Marburger Magazin Express 9/2020

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Über 4000 Menschen setzten ein Zeichen gegen Hass und Hetze, Ausgrenzung, Terror und Gewalt. Fotos: Georg Kronenberg

Gedenken an die Opfer Demonstration und Mahnwachen mit großer Beteiligung

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ehr als 4000 Menschen haben am Samstag mit einer Demonstration durch Marburg und einer Mahnwache auf dem Marktplatz den Opfern des Anschlags in Hanau gedacht. Bereits am Donnerstagabend hatten über 1000 Menschen vor dem Erwin-Piscator-Haus nach einem kurzfristigen Aufruf des „Bündnis gegen Rechts“ den Opfern gedacht, gegen Rassismus demonstriert und „Aufstehen gegen Neonazis“ gefordert. Am Samstag zogen dann tausende Demonstranten vom Erwin-Piscator-Haus zum Marktplatz. Angeführt wurde der Zug durch die Innenstadt von Oberbürgermeister Thomas Spies, Stadträtin Kirsten Dinnebier, Bürgermeister Wieland Stötzel, Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk, Landrätin Kirsten Fründt, Angela Dorn, der Ministerin für Wissenschaft und Kunst, den Landtagsabgeordneten Dirk Bamberger und Jan Schalauske, der Vorsitzenden des Ausländerbeirats, Goarik Gareyan, sowie Asim Alqusaibi, dem Imam der muslimischen Gemeinde. Mit da-

bei war auch das Marburger Prinzenpaar samt Hofstaat. „Dieser Anschlag macht uns fassungslos und erfüllt uns mit großer Trauer und Mitgefühl für die Opfer, ihre Angehörigen und Freunde“, sagte OB Spies bei der Mahnwache auf dem Marktplatz. Dieser Anschlag habe Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Haarfarbe gegolten – aufgrund von Zeichen, die niemand selbst bestimmen kann. „Es war ein Akt von rassistischem Terror“, so das Stadtoberhaupt. Und er betonte: Rassismus im Alltag, rassistischer Terror, zerstört unser Zusammenleben. Rassismus ist ein alltägliches Gift!“ Für den Ausländerbeirat sprach die Vorsitzende Goarik Gareyan: „Gegen jede Krankheit gibt es ein Mittel! Wir müssen gegen Faschismus ein Gegenmittel finden als Gesellschaft!“ Und sie gab zu, selbst ängstlich geworden zu sein. „Aber es ist ermutigend, euch alle hier zu sehen – auch hessenweit und deutschlandweit! Alle stehen draußen und sagen ,wir halten zusammen!‘“

Es gebe nur einen Weg, sich in die Nähe von Rassismus und Diskriminierungen zu begeben, ohne sich schmutzig zu machen, fand Dekan Burkhardt zur Nieden, klare Worte: „Indem man sie bedrängt und bekämpft!“, forderte er unter Applaus. Und er betonte: „Machen wir uns nichts vor: es geht längst um unsere Republik.“ Imam Asim Alqusaibi betete für die Opfer des Anschlags: „Wir trauern hier und heute um die Opfer. Auch wenn wir sie nicht per-

sönlich kannten, so sind sie unsere Geschwister in der Menschlichkeit, in diesem Land. Es bleiben die Erinnerungen an sie und die drängende Hoffnung, dass sich so ein Attentat nie wieder wiederholen darf!“ Für emotionale Momente sorgte auch die Schauspielerin und Sängerin Franziska Knetsch: Sie verlas das Gedicht „Deutschland erwache!“, das Kurt Tucholsky bereits 1930 veröffentlichte. Nach den Redebeiträgen sang sie – begleitet von Michal Bandac an der Gitarre und den Stimmen der Demonstrations-Teilnehmenden – „Imagine“ von John Lennon. pe/kro

Bereits am Donnerstagabend hatten über 1000 Menschen vor dem Erwin-Piscator-Haus nach einem kurzfristigen Aufruf des „Bündnis gegen Rechts“ den Opfern gedacht.

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