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1. Methodik
Der folgende Empirieteil ist als Ergänzung der theoretischen Abhandlung des Themenbereiches zu verstehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Erfassung der sozialen Realität, also konkret wie sich die An- und Abreise in ein Skigebiet gestaltet und welche Aspekte hierbei eine wesentliche Rolle spielen.
1.1. EVALUATIONSGEGENSTAND
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Zur Abbildung der Realität, wie sich die Mehrheit der Menschen bei der An- und Abreise in ein Skigebiet verhält, wurde eine Online-Umfrage, eine der Methoden der quantitativen Datenerhebung, durchgeführt. Ziel der Erhebung ist es, eine Zielgruppe zu definieren und im Weiteren ein Verständnis über die Bedürfnisse und das Verhalten dieser zu bekommen. Die Umfrage soll Einblick in das aktuelle Handeln der Menschen bei einem Skitag in Bezug auf An- und Abreise, Equipment und Gepäck geben. Zudem soll ein tieferer Einblick in die Beweggründe der Menschen erreicht werden, um zu erfahren worauf sie Wert legen und was in ihren Augen die wichtigsten Aspekte sind, um den Transport des Wintersportequipments bei der öffentlichen Anreise zu erleichtern. Die Ergebnisse sollen bestehende Probleme aufdecken, um diese im Weiteren mit dem entwickelten Produkt lösen zu können.
1.2. AUFBAU DER UMFRAGE
Essenziell für alle Umfragen sind der Aufbau und die Gliederung des Fragebogens. Die Erhebung von sozialdemografischen Merkmalen ist Bestandteil einer jeden Befragung. Um Verfälschungen zu vermeiden bedarf die Formulierung der Fragen und Antworten einer genauen Überlegung, die immer unter Berücksichtigung des Zieles der Befragung getroffen werden sollte (Baur & Blasius, 2019).
Die Online-Umfrage wurde mit dem Befragungstool „unipark“ erstellt und durchgeführt. Der Fragebogen kann in folgende vier Teilbereiche gegliedert werden: allgemeines Skiverhalten, Anreise, Equipment und soziodemografische Daten.
Die Fragestellungen zum allgemeinen Skiverhalten der Befragten zielten darauf ab, herauszufinden, welche Art des Skifahrens betrieben wird, wie häufig der Sport ausgeübt wird und wie die Befragten ihre Skitage gestalten. Im Zuge der Fragen zur Anreise wurden Daten erhoben, die Aufschluss darüber geben sollen, wie sich die Anreise der Wintersportler durchgeführt wird. Zudem sollten ihre Motive für das bevorzugte Transportmittel ersichtlich werden und Verbes- serungspotenziale aufgedeckt werden. Die Fragen zum Equipment sollen Aufschluss geben, welche Dinge bei einem Skitag mitgenommen werden wollen und wie diese bevorzugterweise transportiert werden. Am Ende der Umfrage werden die soziodemografischen Daten erhoben, um im weiteren Verlauf die Zielgruppe definieren zu können.
2. Auswertung
Die Umfrage wurde in einen Zeitraum von 14 Tagen, von 28.03.2022 bis 11.04.2022, durchgeführt. Insgesamt nahmen 179 Probanden an der Umfrage teil und 154 Probanden beendeten diese korrekt. Dadurch ergibt sich eine Beendigungsquote von 86,03 %. Ausgewertet wurde die Umfrage mithilfe von Excel und Jamovi, einem Computerprogramm zur Datenanalyse und Durchführung von statistischen Tests. Im ersten allgemeinen Teil der Auswertung werden die Ergebnisse aller Teilnehmer präsentiert. Der zweite Teil der Auswertung besteht aus einer Gegenüberstellung der Ergebnisse von Personen, welche bereits mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Skigebiet anreisten zu Personen, die sich nicht vorstellen können, öffentlich anzureisen. Die Visualisierung der Daten erfolgt immer nach der schriftlichen Erklärung.
2.1. ALLGEMEINE AUSWERTUNG
Im folgenden Teil werden die Ergebnisse aller Umfrageteilnehmer präsentiert. Zur verständlicheren Darstellung der Ergebnisse wird in der Auswertung mit den soziodemografischen Daten begonnen.
Soziodemografie
Die Umfrage wurde von 42 % männlichen und von 58 % weiblichen Teilnehmern korrekt abgeschlossen. Mit 68 % bildet die Altersgruppe der Menschen zwischen 16 und 25 Jahren den größten Anteil, gefolgt von den Menschen zwischen 26 und 35 mit 16 %. 55 % der Befragten befinden sich zurzeit noch in Ausbildung, während 42 % berufstätig sind und 3 % der Befragten sind bereits in Pension. Die absolute Mehrheit der Befragten lebt zurzeit in Österreich (95 %). Vereinzelt gaben Befragte auch an in Deutschland, der Schweiz oder Lichtenstein zu leben. Zudem leben 68 % der Befragten zurzeit am Land, 20 % leben in einer Stadt und 12 % gaben an in einer Vorstadt zu leben. Insgesamt 40 % der Befragten leben in der Nähe eines Skigebietes (Anreise unter 30 Minuten).
Allgemeines Skiverhalten
Um im Designprozess auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Wintersportler eingehen zu können war es wichtig, ein Bild davon zu bekommen, mit welcher Art des von Wintersport sich die Menschen identifizieren. Unter den Befragten sind 88 % Skifahrer und 12 % Snowboarder. Mit 86 % gab die Mehrheit auch an, hauptsächlich auf der Piste zu fahren. 12 % definieren sich als Freerider und 3 % als Freestyler.
Mehr als ein Drittel (36 %) der Befragten geht mehrmals monatlich Skifahren oder Snowboarden, gefolgt werden sie von den Menschen, die durchschnittlich einmal im Monat einen Tag auf der Piste verbringen. 80 % der Befragten gaben an, am häufigsten Tagesausflüge zum Skifahren oder Snowboarden zu machen. In Bezug auf den Besitz des Wintersportequipments gab nur einer der insgesamt 154 Befragten an, nicht das gesamte Equipment selbst zu besitzen und einen Skiverleih in Anspruch zu nehmen.
Anreise Ins Skigebiet
Für die Anreise bei einem Tagesausflug ins Skigebiet wurde der eigene PKW mit Abstand als das am häufigsten verwendete Transportmittel angeben, gefolgt von der Anreise mit einer Fahrgemeinschaft oder einer organisierten Busreise. Nur 16 Befragte gaben an, für gewöhnlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Diese Zahl bringt die Wichtigkeit und das Potenzial der Verbesserung der öffentlichen Anreise zum Ausdruck. Die durchschnittliche Zeit, die von den Befragten nur für die Strecke der Anreise auf sich genommen wird, liegt bei 106 Minuten. Bei der Frage, ob die Befragten Zugang zu einem Auto hätten bejahten 91 % . Die drei häufigsten Motive, warum Wintersportler bei der Anreise auf das Auto zurückgreifen, sind „Flexibilität“ (116 Befragte), „Transport des Equipments“ (115 Befragte) und die eigene „Bequemlichkeit“ (113 Befragte). Im Kontrast dazu sind die Motive für die öffentliche Anreise vor allem der Umweltgedanke aber auch die Unbekümmertheit in der Anreise - kein Stau, keine Parkplatzsuche und auch dem Après-Ski steht nichts im Weg. Die drei am häufigsten genannten Aspekte, die sich ändern müssten, um eine öffentliche Anreise in Erwägung zu ziehen, sind eine „bessere öffentlichen Anbindung“, eine „kostenfreie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel“ und ein „besserer Transport des Equipments“.
Equipment
Dieser Teil der Umfrage zielte darauf ab, ein Verständnis dafür zu bekommen, welches Equipment von den Wintersportlern bei einem Tagesausflug mitgenommen wird und wie dieses bevorzugterweise transportiert wird. Beinahe alle Befragten gaben an, Skier und Stöcke oder Snowboard, Skischuhe oder Snowboardboots und Helm mit Brille mitzunehmen. Die Mehrheit nannte auch noch Straßenschuhe, einen Rucksack und Verpflegung. Normalerweise tragen jedoch nur 25 % einen Rucksack beim Skifahren oder Snowboarden. Wenn der Transport des
Equipments außer Acht gelassen wird, würde die Hälfte der Befragten am liebsten zu Fuß von zuhause aus zur nächsten Haltestelle gehen. 36 % würden diesen Weg mit dem Auto fahren und 12 % mit dem Fahrrad. Beim Transport des Equipments sind „Kompaktheit“, „Gewicht“ und „das Equipment sicher verstaut zu wissen“ die wichtigsten genannten Punkte.
Die Frage, ob man sich ein Gadget kaufen würde, das den Transport des Wintersportequipments mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtert, beantworteten 62 % mit „ja“.
Equipment, Verpflegung und Wechselkleidung, muss kompakt und sicher transportiert werden können. Zudem ist es wichtig, dass das Equipment leicht zu tragen ist, wobei das Gewicht eine wesentliche Rolle spielt. Um mehr Menschen für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu begeistern, muss das „Gadget“ die Flexibilität der Wintersportler unterstützen und den Transport so bequem wie möglich gestalten.
Design Anspruch
2.2. GEGENÜBERSTELLUNG
Im folgenden Teil wird auf die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Gruppe der Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln für die Anreise ins Skigebiet und der Gruppe der Menschen, die sich nicht vorstellen können, öffentlich anzureisen, eingegangen. Die Gruppen werden im Weiteren als „Öffi-Nutzer“ und „Öffi-Ablehner“ bezeichnet.
Soziodemografie
Bei der Einteilung in Altersgruppen wird ersichtlich, dass die Öffi-Nutzer nur der Gruppe zwischen 16 und 25 Jahren oder der Gruppe zwischen 26 und 35 Jahren angehören. Im Gegensatz dazu, ist bei den Öffi-Ablehnern die Altersgruppe jener zwischen 46 und 55 Jahren (19 %) stark vertreten. Während die Verteilung zwischen Menschen in Ausbildung und berufstätigen Menschen bei der Gruppe der Öffi-Ablehner beinahe ausgeglichen ist, sind drei Viertel der Öffi-Nutzer noch in Ausbildung. Dieser Aspekt ist ein wesentlicher Indikator zur Definierung der Zielgruppe. Auffällig im Zusammenhang mit dem Wohnort ist, dass die Mehrheit der Öffi-Ablehner angab, auf dem Land zu leben, während bei den Öffi-Nutzern nur die Hälfte dort lebt.
Allgemeines Skiverhalten
Beim allgemeinen Skiverhalten der zwei Gruppen ist auffällig, dass die Öffi-Nutzer tendenziell die Gruppe sind, die häufiger in der Saison Skifahren oder Snowboarden geht. Bei beiden Gruppen ist der Tagesausflug jedoch die häufigste Form wie das Skifahren gestaltet wird.
Anreise Ins Skigebiet
Zwei wesentliche Unterschiede der Gruppen stellt die durchschnittliche Anreisezeit und der Zugang zu einem Auto dar. Die Reisezeit der Öffi-Nutzer beträgt im Durchschnitt 71 Minuten, während die der Öffi-Verweigerer 97 Minuten beträgt. Dies lässt vermuten, dass die Menschen, die sich nicht vorstellen können, öffentlich anzureisen, weiter von einem Skigebiet entfernt leben als jene die auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. 56 % der Öffi-Nutzer sagten, keinen Zugang zu einem Auto zu haben und es gibt nur die Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, um den Wintersport ausüben zu können. Gründe, warum diese Gruppe jedoch trotzdem mit dem Auto anreisen würde, sind der „Transport des Equipments“ und die „Zeitersparnis“. Diese Angaben zeigen das Problem des Transportes deutlich auf. Ein weiterer Aspekt, der die Zielgruppe klar definiert, ist die Sorge um die Umwelt. Während die Öffi-Nutzer die Umwelt als wichtigstes Motiv für das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel nannten, reiht sich der Umweltaspekt bei den Öffi-Ablehnern nur an dritter und vorletzter Stelle.
Equipment
Bei der Mitnahme und dem Transport des Equipments ist auffällig, dass die Mehrheit der Öffi-Nutzer beim Skifahren oder Snowboarden üblicherweise einen Rucksack tragen, während die Mehrheit der Öffi-Ablehner dies nicht tut. Ein Unterschied ergibt sich auch darin, wie die Befragten das Equipment transportieren wollen. Für die Öffi-Nutzer ist der Aspekt, auch mit dem Rad bis zur nächsten Haltestelle fahren zu können, sehr wichtig, weshalb diese das Equipment auch kompakt und sicher verstaut wissen wollen.
Um auch den Menschen ohne Auto die Anreise zu ermöglichen und so einfach wie möglich zu gestalten, sollte das Equipment auch problemlos zu Fuß transportiert werden können. Der Umwelt zuliebe muss das „Gadget“ zumindest nach den Basic Kriterien der Circular Design Economy gestaltet sein.
DESIGN ANSPRUCH
DESIGN ANSPRUCH
2.3. PAIN POINTS
Einige der Befragten teilten ihre Erfahrungen bei der öffentlichen Anreise (Anhang 1). Daraus ergeben sich folgende vier Verbesserungspotenziale, die im weiteren Designprozess berücksichtigt werden.
KOMPAKTER TRANSPORT
“Es war sehr unbequem all meine Sachen beieinander zu halten. Häufiger hätte ich mir gewünscht, eine Hand frei zu haben.“ (Umfrage, Abs. 1)
“Fühle ich mich oft gestresst, alle Sachen im Auge zu behalten.” (Umfrage, Abs. 22)
“Sehr umständlich/stressig mit dem ganzen Zeugs im Zug.“ (Umfrage, Abs. 8)
Das Equipment muss so kompakt wie möglich und in einer Tasche transportiert werden können, damit alles beisammen ist. Eine Hand soll immer frei sein.
Der Weg Zu Oder Weg Von Den Ffis
„Im Verkehrsmittel ist es einfach bequem und unkompliziert. Das Problem ist eher der Weg vom Verkehrsmittel nach Hause.“ (Umfrage, Abs. 4)
„Die Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln an sich sind weniger das Problem, als zum Einstiegspunkt und vom Ausstiegspunkt zum Skigebiet/ Lift zu kommen. Je mehr Equipment man mitführt und je weiter die zu gehenden Wege sind, desto unangenehmer wird es.“ (Umfrage, Abs. 19)
„Da schwierigste war der Weg von Zuhause zum Zug.“ (Umfrage, Abs. 25)
Es muss auch möglich sein, das Equipment ohne Probleme weitere Wege zu transportieren, zu Fuß oder eventuell auch mit dem Rad.
Platz In Den Ffis
„Öffis müssen einfach besser ausgestattet sein, besonders in Skigebieten.
Der einzige Platz fürs Equipment ist zur Zeit überm Kopf und da kanns mal gescheit zum runtertropfen anfangen.“ (Umfrage, Abs. 9)
„Oft zu wenig Platz um das gesamte Equipment an einer Stelle zu verstauen.“ (Umfrage, Abs. 13)
Das Gadget muss auch für das Verstauen in den öffentlichen Verkehrsmitteln optimiert sein, um das Equipment sicher mittransportieren zu können. Es gilt die Gegebenheiten und Vorgaben der öffentlichen Verkehrsmittel zu beachten. Beispielweise sind die Örtlichkeit und Größe der Ablagefläche aber auch die Breite von Türen und Gängen in den Zügen und Bussen zu berücksichtigen.
Ffentliche Anbindung
„Verbesserungspotential gibt es bei der Häufigkeit an Verbindungen.“ (Umfrage, Abs. 5)
„Bessere direkte Verbindungen.“ (Umfrage, Abs. 11)