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THOMASNACHT & LIEBESORAKEL
Thomasnacht
UND LIEBESORAKEL
Text: Petra Kinzl Fotos: Salzburger Land Tourismus, Shutterstock
Bräuche bereichern das Leben der Menschen, geben ihnen Halt und begleiten sie durchs Jahr. Bis heute besteht im Salzkammergut eine außergewöhnlich bunte Vielfalt an Bräuchen – entstanden aus purer Freude, aus Notwendigkeit oder durch religiöse Vorgaben. Manche Eigenart hat sich bewahrt, manches wurde an den Zeitgeist angepasst. Bis auf die Liste der Immateriellen Kulturgüter der UNESCO haben es einige geschafft. Dazu zählen eine ganze Reihe überregional bekannter, aber auch stillere, weniger populäre Bräuche. Fünf dieser originellen Winterbräuche, die nicht jeder kennt, möchten wir an dieser Stelle beleuchten.
BUCHTIPP
Bräuche im Salzkammergut – Gelebte Tradition im Jahreskreis. (Sandra Galatz) ISBN 978-3-7025-0948-4, Verlag Anton Pustet, € 25
WER KLOPFET AN?
Wetterfleck, Hut, Laterne und Stock: Die Anklöpfler sind wieder unterwegs. Bräuche, die der Seele guttun, haben das Potenzial sich auszubreiten, heißt es. Das Anklöpfeln ist so ein Brauch, der sich über den Salzburger Raum hinaus verbreitet hat. Es handelt sich um einen sogenannten „Heischebrauch“, der es in früherer Zeit den wenig Begüterten ermöglichte, zu Weihnachten nicht hungern zu müssen. Im Salzkammergut wird der Brauch vor allem am Wolfgangsee zelebriert. Als Klöpfelnächte gelten die drei Donnerstage vor dem Heiligen Abend. Eine Schar Hirten, zum Teil in Begleitung des hochheiligen Paares und manchmal sogar mit Esel, zieht von Haus zu Haus. Adventlieder und kurze Hirtenspiele bringen Weihnachtsstimmung in die Häuser. Anklöpflergruppen formieren sich aus verschiedenen Vereinen, wie Chören. Während man einst Naturalien in mitgebrachten Körben sammelte, belohnt man die Darbietungen der Anklöpfler heutzutage meist mit Geld, das für wohltätige Zwecke gespendet wird.
WUSSTEN SIE, DASS …?
Ein Heischebrauch ist ein Brauch, bei dem es um das Erbitten von Gaben geht. Beispiele dafür sind Herbergssuchen, Anklöpfeln oder Sternsingen.
LIACHTBRADLMONTAG – „DA MICHEL ZÜNDET’S LIACHT AN“
D’FRAU KIMMT
Wenn der Herbst Einzug hält und die Tage kürzer werden, zündet man zu Hause wieder öfter Kerzen an und am Arbeitsplatz wird ab dem späteren Nachmittag wieder bei Licht gewerkt. Als Stichtag dafür gilt seit jeher der 29. September, der Festtag des Erzengels Michael, der Michaelitag. „Der Michl zündet’s Licht an“, lautet ein bekannter Ausspruch, der auch für Bauern das endgültige Ende des Almsommers markiert. Für die Frauen war Michaeli früher der Zeitpunkt, an dem sie ihre Spinnräder für das Winterhalbjahr hervorholten. Vor allem die Handwerker in ihren Werkstätten waren gezwungen, ab Michaeli bei Licht zu arbeiten, was mit einem Mahl, dem sogenannten Liachtbradl zelebriert wurde, zu dem der Meister seine Gesellen einlud. Als Termin dafür gilt der Montag danach oder der Michaelitag selbst, wenn dieser auf einen Montag fällt. Der „Liachtbradlmontag“ ist heute wieder in Mode und hat sich zu einem traditionellen Fest für alle gewandelt.
WUSSTEN SIE, DASS …?
In der Kaiserstadt Bad Ischl ist der Liachtbradlmontag fast schon ein Feiertag. Altersjubilare werden besonders geehrt (50., 60., 70. Geburtstag und höhere) und ziehen in einem Festzug durch die Stadt. Viele Ischler Arbeitgeber laden seit über 100 Jahren zum „Liachtbradln“ in ein Gasthaus – mit ein Grund, warum dieser Brauch in Bad Ischl 2011 zum Immateriellen Kulturgut der UNESCO wurde.
Das Frautragen oder Herbergssuchen gehört eher zu den stillen, weniger bekannten Adventbräuchen. Ein Bild, das die Heilige Familie zeigt, die schwangere Maria, Figuren von Josef und Maria mit einem Esel oder einfach eine Marienstatue, wird als „Herberg“ bezeichnet und allabendlich von Haus zu Haus getragen. Als Quartier für den hohen Besuch dient meist der weihnachtlich geschmückte Herrgottswinkel oder ein kleiner dafür errichteter Altar. Ist die von einer betenden Schar begleitete „Herberg“ angekommen, wird eine kurze Andacht mit Rosenkranzgebeten und Marienliedern abgehalten. In einem gemütlichen Beisammensein klingt nach der Hausandacht der Abend aus. Der genaue Ablauf variiert von Ort zu Ort. Mancherorts sucht die heilige Maria vom ersten Adventsonntag bis zum Heiligen Abend eine Herberge, anderswo in den letzten neun Tagen vor Weihnachten. Wenn jemand sagt: „Wir bekommen heut‘ d’Herberg“, heißt das, dass sich diese Familie darauf einstellt, für die Betschar eine kleine Stärkung vorzubereiten. Vor allem die ländliche Bevölkerung erwartet sich durch das Beherbergen des Marienbildnisses Glück, Schutz für Haus und Hof sowie Erntesegen.
WUSSTEN SIE, DASS …?
Das Frautragen oder Herbergssuchen kennt man vor allem aus einigen Salzburger Gemeinden, aber auch in Oberösterreich, Tirol und der Steiermark sowie im Salzkammergut in Gmunden, Altmünster, Strobl oder St. Gilgen hat sich dieser Adventbrauch, der bis in die Barockzeit zurückreicht, gehalten.
ORAKEL DER THOMASNACHT
Die Zeit der Raunächte zwischen dem 21. Dezember, der Thomasnacht, und dem 5. Jänner, dem Vorabend zum Dreikönigsfest, war eine Zeit, die unsere Ahnen mit einer gewissen Schaurigkeit erfüllte. Schon immer galt dieser Zeitraum als außerordentlich mystisch. Mithilfe verschiedener Orakelbräuche wird die Zukunft gedeutet. Heiratswillige Mädchen rufen den heiligen Thomas an und führen bestimmte Rituale wie das Bettstaffltreten aus, er möge doch den Zukünftigen in ihrem Traum erscheinen lassen. Neben der Frage nach der Liebe kann das Schicksal aber auch in anderen Belangen konsultiert werden, wie Reichtum, Ernte, Glück, Unglück oder gar Tod. Ein anderer Brauch ist das „Hütelheben“, eine gesellige Form des „Losens“: Bestimmte Gegenstände wie ein Ring, ein Geldschein, eine Puppe etc. werden unter Hüten versteckt und dann vermischt. Der Gegenstand, der sich beim Heben zeigt, weist auf das Schicksal der kommenden Jahre hin.
WUSSTEN SIE, DASS …?
Die erste Raunacht, die Thomasnacht, gilt als „Losnacht“ – ein idealer Zeitpunkt, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Heiratswillige Mädchen rufen den heiligen Thomas an, er möge ihnen ihren Zukünftigen im Traum erscheinen lassen: „Bettstaffl, i tritt di, heiliger Thomas i bitt’ di, lass mir im Traum erschein‘ den Herzallerliabsten mein!“
DIE „WILDE GJOAD“ GEHT UM
Mit dem Dreikönigstag endet die sogenannte „Zwölftenzeit“ – die Zeit der rauen Nächte. Die letzte Raunacht vom 5. auf den 6. Jänner, auch „große Raunacht“ oder Perchtnacht genannt, gilt als die gefährlichste von allen. Es gehen alle Dämonen um, welche der Volksglaube zu bieten hat. Hüten sollte man sich vor allem vor der Wilden Jagd, dem „Wilden Gjoad“, denn eine Begegnung mit ihr bedeute den Tod, so der Volksglaube. Schutz gegen die umtriebigen und fluchwürdigen Gestalten konnten nur verschiedene Abwehrrituale bieten. Das Räuchern stellt eines dieser Rituale dar.
WUSSTEN SIE, DASS …?
„Raunacht san vier – zwoa foast und zwoa dürr!“ So werden in einem Merkvers die Raunächte nach der Kost des Nachtmahls in „magere“ und „feiste“ Raunächte unterteilt. Als „foaste“ Raunächte gelten die Mettnacht und die Dreikönigsnacht, wo gerne Krapfen und Schmalzgebäck gereicht werden. Als „magere“ die Thomas- und die Silvesternacht.
Advent im Salzkammergut
ADVENT, ADVENT, EIN LICHTLEIN BRENNT ...
GMUNDEN
Tauchen Sie ein in die winterliche Zauberwelt Gmundens und erleben Sie die Adventzeit rund um das einzigartige Schloss am See, in der weihnachtlichen Innenstadt oder auch bei einer romantischen Schiff fahrt am Traunsee.
Öff nungszeiten & Highlights:
• 25. November bis 18. Dezember • Jeweils freitags von 13 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 20 Uhr und sonntags sowie am 8. Dezember von 11 bis 18 Uhr • Romantische Schiff fahrt am Traunsee
www.traunsee-almtal.salzkammergut.at MONDSEE
Die Region Mondsee-Irrsee verwandelt sich im Advent in eine Märchenlandschaft mit vielen Möglichkeiten, sich bei Glühwein und Schmankerln aus der Region, Handwerk, Kunst und guter Musik auf Weihnachten einzustimmen.
Öff nungszeiten & Highlights:
• 18. November bis 18. Dezember jeweils von Fr. bis So. • Adventmarkt am Marktplatz • Gotischer Kreuzgang
www.mondsee.at/advent BAD ISCHL
Mit kaiserlicher Weihnachtsbeleuchtung und den vielen weihnachtlich dekorierten Schaufenstern startet Bad Ischl Ende November in die Adventzeit.
Öff nungszeiten & Highlights:
• Christkindlmarkt der Ischler Handwerker: 19. November bis 19. Dezember,
Mi. bis So. von 10 bis 18 Uhr (auch am 6. und 7. Dezember geöff net) • Schmankerldorf: 19. November bis 9.
Januar, Mi. bis So. von 11 bis 20 Uhr (auch am 6. und 7. Dezember geöff net) • Eislaufplatz: 19. November bis 30. Januar,
Di. bis So. von 14 bis 20 Uhr
www.badischl.at/advent
FUSCHLSEE
Der „Advent der Dörfer“ hat sich in den letzten Jahren zu dem Familienadvent im Salzkammergut entwickelt – abwechslungsreich, unterhaltsam und stimmungsvoll zugleich.
Öffnungszeiten & Highlights:
• Guggenthaler Kircherl: 26. November bis 18. Dezember, jeweils Sa. und So. von 14 bis 19 Uhr, am 8. Dezember von 14 bis 19 Uhr • Adventmarkt beim Brunnengarten: 26. November bis 18. Dezember, jeweils Sa. und So. von 13 bis 19 Uhr • Arabella Jagdhof in Hof bei Salzburg: 3. Dezember bis 18. Dezember, jeweils Sa. und So. • Unter der Linde in Faistenau:
Sa., 10. Dezember, von 14 bis 21 Uhr,
So., 11. Dezember, von 11 bis 19 Uhr • Hirtenspiele, Perchten- und Krampusläufe,
Pferdeschlittenfahrten, Handwerksvorführungen, Stubenmusik und Lesungen,
Feuerzangenbowle und Turmbläser
www.adventderdoerfer.at
WOLFGANGSEER ADVENT
St. Wolfgang, Strobl und St. Gilgen erstrahlen im Weihnachtszauber. Unzählige Lichter spiegeln sich im Wasser des Wolfgangsees. Das Friedenslicht im See, Kerzenschein, offene Feuerstellen, traditionelle Klänge – die Wolfgangsee Region verwandelt sich in einen unvergleichlichen Adventzauber.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 18. November bis 18. Dezember • St. Gilgen und Strobl:
Do. und Fr. 11 bis 19:30 Uhr,
Sa., So. und Feiertage 10 bis 19:30 Uhr • St. Wolfgang: Mi. 11 bis 19:30 Uhr,
Do. und Fr. 11 bis 19:30 Uhr,
Sa., So. und Feiertage 10 bis 19:30 Uhr • Die 16 Meter hohe schwimmende
Laterne im Wolfgangsee • Besuch der drei Orte per Schifffahrt möglich
www.wolfgangseer-advent.at
EBENSEER KRIPPERLROAS
Einmalige Weihnachtskrippen gibt es bei einem Spaziergang in Ebensee am Traunsee zu bewundern.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 25. Dezember bis 3. Januar, 9 bis 17 Uhr • Neun große Landschaftskrippen in
Privathäusern und der Kath. Pfarrkirche (Krippenplan erhältlich im Tourismusbüro
Ebensee)
HALLSTATT
In der Adventszeit wird das malerische Hallstatt zum Lieblingsort für alle, die eine weihnachtliche Auszeit vom Alltag suchen oder dem Christkind bei seinen Einkäufen helfen möchten. Und so lädt der idyllische Christkindlmarkt im historischen Ortskern von Hallstatt zu einer funkelnden Zeitreise, die man keinesfalls versäumen sollte.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 8. Dezember: 11 bis 18 Uhr • Traditionelle Klänge der Turmbläser,
Glühwein, lebensgroße Holzkrippe, heiße
Maroni, köstliche Bratwürstln, zünftige
Holzknechtnocken und vieles mehr.
www.hallstatt.net
ADVENT AUF DER PÜRGG
Beim Advent auf der Pürgg finden Sie keine „Stände“ im herkömmlichen Sinne. Die AusstellerInnen präsentieren ihre vielfältigen, traditionellen Handwerkskünste in den Ställen, Garagen, Tennen und Häusern des malerischen kleinen Dorfes.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 26./27. November und 3./4. Dezember,
Sa. 13 bis 18 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr • Backen und Basteln mit Kindern, Besichtigungen der Landschaftskrippe Fahringer,
Musikalisches und Lesungen in der Pfarr- kirche, traditionelle Krampusspiele, Glöcklerlauf, Führungen in der Johanneskapelle und eine lebende Krippe erwarten Sie.
www.pürgg.at
NUSSDORFER ADVENTFENSTER
Seit über 20 Jahren gibt es in der Gemeinde Nußdorf am Attersee den Brauch, dass im Dezember jeden Tag ein anderes Fenster der Privathäuser weihnachtlich gestaltet und bei Einbruch der Dunkelheit stimmungsvoll beleuchtet wird.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 1. bis 24. Dezember • Jeden Tag ein beleuchtetes Fenster
www.attersee-attergau.salzkammergut.at NIKOLAUS AHOI IN OBERTRAUN
Wenn sich Anfang Dezember an einem Abend die Kinder des Dörfchens Obertraun am Ufer des Hallstätter Sees versammeln, dann wird der Nikolaus erwartet. Das ist ein ganz besonderer Augenblick, denn in Obertraun kommt der Nikolaus mit einer Fuhre, dem typischen Holzboot am Hallstätter See.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 4. Dezember um 16:30 Uhr • Punsch- und Kekserlstand • Nikolausmarkt ab 14 Uhr • Der Krampus bleibt an diesem
Tag zu Hause.
www.dachstein.salzkammergut.at
GRUNDLSEE
Adventliche Stimmung, der Duft von Tannenreisig, Zimt und Nelken und das Angebot von ausschließlich traditionellen heimischen Waren locken in den über 300 Jahre alten „Kaiserlichen Stall“ direkt am Ortseingang von Grundlsee.
Öffnungszeiten & Highlights:
• 26. November von 10 bis 17 Uhr • Lenas Keramik, liebevoll gestaltete Krippen aus Altaussee und Gößl, Schachteln,
Mappen, Lampen vom Grundlseer
Papierhanddruck und eine große Auswahl an Handarbeiten – Genähtes, Besticktes,
Gestricktes, Bedrucktes, Gedrechseltes und vieles mehr. • Kulinarisches gibt es von der Grundlseer
Fischerei, Fleisch und Molkereiprodukte vom Bauern. Aus den Küchen und Backstuben der Hausfrauen werden köstliche
Kekse, Brot und Kletzenbrot, Marmeladen, Honig und Schnäpse geboten.
www.salzkammergut.at
STADT SALZBURG
Entdecken Sie die verschiedenen Adventmärkte der Stadt! Besonders viele Höhepunkte lassen sich entlang einer vorgeschlagenen Route einfangen (Gehzeit 2 Stunden, www.salzburg.info/advent-walk) • Salzburger Christkindlmarkt beim Dom • Weihnachtsmarkt am Mirabellplatz • Salzburger Festungsadvent • Hellbrunner Adventzauber • Weihnachtswunderwelt St. Peter • Sternadvent mit Wintermarkt • Adventmarkt Orden der Rupertiritter • Adventmarkt St. Leonhard • Bauernadventmarkt Glanegg