Sommer 2019 Nr.2/2019/ 64. JG. ISSN 0028-3665 G 2649
SO VIEL IST MAL SICHER Vernunft, Verlassen, Vertrauen?
INTERVIEW : : Ich war wie besessen von diesem Mann : : Leonie Hoffmann : : : : : : : : : : 13 ESSAY : : Wo kämen wir denn da hin ... ? : : Andreas Malessa : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 24 REPORTAGE : : Die Töchter Ruandas : : Carmen Schöngraf : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : : 1 46
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EDITORIAL
Ist denn das zu glauben? Detlef Eigenbrodt Redaktionsleitung detlef.eigenbrodt@neuesleben.com
Das Zukunftsinstitut schreibt auf seiner Webseite unter der Überschrift „Megatrend Sicherheit“: Die Gesellschaft befindet sich im Daueralarm – eine Krise jagt die nächste: Von einem bevorstehenden globalen Handelskrieg, über die Roboter, die uns unsere Arbeit wegnehmen, bis hin zur EUFlüchtlingskrise. Alles wird immer schlimmer und wir stehen kurz vor dem Kollaps. Doch das ist ein Trugschluss: Während unsere Wahrnehmung uns in die Verunsicherung stürzt, wird die Welt nicht immer unsicherer – ganz im Gegenteil: Wir leben in den sichersten aller Zeiten. Zugleich strebten wir aber noch nie so sehr nach Sicherheit wie heute. Es scheint kaum zu glauben, aber offenbar gelingt es sehr vielen Menschen in einer Welt zu leben, die mit der Realität wenig bis nichts zu tun hat. Wie das kommt? Vielleicht füttern sie Kopf und Herz mit den falschen Informationen. Vielleicht vertrauen sie den falschen Menschen, Medien und Meinungen. Vielleicht sind sie allein, haben kein Gegenüber, niemanden, der ihnen mit gutem Rat zur Seite steht. Wir haben uns auch mit der Frage nach Sicherheit beschäftigt und ganz bemerkenswerte Beiträge zusammengestellt: Ab Seite 13 lesen Sie ein Interview, das ich mit einer Frau geführt habe, die sich in ihrer Beziehung ganz sicher fühlte. Und genau dort schwer missbraucht wurde. Ab Seite 31 finden Sie das Portrait über einen Mann und seine Freunde, die sich in der Berufung Gottes sicher fühlten. Und von den Menschen, denen sie dienen wollten, ermordet wurden. Ab Seite 46 sprechen wir über das Schicksal von während des Genozids in Ruanda mehrfach vergewaltigten Frauen. Und deren heute erwachsenen Töchtern. Wenn Sie jetzt meinen, das klingt alles ziemlich düster und wenig verheißungsvoll, dann bitte: legen Sie das Heft NICHT weg, geben Sie NICHT zu schnell auf, lesen Sie bitte UNBEDINGT weiter und entdecken dabei, wie sich auch in Ihrem Kopf die Frage formt, ob denn das zu glauben ist … Ich bin gespannt, zu welchem Schluss Sie kommen und freue mich, von Ihnen zu hören. Zum Beispiel mit der Karte nach Seite 34, Bis dahin, Ihr
Detlef Eigenbrodt
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INHALT
S. 16 Als Coach unterwegs mit dem Ziel, das Leben zu meistern
S. 28 Als Mann unterwegs zu sich selbst und der eigenen Angst
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Plaza Interessantes, Hilfreiches, Unterhaltsames, Weltweites Interview Ich war wie besessen von diesem Mann Leonie Hoffmann Essay Von Ballastbomben und Riesentötern Dirk Schröder Ratgeber Einfach machen Verena Birchler Interview Die Kinder des Koran Constantin Schreiber
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SERVICE 3
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Editorial Ist denn das zu glauben? Detlef Eigenbrodt Inhalt Leitartikel Ganz schön gefährlich? Detlef Eigenbrodt Hintergrund Islam in Deutschland Unterstützen Orientierung Auf dem Weg zu Gott Rezensionen Impressum
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Plaza Interessant, unterhaltsam, weltweit Essay Wo kämen wir denn da hin … ? Andreas Malessa Rategeber Es hat immer gereicht Christine Golter Essay Die blanke Angst im Nacken Chris Pahl Biografie Wenn einer mit dem Leben zahlt Dr. Simone Flad Bibel erklärt So sicher wie das Amen in der Kirche Henning Briesemeister Persönlich Der Meistermaler Johannes Atzmanstorfer Alltagstauglich Der Mensch ist ein Gewohnheitstier Wilfried Schulte
Inhalt 02/19
S. 44 Als Frau unterwegs in Krisenherden der Welt
GESELLSCHAFT 38 40
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Plaza Interessant, unterhaltsam, weltweit Biografie Dann kam die Diagnose Anonym Ratgeber Gut versichert. Gut versorgt? Jochen Hahn Essay Die Sicherheit aus Spiel gesetzt!? Maike Fethke Portrait Die Töchter Ruandas Carmen Schöngraf
Thema n“ „Grenze de t En erschein 019! 2 August
AUSBLICK In einer Zeit, in der mal mit viel Bedacht abgebaute Grenzen scheinbar neu errichtet werden, stellen wir uns der Frage: Wozu sind Grenzen gut? Warum brauchen wir sie? Warum nicht? Und wer profitiert davon, wer ist geschützt, wer ausgegrenzt? Und das ist nur ein Zugang zum Thema. Denn jeder von uns hat ja zum Beispiel auch seine ganz persönlichen Grenzen. In sich und um sich herum. Die, die andere einem setzen oder die, die man selbst aufzeigt. Mit Blick auf Politik, Religion, Status, Perspektiven und so weiter und so fort. Dabei sind Grenzen an sich weder positiv noch negativ – es kommt viel mehr darauf an, was man draus macht. Wir werden uns das etwas genauer anschauen. Freuen Sie sich auf ein weiteres spannendes Themenheft und bestellen Sie hier zusätzliche kostenlose Exemplare zum Verteilen vor: redaktion@neuesleben.com.
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LEITARTIKEL
GANZ SCHÖN GEFÄHRLICH? Wer sich mit dem Leben beschäftigt, stellt Fragen. Gestaltet und mischt sich ein. Und findet Antworten. Der gibt sich nicht mit Ausflüchten, Plattheiten oder Unkonkretem zufrieden. Der will es wissen: was ist gefährlich? Und sollte man das dann einfach lassen? Was ist sicher? Soll man das dann lieber tun? Detlef Eigenbrodt spürt einem Thema nach, das für viele viel bedeutet.
Ich liebe dieses Land, seitdem ich das erste Mal dort gewesen bin. Zugegeben, das war ein etwas ungewöhnlicher Aufenthalt. Mitte zwanzig Teilnehmer eines Seminars, untergebracht in einer Art Jugendherberge irgendwo in der Nähe Pretorias, Schlafsaal mit offenem Spitzdach für die Männer, Fledermäuse inklusive. Vom Rest will ich gar nicht reden, es hat meiner Begeisterung offenbar ja auch keinen Abbruch getan. Immer wieder zieht es mich zurück, jetzt schon seit mehr als 20 Jahren. Allein, mit meiner Frau, mit meinen Kindern, mit Reisegruppen. Und nahezu jedes Mal taucht von irgendwoher die Frage auf: „Ist das denn eigentlich sicher? Man hört doch so viel über Gewalt und Kriminalität.“ Besorgte Menschen, Familie, Freunde, Nachbarn, sie alle machen sich Gedanken. In diesem Fall um die Sicherheit in Südafrika. Um meine zunächst und natürlich auch um die der Menschen, die mit mir unterwegs sind. Wenden wir ein bisschen Psychologie an. Wenn einer etwas wirklich will, dann wird er entweder die damit verbundene potenzielle Gefahr verharmlosen oder verleugnen. Aber er wird sich niemals davon abhalten lassen, es zu tun. Wie mein Freund Thomas, der da plötzlich anfängt, einen Skydiving Kurs zu machen. Er ist altersmäßig mehr in den Fünfzigern als in den Zwanzigern. Und findet sich irgendwann in einem Flugzeug über dem beschaulichen Odenwald und springt aus der Kiste. Nicht ganz, ohne die Hosen voll zu haben, wie er mir später erzählte. Wesentlich aber ist, dass er gesprungen ist. Und seitdem springt er immer wieder. Auf dieses Gefühl von Freiheit will er wohl nicht mehr verzichten. Ob das gefährlich ist, was er da tut? Im vergangenen Jahr waren es vier Menschen, die durch diese Sportart zu Tode kamen. In den vier Jahren davor waren es weniger. Liegt es im Auge des Betrachters, ob wir von einem gefährlichen Sport sprechen? Oder sprechen die Fakten für sich? Wann ist was gefährlich, oder um es anders zu formulieren, wann ist etwas wirklich unsicher? Ich habe noch einen Freund. Martin. Mit dem ging ich vor einigen
Jahren regelmäßig Badminton spielen. Was war das für eine tolle Zeit! Bis er ausrutschte und sich die Bänder riss. Beim Duschen. Daheim! Als seine Frau meinte, er solle wohl besser die nächste Zeit nicht mehr zum Sport gehen, fragte ich, ob er nicht eher aufs Duschen verzichten müsste. Schließlich hatte er sich dabei verletzt. Und dann ist da noch Paul, ein wirklich cooler Typ. Der hangelt sich von Felsen zu Felsen, klettert rauf und runter, meistens ungesichert, allein gehalten durch Muskelkraft und Körperspannung. Ein Wahnsinnskerl! Der übrigens nicht wirklich darüber nachdenkt, dass er auch mal abstürzen könnte. Ganz schön sicher? Südafrika. Skydiving. Duschen. Freeclimbing. Sicherheit? Nach diesem Suchwort gefragt, generiert die Onlineversion des guten alten Dudens folgende Art Mindmap, sammelt also computergestützt Begriffe, die sich mit dem Thema verbinden: wiegen
sorgen
Stabilität ziemlich
national öffentlich
gefärden Freiheit
hundertprozentig
bringen
bieten Geborgenheit traumwandlerisch
Ordnung
Sicherheit absolut
Zusammenarbeit Sauberkeit gewährleisten
Gesundheit garantieren
sozial
trügerisch Komfort geben
Das mit der Sicherheit ist komplex und weitgefächert. Persönlich auf der einen, politisch auf der anderen Seite. Gesellschaftsrelevant, religiös, soziologisch, pathetisch und
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LEITARTIKEL Nein. Hätte man damit rechnen können oder müssen, dass der Junge sich aus Versehen mit dem Hochdruckreiniger ins Gesicht schießt? Vielleicht. Aber dann hätte man auch damit rechnen müssen, dass Martin in der Dusche ausrutscht. Dennoch ist er duschen gegangen, vermutlich mit der gleichen Überzeugung, mit der Josua aufs Gerüst ging: nämlich völlig sicher zu sein. Was soll schon auch passieren? Ganz schön unwahrscheinlich? Die Frage, ob es Sicherheit, oder verstärkt sogar völlige Sicherheit, gibt, stellen sich viele Leute immer wieder. Zum Beispiel innenpolitisch. Wäre es nicht für uns alle sicherer, wenn es mehr Kameras an öffentlichen Plätzen gäbe, die das dortige Treiben und Geschehen aufzeichnen würden? Wenn da sozusagen jemand irgendwo an einem Monitor sitzt und aufpasst, dass nichts passiert? Wobei, passieren würde es ja vermutlich trotzdem. Denn im Ernstfall könnten eigentlich nur die Superhelden der Marvel-Sagen so schnell vor Ort sein, um Böses zu verhindern. Und die gibt’s ja nicht. So wären also Kameras, die etwas beobachten und aufzeichnen maximal dazu zu gebrauchen, nach einem Zwischenfall zu schauen, ob man die Täter sehen, erkennen und ausfindig machen kann. Wenn die nicht immer dunkle Kapuzenpullis tragen würden, wäre das sicher sogar hier und da auch mal möglich. Und dann ist da noch das Ding, das auch Thomas schon beschäftigt hat. Nämlich die Lust auf Freiheit. Auch deshalb springt er ja aus Flugzeugen und segelt adrenalingepimpt am Gleitschirm sanft zu Boden. Freiheit, so scheint mir, die ist vielen fast noch wichtiger als Sicherheit. Richtig gut wäre natürlich, das eine wäre mit dem anderen im Paket zu haben.
irgendwie auch unkonkret. Wir sprachen schon von Thomas und Martin. Unterhalten wir uns über Josua. Er war gerade mal achtzehn, als er sein freiwillig soziales Jahr begann und er in diesem auch auf der Baustelle eingesetzt wurde. Bei einer seiner Arbeiten war er dabei, mit dem Hochdruckreiniger die Außenfassade der Rückseite des Gebäudes abzustrahlen. Auf Ganz ehrlich. Ich fühle mich durch Überwachungskameras – dem Gerüst, im dritten Stock, alles vorschriftsmäßig und gut übrigens ein durchaus negatives Wort, das der ganzen Debatte gesichert. Aber seine Schutzbrille war total verdreckt und er sicher nicht zuträglich ist – nicht belästigt. Ich fühle mich in wollte sie saubermachen, mit dem Restmeiner Freiheit nicht eingeschränkt, „Da liegt doch die wasser, das aus der Düse des Reinigers nicht beobachtet und eben auch nicht rann. Dabei rutschte er mit dem Finger Vermutung ziemlich nahe, überwacht. Ihre Anwesenheit belästigt ab und drückte den Abzug durch. Und mich nicht, macht mir keine Sorgen und dass für das Wort Gottes lässt mich auch nicht an den Grundfesschoss sich mit voller Wucht einen Strahl ins Gesicht, direkt ins Auge, da, wo es Sicherheit nicht einer der ten unserer demokratischen Ordnung an den Nasenansatz grenzt. Dann wurde zweifeln. Aber sie geben mir auch nicht zentralen Begriffe ist.“ er ohnmächtig. Auf dem Gerüst. Als er das Gefühl von Sicherheit. Oder stärker wieder zu sich kam, war sein erster Gedanke: „Der Kompres- noch, das Wissen, die Überzeugung, das feste Mich-drauf-versor läuft noch, den sollte ich ausstellen.“ Also machte er sich lassen-können, dass diese digitalen Augen dafür sorgen könnauf ziemlich wackeligen Beinen hoch oben auf den Weg zum ten, dass es sicher um mich herum zugeht. Mir ist bewusst, Kompressor, der drei Stockwerke unter ihm brummte. Das jederzeit, dass immer etwas passieren kann. Beim Duschen. Bei nächste Mal, dass er zu sich kam, war direkt neben dem Gerät. der Arbeit. In der Stadt. In Südafrika. Die Form der Sicherheit, Rücklings auf dem Boden, mit sonderbar verdrehtem Kreuz, die an eine garantierte Leistung denken lässt, die mir irgendjedirekt auf einer etwas höherstehenden Kopfsteinpflasterein- mand zukommen lässt, weil ich ihn dafür gewählt oder bezahlt fassung. Dort fand ich ihn, weil er mit schwacher Stimme um habe, gibt es nicht. Trotzdem nehme ich weiterhin fröhlich Hilfe rief. Wie er dort hingekommen war, was vorher passiert und beherzt am Leben teil. Nicht leichtsinnig, nicht die Unsiwar, nun, er konnte sich an nichts erinnern. Zunächst. Einige cherheit fahrig ignorierend, aber sie als das in Kauf nehmend, Zeit später im Krankenhaus setzte Josua einzelne Puzzlestü- was sie nun mal ist: ein Teil des Alltags. cke wieder zusammen und erzählte mir, was passiert war. Bis auf ein mördermäßig blaues Auge und einige Prellungen im Ganz schön egoistisch? Gesicht war dem Burschen nichts passiert. Gott sei Dank! Er An was denken Sie denn so, wenn Sie den Begriff „Sicherheit“ machte sich allerdings Sorgen um seine Hosen. Die hatten hören? Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, was als zweites ihm die Rettungskräfte nämlich an beiden Beinen von unten und was, wenn Sie etwas länger damit „schwanger gehen“? Vielbis oben aufgeschnitten, um ihn untersuchen und abtrans- leicht der große Themenbereich um Flüchtlinge und Migranportieren zu können. Sein Unfall, eine Frage der Sicherheit? ten, der ja nach wie vor in vieler Munde ist? Ja. Da gibt es welJa. Hatte irgendjemand die Sicherheit außer Acht gelassen? che, die unsere Sicherheit gefährden, die Anschläge verüben, die
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mit bewusster Planung und aus welchen Motiven auch immer zerstören wollen, solche, von denen ich dankbar wäre, sie würden ihr Unheil lieber anderswo treiben. Allerdings finde ich das auch irgendwie egoistisch. Kennen Sie Michel aus Lönneberga? Diesen kleinen Burschen aus der gleichnamigen Fernsehserie? Da gibt es eine Folge, in der sind die Großmutter und die Magd Lina im Gespräch über den frechen Kerl und eine meint, der sei so frech, dass man ihn weit wegschicken sollte. Am besten nach Amerika. Das war wohl das Weiteste, was sie sich vorstellen konnte. Die andere meinte daraufhin, das könne man den armen Amerikanern dann auch wieder nicht antun. Ja. Ich sage es laut und deutlich: ich möchte nicht, dass Menschen aus anderen Ländern unter dem Deckmantel irgendeiner Bedürftigkeit und unsere Hilfsbereitschaft ausnutzend in unser Land kommen, um hier ihr destruktives Gedankengut zu verbreiten, Menschen, Wert und Würde zu verachten und Anschläge zu verüben. Ich will das nicht! Genauso wenig will ich, dass auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen dutzende Kinder missbraucht werden von Männern, die in unserem Land zuhause sind. Diese Kinder, hätten die nicht in Sicherheit
mal im Duden nach. Der definiert Sicherheit so: „Ein Zustand des Sicherseins, Geschütztseins vor Gefahr oder Schaden; höchstmögliches Freisein von Gefährdungen“. Ich meine, das wird in dieser Form wohl kaum zu machen sein. Ganz schön mutig! Wenn nun Menschen, Systeme, Regierungen, Ordnungen und Staatenverbünde nicht für echte Sicherheit im Sinne der Wortbedeutung sorgen können, wer dann? Der Herr im Himmel vielleicht? Der allmächtige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde? Schaut man in der Konkordanz auf Bibelserver.com nach und wählt die Übersetzung der Lutherbibel 2017, bekommt man schlappe 13 Treffer zum Begriff „Sicherheit“. Davon einen im Neuen Testament und drei aus den Apokryphen. Immerhin. Wählt man die Elberfelder Übersetzung, sind es 44, bei der Hoffnung für Alle 84 Treffer. Gibt man „Glauben“ ein, sieht es ganz anders aus: weit über 400 Treffer, egal, welche der drei erwähnten Bibelversionen man wählt! Da liegt doch die Vermutung ziemlich nahe, dass für das Wort Gottes Sicherheit nicht einer der zentralen Begriffe ist. Dass es sich also nicht zunächst mit einer Leistung, die garantiegleich abzurufen ist, beschäftigt, sondern mit einer Haltung, die Vertrauen und Zuversicht ausdrückt. Kein lapidares „es wird schon nichts passieren“, sondern ein überzeugtes „er weiß, was mir begegnet“. Ich muss an ein altes Lied zu denken. Jedes Mal, wenn ich es höre oder singe, bewegt es mich tief und öffnet mir die Augen für eine wunderbare Wahrheit. Hedwig von Redern hat es geschrieben, 1901: Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und friedevoll. Ist's doch umsonst, dass ich mich sorgend müh, dass ängstlich schlägt mein Herz, sei's spät, sei's früh. Du weißt den Weg für mich, du weißt die Zeit, dein Plan ist fertig schon und liegt bereit. Ich preise dich für deiner Liebe Macht, ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht. Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihm, kommst nie zu spät, drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug, du weißt den Weg für mich, das ist genug.
aufwachsen sollen? Hätten die nicht verdient, einen Schutzraum um sich zu haben, und jemanden in der Nähe, der auf sie achtet? Sie beschützt? Ich könnte manchmal heulen. Ich könnte verzweifeln und mir die wenigen noch verbliebenen Haare raufen. Ich könnte den Politikern die Schuld geben, den Behörden, der Gesellschaft. Oder vielleicht auch einfach nur den Tätern. Aber ich würde mich doch einer fürchterlich grausamen Illusion hingeben, wenn ich meinte, irgendwer könne absolute Sicherheit garantieren. Vermutlich gibt es die nicht mal in der rudimentärsten Form. Schon gleich gar nicht, wenn alle Vorsichtsmaßnahmen des Staates, zum Beispiel nachrichtendienstliche oder polizeiliche Aktivitäten, als dreister Eingriff in die Privatsphäre und als das Ende der Freiheit verdammt werden. Schlagen wir noch
Von Sicherheit schreibt sie gar nichts. Sie wendet sich an Gott, voller Vertrauen und Hingabe, und fragt nicht danach, welche Sicherheit er ihr geben kann. Man hat den Eindruck, dass sie sich dennoch gut aufgehoben weiß. Dass sie ruhig ist, entspannt, fest daran glaubend, dass da einer ist, der auf sie achtet und aufpasst. Und der die Fäden in der Hand hält, der dem Sturm des Lebens Einhalt gebietet und nicht zu spät kommt. In diesem Wissen wird Hedwig von Redern still und meint: Gott weiß den Weg für mich, das ist genug.
Detlef Eigenbrodt, M. A., Leiter der eigenen Agentur für Kommunikationsberatung, Coach, Trainer, Autor, Referent und Redaktionsleiter dieses Magazins ist verheiratet mit Gudrun, Vater von vier erwachsenen Kindern und leidenschaftlicher Südafrika-Fan. MyJabulani.com
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der Deutschen fürchten, dass die Politik des Herrn Trump die Welt gefährlicher macht.
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Presseforschung
Haben wir keine Angst Ungeachtet der Ungewissheiten in der deutschen Politik haben die Menschen in Deutschland keine besonders starken Sicherheitsbedenken. In einer repräsentativen Studie des IT-Beratungsunternehmens Unisys kam Deutschland im Vergleich mit zwölf anderen Nationen auf den zweitbesten Wert. Nur in den Niederlanden waren die Menschen noch weniger besorgt. Bei der Umfrage wurden die Menschen befragt, ob sie Angst vor persönlichen Bedrohungen wie Unfall, Krankheit, Kriminalität und Naturkatastrophen haben oder um die nationale Sicherheit besorgt sind. In dem «Unisys Security Index» erzielten die Philippinen (232 Punkte), Kolumbien (216) und Malaysia (215) die höchsten Unsicherheitswerte. Die USA (163) landeten mit Mittelfeld, während Deutschland (127) und die Niederlande (109) am besten abschnitten. Die größten Sorgen (48 Prozent) machen sich die Menschen in Deutschland der Studie zufolge um den Identitätsdiebstahl im Internet. Danach folgen die Angst vor Terrorismus und Krieg (46 Prozent). Um die persönliche Sicherheit und die persönliche finanzielle Situation machen sich dagegen jeweils nur ein Viertel der Befragten Sorgen. dpa; zeit.de
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Ihre Meinung ist uns wichtig! Diesem Magazin liegt ein Umfragebogen bei, auf den wir Sie ganz besonders hinweisen wollen. Weil wir Ihre Meinung brauchen, um unsere Arbeit immer wieder an dem auszurichten, was für Sie von Bedeutung ist. Deshalb die herzliche Bitte: 1. Füllen Sie den beiliegenden Bogen möglichst zeitnah aus und schicken ihn per Post oder Fax an uns zurück, oder 2. wählen Sie die digitale Version unter: www.presseforschung.de/neuesleben Alle uns rechtzeitig zum Einsendeschluss vorliegenden Antworten nehmen an der Auslosung attraktiver Preise teil. Alle weiteren Infos direkt auf dem Umfragebogen in diesem Heft!
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der Bundesbürger fühlen sich derzeit „sehr sicher“ oder „eher sicher“. Der generelle positive Trend ist bei den Wählern fast aller Parteien zu erkennen. Mit einer Ausnahme: bei den AfDAnhängern verharrt der Anteil, derer, die sich sicher fühlen, seit März fast immer unter 20 Prozent. focus.de
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„Wie Gott mich befähigt, Menschen zu begleiten.“ Ihre Karriere ist facettenreich: Maike Fethke war Projektleiterin der weltweit größten Geschenk-Aktion für Kinder in Not („Weihnachten im Schuhkarton“), hat rund 100 Länder bereist und vier Jahre im Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Heute ist sie nach diversen Fortbildungen als Coach und Trainerin zertifiziert, hat ein Mediationsstudium an der Freien Universität Berlin absolviert und begleitet Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen. Über ihren wunderbaren Werdegang und Gottes Fingerabdrücke im Leben ist sie im Gespräch mit Detlef Eigenbrodt. Zu sehen auf www.neues-leben.de/hautnah
Nichts ist so beständig wie das Provisorium. Diese Binsenweisheit trifft auch auf das deutsche Grundgesetz zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg „für eine Übergangszeit“ geschrieben, feiert es 2019 bereits seinen 70. Geburtstag. Doch nicht nur, dass unser Grundgesetz Bestand hat – es enthält auch Normen mit „Ewigkeitsgarantie“. Diese basieren auf zeitlos gültigen philosophischen Einsichten, etwa der tiefen Überzeugung, dass jeder Mensch frei und gleich geschaffen ist, mit Würde, Vernunft und Gewissen begabt. Der katholische Philosoph und Publizist Josef Bordat betrachtet die Kernkonzepte des Grundgesetzes aus christlicher Sicht: Würde, Leben, Freiheit. Zudem geht es um die Bedeutung des Gottesbezugs in der Präambel, um das Verhältnis von Kirche und Staat sowie um die Zukunft der Verfassung. lepanto-verlag.de
Andrea Gotzes fasst 70 Jahre Bundesrepublik auf knappem Raum zusammen und ruft damit bedeutende und bewegende Momente in Erinnerung. Bilder, Infos und Erklärungen zum Zurückschauen und Neuentdecken. elsengold.de
Siri Hustvedt
Damals
Die Bibel „Wer sich nur auf seinen Verstand verlässt, ist ein Dummkopf. Gestalte dein Leben nach der Weisheit, die Gott gibt, dann bist du in Sicherheit!“ Sprüche 28,26
Die großartige Iris Berben liest die ebenso großartige Siri Hustvedt: Die junge Siri bezieht 1979 ein heruntergekommenes Zimmer in New York. Sie kommt direkt aus der Provinz, und als angehende Schriftstellerin genießt sie den Schmutz und den Glanz der neuen Stadt. Alles saugt sie begierig auf. So auch, durch die papierdünnen Wände, die klagenden Monologe ihrer Nachbarin Lucy Brite. Von Misshandlung ist die Rede, von Kindstod, ja von Mord. Lucy wird für Siri zur Obsession. Bis eines Nachts ein dramatisches Ereignis in Siri Hustvedts Wohnung dazu führt, dass sich die beiden Frauen zum ersten Mal gegenüberstehen. argon-verlag.de; edel.com
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Flug Deutschland – Südafrika/Namibia – Deutschland, Unterkunft im Doppelzimmer (Einzelzimmer nach Verfügbarkeit und gegen Aufpreis) Halbpension, Transport in Südafrika/Namibia, Eintritt in Parks, Weinproben, deutsche Reiseleitung Detlef Eigenbrodt mindestens 6 Personen pro Modul, maximal 16 Personen pro Modul unter leserreise@neuesleben.com ab sofort bis 15. September 2019
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INTERVIEW LEBEN
ICH WAR WIE BESESSEN VON DIESEM MANN ... In ihrem Buch ÜBERWUNDEN erzählt Leonie Hoffmann ihre wahre Geschichte einer zerstörerischen Liebe. Bewegend, unglaublich, schockierend – Sie werden beim Lesen wohl die ganze Palette von Gefühlen erleben. Gut, dass Leonie auch Hoffnung vermittelt. Weil sie überwunden hat. Dieses sehr persönliche Gespräch führte Detlef Eigenbrodt. Leonie, deine Geschichte erzählt von viel Schmerz und es fällt fast schwer zu glauben, dass es so weit kommen konnte, wie es kam. Wie hast du denn den Mann kennengelernt, der dir das angetan hat, und was hat dich so an ihm begeistert? Ich lernte Alex* auf einer Sommer-Open-Air-Party in meiner damaligen Heimatstadt kennen. Gerade hatte ich meine letzte Abiturprüfung erfolgreich hinter mich gebracht und war in einer euphorischen Aufbruchsstimmung angesichts der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten meines jungen Lebens. Auf der Tanzfläche schubste eine Freundin uns dann „liebevoll aufeinander“ und stellte uns einander vor – weil sie die spontane Eingebung hatte, dass wir wunderbar zusammenpassen könnten. Tatsächlich haben wir nach dieser etwas plumpen Verkupplungsaktion den
ganzen Abend miteinander verbracht. Alex gab mir von Anfang an das Gefühl, mir bis in die tiefste Seele blicken zu können und meine teilweise etwas komplizierte Gefühlsund Gedankenwelt nicht nur zu verstehen, sondern von sich selbst zu kennen. Mich faszinierte die erstaunliche Tiefe, die diese ersten Gespräche schon hatten, und diese merkwürdige Vertrautheit und Intensität unserer Begegnung. So etwas hatte ich vorher mit noch keinem anderen Mann erlebt. Alex wirkte wild und frei, ich selbst fühlte mich eher oft gefangen von eigenen und fremden Erwartungen. Unsere äußeren Lebensläufe hätten unterschiedlicher nicht sein können, und doch schienen wir gleich zu denken und zu fühlen, und von derselben Sehnsucht nach „Mehr“ im Leben angetrieben zu sein. Ist das wirklich so, dass Liebe blind macht? Hast du
so gar keine „Makel“ an ihm gesehen? Am Anfang habe ich tatsächlich keinen „Makel“ an ihm gesehen, weil er diesen noch wunderbar verbergen konnte. Gleichzeitig tat er alles dafür, mir der perfekte Partner zu sein und mir das Gefühl zu geben, die begehrenswerteste und tollste Frau der ganzen Welt zu sein. „Love bombing“ nennt man diese übertriebene Überschüttung mit Liebesschwüren und Komplimenten in der ersten Phase einer toxischen Beziehung. Später sind mir dann natürlich Dinge aufgefallen, die nicht mehr ganz so perfekt waren, aber man muss wissen, dass solche – meist krankhaft narzisstischen – Männer nicht nur ein unglaubliches Charisma und rhetorisches Talent besitzen, sondern auch Meister der subtilen Manipulation und Täuschung sind. Die wachsenden Besitzansprüche wurden als harmlose, schmeichelnde
Eifersucht getarnt und der beginnende Kontrolldrang lediglich als Ausdruck seines riesigen Interesses an allem, was ich tat oder dachte. Und natürlich war es nach dieser nahezu „übernatürlich schönen“ Anfangszeit auch so, dass ich an das Gute in ihm glauben wollte. Wann sind dir zum ersten Mal die Augen aufgegangen? Was genau „hat er getan“, dass du sein wahres Gesicht gesehen hast? Ich würde gar nicht von seinem „wahren Gesicht“ sprechen, eher von seinem „zweiten Gesicht“. Das sah ich zum ersten Mal, als er wegen einer totalen Banalität plötzlich völlig ausgerastet ist – zunächst jedoch nur verbal – und ich überhaupt nicht mehr zu ihm durchdringen konnte. Da habe ich gemerkt, dass seine Eifersucht nicht mehr schmeichelhaft war, sondern krankhafte Züge angenommen hatte. Zu
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LEBEN INTERVIEW diesem Zeitpunkt war ich jedoch schon so in eine emotionale Abhängigkeit von ihm gerutscht, dass ich nicht mehr einfach Schluss machen konnte. Außerdem hat er nach solchen „Ausfällen“ immer wieder Reue gezeigt und Besserung gelobt. Doch dann hat er dich immer mehr isoliert … Wie konnte er das schaffen? Wie konnte es dazu kommen, dass dein „Verstand“ und „Wille“ ausgeschaltet waren? Oder waren sie das gar nicht? Am Anfang war das ja etwas Positives: Wir lebten eben in „unserer eigenen Welt“, zu der kein anderer Zutritt hatte, weil unsere Liebe uns so einzigartig und intensiv vorkam, dass alle anderen Menschen ohnehin nicht verstehen würden, was da zwischen uns war. Später stellte er mich dann vor immer neue irrsinnige Ultimaten: Entweder ich tue dieses oder jenes nicht mehr oder ich sehe ihn nie wieder. Und da mich der Gedanke an ein Leben ohne ihn in blanke Panik versetzte, ließ ich mich immer wieder darauf ein – obwohl mein Verstand mir deutlich zu verstehen gab, dass das keine gesunde Beziehung mehr war. Als 19-jährige Abiturientin aus gutem Elternhaus hatte ich eigentlich alles – außer einem gesunden Selbstvertrauen. Ich sehnte mich nach einem Partner, der mir genau das geben könnte, der mich sehen und erkennen würde, wie ich wirklich war, und mich genauso lieben würde. Dann traf ich Alex, und er schaffte beides: meine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Bestätigung zu stillen und meinen Selbstzweifel zu nähren. Durch diese gefährliche Kombination gelang es ihm, dass meine Meinung über mich in einem schleichenden Prozess immer abhängiger von seiner Meinung über mich wurde – und dass ich buchstäblich süchtig nach dem guten Gefühl wurde, das
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scheinbar nur er mir geben konnte. Mehr noch: Ich wurde süchtig nach ihm. Mein eigener Wille war deshalb ausgeschaltet, doch mein Verstand war es nicht. Hinzu kam, dass ich Alex in unserer intensiven Anfangsphase meine Seele auf dem Silbertablett serviert hatte. Er kannte meine wunden Punkte wie kein anderer und konnte später deshalb genau in die richtige Kerbe schlagen. Der körperlichen Gewalt geht immer eine psychische voran, die überhaupt erst den Weg zu handfester Gewalt ebnet. Bevor Alex mich zum ersten Mal schlug, hatte er verbal schon so massiv auf meinen Selbstwert eingeschlagen und unterschwellig meine Schuldgefühle (zu denen ich ohnehin neigte) gezüchtet, dass ich nach der ersten Prügelattacke tatsächlich glaubte,
aufnahmen, kamen noch weitere Dinge hinzu: Zunächst die für mich unerträgliche Erfahrung eines Lebens ohne ihn. Es mag für Außenstehende schwer nachvollziehbar sein, dass ein Leben ohne diesen Menschen schlimmer sein kann als eines mit ihm, aber tatsächlich bin ich in diesen Wochen, in denen wir keinen Kontakt mehr hatten, durch die tiefste Depression meines Lebens gegangen. Ich war wie „besessen“ von ihm. Egal, was ich tat oder dachte, immer „hörte“ ich seine vernichtenden Kommentare, die er über mich und mein Leben ausgesprochen hatte. Es verging keine Sekunde, in der ich nicht an ihn dachte. Entweder „sah“ ich seinen vor Liebe fast zergehenden Blick, den ich so schmerzlich vermisste, oder aber seine hämisch lachende
„Es fühlte sich an, als spielten wir ständig ‚Himmel-und-Hölle‘, doch eigentlich war es auch egal, wo wir uns gerade befanden – Hauptsache, wir waren dort zusammen. Die höchste Form der Abhängigkeit war erreicht.“ ich hätte diese Behandlung verdient. Ich sei selbst schuld daran, dass unsere perfekte Beziehung nun so aus den Fugen geraten war. Was vielen vermutlich schwerfällt sich vorzustellen: Warum bist du spätestens dann nicht einfach gegangen? Ich bin nicht „einfach“ gegangen, weil es eben leider nicht so „einfach“ ist, das zu tun. Während der ersten „kritischen Phase“ waren es meine emotionale Abhängigkeit und die – wenn auch kranke – immer noch vorhandene tiefe Liebe zu diesem Mann, die mich in der Beziehung hielten. Als wir nach einer einmonatigen Trennung unsere Beziehung dann noch einmal
Fratze, die mich folterte. Als ich dann tatsächlich wieder mit ihm zusammenkam, war zunächst alles so rosarot wie am Anfang. Als wäre nie etwas vorgefallen zwischen uns. Ich verliebte mich wieder mit Haut und Haaren in diesen Mann, doch nur wenige Treffen später eskalierte die Situation erneut. Danach konnte ich dann tatsächlich nicht mehr gehen. Alex hielt mich in seiner Wohnung gefangen, nahm mir jede Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt und drohte mir mit Mord, wenn ich abhauen und jemandem etwas erzählen würde. Vermutlich wart ihr auch in eurer „kaputten“ Zeit zärtlich, was ging da in dir vor? Haben seine Berührungen
dich mit Hoffnung erfüllt oder dich erschreckt? Es gab in all dem Schrecklichen tatsächlich immer noch schöne Momente, die die kranke Hoffnung auf ein Zurück in die himmlische Anfangszeit am Leben hielten. Ja, Alex gab sich alle Mühe, dass die Erinnerungen an diese Zeit nicht verblassten und dass ich durch seine körperliche Nähe immer wieder an ihn gebunden wurde. In solchen Momenten war es unvorstellbar, dass sich der Schalter jemals wieder umlegen würde, dass sich die Hände, die mich eben noch so zärtlich gestreichelt hatten, irgendwann wieder zu Fäusten ballen und brutal auf mich einschlagen würden; dass mich derselbe Mund, der mich eben noch so liebevoll geküsst hatte, irgendwann wieder anschreien, bespucken oder bestialisch beißen würde, aber es passierte. Immer wieder. Und in immer kürzeren Abständen. Dieses Wechselspiel der Gefühle hat außerdem dazu geführt, dass meine Psyche unter Dauerstrom stand und nie zur Ruhe kam, um einmal wirklich, wirklich zu reflektieren, was hier gerade eigentlich vor sich ging. Es fühlte sich an, als spielten wir ständig „Himmel-und-Hölle“, doch eigentlich war es auch egal, wo wir uns gerade befanden – Hauptsache, wir waren dort zusammen. Die höchste Form der Abhängigkeit war erreicht. Was hat dann trotzdem für dich das Ende dieser Beziehung eingeläutet? Es war die Wahrheit über ihn, die mich freigemacht hat. Eines Morgens las Alex mir aus einem alten psychologischen Gutachten seines Schultherapeuten vor, aus dem hervorging, dass er schon immer durch seine notorischen Lügen und sein großes Aggressionspotenzial aufgefallen war. Er fand das – warum auch immer
– lustig, mir aber gingen in diesem Moment schlagartig die Augen auf, dass nicht ich diejenige war, die ihn zu diesem Monster gemacht hatte, wie er es immer behauptet hatte, sondern dass dieses „Monster“ schon immer in ihm gesteckt hatte. An diesem Tag – es war der Karfreitag vor zehn Jahren – wagte ich seit Wochen wieder mein erstes Gebet zum Gott der Bibel, dem ich durch die Beziehung zu Alex ebenfalls den Rücken gekehrt hatte. Ich wusste plötzlich, dass nur er mir noch helfen könnte und flehte ihn an, dass er mich hier rausholen solle, wenn er mich mittlerweile nicht ganz verachte. Wenige Augenblicke später klingelte es an der Tür – und nach zig vorangegangen gescheiterten Versuchen, mich zu befreien, gelang es meinen Eltern dieses Mal. Wie war die erste Zeit nach der Trennung? Hast du dich gut gefühlt? Oder hast du Angst gehabt? Die ersten Tage daheim war ich wie betäubt. Ich verbrachte die Ostertage im Kreis meiner Lieben. Die Sonne schien, die Natur blühte und wir feierten nicht nur Jesu Auferstehung
befreundeter Polizist erklärte, dass es keine Möglichkeit gäbe, ihn sofort wegsperren zu lassen, entschied ich mich – vorerst – gegen eine Anzeige. Nach Monaten voller täglicher Todesangst hatte ich einfach keine Kraft mehr. Später zeigte ich ihn dann doch an und er sitzt seitdem in einer geschlossenen Forensischen Klinik. Du schreibst dein Buch mit Pseudonym, warum? Ich wollte mein Buch von Anfang an unter meinem Klarnamen schreiben, weil ich mich nicht mehr für meine Vergangenheit schäme. Nachdem meine Lektorin dann jedoch meine Geschichte gelesen hatte und ich während des Schreibprozesses außerdem „zufällig“ erfuhr, dass mein Exfreund womöglich bald wieder auf freiem Fuß sein würde, legte sie mir nahe, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken. Alex war und ist einfach ein gefährlicher und psychisch kranker Mann und man sollte mit einem so offenen Buch über ihn nichts provozieren. Hinzu wäre das Problem mit seinen Persönlichkeitsrechten gekommen. Selbst wenn ich den Namen
„Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es oft auch nicht wahr“. von den Toten. Alles fühlte sich an, als wäre nie etwas passiert. Doch heute weiß ich, dass ich lediglich die plötzliche Abwesenheit von Angst mit Freude und die Leere mit wiedergewonnenem Seelenfrieden verwechselt hatte. Als Alex sich dann wieder meldete, brach dieses labile Glücksgebilde jäh zusammen. Die ganze grausame Realität der Ereignisse holte mich wieder ein, und alle schmerzhaften Erinnerungen brachen in mir auf. Alex drohte damit, meine ganze Familie umzubringen, wenn ich ihn anzeigen würde, und da mir ein
meines Exfreundes geändert hätte, hätte jeder aus seinem und meinem Umfeld gewusst, um wen es geht. Abgesehen davon, hätte ich das ihm und seiner Familie auch nicht antun wollen. Er soll genauso eine Chance auf einen Neuanfang im Leben haben wie ich und nicht für immer gebrandmarkt sein. Welche Rolle hat in all dem deine Beziehung zu Gott gespielt? Und welche spielt sie heute? Meine Geschichte ist keine typische "Und-dann-hat-Jesusmich-gerettet-Geschichte". Ich
kannte ihn ja schon vorher, kam aus einem christlichen Elternhaus, war Jugendkreisleiterin und Lobpreissängerin. Ja, ich hatte einen leidenschaftlichen Glauben, doch während dieser Beziehung drängelte sich mein Exfreund immer mehr auf den Platz, den Gott in meinem Herzen eingenommen hatte – weil er auch auf ihn eifersüchtig wurde. Alex hat mich nicht nur in eine emotionale Abhängigkeit getrieben, sondern da fand auch eine totale geistliche Verblendung statt, die meinen Glauben tief erschüttert hat. Auch als Christen bleiben wir angreifbar, besonders wenn es um unsere tiefsten Sehnsüchte und unser Herz geht. Doch Jesus hat wie ein Löwe um mich gekämpft und meine Seele „ein zweites Mal gerettet.“ Heute bin ich ihm näher als jemals zuvor. Er hat mir ein neues, glückliches Leben geschenkt, und ich durfte erfahren, dass wir mit ihm wirklich alles überwinden können. Wenn man denn je aus den Erfahrungen anderer Menschen lernen kann: Was rätst du Frauen – oder auch Männern – die in eine ähnliche Situation kommen wie du? Was sind Warnsignale, die man nicht übersehen darf und auf die man zwingend reagieren muss? „Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es oft auch nicht wahr“. Diesen Satz habe ich im Zusammenhang mit ungesunden Beziehungen einmal aufgeschnappt. Er klingt ziemlich unromantisch, aber tatsächlich würde ich mittlerweile misstrauisch werden, wenn mir jemand direkt das Blaue vom Himmel versprechen und schon nach zwei Dates von „wahrer Liebe“ reden würde. Denn diese extreme Idealisierung und Verherrlichung des anderen kann auch schnell kippen, und ich habe in anderen Berichten
von Betroffenen immer wieder gelesen, wie gerade die anfängliche Heraufbeschwörung einer „Seelenverwandtschaft“ dazu geführt hat, dass Frauen ihre „einzig wahre Schwesterseele“ später nicht verlieren wollten. Dabei bedeutet wahre Liebe, Ja zu einem Menschen zu sagen, so wie er ist – und dafür muss man ihn erst einmal gut kennen gelernt haben. Ein deutliches Warnsignal ist in jedem Fall, wenn man in einer Beziehung das Gefühl hat, dass es überhaupt kein „Ich“ mehr geben darf, sondern nur noch ein symbiotisch verschmolzenes „Wir“. Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass man sich in wahrer Liebe nicht verliert, sondern findet. Wenn man nur noch in den Partner und die Beziehung investiert und sich selbst komplett aufgibt, kann das niemals die Basis für eine gesunde Beziehung sein. Leonie, ich danke dir herzlich für das Gespräch und wünsche dir Gutes. Und denen, die deine Geschichte lesen, auch. *Name geändert
INFO
Leonie Hoffmann ÜBERWUNDEN Die wahre Geschichte einer zerstörerischen Liebe, tiefer Verletzungen und großer Wunder Buch, € 16,00, Klappbroschur, Gerth Medien Genre: Biografie, Ratgeber
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LEBEN ESSAY
VON BALLASTBOMBEN UND RIESENTÖTERN Wovon träumen eigentlich Männer? Von Autos? Erfolg? Macht? Sex? Dirk Schröder meint, Männer sehnen sich nach einer stabilen Persönlichkeit und authentischem Mannsein, welches ihnen selbst und ihrem Umfeld Sicherheit und Erfolg ermöglicht. Warum das leider oft für viele nur ein Traum bleibt, wo die Ursachen dafür zu suchen sind und wie einfach ein Ausweg zu finden wäre? Lesen Sie selbst.
In meiner langjährigen Arbeit mit mehreren 1000 Männern habe ich festgestellt, wie viele von ihnen in den großen Grundfragen von Männlichkeit verunsichert sind. Dort, wo Frauen oft ihren Weg gefunden haben, eiern Männer gern mal rum. Ich begegne vielen sehr erfolgreichen Männern, die in ihrem Beruf richtig gut, aber da, wo es um Ehe, Kinder, Freunde oder Gott geht, stark verunsichert sind. Aus Angst zu versagen und um nicht zu scheitern, meiden sie diese Bereiche oftmals und investieren ihre ganze Kraft in die beruflichen Dinge, wo sie sich sicher fühlen. Die Macht der Ballastbombe Wohl kaum jemand schaut sich beim Kauf einer neuen Yacht den Ballastkiel unter Wasser an. Aber genau seine
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Beschaffenheit entscheidet, wie und ob die Yacht überhaupt fährt oder ob sie vielleicht nur oben aussieht wie eine schicke Segelyacht, die dann aber gleich bei der ersten Bö kentert. Als Segler kenne ich die Wichtigkeit von Kiel und Ballastbombe unter dem Schiff, um wirklich Wind und Kraft in der Segelfläche aufzunehmen und in Vortrieb zu verwandeln. Der Ballastkiel steht für mich für die Persönlichkeit eines Mannes. Ein Mann muss wissen, welches Gewicht er in dieser Welt hat. Männer, die versuchen, sich nach außen hin als gewichtige Persönlichkeiten darzustellen, aber letztendlich im Inneren kein Gewicht haben, nenne ich Blender. Neben ihnen gibt es aber auch solche Männer, die aufrecht und mit geradem Rücken stehen und einem klar und freundlich in die Augen schauen.
Wie ein Mann sich verhält, das hat tatsächlich sehr viel mit der jeweiligen Vaterbeziehung zu tun. Und erst dann mit Erfolg und Leistung. Am Beispiel meines eigenen Vaters habe ich erlebt, dass das Erfolgskonzept nicht dauerhaft trägt. Viele Jahre war er der große und erfolgreiche Architekt. Als er sein Geschäft dann im Alter verkaufte, wusste er nicht mehr, wer er war, und stürzte ab in eine Depression. Seine ganze Identität war auf seine Leistung als Architekt gegründet. Was geschieht aber, wenn wir nicht mehr leisten können oder wollen? Wer sind wir dann? Zwei Fragen eines Jungen Wenn ich einen neuen Menschen kennen lerne, kann ich oftmals sagen, was für ein Vater hinter diesem Menschen steht. Hat er Wert und Identitätsgebendes in das Leben seines Sohnes oder seiner Tochter hineingesprochen? Oder einfach durch Schweigen eine große Unsicherheit im Leben des Kindes hinterlassen? John Eldredge, ein Autor, den ich sehr schätze, sagt: „Jeder Junge hat zwei Fragen im Herzen: 1. Bin ich der geliebte Sohn? Und 2.: Habe ich es wirklich drauf? Diese beiden Fragen müssen im Herzen des Jungen beantwortet werden.“ Falls nicht, läuft der junge Mann, der erwachsene Mann oder auch noch der alte Mann mit diesen offenen Fragen durchs Leben und versucht, durch Erfolg, Leistung, Frau, Haus, Auto oder Yacht die Antwort darauf zu finden. Wir alle kennen Männer, die mit der folgenden unausgesprochenen Frage in allem, was sie tun und sind, durch’s Leben gehen: Sag’ mir doch bitte, was für ein toller Typ ich bin. Ich höre von 80 Prozent der Männer, mit denen ich arbeite, dass ihr Vater die beiden eben genannten Fragen nicht beantwortet hat. Tja, dumm gelaufen? Für alle Männer, die nicht an etwas Größeres, einen Schöpfer, einen himmlischen Vater glauben, lautet die Antwort hier leider: Ja! Es gibt kein Happy End. Für alle Männer aber, die an einen Schöpfer und himmlischen Vater glauben, beginnt die spannende Reise jetzt erst richtig. Zuerst werden sie ehrlich vor sich selbst und erkennen, dass diese beiden Fragen ganz tief in ihrer Seele stecken und nicht wirklich beantwortet sind. Dann ist es an ihnen, ihrem Vater zu vergeben, dass er es versäumt hat, ihnen diese Antworten zu geben. Es bringt einen leider gar nicht weiter, ein Leben lang zu erzählen, was man für einen furchtbaren Vater hatte. Besser ist, auf die Macht der Vergebung zu setzen: Vergeben Sie Ihrem Vater, damit Sie gesund werden. Entlassen Sie ihn aus Ihrer Anklage, sonst kann Ihre Wunde nicht heilen, sondern schwelt und eitert weiter, und Sie geben sie an die nächste Generation weiter. Höchste Zeit, hier einen klaren Schlussstrich durch Vergebung zu ziehen. Das ist eine Sache zwischen Ihnen und Gott. Sie brauchen Ihrem Vater nicht zu erzählen, dass Sie ihm diese Dinge vergeben. Erzählen Sie ihm nur, wofür Sie ihn um Vergebung bitten möchten. Ich lernte Julia kennen. Sie machte einen sehr gesunden und stabilen Eindruck auf mich und ich fragte sie, ob sie einen tollen Papa gehabt hätte, so wie sie strahlen würde. Da veränderte sich ihr ganzes Gesicht und sie antwortete, dass leider das Gegenteil der Fall sei und dass sie eine sehr schwierige und schmerzhafte Beziehung zu ihrem Vater gehabt hätte. Das, was ich heute in ihrem Leben sehen würde, sei das Ergebnis der Wiederherstellung durch ihren himmlischen Vater. Bumm ... das hat gesessen. Was für ein mächtiges Zeugnis.
Wie tötet man einen Riesen? Bei meinem Gott gibt es keine Sackgassen. Er kann selbst den Mist der Vergangenheit als Dünger für die Zukunft nutzen. Damit das passieren kann, muss man ihm mit allen Fragen offen begegnen. Da kommt mir oft das Bild von einem Kind, dessen Spielzeug kaputt gegangen ist, in den Sinn. Das traurige Kind bringt sein Spielzeug zu seinem Vater in der Hoffnung, dass der es reparieren kann. So geht es Gott, wenn wir unser Anliegen vor ihn bringen. Wir kennen den Begriff bemuttern, aber hier geht es um das „Bevatern“. Im Englischen klingt das noch viel schöner: „God, father me!“ In all den Jahren habe ich
„Falls nicht, läuft der [...] Mann, [...] mit diesen offenen Fragen durchs Leben und versucht, durch Erfolg, Leistung, Frau, Haus, Auto oder Yacht, Antwort darauf zu finden.“ entdeckt, dass genau das immer wieder der Dreh- und Angelpunkt von gesunder Persönlichkeit und großer Selbstsicherheit bzw. Gott-Vertrauen ist. So beginnt eine spannende Reise mit dem himmlischen Vater: wenn jemand ihn, sein Herz, sein Wesen und seine Gedanken über einen selbst entdeckt. „Bittet, so wird euch gegeben.“ Besonders ermutigen möchte ich zur Suche nach guten Vorbildern. Es muss nicht der eigene leibliche Vater sein. Vaterenergie kann auch durch andere Männer fließen, die einem das Wesen des himmlischen Vaters ins Herz malen. Wussten Sie das? Man ist die Schnittmenge der fünf Menschen, mit denen man am meisten Zeit verbringt. Wenn Sie einen Riesen töten wollen, dann umgeben Sie sich mit Riesentötern. Unsere Welt und die Männer unter uns leiden unter nichts mehr als an der fehlenden Vaterschaft Gottes. Es befähigt uns Männer, wenn wir uns durch den liebenden Vater angesehen und geliebt wissen. Erst dann fällt es uns leicht, unser Umfeld, unsere Frau und Kinder sowie andere Menschen auch mit diesen liebenden Augen zu sehen. Dann können wir gesunde und echte Sicherheit und Stärke vermitteln und weitergeben, unser Umfeld befähigen, den Geruch des Vaters verbreiten und eine Spur des Segens hinterlassen. Dirk Schröder, lebt mit seiner Frau und den drei erwachsenen Kindern in Eutin/Schleswig-Holstein. Er ist Coach, Skipper, Speaker und Buchautor und arbeitet seit über 25 Jahren intensiv mit Männern, vor allem mit solchen in Führungspositionen, gern auch auf hoher See. DerMaennerCoach.de
INFO DVD VATERKRAFT In einer siebenteiligen Videoserie nimmt Dirk Schröder Sie mit hinein in die wertvollsten Gedanken über Vaterschaft: persönlich, konkret, ermutigend und berührend. Mehr Infos unter: DerMaennerCoach.de
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Wie können wir mutiger, liebevoller, heiler – und ja, vielleicht auch heiliger werden? Himmel auf Erden ist mein persönliches Audiotagebuch von der Suche nach dem gutem Leben & dem guten Gott: in Flüchtlingsheimen und Pferdeställen, in Tränen und im Tanz, in der Stille, den Scherben und in den wunderbaren Menschen, die mir jeden Tag begegnen.
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RATGEBER LEBEN
Einfach machen! Wir wollten wissen, wie man auf einfache Art und Weise christliche Werte leben kann, und baten Verena Birchler um ihre Einschätzung. Das Ergebnis ist so einfach wie verblüffend: Mach’s einfach!
Die christlichen Werte haben Hochkonjunktur. Das jedenfalls könnte man meinen, wenn man die aktuellen Ereignisse und Diskussionen hört: „Wir müssen unsere christlichen Werte schützen.“ In der politischen Rhetorik ist diese Rückbesinnung zum verbalen Bestseller geworden, meist jedoch ohne theologische Grundlage. Wo immer dieser Satz zu hören ist, folgen diese vielen unendlichen und ermüdenden Diskussionen um Flüchtlinge, Integration, Grenzen und Abschiebung. Und plötzlich reden Menschen, die noch nie eine Kirche von innen gesehen und noch nie einen Blick in die Bibel geworfen haben, von christlichen Werten. Viele besinnen sich in ihrer Angst auf ein „Da war doch mal was mit guten Werten“.
ihr ihnen über Gott gesagt habt, auch so positiv wahrgenommen wurde.“ So, und jetzt kommt der Knackpunkt. – Nein, wir haben mit dem Hotelpersonal nicht über Jesus, die vier geistlichen Gesetze, Bekehrung, Wiedergeburt und Taufe gesprochen. Wir waren nur da. Das habe ich in meinem Team dann auch gesagt.
Wort vor Tat? Vielleicht ist die aktuelle Flüchtlingssituation ja tatsächlich für viele ein Auslöser, um sich auf diese christlichen Werte zurückzubesinnen. Menschen stellen Fragen, möchten Orientierung und erwarten diese von der Regierung, aber auch von Menschen, die sich Christen nennen. Wie leben denn diese Christen ihre christlichen Werte? Leider oft mit Worten, weniger mit Taten. Und seien wir doch ehrlich, wenn in unseren Gemeinden jemand mit Worten brillieren kann, wird er doch stärker wahrgenommen als jene, die für Frieden in der Nachbarschaft sorgen. Wort vor Tat. Dabei müssten wir viel weniger reden, wenn wir unsere hehren, ethisch-christlichen Lehrsätze einfach umsetzen würden.
Wenn jemand uns positiv wahrnimmt, nur durch die Art, wie wir christliche Werte leben, dann reicht mir das fürs Erste. Dazu gehörten ein herzliches „tack så mycket“ genauso wie ein fröhliches „hej hej“ am Morgen. Respekt, Dankbarkeit und Wertschätzung sind urchristliche Werte. Die muss man leben, nicht darüber reden. Macht’s einfach!
Jetzt kommt der Knackpunkt Kürzlich war ich mit einer Reisegruppe in Schweden. Das Hotelpersonal und die für uns verantwortliche Hotelmanagerin, Sara, waren hervorragend. Die Chemie zwischen Gästen und Dienstleistern passte. Beim Abschied hatte Sara Tränen in den Augen. Meine Gruppe saß bereits im Bus, als ich mich von ihr verabschiedete. Sie umarmte mich und meinte: „Ihr wart eine so tolle Gruppe. Freundlich, höflich, fröhlich. Das haben auch meine Kollegen gesagt.“ Ich freute mich, dass sie uns so wahrgenommen hatten, denn ich weiß, was Hotelpersonal so tagtäglich über sich ergehen lassen muss. Später erzählte ich das in meinem Team. Jemand meinte dann: „Ja, es ist doch schön, wenn das, was
„So, und jetzt kommt der Knackpunkt. – Nein, wir haben mit dem Hotelpersonal nicht über Jesus, die vier geistlichen Gesetze, Bekehrung, Wiedergeburt und Taufe gesprochen. Wir waren nur da.“
Nichts als verbale Schaumschlägerei? Christliche Werte zu leben, ist so einfach. Meine Nachbarn haben drei Jungen. Als sie in unser Quartier zogen, war mir klar, dass sie bestimmt ab und zu ein Auto brauchen würden. Sie leben bewusst ohne Auto, nutzen aber ein Carsharing-Modell. Also gab ich der Nachbarin meinen Autoschlüssel mit dem Hinweis, dass sie das Auto nutzen kann, wenn ich es nicht brauche. Mich kostet das nichts, ihr gibt es etwas Freiheit in ihrem Alltag. Und wir hatten noch nie Probleme. Teilen ist einer der christlichen Werte. Die vielen Diskussionen um christliche Werte sind leider oft nichts anderes als verbale Schaumschlägerei. Lasst uns nicht darüber diskutieren und reden. Machen wir’s einfach!
Verena Birchler, 45 Jahre, ist Marketingchefin von ERF Medien Schweiz und wohnt in der Nähe von Zürich. Die Journalistin und Buchautorin liebt es, als Journalistin und Reiseleiterin Gäste zu ihren Lieblingsdestinationen Cornwall, Schweden und Zypern zu begleiten. Oft trifft man sie auch als Seminarleiterin zu Themen wie Konflikt-Management, Teambildung und Kommunikation.
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LEBEN HINTERGRUND
ISLAM IN DEUTSCHLAND Der Islam ist in Deutschland die Religion mit den zweitmeisten Gläubigen nach dem Christentum; er entstand vor allem durch Einwanderung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Nahen Osten, dem Balkan und Nordafrika. Der sunnitische Zweig bildet die Mehrheit, doch liegt der nichtsunnitische Anteil (Aleviten, Schiiten und diverse andere) in Deutschland über dem Weltdurchschnitt. Die Anzahl der Muslime aller islamischen Glaubensrichtungen in Deutschland wird für 2015 auf etwa 4,4 bis 4,7 Millionen Menschen geschätzt, was 5,4 bis 5,7 Prozent der Bevölkerung entspricht. Die Angaben variieren allerdings stark von 1,9 Prozent (Zensus 2011: Freiwillige Angabe) bis 7 Prozent (Schätzung der Deutschen Islamkonferenz 2012). Die größte Gruppe stellen mit 2,64 Millionen Anhängern die Sunniten, gefolgt von Aleviten sowie iranischen Imamiten und türkischen Schiiten. Im Jahr 2008 waren rund 1,8 Millionen Muslime deutsche Staatsangehörige. Zugleich hatten rund 63 % der in Deutschland lebenden Muslime einen türkischen Migrationshintergrund, was auf die Anwerbung von Arbeitsmigranten, damals Gastarbeiter genannt, aus der Türkei in den 1960er und 1970er Jahren zurückzuführen ist. Andere Muslime sind vor allem Einwanderer aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, dem Irak, dem Iran, Marokko, Afghanistan,
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dem Libanon, Pakistan, Syrien und Tunesien oder deutsche Konvertiten.
SUNNITEN
Nach dem Tod Mohammeds bestand der Großteil der Muslime – die späteren Sunniten – nicht darauf, dass sein Nachfolger aus der Familie kommen musste. Das rechtmäßige Oberhaupt musste nur vom gleichen Stamm sein. Ihre Auffassung hat sich im Streit erst einmal durchgesetzt. Mohammeds erste drei Nachfolger waren keine Mitglieder der Familie. Aber der Streit ging weiter und führte im 7./8. Jahrhundert zur Abspaltung der Schiiten. Seit dem 9./10. Jahrhundert nennen sich die übrigen Muslime Sunniten.
SCHIITEN
Die Schiiten entstammen der Gruppe, die nach dem Tod des Propheten seinen Schwiegersohn und Vetter Ali als Nachfolger sehen wollte. Für sie sind nur einige frühe Nachkommen der Familie Mohammeds rechtmäßige Imame, also Oberhäupter des Islam. Wie viele, darüber streiten verschiedene Schiitengruppen. Die größte, die Zwölferschia, glaubt, dass es 12 Imame gab. Der letzte lebt für sie seit dem 9. Jahrhundert im Verborgenen und wird als Erlöser wieder auftauchen.
ALEVITEN
Aleviten sind genauso wie Schiiten Anhänger der zwölf Imame, aber
insbesondere von Ali, dem Schwiegersohn des Propheten. Entstanden ist die Glaubensgemeinschaft im 14./15. Jahrhundert. Obwohl sie mit den Schiiten die Verehrung der Imame teilen, unterscheiden sie sich von ihnen in der religiösen Praxis. Ein Teil der alevitischen Gemeinschaft betrachtet sich auch als eigene Religion.
WAHHABITEN
Die Bewegung der Wahhabiten ist im 18. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel entstanden. Die Wahhabiten gehören zu den Sunniten, fühlen sich aber als Verfechter eines sehr ursprünglichen Islams. Nur Gott und sonst niemand darf verehrt werden. Der Koran wird streng wörtlich genommen und darf nicht interpretiert werden. Den Muslimen in Deutschland standen 2009 mehr als 2.800 muslimische Gebetsräume und Moscheen zur Ausübung ihres Glaubens zur Verfügung. Laut einer Statistik zur Religionszugehörigkeit der Deutschen nach Bundesländern ist der Anteil der muslimischen Bevölkerung in Bremen mit zehn Prozent am höchsten. In Hamburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen sind es jeweils acht, in Hessen sieben Prozent. Die meisten Deutschen wissen wenig über ihre islamischen Mitbürger. Nur eine Minderheit gab in einer Umfrage aus dem Sommer 2010 an, Kontakt zu Muslimen zu haben. de.statista.com; wikipedia.org; br.de
INTERVIEW LEBEN
KINDER DES KORANS Was in den Schulbüchern unserer Kinder steht, wissen die Wenigsten. Obwohl das durchaus spannend sein könnte. Was wird wohl den Entscheidern von Morgen heute mit auf den Weg gegeben? Der Journalist Constantin Schreiber ist genau dieser Frage nachgegangen. Allerdings mit dem Fokus darauf, was muslimische Schüler lernen. Detlef Eigenbrodt hat mit ihm gesprochen.
Herr Schreiber, Sie haben vor zwei Jahren mit ihrem Buch Inside Islam für Aufsehen und Aufregung gesorgt, sind dafür bedroht worden und haben sich eine Weile zurückgezogen. Warum jetzt dieses neue Buch? Ich bin öfter in Ägypten unterwegs. Dort wurde ich von einer Freundin mit Schulbüchern ihrer Kinder konfrontiert. Ich wollte wissen, ob das, was ich dort zu lesen bekam, nämlich ein sehr archaisches Frauenbild und viel Hass gegen Israel, Mainstream oder Ausnahme war. Gleichzeitig kamen nach Inside Islam ganz viele Lehrer in Deutschland auf mich zu, die mir von ihren Problemen in Klassen mit einer hohen Zahl an vor allem Zuwanderern aus muslimisch geprägten Ländern berichteten. Die Frage war immer die gleiche: Woher kommen diese Einstellungen? Sie haben sich Schulbücher aus fünf Ländern angeschaut, fällt dabei eine Tendenz auf, die man als „allgemeingültig“ betrachten darf? Nein, es ist keine wissenschaftliche Studie. Ich möchte mit meiner Arbeit Grenzen überwinden, die der Leser nicht überwinden kann, weil er zum einen keinen Zugang zu einem ägyptischen Mathematikbuch und zum anderen die Sprachkenntnisse nicht hat. Dennoch muss man sagen: Antisemitismus und ein veraltetes Frauenbild finden sich in fast allen der Bücher, die ich gesehen habe, wieder.
Vermutlich gibt es in den Ländern keinen „Bildungsgegenpol“ zu dem, was die Schule liefert? Welche Chance hat dann zum Beispiel ein Junge in Jalalabad oder ein Mädchen in Side zur ausgewogenen Meinungsbildung? Das Kind hat dann die Chance, die ihm seine Familie geben kann, würde ich sagen. Die Schüler, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir häufig: „Wir wissen, dass das Ideologie ist und glauben das auch nicht“, aber dazu bedarf es auch eines familiären Hintergrundes, der das möglich macht. Sie erwähnen die zum Teil deutsche Finanzierung der Schulbücher. Was meinen Sie: sollte unser Staat sich eher raushalten oder auf den Inhalt achten? Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin auf keinen Fall gegen Entwicklungshilfe. Aber ich bin dafür, dass streng überprüft wird, wofür dieses Geld eingesetzt wird. Es hat nichts mit Kultursensibilität zu tun, wenn antisemitische Inhalte in Bücher einfließen, die auch von deutschem Geld mitbezahlt werden. Das darf nicht sein. Ich weiß nicht, wo Ihr Herz schlägt, ob und welcher Religion Sie sich zugehörig fühlen. Was hat denn für Sie den Anstoß gegeben, sich so intensiv mit Fragen des Islam zu beschäftigen? Ich bin seit meiner Jugend häufig in der arabischen Welt
unterwegs. Ich liebe die arabische Sprache. Und natürlich spielt dann der Islam auch eine Rolle. Ich habe eine katholische Schule besucht, bin selbst aber evangelisch. Als Journalist aber interessiert es mich, wie wir uns mit dem Islam, der uns hier in Deutschland begegnet, auseinandersetzen. Vor was genau müssen wir uns sorgen? Hat „der Islam“ Ihrer Einschätzung nach ein erklärtes Ziel? Eine Absicht, die er unbeirrt verfolgt und die unter Umständen niemandem auffällt? Wie soll man darauf reagieren? Als Staat, als christliche Kirche, als Individuum in der Gesellschaft? DEN Islam gibt es nicht. Ein Grundproblem, das auch die Politik in ihrer verzweifelten Suche nach Ansprechpartnern erkannt hat. Wir täten gut daran, wenn wir überhaupt wissen würden, wo welcher Islam praktiziert wird, wo sich Moscheen befinden und wie sie sich finanzieren. Genauso wie ich nicht will, dass Muslime in verdreckten Hamburger Kellern beten müssen, will ich auch nicht, dass jeder, der sich kritisch mit dem Thema Islam auseinandersetzt als muslimischer Rassist beschimpft wird.
Vielen Dank, lieber Herr Schreiber, für das Gespräch und Ihnen Gottes Segen.
INFO Die Juden seien Feinde der Muslime, Frauen sollten nicht aufreizend sprechen und Ungläubige verdienten es, gequält zu werden – diese und weitere problematische Botschaften vermitteln Schulbücher, die der Fernsehjournalist Constantin Schreiber untersucht hat. Seine Frage: Was wird der jungen muslimischen Generation in den Schulen beigebracht? Und welche Auswirkungen kann das haben? Dutzende Unterrichtswerke aus islamischen Ländern hat sich Schreiber angesehen. Fünf Bücher aus Afghanistan, Ägypten, dem Iran, Palästina und der Türkei stellt er detailliert vor.
Constantin Schreiber KINDER DES KORAN Was muslimische Schüler lernen Buch, € 18,00, Klappbroschur, Econ Genre: Ratgeber, Sachbuch
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GLAUBEN PLAZA
Quergebürstet! Hier geht’s zur Sache, aber voll. Bruxy Cavey will, dass wir nicht aufgeben, er will, das wir suchen, finden, nach Hause kommen. neufeld-verlag.de v.l.n.r.: Vermitteln christliche Inhalte an ein weltliches Publikum: Michael Aerni (Gestaltung), Thomas Aerni (Verlagsleitung), Elisabeth Schirmer (IVCG-Vorstand), Simon Jahn (Co-Chefredakteur Deutschland), Stephan Lehmann-Maldonado (Co-Chefredakteur Schweiz).
Glaube in Deutschland Nur 55 Prozent der Deutschen glauben heute noch an „einen Gott“. 2005, als dieselbe Frage gestellt wurde, lag der Anteil noch bei 66 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage ergeben, die der SPIEGEL beim Institut Kantar Public in Auftrag gegeben hat. Besonders auffallend ist: Auch unter denen, die sich als Christen verstehen, geht die Gläubigkeit stark zurück. Glaubten 2005 noch 85 Prozent der Katholiken an Gott, sind es der Umfrage zufolge jetzt 75 Prozent. Unter den Protestanten fiel der Wert noch stärker, von 79 auf 67 Prozent. Mehrere Millionen Menschen, die einer der großen christlichen Konfessionen im Land mit zusammen fast 45 Millionen Kirchenmitgliedern angehören, zeigen damit eine erhebliche innere Distanz zu ihrer Religion.
Christliches Managermagazin gewinnt „Content-Oscar“ Bei Europas größtem Content-Marketing-Wettbewerb hat das Magazin „go – take the lead“ der IVCG einen Gold-Award gewonnen – und Nominierte wie das Magazin der Grünen und das der Robert Bosch Stiftung hinter sich gelassen. Mit über 700 Einreichungen handelt es sich um den größten Wettbewerb für inhaltsgetriebene Unternehmenskommunikation in Europa. Das Magazin „go – take the lead“, das die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte IVCG herausgibt, erscheint seit Anfang 2017 viermal im Jahr und will Entscheidungsträgern Impulse zum Weiterdenken vermitteln. Es geht an Abonnenten und liegt an Bahnhofskiosks, in 4- und 5-Sterne-Hotels sowie in Business-Lounges von Flughäfen aus. gomagazin.de
Gleichzeitig sind 66 Prozent der Befragten überzeugt, dass es Wunder auf der Welt gibt (eine Vergleichszahl aus dem Jahr 2005 liegt nicht vor). In diesem Punkt zeigt sich eine besonders große Diskrepanz zwischen Frauen, die zu drei Vierteln an Wunder glauben, und den anscheinend rationaleren Männern, deren Anteil bei 57 Prozent liegt. Auffallend ist außerdem, dass die weitgehend gottlosen Ostdeutschen fast genauso viel Zustimmung äußern, wenn nach der Möglichkeit von Wundern gefragt wird, wie ihre Landsleute im Westen; die Zahlen liegen bei 62 Prozent im Osten und 67 Prozent in der alten Bundesrepublik. An die Existenz von Engeln glauben in Ostdeutschland mehr Menschen (36 Prozent) als an Gott (26 Prozent). Auch die weiteren Ergebnisse der vom SPIEGEL beauftragten Meinungsforscher zeigen, wie weit sich ein großer Teil der Kirchenmitglieder vom heißen Kern des Christentums entfernt hat. Auf ein Leben nach dem Tod, das aufrechten Gläubigen im Neuen Testament versprochen wird, hofft lediglich bei den Katholiken eine Mehrheit, die mit 53 Prozent bereits knapp geworden ist. 2005 waren es noch 65 Prozent. spiegel.de
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Sicherheit & Flexibilität
TV
TIPP !
Elke und Gerd Burkhardt reisen gerne. So ist auch jetzt in beruflichen Stresssituationen und gemeinsamen Projekten Flexibilität eine der Stärken des Paares, die sie gerne zum Wohl anderer einsetzen. Ehe- und Familien-Therapeut Wilfried Veeser zeigt, was wir von diesem Paar lernen können. TV: am 6. Juni 2019, 14 Uhr auf Bibel TV Informationen unter www.neues-leben.de/beziehungsweise
Religionsfreiheit als Prüfstein der Menschenrechte In Ländern, in denen keine oder nur eine eingeschränkte Religionsfreiheit herrscht, werden auch andere Menschenrechte häufig missachtet. Da die Religionsfreiheit sehr weitgehend innere und äußere Freiheiten verknüpft (also das „Haben“ einer Glaubensüberzeugung und deren „Ausleben“), ist sie ein hervorragend geeigneter Prüfstein für die allgemeine Verwirklichung der Menschenrechte. Die von Open Doors bekannt gemachten Fälle dokumentieren, dass die Religionsfreiheit eines der sensibelsten und am häufigsten verletzten Rechte weltweit ist. Dabei gehört sie zu den zentralen und historisch
ältesten Menschenrechten. Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde, bestimmt: „Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen in der Öffentlichkeit oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung eines Ritus zu bekunden.“ opendoors.de
Gemeindearbeit
Sicherheit bei Pfadis, Jungschar und Co. Wer als Verantwortlicher in Gemeinde oder Verein mit Kindern arbeitet, sollte hier mal einen Blick reinwerfen: Die Broschüre "Sicherheit", herausgegeben von den Royal Rangers, behandelt in einer leicht verständlichen Art das große Thema Aufsichtspflicht mit allen dazugehörigen Aspekten, zu denen ganz vorne auch das Kindeswohl gehört. Aber auch unter anderem diese Fragen werden beantwortet: wie viele Leiter pro Kind sind notwendig, wo beginnt die Aufsichtspflicht und wo hört sie auf und was sollten Sie beim Baden gehen beachten. Nicht nur für Ranger. royal-rangers.de
Die Bibel
JESUSHOUSE 2020 Der Countdown zur siebten überkonfessionellen Jugendevangelisation JESUSHOUSE hat begonnen: Mit der Veröffentlichung von Infomaterial haben christliche Jugendgruppen und alle an christlicher Jugendarbeit Interessierten nun alles, was sie für die Entscheidung über ein eigenes JESUSHOUSE-Event brauchen. Ab Juni ist dann die Anmeldung möglich. Und im Aktions-Zeitraum 24. Februar bis 5. April 2020 können die Gruppen in Deutschland und den Nachbarländern an vielen Orten mehrtägige qualitativ hochwertige evangelistische Treffen unter dem Motto „A new way to be human“ („Ein neues Menschsein“) selbst veranstalten – unterstützt mit Materialien des Kasseler Vereins proChrist. JESUSHOUSE ist eine zeitgemäße Veranstaltung für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Sie lädt die jungen Menschen dazu ein, sich mit Gott und Glauben zu beschäftigen. Die Münchener Hiphopper Maxi und Alex, die in der Szene als O’Bros bekannt sind, werden den JESUSHOUSE-Stream moderieren. jesushouse.de
„Fürchtet euch nicht, ihr Nachkommen von Jakob, meine Diener! Hab keine Angst, Volk Israel! Denn ich werde euch aus einem fernen Land zurückholen. Ja, ich befreie eure Nachkommen aus dem Land, in dem sie Gefangene sind. Dann werdet ihr in Frieden und Sicherheit leben, niemand bedroht euch mehr.“ Jeremia 46,27
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ESSAY GLAUBEN
WO KÄMEN WIR DENN DA HIN? Manch einer ruft diesen Satz brüskiert aus, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen läuft und er meint, die gute Ordnung sei in Gefahr. Dass dann, wenn sich etwas verändert, nicht nur etwas verschwindet, sondern auch Neues entsteht, beschreibt Andreas Malessa. Und stellt fest, dass das nicht immer mit Verfall, sondern oft viel mehr mit Wachstum zu tun hat.
So wie der biologische Körper wächst, der Verstand an Aufnahmekapazität und Kombinationsvermögen zunimmt, die genetischen oder erworbenen Begabungen und Talente sich entfalten – so soll auch das Gottvertrauen (und wäre es winzig wie ein „Senfkorn“, Mt. 17,20), so sollen die Verbundenheit mit Jesus und das Inspiriert sein vom Heiligen Geist in Gedanken und Gebeten „wachsen“. Der Glaube soll tiefer, reifer, größer werden durch praktizierte Spiritualität. Der Glaube soll von einem Lippenbekenntnis zu einer Gewissheit, von einer Meinung zu einer Haltung, von einer gesprochenen Überzeugung zu einem gelebten Zeugnis reifen. Nicht nur im Kopf und im Herzen sollen wir „wachsen zur Erkenntnis Gottes“ (Kol. 1,11), sondern ganzheitlich charakterlich soll „Christus in euch Gestalt gewinnen“ (Gal. 4,19), empfiehlt uns Paulus im Neuen Testament. Das Risiko des Wachstums Und woran merkt man, dass jemand „im Glauben wächst“? Wird der- oder diejenige immer „sicherer“, „kompromissloser“, „standfester“? Führt geistliches Wachstum automatisch ins Radikale, ins Sektiererhafte? Nein, es führt ins Risiko. Denn: Wie in der natürlichen Botanik, soll auch das geistliche Wachstum „Früchte“ hervorbringen. „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue“ zum Beispiel (Gal. 5,22). Ob die eines Tages heranreifen, ob es „gute“ oder „faule“ Früchte werden, lässt sich aber im Wachstumsprozess selbst nicht jederzeit erkennen. Das ist das Risiko. Sowohl für den „Wachsenden“ selbst als auch für die Glaubens-„Geschwister“ drum herum. Was mich an eine Situation erinnert, in der ich einmal war: Schon vor Beginn des Abendgottesdienstes fällt mir auf, dass die Älteren im Saal ihn erstaunt anschauen, einige fast erschrocken. Einen Gast, schätzungsweise 75 plus, etwas gehbehindert, mit Hörgerät, bekleidet mit einem ungebügelten Anzug. Er blickt suchend umher, als sei er zum ersten Mal hier. Nach meinem Vortrag setzt er sich zu mir und erzählt: „Ich bin in dieser Gemeinde aufgewachsen. Als Student verliebte ich mich in eine junge Frau mit Kleinkind, die von ihrem Mann verlassen worden war. Wir schliefen miteinander, ohne verlobt zu sein. Dafür wurden wir beide aus der Gemeinde ausgeschlossen. Wir heirateten nur standesamtlich. Meine Eltern kamen nicht zur Hochzeit. Meine Frau hielt lebenslang Abstand zu
ihnen. Wir bekamen gemeinsame Kinder, später auch Enkel, gingen 40 Jahre in keinen Gottesdienst. Dann starb meine Frau, und ich suchte alte Freunde auf, bat um Wiederaufnahme in die Gemeinde. Der junge Pastor blätterte in den Protokollen des Archivs und sagte: ‚Ihren Rauswurf 1963 hat damals Ihr eigener Vater beantragt! Und hat ihn im Gemeindevorstand mit einer Stimme Mehrheit durchgesetzt“‘. Er macht eine Pause. Fast nuschelt er: ‚Ich hatte das nie gewusst. In der Nacht darauf bekam ich einen Herzinfarkt‘.“ Manchmal eher Unkrautjäten Die Geschichte erschüttert mich, aber meine Empörung nützt ja keinem etwas. Also versuche ich, mich in den Vater des tragischen Seniors hineinzuversetzen. Vielleicht war er ja überzeugt, dass geistliches Wachstum mit Unkrautjäten beginnt. Wie im Garten: Nutz- und Zierpflanzen brauchen Licht und Luft, also weg mit dem Kroppzeug. Oder wollte er beweisen, dass er als Vorstandsbruder nicht etwa „ein Auge zudrückt“, wenn die eigenen Kinder Konflikte verursachen? Ist es nicht tatsächlich ein „Zeichen von Reife“, wenn jemand nicht korrumpierbar ist, sondern Prinzipien hat? Vielleicht wollte er einfach nur „den Laden sauber halten“. Aber wer dankte und lohnte ihm das? Seine Familie jedenfalls nicht. Der Wunsch eines frommen Vaters, ein „gradlinig“ wachsender Baum in Gottes Garten zu sein, trieb seinen Sohn aus der Gemeinde und verursachte ein jahrzehntelanges Familienzerwürfnis. Brachte eine lebenslang glaubensferne Schwiegertochter hervor, stramm antikirchlich erzogene Kinder und Enkel und zum Schluss einen gebrochenen alten Witwer. Hier tut sich was Zwei prominente Figuren der biblischen Kirchengeschichte sind durch ihren geistlichen Wachstums- und Reifungsprozess nicht etwa „standfester“ und „sicherer“ geworden, sondern ins volle Risiko gegangen. Zum einen Petrus. Er kennt die Reinheits- und Speisevorschriften des mosaischen Gesetzes auswendig (3. Mo. 11,13 – 23) und weil er ein „bibeltreuer“ Jude ist, lehnt er angewidert ab, als er in einem Traum hört, er solle genau diese unreinen Tiere essen. (Apg. 10,10 – 6). Kurz darauf eskortieren ihn römische Soldaten zu einem Empfang ins Haus des heidnischen Hauptmanns Kornelius. Dort irritiert
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GLAUBEN ESSAY
„Der Glaube soll von einem Lippenbekenntnis zu einer Gewissheit, von einer Meinung zu einer Haltung, von einer gesprochenen Überzeugung zu einem gelebten Zeugnis reifen.“ der fromme Fischer die Militärs und Beamten von Caesarea mit einem peinlichen Affront: „Danke für die Einladung, aber eigentlich seid ihr alle unrein.“ (Apg. 10,28a). Doch er erzählt auch von seinem Traum. Und Kornelius von seinem. Und weil die übereinstimmen, weiß Petrus: Es ist der Heilige Geist und nicht der Zeitgeist, der ihn gerade über eiserne Traditionen hinauswachsen lässt (Apg. 10,34 – 36). Dass Gott der Souverän auch über sein eigenes Gesetz ist; dass Gott im Einzelfall auch jene Gebote aufheben darf, die er einst selbst inspiriert hat – darauf zu vertrauen, erfordert Reife und enthält ein Risiko. Petrus wird massiv kritisiert, ein unaufgebbares Zugehörigkeitsmerkmal – die Beschneidung nämlich – zum Fenster rausgeworfen zu haben. Eine liberale Lusche, dieser Heidenfreund (Apg. 11,1). Und dann der aus jesusgläubigem Hause stammende Johannes Markus (Apg. 12,12). Er darf als Praktikant mit Paulus und Barnabas auf die erste Missionsreise gehen (Apg. 12,24b), wird in Antiochien eingesegnet und ausgesandt (Apg. 13,5), trennt sich aber in Perge von seinen Dienstgebern und zieht wieder bei Mama ein (Apg. 13,13). So ein unzuverlässiges Weichei will Paulus nicht noch einmal mitnehmen (Apg. 15,38), was zu einem – je nach Bibelübersetzung – „bitteren Zwist“, einem „heftigen Streit“, einem „scharfen Aneinandergeraten“ (Apg. 15,39a) mit Onkel Barnabas führt (Kol. 4,10) und zur ersten Spaltung eines Missionswerks (Apg. 15,39,+ 40). Wer von den beiden Aposteln Recht hat – der erfahrungsgestützte Paulus oder der personenbezogene Barnabas – scheint dem Heiligen Geist egal zu sein: Er segnet die künftigen Missionstouren von beiden. Johannes Markus muss sich wohl bewährt, oder Paulus sich von seinem Urteil abgekehrt haben, jedenfalls bittet der einstige Neinsager ausdrücklich um die Mitarbeit des einstigen Weicheis: „Bring Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst“ (2. Tim. 4,11). Paulus bekennt öffentlich, dass sich Überzeugungen ändern können und dürfen, indem er dem (jüngeren) Timotheus gegenüber eine Fehleinschätzung eingesteht, die damals nun mal vernünftig oder geboten erschien. Und weil er dem (ebenfalls jüngeren) Johannes Markus gegenüber zugesteht, dass auch er diesbezüglich gereift ist. Tiefe Wurzeln, weite Äste Lässt „geistliches Wachstum“ in unseren Herzen und Köpfen – aber auch in Gemeinden – lauter Hecken und Grenzbüsche wachsen? „Bis hierher und nicht weiter! Wo kämen wir denn da hin, wenn …“? Oder wachsen unser Gottvertrauen, unsere Verbundenheit mit Jesus und unser Inspiriert sein vom Heiligen Geist zu einer afrikanischen Schirm-Akazie? Die ist tief und fest verwurzelt und gerade deshalb – nicht trotzdem
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– kann sie ihre Äste weit und breit hinauslehnen, kann hohe Freiräume schaffen und auch jenen „Tieren“ Schatten spenden, die den aufrechten Gang üben? Im Theologiestudium war Kirchengeschichte mein Lieblingsfach. Nach wie vor finde ich es richtig und wichtig, die „Väter und Mütter“ unseres Glaubens zu würdigen, von ihnen zu lernen, ihre Lieder und Gebete, ihre „praxis pietatis“, also ihre Frömmigkeit, kennen zu lernen. Waren die „reifer“ im Glauben als wir heute? Weiser, frömmer, „geistlich weiter im Wachstum“? Nein, sie waren Kinder ihrer Zeit. Was sonst. Christen nämlich, die zeit-, mentalitäts- und erkenntnisbedingte Urteile fällten. Unsere Erkenntnis aber ist und bleibt bekanntlich „Stückwerk“ (1. Kor. 13,9) und geschieht immer vorbehaltlich. Vorbehaltlich des Urteils und der Gnade Gottes. Das ist das Risiko für die Gegenwart. Soviel demütige Selbstbescheidung ist anstrengend. Sie steht obendrein im Verdacht, die abschüssige Gefällstrecke in bindungs-, ordnungs- und verantwortungslose Beliebigkeit zu öffnen. Wir sind doch schließlich „die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit“ (1. Tim. 3,15), Menschenskind! Überraschenderweise zitiert Paulus im nächsten Atemzug einen Hymnus, der mit „Er“ anfängt: „Er ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist …“ (1. Tim. 3,16), das heißt: Der lebendige Gott ist Mensch geworden. Und sagte nicht: „Ich bin der Standpunkt, Ihr habt die Wahrheit und sonst ist kein Leben“, sondern sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14,6). Heilsexklusiv, ja. Aber eben dynamisch und lebendig, das heißt, die Gemeinde „folgt ihm nach“, sie geht und wächst und reift und verändert sich. Von A nach B, vom Gestern über das Heute ins Morgen. Dieses Risiko verlangte schon Mose dem wandernden Volk in der Wüste ab und später Jesus seinen Jüngern, Petrus und Paulus den ersten Christengemeinden. Es ist und bleibt das Risiko geistlichen Wachstums. Wo kämen wir denn da hin …
Andreas Malessa ist Hörfunkjournalist, Theologe, Buchautor und Songtexter (zuletzt für die Musicals „Amazing Grace“ und „Martin Luther King“), seit knapp 40 Jahren verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in der Nähe von Stuttgart.
RATGEBER GLAUBEN
Es hat immer gereicht Was geschieht, wenn der Mensch von den Naturgewalten abhängt? Wenn er ausgeliefert ist, hilflos scheint, offensichtlich unverschuldet in Not kommt? Bis an den Rand der Existenz? Christine Golter und ihre Familie haben das erlebt. Sie sagt dennoch aufrecht und zuversichtlich lächelnd: Gott ist gut!
Wir leben vom Verkauf unserer Weine – ein hartes Brot, das viel Einsatz abverlangt – und doch sind wir Gott sehr dankbar dafür, dass wir einen so schönen Beruf ausüben dürfen. Im Mai 2011 waren die Reben schon sehr weit und die Triebe mindesten 30 cm lang. Man konnte schon Trauben an ihnen erkennen. Das ist für Mai sehr ungewöhnlich und wir sorgten uns, dass ein Frost kommen und alles zerstören könnte. Ich erinnerte „meine Männer“ immer wieder daran, dass Gott für uns sorgt, dass wir ihm vertrauen sollen. Sein Plan sei perfekt. Reinhard und Samuel sind die Praktiker und waren leicht genervt von meinem „frommen Gerede“. Sie wussten, was Frost bedeuten kann. Mit Tränen in den Augen Morgens machte sich unser Sohn Samuel, der damals als Weinbautechniker im Weingut tätig war, gegen acht Uhr an die Arbeit. Als er aus der Türe trat, wusste er sofort, dass die Nacht sehr kalt gewesen sein musste. Das Thermometer zeigte immer noch -3° C an. Ihm war klar, was das bedeuten könnte. Sofort startete er zu einer Tour durch unsere in einem Radius von 6 Kilometern gelegenen Anlagen und entdeckte rasch das ganze Elend: ganze Hänge waren braun. Erfroren, nicht mehr zu retten. Er traf auch andere gestandene Winzer, die mit Tränen in den Augen in ihren Weinbergen standen. Was jetzt? Verzweiflung, Ohnmacht, Existenzängste – das alles beherrschte die Weinwelt in den nächsten Wochen und Monaten. Ihr habt doch sicher Reserven Wir hatten in nur einer Nacht 60 Prozent der Ernte verloren – und sollten später in diesem Jahr durch Hagel weitere 10 Prozent einbüßen. Wo war der Gott, der Mangel ausfüllt, der uns versorgt, der sagt, wir sollen nicht sorgen? Der, von dem ich meinen Männern immer gesagt hatte, sie sollen ihm vertrauen? Wie sollten wir diesen Ausfall überbrücken? Wie unsere Kunden bedienen? Wie wirtschaftlich überleben?
Natürlich hatten wir noch etwas Wein im Keller und auch manche unserer Kunden waren eingedeckt. Doch die nächsten neun Monate würden wir kaum etwas einnehmen können. Bittere Aussichten, ähnlich wie bei einem Arbeitnehmer, der zwar irgendwo einen Notgroschen hat, dann aber plötzlich neun Monate lang nicht für seine Arbeit bezahlt wird. Da fragt man doch auch nicht leichtfertig: du hast doch sicher Reserven? Uns begegnete viel Unverständnis bei Menschen, die mit Arbeit, die von der Natur abhängig ist, nichts zu tun haben. Trotz aller Schäden, die wir erlitten, sahen wir aber auch die Güte Gottes. Wir sind so dankbar, dass uns der Wein, der noch im Weinkeller war, unsere Kunden erhalten hat. Viele von ihnen hatten Verständnis dafür, wenn ein Wein ausging, und blieben uns treu. Ein wertvolles Gut! Gott sorgt – auch wenn wir seinen Plan oft nicht verstehen, den Weg auch nicht erkennen, den er mit uns geht, so können wir im Rückblick immer wieder sagen: es hat immer gereicht und wir sind wahrhaftig gesegnet. Gott teilt uns zu, was wir brauchen Und genau das ist es, was die Welt nicht zu bieten hat. Hoffnung auf den guten Plan Gottes für unser Leben, auch wenn alles „falsch“ läuft. Das mutige Vorangehen in von Gott geschenkter Kraft, auch wenn die Welt stillzustehen scheint. Ihm die Ehre für alles zu geben, was wir haben. Nicht wir haben dieses Weingut aufgebaut und sind die Macher, sondern er. Gott ermöglicht uns dieses Leben und teilt es uns zu. Alles kommt aus Ihm! Er gibt uns die Fähigkeiten, die notwendigen Gaben, die Freude am Tun. Nur mit diesem Wissen können wir Rückschläge in dieser Größenordnung durchleiden und durchstehen, weil wir wissen: letztendlich ist es Gottes Verantwortung und Gottes Wirken, wie unser Weingut dasteht. Und diese Hoffnung wollen wir in die Welt tragen. In die Familie, zu Kollegen, zu Kunden. Und immer wieder die Proklamation: „Gott ist gut!“
„Ich erinnerte ‚meine Männer‘ immer wieder daran, dass Gott für uns sorgt, dass wir ihm vertrauen sollen. Sein Plan sei perfekt.“
Christine Golter, Jahrgang 1962, verheiratet mit Reinhard, Mutter von 4 Kindern und Oma von 3 Enkeln, lebt in Ilsfeld bei Heilbronn und arbeitet auf dem Familien-Weingut, das sie 1982 mit ihrem Mann von dessen Eltern übernahm. weingut-golter.de
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DIE BLANKE ANGST IM NACKEN Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie vielleicht „Eisoptrophobie“ - Angst, sich im Spiegel zu betrachten? Oder „Nomophobie“ – Angst, ohne Mobilfunkkontakt zu sein? Oder sind Sie so wie Chris Pahl und haben Angst vor Schlangen und davor, im Dunkeln allein zu sein? Der nimmt Sie mal kurz mit an einen Ort, an dem es tatsächlich Schlangen gibt und an dem er ziemlich allein war. Auch im Dunkeln.
INFO Chris Pahl
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Schon mehrmals war ich in dieser einsamen Hütte an einem See in Norwegen. Jedes Mal, wenn ich die fünf Kilometer lange Schotterpiste vom nächsten Ort in den einsamen Wald fahre, hüpft mein Herz vor Vorfreude. Ich liebe die Stille, die Natur und das einfache Leben ohne Strom und Wasser in „meiner“ Hütte. Die letzten Male war ich immer allein da. Müde vom Arbeitsalltag und sehnsüchtig, mich selbst und Gott in der Einsamkeit Norwegens zu finden. Doch beim letzten Mal war ich nicht allein in der Hütte. Da war noch jemand da: Meine Angst. Tagsüber ruhte sie meist, aber sobald es dämmerte, klopfte sie laut und deutlich an. Ich sperrte sofort die Tür ab und schloss alle Fenster.
Aber die Angst war schon drin. Die Einsamkeit, die mir tagsüber so guttat und meine Seele erfrischte, schnürte mir nun das Herz zu. Und die Angst flüsterte: „Du bist hier ganz allein. Wenn jetzt jemand kommt, wird dir niemand helfen.“ Zugegeben, ich hatte meine Angst in den letzten Tagen noch mit schwedischen Krimis gefüttert. Nicht sehr hilfreich, wenn man gern mal ein Schisser ist. Was ist da auf dem Dach? So lag ich im Dunkeln und lauschte jedem Geräusch. War da ein Knacken? Was klopft da auf dem Dach? War das der Schrei eines Vogels oder eines Menschen? Ich machte die Taschenlampe an und tat, was mir als Christ immer wieder geholfen
ESSAY GLAUBEN hat. Ich wandte mich weg von meinen Problemen, hin zu Gott. Ich betete, las in der Bibel, sang ein Lied. Und die Angst? Sie ging nicht weg, aber sie schwieg zumindest. Irgendwann schlief ich ein und schreckte nach wenigen Minuten wieder hoch. Wie sehr ich den Morgen herbeisehnte. Wieder las ich in der Bibel. Und da traf mich dieser Satz: „In seiner Todesangst betete Jesus noch angespannter und sein Schweiß tropfte wie Blut auf den Boden“ (Lukas 22,44). Jesus hat Angst. Er betet wenige Stunden, bevor er gefangengenommen und gekreuzigt werden wird im Garten Gethsemane. Dieses Wort war mir beim Lesen noch nie aufgefallen: „Todesangst“. Jesus hat Angst! Das sprengte mein Jesusbild und meinen Glauben daran, dass wir Christen ja keine Angst zu haben brauchen, weil Gott immer bei uns ist. Denn Gott ist ja in diesem Moment bei Jesus und der hat dennoch Angst. Diese Erkenntnis trifft und beruhigt mich mitten im norwegischen Wald. Angst haben ist okay, auch als Christ. Und gleichzeitig lerne ich von Jesus, an wen ich mich in meiner Not wenden kann. Beruhigt schlafe ich wieder ein. Zumindest für einige Minuten … Sie sah das wohl anders Am nächsten Morgen saß ich übermüdet im Bett und schaute auf den See. Die Sonne kam raus und die Angst hatte sich verabschiedet. Aber ich spürte, meine Ängste kommen nicht von den schwedischen Psychothrillern oder irgendwie aus dem Wald. Meine äußeren Ängste zeigen etwas von meinem Inneren. Denn mein Urvertrauen hat in den letzten Jahren an zwei Stellen ordentlich gelitten. Zum einen war da das Scheitern meiner Ehe. Meine Frau verließ mich überraschend. Es war nicht einfach gewesen zwischen uns, aber „Trennung“ oder gar „Scheidung“ war für mich keine Option.
„Ich schrie um Hilfe, aber der majestätische Sound der Wellen schluckte jeden meiner verzweifelten und kläglichen Schreie.“ Ich liebte sie doch und wir hatten uns Treue versprochen. Doch sie sah das anders. Ich hatte ihr voll vertraut. Bei ihr konnte ich angstfrei sein. Dieser Raum war zerstört. Vertrauen zerbrochen. Und manche Frage an Gott wurde laut. Ich zweifelte nicht an seiner Gegenwart,
dafür erlebte ich zu viel Trost und traf zu viele menschliche Engel. Aber ich hinterfragte seine Macht. Mein Urvertrauen, dass mir als von Gott geliebtem Kind so etwas nicht passieren kann, war erschüttert. In einer langen Auszeit rang ich mit mir und Gott und spürte, wie die Verletzungen nach und nach heilten. Vergebung wurde möglich. Nicht von jetzt auf gleich, das dauerte. Und doch ist damals mein kindliches Vertrauen von einer erwachsenen Hoffnung abgelöst worden.
Eine andere Angst allerdings traf ich in der einsamen Hütte nicht. Eine, die ich im Alltag sehr wohl kenne. Da flüstert sie dann immer in etwa so: „Was wohl die anderen von dir denken?“ oder „Wenn du so bist, dann mögen sie dich nicht“. Es ist die Menschenfurcht, die mir zu schaffen macht. Vielleicht eine der größten Ängste. In der Einsamkeit aber muss sie schweigen. Wie gut. Ich will sie nicht wieder laut werden lassen, denn sie hat einen beachtlichen Fehler: sie lügt wie gedruckt!
Sie machten keine große Beute Das zweite Mal, als ich massiv spürte, dass Sicherheit nicht selbstverständlich ist, war an der Copacabana in Rio. Drei Wochen waren mein Kumpel und ich durch Südamerika gereist. Am vorletzten Morgen saß ich früh am Strand, schrieb in mein Tagebuch, betete und schaute auf das rauschende Meer. Plötzlich legte sich ein Arm im Würgegriff um meinen Hals. Ein zweiter hielt meine Arme fest. Weitere Arme pressten meine Beine in den Sand und eine flinke Hand durchsuchte meine Hosentasche. Ich schrie um Hilfe, aber der majestätische Sound der Wellen schluckte jeden meiner verzweifelten und kläglichen Schreie. Die vier Männer machten keine große Beute. Nur mein altes Handy und 5 Euro waren weg. Schnell verteilten sie sich in alle Richtungen am Strand und ließen mich verstört und mit Tränen in den Augen zurück. Neben dem bisschen materiellen Besitz verlor ich an diesem Tag noch etwas Wertvolleres: den Glauben daran, dass mir so etwas nicht passieren könne, weil ich doch Christ bin. Heute, mit Abstand, kann ich jedoch sagen: diese Männer haben mir meinen Glauben an einen guten Gott nicht gestohlen. Denn in meiner Schwachheit und Angst kam mir Gott in Jesus näher. Auch der wurde verlassen, ihm wurde Gewalt angetan, man nahm ihm alles. Dieser Jesus-Gott kennt mich und versteht mich, weil er in ähnlichen Situationen war und selbst Angst hatte.
Mein letzter Besuch in der Hütte ist fast zwei Jahre her. In diesem Sommer fahre ich wieder hin. In die Flitterwochen. Die Frau, von der ich eben schrieb, wird diesen Sommer „Ja“ zu mir sagen. Wahnsinn! Wunderbar! Auf dem Weg dahin brauchte ich allerdings bei dem ein oder anderen Thema doch etwas mehr
Die Angst lügt wie gedruckt! Aber meine Ängste sind nicht nur von gestern. In der Hütte auf meinem Bett sitzend denke ich an die Zukunft. Mir stehen unsichere Zeiten bevor. Ein alter Job ist gekündigt, ein neuer in Aussicht, aber noch nicht zugesagt. Ich habe mich neu in eine Frau verliebt und wir lernen uns langsam kennen. Aber ob es wirklich klappen wird mit Job und Beziehung?
„Es ist die Menschenfurcht, die mir zu schaffen macht. Vielleicht eine der größten Ängste. In der Einsamkeit aber muss sie schweigen. Wie gut. Ich will sie nicht wieder laut werden lassen, denn sie hat einen beachtlichen Fehler: Sie lügt wie gedruckt!“ Zeit. Denn die Narbe des Scheiterns meiner ersten Ehe ist zwar verheilt, aber sie schmerzt immer mal wieder. Ich bin überrascht, dass ich so „gut“ neu vertrauen und wieder mit voller Überzeugung „Ja“ sagen kann. Obwohl ich weiß, auch diese Ehe könnte scheitern, auch diese Frau könnte mich verlassen. Oder ich sie. Aber in all meinen Ängsten und Rückschlägen bin ich gereift. Manchen kindlichen Übermut habe ich verloren. Gewonnen habe ich die Erkenntnis, dass diese Welt ganz wenig Sicherheit bietet. Weder die Tür einer norwegischen Hütte noch die Öffentlichkeit eines Strandes noch das Versprechen eines Menschen ist sicher. Umso mehr habe ich den Gott schätzen gelernt, der mitten in meiner Angst da ist und der in der Bibel so oft wiederholt: Fürchte dich nicht. Chris Pahl, Jahrgang 1981, ist Projektleiter von CHRISTIVAL22 und lebt mit seiner Verlobten in Leipzig. Er ist Autor mehrerer Bücher und man trifft ihn joggend in den Leipziger Wäldern. Chris liebt das Netzwerken rund um Jesus, Jugend und die Einheit der Christen.
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BIOGRAFIE GLAUBEN
WENN EINER MIT DEM LEBEN ZAHLT Das, was ihm passierte, liegt schon eine Weile zurück. Doch das macht es nicht weniger bedeutungsvoll. Denn mit dem Abstand, der sich gebietet, stellt seine Geschichte uns auch heute vor die ganz konkrete Frage: Ist der Weg, den Gott seine Nachfolger führt, denn nicht von seinem Schutz gekrönt? Wie gefährlich es sein kann, Gott zu folgen, zeigt das Leben und Sterben von Jim Elliot. Und es zeigt auch, wie schnell wir dabei mit unseren menschlichen Bewertungen an Grenzen stoßen. Eine Reportage von Dr. Simone Flad.
„Im Schatten des Allmächtigen“ – unter diesem Titel hat Elisabeth Elliot die Tagebuchaufzeichnungen ihres kurz zuvor verstorbenen Mannes Jim Elliot herausgegeben. Diese Worte sind Teil eines Zitates aus Psalm 91: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“ (Verse 1 + 2). Es geht um die Sicherheit, die der Psalmbeter bei Gott erfährt. Er beschreibt Gott als eine Burg, als Zufluchtsstätte vor vielerlei Nöten, als Bergungsort vor Seuchen und Angriffen von
Feinden. Was für ein eindrückliches Bild! Aber im Leben von Jim Elliot war doch genau das Gegenteil passiert!? Jim Elliot (1927 – 1956) erlebte eine behütete Kindheit in einer gläubigen christlichen Familie im Nordwesten der USA. Im zarten Alter von sechs Jahren erklärte Jim seiner Mutter, dass er nun auch zu Gott gehöre. Die Bibel wurde daraufhin sein ständiger Begleiter. Mit 18 Jahren trat er ins Wheaton College bei Chicago ein. Er hatte ein klares Ziel vor Augen: Pioniermissionar wollte er werden, einem Volk oder Stamm das Evangelium
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GLAUBEN BIOGRAFIE bringen, einem, der bisher noch keine Chance gehabt hatte, von Gott zu hören. Diesem Ziel wollte er alles unterordnen, keine Zeit oder Kraft mit etwas verschwenden, das ihn davon ablenken würde. Das Risiko war klar 1952 war es dann soweit, mit einem Freund reiste Jim nach Ecuador aus. Dort heiratete er 1953 Elisabeth, die er schon im College kennengelernt hatte. Sie arbeiteten unter den Ketschua (auch Kichwa genannt) im dichten Regenwald von Ecuador, an einem der zahllosen Nebenflüsse des Amazonas. Von Anfang an hatten sie auch das benachbarte Volk der Aucas (auch Huaorani oder Waorani genannt) auf dem Herzen. Die wenigen Kontakte, die dieser Stamm mit Weißen gehabt hatte, waren alle gewaltvoll verlaufen. Auch mit anderen Indianervölkern gab es nur wenig, und wenn dann meist feindlichen, Kontakt. Diese ganz abgeschottet lebenden Menschen wollten Jim und Elisabeth Elliot und ihre Kollegen mit Gott bekannt machen. Dafür waren sie bereit, ein großes Risiko einzugehen. Nach langer, gründlicher Vorbereitung mit vielen indirekten Kontakten sahen sie im Januar 1956 die Zeit gekommen, einen direkten Kontakt zu wagen. Was verheißungsvoll begonnen hatte, endete beim zweiten Zusammentreffen mit dem Tod von Jim Elliot und vier anderen jungen Missionaren. Zurück blieben fünf junge Frauen und insgesamt sechs Kleinkinder. Jim Elliot und seine Freunde waren von den Aucas ermordet worden. Mit Speeren. Nichts mit „wenn auch tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen“ – wie es in Psalm 91,7 heißt, nur ein paar Verse nach „Wer unter dem Schirm des Höchsten wohnt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt …“.
Jim Elliot und seine Mitmissionare hat es aber getroffen. Wie kommt seine Witwe dann dazu, sein Leben mit „Im Schatten des Allmächtigen“ zu überschreiben? Ist das nicht ein Hohn? Der Psalm verspricht Sicherheit und Schutz – aber Jim Elliot und die anderen jungen Männer wurden ermordet. Überhaupt, wenn Gott jemand beschützen sollte, dann doch die, die für ihn unterwegs sind, die ihm mit ihrem ganzen Leben dienen wollen. Oder etwa nicht? Jims Bruder Bert beschäftigte diese Frage auch, nachdem er vom gewaltsamen Tod seines Bruders erfahren hatte: „Wenn wir uns selbst Gott hingeben, in Gehorsam seinem Wort gegenüber, sollte er uns dann nicht beschützen, da wir für ihn leben?” Das war für ihn eine sehr persönliche Frage – nicht nur, da es sich bei einem der Ermordeten um seinen Bruder handelte, sondern auch, weil er selber mit seiner Familie als Missionar im Dschungel Perus unterwegs war. Sollte Gott seine Leute nicht beschützen? Gerade die, die für ihn unterwegs sind? Es waren junge, begabte Männer, die noch so viel für Gott und die Menschen hätten bewegen können. Was für ein Verlust! Was für eine Tragödie! Ist Gott doch nicht allmächtig? Nicht wirklich gut? Gelten die Verheißungen der Bibel doch nicht? Oder nicht für alle? Hatten die Männer etwas falsch gemacht? War ihr Tod etwa Gottes Wille? Hatte er ihnen den Rücken zugekehrt? Warum hatte er sie nicht beschützt? Solche oder ähnliche Fragen mögen uns durch den Kopf schwirren. Ich möchte dir dienen Was hätte Jim Elliot zu solchen Gedanken gesagt? Seine Tagebuchaufzeichnungen geben uns einen Einblick in sein Denken – auch über diese Fragen. Seine Bereitschaft, als Pioniermissionar in den südamerikanischen Dschungel zu ziehen, gründete in seiner Hingabe an Jesus Christus. Ganz bewusst wollte er als junger Student sein Leben Jesus zur Verfügung stellen, sich von ihm leiten und gebrauchen lassen. „Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Jesus.“ Nur etwas später schrieb er ein Gebet nieder: „Heiland, ich weiß, du hast mir volle Freiheit gegeben, dir zu dienen oder meinen eigenen Weg zu gehen. Ich möchte dir auf ewig dienen, denn ich liebe meinen Meister. Ich will nicht nach meinem Eigenwillen leben.“ Dass zu dieser Hingabe auch die Möglichkeit gehörte, für seinen Herrn zu sterben, dessen war sich Jim Elliot bewusst. Als er über Opferungen im Alten Testament nachdachte, schrieb er: „Vater, nimm mein Leben, ja mein Blut, wenn du willst, und verzehre es in deinem Feuer. Ich will es nicht behalten, denn es ist nicht mein, dass ich es für mich behielte. Nimm es Herr, nimm es ganz. Gieß mein Leben aus als Opfergabe für die Welt.“ In dieser Zeit spielte auch sein Bruder mit dem Gedanken, in die Außenmission zu gehen. Er hatte seine Gedanken dazu, auch seine Bedenken, Jim geschrieben. In seiner Antwort macht Jim Elliot deutlich, dass seine Hingabe letztlich im Vertrauen auf
„Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Jesus.“ 32
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„Eine der großen Segnungen des Himmelreiches ist die, dass wir seinen Wert schon hier auf Erden kennen lernen. Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“
Gott gründet: „Mach dir keine Sorge, Bob, du würdest durch Tropenkrankheiten vorzeitig hinweggerafft werden – wie dein Leben, so ist auch die Dauer deines Lebens in Gottes Hand. Denk daran: Gott lässt dich nicht sterben, ehe dein Werk getan ist.“ Er war sich sicher, dass alles, was ihm geschah, letztlich aus Gottes Hand kam und Teil seines großen und guten Planes war: „Ein Christ darf dies wissen: Jedes Geschehnis, das uns widerfährt, lässt Gott in genau dem richtigen Augenblick geschehen, so dass es uns zum Besten dient. Gottes Wege sind vollkommen.“ Diese Gewissheit begleitete ihn in allen Lagen seines Lebens. Ganz und gar nicht lebensmüde Es war in einer ungewissen Zeit, direkt nach seinem CollegeAbschluss, als er nicht wusste, welche die nächsten Schritte sein würden, als er in einer Art Wartezustand bei seinen Eltern lebte und sich mit Biografien von Missionaren befasste. Diese Lektüre brachte ihn zu seinen wohl bekanntesten Worten: „Eine der großen Segnungen des Himmelreiches ist die, dass wir seinen Wert schon hier auf Erden kennen lernen. Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Jim Elliot war bereit, sein irdisches Leben hinzugeben, da er das ewige Leben, das Gott ihm durch Jesus Christus geschenkt hatte, immer im Blick hatte. Sein Leben auf dieser Erde war ganz eng an seinen Herrn gebunden. Der Tod beinhaltete für ihn an sich keinen Schrecken, sondern nur den Schritt in die himmlische Heimat zu seinem Herrn und Retter. Das bedeutet nun nicht, dass Jim Elliot in irgendeiner Weise lebensmüde war. Ganz und gar nicht. Während seiner Schiffsreise nach Ecuador beschreibt er die pure Freude, die er empfand: „Was ich zurzeit erfahre ist die reine Freude des In-Einklang-Seins mit Gott und das Bewusstsein, dass er uns bisher in allem gelenkt hat. Gott war mit uns bei dieser ganzen Reise, und wenn mein Leben jetzt zu Ende ginge, ich könnte wie Simeon sagen ‘nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden‘. Nicht weil ich das Gefühl hätte, mein Werk sei getan, das keineswegs, aber ich bin zufrieden und glücklich, weil Gott mir sein Wort so deutlich bestätigt.“ Als dann in seinem Leben im Dschungel des Amazonasgebietes auch Krankheit und Schwachheit in sein Leben kamen, machte er dies auch nochmal deutlich: „Ich bin bereit zu sterben, aber ich möchte leben und Gottes Wort verkündigen.“ In der Auseinandersetzung mit den Plänen, die Aucas mit dem Evangelium zu erreichen, war sich Jim Elliot ebenso wie die anderen Missionare im Klaren, dass es sie das Leben kosten könnte. Die Frage, die er seinem Tagebuch anvertraute, zeigt
auch sein Ringen damit: „Die Aucas. O Herr, wer ist dieser Aufgabe gewachsen?“ Ein paar Tage später berichtet er: „… habe mich von neuem dargeboten für die Arbeit bei den Aucas, mit größerer Bestimmtheit als zuvor; habe gebetet um Tapferkeit im Geist, um deutliche und wundertätige Führung.“ Mit dieser erbetenen Tapferkeit und der Sicherheit, dass Gott sie so führt, brachen Jim Elliot und die anderen Missionare zu den Aucas auf – und mit derselben Tapferkeit und Sicherheit ließen ihre jungen Ehefrauen sie ziehen. Darin liegt die Sicherheit „Im Schatten des Allmächtigen“ – aus Jim Elliots Sicht hat seine Frau sicher eine sehr passende Überschrift über sein Leben gewählt. Seine Sicherheit im Leben beruhte nicht darauf, dass alles gut gehen würde und der Tod weit weg blieb. Gott selbst war für ihn seine Sicherheit. Sie hatte nicht mit äußerlichen Umständen wie Gesundheit oder Errettung aus allen Gefahren zu tun. Sondern mit seiner Sicherheit, auf seinem Weg von Gott geführt zu sein – egal, was kommen würde. Und dass dies auf alle Fälle ein guter Weg sein würde. Mit dieser Gewissheit konnten Jim Elliot, seine Frau und ihre Mitmissionare sich und ihr Leben Gott anvertrauen und die gefährliche Arbeit unter den Aucas wagen. Was auch passieren würde, sie wären immer in Gottes Hand – oder wie der Psalmbeter es sagt – unter seinem Schirm oder in seinem Schatten. Darin lag ihre Sicherheit – ihr ganzes Leben lang.
Dr. Simone Flad, Jahrgang 1971, Theologin und Dozentin am Theologischen Seminar Rheinland (TSR), kommt aus dem Schwabenland und lebte von 20042015 in Sofia, Bulgarien. Ihre große Leidenschaft ist die (Kirchen-)Geschichte.
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GLAUBEN BIBEL ERKLÄRT
SO SICHER WIE DAS AMEN IN DER KIRCHE Was ist schon „sicher“? Der DAX ist es nicht, die EU ist es nicht, die Gesundheit nicht, die Liebe nicht, die Zukunft nicht ... Ein Spruch aus der skeptisch-coolen Ecke: „Sicher ist nur, dass wir einmal sterben müssen!“ Wir leben in unsicheren Zeiten. Warum sollte es beim Glauben anders sein? Henning Briesemeister erklärt die Zusammenhänge.
Wir glauben an einen Gott, der gestern, heute und morgen derselbe ist; der ein guter Hirte ist, der einen selbst durch finstere Täler hindurchbringt; dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden! Und: auf den wir alle unsere Sorgen werfen können! Im 1. Petrus-Brief, Kapitel 5, Vers 7, heißt es entsprechend: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er (Gott) sorgt für euch!“ Wenn der allmächtige Gott also für uns sorgt, dann müsste doch alles „sicher“ sein!? Es soll übrigens christliche Gemeinschaften gegeben haben, bei denen es verpönt war und ein Zeichen von Kleinglauben, überhaupt eine Versicherung abzuschließen oder auch nur einen Blitzableiter zu installieren! Aber das lässt außer Acht, dass wir „jenseits von Eden“ leben; in einer Welt, die ein Spielball der verschiedensten Kräfte ist. „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe ...“ Das steht nur einen Satz weiter im 1. Petrus-Brief! Und das gilt damals wie heute. Also doch keine „Sicherheit“ (lat.: securitas), sondern nur „Gewissheit“ (lat.: certitudo)! Aber was heißt hier „nur“?! In einem der zentralsten Sätze bei Paulus heißt es: „Ich bin gewiss, dass mich nichts von Gottes Liebe trennen kann!“ (Römer 8,31) Mehr geht nicht vor dem Jüngsten Tag! Mehr geht nicht vor dem Tag, an dem Gott einen neuen Himmel und
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eine neue Erde schaffen wird, in denen Gerechtigkeit wohnt. Alles, was wir auf dem Weg dorthin als Zuverlässigkeit und Gewissheit erleben, ist ein Geschenk dessen, der gesagt hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Und deshalb können wir darauf vertrauen, dass Gott – trotz aller realen Unsicherheiten des Lebens –für uns sorgt! Warum aber sollen wir eigentlich unsere Sorge auf Gott „werfen“, wie Luther es übersetzt hat? „Klebt“ die Sorge vielleicht manchmal an uns? Kann es sein, dass wir uns ungern von ihr trennen?
„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch!“ Weil ein Abgeben ein Eingeständnis wäre, dass wir unser Leben nicht selbst in der Hand haben? Oder weil unsere Sorgen uns für andere interessant machen und wir dadurch Aufmerksamkeit erringen, die uns sonst nicht zuteilwird? Neuere Übersetzungen formulieren so: „Legt alle eure Sorgen bei ihm ab“ – so die Neue Genfer Übersetzung. Oder: „Überlasst alle eure Sorgen Gott“ – so die Hoffnung für alle. Egal, ob geworfen, gelegt oder überlassen: Wir sind eingeladen, Gott als dem Vater Jesu Christi unser Vertrauen zu schenken!
Es gibt Sorgen, die Sinn ergeben; es gibt aber auch solche, die uns auffressen, gefangen nehmen, nicht schlafen lassen und uns jede Freude am Leben nehmen wollen. Demgegenüber will der Schöpfer allen Lebens, dass wir unser Leben in seinen guten Händen wissen: „Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht ...“ (Paul Gerhardt). Oder: „Gehet nicht auf in den Sorgen dieser Welt ...“ heißt es in einem modernen Halleluja-Lied; und Jesus verweist in der Bergpredigt auf die Lilien auf dem Felde und auf die Vögel am Himmel, um seine Leute davor zu bewahren, von Sorgen dominiert zu werden. „Sicherheit“ wird es nie ganz geben, „Gewissheit“ aber schon! Gewissheit, dass uns nichts von Gottes Liebe trennen kann; dass der gute Hirte für uns sorgt – selbst dann, wenn es durch schwierige Zeiten geht und wir zum vertrauensvollen Leben und mutigen Handeln wieder neu herausgefordert werden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Henning Briesemeister, Jahrgang 1956, ist Pfarrer im Ruhestand und lebt mit seiner Frau in Steffenberg. Er ist ein Kind des Ruhrgebiets und des missionarischen Gemeindeaufbaus Herner Prägung, berufliche Stationen waren Witten, Dorsten und das Siegerland.
PERSÖNLICH GLAUBEN AUF DEM WEG ZU GOTT Die Bibel zeigt Ihnen, wie Sie mit Gott eine Beziehung beginnen und pflegen können. Er wartet auf Sie. Waren zu Anfang der Zeit die Dinge noch in guter Ordnung, änderte sich das deutlich, als die Menschen danach strebten, mit Gott auf einer Stufe zu stehen. Sie wollten nicht zu ihm aufschauen, sondern ihm ebenbürtig sein. Mit dieser Überheblichkeit pflanzte sich die Sünde in die Herzen der Welt wie ein nicht mehr auszurottender Virus.
DER MEISTERMALER
Gott war erschüttert und gleichzeitig wild entschlossen. Er wollte nicht, dass die Menschen an ihrer Überheblichkeit zu Grunde gehen. Gott ist heilig und gerecht und wird deswegen das Böse immer böse nennen: „Keiner ist gerecht – nicht ein Einziger. Alle haben sich von Gott abgewandt. Keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger.“ (Römer 3,10) So lange der Status der Menschen auf „ungerecht“ steht, ist die Beziehung zu Gott nicht möglich. Gott fand einen Weg, den Status zu ändern. Heilsam für uns, grausam schmerzhaft für ihn. Weil alle Menschen an der Sünde leiden wie an einer nicht entdeckten Krankheit, tat Gott etwas Einzigartiges. Er ließ seinen Sohn, Jesus, als Mensch auf die Erde kommen. Ließ ihn mit den Menschen leben. Und ließ ihn am Ende für sie sterben. Dieser Tod war unausweichlich. Nur so können alle Menschen zu Gott kommen. Die Strafe, die die Menschen für ihre Abkehr von Gott verdient hatten, wurde von Jesus bezahlt. Stellvertretend. Jeder, der sich ihm anvertraut wird erleben, wie er sich verändert. Jesus hat den Weg zum Vater freigemacht für alle. Auch Sie können durch Jesus in einer ganz persönlichen Beziehung zu Gott leben. Wenn Sie möchten. Die Bibel sagt in Johannes 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Darauf können Sie sich verlassen! Nehmen Sie an, dass Jesus stellvertretend für Sie eine Rechnung bezahlt hat, die Sie nie hätten zahlen können. Reden Sie mit ihm. Wenn Ihnen selbst die Worte fehlen, könnte dieses kurze Gebet Ihnen helfen: „Jesus, ich möchte dich kennenlernen. Bitte vergib mir, dass ich bisher nicht nach dir gefragt habe. Danke, dass du am Kreuz für meine Schuld gestorben bist und ich dadurch mit Gott in Beziehung treten kann. Ich erkenne dich als Schöpfer und Herrn in meinem Leben an. Amen.“ Wenn Sie weitere Fragen haben, schreiben Sie uns! Unsere Adresse finden Sie auf Seite 50.
wer Jesus Christus wirklich ist und was er für mich getan hat. Nach anfänglicher „Gegenwehr“ durfte er dann mein Leben in die Hand nehmen und umgestalteten.
Er blickt auf mehr als sieben Jahrzehnte zurück und hat einiges gesehen. Nicht alles davon war schön, aber vieles war wohl nötig. Dass am Ende aber nicht er es ist, der dem Leben Farbe gibt, sondern ein ganz anderer, erfuhr Johannes „Hannes“ Atzmanstorfer in dem Moment, als Jesus auftauchte. Ganz „erwünscht“ war ich ja nicht mehr, als fünfter Bub in einer ärmlichen Schmiedemeisterfamilie während der Nachkriegszeit. Adoptiert (!) vom kinderlosen, sehr religiösen Onkel aus der unmittelbaren Nachbarschaft, wuchs ich überbehütet auf. Fragen nach dem Leben und Gott sollten im obligatorischen Messbesuch beantwortet werden. Es herrschte Schweigeatmosphäre in meiner Erziehung. Mein Lebensstil wurde zunehmend rebellischer und mündete bald in einer ausgewachsenen Lebenskrise. Doch der mir noch unbekannte „Meistermaler“ hatte offenbar einiges mit mir vor. Er schickte dem verkrachten Herzensbrecher Hannes ein stilles, einfaches Mädel in den Weg, in das der sich schwer verliebte. Sie lud mich in einen Hausbibelkreis ein und ich ging hin. Und erfuhr,
In meinem Heimatort gab es zu dieser Zeit einen markanten geistlichen Aufbruch: Glaubenswochen, "ProChrist" und missionarische Aktivitäten mit dem Jugendchor, nicht zu vergessen auch die aufregenden und abenteuerlichen Fahrten mit Hilfsgütern und Bibeln nach Siebenbürgen, wo wir Gottes Bewahrung mehrfach erlebten. Ceausescus Herrschaft und auch die Revolution erlebten wir noch hautnah mit. Unvergessen bleibt mir der Besuch bei einer damals 14-köpfigen Pastorenfamilie. Meine christliche „Sturm- und Drangzeit“ forderte jedoch auch ihren Preis im darauffolgenden Burnout Crash im Lehrberuf, als ich pausieren musste und Gott für einige Zeit den „Rotstift“ zur Hand nahm. In der Folge gewann mein Glaubensleben an Tiefe und ich hatte viel Zeit für die Musik. Mit einer christlichen „EvergreenBand“ versuchten wir z. B., kirchenferne Menschen auf alternative Weise zu Gott einzuladen. Art und Stil der Evangelisation haben sich zwar nach der Jahrtausendwende ganz schön verändert. Der Meistermaler, unser himmlischer Vater, aber bleibt gleich. Seine Pläne sind faszinierend. Für jeden Menschen, der sich ihm öffnet. Ich bin gespannt, was er mit mir, auch noch im Alter, vorhat.
Johannes Atzmanstorfer, 7O, ist Pflichtschullehrer in Pension, seit 1979 mit Maria verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und vorerst zwei süße Enkelinnen. Hannes lebt in Bad Goisern am Hallstättersee in Oberösterreich, ist im Orgeldienst der Gemeinde tätig und spielt gerne FIFA 19 auf Playstation 4.
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ALLTAGSTAUGLICH GLAUBEN
DER MENSCH IST EIN GEWOHNHEITSTIER Dieses geflügelte Wort, das Gustav Freytag, einem Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, zugeschrieben wird, enthält viel Wahrheit. Unsere Gewohnheiten haben einen großen Einfluss auf unser Leben und spielen auch im Unterbewusstsein eine entscheidende Rolle. Warum erwarten wir eigentlich, dass der morgige Tag so sein wird wie der heutige? Wilfried Schulte spricht von einer Haltungsfrage.
Mitte April hatten meine Frau und ich eine Autopanne. einander an Sicherheit und Geborgenheit geben können, stößt Einen Platten. Mitten auf der Autobahn! Aber wir hatten aber an natürliche Grenzen, die davon bestimmt sind, was ein Glück und konnten noch von der Autobahn runterfahren, um Mensch vermag. Wir sind weder allwissend noch allmächtig den Reifen an einer ruhigen Stelle zu wechseln. Der Reifen war und auch nicht allgegenwärtig. Aber Gott ist das alles. Wer hinüber, aber uns war glücklicherweise nichts geschehen. in Beziehung mit dem Schöpfer dieser Welt lebt, erfährt auch Glücklicherweise? War es Glück? Ja sicher. Mancher würde das hautnah und grenzenlos die Geborgenheit und Sicherheit in so sagen. Da wir aber auch diesmal Gott vorher um eine einer Qualität, wie nur Gott sie geben kann. bewahrte Fahrt gebeten hatten, war es für „Glück ist einfach zu uns kein Glück, sondern Bewahrung. Mit Gottes Augen geleitet Glück ist einfach zu unbeständig, um das David, der Psalmenschreiber und König unbeständig, um das Leben danach auszurichten. Das Wissen von Israel, erlebte genau dies, als er sich um die Gegenwart Gottes und die gesunde Leben danach auszurich- nach einer Zeit der Rebellion gegen Gott Beziehung zu ihm dagegen geben mehr ten. Das Wissen um die ihm wieder zuwandte. Mit Freude schrieb Sicherheit als alles Glück der Welt. „Deshalb werden alle Heiligen zu dir Gegenwart Gottes dage- er: beten zur Zeit der Angst; darum, wenn gen gibt mehr Sicherheit große Wasserfluten kommen, werden Eine Frage des Vertrauens Überhaupt sind Beziehungen das entschei- als alles Glück der Welt“. sie nicht an sie gelangen. Du bist mein dende Element, wenn es um Sicherheit Schirm, du wirst mich vor Angst behüten, und Geborgenheit geht. Viele Menschen fühlen sich beispiels- dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann.“ (Psalm 32,6 – 7) weise im Flugzeug sicherer, wenn ihr Partner neben ihnen sitzt. Als David sich wieder in die Nähe Gottes stellte, erhielt er desWeshalb ist das so? Prof. Tim Hagemann erklärt dazu in einem sen folgende ermutigende Zusage: „Ich will dich unterweisen Interview in der Berliner Morgenpost: „Man hat jemand neben und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst, ich will dich mit sich, dem man absolut vertraut. Dieses Konzept lernen wir meinen Augen leiten“ (Psalm 32,8). schon in der Kindheit. Eltern würden letztendlich alles für ihr Kind tun. Man kann sich viel herausnehmen, da man weiß, die Dieser Blickkontakt mit Gott schenkt wahre Sicherheit und Eltern boxen einen schlussendlich aus jeder Situation wieder Geborgenheit. Deshalb ist das Evangelium von Jesus Chrisheraus. Dieses Muster überträgt man dann im Erwachsenen- tus auch wirklich eine gute Nachricht. Jesus sagt: „Wer mich alter auf andere Beziehungen. Man lernt, dass man Menschen sieht, der sieht den Vater“, und er hat verheißen, bis ans Ende vertrauen kann, dass Menschen für einen da sind und sehr alt- der Zeiten, bis in alle Ewigkeit, bei seinen Nachfolgern zu bleiruistisch handeln können.“ ben (Matthäus 28,20). Wer sich diese Haltung zur Gewohnheit macht, zur Routine seines Alltags, der findet darin die SicherWer gibt wirklich Sicherheit? heit, die er sucht. Ein Partner an unserer Seite gibt uns Sicherheit und dient uns als Stütze. Gemeinsam lassen sich nicht nur schwierige Momente, sondern auch ganz gewöhnliche AlltagssituatioWilfried Schulte, Jahrgang 1955, Evangelist, Fernsehproduzent und -moderator, nen besser meistern. Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, ist verheiratet mit Doris, Vater von zwei erwachsenen Kindern und Opa von fünf Enkeln. Er ist Direktor von NEUES LEBEN und Mitherausgeber dieses Magazins. Nähe und Erfahrung stärken Beziehungen und damit auch das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Das, was Menschen
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GESELLSCHAFT PLAZA Wortschatz
„Haltet die Bösen immer voneinander getrennt. Die Sicherheit der Welt hängt davon ab.“ Theodor Fontane
Flüchtlinge
Ist Deutschland besonders stark belastet? Im Jahr 2015 sind in absoluten Zahlen rund 900.000 Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, 2016 waren es 280.000 und 2017 waren es noch 186.000. Doch wie stark ist Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern durch die Flüchtlingskrise belastet? Deutschland steht nach UNHCR-Angaben auf Platz 6 der Länder, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom November 2017 lebten Ende 2016 allerdings rund 1,6 Millionen schutzsuchende Menschen in Deutschland. Als Schutzsuchende werden Ausländerinnen und Ausländer bezeichnet, die sich aus humanitären Gründen in Deutschland aufhalten. Dazu zählen Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte. Von den Schutzsuchenden verfügten den Angaben nach 872.000 Menschen (54 Prozent) über einen humanitären Aufenthaltstitel und damit über einen anerkannten Schutzstatus. Bei 158.000 Personen wurde der Antrag auf Asyl abgelehnt. Diese sind grundsätzlich ausreisepflichtig. 75 Prozent von ihnen haben aber eine Duldung, ihre Ausreisepflicht ist also vorübergehend ausgesetzt. Die Türkei beherbergte 2017 weltweit die meisten Flüchtlinge: 3,48 Millionen. Der Libanon hat mit 1.000.000 Flüchtlingen gemessen an der eigenen Bevölkerung den meisten Menschen Zuflucht geboten. Pakistan hatte 2017 1,4 Millionen Geflüchtete beherbergt, Uganda 1,3 Millionen und Iran 980.000. Äthiopien kam auf fast 890.000 und Jordanien auf 690.000 aufgenommene Flüchtlinge. (Quelle: UNHCR) Lesen Sie weiter unter lpb-bw.de
HIMMLISCH FREI UND TRANSZENDENT „Der Glaube an eine höhere Macht ist in unserer wissenschaftsgläubigen Welt in Ungnade gefallen. Doch wir brauchen ihn, um ein gutes Leben zu führen. Denn das Konsumdenken macht uns unglücklich – und leichter manipulierbar“, schreibt die Journalistin und Filmemacherin Renata Schmidtkunz in ihrem neuen Buch Himmlisch frei – Warum wir wieder mehr Transzendenz brauchen. Und fährt fort: „Transzendenz zu denken, sich darin zu üben, davon auszugehen, dass es einen Bereich gibt, der jenseits unseres Verstehens und unseres Einflusses liegt, bedeutet neben vielem anderen auch, Distanz zum Weltgeschehen zu bekommen. Es ist eine Distanz, die befreien kann von jenen Trieben, die unsere Welt und die Menschheit im Moment zu zerstören drohen. Es ist eine Distanz, die befreien kann von dem Wunsch, alles alleine zu besitzen, von dem Wunsch, die Welt und was auf ihr wächst und existiert, nicht teilen zu wollen.“ edition-a.at
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NEUES LEBEN 2 – 2019
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Prozent
Die Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten ist 2018 um knapp zehn Prozent gesunken. Einen derart starken Rückgang bei der Kriminalität hat es seit fast 25 Jahren nicht gegeben, es ist gleichzeitig der tiefste Stand seit der Wiedervereinigung. welt.de
EINFACH KLASSIK! THE GOLDEN AGE ›CELLO 1925‹ CHRISTOPH HEESCH EROICA BERLIN JAKOB LEHMANN
HINDEMITH IBERT TOCH MARTINŮ
Martin Klett
Lamento
Felix Klieser
Christoph Heesch
Mozart Horn Concertos 1–4
The golden Age Cello 1925
Der ohne Arme geborene Felix Klieser bedient die Ventile seines Horns mit den Zehen des linken Fußes und begeistert mit zauberhafter Leichtigkeit und prachtvollem Ausdruck. berlin-classics-music.com; edel.com
Unterwegs in den goldenen Zwanzigern mit Christoph Heesch. Vier bemerkenswerte Cellokonzerte von Hindemith, Ibert, Toch und Martinu vom smarten Youngster. genuin.de; edel.com
Michele Tozzeti
Sivan Silver & Gil Garburg
Alexander Krichel
Bernstein
Illumination
An die ferne Geliebte
Der 1991 in Rom geborene Michele Tozzetti spielt die Solo-Piano-Werke des Altmeisters Leonard Bernstein ein und überzeugt mit seinem ganz eigenen, frischen Stil. Piano.classics.com; edel.com
Das gefeierte Klavier-Duo vereint hier musikalische Meisterwerke großer Komponisten und lässt die Grenze zwischen Original und Arrangement verschwimmen. Berlin-classics-music.com; edel.com
In größer Dankbarkeit und liebevoller Erinnerung an seine Großmutter Liliana Mazzola präsentiert der Virtuose Krichel Werke von Beethoven, Schumann, Kreisler und Wagner. sonyclassical.de; edel.com
Matthias Kirschnereit
Ragna Schirmer
Fjarill
Bach, Salgan und Pugliese auf einer Platte. Kein Problem für Martin Klett und sein Ensemble, die diese stilistische Herausforderung genießen und meisterhaft umsetzen. avi-music.de; edel.com
Concertant
Madame Schumann
Midsommar
Robert Schumanns Opus 54, der hell leuchtende Fixstern im Leben eines jeden Pianisten, steht hier als Höhepunkt neben drei weiteren eher unbekannten Stücken. berlin-classics-music.com; edel.com
Aus mehr als 1300 Programmzetteln einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts wählte Ragna Schirmer zwei aus und spielte sie neu ein. Wunderbar! berlin-classics-music.com; edel.com
Wer Fjarill und ihrer Musik begegnet, wird wie an einem seidenen Faden an einen wundersamen Ort gezogen. Musik zum Durchatmen. Um sich langsam und fein mit der Welt zu verbinden. indigo.de; edel.com
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GESELLSCHAFT BIOGRAFIE
DANN KAM DIE DIAGNOSE Von einem Moment auf den anderen stürzt die Sicherheit der damals 28-jährigen in sich zusammen, als sie den knappen Namen ihrer Krankheit erfährt. Grausam wird der komplette Lebensentwurf der sport- und berufsbegeisterten Frau zerstört und führt sie hinab zu den Tiefen ihrer selbst. Es dauert, bis sie wieder auftaucht und dem Alltag mutig die Stirn bietet. Ein sehr persönlicher Bericht über den Kampf mit und gegen Multiple Sklerose.
Gibt es Gott? Keine Frage! Als Kind war ich mir dessen ganz sicher. Dennoch habe ich nach meiner Konfirmation keine anhaltenden Schritte zum Glaubenswachstum gewagt, da ich von äußeren Bedingungen gestoppt wurde. So konzentrierte ich mich auf das Lernen und hatte sehr guten Erfolg in Schule und Studium. Bei der Anwendung meines Wissens aus dem Studium im Beruf hatte ich in den ersten Jahren Schwierigkeiten. Das Arbeitsleben war doch anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wofür hatte ich bloß all diese spannenden Dinge gelernt, wenn sie nun keiner wissen will? Daher wagte ich im Jahr 1999 einen kompletten Neustart. Ich beendete meine Partnerschaft, löste mich vom geliebten Studienort und begann eine Beschäftigung in einem größeren Unternehmen. Dort erhoffte ich mir die Zufriedenheit, die ich bisher nicht gefunden hatte. Der Start verlief gut. Ich fand neue Herausforderungen auf Führungs- und Qualitätsmanagementebene. Da auch Freundschaften entstanden, war ich tatsächlich zufrieden. Mein Bein macht mir zu schaffen Eines Tages merkte ich, dass ich mein rechtes Bein nicht normal bewegen konnte. Besonders bei längeren Strecken spürte ich eine Schwäche im Bein und konnte es nicht bewusst kontrollieren. Entsetzt suchte ich Hilfe bei einer Bekannten, die Physiotherapeutin ist. Ihre Behandlung war aber nicht von Erfolg gekrönt. Inzwischen litt ich unter Gleichgewichtsproblemen beim wöchentlichen Jazztanz, die mich aus der choreographischen Bewegungsfolge warfen und sehr belasteten. Auch das Joggen und Inliner Fahren war nur noch eingeschränkt möglich. Unvorstellbar für eine von Jugend an aktive Hobby- Sportlerin! Auf Empfehlung der Physiotherapeutin konsultierte ich einen Orthopäden. Dieser leitete weitere Untersuchungen ein. Nach dem ersten Besuch beim Neurologen wusste ich, welche Diagnose er vermutete, ohne dass er etwas gesagt hatte.
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NEUES LEBEN 2 – 2019
Ich informierte mich selbständig und entschied, dass ich diese Erkrankung nicht haben wollte. Als Konsequenz davon strich ich den Orthopäden-Abschlusstermin und hielt die täglichen Beschwerden beim Laufen aus. Von Ignorieren konnte man schon lange nicht mehr sprechen. Therapie? Fehlanzeige! Erst nach einer langen Wattwanderung im Sommer, wo jeder sehen konnte, was ich für Beschwerden hatte, ging ich erneut zum Neurologen. Es kam die befürchtete Untersuchung: Liquor Punktion! Immer noch, ohne dass über eine Diagnose gesprochen worden wäre! Da brach meine kleine vermeintlich heile Welt zusammen. Ich lag alleine im Krankenhaus und war gefühlt in diesem nicht mehr funktionierenden Körper dem Mutwillen der Ärzte ausgeliefert. Intuitiv musste ich an meine Studienfreundin denken. Diese schien tiefen Halt im Glauben zu haben. Und ich? Da wurde mir bewusst, wie konsequent ich Gott ignoriert und der Karriere geopfert hatte. Ich schrie um Hilfe. Ich bekannte mein egoistisches Leben vor Gott und entschied mich für ein Leben mit ihm. Ein Anfang. Viele Untersuchungen folgten, bis die Diagnose endlich ausgesprochen wurde: Multiple Sklerose. Weder ich noch meine Familie oder Freunde wollten das glauben. Schulmedizinische Therapie gab es im Jahr 2000 erst dann, wenn man zwei Schübe, das heißt, zwei dieser Schwächezustände innerhalb eines Jahres, hintereinander erlebt hatte. Waaaas? Jetzt wurde ich auch noch mit dieser Horror-Diagnose allein gelassen? Ich suchte die Nähe Gottes Leider war das damals die Wahrheit. So begann ich alternative Therapien, die aber nicht wirkten. Was nach Monaten half, war eine Therapie, bei der Liquor entnommen und stattdessen
Kortison eingespritzt wird. Schon wieder Liquor Punktion! Freiwillig unterzog ich mich dieser gefährlichen Behandlung, weil ich einfach verzweifelt war und keine andere Chance auf Linderung sah. Das konnte doch nicht das Ende meines jungen Lebens sein! Ich ersehnte mir einen Partner und Familie, wie würde das mit dieser Erkrankung möglich sein? Und immer das Schreckgespenst „Rollstuhl“ vor Augen. Keiner garantiert einem, auch mit Therapie, dass man einen gutartigen Verlauf bekommt.
„Nach dem ersten Besuch beim Neurologen wusste ich, welche Diagnose er vermutete, ohne dass er etwas gesagt hatte. Ich informierte mich selbständig und entschied, dass ich diese Erkrankung nicht haben wollte.“ Wo fand ich Halt in dieser Ungewissheit? Ich suchte Gottes Nähe und übergab mein Leben vor Zeugen an Jesus Christus, weil ich verstanden hatte, dass er wegen meiner Sünde am Kreuz gestorben ist. Ich bekam die Gewissheit ewigen Lebens, wusste Jesus an meiner Seite und trat in eine Gemeinde ein. Hier konnte ich im Glauben und in der Gemeinschaft wachsen. Sehr wertvoll ist mir die Erkenntnis, dass Gott mich liebt. Trotz Krankheit. So bekommt der Vers in 2. Korinther 12,9 „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ eine ganz persönliche, ermutigende Bedeutung für mich. Ich bin wirklich dankbar Gott hilft mir immer weiter, falsche, „ungesunde“ Verhaltensweisen wie z. B. verbissenen Ehrgeiz oder Perfektionismus abzulegen und zu tauschen gegen Dankbarkeit und Demut. Hier bin ich noch nicht am Ziel, aber auf dem Weg. So werde ich barmherziger mit dem Fehlverhalten anderer Menschen und mit mir
selbst, denn ich habe erkannt, dass es mich sehr viel Kraft kostet, mich aufzuregen. Gottes Wort und kleine Erlebnisse in der Natur oder mit Menschen erfüllen mich und tragen mich. Auch durch schwere Zeiten hindurch. Und die kommen immer wieder. Ich will Gottes Wege für mich annehmen. Durch die Diagnose habe ich definitiv schneller zu einer tiefen Liebesbeziehung zu Jesus gefunden. Dafür bin ich dankbar. Jesus ist mein Leben. Inzwischen bin ich Rentnerin. Oh Schreck! Ein Leben ohne Arbeit? Ohne feste Strukturen? Ohne Erfolg und Anerkennung? Das fühlte sich nach Tod auf Raten an für eine Workaholikerin! Erst mit der Zeit erkannte ich Gottes liebevolle Führung in dieser gravierenden Änderung meines Lebens. Bei ihm fand ich Trost in jeder Situation. Es erschlossen sich wunderbare Beschäftigungsmöglichkeiten, die ich vorher nicht erkannte, mich aber sehr glücklich machen. Ich arbeite als Grüne Dame auf der Kinderstation, unterstütze eine Tagesmutter bei der Arbeit und studiere das Wort Gottes mit Bekannten. Andere Kranke kann ich tiefer ermutigen oder stärken. So führe ich ein herausforderndes und doch wunderbares neues Leben. Meine tägliche Last ist die, das Maß zu erkennen, das ich am jeweiligen Tag bewältigen kann, und mich nicht zu überfordern und mit komplett gesunden Menschen zu vergleichen. Umgekehrt ist es für meine Freunde herausfordernd, mich nicht permanent zu überlasten. Da lernen beide Seiten. Danke, Jesus. Du machst keine Fehler. An deiner Hand will ich voll Vertrauen weitergehen, egal ob mit oder ohne Symptome.
Die Autorin ist dem Redaktionsleiter persönlich bekannt und hat sich zum Schutz ihrer Privatsphäre entschieden, diesen Beitrag anonym zu schreiben.
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GESELLSCHAFT RATGEBER
Gut versichert – gut versorgt? Im Himmel, so sind wir uns als Christen sicher, werden wir vollständigen Schutz in Jesus erleben. Auf der Erde sieht es leider etwas anders aus. Wir Menschen leben in der gefallenen Schöpfung, das heißt, alles ist endlich bzw. zerbrechlich. Und wo etwas kaputt gehen kann, ist man manchmal gern versichert. Jochen Hahn mit einer Einschätzung, was jeder für sich tun sollte.
INFO Unter dem reichhaltigen Angebot an Versicherungen gibt es wirklich wesentliche Vorsorgen. Ein kleiner Überblick des Fachmannes: Must have: Berufsunfähigkeitsversicherung oder alternativ Grundfähigkeitsversicherung, Schwere-Krankheiten-Versicherung, Unfallversicherung als Minimalschutz, private Haftpflichtversicherung Wohngebäudeversicherung Nice to have: Rechtsschutzversicherung Hausratversicherung
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Absicherung damals und heute Abgesehen davon, dass in der Bibel rund 2.400 Bibelverse zu Geld, Besitz und Finanzen stehen, war zu den Gründungszeiten Israels die Großfamilie die Absicherung. Man lebte generationenübergreifend zusammen und sorgte füreinander. Konnte man im Alter nicht mehr so hart arbeiten, pflegte einen die Familie. Es wurde alles geteilt und so konnte auch gespart werden. Heute hat der Staat mit dem gesetzlichen Sozialversicherungssystem viele dieser Aufgaben übernommen. Dafür nimmt der Staat Beiträge und Steuern ein, trotzdem bleiben „Sicherheits“- Lücken. Für uns als Verbraucher bleiben Gestaltungsspielräume, diese Lücken mit privater Vorsorge zumindest teilweise zu schließen. Für manchen ist das ein Widerspruch zum Vertrauen auf die Versorgung Gottes. Ich meine, dem ist nicht so. Die Bibel und Versorgungslücken Hinterbliebenenschutz gab es bereits in der Bibel. Dazu fällt mir die Passage aus 2. Könige 4, 1 – 5, ein, in der Elisa das Öl der Witwe mehrt. Diese kann das Öl verkaufen und so verhindern, dass ihre Söhne anstelle ihres Mannes als Knechte genommen werden. In diesem Fall hat Gott hat eingegriffen und ein Wunder getan. Heute könnte man sagen „Warte nicht auf das Wunder, sei selbst eines!“ und würde diese Absicherungsproblematik
am besten mit einer Risikolebensversicherung lösen. Sie sorgt im Todesfall dafür, dass das Einkommen des Hauptverdieners zumindest für einen gewissen Zeitraum ersetzt wird. Wichtig ist bei den personengebundenen Versicherungen zudem eine gegen Berufsunfähigkeit, die leistet, wenn jemand nicht mehr in seinem erlernten Beruf oder gar nicht mehr arbeiten kann. Fazit: Ein treuer Verwalter der Gaben Gottes lebt im Vertrauen auf Gott, den Geber, der alles kann und vermag. Als Kind des Lichts setzt so ein Verwalter seinen Verstand ein und nutzt die Absicherungsmöglichkeiten, die er hat. So lebt er umfänglich und verantwortlich. Übrigens: erfunden wurde die Versicherung zu Zeiten der Seefahrer. Diese mussten mit Sturmschäden und Piraten kämpfen, was zur Pleite führen konnten. Sie erfanden eine Solidargemeinschaft und nannten sie „Kaskoversicherung“ (von spanisch „Casco“ = Schiffsrumpf). Viele zahlten einen Betrag ein, damit ein Geschädigter aus dem „Topf“ Geld für die Versorgung bekommen konnte. Eine geniale Erfindung war geboren.
Jochen Hahn lebt in Eberstadt bei Heilbronn. Der 52-Jährige ist seit 20 Jahren verheiratet mit Andrea, hat einen erwachsenen Pflegesohn und ist Fachwirt für Finanzberatung (IHK), Ecoanlageberater und hat ein Faible für nachhaltiges Investment. j-hahn.plansecur.de
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Maike Fethke hat sich auch deshalb auf den Weg in Krisenregionen gemacht, um Kindern ein Lächeln zu entlocken.
DIE SICHERHEIT AUFS SPIEL GESETZT!? Wie wird wohl eine Frau, der einige Krisenherde dieser Welt durchaus vertraut sind, die Frage nach Sicherheit beantworten? Wie sich mit etwas auseinandersetzen, das wir oft für gegeben halten und es doch nicht immer im Griff haben? Wir baten Maike Fethke um ihre Einschätzung.
Ein weißes Blatt Papier. Seit zwei Stunden sitze ich davor und warte auf Inspiration zu diesem Beitrag. Draußen scheint die Sonne, die Vögel zwitschern fröhlich. Der Frühling ist da. Und ich hocke am Schreibtisch. Ich habe gebrainstormt. Ich habe ein kreatives Mindmap gemacht, Begriffe mit kurzen und langen Strichen miteinander verbunden, so als ob sie an Fäden hingen. Aber kein Funke Inspiration. Was ist für mich Sicherheit? Wie würde ich sie definieren? Sicherheit bedeutet für mich, frei
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von Gefahr sein, mich geborgen fühlen, keine alles erschütternden Sorgen zu haben. Sicherheit verbuche ich unter „Bedürfnisse, die wir alle haben“. Wir können nicht ohne leben. 40 Tage ohne Sicherheit – wie wäre das? Nicht wirklich eine Option. Nachgeschaut Während meine Gedanken auf Wanderschaft gehen, mache ich das, was ich auch mit einem Stichwort auf meinem Mindmap festgehalten habe, „in Konkordanz
ESSAY GESELLSCHAFT
nachschlagen“. Mir fallen einige Bilder der Bibel ein, die für mich Sicherheit vermitteln, zum Beispiel der Hirte mit seinen Schafen. Um auch das letzte in die Herde zurückzuholen, es sozusagen wieder in eine sichere Gemeinschaft zu führen, riskiert dieser Mann viel. Was für ein schönes Bild für einen „SicherheitGeber“. Also hoffe ich auf Großes, als ich eine bewährte Online-Konkordanz aufrufe. Ich klicke auf „S“ im Register und mein Blick schweift über „Selbstverteidigung“, „Sexualität“ und dann „Sinnesänderung“. Da, genau da müsste sie doch verortet sein, die Sicherheit, gleich hinter „Sexualität“ und vor „Sinnesänderung“. Aber da ist nichts. Keine Sicherheit als Schlagwort im Register. Ich bin überrascht. Ist das eine Botschaft? Meine Suche nach einem leichten Zugang zu diesem sperrigen Thema gestaltet sich mühsam. Dabei war ich selbst oft in Situationen, in denen andere sagten: „Sicherheit scheint dir ja nicht so besonders wichtig zu sein!“ Oder „Warum riskierst du so viel und setzt deine Sicherheit aufs Spiel?“ Hingeschaut Fast 15 Jahre habe ich in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet. Ich habe in dieser Zeit viel von der Welt gesehen und war in Gegenden, die als unsicher gelten. Ich bin noch während des Krieges nach Afghanistan gereist oder in den Norden Nigerias, wo Christen unter ständiger Verfolgung leben. Ich habe einige Jahre mitten auf dem Pulverfass im Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Oft war ich allein unterwegs, habe in den entlegensten Winkeln der Erde dann Einheimische getroffen, die es mir ermöglicht haben, die Arbeit zu tun, für die ich dort war. Egal ob im Krieg oder nach einem Erdbeben, ob als einzige Frau unter vielen Männern … ich habe mich fast immer sicher gefühlt, auch unter abenteuerlichen Zuständen. Ich habe gelernt, mich in solchen Situationen zu bewegen, mich (und hoffentlich auch andere) nicht in Gefahr zu bringen, mich zu schützen. Oft hat mir geholfen zu wissen, dass ich nicht allein bin. Gott ist bei mir. Keine dieser vielen Reisen über afrikanische dirt roads (unbefestigte Straßen) oder in überfüllten
indischen Zügen habe ich gemacht, um einen Abenteuergeist zu befriedigen. Ich habe sie gemacht, weil ich sie verstanden habe als Teil einer Arbeit, in der Gott mich gebrauchen wollte. Und, so dachte ich, dann wird er sich auch um das Thema Sicherheit kümmern. Ich habe gelernt, wenn ich nah an ihm dranbleibe, mir aus seinem Wort seine „Sicherheitszusagen“ hole, dann erlebe ich sein Eingreifen auch oft in brenzligen Situationen. Seitdem begleitet mich eine Liste an „Sicherheitszusagen“ Gottes, so wie z. B. das Gleichnis des verlorenen Schafs. Gott hat immer wieder auch Menschen als „Sicherheitsboten“ in meinem Leben gebraucht. Ich werde nie eine Reise in den Nord-Westen Pakistans vergessen, in das berüchtigte Grenzgebiet zu Afghanistan. Wenn es sich irgend vermeiden lässt, reist man nicht in diese Gegend zwischen Peshawar und Kabul, in der keine Gesetze gelten und Stammesfürsten regieren. Nun denn, genau da wollte ich hin, ein Projekt besuchen, in dem verfolgte Christen, die im Untergrund lebten, betreut wurden.
„Er tat alles für meine Sicherheit und sagte mir am letzten Tag beim Verabschieden, dass er sein Leben für meine Sicherheit gegeben hätte, wenn mich jemand hätte angreifen oder entführen wollen.“ Auf dem Weg dorthin stellte man mir Jonathan (so sein westlicher Name) vor, einen pakistanischen Mitarbeiter der Organisation, für die ich unterwegs war. Jonathan würde auf mich „aufpassen“, mich auf allen Wegen begleiten. Und das tat er. Mal ging er mir voraus, mal direkt an meiner Seite. Er achtete darauf, dass mein Schleier richtig saß, wie es der lokalen Sitte entsprach …. Er rief an vereinbarten Treffpunkten vor unserer Ankunft an und fragte, ob alles sicher sei. Nachts wachte er vor meiner Zimmertür, die ein mit einem Tuch verhängtes Loch in einer Lehmhütte war. Er tat alles für meine Sicherheit und sagte mir am letzten Tag
beim Verabschieden, dass er sein Leben für meine Sicherheit gegeben hätte, wenn mich jemand hätte angreifen oder entführen wollen. Das hat mich bewegt, ich habe es ihm geglaubt. Er hätte sein Leben für mich gegeben. Seine Worte sind mir lange nachgegangen, die Situation hat sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Ankommen Wir alle haben ständig Berührung mit dem Thema „Sicherheit“. Da wir ja in einem der sichersten Länder der Welt leben, prägt sich unser Bedürfnis nach Sicherheit natürlich anders aus als zum Beispiel in Pakistan. Doch wichtig ist, so denke ich, dass wir es wahrnehmen. Uns ihm stellen. Uns damit auseinandersetzen und fragen: wie kann ich es befriedigen? Oft kann ich konkret etwas tun. Es braucht gar keinen großen Funken Inspiration, sondern durchdachtes Handeln, klare Schritte. Und als Antwort auf mein Tun stellt sich ein Gefühl von Sicherheit ein. Manchmal braucht es eine Zusage von Gott, ob aus seinem Wort, in einer Liedzeile oder einen Gedanken in einem Gebet. Bei Gott ist Sicherheit, er ist ihre Quelle, und wir können jederzeit an seine Zusagen „andocken“. Manchmal braucht es einen Menschen wie Jonathan, jemanden der alles tun würde, damit ich sicher unterwegs sein kann. Egal, was Sie gerade brauchen, um sich geborgen zu fühlen: ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie wieder in einen sicheren Hafen einlaufen können. Seien Sie gespannt auf den Weg, der Sie dorthin führt. Maike Fethke wohnt in Berlin und liebt die große, weite Welt. Sie berät professionell und mit Herzblut Menschen in herausfordernden Veränderungsprozessen und freut sich, wenn Wandel gelingt und Früchte trägt. karriere-expertin.de
Maike Fethke im Gespräch mit Detlef Eigenbrodt. Zu sehen unter neues-leben.de/medien/hautnah
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„Sie ist die einzige Familie, die ich habe, und ich habe mich entschlossen, sie zu lieben.“
DIE TÖCHTER RUANDAS Von Astrid Lindgren ist der Satz überliefert: „Man wird stark, wenn man es muss.“ Claudine aus Ruanda kennt diesen Ausspruch nicht. Würde sie ihn aber kennen, würde sie ihn vermutlich bestätigen. Und mit eigenen Einsichten ergänzen. Von Sicherheit würde sie dabei wohl kaum sprechen. Ein Portrait von Carmen Schöngraf.
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Die 49-Jährige lebt unweit der Hauptstadt Kigali. Sie hat den ruandischen Völkermord von 1994 überlebt. Weil der Stamm der Hutu die Volksgruppe der Tutsi auslöschen wollte, kam es zu einem der schrecklichsten Massaker in der jüngeren Geschichte. In nur 100 Tagen verlor über eine Million Menschen ihr Leben. Die Täter der Hutu schreckten vor nichts zurück. Sie ermordeten und folterten Tutsi sowie gemäßigte Hutu. Über 250.000 Frauen wurden vergewaltigt und systematisch mit HIV/Aids infiziert. Claudine ist eine von ihnen. Mit 24 Jahren musste sie mit ansehen, wie ihre Eltern, Geschwister und Verwandten getötet wurden. Sie selbst wurde mehrfach von mehreren Männern vergewaltigt. Sie hat als Einzige ihrer Familie überlebt. Traumatisiert, mit HIV infiziert und schwanger blieb sie allein zurück. Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Claudine lebte nur von Tag zu Tag. Mit Unterstützung, Zähigkeit und Durchhaltevermögen hat sie sich zurück ins Leben gekämpft. Sie hat es geschafft, ihre Tochter großzuziehen und sich wieder einen Alltag aufzubauen. Durch die christliche Entwicklungshilfeorganisation ora Kinderhilfe international e. V. wurde sie in eine Selbsthilfegruppe von Frauen integriert, die an einem ähnlichen Schicksal tragen. Sie alle haben schreckliche Gräueltaten erlitten. In ihrem Leid stützen sie sich gegenseitig; sie weinen zusammen, essen zusammen und beten zusammen. Claudine wurde durch ora Kinderhilfe auch materiell geholfen. Ihre Tochter war ein ora-Patenkind, wodurch Mutter und Tochter mit genügend Nahrung, Kleidung und Medikamenten versorgt wurden. Seit die Tochter erwachsen ist, wird Claudine mit Saatgut und Düngemitteln für ihr Feld unterstützt. Ihre AIDS-Medikamente zahlt inzwischen der ruandische Staat.
PORTRAIT GESELLSCHAFT
„In nur 100 Tagen verlor über eine Million Menschen ihr Leben.“
Claudine ist gezeichnet und geschlagen Man wird stark, wenn man es muss. Das fühlt sich nicht automatisch gut an. Claudine ist gezeichnet von dem, was ihr widerfahren ist. Sie versucht, mit den Erträgen ihres kleinen Ackers ihr Auskommen zu bestreiten und sich nicht von ihren Sorgen überrollen zu lassen. Nicht immer ist das möglich. Claudine lebt in Armut und Krankheit. Sie leidet unter posttraumatischen Belastungsstören wie Kopfschmerzen, Angstattacken und Herzrasen. Weil ihr Immunsystem durch den HIVirus geschwächt ist, ist sie oft krank. Claudine hat mühevoll gelernt zu lieben Man wird stark, wenn man es muss. Damit wird nicht automatisch alles gut. Zwischen Krankheit und Gesundheit, zwischen Hass und Liebe, zwischen Verzweiflung und Hoffnung pendelt Claudine seit 25 Jahren hin und her. Die Mutter hat mühevoll gelernt, ihre Tochter zu lieben: „Sie ist die einzige Familie, die ich habe, und ich habe mich entschlossen, sie zu lieben.“ Kurz nach der Geburt war es Claudine kaum möglich, das Baby überhaupt anzusehen. Zu sehr erinnerte das Kind sie an die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Die heute 25-jährige Sarah fühlt, dass ihre Mutter ihr mit einer Kopfliebe zugeneigt ist. Ihrer Beziehung fehlt das Herzliche und Innige. Das MutterTochter-Verhältnis ist angespannt. Claudine ist stark und gibt nicht auf Man wird stark, wenn man es muss. Das löst nicht unbedingt die Probleme, aber es hilft, mit ihnen umzugehen. Claudine ist eine gläubige Frau. In ihren dunklen Stunden rettet sie sich zu Gott und zu den Frauen in ihrer Selbsthilfe-Gruppe. Sie lässt für
sich beten, damit sie wieder Hoffnung schöpfen kann. Sie geht regelmäßig zum Arzt und kümmert sich um ihre Gesundheit. Sie versucht, von ihren eigenen Sorgen weg- und zu ihrer Tochter hinzusehen. Sie wünscht Sarah nur das Beste und versucht, ihr eine gute Mutter zu sein. Claudine ist stark, weil sie immer wieder akzeptiert, was möglich und was unmöglich ist. Claudine ist stark, weil sie die Gegensätze aushält. Claudine ist stark, weil sie muss und weil sie nicht gewillt ist, aufzugeben: „Dann hätten die Täter, die mich auslöschen wollten, gewonnen.“ Carmen Schöngraf (37), arbeitet als Pressesprecherin für ora Kinderhilfe international e. V. Sie war bisher sechs Mal in Ruanda, hat die meisten der im Buch portraitierten Frauen interviewt und ist jedes Mal neu beeindruckt von ihrer Würde, ihrer Stärke und ihrem persönlichen Glauben.
INFO DAS PROJEKT „RWANDAN DAUGHTERS“ Claudine (49) und Sarah (25) haben an dem Projekt „Rwandan Daughters“ teilgenommen. Das Kunstprojekt zeigt Frauen, die während des Genozids vergewaltigt wurden und davon schwanger geworden sind. In beeindruckenden Fotos hat der bekannte Fotograf Olaf Heine die Mütter und Kinder für ora Kinderhilfe international e. V. fotografiert. Entstanden ist ein berührender Bildband, der 80 Mütter mit ihren Töchtern bzw. Söhnen zeigt und Einblick in ihr Schicksal gibt. Mehr unter ora-kinderhilfe.de
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REZENSIONEN Petra Altmann STADTPLAN FÜR EIN GUTES LEBEN Buch, € 20,00, Flexbroschur, Herder Genre: Ratgeber
Für diesen spirituellen Wegweiser hat sich Petra Altmann einen besonderen Zugang gewählt. Sie vergleicht das Leben mit einer Stadt und all ihren Facetten. Bunt und glitzernd, unentdeckt und dunkel, plural und zur Entscheidung herausfordernd. Auf insgesamt 25 Stationen führt sie ihre Leser durch den Alltag und schon allein beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses kommen mir Bilder und Vergleiche in den Sinn. Schauen Sie doch mal: Das Rathaus – meine Regeln fürs Leben; das Vereinsheim – Verbundenheit mit Gleichgesinnten; die Bar – aktives Leben in der Dunkelheit; die Kirche – meine Spiritualität; das Gewässer
WERTUNG:
– meine Lebensquellen; die Baustellen – Unvollendetes in meinem Leben. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Soziologin will mit ihrem „Stadtrundgang“ zu einer soliden Bestandsaufnahme einladen und dazu, klar zu sehen: was ist da, was kann bleiben, muss gefördert werden, was gehört renoviert oder vielleicht sogar abgerissen? Durch kluge Fragen am Ende eines jeden Kapitels bringt Altmann ihre Leser dazu, sich selbst zu begegnen und mit sich selbst zu reden. Sie leitet an, gibt Hilfestellungen, nimmt einem aber die „Last der eigenen Antwort“ nicht ab. Eine wirklich schöne Idee, DE um einen Blick auf das Leben zu werfen.
Perry Lang AN INTERVIEW WITH GOD – WAS WÜRDEST DU IHN FRAGEN? DVD, € 12,29, New KSM Genre: Drama Was wäre, wenn … Gott im Dialog antwortet? Dieser Frage widmet sich Regisseur Perry Lang in der Verfilmung An Interview with God. Der junge Journalist Paul Asher hat als Kriegsreporter Traumatisches erlebt und findet nach seiner Heimkehr zudem seine zerbrochene Ehe vor. Gebete werden zu Flüstern im Nichts – ein schmerzhafter Gedanke, der die Gemütslage eines jeden Christen mit zertrümmertem Glauben im Kern trifft. Große Themen wie Glaube, Gerechtigkeit, Vertrauen, freier Wille, Erlösung, Gottes Reden und Plan werden durch das Zwiegespräch zwischen Paul und Gott aufgegriffen. Durch die traurige, teilweise zynische, aber
Klaus Douglass BETEN Buch, € 18,00, gebunden, adeo Genre: Geistliches Leben
Klaus Douglass, viele Jahre als Gemeindepfarrer tätig und derzeit Theologischer Referent, begibt sich auf eine „spirituelle Reise“ und testet in einem Selbstversuch fünfzig Tage lang ebenso viele verschiedene Arten zu beten. Seine Erlebnisse und Erfahrungen dokumentiert er tagebuchartig. Jeder dieser Arten zu Beten widmet er ein Kapitel und teilt mit dem Leser seine ganz persönlichen Erkenntnisse, ehrlich, mit viel Humor und Selbstironie. Was das Buch sehr nahbar macht und den Leser einlädt, sich selbst auf die Reise zu begeben. Das Beten ist für ihn „keine fromme Pflicht, sondern eine natürliche Lebensäußerung – wie etwa das
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WERTUNG:
auch intellektuelle Argumentationsweise des jungen Journalisten gelingt ein authentischer Einblick in die Verzweiflung eines Christen mit verlorenem Glauben und doch bohrendem Verlangen nach Gottes Weisung. Andererseits jedoch wirkt der Disput phasenweise ziellos und ohne roten Faden. Hier wird bei den aufgeworfenen Fragen häufig verpasst, Gottes Antworten für den Zuschauer nachvollziehbar zu gestalten. Einige gute Gedankenanstöße können sich deshalb leider nicht entfalten und auch nicht verhindern, dass der Film am Ende etwas unbefriedigend auf mich wirkt. Fazit: not MT bad, aber auch nicht der Hammer.
WERTUNG:
Atmen, Lernen, Lachen oder Lieben“. Klaus Douglass nutzt einen lockeren Tonfall für ernsthafte Themen und nimmt den Leser freimütig mit hinein in seine Selbstversuche. Dabei ist er offen und ehrlich über gelingende und weniger gelingende Versuche. Seiner Meinung nach ist die stete Gleichförmigkeit im Gebet ein Killer jeglicher lebendigen Kommunikation mit Gott. Douglass möchte, dass wir „empfänglicher für die Gegenwart Gottes in unserem Leben werden, uns mit Gott in Berührung bringen und uns an der Fülle dessen teilhaben lassen, was Gebet sein kann.“ Dieses AS Ziel hat er bei mir erreicht.
Mandy Harvey ICH FÜHLE, WAS DU HÖRST Buch, € 17,00, klappbroschur, Gerth Medien Genre: Biografie
Als Mandy Harvey sich am College einschrieb, um ein Studium zur Musiklehrerin anzufangen, war sie vermutlich auf der Höhe ihres Lebens, glücklich, zufrieden, hoffnungsvoll und vorausschauend. Als sie mit 18 Jahren ihr Gehör verliert und innerhalb von kürzester Zeit komplett taub wird, fällt sie in ein Loch. Depressiv und hoffnungslos. Sie will aufgeben, lässt ihren Traum los, zieht sich zurück – bis ihr Vater ein Experiment mit ihr wagt, das sie ihrem Traum wieder näherbringt. So nah, dass sie zurück zur Musik kommt; merkt, dass mit ihrem Gehör nicht automatisch ihr Talent und die Liebe zur Musik verloren gegangen ist. Und sie fängt
Amanda Cook HOUSE ON A HILL CD, € 14,99, SCM-Hänssler Genre: Pop, Worship Aufmerksam wurde ich auf das Album durch ein Musikvideo zum Eingangstitel “Awakening”, das im Netz kursiert. Das machte mich etwas stutzig, aber auch gleichzeitig neugierig gespannt. Der aufwendig produzierte Clip findet in einem einsamen Spukhaus statt, in dem sich eine einsame, mit sich ringende Tänzerin befindet. Aber warum so düster? Ist ein persönliches Awakening (dt. Erweckung) nicht etwas Positives? Ihre Stimme erinnert mich an Sarah Masen, der musikalische Sound an Dido. Manches in der Produktion scheint absichtlich spontan und gibt mir einen Live-Eindruck, doch das kollidiert interessanterweise
Andreas Unger VERGEBUNG. EINE SPURENSUCHE Buch, € 20,00, gebunden, Herder Genre: Ratgeber Was ist Vergeben eigentlich? Und geht Vergeben ohne Verzeihen? Was ist da der Unterschied? Dient Vergeben einem höheren Zweck? Wem vergibt man und warum? Fragen über Fragen zu einem lebenswichtigen Thema. Der Journalist Andreas Unger begibt sich auf eine Reise in die Welt des Vergebens und Verzeihens und sucht nach Antworten. Er spricht mit verschiedenen Menschen, reist quer durch Deutschland, dann nach Polen, Israel, Palästina, in die USA. Dabei bekommt er verblüffende Einsichten, die so unterschiedlich sind wie die Menschen selbst. Die Recherche des mehrfach ausgezeichneten Journalisten ist fesselnd und berührend
WERTUNG:
wieder an, an sich selbst zu glauben. Heute ist Mandy eine international gefeierte Jazz- und Popsängerin und hat mehrere eigene Alben herausgebracht. In ihrem Buch berichtet sie von den Höhen und Tiefen, durch die sie gehen musste. Von den Verlusten, die mit ihrer Taubheit einhergingen, von den Zweifeln, die sie hatte – und sie gibt wirklich wertvolle Tipps, wie sie in diesen Situationen mit dem Leben umgegangen ist und zurück zu ihrem Weg gefunden hat. Superwertvoll für alle, die an sich selbst zweifeln. Auch wenn es sie nicht EE so hart getroffen hat wie Mandy Harvey.
WERTUNG:
mit ihrer seelentiefen Ehrlichkeit. Ich merke bald, dass dieses Album nicht fürs Autofahren gedacht ist … aber eben auch nicht als romantische Hintergrundmusik. Nein, dieses Album ist ein Stillezeit-Album. Es soll mich in die Gegenwart Gottes ziehen – nur ich, Amanda und Gottes Geist in meinem stillen Kämmerlein. Ich muss es ihr lassen: Amanda Cook ist eine Mischung aus Künstlerin und Anbetungsleiterin und als solche find ich es persönlich super, dass sie Neues wagt. Sie ist experimentell und ich glaube, sie hat ihren Finger am Puls von vielen Menschen, die die Sehnsucht BN haben, Gott ganz real in ihrem Leben zu spüren.
WERTUNG:
zugleich. Da ist zum Beispiel die Mutter, die mit dem Mord an ihrer Tochter ringt, die misshandelte Ehefrau, der Vater, dessen Sohn zum Kollateralschaden wurde, die Frau, die sich selbst nicht vergeben kann, das Unfallopfer und manch andere. Mit diesem Buch ist dem Autor wirklich ein tolles Werk gelungen, eines, das keine einfachen Antworten gibt und viel von dem Ringen um Vergebung offenlegt. Das gelingt ihm, indem er Fragen und Empfindungen so auf den Grund geht, dass der Leser verstehen, nachvollziehen und nicht aus der persönlichen Betroffenheit entkommen SS kann. Wirklich sehr zu empfehlen!
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REZENSIONEN Roy Gerber MEIN VERSPRECHEN Buch, € 20,00, gebunden, Fontis Genre: Biografie, Ratgeber, Glaubenshilfe
WERTUNG:
Roy Gerber ist der geborene Verkäufer. Seine Karriere beginnt in der Schweiz, führt ihn aber bald in die USA, wo er drei Unternehmen gründet und leitet. Er lebt den amerikanischen Traum, hat alles, was er sich immer gewünscht hat: Geld, Yacht, schöne Frauen, Ansehen und eigentlich keine Sorgen. Durch seinen talentierten Hund kommt er in Kontakt mit Kindern, die sexuell missbraucht wurden. Roy bekommt Einblick in eine Welt, die so fern ist von seinem luxuriösen Alltag, dass er kaum fassen kann, welche Grausamkeiten diesen Kindern angetan wurden. Auf einem Ferienlager, bei dem er mit seinem Golden Retriever als Therapiehunde-Team eingesetzt wird, schenkt ihm ein Mädchen eine rote Feder und nimmt ihm das Versprechen ab, sich für missbrauchte Kinder wie sie einzusetzen. Roy verspricht es und eine lange, spannende Reise beginnt.
früher immer gemacht hat. Stattdessen helfen ihm die vertrauten Gespräche mit seinem himmlischen Vater. Mehr als einmal erlebt er Wunder und darf bezeugen, dass bei Gott nichts unmöglich ist.
Der Unternehmer verkauft seine Firmen, findet eine Kirche, die ihn trägt und echte Freunde, die ihn so nehmen, wie er ist. Roy verliert alles und gewinnt doch noch viel mehr. Er sieht plötzlich all die Obdachlosen, Drogensüchtigen und Missbrauchsopfer, die er vorher nie wahrgenommen hat. Sein Unternehmergeist hilft ihm bei der Gründung sozialer Organisationen, die ihn so erfüllen, dass er beginnt, Theologie zu studieren, und schließlich Pfarrer wird. Sein Weg führt ihn zurück in die Schweiz, wo er die Kummernummer ins Leben ruft und Be unlimited gründet – eine Organisation, die sich auf die Begleitung und Aufklärung von durch sexuellen Missbrauch betroffene Menschen spezialisiert hat.
Wenn Roy Gerber über seinen Glauben schreibt, klingt das niemals kitschig. Immer echt, immer ehrlich und niemals wertend. Er versäumt es auch nicht, den Leser direkt anzusprechen und kritische Fragen zu stellen. Dadurch wurde ich sehr herausgefordert, mein eigenes Leben zu überdenken. Laut Statistik ist jedes vierte Mädchen und jeder siebte Junge von sexuellem Missbrauch betroffen. Das klingt unglaublich, und jedes Kind ist eins zu viel. Die Abartigkeiten und Perversionen der Täter kennen keine Grenzen. Am Ende werden ein paar unfassbare Fallbeispiele geschildert, jedoch gehe ich trotzdem davon aus, dass der Autor seine Leser vor den ganz harten Fällen verschont.
Mit seinen Therapiehunden und einem großen Team von Therapeuten setzt Roy sich seither unermüdlich für sein Versprechen ein. Der Weg ist keineswegs immer leicht. Zweifel und Entmutigung klopfen immer wieder an. Doch Roy hat verstanden, dass man sie nicht mit Geld, Sex, Erfolg und Alkohol betäuben kann, wie er es
Wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie eine neue Perspektive zu diesem Thema gewinnen. Und dann schweigen Sie bitte nicht. Machen Sie sexuellen Missbrauch und seine Folgen in Ihrem Umfeld zum Thema. Denn wer etwas weiß und schweigt, schützt die Täter und KG nicht die Opfer.
Dieses Buch ist nicht nur eine Biografie, sondern auch ein großartiges Zeugnis. Trotz aller Erfolge hatte Roy Gerber nie seine wahre Identität gefunden. Erst seine Berufung und sein Glaube halfen ihm zu erkennen, wer er wirklich ist. Er beschönigt nichts und schildert ehrlich und gut reflektiert seinen Werdegang. Stellenweise konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich so gespannt war, wie es weitergehen würde. Die kurzen Kapitel lesen sich leicht, was sicherlich damit zu tun hat, dass das Buch direkt auf Deutsch geschrieben wurde.
IMPRESSUM Redaktionsanschrift: NEUES LEBEN – Das christliche Ratgeber-Magazin, Raiffeisenstraße 2, 57635 Wölmersen, E-Mail: redaktion@neuesleben.com; www.neuesleben.com : : Herausgeber: Wilfried Schulte, Peter Schulte, Dr. Rainer Schacke; NEUES LEBEN Medien e.V., Raiffeisenstraße 2, 57635 Wölmersen : : Redaktionsleitung: Detlef Eigenbrodt, E-Mail: detlef.eigenbrodt@neuesleben.com : : Hotline: (0700) 7000 2500 (12 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz) : : Marketing/Anzeigenverwaltung: René Schulte, Raiffeisenstr. 2, 57635 Wölmersen, Tel.: +49 (0) 2681 8769 140, Fax +49 (0) 2681 8769 199, E-Mail: rene.schulte@neuesleben.com : : Es gilt die Anzeigenpreisliste 2019 : : Grafik: Daniel Janzen, E-Mail: daniel.janzen@neuesleben. com : : Druck: Konradin Heckel, Leinfelden-Echterdingen : : Auflage: 20.000 : : Copyright 2019 – Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion : : ISSN 0028-3665 : : Autoren dieser Ausgabe: Johannes Atzmanstorfer, Verena Birchler, Henning Briesemeister, Detlef Eigenbrodt, Elena Eigenbrodt, Maike Fethke, Dr. Simone Flad, Christine Golter, Kristina Gruppe, Jochen Hahn, Leonie Hoffmann, Andreas Malessa, Ben Nimmo, Chris Pahl, Steffi Samuels, Carmen Schöngraf, Constantin Schreiber, Dirk Schröder, Anett Schubert, Wilfried Schulte, Mario Tews, Für namentlich gekennzeichnete Artikel zeichnet der jeweilige Autor verantwortlich. : : Fotonachweis: S. 1, 6-9: wundervisuals/iStockphoto. com; S. 4: Dirk Schröder, Chris Pahl; S. 5: Maike Fethke, vanillapics/iStockphoto.com; S. 10: hush naidoo/Unsplash.com, Landschloß Korntal, amazon.de, IKEA; S. 11: NEUES LEBEN; S. 13: Mari Lezhava/Unsplash.com; S. 16: Pavel Nesvadba/shutterstock.com; S. 20: justhavealook/iStockphoto.com; S. 22: gomagazin.de, NEUES LEBEN; S. 23: JESUSHOUSE; S.24: 1001slide/iStockphoto.com; S. 26: Vitto Sommella/Unsplash.com; S. 27: Familie Golter; S. 28: David Clode/Unsplash.com; S. 31-32: FG Trade/iStockphoto.com; S. 33: rchphoto/iStockphoto.com; S. 35: privat; S. 38: Pattadis Walarput/iStockphoto.com; S. 41: kieferpix/iStockphoto.com; S. 44: Maike Fethke; S. 46-47: Olaf Heine. : : Beilagennachweis: Mission Aviation Fellowship, NEUES LEBEN : : Spendenkonto: Westerwaldbank eG, BIC GENODE51WW1, IBAN DE40 5739 1800 0070 0834 93, Online: www.neuesleben.com/unterstützen, Kennwort: Entscheidung : : Das Magazin NEUES LEBEN kann in folgenden Ländern direkt bestellt werden: Frankreich: Theo Becker, Route de Bitche, F-67160 Wissembourg, neu: Postgirokonto Straßbourg 0349975T03 : : Österreich: NEUES LEBEN Österreich, Linzerstr. 16, 4850 Timelkam, Telefon und Fax: +43 (0) 7672 74868, E-Mail: office@neues-leben.at : : Schweiz: Magazin NEUES LEBEN, Staffeleggstr. 3, CH-5012 Schönenwerd, schweiz@neuesleben.com : : Rechte des Betroffenen: Auskunft, Berichtigung, Löschung, Sperrung, Widerspruchsrecht Sie sind gemäß § 34 BDSG jederzeit berechtigt, gegenüber der NEUES LEBEN e.V. um umfangreiche Auskunftserteilung zu den zu Ihrer Person gespeicherten Daten zu ersuchen. Gemäß § 35 BDSG können Sie jederzeit gegenüber der NEUES LEBEN e.V. die Berichtigung, Löschung und Sperrung einzelner personenbezogener Daten verlangen. Sie können darüber hinaus jederzeit ohne Angabe von Gründen von Ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen und die erteilte Einwilligungserklärung mit Wirkung für die Zukunft abändern oder gänzlich widerrufen. Sie können den Widerruf entweder postalisch, per E-Mail oder per Fax an NEUES LEBEN e.V. übermitteln. Es entstehen Ihnen dabei keine anderen Kosten als die Portokosten bzw. die Übermittlungskosten nach den bestehenden Basistarifen. Probleme und Krisen gehören zum Leben. Wenn Sie Beratung und Antworten auf spezielle Fragen suchen, können Sie bei den folgenden christlichen Organisationen sachkundige Hilfe finden: www.neues-leben.de/diakonie Neues entdecken.
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