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QUO VADIS?

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WOOD COUTURE

WOOD COUTURE

QUO

VADIS?

Was können Holz und Wald? Wo liegen aktuell die Schwerpunkte? Und wohin geht der Weg in Zukunft? Der BUSINESS MONAT wollte es genau wissen und hat bei Expertinnen und Experten nachgefragt.

REDAKTION: LISSI STOIMAIER, FOTOS: LEBENSRESSORT/KRUG, STROBL, THOMAS LUEF, TU GRAZ, BEIGESTELLT

ANNA KLEISSNER

Ökonomin und Geschäftsführerin von Econmove

BEDEUTUNG ERKENNEN

Unsere Wälder sind nicht nur Lebens- und Erholungsraum, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Dass der Rohstoff Holz für die Steiermark mindestens gleich wichtig ist wie traditionelle steirische Schlüsselsektoren wie die Metallerzeugung und -bearbeitung oder die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen, wird aufgrund der Komplexität des Wertschöpfungsnetzwerks Holz jedoch nur allzu leicht übersehen. Dieses reicht nämlich von der Forstwirtschaft über die Säge-, Platten- und Papierindustrie bis hin zum Tischler oder der Erzeugung von Energie und umfasst auch eine Vielzahl von Dienstleistungen wie die Ausbildung oder Forschung.

Österreichweit steht die Forst- und Holzwirtschaft für jeden 17. Euro, der an Wertschöpfung generiert wird. Nochmals höher liegt der Anteil in der Steiermark, wo jeder 14. erwirtschaftete Euro unmittelbar oder mittelbar mit dem Rohstoff Holz zusammenhängt.

Darüber hinaus ist Holz auch beschäftigungsintensiv: In Österreich können derzeit rund 300.000 Arbeitsplätze mit dem Rohstoff Holz in Verbindung gebracht werden. Davon entfallen mehr als 55.000 Jobs auf die Steiermark.

Die Vielseitigkeit dieses nachwachsenden Rohstoffes und seine besondere Bedeutung, die ihm in Zusammenhang mit dem Klimaschutz und der Energiewende zukommt, lassen keinen Zweifel: Holz bleibt eine Zukunftsbranche und bietet weiteres Wachstumspotenzial!

PAUL LANG

Obmann proHolz Steiermark

VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT

Die Steiermark war und ist mit einem Waldanteil von 62 Prozent das grüne Herz Österreichs. Daher wurde es Vertretern der Holzwertschöpfungskette schon früh klar, dass es nicht ausreicht, den Wald nur gesund zu erhalten und zu pflegen. Der Wald ist die Basis für die Wertschöpfung, die in der Steiermark generiert wird. Wir brauchen diesen Lebensraum für Sauerstoff und Wasser, aber auch für die Rohstoffgewinnung. In anderen Worten: Holz wird der Rohstoff sein, der uns zum klimaneutralen Bauen verhilft, der Arbeitsplätze langfristig in den Regionen generiert und sichert und der in Zukunft erdölbasierte Produkte ersetzen wird.

Holz muss daher in seinem Einsatzbereich bestärkt werden. Das war auch der Gründungsgedanke von proHolz Steiermark vor 30 Jahren. Ein Einsatz, der heutzutage wichtiger ist als je zuvor, denn der Klimawandel verlangt den Wäldern viel ab. Daher gilt es jetzt, Waldbesitzer und Bewirtschafter zu erreichen, um sie bei der Pflege und beim Umbau zu begleiten. Wir zeigen Vorbilder aus anderen Ländern auf, informieren über neue Technologien und finden Antworten auf die Fragen, die wir heute lösen müssen, um ein Morgen zu ermöglichen.

MILENA STAVRIC

Professorin am Institut für Architektur und Medien an der TU Graz

AUSBILDUNG SETZT AUF HOLZ

Ein Umdenken zum Thema Baumaterialien und neue Wege in der Bauindustrie zu finden hat an der TU Graz schon lange einen hohen Stellenwert. Gemeinsam mit unseren Studierenden setzen wir regelmäßig Projekte rund um das Thema Holzbau um einige davon gemeinsam mit proHolz Steiermark. Dabei lernen die jungen Leute nicht nur, wie man Entwürfe für den Holzbau aufs Papier bringt, sondern sind auch hautnah bei der Fertigung der Objekte dabei.

Dass das Interesse seitens der Studierenden steigt, merkt man auch daran, dass immer mehr Studierende für Masterarbeiten ein Thema mit nachhaltigen Materialien wie etwa Holz wählen. Aktuell betreue ich sogar zwölf Masterarbeiten in diesem Gebiet. Gerade erst abgegeben wurde das Masterprojekt „lann. Arch“. Es beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Naturschutz und Architektur – mit einem speziellen Fokus auf Nachhaltigkeit, um so eine Bewusstseinsbildung für Biodiversität zu schaffen. Als konkretes Projekt wird ein 25 Meter hoher Aussichtsturm aus Robinien geplant und bis Ende des Jahres im Naturschutzgebiet in Lannach gebaut.

HANS SEITINGER

Nachhaltigkeitslandesrat

DIREKT VOR UNSERER HAUSTÜRE

„Holz ist genial!“ Diesen Slogan kennt vermutlich jeder, aber erst, wenn man ein wenig darüber nachdenkt, erschließt sich seine gesamte Tiefe. Es gibt auf diesem Planeten kaum ein Material mit so vielfältigen Einsatzmöglichkeiten: Papier, Karton, Möbel, Baustoffe, Spielzeuge, Häuser und Musikinstrumente, ja sogar T-Shirts und Autoteile werden mittlerweile aus Holz produziert. Und darüber hinaus ist Holz ein wertvoller Energielieferant. Das Beste daran: All das gelingt mit einem nachhaltigen, nachwachsenden und klimafreundlichen Rohstoff, der direkt vor unserer Haustüre wächst und damit auch allein in der Steiermark über 55.000 Arbeitsplätze sichert.

Als Landesregierung wissen wir um diesen Schatz, der die Steiermark zum Grünen Herz Österreichs macht. Damit das auch in Zukunft so bleibt, setzen wir zahlreiche Maßnahmen. So fördern wir etwa die Holzbau-Forschung, unterstützen den Einsatz von Biomasse und sorgen mit der sogenannten „dynamischen Waldtypisierung“ für klimafitte Wälder, die auch für nachfolgende Generationen die Basis für ein nachhaltiges Wirtschaften bilden.

SIMONE SCHMIEDTBAUER

Abgeordnete zum Europäischen Parlament

AUF INTERNATIONALER EBENE

Unsere Wälder und damit der nachhaltige Rohstoff Holz sind entscheidend für die Wende hin zu einem unabhängigeren, grüneren und innovativeren Europa. Wir brauchen multifunktionale, nachhaltig bewirtschaftete Wälder, wenn wir unsere Energieversorgung künftig selbst in die Hand nehmen und zugleich unsere Klima- und Umweltschutzziele erreichen wollen. Das zeigt sich auch auf europäischer Ebene mit zahlreichen Initiativen im Bereich der Forstpolitik. Bei diesen Vorhaben wird entscheidend sein, dass wir unsere Wälder nützen. Wir dürfen sie nicht nur schützen und zu Kohlenstoffmuseen verkommen lassen. Ich setze mich in Brüssel für eine starke Forstwirtschaft und eine starke Holzbranche ein, denn die Themen Klimaschutz, Energie und Kreislaufwirtschaft können ohne den Faktor Wald und den nachhaltigen Rohstoff Holz nicht diskutiert werden. Unsere Wälder sind als nachhaltige Quelle für Baustoffe und Energie, als grüne Lunge unseres Kontinents oder als Naherholungsgebiet wahre Trümpfe und die Antwort auf zahlreiche aktuelle Herausforderungen.

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