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HOCH HINAUS

Ein Begegnungsort, der wahrlich Perspektiven schenkt. Ob Anfänger, Ausprobiererinnen oder Fortgeschrittene: Der neue Kletterturm des Vorarlberger Kinderdorfs am Sportplatz an der Ach in Wolfurt ist für alle da. Wir haben das kostenfreie Outdoor-Angebot für unsere Begegnungsort-Serie vorab schon mal inspiziert. Seite 13

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Tage der offenen Tür »Energie aus Vorarlberg«

FESTZELT, LIVE-MUSIK & KINDERPROGRAMM

Mit der Errichtung der ersten großen Pumpspeicherkraftwerke begann vor 100 Jahren die internationale Erfolgsgeschichte der Wasserkraft aus dem Montafon. Dieses Jubiläum wollen wir mit Ihnen gemeinsam feiern. Besuchen Sie uns bei den Tagen der offenen Tür und freuen Sie sich auf exklusive Einblicke in die Energiewelten unserer Pioniere und einen spannenden Ausblick auf unsere Energiezukunft!

Bregenz: Sa, 25. Mai 2024

Vandans: Sa, 8. Juni 2024 10 bis 17 Uhr 10 bis 17 Uhr

• Hochspannungsvorführungen

• Besichtigung der Netzschaltzentrale

• Alles über Nahwärme, PV und E-Mobilität

• Exklusive Führung im Rodundwerk I und illwerke vkw control center

• Besichtigung des unterirdischen Druckschachts

• Einblick in die technische Instandhaltung und Lehrlingsausbildung und vieles mehr ... im energie campus und vieles mehr ...

Detaillierte Infos unter: energieausvorarlberg.at/veranstaltungen

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Bezahlte

Inhalt

4-7 Federn lassen

Martina Unterkofler-Türtscher spricht über das Scheitern ihres gemeinschaftliches Wohnprojekts

8-10 „Das ist ja keine Großtat“

Bernhard Amann feiert am 21. Mai seinen 70. Geburtstag und ist noch immer kein bisschen leise

10 Reparaturcafés

11 Sudoku

12 Unerwünschte Anrufe

Autor Hans Platzgumer über seine zunehmende Angst vor dem Telefonieren

13 Outdoor-Klettern für alle Kostenloses Angebot des Vorarlberger Kinderdorfs

14-15 Auf der Walz

Orgel- und Harmoniumbauer Leonard Wilde (23) gibt Einblick in sein ereignisreiches Wanderleben

16-18 Musiker und Friedensaktivist

Das letzte Interview von John Gillard, der am 27. März auf der Palliativstation gestorben ist

19 Rechenrätsel, Schachecke

20-23 „Im Zweifelsfall genießen“

Logotherapeutin und Autorin Inge Patsch im marieGespräch über Sinnfindung und Lebensgestaltung

23 Impressum

24 Jede Masche zählt

Am 25. Mai wird gemeinsam gestrickt, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen

25 Rezept aus Dans Probelokal

Kardinalschnitte mit Erdbeer-Crème

26-27 Gemeinsam Barrieren überwinden

Aus Anlass des Tags der Inklusion am 5. Mai stellt die marie zwei Initiativen vor

28-30 Jeder Körper ist schön

Rebecca Sonnweber will Frauen aus dem Korsett vorherrschender Schönheitsideale befreien

31 Frauenzentrierte Pädagogik

Diplomlehrgang von Lilo Amann-Schwarz geht in die zweite Runde

32-33 Ein fußballerisches Lehrstück

Projekt an Volksschule gegen Hass und Pöbelei

34-35 Lebendige Hoffnung für Straßenkinder

Projektreise nach Tansania und Kenia

37 Filmclubtipps

38-39 Veranstaltungskalender, Rätsellösungen

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/615 386 40. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

In Japan soll es nicht ungewöhnlich sein, während der Arbeitszeit ein Nickerchen zu machen. Im Gegenteil, Powernapping gilt als Zeichen harter Arbeit, sodass sich manche als Beweis dafür, wie sehr sie sich ins Zeug legen, auch schon mal schlafend stellen. Eine Freundin aus Wien, alleinerziehend, erzählt mir, dass Engagements und Überstunden-Performances small-talk-passabler sind als ihr innerer Ruf nach Auszeiten. Eine andere Freundin aus New York schläft während gewisser Projektphasen nur drei Stunden pro Tag. Und bei uns? Hierzulande sind die Jobbedingungen vielleicht nicht ganz so drastisch – und doch: Über seine Grenzen zu gehen ist weit salonfähiger als das Zugeständnis, sich wegen überhöhtem Lebenstempo in Therapie zu begeben. Dabei ist es aus meiner Sicht gar nicht nur der Job, der Kräfteraub und Verausgabung bedingt. Von allen Seiten schreit es uns an. Die Gemengelage aus Lappalien und echten Krisenherden bringt uns und den Planeten in einen Zustand allgemeiner Überhitzung: Das überfällige Geburtstagsgeschenk (für einen, der alles hat), die ungenutzte Sprach-Lern-App, der Schicksalsschlag im Freundeskreis, die schweißtreibende Rückruf-Liste, das kaputte Schul-Tablet des Pubertiers, die Ausstellung, die nur noch diese Woche läuft, das schwache WLAN, die deprimierende Doku über den Gaza-Streifen, die brachliegende Fitness, die vereinsamte Nachbarin, der leere Kühlschrank (und übervolle Supermarkt), das ZIB-Interview mit dem (Innen-, Außen-, man setze gemäß eigenem Unbehagen ein) Minister, die vertrocknete Primel vor der Haustür, die Mail mit der mahnenden Stimme, da sollten wir, vor allem du, endlich was dagegen tun. Und obendrauf: die gleichsam wichtige wie zehrende Auseinandersetzung mit Geschlechter- und Rollenbildern. Da sitze ich bei meiner Freundin im Garten und komme ins Gespräch mit deren Ehemann. Irgendwann erwähne ich – und ertappe mich bei einem leisen Vorwurf in der Stimme, als könnte er persönlich was dafür –, dass ich gerade „Die Erschöpfung der Frauen“ von Franziska Schutzbach lese. Er, ganz trocken – und es war kein Witz: Auf seinem Nachttisch läge dieser Tage „Der gekränkte Mann“. Die Pointe lässt erahnen, wie sehr uns das Verhandeln neuer Lebens- und Rollenmodelle beschäftigt. Viel work in progress also und angesichts alldem kein Wunder, dass unsere emotionale Kraft dahinzuschmelzen droht wie Aprilschnee.

Was also tun oder lassen, um nicht selbst zu überhitzen oder abgebrüht zu werden? Das Hier und Jetzt aufsuchen, so die unüberhörbare Zauberformel. Schön wär’s, wenn dieser leise, Zufriedenheit stiftende Gegenwartszustand halt nicht immer eingeklemmt wäre zwischen Deadlines hier und To-dos jetzt. Die Ambivalenz lässt grüßen. Und trotzdem. Raushüpfen aus dem Hamsterrad, durchatmen, marie lesen. Zumindest das, letzteres, ein bewährtes Mittel gegen digitalen Hitzestau. Viel Freude beim Innehalten wünscht Ihnen

Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

Die nächste marie erscheint am 31. Mai.

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

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Federn

lassen oder die Frage:

Über welche Leichen willst du gehen?

Nicht immer gelingen uns unsere Vorhaben. Kurz vorm Zieleinlauf abbremsen zu müssen, tut weh. Die Wege und Mühen, die man bis dahin auf sich genommen hat, sind dennoch selten umsonst. Aus Fehlern lernt man, Scheitern macht gescheiter. Die Initiatorin des gemeinschaftlichen Wohnprojekts „GeWo“ in Lustenau kennt beide Seiten: den Schmerz und das Hadern über das Unvollendete, die Freude und die Dankbarkeit für das dennoch Gelungene. Eine persönliche Bilanz.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: Frank Andres

Wie steht’s denn um euer Bauprojekt, frage ich bei Martina Unterkofler-Türtscher nach. Vor drei Jahren haben wir in der marie über ihre Idee und den Start der gemeinschaftlichen Wohn-Initiative „GeWo“ in Lustenau berichtet, zwischendurch bekam ich das eine oder andere Update von ihr. „Wir sind in einer Sackgasse gelandet“, lässt sie mich wissen, „aber wenn du einen Artikel über das Scheitern und Fehlerkultur machen willst, dann können wir uns gerne für ein Gespräch treffen.“ Natürlich will ich – auch wenn ich noch lieber vom Baufinale und Einzug berichtet hätte. Das Projekt hatte das Zeug zum Gelingen, nicht nur, weil von Beginn weg ein großzügiger Bauplatz zur Verfügung stand, auch weil sich schnell ambitionierte Menschen fanden und weil die Initiatorin weder blauäugig noch illusorisch in das Ganze hineinging. Zudem ließ sich die Gruppe professionell begleiten. Was also war schiefgelaufen?

Zwischen Halten und Lassen

Dieses Spannungsfeld zwischen „die Hoffnung nicht aufgeben“ und „hoch erhobenen Hauptes etwas bleiben lassen“ beschäftige sie gerade sehr, sagt Martina, 34 Jahre alt und von Beruf Sozialarbeiterin. Sie habe wahnsinnig lange am „GeWo“-Vorhaben festgehalten, gerade „weil so vieles gelingen durfte und sich so wunderbare Menschen gemeinsam auf den Weg gemacht haben“. Natürlich hätte es da und dort mal geknirscht, aber im Grunde sei es – gerade im Nachhinein betrachtet – lange Zeit stetig vorwärts gegangen. Geradezu euphorisch habe sie manche Phase durchlaufen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der letzte Funken Hoffnung bei ihr noch nicht erloschen ist, aber das Projekt liegt inzwischen definitiv auf Eis. „Nur weil etwas nicht so ausgegangen ist, wie man es sich gewünscht hätte, muss es ja nicht bedeuten, dass der ganze Prozess schlecht war“, trotzt die Fast-Bauherrin der eigenen Enttäuschung. Und wirkt bei unserem Treffen ein bisschen wie eine Abenteurerin, die von einer großen Reise erzählen kann. Das Land ihrer Träume hat sie dabei vielleicht nicht erreicht, dafür aber einiges an Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnen. Nicht nur über die Baubranche und Gruppenprozesse, vor allem auch über sich selbst, über das Leben und über Einflüsse, die nicht steuerbar sind.

Das liebe Geld

„Die Außenfaktoren waren einfach zu mächtig. Und wir irgendwann auch nicht mehr zum Umdenken und Umdisponieren bereit“, reflektiert Martina die Geschehnisse. Vielleicht spulen wir an dieser Stelle kurz zum Anfang zurück. Wir schreiben das Jahr 2021, Lockdowns hin oder her, Martina Unterkofler-Türtscher und Thomas Unterkofler beschließen, mit ihrer lang gehegten Idee eines gemeinschaftlichen Wohnbaus Ernst zu machen und dafür

Ich möchte mich weiterhin auf Abenteuer einlassen, aber noch viel bewusster hinschauen, wen ich dabei mit hineinziehe. Was bereits investiert wurde, kann nicht immer als Argument herhalten, weiterzumachen, sonst wird es verbissen. Durch die Gruppe habe ich gelernt, diese Verbissenheit loszulassen, das Nein zuzulassen, andere Befindlichkeiten zu akzeptieren.

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Martina – hier mit Sohn Landolin – meinte beim Fototermin: „Dem Grundstück mit seiner Flora und Fauna ist es sicher ganz recht, dass nicht gebaut wird. Das ist ein schöner Trost für mich!“

interessierte Menschen zu gewinnen. Wenige Monate später findet mit den ersten Familien ein intensiver Workshop statt, eine gemeinsame Vision wird formuliert, Arbeitsgruppen zu „Bau“, „Recht und Finanzen“ sowie „Gemeinschaft“ formieren sich, später wird ein Verein gegründet. Ein Bauplaner entwirft drei Häuser mit insgesamt acht großen und zwei kleinen Wohnungen für das insgesamt 1800 Quadratmeter große Grundstück. Die Gemeinde gibt grünes Licht und bewilligt das Vorhaben. Währenddessen vergrößert sich das Kollektiv laufend, einige Wohnungsbesitzer in spe tüfteln bereits an der individuellen Raumplanung. Sogar das Grünraumkonzept lässt erste Konturen erahnen. Dann der große Einschnitt. „Im Frühling 2022 gingen die Kosten rauf, Lieferengpässe und völlig unberechenbare Materialpreise machten eine verbindliche Kostenkalkulation so gut wie unmöglich. Plötzlich war da ein Sechser vor dem vierstelligen Quadratmeterpreis statt einem Fünfer“, erzählt Martina von den Hintergründen für eine erste veritable Krisenstimmung in der kleinen Baugemeinschaft. Der sprunghafte Zinsanstieg trägt das Seine dazu bei. „Vielleicht hätten wir an diesem Punkt noch etwas an den Schrauben drehen können, durch Abstriche in der Bauweise oder eine Änderung der Rechtsform. Aber da war schon so viel Geld geflossen – 16.000 Euro, verteilt auf mehrere Schultern – da blieb wenig Kraft und Motivation, das Ganze komplett neu aufzurollen. Zudem machte sich auch eine Frustration breit, dass diese Veränderungen letztlich nicht große Ersparnisse bringen würden“, erörtert Martina die Gründe, die für die ersten Ausstiege von Mitgliedern sorgten. Es bröckelt

Aus unseren vielen Workshops, die oft sehr intensiv waren, sind wir immer reich beschenkt hinaus gegangen, weil es so toll mit diesen Menschen war, weil wir so strukturiert gearbeitet haben – weit entfernt von einer ausgelassenen Hippie-Kommune, als die uns manche gern gesehen hätten.

Mehr und mehr habe in Folge auch bei ihr und ihrem Partner ein Gefühl der Unstimmigkeit Magengrummeln verursacht. Die große Frage war: Über welche Leichen ist man bereit zu gehen? Martina: „Mir persönlich war das Nachhaltige von Anfang an ein Herzensanliegen, doch mit dem Totschlagargument‚ an- >>

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Und so ist da auch eine Demut in mir gewachsen. Man kann mit Mut und Willensstärke nicht die Finanzmärkte beeinflussen.

sonsten können wir uns das nicht leisten‘ sticht gerade in so einer Situation der Preis immer die Ökologie. Überhaupt hat aus meiner Sicht die kapitalistische Denke im Prozess zu viel Macht erhalten. Hätten wir das Ganze genossenschaftlich organisiert und nicht im Privateigentum, wären unsere Chancen vielleicht größer gewesen.“ Der große Traum beginnt auch bei ihr zu bröckeln. Und so verordnet sich die Gruppe für das Jahr 2023 das einzige Vernünftige: eine Pause. „Dieses Jahr Stillstand hat gut getan“, so Martina, „es hat dem Trauerprozess an Wucht genommen.“ Die Kostensituation entspannt sich währenddessen allerdings keineswegs und so ist schlussendlich der Stopp des Projekts nicht mehr zu verhindern. Martina ist im Nachhinein unendlich froh, nicht dem Tipp einer Finanzexpertin aufgesessen zu sein, das Ganze über variable Verzinsung zu realisieren. „So oder so, wir wären alle reingerasselt“, zeigt sie sich erleichtert, dass es letztlich nicht zu Verträgen mit der Bank kam. Sie will auch keinesfalls missen, was sie diese drei Jahre erlebt hat. Bei allem Hader über das Unvollendete nimmt sie viel Gutes mit: „Aus unseren vielen Workshops, die oft sehr intensiv waren, sind wir immer reich beschenkt

hinaus gegangen, weil es so toll mit diesen Menschen war, weil wir so strukturiert gearbeitet haben – weit entfernt von einer ausgelassenen Hippie-Kommune, als die uns manche gern gesehen hätten. Der soziokratisch geführte Prozess hat allen Raum gelassen und ich bin dankbar, dass wir achtsam miteinander umgegangen sind und es nur wenige Konflikte gab. Sogar Freundschaften sind entstanden.“

Abenteuer vor

Und das ganz persönliche Fazit? „Ich möchte mich weiterhin auf Abenteuer einlassen, aber noch viel bewusster hinschauen, wen ich dabei mit hineinziehe. Was bereits investiert wurde, kann nicht immer als Argument herhalten, weiterzumachen, sonst wird es verbissen. Durch die Gruppe habe ich gelernt, diese Verbissenheit loszulassen, das Nein zuzulassen, andere Befindlichkeiten zu akzeptieren“, resümiert Martina. Sie sei froh, dass sie ihre ausgeprägte – und ansteckende – Begeisterungsfähigkeit nicht daran gehindert habe, an der letzten Haltestelle, kurz vor dem Point of no Return, auszusteigen. „Eigentlich bin ich ja so gestrickt, dass ich alle Wege bis zum Ende gehen will“, schmunzelt Martina. Ihre Familienmitglieder können ein Lied davon singen. In diesem Projekt musste sie Federn lassen. „Und so ist da auch eine Demut in mir gewachsen. Man kann mit Mut und Willensstärke nicht die Finanzmärkte beeinflussen.“ Wo ein Wille, da also nicht immer ein Weg? „Vielleicht einfach ein anderer, noch nicht erkannter Weg“, sagt sie, der eines klar geworden ist: „Das große Potenzial genossenschaftlicher Wohninitiativen hat es in Vorarlberg besonders schwer, Fuß zu fassen, weil hier das Eigentum einen so großen Stellenwert hat. Das Eigenheim-Thema hat für mich und Thomas jedenfalls an Glanz verloren. Natürlich wollen wir ein schönes Zuhause für uns und unsere Kinder, aber nicht um jeden Preis.“

„Nicht völlig unmöglich“

Gemeinschaftlich Bauen und Wohnen in Vorarlberg: Wir haben Andreas Müller-Dirnberger vom „Fachservice für gemeinschaftliche Wohnformen“ sowie Obmann des Vereins „Weiterwohnen – Plattform für Miteinander Leben und Wohnen“ zur momentanen Lage befragt.

marie: Wie unmöglich ist es derzeit, gemeinschaftliche Wohnprojekte zu realisieren?

Andreas Müller-Dirnberger: Ich würde nicht sagen, dass es aktuell völlig unmöglich ist, ein gemeinschaftliches Wohnprojekt umzusetzen. Aber erstens ist es ganz schwierig, am privaten Wohnungsmarkt einen Standort zu finden und zweitens die Finanzierung und die Finanzierbarkeit sicherzustellen. Nicht nur, weil Baukosten und das generelle Preisniveau aktuell so hoch sind, auch, weil es bis dato keinen regionalen Partner gibt, sprich keine regionale Bank, die Gemeinschaftskredite vergibt und Wissen dazu hat. Daran arbeiten wir aber gerade.

Woran noch? Was muss sich noch verändern? Vor allem die Situation am Grundstücksmarkt. Das größte Potenzial liegt darin, dass die Gemeinden und die Landesverwaltung erfahren, dass sie Ermöglicherinnen von solchen Projekten sein können, indem sie zentral gelegene Grundstücke, die im Besitz der Gemein-

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© Cornelia Dirnberger

de sind, idealerweise im Baurecht in Form einer Konzeptvergabe vergeben. Das heißt, das beste Projekt für die Nachbarschaft, für das Quartier, für die Gemeinde, bekommt den Zuschlag und hat dementsprechend auch Leuchtturmwirkung und positive Wirkung für die Gemeindeentwicklung.

„Das größte Potenzial liegt darin, dass die Gemeinden und die Landesverwaltung erfahren, dass sie Ermöglicherinnen von solchen Projekten sein können, indem sie zentral gelegene Grundstücke, die im Besitz der Gemeinde sind, idealerweise im Baurecht in Form einer Konzeptvergabe vergeben.“

Was tut sich derzeit projektmäßig konkret in Vorarlberg, wie viele Gruppen sind aktiv?

Zwischen fünf und zehn sind in Gründung, in der Umsetzung maximal eine Handvoll. Es gibt beispielsweise vom Verein Gemeinsam Bauen und Wohnen – ehemalig Kloster 3000 Salvatorkolleg in Hörbranz – zwei Pilotprojekte, die am Start sind. Leider ist mit GeWo eine der aktivsten Gruppen nun endgültig auf Stopp.

Gibt es grundsätzlich viele Menschen, die Interesse an gemeinschaftlichem Wohnbau hätten?

Es gibt Studien dazu, wie viele Menschen sich in gemeinschaftlichen, genossenschaftlichen Wohnformen vorstellen können zu wohnen. Die Zahl schwankt zwischen acht und fünfzehn Prozent. Nehmen wir also zirka zehn Prozent der

Bevölkerung, was ungefähr dem Anteil des gemeinnützigen Wohnbaus aktuell in Vorarlberg entspricht.

Gemeinschaftlich ist ja noch nicht gleich genossenschaftlich. Teilen Sie die Meinung mit der GeWoInitatorin, dass letzteres in Vorarlberg besonders schwer umsetzbar ist?

Ja, das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass es generell anspruchsvoll und intensiv ist, eine Genossenschaft zu gründen und weil dafür im Land einfach noch relativ wenig Wissen vorhanden ist.

Was raten Sie allen, die das Wohnen gemeinschaftlich andenken wollen?

Auf jeden Fall sich sehr gut zu vernetzen. Und sich gerne an uns zu wenden, nicht nur als Träger vom Fachservice, sondern an unseren Verein Weiterwohnen als digitale und analoge Plattform und Interessensvertretung für alle Akteure am Feld des gemeinschaftlichen Wohnens. Wir stellen die Projekte auf unserer Homepage vor, bewerben sie auf unseren Kanälen, teilen unser Wissen, helfen in der Kommunikation mit den Gemeinden.

Weitere Infos: fachservice@weiterwohnen.eu, www.weiterwohnen.eu

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Landes Vorarlberg Foto: Frederick Sams
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„Das

ist ja keine Großtat“

70 Jahre und kein bisschen leise. Die marie hat den Diplomierten Sozialarbeiter und Politiker

Bernhard Amann in Hohenems besucht und mit ihm über seinen Geburtstag, wie Sport sein Leben verändert hat und was ihn heute noch auf die Palme bringt, gesprochen.

Interview und Foto: Frank Andres

Ich setze mich heute mehr mit dem Leben als dem Tod auseinander. Wenn ich mit Familien zu tun habe, die ein Kind mit 16, 17 Jahren verloren habe, sage ich immer: Man trifft sich im nächsten Leben wieder.

marie: Sie werden am 21. Mai 70 Jahre alt. Wie wird das gefeiert?

Bernhard Amann: Überhaupt nicht. Das ist ein ganz normaler Arbeitstag. Ich verdränge diesen Tag eher. Ich hatte das ganze Leben lang berufsbezogen immer mit jungen Menschen zu tun. Das hält jung. Ich war selbst auch einmal jung und für mich waren die 70-Jährigen damals uralt. Wahrscheinlich bin ich an meinem 70. Geburtstag gar nicht im Land. 70 Jahre zu werden ist ja keine Großtat, sondern das wird man automatisch. Ich habe auch der Stadt Hohenems mitgeteilt, dass sie auf Feierlichkeiten verzichten soll. Mein Motto lautet: Ball flach halten, Hintern hoch und sich weiter für andere Menschen engagieren.

Wie fühlen Sie sich eigentlich gesundheitlich?

Sehr gut. Ich trainiere täglich zwei Stunden, gehe zügig laufen. Mache Intervalltraining.

Wann und vor allem warum haben Sie begonnen, sich sportlich zu betätigen? Das war im Jahr 1997. Es war keine Zäsur, aber ich habe festgestellt, dass ich körperlich etwas machen muss, sonst wird es schwierig. Früher war meine einzige sportliche Betätigung die Teilnahme an irgendwelchen Demonstrationen. Ich erinnere mich da zum Beispiel an eine Opernballdemo, die ich als Obmann der Jugendzentren Österreichs gemeinsam mit Alfred Gusenbauer und KreiskyJunior organisiert habe. Einmal haben mich Skinheads verfolgt. Ich bin weggerannt und habe mich in der Secession versteckt.

Was hat sich abseits von Ihrer Fitness durch den Sport noch verändert? Durch den Sport habe ich mehr geistige Freiheit gewonnen. Das Widerständige in mir ist noch mehr gewachsen. Es braucht einfach viel mehr Energie, wenn man in Opposition ist. Da kann man sich nicht einfach hinsetzen, abwarten und die Verwaltung arbeiten lassen. Der Sport hat mir geholfen, dass ich gleichzeitig körperlich fit und geistig hellwach sein kann.

Haben Sie das Gefühl, im Alter milder zu werden? Ich bin harmonischer geworden. Der Widerstand, das Angefressen-Sein ist aber noch immer da. Ich gehe aber heute anders damit um. Ich habe da auch sehr viel von Christoph Schlingensief* gelernt, der sagte: Menschen kann man nur im Kleinen verändern. Ich bin momentan der einzige Politiker, der in Hohenems regelmäßig Sprechstunden abhält. Ich finde es wichtig, dass Menschen eine positive Lebensperspektive bekommen. Im öffentlichen Bereich bin ich natürlich nach wie vor hart unterwegs, aber wenn es um ganz konkrete Probleme geht, nützt das ständige Jammern niemanden. Das sieht man ja tagtäglich bei den politischen Parteien. Jeder macht Vorschläge und hält sich für den Ober-Weltmeister. An der konkreten Situation der Menschen ändert sich damit aber nichts. Auch in einem kleinen Kaff wie Hohenems kann es passieren, dass man sich als Stadtrat von den realen Problemen der Menschen entfremdet. Weil ich aber immer direkten Kontakt mit den Menschen habe, verliere ich nicht so schnell die Bodenhaftung und bleibe sensibel für deren Nöte. Ich will die Realität der Menschen spüren und versuche, diese auch zu ändern.

Bei aller Harmonie: Was bringt Sie heute noch auf die Palme? Das Suchthilfesystem in Österreich bleibt seit Jahrzehnten gleich, obwohl es sich in unseren Nachbarländern laufend ändert. Stichwort Drogengebrauchsräume

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Bernhard Amann ist Politiker, Sozialarbeiter, Kulturvermittler, Sucht- und Drogenberater aus Hohenems. 1975 bis 1982 erfolgte unter seiner Leitung die Gründung, der Aufbau und Betrieb des autonomen Jugendzentrums Konkret in Hohenems. 1984 bis 2008 war Amann Bundesobmann der ARGE österreichischer Jugendzentren und Initiativgruppen. In diese Zeit fiel auch die Etablierung der Offenen Jugendarbeit in Österreich.

1992 gründete er den Kunst- und Kulturverein Transmitter, dessen Obmann Amann bis heute ist. 1992 bis 1998 engagierte er sich für die Implementierung eines freien Radios (Radio Proton).

Von 1996 bis heute ist Amann Vorstandsmitglied in der IG-Kultur Vorarlberg, war als Kassier und Ländervertreter in der IG Kultur Österreich (1996-1998) aktiv und besorgte den Aufbau des IG-Büros in Vorarlberg (2000 eröffnet).

Aktuell arbeitet er als Geschäftsführer der Kontakt- und Anlaufstelle für Drogengebraucher in Dornbirn (Ex & Hopp), sowie des Kunst-, Kulturund Kommunikationszentrums ProKonTra in Hohenems.

Politische Tätigkeit: 1971/1972 war Bernhard Amann Obmann der Jungen ÖVP in Hohenems. Er unterstützte seinen Vater Otto bei dem Ziel, den amtierenden Landeshauptmann Herbert Kessler abzuwählen. Dieses politische Vorhaben scheiterte und er trat in weiterer Folge aus der ÖVP aus.

1994 gründete er die BürgerInnenliste „DIE EMSIGEN“ in Hohenems und ist darin bis heute tätig. Bis 2005 war Amann Stadtrat für Jugend in Hohenems, von 2010 bis heute Stadtrat für Soziales, Integration, Wohnungsvergaben, Gesundheit und Pflege und von 2015 bis 2020 Vizebürgermeister. >>

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Ich bin harmonischer geworden.

Der Widerstand, das Angefressen-

Sein ist aber noch immer da.

und die Abgabe von Heroin. Überall werden die Drogengesetze liberalisiert, in Deutschland, in der Schweiz, in Tschechien, in Italien. In Österreich habe ich hingegen noch immer das Gefühl, in einer Monarchie zu leben. Alles ist bürokratisiert und überverwaltet. Menschen werden dauernd bevormundet. Das widert mich völlig an. Die Politik in Österreich muss in Sachen Drogenpolitik viel schneller reagieren und damit ins Agieren kommen.

Kommen wir zu etwas Privaterem: Haben Sie Angst, alt zu werden bzw. vor dem Tod?

Ich weiß, dass irgendwann das Leben zu Ende ist. Je älter man ist, umso mehr ist man damit konfrontiert. Immer wenn ich die Todesanzeigen in der Zeitung lese, wundere ich mich, dass ich überhaupt so alt geworden bin. Ich habe mir früher gedacht, dass ich das Jahr 2000 nicht erleben werde. Es ist wichtig, dass man sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzt. Ich hatte in meinem Leben auch schon viel mit dem Tod zu tun. Vor allem auch von jungen Menschen. Man lernt aber auch humorig zu sein. Wenn ich zum Beispiel wie zuletzt eine spontane Grabrede halte, kommt mir meistens zuerst immer der Humor in den Sinn und ich bekomme dann oft positives Feedback von den Trauernden.

Was kommt in Ihrer Vorstellung nach dem Tod?

Ich setze mich heute mehr mit dem Leben als dem Tod auseinander. Wenn ich mit Familien zu tun habe, die ein Kind mit 16, 17 Jahren verloren habe, sage ich immer: Man trifft sich im nächsten Leben wieder. Es ist wichtig, die anderen Menschen zu trösten, aber nicht im katholischen, sondern im philosophischen Sinn.

*Christoph Schlingensief (1960-2010) war ein deutscher Film- und Theaterregisseur, Autor und Aktionskünstler.

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AK Programm Mai 24

Fr 03.05. 12 bis 13 Uhr Schaffarei

Mittagessen mit meinem Traumjob: Priester

Mi 08.05. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

It‘s your turn! Du bist dran!

Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache

Di 14.05. 17 bis 18.30 Uhr Schaffarei

Wirtschaft ist Care – (k)ein Spaziergang

Der etwas andere Stadt-Rundgang in Kooperation mit der Stadt Feldkirch. Treffpunkt: Palais Liechtenstein

Mi 15.05. 20 bis 22 Uhr Schaffarei

ArbeitsLebensGeschichten: Aaron Stöckl (Tätowierer)

Inspirierende Arbeitsbiografien, vom Scheitern und wieder Aufstehen, vom Dranbleiben und Ausprobieren.

Do 16.05. 12 bis 13 Uhr Schaffarei

Mittagessen mit meinem Traumjob: Softwareentwickler

Do 16.05. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

Wollmaus trifft Leseratte Stricktreffen und Lesung

Fr 17.05. 9 bis 17 Uhr Schaffarei

GutePraxis: „Vielfältige Arbeitswelt –die Chancen der Diversität”

Exkursion zu Carla Textil der Caritas und Collini GmbH

Di 28.05. 19.30 Uhr AK Saal Feldkirch

Herr oder Sklave – Dr. Niklas Keller

Wissen fürs Leben, Vortrag

aktuelle Infos unter www.staude n- kopf.at

Staudengärtnerei Elke und Thomas Kopf Kontrolliert biologischer Anbau Haltestelleweg 2 6 832 Sul z- Röthis T

Sudoku

So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events

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Geschichten INS Marie Veranstaltungskalender 05-2024_88x260.indd 1 18.04.24 13:38
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Arbeits
Lebens
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Text: Hans Platzgumer, Illustration: M. Dür

Unerwünschte Anrufe

Es gibt Leute, die telefonieren für ihr Leben gern. Ich gehöre nicht zu ihnen. Kaum eine Tätigkeit stresst mich so sehr wie ein Telefongespräch. Wenn ich mein Gegenüber nicht sehen, riechen, seine Aura nicht erfassen kann, nur die digitalisierte Stimme in mieser Tonqualität höre, kann ich es nicht einordnen. Sogleich gerate ich innerlich in Aufruhr. Mein vegetatives Nervensystem geht in den Stressmodus über. Vor Zehntausenden Jahren hätte mich mein Vagusnerv auf diese Weise vor einem Säbelzahntiger gewarnt, der sich in meiner Nähe befand. Heute wirkt meine nervliche Reaktion weniger gerechtfertigt. Dennoch: Auch über das Telefon dringt etwas Unbekanntes, Unerwartetes in meine Komfortzone ein und bringt mich in eine Situation, aus der ich mich so schnell wie möglich befreien will. Beim Telefonieren bekomme ich meist fürchterliche Schweißausbrüche. Das T-Shirt, das ich während des Gesprächs trage, muss ich im Anschluss in die Wäsche geben.

Dies alles ist lachhaft genug, am lächerlichsten aber ist, wie ich notwendige Anrufe hinausschiebe. Ich, der ich sonst sehr kommunikativ bin und gerne mit fremden Personen auf der Straße, im Zug oder in einem Geschäft zu plaudern beginne, stelle ich mich als Meister der Prokrastination* heraus, sobald von mir verlangt ist, irgendjemanden anzurufen. Ich gehe davon aus, die Person am anderen Ende der Leitung ohne Vorwarnung zu stören, sie abzulenken von Wichtigerem oder einzudringen in ihre Privatsphäre. Ich befürchte, einen Übergriff zu riskieren.

Weniger dramatisch ist es, wenn ich selbst Anrufe bekomme. Dann habe ja nicht ich die Störschuld zu tragen. Mitunter kann es sogar sein, dass ich mich freue, von jemandem zu hören. Zuweilen ertappe ich mich bei einem: „Das ist ja schön, von dir zu hören!“

Seit einigen Wochen aber bekomme ich täglich Anrufe, die wohl nicht nur mich stören, sondern niemanden erfreuen würden. Das Telefon läutet, eine österreichische Nummer wird angezeigt, +43 688 12345678 oder ähnliches. Fast immer erwischt mich der Anruf in einem ungünstigen Moment. Ich nehme ihn trotzdem an und sage: „Hallo? Platzgumer?“

Es folgt nun stets dasselbe: ein kurzes Rauschen in der Leitung, dann sagt eine mal männliche, mal weibliche Stimme, offensichtlich aus einem Callcenter, in englischer Sprache mit indischem oder spanischem Akzent zu mir: „Hello Sir. How are you today?“

Zu Beginn beantwortete ich diese Frage mit einem „Okay“. Daraufhin begann mein Gegenüber die stets selbe Geschichte: „I am calling you from Amazon as some problems occurred with your last payment, Sir.“ Anfangs meinte ich noch, erklären zu müssen, dass ich

kürzlich gar nichts bei Amazon gekauft hätte. Doch davon unbeeindruckt wurde mir irgendetwas von einem „Gift Voucher“ erzählt, den ich eingelöst hätte. „Gift Voucher?“ Ich gebe meine Naivität zu, tatsächlich überlegte ich, ob ich oder jemand meiner Familie etwas bei Amazon bestellt haben könnte.

Spätestens aber sobald ich beginne, Gegenfragen zu stellen, entwickelt sich das Gespräch in eine vollkommen andere Richtung. Um welche Bestellung es denn gehe, frage ich, und woher der Anrufer überhaupt meine Nummer habe? Daraufhin bohrt mein Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin meist nicht weiter nach, sondern legt einfach auf. Letzte Woche ließ mich ein Anrufer, bevor er die Leitung unterbrach, jedoch aus dem Nichts heraus noch wissen: „Lick my dick!“

Ich, gesitteter Mensch, der ich nun mal bin, war durchaus verwundert, verstört, verärgert. Hat er das wirklich zu mir gesagt? Ein wildfremder Mann ruft mich auf meiner privaten Nummer an, stört mich bei der Arbeit und lässt mich unvermittelt wissen, dass ich „seinen Schwanz lutschen“ soll. Ich war konsterniert.

Doch ein Mensch kann sich an alles gewöhnen. Bei den folgenden, leider regelmäßig wiederkehrenden Telefonaten hielt ich mich kürzer und bat sogleich höflich aber bestimmt, man solle mich nicht mehr anrufen, es sei Zeitverschwendung. Daraufhin wurde kommentarlos aufgelegt, zweimal wurde mein Wunsch zuvor noch mit einem „Fuck you!“ bewertet.

Wildfremde Menschen haben also meine Telefonnummer ergaunert. Sie wollen, dass ich meine Kreditkartennummer herausgebe, und binnen kürzester Zeit beschimpfen sie mich aufs Übelste. Was geht in ihnen vor? Diese Zeitgenoss*innen sind kriminell, haben keine Manieren, Scham, Würde, keinen Respekt. Sie sind an meine Daten gekommen und für meinen Geschmack deutlich zu weit in mein Privatleben eingedrungen. Was ist das für eine Welt, frage ich mich, in der es ganze Legionen von derartigen Geschäftsmodellen gibt? Solche Unternehmen haben Erfolg, sonst würde es sie nicht geben. Es scheint in einer Unzahl Leute zu geben, die auf diese Weise arbeiten. Ihr Ziel ist es, Unschuldige auszunehmen, ich gehe davon aus, dass sie alles tun würden, um an ein paar Dollar zu kommen. Es ist deprimierend, diese Tatsache jeden Tag aufs Neue erfahren zu müssen.

Da ich die jedes Mal leicht veränderten Nummern, die für solche Phishing Anrufe verwendet werden, nicht blockieren kann, lege ich in letzter Zeit einfach sofort auf, sobald ich von einem derartigen Gespräch ausgehen muss. Womöglich habe ich bereits Anrufer*innen abgewürgt, die damit nichts zu tun haben? Doch auch meine Höflichkeit hat Grenzen. Und meine Angst vor dem Telefonieren ist durch diese Erfahrungen nicht besser geworden.

* extremes Aufschieben, umgangssprachlich „Aufschieberitis“

12 | Mittendrin in V

Begegnungsorte | Folge 11

Kids Buin: Outdoor-Klettern für alle!

In unseren Breitengraden viel zu selten: konsumfreie und dennoch geschützte Sozialräume, die zu Begegnung und Bewegung einladen. Umso schöner, dass nun das Vorarlberger Kinderdorf ein kostenloses und barrierefreies Angebot geschaffen hat, das zu echten Höhenflügen einlädt und für alle da ist.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Vorarlberger Kinderdorf

Da thront er, prächtig und telefonmasthoch, beim Sportplatz an der Ach in Wolfurt: Ein Kletterturm als lebendiger, offener Ort, der das Potenzial hat, Grenzen zu überwinden und Perspektiven zu schenken. Vom Vorarlberger Kinderdorf mit Unterstützung von Licht ins Dunkel realisiert, steht das Kletterangebot Kindern und Jugendlichen, Vereinen, Schulen und Privatpersonen unabhängig von körperlichen Voraussetzungen und Klettererfahrungen kostenlos zur Verfügung. Detail am Rande: Zu seinem Namen kam der Kletterriese über einen groß angelegten Wettbewerb, der zu mehr als 550 Vorschlägen inspirierte. Der „Kids Buin“ war es, der die Kinderjury schlussendlich überzeugte.

Hinter dem Kids Buin steht nicht nur ein inklusives Konzept, sondern vor allem auch ein starkes, selbst kletterbegeistertes Dreier-Gespann, das alle Anfragen koordiniert und die Gruppen vor Ort begleitet. Teammitglied Sarah Tschofen bringt die Grundphilosophie auf den Punkt: „Jeder ist Experte seiner Lebenssituation und wir sind dafür da, die entsprechenden Bedingungen für ein gutes Klettererlebnis zu schaffen. Deshalb holen wir immer im Vorfeld die Info ab, was es von unserer Seite braucht, damit das gelingt.“ Teamkollege Fabian Mairhofer ergänzt: „Inklusion sehen wir breit gefasst: Einerseits geht es um Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung, aber auch für sozioökonomisch benachteiligte Kinder bzw. Familien, die sich solche Freizeitangebote normalerweise nicht leisten können. Wir wollen einen Raum schaffen, der Grenzen zwischen den Milieus und unterschiedlichen Lebenswelten sprengt.“ Die Nutzungsbedingungen gibt’s deshalb auch in mehreren Sprachen.

Man sollte ihn nicht unterschätzen, den Kids Buin. Der Kletterturm ist wahrlich kein Türmchen. Stolze 14 Meter misst er, bietet Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, teilweise auch überhängend. Oliver Anwander, Kletterexperte und Dritter im Kids-Buin-Bunde: „Derzeit sind 27 Routen gebaut, diese werden aber ständig erweitert – von kindgerecht bis anspruchsvoll.“ Aber eben, es gehe nicht allein um die sportliche Herausforderung: Neben der Bewegung, dem Miteinander und der Frischluftzufuhr wirkt sich das Outdoor-Klettern auch auf die Konzentrationsfähigkeit, auf die mentale Stärke und die sensomotorische Entwicklung positiv aus. Hilft, Vertrauen wie Selbstbewusstsein zu stärken und Stress zu reduzieren. Apropos. „Teenies mit großer Klappe sagen wir vorsichtshalber gleich, dass es auch okay ist, nur ein paar Meter zu klettern“, so Oliver Anwander schmunzelnd. Es ist ihm wichtig, die Kinder zu ermutigen, sie aber nicht unter Druck zu setzen. Der Kletterturm solle ein Ort sein, „sein zu dürfen, wie man ist“. Wer vorerst nur zuschauen mag, ist ebenso willkommen wie all jene, die sich ausprobieren und fordern möchten. Die magischen Momente kämen sowieso von allein, weiß das Team aus eigener Erfahrung.

Outdoor-Klettern für Kinder, Familien und Gruppen in Begleitung von geschultem Personal, Leihmaterial vorhanden

Standort: Sportplatzstraße an der Ach, Wolfurt (Infrastrukturgebäude folgt 2026, derzeit mobiles WC vor Ort, Verpflegung darf mitgebracht werden)

Ganzjährig geöffnet, kostenfrei, keine Voraussetzungen, Anmeldung erforderlich

Eröffnungsfestival: 4. Mai ab 10:00 Uhr

Kontakt: +43 676 936 07 27 perspektiventurm@voki.at

#93 | Mai 2024 | 13
Fabian Mairhofer, Sarah Tschofen und Oliver Answander vom Team Kids Buin

„WER PLÄNE MACHT WIRD AUSGELACHT“

Leonard Wilde ist auf der Walz. Dass der 23-jährige Orgel- und Harmoniumbauer aus Sachsen auf seiner Wanderschaft jetzt ausgerechnet in Hohenems Halt macht, war aber alles andere als geplant. Mit der marie sprach der gebürtige Leipziger über seine Reiselust, menschliche Begegnungen, Sehnsuchtsorte und weshalb getrocknete Pflanzen für ihn eine ganz besondere Bedeutung haben.

Text und Foto: Frank Andres

Es ist der 2. September 2022. Der 23-Jährige hat soeben seine Lehre als Orgel- und Harmoniumbauer abgeschlossen. Leonard Wilde packt seine Siebensachen und geht zu Fuß auf Wanderschaft. Eine Idee, die schon länger in seinem Kopf herumgeschwirrt ist. Er war schon früher oft unterwegs, unter anderem mit seinem Kumpel Wildcampen in Amsterdam. Doch das Reisen allein ist ihm nicht genug. Mit der Walz schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe. Er kann nicht nur seiner Reiselust nachgehen, sondern nebenbei auch arbeiten. „Die Walz ist eine Art Work and Travel mit Tradition“, betont er. Am Anfang ist Leonard mit seinem Altgesellen unterwegs. Der Weg führt die beiden zunächst ins Elsass. Dort fertigen sie Barhocker aus Wanderstöcken. Weiter führt ihn sein Weg in den Norden Frankreichs, in die Normandie. Er kommt wieder zurück nach Deutschland. Im Schwaben-Ländle hilft er mit, ein Bauernfachwerk aus dem 16. Jahrhundert zu restaurieren. Doch die Walz geht weiter. Letztes Jahr ist er in Schweden und Dänemark unterwegs.

Mit Chefin durchgebrannt Jetzt, knapp 20 Monate nach seinem Start in Leipzig, treffe ich Leonard Wilde in Hohenems. Was hat ihn ausgerechnet in die Nibelungenstadt geführt, will ich von ihm wissen. „Das ist eine lustige Geschichte“, antwortet er und beginnt zu erzählen. Ursprünglich will er einen Freund, der mit ihm gemeinsam die Ausbildung gemacht hat, im Allgäu besuchen. Aber weil Leonard selbst kein Handy besitzt und

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Die Walz ist eine Art Work and Travel mit Tradition.

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Du bildest dich ja nicht nur beruflich fort, sondern wanderst quasi durch eine Schule des Lebens.

man auf der Walz zudem traditionell ohne Mobiltelefon unterwegs ist, macht er ihn schließlich über seinen Ausbildungsbetrieb in der Nähe von Kempten ausfindig. Als er dort ankommt, wird Leonard mitgeteilt, er müsse zurück nach Buchenried. Nach einer kleinen Schnitzeljagd steht er endlich vor dem Haus seines Freundes. Doch von diesem fehlt jede Spur. Es sind nur seine Eltern da und teilen ihm mit, dass sein Freund Manu gerade unterwegs sei. Genauer gesagt sei er vor einem Jahr mit seiner Chefin durchgebrannt. Und weil er sich und seine Freundin schützen müsse, habe er auch seitdem mit seinen Eltern keinen Kontakt mehr. So schön, so gut. Aber mir erschließt sich noch immer nicht, was das gescheiterte Treffen seines Freundes mit Leonards Ankunft in Hohenems zu tun hat. Und wieder führt der Zufall Regie. Leonard, auf der Suche nach einem Job, wandert ins Nachbardorf und trifft dort auf Helge Bartsch. „Ich hätte Arbeit für dich“, sagt dieser. Und er nimmt Leonard mit nach Hohenems, in die Villa Franziska und Iwan Rosenthal, die gerade liebevoll restauriert wird. Im nächsten Frühjahr soll dort unter anderem das Literaturhaus Vorarlberg seinen Sitz haben. Seit Mitte März arbeitet Leonard nun in der Villa und hilft bei der Restaurierung der Holzinneneinrichtung, von den Fußböden bis zu den Dachbalken. Und wie lange bleibt Leonard in Vorarlberg? „Das hängt davon ab, wie schön die Arbeit ist“, antwortet er diplomatisch.

Reiselustig und romantisch

Leonard ist aber nicht nur ein reiselustiger Geselle, sondern auch ein kleiner Romantiker. Mit seiner Freundin verkehrt vor allem postalisch. „Ich schreibe ihr immer wieder Briefe. Das ist echt romantisch und schweißt uns noch enger enger zusammen“, ist er überzeugt. Zudem pflückt er Blumen für seine Freundin, plättet sie in einem Buch und schreibt dazu, wann und wo er die Pflanzen gefunden hat. Ist es trotz allem nicht schwierig, eine Fernbeziehung auf Dauer aufrecht zu erhalten?“, frage ich neugierig. „Sie hat mich in dem Wissen kennengelernt, dass ich auf Wanderschaft gehen werden. Sie meinte, dass wir es trotzdem miteinander versuchen sollten.“ Bis jetzt hält das Band der Liebe.

Mut und positives Denken

Am 3. September 2025, genau nach drei Jahren und einem Tag, endet für Leonard die Zeit auf der Walz. Die Zeit der Wanderschaft könnte aber für ihn noch länger dauern. „Ich habe schon einen Gesellen getroffen, der bereits sieben Jahre unterwegs ist. Ich sage dazu nur: Wer Pläne macht wird ausgelacht.“ Er genieße jetzt einfach die Zeit. Was in einem Jahr sei, könne er nicht sagen. Vielleicht habe er dann Bock, weiter zu reisen. Aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen würde er jedem empfehlen, auch auf die Walz zu gehen. „Man braucht nur ein bisschen Mut und eine positive Grundeinstellung“, erklärt er. Er habe vor seiner Wanderschaft gewusst, dass er in Sachen Selbstständigkeit und soziale Interaktion seine Defizite habe. Er habe auf seinen Wanderungen sehr viel Erfahrung gesammelt. „Du bildest dich ja nicht nur beruflich fort, sondern wanderst quasi durch eine Schule des Lebens.“

Leben auf der Alp

Und hast du auf deinen Reisen einen Ort gefunden, wo du leben möchtest, will ich zum Abschluss unseres Gespräches wissen. „Es gibt viele schöne Orte. Am Ende zählen aber die Menschen, die einem freundlich und respektvoll begegnen. Wenn das Menschliche nicht passt, dann nützt der schönste Ort nichts.“ Aber wenn er es sich aussuchen könnte, würde er gerne dort leben, wo es Berge gibt. „So ein paar Jahre auf einer Alp wären schon eine geile Sache.“ Schauen wir mal, wohin die Reisen Leonard am Ende hinführen.

Der Begriff Wanderjahre (auch Wanderschaft, Walz, Tippelei, Gesellenwanderung) bezeichnet die Zeit der Wanderschaft zünftiger Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit (Freisprechung). Sie war seit dem Spätmittelalter bis zur beginnenden Industrialisierung eine der Voraussetzungen für die Zulassung zur Meisterprüfung. Die Gesellen sollten vor allem neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen sowie Lebenserfahrung sammeln. Ein Handwerker, der sich auf dieser traditionellen Wanderschaft befindet, wird als Fremdgeschriebener oder Fremder bezeichnet. Für alle Gesellen auf der Walz gilt die so genannte „Bannmeile“. Diese besagt, dass sie sich ihrem Heimatort für die Dauer ihrer Wanderschaft nicht auf mehr als 50 Kilometer nähern dürfen. Ausnahmen werden nur bei Todesfällen im engsten Familienkreis zugelassen. Die Walz dauert genau drei Jahre und einen Tag. Quelle: Wikipedia

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“ „
„Sorry,

I have to leave you now…“

John Gillard, ein wunderbarer Musiker und Friedensaktivist ist am 27. März um 6 Uhr früh verstorben. Seine Krebserkrankung hat zweieinhalb Jahre lang sein Leben bestimmt, bevor er auf die Palliativstation in Hohenems kam. Dort hat er ein letztes Interview für ein Buchprojekt gemacht – er konnte es noch vor seinem Tod lesen und freigeben. Wir nehmen mit diesem gekürzten Auszug aus dem Interview von ihm Abschied – der ganze Text erscheint im Herbst in einer Publikation, in der zehn bis zwölf Interviews mit Patientinnen und Patienten auf der Palliativstation geführt werden. John war einer von ihnen.

Johns Gillards ungebrochene Schaffenskraft

Text: Daniela Egger Fotos: privat

„Salt-scapes with blue glove“ – gemacht mit seinem Mobiltelefon auf der Lauteracher Brücke

Er sitzt mit dem Telefon am Ohr im Eingangsbereich, es wirkt, als wäre er ein Besucher, der noch schnell etwas Geschäftliches erledigen muss, bevor er eines der Patientenzimmer betritt. John Gillard plant ein Konzert, wie er es die letzten Jahrzehnte immer gemacht hat. Als wir uns begrüßen, stehen auch gleich zwei weitere Menschen neben uns und bedanken sich herzlich bei ihm für ein berührendes Erlebnis, das er ermöglicht hat. Sie sprechen von einem Hauskonzert, das wohl erst ein paar Tage her ist. Ein Abschiedskonzert, höre ich sie sagen. Gemeinsam mit Frau und Tochter hat er für einen Patienten gespielt, jemand, den er hier auf der Station kennenlernte. Wunderschön sei es gewesen, versichern die beiden und strahlen ihn an, den großen, sehr schlanken Musiker, der sicher und ruhig neben mir steht. Wieder wirkt er wie jemand, der gerade auf dem Weg zum nächsten Bühnenauftritt ist und sich noch Zeit nimmt, mit seinen Fans zu plaudern. Die Freude über deren Begeisterung ist ihm anzusehen. Er ist 76 Jahre alt, dass er derzeit Patient auf der Station ist, ist ihm nicht anzusehen. Ein Abschiedskonzert. Ich traue mich nicht zu fragen, wie das Wort Abschied gemeint ist. Vier Menschen sind in der vergangenen Woche auf der Station gestorben. Ist es diese Art von Abschied, oder sein eigener, auf dem Sprung nach Hause? Er hat sich gesundheitlich gut erholt und ist voller Pläne. Wir setzen uns in ein Zimmer, das wirkt wie ein Aufenthaltsraum für das Personal – ein bisschen gemütlich, aber nicht zu sehr, ein bisschen privat, aber auch das nicht zu sehr. Er legt einen Stein auf die Tischdecke und deutet darauf. „Du wolltest ein Objekt, für ein Foto“, sagt er. Gerhard, der Fotograf, macht Bilder von dem Stein, irgendwann sind Stein und Gerhard mitsamt der Kamera verschwunden, auf der Suche nach mehr Licht. Wir sitzen allein im Zimmer, er hat Unterlagen auf den Tisch gelegt. Der Mann hat viel zu erzählen, das ist deutlich – und er hat sich vorbereitet.

Dass in der vergangenen Woche vier Menschen auf der Station gestorben sind, gehört zur Normalität auf einer Palliativ-Station. John Gillard erzählt es mir mit einem Flüstern, er flüstert oft, wenn er emotional wird in seiner Erzählung. Das Flüstern und der englische Akzent in seiner Sprache geben unserer ersten Begegnung eine überraschende Tiefe, es dauert einen Moment, bis ich mich orientieren kann und merke, dass es nicht nur seine Stimme ist. Es sind wirklich sehr persönliche Dinge, die er gleich zu Beginn erzählt. Als würden wir uns schon länger kennen, zumindest für mich fühlt es sich so an. Vor mir sitzt ein Vollblut-Musiker, der Geschichten sammelt und seine Erzählungen vertont. Ich bin ganz in seinen Bann gezogen, denn gute Geschichten ziehen mich immer in Bann.

Es dauert nicht lange und er zeigt mir auch eine Fotoserie, die er mit seinem Mobiltelefon auf der Lauteracher Brücke gemacht hat – salt-scapes with blue glove. John plant nicht nur neue Studioaufnahmen und Konzerte, er stellt auch eine Fotosammlung für eine Ausstellung zusammen. Hauchdünne

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Weißt du, Daniela, der Perfektionismus macht uns fertig. Das ist nicht gut für Menschen. Punktuell ist das wunderbar, beispielsweise in einem Orchester – da muss alles ziemlich perfekt aufeinander abgestimmt sein. Aber mir war schon früh bewusst, dass dieser Anspruch an Perfektion uns fertig macht. Ich habe mich angefreundet mit dem Nicht-Perfekten und ich habe meinen Weg gemacht. Dafür habe ich den Stein bei mir.

Das Gute und Schöne überall zu entdecken, das ist die Superkraft von John Gillard.

Kristallschichten auf Asphalt sind zu sehen, kleine Sphären, dazwischen ein blauer Handschuh, im Eis erstarrt. Es sind insgesamt 32 Bilder mit dem Übertitel „ice-scapes“. Der Ort für die Ausstellung steht noch nicht fest, das Datum auch nicht, aber ich sehe ihm an, wie sehr es ihn treibt – auch dies muss noch geschehen, diese neue Ausstellung und Videos, die er gemeinsam mit seinem Sohn plant. (…)

Gerhard bringt den Stein zurück und packt seine Kamera ein. „Und warum jetzt genau dieses Objekt?“, frage ich ihn. „Warum hat es nach all den Jahren eine Bedeutung?“

„Der Stein ... den habe ich gewählt, weil er immer bei mir ist, meistens in der Hosentasche. Ihm fehlt ein Stück, an der Ecke ist etwas abgeschlagen. Weißt du, Daniela, der Perfektionismus macht uns fertig. Das ist nicht gut für Menschen. Punktuell ist das wunderbar, beispielsweise in einem Orchester – da muss alles ziemlich perfekt aufeinander abgestimmt sein. Aber mir war schon früh bewusst, dass dieser Anspruch an Perfektion uns fertig macht. Ich habe mich angefreundet mit dem Nicht-Perfekten und ich habe meinen Weg gemacht. Dafür habe ich den Stein bei mir. “

Wenn er das sagt, dieses: „Ich habe meinen Weg gemacht“, dann bleiben seine Gedanken kurz still. Er sagt den Satz ein paar Mal, und immer steht ein mir unsichtbares Bild hinter den Worten, vielleicht auch ein Staunen. Ich will nicht danach fragen, das Bild gehört ihm allein.

Bald springt er zum nächsten Thema, das ihm am Herzen liegt, eine Konzertreihe: John Lennon Tribute. Seit vier Jahren spielen sie dieses Programm, mit dabei Robin, sein Sohn. Auch seine Frau und seine Tochter sind Musikerinnen, die >>

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John Gillard plante noch eine Ausstellung „Ice-scapes“, zu der es leider nicht mehr kam.

Tochter spielte lange in einer Punkband. So wie auch seine Schwiegertochter, die in Wien eine eigene Musikschule eröffnet hat. Sie tritt derzeit gemeinsam mit Erika Pluhar auf, zu Texten von Christine Lavant. Soweit ich das verstanden habe, gibt es nur Musikerinnen und Musiker in der Familie. Diese ist ganz offensichtlich eine Quelle für sein Glück, und dafür hat er ein großes Talent. Selbst hier, auf der Palliativstation, entdeckt er es: „Ich hatte ein langes und schönes Gespräch mit einer ehemaligen Artistin, Frau Galetti. Sie war die Frau eines berühmten Clowns. Sie erzählte mir auch von Murat Üstün, einem Musiker, den ich sehr schätze und mit dem ich schon oft gespielt habe. Beim Abschiedskonzert kürzlich war Murat auf einmal auch dabei. Was für ein großes Glück! Das alles ist nur möglich, weil ich den Krebs bekommen habe – siehst du? Sonst wäre ich nicht hierhergekommen. Es ist ein guter Ort, die ersten Gespräche mit dem Arzt und meiner Familie waren sehr wichtig für uns, die großen, alten Fenster, die schönen Gespräche über Spiritualität und so vieles mehr. Das Pflegepersonal, sie alle sind so offen und positiv. Mit ihrer Hilfe findet man wieder Kraft. Diese Menschen hier leben mit dem Tod, täglich. Oft muss es auch schlechte Tage geben für sie, aber sie sind ein wirklich gutes Team, und sie stärken sich gegenseitig. Ich habe für sie gespielt und sie haben mir ihre Zeit geschenkt. Eine von ihnen ist sogar in ihrer Freizeit gekommen für das Konzert ins Kleinwalsertal. Das muss man sich vorstellen!“

Ich bin kurz sprachlos und nicke. Das Gute und Schöne überall zu entdecken, das ist die Superkraft von John Gillard – ich denke, sie macht ihn unverwundbar, auch wenn der Körper abbaut. „Es ist die fünfte Therapie seit drei Jahren. Meine Werte sind sehr gut, ich habe 90 Prozent Erfolgschance auf Heilung, dank der professionellen Begleitung hier. Ich hatte schon Morphium und war vollkommen fertig. Ich konnte nichts mehr essen, aber sie haben mich wieder aufgebaut. Mein Sohn hat zu Weihnachten, als ich ein paar Tage nach Hause kam, dafür gesorgt, dass ich die Tabletten regelmäßig nehme, das habe ich nicht alleine geschafft. Wenn ich jetzt nach Hause gehe, möchte ich denselben Rhythmus behalten. Das tut mir gut.“

(…)

Ich frage ihn nach dem Danach, woran glaubt er? Was kommt nach dem Tod? „Wir gehen am Ende alle durch denselben Tunnel“, sagt er. Die

Frage führt in eine weitere begeisterte Erzählung über Menschen, die mir unbekannt sind, wie Viktor Schauberger, dessen Biografie er studiert hat. Oder Walter Russell, der nach einem Monat in Trance wissenschaftliche Bücher geschrieben hat. Natürlich Nikola Tesla und Rudolf Steiner, diesmal sind es mir bekannte Namen – alles Menschen, die etwas zwischen verkanntem Genie oder verrückt waren. John zitiert Walter Russell: „Liebe ist ein Nehmen und ein Geben –die Balance muss stimmen. Eigentlich sind die Menschen nicht böse, sie haben nur keine Ahnung. Wir sind alle verbunden. Wenn wir wirklich wüssten, wie es ist, würden wir niemanden töten. Ich habe dazu einen Song geschrieben: „Tread lightly as you go on your way.“

Das war klar. John bereitet alle seine Themen in Liedern auf, und eines über die Krebserkrankung wird noch folgen, sagt er. Als ich mich von ihm verabschiede, wirkt er ein klein bisschen müde, aber er wird noch ein paar Telefonate machen, sagt er. Für mich war das Gespräch mit John Gillard eine dieser besonderen Begegnungen, die mir sicher lange in Erinnerung bleiben werden.

John Gillard, geboren am 06.06.1947 in London, Hillingdon Er starb am 27. März 2024 auf der Palliativstation Hohenems.

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Lösen Sie es in 60 Sekunden

Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!

SCHACHECKE

In den vergangenen zehn Jahren fanden die Österreichischen Meisterschaften im Nachwuchsbereich fast ausschließlich in St. Veit an der Glan statt. Das Kunsthotel Fuchspalast setzte dabei bezüglich Turnierbedingungen neue Maßstäbe. Für das Jahr 2024 wurden allerdings diese Meisterschaften erstmalig an Fürstenfeld, eine Stadt mit knapp 9000 Einwohnern in der südöstlichen Steiermark, vergeben.

In den Räumlichkeiten des JUFA Hotels kämpften Ende März insgesamt 94 TeilnehmerInnen (davon 8 aus Vorarlberg) um Medaillen und Qualifikationsplätze für die nächste Welt- bzw. Europameisterschaft. Die Spielbedingungen vor Ort waren hinsichtlich Platz und Helligkeit ausgezeichnet. Lediglich ein seltsames, nerviges Klappern, welches sich alle paar Minuten bemerkbar machte, störte die tiefen Gedankengänge der Jugendlichen in ihren Schachpartien.

Der Österreichische Schachbund vergab in den vier unterschiedlichen Klassen (Kategorien U16 und U18 – jeweils Mädchen und Burschen) insgesamt zwölf Medaillen. Domi-

Magdalena Wielander (Dornbirn)

Sara Marinovic (Kjsv Wien)

ÖM MU18, Fürstenfeld 2024

Wie bringt Weiß am Zug den schwarzen König zur Strecke?

niert wurden diese Meisterschaften von Wien, welches drei Titel und die Hälfte der Medaillen gewann. Der vierte Titel ging an die Steiermark.

Die SpielerInnen aus Vorarlberg wurden wie so oft von Julia und Milan Novkovic bestens betreut und professionell auf die Partien vorbereitet. Das Highlight aus Vorarlberger Sicht war natürlich die Bronzemedaille von Magdalena Wielander aus Dornbirn. Mit dem Hohenemser Benjamin Kienböck im 5. Rang und der Bregenzerin Leefke Giselbrecht im 7. Rang gab es zwei weitere Spitzenplatzierungen für Vorarlberg.

Mitte Mai werden die Österreichischen Meisterschaften der Altersklassen U08 und U10 gespielt und Ende Mai/Anfang Juni die Altersklassen U12 und U14. Alle Bewerbe gehen in der Stadthalle Fürstenfeld über die Bühne und wir hoffen natürlich auf weitere Medaillen für das Vorarlberger Team. Und nun laden wir Sie ein, die drei nachstehenden Schachaufgaben zu lösen und wünschen Ihnen dabei viel Spaß.

Edin Haralcic (Feldkirch)

Adrian Bakalarz (Gamlitz)

ÖM U18, Fürstenfeld 2024

Auch hier gewinnt Weiß am Zug im Königsangriff. Wie?

Benjamin Kienböck (Hohenems)

Edin Haralcic (Feldkirch)

ÖM U18, Fürstenfeld 2024

Wie nützt Weiß am Zug die unsichere schwarze Königsstellung aus?

#93 | Mai 2024 | 19 Mittendrin in V
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Für Anfänger Lösung Für Fortgeschrittene Lösung Für Genies Lösung
20 ÷4 +12 ×3 -19 ÷8 +17 ×4 -12 ÷4 24 ×12 ÷8 +75% ÷7 +18 ×5 ÷15 +26 davon 60% 29 ×8 -36 ÷14 +31 +60% -47 zum Quadrat -49 ÷12
1 2 3 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h 8 7 6 5 4 3 2 1 a b c d e f g h
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„Im Zweifelsfall genießen“

Die Sinnlehre ihres großen Lehrmeisters Viktor Frankl ist für sie „eine Befreiungslehre und nicht eine Befolgungslehre“ sagt die Tiroler Logotherapeutin und Autorin Inge Patsch, 72. Demnächst ist sie gleich zweimal in Vorarlberg zu Gast, um über Sinnfindung und Lebensgestaltung zu sprechen. Neben ihrem großen Wissens- und Erfahrungsschatz sind es ihre Berührbarkeit und ihr Einfühlungsvermögen, die Gespräche mit ihr so wertvoll und ihre Bücher so alltagstauglich machen. Wir haben uns mit ihr über Lebendigkeit, Erschöpfung und einem Zuviel der guten Werte unterhalten.

Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Foto: Shutterstock

marie: Lassen Sie uns als Erstes über Lebendigkeit sprechen – und über ein eventuelles Missverständnis. Verwechseln wir heutzutage nicht allzu schnell Lebendigkeit mit Schnelligkeit und Rastlosigkeit?

Inge Patsch: Ja, und mit Aktionismus. Immer muss etwas passieren. Wir haben verlernt, die Lebendigkeit auch in der Ruhe zu sehen, also in einer gesunden Passivität. Da wird so viel von Achtsamkeit gesprochen und doch ist auch diese mittlerweile für mich in manchen Bereichen zu einem Aktionismus geworden. Wir verlieren dabei die Fähigkeit des Wartenkönnens, der Geduld, der Gelassenheit und auch den Respekt vor dem Du. Wer Lebendigkeit mit Schnelligkeit gleichsetzt, landet im Stress. Mit echter, guter Lebendigkeit hat das nichts zu tun.

Achtsamkeit hätte aber doch genau zum Ziel, uns wieder mehr mit uns selbst zu verbinden.

Was mir auffällt, ist, dass Achtsamkeit zu einem Programm geworden ist, das es zu erfüllen gilt. Dabei wird übersehen, dass es wesentlich ist, sich, seinen Körper und seinen seelischen Zustand wahrzunehmen. So wird manchmal das Wertvolle, wofür es sich zu leben lohnt, übersehen.

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ingepatsch.at, Menüpunkt Inspiration: jede Menge persönlicher Gedanken und Wegweisendes – unter anderem Vorträge von Günter Funke, die Inge Patsch seit Jahren von Audiomitschnitten am Transkribieren ist und unentgeltlich zur Verfügung stellt. TIPP!

Wer beispielsweise ein Musikinstrument erlernen will, macht die Erfahrung, dass das nicht so schnell geht. Es braucht eine lange Zeit des Übens, bis es gelingt, ein Stück so spielen zu können, dass man sich freut. Wenn wir nun Achtsamkeit so verstehen, dass ich mich bei allem, was ich tue, immer richtig wohlfühlen soll, verlieren wir das, was uns am Herzen liegt, aus den Augen. Niemand von uns hat Radfahren gelernt ohne Wagnis. Niemand landet auf dem Berggipfel ohne Anstrengung.

„Wir haben verlernt, die Lebendigkeit auch in der Ruhe zu sehen, also in einer gesunden Passivität. Da wird so viel von Achtsamkeit gesprochen und doch ist auch diese mittlerweile für mich in manchen Bereichen zu einem Aktionismus geworden. Wir verlieren dabei die Fähigkeit des Wartenkönnens, der Geduld, der Gelassenheit und auch den Respekt vor dem Du. Wer Lebendigkeit mit Schnelligkeit gleichsetzt, landet im Stress.“

Wie aber lerne ich zu unterscheiden zwischen sinnlosen Mühen und jenen Zielen, die es wert sind, sich dafür viel abzuringen? Oder anders gefragt: Wie merke ich, dass es Sinn macht, auch durch tiefe Täler zu gehen?

Man merkt es nicht so schnell. Es geht um das Aufspüren einer hartnäckigen Übellaunigkeit – ich meine nicht ein bisschen schlechte Laune hier oder da, das ist ja völlig normal. Aber dauert diese Übellaunigkeit zu lange, sprich über Monate, dann lebe ich gegen meine Bestimmung. Wer in einem Hamsterrad drin ist, braucht oft eine längere Zeit, das eigene Unbehagen wahr- bzw. ernst zu nehmen. Meistens merkt es das Umfeld früher.

Was charakterisieren denn für Sie persönlich Momente der Lebendigkeit?

Die höchste Lebendigkeit empfinde in der Begegnung mit Menschen, speziell mit meiner Tochter und meinen Enkelkindern, wenn sie mich teilhaben lassen an dem, was sie freut. Dann fühle ich mich lebendig im Mitfreuen. Viel Lebendigkeit spüre ich außerdem in der Musik und in der Natur.

An welchem Punkt laufen wir Gefahr, unsere Lebendigkeit zu verlieren?

Wenn wir Ratgebern und Rezepten, äußeren Taktgebern, zu viel Macht einräumen und sie genauestens befolgen. Je mehr Wenn-dann-Strategien, desto größer die Gefahr, dass man gegen die eigene Fähigkeit, gegen das eigene Talent lebt. Je mehr man sich dem äußeren Rahmen anpasst, umso mehr vergeht die innere Lebendigkeit. Das passiert leider schon in der Schule.

Wie gelingt es uns denn, im Alltag wieder mehr zu leben als bloß zu funktionieren?

Das ist eine super Frage, weil die Funktion sollten wir sowieso nur als Begriff für Maschinen verwenden. Auto und Computer sollen funktionieren. Menschen funktionieren nicht, weil sie lebendige Wesen sind und vor allen Dingen, weil der größte Unterschied zwischen Mensch und Maschine der ist, dass wir Menschen Schmerz empfinden. Oder Enttäuschung, wenn uns etwas nicht gelingt. Umso wichtiger ist es, sich im Alltag – ich weiß, das ist jetzt eine Plattitüde, aber es stimmt einfach – sich über all diese kleinen Dinge zu freuen, die uns täglich passieren. Sie gehen uns in der Hektik verloren, weil wir nicht mehr die Zeit haben, sie wahrzunehmen. Wahrnehmung kommt vor der Achtsamkeit, das habe ich vorhin gemeint. Ein ganz praktischer Hinweis kann sein: Jeden Tag zumindest einmal kurz innezuhalten und sich selber zu fragen: Wofür? Wofür tu ich das jetzt? Und den Mut zu haben, auszusteigen, wenn einem wieder mal das Hamsterrad vereinnahmt. Dazu braucht es nicht gleich eine Therapie.

„Es geht um das Aufspüren einer hartnäckigen Übellaunigkeit – ich meine nicht ein bisschen schlechte Laune hier oder da, das ist völlig normal. Aber dauert diese Übellaunigkeit zu lange, sprich über Monate, dann lebe ich gegen meine Bestimmung.“

Aber im Alleingang sind Gewohnheiten schwer zu durchbrechen.

Hilfreich ist sicher, einen guten Freund, eine gute Freundin zu haben, bei einem gemeinsamen Spaziergang ohne Zeit- und Leistungsdruck die Freude am Miteinander zu kultivieren. Wieder zu entdecken: Was tut >>

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mir wirklich gut? Wo komme ich zur Ruhe? Was zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht? Aber das ist enorm schwer, in einer Zeit, in der das Nützlichkeitsdenken so allgegenwärtig ist. Unter Nützlichkeitsdenken verstehe ich: Es muss sich finanziell rentieren oder was ich tu, muss meiner Gesundheit dienen. Diese Einstellung macht uns krank. „Im Zweifelsfall genießen“, hat Viktor Frankl gesagt.

Aber einen immerwährenden Flow-Zustand hat er damit wohl auch nicht gemeint?

Nein, der Flow ist kein Dauerzustand. Für mich sind das eher magic moments oder, anders gesagt, Gipfelerlebnisse. Sie sind wunderbar, nur sind Gipfel keine Wohnorte. Es gibt eben Belastungen, die nerven und diese sollten wir auch als belastend anerkennen. Sich für eine gute Sache einzusetzen und sich zu bemühen ist gut. Die Mühe soll genauso wenig Dauerzustand werden wie das Gipfelerleben.

„Für Frankl ist das ungelebte Leben immer gleichbedeutend mit einem Leben, in dem ich persönlich keinen Sinn mehr sehe. Die wichtige Frage ist: Wo kann mich die Welt noch berühren?“

Wie noch können wir dem Leben, der Lebendigkeit, im Alltag mehr Bühne geben?

Da der Alltag so was wie der automatische Radiergummi ist für das, was uns am Herzen liegt, brauchen wir sogenannte Erinnerungshilfen. Das kann ein Stein sein, auf dem etwas draufsteht, eine Karte an der Wohnungstür, die mich daran erinnert, was mir wichtig ist. Wir sollten uns eine Art Schatztruhe für uns selbst zulegen. Weil uns die Fülle an medialer Ansprache, die vielen Aufgaben, die das Leben an uns stellt, sonst vergessen lassen, was uns wichtig ist. Und noch ein Punkt: Die richtig verstandene Form der Sonn- und Feiertage wäre ja die Unterbrechung des Alltags. Die sportlichen Aktivitäten mutieren bei manchen am Wochenende aber zum selben Leistungsbeweis, wie es unter der Woche die Arbeit tut. Dabei sollte der Sonntag wirklich ein „zur Ruhe kommen“ sein.

Wenn man in der Existenzanalyse vom „ungelebten Leben“ spricht, was ist damit gemeint? Kann ein Leben überhaupt ungelebt sein?

So wie ich es verstehe, ist das ein Leben, in dem ich nur mehr Dinge erledige, ohne innerliches Bewegtsein, dass ich nur noch mache, was andere von mir fordern. Auf diese Weise kann es geschehen, dass ich in meinem Tun keinen Sinn mehr sehe. Für Frankl ist das ungelebte Leben immer gleichbedeutend mit einem Leben, in dem ich persönlich keinen Sinn mehr sehe. Wenn die Funktion der Maschine wichtiger wird als das, was ich empfinde. Die wichtige Frage ist: Wo kann mich die

Welt noch berühren? Wann freue ich mich über einen Anruf? Kann ich mich von der Natur und ihren blühenden Bäumen berühren lassen? Welcher Mensch ermutigt mich?

Sie haben jahrelang mit dem leider viel zu früh verstorbenen Existenzanalytiker Günter Funke zusammengearbeitet, ebenfalls oft und gern gesehener Referent in Vorarlberg. Was haben Sie im Speziellen von ihm mitgenommen?

Da fällt mir sofort der allererste Vortrag ein, den ich von Günter Funke gehört habe. Er spricht darin von der Tyrannei der Werte: Jeder Wert kann tyrannisieren, wenn er zu einem absoluten gemacht wird und eine Art Pyramidenspitze bildet, ohne die Vielfalt zu beachten.

Es gibt also ein Zuviel, auch bei an und für sich guten Werten?

Ja, auch bei guten. Immer dann, wenn man etwas aufbauscht, wenn es „unbedingt“ eingehalten werden muss. Ich kenne Menschen, die mir ganz hektisch davon erzählen, wie gut ihnen die tägliche Meditation tut und allein, wie sie es sagen, nimmt mir fast die Luft. Bei ihnen ist die Meditation zu einem absoluten Muss geworden, zur Pyramidenspitze, die es unbedingt zu erreichen gilt. Dabei sollten wir bedenken, dass wir nicht jeden Tag dieselben Kraftreserven zur Verfügung haben. Ein „Ich kann grad nicht mehr“ wäre oft viel gesünder und erfordert Mut. Das ist für mich gute Achtsamkeit: meinen Körper wahrzunehmen und die Begrenztheit zu akzeptieren. Dann kann ich mich auch wieder freuen, wenn ich nach einer anstrengenden Wanderung den Gipfel erreicht habe.

„Ich kenne Menschen, die mir ganz hektisch davon erzählen, wie gut ihnen die tägliche Meditation tut und allein, wie sie es sagen, nimmt mir fast die Luft. Bei ihnen ist die Meditation zu einem absoluten Muss geworden, zur Pyramidenspitze, die es unbedingt zu erreichen gilt.“

Teilen Sie den Eindruck, dass rundherum sehr viel Erschöpfung spürbar ist?

Ja, das nehme ich auch wahr. In der Erschöpfung kann ich aber eben die feinen Nuancen meines Körpers nicht mehr wahrnehmen. Eine persönliche Geschichte: Ich war im November schwimmen, weil das für mein Kreuz das Beste ist und nach drei Längen Kraulen merkte ich, dass mein Atem nicht für mein Tempo reicht. Ich war komplett irritiert und habe abgebrochen. Mein Hausarzt hat mich sofort zum Internisten überwiesen, was dazu geführt hat, dass ich seit sechs Wochen mit vier Stents lebe. Hätte ich der Forderung, in Bewegung zu

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bleiben, mich zu überwinden, nachgegeben, wäre dies wohl nicht so gut ausgegangen.

Hans-Peter Dürr, der Quantenphysiker, hat von der „Ermüdung der Moderne“ gesprochen. Das ist mittlerweile die Erschöpfung der Postmoderne und für viele Menschen so normal, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, dass sie selbst zu viel von sich verlangen. Ich denke, wir haben das Maß für das, was uns wirklich gut tut, verloren.

Wir sind am Ende des Gesprächs angelangt. Geben Sie uns doch noch etwas Erbauliches mit – im Sinne der Lebendigkeit. Da fällt mir ein humorvoller Satz von Günter Funke ein: „Lieber vom Weg abkommen, als auf der Strecke bleiben.“

Vielen lieben Dank für das Gespräch.

Inge Patsch, geb. 1952, leitete 20 Jahre lang das Tiroler Institut für Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl (TILO) in Axams, das sie gemeinsam mit Günter Funke gegründet hatte. Sie ist Logotherapeutin und hält Vorträge und Seminare im In- und Ausland.

Mit ihrer Tochter Tina Patsch gründete sie 2023 den Verein „LOGOVISION – Pflege der Sinnlehre von Viktor E. Frankl“, siehe auch logovision-sinnlehre.at.

Bücher: „Kraft aus der Tiefe“, „Mich in meinem Leben finden“, „Logik des Herzens“, „Mehr als glücklich“, „Vertrau auf dein Gefühl und lebe mutig“, „Die Humorstrategie“

Inge Patsch zu Gast in Vorarlberg

• Gesellschaftspolitischer Stammtisch der Katholischen Kirche Vorarlberg: Der genaue Termin stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest, findet aber im Rahmen der „Woche für das Leben“ vom 26. Mai bis 2. Juni statt. Motto der Woche: „Dem Leben eine Bühne geben“. Infos: kath-kirche-vorarlberg.at, juergen.mathis@kath-kirche-vorarlberg.at

• AK Vorarlberg, Feldkirch, 27. Juni, 19:30 Uhr: Inge Patsch referiert im Rahmen der Vortragsreihe „Wissen fürs Leben“ zum Titel „Ich zuversichte“. Der Eintritt ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten: veranstaltungen.ak-vorarlberg.at

Impressum

Grundlegende Richtung

Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion

marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at

Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer

Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Miriam Jaeneke, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Hans Platzgumer, Brigitta Soraperra

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#93 | Mai 2024 | 23

Jede Masche zählt!

Ein engmaschiges Netz gegen Gewalt an Frauen

Das Projekt „StoP – Stadt ohne Partnergewalt“ gibt es seit mittlerweile drei Jahren auch in Vorarlberg und es wird kontinuierlich auf immer mehr Städte ausgeweitet. Das vom Institut für Sozialdienste getragene Präventionskonzept zielt darauf ab, die Bevölkerung für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. Es hilft, Gewalt in den Nachbarschaften früh zu erkennen und zu unterbrechen. Dazu zeigt es Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten auf, fördert die Zivilcourage und vermittelt Betroffenen, dass sie nicht alleingelassen sind.

Um die Breite des gesellschaftlichen Problems „Gewalt an Frauen“ sichtbar zu machen, wird am 25. Mai in Feldkirch gestrickt. Zahlreiche Mitglieder von Feldkircher Vereinen, Kulturgruppen und Privatpersonen beteiligen sich an dem symbolischen Netz gegen Gewalt. Alle, die vorbeikommen, sind eingeladen, mitzumachen. Genau wie häusliche Gewalt ist Stricken eine Tätigkeit, die üblicherweise im privaten Raum erfolgt. „Eine Gruppe strickender Menschen im öffentlichen Raum überrascht“, sagt SToP-Projektleiterin Nikola Furtenbach, „und sie überrascht umso mehr, wenn nicht nur ein paar Frauen stricken, sondern auch Männer.“ Jede Person, die sich am Netz beteiligt, trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Problematik von Gewalt an Frauen zu schärfen, betroffenen Frauen Unterstützung und Hoffnung zu geben, Gewaltausübenden zu zeigen, dass ihr Verhalten nicht toleriert wird und ein Zeichen für eine gewaltfreie Zukunft zu setzen.

„Ein Netz gegen Gewalt an Frauen. Jede Masche zählt!“

Wann: 25. Mai 2024, 10-13 Uhr (bei Regen 22. Juni 2024, von 10- 13 Uhr)

Wo: Am Leonhardsplatz in Feldkirch, Infos unter www.stop-partnergewalt.at/feldkirch/

Impulsnachmittag anlässlich 45 Jahre EFZ

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Uni Wien, Rechtswissenschaftler und führender Fachexperte zum Thema Familienpolitik referiert zum Thema „Die Familie“ gibt es nicht, Familien schon, danach gemütlicher Ausklang mit Snacks und Drinks.

St. Arbogast, Fr, 7. Juni, 14.00 - 17.00 Uhr

Der Impulsnachmittag findet im Rahmen des 45-Jahre-Jubiläums der Stiftung Ehe- und Familienzentrum der Diözese Feldkirch statt.

Anmeldung erbeten unter info@efz.at bis 15. Mai.

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Fröhliches Schaumschlagen

Kardinalschnitte mit Erdbeer-Crème

Zutaten (Eier Größe L):

Weißer Teig:

• 6 Eiweiß

• 180 g Staubzucker

• eine Prise Salz

Gelber Teig:

• 2 Eier

• 3 Eigelb

• 50 g Staubzucker

• geriebene Schale einer

Zubereitung:

kleinen Bio-Zitrone

• 70 g Mehl

Crème:

• 300 g Erdbeeren

• 80 g Staubzucker

• 1 TL Vanillezucker

• 3 Bl. Gelatine

• 250 ml Rahm

• 2 EL Orangenlikör

Ein Blech mit Backpapier vorbereiten. Für den weißen Teig Eiweiß steif schlagen, die Prise Salz und schrittweise den Staubzucker einrieseln lassen. Masse in einen Spritzbeutel füllen und auf das Blech zweimal drei Streifen spritzen – dabei zwischen den Streifen etwas Platz lassen. Denn in diese Zwischenräume kommt gleich der gelbe Teig: Dazu in einer zweiten Schüssel Eier, Eigelb und Zucker schaumig schlagen, Zitronenschale einrühren, Mehl darüber sieben und unterziehen. In den Spritzbeutel füllen und auf beiden Blechen die Zwischenräume aufspritzen. Mit etwas Staubzucker bestreuen, bei 150° Umluft für knapp eine halbe Stunde backen und auskühlen lassen. Erdbeeren waschen und entstielen, mit Staubund Vanillezucker mit dem Stabmixer pürieren. Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Rahm steif schlagen, Gelatine ausdrücken und in erwärmtem Orangenlikör auflösen, mit dem Erdbeerpüree vorsichtig unter den Rahm ziehen und eine Stunde kaltstellen. Einen der Teigböden mit der Erdbeer-Crème bestreichen und zweiten Teigboden daraufsetzen. Kühlen und nach ein, zwei Stunden mit Staubzucker bestreut servieren.

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Die Kardinalschnitte, diese großartige Mehlspeise, wurde vor fast genau 90 Jahren in Wien erfunden. Anlass war der Katholikentag und die Konditoren der Hofzuckerbäckerei Heiner orientierten sich bei der gelb-weißen Ei-Masse an den Farben des Vatikans. Normalerweise gehört eine Kaffee-Crème zwischen den Biskuit-Teig. Doch was ist momentan schon normal?

Saisonbedingt nehme ich mir die Freiheit, die Schnitten mit einer Erdbeer-Crème zu füllen. Kulinarische Traditionalisten bezeichnen es womöglich als Kardinalfehler, die Schnitten mit Erdbeer- statt mit KaffeeCrème zu füllen. Doch damit könnte ich leben.

Schließlich gibt es jetzt wieder geschmackvolle Früchte aus der Region. Zuvor habe ich mich wochenlang an Bergen von Billig-Erdbeeren vorbei geschlichen, die im trockenen Südspanien kostbares Wasser verbrauchen, von unterbezahlten Arbeitskräften geerntet und tausende Kilometer zu uns gefahren werden. Dabei habe ich mich über Konsumenten gewundert, die ihren Einkaufskorb mit Billig-Importen füllen, aber gleichzeitig auf die Politik schimpfen, wenn die Zeiten ungemütlicher werden. Dabei beginnt die Weltpolitik bei den vielen kleinen Entscheidungen des Alltags. Es lebe die Eigenverantwortung.

Musiktipp: Sarah Jarosz zählt seit Jahren zu meinen Lieblingsmusikerinnen. Kürzlich hat die Singer-Songwriterin aus Texas ihr siebtes Album namens „Polaroid Lovers“ veröffentlicht. Aus anspruchsvollem Folk wurde über die Jahre radiotauglicher Pop. Aber vielleicht passen die neuen Lieder von Sarah Jarosz deshalb so gut zu den süßen Erdbeeren im Wonnemonat Mai. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

#93 | Mai 2024 | 25

Das Café Mia kann gar nicht verfehlen, wer das Krankenhaus Hohenems besucht. Bereits beim Einbiegen auf den Parkplatz ist das erste Schild zu sehen. Weitere Hinweise führen geradeaus zu einem netten Vorplatz mit Tischen und Stühlen, zu einem kleinen Anbau des Krankenhauses. Innen ist das Café überschaubar, angenehm eingerichtet und Ort des Durchatmens für die Krankenhausangestellten, Besucher und Patienten, die darauf warten, in der Ambulanz nebenan dranzukommen. Immer wieder ertönen Durchsagen: „Frau Soundso, Röntgenkabine 3 bitte“.

Aber nicht nur das ist besonders im Café Mia, sondern etwas ganz Grundsätzliches: Es wird von Menschen mit Beeinträchtigung geführt. Morgens die Ware entgegennehmen und einsortieren, Geschirrsets mit Untertassen, Löffeln und Keksen herrichten, schauen, dass alles an seinem Platz ist – das sind Tätigkeiten, die sie absolvieren. Kundinnen und Kunden bedienen, Geschirr abräumen, Geschirrspüler anstellen, ausräumen, ausgehendes Material nachbestellen. Sich untereinander absprechen. Und nicht zuletzt Unterstützung anfordern, wenn das nötig wird. All das leisten Natiye Eyup und Elias Buchhart. Die beiden sind jung, Eyup ist Vollzeit bei der Bäckerei Mangold angestellt, Buchhart mit 60 Prozent. Dann gibt es noch Aushilfen von der Lebenshilfe. Sie arbeiten 5,5 bis 10 Stunden pro Woche im Café Mia mit. Eyup bringt es so auf den Punkt:

Gemeinsam

„Elias und ich sind für diese Theke zuständig“ – ihre Armbewegung umfasst die Kassa und die Nussschnecken, Topfentascherln, Bienenstichcroissants oder auch die heißen Seelen, außerdem den kleinen Ofen, in dem die Seelen heiß gemacht werden sowie diverse Schränke. „Die hintere Theke mit dem Kaffee machen die anderen“, also die Aushilfskräfte der Lebenshilfe.

Vom Mensch her gedacht

Gut, ein paar Dinge bekommt man nicht im Café Mia. Zum Beispiel Latte Macchiato oder anderes Kaffeehaltiges mit Schaum und Ähnlichem. Es wäre zu kompliziert in der Handhabung. Kunden haben schnell ein Einsehen, auch, dass man nur bargeldlos bezahlen kann, akzeptieren sie in der Regel gerne. Das Rechnen überfordert das Team – und was wäre, wenn die Kassa nicht stimmt? Stattdessen haben Karoline Zilic und das Betreuerteam ein System entwickelt, das super funktioniert. Jede Bestellung gibt es als Kärtchen mit der entsprechenden Abbildung. Dieses Piktogramm stecken sich die Mitarbeitenden nach der Bestellung ein, damit sie nicht untergeht. An der Kassa müssen sie nur noch auf die entsprechenden Bilder tippen. Der Kunde hält seine EC-Karte an ein Terminal, fertig. „Wir haben das ganze Café von den Bedürfnissen der Angestellten her aufgezogen. Dass Menschen mit Beeinträchtigung so selbständig arbeiten können, das gibt es sonst nirgends im Land“, sagt Günther Dermuth, der für die Lebenshilfe Menschen in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Das funktioniert gut, weil es ein Sicherheitsnetz gibt. Weil Barbara Hübler, Betriebsrätin im Krankenhaus und Initiatorin des Cafés, immer da ist, wenn es brennt. Jahrelang stand das Café leer, es fand und fand sich kein Betreiber. Dann gedieh die Idee mit dem Café Mia.

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Das Team des gesamten Tages. Wenn einer etwas nicht kann, hilft der andere aus. Natiye Eyup in Aktion bei ihrem Traumjob im Café Mia, Krankenhaus Hohenems.

Hürden überwinden

Am 5. Mai findet der europäische Protesttag zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen statt. Wie gelebte Inklusion gelingen kann, zeigt sich am besten an guten Beispielen: Während das Café Mia des Krankenhauses Hohenems berufliche Perspektiven bietet, setzt der Sportverein CAPS auf ein breites Freizeitangebot für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung.

Text: Miriam Jaeneke

Fotos: Frank Andres, Sportverein CAPS

„Mia“ steht auch für „wir“. „Gemeinsam wollen wir Großes bewegen“, steht an der Wand. „Das ist gelebte Inklusion“, bemerkt Daniel Böni, Personalleiter bei der Bäckerei Mangold. Das Café funktioniert, weil alle mit Herzblut dabei sind. Weil die Gäste unter anderem Freundlichkeit und Service schätzen. Die Begeisterung ist aber auch ganz aufseiten der Angestellten. „Juhu, heut bin ich im ,Mia’“, jubelt eine Mitarbeiterin regelmäßig. Gefragt, wie es ihnen gefällt, spricht Natije Eyup von „Traumjob“. Ihr Kollege Marco Gruber meint: „Gut.“ Damit ist für ihn alles gesagt.

Sport überwindet Hürden

Inklusion ist auch ein Grundgedanke des Vereins CAPS. Robert Allgäuer ist Obmann des Vereins, der vorarlbergweit ein breites Sportangebot für Menschen mit mentaler Behinderung anbietet. Allgäuer betont, dass gerade sie für Unterstützung bei der Vertretung ihrer Interessen dankbar sind. Daher sei es wichtig, dass es Ehrenamtliche gibt, die sich aktiv für ein gelingendes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung einsetzen. „Im Grunde hätten Menschen mit Behinderung seit 2008 mit der UN-Behindertenrechtskonvention sogar einen Rechtsanspruch. Wir verstehen Inklusion aber vielmehr als einen Weg der kleinen Schritte. Unser Verein will zu möglichst vielen beitragen.“ Angefangen vor sechs Jahren für eine Handvoll Tischtennisspielerinnen und -spieler, sind inzwischen rund hundert Sportlerinnen und Sportler in ganz Vorarlberg Mitglieder. Sie spielen Fußball, tanzen, treffen sich zum Boccia, machen Leichtathletik oder Skitrainings. Letztere unter anderem bei

Desiree Schneider (links) und Samira Mulalic mit ihrer Tischtennis-Trainerin bei den Österreichischen Meisterschaften 2022.

Allgäuer, der auch im Ski Alpin Nationalteam aktiv ist. Was Trainings von Menschen mit Beeinträchtigung charakterisiert? „Als Trainer bin ich danach zufrieden und entschleunigt. Für mental beeinträchtigte Menschen spielt der Moment, spielen die Gefühle eine große Rolle. Das Gestern ist verflogen, das Morgen noch nicht hier. Im Jetzt, mitten im Training, einfach mal die Aussicht auf die Bergwelt genießen, das hat genauso Platz wie authentische Emotionen. Dieses Verhalten eröffnet mir einen anderen Blick, lehrt mich Dankbarkeit für die kleinen Dinge.“ Menschen mit DownSyndrom, mit Autismus, mit mentalen Beeinträchtigungen und sozialen Auffälligkeiten kommen zu CAPS. Dort tanken sie Selbstbewusstsein, trainieren Mobilität und überwinden Ängste. Außerdem gilt die Formel „Sport verbindet“ nach wie vor: Wie von selbst entstehen Kontakte zu Gleichgesinnten auch ohne Behinderung, die die Sportstätten zu den gleichen Zeiten nutzen. Neugier entsteht – nicht behinderte Nachwuchsathleten äußern schon mal den Wunsch, mitzumachen oder selbst Trainer zu werden. Dafür braucht es keine Ausbildung, aber Geduld und den Mut, sich auf die Begegnung mit Menschen mit Beeinträchtigungen einzulassen.

Apropos: Der Verein CAPS sucht, wie andere Sportvereine auch, Menschen, die Traineraufgaben übernehmen möchten. „Die Freude in den Gesichtern der Sportlerinnen und Sportler ist für mich die größte Motivation“, sagt Allgäuer. Inklusion sieht er als Haltung. Die endlich für einfaches Deutsch auf Schildern sorgen könnte, wovon übrigens auch Menschen profitieren würden, die dement sind oder nicht sinnerfassend lesen können. Inklusion ist für Allgäuer ein Aufeinanderzugehen, von dem die gesamte Gesellschaft profitiert.

Eva Maria Dünser ist mehrfache Skiweltmeisterin. Neulinge finden bei CAPS aber genauso ihren Platz.

#93 | Mai 2024 | 27

MISSION:

JEDER KÖRPER IST SCHÖN!

Sie nennt sich „die Sonnweberin“ und hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen aus dem Korsett herrschender Schönheitsideale zu befreien. Dazu hat Rebecca Sonnweber (33) neben Vorträgen und Workshops auch ein Videoprojekt mit Ausstellung konzipiert, das Ende Mai in Doren im Bregenzerwald zu sehen ist. Warum es der studierten Romanistin ein Anliegen ist, Frauen zu stärken und in allen Lebensphasen zu unterstützen, erzählte sie der marie.

Text: Brigitta Soraperra, Foto: Laurenz Feinig

ICH

BRENNE DAFÜR, FRAUEN ZU STÄRKEN.

FRAUENZIMMER – Gemeinsam mit Jessica Aberer hat Rebecca Sonnweber im Jahr 2021 den Verein „Frauenzimmer“ gegründet, eine stetig wachsende Community, bei der alle interessierten Frauen* willkommen sind. Miteinander werden Veranstaltungen besucht, Wanderungen unternommen oder Krafttage durchgeführt. Ziel ist es, niederschwellig Frauen* zu vernetzen und „Femtastische Momente“ zu erleben. Infos unter: www.dasfrauenzimmer.com

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BALD FRAGTE ICH MICH, AUF WIEVIEL LEBENSQUALITÄT

BIN ICH BEREIT ZU VERZICHTEN, UM EINEM IDEALBILD

ZU ENTSPRECHEN.

Begonnen hat alles in ihrer Zeit als angehende Leistungssportlerin. Rebecca Sonnweber wuchs in Lustenau in einer sportbegeisterten Familie auf, so war es naheliegend, dass auch sie schon als Kind einem Sportverein beitrat. Der Vater, ein Fußballer, meinte zur damals 6-jährigen: „Möchtest du nicht Karate ausprobieren?“ Und obwohl niemand in der Familie so recht wusste, was das ist, war die Tochter nach einem Schnuppertag sofort begeistert. Von da an blieb sie dem Karate treu, bestritt parallel zur Mittelschule erste Wettkämpfe und war beim Wechsel ins Oberstufengymnasium bereits Teil des Vorarlberger Karate-Kaders. „Die Welt des Leistungssports hat mich sehr geprägt“, sagt Rebecca Sonnweber, „im Karate gibt es verschiedene Gewichtsklassen, und je nach Leistung wird man diesen Klassen beim nächsten Wettkampf zugeteilt, was konkret bedeutet, dass man sich für diese Gewichtsklasse fit machen muss.“ Das hieß: „Gezieltes Zu- oder Abnehmen, oft mit drastischen Methoden. Wir stülpten uns beispielsweise beim Joggen einen Nylonsack über, damit wir stärker schwitzen und so mehr Gewicht verlieren.“ Dadurch habe sie sich systematisch das Gefühl für die natürlichen Bedürfnisse des Körpers abtrainiert und eine verzerrte Körperwahrnehmung entwickelt.

Was für eine Frau will ich sein

Rebecca Sonnweber gewann Wettkämpfe, verlor aber auch und erlebte Enttäuschungen bei Klassifizierungen. Deshalb wandte sie sich nach der Matura komplett vom Profisport ab und begann in Innsbruck ein Lehramtsstudium: Englisch und Spanisch, ergänzt um Germanistik und Erziehungswissenschaften. Das Thema Gewicht begleitete sie jedoch weiterhin. Bei ihrem Auslandssemester in Spanien mit der dort eigenen Esskultur habe sie natürlich sofort zugenommen. „Bald fragte ich mich, auf wieviel Lebensqualität bin ich bereit zu verzichten, um einem Idealbild zu entsprechen.“ Auch in ihrem weiteren Umfeld hat sie von klein auf beobachtet, wie Frauen sich mit Diäten quälen, um einem idealisierten Schönheitsideal nachzueifern. Genau diese Ideale begann sie nun in Frage zu stellen. Im Studium setzte sie sich neben den Sprachen auch intensiv mit Medien, Feminismus und Genderfragen auseinander. Dabei kam die Frage auf, woher diese unrealistischen Ideale eigentlich kommen und wem sie in Wahrheit dienen.

Themen, die Jugendliche bewegen

Dem Lehramtsstudium schloss Rebecca Sonnweber ein Dissertationsstudium an, in dem sie sich mit Frauen- und Rollenbildern im spanischen Film auseinandersetzte. Sie stellte fest, dass weibliche Filmemacherinnen ganz andere, vielfältigere Charaktere und Role-Models kreieren und traditionelle Lebens- und Familienmodelle kritisch hinterfragen. Ein Zugang, der ihre Mission stärken sollte. 2017 kehrte sie gemeinsam mit ihrem Partner nach Vorarlberg zurück und begann zu unterrichten. In den Schulen bemerkte sie, dass die Jugendlichen mit vielen Fragen alleine sind und sich zum Teil reaktionäre Tendenzen durchsetzen. Besonders an der letzten Schule, in der sie zwei Jahre bis zu ihrer Schwangerschaft unterrichtete, nahm sie bei vielen Mädchen mangelndes Selbstbewusstsein und bei einigen Burschen regelrechten Frauenhass wahr. „Ich habe es dann als meine Herausforderung gesehen, in diese Schule mit den vielen Kulturen den Feminismus hineinzubringen“, meint sie schmunzelnd und fährt fort, „ich habe das Gendern, Menstruationsartikel auf den Toiletten und eine jährliche Exkursion ins Frauenmuseum eingeführt.“ Ein großes Anliegen war ihr auch das Thema Aufklärung, und so entwickelte sie Workshops zu Sexualität und Körperbildern. Dabei sprach sie mit den Schüler:innen auch offen über Vulven und Pornos. „Es waren einfach die Themen, die die Jugendlichen bewegten.“

Was ist eine gute Mutter?

Zu einer weiteren einschneidenden Zeit wurde für Rebecca Sonnweber ihr eigenes Mutterwerden. Da sei sie als Frau noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise gefordert worden, sagt sie. Nicht nur aufgrund des Umstands, dass es angesichts der Rahmenbedingungen in Vorarlberg kaum möglich ist, aus traditionellen Rollenaufteilungen auszubrechen, „auch ich musste mich dem Umstand beugen, dass mein Mann als selbständiger Unternehmer seinen Betrieb nicht ein paar Monate schließen kann, um in Karenz zu gehen“. Heftiger war für sie aber die Wahrnehmung einer großen Neid- und Vergleichskultur. Plötzlich beschäftigten sie Fragen wie: „Was bin ich als Frau wert, wenn ich zuhause arbeite? Ist die Arbeit zuhause überhaupt etwas wert?“ Oder: „Darf ich zugeben, dass es mich überfordert, wenn ich nächtelang nicht gut schlafe und die mentale Last mich manchmal fast erdrückt?“ Zudem erlebte sie um sich herum, wie stark Eltern ihre Kinder mit >>

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Nächste Termine:

Fr, 24. Mai, 20 Uhr: „Schamlos schön – Schluss mit wiegen, messen und normieren!“ Foto-Ausstellung, Videoaufführung und Vortrag über Body-Shaming in der Bücherei Doren „Unser Klein Wien“ (Kirchdorf 169)

Do, 13. Juni, 19 Uhr: „Typisch weiblich – oder etwa nicht?“ – Vortrag zu Gendernormen, Stereotypen und Sexismus im Alltag, Bildungshaus Batschuns

Sa, 6. Juli, 14 -18 Uhr, „Achtsame Auszeit“ (Sommerfrische), im Domino s'Hus am Kichplatz in Frastanz

Infos zu allen Terminen und Buchungen der Schulworkshops „Du bist schön“ unter www.sonnweberin.at

anderen Kindern vergleichen und Frauen daran verzweifeln, wenn die Realität des Mutterseins dem Bild aus den Hochglanzzeitungen oder Instagram-Feeds so ganz und gar nicht entspricht. „Erstaunlich sind auch die Kommentare, wenn du schwanger bist, was deinen Körper betrifft“, weiß Rebecca Sonnweber aus eigener Erfahrung. Da sagen dir Menschen ungefragt: „Dein Bauch ist aber schon sehr dick, bekommst du Zwillinge?“ Oder nach der Geburt: „Was machst du jetzt, um die Kilos zu verlieren?“

Schamlos schön

Später bekam sie mit, dass sich Frauen nach der Geburt nicht mehr ins Schwimmbad trauen, weil sie sich für ihre Körper schämten. Um ihrer kleinen Tochter dies alles zu ersparen, überlegte sie, was sie zu einer Veränderung dieser Sichtweisen beitragen kann. So wurde das Projekt „Schamlos schön“ geboren. Rebecca Sonnweber kontaktierte Sophia Konstantinou, eine ehemalige Schülerin, die mittlerweile Intermedia studierte und aktivierte ihr Netzwerk. Sie machte sich auf die Suche nach Frauen, die bereit waren, sich vor der Kamera auszuziehen und ihre in gleichem Maße perfekten wie unperfekten Körper zu zeigen. Eine People of Color Frau sprach sie sogar im Schwimmbad an. Es sei allerdings nicht so leicht gewesen, Frauen aus allen Generationen und Transfrauen für das Vorhaben zu gewinnen. Wichtigste Bedingung aller: sie wollten anonym bleiben. Die so entstandenen Porträts sowie ein kleiner Film werden bei „Schamlos schön – Schluss mit wiegen, messen, normieren“ mit einem Vortrag über BodyShaming kombiniert. Vergleichbare Projekte hat die engagierte Medienfrau auch zu einigen anderen „Frauenthemen“ wie Mutterschaft oder Sexismus im Alltag realisiert. In die Schule kehrt sie nur noch mit ihren Aufklärungs-Workshops zurück, ansonsten hat sich Rebecca Sonnweber mit ihrer Mission selbständig gemacht: „Ich brenne dafür, Frauen zu stärken.“

„Schamlos schön – Schluss mit wiegen, messen, normieren“ © Birgit Sonnweber & Sophia Konstantinou

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Diplomlehrgang „ Frauenzentrierte Pädagogik“

Seit zwei Jahren gibt es in Vorarlberg die Möglichkeit, sich zur „frauenzentrierten Pädagogin“ weiterzubilden. Angesprochen sind Frauen, die in der Therapie, Beratung und in der Erwachsenenbildung tätig sind, aber auch alle Interessierten, die sich eineinhalb Jahre lang intensiv mit ihrem Frausein auseinandersetzen wollen. Für Lehrgangsleiterin Lilo Amann-Schwarz geht mit dem Lehrgang, den sie gemeinsam mit einem transdisziplinären Referentinnen-Team durchführt, ein langgehegter Traum in Erfüllung. Seit vielen Jahren begleitet die ausgebildete Mentaltrainerin und Humanenergetikerin Frauen mit Beratung und Coachings. Dabei hat sie immer wieder beobachtet, wie schwer es ist, sich aus tief verinnerlichten Mustern und Glaubenssätzen zu lösen, die zum Teil noch aus der Kindheit stammen oder mit der Sozialisation in einer wertekonservativen, patriarchalen Gesellschaft zusammenhängen. „Die Welt ist im Wandel, traditionelle Lebens- und Rollenmodelle werden in Frage gestellt, neue entwickeln sich aber nur zaghaft“, sagt Lilo AmannSchwarz, das führe zu Verunsicherung, aber auch zu Verausgabung, ganz besonders bei den Frauen. Mit der Ausbildung will sie helfen, neue Perspektiven zu eröffnen und weibliche Gestaltungskraft zu erleben. „Wir brauchen echte Erfahrungsräume, um wirklich in unsere Kraft zu kommen“, ist sie überzeugt, „und es braucht Frauen, die sich gegenseitig dabei unterstützen.“

© Elke Riedmann

Lehrgangsleiterin Lilo Amann-Schwarz

Der Großteil der Ausbildung findet im „Haus der Entfaltung“ in Altach statt. Dessen Name ist Programm: In den liebevoll gestalteten Räumlichkeiten dient ein umfangreiches Seminar- und Veranstaltungsprogramm dazu, Menschen in ihrer persönlichen Entfaltung zu unterstützen. www.hausderentfaltung.at

Im Lehrgang werden Theorie und Praxis bewusst miteinander verwoben, Selbsterfahrung ist ein wichtiger Bestandteil – auf den müssen die Teilnehmerinnen bereit sein, sich einzulassen. In den 15 Ausbildungsmonaten sind insgesamt 11 zweitägige Module angesetzt, die sich unterschiedlichen Themen widmen: Frauengeschichte, Gesellschaftspolitik, Sexualität, weibliche Tabuthemen, Körper- und Zyklusbewusstsein, Ernährung, Spiritualität, Grundlagen der Pädagogik und einiges mehr. Das 9-köpfige Referentinnenteam besteht aus Ärztinnen, Körpertherapeutinnen, Sexualpädagoginnen, Ritualleiterinnen und einer Künstlerin. Namentlich sind das Lilo AmannSchwarz, Klara Büchele-Ujunwa, Julia Hagen, Birgit Häusle, Monika Rauch, Monika Schwärzler, Bettina Schwung, Martina Soterius und Claudia Mang.

Am 24. Mai stellen Referentinnen und Absolventinnen des ersten Lehrgangs die Ausbildung bei einer offenen Infoveranstaltung in Altach vor.

Fr, 24. Mai 2024, 19 Uhr: Vorträge von Absolventinnen und Infoveranstaltung zum Diplomlehrgang „Frauenzentrierte Pädagogik“ mit Lilo Amann-Schwarz

Lehrgangsbeginn: November 2024, Abschluss mit Diplom im Frühjahr 2026

Ort: Haus der Entfaltung, Achstrasse 20, Altach Infos und Termine unter www.masara.at

#93 | Mai 2024 | 31

Ein fußballerisches Lehrstück

Der Fußball schreibt die besten Geschichten. Eine davon spielt sich derzeit an der Volksschule Kirchdorf in Lustenau ab. Angefangen hat dabei alles mit einem Pausenbrot und endet mit einer fußballverbindenden Initiative.

Am 18. April haben die Volksschulkinder die Fahnen von FC und Austria Lustenau an der Schule gehisst. Dazu gab es ein Theaterstück der Kinder und eine Fußball-Einlage von Austria-Spieler Anderson dos Santos Gomes und FC-Spieler Adrian Mendes.

Text: Frank Andres Fotos: Miro Kuzmanovic

Ein Schüler kommt in der großen Pause zu seiner Lehrerin Birgit SieberMayr und sagt den Tränen nah: „Ich habe einen Freund gefragt, ob er mir einen Teil seiner Jause geben könnte, weil ich meine zu Hause vergessen habe. Da fragte er mich: ‚Bist du beim FC oder der Austria?‘ Ich habe es ihm gesagt und er hat nur gemeint: „Du bist beim falschen Verein. Du bekommst nichts von mir.“ So fing eine ganz besondere Geschichte an. Denn die Lehrerin lässt die Sache nicht einfach auf sich beruhen. Sie will wissen, was dahinter steckt und fragt die Schüler*innen ihrer Klasse, was es mit dieser Rivalität zwischen Anhängern von FC Lustenau und Austria Lustenau auf sich hat. Und die Schüler*innen beginnen Geschichten von zu Hause zu erzählen. Dass sich zum Beispiel der Papa und der Onkel wegen des Fußballs streiten. Und sie erfährt, dass der Konflikt auf dem Pausenhof kein Einzelfall ist. Im Gegenteil. Fußball ist ein dauerndes Streitthema. Wie aber soll ausgerechnet eine Lehrerin, die mit Fußball wenig am Hut hat, darauf reagieren? Wie kann es ihr gelingen, dass Schüler*innen am Pausenhof respektvoll miteinander umgehen? Wie schafft sie es, die Fußballseelen zu beruhigen?

Gespräche, Theater, Fahnen

Die erfahrene Pädagogin Birgit Sieber-Mayr macht in dieser Situation genau das Richtige. Sie bindet ihre Schüler*innen ein. Lässt die Kinder im Klassenrat Ideen entwickeln, selbst aktiv werden. Mit Erfolg. Auf Initiative der Schüler*innen gibt es eine Art Fragestunde mit den beiden KlubPräsidenten, Bernd Bösch (Austria) und Julian Regittnig (FC) und mit Spielern beider Mannschaften. Es findet eine Art Perspektivenwechsel statt. Denn die Schüler*innen schlüpfen bei

den Diskussionen abwechselnd in die Rolle der Spieler bzw. der Fans. Das Thema Fußball an der Volksschule Kirchdorf zieht aber weitere Kreise. Die Schüler*innen erarbeiten gemeinsam mit dem Theaterpädagogen ein Bühnenstück. Darin geht es nicht nur sprachlich, sondern richtig handfest zur Sache. Die Schauspieler*innen, verkleidet als FC- bzw. Austria-Fans, stimmen zuerst wüste Fangesänge an und gehen schließlich aufeinander los. Prügeln sich. Doch am Ende des Theaterstücks gibt es eine friedliche Botschaft. Sportliche Konkurrenz ist erwünscht, aber diese ist geprägt von gegenseitigem Respekt. Und als Ausdruck dieses Respekts und als Symbol gegen Hass und Pöbelei hängen seit 18. April auch die Fahnen der beiden Vereine am Schulhaus.

Eigener Fußballsong

Doch damit nicht genug der guten Ideen. Beim FC-Match gegen Hard am 4. Mai und beim Derby FC Lustenau gegen die Austria Amateure am 8. Juni (beide Spiele finden im Stadion an der Holzstraße statt) werden die Kinder von FC und Austria nun wechselseitig einlaufen. Beim Lustenauer Derby gibt es zudem eine weitere Premiere. An diesem Tag wird ein ganz spezieller Fußballsong samt YouTube-Video vorgestellt. Die Melodie stammt von Bürgermeister Kurt Fischer, der selbst Musiker ist. Den Text (siehe Infobox) hat Autorin Daniela Egger, die jedes Jahr mit den Schüler*innen der Volksschule Kirchdorf am Drehbuch für das Schultheater arbeitet, geschrieben.

Und was bleibt am Schluss der vielen Initiativen rund um das Thema Fußball, frage ich Birgit Sieber-Mayr: „Dieses Projekt ist ein Baustein, um Verständnis für den jeweils anderen zu bekommen.“

32 | Mittendrin in V

Bernd Bösch, Präsident Austria Lustenau:

Wir haben uns sehr gefreut, dass die Schule dieses Thema aufgegriffen und es auch nach außen getragen hat. Das bringt beide Vereine weiter. Es kann für beide Seiten ein Ansporn sein, voneinander zu lernen und gemeinsam gute Ideen zu entwickeln.

Julian Regittnig, Obmann FC Lustenau:

Es war für uns wichtig, den Kindern zu zeigen, dass sportliche Rivalität auf dem Fußballplatz dazugehört. Nach dem Spiel soll aber wieder ein Miteinander stattfinden können.

Das Motto des FC, Leidenschaft und Respekt, haben die Kinder vorbildlich umgesetzt.

Drei Fragen an Kurt Fischer:

Kann das Schulprojekt zu einem besseren Miteinander zwischen Austrianern und FClern führen?

Das Projekt, das von den Kindern selbst initiiert wurde, leistet sicher einen wertvollen Beitrag dafür, dass bei aller „gesunden“ Rivalität, keine negative Emotionen, Feindbilder etc. im Spiel sind.

Was für eine Rolle spielt das Fußballlied in diesem Zusammenhang?

Der Text von Daniela Egger bringt die Ziele des Projekts gut auf den Punkt: Es geht um Fairness, Freude und Respekt. Zugleich wird Hass und Pöbelei die Rote Karte gezeigt. Und durch das gemeinsame Singen des Liedes verpflichtet man sich gleichsam spielerisch-musikalisch den Zielen des Projekts.

Hat der Song das Zeug zu einer neuen Fußball-Hymne?

Bei Fußballhymnen denkt man zuerst und zu Recht an das legendäre „You'll Never Walk Alone“. Für mich ist das weit über Anfield (Liverpool) und den Fußball hinaus eine

Ist stolz auf „ihre“ Kinder: Lehrerin Birgit Sieber-Mayr von der Idefix-Klasse der Volksschule Kirchdorf

Hymne der Hoffnung, des hoffnungsvollen Miteinander. „Walk on, walk on, With hope in your heart, And you'll never walk alone.“ Das Lied der Lustenauer Kinder ist ganz im ursprünglichen Wortsinn von „Hymne“ ein musikalischer Ausdruck der Begeisterung für den Fußball, ein Loblied auf Fairness, Respekt und Freude im Sport. Albert Camus, fußballbegeisterter Philosoph, drückte es so aus: „Alles, was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fußball.“

Text Fußballlied Lustenau (Text: Daniela Egger)

Die dritte Halbzeit ist so wichtig wie die ersten zwei.

Fußball ist fair und wir lieben den Kampf.

Auf dem Feld brauchen wir Gegner mit Dampf.

Unser Gegner ist hart – bis zum Schlusspfiff.

Unsere Fans sind laut – bis zum Schiri-Pfiff.

Aber nach dem Pfiff ... aber nach dem Pfiff ...

Aber nach dem Pfiff ist die Zeit für Kampf vorbei.

Wir ziehn die Rote Karte für Hass und Pöbelei!

Die dritte Halbzeit ist so wichtig wie die ersten zwei.

Unser Teamgeist brodelt und wir spielen mit Emotion.

Auf dem Feld treffen wir auf jede Nation.

Unsere Fans stärken uns – bis zum Schlusspfiff.

Unsere Gegner fürchten uns – bis zum Schiri-Pfiff ...

Aber nach dem Pfiff ... aber nach dem Pfiff ...

Nach dem Pfiff kann man sehen, wieviel Fairness in uns steckt.

Beim Fußball geht es immer um Freude und Respekt.

#93 | Mai 2024 | 33
Rivalen im Spiel, Freunde im Leben

Lebendige Hoffnung für die Straßenkinder von Nairobi

Nairobi, Hauptstadt von Kenia, ist eine Weltstadt, die im Zentrum kaum von anderen westlichen Städten zu unterscheiden ist. Moderne Wolkenkratzer, noble Geschäfte und saubere Straßen. Verlässt man aber das Stadtzentrum, sieht man, in welch schlechten Verhältnissen sehr viele Menschen leben müssen. 60 Prozent der rund 4,4 Millionen Einwohner:innen leben in Slums. Susanne Schaudy, Geschäftsführerin von Bruder und Schwester in Not und Daniel Furxer, Kuratoriumsmitglied und Fotograf, waren Anfang März auf Projektreise in Tansania und Kenia.

Eines der Projekte ist das Mukuru Promotion Centre (MPC) in Nairobi, das von den Sisters of Mercy geleitet wird. „Ich will der beste Künstler auf der Welt werden“, versichert mir Benjamin (11). „Am liebsten male ich Porträts und Tiere.“ Nach dem Interview zeigt er mir ein paar seiner Werke. Seine Lehrerinnen und Lehrer sind begeistert von der Art, wie er malt. Er hat richtig Talent. Benjamin ist Schüler im Mukuru Promotion Centre. Burschen aus dem nahegelegen Slum Mukuru wird hier Schulunterricht und ein geregeltes Leben ermöglicht. Benjamin: „Ich lebte allein auf der Straße. Die Sozialarbeiterin Susan hat mich gefunden und gefragt, ob ich hierher kommen will, um eine Ausbildung zu machen.“ Er hat nicht lang gezögert und ist dem Angebot gefolgt. „Es ist ein guter Platz, ich habe mein eigenes Bett.“

Zirka 90 Jungs zwischen 6 und 17 Jahren haben im Mukuru Promotion Centre die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren. Neben der Grundausbildung in Sprachen und Mathe können sie ihren Talenten nachgehen. Entweder im Musikunterricht, im selbst aufgebauten Gemüsegarten, in der Schreinerei oder in den Kunstklassen. Wie mein Künstler Benjamin.

Ich will der beste Künstler auf der Welt werden!

Benjamin, 11 Jahre

Dass neue Burschen ins Mukuru Promotion Centre kommen, ist keine Seltenheit. „Gerade gestern Abend haben wir zwei junge Buben gefunden, die bei uns in der Kirche übernachtet haben. Sie sind vor ihrem gewalttätigen Vater geflohen“, berichtet uns die irische Schwester Mary Killeen, die das MPC leitet. „Wir schauen heute, wie es ihnen geht, und was sie brauchen.“ Sie selbst hat 1985 das MPC gegründet, ursprünglich als temporäre Schule mitten im Mukuru Slum. Mittlerweile gibt es mehrere Standorte in Nairobi. In einem werden zum Beispiel Kinder und Jugendliche mit körperlicher oder geistiger Behinderung betreut. Das mehrstöckige Gebäude ist ganz neu und direkt neben dem Slum. Der Unterschied zwischen beiden Welten könnte nicht größer sein. Auf der einen Seite der Slum mit dem verschmutzten Fluss und den vielen Wellblechhütten, auf der anderen Seite der schön gemähte Rasen mit dem Kinderspielplatz.

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Text und Fotos: Daniel Furxer

Jedes Menschenwesen hat das Recht, eine Chance auf ein würdiges Leben zu bekommen. Hier leisten unsere Projektpartnerinnen unglaubliche Arbeit und sind jeden unterstützten Euro wert.

Maria Pacis Irene Vögel aus Schwarzenberg Als wir am Abend zusammensitzen, erzählt Schwester Mary Killeen: „Ich habe Maria Pacis sehr gut gekannt. Sie war eine unermüdliche Arbeiterin für die Kinder und Jugendlichen in den Slums. Sie hat sehr viel geleistet und mich dadurch stark inspiriert.“ Vielen Vorarlberger:innen ist Maria Pacis Irene Vögel (geb. 1931) aus Schwarzenberg im Bregenzerwald ein Begriff. Die Ordensschwester wurde 1973 von den „Sisters of Precious Blood“ (zu dt: Missionschwestern vom Kostbaren Blut) nach Nairobi entsandt und arbeitete vor allem im Bildungsbereich. Schuldirektorin der „Precious Blood Secondary School Riruta“, Konventoberin und Gründerin einer Volksschule: „Sie lebte ein Leben voller Herausforderungen, das sie in einem tiefen Glauben bewältigte.“ Unterstützt wurde sie durch viele Spenden aus Vorarlberg und ganz stark durch ihre Familie und Freunde.

Gegen Ende ihres Lebens war sie im Waisenheim „Star of Hope Children’s Home“ in Juja, etwas außerhalb von Nairobi, tätig. Babys und Kinder werden im Heim abgegeben oder Sozialarbeiter:innen retten sie von Flussufern oder Müllplätzen. Das Waisenheim wird nach wie vor mit Spenden von Bruder und Schwester in Not kofinanziert. Susanne Schaudy besuchte während unserer Projektreise das Waisenheim und berichtete: „Jedes Menschenwesen hat das Recht, eine Chance auf ein würdiges Leben zu bekommen. Hier leisten unsere Projektpartnerinnen unglaubliche Arbeit und sind jeden unterstützten Euro wert.“

Wirrwarr von Korruption und Machtstreben

Sr. Vögel wurde bereits 1985 für ihr Engagement vom kenianischen Präsidenten Daniel arap Moi mit dem Presidential Award ausgezeichnet und posthum 2011 mit dem Romero-Preis der katholischen Männerbewegung Österreich und Bruder und Schwester in Not geehrt. Ein Jahr zuvor ist sie 79-jährig in Nairobi verstorben. Wir hatten beide nicht die Möglichkeit, sie kennenzulernen. Ihre Worte, geschrieben für die Kirchenzeitung der Diözese Linz, geben jedoch einen Eindruck von ihrer Arbeit in den Slums:

Die Vorarlberger Stiftung Bruder und Schwester in Not (BSIN) unterstützt Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) in Ländern des globalen Südens wie in diesem Artikel in Kenia. Die Projektpartner:innen vor Ort planen selbständig und in Zusammenarbeit mit BSIN ihre nachhaltig wirkenden Programme.

Spendenkonto: „Bruder und Schwester in Not“

IBAN: AT23 2060 4000 0003 5600

BIC: SPFKAT2BXXX www.bruderundschwesterinnot.at

„Es ist notwendig, offen und flexibel zu sein, um auf Menschen verschiedenster Weltanschauungen zu hören und von ihnen zu lernen. Entscheidend ist, dass man sich weder von Horror und Gewalt in den Elendsvierteln noch vom Materialismus im Großstadtrummel verunsichern, wohl aber fordern lässt. In einem Wirrwarr von Korruption, Ausbeutung, Betrug und Machtstreben habe ich erfahren, dass Menschen ein Wort der Wahrheit und unbestechliche Treue von mir erwarten. Werte, die nur Achtung finden, wenn sie wirklich gelebt werden.“ In eine ähnliche Kerbe schlägt Schwester Mary Killeen im Gespräch mit uns: „Oft kann ich nur da sein und den Menschen in ihrer Not zuhören. Man fühlt sich zwar hilflos, ist es aber nicht. Das Zuhören allein ist schon unglaublich wichtig.“ Schwester Killeen lebt diese Hilfsbereitschaft und Zuwendung jeden Tag vor, die hier so dringend benötigt wird.

Eines wird mir nach der Projektreise klar. Nairobi ist eine Weltstadt, in der viel Elend herrscht. Trotzdem schaffen es die Menschen dort, ihren Lebensmut nicht zur verlieren. Sie sind kreativ und wollen sich ein gutes Leben aufbauen. Viele betreiben ihre eigenen Geschäfte und kommen so über die Runden. Wenn der Start ins Leben aber so schwer ist, wie für viele Straßenkinder in den Slums, dann ist es umso wichtiger, dass es Projekte wie MPC, Precious Blood Amani Secondary School oder das Waisenhaus Star of Hope Children’s Home gibt, geleitet und geprägt von Persönlichkeiten wie Mary Killeen oder Maria Pacis Vögel.

#93 | Mai 2024 | 35
Sr. Mary Killeen und Susanne Schaudy Schulgebäude MPC

Lange Nacht der Partizipation 2024

Am 16. Mai 2024 macht die Lange Nacht der Partizipation (LaNaP) erlebbar, wie Menschen durch aktive Beteiligung die Welt um sich herum mitgestalten können. Das Event versteht sich als eine Einladung, selbst aktiv zu werden und sich gesellschaftlich einzubringen. Beginn ist um 17 Uhr in der PTS Dornbirn mit einer Keynote von Zeithistoriker Wolfgang Weber zum Thema „Demokratie unter Druck“. Im Anschluss erzählen 36 Geschichten darüber, wie Beteiligungsprojekte gelingen und was sie bewirken können. Unter anderem mit dabei sind:

// Aufblüherei – Begegnungsraum Garten: wie sich Natur und Soziales verbinden.

// IFM Bike Base: ein verfallener Dirtbike-Park, der von Jugendlichen wiederbelebt wird.

// Faktor D – Mission: Netzwerk, das sich für die aktive Teilhabe junger Menschen einsetzt und innovative Lösungsansätze für die Herausforderungen der Zukunft entwickelt.

// Kindergemeinderat Meran: wie schon junge Menschen aktiv an demokratischen Prozessen teilnehmen und ihre Interessen vertreten können.

Alle Projekte, weitere Infos und Anmeldung (wird erbeten): langenachtderpartizipation.at

Zweites Album von NNELLA

NNELLA macht Art Pop. Irgendwo zwischen Streicheln und Beißen. Musik, die gerne an Stellen kratzt, wo es leicht weh tut, und das mit viel Ironie und einem Faible für das Absurde. Über ihr eigenes Label „very hairy records“ veröffentlichte die in Vorarlberg geborene und seit kurzem in Berlin lebende Musikerin 2020 ihr Debut-Album „Dear Beloved Asshole“. Seither erhielt NNELLA mehrere Awards und spielte Support für Namen wie Sophie Hunger, Catt und My Ugly Clementine. Soeben ist ihr zweites

Queere Paare in der Kirche?

Segensfeier für alle!

„Während meiner Ausbildung zum Priester arbeitete ich ein Sommer lang beim Mobilen Hilfsdienst. Ich lernte dabei Robert kennen, einen älteren Herrn, der aufgrund von Alzheimer bettlägrig war. Als im Laufe meines Besuchs Günter dazu kam, wurde mir klar, dass die beiden seit vielen Jahren ein Paar sind. Meine Nachmittage bei Robert und Günter haben mein Bild von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen nachhaltig geprägt. Ich durfte mitansehen, mit

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welcher Liebe die beiden füreinander da waren. Wir alle sehnen uns nach Bestätigung und Gutheißung! Genau das ist der Segen Gottes. Wenn ich Gott um seinen Segen für ein Paar bitte, geht es mir darum, das Gute wie Treue, Fürsorge, Verantwortung und Verpflichtung in der existierenden Lebensgemeinschaft zu stärken. Dieses Gute verdient Gutheißung!

Am 17. Mai um 19 Uhr möchte ich deswegen alle Liebenden zu einer Segensfeier in die Herz-JesuKirche nach Bregenz einladen.“ (Pfr. Rainer Büchel)

Die Veranstaltung wird von der PTS Dornbirn, der Stadt Dornbirn, der jugendornbirn, dem Land Vorarlberg und der IBK (Internationale Bodensee Konferenz) organisiert und steht ganz im Zeichen des Austauschs, der Vernetzung und des gemeinsamen Lernens.

Album „Close To A Reality“ erschienen und enthält Songs sowohl auf Englisch als auch in NNELLAs Muttersprache, dem Vorarlberger Dialekt. Eine Gefühlsachterbahn voller Überraschungen zwischen (Lebens-)Lust und der Sehnsucht, die Welt und sich selbst zumindest für den Augenblick zu begreifen. NNELLA stellt ihr neues Album auch live vor. Und zwar am Freitag, den 3. Mai um 20.30 Uhr in der Kammgarn Hard.

Pfr. Rainer Büchel

Regenbogenpastoral Vorarlberg www.efz.at/regenbogenpastoral +43 5522 74139 / info@efz.at

36 | Mittendrin in V

Poor Things

FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi

Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com

Eine Emanzipationsgeschichte wie es noch keine gab: Yorgos Lanthimos inszeniert die Entwicklung einer jungen Frau als bildgewaltigen, immer wieder überraschenden, zwischen Realismus und grandioser Künstlichkeit pendelnden und von trockenem schwarzem Humor durchzogenen grandiosen Trip. Überragend in der Hauptrolle: Emma Stone.

→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 01.05., 19 Uhr (engl. O.m.U.)

Acht Berge

Anhand einer sich über 30 Jahre spannenden Männerfreundschaft erzählen Felix van Groeningen und Charlotte Vandermeersch von unterschiedlichen Lebensentwürfen und der Suche nach Selbstfindung: Ein Film aus einem Guss, der dank genau kontrolliertem, unaufgeregtem Erzähltempo, großartigen Landschaftsaufnahmen und natürlichen Schauspieler:innen mühelos den emotionalen Spannungsbogen über 147 Minuten aufrecht hält.

→ Spielboden Dornbirn: Mi 01.05. + Do 02.05. –jeweils 19.30 Uhr (ital. O.m.U.)

Des Teufels Bad

Veronika Franz und Severin Fiala erzählen auf der Basis von historischen Gerichtsakten von einer oberösterreichischen Bäuerin, die um 1750 sukzessive in eine Depression gleitet: Ein in seiner formalen Konsequenz beklemmender Historienfilm, der nur am Rand mit den Mitteln des Folk-Horrors arbeitet.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 01.05., 20 Uhr (Deutsche Originalfassung)

→ Spielboden Dornbirn: Di 21.05. + Fr 31.05. –jeweils 19.30 Uhr (Deutsche Originalfassung)

Wicked Little Letters – Kleine schmutzige Briefe

Obszöne und beleidigende Briefe versetzen Anfang der 1920er Jahre den beschaulichen britischen Küstenort Littlehampton in Unruhe: Thea Sharrock erzählt in ihrer wendungsreichen Komödie mit markanten Typen und stimmigem Setting von ungebrochener Männerherrschaft und weiblicher Emanzipation.

→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: So 05.05., tba; Mo 06.05., 18 Uhr; Do 09.05., 18 Uhr (engl. O.m.U.)

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 30.05., 20 Uhr (engl. O.m.U.)

Die einfachen Dinge

Der auf der Überholspur lebende Manager und der wortkarge Einsiedler: Ausgelaugt wirkt diese Figurenkonstellation auf den ersten Blick, doch Éric Besnard kann daraus mit überraschenden Wendungen und den zwei blendend harmonierenden Hauptdarstellern Lambert Wilson und Grégory Gadebois sympathisches Wohlfühlkino entwickeln.

→ „Treffpunkt Kino“ im Kino GUK, Feldkirch: Mo 06.05., 15.30 Uhr (deutsch synchronisierte Fassung)

Mit einem Tiger schlafen

Anja Salomonowitz zeichnet in einer Collage aus fragmentarischen Szenen ein Bild von Leben und Schaffen der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig (1919 – 2014). Ein vielschichtiger Hybrid aus Spielfilm und Dokumentarfilm, in dem Lassnig in den unterschiedlichsten Lebensaltern von Birgit Minichmayr verkörpert wird.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 09.05., 20 Uhr (deutsch-engl.-franz. Original)

→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Mo 20.05, 18 Uhr; Do 23.05, 18 Uhr; Fr 24.05., tba; Sa 25.05., tba (deutsch-engl.-franz. Original)

→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 22.05., 18 Uhr + Do 23.05., 19.30 Uhr (deutsch-engl.-franz. Original)

Amsel im Brombeerstrauch – Blackbird Blackbird Blackberry

Elene Naveriani erzählt in ruhigem Rhythmus von einer in einem kleinen georgischen Dorf lebenden, alleinstehenden Endvierzigerin, die langsam das Leben und die Liebe neu entdeckt und aufblüht. Getragen wird das leise Drama von der großartigen Hauptdarstellerin Eka Chavleishvili.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 15.05., 20 Uhr (georg. O.m.U.)

Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino

#93 | Mai 2024 | 37
Mit einem Tiger schlafen Still © Stadtkino Wien Filmverleih

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT

Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Do., 02.05.

18 Uhr, Kunsthaus, Bregenz DIREKTORFÜHRUNG

mit Thomas D. Trummer

Fr., 03.05. bis 10.05.

Stadtbibliothek, Dornbirn WOCHE DER MEINUNGSFREIHEIT

Ausstellung

Sa., 04.05.

20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz FAIRYCOIN

Märchen aus der Kryptowelt, Uraufführung

Mo., 06.05.

9 Uhr, Altes Hallenbad, Feldkirch YOGAWANDERUNG für Senioren

Mo., 06.05.

19 Uhr, inatura, Dornbirn SPATZENHIRNE?

Erforschung von Intelligenz bei Rabenvögel

Vortrag

Di., 07.05.

17.30 Uhr, inatura, Dornbirn KRÄUTERGARTENTREFF

Mi., 08.05.

10 Uhr, Salomon Sulzer Saal, Hohenems 33, 34, 35 WENN ALLES AUSEINANDER FÄLLT

Ammon&Claus

Homunculus Figurentheater

Mi., 08.05.

14.30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

KULTURVERMITTLUNG für Menschen mit Demenz

Veranstaltungskalender

Mi., 08.05.

19 Uhr, Spielboden, Dornbirn

SCHOREN ROCKT!

Konzert

Mi., 08.05.

20 Uhr, Remise, Bludenz

GIPSY-FLAMENCO FIESTA

Musik

Fr., 10.05.

19.30 Uhr, Remise, Bludenz

SUPPLIERSTUNDE

Stefan Haider, Kabarett

Sa., 11.05.

10 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

KINDERKUNST

Führung und Workshop für Kinder von 5 bis 10 Jahren. Anmeldung erforderlich

Sa., 11.05.

20 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz FLORENCE GILLIARD

Neueste Forschungen zu den Hügeli am Bodensee – Methodik und vorläufige Ergebnisse —

Sa., 11.05.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn BACKWOOD – DAY2

Festival —

So., 12.05.

15 Uhr, Kammgarn, Hard IN DER WOLKENFABRIK

Kinderkonzert Toni Geiling, Kinderlieder –Mitmachkonzert für die ganze Familie

Di., 14.05.

15 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz

LIEBESG‘SCHICHTEN UND HEIRATSSACHEN

Erzählcafe

Di., 14.05.

16 Uhr und 16.30 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn MEHRSPRACHIGES GESCHICHTENUNIVERSUM ab 3 und ab 5 Jahren

Di., 14.05. 18 Uhr & Mi., 15.05. 20 Uhr

Jüdisches Museum, Hohenems GETEILTES LEID

Eine Theatervorführungen mit Yael Schüler in der aktuellen Ausstellung „A Place of Our Own“

Di., 14.05.

19 Uhr, inatura, Dornbirn VERÄNDERUNG UND SICHERHEIT IM WANDEL BEGINNT BEI MIR

Vortrag

Mi., 15.05.

19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn ECHTZEITALTER mit Tonio Schachinger, Literatur

Do., 16.05.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn GEWEBE

Nina Lyne Gangl: Album-Präsentation, Musik

Fr., 17.05.

17 Uhr, Stadtmuseum, Dornbirn GEBAUTE NS-GESCHICHTE AM BEISPIEL DES DORNBIRNER RATHAUSES

Ingrid Böhler, Öffentliche Führung

Fr., 17.05.

18 Uhr, Vorarlbergmuseum, Bregenz TUTEN & BLASEN

Blasmusik in Vorarlberg, Vernissage mit einem Vortrag von Kulturwissenschaftler Thomas Felfer

Fr., 17.05.

18.30 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz KREATIVWORKSHOP

Heftgestaltung mit individuellem Cover

Fr., 17.05.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

ESKALATION IM WALZERTAKT

Flüsterzweieck und Christoph & Lollo

Sa., 18.05.

10 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems

INTERNATIONALER MUSEUMSTAG 2024

Eintritt ganztags frei!

So., 19.05.

10.30 Uhr, Stadtmuseum, Dornbirn TATSACHEN

Das materielle Erbe des Nationalsozialismus, Führung

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So., 19.05.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn GLENN HUGHES

Musik

Mo., 20.05.

18 Uhr, Pfarrzentrum, Altach KOMM, ATEM, DER UNS SCHUF

Altacher Soiree, Konzert & Lesung

Di., 21.05.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

WIE KANN ICH DEN FUSSABDRUCK MEINER GESUNDHEITSEINRICHTUNG REDUZIEREN?

Was ist die österreichweite Strategie zur Emissionsreduzierung? Vortrag

Do., 23.05.

19 Uhr., Stadtbibliothek, Dornbirn LET'S TALK MONEY

Mareice Kaiser: Wie viel. Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht.

Do., 23.05. bis 25.05.

19 Uhr opening, und jeweils 16:30 Uhr, Spielboden, Dornbirn DYNAMO FESTIVAL

Do., 23.05. bis 25.05.

Stadtbibliothek, Dornbirn SHARED READING FACILITATOR Grundkurs, (Leseleiter:in)

Do., 23.05.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

DIE SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT – EINE UTOPIE?

Was uns zusammenhält. Über ein solidarisches Miteinander. Feldkircher Literaturtage 2024

Fr., 24./25./26.05.

jeweils 20 Uhr, Kammgarn, Hard WOHIN, WELT, WOHIN?

Der Jugendclub 14+ des Vorarlberger Landestheaters hat sich mit Themen beschäftigt, die den Jugendlichen Schwierigkeiten bereiten

Fr., 24.05.

17 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz WIR HABEN ARBEITSKRÄFTE

GERUFEN…

60 Jahre Anwerbeabkommen Österreich-Türkei, freitags um 5 – Landesgeschichte im Gespräch

Fr., 24.05.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

EINS VOR ZWÖLF: SIND WIR

NOCH ZU RETTEN? Feldkircher Literaturtage 2024

Sa., 25.05.

9 bis 12 Uhr, Stadtmuseum mumo auf der Museumswiese, Dornbirn GRAD ÜBRIG

Gastspiel Offener Kühlschrank. Ende Mai ist „Tag der Lebensmittelrettung“ und eine Gelegenheit, bewusst mit unseren Ressourcen umzugehen. Veranstalter: Stadtmuseum Dornbirn und Offener Kühlschrank Dornbirn

Sa., 25.05.

14 Uhr, Stadtmuseum, Dornbirn URBAN SKETCHING

Schnelles Skizzieren in der Stadt mit Gustavo Ferregan, Workshop. Treffpunkt: Stadtmuseum Dornbirn. Anmeldung unter: VHS Hohenems, 05576 733 83, info@vhs-hohenems.at, Kurs Nr. E04110. Beitrag: € 49,– (inkl. Kursmaterial)

Sa., 25.05.

18.30 Uhr, Frauenmuseum, Hittisau DIE INITIATION

Zwischen Mut und Verzweiflung Pfortekonzert & Ausstellung

Sa., 25.05.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

ZWISCHEN HOFFNUNG UND VERZWEIFLUNG – WIE KÖNNEN WIR SOLIDARITÄT SICHERN?

Feldkircher Literaturtage 2024

Mi., 28.05.

12.15 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz

JAZZ CLASSICS

Konzert am Mittag

Mi., 28.05.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

ZUKUNFT LEBEN –Klimakatastrophe oder Wohlbefinden für alle?

Vortrag

Di., 28.05.

19 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

EINBLICK 3

Opernatelier

Di., 28.05.

19.30 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems

EIN GEZEICHNETES LEBEN

Barbara Yelin liest aus ‚Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung‘, anschließend im Gespräch mit Frauke Kühn (Literaturhaus Vorarlberg) und Anika Reichwald (Jüdisches Museum Hohenems)

Mi., 29.05.

20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz

IMMANUEL KANT

Erzählung

Do., 30.05.

21 Uhr, Altes Hallenbad, Feldkirch

RACE ACROSS AUSTRIA –

self supported bicycle Race

LÖSUNGEN

Schachecke

1.Da7+ Das naheliegende Schachgebot gewinnt. 1...Kc8 2.Lxa6! [Diese Fortsetzung gewinnt am überzeugendsten. Nach 2.Da8+ Sb8 3.La7 kann Schwarz mit 3...g6!? eine Falle aufstellen: 4.Lxb8? (4.Dxb8+! Kd7 5.Dxb7 reicht natürlich zum weißen Sieg) 4...Kd7 5.Dxb7 Txb8!? und nun scheitert 6.Dxb8?? an 6...Lh6+! mit schwarzer Gewinnstellung.] 2...bxa6 [2...Sc5 3.Lxc5 bxa6 4.Dxa6+ Kd7 5.Da4+ Weiß steht aufgrund der zwei Mehrbauern und der unsicheren schwarzen Königsstellung klar auf Gewinn.]

3.Dxa6+ Kb8 4.La7+ Ka8 5.Dc6+ [Noch schneller wird Schwarz nach: 5.Lb6+ Kb8 6.Da7+ Kc8 7.Dxc7# matt.] 5...Kxa7 6.Sb5+ Da Weiß in zwei Zügen matt setzen kann, gibt Schwarz auf.

1.Dh7+ Wir haben hier ein ähnliches Motiv wie in Diagramm 1 – nur auf dem anderen Flügel. 1...Kf8 2.Lh4 [Nach 2.Dh8+ Sg8 3.Lh7 Sce7 4.Lh4 Td7 ist durch Zugumstellung die Partiefortsetzung entstanden.] 2...Td7 [Auch nach 2...g5 3.Dxh6+ Ke8 4.Sxg5 ist die schwarze Stellung klar verloren.]

3.Dh8+ Sg8 4.Lh7 Sce7 5.Lxe7+ Kxe7 6.Lxg8 Die Mehrfigur und die Drohung 4.Dxg7 sichern dem Anziehenden eine klare Gewinnposition.

1.Le4! [Danach wird der weiße Königsangriff unwiderstehlich. Weniger überzeugend ist die Partiefortsetzung 1.Se4?! Lf5 2.De1 Tc8 3.Dxh4+, obwohl auch dann Weiß auf Gewinn steht.] 1...hxg3 [1...Lxh3 (auch nach 1...Kg8 2.Lxg6! oder 1...Lf5 2.Sxf5! ist die schwarze Stellung hoffnungslos)

2.Lxg6+! Kg8 (2...Kxg6 3.Dh5#) 3.Tf7! hxg3 4.Dh5 Wie in der Hauptvariante entscheidet das Matt auf h7.]

2.Dh5+ Kg8 3.Lxg6 Schwarz kann das Matt auf h7 nur noch „künstlich“ hinauszögern.

Rechenrätsel

Für Anfänger = 18 Für Fortgeschrittene = 21 Für Genies = 48

Sudoku

#93 | Mai 2024 | 39
2 3 1 8 3 4 4 1 3 1 8 9 2 9 1 9 7 2 5 2 6 7 6 5 6 5 8 3 4 7 9 6 5 6 8 9 3 7 6 8 3 7 5 1 3 4 9 8 2 4 1 7 2 4 1 5 2 2 1 7 7 2 5 4 5 2 5 4 6 8 6 4 1 7 3 9 3 8 3 9 1 6 8 9

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