RIPO
S T RE ET A RT PAS SA GE V I EN NA I Q U A RT I E R 2 1 I MQ
COVER: LESS IS MORE | VIENNA, AUSTRIA | 2009
RIPO
Ripos Arbeiten sind von vielen Aspekten inspiriert: Typographie, sozio-politische Aussagen, Wortspiele, alte handbemalte Schilder, die Städte, die er besichtigt und in denen er gelebt hat, aber vor allem durch die Situationen und Leute, denen er auf der Straße begegnet ist. Der Name „Ripo“ ist eine Abkürzung und Verfremdung des englischen Wortes „repossess“ und steht für die Wiedereroberung des öffentlichen Raumes, der durch Werbung oder offizielle Beschilderung dominiert ist. „Take it Back“ war auch der Titel einer umfangreichen Street ArtTour quer durch Europa, bei der der Künstler seine Markierungen in über 20 Ländern hinterlassen hat. Ripos einfache, aber starke Farbflächen und kalligrafischen Schriftzüge können nicht nur als Illustration und Reflexion seiner persönlichen Gedanken verstanden werden, sie sind auch ein visuelles Statement zur Verteidigung der individuellen Erkenntniskraft und des kreativen Potenzials jedes einzelnen Menschen. Passenderweise ist die Taube eines seiner bevorzugten Motive. Als Vogel, der jederzeit wegfliegen kann und so ein Symbol der Freiheit darstellt, ist die Taube in vielen Städten weltweit anzutreffen. Unbeliebt und als „Außenseiterin“ der Stadt ist sie doch von dieser abhängig, um überleben zu können. Geboren und aufgewachsen in New York City war Ripo bereits als Kind von der Ausdruckskraft der Linie beeindruckt und widmete sich dem intensiven Studium von Comic-Büchern und deren Charakteristikum, durch einfache visuelle Schemen starke Emotionen beim Rezipienten zu erzeugen. Im Alter von 13 Jahren entwickelte der Künstler sein Interesse für Graffiti, was bald zur Obsession wurde und seine Faszination für graphische Kunst verstärkte. Mit 18
Ripo’s work is inspired by typography, sociopolitical messages, play on words, vintage hand-painted signs, the cities he has visited and lived in, but mostly by the situations he has experienced and the people he has met in the streets. The name “Ripo” comes from the abbreviation repo, short for the English verb “repossess,” and is related to the reconquest of the public space, which is dominated by commercial messages and images or official signs concerning governmental orders. “Take it Back” was also the title of his extensive Street Art tour across Europe during which he left his landmarks in over 20 countries. Ripo’s simple but powerful colour schemes and calligraphic writings can be understood not only as the illustration of and reflection upon his very personal thoughts, but also stand for a visual statement of a strong belief in the power of a single person’s own ideas and creative potential concerning the look and shape of everyday life. Fittingly, one of his favourite motifs is the pigeon, which can be found in every city in the entire world and which, with its ability to fly away whenever it pleases, also represents a unique kind of freedom to travel and to live outside our society yet at the same time relying on it for survival. Born and raised in New York City Ripo was fascinated by the power of drawn images from the time he was a child and he intensively studied comic books and their ability to stir strong emotions by simple visual schemes. By the age of 13 the artist gained an interest in graffiti, which soon grew into an obsession and continued to reinforce his interest in graphic arts. At 18 he went away to study at an art school in the US but in the end it left him very disillusioned with the “fine art” world and academics in general.
Jahren begann er mit dem Studium an einer US-amerikanischen Kunstschule, was er aber schnell wieder aufgab. 2005 verließ er New York, um nach Barcelona zu ziehen und sich ganz auf das freie Arbeiten auf der Straße zu konzentrieren. Er hatte die katalanische Metropole zum ersten Mal 2003 besucht und aufgrund ihrer Lebendigkeit, Offenheit und Rauheit als ideale Plattform im Kontrast zum teuren, konkurrenzorientierten und streng reglementierten New York erlebt. Ripos bunte, sarkastische und politische Arbeiten sind heute stark von der spanischen Lebensweise beeinflusst und erinnern oft an großformatige, mexikanische Wandmalereien („Murales“). Obwohl der Künstler nicht gerne in Innenräumen oder auf Auftrag arbeitet, war er in einige wichtige Projekte involviert, so das „11 Spring Street Project“ des Wooster Collective in New York 2006, die Schaffung eines Wandgemäldes an der Fassade des „Centro Cultural de España“ in Lima während seiner „South Central Tour“ 2007/8, und seine erste Einzelausstellung „…is what I meant to say” in Brüssel im März 2009, die von dem Künstlerkollektiv „No New Enemies„ organisiert wurde und wo er eine Auswahl an Schwarz-Weiß-Zeichnungen präsentierte, die den Schaffensprozess hinter seinen Gemälden dokumentieren sollten. Seit 2006 platziert Ripo für sein laufendes Projekt „Reflect On“ handbemalte Spiegel in Großstädten wie Bukarest, Istanbul, Barcelona, New York, Mexiko City oder Brüssel. Als buchstäbliches wie symbolisches Mittel der Reflexion sollen diese die Malerei um eine gewisse Offenheit oder ein erweitertes Kommunikationsfeld ergänzen, indem sie eine orts- und situationsspezifische Beziehung zu jeder Betrachterin oder jedem Betrachter herstellen. Sie ziehen durch ihre kontinuierliche Veränderung nicht nur die Aufmerksamkeit auf sich, sondern sollen auch als „Fenster in ein andere Welt, die zwar bekannt scheint und dennoch komplett umgedreht ist“ fungieren.
He left New York in 2005 to move to Barcelona to focus on his artwork and connecting with the creative community there. He had visited the Catalan metropolis first in 2003 and experienced it as the ideal raw, alive and open platform for free-thinking artists as opposed to the more expensive, competitive and restrictive New York. Ripo’s colourful, sarcastic and political pieces are strongly influenced by the Spanish people and their way of life and also remind us of the Mexican Muralist movement. Even though the artist is not so into painting indoors or on commissions he has participated in some important projects such as the “11 Spring Street Project” by the Wooster Collective in New York in 2006, a mural on the facade of the Centro Cultural de España in Lima during his “South Central Tour” in 2007/8, and his first solo exhibition “…is what I meant to say” in Brussels in March 2009, organized by “No New Enemies”, where he showed numerous black and white drawings and the creation process behind his public murals. Since 2006 Ripo has also been installing handpainted mirrors in cities such as Bucharest, Istanbul, Barcelona, New York, Mexico City, and Brussels in his ongoing project “Reflect On”. As literal as well as figurative means of reflection they add a level of openness or expanded communication to his paintings as they integrate a site- and moment-specific relation to the viewer. They thus do not only catch attention easily by their constant change but also function like “windows into another world, one that is so familiar yet completely upside down”.
http://www.ripovisuals.com
FAMOSO (FAMOUS) | SANTIAGO, CHILE | 2008
LIFETUBE MIRROR | VIENNA, AUSTRIA | 2009
PRELIMINARY SKETCHES FOR 10 DAYS PROJECT | VIENNA, AUSTRIA | 2009
“Tagtäglich werden die aktuellen Nachrichten aus der ganzen Welt zu uns übertragen. Vielseitige Geschichten aus dem wahren Leben werden dabei zu sensationellen Einzeilern reduziert, um unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen und uns dazu zu bringen, weiter zu lesen. Traurig, verängstigt, inspiriert, skeptisch, hoffnungsvoll, wütend oder benommen werden wir unseren Gefühlen überlassen. Aber schon am nächsten Tag werden die Erinnerungen der gestrigen Ereignisse von neuen Stories überblendet.” Die von Ripo verarbeiteten Schlagzeilen wurden im Rahmen von *Ten Days* auf BBC Online im Mai 2009 gesendet. ”Everyday the daily news is transmitted to us across the globe. Nuanced stories of true life are reduced to sensationalized one-liners in order to grab our attention and keep us reading. We're left saddened, scared, inspired, skeptical, hopeful, angry, or simply numb. But the next day brings a new day's stories painting over the memories of yesterday's events.” The following are headlines from *10 Days* of news from May, 2009 as reported by the BBC Online.
10 DAYS | VIENNA, AUSTRIA | 2009
10 DAYS | VIENNA, AUSTRIA | 2009
FINAL ”10 DAYS” PAINTING IN THE STUDIO | VIENNA, AUSTRIA | 2009
FINAL "10 DAYS" PAINTING | VIENNA, AUSTRIA | 2009
MUITO VIVO (REALLY ALIVE) | SAO PAULO | 2007
MENOS O MAS (LESS OR MORE). IT’S MORE OR LESS WHEN LESS IS MORE | GUATEMALA CITY | 2008
Die „Street Art Passage Vienna“ wurde im September 2008 auf Initiative des quartier21 eröffnet, als Weiterführung einer bereits bestehenden Reihe von Themenpassagen im MuseumsQuartier Wien. Die Passagen sind Ausstellungsorte im öffentlichen Raum, die jeweils speziellen Kultursparten (Comic, Klangkunst u.a.) gewidmet sind. Die „Street Art Passage Vienna“ ist zudem ortsspezifisch lokalisiert: zugänglich von der Breite Gasse ist sie die Brücke vom Spittelberg – einem Zentrum der Wiener Street Art Szene – zum 60.000 m² großen Kulturareal des MuseumsQuartiers. Neben der permanenten Gestaltung der Passage durch den französischen Künstler „Invader“ lebt dieser öffentliche Raum von seinem wechselnden Ausstellungsprogramm internationaler und lokaler Street Art- und Graffiti-KünstlerInnen sowie von einer begleitenden Publikationsreihe. Das Street-Art-Magazin „betonblumen“ wird jeweils von den ausstellenden Künstlern gestaltet und kann direkt vor Ort an einem eigens integrierten Blumenautomaten erworben werden. Signierte und limitierte Künstlereditionen der Publikation werden über den Verlag Schlebruegge.Editor, im SUBOTRON Shop im quartier21 (subotron.com), in der INOPERAbLE Galerie (401rush.com) und bei THE HOT DOGS (thehotdogs.org) im 7. Bezirk vertrieben. Die Kunstwerke können einmal pro Jahr ersteigert werden.
In September 2008 the ”Street Art Passage Vienna” was opened on the initiative of quartier21 as a continuation of an already existing series of thematic passageways in the Museums Quartier Wien. The passageways are exhibition venues in public space which are each dedicated to specific cultural forms of expression (comic, sound art, etc). Moreover, the ”Street Art Passage Vienna“ has a site-specific setting: the bridge from the Spittelberg – a center of the Vienna street art scene – to the 60,000 m2 cultural area of the MuseumsQuartier is accessible from the Breite Gasse. Beside the permanent design of the passageway by French artist ”Invader” this public venue benefits from its alternating program of exhibitions of both international and local street art and graffiti artists plus an accompanying series of publications. Each issue of the street art magazine ”betonblumen“ (”concrete blossoms“), designed by the artist who is currently exhibiting, is availabl at an integrated floral vending machine directly on site. Signed copies of limited artists’ editions of the magazine are up for grabs at the publishing house Schlebruegge.Editor, at the SUBOTRON shop in the quartier21 (subotron.com), at the INOPERAbLE gallery (401rush.com) an at THE HOT DOGS (thehotdogs.org) in the 7th district. Once per year the works of art can be purchased by auction.
BACKCOVER: TAKE IT BACK | 2006 | NEW YORK CITY | 2006 | AT THE 11 SPRING ST. SHOW BY WOOSTER COLLECTIVE
STREET ART PASSAGE VIENNA, QUARTIER21 I MQ, MUSEUMSPLATZ 1, A-1070 WIEN INFO@BETONBLUMEN.ORG I WWW.BETONBLUMEN.ORG
In Kooperation mit IMPRESSUM: © BETONBLUMEN 7I2009; HERAUSGEGEBEN VON | EDITED BY WEH & NEUFELD; KONZEPT | CONCEPT VITUS WEH (KÜNSTLERISCHE LEITUNG I ARTISTIC DIRECTOR QUARTIER21); KURATOREN | CURATORS JOGI NEUFELD, 401RUSH; TEXT ELISABETH FRITZ; GRAFIKKONZEPT | GRAPHIC CONCEPT MANDARINA BRAUSEWETTER VERLAG | PUBLISHER SCHLEBRUEGGE.EDITOR, WWW.SCHLEBRUEGGE.COM
ISSN 2070-3619; ISBN 978-3-85160-164-0 SCHLEBRÜGGE.EDITOR