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38 JUNGE EXPERT*INNEN: Yoga bei Brustkrebs
Exzerpt aus der Abschlussarbeit Hatha-Yoga-Lehrer*innen SKA von Britta Schäfer
Yoga bei Brustkrebs
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Komplementäre Begleitung in der Heilungsphase oder der heilsame Umgang mit sich selbst.
‚Geh du vor‘, sagte die Seele zum Körper, ‚auf mich hört der Mensch ja nicht, vielleicht hört er auf dich. Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für dich haben‘, erwiderte darauf der Körper der Seele (Ulrich Schaffer).
Es wird immer wieder behauptet, dass gerade Krebs durch ein Ungleichgewicht im Körper entsteht. Aber natürlich gibt es – neben genetischen Mutationen – auch viele andere Faktoren, die dazu führen, dass das Immunsystem geschwächt wird, wie z.B. Umwelteinflüsse, falsche Ernährungsgewohnheiten oder Bewegungsmangel. Jeder, der eine Krebs-Diagnose erhält, steht vor großen Herausforderungen wie Operationen, Chemotherapien oder Bestrahlungen mit nicht kalkulierbaren Belastungen und Nebenwirkungen, die häufig auch zu sozialen Veränderungen führen. Yoga will helfen, selbst und aktiv etwas für das eigene Wohlbefinden zu tun (Yoga als Hilfe zur Selbsthilfe). Positive Affirmationen reduzieren Ängste, steigern das Selbstwertgefühl, fördern die Freude am Leben und schaffen so neue Kraftressourcen (Gaby Kammler).
Folgen einer Krebserkrankung
Neben körperlichen (meist sichtbaren) Folgen wie Gewichtsverlust oder Haarausfall kommt es häufig während einer Krebstherapie zu Nebenwirkungen. Hierzu gehören z.B. Gelenkschmerzen, Funktionseinschränkungen, Missempfindungen in den Extremitäten,
Lymphödeme, Schwindel, Übelkeit und Störungen im Geschmackssinn. Muskeln werden abgebaut und der Körper ist geschwächt und kraftlos. Deutlich stärkere Beeinträchtigungen ergeben sich auf psychisch-emotionaler Ebene. Gemeint sind Gefühle wie Angst, Zorn, Wut, Machtlosigkeit oder Traurigkeit bis zu depressiven Verstimmungen. Die Selbstwahrnehmung verändert sich und das Selbstwertgefühl sinkt. Vom ganzheitlichen Standpunkt aus kann ein Mensch nur dann gesund sein, wenn Körper, Seele und Geist einzeln und in ihrer Gesamtheit gesund sind. Eine Krebserkrankung kann ein Beleg für ein Ungleichgewicht sein und einen Wendepunkt im Leben darstellen.
Unterrichtsplanung
Bei der Planung einer Yogastunde für Brustkrebspatientinnen sind für mich aus den vorgenannten Überlegungen sowie aus eigener Erfahrung die folgenden Punkte unbedingt zu berücksichtigen: • Entspannung und Achtsamkeit • Stärkung der Selbstheilungskräfte • Erhöhung der Lebensenergie (Prana) • Hebung der Stimmung / Stärkung des Selbstwertgefühls und der inneren Freude • Aktivierung des Lymphsystems / Stärkung des Immunsystems Ziel muss es sein, eine sanfte Übungspraxis zu planen, um auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer*innen einzugehen. Einerseits sind Ruhe und Entspannung wichtig, andererseits der Aufbau von Kraft und
Mobilität sinnvoll. Die Stunde muss also auf körperliche und emotionale Bedürfnisse zugeschnitten sein und auch die typischen Nebenwirkungen einer Krebstherapie berücksichtigen. Beachtet werden sollte außerdem, dass aufgestaute Emotionen, bedingt durch das Loslassen während einer Yogapraxis, frei werden.
Abgrenzung zur sanften Yogapraxis
In einer Yoga-und-KrebsStunde wird immer auf vielen Ebenen gearbeitet, d.h. neben den Asanas wird immer auch Meditation und Pranayama geübt. Mit dem Fokus auf den Atem bringen wir den Geist zur Ruhe. Im Yoga lernen wir, die eigenen Grenzen respektvoll wahrzunehmen. Während es in anderen Sportarten immer um eine Leistungsverbesserung geht, ist Yoga nicht leistungsorientiert. In einem geschützten Raum schulen wir die Körperwahrnehmung. Durch Hilfsmittel anpassbar, gibt es in jedem Therapiestadium und zu jedem Asana (nicht alle Asanas sind geeignet!) eine Vielzahl von Variationen. Häufige Wiederholungen erhöhen die Selbstsicherheit, in der Achtsamkeit akzeptieren wir, was heute geht. Jede Yoga-und-KrebsStunde ist darauf ausgerichtet, die Beweglichkeit sanft zu erhöhen, den Lymphfluss anzuregen und das Immunsystem zu stärken. In einem Zustand innerer Ruhe kann Yoga seine Wirkung entfalten, vor, während und nach der Therapie (Anamnese vorausgesetzt) aktiv und ebenso wirkungsvoll auch passiv.
Ich kann selbst etwas tun, damit es mir besser geht oder wie Professor Dobos, Leiter der Abteilung Naturheilkunde / Integrative Medizin, Klinik EssenMitte es ausdrückt: ‚Um eine vergleichbare Wirkung wie bei Yoga zu erzielen, müssen Ärzte drei Medikamente geben: Eines, das Ängste löst, eines, das die Stimmung aufhellt und eines gegen die Nebenwirkungen der Therapie.‘
Sanfte Yogapraxis: Atem, Lymphe und die Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule
In der folgenden Praxis legen wir den Fokus sowohl auf den Atem als auch auf die Lymphe und selbstverständlich – wie für alle Übungsfolgen – die Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule.
Im ersten Teil geht es um die intensive Wahrnehmung des Atems und die Aktivierung des Parasympathikus (Energy flows where attention goes – die Energie folgt der Aufmerksamkeit). Durch die Atemwippe wird der Fokus auf die Bauch- oder Brustatmung gelegt und das Hineinspüren bzw. Hineinatmen in verschiedene Bereiche des Körpers geübt.
Zur Stärkung des Immunsystems wird die Aktivierung der Lymphe und der SchienbeinWaden-Pumpe durch Greifen, kraftvolles Gehen und Klopfen der Thymusdrüse angeregt. Vorbereitend werden die acht Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule wie Standhaltungen für Aufrichtung und Zentrierung, Vor-, Rück- und Seitbeugen sowie die seitliche Rotation (als reinigende Übungen) geübt. Das Zielasana Viparita Karani führt schließlich in die Entspannung. Savasana und eine Meditation bilden den Abschluss dieser Praxis.
Britta Schäfer
Hatha-Yogalehrerin SKA Yoga und Krebs Regenerierender Yoga Meditationsanleiterin
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