natürlich um. Paula weiß, was sie will und was sie kann – und ist meistens fröhlich. Wenn sie aber mit ihrer körperlichen Behinderung an ihre Grenzen kommt, kann sie richtig sauer oder traurig werden. Das liebevoll illustrierte Buch wendet sich an alle, die mit Vorund Grundschulkindern zum Thema Infantile Cerebralparese (ICP), Körperbehinderung und Spastiken lesen möchten. 2017, 56 S., 16,95 EUR, Nr. 202317
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Buchbesprechungen
Susan Blackmore
Bewusstsein Eine sehr kurze Einführung
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ewusstsein – was ist das eigentlich? Diese Frage ist auf den ersten Blick schwer zu beantworten und bei genauerem Hinsehen wird alles nur noch komplizierter. Das persönliche, bewusste Erleben zu untersuchen, ist unter anderem so schwierig, weil wir alle eben nur subjektiv wahrnehmen können und nicht objektiv. Es gibt objektive Eigenschaften wie die physische Größe oder das Gewicht, die sich messen und überprüfen lassen, aber die persönlichen Qualitäten eines Erlebnisses lassen sich nicht in solcher Art kategorisieren. Wir können vermuten, dass unsere Wahrnehmungen von realen Eindrücken sich ähneln, beispielsweise wenn wir Kaffee riechen oder Vögel zwitschern hören. Wir können uns darüber austauschen, wie wir etwas sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen, aber wir können nie mit Sicherheit sagen, dass eine andere Person exakt oder auch nur ansatzweise dasselbe erlebt, wie man selbst. Andersherum ist es uns genauso wenig möglich zu fühlen, wie es ist, eine andere Person zu sein, geschweige denn ein Tier. Dieses Buch nähert sich dem Phänomen Bewusstsein auf unterschiedliche und doch ineinander verschränkte Arten und Weisen. Zunächst wird eine Einführung gegeben, wie Bewusstsein (philosophisch) verstanden werden kann und welche Erklärungsmodelle gängig sind. Gibt es Körper und Geist oder ist das bewusste Erleben nicht mehr als die Summe aller körperlichen Eindrücke? Im Kapitel über das menschliche Gehirn wird zunächst vorgestellt, welche neu-
ronalen Regionen und Funktionen mit bewusstem Erleben verknüpft sind, außerdem „verändertes“ Bewusstsein durch Synästhesie oder gestörte Wahrnehmungen, etwa aufgrund von Hirn- oder Sinnesschädigungen. Angerissen wird auch, wie wir Zeit und Raum erleben. Wann wird eigentlich das „Jetzt“ bewusst, wenn unsere Wahrnehmung doch häufig einige Zeit braucht, um äußere Reize zu verarbeiten? Welche Rolle spielt die Aufmerksamkeit dabei? Welche Experimente und Gedankenspiele durchgeführt wurden, um Bewusstsein zu messen, ist im Buch spannend zu erfahren. Weitere Kapitel widmen sich den Fragen: Was sind Illusionen und ist das Erleben des „Ich“ eine solche? Was ist der sogenannte freie Wille oder bewusstes Entscheiden und existiert so etwas überhaupt? Wie können veränderte Bewusstseinszustände – wie etwa im Traum, durch Meditation oder bewusstseinserweiternde Substanzen – Hilfestellung beim Begreifen des (Un-)Bewussten leisten? Wie die gewonnenen Erkenntnisse zu den theoretischen Erklärungen des Bewusstseins passen, wird immer wieder aufgegriffen. Die britische Psychologin Susan Blackmore stellt viele Fragen zu all diesen Gebieten, gibt fundierte Antworten und lässt den/die LeserIn fasziniert und meist mit noch mehr Fragen zurück. Sie schafft es (auf nicht mehr als gut 200 Seiten im DIN-A6-Format!), prägnant Erkenntnisse, aber auch Grenzen dazu aufzuzeigen, was wir über das Bewusstsein wissen beziehungsweise überhaupt verstehen können. Das Buch weckt die Lust daran, dreimal um die Ecke zu denken und alltägliches Erleben plötzlich aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Kleine Illustrationen und die angenehm verständli-
che Sprache lockern die Annäherung an dieses hoch komplexe Thema auf. Für die, die tiefer in die Thematik einsteigen möchten, gibt es nach Kapiteln geordnete, weiterführende Literatur sowie ein übersichtliches Register. Diese Einführung ist nicht nur für PhilosophInnen und PsychologInnen interessant, sondern für jeden Menschen, der einen Blick „hinter die Alltagskulisse“ wagen möchte. Franziska Brugger, Psychologin (M. Sc.), Göttingen
Hans Huber Verlag, Bern 2014, 230 Seiten, 9,95 Euro
Heike Haarhoff (Hg.)
Organversagen Die Krise der Transplantationsmedizin in Deutschland
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er Skandal um die Manipulation der Patientendaten von Organempfängern ist aus den Medien verschwunden, aber die Krise des deutschen Transplantationssystems ist längst nicht vorbei – so die Grundthese des vorliegenden Sammelbands. Seine AutorInnen gehen den Ursachen dieser Krise auf den Grund und schlagen aus interdisziplinärer Perspektive Lösungsmöglichkeiten vor. Bei dem grundsätzlich kritischen Anliegen ist zunächst einmal die Erinnerung des Vorworts an die Verdienste der Transplantationsmedizin angebracht, das der Schrift-
Näher reisen Zu Hause ist es doch am schönsten! Wer sich davon überzeugen will, greift zu den praktischen Reiseführern von pmv. Hunderte von Ausflügen, Wanderungen und Einkehrtipps garantieren naturnahes und abwechslungsreiches Freizeiterleben. Regional und ökologisch sinnvoll. Weil’s hier so schön ist.
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MEYER VERLAG
Dr. med. Mabuse 212 · November / Dezember 2014
Buchbesprechungen
steller David Wagner verfasst hat. Ohne ein transplantiertes Organ wäre er selbst nicht mehr am Leben. Dennoch wirft die Thematik zahlreiche schwierige grundlegende Fragen auf: Wie soll man den Kreis der Organspender bestimmen? Wer kommt als Empfänger in Frage? Und wer soll die Organisation dieses Systems leiten und kontrollieren? So erwägt der Gesundheitsökonom Friedrich Breyer unterschiedliche Maßnahmen gegen den Mangel an Spendern, unter anderem die Widerspruchslösung. Ob größere Anstrengungen in der Präventionsmedizin die Anzahl notwendiger Transplantationen absenken können, untersuchen Annette Becker und Carola Seifert. Die Geschichte und Hintergründe der Transplantationsmedizin erläutert auf sehr anschauliche und aufschlussreiche Weise der Mediziner Andreas Umgelter. Die Herausgeberin, die Journalistin Heike Haarhoff, analysiert in einem hervorragenden Aufsatz den Aufbau und die Funktion der gegenwärtigen Institutionen des Transplantationswesens und zeigt, wie Interessenkonflikte zur aktuellen Krise beigetragen haben. Der Band deckt insgesamt ein sehr breites Spektrum an Themen und Meinungen zur Organspende und zur aktuellen Krise ab. Fast alle Beiträge sind durchweg kompetent und gut geschrieben. Lediglich vereinzelt gibt es Schwächen, wie die Ausführungen zum Hirntod in dem sonst interessanten Beitrag zu Patientenverfügungen von Oliver Tolmein, die hinter der aktuellen wissenschaftlichen und medizinethischen Debatte zurückbleiben. Ein gesonderter Aufsatz zum Hirntod fehlt leider, aber das ist eines der wenigen Versäumnisse, das durch die Hinweise auf weiterführende Literatur zudem abgeschwächt wird. Wer sich für die Hintergründe der aktuellen Krise interessiert und sich einen Überblick über die Thematik der Organspende verschaffen möchte, wird durch diesen empfehlenswerten Band bestens informiert. PD Dr. phil. Hans-Jörg Ehni, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Tübingen
Referenz-Verlag, Frankfurt am Main 2014, 317 Seiten, 24,90 Euro Dr. med. Mabuse 212 · November / Dezember 2014
Andreas Bernard
Kinder machen Neue Reproduktionstechnologien und die Ordnung der Familie
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ünstliche Befruchtung ist heute in vielen Ländern der Welt eine normale Fortpflanzungsform geworden. Die Befruchtung in der Petrischale oder sogar mit einer Nadel, die ein Spermium in die Eizelle injiziert, sind weithin akzeptierte und rege nachgefragte Techniken. Allein in Deutschland werden jährlich über 10.000 Kinder auf diese Weise gezeugt. Umstrittener sind die Eizellspende und die Leihmutterschaft – vor allem, weil damit die Familienverhältnisse zum Tanzen gebracht werden können. Denkbar ist ein Kind mit fünf Elternteilen: der Eizellspenderin und dem Samenspender, der Leihmutter, die das Kind austrägt, und den sozialen Eltern, die es in Auftrag gegeben haben und in Empfang nehmen. Was passiert aber, wenn soziale und biologische Elternschaft so offensichtlich nicht mehr in eins fallen? Erodiert die „Keimzelle der Gesellschaft“, die Familie, oder wird sie vielmehr gestärkt? Andreas Bernard hat eine brillante Kulturgeschichte der Reproduktionsmedizin geschrieben, die sich spannend wie ein Krimi liest. Er hat mit WissenschaftlerInnen gesprochen, Biografien gewälzt und Kinderwunschzentren besucht. Ausführlich und detailversessen zeichnet er nach, wie die Wahrnehmung der künstlichen Befruchtung sich geändert hat: von einer Bedrohung, die Bilder einer „schönen neuen Welt“ voller Retortenbabys und Frankenstein-Wesen wachruft, hin zu einer Technologie, die einzelnen Frauen und Männern Kinderwünsche erfüllt und Wunschkinder ermöglicht. Ein großer Teil des Buches widmet sich dem Wissen um die Zeugung: Erst 1876 wurde die Befruchtung als Verschmelzung von Ei- und Samenzelle wissenschaftlich belegt, erst ab 1930 wurde erforscht, wie der Menstruationszyklus abläuft. Bernard erläutert auch, welche Theorien um die Zeugung es vorher gab: Aristoteles glaubte, dass „das Männchen Gestalt und Bewegungsquelle, das Weibchen Körper und Stoff“ zur Zeugung bereitstelle. Diese Idee setzte sich in der Präformationslehre fort – der Vorstellung, dass der neue Mensch als Miniatur, göttlich geformt, bereits im Spermium existiert und in der Frau bloß
heranwächst. Dies war bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts eine gängige Theorie. Bernard zeigt, wie solche längst überwunden geglaubten Vorstellungen die Praxis der Familiengründung bis heute beeinflussen. Dazu hat er sich die Kataloge von Kinderwunschagenturen in den USA angeschaut: In Samenbank-Katalogen werden von Beginn an die charakterlichen und körperlichen Vorzüge der männlichen Spender gepriesen – idealerweise Leistungssportler und gleichzeitig Nobelpreisträger. In den 1990er Jahren sind in den Katalogen für Leihmütter (damals auch die biologischen Mütter) jedoch bloß Eigenschaften wie Alter, Gesundheitszustand, Gebärfähigkeit und Familienstand gefragt (möglichst ledig oder geschieden, damit es keine Probleme bei der Anerkennung der Vaterschaft gibt). Erst als die Eizellspende als neues Verfahren hinzukommt, ändert sich die Wahrnehmung des weiblichen Erbmaterials: Die Spenderinnen werden nach dem Vorbild der Samenspender ausgewählt; in den Katalogen werden ihre emotionale Reife, körperliche Attraktivität und Intelligenz präsentiert. Benötigt ein Paar aber eine Eizellspenderin und eine Tragemutter, so werden dazu heute in den USA zwei Frauen gesucht: eine mit möglichst perfektem Erbgut und eine, die belastbar und erfahren im Schwangersein ist. Eine einzelne Frau kann den Erfordernissen an eine perfekte Mutterschaft im Spätkapitalismus gar nicht mehr genügen. Solche Entwicklungen zeichnet Bernard mit großer Erzählfreude nach. Sein Fazit: Die neuen Reproduktionstechnologien schaden dem Modell „Familie“ nicht. Im Gegenteil: Sie stärken das im Zuge der 1968er-Bewegung ins Wanken geratene Kleinfamilien-Ideal und machen es für Menschen zugänglich, die früher „außen vor“ gestanden haben, wie unfruchtbare Paare, ältere Frauen, Alleinstehende, Schwule und Lesben. In den Worten des Autors: „Die mit Unterstützung der Reproduktionstechnologien entstandenen Familien sind schlichtweg die zeitgenössische Ausprägung eines traditionellen Lebensmodells.“
Sonja Siegert, Journalistin, Köln
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, 542 Seiten, 24,99 Euro
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Buchbesprechungen
„Mit Validation lernt man umzuschalten“ Forschungsbericht zum Einsatz der Validation bei akut verwirrten Patienten in der Intensivpflege
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iele Pflegekräfte – vor allem auf Intensivstationen – kennen das: Ein Patient mit Hüftoperation nach einer Schenkelhalsfraktur bleibt in der Nacht nicht ruhig liegen. Er versucht, sich den venösen Zugang zu ziehen, immer wieder aufzustehen, ruft um Hilfe und ist durch kein Argument zu beruhigen. Er ist im „Durchgangssyndrom“, heißt es dann, oder akut verwirrt. Dieser agitierte Zustand, auch Delir genannt, führt neben der akuten Selbst- und Fremdgefährdung zu einer deutlichen Verlängerung des Aufenthaltes auf der Intensivstation, im Krankenhaus oder sogar wegen bleibender Funktionseinbußen zu einem vorzeitigen Einzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung. Die steigende Zahl der Betroffenen hat neben dem persönlichen Leid der PatientInnen und ihrer Angehörigen durchaus eine ökonomische und organisatorische Dimension, gilt es doch, Krankenhausbehandlungen so kurz und effizient wie möglich zu gestalten. Neben der Notwendigkeit der exakten und frühzeitigen Diagnosestellung ist die umgehende adäquate – medizinische wie pflegerische – Therapie unumgänglich, um den Verlauf
und die Dauer eines Delirs günstig zu beeinflussen. Die Pflegewissenschaftlerin (M. Sc.) Stefanie Monke geht im Rahmen eines Forschungsberichtes der Frage nach, inwieweit das aus der gerontopsychiatrischen Langzeitpflege bekannte und vor allem bei Demenzbetroffenen verwendete Kommunikationskonzept der Validation einen Zugang zum akut verwirrten Menschen ermöglichen kann. Neben einer ausführlichen Darlegung der deutschen und internationalen Studienlage hat die Autorin Experteninterviews mit in der Integrativen Validation geschulten Intensivpflegekräften geführt. Die Auswertungen dieser Gespräche fließen in ihre Analysen mit ein. Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt. Das Erste ermöglicht vielfältige und zum Teil überraschende Einblicke in Häufigkeit, Herkunft, Symptomausprägung und Verlauf des Delirs. Hätte man etwa gewusst, dass auch die friedlichsten und ruhigsten PatientInnen einer Intensivstation von einem Delir betroffen sein können? Im zweiten Kapitel wird kurz auf die pflegerischen Möglichkeiten und auch Grenzen eingegangen, ein Delir zu beeinflussen. Etwa hängt das Gelingen der Pflegehandlung in hohem Maße von der Kommunikations- und Empathiefähigkeit der Pflegekräfte ab. Die Evidenzlage zu nichtmedikamentöser Therapie lässt jedoch nur Tendenzen, keine Hinweise zu. Das dritte Kapitel erläutert die Konzepte der Validation nach Nicole Richard und Naomi Feil in einer kurzen und für Laien gut
verständlichen Art und Weise. Es gibt Hinweise auf die Effektivität dieser Kommunikationskonzepte bei der Zielgruppe der Studie, den Menschen mit Demenz. Die beiden letzten Kapitel beschäftigen sich mit der Datenerhebung und -auswertung. Der Fokus liegt auf der Anwendbarkeit und Wirksamkeit sowie den Grenzen der Integrativen Validation bei PatientInnen mit akuter Verwirrtheit auf der Intensivstation. Die Autorin zeigt Perspektiven zum Einsatz des Kommunikationskonzepts auf. Abgeschlossen wird das Buch mit einem umfassenden Literaturverzeichnis sowie einer genauen Dokumentation des Forschungsvorgehens, sodass interessierten (Pflege-)Studierenden ein Beispiel für die systematische Beantwortung einer Forschungsfrage vorliegt. Das Buch ist spannend und informativ, vor allem für Pflegekräfte, die an Möglichkeiten des besseren Umgangs mit akut verwirrten alten Menschen interessiert sind, welche die heute leider weitverbreiteten Methoden der Sedierung und Fixierung möglicherweise überflüssig machen. Die Integrative Validation bietet ein Konzept, IntensivpatientInnen in ihrer Notlage sehen und beruhigen zu können.
Sabine Grützmacher, Diplom-Pflegewirtin (FH), Köln
Bachelor + Master Publishing, Hamburg 2014, 72 Seiten, 39,99 Euro
Barbara Degen
B ethel in der NS-Z eit NS-Zeit
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Eine verschwiegene Geschichte Vorwort von Margret Hamm
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Zwischen 1933 und 1945 starben in Bethel im Kinderkrankenhaus „Sonnenschein über 2000 behinderte und nichtbehinderte Kinder. Nach den Forschungen von Barbara Degen war die Ursache der hohen Sterberate z.B. eine mangelhafte Ernährung, gefährliche TBCImpfungen und auch der „vorauseilende Gehorsam“: „Barmherzigkeit“ und „Liebe“ wurden in eine „Liebe zur Volksgemeinschaft“ zulasten der Kranken umgedeutet. ISBN 978-3-88864-530-3 • 2014 • 368 S. • 24,80 €
ISBN 978-3-88864-391-0 • 2006 • 254 S. • 14,80 €
Ludwigstr. 12 d 61348 Bad Homburg Tel.: 06172-6811-656 Fax: -6811-657 E-Mail: info@vas-verlag.de
Stefanie Monke
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Dr. med. Mabuse 212 · November / Dezember 2014
Buchbesprechungen
an Bremer Kindern und Jugendlichen in der Zeit des Nationalsozialismus
D
ie Geschichte der „Euthanasie“-Verbrechen ist mit Ausnahme der Patientenmorde in der sogenannten „wilden“ oder „dezentralen Euthanasie“ historisch mittlerweile gut erforscht. In den letzten Jahren rĂźckte zudem eine PatientInnengruppe in den Fokus des Interesses, die zuvor vernachlässigt wurde: die Kinder und Jugendlichen, die vor allem in den „Kinderfachabteilungen“ deutscher Kliniken ermordet wurden. Nach derzeitigem Kenntnisstand waren es mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche, die in verschiedenen TĂśtungsaktionen ihr Leben verloren. Deren Altersspanne reichte von wenigen Monaten bis zum vollendeten 20. Lebensjahr. Die Forschung zu den Medizinverbrechen an ihnen weist allerdings noch Defizite auf. Gerda Engelbracht hat mit ihrem Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung eine dieser ForschungslĂźcken geschlossen. Das Buch ist so konzipiert, dass es, auch ohne die Ausstellung besucht zu haben, mit Gewinn gelesen werden kann. Es beginnt mit einer kurzen EinfĂźhrung zu Vorgeschichte und Umsetzung des „Gesetzes zur VerhĂźtung erbranken Nachwuchses“, das auch Bremer Kinder und Jugendliche zu Opfern der Zwangssterilisation machte. 75 Bremer Mädchen und Jungen zwischen 12 und 14 Jahren wurden vom Erbgesundheitsgericht erfasst. Exemplarische Biografien und der Fall des 16 Jahre alten Franz A. zeigen eindrucksvoll, was es bedeutete, in dieses Räderwerk zu geraten und den Versuch zu wagen, der Zwangssterilisierung zu entgehen. Das zweite Kapitel handelt von den Krankenmorden, der sogenannten „Euthanasie“. Schätzungen zufolge wurden Ăźber 200.000 Menschen getĂśtet, darunter 409 Patientinnen und Patienten der Bremer Nervenklinik. Engelbracht listet 53 Namen von Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis 20 Jahren auf, die zu Opfern der Medizinverbrechen wurden. Am Beispiel von fĂźnf Einrichtungen – Haus Reddersen, Waldheim und Haus in der Sonne in Cluvenhagen, Unterrichtsund Pflegeanstalt Gertrudenheim, RotenDr. med. Mabuse 212 ¡ November / Dezember 2014
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NEU 153 Seiten, broschier t, mit 11 s/w-Abbildungen â‚Ź 16,95 (D). ISBN 97 8 -3 - 608 - 86045- 0
Medizinverbrechen
burger Anstalten der Inneren Mission und die Bremer Nervenklinik – zeichnet sie den Weg der Kinder und Jugendlichen, die der NS-Ideologie entsprechend als „lebensunwert“ eingestuft wurden, in den Tod nach. Eine der Stätten, an der diese Medizinverbrechen begangen wurden, war die sogenannte „Kinderfachabteilung“ LĂźneburg. Zwischen September 1941 und April 1945 wurden mindestens 695 Mädchen und Jungen dorthin verlegt, von ihnen starben 418 Kinder und Jugendliche. 19 Mädchen und 17 Jungen der LĂźneburger „Kinderfachabteilung“ kamen aus Bremen. 31 von ihnen starben bis zum Ende des Krieges, nur fĂźnf Jungen Ăźberlebten. Man geht davon aus, dass von den 695 aufgenommenen Kindern und Jugendlichen 300 bis 350 willentlich getĂśtet wurden und die anderen an den Folgen der Mangel- und Fehlversorgung starben. Das Buch schlieĂ&#x;t mit „Lebensspuren und Erinnerungen“ der Kinder, soweit sie rekonstruiert werden konnten. Dabei musste in Ermangelung anderer schriftlicher Quellen zum Teil auf die Einträge aus den Krankenakten zurĂźckgegriffen werden. Das fĂźhrt dazu, dass man sich mit der unerträglichen Sprache der Täter konfrontiert sieht, die bei sonstigen fehlenden oder spärlichen Zeugnissen äuĂ&#x;erst dominant sein kann. Trotz oder gerade wegen der Unerträglichkeit des pseudo-medizinischen und rassistischen NS-Sprachgebrauchs eignen sich diese Beschreibungen fĂźr den medizin- und pflegegeschichtlichen Unterricht. Gerda Engelbracht ist eine eindrucksvolle Regionalstudie zu den Medizinverbrechen an Kindern und Jugendlichen gelungen, der man weite Verbreitung wĂźnscht. Sylvelyn Hähner-Rombach, Medizin- und Pflegehistorikerin, Stuttgart
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rich Ott; O Mit einem Beitrag von Ulrich n BrĂźc Vorwor t von Michael von BrĂźck 288 Seiten, gebunden, ca.. 40 Abb. â‚Ź 24,95 (D). ISBN 978-3-60 60 08-94 08-94579-9
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Cornelia LĂśhmer, RĂź RĂźdiger Ăźdig Standhardt MBSR – Die Kunst, das da ganze Leben zu umarmen EinĂźbung in Stressbewältigung essbewä bewä durrch Achtsamk Achtsamkeit Das Buch lief lie ert eine i kom mpakte und nd u umfassende EinfĂźhrung in das MBSRRProgramm. Enthalten sind die vier MBSR-Ăœbungswege Body-Scan, Yoga, Geh- und Sitzmeditation, und zwar in voller Länge – sowie die AusfĂźhrungen fĂźr einen Vertiefungskurs.. Die Ăœbungss CDs erlauben es, direkt einzusteigen. nzusteigen steigen.
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