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Die Stadt geht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren noch etwa 1500 Wohnungen in Marburg gebraucht werden. Foto: Georg Kronenberg
Bezahlbarer Wohnraum Interview mit OB Thomas Spies zur Wohnungssituation in Marburg Express: Sie sehen den Wohnungsbau als einen der Kernpunkte im Haushalt. Wie viele Wohnungen fehlen in Marburg? Thomas Spies: Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren noch etwa 1500 Wohnungen brauchen. Das sind 300 pro Jahr – also in etwa die Quote, die wir bisher geschafft haben. Zu den 1500 Wohneinheiten gehören Wohnungen, Einfamilienhäuser, sozialer und privater Wohnungsbau. Es gibt einen Trend zum Wohnen in der Stadt, das finde ich gut. Wer in Marburg wohnt, kann den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Denn wir müssen heutzutage Wohnen, Arbeiten, Mobilität als Einheit denken - also die Wohnraumentwicklung an die Mobilitätsmöglichkeiten der Bürger anpassen. Es ist nicht mehr damit getan, in einem neuen Wohngebiet einfach eine Straße zu bauen. Für welche Personengruppen fehlen Wohnungen? Für Leute mit nicht so viel Geld.
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Bezahlbarer Wohnraum bleibt die wichtigste soziale Frage in Marburg: Es fehlen derzeit noch 300 Sozialwohnungen und natürlich vor allem preiswerter Wohnraum für Menschen, die keine zu hohen Mieten bezahlen können, für junge Familien, Angestellte, Arbeitnehmer. Weil gerade Neubaumieten auf dem freien Wohnungsmarkt in der Regel bei zweistelligen Quadratmeterpreisen liegen, wollen wir ein Modell für Menschen mit nicht so hohem Einkommen ausprobieren: Hinter der alten Hauptpost sollen von einem privaten Bauherrn 100 neue Wohnungen für unter zehn Euro Miete pro Quadratmeter entstehen. Ist der studentische Wohnungsmarkt immer noch angespannt? Das Problem scheint sich etwas zu entspannen. In Marburg sind in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 2500 Wohnungen gebaut worden. Das ist eine beachtliche Zahl, das gab es seit Jahrzehnten nicht mehr.
Auf die Zahl von 2500 Wohnungen kommt man, wenn man alle Bauträger - also sowohl mit hochpreisigen als auch günstigeren Wohnungen zusammenzählt... Ja. Das sind sämtliche Bauherren und auch private Hausbauer. Für 2020 sind rund 5,5 Millionen Euro im städtischen Haushaltsentwurf für den Wohnungsbau vorgesehen. Wofür konkret? Was muss am schnellsten umgesetzt werden, um den Wohnungsmarkt zu entspannen? Das Geld ist zum einen für Wohnungsbau-Darlehen – also zur Verbesserung des sozialen Wohnungsbaus – und zur Verbesserung der Finanzlage der GeWoBau Marburg. Dazu kommen Mittel für barrierefreies Wohnen und für den sozialen Energiebonus, mit dem wir – durch energetische Wohnraumsanierung – den Klimaschutz voranbringen wollen. Viel wichtiger ist aber, dass die GeWoBau, also unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft, mit großem Engagement neue Wohnungen baut – und in den nächsten
drei Jahren zehn Mal so viel Geld – also 50 Millionen Euro – einsetzt. Die GeWoBau hat in der Vergangenheit zahlreiche ihrer Wohnungen verkauft – eine Fehlentwicklung bei dem angespannten Wohnungsmarkt. Ist diese Entwicklung gestoppt worden? Ja. Wir machen das seit zwei Jahren nicht mehr. Wir möchten, dass die Wohnraumkapazität der GeWoBau größer wird. Und wir wollen, dass mehr Wohnraum in öffentlicher Hand ist. Das eröffnet uns erhebliche Steuerungsmöglichkeiten, die wir als Stadt bei den Projekten privater Bauherren nicht haben. Die GeWoBau will 50 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren in neue Wohnungen investieren: Was sind die wichtigsten Projekte? Die GeWoBau hat aktuell 2600 Wohnungen. Davon ist ein Drittel noch in der Mietpreisbindung. Der Rest sind formal keine Sozialwohnungen mehr, die Wohnungen kosten aber trotzdem im Durchschnitt nur 5,20 Euro Miete pro Quadratmeter. Wir achten bei der GeWoBau darauf, dass die Preise auch bei Neuvermietungen - nur sehr zurückhaltend ansteigen. Damit wir den Bedarf von Menschen, die eine Sozialwohnung brauchen, decken können.