9 minute read

TINA KIRISITS

Next Article
BUCHTIPPS

BUCHTIPPS

Eine Espresso-Tasse in der Hand und ein strahlendes Lächeln sind das Markenzeichen von Tina Kirisits, der Geschäftsführerin von Coffeechecker.com.

Die COFFEE-

CHECKERIN

In der Handelsfirma Gemeos GmbH, die ihr Vater Josef gegründet hat, ist Tina Kirisits quasi mit Kaffee und Lebensmitteln aufgewachsen. Seit März 2021 leitet die 31-jährige Marketingexpertin die Geschäfte der dazugehörigen Online-Kaffeevertriebsplattform Coffeechecker.com, mit der sie besten Kaffeegenuss ganz unkonventionell einer breiten Masse zugänglich macht.

Ihr Markenzeichen sind eine Espressotasse in der Hand und ihr strahlendes Lächeln. Die Rede ist von Tina Kirisits. Aber wen wundert‘s, wenn der Vater einer der Kaffeeexperten des Landes schlechthin ist. Mit seiner

Handelsfirma Gemeos GmbH, die sich auf den Groß- und Einzelhandel mit

Lebensmitteln und Kaffee spezialisiert hat, bringt Josef Kirisits unter der Marke „Caffè Gemelli“ den ersten CO2-neu- tralen Bohnenkaffee auf den Markt. Mit großem Erfolg, denn eine Eigenmarke, die die Gemeos GmbH für das Gastro- und Cateringunternehmen DoN produziert, wird in den Speisewägen der

ÖBB und renommierten Hotels und

Gourmetrestaurants serviert.

Die Liebe und Leidenschaft für Kaffee hat Tina mit Sicherheit von ihrem Vater geerbt und mittlerweile steht ihm die 31-Jährige auch in Sachen Knowhow um nichts mehr nach. Das war auch der Grund dafür, dass der Kronstorfer Unternehmer seiner Tochter vor mehr als einem Jahr die Geschäftsführung für seine neueste Innovation, den Coffeechecker.com, in die Hände gelegt hat. Im Interview erzählt uns die sympathische Kronstorferin mit einem Master in Produktmarketing und Innovationsmanagement, wie der Coffeechecker.com funktioniert, worauf sie in Sachen Marketing setzt und verrät, wie viel Kaffee sie täglich trinkt.

OBERÖSTERREICHERIN: Tina, Checker testen sich beinhart durch alle Sie sind mit bestem Kaffee aufgewachsen. Kaffeesorten. Die Bohnen werden auf Wie viele Tassen trinken Sie am Tag? ihr Aussehen, ihr Aroma und ihren Ge-

Tina Kirisits: Im Schnitt trinke ich schmack getestet. Erst wenn die Qualibis zu zehn Espressi am Tag. Bereits im tätsanforderungen der Checker erfüllt Alter von elf Jahren habe ich begonnen, werden, beginnt die Zusammenarbeit Caffè Latte zu trinken. In der HLW mit der jeweiligen Rösterei. Vom fruchwechselte ich dann auf Automatenkaffee tigen Single-Origin-Filterkaffee bis hin mit Milch und Zucker. Irgendwann habe zum kräftigen Bio-Espresso und zu Kapich meiner Figur zuliebe damit begon- seln – unsere Kunden können sichergenen, meinen Kaffee schwarz zu trinken. hen, dass sie beste Qualität geliefert Dabei bin ich geblieben. bekommen.

Seit März 2021 haben Sie die Ge- Sie haben den Masterstudiengang schäftsführung für den Bereich Opera- Produktmarketing und Innovationsmations, Sales und Marketing bei der Kaf- nagement an der Fachhochschule Wiener feevertriebsplattform Coffeechecker.com, Neustadt, Campus Wieselburg, mit die zur Gemeos GmbH gehört, übernom- Schwerpunkt „Entwicklung erfolgreicher men. Wie ist es, mit dem Vater in einem Konzepte im Lebensmittelbereich und Unternehmen zu arbeiten? deren Markteinführung“ absolviert. Wa-

Da wir uns sehr gut verstehen, funk- rum haben Sie sich für dieses Studium tioniert es super. Papa ist durch und entschieden? durch ein Vertriebler, daher ist es manch- Der Lebensmittelbereich interessiert mal ein bisschen schwierig, ihn von kre- mich, seit ich denken kann und ich habe ativen Marketing- von meinem Vater ideen zu überzeu- viel vom Business gen. Aber meistens gelingt mir das, und „Über einen mitbekommen. Auch Marketing somit ergänzen wir uns recht gut (lacht). Können Sie uns Filter können die Kunden auf der und kreatives Arbeiten haben mich immer interessiert. das System von Coffeechecker.com kurz Homepage selektieren, Das war mitunter ein Grund, warum erklären? Der Coffeechewelcher Kaffee am ich am Campus Wieselburg meinen cker.com ist ein On- besten zu ihnen und Bachelor in Prolineshop für Kaffee. Neben Privatperso- ihrer Kaffeemaschine duktmarketing und Produktmanagenen beliefern wir auch Geschäftskun- passt.“ ment absolviert habe. Das gesamte den, Büros, kleine Studium war sehr Cafés und Bistros. praxisorientiert, Das Besondere daran ist ein Abosystem, das war genau meins und hat mich super das dafür sorgt, dass unseren Kunden auf das Berufsleben vorbereitet. Deshalb der Kaffee niemals ausgeht. Unser An- habe ich beschlossen, auch meinen Masgebot umfasst neben ganzen Bohnen ter dort zu machen. Das Masterstudium und gemahlenem Kaffee auch Einzel- habe ich allerdings berufsbegleitend portionen von kleinen österreichischen absolviert. und internationalen Röstereien. Über War Ihnen damals schon klar, einmal einen Filter können die Kunden auf der in die Firma Ihres Vaters einzusteigen? Homepage selektieren, welcher Kaffee Ja, ich habe schon während meines am besten zu ihnen und ihrer Kaffeema- Bachelorstudiums im Unternehmen schine passt. Das reicht vom Mahlgrad mitgearbeitet und das Promotionteam über den Geschmack, die Stärke, Art der für den „Somersby Cider“, ein CidergeKaffeemaschine bis hin zum Verbrauch tränk, das mein Papa nach Österreich und so weiter. Der Algorithmus findet gebracht hat, koordiniert. Während den perfekten Kaffee und ermittelt auch meines berufsbegleitenden Masterstuden jeweiligen Verbrauch. diums war ich für das Marketing in der

Woher stammt der Kaffee? Firma zuständig. Trotzdem wollte ich in

Neben unserer Eigenmarke „Caffè anderen Unternehmen Erfahrungen Gemelli“ haben wir insgesamt 25 ver- sammeln und habe eine Zeit lang in eischiedene Röster im Sortiment. Unsere nem großen oberösterreichischen Kon-

Gemeinsam mit ihrem Vater reiste Tina Kirisits vor fünf Jahren nach Costa Rica, um sich vor Ort zu überzeugen, wie Kaffee produziert wird.

zern gearbeitet. Das war eine gute Vorbereitung für meinen jetzigen Job als Geschäftsführerin von Coffeechecker. com. Da wir stetig wachsen, kann ich vieles, was ich dort auch hinsichtlich Strukturen gelernt habe, anwenden.

Was gefällt Ihnen am Arbeiten in der Lebensmittelbranche?

Die Lebensmittelbranche ist meine Passion. Man kann, was Innovationen betrifft, sehr viel bewirken. Um Marktneuheiten zu entdecken, bin ich oft auf Messen unterwegs. Erst vor Kurzem war ich auf der SIAL Paris, das ist eine der größten und führenden Lebensmittelmessen, auf der Hersteller aus der ganzen Welt ihre Produkte ausstellen. Mit der Gemeos GmbH haben wir schon viele interessante Produkte erfolgreich für die Gastronomie oder den Lebensmitteleinzelhandel nach Österreich gebracht. Dazu muss man immer upto-date sein und den Markt sowie die

jeweiligen Zielgruppen genau kennen. Man muss herausfinden, was der Konsument braucht und wünscht. Im Snack- und im Süßigkeitenbereich zählen wir mit Sicherheit zu den Experten in Österreich.

Wie darf man sich so eine Produkteinführung vorstellen?

Das kommt darauf an, ob wir als Zwischenhändler oder Händler agieren. Vor Kurzem haben wir gemeinsam mit der Firma Weetabix Limited die neuen Oreo O’s Cerealien auf den heimischen Markt gebracht. Dabei eruieren wir, ob das Produkt bei den Zielgruppen am österreichischen Markt eine Chance hat. Wir verkosten es, kalkulieren die Preise und präsentieren es dem jeweiligen Einkäufer, der es dann in den Lebensmitteleinzelhandel bringt. Wir haben aber auch Kunden, wie zum Beispiel Diskonter, die Eigenmarken in ihrem Sortiment haben wollen. Ein solches Produkt sind zum Beispiel unsere „Alpenbrezl“, das sind knusprige Brezl-Stückerl in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die unter unserer eigenen Dachmarke „Hey Joe“ vertrieben werden. Anfang nächsten Jahres wird eine weitere Innovation im pikanten Snackartikel-Bereich auf den Markt kommen.

Um noch einmal auf den Kaffee zurückzukommen, gemeinsam mit Ihrem Vater waren Sie vor fünf Jahren in Costa Rica und haben Kaffeebauern besucht. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgenommen?

Bei der Auswahl unseres Kaffees ist uns ganz wichtig, dass die Kaffeebauern nicht ausgebeutet werden. Davon wollten wir uns in Costa Rica persönlich überzeugen und sehen, wie der Kaffee produziert wird. Diese Reise hat mir für meine Tätigkeit bei Coffeechecker.com sehr viel gebracht, weil ich mein Wissen um Kaffee enorm ausgebaut habe.

Mit Coffeechecker.com waren Sie auch in der PULS 4-Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“. Für ein Investment hat es leider nicht gereicht, welche Eindrücke haben Sie aus der Show mitgenommen?

Damals war noch mein Vorgänger der Hauptakteur, ich war hinter den Kulissen und habe Daumen gedrückt. Wir wollten in erster Linie Reichweite generieren und die Marke Coffeechecker.com bekannt machen. Das ist uns gelungen, daher waren wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Es hat uns auch ermutigt, dass die Investoren der Show von unserem Konzept begeistert waren und es für sinnvoll gehalten haben.

Sie haben Produktmarketing studiert. Wie schaut für Sie erfolgreiches Marketing aus? Welche Kommunikationskanäle muss man heute unbedingt bedienen?

IN KÜRZE

Glücklich macht mich ....

gutes Essen, guter Kaffee und Abwechslung im Leben.

Niemals vergessen werde ich ...

als ich meinen Master geschafft habe und natürlich auch die Reise nach Costa Rica.

Cappuccino oder Espresso ...

doppelter Espresso

Kleid oder Hosenanzug ...

Kleid

Eine Runde Golf oder eine Runde auf dem Bike ...

Golf

Ihr Lebensmotto:

„Lebe jeden Tag, als ob es dein letzter wäre!“

Von der Eigenmarke „Caffè Gemelli“ gibt es bereits mehrere Sorten, darunter auch einen Bio-Kaffee.

Welche Kanäle man einsetzt, kommt letztendlich immer auf das jeweilige Produkt an. Wenn die junge Zielgruppe angesprochen werden soll, dann muss man auf jedem Fall auf Social-Media-Kanälen wie TikTok, YouTube, Instagram und Facebook präsent sein. Bei Snacks schwöre ich nach wie vor auf Sampling-Aktionen. Das heißt, dass man das Produkt zum Kosten unter den Leuten verteilt. Alles, was einem schmeckt, kauft man auch. Mit unseren „Alpenbrezl“ sind wir auch auf den herkömmlichen Kanälen wie Radio, in Zeitungen und Magazinen präsent. Die Menschen müssen sich an die Marke erinnern können. Alles, was im Gedächtnis bleibt, egal ob positiv oder negativ, wirkt. Ganz wichtig ist auch, dass man authentisch ist und hinter der Marke steht.

Was motiviert Sie?

Mich motiviert vor allem die Abwechslung im Job. Jeder Tag ist anders. Durch Messen komme ich viel auf der Welt herum, und es motiviert mich auch, wenn ich meine Kreativität ausleben kann.

„Was beim Wein der Sommelier, ist beim Kaffee der Barista.“

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Natürlich in unserem Unternehmen. Ich hoffe, dass wir mit Coffeechecker. com noch weiterwachsen werden und uns laufend weiterentwickeln können. Auch der Bereich der Eigenmarken soll ausgeweitet werden, da ist viel Potenzial vorhanden und es macht auch marketingtechnisch richtig viel Spaß.

Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Trends im Lebensmittelbereich?

Ich denke, es geht alles wieder in Richtung „back to the roots“. Man kauft regional vor Ort und legt auf Herkunft, Nachhaltigkeit und Qualität großen Wert. Und bei Kaffee?

Auch im Kaffeebereich tut sich sehr viel. Kaffee hat sich in etwa so entwickelt wie früher der Wein. Was beim Wein der Sommelier, ist beim Kaffee der Barista. Daher wird sich auch hier nur beste Qualität durchsetzen. Für Espresso-, Cappuccino, Latte Macchiato-, aber auch Filter-Fans, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten verbessern möchten, biete ich auch bei uns in der Firma BaristaKurse an. Und all jene, die noch ein Geschenk für Weihnachten suchen, können bei uns tolle Geschenkpakete bestellen.

Verraten Sie uns zum Schluss noch, was Sie gerne in der Freizeit machen?

Ich spiele wie meine Eltern leidenschaftlich gerne Golf und der nächste Golfclub ist zum Glück nur vier Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Im Sommer bin ich auch viel mit dem Rennrad unterwegs und gehe wandern. Im Winter geht’s dann zum Skifahren oder Skitourengehen. Da ich in jungen Jahren Leistungsschwimmerin war, gehe ich auch gerne schwimmen.

This article is from: