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QUALIFIKATION IM FORST
QUALIFIZIERUNG IM FORST
Die Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie spielen bei der Arbeit im Wald eine immer wichtigere Rolle. Die Offensive mit dem neuen Lehrberuf des Forsttechnikers zeigt erste Erfolge. Doch es mangelt an Ausbildungsbetrieben.
TEXT: HELMUT BAST, FOTOS: JÜRGEN PISTRACHER, ROBERT CESCUTTI PRESSEFOTO
Wenn qualifizierte Fachkräfte mit Holzerntemaschinen und Motorsägen im Wald arbeiten, ist das kein Widerspruch zum Klimaschutz. „In Österreich ist nachhaltige Forstwirtschaft oberstes Ziel. Die hauptsächliche Tätigkeit der Forstdienstleister in der Holzernte liegt in Durchforstungen und Auflichtungen. Sinn und Zweck einer Durchforstung ist es, den verbleibenden Bestand in seiner Stabilität, in Wert und Zuwachsleistung zu erhöhen. Österreichweit werden jährlich etwa 17 bis 18 Millionen Festmeter Holz geerntet, während der jährliche Zuwachs etwa 27 Millionen Festmeter beträgt. Die Pläne der EU, größere Waldteile außer Nutzung zu stellen, sehe ich deshalb mit großer Skepsis“, sagt Peter Konrad, Branchenexperte und Bundesvorsitzender der Forstunternehmer im Fachverband der gewerblichen Dienstleister in der WKO Österreich. Nach dem Motto „Schützen durch Nützen“ ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung das beste Mittel für einen klimafitten Wald der Zukunft.
ARBEITSPLÄTZE BEDROHT
Im Hinblick auf Schäden durch den Klimawandel, wie Borkenkäferbefall oder Windwurfereignisse, sei eine verstärkte Durchforstung und Waldpflege sogar äußerst wichtig. Mehr als zehn Prozent der Waldfläche außer Nutzung zu stellen, würde österreichweit den Verlust von 15.000 Arbeitsplätzen bedeuten, macht Konrad auf eine negative Auswirkung dieser EU-Pläne aufmerksam.
Holz kann im Klimaschutz eine ganz wichtige Rolle spielen, ist Peter Konrad überzeugt: „Nachhaltig bewirtschaftete Wälder sind ein wichtiger Faktor, um dem Klimawandel entgegenzusteuern. Holz bindet CO2, das erst dann wieder frei wird, wenn es verrottet oder verbrennt. Außerdem ist die Nachfrage nach Holz derzeit nicht ohne Grund enorm, insbesondere auch als Baumaterial. Denn es hat den besten ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu anderen Baustoffen. Mittlerweile kommt Holz auch im mehrgeschoßigen Wohnbau immer öfter zum Einsatz. Am besten ist es, wenn das Holz dann noch kurze Wege hat“, erklärt Konrad.
Positiv für die Forstdienstleister ist auch der Umstand, dass man kaum von Corona tangiert ist, da die Tätigkeit im Freien stattfindet. Im ersten Lockdown fehlten zwar die Mitarbeiter aus dem Ausland. „Die WKÖ hat uns bei der Suche nach Lösungen bestens unterstützt. Nach einem starken Preisverfall in den letzten Jahren sind die Holzpreise – die naturgemäß auch die Aufarbeitungspreise der Forstunternehmer stark mitbestimmt hatten – im Jahr 2021 stark gestiegen. Derzeit sind wir wieder auf einem stabilen Niveau“, berichtet Peter Konrad.
NEUER LEHRBERUF GUT ANGENOMMEN
Eine enorme Kostenbelastung ist für den Forstexperten jedoch die NoVA-Erhöhung. Diese macht pro Fahrzeug zwischen 7.000 und 12.000 Euro aus.
PETER KONRAD Bundesvorsitzender der österreichischen Forstunternehmer
LEBENSRAUM WALD
• Die Steiermark besteht zu 61,4 % aus Wald
• 850 Millionen Bäume stehen in der Steiermark, auf jeden Steirer kommen 700 Bäume
• Rund 590.000 Festmeter Holz sind 2020 in der Steiermark durch Borkenkäfer und
Windwurf als Schadholz angefallen • 2020 kam es in der Steiermark zu 48 Waldbränden, die 5 ha Wald in Mitleidenschaft zogen • 71 % der steirischen Wälder sind Nadelhölzer, 8 % sind
Laubwälder
• 13 Milliarden Euro erwirtschaftet die Holzwirtschaft in Österreich, 5 Milliarden sind es in der Steiermark
• 60 % des Holzes aus steirischen Wäldern werden für Hausbau und
Möbelerzeugung verwendet
Konrad: „Die Forstunternehmer brauchen sichere, stabile und allradgetriebene Fahrzeuge, um ihre Mitarbeiter und Betriebsmittel sicher zum Einsatzort zu bringen. Sie können nicht 1:1 auf Elektrofahrzeuge ausweichen. Diese zusätzliche Belastung müssen die Forstunternehmer natürlich auf die Aufarbeitungspreise umlegen. Das bedeutet in der Zukunft auch höhere Holzerntekosten.“
Peter Konrad kämpfte lange für eine Forsttechnik-Lehre, die 2016 etabliert worden ist. Gibt es bereits eine Bilanz? Peter Konrad: „Die ersten Lehrlinge haben 2017 mit der Ausbildung begonnen. Bis jetzt haben rund 30 junge Menschen die Lehre abgeschlossen. Der Beruf des Forsttechnikers wird also gut angenommen. Leider haben wir das Problem, dass es mehr Lehrlinge als Ausbildungsbetriebe gibt, und das, obwohl der Fachkräftemangel in der Branche nach wie vor massiv ist. Es liegt nun an den Unternehmen, umzudenken und die Ausbildung ihrer künftigen Fachkräfte selbst in die Hand zu nehmen. Ausbildung und gut geschulte Fachkräfte sind für jedes Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft. Freilich brauchen wir auch Saisonniers, speziell um bei Kalamitäten wie Windbruch- und Borkenkäferereignissen zeitnah das Schadholz aufzuarbeiten. Die Saisonnierquoten zu erhöhen, kann jedoch nicht allein die Lösung sein.“
ANFORDERUNGSPROFIL STEIGT
Zudem ist Konrad überzeugt, dass die Ausbildung auch die Unfallgefahr und die nicht geringe Todesrate bei der Holzarbeit zu senken hilft. Konrad plädiert daher dafür, dass sich die heimischen Forstdienstleister nach ZÖFU (Programm zur Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen) zertifizieren lassen. Nach dem PEFC-Standard zertifizierte Unternehmen garantieren nicht nur eine nachhaltige und klimafitte Waldbewirtschaftung, sondern auch, dass mit kompetentem und qualifiziertem Personal gearbeitet wird. Insgesamt wird sich das Anforderungsprofil an die österreichischen Forstdienstleister weiter erhöhen. Die Einhaltung der PEFC-Richtlinien wird gegenüber dem Auftraggeber, den Abnehmern und gegenüber der Gesellschaft immer wichtiger. Dazu braucht es ein gut ausgebildetes Personal, das mit modernen Erntesystemen nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten arbeitet.