Marburger Magazin Express 1/2021

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MR-6-15 Themen.qxp_EXPRESS Themen 05.01.21 13:58 Seite 12

Die einfach eingerichteten Häuser im VinziDorf bieten Rückzugsräume. Foto: VinziWerke

Die Stadt der Zukunft Reihe „Marburg800 weiter denken“ startet

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ie wollen wir die Zukunft denken und gestalten? Darum geht es auf dem Weg zum Stadtjubiläum 2022 in einer Veranstaltungsreihe über Zukunftsperspektiven ab 12. Januar. Für die Reihe „Marburg800 weiter denken“ hat die Stadt Marburg unter anderem den Kopenhagener Stadtplaner Jan Gehl, die Autorin Dr. Maja Göpel oder den Trendforscher Matthias Horx eingeladen. Zum Auftakt steht das Thema „Häuser für die Unbehausten - Architektur für Obdachlose“ mit Alexander Hagner, einem Spezialisten für soziales Bauen, im Mittelpunkt. Die Palette der Themen von „Marburg800 weiter denken“ reicht vor dem Hintergrund einer 800jährigen Geschichte als Stadt von sozialen Themen über Digitalisierung bis zur Frage, wie wir uns ernähren wollen oder zur Zukunft nach Corona. Denn, so die Idee des Stadtjubiläums, Marburg ist schon immer eine Stadt der Weltund Gesellschaftsdeutungen mit praktisch orientierter Anwendung. Für diese lange Tradition steht nicht zuletzt das Wirken der Heiligen Elisabeth. Und so richtet sich ganz bewusst zum Auftakt der Blick auf Marburg als soziale Stadt und auf die Lebenssituation wohnsitzloser Menschen. Alle Interessierten sind zum Start am 12. Januar ab 19 Uhr eingeladen, am Livestream teilzunehmen und digital natürlich auch Fragen zu stellen. Begrüßen wird die Gä-

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ste Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies. Danach erläutert der Wiener Architekt Alexander Hagner wie er Lösungen verwirklicht, die den Bedürfnissen der Menschen Rechnung tragen und welche Erfahrungen er mit niederschwelligen, alternativen Wohnangeboten für Wohnsitzlose gemacht hat. Bekannt geworden ist Hagner durch das Pilotprojekt „VinziRast-mittendrin“, in dem vormals obdachlose Menschen mit Studierenden unter einem Dach leben sowie durch weitere Projekte, wie das „VinziDorf Wien“ für alkoholkranke obdachlose Männer. Seit 2016 ist Hagner Stiftungsprofessor für Soziales Bauen an der Fachhochschule Kärnten. „Es ist einfach sinnstiftend, dass durch unsere Arbeit weniger Leute auf der Straße schlafen müssen“, sagt der Architekt. Der Grund dafür, dass so viele Men-

schen auf der Straße lebten, sei nicht ein Mangel an Plätzen, sondern - dass Plätze fehlten, die diese Menschen akzeptieren könnten, berichtet er aus seiner Praxis. „Es geht hier um Menschen ganz am Rand der Gesellschaft.“ Ein Vinzi-Dorf besteht aus EinRaum-Minihäusern von sieben bis acht Quadratmetern für eine Person. Benannt wurde es nach den noch heute ehrenamtlich engagierten Vinzenzgemeinschaften. Als Begründer gilt Frédéric Ozanam, der zur Zeit der Industriellen Revolution und der Arbeiteraufstände in Paris lebte. pe

Der Livestream am 12. Januar ab 19 Uhr kann über die Seite www.marburg800.de sowie über www.flashlight.video/marburg800 und www.facebook.com/marburg 800 abgerufen werden.

Weitere Termine Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher sowie Autor von „Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln verändert“ greift am 18. März um 19.30 Uhr in Marburg ein Thema auf, das uns alle bewegt. „Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn ,vorbei sein wird´, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals“, formuliert es der Publizist auf www.horx.com. „Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt“, so Horx. Um eine ganz andere Zukunftsfrage geht es dann am 6. Mai: Professorin Maja Göpel, als Autorin des Buches „Unsere Welt neu denken“ aus TV-Talks bekannt, Transformationsforscherin und Mitbegründerin von „Scientists4Future“ spricht über „Open Government, Digitalisierung und Beteiligungskultur“. Als Politökonomin fragt sie nach den Grenzen des Wachstums und fordert, die Diskussion um Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu verbinden. Drei Themen zum Stadtjubiläum „Marburg erinnern“, „Marburg erleben“ und „Marburg erfinden“ – das sind die drei Themen des Stadtjubiläums 2022. Für den Blick in die Zukunft geht es mit der Stadtgesellschaft um die Frage „Wie wollen wir gut und glücklich zusammen leben?“. Dafür steht „Marburg erfinden“ mit kreativen und innovativen Wegen, im Dialog, mit Beteiligung. Die Projekte werden hier in den nächsten Monaten vorgestellt. Ob im Zukunftslab die „Marburg-Typen“, Kunst im Stadtraum, Denkfabrik, Patchworkvorhaben oder wie heute die Reihe „Marburg800 weiter denken“ – es geht darum, mit allen Sinnen zu begreifen und Ideen zu entwickeln.

Um niederschwellige Wohnangebote, die den Bedürfnissen der Wohnsitzlosen gerecht werden, geht es zum Auftakt der Reihe „Marburg800 weiter denken“. Foto: VinziWerke


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