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WIE KINDER TRAUERN
zeigen die wunderbaren Motive des Kartensets, das Cornelia Bechter und Judith Eiter-Abdouni im Zuge des leb.endlich-Ideenwettbwerbs entworfen haben (Seiten 16-18). Zudem in dieser Ausgabe: Nachdenkliche Stimmen rund ums Thema Lebensende und Abschiednehmen wie auch mutige Stimmen und Projekte, die das gesellschaftliche Zusammenleben stärken.
Illustration: Judith Eiter-Abdouni
Inhalt
4-5 Bild des Monats
6-9
Wie uns das Sterben gestohlen wurde
Soziologe und Theologe Reimer Gronemeyer spricht
über Jugendwahn, Konflikte und das Lebensende
11 Hidoku, Sudoku
12-14 Heilpädagogisches Reiten
Warum für Andrea das Glück dieser Erde wirklich auf dem Rücken eines Pferdes liegt
14 Reparaturcafés
15 Schachecke
16-18 Gelebte Sorgekultur
Die marie präsentiert drei Siegerprojekte des Ideenwettbewerbs „leb.endlich“
20-21 Seid mutig und rebellisch
Lisa Praeg (IG Demokratie) gibt Tipps, wie die Überwindung der politischen Hilflosigkeit gelingen kann
22-24 „Das Schreiben tut mir gut“
Gespräch mit der Tagebuch-Schreiberin, PoetrySlammerin und Buchautorin Leonie Riedmann
24 Meine Straße
Kabarettistin Maria Neuschmid erinnert sich
25 Und dann stirbst du Barbara Schmiedehausen macht sich Gedanken über das Sterben
25 Rätsellösungen
27 Ring of Fire
Richtig scharfe Zwiebelringe aus Dans Probelokal
28-29 „Ich wollte nicht mehr nur zuschauen“
Andrea Spieth im Interview über ihr Herzensprojekt für Frauen in Nepal
30-33 In Alabamas Fentanylkrise
Reportage aus Alabama: Wie die „Zombie-Droge“ das Leben vieler Menschen zur Hölle macht
34-35 Letzte Worte
Vier Abschiedsbriefe lassen uns daran teilhaben, was Menschen kurz vor dem Tod am Herzen lag
36 Filmclubtipps
37 Hunger Macht Profite
Filmtage über globale Landwirtschaft und Ernährung
38-39 Veranstaltungskalender
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Nebelschwaden, Dunkelheit, fallende Blätter, das Gedenken an die Toten ... Zugegeben, mein Lieblingsmonat ist er nicht gerade, der November. Gleichzeitig schätze ich seine Qualitäten. Irgendwie. Abgesehen davon, dass man auch grauen, nebelverhangenen Tagen etwas abgewinnen kann, sofern man ein gemütliches Zuhause hat, schärft das Dunkle doch auch eindrücklich das Bewusstsein für das Helle. Yin und Yang, Gegensätze, untrennbar verbunden, das eine ohne das andere nicht existent. Und vielleicht ist es auch gut, dass die Trauer explizit ein Datum bekommt, an dem sie gezeigt und gelebt werden darf. (Auch wenn böse Zungen behaupten, dass beim Gräberbesuch vor allem die neuen Mäntel ausgeführt werden). Trauer ist mit dem gotischen Wort „driusan“ verwandt und dieses „driusan“ bedeutet „fallen“, lese ich in Anselm Grüns Buch „Trauer heißt lieben“. Dürfen wir fallen? Wohin dürfen wir fallen? Wo landen wir?
Abschiednehmen, von wem oder wovon auch immer, braucht Zeit und Raum. Und manchmal auch den Gang durch die Dunkelheit, weil das Helle, Lichte im Schmerz noch schwerer zu ertragen ist. Anselm Grün schreibt, dass der frühere Brauch eines Trauerjahrs der Seele die Erlaubnis gab, ein Jahr zu trauern. In der Hoffnung, dass sich die Trauer in diesem einen Jahr wandelt. „Daher legte man das Trauergewand nach dieser Zeit wieder ab und zog bewusst farbenfrohere Kleider an. Heute müssen Trauernde sofort wieder funktionieren“, so der Benediktinerpater.
Den Tod begreifbar machen, darum geht es auch den Preisträgerinnen des Ideenwettbewerbs leb.endlich, die mit ihren kreativen Projekten Kindern helfen möchten, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen (ab S. 16). Denn Tod, Sterben und Abschiednehmen haben in unserer Zeit und Leistungskultur kaum mehr Platz. Nicht im Leben, nicht in unserer Sprache. Und das trotz dem erschütternden Faktum, dass die Sterblichkeit bei Menschen bei 100 Prozent liegt. Ja, so ist das mit dem Leben, es endet immer tödlich. Die gute Nachricht: Bis zuletzt können wir es mit innerem Reichtum befüllen. Wenn es nach Reimer Gronemeyer (ab Seite 6) geht, gibt es dabei für eine entscheidende wie gleichsam belebende Frage keine Altersgrenze: Kann ich für andere Menschen noch etwas sein? Karoline Girardelli findet dieses „etwas“ in Form von heiltherapeutischem Reiten (ab Seite 12), Lisa Praeg in Gemeinschaftsprozessen zur Demokratie (ab Seite 20), Andrea Spieth in ihrem Engagement für nepalesische Frauen (ab Seite 28).
Das Leid und den Tod können wir nicht aus der Welt schaffen. Umso tröstlicher ein Satz von Ordenschwester und Frauenärztin Ruth Pfau: „Aber was wir tun können, ist dies: einander die Tränen trocknen.“
Kommen Sie gut durch den November, genießen Sie die Frische der kälteren Temperaturen, die Behaglichkeit dunklerer Tage, das Fallen und Welken und dann und wann eine Tasse heißen Tee mit einem Schuss Melancholie, Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin
Kontaktieren Sie uns
marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo
Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677 615 386 40.
Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!
Eine Alpsaison geht zu Ende
Die Kühe sind schon längst im Tal und langsam wird es auch Zeit, dass sich der Mensch ins „Winterlager“ zurückzieht. Die Natur gehört wieder den Wildtieren. Nochmal die letzten Tage und die Ruhe genießen, Rückschau halten auf den arbeitsreichen und erfüllten Sommer. Es war anstrengend, lehrreich und wunderschön, zieht Thomas Dür nach seinem ersten Alpsommer auf der Alpe Obere Latschätz (1.730 Meter) im Gemeindegebiet von Tschagguns zufrieden Bilanz. Und freut sich jetzt schon auf ein Wiedersehen im Juni 2025.
Foto: Thomas Dür
Das Geschenk Hermine oder:
Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: Reimer Gronemeyer, Pietro Sutera
WENN WIR RICHTIG HINHÖREN, WÜRDEN WIR
SEHEN, DASS WIR MEHR AUFEINANDER ANGEWIESEN SIND, ALS WIR ES IM MOMENT WAHRHABEN WOLLEN.
Wie
uns das Sterben gestohlen wurde
Auf Einladung des Teams „ALTER-nativ“ wird Soziologe und Theologe Prof. DDr. Reimer Gronemeyer (85) Ende November im Bildungshaus St. Arbogast über die „Schätze des Alters“ sprechen. Zuvor trafen wir den gleichsam scharfsinnigen wie berührbaren Autor via Zoom auf ein Gespräch. Über Jugendwahn und den Generationenkonflikt, über das Ende der Dienstleistungsgesellschaft und eine besondere Begegnung unter der afrikanischen Sonne.
marie: In Ihrem Buch „Die Weisheit der Alten“ schreiben Sie an einer Stelle, ein allgemeines Lob der Alten sei nicht angebracht. Welche Alten meinen Sie?
Reimer Gronemeyer: Es gibt die reichen Alten, die es sich auf Kreuzfahrtschiffen gut gehen lassen und es gibt die Menschen, insbesondere Frauen, die unterhalb des Existenzminimums mit einer Minirente über die Runden kommen müssen. Insofern will ich nicht pauschalisieren. Aber wovon ich rede, ist die große Gruppe der Alten, die in unseren Ländern wächst. Ich blicke auf die Alten als, sagen wir, ein soziales Phänomen einer Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die sich in der Krise befindet und die bisweilen mit einer nachdenklich kritischen Brille auf die Alten schaut.
Während Sie bewusst den Blick für die Schätze der Alten schärfen wollen? Nun das mit der Weisheit ist natürlich ein heikles Thema. Gibt es weise Alte? Ich darf mir diese Frage erlauben, weil ich selbst 85 bin und sozusagen über mich nicht sagen würde, dass ich weise bin. Und es ist ja mehr ein Klischee: die weisen Alten. Meinem Empfinden nach sind wir in eine Gesellschaft hineingerutscht, in der Weisheit eigentlich gar nicht mehr möglich ist. Wir leben in einer digitalisierten, beschleunigten, innovationsbesessenen Jugendgesellschaft. Alles Heil, was wir uns erhoffen, soll uns die kommende Generation der Nerds, Computer und Innovationsfähigen bringen. Das ist ein fundamentaler Wechsel. Doch immer schon hat sich gezeigt: Die Weisheit der Alten besteht darin, dass sie etwas wissen, was die jungen Leute brauchen. Etwa welches Saatgut in welchem Monat ausgebracht werden muss oder welche Wetterformationen eine Katastrophe ankündigen.
Aber solches Erfahrungswissen hat dieser Tage vermeintlich keinen Wert?
Ja, da ist der tiefe Bruch. Die Alten merken natürlich, dass das, was sie gelernt haben, für niemanden mehr nützlich ist. Aber auf den zweiten Blick stimmt es so eben nicht. Vielleicht auch deswegen nicht, weil wir uns mehr und mehr in eine Krisengesellschaft hineinbewegen. Und da könnte es ja sein, dass die Lebenserfahrung der Alten, die Kenntnisse und Kompetenzen, die sie haben, doch wieder eine größere Rolle zu spielen beginnen. Ich finde, dass
WIR HABEN DIESE MÖGLICHKEIT, EINE WELT MITZUGRÜNDEN,
DIE WELTVERTRÄGLICH IST, WENN SICH DIE INNOVATIVITÄT
DER JUNGEN MIT DEN ERFAHRUNGEN DER ALTEN VERBINDET.
die Gärten beispielsweise tatsächlich etwas sind, das uns hilft, mögliche Ernährungskrisen oder niedrigere Renten zu bewältigen. Hier haben die Alten ein Wissen, das die Jungen brauchen können.
Welches Erkennen, welches AHA-Erleben braucht es also?
Wenn wir richtig hinhören, würden wir sehen, dass wir mehr aufeinander angewiesen sind, als wir es im Moment wahrhaben wollen. Das Wort Kultur kommt im Übrigen aus dem Lateinischen und bezieht sich auf den Ackerbau, also auf den Boden, auf dem wir stehen, von dem wir leben. Die Digitalisierung unserer Lebenswelt tut so, als wenn wir das vergessen könnten. Aber wenn wir das vergessen, dann vergessen wir uns selbst. Wir vergessen die Möglichkeit der Verständigung zwischen den Generationen und wir gefährden unser Überleben. Ich glaube, es wäre ganz wichtig, dass auch wir Alten Selbstbewusstsein, Mut und Radikalität entwickeln und sagen, wir sind hier, wir haben etwas zu bieten, wir wollen uns einmischen. Wir wollen nicht auf Kreuzfahrten vor Haufen von Steaks kulturell bzw. geistig verkümmern, wir wollen dabei sein, eine Welt mitzugründen, die weltverträglich ist. Wir haben diese Möglichkeit, wenn sich die Innovativität der Jungen mit den Erfahrungen der Alten verbindet. Dann haben wir eine Menge Chancen durch ein Bündnis das generationenübergreifend ist und somit zur Überwindung des Generationenkonflikts führen kann.
Inwieweit braucht es den Beitrag der Politik? Wir wissen, dass wir die Pflegekatastrophe mitten in Europa nicht mit Geld und Professionalität lösen werden, sondern nur mit so etwas wie einer Caring Society, einer sorgenden Gesellschaft. Und das heißt? Wir müssen neue Räume betreten, auch der Gemeinsamkeit. Wir müssen uns fragen, was können wir eigentlich alles selber? Und wo können wir als Alte oder Junge uns einbringen, um die
Dehumanisierung des Alters oder der Menschen mit Behinderung zu verhindern? Aber wir müssen selbst etwas in Angriff nehmen und das ist, glaube ich, nicht nur eine bittere Sache, sondern etwas, was uns auch mit großen Geschenken versorgt. Weil für einen anderen Menschen zu sorgen, für ihn da zu sein, etwas ist, was uns selbst belebt.
Ist das auch das Thema Ihres dieser Tage erschienenen Buches „Nichts funktioniert mehr“?
Genau. Früher wurde ein Problem festgestellt und dafür eine Dienstleistung zur Behebung gefunden. Heute funktioniert das nicht mehr. Nicht mehr in der Schule, nicht in Kindergärten, nicht im Umgang mit den Alten. Mit dem „Ende der Dienstleistungsgesellschaft“ meine ich, dass die Sicherheit, mit der man sagt, ich kaufe mir eine Dienstleistung, wenn ich ein Problem habe, vorbei ist. Das ist natürlich erstmal schmerzhaft. Aber eben auch genau die Tür zu dieser Caring Society. Wir werden aufeinander angewiesen sein, mehr als bisher. Wir werden sehr wahrscheinlich mit weniger Geld auskommen müssen. Mit weniger Personal auf jeden Fall. Wir werden uns was einfallen lassen müssen. Neue Formen des gemeinsamen Wohnens, des gemeinsamen Wirtschaftens, des gemeinsamen Sorgens.
Auch für die Phase am Lebensende eines Menschen?
Ich erinnere mich an den Tod meiner Großmutter 1956, die bei uns in der Familie lebte, die eine unglaublich eindrucksvolle Frau war, weil sie so bescheiden war. Sie hatte ein uraltes Brillenetui, das nicht mehr schloss. Und der einzige Weihnachtswunsch an ihre Enkel waren neue Gummiringe für ihr Etui. Irgendwann hat sie einen Schlaganfall bekommen und niemand wäre auf die Idee gekommen, einen Arzt zu rufen. Wir hatten auch kein Telefon und so war es die Stunde ihres Endes. Alle haben das so akzeptiert. Heute wäre das
ABER WIR MÜSSEN
SELBST ETWAS IN ANGRIFF NEHMEN UND DAS IST, GLAUBE ICH, NICHT NUR EINE BITTERE SACHE, SONDERN ETWAS, WAS UNS AUCH MIT GROSSEN GESCHENKEN VERSORGT.
WIR KÖNNEN NUR ZU MENSCHEN WERDEN, INDEM WIR
ERSTENS VERSUCHEN, ÜBER UNS ZU REFLEKTIEREN UND –
ZWEITE ESSENZ – ALLE WEISHEIT DARIN FINDEN, DASS ICH
ETWAS FÜR ANDERE BIN UND NICHT NUR FÜR MICH.
Reimer Gronemeyer (Prof. Dr. theol. Dr. rer. soc.), geboren 1939, hat Theologie und Soziologie studiert, war Pfarrer in Hamburg und Professor für Soziologie an der JustusLiebig-Universität Gießen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Fragen des Alterns in der Gesellschaft. Seit einem Vierteljahrhundert liegen seine Schwerpunkte auch auf der Hospizbewegung, auf Demenz und Palliative Care. Gronemeyer ist Autor zahlreicher Sachbücher, die zwei im Interview erwähnten lauten wie folgt:
• Die Weisheit der Alten. Sieben Schätze für die Zukunft.
• Nichts funktioniert mehr. Welche Chance! Vom Ende der Dienstleistungsgesellschaft.
unterlassene Hilfeleistung. Heute haben wir dieses Riesenpaket an Vorbereitung, Patientenverfügung und eine Verlängerung des Lebens, die ich mitunter höchst problematisch finde. Natürlich haben wir so wunderbare Einrichtungen wie Hospize, aber im Großen und Ganzen muss man sagen, ist uns das Sterben und der Tod gestohlen worden. Heute muss alles zum Projekt gemacht werden. Es sollte die Frage gestellt werden dürfen, wie hilfreich dies ist und inwieweit man sich aus diesem medizinischen Tsunami am Lebensende, der mit unglaublichen Kosten verbunden ist, befreien kann. Das fordert Mut und Willen.
Was ist Ihre ganz persönliche Essenz aus Ihrem Buch „Die Weisheit der Alten“?
Ich glaube, es läuft dann doch immer wieder auf den Satz hinaus: Erkenne dich selbst. Wir können nur zu Menschen werden, indem wir erstens versuchen, über uns zu reflektieren und – zweite Essenz – alle Weisheit darin finden, dass ich etwas für andere bin und nicht nur für mich. Das ist es eigentlich. Wenn wir daraus schöpfen würden, in buddhistischer oder christlicher oder sonstiger Tradition, dann wäre die Vielzahl der aufflammenden Kriege nicht möglich.
Wie geht es Ihnen persönlich als 1939er, der sich offensichtlich dem Ruhestand bzw. gängigen Pensionskonzepten verweigert?
Die Frage ist doch, was will ich mit den Jahren oder Monaten, die ich noch habe, eigentlich anfangen? Will ich die vor allen Dingen dazu nutzen, Anti-Aging-Strategien für mich und meine Falten zu betreiben? Ganz sicher nicht. Viel eher ist es die Frage: Kann ich für andere Menschen noch etwas sein? Gerade für die Menschen, die ich liebe. Im Wissen, es kann der Tag kommen, ab dem ich nichts mehr geben kann, sondern nur noch sozusagen ein Adressat der Sorge bin. Das erfüllt mich mit Schrecken. Aber ich habe mich entschieden, weiterzumachen bis in mein hohes Alter. Ich habe die Privilegien dazu, das weiß ich. Ich reise viel und war gerade in Afrika, um alte Menschen zu fotografieren und mit ihnen zu sprechen. Das hat mich ungeheuer enthusiasmiert. Ich muss Ihnen unbedingt von Hermine erzählen.
Sehr gerne.
Hermine wohnt in so einer Hütte aus Pappe und Roststücken mitten in der Steinwüste in Namibia. Wir haben lange gesucht, um diese Hütte zu finden. Und endlich saß ich Hermine gegenüber. Hermine ist 108 Jahre alt. Unglaublich. Sie hat niemals eine Schule, niemals einen Arzt gesehen, niemals elektrisches Licht oder fließend Wasser gehabt. Jeden Morgen macht sie ihr Feuer sel-
ber und kocht sich darauf einen Brei. Sie ist von einer großen inneren Heiterkeit umgeben. Von ihren Kindern, ihren Enkeln, ihren Urenkeln. Es standen 30 Leute um sie herum, und am Schluss unseres Gesprächs hat sie angefangen zu singen und zu tanzen. Sie kommt aus einem Leben der Aktivität, der Unabhängigkeit. Und wie meine Großmutter mit dem Brillenetui aus einem Leben, das nicht von Konsum gezeichnet ist. Bei Hermine hat es zu einem ziemlich guten Leben geführt. Hermine treffen zu dürfen, war für mich ein Geschenk ohnegleichen und hat mir viele Flausen über meine Vorstellung vom Altsein ausgetrieben.
Die Gruppe ALTER-nativ ist bereits seit 1996 aktiv und möchte mit ihren Veranstaltungen „Antworten zu unserer Zeit“ finden. Das ehrenamtliche Team, dem Senior:innen mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, ein Bildungsangebot mit, von und für ältere(n) Menschen zu entwickeln. Dieses führt es in Zusammenarbeit mit den Vorarlberger Bildungshäusern Batschuns, Schloss Hofen und St. Arbogast sowie dem Seniorenreferat der Vorarlberger Landesregierung durch. Das Frühjahrs- und Herbstprogramm mit jeweils drei Veranstaltungen richtet sich an alle, die sich mit Themen, Erscheinungen und Problemen auseinandersetzen wollen, die vor allem ihre Generation betreffen. Jüngere Teilnehmende sind aber ebenfalls willkommen! Infos und Programmflyer unter www.alter-nativ.info, T 05522 44290-0
Halbtagsseminar „Die Schätze des Alters“ mit Reimer Gronemeyer Do, 28. 11., 9:45 - 12:30 Uhr im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast Kosten EUR 15,–Anmeldungen bitte über das Bildungshaus Batschuns
Museum des Wandels Unterrichten mit Herz –die Volksschullehrerin
Iris Mähr Vernissage 14.11.24, 19 Uhr
AK Programm November 24
Di 05.11. 15 bis 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
Literarische Spurensuche Schreibworkshops für Jugendliche mit Jürgen-Thomas Ernst
Mi 13.11. 12 bis 13 Uhr Schaffarei
Mittagessen mit meinem Traumjob: Schiffskapitän
Mi 13.11. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch It‘s your turn! Du bist dran!
Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache
Do 14.11. 19 Uhr Schaffarei Volksschullehrerin Iris Mähr Museum des Wandels, Vernissage
Mo 18.11. 19.30 Uhr AK Saal Feldkirch
Helga Kohler-Spiegel: „Es war einmal…“ Wissen fürs Leben, Vortrag
Do 21.11. 19 bis 20.30 Uhr AK Saal Feldkirch AK Vortrag: Wiedereinstieg
Die Expert:innen vom ABZ*AUSTRIA und der AK Vorarlberg zeigen, worauf es beim Wiedereinstieg ankommt.
Mi 27.11. 12 bis 13 Uhr Schaffarei
Mittagessen mit meinem Traumjob: Versicherungsmakler
Mi 27.11. 19.00 Uhr AK Bibliothek Feldkirch ¡Hablamos! Parliamo! A vous la parole!
Trainieren Sie Ihre Sprachkenntnisse in Spanisch, Italienisch oder Französisch mit Muttersprachler:innen.
Do 28. und Fr 29.11. 20 Uhr Schaffarei
Mut-/ Wutausbruch: Was soll das heißen – Bedingungslos?
Mit dem Format „Mut-/ Wutausbruch“ bringen wir brisante arbeitsrelevante Themen auf die Bühne.
Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events
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TIPP!
Workshopreihe Inner Development Goals: Inneres Wachstum für äußere
Veränderung
Die Inner Development Goals (IDGs) sind ein globales Rahmenwerk, das ko-kreativ entwickelt wurde, um die persönlichen Fähigkeiten und Qualitäten zu fördern, die notwendig sind, um die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu erreichen. Denn – so heißt es auf der internationalen IDG-Website innerdevelopmentgoals.org: „Der Fortschritt verläuft nicht schnell genug und wir müssen dringend unsere kollektiven Fähigkeiten steigern, um komplexe Herausforderungen effektiv zu meistern.“
Der aktuelle IDG-Rahmen umfasst 5 Dimensionen und 23 Fähigkeiten und Qualitäten. Es ist der größtmögliche Beschleuniger, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen und eine gute Zukunft für die gesamte Menschheit zu schaffen. Im Bildungshaus Batschuns findet dazu 2025 von Jänner bis Juni eine Workshopreihe in fünf Modulen statt:
BEING – Beziehung zu sich selbst // Mi, 31. Jän. 18.30 - 21.30
ACTING – Den Wandel vorantreiben // Mi, 12. Juni 18.30 - 21.30
Zielgruppe: Engagierte, Lehrkräfte, Eltern, Multiplikator:innen und Interessierte Weitere Infos: bildungshaus-batschuns.at, andrea.anwander@bhba.at
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Interesse? Dann schicken Sie eine E-Mail an anzeigen@marie-strassenzeitung.at und Sie erhalten alle wichtigen Infos zum Erscheinungsdatum, der Auflage und den Preisen.
Infos, Ort und Anmeldung: bildungshaus@bhba.at | +43 5522 44290-0
Ausstellung
Frauen brechen ihr Schweigen und machen sichtbar und hörbar, was ihnen angetan wurde und wie sie heute mit der erlebten Gewalt umgehen. Eine österreichweit gezeigte Ausstellung von und mit der renommierten Fotografin Elfie Semotan, die sich den Frauen und ihren Geschichten behutsam genähert und diese festgehalten hat.
Im Rahmen der Kampagne „Orange the World“ und anlässlich der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ in Kooperation mit den Soroptimist International Club Bregenz/ Rheintal, Club Dornbirn und Club Feldkirch Montfort macht die Ausstellung Halt in Vorarlberg: 25.11. – 10.12. 2024 Landhaus Bregenz
Eröffnung 26.11, 17:30 Uhr Infos: www.siolence.at
So geht‘s: Die leeren Felder sollen so ausgefüllt werden, dass sich eine Kette mit fortlaufenden Zahlen von 1 bis 64 ergibt, die sich entweder waagrecht, senkrecht oder diagonal direkt berühren. Viel Spaß!
So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!
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Den Pferderücken und die Welt von oben erobern
Andrea* kommt regelmäßig zu Karoline Girardelli zum heilpädagogischen Reiten. Es verhilft der 28-Jährigen, die mit einer Behinderung meist im Rollstuhl sitzt, zu körperlicher Aufrichtung und einer Entkrampfung der Muskulatur. Aber auch zu Selbstbewusstsein, Freude und einem aktiven Hobby.
Text: Miriam Jaeneke Fotos: Martin Schachenhofer
S„Wenn ein Jugendlicher schwer erziehbar ist, nehme ich zum Beispiel ein temperamentvolleres Pferd. Die Kinder begreifen die Tiere sehr richtig als Spiegel. Um das Pferd zu beruhigen, müssen sie also selber runterkommen.“
chon von Weitem leuchtet einem der weiße Schriftzug entgegen: „Saminahof“. Gleich darunter stehen die Pferde in ihrem Auslauf und mampfen Heu. Der Hof liegt oberhalb von Frastanz im Ortsteil Amerlügen. „Schade, dass es regnet, so sieht man die Berge gar nicht“, bedauert Karoline Girardelli. Sie betrachtet das silberfarbene Radio, das auf einem Regal vorm Stalleingang steht und unverdrossen gute Laune verströmend vor sich hindudelt. Vor der Therapiestunde, die gleich ansteht, vergegenwärtigt sie sich noch mal, was in den zurückliegenden Einheiten passiert ist. Jetzt war eine lange, therapiefreie Sommerpause, so dass es Girardelli aber auch besonders wichtig ist, offen zu sein für den Menschen, der da kommt, mit allem, was er mitbringt. Dann ist es so weit: Andrea* steht mit ihrer Mutter im Stalleingang. Andrea kommt während der Therapie ohne Rollstuhl aus. Die Therapeutin stützt und unterstützt sie, wo nötig, und achtet genau darauf, was die 28-Jährige braucht. Gemeinsam holen sie das robuste Fjordpferd Snorre aus dem Auslauf, binden ihn an und putzen ihn. Andrea spricht nicht viel – das Pferd reagiert trotzdem auf sie, stupst sie mehrfach an. „Snorre hat dich vermisst“, stellt die Reittherapeutin fest. Es gilt, Striegel, Bürste, Mähnenkamm und Hufkratzer aus der grauen Plastikbox zu klauben, Girardelli führt Andreas Hände. Auch die Aufgabe, dem Pferd Decke und Gurt anzulegen, erledigen Andrea und die Therapeutin gemeinsam. Dann wird Andrea an einen Stufentritt aus Holz geführt, von oben steigt sie auf. Von hier aus sieht die Welt anders aus. Von hier aus wird Andrea Kommandos mitsprechen, um Snorre bei dem Ausritt zum Anhalten oder Traben zu bewegen. Auf dem Pferd überragt sie ihre Therapeutin um Kopflängen. Girardelli führt Snorre, der auch vobei an der lauten Mostanlage eines Nachbarn ruhig bleibt. Die Therapeutin weist Andrea an, auf dem Pferd sitzend die Arme zu kreisen, erst einen, dann den anderen, die Füße zu kreisen, mit den Händen die Ohrspitzen des Pferdes zu berühren. Es geht darum, den Körper zu dehnen und zu strecken, ihn aufzuwecken.
Die regelmäßige Schrittbewegung des Tieres ist eine symmetrische Abfolge, die dem menschlichen Gehen ähnelt. Es aktiviert den Körper und beruhigt zugleich den Geist. Dazu kommt die frische Luft, die Geräusche und die optischen Reize, die anregen. Karoline Girardelli ist immer da, um zu stützen, zu ermuntern, zu motivieren und anzuleiten. Sie animiert Andrea und achtet gleichzeitig auf deren Grenzen. „Ihr bräuchtet ein Indoorpferd“, lacht die Therapeutin. Nein. Die echten Pferde sind ja das Besondere, der Grund, warum Andrea sich jeden Montag freut. Warum sie nach dem Ritt zwei zusätzliche Längen schwimmen kann, weil die Pferdewärme und -bewegung ihre Verkrampfungen gelöst haben. Andrea bewegt sich gerne, ist gerne draußen in der Natur. Weil es Einrichtungen wie den Saminahof gibt, ist das möglich.
„Es ist gar nicht nötig, dem Pferd großartig mit Händen, Füßen oder Gewichtsverlagerungen seinen Wunsch anzuzeigen. Es genügt, sich auf das zu konzentrieren, was man will, und es klar und deutlich zu denken.“
„2010 hatte ich einen schweren Schicksalsschlag. Die Pferde haben mir darüber hinweggeholfen. In dieser Zeit habe ich gedacht, dass das Leben zu kostbar ist, um irgendeinen Job zu machen. Ich finde, jeder sollte seiner Berufung folgen.“
Karoline Girardelli arbeitet mit der Lebenshilfe, dem Institut für Sozialdienste (ifs) und dem Jupident zusammen, gibt Stunden für psychisch erkrankte Menschen aus dem Landeskrankenhaus Rankweil und für viele Privatpersonen. Sie ist für Kinder aber auch Erwachsene da. Zum Beispiel sind sie entwicklungsverzögert, leiden unter Spastiken oder haben Aufmerksamkeitsstörungen. Im Entlangstreichen mit dem Striegel an der Pferdeflanke geht es vordergründig ums Pferd, ganz „nebenbei“ kann sich die striegelnde Hand entspannen. Zu Anfang der Therapie gibt es ein Gespräch, um über Wünsche und Ziele zu sprechen sowie einen individuellen Plan auszuarbeiten. „Wir bilden dann ein Dreieck: Klient – Pferd – Therapeutin“, so Girardelli. Wichtig sind Erfolgserlebnisse, die die Klienten motivieren. Wichtig ist auch, dass die Klienten lernen, ihr Pferd zu „lesen“, seine Körpersprache immer besser zu verstehen. „Ich sage: ,Schau auf die Ohren, die Nüstern, das Maul, damit gibt dir das Pferd Zeichen.‘“ Als Snorre auf dem Ausritt schnaubt, sagt Girardelli zu Andrea: „Schau, jetzt hat Snorre geschnaubt. Das heißt, dass er zufrieden ist!“ Es gehe darum, aufmerksam und im Hier und Jetzt zu sein, um mit dem Pferd eine Einheit zu bilden. Dabei sei es nicht nötig, dem Pferd großartig mit Händen, Füßen oder Gewichtsverlagerungen seine Wünsche als Reiter anzuzeigen. Es genüge, sich auf das zu konzentrieren, was man will, und es klar und deutlich zu denken.
Die Reittherapeutin hat fünf große Pferde und fünf Ponys. Jedes Pferd ist mit der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen vertraut; sie sucht die Pferde je nach Klient aus. „Wenn ein Jugendlicher schwer erziehbar ist, nehme ich zum Beispiel ein temperamentvolleres Pferd. Die Kinder begreifen die Tiere sehr richtig als Spiegel. Um das Pferd zu beruhigen, müssen sie also selber runterkommen.“ Zu den Tieren bauen die >>
Klienten ein inniges Verhältnis auf. Während der Stunden achten die Pferde auf jedes Signal der Klienten. Der Oberboss ist und bleibt aber Girardelli.
Die 38-Jährige erinnert sich an die Anfänge zurück. „2010 hatte ich einen schweren Schicksalsschlag. Die Pferde haben mir darüber hinweggeholfen. In dieser Zeit habe ich gedacht, dass das Leben zu kostbar ist, um irgendeinen Job zu machen. Ich finde, jeder sollte seiner Berufung folgen.“ Sie begann die Ausbildung mit heilpädagogischem und Therapiereiten und machte sich mit diesem Beruf und einem einzigen Pferd selbständig. Inzwischen sind eine reitpädagogische Ausbildung und eine ganzheitliche Reitausbildung sowie Kurse im Horsemanship, dem „Lesen“ und sanften Arbeiten mit dem Pferd, hinzugekommen. Außerdem hinzugekommen sind neun weitere Pferde, vier Katzen, ein Hund, ein Partner und zwei Söhne.
Sie beschäftigt einen jungen Mann mit Behinderung, der ihr von der Aquamühle vermittelt wurde und der Ställe ausmistet und die Ponys ausführt. Ihre Arbeit und der große Betrieb halten Girardelli auf Trab. Da ist jemand für sie nur dann eine Unterstützung, wenn er selbständig arbeiten kann. Sie besitzt einen Haflinger, der jede Tür öffnen kann und der genau weiß, wann sie in der Wohnung über dem Stall ist. Dann poltert er gerne, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie vermutlich die längst anstehende Fütterung vergessen hat. Der Ritt auf Snorre wird für diese Woche für Andrea schon bald zu Ende sein. Dann kann sich Girardelli freuen, dass sie ihr zu einem Abenteuer verholfen hat, das zu bestehen jede Woche aufs Neue eine Auszeichnung ist.
www.saminahof.at
*Der Nachname ist der Redaktion bekannt.
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CARLA REPARATURCAFÉ ELEKTRO ALTACH
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Alter Bahnhof, 6866 Andelsbuch | 27.10. von 15 bis 18 Uhr – kaputte Geräte, Sachen aller Art und kleinere Flickarbeiten können vorbeigebracht werden. Sigrid Albrecht, T 0664 310 73 41 REPAIRCAFÉ BLUDENZ
Klarenbrunnstraße 46, 6700 Bludenz (carla store) | Jeden letzten Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr | christine.erath@caritas.at, T 05552 200 26 00
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Hintere Achmühlerstraße 1b, 6850 Dornbirn (Digitale Initiativen) | Jeden 3. Mittwoch im Monat von 17.30 bis 20.30 Uhr | hallo@reparaturcafedornbirn.at
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Hirschgraben 8, 6800 Feldkirch (Polytechnische Schule) | Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | info@reparaturcafe-feldkirch.at, T 0699 192 870 66
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Büttels 6, 6811 Göfis | Jeden 3. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr reparaturcafe-goefis@aon.at
REPARATURCAFÉ KLAUS
Treietstraße 17, Klaus im M2 | Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr corinna.schaechle@gmail.com
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Mittelschule Koblach, Rütti 11 | Sep./Okt. jeden 1. + 3. Samstag, Nov. 2. + 3. Samstag, Dez. 1. + 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr www.zkobla-dahoam.at, T 0650 341 97 85
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Alte Säge, (Lebenshilfe), Hofsteigstraße 4, 6923 Lauterach | Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | repcafe.lauterach@hotmail.com
REPAIRCAFÉ RANKWEIL
Köhlerstraße 14, 6830 Rankweil (Werkstätte der Lebenshilfe) Jeden 1. Freitag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr REPAIRCAFÉ RHEINDELTA
Dr-Schneider-Straße 40, 6973 Höchst | Jede gerade Kalenderwoche am Freitag von 14 bis 16 Uhr | repaircafe.rheindelta@gmx.at NÄHTREFF SATTEINS
Kirchstraße 8, 6822 Satteins (Untergeschoß Pfarrsaal) | Jeden ersten Freitag im Monat 8.30 bis 11.30, 19 bis 22 Uhr REPAIRCAFÉ THÜRINGEN
Werkstraße 32, 6712 Thüringen | Jeden 1. Samstag im Monat von 8.30 bis 12 Uhr MACHEREI WOLFURT
Mittelschule Wolfurt, Schulstraße 2, 6922 Wolfurt | Jeden 4. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | info@macherei-wolfurt.at, T 0650 567 25 10
Bring`s auf Vordermann!
Männer helfen Männern
„Bisher dachte ich immer, meine InformationsQuellen geben mir die Antworten, die mir weiterhelfen, wenn ich etwas verändern will. Das taten sie in vielerlei Hinsicht auch. Irgendwann kam ich allerdings an dem Punkt an, an dem nichts mehr ging. Ehrlich gesagt konnte ich dann auch mit niemandem, den ich kenne darüber reden. Ich wusste auch, dass ich etwas tun muss, sonst fahre ich den Karren, also mich, an die Wand. Dann habe ich von vordermann.at gehört.
Bezahlte Anzeige
Einfach, ohne Hürden, von zuhause aus konnte ich aus einer großen Auswahl an Informations- und Beratungsangeboten im Ländle auswählen. Ich bin dann am Telefon noch einmal an die richtige Stelle weitergeleitet worden. Da landete ich schließlich bei der Hilfe, die mir wieder auf die Beine half. Ich fand Antworten, meine Antworten. Mit denen konnte ich es so richten, dass zwar nicht mehr alles so ist wie vorher, aber es geht mir jetzt wieder sehr sehr gut.“ (Simon, 37)
www.vordermann.at – digitale Plattform für Männer, die Beratung oder Unterstützung suchen.
Initiative des Landes Vorarlberg und EFZ Männer.Beratung maennerberatung@efz.at +43 5522 74139
SCHACHECKE
Der Beginn der neuen Spielsaison 2024/25 der 2. Bundesliga West war am 27. September 2024. Pünktlich um 16 Uhr starteten zwölf Teams mit großer Zuversicht und Euphorie ihre Wettkämpfe. In dieser Saison sind Bregenz, Dornbirn, Götzis und Hohenems die Vorarlberger Vertreter in der zweithöchsten Spielklasse des österreichischen Schachs. Insgesamt werden elf Runden an vier verschiedenen Wochenenden gespielt.
Zum Auftaktwochenende fanden die „internen“ Begegnungen in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg mit jeweils vier Mannschaften und somit drei Runden statt. Bei den folgenden drei Wochenenden treten dann alle zwölf Teams an einem gemeinsamen Ort bzw. im gleichen Turniersaal gegeneinander an. Dies schafft eine spannendere Atmosphäre und ermöglicht so größere Events, welche für die Veranstalter und den Sponsoren natürlich interessanter sind. Für die Runden in Vorarlberg stellte der Schachklub
Philipp Lins (Hohenems)
Leefke Giselbrecht (Bregenz)
2. Bundesliga West, Hohenems 2024
Wie führt Weiß am Zug die sofortige Entscheidung herbei?
Hohenems seine Klubräume zur Verfügung. Christian Leitgeber und Simon Heinrici agierten als souveräne und unaufgeregte Schiedsrichter.
Und nun zum Sportlichen: Optimal lief es für Hohenems mit drei Siegen und der punktegleichen Tabellenführung mit der Spielgemeinschaft Kufstein/Wörgl. Auf Platz drei folgt mit einem Mannschaftspunkt Rückstand Schach ohne Grenzen. Dieser überregionale Verein mit Spiellokal in Kufstein ist der ganz große Favorit auf den diesjährigen Meistertitel. Erfreulich ist die Situation auch für Dornbirn. Die Messestädter befinden sich nach zwei deutlichen Siege im vorderen Mittelfeld. Im Abstiegskampf befinden sich vorerst Götzis und Bregenz, doch die Saison ist noch lang.
Nachstehend bringen wir noch drei interessante Stellungen aus Partien, die an diesem Wochenende in den LändleDerbys gespielt wurden. Viel Spaß beim Lösen dieser Aufgaben!
WFM Julia Novkovic (Dornbirn)
Dirk Feistauer (Bregenz)
2. Bundesliga West, Hohenems 2024
Wie gewinnt Weiß am Zug eine Figur?
MK Dietmar Heilinger (Bregenz)
Erich Laske (Götzis)
2. Bundesliga West, Hohenems 2024
Wie erreicht Weiß am Zug entscheidenden Materialvorteil?
Gelebte Sorgekultur in Vorarlberg
44 Arbeiten wurden beim „leb.endlich“-Ideenwettbewerb eingereicht und die besten davon bei der Festveranstaltung am 4. Oktober im Hohenemser Löwensaal präsentiert. Die marie war dabei und darf Ihnen die drei Siegerprojekte vorstellen.
Text: Simone Fürnschuß-Hofer
Ausgerufen von der „Gesellschaft zur Unterstützung von Palliative Care in Vorarlberg“ möchte der „leb.endlich“-Ideenwettbewerb neuen Projekten ins Leben helfen bzw. bestehende Initiativen sichtbar machen. Gemeinsamer Nenner: Trauer, Krankheit und Tod als einen wesentlichen Teil des Lebens in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und den Leitgedanken einer gelebten Sorgekultur ins Land hinauszutragen.
Eine Jury wählte aus 44 eingereichten Arbeiten ihre Favoriten aus und vergab neben den drei Hauptpreisen sieben Anerkennungs- sowie zwei Sonderpreise. Das Orga-Team, allen voran Andrea Moosbrugger, Pflege-Stationsleiterin und Otto Gehmacher, leitender Oberarzt der Palliativstation Hohenems, freut sich sehr über die breite Teilnahme: „Die Vielfalt an Ideen und das spürbare Engagement dahinter sind ein kräftiges Lebenszeichen einer aktiven Sorgekultur im Land. Es überrascht, wie viele Einzelinitiativen und kreative Auseinandersetzungen sich diesem doch schweren Thema widmen.“ Es überrasche nicht nur, es ermutige auch, könne doch eine lebendige Sorgekultur nicht von einer Person oder einer Institution allein weiterentwickelt werden. Vielmehr brauche es das Miteinander von Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen und ein politisches Bekenntnis, dass dies auch gewollt ist.
Hier die drei Siegerprojekte:
Projekt Demenz Männerwerkstatt – 1. Platz
Projektleitung: Elke Zerlauth, Hohenems
Ein Raum mit ausreichend Platz und Licht, dazu Tische und Werkbänke, verschiedene Werkzeuge und Materialien, ehrenamtliche Helfer:innen und qualifiziertes Betreuungspersonal: Diese vorbereitete Umgebung hat Elke Zerlauth geschaffen, um Menschen, die von Demenz betroffen sind und noch gerne handwerklich arbeiten, einen sicheren Ort für eine sinnvolle Aktivität zu bieten.
Im Fokus stehen Holzarbeiten und Malangebote – vom Bau eines Vogelhäuschens über das Figuren-Schnitzen bis hin zur Fertigung einfacher Möbelstücke. Die Aufgaben sind stets so angelegt, dass sie den Fähigkeiten der Teilnehmer entsprechen und sich an deren Lebenswelt orientieren.
Während der Alltag von demenzkranken Menschen geprägt ist von Verlusten und der Erfahrung dessen, was alles nicht mehr geht, setzen die einfachen handwerklichen Tätigkeiten am Erfahrungshorizont der Männer an. Manche bringen Know-how aus dem Beruf mit, andere von früheren Hobbys, manche sind auch bereit, etwas Neues auszuprobieren. Das handwerkliche Arbeiten stärkt jedenfalls das Gefühl des Noch-fähig-Seins, des Gebrauchtwerdens und der Wertschätzung, das Miteinander schafft soziale Teilhabe. Selbstvertrauen, Autonomie und Wohlbefinden dürfen wachsen.
Elke Zerlauth, die das Projekt seit neun Jahren ehrenamtlich leitet: „Es ist mein absolutes Herzensprojekt, ich habe schon so viele wunderbare und kostbare Momente in dieser Arbeit erfahren dürfen. Mein Wunsch wäre, dass die Männerwerkstatt in Hohenems weiterwachsen kann und dieses Projekt auch in anderen Gemeinden Platz findet.“
Jeden Donnerstag von 14:00 bis 18:00 Uhr im Sozialzentrum Hohenems Markt. Der Werkraum wird von der Stadt Hohenems zur Verfügung gestellt.
Elke Zerlauth freut sich über die Auszeichnung
„Sorgekultur kann als eine Art Bürgerbewegung verstanden werden, die sich als Gegenpol zu einer Gesellschaft versteht, die sich einer ausgeprägten Egozentrik verschreibt.“
Die Idee von Caring Communitys Eine Caring Community ist eine Gemeinschaft, in der Menschen füreinander sorgen und sich gegenseitig unterstützen. Gemeinsam wird Verantwortung für soziale Aufgaben wahrgenommen – unter den Prämissen von Vielfalt, Offenheit und Partizipation. Dazu Otto Gehmacher, leitender Oberarzt der Palliativstation Hohenems: „Sorgekultur kann als eine Art Bürgerbewegung verstanden werden, die sich als Gegenpol zu einer Gesellschaft versteht, die nur einem oberflächlichen Schönheitsideal huldigt oder sich einer ewigen Jugendlichkeit und einer ausgeprägten Egozentrik verschreibt. Es geht um das Miteinander, das gegenseitige Kümmern, die Sorge um die Nachbarn und das gemeinsame Tragen von leidvollen Erfahrungen.“
Projekt Postkartenset Mein Trauerhund – 2. Platz
Projektleitung: Cornelia Bechter, Batschuns
Illustratorin: Judith Eiter-Abdouni, Batschuns
Der Tod von Oma oder Opa, der Verlust eines Haustieres oder auch einfach nur der Übergang in eine neue Bildungseinrichtung: Das Thema Sterben und Abschiednehmen ist auch im Kindergarten- und Schulalltag präsent. Um dem Thema Tod und Trauer einen Rahmen zu geben und es zu enttabuisieren, damit Ängste und Fragen ihren Platz finden, hat Pädagogin Cornelia Bechter nach passenden Möglichkeiten und Mitteln geforscht. Herausgekommen ist ein eigens gestaltetes Postkartenset, das Kinder in ihrer Art zu trauern unterstützen soll. Mit den unterschiedlichen Karten können Kinder auch ohne Worte zum Ausdruck bringen, wie sich ihr Schmerz zum jeweiligen Zeitpunkt gerade anfühlt. Das Kartenset sei als Medium deshalb besonders gut geeignet, so die Pädagogin, weil es verständlich macht, wie Kinder trauern: oft nicht in einer bestimmten Reihenfolge, sondern eher sprunghaft – sprich mit schnellen Gefühlswechseln und in veränderlichen Intensitäten. Gleichzeitig sind die Karten ein Impuls, miteinander in ein Gespräch zu finden.
Cornelia Bechter: „Mein Projekt soll die Mitarbeiter:innen in Bildungseinrichtungen ermutigen, dieses Thema den Kindern auch zuzutrauen. Gerade in Zeiten, in denen der ‚natürliche‘ Tod im Alltag der Kinder kaum mehr begreifbar ist, ist es wichtig, mit Kindern wieder darüber zu sprechen.“
Illustratorin Judith Eiter-Abdouni zur Wahl des Hundemotivs: „Ein Hund ist immer an der Seite seiner Besitzerin bzw. seines Besitzers, so wie es auch die Trauer ist. Manchmal ist er präsenter und verlangt deine Aufmerksamkeit, manchmal weiter entfernt und nicht so spürbar. Je größer der schwarze Hund in meinen Illustrationen dargestellt ist, desto größer ist auch die Trauer in dieser Situation.“
Die Postkarten sind auch als Geschenke-Set erhältlich: cornelia.tuertscher@yahoo.de
Cornelia (links) und Judith haben den Trauerhund ins Leben gerufen.
Projekt Leb wohl, kleiner Elefant! – 3. Platz
Projektleitung: Carmen Fröwis, Bezau und Heike Fink, Mellau
Dem Thema Tod und Sterben im Umgang mit Kindern nähert sich auch das drittplatzierte Projekt in kreativer Weise an. Es handelt sich um die Idee einer Vorlesestunde in den Büchereien des Bregenzerwaldes. Das Konzept dazu entwickelt haben
Carmen Fröwis, Dipl. psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Palliativstation und die Sozialpädagogin Heike Fink. Ihr Angebot soll einmal im Monat stattfinden, jeweils in einer anderen Bregenzerwald-Gemeinde, um die Themen Traurigkeit, Wut, Angst und Tod kindgerecht zu behandeln. Das Angebot ist kostenlos, Zielgruppe sind Kinder im Volksschulalter, die TeilnehmerAnzahl ist auf zehn beschränkt.
Die Initiatorinnen haben für ihre Vorlesestunde nicht nur eine Auswahl guter, sinnvoller Kinderbücher getroffen, zusätzlich veranschaulichen kreative Requisiten die vorgelesenen Geschichten. Im Anschluss wird der Raum eröffnet für Anregungen und Fragen der Kinder und gemeinsam ein „Erinnerungsschatz“ gestaltet, den die Kinder mit nach Hause nehmen dürfen und der helfen soll, der Trauer Ausdruck zu verleihen bzw. sie zu integrieren.
Carmen und Heike: „Wir werden ehrlich und einfühlsam mit den Kindern erarbeiten, was sie bereits erfahren haben und was sie beschäftigt. Der Tod des lieb gewonnen Haustieres, die Krankheit des Opas, der Unfall des Nachbarn. Traurigkeit, Wut, Sprachlosigkeit, Heiterkeit, Frohsinn, all das kann Trauer sein. Viele Themen können ein Kind beschäftigen, ohne dass wir Erwachsenen es wahrnehmen.“
Kontakt: Carmen Fröwis 0677 614 492 83
Wir sammeln Glimmer!
Die wunderbare Resonanz (DANKE✨) auf das Editorial der Oktoberausgabe hat uns dazu bewogen, einen Aufruf zu starten. Zur Erinnerung: Es ging um Glimmermomente im Alltag. Mikro-Glücksimpulse, die das Nervensystem stärken und das Wohlbefinden steigern. Ein bunter Blättertanz im Wind, ein Song, der mitten ins Herz geht, ein Geruch, der uns tief und wohlig durchatmen lässt. Oder eine Alltagsepisode, die uns nährt und mit Zufriedenheit flutet. Einfach alles, was das Leben reicher macht. Weil ausdrücklich empfohlen wird, persönliche Glimmermomente mit anderen Menschen zu teilen, möchten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne genau dazu einladen: Erzählen Sie uns doch bitte von Ihren ganz persönlichen Glimmer-Augenblicken! Wir würden diese sehr gerne in unserer Dezemberausgabe funkeln lassen. ✨✨✨ Einsendungen bitte gerne an: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder per Post an: marie - Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems (Textlänge bis max. 150 Wörter. Wir müssen uns leider vorbehalten, je nach Fülle an Einsendungen eine Auswahl zu treffen und können daher keine Veröffentlichung garantieren.)
Heike (links) und Carmen mit ihrem kleinen Elefanten.
MEHR PLATZ FÜR UNS DREI.
* Unsere Wohnbauförderung trägt zum Erfolg Ihres Vorhabens bei. Informieren Sie sich rechtzeitig unter vorarlberg.at/wohnen
Foto: Darko Todorovic
„ SEID MUTIG, REBELLISCH UND TRAUT EUCH, WAS NEUES ZU BEGINNEN!“
Für Lisa Praeg (33), Obfrau von IG Demokratie, steht die Demokratie-Entwicklung im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Der österreichweit tätige Verein hat keine Lösungen, sondern will gemeinsam mit engagierten Menschen neue Formen von Demokratie ko-kreativ erschaffen. Durch Selbstermächtigung gelingt die Überwindung der politischen Hilflosigkeit, ist Lisa überzeugt. Eine kleine demokratische Spurensuche.
Text und Foto: Daniel Furxer
OWIR HABEN BEREITS DIE
TECHNOLOGIE, UM EIN GUTES LEBEN FÜR ALLE ZU ERMÖGLICHEN. ES HÄNGT VIEL MEHR AM ENTSCHEIDUNGSWILLEN DER POLITIKER:INNEN, AN GESETZEN, INFORMELLEN MACHTSTRUKTUREN UND DER PERSÖNLICHEN VERHALTENSÄNDERUNG.
ft scheint es, dass wir über Parteien schimpfen, mit Wahlergebnissen unzufrieden sind, erst recht mit den daraus hervorgehenden neuen Koalitionen. Alle fünf Jahre setzen wir ein Kreuz bei einer Partei auf den Stimmzettel und hoffen, dass sich etwas zum Besseren ändert. Allzu oft ist dies nicht der Fall. Politikfrust macht sich breit und das zu Recht. Leben wir im besten aller politischen Systeme? Bestimmt das Volk wirklich? Lisa Preag erinnert sich gut an ihre Schul- und Studienzeit. Sie wurde öfter zur Klassen- und Semestersprecherin gewählt. „Politisiert hat mich das nicht. Ich war mir nie sicher, ob meine Mitschüler:innen diese Wahl ernst genommen haben. Es passierte alles in einer geheimen Wahl und gesprochen wurde darüber auch nicht“, so Lisa. „Ich war mir nie sicher, ob sie einfach nur froh waren, dass irgendwer das Amt übernimmt.“ Dass sie mit einem Mandat ausgestattet war und etwas bewirken konnte, das spürte Lisa nie. Erst nach dem Studium „Internationales Management“ mit Spezialisierung auf Ressourcen und Umweltengineering wurde ihr klar: „Wir haben bereits die Technologie, um ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. Es hängt viel mehr am Entscheidungswillen der Politiker:innen, an Gesetzen, informellen Machtstrukturen und der persönlichen Verhaltensänderung.“ Der Weg zum Nachdenken und politischen Handeln war geebnet. „Im Freizeit- und Kulturverein Tankstelle in Bregenz habe ich gleichgesinnte Menschen getroffen. Ein Ort zum gemeinsam Träumen, Planen, Handeln und Feiern. Da habe ich erlebt, was gemeinsam alles möglich sein kann. Ich glaube, hier wurde ich politisiert.“
Nach Erfahrungen mit der Initiierung von Bürger:innenräten „von unten”, der Beschäftigung mit soziokratischen Kinderparlamenten in Indien und deren Nachbarschaftskreisen wurde Lisa Praeg klar: Es braucht viele verschiedene Zugänge, um die Demokratie weiterzuentwickeln. „Bürger:innenräte sind ein gutes Mittel, um etwas anzustoßen, aber sie kommen auch an ihre Grenzen. Es geht darum, neue Wege zu finden und auch zu erfinden, damit wir uns als Menschen und unsere Strukturen des Zusammenlebens beständig weiterentwickeln. Ob das ein ganz neues System ist,
Lisa Praeg und Stefan Schartlmüller von der IG Demokratie haben gerade ein Volksbegehren zur Senkung der Parteienförderung initiiert: „Wahlbeteiligung bestimmt Parteienförderung“ www.ig-demokratie.at; Kontakt: post@ig-demokratie.at
WENN ICH EINEM NACHBARN HELFE, ARBEITSPLÄTZE
SCHAFFE ODER ÖFFENTLICHE RÄUME BESPIELE, DANN
HAT DAS GENAUSO MIT POLITIK ZU TUN.
bei dem die Parteienlandschaft und das Abstimmungsverhalten geändert gehört, finden wir nur gemeinsam heraus.“ Ihr Motto für alle Demokratieverdrossenen: Lasst uns mutig sein, rebellisch und uns trauen, was Neues zu beginnen. Der Ansatz, den die IG Demokratie verfolgt, erinnert an die Bewegung der Zapatistas im Urwald des Bundesstaates Chiapas in Mexiko. Ihr Wahlspruch lautete: Eine andere Welt ist möglich. Eine Welt, in der wir jeden Tag Demokratie gemeinsam weiterentwickeln. „Ich bin überzeugt, dass Demokratie ständig weiterentwickelt werden sollte. Mir ist natürlich auch klar, dass nicht jede und jeder immer daran mitwirken will, aber das ist okay. Wenn ich einem Nachbarn helfe, Arbeitsplätze schaffe oder öffentliche Räume bespiele, dann hat das genauso mit Politik zu tun.“ Lisa sieht den Politikbegriff umfassend. Alles ist potenziell politisch.
Ein Volksbegehren für mehr Geld für Demokratie
Die IG Demokratie hat kürzlich das Volksbegehren „Wahlbeteiligung bestimmt Parteienförderung“ ins Leben gerufen, das man auf dem Gemeindeamt oder per Handysignatur unterschreiben kann. Warum gerade ein Volksbegehren? Landen diese doch oft in den parlamentarischen Schubladen oder Unterausschüssen, ohne wirklich behandelt zu werden.
„Unser Vorschlag zur Senkung der Parteinförderung ist ein Mittel, um Geld zu lukrieren, dass dann in Demokratie-Entwicklung gesetzt werden kann. Vor allem ist das Volksbegehren aber auch eine Möglichkeit, Sichtbarkeit zu erzeugen. Die Parteienförderung ist bei uns in Österreich besonders hoch“, so Lisa. „Ein Teil dieser Förderung sollte zum Beispiel dafür eingesetzt werden, die Nichtwähler:innen wieder ins Boot zu holen. Unser Vorschlag könnte ein Start sein, um Demokratie-Weiterentwicklung zu institutionalisieren.“ Der Prozentanteil der Nichtwähler:innen soll umgewidmet werden und der Demokratieförderung zugutekommen.
Apropos Geld. Der Gute Rat, der von Marlene Engelhorn beauftragt wurde, 25 Millionen ihres Erbes sinnvoll zu verteilen, hat der IG Demokratie 100.000 Euro zugesprochen. „Das Geld verwenden wir, um unsere ehrenamtlichen Strukturen zu überdenken. Was ist Ehrenamt, und wo
macht es Sinn, Menschen zu bezahlen“, so Lisa. Hauptsächlich würde das Geld eingesetzt, um die Ideen und Vorschläge der letzten Jahre gut zu dokumentieren und umzusetzen. „Diese finanziellen Möglichkeiten hat es dafür noch nie gegeben.“
Macherin
Auch hauptberuflich setzt sich Lisa für die Demokratie ein. Und packt an. „Ich bin eine Macherin“, sagt sie, „Denken ist gut, aber ich setze gerne auch um.“ Die Idee zur „Anleitung der soziokratischen Klassensprecherwahl – Level up Democracy“ – hatte Lisa bereits 2016. Gemeinsam mit den St. Arbogaster „Tagen der Utopie“ wurde die erste Broschüre erstellt. Damit hat sie die letzten Jahre viele Workshops in Vorarlberg und im deutschsprachigen Raum gegeben. Die Idee dahinter ist, dass nicht in einer Mehrheitswahl, sondern in einem Prozess eine Person bestimmt wird, die die Zustimmung von allen bekommt. „Niemand soll so aus dem Prozess der Klassensprecherwahl ausgeschlossen werden und auch der Dialog innerhalb der Klasse soll gefördert werden“, erklärt Lisa. Dieses soziokratische Prinzip nennt sich Abstimmen im Konsent. Erst dann, wenn niemand mehr einen großen Einwand dagegen hat, ist die Wahl gültig. Die Mittelschule Schendlingen in Bregenz hat sich für einen Implementierungsprozess dieser Methode entschieden. Inzwischen setzt die Schule regelmäßig soziokratische Klassensprecher:innenwahlen um. Mit dem neuen Erasmus-Projekt konnte ein ausgeklügelter, wissensreicher Leitfaden inklusive Lernvideos für Lehrkräfte und analogen und digitalen Materialien für die Schülerinnen entwickelt werden. „In Zukunft wollen wir mit Level Up Democracy Schulen, die Soziokratie praktizieren, sowie Beraterinnen mit diesem Schwerpunkt zusammenbringen, um gemeinsam Angebote für neue Schulen aufzubauen“, so Lisa Praeg abschließend.
„Das Schreiben tut mir gut“
Leonie Riedmann hat in jungen Jahren angefangen zu schreiben. Seit einem Jahr ist sie PoetrySlammerin und seit knapp einem Monat auch Buchautorin. marie-Redakteur Frank Andres hatte die 18-jährige HLW-Schülerin zufällig beim Parking Day* in Dornbirn getroffen und sie nach einer spontanen Lesung aus ihrem Buch „Seifenblasengedanken“ zu einem Gespräch eingeladen.
marie: Wann hast du mit dem Schreiben begonnen?
Leonie Riedmann: Mit acht Jahren, In der Volksschule hat uns eine Lehrerin dazu animiert, Tagebuch zu schreiben. Und das mache ich seitdem jeden Tag.
Und was hast du reingeschrieben?
Begonnen hat alles ganz klassisch mit „Liebes Tagebuch, heute ich das gemacht bzw. erlebt“. Bis heute habe ich sicher schon 20 Tagebücher mit meinen Texten und Gedanken gefüllt.
Liest du auch manchmal ältere Tagebucheinträge?
Das mache ich immer wieder. Manchmal ist es echt spannend. Ich denke mir dabei oft, ob ich
das wirklich geschrieben habe. Zum Beispiel habe ich mit elf Jahren über Popcorn philosophiert, dass jedes davon anders aussieht. So wie jeder Mensch einzigartig ist. Das sind Gedanken, die ich heute noch so empfinde.
Was für andere Gedanken haben Eingang in dein Tagebuch gefunden?
Vor allem Dinge, die in meinem Kopf herumgeschwirrt sind. Am Anfang habe ich das tägliche Tagebuchschreiben oft als ziemlich nervig empfunden. Da habe ich meinem Tagebuch notiert: „Liebes Tagebuch, heute habe ich gar keine Lust zu schreiben.“ Aber ich hatte das Gefühl, es trotzdem tun zu müssen.
Und wie ist es heute?
Heute ist das anders. Ich mag das tägliche Schreiben ziemlich gerne. Ich setze mich oft für fünf Minuten hin und schreibe drauflos. Aber es gibt natürlich auch Tage, an denen ich mich schlecht fühle. Da schreibe ich nur einen Satz oder ein Wort. Es geht mir um Selbstreflexion, wie der Tag so war. Es ist manchmal auch eine Hilfe, sich frühere Gedanken wieder in Erinnerung zu rufen.
Ist Tagebuch schreiben nicht etwas aus der Mode gekommen?
Doch. Ich habe das Gefühl, dass dieses tägliche Schreiben in meiner Generation kaum mehr jemand macht.
Du bist seit einem Jahr auch PoetrySlammerin. Wie ist es dazu gekommen?
Unser Religionslehrer in der HLW Feldkirch hat einmal davon erzählt, dass er beim Poetry Slam mit dabei ist und fragte uns Schüler:innen, ob jemand von uns Gedichte schreibt und auch Lust hätte, mitzumachen. Da habe ich ganz schüchtern meine Hand gehoben. Es hat dann allerdings noch zwei Jahre gedauert, bis ich mich getraut habe. Vor einem Jahr habe ich dann beim Landesredewettbewerb teilgenommen und mit einem Text von mir den Bewerb gewonnen.
Text: Frank Andres Foto: Patrick Fürnschuß
* Jungautorin Leonie Riedmann und marie-Redakteur Frank Andres haben sich beim ersten Parking Day in Dornbirn getroffen.
Und wie hat deine Familie auf deinen Bühnenauftritt reagiert?
Die Aussage von meinem Vater hat mich überrascht. Er sagte zu mir: „Du warst bisher immer das scheue Mäuschen, das sich am liebsten hinter anderen versteckt. Auf der Bühne bist du ganz anders. Da kennt man dich gar nicht mehr.“ Ich habe erkannt, dass ich auf der Bühne wirklich ich selbst sein kann.
Hat dich danach das Poetry-Slam-Fieber gepackt?
Ja. Ich habe seitdem schon öfters an anderen Poetry Slams teilgenommen. Bei der Jungen Szene, bei der Amazone, dem Tagebuch-Slam. Ich werde noch immer als sehr ruhig eingeschätzt. Als jemand, der nicht gerne mit anderen spricht, sich nicht traut, vor der Klasse etwas zu sagen. Aber wenn ich meine Texte vortrage, dann macht es plötzlich Klick. Ich habe richtig Spaß dabei. Ich fühle mich wohl, habe mehr Selbstbewusstein.
Und wie es kam dann zu deinem Buchprojekt?
Da hat mir wieder mein Religionslehrer dabei geholfen. Er hat selbst vor zwei Jahren ein Buch veröffentlicht und er meinte, das wäre doch auch etwas für mich. Nach kurzer Zeit dachte ich mir, das wäre doch cool. Und am 20. September habe ich mein erstes Exemplar in den Händen gehalten.
Wie waren die Reaktionen auf deinen Bucherstling?
Sehr positiv. Eine Poetry-Slammerin aus meiner Gruppe hat mir geschrieben: „Es ist sehr angenehm zu lesen, es macht Mut und mit den Worten, die du verwendest, schaffst du eine persönliche, intime Stimmung. Du begegnest dem Leser auf Augenhöhe.“
Worum geht es in deinem Buch? Das 48-seitige Büchlein besteht aus Gedichten und meinen Lieblingstexten. Ich habe auch alles selbst gelayoutet und das Foto für das Cover selbst gemacht. Das Buch hat mich 17 Euro gekostet. Ich wollte das Buch primär für mich selbst machen. Es sind meine Lieblingstexte.
Random Thoughts
Ich verspreche dir, der eine Tag wird kommen, sogar ganz bald. Der Tag, an dem du so stolz sein wirst, weil du niemals aufgegeben hast, egal wie schwer es für dich war. Der Tag, an dem du merken wirst, dass es sich gelohnt hat, so hart zu kämpfen. Weil du immer wieder aufgestanden bist und weitergekämpft hast, egal wie schwer es für dich war. Du hast dir nie etwas anmerken lassen, wie es dir wirklich geht, du hast dir jede Träne verkniffen, egal wie schwer es für dich war. Du hast all den Menschen, die es genossen haben, dich zu demütigen und fertig zu machen, gezeigt, dass du eine Kämpferin bist, egal was andere behaupten. Du wirst stolz auf dich sein, wie weit du es schon geschafft hast, ich verspreche dir das! Ja, ich weiß, es war nicht einfach. Es gab Momente, in denen du dachtest, du könntest nicht mehr. Momente, in denen du am liebsten alles hingeworfen hättest und aufgegeben hättest. Aber du hast nicht aufgegeben. Du hast weitergekämpft, Schritt für Schritt, Tag für Tag, auch wenn es manchmal nur winzige Fortschritte waren. Du hast an dich geglaubt, auch wenn niemand sonst an dich geglaubt hat. Und das ist bewundernswert.
Du hast dich durch Dunkelheit gekämpft, durch Stürme und Wirbelwinde, die dein Leben erschüttert haben. Du hast dich durch Enttäuschungen und Rückschläge durchgekämpft, und du bist immer noch hier. Du hast gezeigt, dass du stärker bist als alles, was das Leben dir entgegenwirft, und das verdient Respekt.
Es gab Momente, in denen du dachtest, du könntest nicht mehr. Momente, in denen du am liebsten alles hingeworfen hättest und aufgegeben hättest. Aber du hast nicht aufgegeben. Du hast weitergekämpft, Schritt für Schritt, Tag für Tag, auch wenn es manchmal nur winzige Fortschritte waren. Du hast an dich geglaubt, auch wenn niemand sonst an dich geglaubt hat. Und das ist bewundernswert.
Du hast dir nie etwas anmerken lassen, wie es dir wirklich ging. Du hast die Schmerzen und Enttäuschungen hinter einem starken Lächeln verborgen, und das zeugt von einer inneren Stärke, die kaum zu übertreffen ist. Du hast dir jede Träne verkniffen, auch wenn es manchmal fast unerträglich war. Aber du hast durchgehalten, und das ist das Wichtigste.
Ja, es gab Menschen, die es genossen haben, dich zu demütigen und fertig zu machen. Aber du hast ihnen gezeigt, dass du stärker bist als ihre Boshaftigkeit und ihre Gemeinheiten. Du hast dich nicht unterkriegen lassen, du hast dich nicht brechen lassen, du bist eine Kämpferin, und das ist etwas, worauf du stolz sein kannst.
Text aus dem Buch „Seifenblasengedanken“ von Leonie Riedmann. Das Buch kann direkt bei der Autorin (leonie.riedmann@gmx.net) oder in jeder Buchhandlung bestellt werden. Der Preis beträgt 17 Euro.
Es war gar nicht meine Absicht, dass mein Buch von vielen anderen Menschen gelesen wird. Es gibt aber inzwischen schon 20 Stück.
Willst du das Schreiben später einmal zu deinem Beruf machen?
Das Schreiben ist bis jetzt nur mein Hobby. Das Schreiben tut mir selbst gut. Ich will es aber nicht zu meinem Job machen, weil ich Angst habe, dass mir dann der Spaß abhanden kommt. Das wäre sehr schade.
* Der Aktionstag Parking Day – Freiraum statt Parkplatz –wurde auf Initiative von Stadt.Leben.Dornbirn durchgeführt.
Regelmäßig lassen wir Vorarlberger:innen über die Straße ihrer Kindheit erzählen. Diesmal Kabarettistin Maria Neuschmid.
Davon gab es zwei, eine von West nach Ost und eine von Nord nach Süd! Als Kind wusste ich nicht was Ost, West, Süd oder Nord bedeutet hätte, es hieß einfach nur:
In Oberwinkel u f f e
Is Muggabill i h e
In Enderwinkel u m m e und uf Gampelü a h e
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es lange gedauert hat, bis ich wirklich wusste, wo welche Himmelsrichtung denn nun auszumachen ist!
Also zurück zur Straße, es gab also derer zwei, eine von oben nach unten ins Tal und eine vom Enderwinkel ins Muggabill.
Gurtis heißt der kleine Ort, in den ich hineingeboren wurde und 1959 war noch keine Straße asphaltiert, weder die von links nach rechts noch die von oben nach unten. Nein, Fuhrwerke fuhren keine mehr, jedenfalls nicht in meiner Erinnerung, es gab Motorräder und Autos.
Wer Leonie Riedmann live auf der Bühne erleben will, hat beim Poetry Slam – Kampf der Dichter*innen am 2. November um 19.45 Uhr im Spielboden Dornbirn dazu Gelegenheit.
Poetry Slam ist eine lebendige Literaturshow mit wenigen Regeln: 6 Minuten Redezeit, eigene Texte, außer Manuskript keine Hilfsmittel. Ansonsten ist erlaubt, was gefällt. Das Publikum klatscht, johlt oder buht – und bestimmt den Star des Abends!
Autos natürlich sehr wenige, dafür Traktoren und Aebis. Alles in allem könnte man sagen, es gab keinen Verkehr, im Gegensatz zu heute.
Die Straßen gehörten den Kindern mit ihren Rollern, den Bauernbuben, die die Milch zur Sennerei brachten, den Fußgängern, die Sonntags zur Messe gingen. Meine Eltern führten einen Gasthof, der direkt an der Kreuzung lag, vis à vis der Kirche und der Schule. Das kleine Lebensmittelgeschäft war im Erdgeschoß vom Gasthof Galinakopf untergebracht. So hieß unser Gasthaus und von dessen Terrasse aus hatte ich alles im Blick, was im Dorf vor sich ging. Wer kam woher, wer ging wohin, wer kam zu spät und wer zu früh.
Neben der Straße, die zum Enderwinkel führt, lag ein Ried, dessen Schilf so hoch wuchs, dass wir Kinder nach der Maiandacht darin verstecken spielten, bis es dunkel wurde. Wir hatten keine Handys, auf denen wir erreichbar waren, wir richteten uns nach Sonnenauf- und -untergang!
Es war eine herrliche Kindheit, jeder kannte jeden und wir Kinder waren den ganzen Tag unterwegs auf der Straße oder den Wiesen und Wäldern, wir waren in (fast) jedem Haus willkommen und wir waren viele!
Früher war beileibe nicht alles besser aber etwas unkomplizierter war einiges!
UND DANN STIRBST DU
Text: Barbara Schmiedehausen
Wann es angefangen hat, dieses Sterben, kann man nicht mehr benennen, auch wenn man nächtelang darüber nachdenkt. Es muss vor Jahren gewesen sein, als sie gestürzt ist und mit der Schulter gegen den Kachelofen gekracht ist. In der Decke verhaspelt beim Aufstehen, so wurde es mir gesagt. Sie ist blöd gefallen, hat der Vater gemeint, und: Ich hab sie ins Bett gebracht. Am nächsten Morgen habe sie schreckliche Schmerzen gehabt, da habe er die Rettung geholt. Ein Trümmerbruch der Schulter, eine metallene Prothese, dort, wo eine Schulter, ein Oberarmknochen war, das war der Anfang vom Weg nach ganz unten. Aber was ist ganz unten? Sind wir da schon?
Wann beginnt der Leidensweg, so nennt man das, wenn jemand immer wieder stürzt, hinfällt, sich weh tut, behandelt wird, sich wieder hochrappelt und wieder hinfällt. Der Leidensweg geht so lange, bis er zu einem bitteren, traurigen, irgendwann sogar heimlich ersehnten Ende gelangt. Auf diesem Weg sterben nicht nur Zellen ab, brechen Knochen, fließt Blut, werden blaue, schwarze, grüne, gelbe Flecken und Narben gesammelt, wird beschönigt, gejammert, gelitten und geweint, geschrien, getobt, werden Vorwürfe gemacht, es wird das gemeinsame Leben zerbrochen. Ja, so ist das, am Ende wirkt sie zerbrochen, irgendwie, und mein Vater mit ihr, und ein Teil von mir zerbröselt mit. Alle Traurigkeit und Wut, aller Ärger, alle Vorhaltungen, gute Ratschläge, ins Gewissen reden, aufmuntern, all das nützt nichts: Sie zerfällt vor unseren Augen, auch im Kopf. Da ist nicht mehr viel übrig, da kommt auch nichts Besseres nach, so denkt man. Und dann reißt man sich zurück von diesem Abgrund, das darfst du nicht denken, das ist ganz und gar verwerflich, sich der Mutter Tod vorzustellen, auch, wenn es „kein Leben“ mehr ist, so.
Mein Bruder hat sich aus dem Staub gemacht. Eine
LÖSUNGEN
Schachecke
überaus passende Redewendung, denn er ist ganz plötzlich verstorben. Sein Herz hat aufgehört, seine Arbeit zu machen, wir haben ihn kremiert und seine Asche, seinen Staub, unter einem Baum in einem kleinen Loch ohne Stein verscharrt. Er ist dem Leidensweg entronnen, ein schnelles Ende, so wünscht man sich das. Für sich und für jene, die leiden müssen. Aber nicht für seinen Bruder, der war jung. Der wollte noch etwas vom Leben, so sagt man. Aber was genau?
Was mein Vater möchte, weiß ich schon. Er möchte dem gemeinsamen, nicht freiwillig gewählten, ihn zerstörenden Leidensweg meiner Mutter entkommen, vielleicht noch einmal anfangen, hier, in meiner Nähe, seinen Lebensabend noch ein wenig genießen. Mit jedem Jahr des Leidensweges aber stirbt auch ein Stück von ihm, geht er kaputt, kann sich nur noch mit Mühe am Leben halten. Er, der so lebensfroh war, nie genug bekommen konnte von diesem Leben, sich berauscht hat am Leben, der immer Neues erfahren wollte, der immer etwas zu tun fand, der nie aufgegeben hat: Er sieht kein Licht mehr, er hat keine Kraft mehr, er möchte nur noch, dass es aufhört. Robbt durch den Tag, so benennt er das Vegetieren.
Das Ende des Leidensweges ist ein unabsehbar langes, ein unglaublich anstrengendes Unterfangen. Das braucht so viel Kraft, die doch viel besser ins Leben als ins Sterben investiert wäre. Das Loslassen muss doch nicht so schwer sein, man möchte doch annehmen, dass in Anbetracht der Endlichkeit jeden Lebens das Festhalten an dem bisschen Sein ganz unsinnig wäre. Ist. Und dennoch: Das ist so, das war so. Das gehört dazu, dass man so verreckt, dass man sich in allem Elend noch aufrappelt jeden Tag und seinen Organismus erhält, dass man isst, wenn auch lustlos, dass man ausscheidet, was nie eine Freude war, dass man schläft und hofft, nicht mehr aufzuwachen. Wer da noch hoffen kann, muss glauben.
1.f5! Dieser Zug entscheidet bereits die Partie und nützt den Umstand aus, dass der schwarze Bauer auf e6 „gefesselt“ ist. 1...Dg4 [Auch nach 1...De8 2.fxe6 Lc8 3.e7+ Tf7 4.d5 oder 4.Le4 mit der Idee 5.Lg6 ist die schwarze Stellung völlig hoffnungslos.] 2.fxe6 [Weiß kann auch zuerst 2.Te4 spielen und anschließend mit dem Bauern auf e6 nehmen.] 2…Kh8 [Nicht besser sind 2...Le8 3.d5!? oder 2...Dxd4+ 3.Le3.] 3.Te4!? Der präziseste Zug, allerdings gewinnen auch etliche andere Züge. 3...Lxe6 4.Dxe6 Weiß steht mit der Mehrfigur klar auf Gewinn.
1.Tb1! Weiß gewinnt eine Figur durch die sogenannte „Fesselung“, ein häufiges und sehr effektives taktisches Motiv im Schach. 1...Lxd3 [Auch nach 1...a5 2.a3 verliert Schwarz einen Läufer.] 2.Sxd3 Schwarz gibt auf, da nach 2...a5 3.a3 Figurenverlust unvermeidbar ist.
1.Txf7+! [Die Partiefortsetzung ist der beste Zug, allerdings steht Weiß auch nach 1.Tg8+!? Kxg8 2.Dxe7 e5 3.Tc3! auf Gewinn.] 1...Kxf7 2.Sd6+! Dieser fantastische Zug besiegelt die schwarze Niederlage. 2...Txd6 [Nach 2...Kf8 3.Dxd8+ Lxd8 4.Sxb5 hat Weiß eine Figur und einen Bauern mehr.] 3.Dxb5 Td2 4.Lc3 Weiß hat entscheidenden Materialvorteil.
Nachhaltig handeln Ganzheitlich denken
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Wir bei Haberkorn sind überzeugt, dass eine Wirtschaft, die nur auf Gewinn- und BIP-Wachstum ausgerichtet ist, langfristig nicht erfolgreich sein kann. Nachhaltiges Handeln ist für uns eine gesellschaftliche Verpflichtung und eine wichtige Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg. Daher arbeiten wir bereits seit 2008 mit unserem Nachhaltigkeitsmodell (Abbildung oben) – dieses gibt uns Schwerpunkte im Nachhaltigkeitsmanagement vor. haberkorn.com
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Zutaten:
Zwiebelringe:
• 3 Zwiebeln
• Salz, Pfeffer
• geräuchertes Paprikapulver
• Saft einer halben Zitrone
• 2 Eier
• 1 Schuss Rahm
• 60 g Mehl
• 100 g Panko-Brösel
• ½ Liter Bratöl oder Butterschmalz
Zubereitung:
Chilisauce:
• 3 rote Chilischoten
• 200 g Rohrzucker
• 80 ml Weißwein-Essig
• 100 ml Wasser
• 2 Knoblauchzehen
• 1 TL Salz
• 2 EL Sojasauce
• 1 EL Maisstärke
• 1 TL Sesam
Für die Sauce: Chilis und Knoblauch fein schneiden, mit Zucker, Essig, Wasser und Salz in einem Topf einige Minuten köcheln lassen. Maisstärke mit einem Schuss kalten Wasser verrühren und dazugießen, wieder aufkochen und rühren, bis sie dickflüssiger wird. Sojasauce und Sesam einrühren und zur Seite stellen.
Dann in einer Schüssel Zitronensaft mit Salz, Pfeffer und Paprika verrühren. Zwiebeln kurz mit Wasser abspülen, dann lassen sie sich nachher besser schälen. Geschälte Zwiebeln in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden, Ringe vereinzeln und in der Schüssel mit Zitronensaft und Gewürzen marinieren. Eine Schüssel mit Mehl, eine mit verquirlten Eiern und Rahm, eine mit den Bröseln bereitstellen. Öl oder Butterschmalz in einem hohen Topf auf 170° erhitzen. Zwiebelringe in Mehl wenden, danach in die Eier-Rahm-Mischung tauchen und schließlich in den Bröseln wälzen. Portionsweise – immer rund 5-6 Ringe auf einmal – in Öl goldbraun backen. Das dürfte in max. 3 Minuten pro Portion erledigt sein. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit der Sauce servieren. Wenn ich mir die Arbeit und den Geruch in der ganzen Wohnung schon antue, backe ich mir immer auch gleich Champignons. Anstatt Zwiebeln werden kleine bzw. halbierte Pilze paniert und gebacken. Sooo gut!
Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com
Den Kindern zuliebe kehrte ich kürzlich in ein FastFood-Restaurant zu. Da es spießig wäre, kopfschüttelnd zuzusehen, wie die Jugend den väterlichen Ernährungstipps zum Trotz genüsslich Burger, Pommes und Cola in sich hineinstopft, bestellte ich mir wenigstens eine große Portion gebackener Zwiebelringe, um sie in süße ChiliSauce einzutunken.
Genuss war das keiner: Ich aß offenbar keine richtigen Zwiebelringe, sondern eine undefinierbare Masse, die in einheitliche Ringe gepresst wurde. Fake ist nie gut, egal ob es Fake News sind oder Fake Onions. Am Folgetag panierte ich im Probelokal deshalb echte Zwiebelringe. Und rührte mir dazu eine richtig scharfe Sauce aus Lustenauer Chilischoten an.
Eine Wohlfühl-Kombination, mit der man sich im November ein wenig zurücklehnen kann. Um etwa mitzuverfolgen, wer das Präsidentschaftsrennen in den USA macht. Oder dabei zuzusehen, wie sich der selbsternannte Volkskanzler, der von über 70 Prozent des Volkes gar nicht gewählt wurde, wundert, dass niemand mit ihm zusammenarbeiten will. Dabei hat er keine Gelegenheit ausgelassen, die politischen Mitbewerber zu verhöhnen und sie als angebliche „System-Parteien“ zu verunglimpfen.
Wir haben spätestens im Kindergarten gelernt, dass man respektvoll miteinander umgeht, auch wenn man nicht einer Meinung ist. Wer ständig die Sandburgen der anderen zerstört, sollte sich nicht wundern, wenn er irgendwann alleine im Sandkasten sitzt.
Musiktipp: „Wild God“ von Nick Cave and the Bad Seeds Kürzlich konnte ich Nick Cave und seine Band „Bad Seeds“ live erleben. Was für ein Ereignis! Das neue Album „Wild God“ klingt vergleichsweise fröhlich, ansonsten ist Nick Cave ja für melancholische Melodien und dramatische Texte bekannt. Darin kann man sich im nebeligen November besonders gut suhlen. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com
„Ich
wollte nicht mehr länger nur zuschauen“
Die Organisationsentwicklerin Andrea Spieth (56) lebt in Feldkirch und berät sowohl auf regionaler wie internationaler Ebene mittelständische und große Unternehmen, Einzelpersonen und Teams. Einen Großteil ihrer Freizeit widmet die passionierte Bergsteigerin und Skisportlerin aber einem völlig anderen Thema: Gleichsam aus dem Nichts hat sie das „Project 28“ ins Leben gerufen, ein Hilfsprojekt für Frauen in Nepal und für sie „ein absolutes Herzensprojekt“.
Interview: Brigitta Soraperra, Fotos: Alija Shah, Andrea Spieth, Ridam Gurung
marie: Wie kam es zum Project 28? Was war die Initialzündung?
Andrea Spieth: Da kam mehreres zusammen: Ich hatte seit vielen Jahren das Bedürfnis, mich sozial zu engagieren und wollte nicht mehr länger nur zuschauen. 2018, im Rahmen einer Bergtour, kam ich zum ersten Mal nach Nepal und war von Land und Leuten sofort fasziniert. Die Menschen sind liebenswürdig, sehr bescheiden, und die Landschaften sind umwerfend. Außerdem wollte ich mich unbedingt für ein Frauenthema engagieren.
Warum gerade im Bereich Menstruationsgesundheit, das ist ja doch ein sehr spezifisches Thema?
Meiner Meinung nach nicht, es wird vielmehr dazu gemacht. Immerhin menstruiert ja die Hälfte der Menschheit und der weibliche Zyklus ist die Voraussetzung dafür, dass es uns Menschen überhaupt gibt. Dass die Menstruation tabuisiert wird – auch bei uns hier – sehe ich sehr problematisch. Bei der Entscheidung für dieses Thema spielen auch meine eigenen Erfahrungen eine Rolle, als Frau, als Sportlerin, als jemand, die viel arbeitet und viel in den Bergen unterwegs ist. Während meiner Monatsblutung habe ich oft gelitten, hauptsächlich weil in diesen Tagen abseits des häuslichen Komforts alles kompliziert ist: Funktioniert es mit den Hygieneartikeln, läuft Blut aus etc.
Und wie sieht es diesbezüglich in Nepal aus?
Dort, im Himalaya, ist die Menstruation nicht nur ein Hygiene-Thema, sondern auch ein stark ökonomisches, weil die Bevölkerung in den Bergregionen wenig Geld hat. Zwar wurde der Chaupadi Brauch, eine alte Tradition in Nepal, der Frauen und Mädchen während der Menstruation aus der Küche und dem Gebetsraum verbannt, bereits 2005 verboten, aber er wird in abgelegenen Gegenden immer noch praktiziert. Das ist schockierend und macht mich ehrlich gesagt auch wütend. Allerdings ist der Umgang mit der Menstruation in Nepal in den verschiedenen Ethnien unterschiedlich.
Was ist denn die genaue Zielsetzung Ihres Projekts?
Ich möchte nicht gegen die Tradition angehen, mir ist aber wichtig, dass die Frauen in den abgelegenen Gegenden während ihrer Menstruation ein leichteres Leben haben. Häufig sind die Männer gar nicht im Dorf, sondern im Ausland beim Arbeiten. Der größte Anteil an harter körperlicher Arbeit wird deshalb von den Frauen erledigt. Und sie haben keine Sanitäranlagen, wie wir es gewohnt sind, keine Klospülung, kein fließendes Warmwasser. Tampons gibt es nicht, die meisten Frauen dort verwenden wiederverwendbare Binden, wer es sich leisten kann, kauft Einmalbinden und die Armen nutzen soge-
nannte Cloth Pads, Binden aus alten Stoffresten, bei denen häufig das Blut ausläuft. Weil das Menstruieren so schwierig ist, gehen viele Mädchen an den Tagen ihrer Blutung nicht in die Schule.
Wie sind Sie das Projekt angegangen?
Ich habe lange überlegt, womit genau ich den Frauen und Mädchen helfen könnte. Neben der Aufklärung über den eigenen Zyklus habe ich mich auf leicht handhabbare Hygieneprodukte fokussiert. Dabei bin ich auf Menstruationstassen gestoßen, die ich ihnen näherbringen will, denn sie sind in meinen Augen die ökologisch und ökonomisch interessanteste Lösung. Und eine Frau, die damit gut klarkommt, kann die Tage ihrer Menstruation ohne Angst vor Blutspuren mit Würde leben.
Jetzt ist es wohl nicht einfach, im Alleingang als Europäerin so ein Projekt umzusetzen?
Stimmt, ich hatte mir das Projekt zwar in den Kopf gesetzt, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich es angehen soll. Ich habe mich an Hilfsorganisationen gewandt, die in Nepal schon aktiv sind, aber es war zäh. Erst als ich Ralf Ledl kennenlernte, öffneten sich Möglichkeiten. Er ist seit 2015 hauptsächlich mit Bildungsprojekten in Nepal unterwegs und bot mir an, mich mit meinem „Project 28“ bei einem von ihm für dieses Frühjahr geplanten mobilen Gesundheitscamp anzuschließen. Wir sind im März losgezogen –ein Ärzteteam aus Österreich, Deutschland und Nepal, viele Helfer und Helferinnen und ich zusammen mit Alija, einer nepalesischen Health Nurse, also Pflegefachfrau, und die Partnerin vor Ort in meinem Projekt.
Wie liefen diese Gesundheitscamps ab? Und wie haben Sie die Frauen für die Workshops gefunden?
Wir waren über einen Zeitraum von zwei Wochen für jeweils zwei Tage in verschiedenen Dörfern in der Chumnubri Region tätig. Das war physisch sehr anstrengend, weil man nur zu Fuß unterwegs sein kann und neben vielen Kilometern auch viele Höhenmeter absolviert. Das ärztliche Team bestand aus acht Personen: zwei Kinderärzt:innen zwei Zahnärzt:innen, drei Allgemeinmediziner:innen und einer Gynäkologin. Das Camp wurde einen Monat vorher regional durch Plakate und über die lokalen Health Posts beworben. Für unsere P28 Workshops sind die Frauen von den Health Nurses vor Ort gezielt angesprochen und eingeladen worden.
oben:
Zufriedene Absolventinnen am Ende des
Workshops
Und sie sind auch gekommen?
Ja, und viele sogar von weit her. Alija und ich konnten insgesamt vier Workshops mit jeweils 20-25 Teilnehmerinnen durchführen. Dabei war allerdings maximale Flexibilität von uns gefordert. Wir mussten die ursprünglich auf sechs Stunden angesetzten Workshops um einiges kürzer gestalten, weil die Frauen auch ihre Babys im Arm und Kleinkinder dabeihatten, die draußen spielten. So haben wir uns auf das Wesentliche konzentriert und alles „weniger Wichtige“ weggelassen. Insgesamt haben sich dann 91 Frauen für eine Menstruationstasse entschieden, die wir ihnen am Ende des Workshops geschenkt haben.
Wow, das klingt nach einem Erfolg.
Ja, für uns war das überraschend und sehr erfreulich. Auch der weitere Verlauf des Projekts bildet Grund zur Freude. Denn seit den Workshops werden die Frauen über einen Zeitraum von fünf Monaten durch Alija und die lokalen Health Nurses begleitet und befragt, wie sie mit den Tassen zurechtkommen. Mehr als zwei Drittel geben an, die Tassen zu verwenden.
Gab es keine Vorbehalte, dass die Frauen vor Ort dachten, was will uns die Westlerin da jetzt vermitteln?
Diese Sorge hatte ich definitiv und ich wollte die Workshops deshalb so konzipieren, dass ich selber gar keine Rolle darin spiele. Ich wurde aber von Alija und anderen Nepales:innen überzeugt, dass das Thema eine größere Bedeutung bekommt, wenn ich bei den Workshops aktiv dabei bin. Die Teilnehmerinnen haben sich immer unglaublich bedankt. Sie haben es wertgeschätzt, dass jemand von weither kommt und ihnen Menstruationstassen bringt.
Andrea Spieth (rechts im Bild neben Projektpartnerin vor Ort Alija Shah), ist ursprünglich studierte Germanistin und Sportwissenschaftlerin und wechselte dann in den Human Ressources-Bereich. Acht Jahre leitetet sie die Personal- und Organisationsentwicklung bei Swarovski in Liechtenstein. Seit 2016 ist sie als Organisationsentwicklerin selbständig. 2018 besuchte sie zum ersten Mal den Himalaya und hat sich in Land und Leute „schockverliebt“.
links:
Wie geht es nun weiter mit dem Projekt?
Meine Vision ist, dass ich ein Netzwerk an Frauen in Nepal aufbaue, die die „Project 28“-Workshops selbständig durchführen können, sodass ich langfristig gesehen „nur noch“ die Finanzierung und die inhaltliche Fitness im Leiten der Workshops unterstütze. Als konkreter nächster Meilenstein werden Ralf und ich eine junge Nepalesin anstellen, die gerade einen Bachelor in Public Health abgeschlossen hat. Sie wird für das Patenprogramm von Ralfs Organisation arbeiten und für „Project 28“. Mit ihr zusammen könnte meine Vision bereits in den nächsten Jahren real werden. Das hat sich erst vor Kurzem so ergeben und macht mich gerade sehr glücklich.
INFOBOX
Das Frauenprojekt „Project 28“ verdankt seinen Namen dem durchschnittlichen Monatszyklus einer Frau, der 28 Tage beträgt. Es will dazu beitragen, das Thema Menstruation in Nepal zu enttabuisieren und verhilft Frauen in abgelegenen Gegenden zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Monatshygiene. Das ist eine Grundlage für ein würdevolles Leben als Frau.
Spendenadresse
Menschen im Dialog e.V. Verwendungszweck: Project 28
Workshop in Chumling. Durchschnittlich 20-25 Frauen nahmen an den Workshops teil.
In Alabamas Fentanylkrise
Für Cory James, der nach einer OP Fentanyl als Schmerzmittel einnahm, kam der Wendepunkt, als er zwei seiner Freunde sterben sah. „Ich will mein Leben zurück“, sagt er.
Text: Sara Assarsson, Fotos: Åsa Sjöström
Die Nachmittagssonne zeichnet lange Schatten auf den ausgestorbenen Parkplatz. Ein paar verlassene Einkaufswagen stehen hinter dem riesigen Einkaufszentrum, Tillmans Corner, gleich außerhalb der Stadt Mobile im südlichen Alabama. Cory, der vor einigen Jahren aus Florida hergezogen ist, legt seinen Arm auf den Lenker des Motorrads und spricht über die Nacht, in dem das Leben einer seiner Freunde ihm entglitt.
„Ich habe versucht, ihn am Atmen zu halten, bis der Krankenwagen kam, aber es war schon zu spät. Das alles mit eigenen Augen zu sehen, war ein brutaler Weckruf“, sagt er. „Jetzt will ich mein Leben in Ordnung bringen. Aber es ist schwer, besonders hier in Alabama, wo es beinah keine Sicherheitsnetze gibt.“
Das synthetische Opioid Fentanyl, ein starkes Schmerzmittel, hält das Land im Würgegriff. Innerhalb drei aufeinanderfolgender Jahre sind je mehr als 100.000 Menschen in den USA an einer Überdosis gestorben und eine große Mehrheit dieser Todesfälle – etwa zwei Drittel – wurden von Fentanyl verursacht. Bereits zwei Milligramm können tödlich sein.
Im vergangenen Jahr warnte die US-Drogenvollzugsbehörde DEA, dass alles von Cannabis bis hin zu illegal hergestellten, verschreibungspflichtigen Medikamenten mit synthetischen Opioiden wie Fentanyl gestreckt wird. „Es ist sehr einfach, dem zu verfallen“, sagt Cory und fügt hinzu, dass sogar normale Zigaretten die gefürchtete Droge enthalten können. Cory zieht an seiner Zigarette und spricht über Zeiten der Obdachlosigkeit, Sucht und Krankheit. Als sein Arzt ihm keine Schmerzmittel mehr verschreiben konnte, begann Cory die Selbstmedikation mit Fentanyl. „Es ist eine grausame Droge“, sagt er. „Obwohl ich vor zwei Monaten aufgehört habe, leide ich immer noch unter starken Entzugserscheinungen. Es ist pures Elend.“
In den letzten anderthalb Jahren hat Cory auf der Straße gelebt. Oft schläft er in den Büschen neben dem großen Parkplatz hinter dem Walmart, sagt er. „Egal, wie viel ich kämpfe – es fühlt sich so an, als würde ich immer wieder niedergeschlagen werden. Leute stehlen deine Sachen und du hast sel-
Ein Motel am Highway 11 zwischen Birmingham und Bessemer.
Daniel Jenkins (35) war drei Jahre obdachlos. „Wenn Cory nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt tot! Ich habe ernsthaft versucht, mein Leben in den Griff zu bekommen, aber Cory fand mich am Badezimmerboden.“
ten deine Ruhe. Ich hatte einen guten Job und habe viel Geld verdient, aber jetzt kann ich kaum meine Kinder sehen“, sagt er.
Jeden Donnerstag verteilt die Kirche Essenspakete an Obdachlose in der Gegend und schon am frühen Nachmittag stellen sich die Leute an, um als erstes an der Reihe zu sein. Allein in Mobile, einer Stadt mit 187.000 Einwohnern, sind 3000 Menschen (1,6%) obdachlos, sagt Karen Elmore von der Organisation PEIR (People Engaged in Recovery).
„Nicht alle obdachlosen Personen haben ein Drogenproblem, aber ich würde sagen, dass die meisten irgendeine Form von Suchtkrankheit haben – selbst, wenn sie es nicht zugeben wollen. Ich war genauso“, sagt Elmore, die seit acht Jahren trocken ist und nun anderen hilft, von ihrer Sucht loszukommen.
Sie verbringt viele ihrer Arbeitsstunden mit Hilfsarbeit vor Ort. Falls jemand Hilfe braucht, die Behörden zu kontaktieren, Unterstützung zu bekommen oder nur um für ein Gespräch vorbeizukommen, sind Elmore und ihre Kollegen da, um zu helfen. Sie wissen aus erster Hand wie lang und steil der Weg aus der Sucht sein kann.
Lyndsey Tillery, die auch bei PEIR arbeitet, erinnert sich daran, wie sie alle Besitzgegenstände ihrer Mutter stahl und verkaufte, um an Drogen zu kommen. „Meine Mutter ist gestorben, bevor wir uns versöhnen konnten. Das ist etwas, das ich immer mit mir herumtragen werde. Wenn ich nur einer Person helfen kann, die Fehler, die ich gemacht habe, zu vermeiden, schlafe ich nachts besser“, sagt sie.
An einer Wand im PEIR-Zentrum in der Innenstadt von Mobile hängen etwa 20 Fotos von lächelnden jungen Frauen neben ein paar älteren Männern und Frauen mittleren Alters. „Sie sind unsere Engel“, erklärt Elmore. „Beinah alle Todesfälle stehen mit Fentanyl in Verbindung. Es ist überall drin. Sogar die, die Cannabis verkaufen, wissen nicht, dass ihre Ware gestreckt ist. Und dann ist da noch Xylazin, das dir wortwörtlich das Fleisch vom Körper frisst! Das sind grauenvolle Drogen.“
Der 40jährige Cory James ist seit eineinhalb Jahren obdachlos.
„ICH HABE VERSUCHT, IHN AM ATMEN ZU
HALTEN BIS DER
KRANKENWAGEN KAM,
ABER ES WAR SCHON
ZU SPÄT. DAS ALLES
MIT EIGENEN AUGEN
ZU SEHEN, WAR EIN
BRUTALER WECKRUF.“
John Bayles (62) ist einer der tausenden Bewohner aus dem nahen Birmingham, die keinen festen Wohnsitz haben. Seit über einem Jahr schläft er in seinem Auto, nachdem er seinen Job bei einem Möbelgeschäft verloren hat. Tagsüber hilft er als Hausmeister und Handwerker in einer Kirche im Zentrum Birminghams. Die Gemeinde hilft Personen, die obdachlos oder suchtkrank sind oder eine andere Form der Ausgrenzung erfahren und die nirgendwo sonst hinkönnen.
„Ich habe seit 1998 keine Drogen genommen“, sagt Bayles und erklärt, dass die Kirche ihm geholfen hat, sich zu erholen. Jeden Tag sieht er junge Menschen, die tief in der Sucht gefangen sind. „Crack, Cannabis und Fentanyl – manchmal eine Mischung aus allen dreien! Ich habe über die Jahre so viele zerstörte Leben gesehen. Zu meiner Zeit starben manchmal Crack-Süchtige, ja, aber heute haben sie keine Chance! Fentanyl ist in allem.“
Er zeigt auf ein rotes Backsteingebäude. „Das war mal eine Feuerwehrwache. Jetzt kann es bis zu 20 Minuten dauern, bis die Notärzte hier sind, und dann ist es oft zu spät.“
Alabama und Mississippi gehören zu den ärmsten Staaten in den USA und Birmingham wird oft als eine der gefährlichsten Städte des Landes beschrieben – mit mehr Gewaltverbrechen pro Kopf als Chicago, Detroit oder Los Angeles. Bayles bestätigt diese Sicht. „Es ist viel härter auf der Straße geworden“, sagt er. „Ich sehe jetzt viel mehr Gewalt als damals, als ich aktiv süchtig war. Die Verzweiflung nach Fentanyl und anderen synthetischen Drogen macht die Süchtigen zunehmend aggressiver.“ >>
Darüber hinaus sind soziale Sicherheitsnetze laut Bryan Johnson, dem Direktor einer Unterkunft im Zentrum Birminghams, nahezu inexistent. „Wir sind die einzige Unterkunft in Alabama, die als niedrigschwellige Unterkunft gilt“, sagt er. „Die Leute, die hierherkommen, sind oft die, die vollkommen am Ende sind.“
Die Unterkunft wurde in den frühen 1980ern gegründet, als mehrere Kirchen zusammenkamen, um Obdachlosen zu helfen. Laut Bryan Johnson kümmerte sich sonst niemand um das Thema und selbst heute kommt der Großteil der sozialen Unterstützung von Freiwilligenorganisationen – oft mit Anbindungen an religiöse Gruppen.
Ein Dutzend Personen hat sich vor dem Eingang der Unterkunft versammelt. Schon mehrere Stunden, bevor die Betten für die Nacht zugeteilt werden. Ein Metalldetektor piepst und ein junger Mann wird gebeten, die Taschen seines langen Mantels zu leeren. „Wir haben ein Amnestiesystem, bei dem Personen Waffen, Drogen und andere Gegenstände abgeben können, ohne dass Fragen gestellt werden. Wir tun, was wir können, um Waffen von der Straße zu bekommen“, erklärt Johnson. Obwohl er erst seit einem Jahr dort arbeitet, hat er einen deutlichen Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden wahrgenommen. „Hier in den USA haben wir nicht nur eine wachsende Fentanylkrise, sondern wir stecken auch mitten in einer Wohnungskrise. Es gibt einfach nicht ausreichend Wohnraum. Viele derjenigen, die herkommen, haben Jobs, können es sich aus verschiedenen Gründen aber nicht mehr leisten, dort zu leben, wo sie es einmal taten, da die Lebenshaltungskosten in den letzten Jahren in die Höhe geschossen sind“, sagt er. Etwas mehr als die Hälfte der Hilfesuchenden in der Unterkunft von Firehouse Ministries haben ein Suchtproblem. „Du kannst Fentanyl hier draußen auf der Straße kaufen. Es ist so einfach und kostet fast nichts“, sagt Johnson.
„HIER IN DEN USA HABEN WIR NICHT
NUR EINE WACHSENDE FENTANYLKRISE, SONDERN WIR STECKEN AUCH MITTEN IN EINER WOHNUNGSKRISE. ES GIBT EINFACH NICHT AUSREICHEND WOHNRAUM.“
Ein Camperpark in Bessemer, Alabama. Die Stadt gilt als eine der gefährlichsten der USA wegen der vielen Gewaltverbrechen. Die Obdachlosigkeit steigt im ganzen Land. Letztes Jahr hatten über 650.000 Amerikaner keinen festen Wohnsitz, 12 Prozent mehr als 2022.
Der Asphalt um das heruntergekommene Gebäude hat Risse, durch die Gras wächst. Die Fenster sind vernagelt, und der Hof ist verlassen. „Ich habe viele Nächte hier verbracht“, sagt Bryce Hankins (69) der bei der ROSS Recovery Organization of Support Specialists arbeitet, und deutet auf das Motel, das entlang des Highway 11 zwischen Birmingham und Bessemer liegt. „Obdachlosigkeit und Sucht gehen Hand in Hand. Obwohl ich immer ein Dach über dem Kopf hatte, entschied ich mich, hierher zu kommen. Es gab immer die Angst, etwas zu verpassen.“
Er ist seit 14 Jahren trocken. „Ich war nicht einmal in Versuchung, Alkohol zu trinken, Crack zu rauchen oder Stoff zu spritzen. Ich habe so viele dumme Dinge aufgrund der Drogen getan und wenn ich zurückschaue, bereue ich, nicht früher aufgehört zu haben“, sagt er.
Der Wendepunkt kam, als seine Kinder sich von ihm distanzierten. „Da fühlte ich mich, als ob ich alles Wichtige verloren hätte. Ab 15 und bis ich 55 wurde, war ich süchtig“, sagt er.
Er zeigt uns die Orte, an denen er den Großteil seines Lebens verbracht hat: heruntergekommene Motels, verwaiste Parkplätze und Waldgebiete. „Das hier war mal eine Bingohalle und davor ein Stripclub“, sagt er und zeigt auf ein niedergebranntes Gebäude. „Sie haben vor ein paar Jahren die Leiche einer Frau in der Nähe des Flusses gefunden. Sie haben gesagt, es war eine Überdosis. Aber sie hatte Blutergüsse um ihren Hals. Es war offensichtlich, dass jemand sie erwürgt hatte, und sie haben sich nicht darum geschert, den Mord zu untersuchen.“
Ein paar Autostunden südlich steht Daniel Jenkins (35) vor einem Einkaufszentrum in Mobile, er ist seit fast drei Jahren obdachlos. Nachdem er im Militär gedient hatte, litt er an posttraumatischem Stress und begann Selbstmedikation. Schnell verfiel er einer starken Sucht nach Fentanyl und anderen Opioiden. Vor einigen Monaten wurde er selbst beinahe Teil der düsteren Statistik. „Ohne Cory wäre ich jetzt tot“, sagt er. „Ich habe ernsthaft versucht, mir das Leben zu nehmen, aber Cory hat mich auf dem Badezimmerboden gefunden.“
Übersetzt aus dem Schwedischen von Translators Without Borders Mit freundlicher Genehmigung von Faktum / INSP.ngo
Fentanyl ist eigentlich ein Schmerzmittel, das beispielsweise Krebspatienten bekommen. Das künstlich hergestellte Opioid wirkt zirka 100-mal stärker als Morphin und 50-mal stärker als Heroin. Daher wird es in der Regel erst dann eingesetzt, wenn schwächere Mittel keine Wirkung mehr zeigen.
Die amerikanische Drogenbehörde DEA stuft Fentanyl inzwischen als „die tödlichste Drogengefahr für dieses Land“ ein. Laut New York Times ist aufgrund der Fentanyl-Epidemie die Lebenserwartung im Land gesunken. Das Center for Disease Control and Prevention CDC verzeichnete im Jahr 2021 107.000 Drogentote, wovon 71.000 an synthetischen Opioiden starben – in den meisten Fällen also an Fentanyl. Auch prominente Fälle gab es schon: So wurden bei den Musikern Tom Petty, Prince und Coolio nach ihrem Tod Fentanyl-Spuren im Körper gefunden.
Fentanyl wird geschnupft, gespritzt, geraucht oder geschluckt. Es wirkt innerhalb von zehn Minuten, die Wirkung kann mehrere Stunden anhalten. Herzschlag, Atmung, Blutdruck und Verdauung werden heruntergefahren, teils setzt Euphorie ein. Auch die Muskeln sind betroffen: Fentanyl sorgt bei dauerhaftem Konsum dafür, dass Muskeln versteifen und nicht mehr richtig funktionieren. Die Folge sind ein unrunder Gang und eckige Bewegungen, daher sprechen auch manche von einer „Zombie-Droge“.
Dazu kommt: Fentanyl wird immer öfter anderen Drogen beigemischt. Mit schlimmen Folgen: Das Center for Disease Control and Prevention CDC geht davon aus, dass inzwischen ein Großteil der Todesfälle und Überdosierungen unter Usern von Kokain, Heroin oder Amphetaminen auf Fenanyl-Beimischungen zurückzuführen ist, von denen die Konsumenten nichts ahnen.
Situation in Vorarlberg
Die Substanz Fentanyl wird im Ländle schon seit einem Jahrzehnt in geringem Ausmaß konsumiert, sagt Suchtund Drogenberater Bernhard Amann. Konsument:innen berichten von Bestellungen im Darknet. Der Konsum steige dann, wenn ein Engpass bei Opiaten bestehe. Da das Konsumverhalten der Amerikaner in der Regel um ein Jahrzehnt später in Europa ankommt, sei es notwendig, sich auf eine problematische Situation einzustellen. Vor sieben Monaten ist ein Vorarlberger Paar nach einem Fentanylkonsum knapp dem Tode entronnen. In Vorarlberg wurde kürzlich das Naloxon-Projekt auf Schiene gebracht. Diese Substanz wird bei Überdosierung verabreicht und rettet somit Leben. Analoge Schulungen mit Betroffenen und Hilfepersonal fanden bereits statt. Um dieses Problem zu minimieren, sollte nach jahrzehntelanger Forderung die Originalabgabe von Heroin als fixer Bestandteil des Substitutionsprogramms endlich implementiert werden, fordert Amann.
Impressum
Grundlegende Richtung
Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion
marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at
Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer
Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Miriam Jaeneke, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Barbara Schmiedehausen, Gerhard Thoma
Zeitungsausgabestellen:
Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr
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Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.
Letzte Worte
Letzte Worte berühren. Sie lassen in die Seele des Menschen blicken, der weiß, dass seine Zeit auf Erden zu Ende geht. Egal aus welchem Grund. Vier Abschiedsbriefe lassen uns daran teilhaben, was Menschen kurz vor dem Tod am Herzen lag: Da wäre der legendäre Revolutionär Che Guevara, der bis zuletzt an seinen Idealen festhält. Da wäre der japanische Geschäftsmann Hirotsugu Kawaguchi, dessen Flugzeug abstürzt. Da wäre die Schriftstellerin Virginia Woolf, die ihr seelisches Leiden weder sich noch ihrem geliebten Mann zumuten kann. Und da wäre die oft geschmähte Königin Marie Antoinette, die angesichts des Todes ihre tiefsten Gefühle offenbart.
Textsammlung: Gerhard Thoma, Fotos: Archiv
Che Guevaras Botschaft an seine Kinder: „Werdet gute Revolutionäre und entwickelt ein Gefühl dafür, wenn etwas Ungerechtes passiert.“
Che Guevara
Geboren 1928 in Rosario (Argentinien), erschossen am 8. Oktober 1967 in Higuera (Bolivien). Arzt und Revolutionär. Aus einer wohlhabenden Oligarchen-Familie stammend. Nach Medizinstudium und Reisen durch Lateinamerika erster Kontakt mit kubanischen Revolutionären. Ein Jahr später, er war 26, wurde er Marxist. Kam 1956 mit Fidel Castros Partisanen nach Kuba. Nach dem Sieg der Revolution Präsident der Nationalbank, später Industrieminister. 1965 Bruch mit Castro, Rücktritt von allen Ämtern. Geheime Reise zu revolutionärem Kampf im Kongo. Rückkehr aus Afrika. Ende 1966 Ankunft in Bolivien. Guerilla-Kampf – von der Bevölkerung kaum unterstützt. Verraten, gefangengenommen und hingerichtet.
An seine Kinder (Oktober 1967)
Liebe Hildita, Aleidita, Camilo, Celia und Ernesto, solltet ihr einmal diesen Brief lesen müssen, dann deshalb, weil ich nicht mehr unter euch bin.
Ihr werdet euch kaum noch an mich erinnern, und die Kleinen werden sich gar nicht erinnern.
Euer Vater ist ein Mann, der so handelt, wie er denkt, und gewiss einer, der seinen Überzeugungen treu geblieben ist. Werdet gute Revolutionäre. Lernt viel, um die Technik zu beherrschen, die es erlaubt, die Natur zu beherrschen ...
Seid immer fähig, bis ins tiefste jeder Ungerechtigkeit zu empfinden, die irgendwo auf der Welt irgend jemandem angetan wird. Das ist die schönste Eigenschaft eines Revolutionärs. Auf immer, Kinderchen; ich hoffe, euch noch zu sehen. Einen dicken Kuss und eine Umarmung von Papa
Während das Flugzeug vom Himmel fiel, kritzelte Hirotsugu Kawaguchi diese Abschiedsworte in seinen Notizblock. Man fand das Papier festgekrallt in seiner Hand.
Hirotsugu Kawaguchi
Geboren 1933 in Japan, gestorben am 12. August 1985 beim Absturz eines Flugzeugs der Japan Air Lines auf dem Flug von Tokio nach Osaka. Direktor einer Handelsschifffahrtsgesellschaft. Nach einer Explosion im Rumpf des Flugzeugs konnte der Pilot die Maschine noch eine halbe Stunde in der Luft halten, bis sie am Berg Osutaka zerschellte. Mit Hirotsugu Kawaguchi starben 520 Menschen. Vier überlebten. Den auf die Zettel eines Notizblocks geschriebenen Abschiedsbrief an seinen Sohn Tsuyoshi und seine Töchter Mariko und Chiyoko fand man in den Händen des Toten.
An seine Kinder (12.8.1985)
Seid gut zueinander und arbeitet hart. Helft eurer Mutter. Ich bin sehr traurig, aber ich bin sicher, dass ich es nicht schaffen werde.
Es dauert jetzt schon fünf Minuten.
Ich werde nie wieder in ein Flugzeug steigen.
Lieber Gott, bitte hilf mir.
Wer hätte gedacht, dass unser Essen gestern Abend das letzte war. Da war Rauch, anscheinend von einer Explosion in der Maschine, und wir fingen an runterzugehen.
Tsuyoshi, ich zähle auf dich.
Mutter – wer hätte gedacht, dass so etwas geschehen würde.
Es ist schrecklich.
Lebt wohl.
Es ist jetzt schon 6 Uhr 30.
Das Flugzeug schlingert, und wir fallen schnell.
Ich bin dankbar für das wirklich glückliche Leben, das ich bis jetzt hatte.
Virginia Woolf: „Ich glaube nicht, dass zwei Menschen haben glücklicher sein können – bis die schreckliche Krankheit kam.“
Virginia Woolf
Geboren 1882 in London, Freitod am 28. März 1941 in Lewis (England). Mit 22 Jahren im Mittelpunkt der mittlerweile legendären Bloomsbury Group, einer Gemeinschaft junger Maler, Schriftsteller, Wissenschaftler, Kritiker und Journalisten, die das englische Geistesleben stark beeinflusste. Gehört zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der Literaturgeschichte. Gründete zusammen mit ihrem Mann, Leonard Woolf, die Hogarth Press. Nachdem sie schon einmal vorübergehend geisteskrank gewesen war, beschwerte sie ihre Taschen mit Steinen und ertränkte sich in einem Fluss, als sie die Krankheit von neuem nahen fühlte.
An Leonard Woolf (28.3.1941)
Liebster, ich spüre genau, dass ich wieder wahnsinnig werde. Ich glaube, dass wir eine solche schreckliche Zeit nicht noch einmal durchmachen können. Und diesmal werde ich nicht wieder gesund werden. Ich höre Stimmen, und ich kann mich nicht konzentrieren. Darum tue ich, was mir in dieser Situation das Beste scheint.
Du hast mir das größtmögliche Glück geschenkt. Du bist mir alles gewesen, was einer sein kann. Ich glaube nicht, dass zwei Menschen haben glücklicher sein können – bis die schreckliche Krankheit kam. Ich kann nicht länger dagegen ankämpfen. Ich weiß, dass ich dir dein Leben ruiniere und dass du ohne mich nicht würdest arbeiten können. Und ich weiß, du wirst es tun. Du siehst, nicht einmal das kann ich richtig hinschreiben.
Ich kann nicht lesen. Was ich sagen möchte, ist, dass ich alles Glück meines Lebens dir verdanke. Du bist unglaublich geduldig mit mir und unglaublich gut zu mir gewesen. Das möchte ich sagen – jeder weiß es. Hätte mich jemand retten können, wärest du es gewesen. Alles, außer der Gewissheit deiner Güte, hat mich verlassen. Ich kann dein Leben nicht länger ruinieren.
Ich glaube nicht, dass zwei Menschen glücklicher hätten sein können, als wir gewesen sind.
Königin Marie Antoinette: „Ich bitte um Vergebung für alles Leid, das ich unwissentlich zugefügt habe, ich verzeihe allen meinen Feinden alles Böse, das ich durch sie erlitten habe.“
Marie Antoinette
Geboren 1755 in Wien, hingerichtet am 16. Oktober 1793 in Paris. Tochter von Kaiserin Maria Theresia. Mit 15 Jahren wurde sie mit dem späteren französischen König Ludwig XVI. verheiratet. Nach Ausbruch der französischen Revolution wurde sie vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt und geköpft. Ihr Gatte hatte neun Monate zuvor, im Jänner 1793, dasselbe Schicksal erlitten. Der Brief ist unvollendet. Nach Augenzeugenberichten schlief die Königin über dem Papier ein. Der Kerkermeister, der sie zur Hinrichtung abholte, gab den Brief nicht der Adressatin, der ebenfalls inhaftierten Elisabeth, sondern dem Generalprokurator. Madame Elisabeth hat den Brief nie erhalten und wurde 1795 hingerichtet. Marie Antoinettes Sohn LouisCharles starb als Zehnjähriger ebenfalls 1795 im Gefängnis. Ihre 15-jährige Tochter Marie-Therese-Charlotte war auch inhaftiert und wurde misshandelt. Nachdem die österreichische Armee zahlreiche Franzosen gefangen nahm, kam sie als 17-Jährige bei einem Gefangenenaustausch frei.
An Madame Elisabeth, die Schwester ihres Mannes
Dir, liebe Schwester, schreibe ich zum letzten Male. Ich bin so ruhig, wie man es immer ist, wenn das Gewissen den Menschen nicht anklagt. Tief bedauere ich, meine armen Kinder allein zu lassen ... Du weißt, ich habe nur für sie und für dich gelebt, meine gute, geliebte Schwester. In welcher Lage lasse ich dich zurück – dich, die du doch, um bei uns zu bleiben, alles hingegeben hast!
Durch die Plädoyers im Prozesse habe ich erfahren, dass man meine Tochter von dir getrennt hat. Ach das arme Kind, ich wage es nicht, ihm zu schreiben, sie würde meinen Brief überdies ja gar nicht erhalten – weiß ich doch nicht einmal, ob dieser hier dich erreichen wird.
Empfange du für sie beide meinen Segen. Ich hoffe, dass sie später einmal bei dir sein und ganz deine liebevolle Sorgfalt genießen werden – mögen sie dann beide an das denken, was ich sie immer gelehrt habe: dass genaueste Pflichterfüllung das wichtigste Lebensfundament bildet, dass endlich Freundschaft und das Zutrauen, das sie füreinander hegen, sie glücklich machen wird. Möge meine Tochter als die Ältere eingedenk sein, dass sie ihrem Bruder immer mit den Ratschlägen ihrer größeren Erfahrung beizustehen hat.
Ich muss dir noch einen letzten Gedanken anvertrauen.
Ich sterbe im apostolischen katholischen Glauben, der Religion meiner Väter, in der ich erzogen wurde und zu der ich mich immer bekannt habe. Da ich keinerlei geistlichen Zuspruch zu erwarten habe, da ich nicht weiß, ob es hier noch Priester dieser Religion gibt, und da auch dieser Ort hier sie allzu großen Gefahren aussetzen würde, so bitte ich Gott von Herzen um die Vergebung all meiner Sünden, die ich begangen habe, seit ich lebe. Ich hoffe, dass er in seiner Güte meine letzten Gebete erhören wird.
Ich bitte alle meine Bekannten und sonderlich dich, liebe Schwester, um Vergebung für alles Leid, das ich unwissentlich ihnen zugefügt habe, ich verzeihe allen meinen Feinden alles Böse, das ich durch sie erlitten habe.
Lebe wohl, liebe gute Schwester! Von ganzem Herzen umarme ich dich samt den lieben Kindern. Ach, wie herzzerreißend ist es, sie für immer zu verlassen! Leb wohl, leb wohl
FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi
Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com
Auf dem Weg – 1300 km zu mir
Denis Imbert erzählt nach Sylvain Tessons Erzählung „Sur les chemins noirs“ von einem Reiseschriftsteller, der sich nach einem Unfall auf eine Wanderung quer durch Frankreich begibt: Großartige Landschaftstotalen entschädigen für die holprige Erzählweise.
→ „Treffpunkt Kino“ im Kino GUK, Feldkirch: Mo 04.11., 15.30 Uhr
Corpus Homini
Anatol Bogendorfer begleitet in seinem Dokumentarfilm in kommentarloser Beobachtung eine Hebamme, eine praktische Ärztin, eine Sexualassistentin für Menschen mit Behinderung und ein Bestatter-Ehepaar bei der Arbeit und bietet so Einblick in die menschliche Existenz, das Werden, die Hinfälligkeit, das Begehren und das Vergehen.
→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Mo 04.11. (in Anwesenheit des Regisseurs) bis Fr 08.11. (deutsche Ov)
→ Spielboden Dornbirn: Di 05.11. (in Anwesenheit des Regisseurs) + Fr 15.11. – jeweils 19.30 Uhr (deutsche Ov)
The Quiet Girl
Ein vernachlässigtes Mädchen erfährt bei Verwandten, bei denen es den Sommer verbringt, erstmals Empathie und Liebe: Dem Iren Colm Bairéad gelang mit seinem weitgehend gälisch gesprochenen Spielfilmdebüt ein herzzerreißendes Drama über Kindheit, bei dem jedes Bild, jeder Ton und jede Geste stimmt.
→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mo 11.11., 18 Uhr + Mi 20.11., 20 Uhr (gälische O.m.U.)
Mond
Kurdwin Ayub schickt in ihrem nach „Sonne“ zweiten Spielfilm eine Wiener Ex-Martial-Arts-Kämpferin nach Jordanien, wo sie drei Schwestern trainieren soll. Mit den Augen der Europäerin öffnet sich sukzessive der Blick auf eine patriarchale, die Frauen unterdrückende Gesellschaft: Wie ein Thriller angelegt, packt „Mond“ durch seine Stringenz und Geradlinigkeit, deckt Abhängigkeiten von Frauen auch in Europa auf und feiert weibliche Selbstbehauptung.
→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 20.11., 18 Uhr + Do 21.11., 19.30 Uhr (deutsch-engl. O.m.U.)
Tatami
Weil eine iranische Judoka im Fall von mehreren Siegen bei der WM schließlich eventuell gegen eine Israeli kämpfen müsste, fordert das Regime sie auf, sich vom Wettkampf zurückzuziehen. Doch die junge Frau weigert sich: Guy Nattiv und Zar Amir Ebrahimi verbinden Sport und Politik zu einem intensiven und hochspannenden Thriller.
Drei Jahre lang begleitete Ruth Beckermann für ihren kommentarlosen Dokumentarfilm eine Lehrerin und ihre migrantischstämmigen Schüler:innen der größten Wiener Volksschule im Bezirk Favoriten: Eine eindrucksvolle Hommage an eine engagierte Pädagogin ebenso wie an ihre Schützlinge, die aber auch Missstände im Bildungssystem aufdeckt.
→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mi 27.11., 20 Uhr + Mo 2.12., 18 Uhr (deutsche Ov)
Past Lives – In einem anderen Leben
Die südkoreanisch-kanadische Dramatikerin und Filmemacherin Celine Song erzählt in ihrem Debüt autobiographisch inspiriert zartbitter und sehr feinfühlig von einer Kinderfreundschaft, von Emigration und dem Leben, das man zurücklässt, um ein neues zu beginnen.
→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 27.11., 19 Uhr (engl.-korean. O.m.U.)
→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mi 11.12., 20 Uhr + Mo 16.12., 18 Uhr (engl.-korean. O.m.U.)
Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino
Die Filmtage zum Recht auf Nahrung – Hunger. Macht. Profite bringen kritische Dokumentarfilme über globale Landwirtschaft und Ernährung auf die Kinoleinwände. Sie zeigen die Ursachen von Hunger, die Verdrängung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und den fortschreitenden Raubbau an natürlichen Ressourcen auf. In anschließenden Filmgesprächen informieren Expert:innen zu lokalen Initiativen und Möglichkeiten zur Veränderung.
Filme in Vorarlberg:
Spielboden Dornbirn
19.11.2024, 19:30 Uhr
Queer Gardening von Ella von der Haide
Vom urbanen Gemeinschaftsgarten in New York City bis hin zum Waldgarten eines Landkollektivs in Tennesse: In „Queer Gardening“ besucht die Regisseurin LGBTQIA* Gärtner:innen um deren Erfahrungen mit queerer Gartengestaltung mit uns zu teilen.
Filmgespräch mit Fynn (er/ihm), (GoWest – Verein für LGBTQIA+), Liisa (Queer Farmer) und Stefan Schartlmüller (Bewegung für Ernährungssouveränität)
GUK Kino Feldkirch 20.11.2024, 20:00 Uhr
The Last Seed (Österreich-Premiere) von Andréa Gema
Metro Kino Bregenz 21.11.2024, 20:00 Uhr
Ernte Teilen von Philipp Petruch
Ernte teilen erzählt die Geschichte von Landwirt:innen dreier SoLaWi-Initiativen in Deutschland. Diese Initiativen haben das gemeinsame Ziel, einen lokalen Versorgungskreislauf zu etablieren und die Landwirtschaft durch ein neues Verständnis seitens der Konsument:innen und Produzent:innen zu transformieren.
Filmgespräch mit Lea Wimmer (SoLaWi Bodenkultur) und Stefan Schartlmüller
Altes Kino Rankweil 22.11.2024, 19:00 Uhr Alpenland von Robert Schabus
Großkonzerne greifen aus reiner Profitgier immer wieder in die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft ein. „The Last Seed“ legt den Fokus auf die Bedrohung der afrikanischen Landwirtschaft durch den Kampf um Saatgut.
Filmgespräch mit Simone König (Landschaftsplanung, Biodiversität, Biolandbau) und Stefan Schartlmüller
Der Film thematisiert sowohl die Herausforderungen beim Erhalt von Bauernhöfen als auch die Probleme des Massentourismus und des in den Alpen bereits deutlich spürbaren Klimawandels.
Filmgespräch mit Hildegard Burtscher (Bio-Bäuerin), Armin Schwendiger (Alt-Bauer, Maschinenring) und Stefan Schartlmüller
VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT
Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at
Do., 05.11.
19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz WIE DIE WELT WEITERGING
Monika Helfer, Buchpräsentation
Mi., 06.11.
19 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz FALSCHE FREUNDE UND RICHTIGE FEINDE
Fantasien über Juden – zwischen Antisemitismus und Zionsliebe, Vortrag von Hanno Loewy zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938
Mi., 06.11.
19 Uhr, Kammgarn, Hard SPIEL.BAR.KAMMGARN
Spieleabend bei freiem Eintritt
Mi., 06.11.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn YEMEN BLUES
Musik
Do., 07.11.
8.45 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz ICH IN MEINEM KÖRPER
Nur für Frauen
Do., 07.11.
17 Uhr, Kunsthaus, Bregenz KUB NIGHT
Eintritt ins KUB ab 17 Uhr frei!
Do., 07.11.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn
BARBI MARKOVIC:
MINIHORROR
Lesung | Diskussion
Veranstaltungskalender
Do., 07.11. bis 12.11.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
DIE QUEEN VON QUEKENBÜTTEL
Senior:innentheater Feldkirch präsentiert
Fr., 08.11.
20 Uhr, Spielboden, Dornbirn DUNKELGRAUE LIEDER
Eine Hommage an Ludwig Hirsch, Musik
—
Sa., 09.11.
10 Uhr, Werkraumhaus Bregenzerwald, Andelsbuch
FERTIGE DEINEN EIGENEN
GÜRTEL
Die Teilnehmer*innen stellen unter Anleitung von Johannes Fink und der Lederschnitzerin Julia Gridling selbst einen individuellen Ledergürtel her. Anmeldung: www.werkraum.at/workshopsvortraege.
—
Sa., 09.11.
14:30 Uhr, inatura, Dornbirn
KULTURVERMITTLUNG FÜR
MENSCHEN MIT DEMENZ
Die inatura lädt Menschen mit Demenz und deren Angehörige zum Besuch der Ausstellungen und anschließender kreativer Arbeit ein.
—
Sa., 09.11.
19 Uhr, Kammgarn, Hard «OPENSPACE»
Offene Bühne für zeitgenössischen Tanz macht Station in der Kammgarn und präsentiert vier bis fünf Kurzstücke.
—
Di., 12.11.
14 und 16 Uhr, Remise, Bludenz
TRI-TRA-TRALLERLA Kleinkinderkonzertreihe Pfiffikus. Ein Mondfest, für Kinder von 0-3 Jahren. —
Di., 12.11.
19 Uhr, inatura, Dornbirn
WENN ALLES ZU VIEL WIRD!
Jugendliche in Lebenskrisen, Vortrag
Mi., 13.11.
19 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz
ENERGIE LOUNGE III: SO GEHT SANIERUNG!
Gespräch mit Publikumsdiskussion
Do., 14.11.
17.30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz WORKSHOP: VIBRATION
Erwachsene
Do., 14.11.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
EIN PAAR LEBEN SPÄTER
Robert Palfrader: Ein paar Leben später, Lesung und Gespräch. —
Do., 14.11.
20 Uhr, Spielboden, Dornbirn GHÖST – EINE HALLOWEENSHOW
Sonja Pikart | Berni Wagner | Christoph Fritz, Kabarett —
Fr., 15.11.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
TRICKSTER FLINT: TEKTONIK Neues Album über die Bergwelt und einen mystischen Schatz. —
Fr., 15.11.
20 Uhr, Kammgarn, Hard ALS DIE WELT NOCH EINE SCHEIBE WAR
David Scheid, Kabarett
Sa., 16.11.
9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn GEMEINSAM DEUTSCH LESEN Lesekreis für Deutsch-Lernende. Diskussion | Vorlesen
Öffentliche Führung zur aktuellen Ausstellung mit Direktor Hanno Loewy.
Sa., 16.11
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard G'STRUB
Egg Big Band, Musik
Mo., 18.11.
19 Uhr, Remise, Bludenz BLUDENZ
Eine kurz gefasste Geschichtet der Stadt, Buchpräsentation mit Univ.-Doz. Dr. Manfred Tschaikner
Di., 19.11.
18 Uhr, inatura, Dornbirn IMMUNSYSTEM STÄRKEN MIT HEIMISCHEN WILDPFLANZEN Kurs/Workshop
Di., 19.11.
19 Uhr, inatura, Dornbirn RUND UM DIE KATZE
Artgerechte Haltung und Krankheiten erkennen, Vortrag
Di., 19.11.
19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz UNTER DEM NUSSBAUM
Buchpräsentation | Xaver Bayer & Michael Donhauser
Do., 21.11.
18 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz HÖRGENUSS MIT MAGNUS LÄSSER UND ELVIRA FLORA
Minikonzert und Führung durch die Ausstellung „tuten & blasen – Blasmusik in Vorarlberg“
Do., 21.11.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn LESUNG MIT MARTIN POLLACK Lesung | Diskussion. Martin Pollack hat seine langjährige Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte in literarischen Reportagen verarbeitet.
Do., 21.11.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch ÖKOLOGISCHE UNREGIERBARKEIT
Ingolfur Blühdorn. Zur Krise des öko-emanzipatorischen Projekts, Vortrag und Gespräch
Fr., 22.11.
19 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz EINSTIMMUNG AUF DIE ADVENTZEIT Cometogether
Fr., 22.11. bis So., 24.11.
Theater am Saumarkt, Feldkirch FELDKIRCHER LYRIKPREIS FESTIVAL 2024
Fr., 22.11.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn VORARLBERGER WOHNGESCHICHTE(N) TEIL 4
Neue Spielräume: Wohnen und Klimawandel.
Fr., 22.11.
20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn NIGHTS OF TRIBUTE
ABBA – Dancing Queens & Band, Nights Of Tribute pres. Dancing Queens & Band, ABBA Tribute Show Live.
—
Sa., 23.11.
9 Uhr, Werkraumhaus, Andelsbuch
OSSA SEPIA
Schmuck gießen mit Christina Fetz-Eberle und Andreas Fetz, Glanzstück Hittisau. Handwerk. —