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ZUKUNFT HOLZ

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FRAUENPOWER

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Wildtiere müssen im Winter enorme Energie aufwenden, wenn sie von ihrem Ruheplatz durch tiefen Schnee zu ihren Äsungsplätzen ziehen. Werden sie dabei gestört, kann das tödlich enden. Ausgewiesene Ruhezonen sollen Wildtiere im Winter besser schützen.

schnittlich 60 Hektar“, so Fraiß – vom Ausseer Land, Ennstal, Palten-Liesingtal, Sölktäler übers Murtal bis ins Mürztal.

MODERNE WILDTIERLENKUNG

Mit einer modernen Wildtierlenkung, das heißt mit einem revierübergreifenden Management des Lebensraums der Wildtiere, kann deren Bestand besser kontrolliert werden. Bleiben die Wildtiere in Fütterungs- und Ruhebereichen und sind sie keinem Stress ausgesetzt, verursachen sie keine Schäden im Wald, wie etwa Schälschaden. Konflikte können so vermieden werden.

Über eine erhöhte mediale Präsenz, Apps und Karten sowie ein einheitliches Beschilderungssystem will man die Besucher nun gezielt darauf hinweisen, dass es sich um sensible Lebensräume handelt. „Wir müssen die Infos über die sensible Tierwelt noch mehr in die Städte bringen“, ist Hannes Fraiß überzeugt. Angedacht sei etwa eine breit angelegte Infokampagne, die Ausweisung von Wildschutzgebieten in diversen Touren-Portalen sowie gezielte Information vor Ort.

Die steirischen Naturfreunde stehen dem Thema positiv gegenüber. „Ein konstruktives Miteinander in Form von Lenkungen hat sich in der Vergangenheit bewährt und ist auch ein gutes Konzept für die Zukunft“, so Jürgen Dumpelnik, Vorsitzender der Naturfreunde Steiermark. „Die Bewusstseinsbildung für rücksichtsvolles Verhalten im gemeinsamen Lebensraum und Naturraum haben wir als fixen Baustein in allen Ausbildungen verankert. Gerne helfen wir mit, dieses Bewusstsein auch in der Öffentlichkeit zu fördern, um konfliktfreie Freizeitaktivitäten zu ermöglichen“, sagt auch Norbert Hafner, Vorsitzender der Alpenvereins-Sektion Steiermark. Beide Institutionen betonen jedoch das freie Wege- und Betretungsrecht der Allgemeinheit.

Der steirische Mountainbike-Koordinator Markus Pekoll hält grundsätzlich fest: „In der Freizeitplanung gehören immer alle Beteiligten einbezogen, um eine gemeinsame Lösung und miteinander Wege zu finden.“

www.jagd-stmk.at PROBLEMBEWUSSTSEIN IST GROSS

Landesjägermeister Franz MayrMelnhof-Saurau sieht große Zustimmung in der Bevölkerung für Ruhe und Rückzugsgebiete, wie auch eine repräsentative Umfrage der Marktforschungsagentur Pichler Jessenko Oberzaucher bestätigt. Warum brauchen heimische Wildtiere in den Wintermonaten Ruhe? Franz Mayr-Melnhof-Saurau: Es geht darum, dass Wildtiere im Winter eine Ruhezeit benötigen, damit sie wertvolle Energie sparen können. Das sehen auch 80,4 % der Befragten so. Wichtig ist dieser Aspekt auch im Zusammenhang damit, dass die Tiere in Ruhe die dafür vorgesehenen Futterstellen aufsuchen können, 72,2 % der Befragten sind auch dieser Meinung. Winterruhe verhindert natürlich auch unnötiges Tierleid und Schäden an den Bäumen durch hungernde Wildtiere. Die Steirische Jägerschaft beklagt eine Zunahme von Aktivitäten der Menschen in den Naturräumen. Sehen das auch die Befragten so? Ja, sehr klar sogar. 87,5 % sehen eine Zunahme von Menschen in der Natur im letzten Jahr, 87,4 % davon sind der Meinung, dass Wildtiere dadurch Nachteile erleiden. Das Problembewusstsein ist also vorhanden.

Fühlen sich die Menschen denn ausreichend informiert über Wildtiere im Winter? Hier gibt es eindeutig Verbesserungsbedarf. Nur 42,8 % der Befragten fühlen sich sehr gut oder gut über Wildtiere im Winter informiert.

Welche Meinung haben die Befragten zum Thema Fütterung im Winter? 84,8% der Befragten sind dafür, dass heimischen Wildtiere wie Rot- und Rehwild im Winter durch die Jägerschaft und Forstpersonal gefüttert werden, und sogar 96,8 % würden gekennzeichnete Fütterungsstellen weiträumig meiden, um den heimischen Wildtieren in den harten Wintermonaten zu helfen.

„HOLZ IST UNSERE ZUKUNFT“

Richard Stralz ist CEO der Mayr-Melnhof Holz Gruppe. Im Interview spricht er über das große Nachhaltigkeitspotenzial des Baustoffs Holz, die grünen Zukunftsjobs in der aufstrebenden Holzbranche und über die EU-Waldstrategie.

TEXT: JOSEF PUSCHITZ, FOTOS: SABINE HOFFMANN, HERTA HURNAUS, PIERER.NET, MARIJA KANIZAJ, HOLTEC+MEYER, KOLLER, MORGENSTERN

Richard Stralz, CEO der MayrMelnhof Holz Holding: „Wenn es darum geht, die TreibhausgasEmissionen für eine klimafittere Zukunft drastisch zu senken, kommt man an dem wertvollen Rohstoff Holz nicht vorbei.“

GREEN JOBS

Mayr-Melnhof Holz bietet spannende Green Jobs in der zukunftsträchtigen Holzbranche an. Gesucht werden Personen, die die hochtechnologischen Anlagen im neuen Brettsperrholzwerk bedienen werden, also einschlägig ausgebildete Fachkräfte der Bereiche Holztechnik, Zimmerei, Mechatronik, auch Absolventinnen und Absolventen von HTLs mit Schwerpunkt Industrielogistik oder Maschinenbau. Gebraucht werden Personen für die Arbeitsvorbereitung, die die übergreifende Planung ausgehend von Kundenaufträgen über alle Fertigungsstufen bis zur Beplanung des neuen Hobel- und Sortierwerks verantworten, zudem auch nachhaltig orientierte Verkäuferinnen und Verkäufer für die Holzprodukte. Schlosserinnen und Schlosser, Elektrikerinnen und Elektriker, Produktionsmitarbeitende und talentierte junge Menschen, die auf dem Weg vom Lehrling zum Profi in einem Fachbereich ausgebildet werden, vervollständigen das Zukunftsteam von Mayr-Melnhof Holz. Onlinebewerbungen:

www.mm-holz.com/jobs Herr Stralz, Holz als Baustoff erlebt zurzeit einen Boom. Was sind die Gründe dafür?

Richard Stralz: Unsere Zukunft, die unserer Kinder und Enkel. Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne CO2, das sind 250 Kilogramm reiner Kohlenstoff. Holzprodukte wirken also wie ein zweiter Wald, da der Kohlenstoff in ihnen langfristig über die gesamte Nutzungsdauer gebunden bleibt. Bei einem Haus sprechen wir hier von 100 und mehr Jahren. Wir alle wissen, dass CO2 ein wesentlicher Mitverursacher des Treibhauseffekts und damit des Klimawandels ist. Wenn es darum geht, die Treibhausgas-Emissionen für eine klimafittere Zukunft drastisch zu senken, kommt man an dem wertvollen Rohstoff Holz nicht vorbei. Das sollte aktuell der Hauptgrund dafür sein, dass die Entscheidung bei der Auswahl für ein Baumaterial wo immer möglich auf das nachhaltige und regional verfügbare Holz fällt. Holz hat aber auch ganz offensichtliche Materialvorteile. Es überzeugt mit seinen statischen und bauphysikalischen Eigenschaften, hat bei gleicher Festigkeit ein viel geringeres Eigengewicht als konventionelle, CO2-intensive Baumaterialien. Auch ist Holz leicht formbar und durch den hohen Vorfertigungsgrad in der Fabrik sehr rasch montiert. Vergessen dürfen wir auch den immer wichtiger werdenden Wohlfühlfaktor nicht: Holz schafft natürliche, angenehm warme und optisch ansprechende Lebens- und Arbeitsräume.

Was passiert mit dem Holz nach der Nutzungszeit?

In der Lebenszyklusbetrachtung gibt es mehrere Verwendungsstufen im Sinne der Nachhaltigkeit. Am Ende der Nutzungszeit wird ein Holzhaus rückgebaut, die Altholzmaterialien sind in der Holzwerkstoffindustrie ein wertvoller Rohstoff, beispielsweise werden daraus Platten für die Möbelindustrie hergestellt. Oder das Altholz wird thermisch verwertet und als Pellets oder Briketts umweltfreundlich, weil klimaneutral, in Energie umgewandelt.

Wie entwickelt sich die Nachfrage im Bausektor?

Wir verzeichnen tatsächlich eine jährlich steigende Nachfrage nach Holzbauprodukten. Das hat auch damit zu tun, dass Architektinnen und Architekten mehr und mehr entdecken, was für ein toller Baustoff Holz ist. Zudem hat die Politik verstanden, welche Chancen der Holzbau in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz bietet, und fördert ihn mittlerweile dementsprechend.

Mayr-Melnhof Holz setzt beim 170 Millionen Euro schweren Investitionsprojekt „Brettsperrholzwerk“ in Leoben selbst auf den Holzbau.

Wir haben ganz klar gesagt, überall dort, wo der Einsatz von Holz beim Bau unseres neuen Brettsperrholzwerks Sinn macht, soll es auch eingesetzt werden. Das betrifft den tragenden Holzbau, also die Wand-, Dach- und Deckenkonstruktionen – dazu gehören beispielsweise Leimbinder aus Brettschichtholz mit Längen von mehr als 40 Metern. Auch die Fassadenkonstruktion sowie der Flachdachaufbau inklusive Attika sind aus Holz. Eingesetzt haben wir PEFCzertifiziertes Brettschichtholz oder Brettsperrholz aus unseren eigenen Produktionsstätten in Österreich und Deutschland. So zeigen wir eindrücklich, wie leistungsfähig das Baumaterial Holz und wie universell einsetzbar es ist.

Sie erwähnten PEFC. Was ist das?

Die Nachhaltigkeit unserer Holzbauprodukte wird durch die PEFC-Zertifizierung sichergestellt. PEFC – Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes – steht für eine unabhängige, international etablierte Institution, die durch festgelegte Regeln und Standards dafür sorgt, dass Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Gütesiegel aus lückenlos nachweisbarer, nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Zertifizierte Standorte, wie unsere, beziehen Holz ausschließlich aus nachweislich nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Und auch alle Holzbauprodukte von MayrMelnhof Holz sind PEFC-zertifiziert. Mit dem Brettsperrholzwerk in Leoben haben wir uns auch erstmals um eine PEFC-Projektzertifizierung bemüht.

Zurück zum Baumaterial Brettsperrholz: Wo liegen seine Grenzen?

Dort, wo es baulich keinen Sinn macht, Holz einzusetzen. Keller werden beispielsweise weiterhin mit Beton errichtet werden, da hat das Holz aufgrund seiner Eigenschaften nichts zu suchen. Im Großen und Ganzen ist der Einsatz von Holz überall dort kritisch

Ein beeindruckendes Beispiel für den Holzbau ist das Headquarter von Mayr-Melnhof Holz in Leoben (unten rechts), aber auch Bauprojekte wie der Josefhof in Graz (oben links).

zu prüfen, wo es mit seinem eigentlich einzigen Feind, dem Wasser, in Berührung kommt. Im Hochbau, bei Wohnraumgewinnung durch Aufstockungen, beim Dachausbau und generell bei Sanierungen ist Holz mit Sicherheit der Werkstoff, der im Vergleich zu anderen Materialien meist ein paar Nasenlängen voraus ist.

Holz brennt ja bekanntlich. Wie steht es um die Brandsicherheit von Holzhäusern?

Das stimmt, Holz brennt. Der Unterschied zu anderen Baumaterialien ist, dass Holz kontrolliert brennt. Das Brandverhalten von statisch tragenden Wänden wird genauestens berechnet und die Wandstärken so dimensioniert, dass sie 90 bis 120 Minuten Vollbrand aushalten, bevor sie ihre Tragfähigkeit verlieren. Wenn Sie Feuerwehrleute fragen, ob sie im Brandfall lieber in ein Holzhaus oder in ein Gebäude mit Stahlkonstruktion gehen, wird die Antwort das Holzhaus sein. Brennt ein solches, wissen die Feuerwehrleute nämlich ganz genau, wie lange sie es sicher betreten können.

Die guten statischen Eigenschaften des Brettsperrholzes entstehen im Produktionsprozess – wie kann man sich diesen vorstellen?

Brettsperrholz wird mit einem hochtechnisierten Maschinenpark hergestellt, in stark automatisierten Arbeitsprozessen, die großes Spezialwissen bei den Mitarbeitenden voraussetzen. Damit aus Schnittholz Brettsperrholz entsteht, werden Holzlamellen in mehreren Lagen kreuzweise übereinandergelegt und verleimt. Das Ergebnis sind massive Holzplatten für Decken, Wände oder Dachkonstruktionen, erhältlich in unterschiedlichen Oberflächenqualitäten, wie es der Kunde wünscht. Holz arbeitet bekanntlich ja, was es zu einem lebendigen und besonderen Baumaterial macht. Dadurch, dass die Holzschichten beim Brettsperrholz im rechten Winkel zueinander verleimt sind, bleiben die Platten formstabil und steif.

Was passiert mit den Holzresten, die im Produktionsprozess anfallen?

Wir setzen auf hundert Prozent Rohstoffverwertung und verarbeiten den gesamten Stamm, es gibt also keinen Abfall. In Leoben betreiben wir ein voll integriertes Säge- und bald auch Brettsperrholzwerk. Die bei der Produktion des Schnittholzes anfallende Rinde verwenden wir im eigenen Biomassekraftwerk am Standort, um nachhaltig Strom und Wärme zu produzieren. Damit heizen wir alle Gebäude und Hallen, trocknen das Schnittholz, und speisen nicht benötigten Strom in das öffentliche Netz ein. Aus Hobel- und Sägespänen stellen wir Pellets her, Hackgut geht an die benachbarte Zellstoffindustrie, die es zu Papier und Karton weiterverarbeitet.

Welchen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet MayrMelnhof zusätzlich zur Verarbeitung des Rohstoffes Holz?

Noch mehr ökologisch gewonnenen Strom wird die neue Photovoltaikanlage liefern, die fast das gesamte Dach des neuen Brettsperrholzwerks bedecken wird. Außerdem ersetzen wir nach und nach unsere Stapler und wechseln dabei von Diesel- auf Elektroantrieb. Wir haben aktuell sechs Elektrostapler als Ersatz für dieselbetriebene Stapler im Einsatz und planen aufgrund der guten Erfahrungen damit, zukünftig den Einsatz noch auszubauen.

Lassen sich in der Produktion noch Effizienzpotenziale heben?

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