marie 29/ Juni 2018

Page 1

#29 / Juni 2018

2,60 Euro

davon 1,30 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Essbares Dornbirn Thomas Mathis revolutioniert öffentliche Grünflächen.

Unterrichtsfach Glück Volksschüler in Lustenau lernen den Weg zum Glück.

Grenzerfahrung auf der Alp Sommerschule als Hilfe für traumatisierte Jugendliche.

Terrorismus-Verdacht Flüchtlingskrise stellt Justiz vor neue Herausforderungen.

Im Malen vereint

Wegen einer seltenen Herzkrankheit musste Caroline Mager (36) aus Hard ihre heißgeliebten Pferde aufgeben. Mit einer Maltherapie fand sie den Weg zu sich selbst und zu ihren Liebsten. Seiten 12/13 Foto: Fatima Lopez-Alva


werk

Unser globales Netz

besteht aus: Über

100

Veröffentlichungen in

24

in

34

Straßenmagazinen

Sprachen

Ländern

Unser Netzwerk in Zahlen

9.300 Verkäufer verkaufen gleichzeitig Straßenmagazine

21.000

2/

Verkäufer verdienen sich jedes Jahr ein Einkommen durch den Verkauf der Straßenmagazine

2.000 Ehrenamtliche unterstützen unsere globale Bewegung

Jeden Monat verdienen Verkäufer insgesamt

2,3

Millionen Euro

20 Millionen Straßenmagazine wurden im letzten Jahr auf der ganzen Welt verkauft

5 Millionen Leser weltweit

Insgesamt sind das jährlich

27 Millionen Euro in den Taschen der Verkäufer

insp.ngo

@_INSP

/inspstreetpapers


#29 / Juni 2018

Mittendrin in V

Editorial

4-5 Bild des Monats 6-7 Essbares Dornbirn Thomas Mathis möchte Grünflächen kultivieren 8-10 100 Tage Tabula Rasa Grenzerfahrungen für Jugendliche auf der Alp 12-13 Mitten ins Herz Wie eine Maltherapie Caroline Mager geholfen hat 14 Unterrichtsfach Glück Volksschüler in Lustenau lernen den Weg zum Glück 15 Alte Sage neu entdeckt marie-Verkäufer als „Rattenfänger“ in Theaterstück 16-17 Asylwerber vor Gericht Neue Herausforderungen für Vorarlberger Justiz 18 Schachecke 19 Denk mit, mach mit! Neue Kolumne von Gitte Nenning 20-21 Kirche, Marx und frisches Gras Alt-68er Otto Köhlmeier aus Hard erinnert sich 22 Waste‘s End Ein Blog von Kristina Heilinger 23 Rezept 24-25 Voll Bock Barbara Bilz geht mit Ziegenböcken auf Tour 25 Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

International 26-30

Der Weg aus der Depression

Wie wir ein glücklicheres Leben führen können

Gsi 32-33

Ein Hort der Bildung und der Menschlichkeit

Die humanistische Bedeutung der Montfortstadt

gehen Sie gerne zur Arbeit? Bei seiner Recherche über Depression fand Buchautor Johann Hari heraus, dass diese nicht von fehlenden Botenstoffen im Gehirn verursacht wird. Vielmehr sei Depression eine natürliche Reaktion auf Dinge, die uns widerfahren, und Lebensstile, die wir pflegen. Fast zwei Drittel der Menschen würden „durch die Arbeit schlafwandeln“: Die Arbeit wird zwar nicht gehasst, aber auch nicht gemocht. Weil aber Menschen ein angeborenes Bedürfnis nach Sinn und Zweck für ihre Tätigkeiten haben, macht sie ein mangelndes Gefühl davon depressiv. Ist jemand an einem streng kontrollierten Arbeitsplatz mit wenig Gestaltungsspielraum deprimiert, ist, so der Buchautor, nichts in seinem Kopf schief gelaufen, sondern in der Art und Weise, wie die Welt funktioniert! Nicht Geld und Status machen glücklich. Glücklich machen jene Dinge, die wir um ihrer selbst Willen tun, ohne einen Nutzen aus ihnen ziehen zu wollen. Eine neue Denkweise zu Depression (Seiten 26 bis 30). Dem Glück haben sich auch Gabi Hampson und Ingrid Ellensohn gewidmet. Die beiden Frauen sind Glückstrainerinnen: Sie unterrichten Glück als Schulfach. Seit mehreren Wochen lernen die Kinder der Volksschule Rotkreuz in Lustenau, aufs Herz zu hören, wenn ein Emotions-Sturm das Gehirn vernebelt, lernen, eine „Warme Dusche“ aus freundlichen Worten anderer zu nehmen, wenn man es braucht, und lernen, in Briefen an sich selbst zu schreiben, was man an sich mag. Über drei Dinge, die die Glücksformel enthält, über Glückshefte und über das WIR-Wesen lesen Sie auf Seite 14. Im Juni ist Alpauftrieb. Für Wolfgang Künzler beginnt damit eine ganz besondere Zeit. 100 Tage verbringt der Sozialwissenschaftler und Älpler mit „schwierigen“ Jugendlichen, die den gesellschaftlichen Anschluss verloren haben und bereits eine Reihe an Heimaufenthalten und Therapien hinter sich haben. Die Sommerschule Alp ist eine intensivpädagogische Einrichtung zur Jugendbetreuung auf 1300 Höhenmetern (Seiten 8 bis 10).

Kultur

Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre der Juni-Ausgabe Ihrer Vorarlberger Straßenzeitung!

34-35 Theater und Musical Götterkuddelmuddel und „SOLVE IT, die Zeit läuft!“ 37-39 Veranstaltungskalender

Herzlich, Christina Vaccaro, Redakteurin

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden, dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

/3


Bild des Monats

Ein Käfer im Grünen Foto: Frank Andres

4/

Der VW Käfer, Baujahr 1955, von Herbert Fohgrub (50) ist ein echter Hingucker. Seit zwei Jahren ziert das kultige Autowrack in Dornbirn-Haselstauden seinen Garten. Herbert Fohgrub, im Zivilberuf Haus- und Medientechniker im Wifi Dornbirn, hat den Kugelporsche über einen Bekannten bekommen. Dessen Sohn hatte das Wrack in einem Tobel in Bildstein entdeckt und mit einem Pinzgauer heraufgeschleppt. Doch seine Mutter wollte nicht, dass das Auto in ihrem Garten aufgestellt wird. Deshalb hat der VW, der vor mindestens 40 Jahren im Tobel entsorgt worden war, eine Heimat bei Herbert Fohgrub gefunden. Er hat auch extra ein Kiesbett gemacht, damit das Auto bestens zur Geltung kommt. Viele Passanten, die am Haus von Herbert Fohgrub vorbeikommen, sind absolut begeistert. „Ich habe schon viele Komplimente für den Käfer bekommen“, sagt der stolze Besitzer.


#29 / Juni 2018

/5


Mittendrin in V Thomas Mathis bringt SMARTe Hochbeete nach Dornbirn. Die ersten Modelle wurden in Wien entwickelt und in einem Flüchtlingsprojekt gebaut.

ESSBARES DORNBIRN

Eine Stadt zum Essen? Karotten für vorbeilaufende Fußgänger? Himbeeren zum Selberpflücken? Ein blühendes Insektenparadies als Blickfänger? Das klingt utopisch. Doch Thomas Mathis (31) aus Dornbirn möchte die öffentlichen Grünflächen seiner Stadt kultivieren. Jeder darf mithelfen und Gemüse, Kräuter und Beeren ernten. Im Mai kam das „Ja“ für eine Pilotfläche auf dem Rhombergareal. Dort soll bereits in den kommenden Wochen ein erster öffentlicher Garten angelegt werden.

6/

Text: Christina Vaccaro, Fotos: Frank Andres, privat

E

s begann mit einem Film. „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ ist der Titel jener Sorte Filmwerk, das aufzeigen will, was mit gesellschaftlichem Willen erreicht werden kann. An dieser Stelle könnte die Geschichte von öffentlichen Hochbeeten und Kräutergärten in Vorarlberg enden. Doch es kam anders – und es gibt eine Geschichte zu erzählen. Der IT-ler und Naturliebhaber Thomas Mathis begann zu netzwerken, sich mit verschiedenen Leuten auszutauschen. Er kontaktierte den Obst- und Gartenverein, die Bodensee Akademie und das Energieinstitut Vorarlberg. Aus dem vagen Wunsch, etwas mit regional-saisonalen Lebensmitteln und Gemeinschafts­ charakter zu schaffen, wurde gemeinsam mit BOKU-Absolventin, Natur- und Wildnispädagogin Stefanie Rüscher und InterMedia-Studentin Fabienne Rohner bald ein konkretes Projekt. Durch „Essbares Dornbirn“ sollen wenig genutzte öffentliche Grünflächen wie etwa im Kulturhauspark oder bei der inatura von Bürgern landwirtschaftlich genutzt und zum Blühen gebracht werden. Der erste

Testlauf wird auf dem Rhombergareal stattfinden. In Hochbeeten sollen in einer Reihenmischkultur Radieschen, Rucola, Jungzwiebeln, Karotten und anderes Gemüse angepflanzt werden. Auch Mangold und „regenfeste“ Buschtomaten sind geplant. „Die öffentlichen Hochbeete sollen möglichst pflegeleicht mit schnellwachsendem Blatt- und gut erntbarem Fruchtgemüse bepflanzt werden“, sagt Simone König von der Bodensee Akademie, die den Bepflanzungsplan erstellt hat. Im Pilotgarten soll außerdem eine Blühfläche angelegt und damit insektenfreundliche Lebensräume gefördert werden.

dene Parameter wie Temperatur und Bodenfeuchtigkeit gemessen und mit Informationen zum Wetterbericht verknüpft. Wenn der Boden trocken ist, es aber in drei Stunden regnen kommen soll, wird die Bewässerung nicht aktiviert. Dadurch brauchen die Hochbeete nur 40 anstatt 400 Liter Wasser pro Saison.“ Mathis, ehemaliger IT-Projektmanager und derzeit Informatik-Student an der FH Vorarlberg, hat sich um eine Kooperation mit der HTL Bregenz bemüht. HTL-Schüler werden im Rahmen ihrer Diplomarbeiten die SMARTen Hochbeete (siehe Infobox) weiterentwickeln.

Sprechende Hochbeete

Neue Form der Gemeinschaft

Wer denkt, damit sei das Projekt erklärt, irrt. Da sich Essbares Dornbirn gerade auch an Kinder, Jugendliche und interessierte Erwachsene richtet, sind Hochbeete geplant, die sprechen können. „Wir möchten ein Bewusstsein für Gemüse, Kräuter und auch Insekten oder Vögel schaffen“, begründet Mathis die Sprechfunktion. Informationen über die Gemüse- oder Kräuterart und etwa den Gesundheitszustand der Pflanzen könnten von Interessierten einfach per Sprachbefehl abgerufen werden. Mathis: „Mit den SMARTen Hochbeeten werden verschie-

Finanziert werden soll das Projekt zu einem großen Teil über Crowdfunding, das voraussichtlich im Herbst startet. Gespräche mit der Stadt Dornbirn finden bereits statt. „Ziel ist es, eine neue städtische Gemeinschaft zu etablieren“, sagt Mathis. Gestützt werden soll Essbares Dornbirn im ersten Jahr noch durch eine Teilzeitstelle, langfristig könnten Randgruppen gezielt in das Projekt eingebunden werden, so Mathis. Dem jungen Vater ist es ein großes Anliegen, eine positive Stadtentwicklung voranzutreiben und mehr Angebote im


#29 / Juni 2018

KUNST OHNE GRENZE V Unter dem Motto „Lasst uns die Welt in bunten Farben malen. Geld ist nicht das Wichtigste, aber in vielen Fällen kann es helfen, Leben zu retten“ geht der Erlös der Vernissage „Kunst ohne Grenze V“ von Tânia Maria Rodrigues-Peters an Kinder aus Kenia. In der Vernissage werden Zeichnungen von keniani-

Freien zu schaffen. Essbares Dornbirn erfüllt dabei viele der Kriterien, die 2016 bei einer Bürgerbefragung in Dornbirn zum gelingenden Zusammenleben identifiziert worden waren – zuallererst das Miteinander und das Schaffen von gemeinschaftlichen Räumen. Potenzial gäbe es ohne Ende, selbst Privatpersonen stellen Flächen zur Verfügung. Es begann mit einem Film. Warum es nicht bei der Begeisterung über inspirierende Initiativen andernorts auf der Welt blieb, hat Mathis schnell erzählt: „Du willst die Welt verändern, wenn du so etwas siehst. Das Gefühl kannte ich bereits, doch diesmal habe ich mir geschworen, wirklich selbst etwas zu tun.“

Das Projekt „Essbare Stadt Dornbirn“ möchte in SMARTen

Hochbeeten auf öffentlichen Grünflächen in Dornbirn Gemüse anbauen. Im Pilotgarten sind auch Kräuter- und Strauchbeete wie Himbeeren vorgesehen. Die SMARTen Hochbeete wurden in Wien entwickelt und in einem Flüchtlingsprojekt aus österreichischem Lärchenholz gebaut. Mithilfe der IoT-Technik werden Umweltparameter wie Temperatur, Bodenfeuchtigkeit und Lichtintensität gemessen und mit Informationen wie dem Wetterbericht verknüpft. Auf diese Weise wird der Wasserverbrauch um ein Vielfaches gesenkt. Ein zentraler Aspekt ist außerdem die Anlage von Blühflächen zur Förderung insektenfreundlicher Lebensräume. Mehr Informationen bei mitmachen@essbare-stadt.com oder auf www.essbare-stadt.com

schen Kindern ausgestellt. Neben einer Begrüßung gibt es bei der Eröffnung am 6. Juni auch eine Aufführung der Dance Hall Bühnentanzschule Götzis von Alfredo Karl. Beginn ist um 18 Uhr in der Raiffeissenbank am Kornmarktplatz in Bregenz.

„Die Visitenkarte meines Lebens“ Es geht ganz praktisch und persönlich um „Individuation“: um Identität, Lebenssinn, den persönlichen Beitrag zum Gemeinwohl, die Entwicklung stärkender und öffnender Perspektiven. „gutwärts“, eine Privatinitiative zur Förderung von persönlichem Wachstum und gesellschaftlicher Entwicklung, hat gemeinsam mit Kooperationspartnern den renommierten Coach und Bestsell-Autor Udo Schroeter nach Vorarlberg eingeladen. Im Impulsvortrag am 21. Juni rund um die Entdeckung der eigenen Lebensspur, dem Storytelling, lädt Schroeter die Zuhörenden ein, das gehetzte Alltagsleben hinter sich zu lassen und sich aufzumachen, zu sich selbst und zu den persönlichen Antworten auf die existenziellen Fragen unseres Daseins. Am Samstag, den 23. Juni, geht es in einem ganztägigen Workshop auf die Reise: zur ureigenen Lebendigkeit, zum Ich, zur persönlichen Bestimmung und dem Wort, das – vielfach unbewusst – auf der Visitenkarte des eigenen Lebens steht. gutwärts verlost zwei Seminarplätze für den Workshop in St. Arbogast im Wert von 245 Euro an marie-LeserInnen. Anfrage unter: redaktion@marie-strassenzeitung.at Termine: 21. Juni, Vortrag „Die eigene Lebensspur entdecken“, SalomonSulzer-Saal in Hohenems, 20 Uhr, Kosten: 8 Euro (Erlös zu Gunsten der Therapiestation Carina); 23. Juni, Tagesworkshop „Die Visitenkarte meines Lebens“, St. Arbogast, 9 bis 17 Uhr, Kosten: 245 Euro (inkl. Verpflegung) Anfragen und verbindliche Voranmeldungen unter lebe@gutwaerts.at

Neue Geschäftsführerin für den Sunnahof Gülsevin Akyokuş übernimmt mit dem 1. Juli die Geschäftsleitung des Sunnahofs von Thomas Lampert. Die ursprünglich aus Wien stammende Psychosoziale Beraterin wechselte nach einer beruflichen Laufbahn im kaufmännischen Sektor in den Sozialbereich,

absolvierte Ausbildungen in Freizeitpädagogik, in der Berufsorientierung sowie einen Diplomlehrgang zur Psychosozialen Beraterin. Nach ihrem Umzug nach Vorarlberg waren ihre beruflichen Stationen in der Caritas Flüchtlingshilfe in leitender Funktion sowie zuletzt bei der aks Gesundheit. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt die 40-jährige Mutter von zwei Kindern einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bludesch.

/7


Mittendrin in V

Der Aufstieg zu den Alpen im Valorstal ist beschwerlich und das Führen der Tragepferde erfordert Übung und Feingefühl.

100 TAGE TABULA RASA

8/

Die Sommerschule Alp des Hohenemser Vereins auenfeld ist weder Feriencamp noch Erlebnisalpe. Hier am Fuße des Hohen Freschen geht es ans Eingemachte. Für Jugendliche, die in schwierigen Biografien den gesellschaftlichen Anschluss verloren oder nie gefunden haben. Eine alljährliche Grenzerfahrung auf 1300 Höhenmetern, 100 Tage lang.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: Frank Andres, Dagmar Welte

H

ier wird nicht mit Erlebnispädagogik, Abenteuerlust und Wildbachromantik geworben. Es geht weder um ultimative Thrills noch um einen „abgefahrenen Ort zum Chillen“, sondern vielmehr um das Kraftfeld intakter Natur als Chance auf einen Neuanfang. Für junge Menschen, die den Glauben an sich und an das Gute verloren haben. Die mitunter schwer traumatisiert sind und entsprechend misstrauisch, aggressiv oder gefühllos mit sich und ihrem Gegenüber umgehen. Und durch

ihr Verhalten immer wieder ihre eigene Überzeugung bestätigt bekommen: „Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.“ Als „ein intensivpädagogisches Feld, das Halt gibt“, sieht sich der Hohenemser Verein auenfeld in der Verantwortung für genau diese jungen Menschen und bietet seit 15 Jahren mit der Sommerschule Alp ein intensivpädagogisches Training, das in dieser Form einzigartig in Europa ist.

Aufgegebene Jugendliche

Wenn Wolfgang Künzler, 62, auenfeld Geschäftsführer und Leiter der Sommerschule Alp, um einen Platz angefragt wird, weiß er, dass verschiedenste Auf-

fangsysteme versagt haben und der junge Mensch schon auf eine Reihe an Heimaufenthalten und Therapien zurückblicken kann. „Die meisten unserer Jugendlichen haben nie eine sichere Bindung, nie bedingungslose Liebe erlebt, sondern sind in vielen Fällen missbraucht worden, konnten nie ein Urvertrauen entwickeln. Wieder und wieder suchen sie den Beweis, dass sie schuld sind an ihrer Misere und sie niemand mag“, so der Sozialwissenschaftler und Humanökologe. Und weiter: „Auf der Sommerschule Alp erfahren sie, dass sie selbst bei schwierigem Verhalten nicht im Stich gelassen werden. Dass man sie bei uns nicht raushaut, son-


#29 / Juni 2018

Wer sich mit dem Team rund um Wolfgang Künzler auf den Weg zur Sommerschule Alp macht, hat die Chance auf echte Veränderung.

Erfahrungsgemäß dauert die Eingewöhnungsphase fünf Wochen, bis sich bei den Jugendlichen ein Gefühl des Daheimseins und der Wunsch nach Dazugehörigkeit entwickelt.

dern ihrem Verhalten standhält, ist eine neue Erfahrung für sie.“ Zur letzten Konsequenz „Rausschmiss“ müsse er und sein Team nur äußerst selten greifen. Dann nämlich, wenn es um Selbstund Fremdgefährdung gehe.

Raus aus der Zivilisation

Jedes Frühjahr zieht Wolfgang Künzler, selbst Älpler mit Leib und Seele, mit jeweils vier Jungen oder Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren und ebenso vielen ausgebildeten ProzessbegleiterInnen zu den Alpen Valors und Obersturm ins Valorstal. Dessen Wortherkunft entgegen Volksmund und Beschilderung nicht das „Bärental“ beschreibt, sondern das „Tal der verbrannten Erde“. Künzler sieht darin ein Sinnbild für das Leben der Jugendlichen, die viel Destruktives hinter sich lassen müssen und an diesem, einstmals brandgerodeten Ort Tabula rasa machen, um ihrer Lebensgeschichte einen Wendepunkt zu geben. Abgeschieden in der Natur, 100 Tage lang. „Man muss als Mensch wiederholt gesunde Erfahrungen machen. Wiederholt spüren, dass es einem gut geht, dann verändert sich etwas im Gehirn. Das ist der Kern dessen, was auf der Alp passiert. Zwei Drittel des Jahres ist dieser Ort menschenleer, somit energetisch frei und innerhalb ei-

nes kurzen Frühlings fängt alles mit voller Kraft an zu sprießen und wachsen. Das ist das, was wirkt und sich auf den Menschen überträgt“, erklärt der Leiter der Sommerschule Alp den humanökologischen Gedanken, der auf die starke Wechselwirkung von Mensch und Natur baut. Es reiche jedoch nicht, Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten „einfach auf eine Alpe zu schicken“. Ohne starke Beziehung zu den Menschen, die mit Hand und Herz und mit einer enormen psychischen Belastbarkeit dabei sind und für eine 1:1 Betreuung sieben Tage die Woche rund um die Uhr Sorge tragen, ginge es nicht. Keinen freien Tag also? Bei einem Ab- und Aufstieg von jeweils fünf Stunden jedenfalls schwer umsetzbar. Umso wichtiger: Ein persönlicher Rückzugsort auf der Alpe und strenges Haushalten mit der eigenen Energie.

Leben nach guter alter Älplertradition

Als wesentliche weitere Eckpfeiler des Konzepts gelten die tiergestützte Pädagogik und die landwirtschaftliche Arbeit. Die daraus entstehenden Aufgaben verhelfen den Jugendlichen wieder – oder

gar erstmals – in ein Gefühl von Fürsorge zu finden und ihr Durchhaltevermögen zu aktivieren. Wo nach alter Älplertradition gelebt wird, ist der Zusammenhalt unabdingbar und der Tagesablauf klar strukturiert. Man steht bei Sonnenaufgang auf, versorgt die Tiere, vor jedem Essen wird rituell gebetet („Die Jungen mögen das, die Begleiter sträuben sich da oft“), die Arbeit ist beschwerlich, Jammern entbehrlich. Auf dem Programm steht: Weidezäune aufstellen und Vieh treiben, reparieren und sägen, melken und käsen, hauswirtschaften und reparieren. Abwechslung bringen Trekkingtouren und Freizeitbeschäftigungen wie Musizieren, Malen, Schnitzen, Lauschen. Nicht unbedingt das, was Teenies von sich aus gerne machen. Fakt ist jedoch: Durch die rund vier bis fünf Stunden Bewegung am Tag können Medikamente bis zu 50 Prozent reduziert werden. Freilich nicht von heute auf morgen. Fünf Wochen Zeit müsse man einrechnen, bis alle gut auf der Alpe angekommen seien. Größtes Problem und immer häufiger echter Konfliktherd: Der Handyentzug. Dem sei in der Tat nicht leicht beizukommen.

Aus dem Bauch heraus

Der größte Unterschied zu erlebnispädagogischen Angeboten ergibt sich aus den >>

/9


Mittendrin in V

auenfeld-Geschäftsführer, Humanökologe und Sozialwissenschaftler Wolfgang Künzler entstammt einer Älplerfamilie und geht seit 1975 regelmäßig auf die Alpe.

10 /

„Nicht zu viel reden, mehr tun und noch mehr sein. Diejenigen, die etwas können, sei es handwerklich oder musikalisch, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen, genießen sofort eine natürliche Autorität.“ Wolfgang Künzler

Notwendigkeiten der Alpwirtschaft. „Wenn wir das Vieh treiben, müssen wir schreien, die Stimme muss aus dem Bauch herauskommen. Die Jugendlichen können aber oft gar nicht brüllen. Da tun sich im Übrigen auch die Sozialpädagogen schwer, weil es ihnen peinlich ist. Doch wenn du nicht von Herzen schreist, geht entweder gar nix oder etwas schief, weil dir die Tiere nicht gehorchen“, veranschaulicht der auenfeld-Geschäftsführer das Leben da oben. Überhaupt gehe es immer ums Echte – im Tun und im Sein: „Einen Betreuer haben die Jugendlichen anfangs nicht respektiert. Ins Wirken kam er erst, als er angefangen hat, Trompete zu spielen und Käse zu machen.“ Die wichtigste Kompetenz im Umgang mit den jungen Gästen der Sommerschule Alp: „Nicht zu viel reden, mehr tun und noch mehr sein. Diejenigen, die etwas können, sei es handwerklich oder musikalisch, die mit beiden Beinen auf der Erde stehen, genießen sofort eine natürliche Autorität“, so Wolfgang Künzler, der sich selber im Vorfeld nie zu sehr auf die Vorgeschichten der Jugendlichen einlässt. Er wolle den Menschen so gut es gehe unvoreingenommen in seinem ganzen Sein wahrnehmen.

50 Prozent Erfolgsquote

Die Jugendlichen kommen vorwiegend aus den anderen Bundesländern und aus Deutschland. „Leider haben wir keine Jugendlichen aus Vorarlberg“ bedauert Wolfgang Künzler. Eine Zusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg würde er sehr begrüßen, sieht er doch im Ländle durchaus Bedarf am intensiv-sozialpädagogischen Einzelbetreuungs-Modell, wie er es auf der Sommerschule Alp anbietet. Seine Erfolgsquote gibt ihm recht. Rund 50 Prozent der Jugendlichen gelingt es, nach diesen 100 Tagen wieder Orientierung zu finden und einen besseren Weg einzuschlagen, während es laut Künzler bei

Jugendlichen mit längeren Heimaufenthalten nur drei Prozent schaffen würden. Für alle Beteiligten ist die Sommerschule Alp jedenfalls eine große Lebensschule. Jedes Jahr wird das den Betreuern und Jugendlichen spätestens bei ihrem beschwerlichen mehrstündigen Aufstieg mit den Tragepferden bewusst. Vielen ist da bereits das erste Mal zum „s’Handtuch werfen“. Doch jedes Jahr wieder zählt am Schluss die Erkenntnis: Und dennoch. Es lohnt sich.

Die Sommerschule Alp des Vereins auenfeld Geschichte: Seit 1997 bietet Wolfgang Künzler intensivpädagogische Einzelbetreuung auf der Alp, 2003 kam es zur Gründung des Vereins auenfeld mit Präsident MMag. Armin Pregler und Geschäftsführer Mag. Wolfgang Künzler; ebenfalls 2003 Start der Sommerschule Alp als eine intensivsozialpädagogische Einrichtung zur Jugendbetreuung, eingebunden in das traditionelle System von Alpen in Vorarlberg und der Schweiz. Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren betreuen gemeinsam mit ihren ProzessbegleiterInnen zwei Alpen mit 4 Milchkühen, 45 Mutterkühen und deren Kälbern, 25 Pferden und 30 Schafen. Hauptziel der Sommerschule Alp ist die Wiedereingliederung von Jugendlichen mit instabilen Lebenssituationen und traumatischem Erfahrungshintergrund in die Gesellschaft. Pädagogische Aufgaben dabei sind: Klärung der individuellen Fähigkeiten, Mobilisieren verborgener Energiereserven, Steigerung des Durchhaltevermögens und der Frustrationstoleranz, Verbesserung der Eigenwahrnehmung, des Selbstvertrauens und des Selbstwerts. Weitere Infos: www.auenfeld.eu


#29 / Juni 2018

DANKE FÜR DEINE UNTERSTÜTZUNG

WENN DU MAL JEMANDEN BRAUCHST ... BRING‘S AUF VORDERMANN.AT CH

GSTIS MITTA

JEDEN 1. MITTWOCH IM MONAT

FREI-

Bezahlte Anzeige

JEDEN 1. MONTAG IM MONAT

Dornbirn RUNDE 12:15-13:30

Feldkirch 19:00-21:00

Bit.ly/MaennerMittagstisch

Bit.ly/Herrenzimmer

Bezahlte Anzeige

/ 11

-

-

:

r E

ß g

.

i Ðł

Š½þ

Bezahlte Anzeige

½þ þ ÝÞ

. Оþ½Ðý

Šžš¼ŽŠ ¹Ðð Žý

Ð

-


Mittendrin in V Nach einer niederschmetternden Diagnose ist für Caroline Mager nichts mehr wie es war. Beim Malen findet sie Ruhe.

MITTEN INS HERZ

Für Caroline Mager gibt es neben der Familie nichts Schöneres als den Reitsport. Als sie wegen einer seltenen Krankheit ihre heißgeliebten Pferde aufgeben muss, bricht es ihr buchstäblich das Herz. Mit der Maltherapie findet sie Stück für Stück wieder zu sich selbst zurück. 12 / Text: Christine Mennel, Fotos: Fatima Lopez-Alva

W

enn man auf die 40 zugeht, sollte man das Rauchen lassen“, witzelt der Reitlehrer während des Trainings. Seine Schülerin ist Nichtraucherin, aber trotzdem so außer Atem, dass sie das Turnierpferd parieren muss. „Das war das erste Mal, dass mir so richtig die Luft wegblieb“, erinnert sich Caroline Mager an die ersten Anzeichen ihrer Krankheit vor über einem Jahr, die sie anfangs wegschiebt. Sie hat zwei Kinder, einen Job und ihre heißgeliebten Pferde. Funktionieren muss sie, das Leben nach Plan leben. Keine Zeit für Sorgen. Wenig später krampft sich ihr Herz in der Nacht so heftig zusammen, dass ihr Mann erste Hilfe leisten muss. Dann plötzlich ist die ganze linke Körperhälfte lahm. Im Krankenhaus wird die 36-Jährige mit alarmierenden Fakten konfrontiert: Sie hat einen Puls von 32 Schlägen pro Minute statt 80, und ihre Befürchtungen bestätigen sich: Auch sie

hat denselben Gendefekt wie ihr Bruder und ist damit eine von 10.000 Betroffenen in Europa mit ARVD, einer seltenen, unheilbaren Herzschwäche. Ein mutiertes Gen kann dabei zum Herztod führen.

Seelenpferd

In einer speziellen Operation werden ein Herzschrittmacher und ein Defibrillator implantiert. Die 36-jährige Harderin darf monatelang nicht mehr Autofahren und Radfahren, ist Tag und Nacht verkabelt und muss beim Schlafen ihren Arm an sich festbinden, damit die implantierten Kabel mit dem Körper verwachsen können. „Ich durfte vor der OP nicht mehr unbeaufsichtigt auf die Toi­ lette oder duschen. Die selbstverständlichsten Handgriffe waren plötzlich unmöglich für mich. Meine beiden Söhne haben mir die Haare gekämmt und mir geholfen, mich anzuziehen.“ Auch wenn in dieser Zeit ihr Mann die größte Stütze für sie ist, wird der Alltag zu einer schier unbewältigbaren Belastung. Aber

das Allerschlimmste: Caroline Mager darf nicht mehr reiten. „Für mich brach eine Welt zusammen“, erzählt sie und fügt nachdenklich hinzu: „Dass ich mein Seelenpferd verkaufen musste, hat mir im wahrsten Sinne das Herz gebrochen.“ Der Krankheit vorausgegangen war die unvermeidbare Trennung ihres liebsten Vierbeiners, Daily. Die Stute kommt als Zweijährige zu ihr, die beiden wachsen in acht Jahren zusammen: „Wenn ich kam, habe ich sie mit einem speziellen Pfiff begrüßt. Daily hat mir immer mit einem Wiehern geantwortet.“

Normales Leben

Irgendwie quält sich die zweifache Mutter nach höllischen Schmerzen und schlaflosen Nächten durch den Tag, funktioniert, nur um sich, wenn sie alleine ist, die Decke über den Kopf zu ziehen und zu weinen. Jeder Arztbesuch ist von vielen Tränen begleitet, bis ihr Hausarzt meint: „Sie brauchen professionelle Hilfe, so geht das nicht mehr.“ Ich soll zum Psychiater? fragt sich Caroline Mager: „Ich kam mir seltsam deplatziert vor. Ich war doch normal, mit einem – bisher – normalen Leben?“ Doch die empfohlene Psychiaterin


#29 / Juni 2018

ermöglicht Dinge von denen ihre Patientin nicht einmal weiß, dass es sie gibt. „Sie müssen ihr Pferd besuchen“, ist die erste, ärztliche Verordnung. Caroline Mager fährt mit ihrem Mann ins Burgenland zu ihrem Pferd: „Daily kam auf mein Pfeifen wiehernd angelaufen und hat mir signalisiert, dass es ihr gut geht.“ Doch das Burgenland ist weit weg und der Alltag unerbittlich. Immer wieder holen Rückschläge die Familie ein. Wieder hilft die behandelnde Ärztin mit „einer Beschäftigung, die Sie glücklich macht.“ Caroline Mager findet in der Maltherapie ein Ventil für ihre inneren Prozesse: „Als Mutter bist du fremdgesteuert, beim Malen finde ich mich selbst wieder. Die ganze Palette an Emotionen kommt hoch. Ich habe mit dem Pinsel gewütet und gemalt: Pferde, Pferde, Pferde . . .“

Robocop

„Mein Arzt hat mir empfohlen, meinem Sanitäter im Körper einen Namen zu geben, dabei fühle ich mich eher wie Robocop“, sagt sie und lacht. Der Weg ist schmerzhaft und lang bis sie mit Humor dem Schrecken seine Macht nehmen kann. Heute hat Caroline Mager einen Weg für sich und ihre Familie gefunden. Wenn sie heute „Auf uns“ von Andreas Bourani hört, fragt sie sich nicht mehr frustriert: welches Leben? Ihre Kinder sind gesund, der 13-Jährige bestreitet bereits erfolgreich Turniere und beginnt Dailys‘ Fohlen Felina zu reiten, der 11-Jährige ist im Handballsport ein Ass. „Das ist das, auf was ich mich heute konzentriere“, sagt sie. „Auf das Positive. Auch wenn das Leben kein Ponyhof ist.“

Caroline Mager stellt ihre Bilder im Reitsportzentrum Hard, Neulandstraße 50, aus. Nach der Vernissage am Donnerstag, den 5. Juli (19 Uhr), werden die Bilder drei Wochen lang zu sehen sein. Der Reinerlös kommt dem Verein Herzkinder zugute.

Dem inneren Bild Raum geben Sich kreativ zu betätigen ist eine der ältesten Ausdrucksformen menschlicher Kultur. Die „Ursprache des Menschen“ bedeutet Eintauchen in die Welt der Farben und Formen, der inneren Bilder und Symbole, in die Urbilder der Menschheit. Text: Christine Mennel, Foto: Shutterstock

I

n der Mal- und Kunsttherapie können tiefe, innere Prozesse und Traumata sichtbar gemacht werden. Die Maltherapie besitzt deshalb einen wichtigen Stellenwert in der Therapie von psychischen Erkrankungen. In Vorarlberg geben über 20 Kunsttherapeuten und –therapeutinnen den Patienten die Möglichkeit, ihren inneren Bildern Raum zu geben. Die Maltherapie ist eine erlebnis- und handlungsorientierte Therapie. Sie bedeutet Freude am freien, schöpferischen Arbeiten, regt die kreativen Kräfte an, begleitet und fördert dort, wo Stärkung und Stabilität benötigt werden. Sie schafft einen Freiraum, in welchem sich die Patienten stärken und neue Sicht- und Verhaltensweisen entwickeln können. Die Ergebnisse werden zusammen mit dem Therapeuten in einem geschützten Rahmen besprochen. Dabei werden einzelne Aspekte der Darstellungen genauer reflektiert. So können sich Lösungen zeigen, die bisher im Verborgenen versteckt waren, oder es können Problemstellungen in einem neuen Licht erscheinen.

Fähigkeiten aktiviert

Die Maltherapie erfasst den Menschen als Ganzes und hilft, durch den künstlerischen Ausdruck Heilung zu erfahren. Gesunde Kräfte und Fähigkeiten werden beim Malen aktiviert, während negative Prozesse durch ausgleichende Übungen überwunden werden. Es gibt verschiede-

ne Ansätze in der Maltherapie, in denen entweder das Bild oder die Wahl der Farben im Vordergrund stehen. Sekundär ist die Technik oder die „richtige“, künstlerische Gestaltung. In Gruppen- und Einzelsitzungen werden verschiedene Handlungstechniken angewandt.

Kreativität als Heilmittel

Die Maltherapie ist eine Methode der Kunsttherapie, die aufdeckt. Es geht dabei einerseits um den Ausdruck von Gedanken und Gefühlen in kreativer Form, und andererseits um die symbolische Bedeutung und Wirkung der Darstellungen, die auch tiefenpsychologisch gedeutet werden können. Die Maltherapie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich in psychischen oder physischen Belastungs- und Krisensituationen befinden. Besonders eingesetzt wird sie dann, wenn unbewusste Probleme seelisch und körperlich krank machen, auch bei Demenz im Frühstadium oder bei der Behandlung von Suchterkrankungen und bei Krebspatienten, die mithilfe des Malens ihrer Angst Ausdruck verleihen können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich auf einen Gestaltungsprozess ein. Sie arbeiten mit verschiedenen Materialien und öffnen sich Neuem. Dabei treten sie in Kontakt mit ihren eigenen Werken und entwickeln Selbstvertrauen in das eigene Denken und Handeln. Kreativität dient dabei als Medium, durch das sich die Klientin oder der Klient selbst wieder neu spüren kann.

/ 13


Mittendrin in V

Unterrichtsfach Glück

„Lieber Clemens, schön dass du immer glücklich bist!“ schreibt Clemens (8) auf seine Karte an sich selbst. Es ist eine der Aufgaben im Unterrichtsfach „Glück“, dass die Kinder sich bewusst werden, was sie an sich selbst mögen. Gabi Hampson und Ingrid Ellensohn besuchen seit fünf Wochen die Volksschule Rotkreuz in Lustenau, um den Kindern und auch den Lehrpersonen den Weg zum Glück zu zeigen.

Text und Foto: Daniela Egger

F 14 /

ür Direktor Wolfgang Felder war die große Zustimmung der Lehrer und Lehrerinnen eine Überraschung, als Ingrid Ellensohn, Dipl. Erziehungs- und Familienberaterin, und Gabriele Hampson, Geschäftsführerin vom W*ORT, ihr Projekt vorstellen durften. Die beiden Frauen besuchen die Weiterbildung „Schulfach Glück“ der Sinnstifter in Wien und waren auf der Suche nach einem Pilotprojekt in Lustenau. Jetzt besuchen sie gleich sieben von insgesamt elf Klassen der Schule und beginnen, das Gelernte von vornherein mit den Kindern umzusetzen. Eines der Kinder schüttelt eine Schneekugel, in der ein Gehirn zu sehen ist – der Schneesturm im Inneren der Kugel verdunkelt die Sicht. „Das passiert mit unserem Gehirn, wenn wir Streit haben,“ erklärt Efe (8) und setzt die Kugel wieder ab. „Wenn der Sturm sich legt, dann kann man wieder besser denken.“ Die Kinder haben gemeinsam ein großes Gehirn gezeichnet, in dem eine Schranke zu sehen ist, die sich über das Denkvermögen legt und Strategien aufgelistet, die geeignet sind, um diese Schranke wieder zu öffnen. Auf die Frage, was man im Notfall tun kann, wenn es gerade ganz schlimm ist, legen sie unisono die Hände auf ihre Herzen, weil sie gelernt haben, dass man sein Herz spüren und tief atmen soll, um den Sturm im Gehirn wieder zu beruhigen. Die fünf Unterrichtsstunden sind voller einfacher Übungen und Aufgaben, die den Kindern bewusst machen, wie sehr das gemeinsame WIR für das eigene Wohlgefühl verantwortlich ist. Und in der Folge auch für

Gabi Hampson und Ingrid Ellensohn, die beiden Glückstrainerinnen in Vorarlberg.

das Lernvermögen. Verletzungen, Traurigkeit und Konflikte blockieren auch die Lernfähigkeit, und dann sollte man wissen, wie man gemeinsam zu einer Lösung kommt. Dafür sind die beiden Glückstrainerinnen gut ausgerüstet, zum Beispiel als eines der Mädchen eine „Warme Dusche“ braucht. „Ich mag an Katharina, dass sie eine tolle Freundin ist,“ heißt es dann etwa, als alle im Kreis sitzen. „Ich mag an Katharina, dass sie gut rechnen kann, ich mag an Katharina, dass sie sehr schöne Frisuren trägt,“ sagen die Kinder nacheinander. „Und ich mag an Katharina, dass sie immer freundlich ist, fügt auch die Lehrerin hinzu, die während der Glücksstunden mitmacht und später möglichst viel in den Unterreicht einfließen lassen wird. Drei Dinge beinhaltet die Glücksformel: „Glücksmomente“ braucht man im Leben immer wieder, und „längeres Glück“ (Lebenszufriedenheit) ist ebenfalls sehr wichtig, dazu gehören gute Freunde, Lieblingstiere, Familie, etc. Und man braucht auch eine Idee, wie man in traurigen Momenten wieder „zum Glück findet“, vielleicht indem man laute Musik hört, sich austobt, oder mit einer Freundin ein Eis essen geht. Die Kinder schreiben alles in ihr Glücksheft, in dem sie alles sammeln, was mit dem Glück in ihrem Leben zu tun hat. Und dann ist da noch das WIR. Es wohnt seit Beginn des Projektes in jeder Klasse, hat einen großen Mund mit Reißverschluss, seine Haare bestehen aus den Namen aller Kinder und man kann es füttern – mit schönen Gesten, guten Gedanken und Dingen, die Freude machen. Bei Streit wird es immer dünner und versteckt sich. Dann können die Kinder es pflegen und bewusst darauf achten, dass die Gemeinschaft in der Klasse stark ist, damit es allen gut geht. „Schulfach Glück“ wird bereits an über 100 Schulen in Österreich und Deutschland erfolgreich unterrichtet. Weitere Infos unter www.diesinnstifter.at


#29 / Juni 2018

Musikkoordinator Elmar Halder übt mit den Schülern der Musikmittelschule Bregenz-Stadt mehrmals wöchentlich Chorgesänge für die Musik-Theater-Produktion „Der Rattenfänger“.

ALTE SAGE NEU ENTDECKT

Zeitgemäß interpretiert hat Elmar Halder, Musikkoordinator der Musikmittelschule BregenzStadt, Brüder Grimms Sage „Der Rattenfänger von Hameln“. Anstelle des Fremden der bekannten deutschen Sage lockt ein marie-Verkäufer die Ratten mit einer Music-App Ratten aus der Stadt.

Text: Christina Vaccaro Fotos: Fatima Lopez-Alva

F

lötenmusik war gestern. Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Andreas Neusser, Mittelschullehrerin Lisa Luger und dem gesamten Lehrpersonal der Musikmittelschule Bregenz-Stadt hat Musikkoordinator Elmar Halder mit „Der Rattenfänger“ ein modernes Stück auf die Beine gestellt, an dem die ganze Schule mitsingt und mitspielt. Anstelle des Fremden lockt ein marie-Verkäufer, gespielt vom 13-jährigen Nikola Fiore, Ratten mit einer Music-App auf seinem Smartphone Ratten aus einer namenlosen Stadt und befreit diese damit von ihrer Plage. Doch als er ohne die Ratten zurückkehrt, bricht der Bürgermeister sein Wort und versagt ihm den zugesagten Lohn von 1000 Euro. Die Bewohner der Stadt verspotten ihn obendrein. Nur ein Volksschullehrer spricht sich für den marie-Verkäufer aus und fordert dessen gerechte Bezah-

lung. Da führt der marie-Verkäufer mit seiner Handymusik nun die Kinder aus der Stadt heraus. Er möchte den Bürgern ihre Heuchelei und Wortbrüchigkeit verdeutlichen. Der betrogene Fremde kehrt schließlich mit den wohlbehaltenen Kindern zurück. Am Ende zögert der Bürgermeister noch immer, ihm den Lohn zu geben. Eine stumme Frau nimmt kurzerhand das Geld aus der Hand des Bürgermeisters und gibt es ihm. „Ich habe mir überlegt, wie ich die Schüler für den Rattenfänger-Stoff der Gebrüder Grimm neugierig machen kann. Da ist mir die Idee gekommen, den Rattenfänger als marie-Verkäufer auftreten zu lassen“, sagt Elmar Halder. Regie­assistentin Lisa Luger fügt hinzu: „Uns war es wichtig, dass es ein Happy End gibt. In unserem Stück erhält der marie-Verkäufer seinen gerechten Lohn und vergibt den heuchlerischen Bürgern.“ Luger hat interkulturelle soziale Arbeit studiert und ist auf das Thema der Interkulturalität sensibilisiert, auch Halder ist das gelungene Zusammenleben

ein zentrales Anliegen. In der Musikmittelschule Bregenz-Stadt besitzt etwa die Hälfte der Schüler einen Mitgrationshintergrund, 17 Flüchtlingskinder sind an der Schule. Über zwei Monate wurde mehrmals wöchentlich für die 70-minütige Musikund Theaterproduktion geprobt – in der Freizeit der Schüler und Lehrer. Auch Kostüme und Bühnenbild wurden von den Schülern selbst angefertigt. „Alle 90 Schülerinnen und Schüler der Musikmittelschule haben sich mit großer Begeisterung am Stück beteiligt“, sagt Halder. Was sie dabei lernen? Halder: „Auftreten und Selbstsicherheit. So ein Projekt ist Persönlichkeitsbildung.“

Vorpremiere: 19. Juni, 10.30 Uhr, Hofsteigsaal in Lauterach Premiere: 20. Juni, 19.30 Uhr, Theater am Kornmarkt, Bregenz

/ 15


Mittendrin in V

„ In der Propaganda gefangen“: Asylwerber vor Gericht Staatsanwalt Manfred Bolter, zuständig für das neu geschaffene Referat für Terrorismusdelikte am Landesgericht Feldkirch.

16 /

Text: Gernot Hämmerle Fotos: Gernot Hämmerle, Shutterstock

1

3. März 2018, Landesgericht Feldkirch. Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen beim Strafprozess gegen einen 39 Jahre alten Afghanen. Die Anklage: „Mitgliedschaft bei einer terroristischen Organisation“. Ein Terrorist mitten in Vorarlberg? Was war passiert: Der Angeklagte ist aus dem Bürgerkriegsland Afghanistan geflüchtet. Beim Ansuchen um Asyl erzählt er ganz offen, dass er in Afghanistan jahrelang als Fahrer Waffen und Personen transportiert hat – für die Taliban. Zudem hat er eine Schusswaffe besessen und an kriegerischen Auseinandersetzungen teilgenommen. Der Strafrahmen für die Mitgliedschaft bei einer terroristischen Vereinigung: ein bis zehn Jahre Haft. Richterin Sonja Nachbaur spricht den Angeklagten (noch nicht rechtskräftig) frei. Die Begründung: Der Tatbestand der Zugehörigkeit zu den Taliban (terroristische Organisation) sei zwar gegeben, allerdings könne davon ausgegangen werden, dass er sich tatsächlich in einem Notstand befunden

Die Flüchtlingskrise stellt die Vorarlberger Justiz vor ganz neue Herausforderungen. Nicht wenige Asylwerber aus Bürgerkriegsländern wie Syrien oder Afghanistan waren in ihrer Heimat bei einer Partei oder Organisation Mitglied, die mitunter terroristische Züge aufweist. Laut Gesetz muss die Staatsanwaltschaft gegen diese Menschen ein Strafverfahren einleiten. Was bei Staatsanwälten und Richtern manchmal etwas Bauchweh verursacht.

habe. Der Druck und die Einschüchterung durch die Taliban könnten so groß gewesen sein, dass der 39-Jährige gar nicht anders konnte. Zwangsweise Rekrutierungen durch die Taliban stünden an der Tagesordnung.

Internationale Vorgabe: „Kein weißer Fleck“

Der mit diesem Fall betraute Staatsanwalt ist Manfred Bolter. Er ist seit dem 1. Jänner 2017 in der Staatsanwaltschaft Feldkirch zuständig für das neu geschaffene Referat für Terrorismusdelikte. Bolter: „Jede noch so kleine Beteiligung an einer terroristischen Organisation muss von Gesetzes wegen sanktioniert werden. Der Hintergrund ist der: Die internationale Vorgabe ist, dass es auf der Erde keinen weißen Fleck geben darf, wo Terroristen ungestraft Unterschlupf finden. Das ist schon wichtig, dass da der Gesetzgeber ein Auge darauf hat. Die Kehrseite ist: Wenn wir in Österreich Personen haben, die in Verdacht stehen, Bezug zu einer möglicherweise terroristischen Gruppierung zu haben, dann werden wir in diese Konflikte in-

sofern einbezogen, als dass wir das aus der Distanz aufklären müssen.“ Die Gesetze sind laut Bolter so verfasst, dass man sehr schnell mit dem Gesetz in Konflikt kommen kann. Es genügt, wenn man Mitglied einer terroristischen Gruppierung ist. Bolter: „Mitglied ist man bereits dann, wenn man die Organisation gutheißt, wenn man sie in irgendeiner Weise fördert. Wenn man zum Beispiel ein Video mit der IS-Flagge und Daumen hoch postet, dann ist man bereits im Verdacht, diese Organisation zu fördern.“

In der Propaganda gefangen

Für Staatsanwalt Manfred Bolter ist klar: „Diejenigen, die tatsächlich aktiv Verbrechen begehen, die diese Ideologie bewusst weiter transportieren, die junge Personen beeinflussen – da hab ich kein Problem, diese Personen zu verfolgen. Das Problem für die Justiz ist dort, wo es sehr schwammig wird. Ich habe es meist mit Personen zu tun, die keine Schulbildung haben, die in diesem System groß geworden sind. Die als Kinder manipuliert worden sind, die rekrutiert worden


#29 / Juni 2018

sind. Die in der Propaganda gefangen waren. Die mitgemacht haben, bis es ihnen zu viel geworden ist. Die wollten dann das alles nicht mehr. Dann haben sie irgendwann den Absprung in den Westen geschafft, sind sogar noch so ehrlich und erzählen alles beim Asylgesuch und landen 1:1 in einem Strafverfahren bei uns. Da haben wir so jemanden, der ausbricht aus einer menschenunwürdigen Situation, und kaum ist er in der Freiheit, bekommt er eins übergezogen. Das sind Situationen, die ganz schwer fassbar sind für uns.“ Aus der Distanz ist es dann meist sehr schwierig, Ermittlungen seriös zu führen. Bolter: „Ich war noch nie in Afghanistan oder Syrien. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dort ist. Und aus diesen Ländern sind keine verlässlichen Informationen zu bekommen.“ In Afghanistan beispielsweise gibt es zahlreiche Taliban-Untergruppierungen und andere militante Gruppierungen oder Parteien. Da ist es ganz schwer den Überblick zu behalten, welche Gruppierung zu welchem Zeitpunkt in welcher Region terroristische Züge aufgewiesen hat. Oftmals sind sich diesbezüglich nicht einmal Experten untereinander einig.

Dreieinhalb Jahre Haft

Vorarlberg ist kein Hot Spot, was derartige Fälle betrifft. Seit der Flüchtlingswelle Ende 2015 wurde aber laut Staatsanwaltschaft immerhin in zehn bis 15 Fällen ermittelt. Erst kürzlich, Ende April, wurde ein 43 Jahre alter Asylwerber aus Afghanistan zu dreieinhalb

Jahren Haft verurteilt. Er war Mitglied der militanten Partei HIG, die unter anderem gegen die Taliban gekämpft hat. Ein Gutachter aus Deutschland hat die HIG beim Prozess als „terroristisch“ eingestuft, weil sie im Laufe der Jahre mehrere Sprengstoffattentate verübt habe. Richter Martin Mitteregger begründete den (noch nicht rechtskräftigen) Schuldspruch unter anderem damit, dass der Angeklagte im Kampf auch geschossen habe. Die Verteidigerin des Angeklagten, Andrea Concin, meldete umgehend Berufung an: „Mein Mandant ist nicht gefährlich. Er ist massiv traumatisiert, die Rekrutierung erfolgte unter Druck innerhalb seines Familienclans. Es gibt keinen Grund, ihn für das einzusperren, was er erlebt hat.“ Laut österreichischem Gesetz kann der Angeklagte nicht in das Bürgerkriegsland Afghanistan abgeschoben werden. Die nächste Zeit wird der 43-Jährige also in Österreich verbringen. Ob in Freiheit oder im Gefängnis, darüber müssen die Richter in zweiter Instanz entscheiden.

„Da haben wir so jemanden, der ausbricht aus einer menschenunwürdigen Situation, und kaum ist er in der Freiheit, bekommt er eins übergezogen.“ Manfred Bolter

/ 17


Mittendrin in V

vorarlbergs grösste Holzausstellung. 1800 qm bodenbeläge (3-schicht-parkett, landhausdielen, vinyl, kork ...), terrassen, türen, fassaden ...

jE tz t U n sE r E g r o s sE aUsstE

ErmEnstr. 15, HoHEnEms, dirEkt an dEr L190 tEL. 05576-73504-0, www.tiro.at mo - Fr 7.30 - 12.00 UHr, 13.00 - 17.30 UHr sa 9.00 - 12.00 UHr

Bezahlte Anzeige

S C HAC H - E C K E Samuel Kienböck (Hohenems) Hans Otto Herr (Mainz) 4. Int. Bodensee-Open in Bregenz 2018

Maximilian Hofer (Feldkirch) Manfred Wagner (Weiler im Allgäu) 4. Int. Bodensee-Open in Bregenz 2018

Christian Srienz (Lochau) Johannes Sucher (Innsbruck-Pradl) 4. Int. Bodensee-Open in Bregenz 2018

Weiß am Zug setzt in zwei Zügen matt.

Weiß am Zug setzt in vier Zügen matt.

Schwarz am Zug gewinnt entscheidendes Material.

Lösung: 1…Txf5! 2.gxf5 Lxf5 3.Dd4 (die Dame hat kein anderes Feld) 3…Sd3! und die weiße Dame ist gefangen.

Lösung: 1.Lxh7+! Sxh7 (1…Kf8 2.Dg6 nebst 3.Df7# bzw. 1…Kh8 2.Sf7#) 2.Txg7+! Kf8 (2…Kxg7 3.Dg6+ mit undeckbarem Matt) 3.Dg6 Sg5 (3…Sf6 4.Df7#) 4.Tg8#.

Lösung: 1.Td5+ Kb4 2.a3# Dieses nette Matt gelang Samuel an seinem 9. Geburtstag.

18 /

tErLLrUnagsbEssUEcHnEn!


#29 / Juni 2018

„Frauengeschichten“ „Schöpferisch tätigen Frauen in der Musikwelt“ widmet das Frauenmuseum Hittisau ein dreitägiges Festival „Frauengeschichten“. Das Eröffnungskonzert geht am Freitag, den 22. Juni um 20 Uhr im Pförtnerhaus Feldkirch über die Bühne. Auf dem Programm stehen Werke von der Wienerin Maria Bach (1896-1978),

der jungen zeitgenössischen Komponistin Laura Winkler (*1988) aus Graz und der französischen Komponistin Louise Farrenc (1804-1875). Am Samstag ab 10 Uhr findet das Komponistinnenfestival im Frauenmuseum Hittisau statt. Der Ausklang ist am Sonntag um 11 Uhr mit einem Jazzbrunch. Mitveranstalter sind

DENK MIT, MACH MIT! Gitte Nenning

S

eit ich in Dornbirn lebe, genieße ich den freien Zugang zur Ache! Es ist herrlich im Flussbett spazieren zu können, baden zu gehen oder auf den Steinen zu sitzen. Es bleibt mir ein Rätsel, wieso Menschen, die das auch genießen, ihren Abfall nicht mitnehmen. Ich sammle bei Spaziergängen im Flussbett richtig viel Müll! Von Glas, Alufolie, Kleidung bis zur vollen Babywindel ist alles dabei. Und wieso lässt man Klopapier liegen? Hundekot muss weggeräumt werden, aber für Menschen gilt das nicht? Hundesackerl können auch von Menschen verwendet werden! Man muss sie nur im nächsten Müll entsorgen! Wieso ist sowas nicht selbstverständlich? Ich erinnere mich an eine Busfahrt durch die Steppe Argentiniens. Stundenlang staubiger Boden mit dünnem Gras und kleinen Büschen. Mitunter hingen in den Sträuchern dünne Plastiksäcke. Je näher die Straße an eine Siedlung heranführte, desto mehr hingen im Gestrüpp. Es waren Häuseransammlungen, die nur existierten, weil dort Öl gefördert wurde. Aber wieso stört die Menschen dort diese Plastiksackerldekoration nicht? Während eines Urlaubs in Hong-

kong habe ich mich gewundert, wie sauber diese Stadt ist. Dort gibt es so viele Menschen, dass im Supermarkt, auch um vier Uhr morgens normale Betriebsamkeit herrscht, weil alle in Schichten leben und arbeiten. Bei näherer Beobachtung war schnell klar, dass hinter der Sauberkeit keine Eigenverantwortung steckte, sondern nur Organisation. Viele ließen Dinge auf den Boden fallen, auch wenn sie neben dem Mülleimer standen. Es dauerte nie lange bis jemand kam und es wegräumte. Auch bei uns sind Müllteams im Einsatz und räumen hinter uns her. Das Flussbett gehört aber nicht zu ihrem Aufgabenbereich, dafür wären wir alle verantwortlich! Egal ob Südamerika, China oder Vorarlberg, Menschen mit fehlendem Gespür für ihre Umwelt gibt es also überall. Deshalb werde ich zum Leidwesen meines Hundes, der Müllsammeln langweilig findet, mit meiner persönliche Flurreinigung weiter machen und hoffe, bald mehr Natur und weniger „menschliche Überreste“ erleben zu können! Einfach zum Mitdenken, Mitmachen oder Bessermachen! Danke Eure Gitte!

das Vorarlberger Landeskonservatorium und der Verein „Musik in der Pforte“. Das vollständige Programm finden Sie unter www.frauenmuseum.at. Anmeldung: kontakt@frauenmuseum.at oder T: 05513/620930.

SCHMIEDE DEIN PROJEKT! Tüftelst du an einem gemeinwohlorientierten Projekt oder möchtest du bei so einem mitmachen? Dann auf zur „Projektschmiede“! Ein Nachmittag lang wird gemeinsam an Projekten aus den verschiedensten Bereichen (Soziales, Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Bildung, Freizeit, usw.) geschmiedet. Termine im Juni: donnerstags am 14. im vorarlberg museum Bregenz und am 28. im Glashus Rankweil, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Mehr Infos und Anmeldung unter www.aoh-vorarlberg.at oder bei Judith Lutz vom Büro für Zukunftsfragen im Amt der Landesregierung, T: 05574/511-20619. Die Teilnahme ist kostenlos.

Bezahlte Anzeige

/ 19


Mittendrin in V

KIRCHE, MARX UND FRISCHES GRAS

Die 68er-Bewegung feiert ihren 50. Geburtstag. Otto Köhlmeier aus Hard war damals mitten im Geschehen. Mit der marie sprach der 68-jährige Schauspieler und Regisseur über sein Aufwachsen in Vorarlberg, seine Zuflucht in Graz und seine skandalumwitterte Rückkehr ins Ländle.

Text: Frank Andres, Fotos: privat

A 20 /

m Anfang war die Kirche. Sie bestimmte das Leben des jungen Otto Köhlmeier. Er wuchs in einem bürgerlich-katholischen Elternhaus auf, besuchte täglich die Heilige Messe. War Ministrant und Vorbeter. „Ich habe als Siebenjähriger Latein in der Schule gelernt, damit ich der Predigt des Pfarrers folgen konnte“, erinnert sich der heute 68-Jährige. Seine Kindheit war geprägt von der Bibel und einer schulischen Rohrstock-Pädagogik. Über Hitler bzw. Nationalsozialismus wurde zuhause nicht gesprochen. Der Geschichtsunterricht in der Schule endete spätestens im Jahr 1918. Statt Antworten erntete er von Eltern und Lehrern nur Schweigen. Für ihn ist es auch völlig unverständlich, dass im Jahr 1964 tausende Menschen auf die Straße gingen, nur weil in Fußach ein Schiff nach Karl Renner, dem ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik, benannt werden sollte. Aber Mitte der 60er Jahre lernte der heranwachsende Otto Köhlmeier erstmals eine Gedankenwelt außerhalb Vorarlbergs kennen. Statt Freddy Quinn hörte er auf Radio Luxemburg heimlich Musik von den Doors, den Stones und den Beatles. Auf seinem Schulweg kaufte er sich regelmäßig das Jugendmagazin „Bravo“. „Ich wurde dabei von einem gewissen Doktor Sommer sexuell aufgeklärt“, erzählt er.

Alt-68er Otto ­Köhlmeier steht derzeit mit seinem Kabarett „Flower Power“ auf der Bühne.

Drei Tage im Englischen Garten

Dann kam das Jahr 1966. Zusammen mit Helmut King, heute ein bekannter Künstler, trampte er ohne Wissen seiner Eltern nach München. Drei Tage und drei Nächte verbrachten sie gemeinsam im Englischen Garten. „Tausende Menschen lagen friedlich auf der Wiese und hörten Musik. Überall duftete es nach frischem Gras. Die Frauen waren teilweise barbusig. Für mich waren diese Tage ein Sinnbild für Freiheit“, schwelgt er noch heute in Erinnerungen. Ab diesem Zeitpunkt war Otto Köhlmeier klar, dass er das spießbürgerliche Vorarlberg verlassen muss. Mit 19 Jahren, im Revolutionsjahr 1968, ging er schließlich nach Graz. An der Schule für Bewegung sollte er in


#29 / Juni 2018

Ein Bild aus jungen Jahren: Damals trug Otto Köhlmeier seine Haare noch etwas länger.

der steirischen Landeshauptstadt eine Ausbildung zum Gymnastiklehrer machen. Das war der Wunsch seines Vaters. Otto Köhlmeier hätte den Familienbetrieb, ein finnisches Sauna-Restaurant in Hard, übernehmen sollen. Doch der älteste Sohn weigerte sich. Otto Köhlmeier wollte endlich sein eigenes Leben leben. Er widmete sich dem künstlerischen Tanz und studierte danach an der Kunst-Universität Schauspiel und Regie. Otto Köhlmeier wohnte in einer Kommune, wurde Trotzkist, Maoist, Buddhist. „Der Wechsel war extrem. Quasi von Karl May zu Karl Marx“, versucht er seinen damaligen Wandel zu beschreiben.

Anstößig und antireligiös

1973 lernte er seine spätere Frau Gabi kennen. Vier Jahre später gründeten sie gemeinsam die freie Theatergruppe „theaterarbeiterkollektiv“. Sie tourten mit ihren Produktionen erfolgreich durch das deutschsprachige Ausland. Kamen nach Hamburg, Berlin und Zürich. Im März 1985 plante Otto Köhlmeier auch eine Aufführung seines Theaterstücks „Jungfrau, Mutter oder Hure“ in Bludenz. Doch der Eigner des Stadtsaales, der Katholische Volksverein, verweigerte die Genehmigung. Das Stück, so argumentierte der damalige Bludenzer Pfarrer Eberhard Amann, sei zu unsittlich und antireligiös. In der „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ gab Amann und auch der SPÖ-Bürgermeister Heinz Wiedemann zu, dass sie den Inhalt des Stückes zwar nicht kennen würden, aber das Plakat allein sei derart anstößig, dass sie vom Stück selbst gar nichts

mehr wissen wollten. Was folgte, war eine wahre Leserbriefe-Flut „Pro und Kontra Aufführungsverbot“ in den Vorarlberger Medien. Der Veranstalter des Theaters, der Verein „Denk-mal“, setzte die Aufführung aber am Ende durch. Am 4. und 5. Mai wurde „Jungfrau, Mutter oder Hure“ in einem 300-Mann-Zelt im Stadion Unterstein gezeigt. Mit großem Erfolg. „Es war zwei Mal restlos ausverkauft“, wie Otto Köhlmeier mit einem leicht ironischen Unterton sagt.

Rückzug aufs Land

Die wilden Jahre des Otto Köhlmeier sind inzwischen Geschichte. Nach Heirat und der Geburt des zweiten Kindes bzw. der Auflösung des „theaterarbeiterkollektiv“ machte er sich gemeinsam mit seiner Frau in der „Eixenbacher Kunstmühle“ in der Südoststeiermark sesshaft. Nicht untypisch für einen Alt68er, wie Otto Köhlmeier findet. „1985 war die 68er-Bewegung endgültig Geschichte. Die meisten hatten zu der Zeit entweder beruflich Karriere gemacht oder sich aufs Land zurückgezogen, Ich habe mich für Zweiteres entschieden.“ Heute versuche er, kulturell über die Runden zu kommen, berät zum Beispiel Gemeinden in Kulturfragen. Die „Bretter, die die Welt bedeuten“, hat er aber auch mit 68 Jahren noch nicht verlassen. Zusammen mit seiner Frau Gabi spielt er Kabarett (kabarehepaar.at). Derzeit ist er mit dem Programm „Die 68er“ als Solist unterwegs. Die Zeit des „Flower-Power“ hat Otto Köhlmeier zumindest gedanklich noch nicht losgelassen. An eine Rückkehr ins Ländle, nach 50 Jahren Exil, denkt Otto Köhlmeier, der nächstes Jahr im Oktober seinen 70er feiert, nicht. „Ich muss zugeben, dass Vorarlberg in Sachen Wohnbau, Energieefizienz und öffentlicher Verkehr ein echtes Vorbild ist. Aber mit der Mentalität des ,Schaffa, schaffa, Zäune bauen‘ kann ich heute noch nichts anfangen.“ Und er ist überzeugt: „Wenn ich in Vorarlberg geblieben wäre, dann wäre ich garantiert unglücklich geworden.“

/ 21


Mittendrin in V

WASTE’S END Ein Blog von Kristina Heilinger

Ich nehme mein Mittagessen oft von zuhause mit. Hier habe ich eine würzige Kartoffelpfanne vorbereitet.

ohne Papierverpackung in eine Stofftasche geben. Auch heißes Essen wie Nudeln, Reis oder Hauptgerichte kann man sich beim Restaurant bzw. Imbiss problemlos in ein ausreichend großes Einmachglas oder in mehrfach verwendbare Lunchboxen abfüllen lassen. Die gibt es aus Bambus oder Edelstahl zu kaufen und eignen sich somit auch für warmes Essen. Frage einfach in deinem Haushaltswarengeschäft oder online danach. Was Abfallvermeidung angeht ist es somit ganz egal, ob du Essen gerne mitnimmst oder lieber zuhause und im Restaurant isst. Genießen und Abfall vermeiden kann man überall, wie auch das beiliegende Foto zeigt!

Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden! Die Lösung finden Sie am unteren Rand des Rätsels. Lösung

Für Anfänger

7

×14

-32

÷6

+22

1/3

der Summe

×11

-33

÷4

+49 Lösung

Für Fortgeschrittene

13

×13

-88

÷3

+300%

÷4

×11

÷3

1/9

der Summe

zum Quadrat Lösung

Für Genies

36

+125% -1/9

+1/3

-72

×7

25% der Summe

÷3

zum Quadrat

÷2

Lösungen: Für Anfänger = 71, Für Fortgeschrittene = 121, Für Genies = 98

22 /

Am Montag holt man sich was beim Asiaten, abends nimmt man sich ein Sandwich mit und am nächsten Tag geht es zur Burgerbude: Immer mehr Menschen holen sich ihr Essen für die Mittagspause ins Büro oder essen unterwegs. Kein Wunder, denn Take-Away spart Zeit und immer mehr Restaurants bieten es an. Und hast du dir nicht auch schon mal etwas vom Chinarestaurant geholt, wenn du abends zu müde zum Kochen warst? Das schnelle Essen hat aber nicht nur appetitliche Seiten: Eine Schweizer Zeitung hat kürzlich festgestellt, dass fünf Take-Away Essen einen 25-Liter-Müllsack füllen! Wenn wir diesen Abfall vermeiden, können wir Umwelt und Stadtverwaltungen helfen, die immer mehr mit Abfall zu kämpfen haben. Denn die Mülleimer quellen durch die voluminösen Verpackungen für Salat und Co. förmlich über. Oft sind sie so voll, dass

der Müll gar nicht mehr hineinpasst. Wenn gerade kein oder nur ein voller Mülleimer da ist, lassen viele Menschen ihre Take-Away Abfälle einfach fallen, wie ich regelmäßig bemerke, wenn ich zufällig in den 500-Meter-Umkreis eines gewissen Fastfood-Restaurants gerate. Im Zuge von Zero Waste habe ich aufgehört, jeden Mittag Take-Away Essen zu kaufen. Stattdessen bringe ich mir mein Essen in einem großen Einweckglas von zu Hause mit oder setze mich ins Restaurant. Denn es ist nicht nur der Müll und das oftmals zu schnelle, gehetzte Essen, was mir nicht gefällt, sondern auch das ganze Drumherum: Essen in der Plastikbox, Alufolie oder im Papiersackerl ist unästhetisch und wirkt billig. Und das, obwohl es im Verhältnis zu selbstgemachtem Essen ziemlich teuer kommt! Gerade wenn du oft und gerne Take-Away isst oder dir Essen aus dem Restaurant mit nach Hause nimmst, kannst du in diesem Bereich auf einfache Weise sehr viel bewegen: Lass einfach den Müll drumherum weg! Beispielsweise kannst du Brötchen, Sandwiches & Co. einfach auf der Hand essen. Oder lass sie dir


#29 / Juni 2018

Anncatrin Muchitsch (26) und Andrea Schaper (56) aus Bregenz betreiben im dritten Jahr das Lieblingscafé in Bregenz. Das Sortiment richtet sich vegan-vegetarisch und regional aus, um Umwelt, Mensch und Tier nachhaltig zu schonen. „Manche Leute lieben Katzen, manche lieben Hunde, wir liebe alle Tiere“, so die beiden.

Ja,

ich werde Mitglied im marie-Freundeskreis. Damit unterstütze ich die Arbeit von marie. Meine Jahresspende beträgt:  60,- Euro (Mindestbeitrag für Schüler/Studenten/Senioren)  100,- Euro 

Euro

Datum/Unterschrift

ZITRONEN-MINZE COUS-COUS Rezept für zwei Personen. Kosten zirka zwei Euro pro Person.

Meine Adresse:

Name, Vorname

Straße, Nr.

PLZ, Ort

Telefon

/ 23 E-Mail

Beruf

Geburtsjahr

Einzugsermächtigung: Ich erteile eine Ermächtigung zum Bankeinzug meiner Jahresspende. IBAN

Foto: privat

Zubereitung:

Zutaten:

• ca. 70 g Couscous • 140 ml Gemüsebrühe • einen halben Bund frische Minze • Frische Petersilie • 1 Zitrone • 2 bis 3 Esslöffel Olivenöl • 3 volle Esslöffel Sojajoghurt

Bankinstitut

Wir versichern, dass Ihre Angaben nur für interne Zwecke bei marie verwendet werden. Ihre Mitgliedschaft im Freundeskreis ist jederzeit kündbar.

Bitte Coupon ausschneiden und senden an: marie-Freundeskreis Am Kehlerpark 5 Top 34 6850 Dornbirn

Die Gemüsebrühe langsam aufkochen. Den Couscous mit der heißen Gemüsebrühe übergießen und aufquellen lassen bis er schön weich ist (zirka sieben Minuten). Die Minze und etwas Petersilie fein hacken und mit dem ausgepressten Zitronensaft und dem Olivenöl mischen und mit Salz und Pfeffer fein abschmecken. Das geben wir jetzt in den Couscous. Alles nochmals kurz durchziehen lassen, abschmecken und gehäuft anrichten. Zum Schluss noch einen großen Klacks Sojajoghurt oben drauf – guten Appetit!

BIC


Mittendrin in V

VOLL BOCK! Drei Jahre lang hat Barbara Bilz (49) aus Weiler mit ihren Vierbeinern intensiv trainiert. Ab Sommer können die sechs Ziegenböcke und ihre Ausbildnerin für spezielle Wandertouren in Dafins gebucht werden. Text: Frank Andres, Fotos: Christina Vaccaro

S 24 /

ie heißen Gustl, Luis, Alfred, Guggi, Knünz und Jakob und sind eine eingeschworene Männergemeinschaft. Allerdings haben die sechs Ziegenböcke eine Herden-Chefin. Diese heißt Barbara Bilz und arbeitet in einem Wohnhaus der Lebenshilfe in Götzis. Sie hat die Vierbeiner intensiv auf ihre neue Aufgabe als Wanderbegleiter und Packziegen vorbereitet. Aber nicht nur die sechs Ziegenböcke mussten in den letzten drei Jahren die Schulbank drücken, auch für Barbara Bilz gab es einiges zu lernen. An der Veterinärmedizinischen Universität in Wien absolvierte die 49-Jährige einen zweijährigen Lehrgang zur tiergestützten Therapeutin. „Ich möchte vor allem Menschen mit Beeinträchtigung ein außergewöhnliches Naturerlebnis bieten“, sagt sie. Barbara Bilz bietet in Dafins ihre Wanderungen mit den Packziegen als Halbtages- und Tagestouren an. Und als kleiner Gag tragen die Ziegenböcke die Jause der Wandergäste. Nähere Infos gibt es unter www. bocktour.at

Ziegen waren schon immer die Lieblingstiere von Barbara Bilz. Im Sommer geht es erstmals offiziell gemeinsam auf Bocktour.


#29 / Juni 2018

Impressum

Die Ziegenböcke laufen bei den Wanderungen alle frei herum. Und wer will, kann sich seine Jause von den Tieren tragen lassen.

Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,60 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Am Kehlerpark 5, Top 34, 6850 Dornbirn Telefon: 0677 61538640 eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Kristina Heilinger, Gernot Hämmerle, Simone Fürnschuß-Hofer, Fatima Lopez-Alva, Christine Mennel, Gitte Nenning, Gerhard Thoma, Robert Thoma Zeitungsausgabestellen: Dornbirn Kaplan Bonetti Sozialwerke Kaplan-Bonetti-Straße 1 Montag und Mittwoch 14 bis 15 Uhr und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz dowas, Sandgrubenweg 4 Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 Uhr Bludenz do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr Feldkirch Caritas-Cafe, Wohlwendstraße 1 Dienstag und Freitag 10 bis 12 Uhr

Neugierige Genossen: Die Männertruppe fühlt sich in ihrem Freilaufstall in Dafins pudelwohl.

Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 17.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP Alexander Grass Bildbearbeitung Fitz Feingrafik Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580 BIC: RVVGAT2B420 © 2018 marie. Alle Rechte vorbehalten.

/ 25


International

Es ist an der Zeit, unsere Wahrnehmung von Depression und Angststörungen neu zu bestimmen In seinem Buch „Verlust der Verbindungen: die Entdeckung der wirklichen Gründe von Depression und die unerwarteten Lösungen dafür“ behauptet Johann Hari, dass die Ursache von Depression in der Umwelt des Patienten liegt und nicht in seiner Biologie begründet ist. Er spricht über einige der Schlussfolgerungen seiner Recherche und agrumentiert, dass unsere Lebensführung entscheidend ist für unsere Zufriedenheit.

Text: Emily Green Bilder: Simon Emmett, Bloomsbury Publishing

26 /

M

an hat uns eine völlig falsche Denkweise zum Thema Depressionen beigebracht, sagt Johann Hari. In seinem neuen Buch erklärt der in London lebende Journalist und New York Times Bestsellerautor, dass Depressionen nicht das Ergebnis einer gestörten Gehirnchemie sind, sondern eine Antwort auf die Art und Weise, wie wir unser Leben leben. Hari verbrachte drei Jahre damit, um die Welt zu reisen und mit Wissenschaftlern und Ärzten zu sprechen, die bahnbrechende Entdeckungen in Bezug auf Depressionen und Angstzuständen gemacht haben – und die innovative und überraschende Wege gefunden haben, sie zu behandeln. Diese Recherche und Haris persönliche Erfahrungen mit seiner eigenen Depression gipfelten in seinem neuen Buch Lost Connections: Uncovering the Real Causes of Depression – and the Unexpected Solutions. Hari sprach kürzlich mit Street Roots bei sich zuhause in London. Er ließ uns daran teilhaben, was er über Depressionen gelernt hat und wie wir alle versuchen können, ein glücklicheres Leben zu führen. Wir begannen unser Interview mit der Frage, warum er überhaupt anfing, sich eingehender mit Depressionen zu beschäftigen.

Johann Hari: Ich habe dieses Buch wirklich geschrieben, weil es zwei Geheimnisse gab, die mich verfolgt haben. Das eine lautete: Warum war ich immer noch depressiv? Als Teenager ging ich zu meinem Arzt und erklärte ihm, dass ich mich fühlte, als ob irgendwie Schmerz aus mir austreten würde, und dass ich es nicht kontrollieren konnte. Mein Arzt erzählte mir daraufhin folgende Geschichte: „Es gibt eine Chemikalie namens Serotonin, von der manche Menschen zu wenig in ihrem Gehirn haben, was dazu führt, dass es ihnen sehr schlecht geht. Du gehörst eindeutig zu diesen Menschen. Wir geben dir diese Medikamente und dadurch wird es dir wieder gut gehen.“ Ich nahm dieses Medikament, Paxil, 13 Jahre lang ein und ich blieb depressiv. Als ich anfing es zu nehmen, ging es mir zunächst deutlich besser, und dann, einige Monate später, begann ich erneut mich richtig schlecht zu fühlen, also ging ich zurück zum Doktor und er sagte, gut, deine Dosis war noch nicht hoch genug. Mir wurde eine andere Dosis verabreicht, ein paar Monate lang ging es mir besser, dann kam das Gefühl zurück. In diesem Muster befand ich mich im Grunde genommen bis ich die maximal zulässige Dosis erhielt. Warum war ich denn immer noch deprimiert, wo ich doch alles tat,

was mir gesagt wurde? Die zweite Sache war: Warum gab es so viele andere Leute wie mich? Es gab ja eine richtige Explosion von Depressionen und Angstzuständen in den Vereinigten Staaten und in der ganzen westlichen Welt. Heutzutage konsumiert jeder fünfte Amerikaner ein Psychophamakon, jeder elfte Amerikaner nimmt ein Antidepressivum, und doch sind wir depressiver denn je. Und dies lässt sich auf vielerlei Weise beobachten. Ich wollte das verstehen, und so begab ich mich schließlich auf diese große, lange Reise. Ich bin 64.000 Kilometer gereist und habe die besten Wissenschaftler der Welt getroffen, die auf diesem Gebiet geforscht haben. Ich denke, das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist nicht so sehr eine Lektion über Antidepressiva, sondern eine Lektion über Depressionen und Angstzustände an sich. Ich dachte, dass mit mir etwas nicht stimmte, weil ich immer noch deprimiert war, als ich Antidepressiva nahm, aber tatsächlich entdeckte ich, dass ich völlig normal war – 65 bis 80 Prozent der Menschen, die Antidepressiva nehmen, sind immer noch depressiv. Wichtig an dieser Stelle ist die Anmerkung, dass es nicht 100 Prozent sind. Mein Buch richtet sich nicht gegen chemische Antidepressiva. Und was


#29 / Juni 2018

Das neue Buch von Johann Hari gibt es derzeit nur auf Englisch. Das Taschenbuch kostet knapp 12 Euro.

chemische Antidepressiva betrifft, habe ich wirklich nur zwei Dinge zu sagen. Zum einen können sie nicht länger die einzige Option sein, weil sie den meisten Menschen nicht helfen. Das ist keine Respektlosigkeit gegenüber denjenigen, denen durch Antidepressiva geholfen wird; dies sind jedoch nur sehr Wenige. Und zweitens stimmt die Geschichte nicht, die man uns über Antidepressiva erzählt. Dass Depressionen durch ein chemisches Ungleichgewicht verursacht werden, und man deshalb das chemische Ungleichgewicht beheben muss – es gibt für diese Behauptung erstaunlicher Weise keinerlei wissenschaftliche Beweise. Professor Andrew Skull von der Princeton University sagt, es sei „zutiefst irreführend und unwissenschaftlich“ zu behaupten, dass Depressionen durch einen Mangel an Serotonin verursacht werden. Dr. David Healy, der der wichtigste britische Experte auf diesem Gebiet ist, klärte mich auf, dass man nicht einmal sagen kann, diese Theorie sei diskreditiert worden, da sie zu keinem Zeitpunkt jemals für richtig befunden worden war. Zu keinem Zeitpunkt hatten mehr als die Hälfte der Leute in diesem Bereich jemals daran geglaubt – es handelte sich im Wesentlichen um eine Behauptung, die von den PR-Beratern der Pharmaunternehmen in die Welt

gesetzt worden war. Emily Green: Ich hatte gehofft, dass Sie ein wenig davon erzählen könnten, was Sie über die ganze Forschung – diese durch Expertengutachten gestützten Studien – herausgefunden haben, die als Beweis für die Wirksamkeit chemischer Antidepressiva dient. Was haben Sie gelernt? J.H.: Wir alle wissen, dass man bei einem Selfie 29 Fotos macht und man sieht aus, als hätte man ein Doppelkinn oder so, und man löscht alle 29 wieder, und das 30. Bild, auf dem man dann endlich gut aussieht, das nimmt man schließlich als sein Tinderprofilbild. Im Grunde genommen ist bei der Erforschung von Antidepressiva etwas ganz Ähnliches passiert. Und zwar haben die Pharmaunternehmen nur die Ergebnisse veröffentlicht, in denen sie gut aussahen. Zum Beispiel gab es eine Studie, in der über 250 Personen untersucht wurden, und hiervon wurden nur die Ergebnisse von 27 Personen veröffentlicht – rein zufällig genau die 27, bei denen die Antidepressiva geholfen hatten. Also haben wir am Ende ein sehr verzerrtes wissenschaftliches Bild. Betrachtet man, wie Professor Irving Kirsch, die tatsächlichen Ergebnisse, dann kommt heraus, dass es zwar manche Leute gibt, die durch diese Medikamente etwas Linderung erfahren, es

handelt sich hierbei jedoch lediglich um eine kleine Minderheit der Leute, die Medikamente einnehmen. Uns wurde gesagt, dass Depressionen nur in unseren Köpfen stattfinden. Es ist eine Fehlfunktion in unserem Schädel, in unserem Gehirn, und nach dem, was ich gelernt habe, stimmt das eigentlich nicht. Nicht voll und ganz, aber in einem sehr großen Umfang sind Depressionen eine Reaktion auf die Art und Weise, wie wir heutzutage leben. Dies zwingt uns dazu, über Antidepressiva auf eine völlig andere Art und Weise nachzudenken. Jemand, der mir wirklich dabei geholfen hat, dies zu verstehen, war ein Psychiater namens Dr. Derek Summerfield. Er befand sich zu Beginn dieses Jahrhunderts in Kambodscha, als man dort zum ersten Mal mit chemischen Antidepressiva in Berührung kam. Er erklärte den Ärzten dort, was chemische Antidepressiva sind, weil sie so etwas nicht kannten. Und die Ärzte sagten: „Oh, wir brauchen keine Antidepressiva. Wir haben bereits Antidepressiva.“ Und Derek sagte: „Wie meint Ihr das?“ Also erzählten sie ihm eine Geschichte. Es gab einen Bauern, der in den Reisfeldern arbeitete, und eines Tages trat er auf eine Landmine und verlor sein Bein. Danach gaben sie ihm eine Prothese und er kehrte zurück zur Arbeit in den Reisfeldern, aber es ist wirklich

/ 27

>>


International

28 /

schmerzhaft, im Wasser zu arbeiten, wenn man eine Prothese hat. Er war offensichtlich genau dort, wo er in die Luft gesprengt worden war – er war traumatisiert, er weinte den ganzen Tag und wollte nicht aus dem Bett aufstehen. Er war offensichtlich deprimiert. Die Ärzte sagten: „Also, wir gaben ihm ein Antidepressivum.“ Und Derek fragte: „Wie meint Ihr das?“ Sie sagten: „Wir gingen hin und setzten uns zu ihm, wir hörten ihm zu, warum er traurig war, es leuchtete uns ein, also dachten wir, wenn wir ihm eine Kuh kauften und er ein Milchbauer werden würde, dann müsste er nicht den ganzen Tag auf dem Feld sein, dann wäre er nicht so aufgebracht, also kauften wir ihm eine Kuh, und innerhalb weniger Wochen hörte er auf zu weinen, und jetzt geht es ihm gut. Sie sagten zu Derek: „Sehen Sie, Herr Doktor, diese Kuh war ein Antidepressivum.“ Wenn Sie nun also mit der Art und Weise aufgewachsen sind, die uns beigebracht wurde, über Depressionen zu denken, nämlich dass es sich einfach um eine chemische Störung in Ihrem Gehirn handelt, dann klingt das jetzt wie ein Witz, oder? Aber wenn Sie diesen tieferen Denkansatz über Depressionen verstehen, dass sie nämlich eine Reaktion auf Dinge sind, die in unserem Leben geschehen, dann ist es vollkommen stimmig. Die überwiegende Mehrheit, wenn nicht sogar alle depressiven Menschen sind aus absolut verständlichen Gründen depressiv – es gibt Dinge, die ihnen passieren, die sie depressiv und ängstlich machen. Und des Rätsels Lösung besteht nicht darin, die Symptome abzuschwächen, sondern darin, sich damit auseinanderzusetzen, warum sie sich überhaupt so schlecht fühlen, indem man ihnen hilft, ihr Leben zu ändern.

E. G.: Als Sie die Phase Ihrer Forschung durchliefen, in der Sie die neun häufigsten Ursachen für Depressionen betrachteten, gab es da irgendetwas, das Sie besonders überrascht hat? J. H.: Es gab eine wirklich interessante Studie von Gallup über die Einstellung der Menschen zu ihrer Arbeit, aus der hervorgeht, dass 13 Prozent ihre Arbeit lieben. Wir genießen sie und freuen uns darauf. Und 63 Prozent der Menschen sind das, was als „durch die Arbeit schlafwandeln“ bezeichnet wurde. Sie mögen sie weder, noch hassen sie sie. Und 24 Prozent der Menschen hassen ihre Arbeit – hassen sie, verabscheuen sie, fürchten sie. Es ist irgendwie unglaublich: 87 Prozent der Menschen mögen das, was sie die meiste Zeit tun, nicht, und es ist fast doppelt so wahrscheinlich, dass Sie Ihre Arbeit hassen, als dass Sie sie lieben. Und so begann ich mich zu fragen: Könnte es einen Zusammenhang zwischen dieser Situation und den Depressionen geben? Und es stellt sich heraus, dass es dafür eine Menge Beweise gibt. Ein australischer Sozialwissenschaftler namens Michael Marmot, der sozusagen maßgeblich zu diesem Thema geforscht hat, hat herausgefunden, dass es, je weniger Kontrolle Sie über Ihre Arbeit haben, umso wahrscheinlicher ist, dass Sie depressiv werden. Menschen haben ein angeborenes Bedürfnis, dass

das, was sie tun, Sinn und Zweck hat. Und wenn man die ganze Zeit nur kontrolliert wird, also keine Autonomie hat, kann man sein Tun nicht mit Bedeutung füllen, und man fühlt sich beschissen. Un d

das hat sich sehr deutlich gezeigt. Nun, um wieder auf die Geschichte mit der Kuh zurückzukommen, hier eröffnet sich eine vollkommen andere Denkweise über Antidepressiva. Das bedeutet, wenn jemand


#29 / Juni 2018

an einem kontrollierten Arbeitsplatz ist, ist er nicht deprimiert, weil etwas in seinem Gehirn schief gelaufen ist. Er ist deprimiert, weil etwas in der Welt schief gelaufen ist und in der Art und Weise, wie die Welt funktioniert. Ich ging nach Baltimore, und beobachtete ein Experiment bezüglich einer alternativen Vorgehensweise, da war diese Frau namens Meredith Mitchell, die jeden Sonntagabend krank vor Angst zu Bett ging. Es graute ihr vor der bevorstehenden Woche. Sie arbeitete in einem Bürojob. Es war nicht der schlimmste Bürojob der Welt, aber sie konnte einfach nicht glauben, dass dies die nächsten 40 Jahre ihres Lebens so sein sollte. Ihr Ehemann, Josh, hatte in Fahrradgeschäften in Baltimore gearbeitet, seit er ein Teenager war, und das ist sehr kontrollierte Arbeit, und es ist sehr unsichere Arbeit. Eines Tages dachten Josh und sein Kollege: „Was macht unser Chef eigentlich den ganzen Tag, während wir alle Fahrräder reparieren? Meredith und ihr Mann Josh kündigten ihre Jobs. Sie beschlossen, einen eigenen Fahrradladen zu gründen, wollten ihn aber nicht auf gewöhnliche Art und Weise betreiben. Stattdessen führten sie das Geschäft als demokratische Genossenschaft. Sie trafen alle Entscheidungen für das Unternehmen gemeinsam. Sie teilten sich die guten und die schlechten Aufgaben. Sie teilten alle Gewinne. Sie hatten die kollektive Kontrolle. Besonders interessant an Baltimore Bicycle Works war für mich, wie schnell ihre Depressionen und Ängste verschwunden waren. Es ist ja nicht so,

dass sie ihre Jobs als Fahrradmechaniker aufgaben, um in den Florida Keys als Surflehrer zu arbeiten. Sie reparierten vorher Fahrräder und sie reparieren jetzt Fahrräder. Geändert hat sich der Aspekt der Arbeit, der die Menschen deprimiert, nämlich der Mangel an Kontrolle. E. G.: Wir alle kennen Leute, die kein großes Trauma erlitten haben, die ein schönes Haus haben, die eine liebevolle Familie haben, die alles haben – aber Depressionen haben. Wie erklären Sie sich das? J. H.: In vielen der feministischen Bücher aus den 60er Jahren findet man eine sehr verbreitete Aussage: Frauen gingen zu ihrem Arzt, sie sagten zu ihrem Arzt : „Mit meinen Nerven stimmt etwas nicht, weil ich alles habe, was eine Frau sich nur wünschen kann. Ich habe einen netten Ehemann, der mich nicht schlägt, ich habe ein Auto, ich habe zwei Kinder, und trotzdem fühle ich mich schrecklich.“ Und die Ärzte sagten: „Oh, Sie haben Recht“ und verabreichten ihnen Valium oder was auch immer. Wenn wir nun in der Zeit zurückgehen und mit diesen Frauen reden könnten, würden wir sagen: „Du hast alles, was eine Frau sich wünschen kann, gemessen an kulturellen Standards, aber die kulturellen Maßstäbe sind eben falsch. Du brauchst eigentlich viel mehr als diese Kultur dir bietet. Du brauchst einen Sinn und du musst spüren, dass du unabhängig und bedeutend bist, und du brauchst Gleichberechtigung.“ Ich denke, etwas Ähnliches passiert nun auch. Es gibt viele Menschen, die alles haben, was man sich nur wünschen kann, die aber immer noch deprimiert sind. Aber sie haben alles, was man sich nach den Maßstäben unserer Kultur wünschen kann, die verkannt

„Es gibt eine Chemikalie namens Serotonin, von der manche Menschen zu wenig in ihrem Gehirn haben, was dazu führt, dass es ihnen sehr schlecht geht. Du gehörst eindeutig zu diesen Menschen. Wir geben dir diese Medikamente und dadurch wird es dir wieder gut gehen. “

>>

/ 29


International

30 /

hat, was ein Mensch wirklich braucht. Seit Tausenden von Jahren sagen Philosophen: „Wenn du glaubst, dass es im Leben darum geht, Geld und Status zu erlangen und anzugeben, dann wirst du nicht sehr glücklich sein.“ Aber seltsamerweise hatte diesbezüglich niemand wirklich wissenschaftlich nachgeforscht, bis ein gewisser Tim Kasser an der Illinois State University dies tat. Und im Wesentlichen zeigt er, dass es zwei Möglichkeiten gibt, wie wir uns als Menschen motivieren können. Wenn Sie morgens Klavier spielen, einfach nur weil Sie gerne Klavier spielen und es Ihnen Freude bereitet, dann ist das eine intrinsische Motivation. Sie tun es nicht, weil Sie irgendeinen Nutzen ziehen wollen, sondern einfach nur, weil Sie den Akt selbst lieben. Wenn Sie in irgendeiner Spelunke Klavier spielen, die Sie hassen, damit Sie Ihre Miete zahlen können oder um einen Mann dazu zu bringen, mit Ihnen Sex zu haben oder um Ihren Eltern zu gefallen, dann ist das ein extrinsischer Grund, es zu tun. Sie tun es nicht, weil Sie es lieben, Sie tun es, um einen Nutzen daraus zu ziehen. Es stellt sich heraus, je mehr Sie von extrinsischen Motiven angetrieben werden, desto wahrscheinlicher werden

Sie depressiv und ängstlich, und desto mehr werden Sie spüren, dass Ihr Leben nicht authentisch ist. Wir haben eine Kultur, die uns ständig dazu drängt, extrinsisch zu leben, Dinge nicht zu tun, weil wir denken, dass sie wertvoll sind, sondern Dinge zu tun, um etwas anderes zu kaufen, um mit etwas anzugeben, um in den Sozialen Medien beeindruckend auszusehen – so wie Junk Food sich unserer Ernährung bemächtigt und uns körperlich krank gemacht hat, so haben sich Junk-Werte unseres Geistes bemächtigt und uns geistig krank gemacht. E. G.: Sie zeigen in Ihrem Buch sieben Lösungen bei Depressionen auf – nicht-chemische Formen von Antidepressiva, wie die Kuh, die Sie vorhin erwähnt haben. Welche einfache Veränderungen kann ein ganz normaler Mensch in seinem Leben vornehmen, um ein glücklicherer Mensch zu werden? J. H.: Eine der interessantesten Forschungsarbeiten, die ich mir angesehen habe, wurden von Dr. Brett Ford an der Universität von Berkeley durchgeführt, die untersuchte, ob Sie tatsächlich glücklicher werden, wenn Sie bewusst versuchen, glücklicher zu sein. Dr. Ford und ihre Kollegen untersuch-

ten dies an vier Orten: in den USA, in Taiwan, in Japan und in Russland. Sie fanden heraus, dass Sie, wenn Sie bewusst mehr Zeit auf den Versuch verwenden wollen, glücklicher zu sein, in den USA nicht glücklicher werden, an den anderen drei Orten aber schon. Sie fanden Folgendes heraus: Wenn man in den USA versucht glücklicher zu werden, dann versucht man, das Glück für sich selbst zu erlangen. Man kauft Sachen für sich selbst, man versucht, eine Beförderung für sich selbst zu erwirken, man baut sein Ego auf. Wir haben eine instinktiv individualistische Sicht auf das Glücks. In den anderen Ländern hatte man ein instinktiv kollektives Glücksgefühl. Wenn man also versuchte, sich selbst glücklicher zu machen, dann tut man etwas für seine Familie. Man tut etwas für seine Gemeinschaft, man tut etwas für jemand anderen, nicht für sich selbst. Und es stellt sich heraus, dass ein individualistisches Glücksmodell einfach nicht funktioniert. Wenn dem so wäre, wäre Donald Trump ein sehr glücklicher Mensch, und er ist zum Beispiel ein unglaublich unglücklicher Mensch. Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Kirsten Lukas

Eine kollektive Vision des Glücks hingegen funktioniert. Etwas anderes basiert auf dem Experiment, das in den 70er Jahren in Kanada durchgeführt wurde. Die damalige liberale Regierung entschied sich für die Durchführung dieses Experiments. Sie wählten scheinbar willkürlich eine Stadt namens Dauphin und erzählten jedem in dieser Stadt: „Ab sofort geben wir euch allen ein garantiertes Grundeinkommen“. Ich denke, in heutige Verhältnisse umgerechnet wäre das eine Summe von etwa $17.000 US-Dollar (14.500 Euro). Das Experiment dauerte drei Jahre, und es gab viele Ergebnisse. Aber das Interessanteste für mich war, was mit der psychischen Gesundheit der Menschen passierte. Die psychische Gesundheit der Menschen hatte sich massiv verbessert. Depressionen, die so schwerwiegend waren, dass sie einen Krankenhausaufenthalt nach sich zogen, gingen um 90 Prozent zurück. In der Umgebung passierte nichts dergleichen. Das sagt uns, dass eines der Dinge, die die Menschen depressiv machen, eine tiefe Unsicherheit in unserer Art zu leben ist. Menschen, die Einkommen aus Eigentum beziehen, haben eine zehnmal niedrigere Wahrscheinlichkeit, eine Angststörung zu entwickeln als Menschen, die kein Einkommen aus Eigen-

tum beziehen. Ein Teil dessen, was uns beunruhigt, ist dieser Aspekt unserer Lebensweise – und es handelt sich hier um eine zunehmende Unsicherheit. Es gibt einen Grund, warum Depressionen nach dem Crash 2008 massiv zugenommen haben, weil viel mehr Menschen unsicher waren und noch härter arbeiten mussten, um sich über Wasser zu halten. Und so ist das universelle Grundeinkommen, von dem Präsident Obama sagte, dass es innerhalb von 20 Jahren kommen könnte, ein Antidepressivum. Es gibt biologische Faktoren, die Sie für diese sozialen Faktoren leichter empfänglich machen können. So können Sie beispielsweise aufgrund Ihrer Gene um etwa 35 Prozent sensibler auf derartige Dinge reagieren als jemand, der über ein anderes genetisches Erbe verfügt. Aber Ihre Gene sind nicht die Ursache. Sie machen Sie nur sensibler für diese Faktoren in der Umwelt und in Ihrer Psychologie. Wir müssen daher das Geschehen wirklich neu überdenken, weil uns eine Geschichte erzählt wurde, die uns von der Ursache unseres eigenen Schmerzes getrennt hat, und weil wir die Ursache für unseren Schmerz nicht verstanden haben, haben die Lösungswege, die wir bisher verfolgt haben, nicht gerade gut funktioniert.


#29 / Juni 2018

Wir bringen Ihre Werbebotschaft auf die StraĂ&#x;e

/ 31

Eine Anzeige in der marie bringt´s! Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at oder Telefon 0677/61538640


Gsi

Ein Hort der Bildung und Menschlichkeit Menschlichkeit, Wissen und Bildung gepaart mit Vernunft: Das sind die Eckpfeiler des Humanismus. Feldkirch war eines der europaweiten Zentren dieser bis heute fortwirkenden Weltanschauung. In der Jubiläumsausstellung im Palais Liechtenstein anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Feldkirch wird unter anderem an die große humanistische Bedeutung der Montfortstadt erinnert.

Text: Gerhard Thoma Fotos: Alexander Ess

32 /

Die Feldkircher Humanistenbibliothek spiegelt die Bedeutung der Stadt in der Frühen Neuzeit. Sie umfasst mehr als 800 seltene Bücher, darunter 65 Inkunabeln (Drucke bis 1500), mittelalterliche Handschriften, 87 Frühdrucke bis 1550 und 132 Frühdrucke bis 1650.

H

umanismus ist keine Wissenschaft oder Methode, sondern vielmehr eine Lebensform und ein Bildungsideal“, erklärt Dr. Hans Gruber, Historiker und Stadtbibliothekar in Feldkirch. Ein Humanist verfolgt demnach zwei Ziele: • Die Besinnung auf den Menschen als das vornehmliche Ziel allen Handelns und Trachtens. • Als Bildungsideal versucht er, den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen. Bildung darf sich nicht lediglich auf Können, Wissen und Kompetenzen konzentrieren, sie sollte den Menschen in seinem ganzen Sein erfassen. Der Begriff Humanismus leitet sich von den lateinischen Begriffen ‚humanitas‘ (Menschlichkeit) und ‚humanus‘ (menschlich) ab. Im Mittelpunkt steht die Würde des Menschen. Das höchste Glück ist dann erreicht, wenn es allen Menschen gut geht. Die Basis dafür ist die Chance, dass sich jeder Mensch weiterbilden und weiter entwickeln kann. Voraussetzung dafür sind wiederum Gewaltverzicht und das Recht und die Möglichkeit, seine eigene Meinung äußern zu dürfen. Schon in der Antike gab es humanistische Strömungen, etwa bei Cicero und Seneca. Der Humanismus als Geistesströmung hat seine Wurzeln im Zeitalter der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert, in der „Wiedergeburt der Antike“.

Humanismus in Feldkirch

Das humanistische Gedankengut schwappte aus Italien über die Alpen nach Feldkirch. „Individualismus und moderne Wirtschaftsformen prägten die Blütezeit im Italien der Renaissance. Bald entfalteten sich vielfältige Kontakte zwischen Süd- und Mitteleuropa. Nicht zuletzt entstand ein wachsender Pilgerstrom, dessen Ziel Rom darstellte“, erläutert Gruber: „Aufgrund seiner ausgezeichneten Verkehrslage profitierte Feldkirch von


#29 / Juni 2018

diesen Entwicklungen. Nun fand auch war auch noch der katholische Priester die Geisteshaltung der italienischen Bartholomäus Bernhardi, der mit Luther Renaissance Eingang in die Stadt.“ Der und Melanchthon Kontakt hatte. BernHistoriker Karl Heinz Burmeister, ehehardi schloss sich den Lehren Luthers maliger Leiter des Landesarchivs, bean und verehelichte sich 1521: Er war zeichnete Feldkirch gar als „Einfallstor der erste verheiratete Priester und wurdes Humanismus nördlich der Alpen“. de Vater von sieben Kindern. Weitere Dabei waren die Kommunikationsbedeutende Humanisten des 15. und 16. kanäle in der Frühen Neuzeit noch sehr Jahrhunderts sind Ludwig Rad, Johannes lückenhaft, wie Gruber verdeutlicht: „InDölsch, Michael Hummelberg, Johanformationen, Ideen und Weltanschaunes Bernhardi, Christoph Metzler, Jodok Die Jubiläumsausstellung „Von Hugo bis dato“ ungen kursierten in persönlichen NetzMoerlin und Achilles Pirmin Gasser, der im Palais Liechtenstein in Feldkirch ist noch bis werken. Kleine Gruppen von Gelehrten Schriften über Kometenerscheinungen 25. November zu sehen. Die Schau umfasst viel Wissenswertes von den Anfängen der Stadt bis in hielten untereinander Kontakt, tauschund Geographie verfasste. die Gegenwart. Für Schulen und Kindergärten gibt ten Briefe, Manuskripte und Bücher. Wichtig für das humanistische Biles Sonderprogramme. www.feldkirch800.at Das gelehrte Gespräch und die Pflege dungsideal ist das Schulwesen. „Schon von Freundschaften galten zudem als sehr früh“, betont Dr. Hans Gruber, „gab Grundlagen des humanistischen Denkens. Auch in Feldkirch es in Feldkirch eine Lateinschule. Spätestens mit Ende des 14. entstand ein solches Netzwerk.“ Feldkirch brachte in der zweiJahrhunderts ist ihre Existenz belegt. Ursprünglich war sie wohl ten Hälfte des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei der Stadtpfarrkirche untergebracht, später beim Bludenzer eine außerordentlich hohe Anzahl von Humanisten hervor. Tor. Dieses wurde aufgrund der Nähe zur Lateinschule auch Angesichts der Fülle von Gelehrten wird laut Gruber eine Auf,des schuolmaisters thor‘ genannt. Die Bedeutung der Lateinzählung immer unvollständig bleiben. Unter anderem gehören schule kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ermögzu diesem Kreis Ulrich Ellenbog, Verfasser der ersten gewerlichte vielen jungen Feldkirchern den Besuch einer Hochschule behygienischen Schrift. Aufgabe der Gewerbehygiene ist es, und trug erheblich zur Blütezeit der Stadt im Humanismus bei.“ den Einfluss der beruflichen Tätigkeit selbst und der während Zwar stand nur wenigen jungen Männern ein Hochschulstudidieser Beschäftigung auf den Arbeiter einwirkenden Schädum offen. Dennoch studierten in den Jahren 1436 bis 1550 exlichkeiten zu untersuchen. Dann werden Maßnahmen zur Beakt 470 Studenten aus Feldkirch an europäischen Universitäten. seitigung dieser Schädlichkeiten empfohlen. Thomas VenatoriAngesichts einer geschätzten Einwohnerschaft von höchstens us war der erste Herausgeber des Archimedes in der Neuzeit. 1500 Personen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist das 1493 brachte Hartmann Schedel seine Weltchronik auf den eine enorme Anzahl. Markt. Es war das wohl imposanteste Buchprojekt der Frühen Neuzeit. Das Buch enthielt nicht weniger als 1809 HolzschnitHumanismus auf dem Prüfstand te und war damit für lange Zeit das bilderreichste Druckwerk. Die humanistischen Vordenker aus Feldkirch haben unsere Berühmt wurde es für seine authentischen Städteansichten, in heutige Gesellschaft, unser Menschenbild, Demokratie, Bilvielen Fällen die erste visuelle Darstellung überhaupt. Einen dungssystem und Rechtssystem stark mitgeprägt und den Weg gewichtigen Anteil an dem Werk hatte Hieronymus Münzer. zum Wohlstand geebnet. Die humanistischen Werte sind aktuEr bearbeitete die der Weltchronik beigefügten Karten und eller denn je, werden in turbulenten Zeiten mit ihren Grenzen verfasste große Teile des Textes, insbesondere die Abschnitte konfrontiert, werden verteidigt, verworfen und hinterfragt. über die Geographie Ost- und Nordeuropas. Wie auch immer: „Humanismus“, erläutert Dr. Hans Gruber Der 1485 in Feldkirch geborene Maler und Baumeister Wolf im Magazin zum Feldkircher Jubiläumsjahr, „ist keine PhiloHuber wanderte zwar in jungen Jahren nach Bayern aus, hielt sophie, keine Wissenschaft. Ich glaube, er ist einfach eine Halaber zeitlebens engen Kontakt mit seiner Heimatstadt. Wolf Hutung. Eine Haltung, die den Menschen ins Zentrum stellt, dem ber gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Donauschule. anderen Achtung und Respekt entgegenbringt, Wertschätzung Als ein Hauptwerk seines Schaffens gilt der St. Annenaltar in allein dafür, dass er ein Mensch ist. Humanismus betont, dass der Pfarrkirche Feldkirch. Georg Joachim Rheticus (1514-1574) Menschen keine Dinge sind.“ Und ferner macht Gruber darauf war ein Vertrauter von Nikolaus Kopernikus, der das heliozentaufmerksam, dass die „Grundidee der Humanisten immer die rische Weltbild entworfen hatte. Schon in der Antike gab es AsBildung war. Damit ist nicht die Ausbildung, das Ansammeln tronomen und Philosophen, die überzeugt waren, dass sich die von Wissen und Kompetenzen gemeint, sondern eine Bildung Erde um die Sonne dreht, aber erst Kopernikus lieferte wissendes ,ganzen Menschen‘, wie das Humboldt genannt hat. Durch schaftliche Beweise. Rheticus, selbst ein hervorragender Mathediese Bildung soll ich mich verändern, ein anderer werden. Und matiker und Astronom, brachte Kopernikus dazu, diese revodiese Bildung soll mir einen besseren Umgang mit meinem eilutionären Thesen im Jahre 1543 zu veröffentlichen: Welt und genen Leben ermöglichen.“ Mensch stehen nicht im Mittelpunkt des Universums. Und da

/ 33


Kultur

GÖTTERKUDDELMUDDEL

Wenn Zeus in dem Stück „Götterkuddelmuddel“ die Kontrolle verliert und die Geschichten der einzelnen Götter und Göttinnen durcheinander geraten, dann hat das damit zu tun, dass die Kinder der Volksschule Kirchdorf in Lustenau die klassischen griechischen Sagen neu interpretieren.

Text: Daniela Egger, Foto: Daniela Egger

S

eit mittlerweile drei Jahren setzt die Volksschule Kirchdorf unter Direktor Christoph Wund einen Theaterschwerpunkt – die Kinder bekommen dazu Profis zur Seite, die mit ihnen ein Stück schreiben, das Bühnenbild bauen, Kostüme entwerfen, Musik und Tanz einstudieren und das Schauspiel entwickeln und proben. Inzwischen ist die jahrgangsgemischte Klasse ein eingespieltes Team: Wenn die Viertklässler auf andere Schulen wechseln, haben die nachrückenden Kinder die Gelegenheit, in größere Rollen hineinzuwachsen, weil sie bereits in den Vorjahren Erfahrungen mit Nebenrollen gesammelt haben. Selbstsicherheit, Teamgeist und sprachliche Herausforderungen fallen als

sehr erwünschtes Nebenprodukt an, das Hauptanliegen des Projekts sind aber Spaß und Freude am Lernen und am Theaterspiel. In den Bereichen der Literatur, Lesen, Raum, Werken und Konstruieren, also auch der Mathematik und des logischen Denkens sind viele Fähigkeiten gefordert. Weil die Arbeit während des gesamten Schuljahrs in den Unterrichtsstunden stattfindet, haben die Kinder Zeit, sich intensiv mit dem Stoff auseinanderzusetzen, selbst zu recherchieren und an eigenen Ideen zu arbeiten. Jedes der sechs bis zehnjährigen Kinder findet seine Rolle, im aktuellen Stück kommt noch eine zweite Klasse ins Boot, die mit Bewegung, Musik und Bühnenbau ihren Teil beisteuert. Dabei entdecken auch sie ungeahnte Talente, wie etwa kürzlich von Mäthi (bislang ein absoluter Zeichnen-Muffel) zu hören war:

34 /

Bühne frei für eine bessere Welt Fernab ihrer Klassenzimmer machen 25 kreative SchülerInnen mit ihrem mitreißenden Musical „SOLVE IT, die Zeit läuft!“ auf die Inhalte der globalen Nachhaltigkeits-Ziele aufmerksam und unterstützen damit den Bildungsauftrag der Pädagogen. 2006 feierte das erste Musical dieser Art Premiere. SOLVE IT! ist das sechste, aber auch das vorerst letzte Stück. Tanzend und singend auf kritische Themen aufmerksam machen: das ist das Ziel der Akteure des Musicals „SOLVE IT- die Zeit läuft.“

Text: Christine Mennel, Foto: Frank Andres


#29 / Juni 2018

„Ich kann ja voll gut zeichnen! Ich glaube, das ist jetzt mein neues Hobby!“ Manche verblüffen sogar trotz aller Schwierigkeiten im Alltag, wenn es beispielsweise gelingt, dass ein Kind mit Autismus in der Lage ist, vor Publikum seinen Text laut und deutlich zu sprechen. Was ein solcher Schritt für das Kind bedeutet, können nur Eingeweihte ermessen, würde aber schon alleine den enormen Aufwand rechtfertigen, den solch ein Projekt für die Schule bedeutet. Schauspiellehrer und Regisseur Michael Schiemer, der federführend die gesamte Produktion verantwortet, ist auch als Lehrer an der Schule tätig, kennt die Kinder und kann ihre Fähigkeiten einschätzen. Von den Eltern wird der Theaterschwerpunkt unterstützt, weil sie schnell erkennen, wie sehr ihre Kinder davon profitieren, auch wenn das Textelernen, die Aufregung und vor allem die Endprobenzeit auch die Zeit zu Hause beeinflussen. Im ersten Jahr mit dem Theaterschwerpunkt wurde Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ umgesetzt – da kam es dann vor, dass ein Siebenjähriger seinen Eltern die Welt der Dogen und das Leben im jüdischen Ghetto erklärte, die Gleichberechtigung vertrat und wesentliches über den Geldhandel verstanden hatte. Im zweiten Jahr fuhr die ganze Klasse mit Michael Schiemer und den Lehrerinnen Birgit Sieber-Mayr und Petra Hochschwarzer kurzerhand nach Wien, um das Leben der Kaiserin Maria Theresia zu erforschen, damit das Stück über die historische Figur auch für das Publikum in Lustenau spürbar wurde. In den griechischen Sagen treffen der Held Herakles und das Orakel von Delphi auf einige Schwierigkeiten mit der Götterwelt.

Zeus und ein Teil seiner Götter-Familienmitglieder, allerdings mit improvisierten Kostümen. Die sind noch in der Werkstatt.

Premiere „Götterkuddelmuddel“:

Donnerstag, 14. Juni, 17 Uhr Weitere Vorstellungen: Freitag 15. Juni, 17 Uhr und Sonntag 17. Juni, 11 Uhr, Freudenhaus Lustenau, Millenniumpark Tickets: Freiwillige Spenden

/ 35

L

eo, Tessa und Lucy leben ihr normales Studentenleben, bis Leo den Verführungen eines Internet-Gamens verfällt. Der Hauptpreis ist hoch, der Spieleinsatz auch. Nach kurzer Zeit sind sich die Drei nicht mehr sicher: Ist es überhaupt noch ein Spiel? Und kommen sie aus dem Ganzen überhaupt jemals wieder raus?

SOLVE IT, die Zeit läuft!

– das Musical der Jugendbotschafter für UN-Kinderrechte und der Tanzgruppe groovaloos! 4. Juni, Hofsteigsaal Lauterach, 9.30 Uhr, 14.30 Uhr, 19.00 Uhr 5. Juni, Hofsteigsaal Lauterach, 9.30 Uhr, 14.30 Uhr 7. Juni, Vinomnasaal Rankweil, 9.30 Uhr, 14.30 Uhr 12. Juni, Wäldersaal, Lingenau, 10 Uhr, 14.30 Uhr www.caritas-vorarlberg/musical

Hinter der packenden Story über die Zukunft, die heute schon verloren ist, wenn wir nichts ändern, steckt mehr als eine spannende Geschichte mit ungewissem Ausgang. Die Jugendbotschafterinnen, die die globalen Ziele unterstützen, sind zusammen mit der Tanzgruppe „groovaloos!“ Teil des 25-köpfigen Ensembles aus ganz Vorarlberg, welches seit Oktober 2017 jede Woche unermüdlich probt. „I support the global goals“ steht auf ihren T-Shirts, was bedeutet: für die Entwicklungsziele des UN-Aktionsplans für die Menschen, den Planeten und den Wohlstand einzutreten. „Diese Ziele als Botschaft umzusetzen und die komplexen Themen in einer verständlichen Form aufbereitet auf die Bühne zu bringen, war nicht ganz einfach“, gibt Musical-Initiatorin Nicole Kantner von der caritas Auslandshilfe Vorarlberg zu. Die Jugendlichen haben die Themen in Eigenregie erarbeitet und die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN wie Armut, Maßnahmen zum Klimaschutz, Konsum, oder erneuerbare Energie im Stück transparent gemacht. „Wichtig war uns, die Botschaft an das Publikum zu übermitteln, dass je-

der seinen Betrag dazu leisten kann, die Welt zu verbessern“, sagt die Projektleiterin der Jugendbotschafter. „Den jungen Menschen darf es nicht egal sein, wie ihre Zukunft aussieht. Ihre Wünsche und Vorstellungen sollen sie von der Politik einfordern.“

Botschafterinnen mit Herz

Vom Titel bis zur Songauswahl waren die Jugendlichen in alle Prozesse eingebunden. „Wir möchten zeigen, dass man auch kritische Themen ansprechend aufarbeiten kann“, sagen die Schülerinnen, die von einem einzigen Jungen im Team ergänzt werden. Eine Herausforderung war es, die vielen Themen miteinander zu verbinden und die verschiedenen Choreografien zu lernen, „aber es macht Spaß“, meint Melina, die mit Tessa und Leo eine Hauptrolle im Musical übernommen hat. „Das Schönste ist es, dass man anderen Jugendlichen die brennenden Themen vermitteln kann und ihnen zeigen kann, was uns wichtig ist“, ergänzt Carla Sophia. Und dann beginnt Lea mit glockenheller Stimme zu singen. Von Kinderarbeit, Armutsgrenzen und Gerechtigkeit für alle.


Kultur

Mundartwörter-Quiz

36 /

Es ist unglaublich, wie viele Leser sich am Mundartwörter-Quiz in der Mai-Ausgabe der marie beteiligt haben. Und die meisten haben die Bedeutung, der insgesamt zwölf Begriffe, gewusst. Fünf Mundart-Experten bekommen als kleines Dankeschön das Buch „ummakummaummi“ von Wolfgang Berchtold geschenkt. Die Gewinner sind: Matthäus Ellensohn, Götzis; Eugen Rhomberg, Bregenz; Monika Burtscher, Frastanz; Paula Ammann, Kennelbach; Kurt Knecht, Rankweil. Und hier noch die Auflösung des Mundartwörter-Quiz: 1 | FOCHATLIS b) Fangenspiel 2 | FACINETTLI c) Taschentücher 3 | BÖCKALA a) nach dem Ziegenbock stinken 4 | BIEGA b) Holzscheiter aufeinanderstapeln 5 | HAFNER b) Beruf des Töpfers 6 | KIIBA c) mit jemanden schimpfen 7 | PFIILA a) sich kränken 8 | SCHA(R)MÜTZEL a) Papiersack 9 | SCHWÄTTER b) Pullover 10 | WÄSALA c) trockenes Gras abbrennen 11 | SCHTRÄL c) ein Kamm zum Frisieren 12 | SCHELFERA a) Schale bei Obst, Kartoffeln etc.

„TANZ IST“ FESTIVAL AM SPIELBODEN

Foto: Gregory Batardon

Foto: Sjoerd Derine

Das diesjährige „tanz ist“ Festival vom 7. bis 17. Juni am Spielboden Dornbirn nimmt Indien und den Hinduismus ins Visier, fokussiert sich aber auch auf Hip Hop. Der Choreograf und Tänzer Shailesh Bahoran verkörpert diese ungewöhnliche Verbindung und bringt sie auf beeindruckende Weise in seinem Werk „Aghori“ auf die Bühne. Ursprünglich in Surinam und der Hindustani-Kultur geboren, wird er in den Niederlanden als Pionier gefeiert, der bereits seit vielen Jahren Hip Hop mit zeitgenössischem Tanz verbindet. Außergewöhnlich ist nicht nur das Thema, sondern auch das Bühnenbild und die Besetzung von „Aghori“: Die Tänzer stammen aus unterschiedlichen Ländern und wurden speziell für diese Produktion ausgewählt. In der Festivalmitte nimmt Laurence Yadi, Mitbegründerin der Compagnie 7273, das Publikum in ihrem sehr persönlichen und faszinierenden Solo „Today“ mit in eine Welt voller geheim gehaltener Emotionen. Die Compagnie 7273 beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit dem arabischen Raum und verarbeitet diese Einflüsse bewusst und auf einem hohen künstlerischen Niveau in ihren Werken.

Filme und Workshops für Jung & Alt

Foto: Ingrid Fankhauser

James Wilton, der letztes Jahr mit seinem Werk „Leviathan“ das Publikum begeistert hat, wird sich heuer nicht nur in einem intensiven Training um den Vorarlberger Tanznachwuchs kümmern, sondern seine Tanzkunst auch in Workshops für Schulklassen vermitteln. Und zum ersten Mal gibt es auch einen Intensivworkshop für Menschen ab 55 Jahren: „Golden Age“ mit Nicole Berndt-Caccivio, der Begründerin der Age Company und langjährigen Dozentin bei ImPulsTanz. Das vollständgie Programm finden Sie auf www.tanzist.at


#29 / Juni 2018

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at/ vorarlberg.html

Mo., 4. Juni, 19 Uhr, inatura Dornbirn, Eintritt: frei

TITANIC – ODER DER EISBERG HAT IMMER RECHT

Groß war das Entsetzen, als das technische Wunderwerk, die Titanic, von einem einzigen Eisberg versenkt wurde. Mit dem Theaterstück „Titanic“ stellt „Café Fuerte“ uneingeschränkte Technikgläubigkeit, Luxus und Überfluss unserer Zeit in Frage und liefert mit Begriffen wie Einfachheit und Genügsamkeit eine Alternative. Um Anmeldung wird gebeten unter +43 676 83306 4770 oder naturschau@inatura.at

Mo., 4. Juni, 20 Uhr, Altes Kino Rankweil, Eintritt: 27,- Euro Foto: Veranstalter

Fr. 1. und Sa., 2. Juni, 20:30 Uhr, Freudenhaus Lustenau, Eintritt: 27,- Euro

GALAPIAT CIRQUE

Jonas Séradin vom französischen Künstlerkollektiv Galapiat Cirque zeigt sein Solo BOI, das von einem Musiker begleitet wird. Das Stück handelt von der Beziehung zweier langjähriger Freunde: einer möchte das Publikum mit seiner Musik begeistern, der andere übertrumpft ihn durch immer waghalsigere Kunststücke, beide trinken gerne. Zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, Holzstücken und Musik, Axt und Alkohol eröffnet sich eine ziemlich absurde Welt.

Sa., 2. Juni, 14:30 bis 17:30 Uhr, Remise Bludenz, Eintritt: frei

DER START INS LEBEN

Erzählcafé Geburtserfahrene Frauen und Männer zwischen 35 und 88 Jahren berichten in gemütlicher Caféhaus­ atmosphäre über ihre Erlebnisse mit Schwangerschaft und Geburt. Die Geburtsberichte sollen zum Nachdenken anregen und vor allem Mut machen. Eingeladen sind alle, die sich auf eine Geburt vorbereiten oder ihre eigenen Erfahrungen für andere Eltern nutzbar machen wollen oder einfach nur den Geschichten lauschen wollen.

CANNED HEAT

50th Anniversary Tour 2018 Rockmusik, wie sie sich zur Pionierzeit ab Ende der 1960er etabliert hat, liegt aktuell wieder am Puls der Zeit, denn Gutes wird einfach nicht alt, und genau das trifft auch auf Canned Heat zu, die 2017 sage und schreibe ein halbes Jahrhundert alt wurden. Anlässlich dieses denkwürdigen Geburtstags gehen die Woodstock-Heroen aus den USA einmal mehr auf Welttournee.

Foto: Manfred Weis

Fr., 8. Juni, 20 Uhr, Stadtbücherei Bregenz, Filiale Vorkloster, Eintritt: frei

„DIE AKTE GLYPHOSAT“

Glyphosat ist überall: in Äckern, auf Feldern und in Flüssen. Wir essen es im Brot, trinken es im Bier und tragen es am Körper. Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker aus Höchst, Mitinitiator von Stopp Glyphosat, spricht über die Gefahren des Unkrautvernichters, über geheime Studien, gekaufte Wissenschaft und betrogene Konsumenten. Eine Veranstaltung im Rahmen der Vorarlberger Umweltwoche 2018.

/ 37

Di., 5. Juni, 16 Uhr, Stadtmuseum Dornbirn, Eintritt: frei

RUND UM DIE HEIMARBEIT

Erzählnachmittag Ehemalige Heimarbeiterinnen, Angehörige sowie Auftraggeber erinnern sich an ihr Arbeitsleben. Geschichten und Objekte können mitgebracht und präsentiert werden. Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „Heimarbeit – Wirtschaftswunder am Küchentisch“.

Fr., 8. Juni, 15 Uhr, Bibliothek Frastanz, Eintritt: 3,50 Euro (für Kinder ab vier Jahren mit Begleitung)

„ALS AEQUORIA VICTORIA ZU LEUCHTEN BEGANN“

Ein Forscher trifft auf eine Leuchtqualle. Die beiden philosophieren gemeinsam über das Meer, das Leben und die Zukunft. Ein wunderbares Handpuppenspiel für Kinder, geschrieben und gespielt von der Puppenspielerin Angelika Heinzle-Denifle.

Foto: Veranstalter

Sa., 9. Juni, 20 Uhr, Freudenhaus Lustenau, Eintritt: 27,- Euro

DIE WELL-BRÜDER AUS‘M BIERMOOS

Musikkabarett aus Bayern. Drei der 15 Geschwister aus der Großfamilie Well, nämlich Stofferl, Michael und Karli nehmen in ihrer eigenen, unverwechselbaren Art und in bewährter Biermösl Blosn-Tradition das politische Geschehen Bayerns und dem Rest der Welt aufs Korn. Natürlich bleiben in einigen Gstanzln dann auch der Auftrittsort Lustenau und das Land Vorarlberg von ihrem humorvollen und liebenswürdigen Spott nicht verschont. Sie decken Heimatverbrechen aller Art auf und blasen denen „da oben“ gehörig den Marsch, ohne dabei die „da unten“ zu verschonen.


Veranstaltungskalender

Di., 12. Juni, 19 Uhr, Jüdisches Museum Hohenems, Eintritt: frei

FLUCHTERFAHRUNG – GRENZERFAHRUNG?

Ein Gespräch mit Flüchtlingen in Vorarlberg, u.a. mit Murtada Alhusseini (Irak), Abbas Nazari (Afghanistan) und Sindiswa Nombuelo Mvene (Südafrika). Der Anteil jener Menschen, die dem Krieg und Elend ihrer Heimatländer entflohen und zu uns gezogen sind, liegt in Vorarlberg ungefähr bei einem Prozent. Viele von ihnen berichten über dramatische Fluchtgeschichten. Im Gespräch wollen wir erkunden, was wir aus den Erfahrungen von Flüchtlingen lernen können. In Zusammenarbeit mit der Caritas Vorarlberg und dem Visionscafé Hohenems.

Fr., 15. Juni, 19 Uhr, Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg, Eintritt: frei

Di., 19. Juni, 19:30 Uhr, Sonnenbergsaal Nüziders, Eintritt: 15,- Euro

EIN LEBEN FÜR DIE STICKEREI

Pubertät – Loslassen und Halt geben In seinem Vortrag hält Bestsellerautor Jan-Uwe Rogge Eltern einen Spiegel vor. Anhand von Beispielen aus seiner Beratungspraxis zeigt er, wie eine Balance zwischen Halt geben und Freiheit zulassen Kindern einen guten Start ins Erwachsenenleben ermöglichen kann. Eine Benefizveranstaltung im Rahmen von Kultur.LEBEN zugunsten von Aidswaisen in Äthiopien.

Erinnerungsabend Der Lustenauer Mundartdichter und Musiker Otto Hofer erinnert sich gemeinsam mit der Heimarbeiterin Imelda Erath aus Bizau an ihr Berufsleben in der Stickereiindustrie.

JAN-UWE ROGGE

Mi., 20. Juni, 14:30 bis 17 Uhr., vorarlberg museum, Bregenz, Eintritt: frei

HOCHZEITSBRÄUCHE

Foto: Veranstalter

Fr., 15. Juni, 20 Uhr, Altes Kino Rankweil, Eintritt: 15,- Euro

38 / Foto: Veranstalter

Do., 14. Juni, 19:30 Uhr, Sonnenbergsaal Nüziders, Eintritt: 25,- Euro

DER JUNGE BEKOMMT DAS GUTE ZULETZT

Lesung mit dem populären Kabarettisten und Fernsehmoderator Dirk Stermann. Benefizveranstaltung im Rahmen von Kultur.LEBEN zugunsten von Aidswaisen in Äthiopien.

Fr., 15. Juni, 17 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz, Eintritt: frei

ERFOLGSGESCHICHTE. VOM HUFSCHMIED ZUM WELTMARKTFÜHRER

Wie wird aus einer kleinen Schmiede ein weltweit tätiger Konzern mit über 7000 Mitarbeitern? Die Geschichte der Höchster Beschlägefirma Blum ist nicht repräsentativ für die Vorarlberger Wirtschaft, sie enthält aber einige Komponenten, die auch in anderen Unternehmen von Bedeutung waren. Firmenchef Gerhard E. Blum und der langjährige Geschäftsführer Bertl Widmer erzählen, wie alles begann und wie der Aufstieg zum Weltmarktführer innerhalb von zwei Generationen gelang.

STACIE COLLINS

Roots Rock, Blues, Country Stacie Collins aus Nashville, Tennessee, ist bereits eine echte Hausnummer in den Staaten, wenn es um satten Roots Rock mit Southern Boogie, Blues und etwas Country geht. Die junge Musikerin überzeugt nicht nur durch ihre einmalige Musik, sondern auch durch ihre Bühnenshow und ihre Vielseitigkeit im Ausdruck.

Sa., 16. Juni, Gasthof Krone Hittisau, Eintritt: 15,- Euro (inkl. Kaffee & Kuchen)

HERBST IM KOPF

Geschichten vom Erinnern und Vergessen. Lesung mit Bernarda Gisinger. Musik: Charlotte Weninger (Saxophon) und Susanne Schgeier (Gitarre). In Koopertion mit dem Frauenmuseum Hittisau.

Geschichten-Werkstatt für Mädchen und Frauen Das vorarlberg museum lädt Mädchen und Frauen aus allen Kulturen dazu ein, von ihren Traditionen zu erzählen, sie vorzuführen und weiterzugeben. Ihr Wissen wird dokumentiert und in die Sammlung des Museums aufgenommen. Alle Interessierten sind willkommen, ohne Voranmeldung.

Mo., 25. Juni, 14:30 bis 17 Uhr, Frauenmuseum Hittisau, Eintritt: frei

BEGEGNUNGSCAFÉ FÜR FRAUEN

Freundschaften fangen immer mit einer Begegnung an. Die Begegnungscafés sind Orte, die verbinden, Verständnis und Toleranz wecken, Beziehungen und Freundschaften entstehen lassen. Über eine kleine, selbstgemachte Köstlichkeit aus deiner Heimat freuen sich die Veranstalterinnen. Infos und Anmeldung: Helga Rädler, Frauenmuseum Hittisau, kontakt@frauenmuseum.at; +43 664 5793 566.

Di., 19. Juni, 19:30 Uhr, Bibliothek Frastanz, Eintritt: 3,- Euro

SPIELENACHMITTAG

Mal spannend, mal knifflig, mal verzwickt oder blitzschnell – so unterschiedlich sind die Spiele beim Spieleabend in der Bibliothek. Christl und Annelies wissen, welche Spiele Spaß machen und bereiten auf mehreren Tischen ihre Spielempfehlungen vor. Hier kommen Spieleprofis und Anfänger auf ihre Kosten. Um Anmeldung wird gebeten unter 05522 51769-30 oder office@ bibliothekfrastanz.at


#29 / Juni 2018

Fr., 22. Juni, 14 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: frei

SALON AM SAUMARKT

Ein kultureller Treffpunkt interessanter Menschen aus Feldkirch und darüber hinaus. Bei Kaffee, Tee und Keksen gemeinsam Musik hören, Gedichte lesen, diskutieren, reden, lachen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendservice und der Flüchtlingskoordination der Stadt Feldkirch sowie dem Gymnasium Schillerstraße.

Fr., 22. in Hard und Sa., 23. Juni in Dornbirn, jeweils 20 Uhr, Eintritt: 12,Euro

U20 Ö-SLAM 2018

Jeden 1. Freitag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr. REPARATUR CAFÉ RANKWEIL

in der Werkstätte der Lebenshilfe, Köhlerstraße 14. Weitere Infos: Bürgerservice der Marktgemeinde Rankweil 05522 405 1125 oder buergerservice@rankweil.at

Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr. REPARATUR CAFÉ FELDKIRCH

Poetry Slam Staatsmeisterschaften An zwei Tagen verwandelt sich Vorarlberg zum Mittelpunkt jugendlicher Poesie und Dichtkunst Österreichs. 20 der feinsten Poetinnen und Poeten im Alter zwischen 14 und 20 Jahren werden aus ganz Österreich ins Ländle entsandt und kämpfen hier gemeinsam um den Titel des Staatsmeisters. Die Vorrunden gehen im Kammgarn in Hard über die Bühne, das Finale am Spielboden in Dornbirn.

in der Polytechnischen Schule, Hirschgraben 8. Weitere Infos: www.reparaturcafe-feldkirch.at.

Sa., 30 Juni, 20:15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch, Eintritt: 19,- Euro

jeden Montag um 18.15 Uhr

Theater Motif präsentiert: INTE]GRAT[ION

jeden Dienstag von 9.30 bis 11 Uhr zum Kennenlernen, Austauschen, Sprache lernen, gemeinsam Essen

Was genau ist denn Integration? Das kann man sehr unterschiedlich verstehen. Der Interkulturelle Verein Motif lädt seine Zuschauer ein, gemeinsam eine Antwort auf DIE Frage der Migrationspolitik zu finden. „Unser Forumtheater zielt genau darauf ab: Denken wir gemeinsam nach! Suchen wir gemeinsam nach Antworten! Vielleicht ist dieses ,gemeinsam‘ schon der erste Schritt zu echter Integration. Was auch immer das ist.“ Regie: Michael Schiemer; Ausstattung: Mandy Hanke.

Derzeitige Fixtermine in der Tankstelle Bregenz, Deuringstraße 9 MEDITATIONSGRUPPE

FRAUENCAFÉ

SPORTNEIGUNGSGRUPPE

jeden Mittwoch ab 19 Uhr in der Turnhalle der HTL Bregenz, Michl-Felder-Str. 9

LITERATUR TANKSTELLE

jeden 1. Dienstag im Monat, 19 bis 21 Uhr

NÄHWERKSTATT

jeden 1. Freitag im Monat, 14 bis 17 Uhr. Nähmaschinen und Know-How vorhanden, Material selbst mitbringen!

HOCHPRIMA KINDER YOGA

REPAIR CAFÉ RHEINDELTA

In den geraden Kalenderwochen 14-tägig jeweils freitags von 14.00-18.00 Uhr in Höchst, Doktor-Schneider-Straße 40. Die nächsten Termine: 1., 15. und 29. Juni. Kontakt: repaircafe.rheindelta@gmx.at

REPARATURCAFÉ IM CARLA MÖSLEPARK

Jede und jeder kann mit seinem defekten Elektrogerät kommen (keine Elektronikgeräte wie Handy, Drucker, Computer etc.). Unsere Reparaturfachleute stehen mit wertvollen Tipps zur Seite und sorgen für das richtige Werkzeug. Eine Initiative der Carla gegen die Wegwerfgesellschaft. Keine Anmeldung nötig. Für das leibliche Wohl ist gesorgt! Nächster Termin: Freitag, 8. Juni, 13 bis 16:30 Uhr. Kontakt: repaircafe.rheindelta@gmx.at

MONTAFONER KAMINGESPRÄCHE

Die Montafoner sind stolz auf ihre Trachten, die ihren Ursprung im Barock haben. Die wertvollen Stickereien werden in Handarbeit hergestellt. Für eine dreiteilige Garnitur benötigt eine geübte Stickerin etwa 450 Arbeitsstunden. Hermann und Ulrike Bitschnau erzählen über die Vielfalt der Montafoner Tracht. Termin: Fr., 8. Juni, 18:30 Uhr, im Gemeindeamt Vandans, Eintritt: frei

VORARLBERG MUSEUM BREGENZ

Do., 7. Juni, 20 Uhr Jazz im Museum, Eintritt: 20,-/16,- Euro Für das Album „Into the Mystic“ ließ sich der Pianist David Helbock von mythischen Erzählungen aus verschiedenen Kulturen inspirieren und erzählte in seinen Kompositionen diese Geschichten weiter. So entstanden treibende, mit dem Zeitgeist gehende Stücke, aber auch ruhige, mystische Nummern, die eben diesem Zeitgeist entgegentreten. David Helbock (Klavier), Raphael Preuschl (Bass-Ukulele), Reinhold Schmölzer (Schlagzeug).

jeden Donnerstag, 15.30 bis 16.30 Uhr, ausgenommen Ferien und Feiertage

OFFENE SCHREIBWERKSTATT

jeden 1. Samstag im Monat, 9.30 bis 12 Uhr, Komm vorbei mit Papier, Stift und Freude am Schreiben

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

/ 39


#FELDKIRCH800 FELDKIRCH800.AT

Von Hugo bis dato 800 Jahre Stadt Feldkirch

24. MÄRZ BIS 25. NOVEMBER 2018

EINE AUSSTELLUNG IM PALAIS LIECHTENSTEIN

ÖFFNUNGSZEITEN: Montag – Sonntag 10 –18 Uhr, Donnerstag 10 –20 Uhr Informationen zu Führungen, zum Vermittlungsprogramm und Buchungen unter ausstellung@feldkirch.at oder Tel. +43 5522/304 -1279 Angebote für Kinder und Familien an Samstagen

BLEIB NEUGIERIG,

Mit Unterstützung von:

FELDKIRCH 800 Bezahlte Anzeige

FK800_Inserat_Marie_182x260_180512.indd 1

15.05.18 10:19


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.