°081 SIEH’S DOCH H MAL SO
DIE BIBEL VERSTEhEN 30 Einblicke ins Johannes-Evangelium
REIN INS ABENTEUER! Da liegt sie nun vor Ihnen: die Bibel. Vielleicht ist sie alt, ein Erbstück mit Goldschnitt. Vielleicht haben Sie aber auch zusammen mit diesem Heftchen eine ganz neue Ausgabe geschenkt bekommen, und beim ersten Aufschlagen hat Sie eine unerwartet moderne Sprache überrascht. Der U.S.-amerikanische Politiker und ehemalige Präsident Theodore Roosevelt behauptete einst, „eine gründliche Kenntnis der Bibel“ sei „mehr wert als ein Universitätsstudium.“ Heute jedoch ist die Bibel für immer mehr Menschen eher ein Buch mit sieben Siegeln. Impressum Aber egal, wie Ihr Exemplar aussieht oder was andere Menschen darüber denken: NEUES LEBEN e. V. Die Bibel ist eine einzigartige SammRaiffeisenstraße 2 lung von Liebesgeschichten, Gedich57625 Wölmersen Tel. 02681 2395 ten, Gerichtsfällen und Horrorszewww.neues-leben.de narien, Kriminalfällen, Biografien, persönlichen Briefen und OffenTexte: Christopher Orth, Frank Pacek, Markus Pfeil, Jasmin Schmidt, Elena Schulte barungen. Doch nicht nur das macht sie zu einem MeisterDie zitierten Bibelstellen sind folgenden Übersetzungen entnommen: Neue Genfer Übersetzung, werk der Weltliteratur. Auch Lutherbibel (1984), Neues Leben Bibel, Die Gute die enorme Vielfalt ihrer AuNachricht Bibel toren ist beeindruckend: Bildnachweis: Ärzte und Könige, HandS. 1: Andy Reynolds/Lifesize/Thinkstock werker und Hilfsarbeiter, S. 6/7: Pearl/Lightstock Völkerwanderer und VerS. 9: hjalmeida/iStock S. 24: Pozn/iStock brecher und viele andere S. 49: Shaun Menary/Lightstock mehr haben darin aufgeS. 52: shiningchris/Photocase Rest: privat/NL schrieben, was sie auf ihrer Reise mit Gott erlebt haben. © NEUES LEBEN e. V., 2017 Das allein schon hebt die Bibel von den meisten Büchern, die geschrieben wurden,
ab. Doch das Wesen der Bibel, ihr Kern, ihr Charakter, ihr Herz wird durch noch etwas ganz anderes bestimmt: durch Gott selbst, der durch jede Zeile spricht, in jedem Buchstaben steckt, jede Geschichte zum Leben erweckt und sich Stück für Stück mal laut, mal leise, mal deutlich, mal geheimnisvoll zu erkennen gibt. In der Bibel spricht Er – der Schöpfer der Welt, der Herr über Himmel und Erde, der König, der Ewige, der Vollkommene – ganz nah, ganz bewegend, ganz bedeutsam und ganz greifbar in unser Leben hinein. All das macht die Bibel zu dem entscheidendsten Liebesbrief, den die Menschheit je erhalten hat. Mit diesem Heft möchten wir Sie ein Stück auf Ihrer Lese-Reise begleiten. Warum aber haben wir dafür gerade das Johannesevangelium ausgesucht? Weil es das Leben von Jesus, dem Sohn Gottes, erzählt. Wie er war, was er dachte, was er tat. In ihm kam Gott selbst als Mensch auf diese Erde. Und darum gilt: „Wer Jesus gesehen hat, hat Gott gesehen.“ Das sagt die Bibel übrigens selbst, auch in diesem Evangelium (Johannes 14,9). Wenn wir uns also auf die Spuren Jesu begeben, wird er uns direkt in die Begegnung mit Gott führen. Ein spannendes Abenteuer liegt vor Ihnen! Und es ist unser Wunsch, dass Sie aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, sich die Entdeckungen beim Lesen überschlagen, Ihre Begeisterung immer weiter wächst, die Zeit mit Jesus Ihr Leben verändert und Sie nie wieder damit aufhören wollen, die unendlichen Schätze der Bibel weiter und weiter zu heben.
DIE „SIEh’S DoCh MAL So!“GEBRAUChSANLEITUNG Schritt für Schritt die Bibel entdecken
Lesen Sie – was und wo eigentlich? Für jeden Tag ist am Anfang der Auslegung ein Bibelvers abgedruckt. Auf diesen bezieht sich die Auslegung ganz explizit. Allerdings ist dieser Bibelvers immer einem längeren Abschnitt entnommen. Dieser Abschnitt ist ebenfalls mit Stellenangabe (Kapitel und Verse) über dem Text angegeben. Es empfiehlt sich, den ganzen Abschnitt in der Bibel zu lesen, damit man die größeren Zusammenhänge versteht und sich das Leben Jesu als ganze Geschichte entfaltet. Lesen Sie mit Gott Bevor Sie mit dem Lesen des täglich angegebenen Bibelabschnitts beginnen, bitten Sie Gott, dass er durch sein Wort persönlich zu Ihnen spricht. Das kann ein ganz einfaches Gebet sein: „Gott, ich möchte gerne in der Bibel lesen, um zu wissen, was du mir zu sagen hast. Bitte hilf mir, dein Wort zu verstehen. Amen.“ Er selbst wird Ihnen durch seinen heiligen Geist sein Wort aufschließen, Aussagen wichtig machen und Ihnen zeigen, was das Gelesene mit Ihrem Leben zu tun hat. Lesen Sie mit Verstand Die Auslegungen zu jedem Textabschnitt sollen Ihnen eine Hilfe sein. Dennoch ist es von Vorteil, wenn man zuerst einmal selbst über die Bibelstelle nachdenkt, seine eigenen Fragen formuliert, Gedanken notiert und überlegt, ob man mit den Aussagen schon einmal persönliche Erfahrungen gemacht hat. Lesen Sie mit Stift Vieles in der Bibel wird Sie überraschen und trösten, helfen und anleiten, aber auch hinterfragen und korrigieren. Darum ist es zum einen eine große Hilfe, einen Textmarker zu nutzen, um wichtige Textpassagen zu 4
markieren, zum anderen in einem kleinen Büchlein zu notieren, welchen Gedanken man heute ganz konkret mitnehmen möchte. Lesen Sie mit Perspektive Beim Bibellesen geht es nie darum, einen möglichst langen Text zu lesen, um schnell voranzukommen. Viel wichtiger ist es, das Gelesene im eigenen Leben umzusetzen und zu erleben. Darum fragen Sie sich: „Müsste mein Leben anders aussehen, wenn ich nach dem Bibeltext handle? Was möchte Jesus heute in meinem Alltag verändern?“ Lesen Sie mit Entdeckeraugen Manche Bibelstellen kennen wir vielleicht seit Jahren und deshalb wirken sie langweilig auf uns. Oder die Sprache mancher älteren Übersetzungen ist schwer zu verstehen. Eine gute Möglichkeit ist, sich einmal eine Bibel in einer anderen, vielleicht modernen Übersetzung zu besorgen. Durch die lebensnahen Formulierungen werden Sie ganz neue Aspekte der Texte entdecken. Als eine gut zu lesende Übersetzung empfehlen wir die „Neue Genfer Übersetzung“ (NGÜ). Aus dieser sind auch viele Verszitate dieses Heftes entnommen. Gerne können Sie ein Exemplar dieser Bibel zum Preis EUR 1,90 (zzgl. Versand) über NEUES LEBEN bestellen. Lesen Sie mit Selbstbewusstsein Nicht jeder schreibt gerne Tagebuch und nicht jeder benutzt gerne einen Textmarker. Der eine geht zum Bibellesen gerne in die Natur, der andere liebt Zeit mit einem leckeren Kaffee in der Sonne. So wie Sie gestrickt sind, dürfen Sie auch das Bibellesen gestalten. Hier muss keiner in eine bestimmte Form passen. Vielmehr dürfen Sie sich und Ihre Vorlieben einfach in Ihre Zeit mit der Bibel mit hineinnehmen. So werden Sie erleben, wie Ihre Zeit mit Gott lebendig und intensiv wird.
Johannes
Bericht eines Augenzeugen Die „Zebedäus & Söhne GmbH“ war ein kleines Fischereiunternehmen in Betsaida am See Genezareth. Hier wuchs Johannes mit seinem Bruder Jakobus auf. Sie arbeiteten gemeinsam mit einigen Angestellten als Fischer im Betrieb ihres Vaters. Tag und Nacht harte Arbeit: Fischfang, Verarbeitung, Vermarktung, Netze waschen und flicken, Essen und Schlafen – das war ihr Leben. Aber eines Tages kam Jesus am See vorbei, und eine unglaubliche Geschichte nahm ihren Lauf. Als er die beiden Brüder aufforderte mit ihm zu gehen, ließen sie alles stehen und liegen und folgten ihm nach. Später schaut Johannes auf diese intensive Zeit mit dem Sohn Gottes zurück und resümiert: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1, 14). Seine Erlebnisse hat er einige Jahre später (um 85–90 n. Chr.) in dem nach ihm benannten „Evangelium“, was übersetzt „Gute Nachricht“ bedeutet, festgehalten. Somit haben wir mit dem Johannes-Evangelium einen spannenden Augenzeugenbericht vor uns. Johannes schreibt sehr persönlich. Das liegt wohl an der besonderen Beziehung, die er zu Jesus hatte. Er gehörte zum engeren Kreis der Jünger um Jesus und es heißt, dass Jesus ihn besonders gern hatte (siehe z. B. Kapitel 13,23). Beim letzten Zusammentreffen vor der Festnahme Jesu, bekam er beim Abschiedsessen einen Ehrenplatz. Als Jesus dann grausam gefoltert und ans Kreuz genagelt wurde, war Johannes als einziger der Jünger dabei. Und kurz bevor Jesus starb, bat er seinen Freund Johannes, sich um seine Mutter Maria zu kümmern und für sie zu sorgen (Kapitel 19,27).
Das Johannesevangelium zeigt uns in besonderer Weise den Charakter Jesu. Auffällig ist auch, dass Johannes einen Blick für den Einzelnen hat. So widmet er ganze Kapitel den Privatgesprächen Jesu mit einzelnen Personen (z. B. Nikodemus in Kapitel 3, die Samariterin in Kapitel 4 oder Petrus in Kapitel 21), während die anderen Evangelien Jesus oft umringt von vielen Menschen zeigen. Es fällt auch auf, dass Johannes auf hochtrabende theologische Fachausdrücke verzichtet und in großer Einfachheit die Geschichte von Jesus erzählt. Er benutzte die Umgangssprache der Menschen seiner Zeit. Wir können heute von Johannes Nähe zu Jesus und seiner alltagsnahen Sprache profitieren und dadurch auch Jesus näher und persönlich kennenlernen.
TAG 1
Sie sind Teil einer großen Geschichte Bibeltext: Johannes 1,1–18 „Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“ (Joh. 1,12) Na, das geht ja gut los – ein wirklich verwirrender Text! Da ist von einem Wort die Rede, das schon immer da ist, das Gott gleich ist, das schaffende Kraft hat, das Licht ausstrahlt, das nicht aufgenommen wurde, das Mensch wurde und das unter uns lebte. Wie bitte? Wer soll das denn verstehen? Doch Moment! Schlagen Sie Ihre Bibel bitte nicht gleich frustriert wieder zu. Ich lade Sie ein, mit mir zu staunen. Setzen Sie für „das Wort“ doch einmal „Jesus“ ein und lesen Sie den Text erneut. Macht er nun mehr Sinn? An manchen Stellen wird er wirklich einfacher, an anderen scheint er noch immer kompliziert. Doch eins wird klar: Es geht um eine große, alle Zeiten umfassende Geschichte. Sie beginnt am Schöpfungstag der Welt und wird in Ewigkeit andauern. Und nun wird es ganz besonders: Sie sind Teil dieser Geschichte. Ein wichtiger Teil. Ein wertvoller, unverzichtbarer Teil. Ein Teil, den Jesus selbst ausgesucht hat. Denn Jesus möchte heute mit Ihnen seine Geschichte weiterschreiben. Wenn Sie zu seinem Geschenk der Vergebung „Ja“ gesagt haben, wenn Sie Ihr Leben in Gemeinschaft mit ihm leben wollen, dann wird Jesus zu einem Wort, das ganz persönlich an Sie gerichtet ist. Und dieses Wort heißt: Geliebt! Erwählt! Gerettet! Für immer!
Auch wenn wir vielleicht nicht auf Anhieb jedes Detail verstehen: Die Bibel beschreibt Gottes Liebesgeschichte mit uns. 9
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Einer für alle(s) Bibeltext: Johannes 1,19–34 „Das habe ich nun mit eigenen Augen gesehen, und darum bezeuge ich, dass dieser Mann der Sohn Gottes ist.“ (Joh. 1,34) Zur Zeit Jesu waren die politischen Spannungen in Judäa fast mit den Händen greifbar. Pilatus, der Statthalter des römischen Kaisers, war brutal und herrschte mit eiserner Hand. Immer wieder provozierte er die Juden, es floss Blut und Menschen wurden hingerichtet. Zudem gab es unendlich viele persönliche Schicksale, die von Krankheit, Hunger, Gewalt und soziale Ungerechtigkeit gezeichnet waren. Die Menschen hatten große Sehnsucht nach dem Ende der Unterdrückung, nach Frieden und Gerechtigkeit. Sie sehnten sich nach einem starken König – ganz so wie König David es vor vielen Jahren gewesen war–, der endlich die Römer besiegen und ihre Probleme in Angriff nehmen würde. Einige führende Juden dachten, Johannes der Täufer sei diese Person. Dieser aber verwies auf Jesus: „Seht! Das ist der, auf den ihr gewartet habt. Er ist der von Gott Gesandte.“ Es hat Menschen zu allen Zeiten überrascht, dass Gottes Rettungsaktion so anders ablief, als sie dachten. Seine Friedensmission hatte eine noch viel größere Dimension als sie es zu hoffen wagten. Jesus musste erst sterben und auferstehen, um Frieden zu bringen. Jesus entfernt zunächst nicht das Unrecht, die Gewalt und das Leid aus dieser Welt. Sondern er geht an die Wurzel des Problems und beseitigt die Ursache alles Bösen.
Wie wollen wir Gott haben? Darf Gott uns verblüffen? Lassen Sie sich beim Lesen des Evangeliums von Jesus überraschen. Er ist anders als erwartet. 10
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Wer bist du, Jesus? Bibeltext: Johannes 1,35–42 „Jesus antwortete: Kommt mit, dann werdet ihr es sehen.“ (Joh. 1,39a)
„Der, die, das. Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm.“ Von klein auf bekommen wir beigebracht: Wer fragt, hat mehr vom Leben. Auch als Erwachsene tun wir gut daran, mit dem Fragen nicht aufzuhören. Sonst könnte es nämlich sein, dass uns einige interessante Antworten entgehen – darunter vielleicht sogar eine, deren Inhalt unser Leben von Grund auf verändern kann. Im Gegensatz zu manchen Menschen liebt Jesus es, wenn wir ihm Fragen stellen – egal, wie unbequem oder einfach sie sind. Er hört zu und er gibt Antworten – auch wenn diese schon mal anders sind, als wir erwarten. Vielleicht ist ja eine Ihrer Fragen: Wer bist du Jesus? Das liegt nahe, sonst würden Sie dieses Heft nicht lesen. Doch statt einer theoretischen Antwort, spricht Jesus eine Einladung aus: „Komm mit, dann wirst du es sehen. Du darfst mich persönlich kennenlernen und erleben, ob es stimmt, was du über mich gehört hast!“ Wie das gehen soll? Da gibt es viele Möglichkeiten. Sie können in der Bibel viel über ihn und seine Art erfahren. Sie können im Gespräch mit anderen Christen herausfinden, wie diese Jesus erleben. Sie können in der Natur die Ergebnisse seiner Kreativität und seines Sinnes für Schönheit wahrnehmen. Und Sie können mit Jesus ganz direkt ins Gespräch kommen, wenn Sie im Gebet formulieren, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Der Kasten am Fuß der Seite gibt Ihnen eine Anregung dazu.
„Jesus, wenn es dich wirklich gibt, dann möchte ich dich kennenlernen. Bitte zeig mir, wer du bist! Amen.“
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