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Europawahl-Ergebnis – Gift für den Mittelstand? An diesem Wahlsonntag werden sowohl die Bundespolitik als auch die Europapolitiker noch lange zu arbeiten haben: Der Wähler hat die großen – oder besser, ehemals großen – Volksparteien wieder brutal abgestraft. Die Union bleibt zwar stärkste Kraft, ist aber weiter im Abschwung. Die SPD erlebt ein Drama und landet deutlich hinter den Grünen, die sich glatt verdoppeln konnten.
Es ist eine historische Demütigung für die So-
führen. Es droht die reale Gefahr, dass die Partei
zialdemokraten. Endgültig vorbei ist die Zeit,
von Willy Brandt wie Frankreichs Sozialisten den
als Gerhard Schröder noch der Chefkoch in der
Weg in die Bedeutungslosigkeit angetreten hat.
rot-grünen Koalition war und den kleinen Partner breitbeinig als „Kellner“ verhöhnen konnte.
Auch die Union ist ein Verlierer dieser Europawahl. Die Arbeitsteilung von Parteivorsitzender
Die Sozialdemokraten sind mittlerweile derart
und Kanzlerin hat den Wähler offenbar nicht über-
angeschlagen, desolater Verfassung, dass sie froh
zeugt. Dazu kam ein Spitzenkandidat, der zwar
sein können, wenn sie überhaupt noch irgendwo
viel Seriosität, aber wenig Charisma zu bieten
mitregieren können. Sogar im SPD-treuen Bre-
hatte. Bis zum Wahltag kannte jeder dritte Wähler
men ist ihre historische Vormachtstellung Ge-
Manfred Weber nicht. Das reichte am Ende eben
schichte. Jetzt geht das altbekannte Spiel wieder
nicht für einen klaren Sieg.
los: Abrechnung mit dem Parteichef! Diesmal ist die erste weibliche Vorsitzende Andrea Nahles
Für die Grünen geriet die Europawahl dagegen
dran. Sie hat gekämpft und es trotzdem nicht ge-
zum Triumphzug. Die Partei, die in den 80ern als
schafft, die Partei aus der Todesspirale herauszu-
kleine Protestpartei gestartet ist, konnte sich in
3|19 DER Mittelstand. | Deutschland
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Sieger und Verlierer – die Europawahl wird die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig verändern (v. li.: Andrea Nahles, SPD; Sven Giegold u. Robert Habeck, Grüne; Manfred Weber, CSU).