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Spinat, Tropfen und Photosythese

Biochemikerin Tarryn Miller ist die Erstautorin der Veröffentlichung im renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“. Foto Stefanie Ingwersen, Stadt Marburg

Spinat, Tropfen und Photosynthese

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MarBiNa Förderpreis für Biochemikerin Tarryn Miller

Es gilt als „Paukenschlag in der zu sammeln, das wiederum über Synthetischen Biologie“: Mar- eine Flüssigkeit mit einer höheren burger Bioingenieure haben Dichte gegeben wird. Erneut in künstliche Zellen konstruiert, die der Zentrifuge, trennen sich die Photosynthese besser betreiben Teile der Zelle. Und daraus entals ihre natürlichen Vorbilder. Die nimmt Tarryn Miller die Teile der von Stadt, Universität und Unter- Spinatzelle, die als eine Art Solarnehmen gegründete Marburger kraftwerk für die Kohlendioxid-FiInitiative für Bio- und Nanotech- xierung dienen. Diese kombiniert nologie honoriert dies mit einem sie dann mit 18 verschiedenen EnPreis für die Biochemikerin Dr. zymen, die zusammen das TreibTarryn Miller. hausgas schrittweise umwandeln. Wenn Tarryn Miller bei den Bio- Der so aus dem Spinat isolierte bauern auf dem Marburger Markt Biokatalysator ist aber nur ein Spinat kauft, ahnen die Händler Bauteil der künstlichen Zellen, die nicht, dass die grünen Blättchen das Kohlendioxid mittels Licht einmitnichten im Kochtopf landen. fangen. Der Forscherin ist es geDie 32-jährige Biochemikerin vom lungen, die von französischen KolMarburger Max-Planck-Institut legen entwickelte Technik der Mifür terrestrische Mikrobiologie krofluidik auf das Projekt anzu- braucht den frischen Baby-Spinat wenden. Dazu verbrachte sie für ihre Forschung. Spinat eignet mehrere Monate am Centre de Resich nämlich – ähnlich wie Blau- cherche Paul Pascal in Bordeaux. algen – besonders gut dafür, die „Damit können wir eine Vielzahl Chloroplasten zu isolieren. Diese identisch ausgestatteter TröpfPflanzenteile dienen als eine Art chen herstellen oder einzelne mit Sonnenkollektoren. spezifischen Eigenschaften verseWas dann im Labor passiert, erin- hen“, erklärt Miller. nert aber zumindest anfangs noch Das hat wichtige Vorteile: Die ein wenig an Küchenarbeit: Die künstlichen Pflanzenkraftwerke Forscherin schneidet die Spinat- arbeiten zehn- bis 20-mal schnelstängel heraus, gießt eine Lösung ler als die Natur. Das Team um den über die Blättchen und mixt das Marburger Max-Planck-Forscher Ganze so lange durch, bis es wie Prof. Tobias Erb konnte auch beein grüner Smoothie aussieht. Der reits zeigen, dass mit den Chlorowird dann durch ein klassisches plasten die Grundbausteine des Käsetuch gefiltert. Die grüne Flüs- Antibiotikums Erytromycin hergesigkeit wird in einer Zentrifuge ge- stellt werden können. Allerdings schleudert, um das feste Material zerfallen die künstlichen Zellen bislang sehr schnell. Erst in etwa zehn Jahren rechnen die Forscher mit einem stabilen künstlichen Chloroplasten, der dann im größerem Maßstab in der Industrie eingesetzt werden kann. Dennoch feiert die Fachpresse die Forschung als „spektakulären Meilenstein“. Schließlich träumen die Forscher schon seit Jahren davon, den Prozess der Photosynthese nachzubilden. Die aus den USA stammende Tarryn Miller ist nun die Erstautorin der Veröffentlichung im renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“. An der Entwicklung beteiligt ist aber ein ganzes Team. Deswegen würde Miller zumindest einen Teil des Preisgeldes von 5000 Euro gern dazu verwenden, mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein Fest zu feiern – sofern Corona dies wieder zulässt. Oberbürgermeister Thomas Spies – zugleich Vorsitzender der Initiative Bio- und Nanotechnologie – überreichte den Preis vor dem Marburger Rathaus. „Es ist ein Meilenstein in der Biotechnologie, der von Tarryn Miller und ihrem Team entdeckt wurde – hier in Marburg. Es freut mich sehr, dass dieser Paukenschlag in der synthetischen Biologie von Marburg ausgeht“, so Spies. Die Entde- ckung von Miller mache es möglich, Treibhausgas schneller als im natürlichen Prozess der Photosynthese umzuwandeln. pe

MarBiNa Förderpreis

Tarryn Miller ist bereits die siebte Preisträgerin des Förderpreises Bio- und Nanotechnologie, mit dem junge Forschende ausgezeichnet werden. Der Hintergrund: Marburg ist ein wichtiger Standort für diese Technologie. Deshalb hat es sich die von Stadt, Universität und Unternehmen gemeinsam gegründete Initiative Bio- und Nanotechnologie zum Ziel gesetzt, Wirtschaft und Wissenschaft durch Gespräche, Seminare und Treffen besser zu vernetzen und zugleich junge Forschende zu fördern. Mit der Ehrung von Miller hat der Förderpreiszyklus 2020 seinen Abschluss gefunden. Ab sofort können sich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für den Förderpreis 2021 bewerben. Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2021. Teilnahmebedingungen und Bewerbungsvordrucke sind auf der Website unter MarBiNaAward | Initiative Biotechnologie und Nanotechnologie e.V. (initiative-biotechnologie.de) zu finden.

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