marie 96/ September 2024

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HERZ TRIFFT HUMOR

Ein Gespräch mit SingerSongwriterin Ingrid Hofer (im Bild mit Papa Otto, Humorist und Lustenauer Original) über Karrierewege, familiäre Prägungen und das, was bleibt, wenn Talente, Wissen und Fähigkeiten schwinden. Schwerpunktthema Demenz, Seiten 4-17.

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davon 1,70 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Foto: Carmen Graber

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Inhalt

4-6 „Das sind gefährliche Tendenzen“

Primar Albert Lingg spricht über Ursachen und Folgen von Demenz und große Herausforderungen

8-11 Mit Herz und Humor

Singer-Songwriterin Ingrid Hofer über ihren Werdegang und familäre Prägungen

12 Belastende und schöne Zeiten

Wie die Demenz-Diagnose ihrer Mutter das Leben von Dagmar Ullmann-Bautz verändert hat

14-16 Gegen das Vergessen anschreiben

Klaus Amann hat ein sehr persönliches Buch über seinen demenzkranken Vater Meinrad geschrieben

17 Der Bademeister ohne Himmel

Der neue Roman von Petra Pellini sorgt bei Daniela Egger für Gänsehaut-Moment

17 Impressum

18 „Ich will arbeiten, darf aber nicht“ marie-Verkäufer Emmanuel Onwubiko aus Nigeria will endlich selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen

19 Schachecke

20-21 Wenn Demokratie Spaß machen darf

Annemarie Felder über ihre Erfahrungen als Moderatorin beim „Guten Rat für Rückverteilung“

23 Reparatur-Cafés, Buchtipps

24-25 Der Geschmack der Bodenlosigkeit

Nach seinem Herzstillstand erzählt Steve Heitzer über seinen „Nahtod ohne Erfahrung“

27 Suppe und Sound von Welt

Wie wir die Wärme des Sommers mitnehmen können

28-31 „Ich war immer eine Spur zu laut“

Bei Verena Giesinger, Leiterin des „Schmusechor“, führte immer wieder der Zufall Regie

31 Hidoku, Sudoku

32 Rückzug

Eckart Drössler über den Rückzug der Klimakleber und warum hämische Kommentare fehl am Platz sind

34-35 Ein Becher Wein für die Kinder

Als ein Glas Wein für Schulkinder völlig normal war

36 Meine Straße

Stefania Pitscheider Soraperra erinnert sich

36 Rätsellösungen

37 Filmclubtipps

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Manches würde man gerne vergessen, kann aber nicht. Schmerzhaftes, Beschämendes, Peinliches, Zermürbendes. Man liegt im Bett, der Schlaf will nicht kommen, stattdessen wird das Gedächtnis zu einem Schlund, der einen in seine tiefsten Abgründe hinunterzieht. Andernorts hingegen zeigt die Erinnerung unliebsame Risse. Wenn beim Maturajubiläum die ehemalige Klassenkollegin detailreich aus der Schulzeit plaudert und man sich fragt, ob man tatsächlich in dieselbe Klasse gegangen ist. Ganz abgesehen von jenen Situationen, in denen ein Leck im Gedächtnis panisches Gebaren auslöst. Wer schon mal auf fünf Etagen einer Parkgarage sein Auto gesucht hat, bekommt jedenfalls eine Ahnung davon, wie es Menschen gehen muss, denen eine Demenz den Orientierungssinn raubt. „Jetzt werd‘ ich auch schon dement“, sagt man dann leichthin und meint es natürlich nicht so. Von der wirklichen Dimension der Diagnose Demenz wissen am besten pflegende Angehörige zu berichten. Sie werden zu Expertinnen und Experten im Umgang mit Menschen, die sukzessive ihr Gedächtnis und viele ihrer, im Laufe eines Lebens erworbenen Fähigkeiten verlieren. Wenn ein Mensch Gefahren nicht mehr einzuschätzen und mit dem Schnitzel auf dem Teller nichts mehr anzufangen weiß, dann sind Familiensysteme extrem gefordert. Und es sind Lösungen gefragt, die für alle Beteiligten langfristig tragbar sind. Laut „Aktion Demenz“, Anlaufstelle für Betroffene im Land, leben derzeit etwa 6000 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung in Vorarlberg, Tendenz steigend. Weil wir glauben, dass Demenz für viele von uns in irgendeiner Weise relevant ist oder werden kann, haben wir uns in der marie-Redaktion entschlossen, im „Demenzmonat“* September das große Vergessen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu thematisieren. Zur Einstimmung habe ich Arno Geigers wunderbare Buch „Der alte König in seinem Exil“ ein zweites Mal gelesen und war einmal mehr davon berührt, wie der Autor es schafft, das Schwere, die Ernsthaftigkeit, den Zweifel und die Mühsal liebevoll mit Poesie, Wärme und der unergründlichen Geisteskraft seines an Alzheimer erkrankten Vaters zu verbinden. „Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm“, schreibt der Autor. Und findet dort „Witz und Weisheit des August Geiger“. Der Dinge sagt wie: „Es geschehen keine Wunder, aber Zeichen.“ Und man würde ihn am liebsten in den Arm nehmen, wenn er konstatiert: „Es ist mit mir nicht mehr viel los. [...] Bei mir ist nichts Wichtiges mehr vorhanden.“ So wie man in dieses Buch eintauchen kann, ohne selbst betroffen zu sein, glauben wir, dass auch aus den Geschichten der nächsten Seiten so oder so viel mitzunehmen ist.

Aber es gibt noch mehr! Ab Seite 18 öffnen wir diese Ausgabe für weitere Themen, erzählen unter anderem von sehnlichsten Wünschen, unvergesslichen Herzklopfmomenten, einem fantastischen Chorprojekt und dem „Geschmack des Todes“. Eindrückliche Lesemomente wünscht Ihnen

Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

38-39 Veranstaltungskalender Die nächste marie erscheint am 30. September.

marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

* Der Welt-Alzheimertag findet am 21. September statt, die Woche der Demenz vom 16. bis 22. September.

„DAS SIND GEFÄHRLICHE TENDENZEN“

Dr. Albert Lingg, langjähriger Primar am Landeskrankenhaus Rankweil, ist Spezialist auf dem Gebiet der Alterskrankheiten und engagiert sich bei der Aktion Demenz. Die marie hat mit dem 74-jährigen Psychiater über die Ursachen und Folgen von Demenz, seine Erfahrungen mit der Krankheit und die Herausforderungen für unsere Gesellschaft gesprochen.

Interview und Foto: Frank Andres

marie: Herr Dr. Lingg, was ist eigentlich Demenz?

Dr. Albert Lingg: Demenz bedeutet bei meist älteren Menschen den Verlust von geistigen Fähigkeiten. Demenz kann aber auch bei jüngeren Menschen auftreten, zum Beispiel nach Unfällen, Vergiftungen oder bei Hirntumoren.

Wie äußert sich diese Krankheit?

Das häufigste Symptom ist die Vergesslichkeit. Es stört viele Menschen im Alter, wenn sie Probleme haben, Personen zu erkennen oder die richtigen Worte zu finden. Das kann ein Vorläufer der Demenz, aber auch altersbedingt ganz normal sein. Von Demenz spricht man erst, wenn jemand im Alltag gehandicapt ist. Das ist die geistige Seite, aber es gibt auch Änderungen im Gemüt. Zum Beispiel, wenn Betroffene misstrauischer, depressiver werden, aber auch euphorisch oder enthemmt reagieren. Herausfordernd für die Umgebung werden vor allem Verhaltensänderungen wie Verkennungen der gewohnten Umgebung, ein drängendes Gefühl, dorthin zu müssen, wo man früher gelebt hat, die Überzeugung, fremde Leute im Haus zu hören oder bestohlen zu werden.

Kann ein Mensch, der an Demenz leidet, selbst über die eigene Krankheit reflektieren?

Das ist eine gute Frage. Am Anfang der Erkrankung ist er vielleicht noch dazu in der Lage. Aber der

Die Gesellschaft ist gefordert, Lösungen zu finden, damit mehr verwirrte, vergessliche Leute unter uns leben können und sich möglichst lange zugehörig fühlen.

In Kanada gibt es Gesundheitsökonomen, die für eine noch liberalere Anwendung der aktiven Sterbehilfe plädieren und vorrechnen, wie viele Millionen Dollar jährlich einzusparen wären, wenn Demenzkranke noch früher ablebten. Das sind gefährliche Tendenzen.

Mensch tendiert dazu, Schwächen zu verdrängen, zu bagatellisieren. Es ist deshalb auch selten der Fall, dass Leute selbst zu einem Neurologen oder einem Psychiater gehen und sagen: „Schau mal nach, ob ich eine Demenz habe.“ Meistens werden die Angehörigen aktiv. Dann ist aber meist die große Frage, wie schaffe ich es zum Beispiel, meinen Papa zum Hausarzt zu bringen.

Gehen wir davon aus, der Demenzkranke folgt dem Rat seiner Angehörigen. Was passiert dann?

Zuerst einmal geht es um eine genaue Abklärung durch den Hausarzt oder Internisten. Es gilt nachzuschauen, ob diese Veränderung, diese Gedächtnisschwäche, tatsächlich ein Symptom der Altersdemenz ist oder es vielleicht andere Ursachen gibt. Eine neurologische, eine internistische Erkrankung, eine Medikamentenunverträglichkeit, übermäßiger Alkohol- bzw. Tablettenkonsum. Das gilt es auszuschließen, wäre bestenfalls behandelbar. Andernfalls wird man an die Gedächtnis-Ambulanz in Rankweil, einen Neurologen oder Psychiater verwiesen. Nachdem viele Betroffene ihre Probleme herunterspielen, sind Gespräche mit den Angehörigen wichtig. Neben einem Psychotest wird meist auch ein MRT oder CT gemacht, vor allem um andere Ursachen wie eine Hirnblutung oder einen Gehirntumor ausschließen zu können. Die verschiedenen Demenztypen haben einen unterschiedlichen Verlauf, reagieren auf Medikamente ungleich. Bei der häufigsten Form, der Alzheimer-Demenz, können Medikamente den Krankheitsverlauf verzögern, eine Heilung, etwa durch Antikörper, gibt es auf absehbare Zeit hin nicht. Psychopharmaka, vorsichtig eingesetzt, lindern in bestimmten Krankheitsphasen den Leidensdruck der Betroffenen. Wesentliches Gewicht wird heute auf die Umgangsformen und Unterstützung der Angehörigen gelegt.

Wie sehr spielt die Angst von Demenzkranken eine Rolle, plötzlich nicht mehr geistig zurechnungsfähig zu sein? Das ist deren größte Sorge. Jeder hat ein Bild von einem demenzkranken Nachbarn oder Verwandten im Kopf, dessen Krankheit schwer verlaufen ist. Und man hat dann selbst Angst, dass einem dasselbe passieren könnte. Dabei ist die Demenz individuell höchst verschieden. Es spielt auch eine große Rolle, in welchem Umfeld sich die Krankheit abspielt. Wenn jemand das Glück hat, im Altgedächtnis bzw. in seiner gewohnten Umgebung weiterleben zu dürfen, dann hat er viel bessere Chancen, länger mit seinen Ausfällen klarzukommen. Neuerungen, sich umzuorientieren, die zunehmende Technisierung und Beschleunigung stressen Demenzkranke.

Das bedeutet also im Klartext, dass Demenzkranke möglichst lange, ohne zusätzlichen Stress in der gewohnten Umgebung leben sollten. Aber die Realität schaut oft anders aus. Heute ist es Angehörigen vielfach nicht möglich, sich um den kranken Vater oder die Mutter zu kümmern. Dieser Wegfall der Großfamilie ist auch einer der Gründe, weshalb Demenz jetzt so zum Thema geworden ist. Zudem bringt das moderne Leben sehr viele Veränderungen. Ich sage immer: Wenn ein Schafhirt in Sizilien seine Tiere ein Leben lang auf dieselbe Weide getrieben hat, dann findet er auch schwer dement den Weg mit seinen Schafen zurück. Anders Betroffene, vor allem in einer städtischen Umgebung, ohne achtsame Nachbarschaft. Die Gesellschaft ist gefordert, Lösungen zu finden, damit mehr verwirrte, vergessliche Leute unter uns leben können und sich möglichst lange zugehörig fühlen. Demenz ist ein Thema, das nicht nur die Mediziner oder Pflegekräfte managen können, gemeinschaftliche Wohnformen und Initiativen, die auf stärkeren sozialen Zusammenhalt hinwirken, sind gefragt.

Heute werden Menschen durchschnittlich deutlich älter. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, viel höher. Welche Rolle spielt dabei aber auch der moderne Lebenswandel?

Eine große. Wir hören jeden Tag, dass unser moderner Lebensstil nicht gesund ist. Wir bewegen uns zu wenig, ernähren uns falsch und haben zu viel Stress. Studien belegen, dass Distress, also Dauerüberlastung, ähnlich schädlich ist wie das Rauchen. Und über die Gefäßverkalkung sind beide Faktoren für Demenzentwicklung.

Mein Eindruck ist, dass Demenz erst in den letzten Jahren zum Thema geworden. Warum hat die Medizin erst jetzt darauf reagiert?

Der Mediziner Aloys Alzheimer hat die Krankheit schon 1906 sehr treffend beschrieben. Als ich vor über 55 Jahren in Wien studiert habe, wurde im Psychiatrie-Skriptum das Thema Demenz auf drei Seiten abgehandelt. In der Praxis nahm man es schicksalhaft hin, die Pflege stand im Vordergrund, im Bregenzerwald nannte man solche Menschen etwa „wieslos“. So wurden Menschen bezeichnet, die nicht mehr wissen, wohin sie müssen. Das Verständnis für die Krankheit hat sich erst durch die aktivierende Pflege und Ergebnisse der Hirnforschung verändert. So haben sich auch die Medizin, Psychologie und Vorsorge des Themas angenommen. Erfreulich, dass sich durch die konsequente Behandlung von Risikofaktoren wie Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck oder >>

Zudem bringt das moderne Leben sehr viele Veränderungen. Ich sage immer: Wenn ein Schafhirt in Sizilien seine Tiere ein Leben lang auf dieselbe Weide getrieben hat, dann findet er auch schwer dement den Weg mit seinen Schafen zurück.

Diabetes das Antrittsalter der Demenz, zumindest in reichen Ländern, nach oben verschoben hat.

Was heißt in „höheres Alter“?

Ich werde nicht mehr mit 75, sondern erst mit 78 oder 80 Jahren dement. Immerhin. Deshalb ist die Vorsorge besonders wichtig. Ich selbst werde Anfang Oktober 75 Jahre alt. Und meine Jahrgänger sind zu vier, fünf Prozent von Demenz betroffen. Und der Anteil verdoppelt sich dann alle fünf Jahre. Da sind jedoch auch leichte Fälle eingerechnet.

Wie sehr spielt der Faktor Geld beim Thema Demenz eine Rolle?

Der Aufwand für die Betreuung Demenzkranker ist beträchtlich und steigend. Wir wissen gleichzeitig aber auch, dass die Bereitschaft, ins Sozialsystem zu investieren, in neoliberal ausgerichteten Ländern zurückgeht. Es gibt Länder, wo aktiv geworben wird, dass sich Demenzkranke frühzeitig aus dem Leben verabschieden sollen, dies meist mit Hinweis auf den Verlust von Autonomie und Lebensqualität. In den Niederlanden las ich eine Schlagzeile, die lautete: „Lieber tot sein, als wieder mit Puppen spielen.“ Und in Kanada gibt es Gesundheitsökonomen, die für eine noch liberalere Anwendung der aktiven Sterbehilfe plädieren und vorrechnen, wie viele Millionen Dollar jährlich einzusparen wären, wenn Demenzkranke noch früher ablebten. Das sind gefährliche Tendenzen. Da geht es nicht mehr um den Einzelnen, der selbstbestimmt und bei aufrechtem Hilfsangebot, nicht mehr leben will oder kann. Hier gilt es bei der nun in Österreich möglichen Beihilfe zum Suizid wachsam zu sein.

Haben Sie selbst schon in ihrem privaten Umfeld mit dem Thema Demenz Erfahrungen gemacht?

Ja. Meine Mutter war unglaublich aktiv, ging gerne in die Berge. Dann hat sie aber leider im hohen Alter Diabetes bekommen. Und über die Verkalkung der Arterien wurde eine Demenz ausgelöst. Ich habe dann, wie meine Brüder, mitbekommen, wie schwierig es ist einen lieben Menschen so verändert zu erleben.

Sie haben vorher erwähnt, dass vier bis fünf Prozent der 75-Jährigen an Demenz erkranken. Sie selbst werden am 1. Oktober 75 Jahre. Denken Sie daran, irgendwann selbst von dieser Krankheit betroffen zu sein?

Selbstverständlich. Erstens merke ich selbst, dass mir öfters Namen nicht einfallen. Ich bin schon in der Nacht aufgewacht

und habe meine Frau gefragt, wie der Mittelstürmer vom AC Milan geheißen hat, der die wunderbaren Kopfballtore erzielt hat. Sie antwortete dann halb schläfrig: Marco van Basten. So konnte ich wieder einschlafen. Diese Vergesslichkeit ist aber noch im normalen Bereich. Risikofaktoren?

Ich trinke vielleicht etwas zu viel Alkohol, rauche nur gelegentlich, die Sportseite der VN treibt mir häufig den Blutdruck hoch. Nur apollinisch, also rational zu leben, wäre ja auch fad.

Der Mensch setzt sich ja ungern mit der eigenen Endlichkeit auseinander. Das Thema Tod bzw. Sterben wird meist verdrängt. Wie sehr beschäftigt Sie dieses Thema?

Ich habe mir vorgenommen, den Rest meines Lebens, wie lange er auch dauert, mich damit zu beschäftigen. Ich sage oft zu meiner Frau: Ich bin jetzt seit zwei Monaten älter, wie mein Vater, als er gestorben ist. Für mich ist ab jetzt alles Bonus. Wenn ich jetzt sterbe, habe ich ein unheimlich reiches Leben gehabt.

Albert Lingg spricht am 3. Oktober in Andelsbuch (nähere Infos Seite 13!) über das Thema Musik und Demenz. Dazu sagt der Psychiater: „Musizieren aktiviert das Gehirn, das wirkt prophylaktisch, und ich erreiche damit auch Menschen, die sonst kaum mehr zugänglich sind. Das Letzte, was beim Menschen mit Demenz untergeht, ist das Gedächtnis für musikalische Erinnerungen. Das belegt die Hirnforschung und erlebt man im Kontakt. Ein mir gut bekannter Patient erkannte mich bei keiner Visite. Anders, als ich ihn einlud, mit mir die Wälder-Hymne zu singen. Er konnte fünf Strophen und war darüber stolz, und sein Erinnerungsvermögen war plötzlich wieder da: „Bist du Kronen-Wirts Albert?“ Diese Aufhellung war zwar nur vorübergehend. Er hatte jedoch in seiner Verwirrtheit ein Glücksgefühl. Und darum geht es in der Betreuung vor allem: Betroffenen Erlebnisse des Gelingens, worin immer, im Gärtnern, Handwerken, Kochen oder Chor-Singen, zu vermitteln.“

Ich bin schon in der Nacht aufgewacht und habe meine Frau gefragt, wie der Mittelstürmer vom AC Milan geheißen hat, der die wunderbaren Kopfballtore erzielt hat. Sie antwortete dann halb schläfrig: Marco van Basten. So konnte ich wieder einschlafen.

Bildungshaus Batschuns

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Mit Herz und Humor

Von Punk über Pop bis Plüschbär Eddy: Die Lustenauer Singer-Songwriterin und Autorin Ingrid Hofer ist eine Macherin, die sich musikalisch in kein Genre pressen lässt. Wir haben die unverbesserliche Optimistin gefragt, was sie in ihrer Kindheit geprägt hat und worauf sie sich verlassen kann, vor allem dann, wenn die Dinge anders kommen als gewollt.

Die Liebe zur Bühne, aus der sie keinen Hehl macht – O-Ton: „Ich war immer schon eine Rampensau.“ – hat Ingrid Hofer, 48, mit der Muttermilch aufgesogen: Papa Otto Hofer, Humorist, Musiker und Mundartdichter gilt als Lustenauer Original und ist durch sein jahrelanges Engagement mit den „Kleaborar Bahnteifl“ – einer Vier-Mann-Band aus Egg – auch über Lustenaus Grenzen hinaus bekannt. Mama Veronika Hofer, ebenso begeisterte Bewahrerin des Mundart-Kulturschatzes, Autorin und Theatermacherin, ist für die Familie der Mittelpunkt und stets erste Anlaufstelle, um sich konstruktives Feedback für alle Vorhaben einzuholen. Ingrid selbst hat sich durch ihre Geschichten und Songs rund um Teddy Eddy einen Namen gemacht. Und manch einer kann sich vielleicht noch an die Pop-Girlband „i:levenless7“ erinnern, mit der die Lustenauerin Anfang der Nullerjahre eine aufregende Stippvisite ins Pop-Biz machte.

Zäsur „Demenz“

„Das Unbeschwerte und die Leichtigkeit, den Humor und die Selbstironie, das habe ich von Papa übernommen.“

Es sei vor allem der väterliche Wesenskern, der ihre Art, durchs Leben zu gehen, am stärksten präge: „Das Unbeschwerte und die Leichtigkeit, den Humor und die Selbstironie, das habe ich von Papa übernommen.“ Dass ihm vor wenigen Jahren Alzheimer diagnostiziert wurde, sei ein Schock gewesen und habe tagelanges Weinen ausgelöst, aber schlussendlich habe die Heiterkeit wieder die Oberhand gewonnen. Abgesehen davon, dass dem Papa der Witz bis heute nicht abhandengekommen sei, würde ihr persönlicher humorvoller Blick den Tücken der Krankheit die Schneid abkaufen. Was es heißt, einen an Demenz erkrankten Menschen zu begleiten, lässt sich vor allem an Alltagsbeispielen erfassen. Ingrid erzählt: „Papa hat sein Leben lang alle frischen Kräuter aus dem Garten getrocknet und gerebelt, Beinwell

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Carmen Graber

„Ich hatte mir nach der Diagnose vor allem eines vorgenommen: Papa soll sich in unserer Gegenwart wohl fühlen. Er macht es uns leicht, sich liebevoll um ihn zu kümmern, er ist ein wahnsinnig lieber Patient. Wir umarmen uns viel.“

für die Gelenke und Kalmus für angeschlagene Mägen angesetzt, jeden Vogel am Gesang und jeden Baum an seinen Blättern erkannt. Heute weiß er nicht mehr, wie Salbei aussieht. Er kann zwar immer noch Geschichten erzählen, die manchmal punktgenau stimmen und einen Anfang und ein Ende haben. Aber wenn er an einem fremden Ort auf die Toilette geht, findet er nicht mehr zurück.“ Oder: „Papa macht manchmal kuriose Dinge und bringt Mama oft zur Verzweiflung, weil er immer wieder Sachen so versorgt, dass sie niemand mehr findet.“ Sie schüttelt lachend den Kopf und zeigt sich wenig später nachdenklich: „Ich hatte mir nach der Diagnose vor allem eines vorgenommen: Papa soll sich in unserer Gegenwart wohl fühlen. Er macht es uns leicht, sich liebevoll um ihn zu kümmern, er ist ein wahnsinnig lieber Patient. Wir umarmen uns viel.“ Anderen Menschen gegenüber könne er allerdings durchaus seine sarkastische, mitunter ungemütliche Seite präsentieren: „Weil er einer ist, der nichts beschönigt. Das war vor der Demenz schon so, aber jetzt sagt er mehr denn je, wenn ihm etwas nicht passt.“ Nachsatz: „Das hab‘ ich von ihm geerbt, aber ich mach‘ es charmanter.“ Wieder helllautes Lachen, wieder gefolgt von einem ernsten Moment: „Ja, er hat das Vergesslichwerden selbst mitbekommen. Irgendwann hat er gesagt, er wisse nicht mehr, welche Geschichten er bei seinen Auftritten mit den Bahnteifeln schon erzählt habe. Nach dem Schnelltest war klar, dass er eine langsam fortschreitende Demenz hat und er bald seine Orientierung verlieren würde. Papa ist ab dem Zeitpunkt nicht mehr Auto gefahren. Er hat es zuerst recht gelassen hingenommen, später aber schwere innere Kämpfe ausgefochten, weil es ihn so geplagt hat, dass gerade er sich nichts mehr merken konnte. Inzwischen antwortet er, dass es ihm gut geht, wenn man ihn fragt, obwohl er zwischendurch auch immer wieder seelische Einbrüche hat.“

Die Anfänge

Ingrid Hofer, selbst Dreifach-Mama, blickt auf eine unbeschwerte Kindheit zurück. Eine, die sie mit unbändigem Gottvertrauen und einem schier unbezwingbaren Optimismus ausgestattet hat. Ihre ersten drei Lebensjahre verbrachte Klein-Ingrid in Nigeria, wo die Familie aufgrund von Otto Hofers Brotberuf als Stickermeister zwischenzeitlich ihre Zelte aufschlug. Das habe bestimmt Spuren hinterlassen, bewusst erinnern würde sie sich aber nur mehr an die Lustenauer Kindheitsjahre: „Für meinen Bruder Jürgen und mich gab es viel Raum für Fantasie, Zeit für Ausflüge, für Geschichten und fürs Singen. Zuhause haben wir immer musiziert und geschrieben, ich lernte früh Gitarre spielen, war in einem Chor, hatte immer wieder auf Theaterbühnen und im Trachtenverein der Mama Auftritte. Mir war schon als Kind klar, dass ich später etwas selbstständig machen will.“

Das „Etwas“ lag für sie allerdings damals noch im Diffusen, was Besonderes sollte es im besten Fall sein. Erst einmal suchte sie als Teenagerin eine Cover-Band und mischte alsbald eine Jungs-Truppe auf, die sich dem PunkRock („Bis heute ist das eigentlich meine Musik, ich liebe unkonventionellere Bands wie Röyksopp oder Green Day.“) verschrieben hatte. Drei Jahre waren sie gemeinsam unterwegs, während sie die HTL für Textilbetriebstechnik absolvierte. Beruflich sollte es mit Design für Unterwäsche-Wirkstoffe vorerst auch in die textile Richtung gehen, bevor >>

„Mit Musik lassen sich Menschen auf einfachem Weg erreichen. Im besten Fall kann man über Musik auf Wesentliches hinweisen, ohne große Reden zu schwingen.

Projekte in der Pipeline:

• Neuauflage des Kinderliederalbums „Sommr, du lieba“ gemeinsam mit Mama Veronika Hofer (April 2025) – inklusive Kinderbuch

• Deutsch-türkisches Kinderlied „Wir sind alle Kinder dieser Welt“ gemeinsam mit Erdin Kamoğlu

• Buch „Mama bekommt ein Baby - Die Geschichte einer Geburt“ – ein Verlag wird noch gesucht!

• Neue Gebärdensprachvideos, sobald Sponsoren gefunden sind!

sie in anderen Branchen Erfahrungen sammelte, nach einer Visagisten-Ausbildung gar noch als Freelancerin für L’Oréal unterwegs war und sich später als Schmink- und Typberaterin selbstständig machte. Dazwischen lockten immer wieder Abstecher ins Scheinwerferlicht, sei es als Sängerin oder ihrer zweiten Leidenschaft, der Schauspielerei, nachgebend.

Elf weniger sieben

Ungefähr zur Jahrtausendwende war es, als ein Plakat in einem Nachtlokal Ingrid Hofers musikalischen Weg befeuern sollte. Ein Casting für eine Pop-Girlband war ausgeschrieben. Ingrid bewarb sich, wurde ausgewählt und fand sich als Mitt-Zwanzigerin in einem neuen Abenteuer wieder. Fortan tourte sie mit „i:levenless7“, einer Formation von vier jungen Frauen, durchs Inund Ausland. Höhepunkt war sicher die österreichische Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest 2002, das Ticket für den ESC blieb allerdings aus. Auch wenn sich das Pop-Quartett alsbald auflöste, denkt Ingrid Hofer ohne Hader an diese „Wahnsinnsjahre“ zurück: „Es wäre schon der Plan gewesen, dass es groß wird, aber es hat nicht sollen sein. Dennoch, die überwältigenden Gefühle kann dir niemand nehmen, wenn du im Hallenstadion in Zürich vor 14.000 Leuten singst. Die Zeit war fantastisch, vor allem auch unser starker Zusammenhalt unter uns Frauen, der uns vor vielen Situationen gerettet hat, die sonst ungut geworden wären.“ Richtig ungut? „Ja schon. Manch einer formulierte unmissverständliche Bedingungen an uns, sollten wir ‚berühmt werden wollen‘, es gab Aussagen wie ‚Es ist mir egal, wer sich anbietet, einfach eine.‘“ Es sei deshalb okay, zumindest rückblickend gesehen, dass es schlussendlich mit dem großen Erfolg nicht geklappt habe. Man habe viel gelernt. „Ich lebe im Jetzt, schau nicht zurück. Ich bin auch keine, die Ängste hat. Mein starker Glaube hilft mir und ich möchte auch meinen Kindern vermitteln, dass es wichtig ist, an etwas Höheres zu glauben. Etwas, das einem Kraft und Energie gibt.“

Und dann kam Teddy Eddy

Kraft und Energie und jede Menge Frohsinn hat die Frau allemal. Seit 2014 Teddy Eddy in ihr Leben getreten ist, hat ihre künstlerische Laufbahn eine neue Wendung genommen. Der plüschig braune Teddybär, ursprünglich Protagonist ihrer Stegreif-Geschichten für Tochter Valentina, ist inzwischen Mittelpunkt eines ganzen Teddy Eddy-Universums. Ein erster Song fiel Ingrid „regelrecht in den Schoß“. Mit Töchtern und Nichten wurde er auf der hauseigenen Terrasse auf seine „Tanzbarkeit“ geprüft. Den berühmten Funken zündete aber erst Gotakind Paula, als diese nachfragte, wieso sie denn das Lied nicht auf YouTube finden könne. „Noch am selben Abend habe ich recherchiert und schlussendlich ein halbes Jahr investiert, um all die Geschichten in Reinform zu bringen und ein Komplettpaket aus Buch, Liedern und Choreos zusammenzustellen.“ Nach über 40 Absagen von Verlagen und viel „Eigene-Faust-Initiative“ ist Ingrids Teddy Eddy-Marke heute etabliert: 6 Bücher, über 50 Songs, ein eigenes Musical in ausverkauften Häusern, unzählige MitmachLesungen und Bühnenauftritte, über 80 Tanzvideos, 61 Millionen Aufrufe auf YouTube. Doch man mag sich täuschen: Auch wenn inzwischen Tausende von Kindern bei Songs wie „Gi-Ga-Gägelchen“ begeistert mitsingen und Ingrid mit Produktion und Vermarktung einen Fulltimejob hat: Leben könne man davon nicht, gibt die Künstlerin und Unternehmerin in Personalunion unumwunden zu. Zuviel würde sie selbst immer wieder in neue Ideen investieren. In eine DVD beispielsweise, die komplett mit Gebärdensprache unterlegt ist. Dafür gab’s immerhin den Hubert von Goisern Kulturpreis, eine Anerkennung, die Ingrid mehr wert ist

Ingrid Hofer, 1976 geboren und in Lustenau zuhause, schaffte es mit der Girlgroup „i:levenless7“ 2002 zur österreichischen Vorentscheidung für den Song Contest, bevor sie eine Familie gründete und inzwischen mit ihren Kinderbüchern und Kinderliedern rund um Teddy Eddy ein großes Publikum begeistert. Für ihr erstes Kinderliederalbum wurde sie 2018 mit dem 1. Preis beim Deutschen Rock & Pop Preis ausgezeichnet, 2022 mit dem Hubert von Goisern Kulturpreis für ihre Kinder-Tanz-DVD mit Gebärdensprache. Für ihr Engagement, Kinder wieder mehr zum Lesen, Singen und Tanzen zu bringen erhielt sie 2023 den Unternehmerinnen AWARD in der Kategorie „Social Entrepreneurship“. Am 22. Februar dieses Jahres feierte ihr Anti-Mobbing-Song „Hör auf“ seinen Release.

als der bemerkenswerte Platz 1 beim Deutschen Rock & Pop Preis (2018) fürs erste Kinderliederalbum. Gebärdensprache ist ihr bis heute ein großes Anlie gen, macht sie doch Musik nicht nur für Kinder mit Hörbeeinträchtigung wahr nehmbar, generell profitieren Menschen mit wenig Sprache davon. „Ich habe Feedbacks bekommen, die mich zu Tränen gerührt haben“, so Ingrid. Ihre sozia len Fühler durfte sie zudem beim Anti-Mobbing-Song ausstrecken, einer diesjäh rigen Auftragsarbeit für die „Koordinationsstelle Mobbing“ des Landes Vorarlberg. Selbst als Kind gemobbt, habe sie mit diesem Song („Hör auf“) zum persönlichen Befreiungsschlag ausgeholt, sagt sie. Es geht dabei vor allem ums Wachrütteln und Sensibilisieren: „Mit Musik lassen sich Menschen auf einfachem Weg erreichen. Im besten Fall kann man über Musik auf Wesentliches hinweisen, ohne große Reden zu schwingen. Ich finde, du hast als Künstlerin auch die Verantwortung, die Welt ein Stück weit besser zu gestalten.“

Ihre Teddy Eddy-Geschichten allerdings sollen frei von Fingerzeig und pädagogischer Verzweckung bleiben. Mit „lieben, humorvollen Geschichten“, die auch Eltern Spaß machen, schreibt sich Ingrid Hofer in die Kinderherzen. Der beste Sensor, ob genug Humor in Teddy Eddys Anekdoten steckt, ist, wie könnte es anders sein, Papa Otto. Sobald er sich bei innerfamiliären Vorlese-Runden „kaputtlacht“, stimmt der Schmäh, sagt Ingrid. Und weiß sie bei einer Geschichte nicht weiter, ist oft genug ebenso er es, der mit seinem Schmäh den Impuls für eine treffende Pointe setzt. Demenz hin oder her, Humor funktioniert auch ohne Erinnerung und überhaupt verbindet Lachen über alle Worte und Geisteskräfte hinweg.

KULTUR AM BAHNHOF

Mehr zu Ingrid Hofer, ihren Projekten, Hörproben, Tanzvideos und allen Produkten rund um Teddy Eddy: ingridhofer.com

Nächste Termine:

3. September | PRISMA Kids Day, Götzis

14. September, 16.15 Uhr | Spielefest Dornbirn

21. September, 14.45 Uhr | Liebherr Nenzing

4. Oktober, 15.15 Uhr | Bibliothek Schlins

5. Oktober, 15 Uhr | Klostertal Museum

15. - 18. Oktober 2024 | Lesereise Vinschgau

23. - 25. Oktober 2024 | Lesereise Vinschgau

An zwei Freitagen im September und Oktober lädt die Offene Jugendarbeit Dornbirn zur „Kultur am Bahnhof“. In zehn bis fünfzehnminütigen Performances haben Fahrgäste im Bahnhofsbereich Dornbirn von 11 bis 18 Uhr die Möglichkeit, kurz zu verweilen und Darbietungen von Jonglage bis hin zu Tanz zu bestaunen. Auch für die kulinarische Versorgung ist gesorgt. Es gibt selbstgemachte Köstlichkeiten aus der Jugendhausküche. Zusätzlich lädt die ÖBB und die Polizei zum Kaffeegespräch ein. Ziel der Aktion ist es, den Bahnhofsbereich in Dornbirn zu einem positiv besetzten und vielfältigen Ort zu entwickeln.

Termine: 13. September, mit Special Act: Hip Hop Tanz Special, 11. Oktober mit Special-Act: Hippana Maleta (irisch-deutsches Straßentheater), jeweils von 11 bis 18 Uhr

Belastende und schöne Seiten

Die Demenz-Diagnose ihrer Mutter brachte für Dagmar UllmannBautz eine entscheidende Wendung in den Alltag und in die Beziehungen innerhalb der Familie. Gemeinsam mit ihrer Schwester Renate Bautz schaffte sie es, die anfangs düstere Prognose der demenziellen Entwicklung um viele Jahre nach hinten zu verschieben – die Familie liefert ein beeindruckendes Beispiel für gelingende Betreuung und Pflege im häuslichen Umfeld.

Text: Daniela Egger, Foto: privat

Ihre Mutter Gerti war immer eine eher ernste Frau, sehr darauf bedacht, was wohl die Nachbarn oder die Leute sagen. Für Dagmar Ullmann-Bautz begann mit der demenziellen Entwicklung ihrer Mutter ein grundlegendes Umdenken, sie nahm die Dinge in die Hand und recherchierte gründlich – die behandelnde Ärztin schätzte, dass ihre Mutter in ein, spätestens zwei Jahren niemanden mehr erkennen würde. Das war im Juli 2015. Erst neun Jahre später ist es jetzt soweit, dass die Mutter vor etwa drei Monaten zum letzten Mal ihren Namen nannte, als Dagmar neben ihr saß. Das straft viele Annahmen und Erfahrungen über Demenz Lügen, denn so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Entwicklungen bei Demenz. Und es macht deutlich, wie viel wir selbst in der Hand haben, um zu gestalten. Dagmar und ihre Schwester Renate kamen schnell zu dem Schluss, dass sie die Mutter gerne pflegen und begleiten möchten – ihre beiden Brüder wollten dagegen lieber im Hintergrund bleiben. Das sagt Dagmar Ullmann-Bautz ganz deutlich, weil es enorm wichtig ist, dass jeder in der Familie vollkommen frei sein muss, zu entscheiden. Jede und jeder hat eine eigene Beziehung zu dem von Demenz betroffenen Angehörigen. Was für die eine leicht und selbstverständlich ist, kann für den anderen unerträglich sein. Für die beiden Schwestern war es ein Auftakt zu viel Zeit und Geselligkeit gemeinsam mit der Mutter, sie begannen ein tägliches Übungs- und Gedächtnisprogramm zusammenzustellen und Ausflüge und Reisen zu unternehmen. Die Mutter wurde deutlich entspannter, ihre Sorgen, was andere Menschen denken könnten, lösten sich in Luft auf. Die Schwestern machten es sich zur Aufgabe, täglich viel mit ihr zu lachen, Humor und Geduld mitzubringen und die Mutter möglichst viel selbst bestimmen zu lassen. Man muss dazu sagen, dass es auch sehr schwierige Verläufe von Demenzerkrankungen gibt, in denen Humor nur mehr schwer zu finden ist. Dagmars Mutter Gerti wurde aber einfacher und lockerer, sie wurde zufriedener – und überaus dankbar für die Zuwendung, die sie von ihren Kindern bekam. Auch die Brüder übernahmen Aufgaben, solche, die sie gerne und mit Freude machen wollten, wie zum Beispiel notwendige Reparaturen. Soziale Kontakte sorgen für die nötigen Anregungen für Betroffene, um sich möglichst nicht im Dauerrückzug zu befinden – ein Umstand, den die Familie zu nutzen wusste. Sie organisierten den regelmäßigen Aufenthalt in der Tagesbe-

treuung, Besuche und Fremdbetreuung durch „MOHI“ und „Zeitpolster“. Vor vier Jahren kam dann auch die 24-Stunden-Betreuung dazu. Wenn sie selbst auf Reisen gingen oder eine Auszeit brauchten, war immer eine von den beiden Schwestern da und es war sichergestellt, dass Gerti Bautz nie sich selbst überlassen war.

„Diese Energie und der Aufwand haben sich gelohnt, und zwar für uns alle“, sagt Dagmar Ullmann-Bautz. „Das Leben meiner Mutter hat durch die Diagnose eigentlich zusätzliche Freiheiten gewonnen und unsere Beziehungen zu ihr wurden enger. Vor der Diagnose haben wir kaum gelacht mit unserer Mutter. Jetzt gab es so viel Situationskomik, die wir nutzen, um uns gemeinsam mit ihr zu amüsieren – oder wir erzählten witzige Geschichten aus unserem Alltag. Sie war immer bereit, den Moment zu genießen. Wir haben auch gesungen, zuerst gemeinsam, jetzt singe ich für sie. Wir haben Museumsbesuche der Aktion Demenz mitgemacht oder gingen Leute besuchen und was sie besonders liebte, waren unsere gemeinsamen Urlaube. Dafür ist beispielsweise ein Kreuzfahrtschiff ideal – es gibt Unterhaltung, immer ist etwas los und sie kann nicht wirklich verloren gehen. Irgendwann bringt sie jemand zurück zur Kabine, weil das Personal schon weiß, wo sie wohnt. Und für uns war es erholsam und gleichzeitig eine schöne, gemeinsam verbrachte Zeit.“

Inzwischen ist die Erkrankung von Dagmars Mama schon sehr weit fortgeschritten, sie verweigert manchmal das Essen und kennt ihre Kinder nicht mehr dem Namen nach. Was sie aber deutlich macht, sind das Vertrauen und die Zuneigung, die sie nach wie vor spürt. Wenn Dagmar oder Renate in ihrer Nähe sitzen, dann lehnt sich die Mutter an ihre Schulter oder lässt sich lange und innig umarmen. Jetzt allerdings stehen wesentliche Fragen im Raum, die jeder und jede für sich beantworten muss – die Geschwister reden viel über die Fragen, ob es besser ist, sie gehen zu lassen, oder ob es gilt, die Mutter noch zum Essen zu überreden und sie so im Leben zu halten. „Das empfinde ich als die schwierigste Phase bisher“, sagt Dagmar Ullmann-Bautz. „Der lange, bewusste Abschied bringt diese Fragen mit sich und wir führen auch herausfordernde Diskussionen untereinander. Man wird mit diesen Fragen auf sehr persönlicher Ebene konfrontiert. Das gehört auch dazu und ich kann sagen, dass wir alle sehr dankbar sind für diesen Prozess.“

Vorarlberg

53 Gemeinden in Vorarlberg verfolgen eine gemeinsame Vision: In Vorarlberg nehmen Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben teil und treffen auf ein aufgeklärtes und kompetentes Umfeld. Die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen ist das erklärte Ziel der Aktivitäten der Aktion Demenz in Vorarlberg. Dabei richtet sich der Blick auf die noch lange vorhandenen Fähigkeiten von Betroffenen, wie auch auf Unterstützungsangebote, um diese Fähigkeiten zu stärken und gleichzeitig die Familien zu entlasten. Dazu gehören Teilhabeangebote wie Demenzcafés in den Gemeinden, Museumsbesuche speziell für Menschen mit Demenz oder auch Veranstaltungen, die beispielsweise die Musik im Pflegealltag beleuchten.

Museumsbesuche im Herbst 2024

Zwei Museen und das Kunsthaus Bregenz bieten spezielle Führungen für Menschen mit Demenz an, um Kunst und Kultur zu erleben, Erinnerungen zu teilen und neue Eindrücke und Anregungen zu bekommen.

Termine im Kunsthaus Bregenz

6.11., 14.30 bis 16.30 Uhr und 16.11., 14.30 bis 16.30 Uhr

Treffpunkt Kassa im Kunsthaus Bregenz

Anmeldung und Information:

Julia Krepl T 05574 485 94-417

email: j.krepl@kunsthaus-bregenz.at

Termine im vorarlberg museum, Bregenz

11.09., 09.10., 20.11. und 19.02.25 von 14.30 bis 16.30 Uhr

Treffpunkt Kassa vorarlberg museum

Wir bitten um Anmeldung T 05574 46050-519 email: kulturvermittlung@vorarlbergmuseum.at

Termine in der inatura Naturschau, Dornbirn

14.09., 05.10., 09.11., 07.12. von 14.30 bis 16.30 Uhr

Treffpunkt Kassa in der inatura – Erlebnis Naturschau

Dornbirn

Wir bitten um Anmeldung T 0676 833064770 email: naturschau@inatura.at

Filmreihe der Aktion Demenz Gemeinden

Rund um den Weltalzheimertag am 21. September zeigen neun Gemeinden Spielfilme, bei denen das Thema

Demenz eine Rolle spielt. Im Anschluss gibt es an den meisten Abenden die Möglichkeit, mit einem Experten ins Gespräch zu kommen und Fragen zu stellen. Der Eintritt ist, sofern nicht anders vermerkt, frei.

Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen

19. September, 19 Uhr, Bezauer Wirtschaftsschulen

Referent: Dr. Michael Moosbrugger

10. Oktober, 19 Uhr, Salvatorkolleg, Hörbranz

Referent: Dr. Albert Lingg

Das Leuchten der Erinnerung

17. September, 19 Uhr, Kino Bludenz

Referent: Dr. Albert Lingg

24. September, 19 Uhr, Kinothek Lustenau

Referent: Dr. Albert Lingg

8. Oktober, 18 Uhr, Vereinshaus Lauterach

21. Oktober, 15 Uhr, Altes Kino Rankweil

Abendkasse

The Father

21. September, 19 Uhr, Bücherei Hohenems

Referent: Dr. Albert Lingg

Die guten Jahre

26. September, 20 Uhr, Metrokino Bregenz

Abendkasse

Für dich dreh ich die Zeit zurück

24. September, 18.30 Uhr, Vereinshaus Wolfurt

Referent: Dr. Michael Moosbrugger

Vortrag zu Musik und Demenz

Dr. Albert Lingg spricht über das Thema Musik bei einer demenziellen Erkrankung und ihre Bedeutung im Pflegealltag. Musik kann in ihrer positiven Wirkung auf die psychische Befindlichkeit von Menschen gar nicht genug betont werden – für Menschen mit Demenz ist sie auch eine Möglichkeit, sich mit den frühesten Erinnerungen zu verbinden. Eine Kooperation mit dem Kulturverein Bahnhof.

Kulturverein Bahnhof, Andelsbuch

3. Oktober, 19 Uhr

Freier Eintritt

Lesung und Gespräch in Büchereien

Ein Validationsexperte berichtet gemeinsam mit einem oder einer Angehörigen von Alltagserfahrungen in der häuslichen Pflege und Begleitung von Menschen mit Demenz. Ausgewählte Literatur zum Thema Demenz steht in den Büchereien zur Verfügung. Der Eintritt ist gratis, um Anmeldung wird gebeten.

22. Oktober, 19 Uhr Öffentliche Bücherei und Spielothek Schoppernau

T 05515 211 340

24. Oktober, 19 Uhr Öffentliche Bücherei und Spielothek Hohenweiler, Kindergarten, Dorf 45

T 0664 883 985 95

5. November 2024, 19.30 Uhr Öffentliche Bücherei und Spielothek Fußach

T 05578 771 54

6. November, 19 Uhr

Bücherei Schwarzach

T 05572 583 55 51

Gegen das Vergessen anschreiben

Früher ein wandelndes Literaturlexikon, verliert Meinrad Amann (geb. 1927, gest. 2016) in seinem letzten

Lebensjahrzehnt nach und nach sein Gedächtnis. Sein Sohn Klaus Amann hat ein sehr persönliches Buch über ihn geschrieben. Darin spürt er einer Generation nach, die dem Schweigen näher ist als dem Reden und nimmt die Leserschaft mit hinein in den Alltag mit einem an Demenz erkrankten Elternteil.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: privat

2017

bereits hat der Vorarlberger Klaus A. Amann, 67, Lehrer (in Pension), Übersetzer und Lehrbuchautor, im Verlag „Bibliothek der Provinz“ das Buch „Wir lagen vor Madagaskar“ herausgebracht. Es geht um die persönliche Geschichte seines Vaters, der einer fortschreitenden Demenz zu Folge nach und nach fast alle seine Erinnerungen verliert. Der Sohn geht auf Spurensuche: Wieso hat sein Vater nie viel aus seiner Jugendzeit erzählt, was machte ihn zu dem Mann, der er geworden ist und warum ist das titelgebende Seemannslied eines der wenigen ErinnerungsBruchstücke, das geblieben ist, um es bei jeder Gelegenheit wieder und wieder und zum Leidwesen so mancher Familienmitglieder zu rezitieren: „Wir lagen vor Madagaskar / und hatten die Pest an Bord. / In den Kesseln, da faulte das Wasser / Und täglich ging einer über Bord ...“ Wie ist es überhaupt zu fassen, dass jemand, der einmal so viel Wissen abrufbar hatte, plötzlich nicht mehr weiß, wann sein Geburtstag ist? Und was, wenn das große Vergessen auch einen selbst einmal betreffen sollte? Der Autor möchte die Leerstellen füllen, er (ver)sucht Antworten und zeigt auf mitunter amüsante Weise auf, welche Diskrepanzen die Diagnose Demenz innerhalb einer Familie zu Tage fördern kann.

Warum er erst jetzt, sieben Jahre nach Druck des Buches, verstärkt an die Öffentlichkeit geht und was ihn überhaupt bewogen hat, sich als „blutiger Amateur“ – seine Worte – ans literarische Schreiben zu wagen, erzählt er uns im Interview.

Wir lagen vor Madagaskar

Eine Vernehmlassung

Klaus A. Amann

ISBN: 978-3-99028-358-5, Hardcover EUR 20,–

Inzwischen denke ich mir, über Dinge zu schreiben, die viele Leute betreffen wie in diesem Fall das Thema Demenz, kann anderen helfen.

marie: Was hat dich dazu bewogen, ein Buch über deinen Vater zu publizieren?

Klaus Amann: Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, das Manuskript zu veröffentlichen. Es war mir lediglich ein Bedürfnis, mehr über meinen Vater herauszufinden und schreibend dem Phänomen Demenz und was es im Alltag mit allen Beteiligten macht, nachzugehen. Ich bin durch Gespräche mit zwei Onkel und einer Tante auf viele Sachen gekommen, die wir nicht wussten, weil Vater nie drüber geredet hat. Und ich habe mir gedacht, wenn das jemand aufzeichnet, könnte das auch für andere interessant sein. Vielleicht auch für seine Enkelkinder. Ich habe das Manuskript dann meinem Vater zum 85. Geburtstag geschenkt – wohl wissend, dass er es kaum noch verstehen wird – und es absichtlich daheim rumliegen lassen, in der Hoffnung, dass es auch meine Geschwister lesen.

Die sich dann wie dazu äußerten?

Erstmal gar nicht. Niemand hat sich zum Manuskript geäußert. Später bin ich aktiv auf sie zugegangen und habe nachgehakt, was sie dazu sagen würden, wenn ich den Text publiziere. Eine Meinung war extrem negativ und die anderen gingen in Richtung „lieber nicht“ mit der Begründung, dass es unsere Privatsache ist. Natürlich ist das eine grundlegende Frage: Darf man, soll man über private Dinge schreiben?

Soll man?

Inzwischen denke ich mir, über Dinge zu schreiben, die viele Leute betreffen wie in diesem Fall das Thema Demenz, kann anderen helfen. Allein schon, indem man erkennt, dass man nicht allein ist mit der Herausforderung.

Wie ging es also weiter?

Tatsächlich habe ich einen Verlag gefunden, der ein schönes Buch daraus gemacht hat. Und ich wurde dabei von einer sehr guten Lektorin begleitet, die ein paar Kapitel, die wirklich ans Eingemachte gegangen wären, gestrichen hat. Das war sicher gut so. Überhaupt ein erstaunlicher Prozess so ein Lektorat und für einen Lehrer im Übrigen eine schmerzhafte Erfahrung, wie viel korrigiert werden musste (lacht). Aus Rücksicht auf meine Geschwister hat es dann aber in Vorarlberg nur zwei Lesungen gegeben, um keinen Wirbel zu verursachen. Im Nachhinein denke ich mir, es war etwas feig von mir, nicht gleich und ganz an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich hätte dazu stehen müssen.

Klaus A. Amann, 67, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, lebte viele Jahre im Ausland und in Wien und hat heute in Hörbranz sein Zuhause. Bis zu seiner Pensionierung war er Lehrer für Spanisch und Englisch, bis heute ist er als Übersetzer tätig. Seine Leidenschaft gilt der Literatur und der Musik. (Das Bild zeigt ihn vor neun Jahren mit seinem Vater.)

Zwischenzeitlich gab und gibt es ja auch Ermutigung von außen. Ja, einige aus der Verwandtschaft haben das Buch gelesen und mir rückgemeldet, dass sie es toll finden und dass nichts drinsteht, das der Familie schadet. Und der Künstler und Verleger Ulrich Gabriel ist zu meiner großen Freude auf mich zugekommen und hat mich motiviert, es nochmals mit Lesungen anzugehen und hat auch gleich eine am Spielboden organisiert.

Kommen wir zum Inhalt. Bitte was ist eine Vernehmlassung (Anm: siehe Untertitel!)?

Das ist ein schweizerischer Ausdruck und mir sehr geläufig, weil ich in der Schweiz unterrichtet habe. Eine Vernehmlassung ist im Grunde ein schriftliches Dokument, das einerseits Missstände aufzeigt aber auch konkrete Vorschläge macht, wie Dinge verbessert werden können. Auf der Suche, was mein Buch ist, nämlich kein Roman und auch keine Autobiografie, fand ich das eine passende Beschreibung.

Im Text wird deutlich: Lange haben die Familienmitglieder so getan, inklusive dem Vater selbst, als wäre alles noch im grünen Bereich. Im Nachhinein ein Fehler? Es wäre sicher sinnvoll gewesen, sich früher mit allen Familienmitgliedern zusammenzusetzen und sich ehrlich auszutauschen. Meine Frau war die erste, die gesagt hat, euer Papa wird langsam dement, ihr müsst was tun. Da entsteht schnell eine Abwehrhaltung, man will sich nichts sagen lassen, man will es nicht wahrhaben. Im Nachhinein wär‘s vielleicht gscheit gewesen, früher zu reagieren, sich für eine Untersuchung beim Experten und nicht beim Hausarzt, der ihn seit 50 Jahren kennt und einfach eine Pille mehr verschreibt, zu entscheiden. Und dann zu schauen, wie man

mit besserer Ernährung und mehr Bewegung gegensteuern kann, wie man den Prozess verlangsamen kann, kurzum, wie man unserem Vater helfen kann.

Wie war es für dich persönlich, mit dem Thema Demenz konfrontiert zu werden?

Am Anfang doppelt erschreckend. Erstens, weil jemand wie er, der so von seinem Gedächtnis gelebt hat und dem es als Lehrer sehr wichtig war, möglichst viel im Kopf zu haben, sein Wissen verlor. Zweitens, weil ich meinem Vater sehr, sehr ähnlich bin und genetisch mit Sicherheit gute Voraussetzungen habe, dass auch mein Gedächtnis früher verschwindet, als mir lieb ist. Wir sind beide Lehrer für Englisch und eine romanische Fremdsprache, wir sind beide Hobbymusiker, wir sind beide Übersetzer. Vielleicht wollte ich auch deshalb unbedingt seine Biografie verstehen.

Das Seemannslied „Wir lagen vor Madagaskar“ hat dein Vater regelmäßig rezitiert – egal, wie passend oder unpassend die „Gelegenheit“. Man bekommt beim Lesen allerdings das Gefühl, dass du dem Sprengen von Konventionen durchaus etwas abgewinnen kannst?

Mich hat es zumindest nie gestört. Wenn man bedenkt, dass er in einer gemütlichen Kaffeerunde nicht mehr verstanden hat, was die Leute um ihn herum reden, ist es nur allzu verständlich, dass man keine sozialen Gepflogenheiten mehr einhalten kann. >>

Hast du eigentlich herausgefunden, was es mit den madegassischen Seemännern auf sich hat?

Nicht so ganz. Mal abgesehen davon, dass es ein Lied ist, dass viele aus meiner Generation noch kennen und sich bei meinem Vater vielleicht einfach verfangen hat. Irgendwann aber dachte ich dennoch, vielleicht sollte ich nach Madagaskar reisen, vielleicht finde ich dort eine Erklärung, wieso es genau dieses Lied ist. Passiert ist am Ende meiner dreiwöchigen Reise dann folgendes: Im Hotel hat mich eine junge Frau angesprochen. Ob ich ihr helfen könne, sie würde gerne als AuPair nach Deutschland kommen. Ich konnte eine Website ausfindig machen, die sie vermittelt hat und das Honorar meiner ersten Lesung habe ich ihr für den Flug gespendet. Inzwischen ist sie in Deutschland und macht eine Ausbildung zur Alten-und Krankenpflegerin und wird wahrscheinlich demnächst auch demente Personen betreuen. So schließt sich zumindest ein Kreis.

Herzlichen Dank für das Interview.

Lesungen

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Fr, 20.09., 19 Uhr, Spielboden, Dornbirn

Moderation Ulrich Gabriel GAUL

Musik: Männerchor Hörbranz / Folksongs mit Bildern, Eintritt 10,–

Sa, 28.09., 19 Uhr, Salvator Kloster, Hörbranz

Musik: Männerchor Hörbranz / Folksongs mit Bildern, Eintritt: Freiwillige Spende

Do, 26.09., 19 Uhr, Vogelfreiraum, Rankweil, Folksongs mit Bildern, Eintritt: Freiwillige Spende

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Der Bademeister ohne Himmel

Impressum

Grundlegende Richtung

Text: Daniela Egger

Es gibt inzwischen meterweise Bücher über Demenz, und auch die Filme, in denen Demenz eine Rolle spielt, können sich sehen lassen. Das Buch von Petra Pellini, für dessen Textauszug sie 2021 den Vorarlberger Literaturpreis gewonnen hat, sticht aber eindeutig heraus. Sie lässt ihre Figuren aufeinandertreffen mit all den Bedürfnissen, die diese in sich tragen – und über allem steht ein Satz, der mir beim Lesen Gänsehaut erzeugte: Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung. Es ist ein Zitat von Hugo von Hoffmannsthal und ausgerechnet die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Linda formuliert ihn zwei Mal im Lauf der Geschichte. Damit ist ihre Einsamkeit hinreichend erklärt. Sie findet in Hubert ein unverstelltes Gegenüber. Er ist ein ehemaliger Bademeister und seit er an Demenz erkrankt ist, wird seine Welt zusehends kleiner. Linda selbst trägt sich mit Selbstmordgedanken. Ihre Feinfühligkeit ist dazu geeignet, sich in Huberts wiederkehrender Verzweiflung zurechtzufinden, zumindest findet sie meist einen Ausweg für ihn – eine Fähigkeit, die den Erwachsenen in seiner Umgebung nur selten zueigen ist. Diese Feinfühligkeit macht ihr aber offensichtlich selbst das Leben schwer, Freunde zu finden liegt ihr nicht, und erst in den dramatischen Bildern nach dem geglückten Selbstmord, die sie sich regelmäßig ausmalt, glaubt sie sich gesehen in ihrer Not. Sie macht keine Pläne für ihre Zukunft, sondern überlegt sich einen aufsehenerregenden Abgang – etwas, das sie mit Hubert gemeinsam hat, der ebenfalls keine Zukunftspläne mehr machen kann.

Es ist sehr erfrischend, wenn Petra Pellini mit der Stimme ihrer Teenager-Figur den gängigen, gut gemeinten Ratschlägen für den Umgang mit Demenzkranken den Wind aus den Segeln nimmt. Fotoalben von früher anschauen? Funktioniert nicht mehr – die Kleine versteht besser, was der alte Mann noch kann und was ihm helfen würde, über den Tag zu kommen. Es gelingt ihr beispielsweise mit den Schwimmflügeln von damals seine Erinnerungen anzufachen – bei ihm ist nie ein Kind ertrunken und darauf ist er stolz. Sie führt ihn geschickt an die geglückten Teile seines Lebens, jeden Tag mit neuen Ideen und mutigem Widerstand gegen den eingespielten, langweiligen Alltag. Sie ist es, die durchsetzt, dass Hubert an den See kommt, obwohl dazu Rollstuhl und Taxi-Transport notwendig sind. Sie ist es auch, die der polnischen 24-Stunden-Betreuerin die Stange hält und Halt in ihr findet. Diese beiden wie auch ihr Freund Kevin sind ihre eigenwillige Wahlfamilie. Der Roman lässt die Ängste vor dem Umgang mit Menschen mit Demenz schwinden, ist leicht und kurzweilig erzählt und zeigt ganz nebenbei wesentliche Fragen im Umgang mit Jugendlichen und mit alten Menschen auf. Was Linda kann, können wir alle – sofern wir Geduld, Kreativität und Humor mitbringen. Die Autorin Petra Pellini arbeitet in Bregenz als Pflegefachkraft und hat viel Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Demenz. Sie weiß ganz offensichtlich genau, wovon sie schreibt. Für mich ist es das beste Buch, das ich in diesem Sommer gelesen habe.

Der Bademeister ohne Himmel

Petra Pellini

Rowolt Verlag, Gebunden, 320 Seiten

ISBN-13: 978-3-463-00068-8

EUR 24,50

Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion

marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at

Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Eckart Drössler, Daniela Egger, Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Steve Heitzer, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Brigitta Soraperra, Gerhard Thoma Zeitungsausgabestellen:

Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr

Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag bis Freitag: 8.30 bis 13 Uhr

Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 Uhr

Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr

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Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778, 6833 Klaus, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Vorstand

Frank Andres, Obmann, Christina den Hond-Vaccaro, ObmannStellvertreterin, Schriftführerin, Oliver Mössinger, Kassier Gabriele Hörl-Anselmi, Daniel Mutschlechner

Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

Auflage: 12.000 Exemplare, Erscheinungsweise monatlich

Layout/DTP/Bildbearbeitung

:TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal, IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 © 2024 marie. Alle Rechte vorbehalten.

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

Ich will arbeiten, darf aber nicht“

Emmanuel Onwubiko verkauft seit fünf Jahren die marie. Sein größter Wunsch ist bislang allerdings nicht in Erfüllung gegangen. Aber der 50-Jährige aus Nigeria kämpft weiter. In der marie erzählt er von seinem schwierigen Leben und was ihm der Verkauf der Straßenzeitung bedeutet.

Mein Name ist Emmanuel. Ich komme aus Nigeria und bin 50 Jahre alt. Im Jahr 2019 kam ich nach Österreich, in der Hoffnung hier arbeiten zu können, um meine Frau und meine vier Kinder in der Heimat versorgen zu können. Die Situation in meinem Land ist sehr schlimm. Es gibt kaum Arbeit und wenn man selbst nichts hat, ist es schwer zu überleben. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, mein Land zu verlassen.

Als ich angekommen bin, war ich sehr motiviert und voller Freude und Hoffnung. Ich sah das schöne Österreich, die herrliche Natur, die sauberen Straßen und das geregelte Leben hier. Ich freute mich schon darauf, hier zu arbeiten, neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Ich stieß dann aber auf große Widerstände, die meine Freude getrübt haben. Denn aufgrund der geltenden Gesetze* hier in Österreich darf ich nicht arbeiten, weil ich keine Arbeitserlaubnis bekomme. Ich habe sehr liebenswürdige Menschen kennengelernt, die versucht haben, mir zu helfen, eine Arbeitsbewilligung zu bekommen. Doch leider ohne Erfolg. Es ist sehr deprimierend für mich, dass ich nicht arbeiten darf, obwohl ich das unbedingt möchte. Es werden doch dringend Leute gesucht, die arbeiten wollen. Es tut mir im Herzen sehr weh und ich erleide sehr viel Kummer und Schmerz deswegen. Ich gebe nicht auf und hoffe, dass es mir gelingen wird, arbeiten zu dürfen.

Ich habe einige Leute kennengelernt, die mir erzählt haben, dass sie in ihrer Firma dringend Mitarbeiter suchen. Sie haben mir empfohlen, mich dort zu bewerben. Wie gerne würde ich sofort eine solche Möglichkeit nutzen. Aber leider ist es mir nicht erlaubt.

Mir ist aber auch etwas Positives und Großartiges widerfahren, nämlich die Straßenzeitung marie. Durch sie habe ich die Möglichkeit bekommen, Zeitungen zu verkaufen und sie hat mir geholfen, hier in Österreich zu überleben. Es ist ein großer Segen für mich, dass ich wenigstens die marie verkaufen kann. Das Leben als Zeitungsverkäufer ist sehr schwer. Ich verdiene gerade so viel, dass ich über die Runden komme. Ich versuche so sparsam wie möglich zu leben, damit ich ein wenig Geld meiner Familie

in Nigeria schicken kann. Es ist wirklich ein sehr harter Kampf, den ich führen muss. Ich hoffe, dass sich meine Situation bald ändert, denn die Zeiten werden immer schwieriger. Ich habe durch den Verkauf der Zeitungen Menschen kennengelernt, die mir sehr viel Liebe, Freundlichkeit und auch Unterstützung entgegengebracht haben. Es erfreut mein Herz immer wieder, wenn mir Menschen mit einem Lächeln entgegenkommen, mich grüßen und um eine Zeitung bitten. Es sind diese kleinen Dinge, dir mir immer wieder Freude bereiten.

* Emmanuel hat einen Asylantrag in Österreich gestellt. Aber weil dieses Verfahren noch nicht positiv bzw. rechtskräftig abgeschlossen worden ist, hat er keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Das bedeutet, er darf nicht arbeiten, auch wenn eine Firma ihn anstellen würde. Für ihn heißt es: Weiter warten!

Wenn die Welt der Kids untergeht

Gigagampfa-Gruppenleitung

„Vielleicht bin ich da, wo ich bin, weil ich es selbst erlebt habe. Mit 10 und mit 39 Jahren. Als Kind und als (Ehe)Frau. Wenn eine Welt, die Welt zusammenbricht, nichts mehr ist, wie es war, sich alles neu sortieren muss, dann ist Land unter. Die Zeit der Trennung ist herausfordernd. Für alle. Unsere Kinder sind die, die keine Wahl haben. Und wir sind die, die oft keine Kraft mehr haben. Im täglichen Organisieren und Jonglie-

ren, zwischen geplatzten Träumen und starken Gefühlen. Mit der Sehnsucht im Herzen, dass alles irgendwie wieder gut wird. Gigagampfa eröffnet Räume, zeigt Möglichkeiten, bietet Austausch. Gigagampfa ist Durchatmen, Boden unter den Füßen spüren, neue Wege gehen. Gigagampfa trifft mitten ins Herz, macht Mut, ist Tankstelle und das Wissen darum, dass du nicht allein bist.

Als Gigagampfa Gruppenleiterin darf ich seit einigen Jahren Kinder begleiten und Familien in schwierigen Zeiten unterstützen. Aufgrund der großen Nachfrage suchen wir in unserem bunten Team Verstärkung. Bewirb dich jetzt!“

Tamara Testor EFZ-Gigagampfa Infos & Bewerbungen: www.efz.at/jobs +43 5522 74139 / info@efz.at

SCHACHECKE

Das jährliche Highlight im österreichischen Schachkalender ist natürlich die Österreichische Staatsmeisterschaft im Turnierschach mit klassischer Bedenkzeit. Vom 27. Juli bis 4. August 2024 fand dieses prestigeträchtige Turnier in Linz statt und wurde anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums vom Landesverband Oberösterreich ausgerichtet. Die Spielbedingungen in den klimatisierten Räumlichkeiten der Oberbank Donau-Forum waren optimal.

59 SpielerInnen, darunter vier Großmeister, fünf Internationale Meister und elf FIDE-Meister, kämpften in neun Runden nach dem „Schweizer System“ um Titel und Medaillen. In der offenen Klasse gewann der Wiener Großmeister Valentin Dragnev souverän mit 7,0 Punkten vor den beiden Fürstenfelder FM David Schernthaner und GM Dominik Horvath mit jeweils 6,5 Punkten. In der Frauenwertung sicherte sich die Wienerin WIM Katharina Newrkla mit 5,5 Punkten überlegen die Goldmedaille.

FM Florian Sandhöfner (St. Valentin)

Benjamin Kienböck (Hohenems) Österr. Staatsmeisterschaft, Linz 2024

Wie erreicht Schwarz am Zug eine Gewinnstellung?

Benjamin Kienböck vom Schachklub Hohenems war der einzige Vertreter des Bundeslandes Vorarlberg, der die Reise nach Linz antrat. Umso erfreulicher sein Abschneiden und vor allem seine attraktive Spielweise. Der 17-jährige Hohenemser, der stets ein Händchen für spannende Partien hat, spielte etliche Glanzpartien und landete schließlich mit 6,0 Punkten auf dem ausgezeichneten zehnten Rang unter den besten Schachspielern Österreichs.

Wenn Benjamin Kienböck weiterhin auf diesem Niveau spielt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er vom Weltschachbund FIDE seinen ersten internationalen Titel bekommt. Und nun bringen wir noch drei interessante Stellungen aus Partien, welche der junge Vorarlberger in Linz gespielt hat. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lösen dieser Aufgaben.

Tobias Maier (Frauental/FH Campus 02)

Benjamin Kienböck (Hohenems) Österr. Staatsmeisterschaft, Linz 2024

Mit welcher präzisen Fortsetzung erzwingt Schwarz am Zug die sofortige Entscheidung?

Benjamin Kienböck (Hohenems) IM Konstantin Peyrer (Ottakring) Österr. Staatsmeisterschaft, Linz 2024

Wie verstärkt Weiß am Zug seinen Angriff?

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Lösungen auf Seite 36

Die Andelsbucherin Annemarie Felder (55) war eine von acht Moderator:innen beim „Guten Rat für Rückverteilung“, dem Bürger:innenrat, den die Millionenerbin Marlene Engelhorn ins Leben gerufen hat, um 25 Millionen ihres Vermögens zu verteilen. Wie kommt man zu guten Entscheidungen, was war die Aufgabe von Annemarie Felder in diesem Prozess und warum ist er ein Beispiel für gelebte Demokratie? Die Straßenzeitung marie bekam wie alle anderen österreichischen Straßenzeitungen vom Guten Rat 52.550 Euro zugesprochen. Insgesamt wurden 77 Initiativen mit Zuwendungen bedacht.

WENN DEMOKRATIE SPASS MACHEN DARF

„ICH HABE GLEICH GESPÜRT, DAS IST ETWAS GROSSES, HIER GEHT ES UM EIN DEMOKRATIEVERSTÄNDNIS, DAS EINE NACHHALTIGE WIRKUNG IN ÖSTERREICH HABEN KANN.“

Als ich den Anruf bekam, ob ich beim Guten Rat mitmoderieren wolle, war ich am Anfang so richtig baff, aufgeregt und nach Sekunden von ungläubigem Staunen einfach nur so richtig glücklich.“ So schildert mir Annemarie Felder den Einstieg in dieses spannende Projekt. Seit 16 Jahren moderiert sie Bürger:innenräte in Vorarlberg und ist selbständige Organisationsentwicklerin und Prozessmoderatorin. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei der politischen Partizipation und der Arbeit mit Gemeinden. Seit 17 Jahren ist sie selbständig und sieht ihre Kernaufgabe darin, Menschen zu beteiligen, damit sie „freudig wirken können“. Über 25 Bürgerratsprozesse hat sie mitgeplant und moderiert. „Wenn sich der einzelne Mensch gehört, verstanden und einbezogen fühlt, dann entsteht auf dieser Basis ein gemeinsames größeres Einfühlungsvermögen und Verständnis für das Ganze und das jeweilige Thema – in diesem Fall für die Verteilungsgerechtigkeit. Das sind so wunderbare tiefe Prozesse. Ich weiß, wenn 50 Menschen das erleben, wird das in uns als Menschheitsfamilie nachhaltig weiterwirken und unsere Demokratie stärken. Wenn das, was mir selbst ein Herzensanliegen ist, auf einen Bedarf in der Welt draußen trifft, dann sind das unvergessliche Herzklopf-Momente.“

Ihr habe dieser Auftrag sehr gut ins berufliche Konzept gepasst, meint Annemarie. „Ich habe gleich gespürt, das ist etwas Großes, hier geht es um ein Demokratieverständnis, das eine nachhaltige Wirkung in Österreich haben kann.“ Das Verteilen des Geldes sei schon eine spannende Angelegenheit, noch spannender sei aber die Abbildung dieses Mini-Österreichs gewesen, bestehend aus 50 Personen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern und Herkunftsorten, zusammengesetzt nach verschiedenen Altersschichten und Milieus.

„Im Bürger:innenrat wurde ausverhandelt, wem das Geld zugutekommen soll. Wie in der großen Politik. Mit dem Unterschied, dass es kein Steuergeld war, sondern das einer Einzelperson.“ Viele hätten keine Erfahrung mit dieser Art des Dialogs gehabt und sich am Anfang unsicher gefühlt, berichtet Annemarie. Das habe sich aber geändert, als sie merkten, dass auch ihnen in der großen Runde zugehört wird, mit oder ohne Studienabschluss. Dass ihnen jemand respektvoll begegnete, sahen viele Bürgerräte als die wertvollste Erfahrung im gesamten Prozess. Gerade bei unterschiedlichen Meinungen war das eine prägende Erfahrung. „Unterschiedliche Erfahrungen gemeinsam ansehen machte für alle das große, gesellschaftliche Bild sichtbar und verständlich. Es

Text: Daniel Furxer
© Christian Holzknecht

war, wie wenn ein Puzzle entsteht“, so Annemarie. „Oft sind die Fronten verhärtet, da man sich normalerweise nur in seiner Bubble bewegt, wo alle eine sehr ähnliche Meinung haben. Wenn man auf festgefahrene Meinungen stößt und diese nicht kompatibel mit der eigenen sind, dann braucht es zuerst einmal ganz viel Liebe. Und Achtsamkeit.“

Wissenschaftlicher Input

Eine große Herausforderung sah Annemarie Felder darin, dass sich die 50er Einheit nicht in kleine Untergruppen aufsplittete, die keinen Kontakt mehr mit den anderen hatten. Das Ziel sei also gewesen, geschickt zwischen der Arbeit in Kleingruppen und dem Zurückkehren und Präsentieren der Ergebnisse im Plenum hin und her zu wechseln.

Ein wesentlicher Unterschied zu kürzeren Bürger:innenräten lag darin, dass es an den ersten Wochenenden Inputs von Wissenschaftler:innen zum Thema Verteilung und Verteilungsgerechtigkeit gegeben hat. Auf Basis dieser Inputs haben alle 50 gemeinsam eine Vision einer gerechten Welt entwickelt. Anschließend wurden Handlungsfelder gebildet, zu denen sich die Räte frei zuordnen konnten. Dort wurde dann diskutiert, wie das Geld verteilt werden soll. Die Moderatorin dazu: „Einige sind mit einer fixen Idee gekommen, viele auch aus eigener Betroffenheit oder einem Naheverhältnis zu einem Verein. Durch die regen Diskussionen und Erzählungen haben sich die Meinungen weiterentwickelt und zum Teil auch gewandelt.“

„UNTERSCHIEDLICHE ERFAHRUNGEN

GEMEINSAM ANSEHEN MACHTE FÜR ALLE

DAS GROSSE, GESELLSCHAFTLICHE BILD

SICHTBAR UND VERSTÄNDLICH.“

abschiedet und das nicht ausverhandelt, macht Demokratie keinen Spaß. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich bewusst ist, dass es keine leichte Aufgabe ist. Aber dadurch macht es gerade Freude, weil es ein Ringen um die gute Lösung für alle ist. Und je komplexer die Welt wird, umso anstrengender wird sie. Und umso undurchschaubarer. Das schlimmste Gefühl ist für mich Ohnmacht. Politisch Handeln heißt für mich, mich weniger ohnmächtig zu fühlen.“

Der Gute Rat war so ein politisches Handeln auf einer großen Bühne, der sogar weltweit für Schlagzeilen sorgte. Denn wann werden schon 25 Millionen Euro von 50 Menschen verteilt? Kritisch beäugt und mit Spannung verfolgt berichteten

BBC, der New Yorker und andere internationale Medien. Abseits des medialen Rummels steht jedoch fest: Es war für 50 Personen ein praktischer Grundkurs in Demokratie.

Wie wurden die Menschen für den Guten Rat ausgewählt?

Annemarie moderierte die Untergruppe „Bildung und Medien“ und fühlte sich dabei wie in einer kleinen Schulklasse: „Alle waren mit ihrer vollen Kraft dabei. Wichtig war, Einwände ernst zu nehmen, egal ob sie auf kognitiver Ebene oder auf der Gefühlsebene diskutiert werden. Beide sind kompatibel. Es ging mir als Moderatorin darum, dies verständlich zu machen. Das war eine komplexe Aufgabenstellung, aber ich liebe Komplexität.“

Kann Demokratie auch Spaß machen, frage ich Annemarie nach diesem Erlebnis. „Ja, sie macht immer Spaß. Es ist wichtig, dass man einen langen Atem hat, damit man solche Prozesse durchtaucht. Wenn man sich zu schnell wieder ver-

In einem mehrstufigen Verfahren: Zuerst wurde im Sommer 2023 vom Unternehmen FORESIGHT eine zufällige Stichprobe von 10.000 Adressen beim Zentralen Melderegister (ZMR) beantragt und in der Folge genehmigt. Anfang Jänner 2024 wurden an diese 10.000 Adressen per Post die Einladungen zum Guten Rat verschickt. Teil der Anmeldung war eine kurze Umfrage zu den persönlichen Daten (Wohnort, Alter, Herkunft etc.). Aus allen vollständigen Rückmeldungen ermittelte FORESIGHT mit Hilfe statistischer Verfahren 50 Personen, die möglichst gut die Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung abbilden. Das Vorgehen orientierte sich am wissenschaftlichen State-of-the-Art und wurde weltweit in über 50 Bürger:innen-Beteiligungsverfahren angewendet.

Wie das Geld verteilt wurde und wer wieviel bekam, das können Sie hier nachlesen: https://guterrat.info/die-ergebnisse/

© Daniele Ekl
© Hanna Fasching

36 internationales

für ein junges Publikum 21 Symposion Theater & Bild & Ton Marie 88x260 FK'24_RZ.qxp_Layout 1 08.07.24 14:31 Seite 1

Festival 5. – 7.9.24 Feldkirch

3.– 7.9.2024

Feldkirch

DIENSTAG, 3 SEPTEMBER 2024

10.00 bis 17.00 Uhr, Reichenfeld, Théâtre de la Toupine, Frankreich Monstres Jeux 2 – Verspielte Riesen, 4+

17 00 Uhr, Pförtnerhaus, Factory compagnia transadriatica, Italien Tagebuch eines hässlichen Entleins, 5+

MITTWOCH, 4. SEPTEMBER 2024

10 00 bis 17 00 Uhr, Reichenfeld, Théâtre de la Toupine, Frankreich Monstres Jeux 2 – Verspielte Riesen 4+ 17.00 Uhr, Pförtnerhaus, Ymedioteatro, Spanien Echo, 6+

DONNERSTAG, 5. SEPTEMBER 2024

17 00 Uhr, Pförtnerhaus, Puppenspiel ch, Schweiz So ein Chaos, 6+ 19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Theater GrueneSosse und TheaterhausEnsemble, Deutschland Die Entdeckung der Langsamkeit, 12+

FREITAG, 6 SEPTEMBER 2024

17 00 Uhr, Pförtnerhaus, Material für die nächste Schicht, Österreich

Vergessen: 15 Eimer Sauerkraut mit Rutsche, 5+

SAMSTAG, 7. SEPTEMBER 2024

17 00 Uhr, Pförtnerhaus, Ultima Thule, Belgien Komm her, 6+

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Das Festival für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch

Mo 02.09. 19.30 Uhr AK Saal Feldkirch

Hans-Otto Thomashoff: Mehr Hirn in die Politik

Wissen fürs Leben, Vortrag

05. – 07.09. Schaffarei

Schaffarei Festival 2024

Der Eintritt ist frei für alle. Jetzt Gratis-Tickets sichern!

Di 10.09. 17 bis 18.30 Uhr Schaffarei

Wirtschaft ist Care – (k)ein Spaziergang

Der etwas andere Stadt-Rundgang in Kooperation mit der Stadt Feldkirch. Treffpunkt: Palais Liechtenstein

Mi 11.09. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

It‘s your turn! Du bist dran!

Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache

Mi 25.09. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

¡Hablamos! Parliamo! A vous la parole!

Trainieren Sie Ihre Sprachkenntnisse in Spanisch, Italienisch oder Französisch mit Muttersprachler:innen.

Do 26.09. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch

Wollmaus trifft Leseratte

Stricktreffen und Lesung AK Programm September 24

Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events

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BUCHTIPPS

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CARLA REPARATURCAFÉ ELEKTRO ALTACH

Möslestraße 15, 6844 Altach (carla Einkaufspark Altach) | Jeden 2. Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr | carla@caritas.at, T 05522 200 1520 REPARATURCAFÉ ANDELSBUCH

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Gaisstraße 5, 6710 Nenzing | 24.08. mit Kleidertauschbörse*, 14.09., 12.10. Ausweichtermin Kleidertauschbörse* | jeweils von 14 bis 17 Uhr *nur bei Schönwetter

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Köhlerstraße 14, 6830 Rankweil (Werkstätte der Lebenshilfe) Jeden 1. Freitag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr

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Kirchstraße 8, 6822 Satteins (Untergeschoß Pfarrsaal) | Jeden ersten Freitag im Monat 8.30 bis 11.30, 19 bis 22 Uhr

REPAIRCAFÉ THÜRINGEN

Werkstraße 32, 6712 Thüringen | Jeden 1. Samstag im Monat von 8.30 bis 12 Uhr

MACHEREI WOLFURT

Mittelschule Wolfurt, Schulstraße 2, 6922 Wolfurt | Jeden 4. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | info@macherei-wolfurt.at, T 0650 567 25 10

Die Mutter, der Kater und Ich

Erzählung von Eva Renner-Martin, Verlag: Buchschmiede, EUR 12,90

Und wieder beginnt es von neuem mit der Katze. Das Spiel um Zuwendung, Zuneigung und Liebe. Er wird wieder zu mir kommen, im Bett schlafen und Nähe suchen. Wärme. Etliche Male werde ich ihn noch streicheln. Und das alte Spiel am Laptop, wieder wird er um Aufmerksamkeit betteln, und ich gebe sie ihm. Das Beißen, das kenne ich schon. Und dem Tier die Freiheit geben, es loslassen, das kenne ich auch. Wenn es mit den Menschen nur auch so einfach wäre.

Im Kreis von Stigma …und Stigmatisierung schreiben respektive dagegen anschreiben ist mir ein Herzensanliegen. Ich möchte mich nicht in ein Eck drängen lassen und auch andere Betroffene nicht in einem bestimmten Eck aus Vorurteilen unter Druck sehen. So greife ich eben Themen auf die großteils noch immer stillschweigende Tabus sind, wie Einsamkeit, Alleinsein und Alleinleben, Wohnungslosigkeit oder Psychiatrieerfahrung.

Zur Autorin: Eva Renner-Martin, geboren 1981 in Villach, Kärnten. Studium Biologie an der Uni Wien, durch eine psychische Krise mehrere Jahre obdachlos. Seit 2021 Veröffentlichungen in österreichischen Straßenzeitungen, u.a. Kolumnen in der marie (Herbst 22). Shortlist „Literatur im Süden“ 2021. Projekt „Schreiben gegen Stigmatisierung, Schreiben für alternative Medien“ 2024 United P.c. Verlag, Stipendium für Literatur des BMKOES 2024.

Buchbestellungen bitte über redaktion@marie-strassenzeitung.at (werden weitergeleitet an die Autorin)

Abgrundtief.

Der Geschmack der Bodenlosigkeit.

Man möchte meinen, wer dem Tod schon mal von der Schaufel gesprungen ist, hätte alle Furcht ablegt. Ich leider nicht, obwohl es nach einem Herzstillstand sehr knapp war. Leider keine Erinnerung an lichte Erfahrungen oder Begegnungen mit Engeln an dieser Schwelle. Ich nenne es „Nahtod ohne Erfahrung“.

Doch, was bleibt, ist die Erinnerung an ein Gefühl existenzieller Bedrohung. In den letzten Tagen erlebe ich manchmal wieder kurze Momente, wie ein Schnitt. Mir bleibt die Luft weg, aber ohne körperliche Atemnot. Vielleicht eine Erinnerung an diesen absoluten Stillstand, Herz-Kreislauf-Atem. An die Schwelle des Lebens. Zuletzt passierte es mir, als mir Pema Chödröns Buch „Wenn alles zusammenbricht“ in die Hände fiel und ich über den „Tod im Alltag“ las. Ich musste es weglegen, aber später holte ich es mir wieder. Ich möchte da durch. Es macht keinen Sinn, vor dem Sterben davonzulaufen. Chödrön schreibt: „Wir gehen zwar nicht so weit zu sagen: ‚Ich werde auf keinen Fall sterben‘, weil wir es natürlich besser wissen. Aber das wird definitiv erst später sein. Das ist unsere größte Hoffnung.“1 Dabei hätten wir viel zu gewinnen, wenn wir den Geschmack des Todes wirklich kosten und erforschen würden, möchte uns die buddhistische Tradition zurufen.

Teil meiner wöchentlichen Übungsstunde „Achtsamkeit am Feierabend“ ist Geh-Meditation. Bei der Anleitung dieses schlichten Gehens betone ich gern die heilsame Erfahrung, „festen Boden unter unseren Füßen zu spüren“. Nun stolpere ich in Pema Chödröns Büchern immer wieder über den Begriff „Bodenlosigkeit“. Ich bin entsetzt und fasziniert zugleich: Die Seiten lesen sich wie ein Lob der Bodenlosigkeit. Es irritiert mich und tröstet zugleich. Denn wenn mir sozusagen psychisch die Luft weg bleibt, meldet sich mein innerer Kritiker: „Immer noch Angst? Solltest du nicht weiter sein in deiner Entwicklung, auf deinem spirituellen Pfad?“ Pema Chödrön dreht es um: Auf diesem Weg könnte „ein Gefühl der Bodenlosigkeit oder des psychischen Unbehagens gerade ein Zeichen dafür sein, dass alte Gewohnheiten aufgelöst werden und wir uns dem natürlichen, offenen Zustand annähern.“

Der Nahtod hat mir die zwei Seiten der Lebensmedaille bewusst gemacht: Kostbarkeit und Zerbrechlichkeit. Doch vermutlich glaube ich immer wieder, ich sollte mir nun die Medaille dauerhaft mit der Kostbarkeit nach oben um den Hals hängen. In den ersten Wochen und Monaten nach meinem Zusammenbruch und mit dem Rückenwind eines geschenkten „zweiten Lebens“ dachte ich manchmal, mich könnte jetzt nichts mehr erschüttern. Spätestens als meine Zahnärztin bei einer harmlosen Kontrolle mit der Spitze ihrer Sonde in einen maroden Stockzahn einbrach, fiel auch meine Unerschütterlichkeit zusammen wie ein angestochener Luftballon. Ich war wieder angekommen im Leben diesseits der Schwelle. Bei Pema Chödrön las ich auch vom Zahnarztstuhl, aber dazu später. Ein ernsthafter spiritueller Weg – egal ob buddhistisch oder christlich – führt uns in den Prozess des Loslassens. Doch wir erfahren die damit verbundene Befreiung zunächst und immer wieder – ja vielleicht immer auch als Ungesichertsein. Tragfähige Spiritualität, wie ich es im Untertitel meines Buches „Hellwach am Leben“ nenne, führt uns ausgerechnet auch in die Bodenlosigkeit unseres Lebens. Vor dieser Kehrseite wollen wir uns gern schleichen. Aber sie lässt sich nicht übergehen, der Abgrund nicht überspringen, wir müssen immer wieder tief runter, bisweilen „zu Grunde gehen“. Eckhart Tolle schreibt: „Wenn es keinen Weg heraus gibt, gibt es immer einen Weg hindurch.“ Und er spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Weg des Kreuzes“. Auch wenn die Religionen und spirituellen Wege oft den Anschein erwecken, sie würden die Tore weit öffnen, uns stark machen, unerschütterlich und guter Dinge („Alles wird wieder gut“), so führt der eigentliche spirituelle Pfad (auch der Jesu) durch eine enge Pforte hindurch. Bei aller feierlichen Rede von Erlösung und bei aller Beschwörung von Leichtigkeit und Freiheit, kommen wir nicht daran vorbei, uns

Text: Steve Heitzer Illustration: iStock

den Untiefen des Alltags, der Schwere und den Schwierigkeiten unseres Sterbens im Leben zuzuwenden. Pema Chödrön weist sogar auf die „Verstärkung der Neurose“ hin: „Alle jene lächelnden erleuchteten Menschen, […] mussten durch den Prozess der Begegnung mit ihrer voll erblühten Neurose, mit ihren Methoden, nach Boden unter den Füßen zu suchen, hindurchgehen.“2

Was aber folgt denn nun daraus? Anstatt „positiv zu denken“, was uns so lange eingetrichtert wurde, sollen wir jetzt etwa negativ denken? Sollen wir keinen festen Boden mehr unter den Füßen spüren, weil unser Leben ja eigentlich bodenlos ist? Ist es spirituell adäquater, statt leichten Fußes mit einem Lächeln, deprimiert durch die Welt zu schlurfen, weil sowohl unser persönliches Leben zerbrechlich ist und sich immer an der Schwelle des Todes abspielt als auch unsere Welt vor vielen Abgründen steht?

Aus buddhistischer Sicht würden wir wohl damit wieder in die Falle des Anhaftens gehen, uns von unseren Gefühlen gefangen nehmen lassen und auch wieder keinen flexiblen Geist bewahren, der uns von Moment zu Moment für den steten Strom des Lebens und seinen geheimnisvollen, permanent überraschenden Wandel öffnet: Jetzt festen Boden spüren und im nächsten Moment Bodenlosigkeit zulassen. Und dabei auch unsere Methoden und Muster erforschen, immer wieder nach Boden zu suchen, wo keiner ist. Festhalten und Weg-haben-wollen, unterschiedliche Formen des Anhaftens, wie es die buddhistische Tradition nennt. Unsere Freude, unser Gefühl der Verbundenheit und des Urvertrauens, und das der Angst, sowie unsere Schleichwege um das herum, was uns Angst macht. Wir können den Forschergeist bewahren – mit der Pragmatik einer Pema Chödrön: „Als ich nach einiger Zeit merkte, dass das mulmige Gefühl nicht verschwand, sagte ich mir, ich könnte es genausogut etwas besser kennenlernen.“3

Und der Zahnarztstuhl? „Statt unser Leben damit zu verbringen, uns immer mehr zu verkrampfen wie im Behandlungsstuhl eines Zahnarztes, lernen wir, dass wir uns mit der Frische des Augenblicks verbinden und uns entspannen können.“4 Und ich füge hinzu: Und wenn der Haken in den maroden Zahn einbricht, werden wir uns für ein paar Momente nicht entspannen können. Statt den Schmerz zu erforschen, werde ich für eine Weile der Schmerz sein. Aber dann beginnt schon das „Kennenlernen“: 1. Beobachten, dass ich mich über die Ärztin ärgere („Musste das so brachial sein?!“). Darin deutet sich die ganze Dynamik unserer Reaktivität an, bis hin zur Suche nach Schuldigen, anstatt Schmerz und Leid als Teil von Leben und Welt

anzuerkennen. 2. Erkennen: Keine Spur von „Drüberstehen“ nach dem Nahtod, das Leben ist genauso schmerzlich wie eh und je, und es bricht immer wieder ein. Und schließlich 3. tiefer schauen: Aber was findet sich dort „unten“?

Ich habe das Gefühl, dass mein Boot da unten in der Tiefe gegen etwas gestoßen ist, gegen etwas Großes.

Und nichts geschieht! Nichts … Stille … Wellen … – Nichts geschieht? Oder ist alles geschehen, und wir stehen jetzt, still, im neuen Leben?5

Auf dem Weg, das Leben zu kosten, wie es wirklich ist, gehört auch der Geschmack der Bodenlosigkeit dazu. Doch Abgrund und Stillstand bringen uns auch in die Tiefe. Wir tauchen hinab oder stochern, und vielleicht stoßen wir auf etwas Großes.

1 Wenn alles zusammenbricht, S.72.

2 Geh an die Orte, die du fürchtest, S.150.

3 Geh an die Orte, die du fürchtest, S. 152.

4 Ebd. 152.

5 Juan Ramón Jiménez, gefunden bei Jon Kabat Zinn, Zur Besinnung kommen, S. 98.

Lesungen in Vorarlberg:

Fr., 27.09., St. Arbogast 19 - 21 Uhr: Ein Buch, ein paar Worte, eine Hand voll Lieder – Momente des Innehaltens mit Steve Heitzer

Hellwach am Leben – auf dem Weg zu einer tragfähigen Spiritualität

Moderne Achtsamkeitspraxis, die Lehren von Jesus von Nazareth, fernöstliche Weisheit – Achtsamkeitslehrer und Theologe Steve Heitzer schöpft aus verschiedenen spirituellen Quellen, um Kraft und Inspiration für das moderne Leben zu finden. Er zeigt Wege zur inneren Kraft sowie zu notwendigen Veränderungen für eine heilsame und verantwortungsvolle Lebenskunst.

Mehr über Steve Heitzer: www.steveheitzer.at Steve Heitzer

Verlag: Tyrolia

ISBN 978-3-7022-4182-7

EUR 24,–

Podiumsdiskussion im Gemeindezentrum Ludesch

Anlässlich der Vorarlberger Landtagswahl 2024 lädt das Netzwerk „Volksabstimmen über Volksabstimmen“ zur Podiumsdiskussion ins Gemeindezentrum Ludesch. Der Abend soll Wählerinnen und Wählern Einblick in die unterschiedlichen Positionen der zukünftigen Repräsentant:innen im Vorarlberger Landtag geben. Alle wahlwerbenden Parteien sind angesprochen mitzuwirken, die fünf Landtagsparteien haben bereits zugesagt. Christoph Aigner, Sprecher des Netzwerks: „Uns beschäftigen die Fragen, was die Vorarlberger Parteien für die Wiedererlangung des demokratischen Grundrechts der Landesbürger:innen, eigenständig Volksabstimmungen herbeiführen zu können, konkret zu tun bereit sind? Und ob Demokratiepolitik ein eigener Punkt im Regierungsprogramm oder auch -übereinkommen sein wird.“

Termin: Donnerstag, 3. Oktober, 19 Uhr

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Energie Lounge

Wir nehmen Sie mit ins Spannungsfeld zwischen Bestandserhalt und Neubau, betrachten Gebwäudesanierungen im Kontext des Siedlungsraums und laben den Geist an herausragenden Projekten. Dabei machen Blick und Neugierde weder an Landes- noch an Grundstücksgrenzen Halt.

Abbruch! Oder doch nicht? | Mittwoch, 18. September

Architekt Olaf Grawert plädiert dafür, die Sanierung von Gebäuden europaweit einfacher, leistbarer und gerechter zu machen.

Neues Leben im Quartier | Mittwoch, 16. Oktober

Die Architektin Mariette Beyeler spricht über Zugänge und Instrumente, mit denen Gebäudesanierungen gedeihlich zur Quartiersentwicklung beitragen.

So geht Sanierung! | Mittwoch, 13. November

Die Architektinnen und Architekten Sandra Gnigler, András Pálffy und Roland Winkler zeigen Beispiele ihres Schaffens.

Alle Gäste, Details und Anmeldung: www.energielounge.at

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Suppe und Sound von Welt

Die Wärme des Sommers mitnehmen

Zutaten:

• 800 ml Hühnersuppe

• 400 ml Kokosmilch

• 1 Hühnerbrüstchen

• 1 Zwiebel

• 1 Knoblauchzehe

• 20 g Ingwer

• 1 Stängel Zitronengras

• 3 Kaffirlimetten-Blätter

• 1 EL Currypaste

• 1 EL Rohrzucker

• 2 EL Sojasauce

• 1 Limette

• ein paar Korianderblätter

• 250 g Mie-Nudeln

Zubereitung:

• neutrales Öl, Salz, evtl. etwas Chili-Öl; wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, gießt mit Gemüsesuppe auf und lässt das Fleisch weg.

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Den Sommer lasse ich heuer nur ungern ziehen: Es gab zauberhafte Abende zwischen See und Berg oder mitreißende Ereignisse wie die Fußball-EM oder die Olympischen Spiele. Dazu musikalische Entdeckungen und kulinarische Freuden. So ist es ein Gebot der Stunde, die Wärme der letzten Wochen mit in den Herbst zu nehmen. Dabei unterstützen Suppe und Sound von Welt. Da ich mit der asiatischen Küche nicht sehr vertraut bin – zu tief hängt wohl noch ein Chinarestaurant-Trauma – tastete ich mich an einige Gerichte aus dem fernen Osten heran. Großen familiären Zuspruch erntete diese Hühner-Kokos-Suppe. In Thailand ist sie unter dem Namen „Tom Kha Gai“ bekannt. Zwar brauchte es einige Versuche, bis ich sie auf meinen Geschmack abgestimmt habe, aber dank dieser suppenkulturellen Aneignung zählt die Suppe nun fix zu meinem Repertoire.

Wie fein es doch ist, in der Spätsommer-Sonne draußen zu sitzen, einen Teller Hühner-Kokos-Suppe zu schlürfen und sich vom südamerikanischen Ambiente-Sound zweier Schweizer Gitarristen berieseln zu lassen (siehe Musiktipp). Da fühlt man sich wie ein Weltbürger und könnte glatt vergessen, dass der Wind bald wieder rauer wehen wird, wenn die intensive Zeit der Wahlkämpfe über uns hereinbricht.

Hühnerbrüstchen in feine Streifen schneiden und etappenweise in Öl scharf anbraten, salzen, pfeffern und in einer Schüssel zur Seite stellen. Im selben Topf fein geschnittene Zwiebel, Knoblauch und Ingwer bei mittlerer Hitze anbraten, dazu noch einen Schuss Öl eingießen. Zitronengras andrücken und grob geschnitten mit Kaffirlimetten-Blättern dazugeben, Rohrzucker und Currypaste einrühren, mit Limettensaft und Sojasauce ablöschen. Heiße Hühnersuppe und Kokosmilch eingießen und eine Viertelstunde leise köcheln lassen. Inzwischen Mie-Nudeln garen und abseihen. Zitronengras und LimettenBlätter entfernen, Temperatur reduzieren, Hühnerfleisch dazugeben und aufwärmen, aber nicht mehr kochen. Etwas Sojasauce, Limettensaft und Salz braucht es noch zum Abschmecken. Mit Mie-Nudeln und ein paar gehackten Korianderblättern anrichten. Zur krönenden Abrundung empfehle ich einen Löffel würzig-scharfes Chili-Öl – am besten selbstgemacht (siehe probelokal.com).

Musiktipp: Sonido Cósmico von Hermanos Gutiérrez Es gibt Momente, an denen alles zusammen passt. So ging es mir kürzlich, als ich an einem entspannten Sommerabend plötzlich auf die Musik von „Hermanos Gutiérrez“ gestoßen bin. Sie stammt von den Schweizer Brüdern Alejandro und Estevan Gutiérrez, deren Vater Ecuadorianer ist. Diese Instrumentalmusik klingt wie der Soundtrack eines besonderen Films – und dieser Soundtrack eignet sich bestens, um auch im Spätsommer so manchen Sonnenuntergang zu vertonen. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

immer eine

„Ich war Spur zu laut“

Schon als Jugendliche fühlte sich Verena Giesinger (37) unwohl mit den Vorstellungen, wie ein „ghöriges“ Mädchen zu sein hatte und welche Wege für eine Frau beruflich und privat vorgesehen waren. Mit 18 Jahren verließ sie deshalb Vorarlberg und verfolgte ihren ganz eigenen Weg, bei dem auch Zufall und Glück immer wieder eine entscheidende Rolle spielten. Der marie erzählte sie, wie sie völlig ungeplant zur Dirigentin und erfolgreichen Leiterin eines der spannendsten Chorprojekte Österreichs wurde.

Text: Brigitta Soraperra

GIch habe begonnen, mich zu fragen, warum man mit Frauen so umgeht. Das war mein erster bewusster Kontakt mit dem System Patriarchat.

leich nach der Matura hatte es Verena Giesinger zu einem sozialen Jahr nach Indien gezogen, wo sie dann aber den bisher größten Einbruch in ihrem Leben erfuhr. „Da bin ich buchstäblich auf die Welt gekommen“, sagt sie heute. Davor durchlebte sie eine mehr oder weniger typische Vorarlberger Kindheit und Jugend in einer mittelständischen Familie, wuchs behütet mit drei älteren Geschwistern in Altach auf, die Eltern waren im eigenen Finanzunternehmen tätig und unterstützten die Talente ihrer Kinder – allen voran die musikalischen. Von klein auf habe sie sich allerdings einsam gefühlt, auch „irgendwie anders“. Für sie war es seltsam, dass man über Emotionen nicht sprach, dass Wut und Ängste als negativ galten und Harmonie die Prämisse für ein „gutes Leben“ sein sollte. „Ich bin als Kind schon immer eine Spur zu laut gewesen“, sagt sie rückblickend, und: „Es gab starke stereotype Vorstellungen, wie man als junges Mädchen zu sein hatte, in die habe ich nicht hineingepasst. Deshalb wusste ich schon früh, dass ich nach der Schule ins Ausland gehen werde.“

Lebensschule Auslandsjahr

Die Entscheidung für Indien habe sie ohne viel zu überlegen getroffen, gibt Verena Giesinger zu. Nach der Matura am BORG Götzis wollte sie einfach nur weg. Und weil sie noch nicht wusste, welche Ausbildung sie machen wollte, war ein Soziales Jahr im Ausland naheliegend. Indien galt damals als si-

cheres Land, „wo man sich auch trauen kann, als Frau alleine zu reisen, und es war ein vegetarisches Land, ich war damals Vegetarierin“. Dass die Gewalt an Kindern, mit der sie bei ihrer Arbeit in einer Schule und bei der Betreuung von Straßenkindern konfrontiert wurde, zum Alltag gehörten und sogar gesellschaftlich toleriert wurden, bestürzte sie zutiefst. Zudem erzählten ihr junge Frauen von Übergriffen und sexueller Gewalt, die im eigenen Haushalt stattfanden. „Ich bin in diesem Jahr schnell erwachsen geworden“, sagt Verena Giesinger, „so eine Form der Gewalt hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt weder gekannt noch gesehen. Es war ein Schock.“ Plötzlich habe sie realisiert, wie ungerecht Gesellschaften sich gestalten, in Indien sogar überdeutlich sichtbar durch das dort herrschende Kastensystem. „Ich habe begonnen, mich zu fragen, warum man mit Frauen so umgeht. Das war

Der „Schmusechor“ verdankt seinen Namen dem Umstand, „dass sowohl das Schmusen wie das Singen Dinge sind, die man mit dem Mund macht“, Zitat Verena Giesinger. Der queer-feministische und in seiner Selbstdefinition „aufregendste Chor seit Erfindung der Mehrstimmigkeit“ hat heute 50 Mitglieder und singt regional und international bis zu 40 Konzerte im Jahr. Trotzdem handelt es sich um „professionelles Ehrenamt“, denn davon leben kann bisher nur Chorleiterin Verena Giesinger. Am 21. September ist der „Schmusechor“ am Spielboden Dornbirn live zu erleben. www.schmusechor.at

mein erster bewusster Kontakt mit dem System Patriarchat, das auch mein Großwerden in Vorarlberg stark geprägt hat.“

(K)ein Zufall

Nach der Rückkehr verbrachte sie ein Jahr in Innsbruck, um ihre Eindrücke zu verarbeiten und ihr Leben neu zu sortieren. Dann übersiedelte sie nach Wien und wollte Sozialarbeit studieren. Mehr aus Neugier machte sie aber die Aufnahmeprüfung für Musiktherapie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und wurde zu ihrer eigenen Überraschung aufgenommen. Das war bei den Dutzenden von Bewerber:innen, aus denen lediglich zehn pro Jahrgang ausgewählt werden, eine kleine Sensation und wurde für Verena Giesinger ein wichtiger Puzzlestein auf ihrem Lebensweg. „Ich glaube, dass es nicht nur Zufall war, dass ich das studiert habe“, sagt sie, „es war ein Studium, das mir erlaubte, sehr viele Fragen zu stellen, auch mir selbst und der Welt gegenüber.“ Das Studium brachte ihr auch die Freude an

der Musik zurück. Sie hatte schon früh Musikunterricht bekommen, lernte Geige und Klavier und spielte von klein auf in Orchestern und Ensembles. Auch die regelmäßige Teilnahme an Musikwettbewerben gehörte dazu. „Heute stehe ich dem kritisch gegenüber, dass man eigentlich nur klassische Musik lernt und von Anfang an bei Wettbewerben teilnimmt. Da ist mir die Musiktherapie sehr entgegengekommen, weil es nun darum ging, die Musik dazu zu verwenden, um sich selber auszudrücken.“

Drehtürensystem

Nichtsdestotrotz war das Studium für die junge Vorarlbergerin sehr fordernd. „Es war die intensivste Therapieausbildung, wir hatten Einzeltherapiestunden, Gruppentherapien, Praktikas. Da bin ich mir sehr viel nähergekommen, habe viel über mich herausgefunden.“ Und als sie nach dem Studium in einer großen Wiener Klinik in der Erwachsenenpsychiatrie zu arbeiten begann, war für Verena Giesinger schnell klar, dass sie in diesem hierarchischen Spitalssystem, bei dem zumeist männliche Chefärzte das Sagen hatten und die Therapeut:innen mit ihren Ansätzen in der Bedeutungsskala ganz unten standen, nicht glücklich werden würde. „Die Arbeit war im Grunde sehr konservativ und beinhaltete eine Form von Therapie, >>

© Nina Keinrath

Ich habe Puzzlesteine gewählt, ohne zu wissen, was für ein Gesamtbild das irgendwann mal abgeben könnte. Jetzt als Dirigentin sehe ich, all diese Schritte waren Patchworkschritte hin zu meinem heutigen Beruf.

Heute stehe ich dem kritisch gegenüber, dass man eigentlich nur klassische Musik lernt und von Anfang an bei Wettbewerben teilnimmt. Da ist mir die Musiktherapie sehr entgegengekommen, weil es nun darum ging, die Musik dazu zu verwenden, um sich selber auszudrücken.

von der ich nicht überzeugt war.“ Giesinger spricht von einem „Drehtürensystem“: weil es in Österreich kaum Plätze für die Nachbetreuung von psychisch Kranken gibt und deshalb die Wartezeiten enorm sind, landen die Patient:innen, die in der Klinik für eine kurze Zeit stabilisiert worden sind, innerhalb kürzester Zeit wieder dort. „Ich konnte meine Vorstellungen von einer nachhaltigen Therapie in diesem System nicht umsetzen.“

Chorlegenden

Bevor sie aber endgültig die Entscheidung traf, dem therapeutischen Beruf den Rücken zu kehren, organisierte Verena Giesinger 2014 auf Eigeninitiative einen Chor, „weil ich während der Arbeit als Therapeutin wieder so Lust bekommen habe, selber Musik zu machen“. Eigentlich hätte sie lieber nur in einem Chor mitsingen wollen, aber weil das nicht so recht klappte, lud sie einfach Freund:innen zu sich nachhause ein, um gemeinsam zu singen. Es gehört schon zur Chorlegende, dass der „Schmusechor“ in ihrem eigenen Schlafzimmer entstanden ist, und die Initiatorin sagt, dass „dieses Riesenprojekt, das es mittlerweile ist“, nie ihre Vision gewesen sei. „Es war einfach die Lust und Idee, mehrstimmig miteinander zu singen. Und das ganz entspannt.“ Auch der Schritt in die Öffentlichkeit passierte dann „ganz entspannt“. Man sang auf einer Weihnachtsfeier von Freund:innen, probierte sich in der U-Bahn mit einem Flashmob aus, wurde daraufhin eingeladen, auf einem Festival zu singen, wurde gesehen und zum nächsten Festival eingeladen, das dann das Waves Festival in Wien war, etc. „Damals, im Jahr 2015, waren wir 15 Personen. Es wurde alles an uns herangetragen und wir konnten dann ja oder nein sagen“, erklärt Verena Giesinger, „und so funktionieren wir nach wie vor.“

Patchworkschritte

Aufgrund der enttäuschenden Erfahrungen in der Klinik begab sich die Neo-Chorleiterin in

Bildungskarenz und absolvierte ein Kultur- und Medienmanagement Studium in Hamburg. „Auch das war eine Entscheidung, die ich hinterher erst einordnen konnte“, sagt sie. „Ich habe Puzzlesteine gewählt, ohne zu wissen, was für ein Gesamtbild das irgendwann mal abgeben könnte. Jetzt als Dirigentin sehe ich, all diese Schritte waren Patchworkschritte hin zu meinem heutigen Beruf.“ Mit 18 hätte sie niemals darüber nachgedacht, Dirigentin zu werden, auch weil sie – trotz langjähriger Orchestererfahrung – schlicht keine Dirigentinnen kannte und sich nicht vorstellen konnte, dass das auch ein Beruf für Frauen ist. Nach der neuen Ausbildung lebte sie beruflich die Standbein-Spielbein-Variante: als Projektmanagerin in einer Eventagentur für den Lebensunterhalt und auf den Konzertbühnen als Dirigentin für die Freude. „Allerdings hat der Schmusechor viel Zeit in Anspruch genommen, wir sind damals schon viel gereist und haben Konzerte in ganz Österreich gesungen, weshalb es durchaus die Absicht gab, dass er irgendwann mal ein Standbein werden sollte.“

Waghalsigkeit und Glück

„Ich hab’ dann einen Schritt getan, der sich für mich absolut waghalsig anfühlte“, erzählt Verena Giesinger. Sie kündigte nach drei Jahren ihren Job in der Agentur: „Ich wollte schauen, wie es ist, wenn ich selbständig werde, mit dem, was ich nie gelernt habe, mit dem Dirigieren und Chorleiten, die mein absolutes Herzblut waren.“ Zu diesem Zeitpunkt leitete sie allerdings bereits einen zweiten Chor, den Wiener Femchor, der „mehrstimmig gegen das Patriarchat“ ansingt. Aufgrund von vielen Überstunden und Zeitausgleich aus der Agenturarbeit meldete sie sich zunächst beim AMS an, und – als ob der Zufall wieder seine Hände im Spiel hatte – war genau das der richtige Zeitpunkt im Vorfeld der herannahenden Pandemie. Damit war sie in den Zeiten von mehreren Lockdowns, in denen „Singen als das Gefährlichste galt, was man machen konnte“, zumindest finanziell abgesichert. Dieses quasi Berufsverbot empfand sie dennoch als Ausbremsung, rückblickend entpuppte es sich aber als enorm wertvolle Zeit. „Ich entschied, mich drei Monate zurückzuziehen nach Brand,

wo meine Eltern eine kleine Ferienwohnung besitzen. Ich bin alleine Schitouren gegangen, hab’ mich neu sortiert und mir überlegt, wo ich im Leben eigentlich hingehen will.“ In dieser Zwangspause wurde es zu ihrer absoluten Gewissheit, dass Dirigentin das ist, was sie im Leben wirklich machen will, und dass es ihr egal ist, ob sie darin einen Uniabschluss besitzt oder nicht.

Der Nerv der Zeit

So kam es wie es kommen musste – die Pandemie ging vorüber, die Anfragen an den Schmusechor nahmen schnell wieder Fahrt auf, denn der Chor trifft mit seiner politischen Haltung, seiner Diversität, den wunderbaren Gesangsstimmen und den raffinierten musikalischen Arrangements einen Nerv der Zeit. Verena Giesinger ist mittlerweile eine der bekanntesten, schillernsten und faszinierendsten Chorleiterinnen Österreichs. Viel zu ihrem Ruhm beigetragen hat die Episode mit dem diesjährigen Neujahrskonzert. Sie sei im Winter 2023 wieder in Brand gewesen und habe sich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker angeschaut, erzählt die heute 37-Jährige. „Das hat mich so in Rage gebracht, weil der Dirigent sagte, dass dieses Konzert das Schwerste überhaupt ist, das können Frauen nicht dirigieren.“ Das habe sie sehr beschäftigt, „weil es natürlich total in die Kerbe geschlagen hat, warum ich mich lange nicht getraut habe, diesen Beruf auszuüben“. Bei ihrem nächsten Konzert im Wiener Brut habe sie ihren Unmut kundgetan und lautstark vermeldet, wie schön es doch wäre, wenn der Schmusechor das nächste Mal das Neujahrskonzert bestreiten würde. Im Publikum saß – wie es der Zufall wollte – der designierte neue Leiter des Wiener WUK performing arts, Andreas Fleck, und er lud sie ein, seine erste Spielzeit mit einem eigenen Neujahrskonzert zu eröffnen. Die Karten dafür waren innerhalb von 40 Sekunden (!) ausverkauft, ebenso für das sofort angesetzte zweite Konzert. „Das sind die Momente, da sitze ich in meiner Küche und pack’ mein Leben nicht. Das ist total überwältigend“, gesteht Verena Giesinger und verrät, dass sie ihrer kleinen Nichte in Vorarlberg bereits einen Dirigentinnenstab geschenkt habe.

So geht‘s: Die leeren Felder sollen so ausgefüllt werden, dass sich eine Kette mit fortlaufenden Zahlen von 1 bis 64 ergibt, die sich entweder waagrecht, senkrecht oder diagonal direkt berühren. Viel Spaß! Hidoku

Termine:

06.09.: Dessi Soli Veranstaltung, Arena Wien, www.deserteursberatung.at

07.09.: Diversity Ball, Rathaus Wien, www.diversityball.at

21.09.: Spielboden Dornbirn

07.12.: Musikalischer Adventskalender, Wien

01/25: Neujahrskonzert 2025 (Datum noch TBA)

Sudoku

So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!

RÜCKZUG

Die Letzte Generation hat sich also zurückgezogen, hat es aufgegeben, sich auf Asphalt zu kleben und so den Straßenverkehr zu blockieren. Beinahe nahtlos haben dies das Hochwasser in Niederösterreich und Vermurungen in Tirol, Salzburg, der Steiermark übernommen. Der Arlberg ist tagelang unpassierbar, die Silvretta-Hochalpenstraße gar wochenlang, der Plöckenpass schon länger nicht mehr befahrbar. Kärnten führt eine Liste mit aktuell 80 Hangrutschungen, die nicht zum Stillstand kommen. Proteste? Keine, das wird hingenommen, während man den Klimaklebern in einer Grobheit begegnete, die es in einem Kulturland schon längst nicht mehr geben sollte.

Lässt sich das noch irgendwie erklären? Wohl nur dadurch, dass die Masse der Leute nicht begriffen hat, warum die Klimakleber überhaupt auf die Straße gegangen sind.

Lassen wir einen zu Wort kommen, der es verstanden hat. Stephen Hawking hat uns erklärt, wie die Erde entstanden ist und warum sie hat entstehen können. Seither wird er auf dieselbe Bedeutungsstufe gestellt wie Albert Einstein. Hawking hat auch angedeutet, wo wir uns hinbewegen, wenn wir weitermachen, wie wir begonnen haben. In seinem letzten Buch „Kurze Antworten auf große Fragen“ (2020) schreibt er (sinngemäß): Der Klimawandel ist eine akutere Gefahr als eine Kollision mit einem Asteroiden, wie er die Dinosaurier auslöschte. Ein Anstieg der Meerestemperatur würde die Polarkappen zum Abschmelzen bringen und die Freisetzung großer Mengen Kohlendioxid verursachen. Beides führt zu weiterem Anstieg der Temperatur und die Polkappen würden keine Energie mehr ins All zurückspiegeln können. Die Permafrostböden würden auftauen und große Mengen Methan – ebenfalls ein Treibhausgas – freisetzen (was schon begonnen hat). In weiterer Folge würden sie austrocknen und zu brennen beginnen. Natürlich vertrocknen und verbrennen früher oder später auch die Regenwälder. Das alles zusammen kann verursachen, dass wir auf der Erde eine Temperatur wie auf der Venus bekommen – weit über 250°C.

Dazu muss man nur noch wissen, dass die KohlendioxidMoleküle im Gegensatz zu den Sauerstoff- und Stickstoff-Molekülen, aus denen die Atmosphäre derzeit noch zu 99,5% besteht, kleine Wärmespeicher sind. Die elastischere und lockerere Bindung zwischen zwei fremden Atomen führt dazu, dass das Gas, das aus unterschiedlichen Atomen zusammengesetzt ist, aus Sonnenstrahlung Wärme aufnehmen kann –angeregt wie eine Geigensaite durch den Bogen. Während die straffen Bindungen der Sauerstoff-mit-Sauerstoff- und Stickstoff-mit-Stickstoff-Moleküle das nicht zulassen.

Wir Menschen mischen also, seit wir fossile Energieträger nutzen, ständig kleine Wärmespeicherle in die Luft, die von der Natur nicht mehr aufgenommen und zerlegt werden können, weil wir gleichzeitig die Bäume dezimieren, deren Aufgabe das gewesen wäre.

Und irgendwo gibt es einen Kipppunkt, ab dem sich der Prozess der Erwärmung selbst beschleunigt und alles im Meereswasser, in der Vegetation und im Boden gespeicherte CO2 freisetzt. Ab dann ist der Mensch nur noch Zuseher, solange er die Temperaturen erträgt und seine Infrastruktur um ihn noch einigermaßen funktioniert. Und an diesem Kipppunkt sind wir nahe dran, wenn wir ihn nicht schon überschritten haben. (Das Mittelmeer hat vor Mallorca aktuell 32°C.) Das wäre wohl die Botschaft der Klimakleber gewesen.

Wenn einem verantwortungsbewussten Menschen klar geworden ist, wo wir bereits stehen, dann tendiert er zu drastischen Maßnahmen, denn alle anderen haben in den letzten 30 Jahren nicht wirklich funktioniert. Mitgemacht hat jeweils eine gutmütige, gutgewillte und gebildete Minderheit, für den überwiegenden Rest gab es hinreichend Ablenkungen. Und da kann es dann schon sein, dass er sich auch auf den Asphalt klebt, um den Wahnsinn zu stoppen. Wenn es gilt, EIN Menschenleben zu retten stellt man sich schnell auf die Straße und hält das nächste Fahrzeug an. Was ist, wenn es gilt, ALLE zu retten?

Und wenn man sie nun betrachtet, wie sie sich gegenüberstehen, vor diesem Wissenshintergrund – wer liegt dann falsch? Die „Normalos“, die sich frei gehalten haben von allem Wissen immer noch an „freie Fahrt für freie Bürger“ glauben oder die, die endlich „Stopp“ sagen? Wer ist hier „nicht normal“?

Man kann dem Einsatz der Letzten Generation nur wertschätzend und respektvoll begegnen, alles andere wäre bloß Zeugnis für die eigene Unwissenheit und Unzulänglichkeit, egal ob es belästigte Straßenbenutzer, Internetforenschreiber oder die Politiker sind, die sich bemüßigt fühlten, den Rückzug auf ihre Art zu kommentieren. Wäre ich jünger und hätte ich den Glauben an die Menschen noch nicht schon verloren, wäre ich vielleicht mitgegangen. Ein völliger Stopp fossiler Verbrennung aller Art bei gleichzeitiger großzügiger Aufforstung aller verfügbaren Flächen (durch Laubbäume bitte) ist vermutlich die einzige und letzte Chance, die wir Menschen auf der Erde überhaupt noch haben.

Und auf die Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit dieses Aufheiz-Szenario zutreffen werde, antwortete Stephen Hawking kurz und kryptisch: „Dummheit und Gier werden das Ende der Menschheit bedeuten.“ Da bleibt dann nur noch die Frage offen: Wie sag' ich es meinen Enkelkindern?

ein

Eckart Drössler, Jahrgang 1957 Großvater, Segler und
bisschen Freiberufler und Autor
Text: Eckart Drössler

Orientierungsgespräche für Menschen mit Demenz und deren Angehörige

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und deren Angehörige vor viele Fragen. Ein Gespräch mit Expert*innen kann Klarheit für die nächsten Schritte bringen, damit der Alltag zu Hause besser gelingt oder Veränderungen mit einem guten Gefühl in die Wege geleitet werden können.

Bei Interesse melden Sie sich bitte hier: T +43 5574 487 87-15 | E info@aktion-demenz.at

Demenz Meet in Vorarlberg

Zum Weltalzheimertag am 21. September wird ein vorarlbergweites Demenz Meet in Bregenz zum Treffpunkt für Betroffene, pflegende An- und Zugehörige, Fachleute und Interessierte. Neben den Fachbeiträgen mit Fokus auf pflegende Angehörige kommen Kinder und Jugendliche zu Wort, die in ihrem Umfeld mit einer an Demenz erkrankten Person in Kontakt sind. In den Pausen informieren sich die Gäste über Angebote aus Vorarlberg bevor es weitergeht mit spannenden Diskussionen, inspirierenden Impulsen, hilfreichen Gesprächsinseln und berührenden Demenz-Geschichten.

Tickets: demenzmeets.org/meet/vorarlberg/

Preise inkl. Mittagessen 55 Euro Betroffene nehmen gratis teil

Bei Fragen melden Sie sich telefonisch unter: +43 5574 487 870

Tickets:

Aktion Demenz in Kooperation mit der FH Vorarlberg

10.00 Begrüßung

Landesrätin Katharina Wiesflecker

Das gute Gelingen im Pflegealltag

Dagmar Ullmann-Bautz erzählt von ihrem kreativen Umgang bei der Begleitung ihrer Mutter

Musik verbindet Herzen

Andreas Paragioudakis bringt mit seiner Musik

Menschen in Einklang

Vom guten Gelingen in der medizinischen Begleitung

Dr. Albert Lingg berichtet aus seiner langjährigen Praxiserfahrung als ehem. Leiter der Gerontopsychiatrie im LKH Rankweil

Podiumsgespräch mit Angehörigen

12.15 Mittagessen und Marktplatz

13.30 Begegnung einmal links herum

Mark Riklin bringt wieder Schwung in das Treffen

Die Eltern begleiten

Sofia Jüngling lässt uns an ihren Erfahrungen als young carer teilhaben

Demenzcafés in Vorarlberg

Jasmin Rach-Loacker berichtet über das Gastgeben im Demenzcafé Lustenau

Mein Opa sitzt in einem Zeitreisemobil

Alexandra Bereuter erzählt von einem groß angelegten Schulprojekt

15.45 Ende mit Musik

16.00 Bei Schönwetter fahren Rikscha-Pilot*innen mit einigen Besucher*innen eine Demenzparade durch die Stadt, organisiert vom Verein „Radeln ohne Alter“

Ein Becher Wein für die lieben Kinder

Das waren Zeiten, als ein Glas Wein auch für Schulkinder völlig normal war. Und so lang liegen diese Zeiten gar nicht zurück.

Text: Gerhard Thoma

Fotos: Felix Wolf, Matthias Böckel, Istvan Kis

Man reichte ihnen wieder

Würste, Brot und Wein, welch letzterer viele Kinder in eine gemütliche

Heiterkeit versetzte.

Eine Schulchronik berichtet, wie vor gut 100 Jahren ein „Spaziergang mit Schulkindern“ in Götzis vonstattenging. Der Ausflug begann nach dem Unterricht: „Mittags um 12 bewegte sich der Zug vom Schulhause aus mit Frohsinn und Gesang durchs Dorf.“ Mit von der Partie waren das Lehrpersonal, der Schulinspektor und der Bürgermeister höchstpersönlich. „Mutigen Schrittes“, so heißt es, wanderte man nach Hohenems in das Gasthaus Löwengarten. Dort wurden die Kinder mit Brot und Wein empfangen. Lieder wurden gesungen und Gedichte aufgesagt. Nach der Darbietung gab es für die Buben und Mädchen nochmals eine Stärkung: „Man reichte ihnen wieder Würste, Brot und Wein, welch letzterer viele Kinder in eine gemütliche Heiterkeit versetzte.“ In derart guter Stimmung zog die Götzner Kinderschar samt Lehrern durch Hohenems, betete in einer Kirche das Vaterunser –und kehrte anschließend noch einmal im Löwengarten ein, „allwo die Kinder wieder eine Erfrischung erhielten“. Diese war auch nötig, denn anschließend folgte eine Turnvorführung der Buben. Über die Qualität derselben schweigt der Chronist, berichtet aber, dass die Kinder danach nochmals im Löwengarten einkehrten. Man „sang, aß und trank noch eine Zeit lang, bis man bei der Abenddämmerung wieder daheim anlangte.“ Immerhin schaffte man den Fußweg zurück von Hohenems nach Götzis. Es muss ein fröhlicher Heimweg gewesen sein, nach dem

sowohl Schüler als auch Lehrer – mehr oder weniger – gut geschlafen haben. Auch in Frastanz kamen die Kinder nicht zu kurz. Dafür sorgte der Brauch der „Morgensuppe“: Wenn ein Brautpaar seinen Hochzeitstag feierte, luden sie dazu die Verwandtschaft und Nachbarn zu sich nach Hause ein. Von morgen früh bis spät abends wurden die Gäste bewirtet. Fast alle folgten der Einladung, darunter auch Kinder, die einen guten Grund hatten, nicht in die Schule zu müssen. Und weil es mehr Wein als Suppe zu trinken gab, kam es öfters vor, dass die Buben und Mädchen so viel aßen und tranken, dass sie am nächsten Tag nicht in die Schule gehen konnten. „Dazu kam erst noch der sittliche Schaden, den die meist besoffenen Kinder untereinander anrichteten“, schreibt der Frastanzer Oberlehrer Ignaz Konzett. Seit Menschengedenken und noch länger habe es diesen Brauch in Frastanz gegeben, „ohne dass es jemand einfiel, wie beschwerlich und kostspielig dieser Usus für die Brautleute, wie zeitraubend für die Schule und wie gefahrmachend er für das sittliche Leben“ sei. Im Jahr 1884 hatte der damalige Schulleiter die Nase voll und intervenierte beim zuständigen Ortsschulrat. Dieser informierte die Behörde, welche einen diplomatischen Kurs einschlug: Die „Morgensuppe“ soll auf die allerengste Verwandtschaft beschränkt werden. Kinder durften erst nach dem Unterricht dabei sein. Und das taten sie auch. Bis dem alten Brauch ein Ende gesetzt wurde. 1909 notiert Konzett: „Ist nun ganz erloschen.“

Alkoholische Getränke waren für Kinder und Jugendliche früher ganz normal. Wilhelm Busch (1832 - 1908) machte sich in seinen zynisch-ironischen Geschichten und Zeichnungen darüber lustig.

Ein „Viertele“ für jedes Kind

Um Wein zu kredenzen, braucht es jedoch nicht immer Brauchtum. Ein hoher Besuch tut es auch. Als „die gnädigste Frau Gräfin Walburga“ im August 1808 Lustenau besuchte, war das ein Grund zum Feiern. Am nächsten Tag gab es ein „Schulfest“, und da „wurden die Kinder, 300 an der Zahl, unter freiem Himmel mit Kuchen, gebratenem Kalbfleisch, Brot und rotem Wein, für jedes Kind einen Schoppen gerechnet, bewirtet“. Ein Schoppen entspricht ungefähr einem Viertel Wein. Da kommt gute Laune auf.

Tatsächlich gab es keine Gemeinde in Vorarlberg, die nicht am „Weintropf“ hing. Dies lag auch daran, dass früher in vielen Gemeinden Wein angebaut wurde. Die Rebstöcke gediehen relativ prächtig. Vom Montafon über den Walgau, Feldkirch, das Rheintal bis nach Bregenz und sogar im Bregenzerwald. Ein altes Ratsprotokoll aus dem Jahr 1509 berichtet, dass „die Summe des Weines in Bregenz und vor der Stadt“ 629 Fuder beträgt. Das sind rund 566.000 Liter. Weinbau war ein wichtiger Wirtschaftszweig. Viele Gemeinden in Vorarlberg waren stolz auf ihre Trauben. Und die Konkurrenz groß, vor allem durch die Weine aus dem Bodenseeraum in Deutschland. Um lästige Rivalen zu vertreiben, half man sich mit Propaganda. So wurden Meldungen verbreitet, der Lindauer Wein sei so schlecht, dass sogar die Schweden 1634 von ihm vertrieben worden seien. Ja, der Wein sei so sauer, dass man ihn früher sogar an Stelle der Folter verwendet habe. Die Ratsherren in Lindau hätten dem Nachtwächter befohlen, die Bevölkerung jede Stunde zu wecken, damit sich die Leute im Bett umdrehen sollten, damit ihnen der saure Wein nicht etwa

ein Loch in den Magen brenne. Daher stamme auch der Name des Lindauer „Wendeweins“.

Im Rheintal, in Röthis und Koblach etwa, hatte man für die Weine aus Bregenz und dem Bodenseeraum nur Hohn und Spott übrig: Ein spanischer Ritter, gewöhnt an edle Mittelmeer-Tropfen, habe nach dem ersten Schluck eines Bodensee-Weines die Zähne nicht mehr auseinander gebracht, sodass man sie ihm mit einem Stemmeisen gewaltsam öffnen musste. Vom Bregenzer „Strumpfwi“ ist die Rede: Er ziehe dem Trinker die Löcher im Strumpf zusammen. Kinder, die nicht in die Schule wollten, hat man vor die Wahl gestellt, die Schulbank zu drücken oder ein Glas „Schuelwi“ zu trinken. Die Drohung saß. Dann doch lieber die Schulbank drücken.

„Trink die Liebe“

Wie groß die Weinkultur in unseren Breiten war, ist auch an der HeiligenVerehrung sichtbar. Da wäre etwa der Johannes-Tag am 27. Dezember. Mit dem Spruch „Trink die Liebe des heiligen Johannes“ reichte der Pfarrer den Gläubigen am Tag des Apostels den Kelch. Der Schwarzenberger Volkskundler Franz Gebhard Metzler ist sich sicher, dass früher jeder Bub den größten Schluck erwischen wollte. Hannes Grabher meint, dass an diesem Tag in Lustenau kein Schüler bei der heiligen Messe gefehlt habe. Nebst Johannes gelten unter anderen auch Benedikt, Bernhard, Martin, Ulrich, Ursula, Urban und Gertrudis als „Weinheilige“. Florinus wird gern mit einem Weinkelch dargestellt, zu sehen in Kirchen in Bludesch, Ludesch, Bludenz und St. Gallenkirch.

Alte Weinpresse. In Vorarlberg wurde meist der „Burgunder“ angebaut.

In der Antike verkörpert Dionysos als Gott des Weines die Lebensfreude. Griechen und Römer tranken ihre Weine stets verdünnt mit Wasser, weil sie sonst viel zu viel Alkohol enthalten hätten. Heute noch ist es in Ländern des Mittelmeers durchaus üblich, beim Mittagstisch Wein mit Wasser zu mischen. Johann Wolfgang von Goethe hielt sich zeitlebens daran. Der Dichterfürst saß einst im Gasthaus und verdünnte seinen Wein mit Wasser. Studenten, die am Nebentisch zechten, bemerkten dies und machten sich über ihn lustig. Daraufhin schrieb Goethe einige Zeilen auf ein Blatt Papier, reichte es dem Kellner und bat ihn, er möge es den Studenten geben. Auf dem Blatt stand:

„Wasser allein macht stumm, das zeigen im Teich die Fische. Wein allein macht dumm, das beweisen die Herren am Tische. Weil ich keins von beidem will sein, misch ich Wasser stets in den Wein.“

Literaturtipp

Franz Elsensohn: „Vom Ländle-Wein. Vorarlbergs Wein in Geschichte, Brauchtum, Sage und Legende“, Götzis 2010

Regelmäßig lassen wir Vorarlberger:innen über die Straße ihrer Kindheit erzählen. Diesmal Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseums Hittisau.

Sie war eine starke Frau. Eine, die unerschrocken gegen alles kämpfte, was sie als Unrecht empfand. Aus dem Bauch heraus. Aus Menschenverstand. Eine Magd und Freiheitskämpferin. Eine Art Jeanne d’Arc Tirols. Doch sie verkleidete sich nicht als Mann. Sie kämpfte als Bauernmagd. Stehend auf der Friedhofsmauer. Mit zusammengegürtetem Unterkleid, fliegendem Haar und einer Heugabel in der Hand. In der Schlacht von Spinges im Jahr 1797 stellte sie sich der napoleonischen Armee entgegen.

Catarina Lanz (1771-1854) begegnete mir schon als Kind. Sie wurde in jenem Dorf im Abteital (Val Badia) geboren, in dem ich aufgewachsen bin. Ein ladinisches Dorf mit drei Namen: Al Plan de Mareo, San Vigilio di Marebbe, Sankt Vigil in Enneberg. Ihre Heldinnentat brachte ihr ein Denkmal im Ortszentrum ein – das einzige Denkmal meines Heimatorts. Ihre Unerschrockenheit und ihr Mut beeindruckten mich. Es war für mich selbstverständlich, dass das einzige Denkmal einer Frau gewidmet war. Erst viel später begriff ich, dass das keineswegs selbstverständlich ist. Dass Frauen in der Öffentlichkeit noch immer unterrepräsentiert sind. Auf Denk-

mälern finden sie sich, wenn überhaupt, meist als Nymphen oder Göttinnen – aber nur selten als aktive Protagonistinnen. Das hat mich geprägt. Vielleicht war es der erste Schritt auf jenem Weg, der mich ins Frauenmuseum Hittisau führte.

Ebenso prägend war meine Zeit in der paritätischen Volksschule. Dort wurden die Fächer abwechselnd auf Deutsch und Italienisch unterrichtet. Im Mathematik- oder Turnunterricht schien das ganz selbstverständlich. Im Geschichtsunterricht war es anders. Ich verstand früh, dass Geschichte nicht in Stein gemeißelt ist. Dass sie oft eine Frage der Perspektive ist. Die gleichen historischen Fakten können unterschiedlich erzählt werden. Das fand ich spannend, manchmal irritierend. Und es wurde zur Grundlage für eine Museumsarbeit, die Geschichte nicht aus einer patriarchalen, sondern aus einer differenzierten Geschlechterperspektive erzählt, für eine Museumsarbeit, die den Fokus auf gesellschaftspolitische Fragen legt und Vielstimmigkeit ermöglichen will. Nicht minder prägend war das jahrelange Pendeln zwischen den Bergen und dem Meer, zwischen Sankt Vigil und Eraclea Mare im Veneto. Aber das ist eine andere Geschichte ...

LÖSUNGEN

Schachecke

1...De2+! [Nicht ganz so überzeugend wie die Partiefortsetzung ist 1...Te2+ 2.Kb1, obwohl auch dann Schwarz mit 2...Df4!? oder 2...De4+ die Partie für sich entscheiden sollte.] 2.Db2 [Nach 2.Tb2 Txc3! 3.Txc3 Dg4 (das Turmendspiel nach 3...b6 4.Txe2 Txe2+ 5.Kb3 Txf2 gewinnt natürlich auch) 4.f3 De6+ ist die weiße Stellung ebenfalls hoffnungslos.] 2...Tc2 3.Txg7 Txb2+ 4.Txb2 Dc4+ Weiß kann baldiges Matt nicht vermeiden und gibt auf.

1...Lf6! [Dieser genaue Zug unterbindet jegliches weiße Gegenspiel. Die Variante 1...Tg8?! 2.dxe5 g5! (nur zu einem ausgeglichenen Endspiel führt 2...Dxe5? 3.Dxg8+! Kxg8 4.Tf8+ Kh7 5.Tf7+ Dg7 6.Txg7+ Kh8 7.Kg1 Txe6 8.Tf7) 3.h4!? ist weniger klar. Objektiv steht Schwarz zwar eindeutig besser, allerdings kann Weiß noch ein wenig im Trüben fischen.] 2.Kg1 [Nach 2.Tg1 Txe6! 3.Dxe6 Kg7 hat Schwarz eine Mehrfigur und auf 2.Txf6 führt 2...Te1+ zum baldigen Matt.] 2...Txe6! Weiß gibt sich geschlagen, da auf 3.Dxe6 einfach 3...Lxd4+ folgt. 1.fxe6! Im höheren Sinn bereits der Gewinnzug. 1...Txe4 [Verzweiflung. Allerdings gibt es für Schwarz keine Rettung. Das Zurückschlagen des Bauern mit 1...fxe6 scheitert an 2.Dxe6+ Kf8 3.Dxg4 und nach 1...Tg8 führt 2.Sd4! zu einem unwiderstehlichen weißen Angriff.] 2.Txe4 Schwarz gibt auf, da 2...g2 mit 3.Tg4 und 2...Lxe4 mit 3.Dd7+ Kf8 4.Dxf7# beantwortet wird.

Hidoku

Total Trust

FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi

Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com

Jialing Zhang zeichnet in ihrem Dokumentarfilm am Beispiel von drei unbeugsamen Frauen, die gegen Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen kämpfen, ein beklemmendes Bild der zunehmenden Überwachung in China und der Repression gegen Kritiker:innen. Ein Film, der auch als Warnung angelegt ist, achtsamer zu sein für die Folgen des Sammelns von Big Data und solchen Entwicklungen in den liberalen westlichen Gesellschaften vorzubeugen.

→ Club Vaudeville, Lindau: Di 10.09., 20 Uhr (Deutsche Fassung)

Un métier serieux – Ein richtig guter Job

Dem negativen Image des Lehrberufs stellt Thomas Lilti das Engagement eines Kollegiums an einem französischen Gymnasium gegenüber und zeigt die vielfältigen Herausforderungen dieses Berufs: Ein von einem fulminant aufspielenden Ensemble getragener und dynamisch inszenierter, mitreißender Spielfilm.

→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 11.09., 19 Uhr (franz. O.m.U.)

→ Kinothek extra, Lustenau: Mo 16.09., 18 + Mi 25.09., 20 Uhr Uhr (franz. O.m.U.)

All of Us Strangers

Ein einsamer schwuler Mann, der in einem fast leerstehenden Londoner Hochhaus lebt, beginnt eine Beziehung mit einem der wenigen anderen Bewohner:innen, wird aber gleichzeitig von Erinnerungen an seine früh verstorbenen Eltern eingeholt: Zwischen Traum und Realität pendelnd lotet Andrew Haigh in betörenden Bildern intensiv Einsamkeit, Sehnsucht nach Liebe, Trauer und Ängste aus.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 12.09., 20 Uhr

Irdische Verse

Ali Asgari und Alireza Khatami rechnen in neun Episoden, die jeweils in einer einzigen statischen Einstellung gefilmt sind, satirisch mit den Reglementierungen des iranischen Regimes ab, die das Leben des Individuums von der Geburt bis zum Tod in allen Bereichen beschränken.

→ Spielboden Dornbirn: Fr 13.09. + Do 19.09. –jeweils 19.30 Uhr (farsi O.m.U.)

Der Sudanese Mohammed Kordofani verknüpft in seinem Langfilmdebüt die Entwicklung zur Abspaltung des Südsudans im Jahr 2011 mit dem Schicksal zweier unterschiedlicher Frauen und deckt nicht nur ethnisch-religiöse Spannungen und Rassismus, sondern auch die gesellschaftliche Kluft auf: Ein packendes Kinostück, das den Blick auf ein in Europa kaum beachtetes Land lenkt.

→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: So 15.09., tba; Mo 16.09., 18 Uhr; Do 19.09., 18 Uhr (arab.-franz. O.m.U.)

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 19.09., 20 Uhr (arab.-franz. O.m.U.)

Daaaaaalí!

Kein Biopic über Salvador Dalí, sondern eine verspielte Hommage und Persiflage, in der Quentin Dupieux ganz im Stil des von fünf Schauspielern verkörperten Surrealisten seiner Lust an schrägen und absurden Szenen frönen kann: Ein hinreißendes Vergnügen, das sich allen Erzählkonventionen verweigert.

→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 18.09., 18 Uhr + Do 19.09., 19.30 Uhr (franz. O.m.U.)

C'é ancora domani – Morgen ist auch noch ein Tag

Häusliche Gewalt ist ein ernstes Thema, doch Paola Cortellesi erzählt davon in ihrem 1946 spielenden Debüt, das in Italien zum Kassenschlager avancierte, mit einer Leichtigkeit und einem Einfallsreichtum, dass einem das Herz aufgeht, verharmlost das Thema aber nie.

→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 18.09., 19 Uhr (ital. O.m.U.)

→ Kinothek extra, Lustenau: Mi 18.09., 20 Uhr + Mo 23.09., 18 Uhr (ital. O.m.U.)

Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino

Goodbye Julia
C´è ancora domani –Morgen ist auch noch ein Tag Still © Tobis Filmverleih

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT

Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Di., 03.09. bis Sa. 07.09.

Theater am Saumarkt, Feldkirch LUAGA&LOSNA

Theaterfestival für ein junges Publikum Ausführliches Programm unter: https://www.luagalosna.at/

Fr., 06.09.

15 Uhr, Kammgarn, Hard EIGENART: SUMMER END EVENT für Familien, Kinder und Jugendliche

Sa., 07.09.

14 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

KUNSTGIESSEREI ST. GALLEN & STIFTUNG SITTERWERK

Exkursion; Private An- bzw. Weiterreise: Anmeldung bei Julia Krepl 05574-485 94-417

Di., 10.09.

19 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz ALPENLAND VORARLBERG. ERKUNDUNGEN ZU GESCHICHTE UND KULTUR

Bernhard Tschofen, Buchpräsentation

Di., 10.09.

20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz KKK 2024: KAFKA | KANT | KRAUS

Karl Kraus | Simon Ganahl

Di., 10.09.

20 Uhr, Remise, Bludenz

IST DIE UKRAINE RUSSLAND?

Vortrag von Prof. Dr. Schmid

Do., 20./21.09.12./14./15./19./

jeweils 20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz

MONDMILCH TRINKEN von JOSEF MARIA KRASANOVSKY, Theater

Veranstaltungskalender

Fr., 13.09.

9 Uhr, Werkraumhaus, Andelsbuch FAQ BREGENZERWALD

Leder. Holz. Keramik. Handwerk erleben. Vier Menschen, drei Materialien und ein ganz besonderes Haus machen an diesem Vormittag das Wunder Handwerk. —

Fr., 13.09.

19:30 Uhr, Musikschule Feldkirch SCHALLWENDE-PORTRÄTKONZERTE 2024

Nikolaus Brass und Herbert Willi

Fr., 13.09.

20 Uhr, Remise, Bludenz MUSIKMEILE

Anika. Support: Alex Sutter & Band

Fr., 13.09.

Theater am Saumarkt, Feldkirch LUAGA&LOSNA

Theaterfestival für ein junges Publikum —

Fr., 13.09.

22 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn BACK TO SCHOOL

Schulfest – Bg Blumenstraße Bg Gallusstraße

Sa., 14.09.

10 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn SPIELEFEST X STADTBIBLIOTHEK

Buttons basteln

Sa., 14.09.

14:30 Uhr, inatura, Dornbirn KULTURVERMITTLUNG FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ

Die inatura laden Menschen mit Demenz und deren Angehörige zum Besuch der Ausstellungen und anschließender kreativer Arbeit ein.

Sa., 14.09.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt SCHALLWENDE-PORTRÄTKONZERTE 2024

Flora Geißelbrecht, Wolfgang W. Lindner und Martin Skamletz —

Sa., 14.09.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard ALBIE DONNELLY'S SAXPLOSION

Musik

Sa., 14.09.

22 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn RAW HIP HOP Musik

Di., 17.09.

14.30 Uhr, Theater am Saumarkt CULTURE BOOSTERS MAKE ART Malerlehrlinge des AZV Ausbildungszentrums Vorarlberg arbeiten im Rahmen des Kulturvermittlungsprojektes „Culture Boosters – Lehrlinge beraten und bespielen den Saumarkt“ des Theaters am Saumarkt ein halbes Jahr mit dem bekannten Künstler Ed.

Di., 17.09.

17.30 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz KINDERYOGA

für Mädchen und Jungs zwischen 6-11 Jahren

Di., 17.09.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

DIE ERSTAUNLICHE WELT DER GRAUGÄNSE

Vortrag

Mi., 18.09.

19 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz ABBRUCH! ODER DOCH NICHT? Energie Lounge

Mi., 18.09.

19 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz ITALIENISCH HOCK

Do., 19.09.

17.30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz KUNSTSALON

Ein philosophischer Abend zu den Themen der aktuellen KUB Ausstellung mit Künstlerin Claudia Mang.

Do., 19.09.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

DIE VERWUNDBARE DEMOKRATIE

Strategien gegen die populistische Übernahme. Maximilian Steinbeis. Vortrag und Diskussion, Moderation: Peter Bilger

Do., 19.09.

21 Uhr, Spielboden, Dornbirn CULK Musik

Fr., 20.09.

14 Uhr, Kunsthaus, Bregenz W-ORTE & UN-ORTE Jugendworkshop

Fr., 20.09.

17 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz UNTER STROM

100 Jahre Energie aus Vorarlberg, Vernissage

Fr., 20.09. bis Sa. 21.09.

18 Uhr, inatura, Dornbirn HÖHLEN UND KARST IN VORARLBERG

Geologie Kurs,

Theorieabend: Fr., 20.09., 18 - 20:30 Uhr inatura - Erlebnis Naturschau Dornbirn

Fr., 20.09.

19.30 Uhr, Remise, Bludenz

KLAUS MARIA BRANDAUER Kultur.LEBEN:.30

Fr., 20.09.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard BLOOMING

Veronika Morscher, Musik

Sa., 21.09.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn FAMILIENLESEZEIT Kinderkonzert

Sa., 21.09.

15 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems FLUCHTWEGE. AN DER GRENZE. FLUCHT IN DIE SCHWEIZ 1938–1945 Öffentliche Führung - Ein Spaziergang an die Grenze/ Treffpunkt: um 15 Uhr, vor dem Museum. Ende: beim Zollamt Hohenems

Sa., 21.09.

ab 19 Uhr, Alte Stickerei, Montfortstr. 4, Fußach AKUSTIK-DUO NUMALI MEEA

Support: Lisa Ess Freier Eintritt, Spenden sind erwünscht

Sa., 21.09.

20 Uhr, Spielboden, Dornbirn SCHMUSECHOR Konzert

So., 22.09.

11 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

FINISSAGE MIT ANNE IMHOF UND SUSANNE PFEFFER

So., 22.09.

15 Uhr, Kammgarn, Hard NAGOBERTS MÄRCHENLIEDER MIT ULRICH GABRIEL

GAUL, Kinder

Di., 24.09.

19 Uhr, inatura, Dornbirn

KREBS BEI HUND UND KATZE

Die häufigsten Tumore und wie als Tierhalter:in vorgesorgt werden kann, Vortrag

Mi., 25.09.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn JAZZ&

Eva Klesse Quartett, Konzert

Do., 26.09.

20 Uhr, Kammgarn, Hard ÜBER-HALTUNG

Kabarett mit Severin Groebner

Fr., 27.09.

16 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn LITERATURCAFÉ

Lesung | Diskussion —

Fr., 27.09.

17 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz

BESTRAFT WEGEN „UNZUCHT WIDER DIE NATUR“

Die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, vor, während und nach der NS-Zeit. freitags um 5 – Landesgeschichte im Gespräch

Fr., 27.09.

18.30 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn ENGLISH BOOK CLUB

Englische Bücher lesen und gemeinsam auf Englisch besprechen.

Fr., 27.09.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn

OSKA – FOREVER BLUE TOUR Konzert —

Sa., 28.09.

9 Uhr, inatura, Dornbirn PILZEXKURSION FÜR ANFÄNGER

Die Exkursionen finden bei fast jedem Wetter statt. Bei extrem schlechter Witterung werden die betroffenen Termine ersatzlos gestrichen. Bitte im Zweifelsfall unsere Wetterhotline kontaktieren. (Wetterhotline: T +43 676 83306 4723) Mitzubringen: Pilzbücher, Messer, Korb, bei Bedarf Jause, wetterfeste Kleidung, festes Schuhwerk

Sa., 28.09.

17 und 18.30, Frauenmuseum, Hittisau

DIE VERWANDLUNG

Zwischen Halten und Lassen, Pfortekonzert & Ausstellungsbesuch

Sa., 28.09.

19.30 Uhr, Kammgarn, Hard

STREIT:KULTUR

Diskussion

Sa., 28.09.

19:30, Theater am Saumarkt, Feldkirch

GEISTER DER GEGENWART mit Autor Wolfram Eilenberger: Die letzten Jahre der Philosophie und der Beginn einer neuen Aufklärung 1948 – 1984. Welche Philosophie kann uns heute noch leiten? Auf den Spuren von Theodor W. Adorno, Susan Sontag, Michel Foucault und Paul K. Feyerabend entwirft „Geister der Gegenwart“ ein großes Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit.

So., 29.09.

11 Uhr, Salomon Sulzer Saal, Hohenems

YALLA. ARABISCH-JÜDISCHE BEZIEHUNGEN

Ausstellungseröffnung

So., 29.09.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn MAL ÉLEVÉ & OSY X IRIEPATHIE

Musik

Mo., 30.09.

9 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz MEDITATION FÜR EINSTEIGER

NEU

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