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NEUE DYNAMIK

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WOOD COUTURE

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NEUE DYNAMIK IM FORST

Der Klimakrise und dem Krieg in der Ukraine zum Trotz sind die heimischen Forstunternehmen auf Wachstumskurs. Branchenvertreter Peter Konrad will die Qualifizierung der Betriebe weiter forcieren.

TEXT: HELMUT BAST, FOTOS: KÄRNTNER MESSEN/ZANGERLE, SHUTTERSTOCK

Nicht nur die Klimakrise mit zunehmenden Schadholzereignissen wie Stürme und Borkenkäfer, sondern auch der Krieg in der Ukraine hat direkte und herausfordernde Auswirkungen auf die Forstarbeit hierzulande. Die österreichischen Forstunternehmer bekommen die Energieproblematik auf sehr heftige Weise zu spüren. Da geht es nicht nur um die Energiekosten, um die Preise für die Wärme, die Holz als Energieträger spendet, sondern auch um andere enorme Mehrkosten: Die Betriebsmittelpreise sind explodiert. Die eingesetzten Maschinen werden mit Diesel betrieben, daher gibt es hier massive Auswirkungen. Aber auch Ersatz- und Verschleißteile sind massiv teurer geworden. „Wir haben als Unternehmer die erste Abfederungsmaßnahme getroffen: die Anpassung der Aufarbeitungspreise. Gleichzeitig haben wir nach intensiven Beratungen durch den Fachverband der gewerblichen Dienstleister für unsere Branche eine zusätzliche Entlastung der Dieselkosten durch die österreichische Bundesregierung erreicht, um diese Mehrkosten abzufedern“, sagt Peter Konrad, Bundesvorsitzender der Forstunternehmer im Fachverband der gewerblichen Dienstleister (WKÖ) und Präsident des Österreichischen Forstunternehmerverbandes.

LICHTBLICKE

Immerhin schwäche sich die Preisentwicklung beim Holz derzeit ab. Konrad sieht gegenwärtig eine „Seitwärtsbewegung“, nachdem die Coronakrise auch den Holzpreis rasant nach oben klettern ließ, weil mehr privat investiert worden sei. Es wurden vermehrt Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in Angriff genommen, und das erfreulicherweise mit Holz. „Der Export ist aufgrund unserer guten österreichischen weiterverarbeitenden Holzindustrie stark angestiegen, speziell in Amerika war die Nachfrage nach Holz extrem hoch“, berichtet Peter Konrad. Aktuell seien die Preise für einen Festmeter Rundholz wieder gesunken. Die Gründe: der gestiegene Schadholzanteil, verursacht durch Stürme und Borkenkäfer, die aktuelle wirtschaftliche und politisch unsichere Lage, zudem wurden die Zinsen erhöht und die Bautätigkeit habe nachgelassen. Lichtblicke gibt es aber mit einer erhöhten Nachfrage nach Biomasse und Pellets. „Durch die aktuellen Unsicherheiten fragen sich viele, ob sie noch Heizöl bekommen oder wie die Preise für Strom und Gas sich weiterentwickeln – dadurch explodieren auch die Brennholz-Preise. Immer mehr Haushalte rüsten auf Pellets-Heizungen, Holzöfen, Biomasse und Fernwärmeanschluss um. Der Rohstoff Holz ist ein Teil der Energiewende und -unabhängigkeit“, ist Konrad zuversichtlich.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Peter Konrad, Bundesvorsitzender der österreichischen Forstunternehmer, Forstunternehmer Gottfried Wutte mit Lehrling Jakob Susic und Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer (v. l.) bei der Verleihung der Anerkennungsurkunde: „Lehrbetriebe vor den Vorhang holen.“

WAS FORSTUNTERNEHMEN TUN

Sie beschäftigen sich mit

• Hightech-Holzernte- und -bringungsmaschinen • GPS, Internet und Datenkommunikation • Planung und Umsetzung von

Durchforstungs- und Pflegearbeiten im Wald • Auswahl und Markierung jener Bäume, die entnommen werden sollen • Kommunikation mit Waldbesitzern und Förstern • Waldbewirtschaftung, Sicherheit und

Schutz im Wald • Elektronischen Bordsystemen • Hydraulik von Forstspezialmaschinen • Mechanik und Reparaturen • Wartung und Instandhaltung der Geräte • (motor)manueller Holzernte • Einsatzplanung und Arbeitsverfahren • Biodiversität und Ökologie • den Folgen des Klimawandels

Info: www.wko.at/stmk/dienstleister

LEHRBERUF FORSTTECHNIKER

Trotz dieser aktuell widrigen Rahmenbedingungen sind die heimischen Forstdienstleister auf einem guten Weg – und gut ausgelastet. Und ihre Zahl ist in stetem Wachstum begriffen: Waren es 2016 noch 4.200 Unternehmen, sind es heuer österreichweit bereits 5.200, in der Steiermark sind es 982. Damit kamen in Österreich in den letzten sechs Jahren jährlich über 165 Forstunternehmen dazu. „Die Arbeit im Wald ist gefragt, die Sägeindustrie feierte 2021 Rekorde. Wenngleich heuer weniger investiert worden ist, wird der Holzbau gewinnen, davon bin ich überzeugt. In puncto Ökologie und Umweltschutz ist Holz einfach das beste Material“, sagt Konrad.

Der Holzbau ist besonders in der Steiermark führend. „Derzeit liegt die HolzQuote im mehrstöckigen Wohnbau bei fast 30 Prozent – darauf sind wir in der Steiermark besonders stolz. Der Rohstoff wird hier produziert, geerntet, direkt weiterverarbeitet und im Wohnbau sinnvoll eingesetzt. Der Begriff Nachhaltigkeit kommt übrigens aus der Forstwirtschaft,

auch wenn sich diesen Begriff mittlerweile viele Branchen angeeignet haben. Er bedeutet, nie mehr zu ernten, als nach-

„Wir brauchen noch mehr Ausbildungsbetriebe, um die Qualifizierung weiter zu erhöhen.“

PETER KONRAD

Bundesvorsitzender der österreichischen Forstunternehmer wachsen kann“, erklärt Konrad. In Österreich werden im Schnitt zwischen 17 und 18 Millionen Festmeter Holz pro Jahr geerntet, 27 Millionen wachsen jährlich nach. Allein in der Steiermark sind es fünf Millionen Festmeter Holz und sieben bis acht Millionen wachsen nach.

Seit 2016 gibt es die Forsttechniklehre. „Eine fundierte Ausbildung ist in dieser nicht ungefährlichen Branche enorm wichtig, auch um die Unfallzahlen möglichst niedrig zu halten. Die gestiegene Qualifizierung der Mitarbeiter hat bereits eine neue positive Dynamik in den Wald gebracht. Doch wir brauchen noch mehr Ausbildungsbetriebe, um die Qualifizierung weiter zu erhöhen. Von der Wirtschaftskammer gibt es zudem viel Unterstützung und Mittel für diese Betriebe. Und: Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, werden die Gewinner in der Zukunft sein, denn es werden immer mehr Fachkräfte gesucht“, weiß Peter Konrad.

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