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Die österliche Freudenzeit steht bevor
In zwei Wochen ist Karsamstag. Christen in aller Welt stehen kurz vor dem Ende der Fastenzeit und gedenken Tod sowie Auferstehung Jesu Christi. Das Osterfest ist mit einer Reihe von Bräuchen verbunden, die sich regional unterscheiden können. Nachfolgend eine kleine Auswahl.
In rund 14 Tagen beginnt die österliche Freudenzeit. Doch bis dahin ist es liturgisch noch ein bedeutender und gleichzeitig höchst interessanter Weg. Vom Gloria am Gründonnerstag an beispielsweise schweigen die Kirchenglocken bis zum Gloria in der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Stattdessen kommen vielerorts die Rätschen zum Einsatz. Dabei handelt es sich um hölzerne Geräte verschiedener Bauart, die durch Drehen einer Kurbel ein klapperndes Geräusch erzeugen. Die Glocken schweigen, da die Christen dem Leiden und dem Tod des Erlösers gedenken. Nach einem alten Volksglauben fliegen die Glocken in dieser Zeit gar nach Rom, um den Segen des Papstes zu empfangen, heisst es im Buch «Brauchtum in Liechtenstein». Jedenfalls ersetzen die Rätschen das Gebetsläuten am Morgen, Mittag und Abend sowie vor der Karfreitagsliturgie, sofern jeweils genug Ministranten oder andere Freiwillige zur Verfügung stehen, um sie zu bedienen. Osterspeisen, Osterfeuer und Osterkerze Früher ebenfalls weitverbreitet, aber heute im Zurückgehen begriffen ist die Segnung von Milchprodukten und auf tierischen Fetten basierenden Speisen in der Osternacht. Dahinter steht die Mässigung im Essen während der vierzigtägigen Fasten- und Busszeit, die eben in der Osternacht endet. Ab dem Zeitpunkt, an dem es wieder erlaubt ist, sollten die gesegneten Speisen die Freude und Dankbarkeit der Gläubigen noch verstärken. Zumindest Eier und Brote werden aber auch
heutzutage zuweilen noch in der Osternacht gesegnet. Genauso zur Osternacht gehört die Weihe des Osterfeuers, meist vor der jeweiligen Pfarrkirche, an dem die Osterkerze entzündet und anschliessend in die Kirche getragen wird. Diese Kerze steht daraufhin an zentraler Stelle im Altarraum und brennt während allen Gottesdiensten bis zum Pfingstfest, also solange die Osterzeit andauert. Freude über die Auferstehung im Mittelpunkt Zu den profaneren Bräuchen rund um Ostern gehört das Färben von Eiern, die durch das Kochen während der Fastenzeit, in der früher auf ihren Konsum verzichtet wurde, haltbar gemacht wurden. Die Kinder mit Schokoladenosterhasen, anderen Süssigkeiten oder Spielzeug zu beschenken, ist ebenfalls ein eher moderner Brauch. Gleichzeitig verweisen aber auch diese kleine Bescherung und der Genuss der bunten Eier auf die Freude, die mit der Auferstehung des Herrn und mit dem Osterfest verbunden ist.
Während sich Bräuche regional unterscheiden und auch nicht in allen Familien gleich gelebt werden, ist der religiöse Hintergrund des Osterfests überall der gleiche. Markus Walser, Generalvikar des Erzbistums Vaduz, hat in folgendem Text auf den Punkt gebracht, was die Botschaft der Auferstehung für die Christen in aller Welt bedeutet.
OSTERN – DAS FEST DER AUFERSTEHUNG JESU CHRISTI
Text: Generalvikar Markus Walser
Vor ein paar Jahrzehnten sollen in Walenstadt an einem Sonntagmittag ein Lehrer und ein Geistlicher nach dem Gottesdienst in der Wirtschaft grosszügig köstlichem Wein zugesprochen haben. Entsprechend beschwerlich und nicht ganz geradlinig sei dann der Heimweg gewesen, wobei schliesslich beide etwas abseits der Strasse einen Zwischenhalt einlegten (Strassengraben). Da habe der Lehrer den Geistlichen gefragt: Glaubst du an die Auferstehung? Der Pfarrer antwortete nach dem Bericht: «Die nächsten drei Stunden vermutlich noch nicht.» Sollte diese Geschichte nicht wahr sein, so ist sie jedenfalls gut erfunden, wie es die Italiener auszudrücken pflegen.
Ist es diese Art der «Auferstehung», wie sie in der obigen Episode beschrieben ist, was die Christenheit an Ostern feiert? Nicht ganz. Die Auferstehung Christi ist weit mehr als das Aufstehen, wenn man (in den Strassengraben) gefallen ist. Nicht aufzugeben, sondern immer wieder aufzustehen, gehört zwar auch zu den Tugenden, um die sich jeder Christ bemühen sollte. Wenn wir den Kreuzweg Jesu beten und betrachten, wird uns vor Augen geführt, dass Jesus mehrmals unter der Last des Kreuzes zusammengebrochen, aber immer wieder aufgestanden ist, bis man ihn dann ans Kreuz genagelt hat. Im klassischen Kreuzweg mit 14 Stationen fällt Jesus dreimal unter der Last des Kreuzes und steht wieder auf, um weiterzugehen. So sollen auch wir nicht aufgeben, sondern immer wieder versuchen aufzustehen, wenn wir gefallen sind. Es kam aber auch für Jesus der Moment, von dem an er nicht mehr aufstehen konnte. Andere haben ihn zu Tode gebracht. Jesus Christus ist gestorben und am dritten Tag, was wir in der Osternacht feiern, von den Toten auferstanden.
An Ostern, am Fest der Auferstehung Jesu Christi, geht es also nicht einfach nur um ein Aufstehen nach einem Fall, sondern um den Sieg über den Tod, der wohl das sicherste Ereignis im Leben jedes Menschen ist. Obwohl man ihn heute gerne verdrängt, werden wir dennoch immer wieder an den Tod erinnert: durch das Sterben lieber Mitmenschen, durch die vielen Todesopfer der Kriege weltweit, durch eine schwere Krankheit, die uns dem Tod nahebringen. Dass dies alle Menschen betrifft, führt uns die Liturgie am Aschermittwoch zu Beginn der Fastenzeit mit einem starken Zeichen vor Augen. Nach der Predigt wird das Aschenkreuzes ausgeteilt, wozu der Zelebrant spricht: «Bedenke Mensch, dass du Staub bist, und zu Staub zurückkehren wirst.» Nach unserem christlichen Glauben ist der «Staub», zu dem unser irdischer Leib nach dem Tod verfällt, nicht das Ende. Denn zum Menschen gehört nicht nur der sterbliche Leib, sondern auch seine unsterbliche Seele, die dem Leib die Form und das Leben verleiht. Die Seele macht unsere Person aus. Sterben bedeutet die Trennung der unsterblichen Seele vom sterblichen Leib. Genau diese Trennung verursacht das Leid und den Schmerz des Sterbens. Während der sterbliche Leib nach christlicher Tradition bestattet wird und zerfällt, tritt die unsterbliche Seele vor den ewigen Richter, dem sie Rechenschaft über das irdische Leben schuldet. Diese Tür zur Ewigkeit Gottes hat uns Christus mit seiner Auferstehung geöffnet. Das ist der Ostersieg über den Tod. Das ist der zentrale Inhalt des Osterfestes.
Jesus Christus ist auferstanden und mit einem verklärten Leib seinen Jüngern und Freunden erschienen. Es ist ein wirklicher Leib, den der ungläubige Jünger Thomas mit seinen eigenen Händen berühren konnte (vgl. Joh 20,19-29). Gleichzeitig ist es aber nicht einfach der Leib des irdischen Lebens: Der Auferstandene konnte durch verschlossene Türen in den Raum eintreten, in dem sich die Jünger nach Ostern aufhielten. Beim jüngsten Gericht werden alle Toten mit einem verklärten Leib auferstehen.
Die Auferstehung, die wir Christen an Ostern feiern, ist nicht einfach der Glaube an irgendein Leben nach dem Tod. Denn an ein Leben nach dem Tod (wie auch immer es aussehen mag) glauben mehr oder weniger alle Religionen; darin liegt nicht das unterscheidend Christliche. Wenn die Christen die bahnbrechende Botschaft von der Auferstehung verkünden, dann meinen sie damit die leibliche Auferstehung, die Auferstehung der Toten mit und in ihren Leibern. Das ist die Sensation – und dafür ist Jesus der Garant. Deshalb ist für die Christen das leere Grab so entscheidend; es war wichtig, dass Jesus seine Wundmale noch am Leib trug. Dass er nach seiner Auferstehung mit den Jüngern gegessen und getrunken hat: Das war die Sensation. Genaugenommen war genau dieser Punkt von Anfang an gleichzeitig Stein des Anstosses und gleichzeitig wichtigster Punkt der christlichen Verkündigung. Paulus behauptet sogar, dass von der Realität der leiblichen Auferstehung unser ganzer Glaube abhängt (vgl. 1 Kor 15,12-14).
So verkündet die Kirche auch dieses Jahr auf dem ganzen Erdenrund die Osterbotschaft: Der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja!