ALAIN NISUS
(HG.)
DAS
GROSSE BUCH
GLAUBE PRÄDESTINATION MUNG HEIL KIRCHE ENIUM SCHÖPFUNG ENGEL
vom
UNFEHLBARKEIT EVOLU HEILIGER GEIST VO DREIEINIGKEIT TAUFE G
christlichen
GLAUBEN BRUNNEN l DAS HAUS DER BIBEL
Unter der Leitung von
Alain Nisus
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Das große Buch vom christlichen Glauben Titel der französischen Originalausgabe: 3RXU XQH IRL UpÁpFKLH – Text von Alain Nisus, Claude-Henri Gobat, Daniel Mattioli, Gilles Geiser, Luc Olekhnovitch, Pascale Bittner, Thomas Koning, unter der Leitung von Alain Nisus – Abbildungen von Guido Delameillieure und Alain Auderset, wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung © der deutschen Ausgabe: Das Haus der Bibel, 2017 Chemin de Praz-Roussy 4bis 1032 Romanel-sur-Lausanne, Suisse Alle Rechte vorbehalten. E-mail: info@bible.ch Internet: http://www.hausderbibel.ch Koedition mit Brunnen-Verlag Übersetzung aus dem Französischen: Anja Findeisen-MacKenzie. Die Übersetzerin dankt Dr. Manfred Dreytza, Krelingen, für seine Unterstützung. Die Bibeltexte stammen aus der Neuen Genfer Übersetzung und der Übersetzung von Schlachter 2000. Umschlaggestaltung: Daniela Sprenger ISBN Das Haus der Bibel 978-2-8260-5041-4 ISBN Brunnen-Verlag 978-3-7655-0977-3 Gedruckt in Tschechien bei Finidr
Inhaltsverzeichnis Einführung Bevor es losgeht… .........................................................................................................7 Wie man dieses Buch verwendet......................................................................... 13 Über die Autoren ........................................................................................................ 17 1. Gott .................................................................................................................................... 23 1. Warum der Gott der Bibel und kein anderer? ........................................... 27 2. Gott entdecken ...................................................................................................... 43 3. Die Namen Gottes ................................................................................................ 53 4. Die Eigenschaften Gottes .................................................................................. 65 5. Ein einziger Gott, drei göttliche Personen ................................................. 69 6. Gott der Schöpfer ................................................................................................. 87 2. Die Bibel .........................................................................................................................121 1. Was ist die Bibel?.................................................................................................125 2. Ist die Bibel von Gott eingegeben? ............................................................. 131 3. Der biblische Kanon ...........................................................................................159 4. Überlieferung und Auslegung .......................................................................179 3. Die unsichtbare Welt ................................................................................................203 1. Die Engel.................................................................................................................207 2. Satan und die Dämonen ..................................................................................225 4. Der Mensch ..................................................................................................................257 1. Wer oder was ist der Mensch?.......................................................................261 2. Der Mensch und sein Glaube.........................................................................273 3. Der Körper und die Sexualität .......................................................................281 4. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ..................................................295 5. Die Beziehung zu den Mitmenschen ..........................................................301 6. Der Mensch und seine Umwelt .....................................................................307 7. Verantwortung und Bestimmung................................................................. 313 5. Das Böse ........................................................................................................................319 1. Woher kommt das Böse? .................................................................................323 2. Was ist Sünde? .....................................................................................................339 3. Die biblische Einordnung der Sünde und ihre Auswirkungen .........359 6. Jesus Christus...............................................................................................................381 1. Der rätselhafte Jesus .........................................................................................385 2. Der Auftrag von Jesus .......................................................................................401 3. Jesus, der Messias............................................................................................... 411 4. Jesus: Gott wird Mensch ..................................................................................421
7. Der Heilige Geist .........................................................................................................451 1. Der Heilige Geist: einige historische Fakten ............................................455 2. Was … oder wer ist der Heilige Geist? ........................................................469 3. Das Wirken des Heiligen Geistes: Taufe und Erfüllung .......................477 4. Das Wirken des Heiligen Geistes: seine Gaben ......................................501 5. Schwierige Fragen rund um das Thema Heiliger Geist .......................531 8. Das Heil ..........................................................................................................................537 1. Die Wiederherstellung der Beziehung zu Gott ......................................541 2. Die Trinität und das Heil ..................................................................................579 3. Die Heilsgewissheit und das Beharren im Glauben ..............................587 4. Die Empfänger des Heils..................................................................................595 5. Das Heil in Christus und die anderen Religionen .................................. 617 9. Die Kirche ......................................................................................................................629 1. Die Kirche und das Evangelium.....................................................................633 2. Was ist die Kirche aus biblischer Sicht? .....................................................639 3. 9HUVFKLHGHQH $XරDVVXQJHQ YRQ .LUFKH ....................................................651 4. Die Aufgaben der Kirche..................................................................................665 5. Wie wird die Kirche geleitet? .........................................................................681 6. Die Sakramente ...................................................................................................695 7. Die Kirche und die Gesellschaft ....................................................................717 10. Tod und Ewigkeit......................................................................................................725 1. Was kommt nach dem Tod? ...........................................................................729 2. Das ewige Schicksal des Menschen ............................................................749 3. =XNXQIW XQG +RරQXQJ LQ GHU %LEHO .............................................................771 4. Die Ereignisse der Endzeit ...............................................................................779 5. Verschiedene Theorien über den Ablauf der Endzeit ..........................789 6. Die Zukunft der Schöpfung ............................................................................827 11. Was bedeutet das alles für mich persönlich? Ethische Überlegungen und Herausforderungen .......................................833 1. (WKLN XQG GLH 'HÀQLWLRQ YRQ *XW XQG %|VH...............................................837 2. Die Besonderheiten der christlichen Ethik ................................................847 3. Leben in einem Körper ......................................................................................863 4. Leben in der Familie ...........................................................................................889 5. Leben in der Gesellschaft .................................................................................901 Anhang ................................................................................................................................929 Glaubensbekenntnisse (Symbole) .....................................................................931 Sach- und Personenverzeichnis .........................................................................935 Bibelstellenverzeichnis .........................................................................................1019
Bevor es losgeht‌
Die Lehre und der Unterricht im christlichen Glauben – warum sie so wichtig sind Wenn junge – oder auch weniger junge – Christen an einer Bibelschule oder einer theologischen Fakultät studieren, hĂśrt man sie nicht selten sagen: „Ich habe mich zwar sehr fĂźr den Glauben engagiert, aber ich hatte wenig Ahnung davon.“ NatĂźrlich sollte man zuallererst Gott, sein Wort und die Menschen von ganzem Herzen lieben, wenn man eine Aufgabe in einer christlichen Gemeinde Ăźbernimmt. Aber das heiĂ&#x;t nicht, dass man deshalb keine gute Ausbildung oder zumindest solide Kenntnisse braucht. Paulus weist darauf hin, dass der Eifer fĂźr Gottes Sache ohne die damit verbundene richtige Erkenntnis unheilvolle Konsequenzen fĂźr die Gläubigen haben kann (RĂśmer 10,2). Warum aber brauchen wir BĂźcher, in denen die christliche Lehre festgehalten wird? GenĂźgt es denn nicht, die Heilige Schrift+ aufmerksam zu lesen, ihre Lehren im Glauben anzunehmen und tiefe geistliche Erfahrungen mit Gott zu machen? Sicherlich: Die Bibel ist die normative+ und kritische Instanz fĂźr den Glauben und das Leben einzelner Christen und der ganzen Kirche. Sie prägt unsere religiĂśse Meinung, und mit ihrer Hilfe kann man die Lehre der Kirche beurteilen und geistliche Erfahrungen bewerten. Daher ist es so wichtig, sie zu lesen und zu verstehen. Aber kĂśnnen wir uns immer JDQ] VLFKHU VHLQ VLH ULFKWLJ EHJULŕśťHQ ]X KDEHQ ZHQQ ZLU DXI XQV DOOHLQ gestellt sind? Zwar ist die grundlegende Botschaft des Evangeliums klar
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und einfach genug fĂźr alle Menschen, doch auf die Frage von Philippus: „Verstehst du denn, was du da liest?“, musste ein Ă„thiopier demĂźtig zugeben, dass er jemanden brauchte, der ihm die Bedeutung des Textes HU|ŕśťQHQ NRQQWH $SRVWHOJHVFKLFKWH In der Bibel wird der Lehre und der Unterweisung im Glauben durchweg eine wichtige Rolle eingeräumt. Schon im Alten Testament hatten die Priester und die Leviten die Aufgabe, dem Volk die Lehre der Thora (das Gesetz des Mose) nahezubringen und ihnen deren Sinn verständlich zu machen (Nehemia 8,7-8). Im Neuen Testament gewinnt die Lehre sogar eine noch grĂśĂ&#x;ere Bedeutung: * Jesus wird uns als der Herr vorgestellt, der seine ZuhĂśrer mit Vollmacht lehrt (Markus 1,22); * das Leben der ersten christlichen Gemeinde war grundlegend geprägt von der „Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen“, und daran hielt sie beharrlich fest (Apostelgeschichte 2,42); * die Ă„mter der Apostel, der Propheten und der Lehrer wurden sehr hoch geschätzt (1. Korinther 12,28; Epheser 4,11); * Timotheus wird dazu aufgefordert, auf sich selbst achtzugeben und auf das, was er lehrt (1. Timotheus 4,16), denn fĂźr die Christen und fĂźr die gesamte Kirche stellen die Irrlehrer und ihre falschen Ansichten eine reelle Gefahr dar. Es besteht kein Zweifel: Die „gesunde Lehre“ (1. Timotheus 1,10) ist ein wichtiges Element des christlichen Glaubens. Zwar geht es beim Glauben zunächst um das Vertrauen zu Gott, also darum, ihm das eigene Heil und das ganze Leben anzuvertrauen, es geht um die Antwort des Menschen auf Gottes Angebot, um eine persĂśnliche Beziehung zu Gott. Doch der Glaube hat auch eine ganz objektive Seite: Er hat bestimmte Inhalte, und er umfasst auch eine gewisse Anzahl von Lehrsätzen. Er ist „dieses unantastbare Gut, das denen, die zu Gottes heiligem+ Volk gehĂśren, ein fĂźr alle Mal Ăźberbracht worden ist“ (Judas 3), und darum ist es nur recht und billig, dass wir diesen Glauben annehmen, ihn verinnerlichen, ihn lehren, erklären und klar formulieren. Damit zeigen wir jeder neuen Generation von Gläubigen seine innere Harmonie, seine Zusammenhänge, seine Logik und seine dauerhafte GĂźltigkeit. Der Mensch kann einfach nicht umhin, Zusammenhänge herzustellen, seine Gedanken in ein System zu bringen und ihnen eine bestimmte
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Ordnung zu verleihen. Das ist fĂźr ihn eine intellektuelle und existentielle Notwendigkeit. Das Lesen der Heiligen Schrift fĂźhrt somit unweigerlich dazu, dass ihre Lehren in ein System eingeordnet werden. Das geschieht entweder unbewusst oder indem man sich eine Lehre „zusammenbastelt“. Jedoch kann man das Ganze auch ausgereifter, methodischer und systematischer angehen, mit der Hilfe aller Christen, und zwar nicht nur unserer Zeitgenossen, sondern auch jener, die uns vorausgegangen sind. Die systematische Theologie+ (auch Dogmatik genannt) ist eine Art Zusammenfassung des christlichen Glaubens, die uns dessen Ordnung und seine Harmonie aufzeigt. Manche biblischen Texte haben die Form eines systematischen Aufsatzes – wie zum Beispiel der RĂśmer- oder der Hebräerbrief –, doch normalerweise sind die Wahrheiten der Heiligen Schrift nicht so systematisch angeordnet. Gott redet nicht mit uns wie ein Professor, sondern so, wie es die Lebensumstände und die BedĂźrfnisse seines Volkes erfordern. Darum liegt es an uns, diese Aufgabe des Ordnens zu Ăźbernehmen und die Lehren, die sich an verschiedenen Stellen in der +HLOLJHQ 6FKULIW Ă€QGHQ DXIHLQDQGHU DE]XVWLPPHQ 1XU VR EHNRPPHQ ZLU eine umfassende Vorstellung von dem, was der Herr uns zu verschiedeQHQ 7KHPHQ RŕśťHQEDUW KDW 'LH .LUFKHQJHVFKLFKWH EHZHLVW GDVV HLQH XQvollständige LektĂźre der Bibel zu Häresien+ und IrrtĂźmern fĂźhren kann. Das Buch, das Sie in der Hand halten, ist eine systematische Zusammenstellung der christlichen Lehre. Es verfolgt das Ziel, seinen Lesern die Elemente und Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihren Glauben durchdenken und ihn sich so besser aneignen kĂśnnen. Anselm von Canterbury, ein christlicher Theologe aus dem Mittelalter, sagte, die Theologie sei der Glaube, der nach Einsicht sucht. Es geht also um einen Glauben, der sich selbst besser verstehen will, damit er wiederum besser glauben kann: Je besser man glaubt, umso besser versteht man; aber je besser man versteht, umso besser glaubt man. Der Glaube ist kein Sprung ins Leere oder Absurde, sondern ein Akt des Vertrauens auf Gott und auf sein Wort der Wahrheit. Das vorliegende Buch will sich jedoch nicht auf eine rein theoretische Darstellung des christlichen Glaubens beschränken. Es will auch zeigen, wie der Glaube ganz praktisch in unserem Leben verwurzelt ist und sich auf unseren Alltag auswirkt: „Was bedeutet das fĂźr mich persĂśnlich, wenn ich an diese oder jene Lehre glaube?“ Diese Frage taucht immer wieder
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auf, und ganze Teile des Buches sind den praktischen Auswirkungen der Lehre auf unser Leben gewidmet.
Was wir unter Wahrheit verstehen Im menschlichen Körper haben alle Organe ihren Platz und sind für den ganzen Organismus nützlich, allerdings sind manche von ihnen lebenswichtig. Man kann zwar ohne Daumen leben, aber nicht ohne Herz! Ebenso beruht der christliche Glaube auf einer Reihe von Lehrsätzen oder Wahrheiten, die unverzichtbar sind, und es ist wichtig, diese besonders
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Das große Buch vom christlichen Glauben
hervorzuheben. Wenn man die grundlegenden Wahrheiten des christlichen Glaubens nicht teilt, ist eine geistliche Gemeinschaft kaum mĂśglich. Auf religiĂśsem Gebiet sind nicht alle Meinungen miteinander vereinbar. Darum wird in diesem Buch nicht die relativistische Haltung vertreten, die Wahrheit gebe es nicht, sondern es gebe viele Wahrheiten, und folglich sei jede „Wahrheit“, die ein Einzelner oder eine Gruppe vertritt, vollkommen legitim. Stattdessen sind wir der festen Ăœberzeugung, dass Gott sich RŕśťHQEDUW XQG XQV ZLFKWLJH :DKUKHLWHQ  EHU VLFK VHOEVW XQG  EHU XQV PLWgeteilt hat. Wir sind eingeladen, uns von ganzem Herzen an diese Wahrheiten zu halten. Einerseits gibt es also Grundlagen, die nicht infrage gestellt werden kĂśnnen. Andererseits aber werden bestimmte Bereiche der christlichen Lehre unter Christen durchaus diskutiert. Die Autoren haben es sich zur Aufgabe gemacht, die kleinen Unterschiede, Diskussionen oder sogar Streitigkeiten unter Christen darzulegen, besonders die der protestantischen Christen. Auch wenn es sich hier um ein dogmatisches Werk handelt (das die christliche Lehre darstellt), nimmt es keine dogmatische Haltung ein (die keine Diskussion zulässt). Stattdessen schlägt es einen Weg vor, der zu einer vertieften Einsicht in den christlichen Glauben fĂźhrt. Die Leserinnen und Leser werden in diesem Werk also auf verVFKLHGHQH 3RVLWLRQHQ WUHŕśťHQ GLH REMHNWLY GDUJHVWHOOW ZHUGHQ ZREHL GLH Autoren ihre persĂśnliche Ăœberzeugung jedoch nicht verbergen. Folglich ZLUG PDQ EHL GHU /HNW UH QLFKW LPPHU PLW DOOHP ZDV PDQ GRUW YRUĂ€QGHW einverstanden sein, aber man wird in die Lage versetzt, die Argumente der einen und der anderen Seite nachzuvollziehen, sie zu beurteilen und
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sich eine eigene Meinung zu bilden (1. Thessalonicher 5,21). Das ist zumindest das Ziel. Dieses Buch wurde von mehreren Autoren verfasst. Beim Lesen wird man Unterschiede im Stil, in der Form, der Wortwahl und in anderen Nuancen feststellen. Diese Vielfalt ist durchaus beabsichtigt. Trotzdem handelt es sich hier nicht um ein Kaleidoskop der Meinungen. Es besteht eine grundlegende Einigkeit, die sich auf das gemeinsame Bekenntnis zu dem dreieinigen Gott gründet, auf die Botschaft des Evangeliums vom Heil durch Jesus Christus und auf die vertrauensvolle Lektüre der Bibel, die als das zuverlässige Wort anerkannt wird, das Gott an uns gerichtet hat. Das Buch wendet sich an alle. Fachwörter werden entweder vermieden oder erklärt. Manche lesen dieses Buch wie einen Roman von der ersten bis zur letzten Seite, andere verwenden es als eine Art Handbuch oder Lexikon und suchen nur nach der Information, die sie gerade brauchen. :LU KRරHQ GDVV GDV %XFK VHLQH /HVHULQQHQ XQG /HVHU GDYRQ  EHU]HXJW dass es sich bei der Theologie um keine trockene, sterile Wissenschaft handelt, die nur einigen Auserwählten vorbehalten ist, sondern dass sie vielmehr spannend und für alle zugänglich und bereichernd ist. Alain Nisus
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Wie man dieses Buch verwendet Das vorliegende Buch ist von mehreren Autoren aus dem franzĂśsischsprachigen Raum verfasst worden. Pastoren sowie Lehrkräfte an theologischen Ausbildungsstätten in der Schweiz und in Frankreich, aus verschiedenen Denominationen1 stammend, waren mit groĂ&#x;er Hingabe an diesem Werk beteiligt, und wir mĂśchten uns bei ihnen allen dafĂźr sehr herzlich bedanken. Ihre Ziel bestand darin, den christlichen Glauben bis in die Einzelheiten so darstellen, dass jĂźngere Menschen es verstehen kĂśnnen. Was den Umfang des Werkes betraf, so mussten sie mit Einschränkungen leben, aber gerade das fĂźhrte zu einem bereichernGHQ $XVWDXVFK XQWHUHLQDQGHU 1XQ KRŕśťHQ ZLU GDVV GDV (UJHEQLV I U junge Menschen und Junggebliebene bis zu 100 Jahren sowie fĂźr die sie Unterrichtenden hilfreich ist. Ein besonderer Dank gilt Alain Nisus, der sich gerne auf die Herausforderung eingelassen hat, die theologische Verantwortung fĂźr ein solches Projekt zu tragen. Manchmal ist es einfacher, selbst einen Text zu schreiben, als die Leitung und Redaktion fĂźr ein kollektives Werk zu Ăźbernehmen! Der Lehrteil dieses Buches ist in zehn groĂ&#x;e Themen gegliedert (dazu kommt ein Abschnitt, der sich mehr mit ethischen Fragen befasst), und diese wiederum sind in mehrere Kapitel unterteilt. Die Leserinnen und Leser kĂśnnen bestimmte Themen auswählen, indem sie das Inhaltsverzeichnis zu Rate ziehen. Sie kĂśnnen aber auch Ăźber das Sachund Personenverzeichnis in den Text vordringen, das sich am Ende des %XFKHV EHĂ€QGHW RGHU DXFK  EHU GDV %LEHOVWHOOHQYHU]HLFKQLV 0DQFKH ziehen es vor, die Fragenliste oder die Ăœbersicht durchzugehen, die sich MHZHLOV DP $QIDQJ MHGHV 7KHPHQEHUHLFKHV EHĂ€QGHQ XQG VLFK GDGXUFK 1 Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches waren sie in folgenden Gemeinden engagiert: baptistisch, methodistisch, Freikirchen, CAEF (CommunautĂŠs et AssemblĂŠes EvangĂŠliques de France – Zusammenschluss evangelischer Gemeinden in Frankreich) und FREE (FĂŠdĂŠration romande d’Eglises ĂŠvangĂŠliques – Bund evangelischer Gemeinden in der franzĂśsischsprachigen Schweiz).
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weiterleiten zu lassen. Wichtig ist nur, dass dieses Buch – manche nennen es lieber Handbuch – gelesen, durchdacht und verinnerlicht wird und sich so zu einem wertvollen Hilfsmittel entwickelt. Es gehĂśrt in die Hände all GHUHU GLH VLFK QLFKW GDPLW DEĂ€QGHQ ZROOHQ GDVV DQGHUH LKQHQ VDJHQ ZDV sie glauben sollen. Es ist fĂźr die Menschen geschrieben, die genau wissen wollen, warum sie etwas Bestimmtes glauben, und die das, was sie glauben, dann auch zum Ausdruck bringen mĂśchten. Dem eigentlichen theologischen Teil wurden verschiedene Elemente hinzugefĂźgt. Die Leser der Neuen Genfer Ăœbersetzung und der Schlachterbibel 2000 werden die zitierten Bibelverse wiedererkennen, denn diese beiden Ăœbersetzungen wurden in diesem Buch verwendet (die NGĂœ fĂźr das Neue Testament und Schlachter 2000 fĂźr das Alte Testament). Zoom Unter dem Stichwort „Zoom“ werden die verschiedenen Sichtweisen dargestellt, die es in christlichen Kreisen zu einem bestimmten Thema gibt; dort wird auch ausgefĂźhrt, welche Konsequenzen sich aus der einen oder der anderen Sichtweise ergeben. Andere Weltanschauungen und Weltreligionen kommen ebenfalls hier zu Wort, sofern es fĂźr das Thema passend ist.
Info-Punkt $XI PDQFKH )DFKEHJULŕśťH NDQQ PDQ HLQIDFK QLFKW YHU]LFKWHQ 'LHVH ZHUGHQ XQWHU GHU 5XEULN Ă…,QIR 3XQNW´ HUNOlUW +LHU Ă€QGHW PDQ DXFK JHQDXHUH Erläuterungen, die wichtig sind, um das zuvor AusgefĂźhrte besser verstehen zu kĂśnnen.
Historische Perspektive Unter dem Stichwort „Historische Perspektive“ wird aufgezeigt, wie eine beVWLPPWH /HKUH VLFK KLVWRULVFK HQWZLFNHOW KDW XQG ZHOFKH .RQĂ LNWH HV LQ GHU .LUFKHQJHVFKLFKWH ]X GLHVHP 7KHPD JDE $X‰HUGHP Ă€QGHW PDQ KLHU JUXQGOHgende kirchengeschichtliche Texte. Warum? Weil wir nicht die Ersten sind, die glauben oder die versuchen, ihren Glauben zu formulieren. Und weil ein Blick in die Geschichte uns hilft, unsere eigene Voreingenommenheit zu erkennen und uns vor ihr in Acht zu nehmen.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Was bedeutet das alles fĂźr mich persĂśnlich? Wie Alain Nisus weiter oben bereits schrieb, mĂśchte dieses Buch aufzeigen, wie der Glaube ganz konkret und praktisch in unserem Alltagsleben verwurzelt ist. Was bedeutet das fĂźr mich persĂśnlich, wenn ich an diese oder jene Lehre glaube? Hat das konkrete Auswirkungen auf meinen Alltag und mein Glaubensleben (oder sollte es das haben)? Auf diese Frage sollen die AusfĂźhrungen unter der Rubrik „Was bedeutet das alles fĂźr mich persĂśnlich?“ eine Antwort geben.
Training fĂźr die grauen Zellen Manchmal hat ein Theologe oder Schriftsteller etwas geschrieben, worĂźber es sich nachzudenken lohnt. Wir kĂśnnen dabei zu dem Schluss kommen, dass die GRUW JHlX‰HUWHQ *HGDQNHQ IUDJZ UGLJ VLQG RGHU ZLU Ă€QGHQ HV ZHUW OlQJHU Ăźber sie nachzudenken und ihre groĂ&#x;e Bedeutung zu schätzen. Das „Training fĂźr die grauen Zellen“ soll uns also zum weiteren Nachdenken anregen, falls wir das nicht sowieso schon tun!
[FAQ (Frequently asked questions) Eine Reihe von Fragen taucht jeweils zu Beginn eines Kapitels auf. Sie werden entweder im Text selbst behandelt oder unter der Rubrik „FAQ“. Die meisten dieser Fragen wurden uns von jungen Christen gestellt. Wir hatten sie nämlich gebeten, uns die Punkte im christlichen Glauben zu nennen, die sie selbst als schwierig empfanden oder zu denen sie Anfragen hatten. Diese Fragen wurden in die FAQ-Listen dieses Handbuchs aufgenommen.
]
Das Zeichen + hinter einem Wort bedeutet, dass dieser oder ein ihm YHUZDQGWHU %HJULŕśť LP 6DFK XQG 3HUVRQHQYHU]HLFKQLV DP (QGH GLHVHV Buches vorkommt. Die dort vorhandenen Informationen kĂśnnen fĂźr das weitere Verständnis sehr hilfreich sein. 6FKOLH‰OLFK Ă€QGHQ ZLU LQ GLHVHP %XFK DXFK HLQLJH ,OOXVWUDWLRQHQ GLH XQV  EHU GHQ (LQĂ XVV GLHVHU RGHU MHQHU /HKUH QDFKGHQNHQ ODVsen oder mit denen die kleinen Schwächen von uns Christen aufs Korn
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genommen werden. Wir freuen uns sehr, dass wir hier Beiträge von Guido Delameillieure erhalten haben, dem Sieger des Wettbewerbs, den wir zu diesem Zweck ausgerufen haben, sowie von Alain Auderset, der ja in der Welt des Comics kein Unbekannter ist. Auf der französischsprachigen Internetseite mabible.net erhalten alle Interessierten weitere Informationen. Dort gibt es auch ein Diskussionsforum. Die Seite wird im Lauf der Zeit weiterentwickelt werden. Hier kann man Kommentare abgeben oder Fragen stellen. Auch das ist ein Weg, auf dem wir unseren Glauben vertiefen und im Alltag umsetzen können. Zum Schluss noch der Hinweis: Dieses Buch ist kein akademisches Werk, auch wenn Theologiestudierende es sicherlich mit Gewinn lesen werden. Daher haben wir uns gegenüber so manchen akademischen 5HJHOQ JHZLVVH )UHLKHLWHQ KHUDXVJHQRPPHQ :LU KRරHQ GDVV XQVHUH Texte auf diese Weise leichter zu lesen und zu verstehen sind. Nun wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern gute Entdeckungen, intensives Nachdenken und einen gewinnbringenden Gedankenaustausch!
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Tod
Kirche
Heil
H. Geist
Jesus
Das Bรถse
Mensch
Gott Unsichtbar
Gott
Ethik
Bibel
1.
23 Gott
Wie können wir sicher sein, dass es Gott gibt? S.27 Was bedeutet Blasphemie (Gotteslästerung)? S.54 Hat sich der Monotheismus aus dem Polytheismus entwickelt? S.37 Warum ist Gott unsichtbar? S.60 Ist Gott ein Mann oder eine Frau? S.67 Was bringt es zu beten? Ändert Gott seine Meinung? S.63 Wenn Jahwe für immer der Name Gottes ist, warum nennt man ihn dann nicht mehr so? S.56 Warum sprechen wir von Dreieinigkeit, REZRKO GLHVHU %HJULර QLUJHQGV LQ GHU %LEHO DXIWDXFKW" S.70 Warum will Gott, dass wir ihn lieben? Was hat er davon? S.83 Ist Gott nur der Gott Israels? S.41 Kann man Gott wirklich begreifen? S.44 Sind die Evolutionstheorie und der christliche Glaube miteinander vereinbar? S.96 Was bedeutet es, Gott zu sein? S.57 Was versteht man unter Vorsehung? S.66
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Das große Buch vom christlichen Glauben
Gott
S.43
3. Die Namen Gottes
S.53
4. Die Eigenschaften Gottes
S.65
5. Ein einziger Gott, drei göttliche Personen
S.69
6. Gott der Schöpfer
S.87
Das Böse
2. Gott entdecken
Jesus
S.27
Tod
Kirche
Heil
H. Geist
1. Warum der Gott der Bibel und kein anderer?
Mensch
Unsichtbar
'HU %HJULර VHW]W VLFK ]XVDPPHQ DXV GHQ JULHFKLVFKHQ :|UWHUQ theos („Gott“) und logos („Wort“, „Studium“).
Bibel
Die Theologie ist die Wissenschaft von Gott.
25 Ethik
Gott
Ehe die Berge wurden und du die Erde und den Erdkreis hervorbrachtest, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott! Psalm 90,2
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Bibel
Gott
Zunächst einmal mßssen wir feststellen, dass wir nicht alles sehen, von dessen Existenz wir ßberzeugt sind.
Jostein Gaarder: 6RĂ€HV :HOW Carl Hanser Verlag, 1993, S.260.
Im christlichen Glauben stützt sich jede Aussage über Gott auf eine sehr zuverlässige Quelle: die Bibel. Dahinter steht ein grundlegender Gedanke: Damit die Menschen mit ihren begrenzten Fähigkeiten Gott erkennen N|QQHQ GHU VR JDQ] DQGHUV LVW DOV VLH PXVV *RWW VLFK LKQHQ RරHQEDUHQ
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Gott
Tod
Kirche
Heil
Einmal diskutierten ein russischer Kosmonaut und ein russischer Gehirnspezialist Ăźber Religion. Der Gehirnforscher war Christ, der Kosmonaut nicht. „Ich war schon oft drauĂ&#x;en im Weltraum“, protzte der Kosmonaut, „aber ich habe weder Gott noch Engel gesehen.“ – „Und ich habe schon viele kluge Gehirne operiert“, antwortete der Gehirnforscher, „aber ich habe nirgendwo auch nur einen einzigen Gedanken entdeckt.“
Jesus
Die Frage nach der Existenz Gottes
H. Geist
Gott ‌ Es ist ja ganz schÜn, ßber ihn zu reden, aber wie kÜnnen wir sicher sein, dass es ihn wirklich gibt? Wir sehen ihn ja nicht! Und von welchem Gott reden wir ßberhaupt? Es gibt doch so viele GÜtter!
Das BĂśse
Mensch
Bibel und kein anderer?
Unsichtbar
1. Warum der Gott der
Was die Bibel als Voraussetzung sieht‌ Zuerst einmal mĂźssen wir feststellen, dass die Bibel nicht versucht, Gott zu beweisen. Sie stellt seine Existenz als eine Tatsache dar, die man nicht leugnen kann. Gott existiert, er lebt, und er handelt – Punkt. Er hat unsere Beweise nicht nĂśtig, um zu existieren, er ist einfach da. Es wäre ja auch ein Zeichen groĂ&#x;er Schwäche, wenn der allmächtige, ewige Gott unsere Beweise bräuchte, um sich selbst von seiner Existenz zu Ăźberzeugen. Und vielleicht ist die wahre Frage, die wir uns stellen sollten: Wie kĂśnnen wir eigentlich sicher sein, dass wir selbst existieren? Wenn es Gott nämlich nicht gibt, dann gibt es uns auch nicht! Die Bibel entstand in einem Umfeld, in dem die Existenz des GĂśttlichen als etwas Selbstverständliches vorausgesetzt wurde. Hier stand man weniger vor der Frage, ob es Gott Ăźberhaupt gibt; man fragte sich eher, welcher Gott der wahre und welche GĂśtter die falschen waren. Der Narr spricht in seinem Herzen: „Es gibt keinen Gott!“
Psalm 14,1
Als Nächstes mĂźssen wir uns klarmachen, dass man Gott nicht so beweisen kann, wie man andere Dinge beweist. Man kann ihn nicht beobachten wie ein MolekĂźl, und man kann ihn nicht mit intellektuellen Ăœberlegungen erklären. Und das ist eigentlich eine gute Nachricht. Warum? Wenn Gott sich uns nämlich beweisen kĂśnnte wie irgendein anderes Element in dieser SchĂśpfung (Zeit, Raum, MolekĂźle‌), dann wĂźrde das ja bedeuten, GDVV HU JDU QLFKW VR YLHO DQGHUV LVW DOV GLH :HOW GLH HU JHVFKDŕśťHQ KDW 'LHVH 8QWHUVFKHLGXQJ ]ZLVFKHQ GHP 6FK|SIHU XQG GHU JHVFKDŕśťHQHQ :HOW LVW der Grund, warum wir Gott nicht so beweisen kĂśnnen wie irgendein anderes Element unserer Welt. Und das ist fĂźr unseren Glauben eigentlich ermutigend. Doch selbst wenn Gott sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt, kĂśnnen wir uns doch sicher sein, dass es ihn gibt, und zwar aufgrund der „Spuren“, die er in der Welt und in unserem Leben hinterlassen hat. Wenn wir die Zeichen seines Handelns, die ja sichtbar sind, nicht wahrnehmen kĂśnnen, dann nicht deshalb, weil Gott unsichtbar ist. Seine Spuren weisen GDUDXI KLQ GDVV HU VLFK RŕśťHQEDUW KDW XQG HV DXFK ZHLWHUKLQ WXW *RWW RIfenbart sich vor allem durch die Heilige Schrift (die Bibel), durch seinen Sohn und durch den Heiligen Geist, den er allen Gläubigen schenkt. Ohne
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel Unsichtbar
Zweifel ist die deutlichste Spur, die er hinterlassen hat, die ErfĂźllung der Prophetien, die auf seinen Sohn Jesus Christus hinweisen. AuĂ&#x;erdem bezeugt das Neue Testament seine Existenz und sein Wirken. Es gibt also genug Hinweise, die es uns nahelegen, an den Gott der Bibel zu glauEHQ DOOHUGLQJV VLQG VLH QLFKW VR ]DKOUHLFK GDVV VLH ]ZDQJVOlXĂ€J XQVHUHQ Glauben hervorrufen.
In seiner Schrift Proslogion stellt Anselm+ von Canterbury (1033-1104) eine Argumentation vor, die man in späterer Zeit den „ontologischen Gottesbeweis“ nannte (ontos ist ein Partizip des griechischen Verbs fĂźr „sein“):
Anselm von Canterburys Argumentation kĂśnnte man so zusammenfassen:
29 Ethik
Gott
Tod
Kirche
Heil
H. Geist
Wir glauben, dass du das Wesen bist, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann. Existiert ein solches Wesen nur deshalb nicht, weil der Tor in seinem Herzen spricht: „Es gibt keinen Gott“? Doch zumindest hĂśrt dieser Tor das, was ich sage („das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann“), und er versteht, was er hĂśrt. Und was er versteht, das ist in seinem Verstand, selbst wenn er nicht versteht, dass es existiert. Es ist ein Unterschied, ob etwas nur in meinem Verstand ist oder ob es wirklich existiert. [‌] Selbstverständlich kann das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann, nicht nur in unserem Verstand existieren; denn wenn das so wäre, dann kĂśnnte man sich ja ein ähnliches Wesen vorstellen, das tatsächlich in der Realität existiert und daher noch viel grĂśĂ&#x;er wäre. Wenn es also das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann, nur in unserem Verstand gäbe, GDQQ ZlUH HV MD VR EHVFKDŕśťHQ GDVV PDQ VLFK QRFK HWZDV *U|‰HUHV ausdenken kĂśnnte.
Das BĂśse
Das ontologische Argument
Jesus
Im Lauf der Geschichte haben Theologen und andere Gelehrte verschiedene Beweise fĂźr die Existenz Gottes vorgelegt. Heute wĂźrden wir den %HJULŕśť GHV %HZHLVHV GXUFK GHQ GHV $UJXPHQWV HUVHW]HQ 'LHVH $UJXPHQWH sind fĂźr uns nicht unbedingt Ăźberzeugend, aber es ist gut, sie zu kennen.
Mensch
Rationale Argumente
1. Selbst der Tor (der die Existenz Gottes leugnet) ist damit einverVWDQGHQ *RWW ]X GHĂ€QLHUHQ DOV GDV :HVHQ  EHU GDV KLQDXV QLFKWV GrĂśĂ&#x;eres gedacht (oder sich vorgestellt) werden kann. 2. Das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann, existiert in der Realität und nicht nur in unseren Gedanken, sonst wäre es nämlich geringer als das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann. 3. Aus diesem Grund existiert Gott, das Wesen, Ăźber das hinaus nichts GrĂśĂ&#x;eres gedacht werden kann, in der Realität. Diese Argumentation wird in etwas abgewandelter Form von dem Philosophen Descartes+ wieder aufgenommen (in seinen „Betrachtungen Ăźber die Grundlagen der Philosophie“, dort in der dritten Betrachtung): 1. Es geht darum, eine klare und von allem anderen unterschiedene )RUP ]X Ă€QGHQ GLH LFK PLU QLFKW VHOEVW DXVGHQNHQ NRQQWH 'LHVH )RUP ist die unendliche Vollkommenheit, und das ist Gott. Ich habe Gott noch nie gesehen, und ich konnte nicht aus mir selbst die Vorstellung von einer unendlichen Vollkommenheit hervorbringen. 2. Die Idee des Unendlichen ist klar und von allem anderen unterschieden, darum ist sie grĂśĂ&#x;er als ich. 3. Nur ein Wesen, das tatsächlich unendlich ist, kann (als Ursache) diese Idee in mir hervorrufen, der ich ein endliches Wesen bin. Daher muss diese Idee eine objektive Entsprechung in der Realität haben. In seiner fĂźnften Betrachtung unterstrich Descartes auĂ&#x;erdem, dass Gott alle Vollkommenheiten besitzt. Eine dieser Vollkommenheiten ist die Existenz. Daraus folgt notwendigerweise, dass Gott existiert.
Die thomistischen Argumente Thomas+ von Aquin (1224-1274) war im Vergleich zu Anselm+ von Canterbury weniger davon Ăźberzeugt, dass der Mensch in angemessener Weise Ăźber das Wesen Gottes nachdenken kann (also darĂźber, wer oder was Gott ist). Seiner Meinung nach beruht die menschliche Erkenntnis vor allem auf der Erfahrung. Er entwickelte fĂźnf Argumente, die auch heute noch von der katholischen Kirche vertreten werden.
30
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Unsichtbar Mensch Das Böse
1. Alles auf der Welt unterliegt der Kausalität, und das bedeutet: Alles, was geschieht, geht auf eine Ursache zurück, die es ausgelöst hat; es gibt in der Natur also eine Verkettung von Ursache und Wirkung. 2. Man kann diese Verkettung nicht bis ins Unendliche zurückverfolgen, also muss es eine erste Ursache geben, die auf keine andere Ursache zurückzuführen ist. 3. Folglich muss es Gott geben als erste Ursache, die auf keine andere Ursache zurückzuführen ist.
Jesus
Das Argument der Kausalität
H. Geist
1. Alles auf der Welt ist in Bewegung (wobei Bewegung hier im weiteren Sinne verstanden wird als Bewegung im Raum oder als Veränderung / Entwicklung). 2. Man kann nicht bis ins Unendliche zurückgehen, wenn man nach der Ursache der Bewegung sucht; es muss also ein Wesen geben, das selbst unbewegt ist und alles andere in Bewegung bringt, eine Art Motor, der selbst von niemandem bewegt wird, aber alles andere in Gang setzt. 3. Folglich muss es Gott geben als den unbewegten Motor, der die Bewegung verursacht.
Bibel
Das Argument der Bewegung
Kirche
31 Ethik
Gott
Tod
1. Die Wesen unseres Universums sind kontingent, das heißt: Ihre Existenz ist nicht unbedingt notwendig. Dennoch existieren sie, und zwar deshalb, weil sie ihre Existenz einem anderen Wesen verdanken, das ebenfalls kontingent ist. Die Gesamtheit der kontingenten Wesen ist selbst auch kontingent. 2. Man kann diesen Zusammenhang nicht bis ins Unendliche zurückverfolgen. Es muss im Universum also ein Wesen geben, dessen Existenz notwendig ist, denn sonst würde nichts existieren. 3. Folglich muss es Gott geben als das einzige Wesen, dessen Existenz notwendig ist und das aus sich selbst heraus existiert.
Heil
Das Argument der Kontingenz
Das Argument der Vollkommenheit Das Argument der Vollkommenheit ist von Platon+ Ăźbernommen. 1. Es gibt eine Art der Vollkommenheit bei den Wesen und den Dingen, aber in unterschiedlichen Abstufungen. 2. Es muss ein Wesen geben, das diese Vollkommenheit im hĂśchsten MaĂ&#x;e besitzt, denn in der Natur ist die Vollkommenheit begrenzt. 3. Folglich muss es Gott geben als absolut vollkommenes Wesen, als hĂśchstes MaĂ&#x; der Vollkommenheit; er wäre nicht vollkommen, wenn er nicht existierte.
Das teleologische Argument Das teleologische Argument beruht auf der Voraussetzung, dass es eine ZweckmäĂ&#x;igkeit in der Welt gibt (das griechische Wort telos bedeutet unter anderem „Ziel“). 1. Man kann beobachten, das die Dinge, die keine Vernunft besitzen, wie die natĂźrlichen KĂśrper, zweckmäĂ&#x;ig handeln: Immer oder meistens handeln sie so, dass es zu einer Verbesserung kommt. 2. Dass sie ihr Ziel erreichen, ist kein Zufall, sondern sie werden dorthin gelenkt: Was keine Vernunft besitzt, kann auch kein Ziel verfolgen, es sei denn, es wird von einem Wesen gelenkt, das Vernunft und ,QWHOOLJHQ] EHVLW]W VR ZLH HLQ 3IHLO GDV =LHO WULŕśťW ZHLO HU YRQ MHPDQGHP mit dem Bogen abgeschossen wurde. 3. Es muss also ein intelligentes Wesen geben, durch das alle natĂźrlichen Dinge zu ihrem Ziel gelenkt werden. Dieses Wesen ist Gott.
Abgewandelte Formen der thomistischen Lehre Das kosmologische Argument Man kann das kosmologische Argument als eine vereinfachte Variante der thomistischen Argumente betrachten (das griechische Wort kosmos bedeutet sowohl „Ordnung“ als auch „Universum“).
32
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Unsichtbar Jesus
Das Universum ist wie ein Uhrwerk, ‌das lässt mir keine Ruh, ich kann es mir nicht denken ohne Uhrmacher dazu.
Bibel
Gott
Der Schriftsteller und Philosoph Voltaire (1694-1778), der fĂźr seinen Kampf gegen den religiĂśsen Fanatismus und seinen Einsatz fĂźr die Toleranz berĂźhmt wurde, schrieb Ă„hnliches:
Mensch
Hier wird betont, wie komplex das Universum ist, so präzise und gut organisiert, dass es nicht aus Zufall entstanden sein kann. Dass alles aus nichts hervorgeht, ist äuĂ&#x;erst unwahrscheinlich. Daher kann nur ein hĂśheres Wesen am Anfang von allem stehen. So argumentiert auch der Autor Ralph Shallis+ in seinem Buch mit dem provozierenden Titel Il faut beaucoup de foi pour ĂŞtre athĂŠe1 (man braucht einen groĂ&#x;en Glauben, um Atheist zu sein).
Das BĂśse
1. Man kann beobachten, dass die Welt auf einer präzisen Ordnung beruht. 2. Aus Erfahrung wissen wir, dass der Zufall ein schlechter Ordnungsgeber ist; nur ein mit Intelligenz ausgestattetes Wesen ist fähig zu organisieren und zu ordnen. 3. Es muss also ein intelligentes Wesen geben, durch das alles geordnet wird, einen Ordnungsgeber. Dieses Wesen ist Gott.
Tod
1. Der Mensch hat bestimmte Eigenschaften wie Liebe, Verstand, zielgerichtetes Handeln, die ihn von allen rein materiellen Elementen unterscheiden. 2. Wenn das Universum absolut unpersönlich wäre, hätte es uns nicht HUVFKDරHQ N|QQHQ GHQQ ZLU HQWVSUHFKHQ LKP QLFKW 'DV ZlUH DOV RE die Natur einen Fisch hervorbringen würde, obwohl sie kein Wasser hat. 3. Folglich muss es ein persönliches Wesen geben, das der Ursprung aller anderen persönlichen Wesen ist. Dieses Wesen ist Gott. 1 Erschienen 1986 in französischer Sprache beim Verlag éditions Farel.
33 Ethik
Gott
Heil
Beim anthropologischen Argument dreht sich alles um den Menschen (DQWKUĹŻSRV ist das griechische Wort fĂźr „Mensch“).
Kirche
Das anthropologische Argument
H. Geist
Aus: Satires, les Cabales
Der Theologe Lewis Chafer schreibt: Eine blinde Macht […] hätte niemals einen Menschen hervorbringen können, der Intelligenz besitzt, Sinne, einen Willen, ein Gewissen und einen ihm innewohnenden Glauben an einen Schöpfer. Systematic Theology, Band 1, Dallas Seminary, 1947, S.157.
Das moralische Argument Das moralische Argument kann als eine Abwandlung oder Weiterentwicklung des anthropologischen Arguments betrachtet werden. 1. Man kann beobachten, dass der Mensch einen Sinn für Moral hat, ein Bewusstsein für Gut und Böse. 'LH $QHUNHQQXQJ YRQ 1RUPHQ XQG PRUDOLVFKHQ $XරDVVXQJHQ kann nicht auf einen wie auch immer gearteten Evolutionsprozess zurückgeführt werden. 3. Es muss also ein Wesen geben, das der Ursprung des moralischen Sinnes ist. Dieses Wesen ist Gott.
Argumente, die auf Erfahrungen beruhen In seinem Werk Les Pensées („Gedanken“, dort unter Nr. 289) hebt Blaise Pascal+ unterschiedliche Aspekte des christlichen Glaubens hervor, die seiner Meinung nach als Beweise dienen können. Dabei vermischt er rationale Argumente mit solchen, die auf den Erfahrungen von Christen beruhen: 1) Die christliche Religion und die Art ihrer Gründung; sie hat sich selbst gegründet, stark und zugleich sanft, ohne Gewalt oder Zwang, ganz gegen die Natur. 2) Die Heiligkeit, die Erhabenheit und die Demut der christlichen Seele. 3) Das Wunderbare an der Heiligen Schrift. 4) Jesus Christus im Besonderen. 5) Die Apostel im Besonderen. 6) Mose und die Propheten im Besonderen. 7) Das jüdische Volk. 8) Die Prophetien. 9) Die Beständigkeit der christlichen Religion im Vergleich zu allen anderen. 10) Die christliche Lehre, die keine Erklärung schuldig bleibt. 11) Die Heiligkeit des Gesetzes. 12) Das Verhalten der Welt.
34
Das große Buch vom christlichen Glauben
Gott
Die Gefahr einer solchen Vorgehensweise liegt darin, dass der christliche Glaube nur daran gemessen werden kann, ob er „funktioniert“. Es ist eine rein pragmatische Sichtweise, bei der sich letztendlich alles um das eigene Ich dreht.
Donald Miller (geb. 1971), Jazz à l`âme, Ourania, 2007, S.18.
Mensch Das Böse
35 Ethik
Gott
Tod
Training für die grauen Zellen „Für mich gab es immer eine Barriere zwischen der Religion und Gott. Ich konnte mich sehr gut auf religiösem Gebiet bewegen, ohne jemals mit meinem Gefühl zu erfassen, dass Gott eine Person ist, ein reales Wesen mit Gedanken, Gefühlen und allem, was dazugehört. Für mich war Gott eher so etwas wie ein Gedanke. So eine Art Spielautomat, dessen Scheibe mit den Bildern sich schnell dreht und der Belohnungen auswirft – wenn ich es verdient hatte oder auch DXV UHLQHP =XIDOO >«@ 0LU JHÀHO GLHVHU *RWW JDQ] JXW 0DQ PXVVWH QLH PLW LKP reden, und er antwortete auch nie.“
Kirche
Heil
Andere argumentieren für den christlichen Glauben, indem sie hervorheben, wie viel Gutes durch ihn entstanden ist (die Gründung von Krankenhäusern usw.). Allerdings wäre es nicht ehrlich, wenn man dabei die negativen Seiten bestimmter Glaubensformen unter den Tisch fallen lassen würde (zum Beispiel die Inquisition, die Kreuzzüge, die Apartheid).
Jesus
* die Veränderung ihres Charakters oder ihres Lebensstils nach ihrer persönlichen Begegnung mit Gott; * ein besonderes Erlebnis wie zum Beispiel eine Vision oder Erscheinung; * ein Wunder, das sie bezeugen können: zum Beispiel eine Heilung oder die plötzliche Veränderung einer Situation; * ein Gefühl des Friedens und des Wohlfühlens, das ihre Beziehung zu Gott mit sich bringt.
H. Geist
In der heutigen Zeit lassen viele Menschen die an der Vernunft orientierten, rationalen Argumente beiseite und sprechen lieber über ihre eigenen Erfahrungen oder über die von anderen Gläubigen:
Unsichtbar
Bibel
Nach all dem kann man sich eigentlich nicht weigern zu glauben. Wenn man bedenkt, was das Leben ist und was die christliche Religion ausmacht, muss man diese Religion einfach annehmen, sobald man die Neigung dazu im eigenen Herzen verspürt; zumindest kann man sich dann nicht mehr über diejenigen lustig machen, die dieser Neigung folgen.
Die Grenzen des Argumentierens Augustinus+, ein Kirchenvater+ aus dem 4. Jahrhundert, stellte einen Grundsatz auf, nach dem sich auch heute noch viele richten: Crede ut inWHOOHJDV Der lateinische Ausdruck bedeutet: „Glaube, damit du verstehst.“ In der Tat sollten wir uns eingestehen, dass wir bewusst oder unbewusst bestimmte Postulate in uns tragen, das heißt, dass wir bestimmte Dinge als gegeben voraussetzen. Der Atheist, der erklärt, es gebe keinen Gott, setzt dies als Tatsache voraus und glaubt daran. Welchen absoluten Beweis hat er denn dafür, dass Gott nicht existiert? Seine Überzeugung ist eine Art Glaube, genau wie bei dem Christen, der die Existenz Gottes, des Vaters von Jesus Christus, voraussetzt. Darüber hinaus haben viele Denker die Fähigkeit des Menschen, Erkenntnisse durch seinen Verstand oder seine Sinne zu gewinnen, infrage gestellt. Wem oder was kann man also vertrauen? Man kann an dieser Stelle nur eines festhalten: Es gibt zwar keinen absoluten Beweis für die Existenz Gottes, aber es gibt auch keinen absoluten Beweis für seine Nichtexistenz. Wir lassen uns also auf das ein, was als die „Pascal‘sche+ Wette“ bezeichnet wird (Nr. 233 in seinen Pensées). Darin kann man unschwer das Denken des Mathematikers erkennen (1623-1662), der viel zur Entwicklung der Wahrscheinlichkeitstheorie beigetragen hat: Prüfen wir das also, nehmen wir an: Gott ist oder er ist nicht. Wofür werden wir uns entscheiden? Die Vernunft kann hier nichts bestimmen: ein unendliches Chaos trennt uns. Am äußersten Rand dieser unendlichen Entfernung spielt man ein Spiel, wo Kreuz oder Schrift fallen werden. […] Was werden Sie also wählen? […] Wie ist es dann mit Ihrer Seligkeit? Wägen wir Gewinn und Verlust für den Fall, dass wir auf Kreuz setzen, dass Gott ist. Schätzen wir diese beiden Möglichkeiten ab. Wenn Sie gewinnen, gewinnen Sie alles, wenn Sie verlieren, verlieren Sie nichts. Setzen Sie also, ohne zu zögern, darauf, dass er ist. […] Es gibt aber hier unendlich viele, unendlich glückliche Leben zu gewinnen, die Wahrscheinlichkeit des Gewinns steht einer endlichen Zahl der Wahrscheinlichkeit des Verlustes gegenüber, und was Sie ins Spiel einbringen, ist endlich.
(Blaise Pascal: *HGDQNHQ (LQH $XVZDKO Übersetzt, herausgegeben und eingeleitet von Ewald Wasmuth. Stuttgart, Reclam Verlag, 1991, S.118-120.)
36
Das große Buch vom christlichen Glauben
Beispiele
ein transzendenter Gott
Judentum, Christentum, Islam
Dualismus
zwei Gottheiten
Zoroastrismus
mehrere Gottheiten
Stammesreligionen, SanterĂa, Voodoo, Schintoismus, verschiedene Volksreligionen
Dualismus
zwei gegensätzliche Kräfte, die miteinander in Beziehung treten und sich gegenseitig ausgleichen
Taoismus, Yin und Yang-Konzept
Monismus
eine einzige grundlegende Realität
Hinduismus, Buddhismus, 6LNKLVPXV 6XĂ€VPXV 1HZ Age
Atheismus
kein Gott
Atheismus, Marxismus, Konfuzianismus
Eine Frage wird heutzutage immer wieder gestellt: Hat sich der Gedanke GHV 0RQRWKHLVPXV GLH $XරDVVXQJ GDVV HV QXU HLQHQ HLQ]LJHQ *RWW JLEW DXV GHP 3RO\WKHLVPXV KHUDXV HQWZLFNHOW GHU $XරDVVXQJ GDVV HV PHKUHUH *|WWHU JLEW " 0HLVWHQV LVW GDV ZHQLJHU HLQH RරHQH )UDJH DOV eine Behauptung. Deren Vertreter betrachten Gott nur als eine einfache Projektion des menschlichen Geistes, die in der Realität nicht wirklich existiert.
Gott
H. Geist Heil
Ein einziger Gott als Ergebnis einer Entwicklung?
Kirche
Tabelle in Ăźberarbeiteter Form entnommen aus Dean Halverson: Guide des religions, La Maison de la Bible, 2008, S.12-13.
Tod
(sich gegenseitig ergänzend)
37 Ethik
Polytheismus
Jesus
(als reiner Gegensatz)
Das BĂśse
Mensch
$XࡇDVVXQJ YRQ *RWW Monotheismus
Bibel
Gott
Selbst wenn wir darauf wetten, dass Gott existiert, wissen wir immer noch nicht, von welchem Gott wir eigentlich sprechen. Es gibt ja viele Religionen auf der Welt, und jede hat ihre eigene Vorstellung vom GĂśttlichen.
Unsichtbar
Und die anderen GĂśtter?
Ganz allgemein kann man sagen, dass die Religionen die Suche des Menschen nach Gott sind. Die Menschen stellen sich ein gĂśttliches System vor, das sich mit dem vereinbaren lässt, was sie hier auf der Erde erleben. Aus dem groĂ&#x;en Spektrum der Emotionen (Liebe, Mut, ‌), der Mächte (Schicksal, Erotik, ‌) und der natĂźrlichen Elemente (Wasser, Feuer, Sonne) HUVFKDŕśťHQ VLH VLFK *|WWHU GLH PLW GLHVHQ (OHPHQWHQ LQ 9HUELQGXQJ VWHhen. Folglich existieren zahlreiche gĂśttliche Personen, die eigentlich nur die VerkĂśrperung jener Kräfte sind, denen wir in unserer Welt begegnen. Genau das ist der Polytheismus. Die Weiterentwicklung des Polytheismus ist der Henotheismus: In diesem System Ăźbernimmt einer der GĂśtter die Herrschaft Ăźber die anderen. Hier wird zwar ein hĂśchster Gott angebetet, doch die anderen GĂśtter werden beibehalten. Training fĂźr die grauen Zellen „Wir sollten uns wieder einmal daran erinnern, dass das Konstrukt des modernen, nicht religiĂśsen Menschen ausschlieĂ&#x;lich auf dieser Gleichsetzung des Christentums mit Religion beruht. Nun ist es aber zum Leitmotiv geworden auf]X]HLJHQ GDVV GDV &KULVWHQWXP NHLQH 5HOLJLRQ LVW ,P *HJHQWHLO 'LH %LEHO OHKUW XQV GDVV HV HLQHQ XQ EHUZLQGOLFKHQ *HJHQVDW] JLEW ]ZLVFKHQ GHU 2É›HQEDUXQJ Gottes Ăźber sich selbst und der vom Menschen entwickelten Religion, die nur dazu da ist, sein religiĂśses BedĂźrfnis und seinen religiĂśsen Instinkt zu befriedigen.“ Jacques Ellul+ Les nouveaux possĂŠdĂŠs. Mille et une nuits-Fayard, 2003, S.192.
Was in der Bibel geschieht, ist mit nichts zu vergleichen. Die Tatsache, dass der ewige Gott Abraham – den viele als den Vater des Monotheismus ansehen ² DXŕśťRUGHUW DOOHV ]X YHUODVVHQ Mose 12,1), ist keine natĂźrliche (QWZLFNOXQJ YRQ $EUDKDPV UHOLJL|VHU $XŕśťDVVXQJ – es ist eine Revolution. Nach biblischer Lehre entspringt Gott nicht unseren Vorstellungen, bei denen wir von dem ausgehen, was es auf der Erde gibt. (Wenn Gott die Frucht unserer Gedanken wäre, dann kĂśnnte er nur eine Illusion VHLQ 6WDWWGHVVHQ KDW *RWW VLFK XQV RŕśťHQEDUW (V KDW XQV ZLVVHQ ODVVHQ dass er einzigartig und unvergleichlich ist und wir auĂ&#x;er ihm keine anderen GĂśtter haben sollen (im ersten der Zehn Gebote, 2. Mose 20,3). Die Israeliten lebten in einem synkretistischen Umfeld, wo man zur Toleranz gegenĂźber den verschiedenen GĂśttern ermutigt wurde. Wäre der Gott der Bibel nur eine Weiterentwicklung des Polytheismus, dann KlWWH HU VLFKHUOLFK QLFKW GLH $EVFKDŕśťXQJ GHU *|W]HQ JHIRUGHUW VRQGHUQ nur seine Ăœberlegenheit gegenĂźber den anderen GĂśttern betont. Gott
38
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel Das BĂśse
6LH P|JHQ VLH KHUEHLVFKDරHQ XQG XQV YHUN QGHQ ZDV VLFK HUHLJQHQ wird! Das Frühere, was ist es? Verkündet es, so wollen wir es bedenken und dessen Ausgang erkennen! Oder lasst uns hören, was kommen wird, verkündet, was künftig geschehen wird, so werden wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, tut doch etwas Gutes oder Böses, so werden wir uns verwundert anschauen und es miteinander betrachten! Siehe, ihr seid gar nichts, und euer Tun ist nichtig; ein Gräuel, wer euch erwählt!
Unsichtbar
Die biblischen Texte zeigen sich besonders kämpferisch und spÜttisch gegenßber den Gottheiten, die zur Zeit ihrer Abfassung verehrt wurden. Sie fordern sie heraus, ihre Existenz zu beweisen und sich mit dem Gott zu messen, den die Nachfahren Abrahams anbeten:
Mensch
aber verbietet die Anerkennung von anderen Göttern, nicht weil sie weniger stark wären als er, sondern weil sie gar nicht existieren, denn sie sind nichts als Fälschungen. Der ewige Gott ist der einzige Gott, absolut unvergleichlich. Der biblische Monotheismus ist also nicht die Folge einer Entwicklung, sondern eine Revolution, denn er ist die Frucht einer 2රHQEDUXQJ
Jesus
Jesaja 41,22-24
So spricht der +೯೟೟, der KĂśnig Israels, und sein ErlĂśser, der +೯೟೟ der Heerscharen: Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und auĂ&#x;er mir gibt es keinen Gott.
H. Geist
Jesaja 44,6
An dieser Stelle muss man unterstreichen, dass einer der Hauptgrßnde fßr den Niedergang des KÜnigreichs Israel die GÜtzenverehrung war; man betete also andere Gottheiten an als den Gott Israels und gab sich dem dazugehÜrigen unmoralischen Handeln hin (siehe 2. KÜnige 17,712). Wenn man dem biblischen Text Glauben schenkt, dann neigten die Israeliten ständig dazu, die falschen GÜtter anzubeten, und dagegen musste immer wieder angekämpft werden. Die Menschen hatten also eher die Tendenz, den Monotheismus zu verlassen und sich wieder dem
39 Ethik
Gott
Tod
Jeremia 10,5-6
Kirche
Heil
Sie sind gedrechselten Palmbäumen gleich, sie kĂśnnen nicht reden; man muss sie tragen, denn sie kĂśnnen nicht gehen. FĂźrchtet euch nicht vor ihnen, denn sie kĂśnnen nichts BĂśses tun, und auch Gutes zu tun steht nicht in ihrer Macht! Doch dir, o +೯೟೟, ist niemand gleich! GroĂ&#x; bist du, und groĂ&#x; ist dein Name an Macht!
Polytheismus zuzuwenden. Daher ist es schwer vorstellbar, dass sich der Monotheismus aus dem Polytheismus entwickelt haben soll.
Ein Gott, ganz anders als die anderen Ein moralischer Anspruch Ein groĂ&#x;er Unterschied zwischen dem Gott der Bibel und den Gottheiten, die von den NachbarvĂślkern Israels verehrt wurden, war der moralische Anspruch, der sich mit seinem Kult verband: Und der +೯೟೟ hat dir heute zugesagt, dass du sein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er es dir verheiĂ&#x;en hat, und dass du alle seine Gebote hältst. 5. Mose 26,18
Sie haben dem Baal HÜhen gebaut im Tal Ben-Hinnom, um ihre SÜhne und TÜchter dem Moloch durchs Feuer gehen zu lassen, was ich nicht geboten habe und mir nie in den Sinn gekommen ist, dass sie solche Gräuel verßben sollten, um Juda zur Sßnde zu verfßhren. Jeremia 32,35
Diesen Punkt erwähnt auch der Kirchenvater+ Augustinus+, als er den Gott der Christen mit den griechisch-rĂśmischen GĂśttern vergleicht. Was /HW]WHUH EHWULŕśťW VR VWHOOW HU VLFK GLH )UDJH Warum wollten die GĂśtter nicht dafĂźr sorgen, dass ihre Verehrer nicht in der grĂśĂ&#x;ten Sittenlosigkeit lebten? [‌] Warum haben sie ihren Verehrern zu einer guten LebensfĂźhrung nicht die Beihilfe von Gesetzen angedeihen lassen? 'HV KHLOLJHQ .LUFKHQYDWHUV $XUHOLXV $XJXVWLQXV ]ZHLXQG]ZDQ]LJ % FKHU  EHU GHQ *RWWHVVWDDW Aus dem Lateinischen Ăźbers. von Alfred SchrĂśder. In: 'HV KHLOLJHQ .LUFKHQYDWHUV $XUHOLXV $XJXVWLQXV DXVJHZlKOWH 6FKULIWHQ Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 01, 16, 28, Kempten, MĂźnchen 1911-16, Buch 2, Kapitel 4.
40
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott
Der Gott Israels Was sollen wir von der besonderen Beziehung des biblischen Gottes mit dem Volk Israel halten? Ist er auch der Gott der anderen VĂślker? ,Q GHU JDQ]HQ *HVFKLFKWH ,VUDHOV KDW *RWW LPPHU ZLHGHU HLQJHJULŕśťHQ um sein Volk zu segnen und zu schĂźtzen, aber auch, um es zurechtzuweisen und sogar zu bestrafen. Schon im Alten Testament wird aber deutlich, dass wir es nicht mit einem „nationalistischen“ Gott zu tun haben, der Menschen anderer VĂślker von der Gemeinschaft mit ihm ausschlieĂ&#x;t, denn auch die Prostituierte Rahab (Josua 6,25) und die Moabiterin Rut (Rut 4,10.13) werden in sein Volk aufgenommen. AuĂ&#x;erdem beziehen sich einige prophetische AnkĂźndigungen auf die NachbarvĂślker Israels. Die bekannteste davon ist die von Jona, aber auch Jesaja kĂźndigt zum Beispiel
Unsichtbar Mensch Das BĂśse
41 Ethik
Gott
Jesus
-D GLHVHU *RWW JHKW VRJDU QRFK YLHO ZHLWHU LQ VHLQHU (LQà XVVQDKPH DXI die Geschichte der Menschheit: Er hat selbst unter den Menschen gelebt in der Person von Jesus Christus. So berichten es die Evangelien. Wir haben es also nicht mit einem Gott zu tun, der sich von den Problemen der Menschen fernhält (wie die glücklichen Götter der Griechen und Römer) RGHU GHU VLFK DXI HLQH HLQ]LJH (LQPLVFKXQJ LQ )RUP HLQHU 2රHQEDUXQJ beschränkt (wie Allah mit dem Koran).
H. Geist
Ein besonderes – und grundlegendes – Ereignis der Beziehung Gottes zu Israel ist der Auszug aus Ă„gypten unter der FĂźhrung von Mose. Doch die gesamte Geschichte dieses Volkes ist zweitausend Jahre lang davon geSUlJW GDVV *RWW VLFK JDQ] YHUVFKLHGHQHQ 3HUVRQHQ RŕśťHQEDUWH
Heil
5. Mose 7,6
Kirche
Denn ein heiliges Volk bist du fßr den +೯೟೟೸, deinen Gott; dich hat der +೯೟೟, dein Gott, aus allen VÜlkern erwählt, die auf Erden sind, damit du ein Volk des Eigentums fßr ihn seist.
Tod
Der Gott der Bibel wirkt in der Geschichte der Menschheit, und zwar ßber lange Zeiträume, ja sogar ßber Jahrtausende: von der SchÜpfung ßber Noah bis zu Abraham und weiterhin unter den Nachkommen Abrahams, den Israeliten. Mose betont gegenßber seinen Volksgenossen:
Bibel
Einfluss auf die Geschichte
an, dass die Ă„gypter und die Assyrer sich eines Tages dem Herrn zuwenden und dann zu seinem Volk gerechnet werden (Jesaja 19,19-25). Von Anfang an ist deutlich, dass Abraham zwar auserwählt wurde, dass aber durch ihn alle VĂślker der Erde gesegnet werden und seine Familie auf dem Weg Gottes bleiben soll (1. Mose 18,18-19). Als Nachkommen von Abraham sollen die Israeliten bezeugen, wer der Herr ist und was er mĂśchte (siehe 3. 0RVH 8QG PDQFKPDO WULŕśťW *RWW LP +LQEOLFN auf die Israeliten eine Entscheidung, die auf dem Wunsch beruht, dass ihn auch die anderen Nationen erkennen sollen: Darum sprich zu dem Haus Israel: So spricht Gott, der +೯೟೟: Nicht um euretwillen tue ich dies, Haus Israel, sondern wegen meines heiligen Namens, den ihr entweiht habt unter den HeidenvĂślkern, zu denen ihr gekommen seid. Darum will ich meinen groĂ&#x;en Namen wieder heilig machen, der vor den HeidenvĂślkern entheiligt worden ist, den ihr unter ihnen entheiligt habt! Und die HeidenvĂślker sollen erkennen, dass ich der +೯೟೟ bin, spricht Gott, der +೯೟೟, wenn ich mich vor ihren Augen an euch heilig erweisen werde. Hesekiel 36,22-23
Und weil Jesus in diese Welt gekommen ist, vereint Gott nun sogar Juden und Nichtjuden in seinem neuen Volk: Ja, Christus selbst ist unser Frieden. Er hat die Zweiteilung Ăźberwunden und hat aus Juden und Nichtjuden eine Einheit gemacht. Er hat die Mauer niedergerissen, die zwischen ihnen stand, und hat ihre Feindschaft beendet. Epheser 2,14
Wenn man die Bibel liest, kann man zwischen den Zeilen ganz klar einen gĂśttlichen Plan erkennen: Gott will die Erde und die Menschheit heilen und wiederherstellen, indem er sich zunächst an ganz bestimmte 0HQVFKHQ ZHQGHW GDQQ DQ GHUHQ 1DFKNRPPHQ XQG VFKOLH‰OLFK RŕśťHQbart er sich der gesamten Menschheit und zeigt ihnen, wer er ist, was er von ihnen erwartet und wie sehr er sie liebt. Dieser Gott ist zweifellos ein Gott, den es sich zu entdecken lohnt.
42
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Bibel
Gott
,Q VHLQHU EHVRQGHUHQ 2ŕśťHQEDUXQJ GHU %LEHO JLEW *RWW VHLQHQ 1DPHQ bekannt oder besser gesagt seine Namen. Doch zugleich stellt er uns eine Frage, so als ob er uns warnen wollte: Wem wollt ihr denn Gott vergleichen? Oder was fĂźr ein Ebenbild wollt ihr ihm an die Seite stellen?
Das BĂśse
Was ein Name zu bedeuten hat
Mensch
Unsichtbar
3. Die Namen Gottes
H. Geist Heil
53 Ethik
Gott
Kirche
1. Gott mÜchte sich den Menschen bekannt machen. Indem er uns seinen Namen sagt, erlaubt er uns, ihn persÜnlich anzusprechen. Wir dßrfen uns also an Gott wenden, indem wir den Namen dessen aussprechen, der unvergleichlich ist. Wir kÜnnen uns an ihn als Person ZHQGHQ XQG ZLU N|QQHQ LKQ LGHQWLÀ]LHUHQ 2. Gott lässt sich darauf ein, dass wir ihn mit einem Namen anrufen, der fßr unser menschliches Denken aussprechbar und verständlich ist; so passt er sich uns und unserer Art zu sprechen an. Er stellt sich uns auf einer Ebene vor, die wir auch betreten kÜnnen. 3. Indem Gott uns seinen Namen nennt, zeigt er uns, dass er sich persÜnlich in das einbringt, was er vorhat, dass er sich in die Geschichte der Menschheit hineinbegibt. Er macht uns dadurch deutlich, dass er
Tod
Schwer zu sagen, mit wem wir Gott vergleichen kĂśnnen, eigentlich sogar unmĂśglich! Gott ist unvergleichlich, niemand ist so wie er, keiner „spielt in derselben Liga“ wie er. Sein Wesen ist unvergleichlich. Als er uns Menschen seine Namen verriet, wollte er nicht, dass wir ihn auf diese Namen begrenzen oder auf das, was sie bedeuten. Warum also hat er es dann Ăźberhaupt getan? Wohl aus drei GrĂźnden:
Jesus
Jesaja 40,18
die Garantie seines Handelns ßbernimmt und seinen Heilsplan in der Geschichte verwirklichen wird. Dafßr steht er mit seinem Namen ein. Auch wenn diese Namen nicht ausreichen, um sein Wesen zu beschreiben, sind sie doch sehr hilfreich, denn sie enthßllen uns eine wahre Seite der Identität Gottes. Durch diese Namen zeigt er uns sozusagen sein Gesicht.
[FAQ Was bedeutet Blasphemie? Ganz allgemein kann man Blasphemie (oder Gotteslästerung) erklären als eine Ă„uĂ&#x;erung oder ein Verhalten, das Gott gegenĂźber beleidigend und respektlos ist. In 3. Mose 24,11-16 wurde Ăźber Menschen, die den Namen Gottes lästerten, sogar die Todesstrafe verhängt. Im Neuen Testament wird Jesus der Gotteslästerung beschuldigt, weil er sich Gott gleichstellt (Markus 2,7). Das griechische Verb EODVSKÇ PHȆ bedeutet „schlechte Ă„uĂ&#x;erungen von sich geben“, entweder gegen einen Menschen oder gegen Gott. Die Lästerung gegen den Heiligen Geist wird als etwas Gesondertes betrachtet (Markus 3,28-29; siehe S.531). Dass die Blasphemie so schwer bestraft wurde, soll fĂźr uns eine Warnung VHLQ ,Q %H]XJ DXI *RWW LVW 5HVSHNW DQJHEUDFKW =ZDU ZLUG GDV 9HUERW GHU Blasphemie aus dem Alten Testament im Neuen Testament nicht wiederholt, aber Jesus warnt die Menschen, dass sie einmal vor Gott Rechenschaft ablegen mĂźssen Ăźber jedes unnĂźtze Wort, das sie geredet haben (Matthäus 12,36).
]
Die Namen Gottes in der Bibel Die am häufigsten verwendeten Namen Man kÜnnte hier zahlreiche Namen anfßhren, die in der Bibel fßr Gott verZHQGHW ZHUGHQ GRFK GUHL GDYRQ NRPPHQ EHVRQGHUV KlXÀJ YRU Jahwe, ¡(O oder ¡(ORKLP und $GRQDL.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel Unsichtbar H. Geist
Jesus
Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: „Ich werde sein“, der hat mich zu euch gesandt. Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der +೯೟೟, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.
Mensch
Jahwe ist nicht die Ăœbersetzung eines Wortes, das „Gott“ bedeutet. Es ist sein „Eigenname“, der Bundesname, der zum ersten Mal in 1. Mose 2,5 DXIWDXFKW 'HU %HJULŕśť VWDPPW DXV GHUVHOEHQ :RUWIDPLOLH ZLH GDV 9HUE Ă…VHLQ´ LP +HEUlLVFKHQ ,Q GHXWVFKHQ %LEHO EHUVHW]XQJHQ ZLUG HU KlXĂ€J mit +೯೟೟ (in Kapitälchen) wiedergegeben. Manchmal wird er in der hebUlLVFKHQ %LEHO DXFK PLW DQGHUHQ %HJULŕśťHQ NRPELQLHUW Jahwe-Jir’eh („der Herr wird dafĂźr sorgen“; 1. Mose 22,14), Jahwe-Schalom („der Herr des Friedens“; Richter 6,24), Jahwe-Zidkenu („der Herr ist unsere Gerechtigkeit“; Jeremia 23,6).
Das BĂśse
Im Hebräischen heiĂ&#x;t ¡(O ganz einfach nur Gott; das Wort geht auf eine Wurzel zurĂźck, die „Macht“ bedeutet. ¡(ORKLP1 ist der Plural von ¡(O, doch KlXĂ€J IROJW GDUDXI HLQ 9HUE LP 6LQJXODU ZLH ]XP %HLVSLHO LQ Mose 1,1. Manchmal werden diese Namen noch von einem Adjektiv begleitet, das eine Eigenschaft Gottes zum Ausdruck bringt und ihn somit genauer beschreibt. Zum Beispiel: ¡(O 2ODP, der Gott der Ewigkeit (1. Mose 21,33), oder ¡(O Âś(OMRQ, der hĂśchste Gott (1. Mose 14,18-19.22; Psalm 78,35).
1 ¡(ORKLP ist ein Plural. Was hat das zu bedeuten? Es ist kein majestätischer Plural (der im Hebräischen so auch nicht vorkommt). Es ist aber auch kein echter Plural (sofern er den Gott der Bibel bezeichnet), mit dem auf mehrere GÜtter verwiesen wird. Es handelt sich vielmehr um einen Plural, der Macht oder Fßlle beschreiben soll.
55 Ethik
Gott
Tod
Kirche
$GRQDL bedeutet „Herr“. Das Wort wird zum ersten Mal von Abraham in 1. Mose 15,2 verwendet und bezeichnet die Autorität Gottes Ăźber die Menschen, seine Souveränität.
Heil
2. Mose 3,13-15
Info-Punkt
Das Tetragramm Wenn Jahwe „fĂźr immer“ der Name Gottes ist (nach 1. Mose 3,15), warum nennt man ihn dann nicht mehr so? Schon bevor Jesus kam, ungefähr im 4. Jahrhundert v. Chr., sprach das jĂźdische Volk den Namen Gottes nicht mehr aus. Sie fĂźrchteten sich, ihn leichtfertig im Mund zu fĂźhren. Wenn sie beim Lesen der Heiligen Schrift auf die vier hebräischen Konsonanten dieses Namens stieĂ&#x;en (JHWH, das sogenannte Tetragramm), dann lasen sie statt Jahwe immer $GRQDL, was „Herr“ bedeutet. Ăœbrigens wurden im hebräischen Text die Vokale des Wortes $GRQDL zwischen die Konsonanten des Wortes Jahwe geschrieben. Damit sollte signalisiert werden, dass an dieser Stelle $GRQDL gelesen werden sollte und nicht Jahwe. Aber da manche, vor allem in neuerer Zeit, das nicht wussten, lasen sie stattdessen Jehova. Als das Alte Testament– immer noch in der Zeit vor Jesus – ins Griechische Ăźbersetzt wurde, gab man das hebräische Wort Jahwe mit dem griechischen Kyrios wieder, was „Herr“ bedeutet. Das Neue Testament wurde in griechischer Sprache verfasst. Wenn es dort heiĂ&#x;t „Jesus ist der Herr (Kyrios)“, dann ist das so, als ob man sagen wĂźrde, Jesus sei Jahwe. FĂźr uns lautet der Name Gottes also Jesus, der einzige Name, durch den wir gerettet werden (Apostelgeschichte 4,12).
Ich bin Wir wissen, dass Namen in der Sprache der Bibel eine groĂ&#x;e Bedeutung haben. Trotzdem sagen sie nicht alles Ăźber die von ihnen bezeichnete 3HUVRQ DXV .XU] EHYRU *RWW 0RVH VHLQHQ 1DPHQ RŕśťHQEDUWH VDJWH HU zu ihm: „Ich bin, der ich bin.“ Das erscheint rätselhaft, ist aber eine kurze Erklärung fĂźr etwas, das man weit ausfĂźhren kann. Man kann 2. Mose 3,14 unterschiedlich Ăźbersetzen: „Ich bin, der ich bin“, „Ich bin der, der ist“ oder „Ich bin, der ich sein werde“. Doch egal welche Wiedergabe man wählt, eines ist sicher: Gott stellt ganz klar fest: „Ich bin.“ Bevor er irgendetwas Ăźber sich aussagt, macht er klar, dass es ihn gibt. Dass er absolut und immanent+ ist, gerecht und allmächtig – das alles scheint nicht so wichtig zu sein wie die Tatsache, dass er ist. Und darum ist er Gott. Weil er ist. Von nichts und niemandem abhängig und durch nichts begrenzt.
56
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott
(siehe S.58), heilig und gut (siehe 3. Mose 19,2; 5. Mose 5,9; Jeremia 9,23).
Von niemandem abhängig Alles, was wir sehen oder nicht sehen…, kurz gesagt alles, was es auf dieser Welt gibt, hat irgendwann einmal angefangen zu existieren. Es gab einen
Unsichtbar
darum ist Gott absolut und immanent (siehe S.59), gerecht, transzendent+
Bibel
Und da man das, „was er ist“, nicht trennen kann von dem, „wer er ist“,
wurden. Bei Gott ist das anders. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Gott durch sich selbst existiert.
Mensch
Augenblick, in dem unser Leben begonnen hat, in dem wir zu Menschen
In der Theologie drückt man das so aus: Die Existenz Gottes ist seine Wesensgrundlage, seine Essenz, und seine Essenz liegt darin, dass er ist. Denn wie der Vater aus sich selbst heraus Leben hat, so hat er auch dem Sohn die Macht gegeben, aus sich selbst heraus Leben zu haben.
Das Böse
Er leitet seine Existenz von niemand anderem ab als von sich selbst.
Jesus
Johannes 5,26
H. Geist
Er ist auch nicht darauf angewiesen, dass wir Menschen ihm dienen. Nicht er ist von uns abhängig, ´sondern wir von ihm`. Er ist es, der uns allen das Leben und die Luft zum Atmen gibt und uns mit allem versorgt, ´was wir zum Leben brauchen`. Apostelgeschichte 17,25
Heil
Denn in ihm, ´dessen Gegenwart alles durchdringt,` leben wir, bestehen wir und sind wir. Oder, wie es einige eurer eigenen Dichter ausgedrückt haben: „Er ist es, von dem wir abstammen.“ Apostelgeschichte 17,28
tieren. Ebenso ist er auch von nichts und niemandem abhängig, um zu lieben, gerecht zu sein oder um etwas zu wollen! Nein, ihm mangelt es an
Kirche
Gott ist also von niemand anderem als sich selbst abhängig, um zu exis-
nichts. Von Ewigkeit her gab es nicht einen einzigen Augenblick, in dem genügt sich selbst, er braucht nichts, er ist absolut. Er „ist“, im Gegensatz zu uns.
57 Ethik
Gott
Tod
ihm irgendetwas gefehlt hätte, und das wird auch für immer so bleiben. Er
Info-Punkt
Aseität ,Q GHU 7KHRORJLH VSULFKW PDQ YRQ GHU $VHLWlW *RWWHV 'HU %HJULර VWDPPW DXV dem Lateinischen (a se ipso) und bedeutet, dass Gott sich selbst genügt.
Da bekommt man unweigerlich das GefĂźhl, dass Gott uns komplett in den Schatten stellt! Und das ist ganz natĂźrlich. Es ist das normale GefĂźhl eines menschlichen Wesens, wenn es vor seinem Gott steht ‌ und der erste Schritt zur Anbetung. Wir kommen mit dem in BerĂźhrung, was den (riesigen!) Unterschied ausmacht zwischen Gott und allem anderen, was existiert, zwischen dem SchĂśpfer und der SchĂśpfung. Das nennt man die 7UDQV]HQGHQ] *RWWHV XQG GHU %HJULŕśť EH]HLFKQHW GDV ZDV *RWW YRQ XQVHrer Welt unterscheidet.
Unbegrenzt ‌ Gott ist ohne Grenzen. Gott ist, und er ist durch nichts begrenzt, nicht räumlich und zeitlich und auch nicht in seinem Wissen, seiner Weisheit und seiner Macht. Nichts kann Gott jemals einschränken.
‌in räumlicher Hinsicht *RWW LVW QLFKW GXUFK GLH *HVHW]H HLQJHVFKUlQNW GLH HU VHOEVW JHVFKDŕśťHQ hat. Die Naturgesetze, die uns Grenzen setzen, wirken sich auf ihn nicht in gleicher Weise aus. Er unterscheidet sich von dieser Welt und von unserer Dimension in Raum und Zeit. Er ist transzendent. Und diese Transzendenz ermĂśglicht es ihm auch, Herr und Richter Ăźber diese Welt zu sein. Wenn wir sagen, dass Gott nicht durch den Raum begrenzt ist, was meinen wir damit? Mindestens zweierlei: 1. Er ist unendlich: Es ist unvorstellbar, dass seine Gegenwart oder seine Existenz ein Ende haben werden. 2. Der Raum stellt fĂźr ihn Ăźberhaupt kein Problem dar: Es ist eine *HJHEHQKHLW GLH HU JHVFKDŕśťHQ KDW XQG GLH LKQ QLFKW HLQVFKOLH‰W HU kann also auĂ&#x;erhalb des Raumes sein oder darin. Durch den Raum nicht begrenzt zu sein wirkt sich nicht nur auf das Ă„uĂ&#x;ere unserer Dimension aus, sondern auch auf das Innere: Weil Gott durch den Raum nicht eingeschränkt ist, kann er sich in unsere Dimension
58
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott
Immanenz. Gott unterscheidet sich also einerseits ganz und gar von unserer Raum-
Bibel
begeben, in unseren Raum, ohne darin gefangen zu sein. Das nennt man
Zeit-Dimension, und andererseits ist er in unserer Dimension absolut präUnsichtbar
sent, auch in der persÜnlichen Dimension jedes einzelnen Menschen. Oder kann sich jemand so heimlich verbergen, dass ich ihn nicht sehe? spricht der +೯೟೟. Erfßlle ich nicht den Himmel und die Erde? spricht der +೯೟೟.
Mensch
Jeremia 23,24
Das BĂśse
Das wird Gott zu der von ihm bestimmten Zeit geschehen lassen – er, der vollkommene und alleinige Herrscher, der KÜnig ßber alle KÜnige und der Herr ßber alle Herren, er, der als einziger Unsterblichkeit besitzt und der in einem unzugänglichen Licht wohnt, er, den kein Mensch je gesehen hat und den kein Mensch je sehen kann. Ihm gebßhren Ehre und Macht fßr immer und ewig! Amen. 1. Timotheus 6,15-16
H. Geist
Jesus
Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Name „Der Heilige“ ist: In der HĂśhe und im Heiligtum wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gedemĂźtigten Geistes ist, damit ich den Geist der GedemĂźtigten belebe und das Herz der Zerschlagenen erquicke. Jesaja 57,15
Diese Wirklichkeit hängt damit zusammen, dass Gott „Geist ist“ (Johannes das ihn daran hindern wĂźrde, gleichzeitig an verschiedenen Orten zu sein. Darum ist Gott allgegenwärtig, das heiĂ&#x;t Ăźberall anwesend. Kein Ort,
Heil
4,24) und nicht durch ein materielles Element eingeschränkt werden kann,
keine Leere, kein Raum kĂśnnte behaupten: „Hier ist Gott nicht.“
Tod
Kirche
:R VROOWH LFK KLQJHKHQ YRU GHLQHP *HLVW XQG ZR VROOWH LFK KLQĂ LHKHQ vor deinem Angesicht? Stiege ich hinauf zum Himmel, so bist du da; machte ich das Totenreich zu meinem Lager, siehe, so bist du auch da! Nähme ich FlĂźgel der MorgenrĂśte und lieĂ&#x;e mich nieder am äuĂ&#x;ersten Ende des Meeres, so wĂźrde auch dort deine Hand mich fĂźhren und deine Rechte mich halten! Psalm 139,7-10
59 Ethik
Gott
[FAQ Warum ist Gott unsichtbar? Gott ist unsichtbar, weil er keine kÜrperlichen Grenzen kennt. Alle Wesen, die wir sehen kÜnnen, sehen wir nur dank ihres KÜrpers. Unser KÜrper ermÜglicht es, dass unser Wesen gesehen werden kann (unser Herz, unsere wahre Person). Aber unser KÜrper ist auch eine Einschränkung; das wissen gerade ältere Menschen ganz besonders! Gott aber kennt keine Grenzen, nicht einmal kÜrperliche, und darum ist er unsichtbar. $OOHUGLQJV VROOWHQ ZLU HLQHV IHVWKDOWHQ $XFK ZHQQ HU XQVLFKWEDU LVW VR VLQG doch die Spuren seines Erscheinens in der Geschichte der Menschheit und auch in unserem persÜnlichen Leben sehr wohl sichtbar!
]
‌in zeitlicher Hinsicht Gott hat dieselbe Beziehung zur Zeit wie zum Raum: Auch hier wird er QLFKW GXUFK GLH *HVHW]H EHVFKUlQNW GLH HU VHOEVW JHVFKDŕśťHQ KDW $OV HU die Welt und ihre Naturgesetze schuf, schuf er auch die Zeit: „am Anfang“ (1. Mose 1,1) der Zeit. Warum sieht der Mensch nicht, was in der Zukunft geschehen wird? Weil das Konzept der Zeit fĂźr ihn wie ein undurchdringlicher Vorhang ist, der ihn daran hindert, darĂźber hinaus zu blicken. Gott aber ist durch dieses Hindernis, diesen Vorhang nicht eingeschränkt. Sein Blick wird durch das Konzept der Zeit nicht getrĂźbt; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen in seiner Hand. Denn tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Psalm 90,4
Eines freilich dĂźrft ihr nicht vergessen, liebe Freunde: FĂźr den Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind fĂźr ihn wie ein Tag. 2. Petrus 3,8
Wenn Gott durch die Zeit nicht eingeschränkt wird, dann bedeutet das DXFK GDVV HU YRQ LKU QLFKW EHHLQà XVVW ZHUGHQ NDQQ $XI XQV GDJHJHQ wirkt sich die Zeit vor allem dadurch aus, dass sie uns verändert: Wir verlQGHUQ XQV lX‰HUOLFK XQG LQQHUOLFK ZHLO GLH =HLW (LQà XVV DXI XQV KDW $EHU Gott ist nicht wie wir! Auf ihn wirkt sich die Zeit gar nicht aus, und sie hat keine Macht ßber ihn. Darum verändert er sich nicht: Er ist unwandelbar.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel
Denn ich, der Herr, verändere mich nicht; deshalb seid ihr, die Kinder Jakobs, nicht zugrunde gegangen.
Jesus
Das BĂśse
Mensch
Unsichtbar
Maleachi 3,6
H. Geist
Von oben kommen nur gute Gaben und nur vollkommene Geschenke; sie kommen vom SchÜpfer der Gestirne, der sich nicht ändert und bei dem es keinen Wechsel von Licht zu Finsternis gibt. Jakobus 1,17
61 Ethik
Gott
Kirche
Und genau auf diese Unveränderlichkeit kann sich unser Glaube grßnGHQ :HLO GLH =HLW NHLQHQ (LQà XVV DXI *RWWHV 6HLQ KDW JLOW GDV ZDV HU einmal versprochen hat, fßr alle Zeiten. Auf dem Fundament dieser Unveränderlichkeit (die man auch Beständigkeit nennen kann), ruht unsere Gewissheit der Treue und Wahrheit Gottes. Weil er treu ist, ist das, was er sagt, wahr. – Wenn Gott sich nicht verändert, dann hat das doch wohl nicht damit zu tun, dass er stur ist und ein fßr alle Mal beschlossen hat, seine Meinung niemals zu ändern, oder?
Tod
2. Timotheus 2,13
Heil
Und doch hebt unsere Untreue seine Treue nicht auf, denn er kann sich selbst nicht untreu werden.
– Nein, natürlich nicht! Gott verändert sich deshalb nicht, weil die Zeit NHLQHQ (LQÁXVV DXI LKQ KDW – OK, aber stell dir mal vor, er könnte sich ändern. Wäre das denn für irgendwas gut? – Nein, das glaube ich nicht. – Warum? – Weil Gott vollkommen ist … absolut und total vollkommen. Er kann gar nicht besser werden. – Na, wenn das so ist, dann ist es wohl ganz gut, dass er sich nicht verändert!
… im Blick auf sein Wissen Weil Gott nicht durch den Raum begrenzt ist (er ist überall) und die Zeit ihm nicht den Blick verstellt, darum besitzt er das absolute Wissen. Er kennt unsere Taten und Gesten (siehe Psalm 139,1-16), unsere Gedanken, unser Herz, die Nervenzentren unseres Wesens. Nichts ist seinen Augen verborgen. Er weiß alles, und er kannte uns sogar schon, bevor unser Leben begann. Nichts schränkt seine Erkenntnisfähigkeit ein: Er ist allwissend. Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen. Jesaja 46,10
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar, zu hoch, als dass ich sie fassen könnte! Psalm 139,6
Es gibt kein Ereignis, keinen Gedanken, kein Komplott oder Geheimnis, über das man sagen könnte: „Gott ist darüber nicht auf dem Laufenden.“ Er weiß alles.
… im Blick auf seine Macht Gott ist allmächtig, nichts kann seine Macht einengen. Es ist ganz einfach: „Bei den Menschen ist das unmöglich, aber für Gott ist alles möglich“ (Matthäus 19,26), oder anders ausgedrückt: „Für Gott ist nichts unmöglich“ (Lukas 1,37).
62
Das große Buch vom christlichen Glauben
Weil Gott allmächtig und nur durch seinen eigenen Willen begrenzt ist, ist es ganz plausibel, dass die Bibel ihn als souveränen Herrscher ßber unsere Welt und unser Leben beschreibt. Nichts, was geschieht, kann ihn ßberraschen. Keine Situation wächst ihm ßber den Kopf. Er ist souverän, absolut souverän. Er hat das Recht, das zu erreichen, was er mÜchte, egal wie die Realität aussieht, und er hat die Macht, es zu verwirklichen.
Jesus
[FAQ Was bringt es zu beten? Ă„ndert Gott seine Meinung?
Bibel
Gott
2ŕśťHQEDUXQJ
Unsichtbar
„Ich bin das A und das O, ´der Ursprung und das Ziel aller Dinge`“, sagt Gott, der Herr, der ist, der war und der kommt, der allmächtige Herrscher.
Mensch
Gottes Macht kennt keine Grenzen, er ist „allmächtig“, VFKDGGDM im Hebräischen, SDQWRNUDWĹŻU im Griechischen.
Das BĂśse
Gott kann eingreifen, indem er die Naturgesetze auĂ&#x;er Kraft setzt. Da er an sie nicht gebunden ist, kĂśnnen wir Wunder von ihm erwarten, ja, wir dĂźrfen fest damit rechnen, dass er weit Ăźber das hinaus handelt, was wir uns vorstellen kĂśnnen.
In Matthäus 6,8, kurz vor dem Vaterunser+, lesen wir, was das Gebet nicht ist. Wenn wir beten, sollen wir Gott nicht informieren, so als ob er unH. Geist
sere Situation gar nicht kennen wĂźrde. Er weiĂ&#x;, was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten. Warum sollen wir dann Ăźberhaupt beten? Um in Beziehung zu treten mit dem, der unsere tiefsten BedĂźrfnisse kennt, auch die, von denen wir vielleicht gar nichts ahnen (das BedĂźrfnis zu verzeihen, das BedĂźrfnis, vom BĂśsen befreit und nicht der Versuchung ausgesetzt zu
Heil
werden, usw.). Auch weil Gott in seinem Plan die Ziele und die Mittel miteinander verbindet. Tatsächlich kann er sich entschlieĂ&#x;en, uns die eine oder andere Wohltat zu gewähren (das Ziel), als Belohnung fĂźr unsere Ausdauer im Gebet (das Mittel).
Kirche
Ändert Gott seine Meinung? 1. Es ist vÜllig eindeutig, dass Gott sich nicht ändert; in ihm ist kein Schatten der Veränderung. Kann er trotzdem seine Meinung ändern? Die Bibel sagt XQV GDVV HU GDV QLFKW WXW Å*RWW LVW QLFKW HLQ 0HQVFK GDVV HU O JH QRFK HLQ Menschenkind, dass ihn etwas gereuen wßrde. Was er gesagt hat, sollte er es
Tod
nicht tun? Was er geredet hat, sollte er es nicht ausfĂźhren?“ (4. Mose 23,19) Wie aber sollen wir dann Jeremia 18,7-10 verstehen oder die Geschichte
63 Ethik
Gott
von Jona (insbesondere Jona 3,10)? Indem wir uns klarmachen, dass Gott beschlossen hat, den Menschen zu vergeben, die ihre Sßnden bereuen. Was wie eine Meinungsänderung aussieht, ist in Wahrheit die Verwirklichung seiner Entscheidung, uns zu vergeben. Gott hat nicht seine Meinung geändert, DEHU GLH EHWUHɛHQGHQ 0HQVFKHQ VFKRQ 'DV JHVWDWWHW LKP HQWVSUHFKHQG VHLQHP XUVSU QJOLFKHQ :LOOHQ ]X KDQGHOQ GHQHQ ]X YHUJHEHQ GLH YRQ LKUHP falschen Weg umkehren. 2. Fßr unser persÜnliches Gebet ist es nicht so wichtig zu wissen, ob Gott seine Meinung ändert, sondern ob wir bereit sind, unsere Meinung zu ändern, damit sein Wille und nicht unserer in unserem Leben verwirklicht wird; damit sein Reich in unserer Gedankenwelt Raum bekommt. Und in dieser Hinsicht ist es fßr uns alle nÜtig zu beten!
]
Wir haben nun also festgestellt, dass Gott Geist ist, Ăźberall gegenwärtig, unbegrenzt in seiner Macht und in seinem Dasein usw. – und was wir Ăźber ihn sagen kĂśnnen, bleibt weit hinter dem zurĂźck, was er wirklich ist. Diese Erkenntnisse scheinen nahezulegen, dass es sich bei ihm um ein unpersĂśnliches Wesen handelt, eine Art Macht oder wirksame Kraft. Aber das ist nicht der Fall. Wenn er zu Mose sagt: „Ich bin, der ich bin“ (2. Mose 3,14), dann macht er damit deutlich, dass er „Ich“ sagen kann. Das ist, als ob er sagen wĂźrde: „Das Wesen, das mit dir spricht, Mose, ist eine Person!“ ,PPHU ZHQQ *RWW VLFK RŕśťHQEDUW VWHOOW HU VLFK XQV DOV HLQ SHUV|QOLFKHV Wesen vor. Er ist jemand. Jemand Einzigartiges, Unvergleichliches, aber immerhin jemand. Eine Person, die einen Willen besitzt, GefĂźhle, einen Charakter, eine PersĂśnlichkeit: Und der +೯೟೟ ging vor seinem Angesicht vorĂźber und rief: Der +೯೟೟, der +೯೟೟, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von groĂ&#x;er Gnade und Treue; der Tausenden Gnade bewahrt und Schuld, Ăœbertretung und SĂźnde vergibt, aber keineswegs ungestraft lässt. 2. Mose 34,6-7
64
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel Unsichtbar Mensch Das Böse Jesus
69 Ethik
Gott
H. Geist
– Der Gott der Christen hat etwas Besonderes: Er ist ein Gott in drei Personen. Man nennt das die Trinität (auch Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit genannt). – Super, das kenne ich! – Ach, wirklich? Ich bin beeindruckt! – Klar, das ist doch ganz einfach. Das ist wie bei einem Dreieck. Verstehst du: eine einzige Form, aber drei Seiten. Das ist die Dreieinigkeit. – Aha, das hört sich ja einfach an …. Allerdings gibt es Gott nicht dreimal! Wenn du das mit deinem Dreieck richtig darstellen wolltest, dann dürfte es nur eine einzige Seite geben – aber dann ist es halt kein Dreieck mehr. Nein, das Bild ist nicht gut. – Na schön, dann ist es eben wie bei einem Baum: Da gibt es die Wurzeln, den Stamm und die Äste, aber es ist ein einziger Baum. – Hm, ja. Aber die Wurzeln sind ja nicht der ganze Baum, während die drei bei der Trinität ganz und vollkommen Gott sind, und zwar jeder einzelne von ihnen. Keine der drei Personen hat etwas, was die anderen nicht haben, nichts unterscheidet sie von den anderen. – OK, dann ist es eben wie bei der Sonne: Es gibt eine Sonne, die Strahlen und die Wärme, verstehst du?
Heil
Reden wir hier von einem Rätsel?
Kirche
drei göttliche Personen
Tod
5. Ein einziger Gott,
– Ja, schon, aber auch das ist nicht befriedigend. Man kann Gott nicht so aufteilen; man kann ihn nicht spalten. Er ist ein einziges Wesen, das unteilbar ist. – Allmählich nervst du mich! Dann erklär du doch mal. Womit wĂźrdest du die Trinität vergleichen? – Mit nichts. – Bitte?! – Die Trinität ist wie nichts anderes. Sie ist einzigartig. So wie Gott. Oft versucht man die Trinität zu erklären, indem man sie vereinfacht darstellt. Aber das Erste, was wir begreifen mĂźssen, wenn wir es mit der Trinität zu tun haben, ist: Sie stellt ein Rätsel dar, das wir mit unserem menschlichen Verstand nicht erfassen kĂśnnen. Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir alle ihre Aspekte tatsächlich verstehen kĂśnnten. Stattdessen kĂśnnen wir verstehen, warum sich die Deutung der Trinität unserem =XJULŕśť HQW]LHKW DXV GHP HLQIDFKHQ XQG JXWHQ *UXQG ZHLO XQVHU *HKLUQ VR EHVFKDŕśťHQ LVW GDVV HV QXU GDV EHJUHLIHQ NDQQ ZDV JHVFKDŕśťHQ ZXUGH Wenn wir aber Ăźber die Dreieinigkeit sprechen, dann nähern wir uns dem (LQHQ DQ GHU QLH JHVFKDŕśťHQ ZRUGHQ LVW
[FAQ Warum sprechen wir von Dreieinigkeit, obwohl dieser %HJULÉ› QLUJHQGV LQ GHU %LEHO DXIWDXFKW"
(V VWLPPW GDVV GLH %HJULɛH 7ULQLWlW RGHU 'UHLHLQLJNHLW DQ VLFK QLFKW in der Bibel vorkommen. Allerdings tauchen sie schon sehr frßh in der Kirchengeschichte auf, nämlich im 2. Jahrhundert. Zuerst ist es Theophilus+ YRQ $QWLRFKLHQ GHU GHQ JULHFKLVFKHQ %HJULɛ trias prägte. Tertullian+ ßbersetzte ihn ins Lateinische (trinitas). Diese Männer haben also das Wort Trinität erfunden. Nun liegt es an uns zu ßberprßfen, ob dies auch einen 5 FNKDOW LQ GHU ELEOLVFKHQ 2ɛHQEDUXQJ KDW
70
]
Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Unsichtbar H. Geist
Nirgends ist das Irren gefährlicher, das Suchen mßhseliger, das Finden fruchtbringender.
Bibel
Gott
Wenn wir am Ende unserer Untersuchung diese drei Fragen alle mit Ja beantworten kĂśnnen, dann mĂźssen wir daraus zwingend die Trinität ableiten. Dann ist sie nämlich die „theo-logische“ Schlussfolgerung, die angemessen zum Ausdruck bringt, was Gott in seinem Wort Ăźber sich gesagt hat.
Mensch
1. Lehrt die Bibel, dass es nur einen einzigen Gott gibt? 2. Lehrt die Bibel, dass der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist? 3. Gibt es Beweise dafĂźr, dass diese drei Personen nicht ein und dieselbe Person mit jeweils unterschiedlichen Namen sind? Mit anderen Worten: Lehrt die Bibel, dass der Vater nicht der Sohn ist, dass der Sohn nicht der Heilige Geist ist und dass der Heilige Geist nicht der Vater ist?
Das BĂśse
'D GHU %HJULŕśť 7ULQLWlW QLUJHQGV LQ GHU %LEHO DXIWDXFKW IUDJHQ ZLU XQV zu Recht, ob er eine angemessene Beschreibung fĂźr Gott ist. Um diese Frage zu beantworten, mĂźssen wir Nachforschungen in drei Richtungen anstellen:
Jesus
Die biblischen Fakten
Ein einziger Gott
Kirche
Heil
'HV KHLOLJHQ .LUFKHQYDWHUV $XUHOLXV $XJXVWLQXV IÂ QI]HKQ %Â FKHU Â EHU GLH 'UHLHLQLJNHLW Aus dem Lateinischen Ăźbers. u. mit Einleitungen versehen von Michael Schmaus. 'HV KHLOLJHQ .LUFKHQYDWHUV $XUHOLXV $XJXVWLQXV DXVJHZlKOWH 6FKULIWHQ Bd. 11-12. %LEOLRWKHN GHU .LUFKHQYlWHU 2. Reihe, Band 13-14, Verlag J. KĂśsel, F. Pustet, 1935, Buch 1, Kapitel 3.
Gott
5. Mose 6,4
71 Ethik
HÜre Israel, der +೯೟೟ ist unser Gott, der +೯೟೟ allein!
Tod
Lehrt die Bibel, dass es nur einen einzigen Gott gibt, dass Gott also nur einmal existiert? Die Antwort lautet: Ja.
Jesus antwortete: „Das wichtigste Gebot ist: ›Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der alleinige Herr.‹“ Markus 12,29
Ich bin der +೯, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! 2. Mose 20,2-3
Ihr habt Recht: „Die Götzen gibt es in Wirklichkeit gar nicht; es gibt keinen Gott außer dem einen.“ 1. Korinther 8,4
Ich bin der +೯ und sonst ist keiner; denn außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dich gegürtet, ohne dass du mich kanntest, damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erkannt werde, dass gar keiner ist außer mir. Ich bin der +೯, und sonst ist keiner. Jesaja 45,5-6
Wenn die Bibel sagt, dass es nur einen Gott gibt, dann meint sie das QLFKW LP 6LQQH HLQHV *DWWXQJVEHJULරHV HLQH $UW YRQ *RWW PLW PHKUHUHQ Individuen so wie beim Menschen), sondern im Sinne der Anzahl „1“. Ein untrennbarer, unteilbarer Gott. Ein einziges Wesen, sonst nichts. Eine einzige Wesensform.
Drei Personen, die Gott sind Lehrt die Bibel, dass der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist? Die Antwort lautet: Ja. Der Vater ist ganz und gar Gott, nur er allein: Aber für uns ´steht fest`: Es gibt nur einen Gott – den Vater, von dem DOOHV NRPPW XQG I U GHQ ZLU JHVFKDරHQC VLQG 1. Korinther 8,6
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Das große Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel
Und doch bist du unser Vater; denn Abraham weiĂ&#x; nichts von uns, und Israel kennt uns nicht; du aber, o +೯೟೟, bist unser Vater, und dein Name ist „Unser ErlĂśser von Ewigkeit her“! Jesaja 63,16
Unsichtbar
Der Sohn ist ganz und gar Gott, nur er allein: Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Thomas sagte zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“
Mensch
Johannes 1,1
Johannes 20,28
Dabei ist es doch Christus, in dem die ganze FĂźlle von Gottes Wesen in leiblicher Gestalt wohnt.
Das BĂśse
Kolosser 2,9
Der Heilige Geist ist ganz und gar Gott, nur er allein: Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt?
Jesus
1. Korinther 3,16
H. Geist
Petrus sagte zu ihm: „Hananias, warum hast du dein Herz dem Satan JH|ŕśťQHW XQG GLFK YRQ LKP GD]X YHUI KUHQ ODVVHQ GHQ +HLOLJHQ *HLVW zu belĂźgen? Warum hast du uns verheimlicht, dass du einen Teil vom ErlĂśs deines GrundstĂźcks fĂźr dich behalten hast? Niemand hat dich gezwungen, das Land zu verkaufen; es war ja dein Eigentum! Und nach dem Verkauf stand es dir frei, mit dem ErlĂśs zu machen, was du wolltest. Was hat dich nur dazu gebracht, so zu handeln? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott!“
Alle drei sind ganz und gar Gott, sie waren es schon immer und werden es immer sein. Sie sind alle gleichermaĂ&#x;en gĂśttlich. Eine einzige Wesensform, aber drei Personen, die fĂźr immer bestehen.
73 Ethik
Gott
Tod
Wenn die Bibel die GĂśttlichkeit dieser drei Personen hervorhebt, dann meint sie damit nicht, dass diese jeweils ein Teil von Gott sind oder dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt eine „Form“ von Gott waren. Stattdessen schreibt sie allen dreien die Eigenschaften der Heiligkeit, Ewigkeit, Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart zu.
Kirche
Heil
Apostelgeschichte 5,3-5
Zoom Manche Leute fanden, es sei schwer miteinander zu vereinbaren, dass Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist Gott sind, es aber dennoch nur einen Gott gibt. Sie versuchten, diese beiden Gedanken miteinander in Einklang zu bringen, indem sie sich vorstellten, dass die drei Personen nacheinander Gott waren, jeder zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit: der Vater im Alten Testament, der Sohn im Neuen Testament und der Heilige Geist zur Zeit der christlichen Kirche. Es handelt sich dabei jedoch um eine Häresie (eine falsche Lehre), die man Modalismus oder modalistischer Monarchianismus nennt. Der orthodoxe christliche Glaube jedoch (orthodox hier im Sinne eines korrekten, an der Bibel orientierten Glaubens) stßtzt sich auf die biblischen Fakten und hält daran fest, dass die drei Personen alle zur selben Zeit Gott sind.
Drei unterschiedliche Personen Gibt es Bibelstellen, die bestätigen, dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist nicht dieselbe Person mit drei verschiedenen Namen sind? Lehrt die Bibel, dass der Vater nicht der Sohn ist und der Sohn nicht der Heilige Geist? Die Antwort lautet: Ja. Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich nun auch ihnen gegeben, damit sie eins sind, so wie wir eins sind. Johannes 17,22
Und der Vater wird euch ´an meiner Stelle` einen anderen Helfer geben, der fßr immer bei euch sein wird; ich werde ihn darum bitten.
Johannes 14,16
In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, |ŕśťQHWH VLFK  EHU LKP GHU +LPPHO XQG HU VDK GHQ *HLVW *RWWHV ZLH eine Taube auf sich herabkommen. Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ Matthäus 3,16-17
Die drei Personen der Trinität unterscheiden sich voneinander; der Vater ist eine eigene Person, und so ist es auch beim Sohn und beim Heiligen Geist. Aus den zitierten Texten geht klar hervor, dass die drei verschieden sind.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Mensch
Unsichtbar
Die erste Person ist einzigartig, denn der Vater wurde von niemandem gezeugt und geht aus niemandem hervor; die zweite Person ist einzigartig, denn der Sohn allein wurde vom Vater gezeugt; die dritte Person ist einzigartig, denn der Heilige Geist allein geht aus dem Vater und dem Sohn hervor.
Bibel
Der Unterschied besteht jedoch nicht in dem, was sie haben, denn jede der drei Personen besitzt dieselbe GĂśttlichkeit. Sie unterscheiden sich vielmehr in ihren Beziehungen zueinander.
Das BĂśse
Paul Jewett (1919-1991): God, Creation, DQG 5HYHODWLRQ D QHR (YDQJHOLFDO 7KHRORJ\ William B. Eerdmans, 1991, S.275.
H. Geist
75 Ethik
Gott
Heil
Das „Quicumque“ oder Athanasianische+ Glaubensbekenntnis (auch Athanasianum oder Symbolum+ Athanasium genannt; verfasst im 6. Jahrhundert) Dies ist der rechte christliche Glaube, dass wir einen einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einiger Gottheit ehren und nicht die Personen ineinandermengen, noch das gĂśttliche Wesen zertrennen. Eine andere Person ist der Vater, eine andere der Sohn, eine andere der Heilige Geist. Aber der Vater und Sohn und Heilige Geist ist ein einiger Gott, gleich in der Herrlichkeit, gleich in ewiger Majestät. Welcherlei der Vater ist, solcherlei ist der Sohn, solcherlei ist auch der Heilige *HLVW 'HU 9DWHU LVW QLFKW JHVFKDŕśťHQ GHU 6RKQ LVW QLFKW JHVFKDŕśťHQ GHU +HLOLJH *HLVW LVW QLFKW JHVFKDŕśťHQ 'HU 9DWHU LVW XQHUPHVVOLFK GHU 6RKQ LVW XQHUPHVVOLFK der Heilige Geist ist unermesslich. Der Vater ist ewig, der Sohn ist ewig, der
Kirche
Historische Perspektive
Tod
Unsere Untersuchung der biblischen Fakten hat gezeigt, dass die Trinität NHLQH PHQVFKOLFKH (UĂ€QGXQJ LVW VRQGHUQ VLH LVW HLQH XQXPJlQJOLFKH WKHRORJLVFKH 6FKOXVVIROJHUXQJ 6LH IDVVW LQ HLQHP %HJULŕśť ]XVDPPHQ ZDV der transzendente+ *RWW LQ VHLQHU 2ŕśťHQEDUXQJ  EHU VLFK VHOEVW VDJW
Jesus
Fazit
Heilige Geist ist ewig; und sind doch nicht drei Ewige, sondern es ist ein Ewiger: JOHLFKZLH DXFK QLFKW GUHL 8QJHVFKDරHQH QRFK GUHL 8QHUPHVVOLFKH VRQGHUQ HV LVW HLQ 8QJHVFKDරHQHU XQG HLQ 8QHUPHVVOLFKHU $OVR DXFK GHU 9DWHU LVW DOOPlFKtig, der Sohn ist allmächtig, der Heilige Geist ist allmächtig. Und sind doch nicht drei Allmächtige, sondern es ist ein Allmächtiger. Also der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Und sind doch nicht drei Götter, sondern es ist ein Gott. Also der Vater ist der Herr, der Sohn ist der Herr, der Heilige Geist ist der Herr. Und sind doch nicht drei Herrn, sondern es ist ein Herr. 'LH %HNHQQWQLVVFKULIWHQ GHU HYDQJHOLVFK OXWKHULVFKHQ .LUFKH $Xà *|Wtingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1982, S.28-29. (Der Wortlaut wurde an einzelnen Stellen an den heutigen Sprachgebrauch angeglichen.)
Das Problem der richtigen Formulierung Warum Vergleiche riskant sind 'LH %LOGHU YRP %DXP RGHU YRQ GHU 6RQQH GLH KlXÀJ ]XU %HVFKUHLEXQJ der Trinität herangezogen werden, haben ihre Grenzen (wie bereits weiter oben aufgezeigt; siehe S.69). Zwar besitzen diese Vergleiche den Vorteil, unseren Verstand zu befriedigen, der darßber stolpert, dass eins gleich drei sein soll. Aber sie bergen auch das Risiko, in drei falsche Richtungen abzugleiten, wie man im Verlauf der Kirchengeschichte und auch in unserem modernen geistlichen Umfeld sehen kann: * in den Tritheismus (drei verschiedene GÜtter) * in den Modalismus (drei Erscheinungsformen Gottes) * in den Subordinatianismus (drei Personen, die aber in ihrer GÜttlichkeit nicht gleich sind) Es gibt aber zwei interessante Vergleiche, die uns helfen, die Einheit und die Vielfalt zu verstehen:
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Unsichtbar Mensch Kirche
77 Ethik
Gott
Tod
Eine Gruppe von Christen, deren prominentester Vertreter Arius+ war (256336 n. Chr.), stßtzte ihre Lehre nur auf die beiden ersten Säulen der Trinität. Sie erkannte zwar die drei Personen an, bestand aber darauf, dass es nur einen einzigen Gott gab: den Vater. Daraus folgerte man, dass die beiden anderen Personen dem Vater untergeordnet sein mussten; darum nennt man diese Irrlehre auch den Subordinatianismus (oder Arianismus). Diese Irrlehre behauptet, der Heilige Geist und besonders der Sohn seien nicht Gott. Eine andere Häresie+ stßtzte sich nur auf die zweite und die dritte Säule: Man erkannte die drei Hypostasen als gleich in ihrer GÜttlichkeit an, und schon hatte man drei GÜtter. Diese Lehre nennt man den Tritheismus. Die dritte Irrlehre, deren fßhrender Vertreter Sabellius+ war (3. Jahrhundert), stßtzte sich auf die erste und die dritte Säule: Demnach gab es nur einen Gott, und man akzeptierte auch die gleiche GÜttlichkeit der drei Personen,
Heil
H. Geist
1. Säule: ein einziger Gott, eine einzige Wesenheit (im Griechischen physis). 2. Säule: drei verschiedene Personen oder Hypostasen (im Griechischen hypostasis). 3. Säule: alle drei Personen sind in ihrer GÜttlichkeit gleich.
Bibel
Gott
Erste Deutungsversuche der Trinität – und erste IrrtĂźmer! Auf den beiden Konzilen+ von Nizäa (325 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.) wurde die Lehre der Dreieinigkeit festgelegt. Doch bevor man zu den dort geäuĂ&#x;erten Schlussfolgerungen kam, gab es eine Menge Streit und 9HUZLUUXQJ +lXĂ€J NRPPW HV GHVKDOE ]X ,UUW PHUQ ZHLO PDQ VLFK QXU DXI ]ZHL der drei biblischen Säulen der Trinität stĂźtzt und die dritte auĂ&#x;er Acht lässt.
Das BĂśse
Historische Perspektive
Jesus
1. Der Vergleich des Raumes: HĂśhe, Breite, Tiefe. Diese drei GrĂśĂ&#x;en sind vollkommen unterschiedlich, man kann sie nicht miteinander verschmelzen. Und trotzdem sind sie auch untrennbar, denn sie bilden zusammen denselben Raum. Der ganze Raum ist Breite, der ganze Raum ist HĂśhe, und der ganze Raum ist Tiefe. 2. Der Vergleich des menschlichen Geistes: Gedächtnis, Intelligenz, Wille. Der Geist des Menschen ist ganz und gar Gedächtnis, ganz und gar Intelligenz, ganz und gar Wille. Die drei Fähigkeiten sind vĂśllig unterschiedlich, man kann sie nicht miteinander verschmelzen, sie VLQG XQWUHQQEDU PDQ NDQQ VLH QLFKW DXĂ |VHQ 8QG DOOH GUHL ELOGHQ GHQ Geist, so dass man sagen kann, dass der ganze Geist Gedächtnis ist, der ganze Geist Intelligenz ist und der ganze Geist Wille ist.
doch betrachtete man diese drei Personen als drei Erscheinungsformen oder Existenzformen Gottes und nicht als drei voneinander verschiedene Personen. Diese Lehre nennt man Modalismus oder Sabellianismus.
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel Zu den Meilensteinen der Kirchengeschichte gehĂśren die Konzile+ von Nizäa (325 n. Chr.) und Konstantinopel (381 n. Chr.). Hier wurde klargestellt, wie die christliche Lehre lauten sollte; was auf diesen Konzilen beschlossen wurde, galt fĂźr die kommenden Jahrhunderte und fĂźr die gesamte Christenheit. Auf diesen Versammlungen wurde heftig debattiert. Am Ende stand die Formulierung des christlichen Glaubens, die als die „orthodoxe“ angesehen wurde, das heiĂ&#x;t, die mit der biblischen Lehre Ăźbereinstimmte. Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles JHVFKDŕśťHQ KDW +LPPHO XQG (UGH GLH VLFKWEDUH XQG GLH XQVLFKWEDUH Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, ZDKUHU *RWW YRP ZDKUHQ *RWW JH]HXJW QLFKW JHVFKDŕśťHQ HLQHV :HVHQV PLW GHP 9DWHU GXUFK LKQ LVW DOOHV JHVFKDŕśťHQ ) U XQV 0HQVFKHQ XQG ]X unserm Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Das Böse Jesus
„Eines Wesens mit dem Vater“ ist die entscheidende Formulierung des *ODXEHQVEHNHQQWQLVVHV YRQ 1L]lD .RQVWDQWLQRSHO 'HU )DFKEHJULර KLHUfür lautet „konsubstantiell“. Das bedeutet, dass der Sohn vom Vater gezeugt ist und folglich dieselbe Substanz, dieselbe Wesenheit besitzt wie er. Der Sohn ist anders in seiner Person, aber gleich in seiner Göttlichkeit. Die großen Verteidiger der Orthodoxie+ damals hießen Athanasius+, Basilius+ von Caesarea, Gregor+ von Nyssa und Gregor+ von Nazianz. Alle vier waren glühende Verfechter der vollen Göttlichkeit von Jesus Christus. Wir haben ihnen viel zu verdanken.
Mensch
Unsichtbar
Bibel
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater (und dem Sohn) hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, allgemeine und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Heil Kirche
79 Ethik
Gott
Tod
Zoom Das Konzept der Trinität wird sowohl vom Judentum als auch vom Islam abgelehnt. Diese theologische Frage stellt für das Gottesverständnis des Islam wohl das größte logische Problem dar. Um lieben zu können, muss Allah als Schöpfer tätig sein; er ist nicht frei, und für einen Gott ist diese Unfreiheit ein Problem. Im Judentum ist die Sache etwas komplexer. Die Juden weisen die Trinitätslehre zurück, weil das Alte Testament massiv betont, dass es nur einen einzigen Gott JLEW 'LH 7ULQLWlW ZLUG ]ZDU HUVW LP 1HXHQ 7HVWDPHQW JDQ] RරHQEDUW DEHU HV lässt sich durchaus aufzeigen, dass auch das Alte Testament eine geheimnisvolle Unterscheidung innerhalb des Wesens Gottes andeutet. Besonders kann man hier diejenigen Texte anführen, in denen von der Beziehung Gottes zum Messias die Rede ist. Sie sind für die Christen die wichtigsten Hinweise im Alten Testament auf die Göttlichkeit des Sohnes, der sich vom Vater unterscheidet. Jesus selbst hält den Verfechtern des unitarischen Monotheismus+ zwei biblische Texte entgegen: Psalm 110 und Daniel 7. Er weist darauf hin, dass David den Messias „Herr“ nennt, obwohl dieser sein Nachfahre ist. Wenn der Messias nur ein menschlicher Nachkomme von David wäre, müsste es
H. Geist
Zu der eingeklammerten Formulierung „und dem Sohn“ siehe S.533.
eigentlich umgekehrt sein: Er mĂźsste seinen Vorfahren David verehren und bewundern. Doch die Tatsache, dass David ihn seinen „Herrn“ nennt, deutet ein Geheimnis in der Person des Messias an (Markus 12,36). DarĂźber hinaus regiert der Messias gemeinsam mit Gott: „Setz dich an meine rechte Seite.“ Dieser Ausdruck weist auf eine Thronteilung und auf denselben Status der beiden hin. In Markus 14,62 bringt Jesus Psalm 110,1 mit dem Text von Daniel 7,13 in Verbindung: Das zeigt, dass er sich als Messias mit einem gĂśttlichen Rang sieht und nicht nur mit einem menschlichen, irdischen oder politischen. Der Hohepriester beschuldigt ihn der Blasphemie (siehe S.54), denn er hat verstanden, dass Jesus mit der Kombination dieser beiden Texte eine vom Himmel kommende Messianität+ fĂźr sich beansprucht, einen gĂśttlichen Rang. Man kann hier auch noch Jesaja 9,5 anfĂźhren, wo dem Kind, das geboren werden soll, erstaunliche Bezeichnungen verliehen werden, die allesamt gĂśttliche Titel sind! Im Alten Testament hat kein KĂśnig es je gewagt, solche hoheitlichen Namen zu fĂźhren, egal wie anmaĂ&#x;end er sonst gewesen sein mag. Der 3URSKHW VLJQDOLVLHUW XQV LQ VHLQHU 6SUDFKH XQG PLW VHLQHQ %HJULŕśťHQ GDVV GLH Identität dieses Kindes ein Geheimnis birgt, eine erstaunliche Nähe zu Gott und einen Status, der dem Gottes sozusagen gleich ist. Weitere erwähnenswerte Hinweise liefert uns die „Weisheits-Theologie“. Sowohl im Alten Testament als auch in der zwischentestamentarischen+ jĂźdischen Literatur gibt es eine Tradition, nach der die Weisheit als Person dargestellt wird, die präexistent ist (so wie Gott) und mit Gott am SchĂśpfungsprozess beteiligt war (SprĂźche 8,1.22-31). Sie ist die Handelnde bei der SchĂśpfung und eine Vermittlerin zwischen Gott und den Menschen (sie kommt von Gott und wohnt bei den Menschen). In dem apokryphen+ Buch der Weisheit kann man Ăźber sie nachlesen, sie sei „der Widerschein des ewigen Lichts, der ungetrĂźbte Spiegel von Gottes Kraft, das Bild seiner Vollkommenheit“ (Weisheit 7,26 nach GHU Ă…(LQKHLWV EHUVHW]XQJ GHU +HLOLJHQ 6FKULIW´ (LQ (FKR GLHVHV 7H[WHV Ă€QGHW sich in Hebräer 1,3. Und in Kolosser 1,15 wird die Figur der Weisheit ebenfalls mit Christus in Verbindung gebracht. Diese verschiedenen Texte sind mit anderen biblischen Aussagen zu vergleichen, in denen betont wird, dass Gott GLH (UGH DOOHLQ JHVFKDŕśťHQ KDW RKQH GLH +LOIH HLQHV DQGHUHQ -HVDMD Gott hatte keinen Ratgeber, und doch hat die Weisheit ihn beraten. Das legt nahe, dass es sich bei der Weisheit nicht um jemand anderen handelt, sondern dass sie eigentlich Teil des Wesens Gottes ist. Die verschiedenen Texte Ăźber die Weisheit zeigen also, dass es auch innerhalb des jĂźdischen Monotheismus eine gewisse Vielfalt des gĂśttlichen Wesens gibt. Es existiert innerhalb dieses einen Wesens Gottes eine Art Unterscheidung.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Bibel
Gott
,Q GHU *HVFKLFKWH GHU .LUFKH KDW PDQ KlXĂ€JH XQG ODQJH 'HEDWWHQ Â EHU die Dreieinigkeit gefĂźhrt. Es wurde stundenlang diskutiert und jahrhundertelang gestritten. Aber verstehen wir heute noch die Tragweite dieser Problematik?
Unsichtbar
Ein dreieiniger Gott – na und?
Wenn Gott nicht dreieinig wäre, wäre er gezwungen, jemanden zu VFKDරHQ GHQ HU OLHEHQ NDQQ *RWW ¬ ]X HWZDV JH]ZXQJHQ" 8QP|JOLFK Es wäre ein Widerspruch in sich, denn das macht ja gerade Gott aus, dass er durch nichts und niemanden zu etwas gezwungen ist, dass er nur sich VHOEVW YHUSà LFKWHW XQG GDPLW IUHL LVW Wenn es die Trinität also nicht gäbe, dann wäre Gott entweder nicht Gott oder er wäre nicht Liebe. Aber Gott ist Liebe, und diese Liebe existiert und zeigt sich von Ewigkeit her. Daher ist die Trinität nicht nur ein
Das BĂśse Jesus H. Geist
81 Ethik
Gott
Heil
Wenn Gott nicht dreieinig wäre, dann kĂśnnte er vieles sein, aber kein Gott der Liebe – ein einziger und alleiniger Gott, der vielleicht allmächtig wäre, autoritär, ein Richter, manchmal vielleicht barmherzig, aber ohne Liebe. Diese wäre fĂźr ihn unmĂśglich! Denn um zu lieben, braucht man ein GegenĂźber. Damit Liebe entsteht, ist ein „Ich“ notwendig, das mit einem „Du“ spricht! Nun kĂśnnte man einwenden, dass Gott ja schlieĂ&#x;lich sich selbst lieben kĂśnnte. Aber wenn man nur sich selbst liebt, ist das keine Liebe, sondern Narzissmus: Man liebt nur sich selbst, denkt nur an sich selbst, macht alles nur fĂźr sich selbst. Das ist vom Gott der Bibel weit entfernt.
Kirche
Ohne die Trinität gibt es keinen Gott der Liebe
Tod
* Wie verändert die Trinitäts-Lehre unser Verständnis von Gott? * Wenn Gott nicht dreieinig wäre – was kÜnnte er dann nicht sein? * Wenn ich keinen dreieinigen Gott hätte, wie wßrde sich das auf mein Leben auswirken? Wßrde mir dadurch etwas fehlen?
Mensch
Um das zu beantworten, mĂźssen wir uns mehrere Fragen stellen:
Rätsel, das schwer zu begreifen ist, sie ist auch in gewisser Weise logisch und notwendig. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe.
1. Johannes 4,8
Von ferne her ist mir der +೯೟೟ erschienen: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gnade. Jeremia 31,3
Gott ist Liebe schon vor der SchĂśpfung. Er liebt und schenkt Liebe hin und her innerhalb seines Wesens, bevor er alles andere ins Leben ruft. Somit LVW HU IUHL )UHL ]X VFKDŕśťHQ )UHL ]X OLHEHQ ZDV HU JHVFKDŕśťHQ KDW )UHL JHOLHEW ]X ZHUGHQ RGHU DXFK QLFKW YRQ GHP ZDV HU JHVFKDŕśťHQ KDW
Training fĂźr die grauen Zellen „Liebe, das ist die gĂśttliche Substanz, identisch bei allen dreien. Der Liebende, das ist der Helfer, die gĂśttliche Person. Eine einzige Liebe, das ist die Einigkeit; drei Liebende, das ist die Dreieinigkeit.“
Richard von Sankt Viktor+ (1110-1173), Ăœber die Trinität. /DWHLQLVFKHU 2ULJLQDOWLWHO De trinitate.
Wenn wir das Dogma+ der Dreieinigkeit anerkennen, ändert sich dadurch auch unser Verständnis von der Liebe Gottes zu uns: Wir erkennen, dass Gott freiwillig liebt. Er schenkt seine Liebe ganz unabhängig davon, wie der Beschenkte darauf reagiert. „Er lässt seine Sonne Ăźber BĂśsen und Guten aufgehen“ (Matthäus 5,45). Seine Liebe ist unabhängig von der Reaktion dessen, der seine Liebe empfängt. Gott ist Liebe, und die Liebe zirkuliert in ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit. Weil Gott dreieinig ist, darum kann er uns dieses Gebot geben: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15,12). Es lautet nicht: „Liebt mich, wie ich euch geliebt habe.“ Die Liebe, die von Gott kommt, hat eine ansteckende Wirkung. Sie verschenkt sich, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, denn sie ist eine freiwillige Gabe! Im Zentrum des Universums, im Herzen dieser Welt, im Kern dessen, was sie zusammenhält, steht eine einzigartige, grandiose Beziehung, der es an nichts mangelt, nicht einmal an Liebe. Vor allem nicht an Liebe! Dies alles wäre undenkbar, wenn Gott nicht ein dreieiniger Gott wäre.
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Das groĂ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
Gott Bibel
[FAQ Warum will Gott, dass wir ihn lieben? Was hat er davon? Wir haben festgestellt, dass Gott Liebe ist und dass er diese unendliche Liebe inmitten seines Wesens lebt, gibt, empfängt und teilt, und das seit ewigen Zeiten. Wenn das alles so ist, warum fordert er uns dann auf, ihn zu Unsichtbar
lieben? Was hat er davon? Gott fordert uns nicht auf, ihn zu lieben, weil er von uns etwas bekommen mÜchte, was er nicht hat. Er hat alles, schon immer. Ihm fehlt nichts. Er ist Gott ‌ und die besondere Eigenschaft Gottes ist, dass es ihm an nichts PDQJHOW 8QG ZHQQ ZLU K|UHQ GDVV GHU 9DWHU  EHU VHLQHQ 6RKQ VDJW Å'LHV
Mensch
ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“ (Matthäus 3,17), dann muss man sich fragen, ob wir ihm tatsächlich noch mehr schenken kĂśnnten. 'LH $QWZRUW ODXWHW 1HLQ GDV N|QQWHQ ZLU ZLUNOLFK QLFKW Gott hat nichts davon, wenn er von uns geliebt wird. Denn er wird schon seit
Das BĂśse
Ewigkeiten geliebt ‌ Und wenn der Sohn sein Leben fĂźr uns opfert, dann tut er das nicht, um von uns kĂźnftig geliebt zu werden, denn er genieĂ&#x;t ja bereits seit ewiger Zeit eine unendliche und vollkommene Liebe. Als er sich opferte, tat er das allein fĂźr uns. Er selbst hatte nichts davon, wir aber alles. Gott gibt sich also selbst das Geschenk der Liebe innerhalb seines Wesens,
Jesus
und das schon seit ewigen Zeiten. Warum bittet er uns dann, ihn zu lieben? Wenn er es nicht fßr sich selbst tut, dann tut er es fßr uns! Ja, wenn Gott uns DXɛRUGHUW LKQ ]X OLHEHQ GDQQ JHVFKLHKW GDV QLFKW XP VHLQHWZLOOHQ VRQGHUQ
Gott
Heil
Wenn Gott nicht dreieinig wäre, dann wäre er allein. Wenn er schon Ăźber den Menschen sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ (1. Mose 2,18), dann kann man sich schlecht vorstellen, dass er selbst seit Ewigkeiten allein ist. Aber Gott ist die Dreieinigkeit, und darum langweilt er sich nicht. Seit ewiger Zeit gibt es nur einen Gott, aber dieser Gott ist nie allein gewesen, seit ewiger Zeit. Und weil er dreieinig ist, kĂśnnen wir die Argumentation von Paulus gedanklich nachvollziehen: „Denn in ihm, ´dessen Gegenwart alles durchdringt,` leben wir, bestehen wir und sind wir“ (Apostelgeschichte 17,28). Ohne die Trinität gibt es kein Leben, kein Bestehen und kein Sein!
Kirche
Ohne die Trinität gibt es kein Leben in Gott
Tod
]
83 Ethik
er schon seit Ewigkeiten erlebt. Wir brauchen diese Liebe, nicht er!
H. Geist
um unseretwillen. Denn er mĂśchte, dass wir an dieser Liebe teilhaben, die
Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und vor Gottes Angesicht erscheinen? Psalm 42,3
Aber der Herr ist in Wahrheit Gott; er ist der lebendige Gott und ein ewiger König. Jeremia 10,10
Gott stellt sich als der lebendige Gott vor. Ein Gott, in dessen Mitte sich Freude ausbreitet, Friede geschenkt wird, ein erfülltes Leben und Güte erfahrbar sind. Kurzum: ein kreativer Gott, ein Schöpfer, der durch sich selbst lebt, mit allem, was das Leben an Schönem bereithält.
Ohne die Trinität gibt es keine Gemeinschaft Wenn Gott nicht dreieinig wäre, gäbe es in ihm kein Leben und keine Bewegung, aber auch keine Beziehung, keine Gemeinschaft. All diese Wahrheiten sind nur vorstellbar, weil es die Trinität gibt. Ohne die Trinität gäbe es keine Gemeinschaft in Gott und auch kein Leben. Weder für ihn noch für uns. Warum verkünden wir euch das, was wir gesehen und gehört haben? Wir möchten, dass ihr mit uns verbunden seid – mehr noch: dass ihr zusammen mit uns erlebt, was es heißt, mit dem Vater und mit seinem Sohn, Jesus Christus, verbunden zu sein. 1. Johannes 1,3
Weil ihr nun also seine Söhne und Töchter seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, den Geist, der ´in uns betet und` „Abba, Vater!“ ruft. Galater 4,6
Im Zentrum unserer Welt ist eine Beziehung, und der Vater wünscht sich von Herzen, uns in diese Beziehung hineinzunehmen, er gestattet uns, sie kennen zu lernen und sie zu leben, in Christus und durch den Heiligen Geist. Genau das ist das ewige Leben, das Heil. Der Heilige Geist lässt uns Gott gegenüber dieselbe Anrede benutzen wie der Sohn: „Abba!“
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Das große Buch vom christlichen Glauben
Gott Unsichtbar Tod
Kirche
Heil
H. Geist
Jesus
2ŕśťHQEDUXQJ
Mensch
WĂźrdig bist du, Herr, unser Gott, Ruhm und Ehre zu empfangen und fĂźr deine Macht gepriesen zu werden! Denn du bist der SchĂśpfer aller Dinge; nach deinem Willen wurde alles ins Dasein gerufen und HUVFKDŕśťHQ
Das BĂśse
Man kann argumentieren, es sei aus theologischer Sicht nicht unmĂśglich, dass Gott die von Evolutionsbiologen beschriebenen Prozesse benutzt KDW XP GLH $UWHQ HLQVFKOLH‰OLFK GHV 0HQVFKHQ ]X VFKDŕśťHQ -HGRFK VROOten Christen die philosophischen oder ideologischen Schlussfolgerungen der Evolutionstheorie kritisch im Blick behalten. AuĂ&#x;erdem wirft die Besonderheit des Menschen einige Fragen auf: Gibt es nicht einen fundamentalen ontologischen+ Sprung vom Tierreich zur menschlichen Spezies? Kann dieser mit Hilfe der Evolutionsprozesse allein wirklich vollständig erklärt werden?
Bibel
Fazit
119 Ethik
Gott
Weiterführende Literatur: In deutscher Sprache: Johannes Calvin: 8QWHUULFKW LQ GHU FKULVWOLFKHQ 5HOLJLRQ ,QVWLWXWLR Christianae Religionis. Übersetzt u. bearbeitet von Otto Weber, Neukirchener Verlag, 1997. Einsehbar in www.calvin-institutio.de, darin Buch 1. Lydia Jaeger: :LVVHQVFKDIW RKQH *RWW" =XP 9HUKlOWQLV ]ZLVFKHQ FKULVWOLFKHP *ODXEHQ XQG :LVVHQVFKDIW Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2007. In englischer oder französischer Sprache: Denis R. Alexander: &UHDWLRQ RU (YROXWLRQ 'R :H +DYH WR &KRRVH" Monarch Books, 2008. Denis R. Alexander: 6FLHQFH HW IRL pYROXWLRQ GX PRQGH VFLHQWLÀTXH HW GHV YDOHXUV pWKLTXHV Frison-Roche, 2004. Jacques Arnould: /D 7KpRORJLH DSUqV 'DUZLQ Cerf, 1998. Henri Blocher: 5pYpODWLRQ GHV RULJLQHV Presses Bibliques Universitaires, 1979. Gerald Bray: 7KH 'RFWULQH RI *RG *RG WKH :RUOG LQ D 7UDQVLWLRQDO $JH Inter Varsity Press, 1993. Christopher Catherwood: $ *RG 'LYLGHG 8QGHUVWDQGLQJ WKH 'L૽HUHQFHV %HWZHHQ ,VODP &KULVWLDQLW\ DQG -XGDLVP David C Cook Pub, 2007. Michel Delsol: 'DUZLQ OH KDVDUG HW 'LHX Vrin, 2007. François Euvé: 'DUZLQ HW OH FKULVWLDQLVPH 9UDLV HW IDX[ GpEDWV Buchet/ Chastel, 2009. Jean Humbert: &UpDWLRQ pYROXWLRQ IDXW LO WUDQFKHU" Sator, 1989. Alfred Kuen: /H ODE\ULQWKH GHV RULJLQHV Emmaüs, 2005. J.P. Moreland, J.M. Reynolds (Hrsg): Three Views on Creation and (YROXWLRQ Zondervan, 1999.
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Das groÃ&#x;e Buch vom christlichen Glauben
„Was glaube ich eigentlich (wirklich)?“ „Warum glaube ich das?“ „Warum denken andere Christen so ganz anders über dieses Thema?“ „Was bedeutet eigentlich …“ „Und was hat es für praktische Konsequenzen, wenn ich mich für eine bestimmte Sichtweise entscheide?“ Wer über den christlichen Glauben nachdenkt oder ihn erklären will, der findet in diesem Nachschlagewerk Antworten, Standpunkte und differenzierte Sichtweisen. ● Die großen Themen des christlichen Glaubens werden leicht verständlich präsentiert und mit vielen Illustrationen untermalt. ● Kurze Überblicke erklären, was in der Geschichte des Christentums zu der jeweiligen Frage gedacht worden ist. ● Wichtige Fachbegriffe werden in einer Info-Box erklärt. ● Zitate von Schriftstellern und Theologen regen zum Nachdenken an. ● Ein Glossar hilft, die richtige Stelle zu finden oder einen Begriff nachzuschlagen. DER HERAUSGEBER: DR. ALAIN NISUS, Jahrgang 1967, war Pastor einer Baptistengemeinde und ist Professor für Systematische Theologie an der Faculté Libre de Théologie Evangélique (Vaux-sur-Seine, France) mit einer Leidenschaft, den christlichen Glauben zu erklären. Derzeit gründet er ein theologisches Seminar in Guadeloupe.
Bestellnr. 190977