Wirtschaft kompakt 10-2015

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WIRTSCHAFT IDEEN LEISTUNGEN ELITEN l

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kompakt

Fundamente Magdeburger Wissensschmieden

25 Jahre in Sachen-Anhalt

MAGDEBURG KOMPAKT

Seiten 29 - 36


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Ich bin doch nicht blöd.

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Wirtschaft ist Lebensessenz

MAGDEBURG KOMPAKT

Liebe Leserinnen und Leser,

Wirtschaft erscheint oft auf ein finanzielles Zahlenwerk reduziert zu sein. Bilanzen, Erfolgsquoten und Profit werden heruntergebetet wie Psalme der Weisheit. Doch Wirtschaft ist im Kern die Lebensessenz des Tuns. Vor Handeln und Werden steht die Idee. Es sind Menschen, die mit Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen Produkte, Dienstleistungen hervorbringen oder komplexe Systeme betreiben. Andere nehmen Leistungen an oder verbinden sich mit ihnen. „WIRTSCHAFT kompakt“ ist ein Magazin, das Akteure, deren Ideen und Umsetzungen in den Mittelpunkt stellt. Zweimal im Jahr (Herbst und Frühjahr) wird sich die Zeitschrift als Beilage von MAGDEBURG KOMPAKT Themen aus dem Fundament des regionalen Wirtschaftens annehmen. In dieser Ausgabe finden Sie Aspekte, die weit über das unternehmerische Feld hinausgehen. Wissen ist eine

wichtige Quelle für erfolgreiches Wirtschaftsengagement. Verfügen wir über die entsprechenden Bausteine, um Menschen das nötige Rüstzeug für ihre Zukunft an die Hand zu geben? Auf welche Traditionen können wir bauen? Der Maschinenbau prägte über 150 Jahre lang das wirtschaftliche Bild Magdeburgs. Beispiele, wie diese Geschichte fortgesetzt wird, und völlig neu entstande Firmen und Branchen bilden heute den Boden unseres Lebens. Ideen, Leistungen und Eliten – unter diesem Motto zeigt „WIRTSCHAFT kompakt“ Ausschnitte aus dem Engagement von Menschen, Unternehmen und Institutionen. Wie leben wir Bildung, Arbeit und Ideen? Das wird die Macher dieses Magazin jetzt und in Zukunft beschäftigen. Herzlichst Ihr Ronald Floum und Thomas Wischnewski

IMPRESSUM Herausgebende Gesellschaft: MAGDEBURG KOMPAKT Ronald Floum & Thomas Wischnewski GbR Redaktion: Thomas Wischnewski (v.i.S.d.P.), Ronald Floum, Tina Heinz Autoren dieser Ausgabe: Prof. Dr. Gerald Wolf, Prof. Dr. Adolf Neubauer, Peter Otto, Marc Kujath, Christian König, Dr. Hannes König, Christian Wohlt, Dr. Rudi Bartlitz Adresse: MAGDEBURG KOMPAKT, Breiter Weg 202, 39104 Magdeburg Tel.: 0391/79296750 | Fax.: 0391/79296759 E-Mail: post@magdeburg-kompakt.de | Internet: www.magdeburg-kompakt.de WIRTSCHAFT kompakt erscheint zweimal jährlich und ist im Innenteil der regulären Ausgabe von MAGDEBURG KOMPAKT enthalten. Die nächste Ausgabe erscheint März 2016. Die Weiterverwendung von Beiträgen, Fotos und eigens für die Zeitschrift entworfene Anzeigen ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeber gestattet.

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Erste Hochschule mit vollwertigem Studienzugang für Flüchtlinge Sie ist die erste Frau auf dem Chefsessel der Hochschule Magdeburg-Stendal. Seit April 2014 leitet Prof. Dr. Anne Lequy die Einrichtung. Christian Wohlt sprach mit der gebürtigen Französin über Studienfundamente der Hochschule. Besitzt die Hochschule Magdeburg das personelle, finanzielle und technische Potenzial, um künftigen Leistungsträgern als Bildungsfundament dienen zu können? Und woran lässt sich dies festmachen? Die technische Ausstattung ist hervorragend. Unser Personal ist hoch engagiert. Die Forschungsaktivitäten nehmen zu, was sich u. a. an der Steigerung der Drittmittel festmachen lässt. 2012 waren es etwa 6 Millionen Euro. Dazu kamen weitere 4 Millionen Euro aus sonstigen Bewilligungen und dem Hochschulpakt (Bundesmittel). 2014 lagen wir noch besser im Rennen mit 7,4 Millionen Drittmitteln und 6,7 Millionen sonstigen Bewilligungen. Das ist bei einer Grundfinanzierung von 26 Millionen Euro eine großartige Leistung. Unsere regelmäßig durchgeführten Absolventenstudien bestätigen, dass es grundsätzlich kein Problem ist, mit einem Abschluss der Hochschule MagdeburgStendal auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, als Führungskraft zu arbeiten oder zu promovieren. Die Einstiegsgehälter sind übrigens teilweise auch recht beachtlich. Aber: Die Grundfinanzierung, die die Hochschule vom Land bekommt, lässt leider nicht alles zu, was wir gern umsetzen würden. Eine langfristige, sichere Grundfinanzierung – die gern höher ausfallen dürfte als jetzt – wäre allemal besser als die zeitlich befristete Bezahlung von Projektstellen. Die führt zu Unsicherheit bei den Beschäftigten, ggf. zu personeller Fluktuation und zum Verlust von Know how. Ist man in Ihrer Einrichtung selbstkritisch genug, um die Qualität der Lehre kontinuierlich zu überprüfen und auf welche Weise geschieht dies? Was heißt selbstkritisch genug? Es ist eine Selbstverständlichkeit für uns, die Lehrqualität regelmäßig zu überprüfen. Das geschieht beispielsweise durch ein recht aufwendiges Evaluationsverfahren. Studentinnen und Studenten bekommen Evaluationsbögen, die umfangreich ausgewertet werden. Evaluation ist die Möglichkeit, engagierte Lehrende in ihrem Tun zu bestätigen und Motivation zu schaffen, dass sie trotz 16 Semesterwochenstunden Lehre sowie Abschlussarbeiten, Verteidigungen, Selbstverwaltungsaufgaben der Hochschule und Forschungstätigkeit aktuelle Lehrinhalte liefern, neue Lehrformate ausprobieren, Exkursionen organisieren, Praxisvertreter zu Vorträgen laden usw. Ein weiteres Instrument ist Foto: Peter Gercke


die jährliche Vergabe des Lehrpreises an der Hochschule. Auch hier kommt es maßgeblich auf die Bewertung der Studierenden an, weil sie die Vorschläge einreichen. Zum Tag der Lehre wird der Preis öffentlichkeitswirksam verliehen. Die Koordination der Preisverleihung erfolgt über unser Zentrum für Hochschuldidaktik und angewandte Hochschulforschung, das ein Bestandteil des BMBF-geförderten „Qualitätspakt Lehre“ ist.

te kennengelernt und bin schließlich 2006 in Magdeburg hängengeblieben. Inzwischen bin ich halb Deutsche und halb Französin. Manchmal frage ich mich, was überwiegt.

Anfang Oktober beginnt das neue Studienjahr. Wie hoch ist der Anteil ausländischer Studierender an der Hochschule Magdeburg-Stendal und aus welchen Ländern kommen diese?

Ich persönlich erlebe die Deutschen offen und ausländerfreundlich. Natürlich gibt es, wie überall auf der Welt, ein paar Idioten, die sehr laut sind und deren Schreie durch die mediale Resonanz noch lauter wirken. Die absolute Mehrheit der Bevölkerung ist nicht rassistisch veranlagt. Ich glaube, dass die Krisen und die schlimmen Jahre, die die Menschen hier im Osten durchmachen mussten, dazu beigetragen haben, Probleme anzusprechen und darüber zu reden. Das gilt auch für die aktuelle Situation. Es gibt derzeit sehr viele Aktivitäten, um die Herausforderungen, die der Flüchtlingsstrom mit sich bringt, zu bewältigen. Wir als Hochschule möchten nicht nur unseren Beitrag dazu leisten, sondern positiver Leuchtturm dafür sein.

An unserer Hochschule lernen etwa 6.500 Studierende aus 54 Ländern. Die größten Gruppen der ausländischen Studierenden kommen aus China, Spanien und Jordanien. Dann folgt Brasilien. Außerdem haben wir Austauschstudenten aus verschiedenen europäischen Staaten über das Hochschulprogramm der Europäischen Union (ERASMUS). Der Anteil ausländischer Studierender beträgt derzeit 7,5 Prozent. Das ist nur knapp die Hälfte des bundesweiten Durchschnitts an Fachhochulen. Damit bin ich noch nicht zufrieden. Aus diesem Grund werden wir künftig international verstärkt die Werbetrommel rühren. Wie erfahren potenzielle Interessenten aus dem Ausland von den Angeboten? In erster Linie über unsere Hochschulpartnerschaften. Außerdem sind wir auf internationalen Messen präsent. Es spricht sich auch nach und nach herum, dass man in Magdeburg und Stendal gut studieren kann. Was macht das Studium an der Hochschule attraktiv? Das Schöne ist, dass man sich bei uns familiär aufgehoben fühlt. Die Hochschule ist nicht gigantisch groß. Die Betreuungsrelation Lehrkräfte/Studierende stimmt. Davon profitieren nicht nur die Ausländer. Das ist insgesamt ein entscheidendes Argument für unseren Standort. Hinzu kommt, dass die sachliche Ausstattung bei uns richtig, richtig gut ist. Ausländische Studierende sind hervorragend integriert. Es gibt Programme wie die Late Summer School, bei denen sich Deutsche und Ausländer, aber auch die ausländischen Studenten untereinander schneller und besser kennenlernen. Speziell für die Neuen gibt es sogenannte Buddies. Das sind studentische Paten, die die Studienanfänger eine Zeit lang begleiten.

Sie haben sicher einen anderen Blickwinkel auf deutsche Probleme. Machen Sie sich angesichts der Diskussionen um Flüchtlinge Sorgen über zunehmende Fremdenfeindlichkeit?

Trotzdem sehen viele Menschen die Entwicklung mit Sorge. In Deutschland gibt es einen großen Nachholbedarf an internationaler Vielfalt. Gerade mal zwei Prozent der Einwohner Sachsen-Anhalts haben ausländische Wurzeln. Ein Anteil von 20 Prozent wäre super. Die wenigen Ausländer, die schon hier sind, haben es daher besonders schwer. Je mehr ausländische Menschen hier leben, desto bunter werden wir, desto einfacher wird es mit der Integration. Ich sehe eine große Chance auch durch die Flüchtlinge, die zu uns kommen, denn auch unter ihnen sind die Fachhochschulstudenten von morgen. Zum neuen Semester wird es Studienangebote für Flüchtlinge geben. Was können sich Flüchtlinge und Hochschule gegenseitig bieten? Es geht dabei um Leute, die bereits eine gute Vorbildung haben. Wir hoffen, dass wir diese gut ausgebildeten Fachkräfte dann nach dem Studium in Sachsen-Anhalt halten können. Sie sind eine echte Bereicherung für das Land. Wir bieten ihnen einen unbürokratischen Zugang zum Studium und eine interessante und qualitativ hochwertige Ausbildung. Wer glaubhaft machen kann, dass er die Hochschulreife besitzt, bekommt eine Chance.

Gute Studienbedingungen sind das Eine. Junge Leute finden aber sicherlich andere Städte bedeutend aufregender als Magdeburg.

Wie wollen Sie das nachprüfen? Die Wenigsten werden ihr Abiturzeugnis auf der Flucht im Gepäck haben.

Magdeburg ist doch keineswegs langweilig. Es gibt alles, was zum Studentenleben gehört. Sport, Kino, Kultur, Kneipen, Party… Sicherlich meist etwas kleiner als woanders, aber auch das hat ja seinen Reiz. Ich glaube, dass die Stadt genau die richtige Dimension hat, um sich wohlzufühlen. Ein ganz entscheidendes Argument ist, dass man sich hier ein angenehmes Leben auch als junger Mensch noch leisten kann. Magdeburg ist nicht nur für Studenten ein Super-Pflaster.

Dafür gibt es einen Studierfähigkeit-Test. Dieses unkomplizierte Verfahren ist übrigens nicht neu und kann nicht nur von Flüchtlingen genutzt werden.

Sie sind gebürtige Französin. Was hat Sie nach Magdeburg gezogen? Ich hatte schon immer eine Vorliebe für die deutsche Sprache und Kultur. Daher habe ich Germanistik und Anglistik studiert und war während meines Studiums schon recht früh im Ausland. Für mich hieß dieses Ausland damals Leipzig. Es war eine sehr spannende Zeit, kurz nach der Wende. Dann habe ich in Deutschland Wurzeln geschlagen, meinen Partner gefunden, eine Familie gegründet, verschiedene Städ-

Wie wird dieses Angebot angenommen? Gibt es besondere Studieninteressen? Ende August haben Orientierungsgespräche mit zirka 50 Flüchtlingen stattgefunden. Unter ihnen werden wir eine Gruppe von 15 auswählen, die demnächst ein Studium bei uns aufnehmen können, in der Regel nachdem sie einen Sprachkurs absolviert haben. Bei diesen Studieninteressenten sind alle Fachrichtungen gefragt. Die meisten Interessierten wünschen sich ein Studium in technischen Bereichen. Wir sind übrigens die erste Hochschule bundesweit, die Flüchtlingen einen vollwertigen Zugang zum Studium gewährt. Andere Einrichtungen wollen nachziehen. WIRTSCHAFT kompakt

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Energiefresser in der Produktion entlarven Wollen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie ihre Produktion effizient auslegen – vor allem was den Energie- und Ressourcenverbrauch angeht. Wo die Stellschrauben sind, an denen sich zu drehen lohnt, analysieren Forscher am Fraunhofer IFF von Marc Kujath

ie Zeiten sind nicht sonderlich rosig für Betriebe und Unternehmen: Billigprodukte aus Asien drängen auf den Markt und erhöhen den Preisdruck für heimische Firmen. Steigende Energie- und Wasserpreise tun ihr Übriges, um die Situation zu verschärfen – sie gehören mittlerweile zu den größten Preistreibern in der deutschen Industrie. Für Sachsen-Anhalts Unternehmen heißt das: Wenn sie weiterhin wettbewerbsfähig sein wollen, müssen sie ihre Produktion so effizient wie möglich auslegen, also die Ressourcen bestmöglich einsetzen. Eine solche Energieeffizienz bringt gleich zwei Vorteile mit sich: Zum einen niedrigere Betriebskosten, zum anderen (Teil-)Befreiungen von der Umlage für den Ausbau der Erneuerbaren Energien (EEG). Können Unternehmen nachweisen, dass sie den Energieverbrauch drosseln und damit der ISO 50001 genügen, sinkt die Umlage – gestaffelt nach dem Gesamtverbrauch elektrischer Energie – von hundert Prozent auf einen Bruchteil. Wie eine solche energieoptimierte Produktion für die jeweiligen Betriebe aussehen kann und welche Lösungen helfen – das untersuchen Magdeburger Wissenschaftler im Fraunhofer-Innovationscluster ER-WIN®, kurz für „Intelligente, energie- und ressourceneffiziente regionale Wertschöpfungsketten in der Industrie“. Hier arbeiten zahlreiche Entwicklungs- und Wirtschaftspartner Hand in Hand und bieten produzierenden Unternehmen in SachsenAnhalt entsprechende Hilfestellungen an.

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Denn bei der Zielstellung, Energie effektiv einzusparen, sehen sich Betriebe und Unternehmen zahlreichen Fragen gegenüber: Welche Maschinen sind die „Energiefresser“? Wie lässt sich aufwandsarm geeignete Messtechnik installieren? Wie soll die dann entstehende Datenflut (Big Data) geeignet ausgewertet und aufgearbeitet werden, um daraus richtige Aussagen und Entscheidungen ableiten zu können? An welchen Anlagen sind technologische Verbesserungen sinnvoll und welche Möglichkeiten gibt es, überflüssige Reststoffe und Energie zu verwerten? Und nicht zuletzt: Wie energieflexibel muss ein Unternehmen sein, um die Produktion besser den Schwankungen der Energieverfügbarkeit und -preise anzupassen? Welchen Nutzen kann es daraus ziehen? So kann es beispielsweise rentabel sein, energieintensive Maschinen vor allem dann laufen zu lassen, wenn der Strom günstig ist – also

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beispielsweise nachts oder in Abhängigkeit vom dynamischen Preis der Leipziger Strombörse. Dass diese Zielstellung nicht ganz trivial ist, zeigen die Bemühungen der Forscher, die verschiedenen Rahmenbedingungen in einem mathematischen Modell abzubilden und zu optimieren. Denn die Prozesssicherheit der Produktion oder hohe Nachtzuschläge für das Personal wirken gegebenenfalls kontraproduktiv oder gelten als K.o.-Kriterien. Ähnliche Fragen stellten sich auch die Mitarbeiter der MTU Reman Technologies GmbH in Magdeburg. Unter der Flagge von Rolls Royce im Magdeburger Stadtteil Fermersleben werden in dem Technologiezentrum für die Aufarbeitung von Dieselund Gasmotoren und -systemen der Marken MTU und MTU Onsite Energie-Verfahren und Prozesse zur Aufarbeitung von Komponenten und Motoren entwickelt. In dem Prozess, der als Remanufacturing bezeichnet wird, werden die gebrauchten Motoren der Kunden zurückgenommen und nach standardisierten Verfahren demontiert, wiederaufgearbeitet und fit gemacht für ein weiteres Motorenleben. Das bietet den Kunden kostengünstige Alternativen und schont zudem wertvolle Ressourcen. Die MTU Reman Technologies GmbH ist dabei ein Vorreiter, wenn es um energieeffiziente und damit CO2-reduzierte Produktion geht. „Wir wollten gerne ein Screening machen, das uns aufzeigt, wo die meiste Energie verbraucht wird“, berichtet Martin Altrock, der sich bei der MTU Reman Technologies als Instandhaltungs- und Energiemanager um die Energieeffizienz kümmert. „Mithilfe der Analyse wollten wir überprüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind – oder ob es noch Senken gibt, die wir gar nicht im Blick haben. Unter anderem hatten wir geplant, Zähler zu installieren, waren uns jedoch nicht sicher, wo wir diese am besten anbringen“. Doch womit fangen die Forscher des Fraunhofer IFF an, wenn sie einen großen Betrieb wie die MTU Reman Technologies GmbH auf „Energiefresser“ durchforsten? Nach einer grundlegenden Bestandsaufnahme untersuchten sie in einem ersten Schritt, welche der Anlagen wie viel Strom verbrauchen. Ausgerüstet mit mobilen Messgeräten gingen die Wissenschaftler in die Produktionshallen und nahmen etwa 30 bis 40 Maschinen genauer unter die Lupe und clusterten 10 bis 12 Maschinengruppen.


Als Ergebnis bekamen sie einen zeitlichen Verlauf des Stromverbrauchs: Aus diesem Lastgang konnten sie ablesen, wie lange die Maschinen unter welcher Leistung laufen, wann sie umgerüstet werden – also einen Werkzeug- oder Werkstückwechsel erfahren – und wie diese Rüstzeiten beim Stromverbrauch ins Gewicht fallen. Aus den Informationen erstellten die Forscher ein Energieportfolio. Benötigt eine Maschine beispielsweise viel Strom und läuft sie lange, handelt es sich um eine kritische Anlage. Ist eine solche Anlage dagegen nur geringe Zeit in Betrieb, fällt der Stromverbrauch trotz hoher Leistung nicht so stark ins Gewicht. Vertiefende Untersuchungen versprechen dann weniger Potenzial für Verbesserungen. Bei der MTU Reman Technologies GmbH entlarvten die Wissenschaftler einige Großwäschen als besondere Energiefresser: Sie werden mit elektrischem Strom beheizt, um sich in der Wachstumsphase des Unternehmens die notwendige Flexibilität für sich ändernde Layouts zu erhalten. Ein weiterer Knackpunkt: An vielen Maschinen wird Druckluft verwendet, sei es als Treibmittel, zur Versorgung der Werkzeuge oder zum großflächigen Sandstrahlen der Reman-Komponenten. Druckluft allerdings gilt wegen der kaum vermeidbaren Leckagen im Versorgungssystem als teuerste Energieform. Die generelle Reduktion des Verbrauchs verspricht deshalb neben der Steigerung des nutzbaren Anteils (üblich sind 10 bis 15 Prozent) und der Abstimmung der Kompressoren-Betriebsweisen erhebliches Potenzial zur Effizienzsteigerung. In der Summe zeigte sich Martin Altrock von diesen Ergebnissen überrascht: „Zwar Foto: Dirk Mahler, Fraunhofer IFF

hatten wir die Drucklufterzeugung bereits im Fokus und die Kompressoren als größtes Übel identifiziert, den Anteil im Vergleich zu den eigentlichen Produktionsmaschinen allerdings so nicht erwartet. Die Hauptverbraucher im Produktionsprozess, die die Wissenschaftler vom Fraunhofer IFF identifiziert haben, hatten wir hinsichtlich des Energieverbrauchs so ebenso nicht im Fokus. Unser Augenmerk lag eher auf den großen Verarbeitungszentren, die allerdings gar nicht zu den großen Energieverbrauchern per se zählen. Die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IFF hat unsere Sichtweise geschärft und die Bewertungsgrundlage für unsere nächsten Schritte gelegt.“

Die teilweise bis zu mehr als 1.000 Komponenten, aus denen der Motor besteht, werden bei MTU Reman gereinigt und aufgearbeitet, um dann – quasi wie neu – ihre Aufgabe für ein weiteres Motorenleben zu übernehmen. Besonders energieintensiv beispielsweise ist die Aufarbeitung von Zylinderköpfen.

Doch nicht nur der „klassische Blick“ auf die Maschinen bietet viel Potenzial, wenn es um das Energiesparen geht. Auch bei den einzelnen Bauteilen des aufzubereitenden Motors lohnt sich eine genaue Analyse. Die Forscher bezeichnen diesen Fokus als „Energetische Produktdifferenzierung“. Die teilweise bis zu mehr als 1.000 Komponenten, aus denen der Motor besteht, werden bei MTU Reman gereinigt und aufgearbeitet, um dann – quasi wie neu – ihre Aufgabe für ein weiteres Motorenleben zu übernehmen. Soll die Energie, die dabei verbraucht wird, reduziert werden, ist es sinnvoll, die einzelnen Prozessschritte getrennt voneinander zu betrachten und ihre Performance zu bewerten. Denn die Unterschiede sind groß: Während die meisten Bauteile sich recht energieschonend aufbereiten lassen, sind andere wahre „Vielfraße“. Erwartet energieintensiv fallen Kurbelgehäuse und -welle, Ölwanne und Zylinderköpfe ins Gewicht. Doch dass diese WIRTSCHAFT kompakt

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ressourcenintensiven Bauteile gut 70 Prozent des Stromverbrauchs im Prozess ausmachen, war so nicht erwartet worden. Aufgrund des qualitätssteigernden Ultraschallreinigens des Ladeluftkühlers folgt dieses Bauteil mit weiteren, stolzen zehn Prozent am Gesamtverbrauch. Die übrigen Teile des Motors verbrauchen die restlichen Prozente der elektrischen Energie. Kurzum: Ein Bruchteil, der im ersten Schritt vernachlässigt werden kann. Analysieren die Forscher die Bauteile hinsichtlich ihres Energieverbrauchs, sprechen sie von einer energetischen ABC-Analyse, die durch die Zusammenführung von Energiemesswerten und Produktionsprogramm ermöglicht wird.

Ansprechpartner: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marc Kujath Fraunhofer IFF Geschäftsfeld Logistik- und Fabriksysteme Tel. +49 391 4090-328 marc.kujath@iff.fraunhofer.de

Weitere Elemente des ER-WIN®-Methoden- und Werkzeugkastens sind Lastganganalysen, SankeyDiagramme und Wertstromanalysen, die allesamt zum Einsatz kamen, da auf Basis des einzig vorliegenden Gesamtenergiebezugs (Energieabrechnung) eine komplexe Verbrauchsstruktur der Fabrik zugeordnet werden musste. Bei der MTU Reman Technologies GmbH lässt sich zusammenfassen, dass 45 Prozent des Stromverbrauchs in die Produktion gehen, 25 Prozent die anschließende, umfangreiche Prüfung des frischmontierten Motors benötigt und die restlichen 30 Prozent in die Infrastruktur, das heißt Gebäude, Beleuchtung und Büros fließen. Mit den Ergebnissen der Methodik erarbeiten die Forscher eine Reihe Handlungsempfehlungen: Wie könnte man die energieintensiven Bauteile effizienter aufarbeiten? Bieten sich die ermittelten Prozessund Lastparameter als spätere Qualitätsindikatoren an? Wie kann man mit festinstallierter Messtechnik zukünftig verlässliche Daten für ein VerbesserungsBenchmark erfassen? Ist die Prozesskette der Wiederaufarbeitung hinreichend energieeffizient gestal-

tet oder gibt es stille Reserven im Ablauf? Auch bei den Maschinen sind Ansatzpunkte ersichtlich: Wie lässt sich beispielsweise ihre Auslastung erhöhen? Lassen sich Aggregate und Versorgungskomponenten mitunter in Ruhezeiten über intelligente Logiken der speicherprogrammierbaren Steuerungstechnik (SPS) bedarfsgerecht zu- und abschalten? Wie können ebendiese Rüstzeiten verkürzt bzw. gar in Gänze verhindert werden? Denn obwohl die Maschinen in den Rüstzeiten nicht im eigentlichen Sinne genutzt werden, benötigen sie womöglich ähnlich viel Energie wie im laufenden Betrieb. An den komplexen Bearbeitungszentren der Produktion wurde dieser Fall beispielsweise diagnostiziert. Doch im Zweifel begründet das lange und aufwändige Rüsten außerdem erhöhte Durchlaufzeiten, weshalb die Magdeburger Wissenschaftler mit logistischem Schwerpunkt hier Reserven in der Gesamtleistung der Fabrik sehen. Denn lange Durchlaufzeiten und erhöhte Bestände bedeuten nicht zuletzt gebundenes Kapital. So versprechen weitere Detailstudien der identifizierten energetischen Schwerpunkte im Prozess Verbesserungen organisatorischer Natur, die weitreichende und teure Investitionen erübrigen. „Wir sind sehr zufrieden – und überrascht, wie detailliert und übersichtlich das Ganze aufgearbeitet wurde. Mit dieser Analyse können wir Maßnahmen punktgenau ableiten“, erläutert Martin Altrock. „Über die Zusammenarbeit hat sich zudem herauskristallisiert, dass wir mit den Ergebnissen den Großteil der Anforderungen der ISO-50001-Zertifizierung nachweisen können.“ Mit Erfolg: Die Studie des Fraunhofer IFF gab Sicherheit im erfolgreich absolvierten Auditierungs- und Zertifizierungsprozess und hat nicht zuletzt den unternehmensinternen Aufwand begrenzt.

Von der Uni direkt ins Industrieprojekt Marc Kujath heißt einer der neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter im Geschäftsfeld Logistik- und Fabriksysteme am Fraunhofer IFF. Der gebürtige Wolmirstedter studierte bis 2013 noch am Institut für Logistik und Materialflusstechnik an der Ottovon-Guericke-Universität in Magdeburg. Als Diplomand kam er im Januar 2013 an das Fraunhofer IFF. Nach dem Studienabschluss zählt Marc Kujath nun zu den Wissenschaftlern am Fraunhofer IFF. War er anfangs im Institut kaum zu sehen, wurde er doch sofort für ein Industrieprojekt zu VW und Varta nach Ellwangen geschickt. Dort widmete er sich Untersuchungen zur Energieeffizienz in der Batterieforschung. Schon früher zog es den jungen Forscher in die Unternehmenswelt, z.B. 2011 in die technische Beschaffung beim Hafen Hamburg. „Ich arbeite gern überall auf der Welt“, erzählt Marc Kujath, „doch am liebsten von der Homebase Magdeburg aus.“

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Foto: Dirk Mahler, Fraunhofer IFF


Lisa geht in die neue Schule isa ist mit ihrer Freundin in die 7. Klasse auf dem Weg in ihre neuen Schule. Schwer tragen müssen die beiden dreizehnjährigen Mädchen nicht: Schulbücher schleppen wie bisher gibt es nicht mehr, alles Unterrichtsmaterial ist nun in der Schule. Ihre alte Schule - sie ist schon über 100 Jahre alt - sie wird jetzt umgebaut. Schicke Loftwohnungen sollen es werden! Die Mädchen sind fröhlich und gelassen, es erwartet sie wieder ein spannender Tag. Außerdem wird sie heute im Fach Naturwissenschaften wieder mit Björn aus der 8. Klasse an ihrem Experiment weiterarbeiten können!

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Ein Schulgebäude als Multifunktionales Zentrum des Wohngebiets In dem neuen Gebäude ist nicht nur Lisa´s neue Schule, da gibt es noch eine evangelische Grundschule, eine Ballett- und eine Tanzschule, eine kleine Bibliothek, eine Sozialstation, einen RentFoto: Peter Otto

nertreff, ein Bistro, einen Jugendklub, ein Kindertheater und noch so einiges. Die Mädchen haben jetzt die Schule erreicht. Durch große Glastüren kommt man vorbei an der Rezeption, wo der Schulmanager sitzt in ein großes helles Foyer. Hier stehen Ausstellungstafeln und Vitrinen mit den Ergebnissen von Projektarbeiten. Weihnachten stand hier ein großer geschmückter Weihnachtsbaum. Links sind viele Sitzstufen; sie werden genutzt, wenn das Foyer als Aula für Veranstaltungen dient. Gegenüber ist der Tanzraum; seine Faltwand kann geöffnet werden, um ihn zum Beispiel bei Theateraufführungen als Bühne zu nutzen. Im Moment ist im Foyer viel los, 500 Schüler bringen ihre Jacken und Schuhe in die Schließfächer. Denn in der Schule gibt es keine Straßenschuhe, man läuft auf Socken oder hat Hausschuhe. Das ist sauberer und leiser, ist wohnlicher. Überhaupt ist es hier wohnlicher als in der alten Schule, hier gibt es keine langen Flure und Klassenzimmer mit Bankreihen. Gelernt wird im Lern-

Breche die Regeln: Künftige Schulformen machen Lernen wieder interessant Peter Otto

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atelier, in den angrenzenden Studios, Werkstätten und Gruppenräumen. Lisa geht in die grüne Schule, es gibt noch die rote und die gelbe. In jeder sind mehr als160 Schüler und 15 Lehrer oder Erzieher. In der grünen Schule sind Schüler von der 4. bis zur 12. Klasse. Es gibt zwei Gruppen: die 4.-7. Klassen und die 8.-12. Klassen haben jeweils ein großes Lernatelier ähnlich einem Lesesaal in einer Bibliothek. Hier hat jeder seinen Arbeitsplatz mit einem Rollcontainer, in dem sein persönliches Arbeitsmaterial ist. Lisa liebt diesen freundlichen, hellen Raum, das Spiel aus Licht und Farben, die vielen Pflanzen, die ruhige Atmosphäre. An den Wänden und zwischen den Stühlen stehen Bücherregale mit Büchern, Zeitschriften, Ordnern und den Lernboxen. Darin befinden sich die Aufgabenkarten, die die Schüler abarbeiten. Es ist ruhig hier, obwohl so viele Schüler hier arbeiten, aber alle haben zu tun, manche tuscheln leise miteinander, manche gehen in einen der Gruppenräume, um ein Projekt zu besprechen oder holen sich etwas zu trinken aus ihrer kleinen Teeküche. In einer Nische stehen auch Sessel und ein Sofa, dort können Arbeiten besprochen werden, nachmittags kann man dort lesen, spielen oder …dösen. Von vielen Lernateliers aus kann man direkt ins Freie gehen, ins „grüne Lernzimmer“. Vom Instruktionsraum zur differenzierten Lernlandschaft

Individuelles Lernen in der Futurum-Schule - ein Kurzfilm

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In ihrer alten Schule war es langweilig: 45 Minuten stillsitzen, dem Lehrer zuhören, von der Tafel abschreiben, Klingelzeichen, dann wieder ein anderes Unterrichtsfach. Im Sommer war das Lernen oft schwierig: im Klassenraum wurde es schnell warm und stickig, im Winter war es nicht viel besser, da wegen der Zugluft auch wenig gelüftet wurde. Gelernt wurde immer nur für die

Prüfungen. Hier kann sie selbstständig lernen: sie bekommt Aufgaben, die sie innerhalb einer Woche abarbeiten muss. Englisch lernt sie am liebsten mit ihrer Freundin Anne, wenn sie bei Naturwissenschaften nicht weiterkommt fragt sie Björn, der hilft ihr gern. Mit ihm zusammen arbeitet sie auch an dem Experiment in Physik. Natürlich gibt es auch Vorlesungen und Vorträge, aber nicht immer von Lehrern. Oft haben sich andere Schüler mit einem Thema befasst und berichten über ihre Ergebnisse. Oder es kommen Fachleute aus der Praxis: der Mann vom Wasserwerk, die Architektin oder der Mann von der Schweinezucht - je nachdem, welches Projekt gerade bearbeitet wird, das ist meist sehr interessant! Wissen ist länger verfügbar, wenn es in Zusammenhängen verknüpft ist Am meisten Spaß macht es Lisa, wenn sie an fächerübergreifenden Projekten arbeiten kann: zum Beispiel das 20er-Jahre-Projekt. Einige haben sich mit der Weltwirtschaftskrise beschäftigt und Tafeln darüber gestaltet, Dennis hat darüber einen Vortrag gehalten. Andere haben über das Neue Bauen und das Bauhaus geforscht. Lisa und Anna haben sich mit Coco Chanel beschäftigt und mit drei anderen eine kleine Modenschau veranstaltet - das war ungewohnt, wenn so viele zugucken! Und die Jungs aus der 8 a haben zwei Titel der Comedian Harmonists gesungen. Das werden alle Beteiligten nicht so schnell vergessen. Es war eine Zeitreise in die Vergangenheit! „Gut, dass wir in unserem Lernatelier eine kleine Bühne haben, da machen die Aufführungen richtig Spaß!“ meint Lisa. Aber es gab natürlich auch andere Projekte, wie das Wasserprojekt über Regen, Flüsse, Staudämme, Wüsten und Regenwassernutzung. Seitdem wird in der Schule Regenwasser für die Toilettenspülung und für die Pflanzen gespeichert. SpanFoto: Peter Otto


nend war auch das Projekt über den menschlichen Körper, oder das über die Elektrizität. „Für beide konnten wir prima Modelle in unserem ,da Vinci-Studio’ bauen, das ist unsere naturwissenschaftliche und künstlerische Werkstatt, wie Leonardo da Vinci eben auch gearbeitet hat: man kann hier sägen, bohren, bauen, aber auch mit Ton und Lehm arbeiten“ meint Lisa. Es gibt dann noch das „Einstein-Studio“, für den theoretischen Teil der Naturwissenschaften mit Modellen von Atomen und vom Weltall, es gibt einen Beamer und Flipcharts, Sofas und Sessel. Da kann man lernen, diskutieren, etwas skizzieren. Im „Sarah-Wiener-Studio“ kann man kochen, zubereiten, aber es geht hier auch um Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Ökologie. Gleich nebenan ist unser Bistro, wo wir zum Essen gehen: es gibt viel Obst und frisch zubereitetes Gemüse. Aber man kann dort auch prima sitzen und alleine arbeiten, mit einem Joghurt oder einem Obstsaft. In den Pausen kann man sich hier treffen und Leute aus anderen Klassen kennenlernen, den Björn zum Beispiel… Mittags gehen alle raus auf den Schulhof, na ja eigentlich ist das ein kleiner Park, den einige Schüler selbst pflegen. Deswegen traut sich auch niemand, etwas kaputt zu machen. Hier gibt es Bäume, Bänke, einen Brunnen, die kleinen fahren Einrad oder springen zu fünft Springseil, die Großen spielen Streetball, Schach, oder reden einfach. Individuelle Förderung statt Einheitsunterricht Freitags mittags trifft sie sich mit ihrem Tutor, der sie ihre Schulzeit über begleitet. Dann werden die Arbeiten der letzten Woche durchgegangen, die Ergebnisse ausgewertet und die Aufgaben der nächsten Woche besprochen. So bekommt jeder

Schüler seinen eigenen, auf seine Möglichkeiten abgestimmten Arbeitsplan. Manchmal hat Lisa auch „Chefaufgaben“, dann ist sie Ansprechpartner für andere Schüler und hilft ihnen. Meist ist es Mathematik, das kann sie besonders gut. Nachmittags ist von 2 bis 3 Uhr Lesestunde im ganzen Haus. Dann ist es ganz still, alle lesen. Lisa geht dann zu ihrem Lieblingsplatz, eine tiefe Fensternische mit Kissen und Aussicht auf Bäume, die sich im Wind bewegen oder die Flocken im Schneegestöber. Danach kann man noch restliche Arbeiten für die Schule erledigen, Vorträge ausprobieren oder zu den Arbeitsgemeinschaften gehen. Lisa macht jeden Tag etwas anderes, montags spielt sie Cello, mittwochs geht sie zum Jazzdance und donnerstags spielt sie in der Theatergruppe, das ist aber nicht immer. Manchmal geht sie zum Kochen, vor allem vor Weihnachten, da werden leckere Plätzchen gebacken. Es gibt aber noch Volleyball, Tischtennis, Tai-Chi, Yoga, Fußball, Schach, die Erfinderwerkstatt, Nähen, Minigolf und vieles mehr. In der Schule wird viel Sport gemacht: es gibt nicht nur eine Sporthalle, im Schulhaus ist einen Raum für Tanz, Jazzdance, Joga, usw, im Foyer ist eine Kletterwand, einen kleinen Fitnessraum gibt es auch. Auf den Sportplatz gehen sie nur selten, viel öfter gehen sie einfach in den benachbarten Park, dort kann man unter Bäumen joggen, sprinten, weit springen, Volley-ball oder Tischtennis spielen. Dort macht es auch den nicht so sportlichen Kindern Spaß. Hausaufgaben gibt es nicht mehr; wenn sie nachmittags zwischen 4 und 5 aus der Schule kommen, ist alles erledigt. Zu Hause oder auf der Wiese liest sie nur noch das spannende Buch über Coco Chanel für das 1920er-Jahre-Projekt.

Kurzvita Peter Michael Otto Der gebürtige Magdeburger studierte Architektur und Städtebau in Weimar. 1990 gründete er sein Architektenbüro und wirkt als Stadtplaner und Hochbauarchitekt. Er begleitet Neubauten und Sanierungen vorm ersten Strich bis zur Übergabe. Mit speziellen Kenntnissen in der modernen Schulplanung begleitet Peter Otto mehrere Schulneugründungen fachlich. Besonderes Augenmerk liegt auf energiesparende Gebäude. In den letzten Jahren fertiggestellt wurden unter seiner Federführung Wohnbauten, Bürogebäude, Schulen, eine Feuerwehr und Musikschule oder ein Sportstudio.


Eliten im Sport, was ist das? Eine Spurensuche Gibt es Eliten im Sport? Eine Frage, so simpel wie eine Wort-Stanze. Und die Antwort kommt in der Regel ebenso einfach wie salopp daher: Natürlich, heißt es dann im Brustton der Überzeugung, natürlich gibt es Eliten im Sport. Zeitungen, Fernsehen, die schreiben und reden nahezu täglich davon. Und Olympische Spiele, ist das nicht alle vier Jahre eine Hoch-Zeit der Eliten? Quasi ein Gipfeltreffen der Auserwählten? Rudi Bartlitz

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m Sport ist es wie in anderen Sphären der Gesellschaft: Ein Tabu ist zerbrochen. Die Eliten, lange als reaktionär verpönt und im deutschen Sport Ost zudem gemieden wie Teufelswerk , werden wieder hofiert. „Elite mag man in Gottes Namen sein; niemals darf man als solche sich fühlen", mahnte einst noch der Philosoph Theodor W. Adorno, ein Säulenheiliger der 68er Bewegung. Allein schon der Begriff, ursprünglich vom lateinischen Wort eligere (auslesen) abgeleitet und vor etwa 200 Jahren aus dem Französischen entlehnt, weckte böse Erinnerungen an den Klassenstaat des 19. Jahrhunderts, an die blutige Herrschaft wirklicher oder angeblicher Eliten in Faschismus und Stalinismus. Man sah einfach die Chancengleichheit in Gefahr. Heute hat keiner mehr Scheu, das Wort in den Mund zu nehmen. Linke wie Rechte sind sich einig, sie wollen neue Eliten fördern – selbst wenn Kritiker darin nach wie vor eine Gefahr für die Demokratie wittern.

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Doch schon bei der Frage, was denn Eliten bei den Leibesübungen ausmacht, wodurch sie sich von anderen Athleten unterscheiden – da trennen sich die Geister. Und erst recht bei der Frage, ob Eliten systematisch herangebildet und geformt werden können. Wer sich hierzulande in Sachen Sport-Eliten auf Spurensuche begibt, kommt an dem Gebäudekomplex an der Magdeburger Friedrich-Ebert Straße eigentlich nicht vorbei. Hier residiert seit Jahrzehnten eine der, wenn nicht sogar die Kaderschmiede des Sports im Bindestrich-Land. Einst Kinder- und Jugendsportschule (KJS), nach der Wende Sportgymnasium mit angegliederter Sportsekundarschule. Wer durch die Flure des Plattenbaus schlendert, stößt nach ein paar Schritten schnell auf eine Art kleine „Hall of Fame“. Beim Blick auf die Bilder in der Ruhmeshalle drängt sich der Eindruck förmlich auf, alle späteren Asse aus dem Norden des Landes, ob nun olympische Medaillengewinner oder Welt- und Europameister, müssen hier irgendwann auf den Schulbänken gesessen haben. Da prangen die Fotos der Ruder-

Olympiasieger Manuela Lutze, Andre Willms und Harald Jährling/Friedrich-Wilhelm Ulrich neben denen der Leichtathleten Carla Bodendorf und Nadine Kleinert, die der Kanuten Olaf Heukrodt, Mark Zabel, Andreas Ihle und Conny Waßmuth neben denen der Schwimmerinnen Angela Franke, Kathleen Nord und Antje Buschschulte sowie denen der Handballer Ingolf Wiegert, Hartmut Krüger und Henning Fritz. Selbst die Fußballer, wenn auch ohne die ganz großen Meriten geblieben, sind vertreten: Jürgen Sparwasser und Martin Hoffmann Seite an Seite mit Manfred Zapf, Jürgen Pommerenke und Marcel Schmelzer. „Ja, auf unsere Vorbilder können wir schon stolz sein“, sagt der Sportkoordinator der Schule, Nils Reckenbeil, im Gespräch mit Magdeburg Kompakt. „Ihnen wollen unsere Schüler natürlich in der einen oder anderen Form nacheifern.“ Mehr als 550 Jungen und Mädchen lernen derzeit in 28 Klassen am Gymnasium, 200 von ihnen wohnen im schuleigenen Internat. Seit 2001, so fügt Schulleiterin Anke Misch hinzu, darf sich die Bildungseinrichtung, die eng mit dem Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt zusammenarbeitet, mit dem Titel „Eliteschule des Sports“ schmücken. Alle vier Jahre muss dieses Prädikat verteidigt werden. Magdeburg, so Rekkenbeil nicht ohne Stolz, wurde zuletzt „ins zweithöchste Cluster eingestuft, zählt also mit zu den besten in Deutschland“. 43 dieser Eliteschulen gibt es derzeit in der Bundesrepublik, davon 18 im Osten, drei in Berlin. Deutschland lässt es sich schon etwas kosten (sowohl an Aufwand als auch an Geld), seine künftigen Sport-Eliten heranzubilden. „Wir stehen dabei vor der Aufgabe, den Spagat zu schaffen zwischen sportlicher Belastung und schulischer Leistung, sprich dem Abitur“, erläutert Reckenbeil, von Hause aus Lehrer für Sport und Geschichte. „Wir haben dabei zu berücksichtigen, dass bei weitem nicht alle den Sprung nach ganz oben schaffen, sie aber dennoch für das weitere Leben gerüstet sein sollen. Deshalb werden bei uns beim Abitur auch keine Abstriche gemacht. Es hat am Ende denselben Wert Foto: Peter Gercke


wie eine Reifeprüfung an einem anderen Gymnasium.“ Als besonderen Anreiz kürt Magdeburg seit einem halben Dutzend Jahren seinen eigenen Eliteschüler des Sports. Im Vorjahr war das der spätere Freiwasser-Schwimmweltmeister Rob Muffels. Davor trugen sich unter anderem der Ruderer Philipp André Syring, der Kanute Yul Oeltze und die Schwimmerin Johanna Friedrich in diese Liste ein. „Jungen und Mädchen, die im Sport leistungsmäßig national schon ganz oben mitmischen und einen entsprechenden höheren Trainingsaufwand betreiben, bekommen bei uns auch die Möglichkeit, ihre Schulzeit zu strecken“, erläutert Schulleiterin Misch. „Bei dem ein oder anderen, wie bei Rob Muffels, kommt auch Einzelunterricht hinzu.“ „Ich denke schon, dass sich die allermeisten unserer Schüler darüber klar sind, dass sie an einer Eliteschule lernen. Viele haben auch die Voraussetzungen, später einmal zur Elite zu zählen“, sagt Reckenbeil. „Sie sind in der Regel selbstbewusst, treten offen auf. Der Sport erzieht sie dazu, sich im Konkurrenzkampf durchzuboxen. Ich denke, sie sind reifer als ihre Altersgenossen an anderen Schulen. Da viele im Internat wohnen, weg von Hause sind, werden sie zudem früh zu Selbständigkeit erzogen.“ Also alles paletti? „Nein, nein“, schränkt der Sportkoordinator ein. „Manche interpretieren frühe sportliche Erfolge nicht in die richtige Richtung. Die muss man wieder herunterholen auf den Weg der Normalität. Andere wiederum können mit Niederlagen nicht richtig umgehen.“ Wenn es darum geht, sich zu einem Elitesportler zu entwickeln, glaubt Reckenbeil, seit 2011

im Amt, im Lauf der Jahre eine interessante Tendenz ausgemacht zu haben: „Jugendliche, die Individualsportarten betreiben, sind denjenigen aus Mannschaftssportarten generell ein Stück voraus.“ Eine Frage, die das Magdeburger Gymnasium zwar nicht umtreibt, doch in der deutschen Sportdiskussion immer wieder auftaucht: Wie könnte man den Spitzensport, also den der Eliten, mit dem Alltagssport verknüpfen? Brauchen wir Medaillen, brauchen wir viele? Sind drei goldene in der Nischensportart Rodeln mehr wert als ein dritter Platz in der Leichtathletik oder eine Halbfinalteilnahme in der Massensportart Handball? Oder sollten wir erst mal wieder Schwimmen lernen? Das warnende Beispiel DDR werde, so heißt, übersehen. Die Staatssportler aus dem Osten gewannen viel olympisches Metall. Doch der Breitensport wurde angeblich verlacht. Sport sei in der DDR Sache der, jetzt kommt es, Elite gewesen. Wirklich? Einer, der es wissen sollte, ist Gustav Adolf („Täve“) Schur. Der zweifache Straßen-Radweltmeister (1958 und 1959) sowie zweimalige Friedensfahrt-Sieger war der populärste Sportler der DDR-Historie. Von 1958 bis 1990 saß er in der DDR-Volkskammer und gehörte von 1998 bis 2002 der PDS-Fraktion im Bundestag an. Wer, wenn nicht er, könnte Parallelen ziehen zwischen beiden Systemen, zwischen dem Einst und dem Jetzt. „O je, da habt ihr euch ja ein ganz kompliziertes Thema ausgesucht“, lacht der 84-jährige Magdeburger zunächst als Antwort auf die Fra-

kompakt Die Eliteschulen des Sports haben sich seit Beginn der neunziger Jahre zu unverzichtbaren Förder- und Unterstützungseinrichtungen für den Nachwuchsleistungssport in Deutschland entwickelt. Das Nebeneinander von sportlicher und schulischer Förderung bei einer hohen Qualität der einzelnen Bausteine soll die Einrichtungen auszeichnen. Um das Prädikat Eliteschule, das der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) vergibt, zu erhalten, muss ein Standort diverse Kriterien erfüllen (u.a. leistungsstarke Trainingsgruppen, hochwertige und flexibel verfügbare Trainingsstätten und die Betreuung durch qualifizierte Trainer, die enge räumliche Bündelung von Trainingsstätte, Schule und Wohnraum sowie die auf den jugendlichen Leistungssportler zugeschnittene zeitliche Flexibilisierung von Schul- und Trainingsabläufen – wichtig sind ebenso die Qualifizierung von Schülern für die Nationalkader und Erfolge in den National-mannschaften beziehungsweise erfolgreiche Schulabschlüsse).


in der Sache, aber dasselbe wie der Elite-Begriff. „Ja“, bekräftigt Schur heute aus vollem Herzen, „der Sport braucht Eliten, er braucht Ideale.“ Doch er will den Elite-Begriff keineswegs auf sportliche Höchstleistungen begrenzt wissen. „Eliten müssen nicht nur auf ihrem Fachgebiet glänzen, sie sollten auch fair im Auftreten sein, sozial Verantwortung tragen, im Geiste des Sports leben, die olympische Idee verkörpern. Sie müssen, lassen sie es mich so sagen, Internationalist sein.“

kompakt 43 Eliteschulen des Sports gibt es derzeit in Deutschland. Sie setzen sich aus 108 Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien zusammen. An ihnen werden etwa 11.500 Talente unterrichtet. Von den 392 Mitgliedern der deutschen Olympiamannschaft, die 2012 in London an den Start gingen, sind 104 an Eliteschulen gefördert worden. Diese stellten mehr als ein Drittel derjenigen Athletinnen und Athleten, die in London eine Medaille gewannen, ob in einer Einzel- oder Teamsportart. Eliteschulen des Sports haben ein Internat und sind an Olympiastützpunkte gebunden. Auf Sommersportarten fokussieren sich 29 Eliteschulen, auf Wintersportarten 7, weitere 7 setzen übergreifende Schwerpunkte. Bei Winterspielen ist der Erfolgsbeitrag von Eliteschülerinnen und -schüler traditionell größer. Mehr als die Hälfte der deutschen Starter kommen von diesem Schultyp. Etwa 80 Prozent der Medaillengewinner in Schwarzrotgold waren ehemalige oder sind aktuelle Eliteschüler. An den Eliteschulen arbeiten über 662 Diplom- und A-Lizenztrainer, davon zu zwei Dritteln Hauptamtliche, 75 sind Bundesund 95 OSP-Trainer (Olympiastützpunkt-Trainer). Im Jahr werden mehr als 300.000 Stunden Spezialtraining gegeben. In den Sportinternaten leisten rund 200 Pädagogen über 450.000 Betreuungsstunden im Jahr.

Gustav Adolf „Täve“ Schur, zweifacher StraßenradWeltmeister und der wohl populärste Sportler der DDR-Geschichte.

ge, wie er denn das mit den Eliten sehe. Nach einigem Grübeln schiebt er nach: „Ich kann mich nicht erinnern, dass das Wort Elite oder Elite des Sports in der DDR bei offiziellen Anlässen oder Reden jemals gefallen wäre.“ Da irrt Täve nicht. Den Mächtigen des Sports im Arbeiter- und Bauern-Staat kam das „E-Wort“ schon allein aus ideologischen Gründen nicht über die Lippen. Konnte es auch nicht. Es hätte der Staatsdoktrin vom Sozialismus, der zufolge alle Menschen gleich seien, elementar widersprochen. Intern wusste man in der Sportführung um den langjährigen Chef Manfred Ewald allerdings nur zu genau, dass es ohne Eliten nicht gelingen würde, den Anspruch durchzusetzen, eine der führenden Sportnationen der Welt zu sein. „Man hat damals dafür wohl das Wort von den Diplomaten im Trainingsanzug erfunden“, erinnert sich Schur, das einstige Aushängeschild des DDR-Radsport. Gemeint war damit, zumindest

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Und, so Täve weiter, „Eliten entstehen nicht von selbst, sie müssen geformt werden“. Gerade aber da sieht der Veteran heute noch enormen Nachholbedarf. „Der Staat und die Gesellschaft haben die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Jugend zu Persönlichkeiten erzogen wird. Da ist der Sport ein ganz wichtiges Mittel. Er diszipliniert in hohem Maße. Und er hilft, sich in der immer komplizierteren Welt von heute zurechtzufinden.“ Andererseits gehe ihm das Herz auf, wenn er, auch in seiner Eigenschaft als Ehrenpräsident des Landessportbundes, ein Sportgymnasium besuche und dort die jungen Athleten sehe: „Das ist für mich Sauberkeit für Körper und Seele.“ Etwas will Schur auf jeden Fall noch loswerden: „Der Begriff Elite im Sport darf keineswegs dazu führen, dass wir das Wort falsch verstehen und versuchen, Übermenschen heranziehen. Das wäre fatal, in jeder Hinsicht.“ Deutschlands Box-Trainer Nummer eins, Uli Wegner, wiederum hat auf die Frage, wie er es denn halte mit der Ausbildung von Elite-Faustkämpfern ein offenbar ganz einfaches Rezept: „Ich bin der Chef, ich gebe die Linie vor“, postuliert der zwölfmalige Trainer des Jahres. „Wenn der Sportler mitdenkt und das umsetzt, was ich ihm sage, wird er auch erfolgreich und ganz oben sein.“ Spaß beiseite. Wie, bitte schön, sind denn Eliten nun wirklich zu formen? Was muss dafür konkret getan, was möglichst unterlassen werden? Die Frage steht geradezu schreiend im Raum. Einen Zauberschlüssel dazu hat, so sieht es aus, bis dato niemand gefunden. Es scheint, in Abwandlung eines alten Sprichworts, das Komplizierte zu sein, das noch viel komplizierter zu machen ist. Manche Wissenschaftler gehen so weit zu sagen, es gäbe überhaupt kein Schema dafür. „Gemeinsame Züge an Elite-Mitgliedern nachzuweisen", so erkannte der Schweizer Soziologe Urs Jaeggi denn auch nach seiner intensive Suche im Reich der oberen Zweitausend in Deutschland, „ist ein ebenso oft versuchtes wie gescheitertes Unternehmen." Aber vielleicht gelingt es genialen Sportwissenschaftlern ja irgendwann einmal, genau hier das Gegenteil aufzuzeigen ... Foto: Peter Gercke


„Schwammig gewordene Aufnahmekriterien“ Es gibt kaum jemanden, der sich im Magdeburger Hochleistungssport derart gut auskennt wie Martin Sanne. Als Koordinator am Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt hat er fast zwei Jahrzehnte lang die Sport-Elite der Elbestadt wie die Olympiasieger Dagmar Hase, Andre Willms, Mark Zabel, Manuela Lutze, Conny Waßmuth und Andreas Ihle sowie Weltmeister wie Antje Buschschulte oder Björn Bach mitgeformt. „In Magdeburg lässt Sanne wieder nach dem alten Prinzip der Eliteförderung (der DDR, d.Red.) arbeiten“, notierte 2004 bereits der „Spiegel“. Magdeburg Kompakt sprach mit dem 73-Jährigen, der auch heute noch, obwohl längst im Ruhestand, Wochenende für Wochenende in den Stadien und Hallen anzutreffen ist.

kompakt: Eliten im Sport – ein Begriff, der erst nach der Wende seine Konjunktur erlebte. Was geht ihnen durch den Kopf, wenn Sie das Wort hören? Martin Sanne: Die Deutschen haben sich mit dem Begriff der Elite, der eigentlich aus dem Militärischen, der Zeit Napoleons, stammt, immer recht schwer getan. Auch in der Soziologie wird er ja verschieden ausgelegt. Nun tragen die einstigen Kinder- und Jugendsportschulen der DDR (KJS) auch den Namen Eliteschule des Sports. Zu Recht? Es war normal, dass nach der Wende die Aufgaben für die ehemaligen KJS neue definiert werden mussten. Ich persönlich fände es jedoch besser, wenn man beim Namen Sportschule geblieben wäre. Warum? Weil die, die dort unterrichtet werden, natürlich noch keine Eliten sind. Mit elf Jahren können sie das auch noch nicht sein. Sie sollen erst auf diesem Weg, durch die Ausbildung eben, dahin geführt werden. Man muss aber ebenso sehen, dass am Ende nur ganz wenige den Sprung in den Kreis der Elite schaffen werden. Aber Sie denken schon, dass man Eliten heranbilden kann? Ja, natürlich. Aber auf den Sport bezogen müsste das damit einhergehen, dass die schwammig gewordenen Aufnahmekriterien für diese Schulen modifiziert werden. Noch deutlicher gesagt, Foto: Peter Gercke

die Kriterien, die der Sport selbst für diese Einrichtungen liefert, sind nicht klar genug definiert. Der wissenschaftliche Ansatz, der die KJS in den 60er, 70er und 80er Jahren begleitete, konnte nach der Wende nicht fortgeführt werden. Das gleiche gilt für die methodisch-pädagogische Arbeit der Trainer. Das wiederum führte dazu, dass die Anzahl der Talente, die den Sportschulen zugeführt wurden, drastisch zurückging. Generell halte ich die Abwicklung der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig für den größten Fehler, der nach der Wende bei der Ausbildung von Sportlehrern und Trainern begangen wurde. Da ist viel Knowhow unwiderruflich verloren gegangen. Ist die These also falsch, dass der Sport, eben durch diese Art von besonderen Schulen, im Bemühen, Eliten herauszubilden, dennoch anderen gesellschaftlichen Bereichen ein ganzes Stück voraus ist? Nein, sie ist nicht falsch. Ich kritisiere nur, dass viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Gerade die Tatsache, dass Schule und Sport oft noch getrennte Wege gehen, behindert uns doch sehr; das war früher anders. Bei aller Kritik, natürlich wäre es erstrebenswert, wenn auch andere gesellschaftliche Bereiche, hier insbesondere die Politik, sich am Beispiel des Sports orientieren würden. Denn gerade in diesem Sektor, das gilt meines Erachtens auch für Teile der Wirtschaft, liegt bei der Formung von Eliten noch vieles im Argen. Es gibt eben keine Eliteschulen der Politik. Darum fehlen oft geeignete Kandidaten für die Landtage und den Bundestag. Wie würden Sie denn heute, im Jahr 2015, Eliten im Sport umschreiben? Eine schwierige Sache. Die absolute Top-Leistung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Das wäre zu kurz gegriffen. Dazu sollten schon hohe Persönlichkeitswerte und soziale Kompetenz hinzukommen. Für mich war früher ein Mann wie der Stabhochspringer Wolfgang Nordwig das, was man heute als Elite bezeichnen würde. Im Sport Weltspitze, später als Direktor bei Carl Zeiss Jena ein Top-Manager. Heute kommt eine Frau wie Ex-Schwimmweltmeisterin Antje Buschschulte vom SC Magdeburg, die promoviert hat und als zweifache Mutter beruflich erfolgreich ist, diesen Vorstellungen nahe.

Martin Sanne, ehemaliger Sportkoordinater am Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt.

Fragen: Rudi Bartlitz; Fotos: Peter Gercke

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Informationstechnik – Zukunftsbranche ohne Zukunft in Deutschland? Alles scheint stets verfügbar, außer Fachkräfte. Christian König

Christian König Q-fin GmbH, Magdeburg

Seit 2012 gehört Christian König neben Sandra Fischer zur Geschäftsleitung der Q-fin GmbH

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s ist erstaunlich, wie stark die IT-Branche, die ihr zugrundeliegende Wissenschaft, ihre Produkte und ihre Wertbeiträge zur allgemeinen Wirtschaftsleistung den heutigen Alltag beeinflussen. Bei jüngeren Menschen stark, bei Älteren zunehmend mehr. Beim Griff in die Tasche bringt man zumeist ein kompaktes, multimediales, oftmals dazu auch ansehnliches Wunderwerk aus Soft- und Hardware zum Vorschein. Das Smartphone ist nahezu unabkömmlich geworden, als Zeitvertreiber, aber vor allem als mehrschichtiges universales Kommunikationsmedium. Fast jeder kann die Geräte bedienen, macht sich sogar zeitweilig oder regelmäßig davon abhängig. Doch die IT-Branche lässt sich nicht auf Produkte reduzieren; es geht auch um damit verbundene Dienstleistungen, die unter anderem einfach per App abgerufen werden können. Bei der Frage nach den Ideen für die vorherrschenden IT-Technologien, den Stätten und den Prozessen für das Entstehen der Produkte und Dienstleistungen werden den meisten noch China, Indien und die USA einfallen. HardwareFabrikant, SoftwareSchmiede und Ideen-Power-House. Beim Wie kommen vielleicht romantisierte Garagenunternehmen mit visionären Andersdenkern in den Sinn. Unter der Sonne Kaliforniens. Dann wird die Vorstellungskraft schon dünn und Deutschland, nein, Deutschland fällt fast niemandem ein. In Deutschland gibt es tatsächlich eine IT-Branche. Mit großen Unternehmen und Produkten, aber keinen Weltmarktführern. Und beim Blick auf die rückläufige Zahl der Absolventen in den IT-Berufen wird klar, dass die zunehmende Akzeptanz von ITLösungen im Privatleben nicht am Arbeitsmarkt angekommen ist. Insbesondere regionale IT-Unternehmen spüren diesen Sachverhalt sehr deutlich und müssen ihre mittelfristigen Wachstumsziele aufgrund dieser Tatsache nach unten korrigieren.

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Neben der Demografie, deren negative Auswirkungen in Deutschland im derzeitigen Exportboom erst noch zum Thema werden müssen, kann einer der Gründe für das mangelnde Interesse an der Informatik im heutigen selbstverständlichen Technologieumgang liegen. Im aktuellen Zeitalter ist alles und sofort einfach verfügbar. Wenn etwas nicht gefällt oder nicht das gewünschte Ergebnis geliefert wird, kann es durch eine neue Version oder die Lösung eines anderen Anbieters ohne großen Aufwand ersetzt werden. Die schnellen Innovationszyklen und billigen Produktionsstätten machen dies möglich. Andererseits haben sich frühere Start-Up-Unternehmen im Alltag bereits etabliert: Einkaufen über Amazon, Kontaktdaten über Facebook, Wissenssuche mit Google. Nur wenige beschweren sich über deren Marktmacht. Soziale Kontakte zu pflegen war noch nie so einfach und mit so wenig Zeit möglich mit dem Smartphone, dem Tablet oder nicht zuletzt dem Computer. Genau mit dem Computer, der noch vor zwanzig Jahren als großer, stromfressender Turm unter dem Tisch stand. An den die Hoffnung geknüpft war, dass er nicht gerade mitten in der Arbeit oder im Spiel seinen Geist aufgeben würde. Man hat damals den Gebrauch von IT-Produkten hinterfragt, verstanden und optimiert, musste es auch. Hier gilt es wieder anzusetzen, weniger alles als selbstverständlich an- und hinzunehmen, mehr wieder zu hinterfragen. Ein interessanter Ansatz zur frühzeitigen Heranführung von Schülern an Technik und Informatik lässt sich in Havelberg, im Norden Sachsen-Anhalts, finden. Das Schülerinstitut für Technik und angewandte Informatik bietet seit mehr als 15 Jahren Schülern mit Interessen in diesen Bereichen nebenschulische Projektarbeiten an, die insbesondere bei der Berufsfindung hilfreich sind. Die IT ist ein Zugpferd der Wirtschaft in Deutschland und mit den richtigen Methoden und Enthusiasmus wird es gelingen, aus dem jetzigen schnellen Traben nicht in der Zukunft in den Stillstand zu verfallen und global den Anschluss zu verlieren. Allerdings sind neue Konzepte gefordert. Wirtschaft und Politik sollten sie gemeinsam entwickeln und über die Schulen und Universitäten verbreiten. Noch ist Zeit dazu. Foto: Peter Gercke


Janine Koska und Martin Hummelt organisieren gemeinsam das Job- & Recruitingevent „hierbleiben.“

Jobrecruiting auf hohem Niveau und mit hoher Trefferquote Frau Koska, Herr Hummelt, das Job- und Recruitingevent „hierbleiben“ findet am 20. November zum dritten Mal statt. Welche Entwicklungen werden heute deutlich? Martin Hummelt: Mit 40 teilnehmenden Unternehmen sind wir in diesem Jahr so voll wie noch nie. Das sagt schon einiges. Die vertretenden Branchen spiegeln einen guten Mix aus der Region. Das Spektrum reicht von städtischen Unternehmen bis in den IT-Bereich. Janine Koska: „hierbleiben.“ erfüllt aufgrund der Fokussierung auf den regionalen Markt an Fach- und Führungskräften ein Alleinstellungsmerkmal in Sachsen-Anhalt, eigentlich sogar in ganz Deutschland. Sind die vertretenen IT-Unternehmen ein Beleg dafür, dass diese Branche in Magdeburg an Bedeutung gewinnt? Martin Hummelt: Am 20. November wird sich ein neues IT-Unternehmen präsentieren und um Fachkräfte werben. Solche Beispiele für Neuansiedlungen zeigen die wachsende Bedeutung der Branche. Wie viele Jobs bietet das diesjährige Event? Janine Koska: Wir wissen natürlich nicht genau, wie viele Stellen und Perspektiven jedes Unternehmen im Gepäck haben wird, aber zwischen 300 und 400 Angebote sind es sicher. Darunter sind stets Stellen aus dem Handwerk. Wie sieht die Bilanz am Ende des Events aus? Wie viele Jobs könnten vermittelt sein? Foto: Peter Gercke

Janine Koska: Wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass jedes Unternehmen etwa 80 Gespräche mit Interessenten führt. So nah und persönlich kommen Arbeitgeber und potenzielle Interessenten in der Recruitingphase selten zusammen. Martin Hummelt: Fast die Hälfte der angebotenen beruflichen Perspektiven werden unmittelbar durch „hierbleiben.“ besetzt. Das wissen wir aus dem engen Kontakt mit den Unternehmen. Die Diskussion um mangelnde Fachkräfte reist nicht ab. „hierbleiben.“ kann auch keine neuen hervorzaubern. Martin Hummelt: Wir können nicht zaubern, aber die Möglichkeit für Fach- und Führungskräfte, für Hochschulabsolventen und Interessenten, die neue Perspektiven in Sachsen-Anhalt suchen, sich in dieser Breite und Tiefe zu informieren, ist einmalig … Janine Koska: … und genauso einmalig ist auf der anderen Seite die Möglichkeit von Unternehmen, motivierte und qualifizierte Menschen auf Augenhöhe im Rahmen eines Events direkt anzusprechen und Perspektiven plastisch und detailliert zu beschreiben. Und wer ist der durchschnittliche Besucher? Janine Koska: Unsere Statistik sagt, wir haben einen leichten Überhang weiblicher Besucher, im Mittel sind die Interessenten 30 Jahre jung, verfügen über vier Jahre Berufserfahrung und sind Akademiker.

„hierbleiben.“ bringt Unternehmen und potenzielle Fachkräfte zusammen.

hierbleiben. Das Job- und Recruitingevent Initiator freshpepper und eingebrand. Veranstalter freshpepper GmbH & Co. KG Olvenstedter Str. 39 39108 Magdeburg Telefon: +49 391 5054 987 0 Telefax: +49 391 5054 987 9

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Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Und intelligent. Was Intelligenz mit Genetik zu tun hat. Prof. Gerald Wolf

Gerald Wolf, geb. 1943, Studium der Biologie und Medizin, Magdeburger Hirnforscher und Universitätsprofessor, bis 2008 Direktor eines Hirnforschungsinstitutes. Autor von Fach- und Sachbüchern und drei (Wissenschafts-)Romanen. Mitglied im Wissenschaftskollegium „emeritio“.

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chon für Aristoteles war eines klar, und das vor zweieinhalbtausend Jahren: Der Mensch ist ein „zoon politikon“, ein soziales Wesen. Allerdings stehen wir Menschen mit dieser Eigenschaft nicht alleine da. Sozialität ist im Tierreich weit verbreitet. Sämtliche der etwa 250 Affenarten leben sozial, mithin alle unsere näheren tierischen Verwandten. Eher ist es die Intelligenz, die uns Menschen aus dem Tierreich heraushebt, wenn auch gepaart mit der sozialen Lebensweise. Der Zusammengang war es, der die Entwicklung von Kultur ermöglichte und mit ihr die von Technik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst. Vom Lateinischen „inter-“ (dazwischen) und „legere“ (sammeln, lesen) abgeleitet, erhielt der Begriff „intelligens“ schon frühzeitig die Bedeutung von klug, logisch, rational, verständig, vernünftig. Genau diese Eigenschaften sind es, auf die der Fortschritt setzt und zu setzen hat, heute mehr denn je. Ein Blick ins Leben genügt um festzustellen, dass jeder von uns ein gerüttelt Maß an Intelligenz abbekommen hat. Allerdings wurde damit der eine oder andere großzügiger bedacht. Hatte er Glück mit seiner Umwelt, waren seine Lehrer die besseren? Oder sind es eher die Gene? „Die Gene?!“, hört man es aus dem Lager jener entrüsten, für die Gene etwas Unheimliches sind, ähnlich die Atome. Gene als Ursache von körperlichen Merkmalen oder von entsprechenden Krankheiten werden noch hingenommen, nicht aber, wenn es um die Verursachung von Persönlichkeitseigenschaften geht, insbesondere der Intelligenz. Dann wird gekämpft, und das mit Mitteln, wie sie ungleicher nicht sein können. Die eine Seite wartet mit Fakten auf, die andere mit ideologischer Munition. So in krassester Form geschehen in der Sowjetunion der Stalin-Ära. Hier wurde zum Sturm gegen den „reaktionären Mendelismus/Morganismus“ geblasen. Er beförderte so manchen Genetiker in den Gulag, wo ihm der Tod drohte. Das Kampfgetöse erklang auch in den Satellitenstaaten. In der DDR allerdings mit minderer Lautstärke, da es hierzulande hochangesehene Genetiker gab, die das Schlimmste verhüteten. In der Sowjetunion hingegen waren Missernten gang und

gäbe, einfach weil sich die Ackerpflanzen nicht nach Trofim Denissowitsch Lyssenko richteten. Seiner „Lehre“ zufolge sollten sie sich durch Umwelt und Erziehung problemlos in solche mit verbesserten Erträgen umwandeln lassen. Der Lyssenkoismus war auch auf anderen Feldern zur Staatsdoktrin geworden, indem man, Lyssenkos Theorie der Vererbung erworbener Eigenschaften folgend, den „neuen sozialistischen Menschentyp“ kreieren wollte. Erbliche Einflüsse auf die menschliche Entwicklung wurden rundweg geleugnet, Erziehung und Umwelt seien die einzigen Faktoren, auf die es ankäme. In einem an MAGDEBURG KOMPAKT gerichteten Leserbrief schrieb der Genetiker Professor Reinhard Szibor: „Lyssenkoismus ist heute eine Metapher für Manipulation und Entstellung des wissenschaftlichen Findungsprozesses, um zu einem vordefinierten Ergebnis zu kommen, das durch ideologische Voreingenommenheit diktiert wird und dabei soziale und politische Ziele verfolgt.“ Längst ist die Genetik zu einer voll etablierten Wissenschaft gereift, und die Forschung zur Erblichkeit von Persönlichkeitseigenschaften wartet weltweit mit handfesten Ergebnissen auf. Die Sozialund Bildungswissenschaften haben ebenfalls nicht geschlafen, schon gar nicht, wenn es darum geht, Bildungstheorien zu entwerfen, die ohne die Erkenntnisse der Genetik auskommen. Um sich der Verhaltensgenetiker zu erwehren, werden schon mal Verbalgeschosse abgefeuert in der Art von „Biologismus“ oder „Konservativismus“, „Reduktionismus“ oder „Sozialdarwinismus“, hin und wieder beflaggt mit „Rechtsextremismus“, „Rassismus“ oder „Faschismus“. Und die andere Seite? Sie präsentiert ihre Ergebnisse und – geht Diskussionen aus dem Wege. Denn die meisten fürchten um ihre berufliche Karriere. Ähnlich wie Klimaforscher, wenn sie Resultate oder Theorien vorzuweisen haben, die nicht zum sogenannten Zeitgeist passen. Ein Grund mehr, auf pensionierte Wissenschaftler zu hören. Ihrer Unabhängigkeit wegen. Um die Körpergröße zu messen, reicht ein Zollstock, zur Messung der Intelligenz werden Testbatterien benötigt. Sie gestatten es, eine Art Generalfaktor des menschlichen Geistes zu bestimmen.


Die Ergebnisse solcher Tests werden in Form eines Intelligenzquotienten (IQ) ausgedrückt. Der Mittelwert der Bevölkerung ist auf einen IQ von 100 festgesetzt. Verhältnismäßig problemarm gelten Intelligenztests, die unabhängig von Bildung und Kultur sind, z. B. die Deutung von Mustern, das Ergebnis einer gedanklichen Drehung von räumlichen Figuren oder die Geschwindigkeit, mit der bestimmte Buchstaben in einem Text anzustreichen sind. Immerhin korreliert der IQ jedes Einzelnen sehr stark mit sonstigen Intelligenzleistungen, der sprachlichen oder mathematischen Art zum Beispiel, und fast ebenso stark mit dem Erfolg in intelligenzbestimmten Berufen. Wie nicht anders zu erwarten, erhöhen sich die Leistungen bei Kindern im Laufe ihrer Entwicklung, bei Erwachsenen aber bleiben sie auffällig konstant. Und noch erstaunlicher: Der Bildungsweg hat auf die Höhe des IQ kaum einen Einfluss! Praktisch verhält es sich dabei wie mit der Körpergröße. Wie ist die Erblichkeit von Intelligenzleistungen nachzuweisen? Zum Glück der Forscher erlaubt sich die Natur etwas, was der Gesetzgeber verbietet: sie klont Menschen. Eineiige Zwillinge sind gemeint, Menschen, die sich aus einer gemeinsamen Eizelle entwickelt haben, daher genetisch identisch sind. Ihre Blutgruppen stimmen zu 100 Prozent überein, ebenso andere Merkmale, wenn sie ausschließlich vom Zustand betreffender Gene abhängen. Anders, wenn bei der Merkmalsausbildung die Umwelt hereinspielt. Die IQ zum Beispiel sind bei (erwachsenen) eineiigen Zwillingen nur zu etwa 80 Prozent gleich. In der Art der Sprache mögen sich die Geschwister noch stärker unterscheiden. Zwillingspartner, die getrennt aufgewachsen sind, der eine in Magdeburg, der andere in Shanghai, sprechen in einer Weise, wie sie verschiedener nicht sein kann. An Gene gebunden allerdings ist ihre Befähigung, überhaupt eine Sprache erlernen zu können. Schimpansen, unseren nächsten tierischen Verwandten, fehlt diese Begabung. In menschlicher Gesellschaft gepäppelt und mit viel Liebe und Ausdauer zum Sprechen erzogen, bleibt ohne Erfolg, eben weil sie die entsprechenden genetischen Voraussetzungen nicht haben. Und Katzen, Karpfen und Kartoffelkäfer erst recht nicht. Warum eigentlich?, müssen sich Umwelttheoretiker fragen lassen. Ein wichtiges Vergleichsmaß zu den Tests an eineiigen Zwillingen liefern solche an zweieiigen Zwillingen. Wie normale Geschwister teilen sie zu (ungefähr) 50 Prozent dieselben Genvarianten, sind wie die eineiigen Zwillinge gleich alt und im Regelfall in ein- und derselben Umwelt aufgewachsen. Die in Intelligenztests erzielten Leistungen stimmen bei Erwachsenen zu etwa 50 Prozent überein, ebenso beim Vergleich mit denen ihrer Mütter und Väter. Nichtverwandte hingegen korrelieren zu null Prozent. Die Anzahl der Studien, die zur Erblichkeit der Intelligenz in aller Welt unternommen wurden, ist kaum noch übersehbar. Wohlgemerkt, um den Generalfaktor der Intelligenz geht es hierbei, nicht um die Bildung, das

Wissen und Können und die Kultur des Einzelnen. Diese hängen selbstverständlich neben der Intelligenz des Einzelnen von den Möglichkeiten ab, die sich ihm bieten, und davon, wie er sie nutzt. Tausende und Abertausende Versuchspersonen wurden mit entsprechendem statistischem Aufwand getestet – vom Prinzip her immer dasselbe Ergebnis. Eine Überraschung allerdings gab es in der jüngeren Zeit: Mit fortschreitendem Alter der Versuchspersonen näherten sich die Ergebnisse mehr und mehr denen ihrer Eltern und Geschwister. Auch die Intelligenzleistungen eineiiger Zwillinge. Während sich die IQ im Kindesalter zu etwa 50 Prozent glichen, betrug ihr Korrelationsniveau im Erwachsenenalter ungefähr 80 Prozent, und das unabhängig vom jeweiligen Bildungsweg! Dazu passen die Ergebnisse von Adoptionsstudien. In dem Colorado Adoption Project – eine Studie, die bis zur Gegenwart andauert*) – wurden über 20 Jahre hin 245 Adoptivkinder getestet. Herauskam, dass die Kinder ihren biologischen Eltern hinsichtlich Intelligenz immer ähnlicher geworden waren, ihren Adoptiveltern hingegen immer unähnlicher. Mit anderen Worten: Der Umwelteffekt sank ständig ab. Auf Sozialwissenschaftler, die dazu neigen, den Einfluss sozialer Faktoren überzubewerten (Soziologismus), müssen diese Ergebnisse wie ein Faustschlag wirken. Üblich allerdings ist die Verdrängung oder Infragestellung derartiger Resultate. Etwas sei mit größtem Nachdruck herausgestellt: Intelligenz ist nicht alles. Intelligenz ist ein wichti-

ges Persönlichkeitsmerkmal, aber eben nur eines unter vielen weiteren. Es gibt Menschen mit hoher Intelligenz, die sich wie Lumpen verhalten. Man trifft sie in allen Schichten, nicht nur in Gefängnissen, auch auf Chef-Etagen. Auf viele weitere Eigenschaften kommt es an, um Menschen zu charakterisieren, auf Moralität, Zuverlässigkeit, emotionale Tiefe, Mut, Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Höflichkeit, Aufgeschlossenheit, Kontaktfähigkeit, Neugier, Begeisterungsfähig-

Verteilung der Intelligenzquotienten in der Bevölkerung: die berühmte Glockenkurve

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keit, Umtriebigkeit, musische Begabung, sportliche Begabung, spirituelle Begabung, Stressresistenz, Drogenanfälligkeit, Genauigkeit, Interessantheit, Durchsetzungskraft, Teamfähigkeit. Auch bei all diesen Persönlichkeitseigenschaften spielt Erblichkeit eine Rolle, allerdings, sofern überhaupt getestet, in einem etwas geringeren Ausmaß als in puncto Intelligenz, im Schnitt um die 40 bis 50 Prozent. Erblichkeit heißt nicht, dass die Nachkommen mit ihren Eigenschaften „irgendwie“ zwischen denen der Eltern liegen müssen, mal der Mutter gleichend, mal mehr dem Vater. Die Verhältnisse sind viel komplizierter. Die in der DNA, im Erbgut, verankerten Informationen können über Generationen hin verdeckt sein. Sie bilden zusammen hochkomplexe Wirkungsgefüge, die Beispiele für sprachfreie Intelligenztests: häufig erst in einer späteWähle die Figur, die die Reihe fortsetzt! ren Generation an den Tag kommen. Ein Ehepaar könnte theoretisch Millionen und Abermillionen von Kindern zeugen, alle samt wären sie dank der Chromosomen- und Genlotterie bei der Ei- bzw. Spermienzellreifung wie auch bei der Befruchtung genetisch ungleich und würden sich daher in ihren Eigenschaften bald mehr, bald weniger voneinander unterscheiden. Die Unterschiedlichkeit der Welten, in die die Nachkommen hineinwachsen und von denen sie erzogen und gebildet werden, kommt hinzu, ebenso alle die Unwägbarkeiten, die das Selbstverständnis des Einzelnen und seine jeweiligen Zielvorstellungen prägen. Hochindividuelle Geschöpfe sind das Resultat. Obschon genetisch identisch, gilt das auch für eineiige Zwillinge. Dennoch, die Erbanlagen sind

ausschlaggebend und bleiben für jeden einzelnen Menschen ein Leben lang mitbestimmend. Die Erblichkeit der Intelligenz ist eine Erkenntnis, deren Gültigkeit der von physikalischen Gesetzen nahekommt. Dies in Abrede stellen zu wollen, wie im Zusammenhang mit den Sarrazin-Thesen von Seiten einiger Spitzenpolitiker geschehen, ist nicht nur unwissenschaftlich, es ist grob antiwissenschaftlich. Auch wenn es Politiker mit ihren Ansichten und Empfehlungen noch so gut meinen, sie haben sich an der Realität zu orientieren und diese gefälligst zur Kenntnis zu nehmen, nötigenfalls durch Nachhilfe. Gute Politik darf nicht Illusionen nachhängen, denn nichts erweist sich so hartnäckig und ideologischen Wunschvorstellungen gegenüber so widerborstig wie Tatsachen. Den Tatsachen, auch denen der Genetik, gilt es sich zu stellen und daraus das jeweils Bestmögliche zu machen. Daher sollte der Blick für die Eignung zu einem bestimmten Beruf oder für eine bestimmte Position durch keinerlei politische Vorgabe verwässert werden. Im Leistungssport ist dieses Prinzip selbstverständlich, andernfalls belegt man die unteren Ränge. Das war auch im Sozialismus verstanden worden, nur eben für die Wirtschaft und Wissenschaft von Partei und Regierung nicht hinreichend akzeptiert. Die Halbherzigkeit, mit der das Leistungsprinzip seinerzeit angegangen wurde, erwies sich als gewaltiger Fehler, und in der Folge versagte das gesamte System. Und heute, 25 Jahre nach der Katastrophe? Schon wieder Ansätze für einen Staats- und Parteiendirigismus? – Dazu nein und abermals nein: Was Wirtschaft wie Wissenschaft brauchen, zumindest an ihrer vordersten Front, sind keine Quoten, sondern Eliten!

*) Sally-Ann Rhea, Josh B. Bricker, Sally J. Wadsworth, and Robin P. Corley: The Colorado Adoption Project. Twin Res. Hum. Genet., 358-365 (2013). Zu empfehlen: Dieter E. Zimmer: Ist Intelligenz erblich?: Eine Klarstellung. Rowohlt, 2. Aufl. 2012

INTELLIGENZ

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Von der Dampfmaschine zum Dieselmotor Prof. Dr. Adolf Neubauer, Joachim Schulz und Christoph Kretschmann Die Region um Magdeburg zählte einst zu den bedeutendsten Zentren des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland. Die Innovationen zur 1. und 2. Industriellen Revolution wurden mitbestimmt [1]. Nachstehend wird chronologisch über eine Industriezone berichtet, die sich im Südosten der Stadt Magdeburg zwischen Buckau und Salbke erstreckte.

Ausgewählte Meilensteine einer bewegten Industriegeschichte (1838 - 2015): 1836 Magdeburger Großkaufleute, Reeder und Bankiers beschließen, eine Dampfschifffahrt-Compagnie zu gründen. Ziel ist die regelmäßige Aufnahme der Dampfschifffahrt auf der Elbe zwischen Magdeburg und Hamburg. Die Eisenbahn stellte zu dieser Zeit keine Konkurrenz dar.

Dr.-Ing. Rudolf Wolf in der Feldstraße (jetzt KarlSchmidt-Straße) gegründet. Sein Werk spezialisiert sich auf den Bau stationärer und fahrbarer Lokomobile, und es expandiert beträchtlich [7, Band 3, Seite 261].

1837 Gründung der Gesellschaft. Das erste Schiff noch aus Holz, die „Kronprinz von Preußen“, läuft in der eigenen Werft vom Stapel. Die Dampfmaschine kommt noch aus Rotterdam. 1838 Gründung der AG „Magdeburger Dampfschifffahrt-Compagnie“. Das erste vollkommen in Magdeburg gebaute und ausgestattete Dampfschiff „Stadt Magdeburg“ läuft 1839 vom Stapel. Die erforderlichen Maschinenbaukomponenten werden bereits in der eigens dafür gegründeten Maschinenfabrik Buckau, genannt „Alte Bude“, gefertigt. Ernst Rudolf Wolf (1831-1910) absolviert hier seine Lehre als Maschinenbauer [2], [3].

Ein Produkt aus der Maschinenfabrik R. Wolf mit Weltruf um 1881

1886 Erwerb des Patents des Schulz´schen Röhrentrockners für Braunkohle. Ab 1888 liefert die Maschinenfabrik R. Wolf komplette Brikettfabriken. 1887

Eingemeindung Buckaus an Magdeburg

1888 Dr. Rudolf Wolf wird zum Vorsitzenden des VDI-Hauptvereins gewählt. 1905 R. Wolf errichtet eine großzügige Fabrik mit Gießerei, Kesselschmiede u.a. in Salbke. Neue Erzeugnisse (Dreschmaschinen, Strohpressen), aber hauptsächlich Heißdampf-Großmobile, bestimmen die Produktion. Dampfschiff „Stadt Magdeburg“ 1839

1841 Zusammenlegung der AG mit dem Hamburger Konkurrenzunternehmen. Das Unternehmen trägt bis 1883 den Namen „Vereinigte Hamburg – Magdeburger Dampfschifffahrt-Compagnie“. Auf dem Gebiet des an Bedeutung erlangenden Maschinenbaus macht es sich als „Maschinenfabrik Buckau“ einen Namen. 1844 Der Maschinenfabrik Buckau, noch fokussiert auf Schiffsmaschinen, erwächst durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes eine starke Konkurrenz. Neue Produktsegmente, es sind diverse maschinelle Ausrüstungen, werden erschlossen. 1862

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Die Maschinenfabrik R. Wolf wird von

1906 Die Maschinenfabrik Buckau AG übernimmt die 1848 gegründete Firma Röhrig & König in Sudenburg. 1927 wird die Maschinenfabrik Grevenbroich übernommen. Beide Firmen sind auf den Bau von Rüben- und Rohrzuckerfabriken spezialisiert. Dieses Zuckerprogramm wird nach Salbke verlegt. 1907 Die Vereinigten Maschinenbauschulen beziehen ihr neues Gebäude Am Krökentor. Diese Institution hatte, neben Dortmund, Pilotcharakter für künftige Ingenieurschulen [4]. 1910 Eingemeindung von Fermersleben, Salbke und Westerhüsen an Magdeburg 1917 Die Maschinenfabrik Buckau AG übernimmt die Ascherslebener Maschinenbau-Aktienge-


sellschaft (AMA, vorm. W. Schmidt & Co.). Viel Knowhow wurde nach Magdeburg transferiert. Es bildet zusammen mit dem des 1925 erworbenen Motorenbaus (Grade-Motorwerke AG, Magdeburg) die Grundlage für den späteren Dieselmotorenbau. 1918 Der 1. Weltkrieg (1914-1918) geht mit verheerenden Folgen verloren, die Unternehmen bleiben jedoch erhalten. Der Friedensvertrag von Versailles erwirkt die Abrüstung und die Reparationszahlungen an die Siegermächte. 1921 Die Maschinenfabrik Buckau und die Maschinenfabrik R. Wolf schließen sich zu einer Interessengemeinschaft zusammen. 1928 Es entsteht die Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG. Wilhelm Kleinherne (1869-1937) gilt als „Architekt“ des Buckau-Wolf-Konzerns. 1930 Die Otto Gruson & Co., gegründet im Jahr 1871 und gegenüber der Maschinenfabrik Buckau gelegen, wird übernommen. R. Wolf ist bereits stiller Gesellschafter in diesem Unternehmen, bekannt für die Zahnradfabrik und den Stahlformguss.

Zahnradsortiment der Firma Otto Gruson, ein Bruder von Hermann Gruson

1938 Die Maschinenfabrik Buckau R.Wolf AG begeht ihr 100-jähriges Bestehen [5]. Es ist zwischenzeitlich ein Mischkonzern mit einem breiten Produktionssortiment, beispielsweise Abbautechnik für Braunkohle, Brikettfabriken, Zuckerfabriken, Dampfkessel, Dampfmaschinen, Dieselmotoren u.v.a.m. 1942 Übernahme der 1857 gegründeten Zeitzer Eisengießerei und Maschinenbau AG (ZEMAG)

1945 Der 2. Weltkrieg (1939-1945) geht, nachdem die Werke in Buckau und Salbke bereits vorher stark zerstört sind, mit fatalen Folgen zu Ende. Die Besitzer werden enteignet. Die Reparationszahlungen sind immens. Die Werke gehen per Befehl Nr. 13 der SMA-Verwaltung der Provinz Sachsen vom 17.Februar 1947 in sowjetisches Eigentum (SAG-Betriebe) über. 1947 Der traditionsreiche Namen „Maschinenfabrik Buckau R. Wolf“ wird durch das frühere Zweigwerk in Grevenbroich fortgeführt. 1951 Das Werk Salbke erhält den Namen „Schwermaschinenbau Karl Liebknecht“. Die sowjetische Generaldirektion übergibt das Werk in das DDRVolkseigentum. 1956 Zwei selbständige volkseigene Betriebe entstehen, nämlich der VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ und der VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff“, der ab 1975 zum Kombinat TAKRAF gehört. Die einstigen Produkte werden zunächst beibehalten. 1970 Der VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ fungiert als Stammbetrieb des Kombinates SKL [6]. Zwei Haupterzeugnisse bestimmen die Produktion: 1. SKL wird der wichtigste Schiffsdieselhersteller der DDR, wobei u.a. die Maschinenfabrik Halberstadt, das Einspritzgerätewerk Aken, das Elbewerk Roßlau und das Dieselmotorenwerk Leipzig integriert werden. 2. SKL wird zum Zentrum des Chemieanlagenbaus der DDR ausgebaut. 1990 Die politische Wende bewirkt einen drastischen Strukturwandel. Der Osthandel bricht weg. Die D-Mark wird eingeführt. Am 1. März 1990 wird die Treuhandanstalt (THA) für die Privatisierung des Volkseigentums gegründet. Eigene Privatisierungsbemühungen waren gescheitert. Im SKL geben sich nun die Beraterfirmen, entsendet in THA-Auftrag, die Klinken in die Hand, um das Volkseigentum zu filetieren. „Goldgräberstimmung bei den Beratern, Götterdämmerung bei den betroffenen Menschen“.

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Literatur: [1] Autorenteam: Der Maschinenund Anlagenbau in der Region Magdeburg zu Beginn des 21. Jahrhunderts - Zukunft aus Tradition. Verlag Delta - D, Magdeburg 2014; ISBN 978 - 3 - 935831 - 51 - 2 [2] Hammerschmidt, G.: Magdeburger Familien, Teil IV: Ernst Rudolf Wolf, Magdeburg 2010, Eigenverlag [3] Matschoss, C.: Die Maschinenfabrik R. Wolf Magdeburg-Buckau 1862-1912, Magdeburg 1912

1992 Der bereits 1990 verselbständigte SKL-Industrieanlagenbau wird an den niederländischen Anlagenbauer Stork-Comprimo verkauft [1, Seite 154158]. 1996 Die SKL Industrieverwaltung GmbH wird gegründet; sie betreibt den SKL Industrie- und Gewerbepark (ca. 40 Hektar), wo sich bereits über 23 KMUs angesiedelt haben [1, Seite 116-153], [8]. Aus dem Weltkonzern Buckau-Wolf (bis 1945), dem Kombinat SKL (bis 1990) ist ein Industrie- und Gewerbepark mit vielen KMUs entstanden [1].

[4] Schütte, F.: Technisches Bildungswesen in Preußen-Deutschland -Aufstieg und Wandel der Technischen Fachschule 1890-1938, Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2003; ISBN 978 – 3 - - 412 – 33065 – 1

2004 Die HAB Heiland Apparatebau GmbH Magdeburg liefert Spezialapparate sowie Edelstahlbehälter an diverse Abnehmer [1, Seite 276-277].

[5] Anonym: 100 Jahre Buckau - Wolf 1838-1938, Die Geschichte eines Hauses von 1838-1938, Herausgeber: Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG Magdeburg, 16.Juli 1938 [6] Anonym: Gericke, H.-O.; Wille, M.; Jungnickel, R.: Betriebsgeschichte des Stammwerkes VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ Magdeburg - Kombinat für Dieselmotoren und Industrieanlagen, Teil 1: 1836-1945 Von der „Altenbude“ zum faschistischen Konzern, teil 2: 1945-1949 Jahre des Neubeginns, Teil 3: 19491961 Unter dem Banner Karl Liebknechts, teil 4: 1961-1971 Dieselmotoren und Chemieanlagen für den Weltmarkt, Herausgeber: SED-BPO des SKL, Magdeburg [7] Asmus, H.: 1200 Jahre Magdeburg, Band 1 bis 4, Scriptum [8] Anonym: Geschichte der SKL Industrieverwaltung GmbH & Co. KG, Magdeburg [9] Rothmund, M. und Stolba, W.: So jung und doch so alt – MTU Reman Technologies GmbH feiert 175 Jahre Maschinenbaugeschichte Einblick, Zeitschrift für Mitarbeiter der TOGNUM- Unternehmensgruppe 2 /2013, Seite 29-33

Wiederinstandsetzung von MTU-Motoren

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Ein Werkstück verlässt den Lösungsglühofen

2008 Die MTU Reman Technologies GmbH ist das Technologiezentrum für Remanufacturing (abgekürzt „Reman“) von der MTU Motoren- und TurbinenUnion Friedrichshafen GmbH. [1, Seite 303-306], [9]. Die Maschinenfabrik R. Wolf AG, Werk Salbke 1925

Wie wichtig verfügbares Kapital, eigene Produkte und Forschung sowie genutzte Patente für das nachhaltige Fortbestehen eines Unternehmens sind, zeigt die Industriegeschichte [1]. Abschließend sollen aus dem SKL hervorgegangene klein- und mittelständische Unternehmen (KMU), die sich durch eigene Produkte und Technologien auszeichnen, beispielhaft genannt werden: 1993 Die ZOM Oberflächenbearbeitung GmbH, Magdeburg ist spezialisiert auf die Finish-Bearbeitung (Schleifen, Polieren) und Oberflächenbeschichtung (Nitrieren, PVD-Beschichten) und von Werkzeugen [1, Seite 330-331]. 1996 Die Glüherei GmbH Magdeburg bedient mit ihrer Glühtechnologie namhafte Kunden aus Deutschland und Europa [1, Seite 270-271].

2009 MAM Maschinen- und Anlagenbau Magdeburg GmbH fertigt Stahlbaukomponenten für den Maschinen- und Anlagenbau, insbesondere für Windkraftanlagen [1, Seite 310 - 312].

Fazit: 1. Wer sich dem Wandel, im Einklang mit dem wissenschaftlichen Fortschritt und der begleitenden Forschung, verschließt, hat bereits im harten Wettbewerb verloren. 2. Aus den einst großen Industrieeinheiten (Konzern, Kombinat) sind leistungsfähige KMUs entstanden, sie bedürfen aber einer besonderen Forschungsförderung. In der Industriegeschichte [1, S. 59 - 69] ist belegt, dass die meisten KMUs vom Markt verschwinden, wenn die Nachfolgerschaft der Firmengründer nicht geklärt ist.


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Die Vermittlung übergreifender Kompetenzen

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Villa Böckelmann Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH Lüttgen-Ottersleben 18a 39116 Magdeburg Telefon: 0391 / 63 60 18 0 www.bildungsnetzwerkmagdeburg.de

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ie Villa Böckelmann im Magdeburger Stadtteil Ottersleben ist wohl vielen bekannt. Der beeindruckende Neorenaissancebau, die ruhige Lage umgeben von Grün – beliebte Stätte für Feiern unterschiedlicher Art, von Jugendweihe über Geburtstag bis hin zur Halloween-Party. Doch darüber hinaus bietet die Villa Böckelmann noch einiges mehr. Als anerkannte Jugendbildungsstätte des Landes Sachsen-Anhalt bietet die Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH in der Villa Böckelmann regionale, überregionale und internationale Seminare, Workshops und Fachveranstaltungen an. „Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind eine aktive Medienarbeit, die Durchführung von Workshops in Anlehnung an das Anti-Gewalt-Training, individuelle und Gruppencoachings für Jugendliche in verschiedenen Lebensphasen und die Umsetzung von internationalen Jugendbegegnungen“, schildert Geschäftsführer Matthias Hirschmann das Anliegen der Bildungsnetzwerk gGmbH. Im Rahmen der Jugendbegegnungen bringen mehrmals im Jahr 40 Jugendliche aus vier Ländern internationales Flair nach Ottersleben. Auf die kreative Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch in Workshops wird dabei viel Wert gelegt. „Es gibt beispielsweise einen Tanz-, einen Film-, einen Foto- sowie einen Blog-Workshop, in dessen Rahmen die Jugendlichen nicht nur diverse fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen erwerben“, erklärt Matthias Hirschmann.

Ebenso wichtig und interessant wie die internationalen Jugendbegegnungen sind für den Geschäftsführer die Seminare für Auszubildende. Auch hier stehen soziale und interkulturelle Kompetenzen im Mittelpunkt. Losgelöst von der schulischen oder betrieblichen Atmosphäre können in den Seminarund Tagungsräumen der Villa Böckelmann vielfältige Trainingsangebote wahrgenommen werden. „Bei den Unternehmen spielen neben den fachlichen Kenntnissen der beruflichen Qualifikation verstärkt Teamarbeit, Konfliktlösungsstrategien, Kommunikationsfähigkeit und aktives Selbstmanagement eine entscheidende Rolle“, so Matthias Hirschmann. Die Angebote der Bildungsnetzwerk gGmbH seien dabei nicht speziell auf die Anforderungen eines bestimmten Berufsbildes ausgerichtet, sondern zielten auf die Vermittlung übergreifender Kompetenzen ab und setzten an der individuellen und gesellschaftlichen Erfahrungswelt der Teilnehmenden an. „Mit diesen Bildungsangeboten für Auszubildende, junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie für von Arbeitslosigkeit bedrohte Jugendliche möchten wir frühzeitig Möglichkeiten für den Erwerb von Qualifikationen schaffen, die über eine enge Spezialisierung hinausgehen“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir möchten sie darin unterstützen, ihre persönlichen, sozialen und auch beruflichen Handlungsspielräume zu erkennen und zu erweitern.“ Durch die Seminar- und Trainingsangebote soll die Beschäftigungsfähigkeit der Jugendlichen in Sachsen-Anhalt verbessert sowie Toleranz und Weltoffenheit gefördert werden. „Vor allem interkulturelle Kompetenzen sind für Unternehmen, die auf dem globalen Markt bestehen wollen, von essentieller Bedeutung“, meint Matthias Hirschmann. „Daher bieten wir im Bildungshaus auch Seminare für das Ausbildungspersonal an, das dadurch inhaltliche und organisatorische Hilfestellung erhalten kann, wie das Interesse der Auszubildenden für interkulturelles Lernen gefördert werden kann.“ Eine Vielzahl von Unternehmen aus Sachsen-Anhalt nutzt bereits die Angebote und Infrastruktur der Villa Böckelmann für Projekte und Workshops mit Auszubildenden oder für Seminare mit den Beschäftigten. „So beispielsweise die Städtischen Werke Magdeburg, die Landeshauptstadt Magdeburg, die Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, die Eumedias Heilberufe AG oder die Zellstoff Stendal GmbH“, zählt der Geschäftsführer abschließend auf.


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Wirtschaft inklusiv – wir brauchen alle! nklusion. Mit diesem Begriff können Unternehmen häufig wenig anfangen. Wortwörtlich übersetzt als „Zugehörigkeit“ ist Inklusion ein Menschenrecht, das in der UN‐Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Inklusion steht für Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist Arbeit. Nach wie vor zögern jedoch viele Arbeitgeber, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Um mehr Betriebe für Inklusion zu gewinnen, wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter dem Titel „Wirtschaft inklusiv“ ein arbeitgeberorientiertes Beratungsprojekt ins Leben gerufen. Seit eineinhalb Jahren informieren, beraten und unterstützen sogenannte Inklusionslotsen in acht Bundesländern – darunter auch Sachsen‐Anhalt – Betriebe bei der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit einer Schwerbehinderung. „Manchmal braucht es nur eine Anregung, ein gutes Beispiel oder ein schlüssiges Argument, damit Betriebe den ersten Schritt auf dem Weg zur Inklusion machen“ erzählt Yvonne Janausch vom Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen‐Anhalt – eine von drei Inklusionslotsen in der Region. Denn sozialverantwortlich und wirtschaftlich handeln ist kein Widerspruch. Zen-

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trales Thema bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf Arbeitgeberseite ist insbesondere die Frage nach der Leistungsfähigkeit. Häufige Arbeitsausfälle wegen Krankheit können vor allem Klein‐ und Kleinstbetriebe auf Dauer nicht verkraften. In der Praxis zeigt sich aber, dass behinderte Mitarbeiter nicht häufiger krank sind als ihre nicht behinderten Kollegen, wenn das entsprechende Umfeld unterstützend wirkt. Häufig ist sogar das Gegenteil der Fall: die behinderten Mitarbeiter sind oft besonders motiviert und engagiert. In einer kostenfreien, persönlichen Beratung widmen sich die Inklusionslotsen in den Betrieben sowohl fachlichen als auch juristischen Fragen wie: Was können Betriebe leisten und wo sind Grenzen? Wie können gesetzliche Regelungen am besten umgesetzt werden? Wie und wo erhalten Betriebe die erforderliche Unterstützung? Und wer hilft, wenn es Probleme gibt oder etwas nicht funktioniert? „Wir betrachten das Thema Inklusion nicht ideologisch, sondern pragmatisch – vieles dreht sich um Barrierefreiheit“ erzählt Yvonne Janausch. „Bei vielen Betrieben konnten wir so erste Schritte anregen. Oft haben wir dann gemerkt, dass am Ende mehr geht als anfangs gedacht“.

Wirtschaft inklusiv ist ein bundesweit operierendes Projekt, das von Mitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante berufliche Rehabilitation e. V. durchgeführt und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Inklusionsinitiative für Ausbildung und Beschäftigung gefördert wird. In Sachsen-Anhalt wird das Projekt durch das Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt (BWSA) e. V. umgesetzt. Das BWSA unterstützt landesweit Menschen in allen Phasen des lebenslangen Lernens. Zu den Geschäftsfeldern zählen die Personal- und Organisationsentwicklung, berufliche Bildung und Integration, Existenzgründungsbegleitung sowie die ambulante berufliche Rehabilitation. Dabei arbeitet es eng mit den Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden Sachsen-Anhalt e. V. (AWSA) zusammen. Bei Interesse an einer kostenfreien Beratung zum Thema Inklusion wenden Sie sich an: Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e. V. Yvonne Janausch Telefon: 0391 - 74469 671 E-Mail: yvonne.janausch@bwsa.de ein Unternehmen der


Ein Schulprojekt, das Schule machen sollte Ein Beispiel, wie man mit dem Fachkräftemangel umgehen kann. Dr. Hannes König

m Jahr 1999 gründete sich aus dem ComputerClub Havelberg das Schüler-Institut für Technik und angewandte Informatik SITI e.V. mit dem Ziel, Schülern mit technischen und informatischen Interessen Angebote mit einem hohen Praxisbezug zu machen. Zugleich sollten Verbindungen zu Unternehmen, Hoch-, Fach- und Berufsschulen sowie Forschungseinrichtungen aufgebaut werden, um den Fachkräftebedarf in technischen Berufen besser decken zu können. Heute sind längst nicht nur „Jugend forscht“ und betriebliche Aufgabenstellungen Schwerpunkte des Havelberger Vereins zur Förderung interessierten Schüler. In zahlreichen technologieorientierten Schülerfirmen wird nicht nur produziert und verkauft, hier werden neue Produkte entwickelt, mit realen Unternehmen und anderen Schülerfirmen kooperiert. So ist hier ein realitätsnahes und erlebbares Wirtschaftssystem für Schüler entstanden. Fast 50 Schüler der Klassenstufen 5 bis 12 treffen sich im SITI an bis zu vier Tagen in der Woche, um weitestgehend selbstständig aktiv ihren Interessen nachzugehen oder sich in neuen Bereichen auszuprobieren. Derzeit zählen 122 „Ehemalige“ zu den Absolventen des Vereins. Davon haben nahezu 75 % beruflich einen Weg eingeschlagen, der mit ihrem Betätigungsfeld zuvor im Schüler-Institut übereinstimmte. Für viele hat sich der Berufswunsch im Schüler-Institut gefestigt, viele haben neue Interessen und Sichtweisen entwickelt und sich dann zielgerichtet auf ein entsprechendes Studium oder eine Ausbildung vorbereiten können. Zahlreiche Schüler nutzten gezielt vermittelte Betriebspraktika in Partnerunternehmen. Das ist Be-

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Schüler-Institut für Technik und angewandte Informatik SITI e.V. Schüler-Institut SITI e.V. Pestalozzi-Str. 5 39539 Havelberg Tel. 039387-59757 Fax 039387-79058 E-Mail: vorstand@siti.de Internet: www.siti.de

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Patrick und Jonathan hatten es mit ihren Aerodynamik-Untersuchungen an Mini-Rennwagen auf Bundesebene geschafft.

rufs- und Studienorientierung pur! Das Havelberger Modell zur Förderung von Unternehmertum und zur Sicherung des Fachkräftebedarfes wurde u.a. 2007 als Deutschlandsieger beim „European Enterprise Awards”, 2012 als Innovative Bildungsidee im „Land

Grafik: Berufliche Orientierung der bisher 104 Absolventen des Schüler-Instituts.

der Ideen“ auf Bundesebene ausgezeichnet und 2014 sogar als Good Practice Beispiel für Deutschland im Bericht der OECD zur Förderung von Unternehmertum veröffentlicht. In großen Zentren (z.B. Hamburg, Berlin oder Stuttgart) werden mit hohem finanziellen Aufwand Neubauten errichtet, die dann mit Leben erfüllt werden sollen, um Schüler für so genannte MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu motivieren. In Havelberg gibt es dafür seit über 15 Jahren eine Infrastruktur und eine nachweislich erfolgreiche Arbeit. Der Verein SITI e.V. kooperiert in Projekten, bei Vermittlung von Praktika bis hin zur Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen oder dualen Studienplätzen mit ca. 30 Praxispartnern. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit dem Magdeburger IT- und Dienstleistungsunternehmen Q-fin. Hier arbeiten bereits zwei der Havelberger SITI-Mitglieder seit mehreren Jahren im Unternehmen. Das ist schließlich das Ergebnis von mehreren Jahren enger Zusammenarbeit - eine win-win-Situation für beide Seiten: das Unternehmen hat frühzeitig unmittelbaren Kontakt zu motivierten und engagierten Schülern, Schüler lernen das Unternehmen bereits in den ersten Phasen einer Berufsorientierung kennen, was beiderseits vorteilhaft für die Suche nach geeigneten Nachwuchsfachkräften ist. Der Leitspruch des Schüler-Institutes unterstreicht diesen Ansatz von Beginn an und fordert zugleich zum Handeln auf: Die engagierte Jugend zu fördern, ist nicht nur eine interessante und dankbare Aufgabe, sondern auch eine gute Investition in die Zukunft. Wir suchen stets nach neuen Kontakten und Unterstützern.


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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Der ADAC ist immer in der Nähe ie Geschichte des Allgemeine Deutsche Automobil-Club e. V. - ADAC in SachsenAnhalt begann schon vor 111 Jahren: Am 7. August 1904 schlossen sich Motorenthusiasten im Gau II Thüringen-Provinz Sachsen zusammen. Die Zeitschrift „Deutscher Motorfahrer" informierte ihre Leser über das Ereignis: „Gau II Thüringen-Provinz Sachsen! Betreffs Gründung dieses Gaues wird hiermit auf Sonntag, den 7. August, vormittags um 11 Uhr zu Erfurt im Hotel Preußischer Hof eine konstituierende Gauversammlung einberufen...“ Die Zahl der Mitglieder wächst stetig und eine Trennung der Gebiete Thüringen und der Provinz Sachsen ist beschlossene Sache. Am 17. Mai 1908 findet im Hotel „Stadt Prag“ in Magdeburg die erste Hauptversammlung des ersten Ablegers „Gaus IIa Provinz Sachsen“ statt. Bei einem weiteren Mitgliedertreffen am 16. August in Dessau steht die endgültige Bezeichnung fest: „Gau IIb Provinz Sachsen-Anhalt".

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Der neue Verein ist auf touristisch-gesellschaftlichem Gebiet sehr aktiv. Sogenannte „Gaubecher-

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fahrten" werden initiiert und zählen bald zu den beliebtesten Veranstaltungen. Auf motorsportlichem Gebiet gibt es zahlreiche Initiativen wie Prüfungsfahrten, Ballonverfolgungsfahrten, aber auch Motorbootrennen. Am 26. Februar 1911 treffen sich 23 Mitglieder und gründen die Ortsgruppe Magdeburg unter dem Namen „Magdeburger Kraftfahrer-Club von 1911“. Am 29. August desselben Jahres beschließt eine außerordentliche Mit dem bei Hanomag ab 1925 am Fließband produzierten Kleinwagen - auch „Kommißbrot“ genannt sind die ersten ADAC-Pannenhelfer unterwegs.


25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Hauptversammlung die Änderung des Namens Deutsche Motorfahrer-Vereinigung in „Allgemeiner Deutscher Automobil-Club (ADAC)“, da bereits 75 Prozent der Mitglieder „Wagenfahrer“ sind. Wer wagt, gewinnt: Sogenannte Grenzkarten, die zur zollfreien Fahrt ins Ausland berechtigen, wurden kostenlos an die Mitglieder abgegeben. Vielseitige motorsportliche und gesellschaftliche Aktivitäten wurden in den folgenden Jahren gemeldet. Im Jahr 1928 Jahren beschloss der ADAC, die Organisation des Straßenhilfsdienstes in Deutschland zu übernehmen. Anfangs wurden Verträge mit externen Werkstatt-Partnern geschlossen. An den Schildern „ADAC-Hilfsstation“ waren die Partner erkennbar. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten entstand eine völlig veränderte Lage. Im Zuge der Gleichschaltung konnte der „Auto- und Motorrad-Club - Provinz Sachsen-Anhalt“ zwar sein 25jähriges Jubiläum feiern, gleichzeitig bedeutete dies aber auch das endgültige Ende. Nach dem Kriegsende wurden in der sowjetischen Besatzungszone keine Aktivitäten zur Gründung eines Automobilclubs zugelassen. Mit dem Fall der Mauer öffnete sich 1989 auch die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Der ADAC bot nun seine Hilfe rund um die Uhr auch im Ostteil Deutschlands an. 1990 öffnete die erste provisorische Geschäftsstelle in Magdeburg im historischen ADAC-Doppeldeckerbus auf dem damaligen Zentralen Platz. Mit der Erweiterung des damaligen Regionalclubs Niedersachsen zum heutigen ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt starteten die Stauhelfer nun in SachsenAnhalt: Eine Flotte von Pannenhelfer-Fahrzeugen steht den Automobilisten bei technischen Hilfen zur Seite. Auch für die Verkehrsbeobachtung aus der Luft in Sachsen-Anhalt fiel der Startschuss. Zwei Maschinen starteten in den 90er Jahren im Wechsel von den Flugplätzen Magdeburg, Dessau und Halle-Oppin, um den Verkehr auf der A2 und A9 zu beobachten. Der Schulweg wurde ab 1998 in Sachsen-Anhalt sicherer: Der ADAC entwikkelte die Aktion „Kleine Füße".

des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e. V. und zusätzlich 23 ADAC-Vertretungen. Auch in Magdeburg ist der Club mit einem Service-Center vor Ort. Was 1990 mit einem Bus begann, entwickelte sich im 25. Jahr des Bestehens zu einem modernen ADAC ServiceCenter am Hasselbachplatz. Mittlerweile die erste Adresse für Fragen rund um die Mobilität und Urlaub. Die „Gelben Engel“ kommen auch aus der Luft: Mehr als 52.500 Einsätze mit über 47.000 versorgten Patienten pro Jahr mit 50 Hubschraubern an 36 Stationen sprechen für die Kompetenz: Die ADAC-Luftrettung ist mittlerweile die größte Luftrettungsorganisation in Deutschland. Bereits im ersten Halbjahr 2015 halfen die Hubschrauber-Crews der ADAC Luftrettung gGmbH bei 27.606 Einsätzen mehr als 25.000 Patienten. Die Rettungsflüge starten in den Stationen Schkeuditz-Dölzig (Christoph 61 und Christoph 63), Wolfenbüttel (Christoph 30) und Uelzen (Christoph 19), die auch für Gebiete in Sachsen-Anhalt zuständig sind. Die ADAC-Rettungsflieger aus Schkeuditz-Dölzig flogen 2014 ein Drittel ihrer Rettungsmissionen in Sachsen-Anhalt. Die Alarmierung der Rettungshubschrauber in Deutschland erfolgt über die europäische Notrufnummer 112, unter der man die zuständigen Rettungsleitstellen erreicht. Hier entscheiden geschulte Disponenten nach der jeweiligen Situation, welches Rettungsmittel am besten geeignet ist. Gerade in ländlichen Gegenden sind die ADAC-Rettungshubschrauber oft schneller als ein Notarzt im Auto.

Die erste provisorische Geschäftsstelle in Magdeburg im historischen ADAC-Doppeldeckerbus auf dem damaligen Zentralen Platz.

Bereits 1903 in Stuttgart gegründet, ist der ADAC zum größten europäischen Automobil-Club gewachsen. Der ADAC hilft, informiert und vertritt engagiert die Interessen der Autofahrer. Zu seinen Mitgliederleistungen zählt natürlich die optimale Hilfe bei Pannen oder einem Unfall. Der ADAC ist immer in der Nähe. Und das rund um die Uhr! Rechtsberatung, Reiseinfos, Stauprognosen und Tests, jede mögliche Information bekommen die Mitglieder im Internet, per Telefon und auch persönlich in den ServiceCentern, acht davon befinden sich im Clubgebiet WIRTSCHAFT kompakt

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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Stunde Null: „Schlangen“ und Logistikprobleme benteuerliche Zeiten nach der Wende: Mit einem Doppeldeckerbus auf dem Zentralen Platz, einer Schreibmaschine und Pioniergeist begann die Ära des ADAC in Magdeburg vor 25 Jahren. Es war der erste Anlaufpunkt Anfang der 1990er Jahre, den die Elbestädter aufsuchten, um die begehrten Mitgliedausweise zu erstehen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Tagtäglich standen schon vor der regulären Öffnungszeit von 9.30 Uhr die Menschen vor dem Bus Schlange, erinnert sich Monika Schwabe (Bild unten) als eine der ersten Mitarbeiterinnen an die Anfangsjahre. Die Daten wurden mit der einzigen Schreibmaschine vor Ort in die Ausweise eingetragen. Telefone und Datenleitungen gab es noch nicht. Ein Mobiltelefon in Aktenkoffergröße diente als Notfall-Leitung. Die Anträge gingen jeden Abend per Zug in die Zentrale nach Hannover, wo sie dann in Computern erfasst wurden. Entlastung kam erst mit der ersten Geschäftsstelle in der Großen Diesdorfer Straße auf. Auch hier jeden Morgen das gleiche Bild: Schlangen von Menschen, die ihre Anträge auf ADAC-Mitgliedschaft stellten, Schutzbriefe beantragten, Kranken- und Rechtsschutzversicherungen abschlossen. Auch hier kam man schnell an die Kapazitätegrenzen und musste neue Geschäftsräume eröffnen. Erst in der WaltherRathenau-Straße, dann im Breiten Weg. Heute ist das moderne ServiceCenter direkt am Hasselbachplatz zu zu finden.

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ADAC: Service direkt vor Ort eben dem weiteren Ausbau des Servicenetzes - in diesen Tagen eröffnette eine weitere Vertretung in Stendal, ist der ADAC ab 2016 mit einem eigenen Veranstaltungsmobil in Sachsen-Anhalt unterwegs. Seit 2014 ist das ServiceCenter des ADAC am Hasselbachplatz 4 in Magdeburg zu finden. Hier erhalten die ADAC-Mitglieder alle Leistungen, die der Club bietet. Ob TourSet, Autobahn-Vignette, Reise-Angebote, Karten oder Versicherungen - vor Ort kann man sich beraten lassen und das Gewünschte gleich mitnehmen. So findet man im Reisebüro neben dem clubeigenen Angebot die Programme namhafter Veranstalter, die auch Nichtmitglieder buchen können. Kreuzfahrten, Flüge weltweit und Fährbuchungen gehören genauso dazu wie Pauschalreisen und Last-MinuteAngebote. Dazu bietet der Shop den Besuchern einen Komplett-Service rund um Urlaub und Mobilität. Neben Reise- und Sicherheitszubehör wie Reiseführern, Warnwesten und Verbandkästen sind dort in den Wintermonaten Schneeketten, Eiskratzer und Scheibenenteiser erhältlich. Die Schneeketten können von ADACMitgliedern sogar per Mietkauf erworben werden. Im Jubiläumsjahr gibt es zum Beispiel einen Verbandskasten zum Jubiläumspreis von 2,50 Euro im ServiceCenter Magdeburg. Bei der Reiseliteratur reicht die Palette der Karten und Reiseführer von A wie Australien bis Z wie Zypern. Das ADAC TourSet im neuen Design, individuelle Routenempfehlungen, Mautkarten und die Camping Key Europe (CKE) runden das touristische Leistungsspektrum des ADAC ab. Darüber hinaus bietet das ADAC ServiceCenter die ADAC PlusMitgliedschaft, sowie diverse ADAC Versicherungen rund um die Mobilität an. Die elektronische Versicherungsbestätigung (eVB) der ADAC Autoversicherung für die Zulassung eines Kfz kann sofort mitgenommen werden.

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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

„Ohne den ADAC geht es nicht“ enn die Motoren aufheulen, Dreck von den Reifen hoch spritzt oder wenn sie die Pylonen auf dem Parcours umkurven, dann sind die Mitglieder des „Motorsportclub (MSC) Oschersleben e. V. im ADAC“ in ihrem Element. Bereits seit September 1959 existiert der Club. Damals wurde der Verein im Allgemeinen Deutschen Motorsport Verband (ADMV) gegründet, mit dem Ziel, den Motorsport in all seinen Zweigen zu pflegen, die Verkehrsdisziplin durch Unterweisung der Jugend und der Erwachsenen zu steigern und sportliche sowie technische Erfahrung an die Mitglieder zu vermitteln. Neben der Motorsport-Arena Oschersleben sind die heute etwa 100 Mitglieder an der Autocross- und Motocross-Strecke „An den Sieben Bergen“ zu Hause. Doch nicht nur Auto- und Motocross stehen auf dem Trainingsplan des MSC. Es gibt auch die Möglichkeit, Erfahrungen in den Sparten Autoslalom und Kartslalom zu sammeln. Diese Vielfalt etablierte sich vor allem nach der Wiedervereinigung. Damals machte die Neuregelung des Vereinsrechts eine Umstrukturierung und Umbenennung erforderlich. Seit 1991 ist der MSC Oschersleben eingetragener Verein im ADAC. „Wir sind froh, dass wir dem ADAC angehören“, sagt Jens Wende. „Denn ohne den ADAC geht es nicht.“ Der Motorsportbegeisterte ist der zweite Vorsitzende des Vereins und bereits seit 1985 Mitglied des MSC. Vor allem die finanzielle Unterstützung und die fachliche Kompetenz mache den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club unentbehrlich. „Das große Gelände, auf dem wir regelmäßig trainieren und wo die Veranstaltungen stattfinden, muss natürlich unterhalten werden. Zudem kann man sich bei Fragen oder bei der Planung von Veranstaltungen immer an einen Ansprechpartner wenden“, erzählt der Vereinsvorsitzende. Gemeinsam mit dem ADAC richtet der MSC Oschersleben Enduro- und Autocross-Läufe aus. Jens Wende hatte sich bis 1997 aktiv am Renngeschehen beteiligt. Für ihn ist Autocross legendär, er begeistert sich aber auch für die anderen Sparten des Vereins. Inzwischen fungiert er als Veranstaltungsleiter und trainiert die Jugend im Automobilslalom. „Die Nachwuchsarbeit ist ein wichtiger Bereich. Denn wie viele Vereine müssen wir auch darum kämpfen, Jugendliche für das zu begeistern, was wir machen.“

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Das Team vom ADAC ServiceCenter in Magdeburg Hasselbachplatz 4, 39104 Magdeburg erwartet seine Gäste von montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr. Mehr Infos unter Telefon 0800 5101112

MSC Oschersleben

www.msc-oschersleben.de

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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Engel und Seelentröster für Automobilisten Alltag auf den Straßen - ein Tag mit ADACPannenhelfer Frank Lachmund.

ADAC-Pannenhelfer Frank Lachmund kommuniziert mit der Zentrale in Genshagen über sein im Fahrzeug integriertes Display, welches die Aufträge und notwendigen Informationen online übermittelt.

unkt 5 Uhr klingelt im Haus von Frank Lachmund der Wecker. Ein Tag, an dem der ADAC-Pannenhelfer seinen Dienst in der Frühschicht absolviert. Kurzes Duschen und schon sitzt er am Frühstückstisch und genießt den frisch gebrühten Kaffee in seinem Haus im Magdeburger Stadtteil Nordwest - besser bekannt als „Texas“. Seit nahezu 25 Jahren ist er täglich für den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) auf unseren Straßen unterwegs und sorgt mit seinem Wissen für die Mobilität der Autofahrer, wenn es einmal klemmt. Ausgebildet als Kfz-Mechaniker in einer Lada-Werkstatt, nahm der Magdeburger mit nur 23 Jahren im Januar 1991 als jüngster Pannenhelfer seinen Dienst beim ADAC auf.

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Um 5.50 Uhr der Gang zur Garage - der im gelben Ford S-MAX integrierte Computer fährt hoch. Punkt 6 Uhr drückt Frank Lachmund den Button „Dienstbeginn“ auf dem Display. Aus der Zentrale in Genshagen erhält er im Bruchteil einer Sekunde seinen ersten Einsatzort - ein Auto in Reform springt nicht an, wahrscheinlich ist die Batterie leer. Er startet sein Fahrzeug und macht sich auf den Weg durch den Magdeburger Berufsverkehr. Kurz bevor er am Ziel ist, wählt er die Nummer des Auftraggebers, die auf seinem Display angezeigt ist. Somit ist sichergestellt, dass die Fahrer der Pannenfahrzeuge auch an ihren Autos sind. Nach einer kurzen Begrüßung geht es auch schon an die Fehlersuche. Die Vermutung war richtig - die Batterie des acht Jahre alten Toyotas war leer. Das Licht war während der Nacht an. Mit dem Starthilfekabel gibt es den nötigen „Saft“ und schon

springt der Wagen an. Noch einen Rat gibt Pannenhelfer Lachmund mit auf den Weg: Den Wagen mindesten 45 Minuten fahren, damit sich die Batterie wieder auflädt. Wie in den meisten Fällen muss das ADAC-Mitglied nichts zahlen. Höchstens Lehrgeld, damit ein solcher Fehler nicht mehr vorkommt. Schon geht es zum nächsten Fall: Das Display zeigt an, am Rasthof Börde hat ein VW-Kombi aus Berlin ein „Problem“. Der Gang lässt sich nicht mehr einlegen. Die Vermutung des Autohalters - Getriebeschaden. Als Lachmund nach kurzer Fahrt eintrifft, ist die Aufregung groß. Die Berliner Familie ist auf dem Weg in den Urlaub, die Kinder quengeln, die Eltern sind genervt. Sie hatten schon auf den Abschleppwagen gehofft und waren gereizt, als Frank Lachmund mit seinem Einsatzwagen vorfährt. Doch der kann beruhigen. Nicht nur als Seelentröster, sondern ebenfalls mit der Gewissheit, dass bei 84 Prozent aller Einsätze die Pannenhelfer vor Ort den Schaden beheben können. Wie auch in diesem Fall. Der Dekkel des Bremsflüssigkeitsbehälters hatte sich gelöst und blockierte die Getriebestange. Ein kleines Übel mit großer Wirkung. Weiter geht es zum nächsten Auftrag. Ein Fahrzeughalter hat sich selber ausgesperrt. Der Schlüssel steckt, die Tür ist verriegelt. Fast täglich kommen solche Meldungen bei den Pannenhelfern an. Auch hier kann Frank Lachmund schnell und professionell helfen. Für eine Fahrzeugöffnung braucht er zwischen 2 und 45 Minuten, je nach Fahrzeugtyp. Alles ohne Spuren und Schäden zu hinterlassen. Und er hat auch gleich eine passende Anekdote parat. Von einem Liebespärchen, das sich zu einem Rendezvous am Barowsee traf. So wie die Natur sie geschaffen hatte, gingen sie baden. Die Sachen sicher im Auto verstaut, die Handys auch. Dumm nur, dass sich die Tür des Autos verriegelte. So mussten die beiden Hilfe holen - und dies alles im Adams- und Evakostüm. Und schon sendet die Genshagener Zentrale den nächsten Klienten auf das Display: Ein Bedienungsfehler lässt das Auto einer Fahrerin in Gerwisch nicht anspringen. Auch diese Panne zählt zu den acht bis zehn Einsätzen pro Schicht. Die immer kompliziertere Technik und Assistenzsysteme überfordern die Fahrzeughalter. Schnell konnte geholfen werden. Das Fahrzeug ist mit einem Automatikgetriebe ausgestattet und springt nur wieder an, wenn auch der

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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Schalthebel in der richtigen Position ist. Dies hatte die Halterin in der Aufregung übersehen. Auf jeden Fall hatte sie die Nummer des ADAC im Handy eingespeichert und konnte unter der Kurzwahl 22 22 22 (Festnetz 0180 2 22 22 22) Hilfe anfordern. Mittlerweile geht es auf 10 Uhr. Die Zentrale in Genshagen schlägt eine dreißigminütige Pause vor. Eine Tankstelle an der A2-Ausfahrt Rothensee bietet den notwendigen Rastplatz. Lachmund gönnt sich einen KaffeeStopp und packt seine Tupperbüchse aus. Er mag in den Pausen frisches Gemüse und Obst. Erst zum Feierabend gönnt er sich eine richtige Mahlzeit. Nach der Pause macht sich der ADAC-Pannenhelfer auf und fährt zum Großhandel, Ersatzteile ordern. Neben einem großen Reservoir an vom ADAC gestellten und kostenlosen Kleinteilen sind in den Fahrzeugen des Pannendienstes - die übrigens personengebunden sind - auch individuelle Ersatzteile Bestandteil in den unzähligen Fächern der mobilen Werkstatt. Jeder Fahrer kennt sein Einsatzgebiet und die hier vorherrschenden Fahrzeugmodelle, die regional abweichen. Früher waren es Keilriemen, die häufig rissen. Heute sind es Zündspulen, Elektronikteile oder Batterien, die schlappmachen. Werden bei Reparaturen vor Ort Teile verbaut, zahlt das ADAC-Mitglied lediglich den Einkaufspreis. 11 Uhr - Genshagen schickt gleich zwei weitere Aufträge. In Burg ist der Gasbowdenzug an einem VW-Käfer gerissen. Lachmund kann mit einigen Tricks helfen und bringt das Fahrzeug wieder zum Fahren. Allerdings muss der Besitzer nun in die Werkstatt und den alten Bowdenzug durch einen neuen ersetzen lassen. Weiter geht es nach Gardelegen. Bis zu 450 Kilometer legen die Einsatzfahrzeuge durchschnittlich am Tag zurück. Auf der Bundestraße 71 springt ein Fahrzeug auf dem Rastplatz nicht mehr an. Der Batteriestand ist zu niedrig und das Starthilfekabel muss den nötigen „Saft“ aus der bordeigenen Steckdose des Pannenhelferfahrzeuges liefern. Eigentlich wäre 14 Uhr jetzt Feierabend. Doch ein letzter Auftrag leitet Frank Lachmund in den Harz. In Halberstadt erwartet ihn eine junge Frau, deren Fahrzeug die Luft ausging. Und sie hatte kein Reserve- oder Notrad an Bord. Lachmund zeigt ihr, wie sie künftig mit Hilfe des im Audi vorhandenen Kompressors und dem Notfall-Dichtmittel aus der Sprayflasche ihr Fahrzeug wieder fit macht und in die nächste Werkstatt fahren kann. 16.10 Uhr fährt Frank Lachmund in die Einfahrt seines Hauses. Jetzt ist Feierabend. Nicht immer, denn häufig stehen auch mal Autobesitzer aus der Nachbarschaft vor seiner Tür, die einen technischen Rat für ihre Fahrzeuge benötigen. Diesmal nicht und er kann sich seiner Familie und seinen Hobbys widmen. Die regulären Schichtzeiten sind von 6 Uhr bis 23 Uhr. Dazwischen übernehmen regionale Dienstleister den Part der Pannenhilfe, so dass den Automobilisten 24 Stunden Hilfe an 365 Tagen zur Verfügung steht. Die Familie hat Verständnis für seinen Job und dass er auch mal an drei Wochenenden im Monat Einsätze fahren muss. In seiner Freizeit kann Lachmund allerdings auch nicht die Hände vom „Benzin“ lassen. Sein großes Hobby sind der Modellbau von Hubschraubern, Flugzeugen und Booten. WIRTSCHAFT kompakt

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25 Jahre in Sachsen-Anhalt

Wir denken an die Mobilität von morgen er ADAC beschäftigt sich sehr umfassend mit dem Thema Mobilität und blickt dabei auch schon weit in die Zukunft. Wenn wir über Mobilität sprechen, haben wir nicht einen Bereich im Visier. Mobilität heute und morgen ist mehr, als nur schnell von A nach B zu kommen. Der demographische Wandel, die Begrenzung der Infrastrukturen und Ver-kehrswege und der fossilen Brennstoffe, aber auch die politischen Vorgaben zum Lärm- und Umweltschutz erfordern neue, intelligente Verkehrskonzepte. Uns beschäftigen Fragen und Lösungen zu einer nachhaltigen, umweltfreundlichen und energieeffizienten Mobilität. Wichtig ist dabei, dass diese Mobilität gesellschaftsfähig und von den Bürgern gewollt ist und so auch gelebt wird.

systeme können künftig eine attraktive Ergänzung im innerstädtischen Mobilitätskonzept bieten. Ein weiteres Stichwort sind Elektrofahrzeuge (E-Autos und E-Bikes). Gerade im städtischen Bereich eine echte umweltfreundliche Alternative. Auch hier muss die Infrastruktur angepasst werden.

Natürlich müssen wir uns nach und nach vom Verständnis über den heutigen Individualverkehr verabschieden. Es gibt viele Szenarien. Wichtig ist, dass wir Ideen/Konzepte für den Verkehr von morgen für alle Bereiche und alle Bevölkerungsgruppen entwickeln.

Um den Radverkehr zu fördern, braucht man beispielsweise nicht nur ein schlüssiges Netz, sondern auch entsprechende Abstellanlagen, Verleihstationen, Ladestellen für E-Bikes oder sogar Servicestellen. Das gilt natürlich auch für E-Autos. Die Grundlagen dafür werden im Rahmen der Verkehrsentwicklungsplanung in vielen Städten derzeit geschaffen und müssen nun politisch manifestiert werden. Hier beteiligt und engagiert sich der ADAC in Arbeitskreisen diverser Städte und Gemeinden.

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Birgit Blaich-Niehaus, Leiterin Verkehr beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e. V.

Das eigene Auto galt lange, gerade bei jungen Erwachsenen, als Statussymbol. Der Führerschein zum 18. Geburtstag und möglichst das eigene Auto – das war gestern. Der Führerschein ist wichtig, doch das eigene Auto gehört nicht mehr ganz oben auf die Wunschliste. Der Trend zum späteren Autokauf und die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel sind Ausdruck der heutigen Art von Mobilität. Das heißt aber nicht Abkehr vom Auto, weiterhin wird dieser Gruppe eine große Affinität zum Auto attestiert. In den Großstädten ist Carsharing der neue Trend. In- wieweit Carsharing allerdings spürbare Marktveränderungen und Einflüsse auf die Mobilität haben wird, bleibt abzuwarten. Künftig werden wir mit verschiedenen Verkehrsmitteln von A nach B kommen. Man wird verantwortungsvoller bei der Wahl der Mittel sein Menschen bewegen sich künftig multimobil. Dies setzt eine Vielzahl von attraktiven Mobilitätsangeboten und eine gute Vernetzung voraus. Der Nahverkehr fährt in der Regel nicht von Haustür zu Haustür und rund um die Uhr. Fahrradverleih-

In den Städten ist schon jetzt an vielen Stellen der Wandel erkennbar. Die Verkehrsplanung rückt die schwächeren Verkehrsteilnehmer in den Vordergrund. Es entsteht eine völlig neue Mobilitätskultur, in der wir gleichberechtigt miteinander auskommen. Denn Verkehrssicherheit geht nur miteinander. Hier muss man Regeln akzeptieren, aber auch Verantwortung für andere Verkehrsteilnehmer übernehmen.

Die Szenarien der Mobilitätszukunft heißen keinesfalls, dass es künftig keine individuelle Fortbewegung mehr gibt. Individualverkehr wird es immer geben, auch mit dem Auto. Gerade im ländlichen Raum bestehen oft keine Alternativen zum Auto. Dabei werden die Fahrzeuge jedoch immer umweltfreundlicher und passen sich den verschiedenen Ansprüchen an – Antriebsarten, Fahrerassistenzsysteme und Geschäftsmodelle wie Carsharing. Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit werden im Vordergrund stehen. Mobilität muss stets gesellschaftliche Integration und Teilhabe gewährleisten. Sie ist ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg und soziale Integration. Es ist Aufgabe von Politik und Gesellschaft, die Mobilität (und Infrastruktur) für alle Bevölkerungsgruppen und Generationen nachhaltig und finanzierbar zu sichern.

Sonderveröffentlichung des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V. Lübecker Straße 17 • 30880 Laatzen • www.adac.de/adac_vor_ort/niedersachsen-sachsen-anhalt


Aufbruch in eine neue Zeit enn Nicole Stumpf vom neuen Renault Espace erzählt, leuchten ihre Augen. Die Gewerbekundenbetreuerin bei der Renault Röttig OHG gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn sie den Kunden das jüngste Flaggschiff vorstellt. Und wirklich: Der neue Renault Espace verkörpert in jedem Detail Emotion pur. Schon das Design mit der markanten Frontpartie mit Voll-LED-Scheinwerfern und der eindrucksvollen Lichtsignatur sorgen für einen kraftvollen und selbstbewussten Auftritt. Das attraktive Design findet auch im modernen und geräumigen Innenraum des neuen Renault Espace seine Fortsetzung. Reinsetzen und wohlfühlen – dieses Motto verkörpert der Espace wie kaum ein anderes Fahrzeug. Die stark konturierten und mit breiten Kopfstützen ausgestatteten Sitze umschließen Fahrer und Beifahrer und sorgen für höchsten Reisekomfort. Auch die Passagiere im Fond genießen höchsten Luxus. Sie nehmen auf drei komfortablen Einzelsitzen Platz – in der Siebensitzer-Version verfügt der neue Renault Espace zusätzlich über zwei vollwertige Einzelsitze in der dritten Reihe. Der Espace präsentiert sich bei Bedarf auch als echter

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Lademeister. Und das ist noch nicht alles: Mit dem innovativen und durchdachten One-Touch-System verwandelt sich das Raumwunder in wenigen Sekunden und auf Knopfdruck vom praktischen Familien-Van in einen vielseitigen Transporter. Nicole Stumpf demonstriert dass gerne - ein Fingertipp auf den Touchscreen-Monitor des serienmäßigen Online-Multimedia-System genügt, und schon falten sich die Rücksitze wie von Geisterhand zusammen. Mit einer umfangreichen Motorisierungspalette stehen leistungsstarke, dennoch sparsame Modelle parat. Die Zeit der belächelten Familienkutsche ist somit passé. Der neue Renault Espace strotzt vor Selbstbewusstsein und Noblesse, mit der auch jeder Geschäftsmann getrost auf dem Business-Deck am Airport vorfahren kann.

Nicole Stumpf, Gewerbekundenbetreuerin im Autohaus Röttig, demonstriert die zahlreichen Assistenzsysteme des neuen Renault Espace.

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39340 Haldensleben, J.-G.-Nathusiusstr. 33, Tel.: 03904 / 72 02 40

39120 Magdeburg, Filiale Börde, Carnotstr. 3, Tel.: 0391 / 6 11 79-0

39218 Schönebeck, Geschw.-Scholl-Str. 143, Tel.: 03928 / 42 43 13

39128 Magdeburg Nord, Neuer Sülzeweg 103, Tel.: 0391 / 25 15 010

39261 Zerbst, Coswiger Str. 11, Tel.: 03923 / 78 02 06

*Abbildung zeigt Renault Espace Intens mit Sonderausstattung. Zzgl. Überführungskosten netto ohne gesetzl. USt. 584,03 € / brutto inkl. gesetzl. USt. 695,- €


Nachfolger gesucht! Nach Schätzungen des IfM Bonn stehen bis 2018 jährlich rund 27.000 Übergaben an

ie eigene Nachfolge zu gestalten, ist eine der wichtigsten unternehmerischen Chefaufgaben: den Bestand des Unternehmens sichern, die passende Nachfolge-Persönlichkeit auswählen und sich selbst finanziell absichern. Viele Untersuchungen zeigen: Unternehmer packen das Thema zu spät an - und bedenken oft nur einzelne Aspekte. Die Ursachen für das oftmals zögerliche Herangehen an die Nachfolgeplanung sind vielfältig, vor allem aber aus zwei Gründen: Zum einen überwiegt im Alltag das Tagesgeschäft so sehr, dass Unternehmer sich keine Zeit für strategische Themen nehmen. Zweitens besteht oft die Sorge vor möglichen Konflikten, die zum Beispiel in der Familie mit dem Thema Nachfolge verbunden sein können. BDenn bei der familieninternen Nachfolge besteht der Preis eines Unternehmens nicht nur aus dem rechnerisch abgeleiteten Unternehmenswert. Es tritt eine beziehungsbedingte, emotionale Komponente hinzu

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Für insgesamt rund 135.000 Unternehmen wird nach Schätzungen des IfM Bonn in den kommenden fünf Jahren ein Nachfolger gesucht, weil die Eigentümer aufgrund von Alter, Krankheit oder Tod aus der Geschäftsführung ausscheiden. Gemessen an den

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jeweiligen Anteilen an der Gesamtwirtschaft werden Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und des Handels in stärkerem Maße als Unternehmen des Dienstleistungssektors vor der Übergabe stehen. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 100.000 Euro erreichen nicht den erforderlichen Jahresgewinn und gelten deshalb nicht als übernahmewürdig. Sowohl absolut als auch relativ sind die meisten Übergaben in der Größenklasse 500.000 bis unter eine Million Euro zu erwarten. Trotz der steigenden Anzahl vor der Übergabe stehender Unternehmen rechnet das IfM Bonn im Zeitraum 2014 bis 2018 nicht mit einer generellen Nachfolgerlücke. Zwar schrumpft das Nachfolgerpotenzial, aber die Anzahl der an einer Nachfolge Interessierten wird – zumindest rechnerisch – weiterhin die Anzahl der übernahmewürdigen Unternehmen, die einen Nachfolger suchen, übersteigen. Regionale und branchenspezifische Engpässe sind allerdings nicht völlig ausgeschlossen. Davon werden pro Jahr durchschnittlich 400.000 Beschäftigte betroffen sein - am häufigsten in Nordrhein-Westfalen, wo die meisten Unternehmen an-


gesiedelt sind, am wenigsten in Bremen und im Saarland. Ingesamt entfallen auf Westdeutschland 84,0 Prozent sowie auf Ostdeutschland einschließlich Berlin 16,0 Prozent der anstehenden Übergaben. Gemessen an den jeweiligen Anteilen an der Gesamtwirtschaft werden dabei Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und des Handels in stärkerem Maße als die im Dienstleistungssektor vor der Übergabe stehen. Das IfM Bonn ermittelt seit Mitte der 1990er Jahre die Anzahl der Unternehmensnachfolgen mittels eines selbst entwickelten Schätzverfahrens, da es keine amtliche Statistik hierzu gibt. Vorrangig suchen Unternehmer ihren Nachfolger in der eigenen Familie (54 Prozent), wie eine Analyse erfolgter Übergaben gezeigt hat. Eine unternehmensexterne Lösung wird zu 29 Prozent in Erwägung gezogen, die Übergabe an einen Mitarbeiter zu 17 Prozent.

lem in Kleinstunternehmen sind diese Grundanforderungen jedoch häufig nicht gegeben. So wird Familienunternehmern empfohlen, sich frühzeitig mit der eigenen Nachfolge zu beschäftigen – und diese konsequent anzugehen. Anderenfalls riskieren sie elementare Folgen sowohl für die eigene Familie als auch für die Mitarbeiter und die Region, in der das Unternehmen angesiedelt ist.

Scheitert die Nachfolgesuche, fehlen in der Regel die ökonomischen Grundvoraussetzungen: Ein Übernehmer lässt sich nur dann finden, wenn das Unternehmen gute Zukunftsaussichten besitzt und den Renditeerwartungen des Interessenten entspricht. Vor al-

Die Studie „Unternehmensnachfolgen in Deutschland 2014 bis 2018“, weitere Hintergrundinformationen und Grafiken sind auf der Homepage des Institut für Mittelstandsforschung (www.IfM-bonn.org) abrufbar.

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Wenn‘s um Geld geht.

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Ex-Geschäftsführer Jürgen Fröhlich (li.) und der jetzige Geschäftsführer der M3 Magdeburger Messebau und Marketing GmbH, Frank Baumann in der Lagerhalle des Unternehmens.

Visionär und Macher ohne Chefallüren Das eigene Unternehmen in fremde Hände zu geben fällt schwer, kann jedoch Erfolg bringen. Tina Heinz

ielgerichtet läuft Jürgen Fröhlich durch die Halle der M3 Magdeburger Messebau und Marketing GmbH. Obwohl er an diesem Tag nur als Gast das Unternehmen besucht, gibt er sich interessiert und begrüßt jeden Mitarbeiter per Handschlag. Ein bisschen Wehmut scheint in seinem Blick zu liegen … Kein Wunder – schließlich hat Jürgen Fröhlich M3 gemeinsam mit seiner Frau Christel 1992 gegründet und war mehr als 20 Jahre Geschäftsführer des Unternehmens. Angefangen hatte alles in einem alten Gebäude auf dem Schlachthofgelände in Stadtfeld. Inzwischen sind die Messebauer im Magdeburger Stadtteil Rothensee angesiedelt – günstig gelegen in der Nähe zur Autobahn – und Jürgen Fröhlich ist nicht mehr der Chef des Unternehmens. Nach so langer Zeit fiel das Loslassen schwer.

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Doch bei M3 ist eine neue Ära angebrochen. Der frühere Geschäftsführer hat einen würdigen Nachfolger gefunden, wie er selbst sagt. Seit September 2013 leitet Frank Baumann das Magdeburger

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Unternehmen. „Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen“, sagt Jürgen Fröhlich heute. „Man kann nicht bis zum Umfallen arbeiten.“ Aus Altersgründen entschied sich das Ehepaar, die GmbH aufzugeben. Zwei mögliche Szenarien gab es damals. „Entweder hätte es das Ende des Unternehmens bedeutet – wir hätten den Schlüssel im Schloss umdrehen und alles abriegeln können. Dann hätten wir auch die neun weiteren Mitarbeiter vor die Tür setzen müssen“, schildert Jürgen Fröhlich. „Die Alternative war, jemanden zu finden, der qualifiziert ist, das Geschäft weiter zu betreiben, und der den Mitarbeitern Sicherheit bieten kann.“ Ein Glücksfall, dass Letzteres eingetroffen ist, sind sich der frühere und der heutige Geschäftsführer einig. Im Bereich Messen, Ausstellungen und Kongresse ist Frank Baumann kein unbeschriebenes Blatt. Seit 1995 leitet er als geschäftsführender Gesellschafter die expotec GmbH mit Sitz in Berlin. „M3 war mir durchaus ein Begriff. Jürgen und


ich kannten uns von Messen wie der ITB. Als ich erfuhr, wie es um die Zukunft des Unternehmens bestellt ist, kam ich mit ihm ins Gespräch“, erzählt Frank Baumann. Man müsse sich schließlich ständig weiterentwickeln, meint der Geschäftsführer. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Und da die expotec GmbH auf den Bereich Messe-Veranstaltungen spezialisiert ist, lag es für ihn nahe, dass der Bereich Messe-Bau diese unternehmerische Weiterentwicklung bringen würde. Die Planung, die Gestaltung, der Auf- und Abbau von Messeständen – das war für Frank Baumann eine reizvolle Vorstellung für die Erweiterung seines Tätigkeitsfeldes. Natürlich auch, weil er auf gewisse Synergieeffekte der beiden Unternehmen setzte. Fast ein Jahr dauerte es, bis für die Übergabe alles geklärt war und Jürgen Fröhlich die Türen der M3 GmbH hinter sich schloss. Seitdem hat sich in den vergangenen zwei Jahren vieles verändert. Aber einiges ist auch gleich geblieben. „Ich wollte die erfolgreichen Jahre des Firmengründers nicht einfach als Blaupause verwenden“, sagt Frank Baumann. „Ich wollte den Schalter auf Wachstum stellen – qualitativ sowie quantitativ. Ohne die geordnete Übergabe durch meinen Vorgänger wäre das nicht ohne Weiteres möglich gewesen.“ Den Schalter umzulegen, das ist dem Geschäftsführer geglückt. Die Zahl der Mitarbeiter ist von den 9 übernommenen auf heute 14 Personen angewachsen. Neben den Beschäftigten in der Geschäftsführung arbeiten 3 Personen im Bereich Projektmanagement, 3 weitere für Grafik, Gestaltung und IT. 7 Mitarbeiter sind derzeit in Werkstatt, Tischlerei und Montage beschäftigt. Zudem gehören mehr als 100 freie Mitarbeiter auf allen deutschen und internationalen Messeplätzen zum Team.

„Wachstum ist jedoch nur in kleinen, regelmäßigen Schritten möglich“, meint Frank Baumann. „Wenn die Nachfrage stimmt, kann man überlegen, zu erweitern, Material und Personal nachzuziehen. Und das muss sich einander die Waage halten.“ Aber das funktioniere nur, wenn man auch bereit sei, zu investieren. Für den Geschäftsführer war es nach der Geschäftsübernahme das erste Ziel, finanzielle Aufwendungen für eine neue IT-Anlage einzusetzen. Auch in das Gebäude, das eine 1.200 Quadratmeter große Halle samt Lager und Werkstatt sowie einen 300 Quadratmeter großen Verwaltungstrakt umfasst, wurde investiert. „Natürlich haben wir auch unsere Transportmöglichkeiten erweitern müssen und deshalb Lkws erworben.“ Die neueste Anschaffung bei M3 Messebau ist eine CNC-Fräse. „Das alles finanziell zu bewältigen ist eine Herausforderung. Eine weitere, ebenso große Herausforderung ist es jedoch, die ständige Erneuerung der Unternehmenskultur, die das Wachstum erfordert, zu stemmen“, erklärt Frank Baumann. Und darin sieht er seine Hauptaufgabe: Die Strukturen, wenn notwendig, anzupassen und die Mitarbeiter bei diesen Prozessen nicht außen vor zu lassen. Die Messelandschaft ist nach Einschätzung des Geschäftsführers relativ stabil, was ihn optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Mit deutschlandweiten und internationalen Aufträgen – u.a. in China, Japan, Belgien, Italien und Spanien – ist die M3 Magdeburger Messebau und Marketing GmbH breit aufgestellt. „Wichtig ist für uns außerdem, dass wir bald die Zertifizierung als ‚sustainable company‘ erhalten.“ Als nächsten Schritt plant Frank Baumann, in seinem Unternehmen Lehrlinge auszubilden. „Denn nur so kann man sicher gehen, gutes, qualifiziertes Personal in das Team zu integrieren.“

M3-Tischler und Messebauer Oliver Krieg an der CNC-Fräse.

M3 Magdeburger Messebau und Marketing GmbH Gutensweger Straße 10 39126 Magdeburg Telefon: +49 391 - 50 91 310 Fax: +49 391 - 50 91 399 anfrage@m3messebau.de www.m3messebau.de

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HMP aus Magdeburg und die Nachfolge im Unternehmen Der lange Weg zum Branchen-Primus: HMP erfolgreich an die nächste Generation übergeben ei den Magdeburger Prüfgerätebauern läuft alles nach Plan - die lange strategisch vorbereitete Unternehmensnachfolge ist erfolgt. Zum Festakt anlässlich des 25-jährigen Bestehens im Juli 2015 konnte sich der Unternehmensgründer Klaus Hennings mit einem guten Gefühl in den Ruhestand verabschieden. Ein Kapitel der Firmengeschichte fand damit offiziell seinen Abschluss.

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Maschinenbauingenieur Klaus Hennings stellte sich 1990 einer neuen Herausforderung - einem aus jetziger Sicht beruflichen Kraftakt. Die Gründung seines heute erfolgreich am internationalen Markt agierenden Unternehmens gestaltete sich nicht gerade erfolgsversprechend. Er übernahm zur Wende als ehemaliger Mitarbeiter den Ableger eines DDR-Staatsbetriebes unter der Firmierung „Maschinen- und Prüfgerätebaugesellschaft mbH i.A.“. Mit allen Risiken: keine Bilanzen, keine Registrierung, kein Grundbucheintrag über das Firmengrundstück - schlechter konnte der Start in die Marktwirtschaft wohl kaum aussehen. Klaus Hennings kaufte 1991 das Unternehmen, finanziert mit Familienkapital. Die ganze Familie gab dafür buchstäblich ihr letztes Hemd, plünderte die Sparbücher und stärkte somit dem „Jungunternehmer“ den Rücken.

Der „Alte“: Gründer und langjähriger Chef der HMP Magdeburger Prüfgerätebau GmbH - Klaus Hennings.

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Bestandsaufnahme Mitte 1991: Klaus Hennings arbeitete mit nur noch zwei Mitarbeitern in seiner eigenen Firma, der Markt für Prüfgeräte Made in DDR war eingebrochen und die Kapitaldecke neigte sich dem Ende. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, startet Hennings nun voll durch. „Wer in der Planwirtschaft bestehen konnte, der kann dies in der Marktwirtschaft erst recht!“ - unter diesem Motto begann er die Überlebenschancen seines Unternehmens zu steigern und suchte Handelspartner im Westen für den Vertrieb von Prüfgeräten nach einheitlicher DIN-Norm. Unterstützung bekam er fortan von seiner Frau, die ihren sicheren Job aufgab und sich in das Abenteuer Marktwirtschaft wagte. Mit

dem Vertrieb von Prüftechnik konnte die HMP GmbH anfänglich zwar ihr Fortbestehen sichern, aber neue Aufgabengebiete und Auftragsgebiete mussten her. So begann man mit der Fertigung neuer Prüfgeräte - in kleiner Stückzahl und mit Teilen von Zulieferern gefertigt, fassten die Prüfgerätebauer wieder Fuß am Markt. Getreu Hennings Leitspruch: „Ein Unternehmer soll unternehmen, nicht jammern!“ investierte die Geschäftsleitung und begann eine neue Produktionsstätte in der Bülstringer Straße zu bauen. Es war ein klug vorbereitetes und finanziell abgesichertes Wagnis. Mit Erfolg: Die eigene Produktion ist heute das beste Fundament. Sie steht für die Realisierung von Qualität und Service auf hohem Niveau. Eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung garantiert die ständige Neu- und Weiterentwicklung der Prüfgeräte. Vielfältige Forschungsprojekte mit universitären Einrichtungen und Forschungsinstituten bringen innovative Produkte hervor. Die permanente Qualitätssicherung gewährleistet höchstmögliche Produktsicherheit. Mit über 3.000 Spezialprodukten im Sortiment ist die HMP GmbH ein kompetenter Partner für Ingenieurbüros, Baubetriebe, Universitäten, Hochschulen und Labore - Prüfgeräte aus dem Hause HMP stehen für höchste Qualität Made in Germany. Auch international sind die vom Unternehmen entwickelten und produzierten Messgeräte gefragt. Unter dem Credo „Mit einer Hand lässt sich kein Knoten knüpfen“ zählt für Klaus Hennings nicht nur die Unterstützung aller Familienmitglieder, die mit an seiner Seite die Geschicke des Unternehmens leiten, auch alle anderen Mitarbeiter stehen für den Erfolg. Richtungweisend für den Fortbestand des Unternehmens setzte Klaus Hennings auf eine familiengeführte Übernahme des Unternehmens und holte seinen Sohn Gunnar und dessen Ehefrau Skadi an Bord. Die neue Generation kennt das Unternehmen von der Pike auf. Gunnar Hennings gründete schon An-


Ein Unternehmer soll unternehmen, nicht jammern!

„ Mit dem Leichten Fallgewichtsgerät HMP LFG - ein Produkt aus dem Hause HMP - lassen sich schnell und unkompliziert die Tragfähigkeit und Verdichtungsqualität von Böden, ungebundenen Tragschichten und Bodenverbesserungen prüfen.

fang der 1990er Jahre eine eigene Firma, die in einer industriellen Kooperation als Zulieferer für HMP agierte. Seine Frau Skadi Hennings erhielt 1991 ihren ersten Arbeitsvertrag als studentische Hilfskraft für Gartenarbeiten und erste Marketingaktionen. Heute ist sie für Kommunikation, Marketing und Controlling verantwortlich. Im Jahr 2000 erfolgte die Einstellung Gunnar Hennings bei HMP mit Bestellung zum Geschäftsführer und Übertragung von Geschäftsanteilen. Damit wuchs auch die Verantwortung. Fortan kümmerte er sich um die Materialbeschaffung und den Vertrieb der Prüfgeräte. 2006 folgte der Bau einer weiteren Produktionsstätte und eines Bürogebäudes. Parallel dazu wuchs das Team, Mitarbeiter kamen hinzu. Investitionen in die betriebliche Infrastruktur folgten. Ende 2010 übergab Klaus Hennings den Staffelstab in der Unternehmensnachfolge an seinen Sohn Gunnar und zog sich mit der Übergabe der Firmenanteile aus dem Tagesgeschäft zurück. Ganz so einfach gestaltete sich die Übergabe jedoch nicht: Da die steuerliche Bewertung auf Basis des Ertragsverfahrens durchgeführt wird, bedurfte es schon einer gehörigen Portion Mut und Risikobereitschaft für die nachrückende Generation. Und auch bei der Unternehmensführung gerieten Jung und Alt schon einmal aneinander. Mit einer „gesunden Streitkultur“ suchten die Charaktere eine optimale Lösung für die Weiterführung der Firma. Das Credo des alten Chefs „Schmiede das Eisen, solang es heiß ist - Probleme sollte man möglichst sofort lösen“ stieß beim jüngeren Chef nicht immer auf Gegenliebe. Sein Motto: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Trotz der Diskrepanzen der zwei „Alphatiere“ verlor man das gemeinsame Ziel nie aus den Augen. Mit der Übernahme durch Gunnar Hennings kann sich das gesunde Unternehmen weiter in die Zukunft entwickeln. Die nächste Gerätegeneration und neue Software sind kurz vor der Fertigstellung

und kommen Anfang 2016 auf den Markt. Eine klare Aufteilung der Hierarchien nimmt den Druck vom Chef Gunnar Hennings, der sich nun verstärkt der eigentlichen Unternehmensführung und -entwicklung widmen kann. Die 15 Mitarbeiter und ihr Geschäftsführer konnten mit der Präsenz des Unternehmens im Internet und auf Messen sowie die Kontaktpflege zu ausländischen Vertriebspartnern das Exportvolumen weiter steigern. Die Prüfgeräte der HMP GmbH sind in über 90 Ländern auf allen Kontinenten im Einsatz. Viele Reisen in fernöstliche Märkte brachten neue Abnehmer. Mittlerweile sind die Prüfgeräte vorgeschriebene Standards bei Behörden in China und anderen Staaten. Unter den vielen Anfragen, die die Firmenzentrale täglich erreichen sind durchschnittlich zehn von internationalen Partnern. Die HMP GmbH erwirtschaftet mehr als 35 Prozent durch Auslandsgeschäfte. Jedes zweite in Magdeburg gefertigte Prüfgerät geht in den Export. HMP - steht für Made in Sachsen-Anhalt. Den Rat des „Weisen“ holt sich Gunnar Hennings dennoch ein. Als „DiMiDo“-Berater ist der Unternehmensgründer Klaus Hennings jeweils Dienstag, Mittwoch und Donnerstag in beratender Funktion anzutreffen. Er arbeitet jetzt hart daran, sein Rentnerleben zu organisieren und zu genießen - da stehen Sport und die Enkelkinder auf dem Plan. Sorgen um die Zukunft des Unternehmens muss er sich keine machen.

Bülstringer Straße 6, 39126 Magdeburg Telefon: (03 91) 251 46 66 www.hmp-online.com info@hmp-online.de

Der „Neue“: Visionär und HMPGeschäftsführer Gunnar Hennings. WIRTSCHAFT kompakt

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Baumkuchen-Manufaktur ist ein Touristenmagnet pricht man vom Baumkuchen, fällt im selben Moment der Name Salzwedel. Kein Ort in Deutschland ist so eng mit dem edlen Kuchen verbunden wie die Stadt in der Altmark. Seit mehr als 200 Jahren verbreitet sich von hier aus ein als „Baumkuchen“ bezeichnetes Feingebäck. Überliefert ist, dass im Jahr 1808 der Bäckergeselle Johann Andreas Schernikau aus Lübeck nach Salzwedel übersiedelte. Er gilt als Erfinder der noch heute gültigen Backrezeptur. „In dei wiede wiede Welt werd nerning so'n schön Baumkuchen backt äs in Soltwedel“ drückt es kaum besser ein alter altmärkischer Spruch aus. 1841 fand König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bei einer Huldigungsreise in die Altmark dieses Gebäck erstmals auf seiner königlichen Tafel. Sofort war er angetan von diesem lieblichen Backwerk, das sehr schnell die Adelshäuser eroberte. Damit konnte sich eine Vielzahl von Bäckern und Konditoren der Herstellung des Baumkuchens widmen. Das Herstellungsverfahren war in allen Unternehmen einheitlich: Baumkuchen ist ein Schichtgebäck, wird am offenen Feuer gebacken und die Masse Schicht für Schicht mittels Kelle auf einen rotierenden Spieß aufgetragen. Das Gleiche betrifft die Hauptbestandteile der Rezeptur.

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Frische Zutaten, Handarbeit und offenes Feuer machen den Original Salzwedeler Baumkuchen zum Unikat.

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Baumkuchen ist Kunst: Das hat viel mit Fingerspitzengefühl zu tun, das richtige Maß zu finden - wann kommt die nächste Schicht, wann ist der Kuchen gut. Die Zutaten zu einem guten Baumkuchen sind immer Butter, Zucker, Vanille, Mehl und richtige Eier. Eine Walze dreht sich langsam und regelmäßig vor einer offenen Flamme. Die Baumkuchenmasse wird in einer dünnen ersten Lage auf die Walze aufgetragen und gebacken. Und dann folgt Schicht um Schicht. Alle von Hand aufgetragen. Dadurch entstehen die typischen Ringe, unregelmäßig und wild. An den wilden Ringen erkennt man die aufwendige Handarbeit. Sie sind Zeichen allerhöchster Qualität. Und sie machen jeden Kuchen zu einem echten Unikat. Davon können sich die Besucher des Städtchens Salzwedel überzeugen. Im Mai 2015 eröffnete in der Holzmarktstraße die gläserne Baumkuchenmanufaktur Kruse GmbH. Salzwedels Einwohner und Touristen schauen montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr den Baumkuchenbäckern bei der Arbeit zu. Dazu wurde die Schaubäckerei komplett mit großen Glasfronten versehen, durch die die Besucher alle Arbeitschritte vom „Eier trennen“ bis hin zum Verpacken des fertigen Feingebäcks beobachten


können. An jedem Fenster hängt eine kleine Tafel, auf der genau beschrieben ist, was dahinter passiert. Dies ist vor allem für die Individualbesucher wichtig, denn so erhält man auch ohne Führung alle wichtigen Informationen. Gruppenführungen werden auch angeboten, sollten sich allerdings allerdings vorher unter der Telefonnummer 03901/42 21 07 anmelden. Gleich am ersten Fenster offenbart sich die traditionelle Handarbeit. Die frischen Eier werden per Hand in Eigelb und Eiweiß getrennt. Nur zwei Schritte weiter wird die Baumkuchenmasse angeschlagen. Dabei spielt Erfahrung eine große Rolle, denn viele Faktoren beeinflussen die Qualität des Baumkuchens. Ist der Teig fertig, wird per Hand das aufgeschlagene Eiweiß untergehoben und dann legt der Baumkuchenbäcker auch schon los – Schicht für Schicht wird die Baumkuchenmasse per Hand mit einer Kelle auf die sich vor offenem Feuer drehende Baumkuchenwalze gegossen. Als Besucher lässt sich nur erahnen, wie hoch die Temperaturen dort am offenen Feuer sein müssen. Nach 10 bis 12 Schichten ist die Baumkuchenwalze dann fertig und wandert gleich in den nächsten Raum – zum Abkühlen. Nach ein paar Stunden darf er in den nächsten Raum. Dort wird das leckere, altmärkische Traditionsgebäck dann mit Schokolade oder Fondant überzogen, um geschnitten und verpackt zu werden. Und das alles vor den Augen der Besucher. Wer nicht nur sehen will, wie der Baumkuchen hergestellt wird, sondern die

Spezialität auch kosten möchte, kann sich anschließend im nebenan befindlichen Café Kruse niederlassen. Dort kann man den Original Salzwedeler Baumkuchen natürlich auch kaufen. Aber ebenso in allen Filialen von „Ihr Landbäcker“ in Magdeburg und Sachsen-Anhalt sowie den angrenzenden Bundesländern, die ebenfalls diese Spezialität aus der Altmark in ihrem Sortiment haben.

Schicht für Schicht wird die Baumkuchenmasse per Hand mit einer Kelle auf die sich vor offenem Feuer drehende Walze aufgebracht.

Original Salzwedeler Baumkuchen erfreut sich mit seiner Einzigartigkeit und Rafinesse im In- und Ausland unveränderter Beliebtheit. Ob als ganzer Kuchen, in Ringen verpackt oder als Konfekt: Die Spezialität aus der Altmark ist ein perfektes Geschenk zum Jahresende. Ob Privat oder auch in Unternehmen kann man mit diesem Präsent auftrumpfen.

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Das geschmackvolle Präsent. Für Geschäftskunden, Mitarbeiter oder für die Familie? Zu Weihnachten, mit Firmenlogo zum Jubiläum oder zum Geburtstag?

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Innovation durch Weisheit Ingenieure von emeritio mischen sich ein Kluge Strategien für die wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt müssen intensiver diskutiert werden.

emeritio ist ein 2013 gegründetes Kollegium von Professoren, die das 60. Lebensjahr überschritten haben. Als Angehörige unterschiedlicher Disziplinen sind sie willens und bereit, das profunde Fachwissen der über 40 Mitglieder auch noch nach ihrer beruflichen Tätigkeit in mediale, soziale, medizinische, industrielle, wissenschaftliche, politische und andere relevante Strukturen der Gesellschaft einzubringen.

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Sachsen-Anhalts Wirtschaft steht im bundesweiten Ranking auf den hinteren Plätzen. Hier muss etwas geschehen. Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, muss eine Region auf frühere Erfolge aufbauen und Visionen für die Zukunft entwickeln. Sowohl aus der Tradition vorhandene als auch neu gewachsene Stärken müssen erkannt und eine Strategie erarbeitet werden, wie diese systematisch ausgebaut und genutzt werden können. Die Ingenieure von emeritio verspüren nicht den dafür nötigen Schub in der Gesellschaft, insbesondere in der Politik, der Wirtschaft und Wissenschaft in unserem Bundesland nachhaltig voranbringen würde. Die Wachstumsmotoren in unserer Region, dazu zählen insbesondere Wirtschaft, Kapital und Forschung, hier vor allem auch die angewandte Forschung für Unternehmen, sind seit dem Mauerfall unzureichend entwickelt und nur wenig verzahnt worden. Verschiedene exzellente Forschungseinrichtungen und Vorzeigebetriebe können nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine gezielte Zusammenführung regionaler Fähigkeiten und Stärken dringend erforderlich ist, um auf dem Markt erfolgreicher Produkte, Verfahren und Dienstleistungen anzubieten. Man könnte entschuldigend anmerken, dass in ganz Ostdeutschland derartige Defizite bestehen. So sind strategische Kooperationen von kleinen und mittleren Unternehmen mit Forschungseinrichtungen nicht nur in Sachsen-Anhalt relativ selten. Ein funktionierender Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft sowie das gemeinsame Erkennen und Erschließen vorhandener Innovationspotenziale sind aber lebenswichtig für das Entstehen einer wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstruktur. Die Ingenieure von emeritio rufen

dazu auf, in einer Fachkonferenz die Potenziale Mitteldeutschlands, speziell jene in Sachsen-Anhalt aufzuzeigen. Dazu sollten sowohl Kompetenzträger aus Wirtschaft und Wissenschaft als auch Vertreter von Gesellschaft und regionaler Politik zusammentreffen. Die Veranstaltung soll dem Wissenstransfer, dem Knüpfen von Kontakten und der Positionsbestimmung Sachsen-Anhalts im Wettbewerb dienen. Entscheidend ist, dass zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen ein strategisches Bündnis, ein Netzwerk entsteht, das herausarbeitet, worin die entsprechende Kernkompetenz der Region besteht und auf welchen Gebieten sie weiterentwickelt werden kann. In heutiger Zeit erwachsen echte Innovationen aber auch mehr denn je aus Interdisziplinarität, z.B. aus einer intensiven Verbindung von Medizin und Technik. Die Ingenieure dürfen also nicht allein bleiben. Über Symbiosen ähnlicher Art und deren Nutzbarmachung muss intensiver nachgedacht werden. Gerade hier kann sich emeritio auf Grund seiner Fachstruktur kreativ einbringen. Der Blick darf auch nicht auf Sachsen-Anhalt verengt werden. Eine interregionale Zusammenarbeit eröffnet größere Dimensionen für die nachhaltige Entwicklung der Region, erweitert und stärkt ihre Innovationsfähigkeit und ihre -potenziale. Eigentlich ist emeritio altersbedingt nicht unmittelbar an diesen Prozessen beteiligt. Der Blick von außen durch Wissenschaftler mit langer Lebens- und Berufserfahrung, die nicht mehr dienstlichen Zwängen ausgesetzt sind, wird aber das Erkennen von Zusammenhängen und Synergien und auch von Schwachstellen und Fehlentwicklungen erleichtern.

Professor Viktor Otte (Ingenieur): „Wir können mit einem gesunden Abstand von der operativen Arbeit nutzenbringende Potenziale identifizieren. Unsere Erfahrungen helfen uns, kluge Strategien von nicht optimalen Aktionen zu unterscheiden.“

Professor Friedrich Krause (Ingenieur): „Der Maschinen- und Anlagenbau lebt von Produkten, die auf dem Markt gefragt sind. Voraussetzungen dafür sind mehr denn je eigene Forschung und Entwicklung sowie enge Kooperation mit Impulsgebern.“

Professor Adolf Neubauer (Produktionstechniker): „Es ist an der Zeit, aufzuholen. Sachsen-Anhalt muss sich auf die gewachsenen Stärken besinnen und diese klug weiterentwickeln.“

Tino Grosche (Koordinator von emeritio): „Weisheit ist eine Quelle für Erkenntnis, auf die nur Ältere unter uns zugreifen können. Die Chance, von dieser Weisheit zu profitieren, ist ein Gewinn für unser Land.“


BILDER IM GROßEN STIL Der Ultrakurzdistanz-Beamer PHILIPS Screeneo überzeugt mit unzähligen Funktionalitäten und einem HD-Bild und einer Diagonale von bis zu 100 Zoll (254 Zentimeter). Mit seiner Klavierlackoberfläche und dem edlen Ledergriff gewann er den if product design award und ist ein DesignObjekt, das in jedes Büro oder jede Wohnung passt. Aber er sieht nicht nur gut aus, er kann auch was. Ausgestattet mit der neuesten LED-, HD- und 3D-Technologie, sorgt der Screeneo für spektakuläre Bildqualität in natürlichen Farben. Für den Screeneo sprechen seine Mobilität und große Flexibilität. Durch das integrierte Soundsystem mit zwei Lautsprechern und einem Subwoofer sowie dem DVB-T Tuner braucht es nicht mehr als eine freie Wandfläche, eine Steckdose und eine Antenne, um Kinoatmosphäre zu erzeugen. Das fünf Kilogramm leichte Gerät kann also überallhin mitgenommen und aufgestellt werden. Bei einem Abstand von zehn Zentimetern von der Wand projiziert der Screeneo ein HD-Bild mit 50 Zoll Diagonale – und zwar an jede Wand, ohne Leinwand. Die Bildgröße kann bis zu 100 Zoll bei einem Abstand von 44 Zentimetern flexibel variiert werden. Über drei HDMI- und drei USB-Anschlüsse sowie über W-LAN, VGA und DLNA können außerdem verschiedene Geräte angeschlossen werden.

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