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Wahlkrimi vor dem Tatort

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Freude und Erleichterung bei OB Thomas Spies und seiner Frau Lorita Peetz. Fotos: Georg Kronenberg

OB-Stichwahl: Spies 0,4 Prozent vor Bernshausen

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Sonntagabend kurz nach acht, der Fernseh-Tatort hat noch nicht begonnen, die Spannung im Erwin-Piscator-Haus ist aber längst auf einem Höhepunkt angelangt. Ganze drei Briefwahlbezirke fehlen noch bei der Ergebnispräsentation der Marburger OB-Stichwahl. Aber genau auf diese Stimmen kommt es an, denn der Amtsinhaber, Sozialdemokrat Thomas Spies, liegt nur äußerst knapp, weit weniger als einen Prozentpunkt, vor seiner Herausforderin, Nadine Bernshausen von den Grünen. Und dieser Vorsprung verringert sich langsam aber sicher immer weiter, von Wahlbezirk zu Wahlbezirk. Um 20.10 Uhr steht dann das Endergebnis des Kopf-an-Kopf-Rennens fest: Thomas Spies, der seit Ende 2015 die Geschicke von Marburg lenkt, erhält 50,2 Prozent. Für Bernshausen stimmen gerade mal 95 Wähler weniger, sie erreicht 49,8 Prozent. Große Freude und Erleichterung bei dem Amtsinhaber, der von Wahlleiter Dieter Finger einen Blumenstrauß zur Gratulation überreicht bekommt. Aber auch die Herausforderin freut sich über ihr gutes Ergebnis, auch wenn sie es schade fände, dass es dann doch nicht ganz gereicht habe, sagt Bernshausen, „aber Enttäuschung sieht anders aus“. „Wir haben dieses Jahr einen Wahlkampf geführt, der ganz anders war als sonst“, bilanziert Spies, „unter diesen Bedingungen war vieles nicht voraussehbar.“ Ein Grund für das knappe Ergebnis könne sein, dass die inhaltlichen Schwerpunkte von ihm und seiner grünen Herausforderin dicht beieinander lagen, sagt Spies. In der Stichwahl hätten beide mit ähnlichen Positionen um dieselbe Wählerschaft gekämpft, er gratuliere Frau Bernshausen zu einem eindrucksvollen Ergebnis, so Spies. Und unterstreicht, dass sein Anspruch sei, ein „Oberbürgermeister für alle zu sein“ und in allen wichtigen städtischen Fragen möglichst „eine breite Gemeinsamkeit“ herzustellen. Immerhin stehen ja demnächst auch Koalitionsverhandlungen an. Einen Grund für ihr gutes Abschneiden sieht Bernshausen derweil in dem „neuen Politikstil“, den sie angeboten habe - und der von vielen Bürgerinnen und Bürgern angenommen worden sei. Dass die Grünen bei der Kommunalwahl am 14. März die meisten Stimmen erhalten hatten und künftig die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung stellen, sei „Auftrag und Freude zugleich“, sagt Bernshausen mit Blick auf demnächst anstehende Beratungen über mögliche Koalitionen. Wäre es da nicht ein naheliegender Schritt, dass Bernshausen bei einer von den Grünen geführten Regierungskoalition als Bürgermeisterin ins Rathaus wechselt? Dafür bittet sie sich am Wahl- abend Bedenkzeit aus. „Ich werde jetzt erstmal mit meiner Fraktion sprechen. Das sind ja alles Lebensentscheidungen.“ Die nächste Entscheidung, die in der Stadtpolitik ansteht, ist die Frage, welche Koalition Marburg künftig regiert. Nach der neuen Sitzverteilung im Stadtparlament haben die Grünen 15 Sitze, die SPD kommt auf 14, die CDU auf 13, die Linke auf 7, die Klimaliste auf 4, BfM und FDP jeweils auf 2 Sitze sowie die Piraten und die AfD jeweils auf einen Sitz. Eine Grün-rote Koalition ist deshalb genauso wenig möglich wie ein Grünschwarzes Bündnis. Ein dritter Koalitionspartner ist in jedem Fall nötig. Auch das bisherige Bündnis von SPD, CDU und BfM hat keine Mehrheit mehr.

Endergebnis und Wahlbeteiligung

Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis bestätigten 12.195 Marburger den 58-jährigen Spies am 28. März im Amt des Oberbürgermeisters. Seine Herausforderin Nadine Bernshausen erzielte 12.100 Stimmen. Die Wahlbeteiligung in der Stichwahl lag bei 42,5 Prozent. Im ersten Wahlbeteiligung am 14. März, in dem neun OB-Kandidaten angetreten waren, lag die Wahlbeteiligung bei 55,06 Prozent.

Herausforderin Nadine Bernshausen dokumentiert das knappe Ergebnis. Das Ergebnis stand erst nach über zwei Stunden fest.

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