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Radio machen ist mehr als ein Job
Radioleute erklären in wenigen Sekunden und in einfachen Worten die Welt. Sie begleiten die Hörer mit guter Laune durch den Tag, erfüllen Hörerwünsche oder führen Interviews mit allen möglichen Menschen. Radiomacher fangen mit dem Mikrofon nicht nur Stimmen, sondern auch Atmosphäre ein und lassen das berühmte Kino im Kopf entstehen. Ausserdem bedienen sie Mischpulte und arbeiten mit Schnittsystemen. Text: Jessica Nigg
Radiomacher sind Texter, Sprecher, Reporter, Moderatoren, Redaktoren, Interviewer, Techniker und Journalisten, um nur einige Begriffe zu nennen. Allwissend sind sie deswegen noch lange nicht, Alleskönner dagegen durchaus. Wer im Radioprogramm tätig ist, arbeitet entweder in der Moderation oder in der Redaktion. Diese Abteilungen unterscheiden sich grundsätzlich. Während die einen unterhalten, informieren die anderen. Entsprechend unterscheiden sich die Eigenschaften von Moderatoren und Redaktoren. Michel Erismann, Leiter Unterhaltung bei Radio Liechtenstein, erklärt, dass ein Moderator zunächst sich selbst, dann aber natürlich auch die Hörer gern haben muss. «Wer ausserdem über sich selbst lachen kann, hat es leichter», weiss Erismann aus eigener Erfahrung und ergänzt: «Und es braucht natürlich eine gute Prise Talent». Nicht jedem ist nämlich gegeben, Stimmungen aufzugreifen und zu transportieren, Themen ansprechend und wortgewandt zu präsentieren und dabei die ganze Technik während einer Livesendung nicht aus den Augen zu verlieren.
Ein Redaktor bei einem öffentlich-rechtlichen Sender, der zugleich auch Lokalradio ist, sollte über ganz spezifische Eigenschaften verfügen: Dazu gehören neben einem guten Allgemeinwissen auch Kenntnisse der Region – in diesem Fall von Liechtenstein. Ein entsprechendes Netzwerk kann ebenfalls eine sehr grosse Hilfe beim Erarbeiten von Themen sein. Das Schwierigste bei der Arbeit als Radioredaktor ist es, unterschiedlichste komplexe Themen und Sachverhalte innert kürzester Zeit nicht nur zu verstehen, sondern sie in wenigen Sätzen in leicht verständlichen Worten auf den Punkt zu bringen, und zwar auf überzeugende Art und Weise.
Während Redaktor Pascal Hardegger die «Verantwortung der Information der Bevölkerung zu verschiedensten Themen aus dem Leben und der Praxis» besonders schätzt, geniesst es Redaktorin Alexa Ritter, dass man an gesellschaftlichen und aktuellen Entwicklungen bereits von Anfang an mit dabei ist. Und dass man interessante Menschen kennenlernt wie beispielsweise den Landesfürsten S.D. Hans-Adam II. höchstpersönlich. Das Schönste am Radiomachen ist gemäss Michel Erismann, kreativ und frei entscheiden zu können, wie die Hörer zu begleiten sind. Moderatorin Lisa Pillinger erklärt: «Das Schönste am Moderieren ist, dass jeder Tag vielschichtig ist. Meine Lieblingsmomente im Radio sind diejenigen, wenn ich die Sendung vorbereitet habe, ins Studio gehe und dann in meiner eigenen Bubble lebe. Radio machen ist nicht nur ein Job, sondern so viel mehr.»
Wer beim Radio arbeitet, wird bekannt – in der Moderation etwas mehr als in der Redaktion. Diese relative Berühmtheit hat allerdings zwei Seiten. Nicht nur die tollen Sendungen und gelungenen Interviews sowie fehlerfrei präsentierten Nachrichten werden nämlich registriert, sondern durchaus auch jeder noch so kleine Fehler. Deshalb braucht ein Radiomacher auch ein dickes Fell, um mit allfälliger Kritik und nicht immer nur freundlichen Rückmeldungen umgehen zu können. Eine gewisse Portion Selbstironie schadet dabei sicherlich auch nicht.
Der Weg zum Radio erfolgt üblicherweise über ein Studium beziehungsweise als Zweitausbildung oder als Quereinstieg. Das Radio bleibt als Arbeitsplatz auch für Junge attraktiv, ist Michel Erismann überzeugt: «Das Medium Radio wird die nächsten Dekaden trotz ständiger Untergangs-Orakelei überleben.»
Während die einen ihre ganze Karriere dem Radio widmen, schnuppern andere in weitere Berufsgruppen oder Medienzweige. Grundsätzlich kann man Radio aber bis zur Pensionierung machen. Davon ist auch Michel Erismann überzeugt und grinst: «Das hoffe ich zumindest! M. aus A., 59 Jahre alt.»
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