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ENTSPANNT INS NEUE SCHULJAHR

Die Sommerferien sind vorüber, die Schule geht wieder los. Wenn der Alltag einkehrt, steigt in vielen Familien auch der Stresspegel. Wie man sich gegen Lernstress und Wutausbrüche wappnen kann, erklärt Lebens- und Sozialberaterin Barbara Kitzmüller.

Text: Nicole Madlmayr Fotos: Shutterstock, Andrea Wieshofer, Privat

Nach neun Wochen Sommerferien starten Kinder und Jugendliche jetzt wieder in ein neues Schuljahr. Doch was brauchen sie, dass ihnen ein möglichst guter Start gelingt? Und wie können Eltern sie dabei unterstützen? Wir haben mit Barbara Kitzmüller darüber gesprochen, die in ihrer Praxis in

Ried/Innkreis psychosoziale Beratung,

Coaching und Supervision speziell für

Kinder, Eltern und Familien anbietet.

OBERÖSTERREICHERIN: Was brauchen Kinder und Jugendliche für einen guten Start in das neue Schuljahr? Barbara Kitzmüller: Es geht darum, Sicherheit und Strukturen mitzunehmen bzw. aufzubauen. In den Ferien läuft ja alles anders. Wenn die Schule beginnt, ist es wichtig, wieder in einen Rhythmus zu kommen. Mit jüngeren Kindern sollte man vorab den Schulweg gemeinsam gehen, das gibt Sicherheit. Eine besondere Herausforderung ist der Übertritt in eine neue Schule, etwa von der Volksschule in die Mittelschule. Das sollten Eltern nicht unterschätzen, Druck rausnehmen und ihren Kindern deshalb auch entsprechend Zeit geben. Es kann bis Dezember dauern, bis ein Kind gut in der neuen Schule angekommen ist. Außerdem finde ich es sehr wesentlich, Familienzeit, die man den Sommer über zusammen gehabt hat, auch mit in den Herbst zu nehmen.

Wenn der Stresspegel wieder steigt: Wie können Eltern trotzdem einigermaßen gelassen und entspannt bleiben?

Man kann überlegen, was der Familie in den Ferien gutgetan hat und was davon man auch weiterhin machen könnte – zum Beispiel am Wochenende. Es können vermeintlich kleine Dinge sein, wie ein schönes Urlaubsfoto als Erinnerung, das man aufstellt, ein gutes

„Ich finde es wichtig, Familienzeit, die man den Sommer über zusammen gehabt hat, auch mit in den Herbst zu nehmen.“

Barbara Kitzmüller

Essen, ein Sonnenuntergang, nicht am Meer, dafür vielleicht im Garten auf einer Picknickdecke. Das Wichtigste ist, gemeinsam wieder in eine Struktur zu kommen und an Dinge anzuschließen, die in den Ferien gutgetan haben.

Es muss aber nicht gleich der nächste Urlaub geplant werden – zumal, in vielen Familien die finanzielle Situation angespannt ist?

Nein, gar nicht! Es geht vielmehr darum, gemeinsam Zeit zu verbringen. Ein großes Thema ist dabei der Medienkonsum. Medien müssen begrenzt werden, weil Kinder das alleine nicht können. Eltern müssen Verantwortung dafür tragen, dass Kinder ihre freien Zeiten auch ohne Medien haben. Es hört sich möglicherweise ein bisschen eigenartig an, aber Schule ist für Kinder so etwas wie ihre Arbeit. Und das ist gut so, denn man kann Urlaub und freie Zeit nur dann genießen, wenn man vorher etwas gearbeitet hat. Dann spürt man sich anders! Leben bedeutet auch, erfolgreich sein zu dürfen, Leistung zu bringen, zu zeigen, was man kann und durchhalten zu lernen. Das sind wichtige Qualitäten! Schule ist natürlich nicht alles, aber es ist Teil unseres Lebens.

Wie groß darf das Thema Pandemie wieder sein?

Ich denke, wir haben Corona schon ein paar Mal geschafft, und das darf man den Kindern auch so vermitteln. Wir haben jetzt andere Sicherheiten, wissen, wie gewisse Dinge laufen und was uns in dieser Situation guttut. Allerdings kommen finanzielle Herausforderungen auf uns zu und es lässt sich noch gar nicht absehen, in welchem Ausmaß das tatsächlich sein wird. Kinder spüren das. Darum ist es wichtig, ihnen die Sicherheit zu geben, dass man es sowohl emotional als auch finanziell schaffen wird.

Wie kann man Kindern dieses Gefühl geben, wenn man sich als Mama oder Papa selbst nicht sicher ist?

Wichtig ist, dass Kinder in dieser Situation bei Entscheidungen nicht den Partner ersetzen. Das sollte zuerst auf Elternebene geklärt werden. Aber Kinder spüren natürlich, wenn es angespannt ist und auch die Eltern unsicher sind. Ich würde es auf jeden Fall ansprechen und dennoch optimistisch bleiben, dass man diese Herausforderung meistern wird. Und wenn ich es alleine nicht schaffe, weiß ich, wo ich mich hinwenden kann. Es gibt viele Stellen, die in Krisen helfen und unterstützen. Kindern das zu vermitteln, ist ganz wichtig. Es erfordert allerdings den Mut der Eltern, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht.

Oftmals ist es Eltern unangenehm, wenn sie Hilfe bzw. Unterstützung von außen in Anspruch nehmen. Was sagen Sie diesen Mamas und Papas?

Ich denke, dass man zuerst weg von diesem ewigen Perfektionsanspruch muss. Wir können nicht die perfekten Eltern sein – und müssen das auch gar nicht! Perfektion ist nicht der richtige Ansatz. Vielmehr kann man sich die Frage stellen, ob ich mich schwach fühle, wenn ich Hilfe brauche. Kinder lernen von ihren Eltern. Diese Vorbildwirkung ist sehr wichtig. Kindern sagt man auch, dass sie fragen sollen, wenn sie Hilfe brauchen. Darum sollte man sich selbst an der Nase nehmen und das auch so handhaben, wenn man eine schwierige Situation nicht alleine meistern kann. Diese Zeiten sind so besonders, dass punktuelle Beratung ganz einfach sein darf. Oft sind es neue Sichtweisen oder einfache Alltagsideen, die schon weiterhelfen!

MAG. BARBARA KITZMÜLLER

Adalbert-Stifter-Straße 2/2 4910 Ried Tel. 0677/62573975 E-Mail: praxis.kitzmueller@gmail.com www.barbara-kitzmüller.at

Fachgruppe OÖ Personenberatung und Personenbetreuung Berufsgruppe Lebens- und Sozialberatung Hessenplatz 3, 4020 Linz, Tel.: 05-90909-4145/4146 E-Mail: pb@wkooe.at Internet: www.lebensberater.at Mag. Manfred Simonitsch ist Sportwissenschafter mit Praxis in Wels.

KINDER AN DIE MACHT!

Sie kennen das Lied von Herbert Grönemeyer? Wie wahr, denn Kinder, Jugend und Familie sind seit jeher meine Herzenssache. Mein Bewegungsprojekt „MonkeyMotion“, mit dem ich auch heuer wieder fast 400 Kinder erreicht habe, zeigt immer deutlicher: Es sind die Kinder, die inzwischen die Erwachsenen und Familien dazu motivieren, Bewegung zu machen, und so die wichtigste Basis für die persönliche Gesundheit legen.

Jede Zelle speichert vor allem schon im Kindesalter ab, ob und wie Bewegung gemacht wird – oder eben nicht. Jede Zelle unseres Körpers ist dafür ausgelegt, in Bewegung zu sein. Nicht umsonst heißt es „Bewegung ist Leben“ und umgekehrt „Leben ist Bewegung“. Denn alles ist immer in Bewegung. Und das ist gut so, denn auch Veränderung heißt Bewegung und das ist es, was unser Geist dringend braucht. Hier heißt die Bewegung „Neugier“ – gierig nach Neuem zu bleiben, bis ins hohe Alter. Perfektes Anti-Aging sozusagen!

Sich zu bewegen, immer und überall, egal, ob jung oder alt, Freude und Spaß dabei zu empfinden und sich wohlzufühlen – das alles kann Bewegung! Die sportwissenschaftlichen Beraterinnen und Berater unterstützen gern dabei.

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