Nr. 36 1/2018 Feb-März
Medical & Harm Reduction Magazine
risikokapital
Schwankende Cannabisaktien
Freude und Panik in den USA Trump will die um sich greifenden Legalisierungen beenden
Österreich kann keinen Schritt zurück machen Anwendung von Cannabis als Medizin
Balsam für chronische Schmerzen
18+
Liebe Leute!
W
ir haben uns in der Welt umgeschaut und für euch die wichtigsten und interessantesten Nachrichten zum Thema Cannabis im neuen Jahr gesammelt. Ganz besonders haben wir uns mit der Lage in Österreich beschäftigt, wo man in den Geschäften nicht nur Pflanzen, sondern ähnlich wie in der Schweiz auch CBDBlüten kaufen kann, wo aber viele mit gemischten Gefühlen, hauptsächlich wegen ihrer rechtsextremen Mitglieder, auf die ersten Schritte der neuen Regierung blicken. Die Koalition aus ÖVP und FPÖ hat in der Cannabisszene sicher nicht eitel Sonnenschein verbreitet, Konkretes aber wird sich erst im Laufe des Jahres herausstellen. In den USA hingegen hat die Bedrohung der Legalisierungsstaaten durch die Regierung Trump schon ziemlich konkrete Formen angenommen, was sich auch in der Sparte Cannabis an der New Yorker Börse niederschlägt. Damit beschäftigen wir uns in einem Artikel und berichten in diesem Zusammenhang auch darüber, wie unterdessen Kanada ins Spiel eingreift und den Ball an sich nimmt. Ministerpräsident Trudeau hat bereits letztes Jahr die vollkommene Legalisierung in Kanada angekündigt, und diese könnte für US-amerikanische Firmen bei einem eventuellen Verbot durch die Bundesgesetze einen Ausweg bieten. In einem Interview, das wir letztes Jahr in Prag geführt haben, berichtet eine kanadische Cannabisaktivistin
Impressum Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot M. Szelestei, Kevin Herzig Anatol Zweig, Tomas Kardos, G.B.I. Toni Straka, N. Nogada, Elvira Biri Lektorin: Helen Bauerfeind Design: Gergely Vaska Magdalena Orawska
Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-Mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu
darüber, wie sie ihren Dickdarmkrebs mit Cannabisöl selbst heilen konnte, obwohl die Ärzte sie schon längst aufgegeben hatten. Zum Thema Therapie veröffentlichen wir den Offenen Brief eines US-amerikanischen Krebskranken an den Justizminister seines Landes, in dem er erklärt, warum es aus der Sicht eines Patienten ein außerordentlich problematischer und rechtswidriger Schritt ist, die Legalisierung in den Staaten zurückzuziehen, wo sie schon vollzogen worden ist. Darüber hinaus sprachen wir mit zwei deutschen Patienten über ihre positiven Erfahrungen mit Cannabis. Einer von ihnen verwendet es gegen seine chronische Nervenentzündung, der andere behandelt damit ADHS-Symptome. Um die gesundheitlichen Risiken möglichst gering zu halten, empfehlen wir immer, Cannabis mithilfe eines Vaporisers zu konsumieren. Wir stellen einige neue Modelle vor, die voraussichtlich im Laufe des Jahres in die Geschäfte kommen werden. Schließlich präsentieren wir zwei bekannte und zwei neue Cannabissorten sowie Informationen über eine andere traditionelle Heilpflanze, die über positive physiologische Wirkungen verfügt: die indische Stachelbeere – Amla. Wir wünschen euch einen angenehmen Zeitvertreib! Der Hrsg.
In Zusammenarbeit mit
Medical & Harm Reduction Magazine
Index aeroponik systems
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atami
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biobloom
13, 17
Bushplanet 4-5 CANNA U2, 61 cannabis xxl münchen
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cannapol 37 Cannatrade 25 florganics 9 GreenHouse feeding
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growled 55 hanf institut
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krumme gurken
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Lucy‘s Rausch
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mary jane berlin Nachtschatten verlag
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Near Dark
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plagron
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plants4friends 45 premium genetics
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sensi seeds
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serious seeds storz & bickel
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sweet seeds
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Tamar Headshop
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united SeedBanks
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Vaposhop
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Verdampftnochmal 47 Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!
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inhalt Liebe leute! 3
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medi+green Medizinisches Cannabis in Peru angekommen 8 Schweiz: Legalisierung auf Probe geplatzt 8 In Litauen wird nicht nur Cannabis medizinisch 9
canna+globe Freude und Panik in den USA
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Trump will die um sich greifenden Legalisierungen
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beenden
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medi+green
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Jetzt auch international anerkannt WHO-Studie sieht CBD als unbedenklich und wirksam 14 Rückschritt in Spanien Aus für spanische Cannabis Clubs 14
canna+globe risikokapital
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Schwankende Cannabisaktien 34
medi+green
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Portugiesische ÄrztInnen befürworten medizinisches Cannabis 18
medizin Festhalten an einem überkommenen Dogma 20–21 Jeff Sessions muss mit einem Krebskranken
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über medizinisches Cannabis sprechen
medi+green Leitfaden Wundermittel Cannabis-Öl 22 Georgien hat entkriminalisiert
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CBD-reiche Hopfensorten
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Mehr als eine Hanfmesse CannaTrade 2018
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Cannabisküche im Hanfmuseum
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Rechtsregierung will Hanf re-kriminalisieren Österreich kann keinen Schritt zurück machen 6
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inhalt canna+globe
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Internationaler Aktivismus
medi+green 35
Krisenmanagement mit medizinischeM Cannabis – auf griechische Art
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Beklemmungslösende Wirkung bewiesen
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Immer mehr Medizinalhanfprogramme in Europa Cannabis ist in der Therapie unverzichtbar
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Hanfprodukte, die nicht high machen
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Cannabispläne der neuen Regierung in Österreich
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Medizinisches Cannabis heiSS begehrt
canna+globe 40–41
Vorschau: Die besten neuen tragbaren Vapes des Jahres 2018
medizin 42–44
In drei Jahren Lachen wir hoffentlich darüber
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Anwendung von Cannabis als Medizin Balsam für chronische Schmerzen
Vollblut
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Michka® Hanfsamen von Sensi Seeds
canna+globe 50–51
Cannabis in der ungarischen Folklore „So hoch soll dein Hanf wachsen“
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Vollblut
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Black Jack CBD®
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Serious 6
Mission erfüllt: Ein neuer Serious-Stern ist geboren! 58
Remo Chemo, das Dina-Girl des Jahres
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AMS (Anti-Mold-Strain) Der Outdoor-Champion
A‘la canna 62-63 25
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Das beste Heilmittel Amla – die Götterfrucht 7
Medi+green
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m November unterzeichnete der peruanische Präsident eine Gesetzesvorlage, die den Gebrauch von medizinischem Marihuana landesweit erlaubt. Das neue Gesetz genehmigt den Besitz von Cannabis für medizinische Zwecke sowie Handel und Vertrieb, nicht aber den Anbau für den Eigenbedarf der PatientInnen. Die Regierung muss nun eine Liste der ZüchterInnen erstellen, denen es erlaubt ist, Kranke gegen Vorlage eines ärztlichen Rezeptes zu versorgen. Cannabis wird aller Voraussicht nach bei Parkinson, Epilepsie, Krebs und anderen chronischen oder momentan nicht therapierbaren Krankheiten verschrieben werden. Damit folgt Peru dem Vorbild Mexikos und Chiles und schließt sich als weiteres lateinamerikanisches Land der Freigabe von medizinischem Cannabis an. In Chile wurde 2015 die medizinische Anwendung gestattet und seit Mai 2017 ist Cannabis in Apotheken erhältlich. Im lateinamerikanischen Vergleich ist der Pro-KopfVerbrauch von Cannabis in Chile am höchsten. Der Wille des Volkes geht jedoch über den medizinischen Gebrauch hinaus. Darauf reagiert auch die Gesetzgebung: Der Kongress bereitet die Diskussion einer Gesetzesvorlage vor, die den häuslichen Anbau von sechs Cannabispflanzen aus rekreativen oder spirituellen Gründen legalisieren würde. Damit bewegt sich Chile auf eine totale Legalisierung zu, für die es ebenfalls schon Beispiele in Südamerika gibt. Es genügt, an Uru-
Medizinisches Cannabis in Peru angekommen guay zu denken, das als erstes Land auf der Welt die vollkommene Freigabe von Cannabis, zudem zu Spottpreisen, beschlossen hat. Man denke auch an Jamaika, das sich ebenfalls mit schnellen Schritten auf die Legalisierung zubewegt und bereits den Eigenanbau von fünf Pflanzen gestattet. Auch in Puerto Rico bewegt sich etwas
beim medizinischen Cannabis. Seit Sommer 2017 kann Kranken Cannabis zum ausschließlichen Gebrauch im Vaporiser verschrieben werden. Nachdem Peru sich diesem Vorgehen angeschlossen hat, haben weitere 30 Millionen Menschen auf dem Kontinent Zugriff zu medizinischem Cannabis.
Schweiz: Legalisierung auf Probe geplatzt
D
ie Universität Bern weigerte sich, ein Forschungsvorhaben über die Auswirkungen eines legalen Apothekenhandels mit Cannabis zu gestatten. Nach Angaben des eidgenössischen Bundesamts für Gesundheit bestand keine entsprechende juristische Handhabe, ein solches wissenschaftliches Projekt zu genehmigen. Die Geschichte geht zurück auf Mai 2017, als ForscherInnen der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin ein Gesuch einreichten, eine wissenschaftliche Studie über einen regulierten Handel mit Cannabis zum Freizeitgebrauch zu erstellen. Das eidgenössische Amt für Gesundheitswesen nahm den Antrag nicht an, mit folgender Begründung: Die gegenwärtige Rechtslage ermögliche keinen Gebrauch von Cannabis für medizinische Zwecke. Das entspricht der Wahrheit, aber es wäre der Sinn der Sache gewesen, die Anwendbarkeit der Rechtsnormen zu überprüfen und Alternativen zur gegenwärtigen Praxis aufzuzeigen. Die Zurückweisung bedeutet jedoch kein vollkommenes Scheitern, denn das Büro erklärte, dass solche Projekte neue gesellschaftliche Zugänge bedeuteten und daher eine wissenschaftliche Analyse neuer Regelungsformen prinzipiell wünschenswert sei. Diese Antwort,
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die Grund zur Hoffnung gibt, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass in der Schweiz wissenschaftliche Forschungen mit Cannabis und sein medizinischer Gebrauch nicht verboten sind und der Besitz einer geringen Menge nur milde sanktioniert wird. Die Grundidee fügt sich in die Reihe vorangegangener Initiativen ein, die mit verschiedenen Spielarten der Legalisierung experimentieren. Genf, Zürich und Basel haben
Experimentalprojekte empfohlen, um die Auswirkungen eines kontrollierten Cannabishandels, beispielsweise nach dem Vorbild des spanischen Modells, zu untersuchen. Die gegenwärtigen Gesetze sind eine Schikane für all jene, die mit dem Verkauf von legalem Hanf mit einem THC-Gehalt von einem Prozent die Polizei in den Wahnsinn treiben. Deshalb müssten die ausdauernden Bestrebungen schon bald zum Ziel führen.
In Litauen wird nicht nur Cannabis medizinisch
M
itte November 2017 beschloss das litauische Parlament fast einstimmig eine Gesetzesänderung, die PatientInnen medizinische Cannabisanwendungen gestattet. Die Initiative geht auf den konservativen Abgeordneten Mykolas Majauskas zurück. Das Ergebnis übertraf bei Weitem alle Erwartungen: 92 Parlamentsabgeordnete stimmten für die Vorlage, keiner dagegen und nur ein Abgeordneter enthielt sich der Stimme. „Ein wichtiger Schritt wurde getan, der es ermöglicht, schwerkranke Menschen mit medizinischem Cannabis zu behandeln“, sagte Majauskas. „Es ist das erste Mal, dass bei einer Abstimmung über eine solch sensible gesellschaftliche Frage eine solch breite gesellschaftliche und politische Unterstützung zustande kam.“ Der Abgeordnete unterstrich die Bedürfnisse von Kranken, die täglich Morphium oder andere Medikamente auf Opiumbasis einnähmen. Ihnen könne Cannabis eine sehr viel sicherere Alternative bieten. Das Besondere der Gesetzesvorlage besteht darin, dass Cannabis nicht von der Liste der als gefährlich eingeschätzten Mittel gestrichen wurde, sondern alle dort aufgeführten Drogen zum medizinischen
Gebrauch zugelassen werden sollen. Das bedeutet, dass in Litauen sogar der medizinische Gebrauch von Psilocybin, MDMA
und Heroin ermöglicht werden kann. Das wäre nicht nur in Europa, sondern weltweit beispiellos. Das als Wirkstoff von Ecstasy bekannte MDMA könnte 2021 zur Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) zugelassen werden. Gegenwärtig wird das in „Magic Mushrooms“ enthaltene Psilocybin beim Einsatz gegen Depressionen und ClusterKopfschmerzen getestet; Heroin gibt man Abhängigen in Rettungsprogrammen, wenn andere Mittel nicht wirken, man sie aber im Interesse der Heilung aus dem Kreislauf des Schwarzmarktes ziehen will. Zur Ratifizierung des Gesetzes ist noch die Zustimmung des Gesundheitsministers nötig, die möglicherweise einige Veränderungen der im Parlament abgesegneten Version bringen kann.
Canna+Globe
Freude und Panik in den USA Trump will die um sich greifenden Legalisierungen beenden
Der Jahresbeginn stand in den USA unter dem Zeichen der Widersprüche. Schon die erste Woche brachte den bisher größten Knaller der Legalisierung: In Kalifornien öffneten Cannabisläden ihre Pforten. Gleichzeitig ließen die Gesetzgeber in Vermont den legalen Marihuanamarkt zu. Trump sorgte jedoch dafür, dass niemand sich zu sehr freuen konnte.
F
ür viele ist die Legalisierung in Kalifornien der bedeutendste Schritt der Drogenreformbewegung. Kalifornien hatte immer zu den progressivsten Staaten gehört: 1996 wurde dort erstmals der medizinische Gebrauch von Cannabis erlaubt und 2010 fand dort die erste – wenn auch an ein paar Prozent gescheiterte – Volksabstimmung über die vollkommene Freigabe statt. Eine Ermutigung für die übrigen Bundesstaaten – ohne die KalifornierInnen gäbe es vielleicht weltweit keinen legalen Marihuanamarkt. Und es ist auch ihrem Engagement zu verdanken, dass inzwischen 64 Prozent der erwachsenen AmerikanerInnen die Legalisierung unterstützen. Es ist unbestritten, dass am 1. Januar in Kalifornien eine größere Party gefeiert wurde als an Silvester, denn als Ergebnis unermüd-
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licher Arbeit öffneten Cannabisläden für die 10 Millionen EinwohnerInnen des Staates. In der gleichen Woche gaben auch die Gesetzgeber des Staates Vermont der Legalisierung grünes Licht, nachdem der Gouverneur die modifizierte Gesetzesvorlage angenommen hatte. Von außen sieht es so aus, als laufe bei der Umsetzung des Volkswillens alles bestens, dennoch gibt es jemanden, der den Prozess unterbrechen könnte: der Präsident der Vereinigten Staaten.
Trump, der Antiheld „Es besteht kein Zweifel daran, dass Präsident Trump Kalifornien offiziell den Krieg erklärt hat“, äußerte der Vorsitzende des kalifornischen Senats, Kevin de León, gegenüber dem
Guardian, nachdem er erfahren hatte, dass Justizminister Jeff Sessions die Rücknahme der Legalisierung und die strenge Einhaltung der Drogenverbotsgesetze in allen Bundesstaaten angekündigt hatte. Wie war dies überhaupt möglich? Nun, das ist dem während der Präsidentschaft von Barack Obama entstandenen „Cole Memo“ zu verdanken. Das vom damaligen stellvertretenden Justizminister James Cole im August 2013 verfasste Memo ermöglichte es, dass einzelne Bundesstaaten mit verschiedenen Ansätzen einer Cannabispolitik experimentieren durften, solange garantiert wurde, dass Cannabis nicht in die Hände von Minderjährigen oder in andere Bundesstaaten gelangte – ohne dass die Bundesverwaltung sie dafür zur Verantwortung hätte ziehen können. Dank dieser Erklärung konnten in Colo-
rado die ersten Cannabisläden Nordamerikas eröffnen. „Der legalisierte Cannabisgebrauch nach bundesstaatlichen Gesetzen war unvermeidlich“, rechtfertigte James Cole seine Entscheidung später. „Wir mussten einen juristischen Weg aufzeigen, wie in dem zweifachen System, einerseits illegal, andererseits legal, verfahren werden soll.“ Coles Anweisung ist darauf gegründet, dass die experimentierenden Staaten die Drogenkartelle liquidieren und deren Einflusssphäre unter staatliche Kontrolle bringen. Der zweigleisige Ansatz funktionierte bisher, doch am 4. Januar verkündete Jeff Sessions, dass die Trump-Administration das „Cole Memo“ widerrufe. Ob dies tatsächlich eintreten wird, und wenn ja, mit welchen Folgen, ist bisher ungewiss. Unwahrscheinlich ist beispielsweise, dass in den Bundesstaaten, die legalisiert haben, die Bundesbehörden KonsumentInnen wieder strafrechtlich verfolgen werden. Vorstellbar ist aber, dass man die Läden schließen wird. Nach statistischen Angaben vom September letzten Jahres gibt die Cannabisindustrie 150.000 Menschen Arbeit – nach dem Anschluss Kaliforniens wird diese Zahl noch beträchtlich steigen.
Allgemeiner Widerstand Nach Ansicht von Tamar Todd, dem Justiziar der bedeutendsten drogenpolitischen Organisation der USA, der Drug Policy Alliance, werde die Regierung Trump nicht in der Lage sein, die Legalisierung aufzuhalten, werde aber mit dem Umschalten auf Härte sehr vielen Menschen schaden können. James Cole vertritt gegenüber der Anweisung von Sessions die Meinung, dass es viel besser sei, den Anbau, die Aufbereitung und den Handel mit Cannabis zu überwachen und aus diesem Prozess noch Steuern zu generieren, als ihn dem Schwarzmarkt zu überlassen, von dem nur Kriminelle profitierten. Verständlich, dass die Bundesstaaten den Fehdehandschuh aufnehmen und sich nicht den Drohungen beugen. Der repu-
blikanische Senator von Colorado Cory Gardener erklärte, dass er alle Ernennungen im Justizministerium blockieren werde, solange diese Anweisung gültig sei. Der Bundesanwalt von Colorado, Bob Troyer, machte klar, dass man entgegen der Anweisung nicht beabsichtige, gegen Cannabisläden und KonsumentInnen vorzugehen. Die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown, erinnerte daran, dass der legale Cannabismarkt 19.000 Arbeitsplätze in ihrem Staat geschaffen hat, und fügte hinzu, dass die Bundesregierung nicht die Befugnis habe, sich den BewohnerInnen von Oregon in den Weg zu stellen. Ähnlich äußerte sich auch Jay Insley, der Gouverneur von Washington, der die Anweisung verfehlt nennt und meint, sie missachte den Willen der BürgerInnen von Washington, die sich für einen anderen Weg entschieden hätten. Andere halten die Anweisung für einen gewaltigen Bluff. Mark Kleiman, ordentlicher Professor an der Universität von New York, machte darauf aufmerksam, dass die Bekanntmachung keine direkten Anweisungen enthalte und die Mobilisierung der Rausch-
giftabteilung der Polizei nicht erwähne. Aufgrund dessen könne man damit rechnen, dass lediglich ein paar Exempel statuiert werden sollen. Angesichts der Unterstützung für die Legalisierung und des Tempos der Umsetzung erscheint eine totale Umkehr als selbstmörderische Taktik, auch wenn sie Trumps Herzenswunsch sein möge. Dies bestätigt eine Untersuchung der Universität Quinnipiac, nach der 70 Prozent der amerikanischen WählerInnen die Einhaltung der Bundesgesetze in den Legalisierungsstaaten ablehnten.
Persönliche Antipathie Die Antipathie von Trump und Sessions gegen das Cannabis beruht nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen – das lässt sich deutlich sagen. Das Magazin Vice bezeichnet den Plan – mitten in der Opiatkrise – unumwunden als „Wahnsinn“, da durch den verbreiteten Gebrauch von rezeptpflichtigen Schmerzmitteln und einer erneuten Ausbreitung des Heroins jährlich etwa 60.000 AmerikanerInnen ihr Leben durch eine Überdosis von Opiaten verlören. Statistiken aus den Legalisierungsstaaten belegten eindeutig, dass der Zugang zu Marihuana die Todesrate durch Opiate deutlich senkt. Einfach deswegen, weil Cannabis eine weniger riskante Alternative gegenüber den gefährlichen Opiaten und insbesondere Heroin bietet. Dieser Zusammenhang wird inzwischen von zahllosen wissenschaftlichen Forschungen (über die wir immer wieder berichtet haben, Anm. d. Red.) untermauert – daher wäre es überaus unverantwortlich, diese und die Erfahrungen der Staaten einfach beiseitezuschieben und ausschließlich auf der Basis einer politischen Ideologie, die von den BürgerInnen erzielten Ergebnisse zunichtezumachen. Wenn die Verwendung von Cannabis von Neuem verfolgt und bestraft wird, wird ein Großteil derer, die Schmerzmittel benötigen, wieder zu Opiaten greifen und unkalkulierbare Risiken eingehen. Wer glaubt, dass Program11
Canna+Globe me für medizinisches Cannabis dem vorbeugen werden, möge bedenken, dass bestimmte Staaten die Patientenkreise eingeschränkt haben, denen Ärzte Cannabis verschreiben können. Gegen chronische Schmerzen kann nicht überall Marihuana verschrieben werden, daher bleiben die Opiate. Gepaart mit der Unwissenschaftlichkeit ist die persönliche Antipathie, die Trump und seine Leute gegenüber der Legalisierung haben. Jeff Sessions gibt regelmäßig Erklärungen über die schädlichen Wirkungen des Cannabis ab und schreckt auch nicht vor moralischen Urteilen zurück. Bei einer Anhörung im Jahr 2016 formulierte er, dass „man klar und deutlich sagen müsse, dass gute Menschen kein Marihuana rauchen“. Im Juli 2017 schickte Sessions der Administration des Staates Washington einen Brief, in dem er die schädlichen Wirkungen von Cannabis beschrieb und mitteilte, dass das „Ministerium weiterhin zur Einhaltung des Gesetzes über die regulierten Rauschmittel angehalten ist, um wirksam den größten Bedrohungen für die allgemeine Gesundheit und Sicherheit entgegenzuwirken“. Oft zitiert Sessions eine Bemerkung aus dem Jahre 1986, die nachträglich als Witz abgetan wurde: Er soll früher gedacht haben, dass der Ku-Klux-Klan o.k. sei, bis sich herausgestellt hatte, dass seine Mitglieder Marihuana rauchten. Gleichgültig, ob er das als Witz gemeint hat oder nicht, es ist erschreckend, dass der Justizminister des Landes Cannabis für schädlicher hält als eine mordende Rassistenorganisation. Barbara Lee, Kongressabgeordnete von Nordkalifornien, erinnerte umgehend daran, dass die gesetzlichen Marihuanaverbote die schwarze Bevölkerung ungleich stärker träfen, und bezichtigte Sessions des Rassismus im Amt. In Verbindung mit der Anweisung stellte sie klar, dass man nicht nachgeben und für die Legalisierung kämpfen werde.
Der lachende Dritte – Kanada Kurz nach der Ankündigung von Sessions fielen nicht nur die Kurse der amerikanischen Cannabisindustrie, sondern auch die der kanadischen, denn zahlreiche kanadische Firmen verfügen über Beteiligungen in den USA. Dieser Kursverfall wird wahrscheinlich nur kurze Zeit andauern. Der kanadische Ministerpräsident versprach für Juni 2018 eine vollkommene Freigabe des Cannabis, daher ist sehr gut vorstellbar, dass die USA zahlreiche Cannabisunternehmen nach Kanada verdrängen werden. John Arbuthnot, Direktor der kanadischen Firma Delta 9 Cannabis, sieht in der Ankündigung von Sessions einen Schlag gegen den amerikanischen Industriezweig, der Kanada wiederum helfte, Investoren anzuziehen und seine internationale Stellung auszubauen. Weiterhin sagte er, dass Kanada in naher Zukunft zweifellos einer der globalen Der kanadische Ministerpräsident Trudeau und Trump
Führer in der Cannabisindustrie sein werde, was zum größten Teil der Tatsache zu verdanken ist, dass die kanadische Regierung die Legalisierung unterstützt. Im Gegensatz zu den USA ermöglicht es die Regierung den Unternehmen sowohl in Kanada als auch weltweit zu expandieren, während die amerikanischen Firmen in eine unsichere Situation geraten sind. In den USA greift die Furcht vor Investitionen in Cannabisunternehmen um sich, da sie nach den Bundesgesetzen vor Gericht gestellt werden können und Sessions damit droht, dass dies auch tatsächlich geschehen werde. Arbuthnot ist deshalb der Meinung, dass der kanadische Markt auch langfristig von der politischen Verunsicherung in den USA profitieren könne. „Wir sehen sehr viele Interessenten aus den USA und der ganzen Welt und ich glaube, dass mit der Streichung des Cole Memos die Zahl stark steigen wird. Die Menschen möchten in den heute am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweig investieren, und wenn sie das nicht in den Vereinigten Staaten tun können, werden sie darauf drängen, dies an einem stabilen und gut regulierten Ort tun zu können, und das wird Kanada sein“, fasste Arbuthnot zusammen. Ähnlich beurteilt Russell Stanley, Analyst bei Echelon Wealth Partners in Kanada, die Lage. Er ist der Meinung, wenn Cannabis auf der Bundesebene weiterhin illegal bleibe und die Regierung Trump ihr Versprechen halte, dies das Entstehen großer amerikanischer Cannabisunternehmen behindern und der Wirtschaftszweig daher Kanada den Vorzug geben werde. Damit sind die USA aus dem Spiel und es wird den kanadischen Firmen möglich sein, mit verhältnismäßig wenig Konkurrenz die Möglichkeiten des Cannabismarkts voll auszuschöpfen.
text: Tomas Kardos 12
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Medi+green
D
er von Land zu Land höchst unterschiedliche Umgang mit Cannabidiol wird langfristig zu einem guten Ende kommen. Die WHO hat im Dezember 2017 ein Papier veröffentlicht, in dem die Behörde dem zweitwichtigsten Cannabinoid nach THC eine Heilwirkung bei mehreren Krankheitsbildern zuspricht. Die WHO beendete damit Bestrebungen in den USA und auch Österreich, die CBD als Suchtgift klassifizieren wollten und damit Hunderttausende PatientInnen in die Illegalität getrieben hätten. Nach Angaben der WHO sei es eindeutig erwiesen, dass CBD insbesondere bei epileptischen Erkrankungen sehr wirksam ist. Außerdem sei nachgewiesen, dass das auch bei Schmerzen und psychischen Erkrankungen wirksame Cannabinoid nicht abhängig macht. CBD besitzt noch dazu die erfreuliche Eigenschaft, dass PatientInnen ihm gegenüber keine Toleranz entwickeln und daher die Dosis nicht steigern müssen. Das derzeit oft im gesetzesfreien Raum schwebende CBD könnte in der EU am raschesten durch die Einstufung als Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel reguliert werden. Bisher hat aber kein Hersteller von CBD-Produkten diesen kostspieligen Weg eingeschlagen.
Jetzt auch international anerkannt
WHO-Studie sieht CBD als unbedenklich und wirksam
Rückschritt in Spanien
Aus für spanische Cannabis Clubs
E
nde für ein Modell, das gut funktionierte: Der Oberste Gerichtshof Spaniens hat entschieden, dass die Aktivitäten der Cannabis Clubs gegen das Bundesgesetz verstoßen und somit nicht ohne vorherige Änderung von den Regionalparlamenten reguliert werden könnten. Damit erleidet die seit 50 Jahren verfolgte Toleranzpolitik einen großen Rückschlag. Kurz zusammengefasst wurden die Clubs deshalb wieder verboten, weil sie bisher nicht im Bundesgesetz vorkommen. Damit wird in Spanien eine neue Diskussion über eine realitätsnahe Cannabispolitik notwendig. Spanische Cannabis Clubs stellten ein gutes Modell dar, wie die Cannabisversorgung reguliert werden kann. Die Non-Profit-Clubs arbeiteten unter strengen Auflagen und gaben Cannabis nur an registrierte Mitglieder ab. Im Vergleich zu den Amsterdamer Coffeeshops hoben sich Spaniens Cannabis Clubs preislich und qualitativ bei zugleich größerer Auswahl ab. Nur in Spanien konnte man so legal an Cannabis-Kon-
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zentrate zu vernünftigen Preisen kommen. Das Preisniveau für Blüten und Harz lag rund die Hälfte unter den Preisen auf niederländischen Coffeeshop-Menüs.
Einmal mehr ist somit ein Rückschritt in einem EU-Land zu beobachten, mit dem sicher mehr Probleme geschaffen als gelöst werden.
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Canna+Globe
Risikokapital
Schwankende Cannabisaktien
Den Brokern brachte die erste Legalisierung in den USA einen Höhenflug der Marihuana-Aktien. Mit der Schaffung des legalen Marktes in Kalifornien im Januar bekamen die Aktien einen weiteren gewaltigen Schub, obwohl sie durch die Initiative der Regierung Trump bald wieder zu sinken begannen. Lohnt es sich 2018 noch, in Marihuana-Aktien zu investieren?
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or fünf Jahren schlugen die Aktien der Cannabisindustrie an den amerikanischen Börsen wie eine Bombe ein. Innerhalb weniger Tage konnte man mehrere bis zu 1.000-%-ige Kursgewinne sehen, ausgelöst von einem neuen Industriezweig, der auf solider Grundlage einen bedeutenden wirtschaftlichen Beitrag leisten will. Das war natürlich keine Überraschung, denn die Legalisierungsprogramme in Colorado und Washington gaben einen mehrere 100 Millionen Dollar schweren Markt vor sowie die damit einhergehenden Steuereinnahmen. Eine weitere Anschubhilfe hatte der Markt im Februar 2014 erhalten, als es Banken erlaubt wurde, den Handel mit Cannabis zu finanzieren, und man nicht mehr nur auf Bargeld beschränkt war. Auf dem Cannabisaktienmarkt traten bald hochkarätige Geschäftsleute wie Warren Buffett in Erscheinung und Berühmtheiten wie Whoopie Goldberg, Snoop Dogg, Kevin Smith oder Tommy Chong präsentierten ihre Produkte. Nach weiteren medizinischen Zulassungen und Legalisierungen scheint der Markt nun endgültig gefestigt zu sein. Mit allen Wassern gewaschene Broker warteten schon ungeduldig auf die Legalisierung in Kaliforni-
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en, von der sie einen weiteren Aufschwung erhofften. Sie behielten recht, obwohl das Wunder nur ein paar Tage andauerte.
Panik an der Börse Am 1. Januar standen nicht nur Schlangen vor den frisch eröffneten Ganjaläden in Kalifornien; auch die New Yorker Börse zeigte sich lebhafter als sonst. Der Kurs von THC BioMed International Ltd stieg an diesem Tag um 55 Prozent, während CannaRoyalty Corp 27 Prozent zulegte. Die Wertsteigerung zeigte sich auch an der Börse in Toronto, was kein Wunder ist, da zahlreiche kanadische Cannabisfirmen in den USA aktiv sind. „Am 1. Januar konnten wir den globalen Übergang des größten und am besten entwickelten Cannabismarktes in einen Markt für Erwachsene und den Freizeitgebrauch erleben und CannaRoyalty ist stark daran interessiert, dass der Markt in den nächsten fünf Jahren wächst“, verkündete am 2. Januar der Direktor der kanadischen Firma CannaRoyalty. Die Erwartungen basieren darauf, dass die kalifornische Wirtschaft auf dem sechsten Platz der Weltrangliste steht – und über den größten Cannabismarkt verfügt. BDS Analytics
schwebt ein Cannabismarkt mit 3,7 Milliarden Dollar Volumen vor, der bis 2019 die 5-Milliarden-Grenze überschreiten könnte. Aber das ist bei Weitem noch nicht der Höhepunkt. Ein Analyst von Bloomberg Intelligence rechnete noch im Dezember damit, dass sich der Umsatz der Cannabisindustrie in den nächsten zehn Jahren vervierfachen wird. Dann schlug die Erklärung des amerikanischen Justizministers Jeff Sessions, dass er dafür sorgen würde, dass alle Staaten die Bundesgesetze einhielten, die Cannabiskonsum und -handel verbieten, in den optimistischen Markt ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Bisher glauben nur wenige, dass dies das Ende der amerikanischen Legalisierung bedeuten könnte, doch diese Ankündigung reichte vollkommen aus, um die Börsen zu erschüttern und den bisherigen Aufschwung der Aktien zu bremsen. Der US-MarijuanaIndex stellte anhand der Daten der an der Börse vertretenen legalen Cannabisfirmen einen 25-%-igen Kursverfall vom Börsenschluss am Tag der Verkündigung bis zur Eröffnung am folgenden Tag fest, d. h. im Wesentlichen im Verlauf eines Tages. Grund dafür war die allgemeine Sorge, dass die diffuse Erklärung sogar die Abschaffung des legalen Marktes
bedeuten könnte – gleichgültig, wie unwahrscheinlich das Szenario auch erscheinen mag. Auf den Kurssturz folgte eine 10-%-ige Erholung, aber die früheren Werte stellten sich bei Weitem nicht ein. Die Sorgen sind immer noch nicht ausgeräumt und ihre Wirkung auf die Aktien ist noch immer spürbar. Manche sehen dies eher als Chance, nicht als Problem. Mark Tepper, der Direktor von Strategic Wealth Partners, hält es nicht für wahrscheinlich, dass die Legalisierungsstaaten der Ankündigung unwidersprochen Folge leisten und auf die Cannabissteuereinnahmen verzichten werden. Seiner Meinung nach sind die Cannabisaktien hoch riskant, versprechen aber auch hohe Renditen und bieten einer Gruppe von AnlegerInnen eine ausgezeichnete Option. Fox Business Network prognostiziert den amerikanischen Aktien eine leuchtende Zukunft. Der Journalist Charlie Gasparino ist der Meinung, bei den Cannabisaktien habe man es mit Anfangsschwankungen zu tun und die wahre Blüte werde erst in den nächsten Jahren eintreten. Die heutige Situation erinnert an die des Bitcoin von vor drei Jahren, als Wall Street gerade erst auf die Kryptowährung aufmerksam wurde. Abgesehen von den unterschiedlichen Meinungen zur amerikanischen Börse sind die meisten AnalystInnen sich einig, dass beim Nachbarn im Norden eine sichere Wertsteigerung zu erwarten ist.
Richtung Kanada Kanadische Marihuana-Aktien kamen vermehrt in Umlauf, als man bestimmten ZüchterInnen erlaubte, medizinisches Cannabis auf den Markt zu bringen. Mit einem Schlag präsentierten sich die Marktakteure im Leben der damals 40.000 Menschen, die Cannabis zur Therapie verwendeten. Der nächste Schritt ist die für Juli 2018 angekündigte Legalisierung, die – im Gegensatz zu den USA – von der ka-
nadischen Regierung voll und ganz getragen wird. Geschieht nichts Unvorhergesehenes und Ministerpräsident Justin Trudeau bekleidet sein Amt bis 2019, dann kann 2018 noch immer als das Jahr der Cannabisaktien in die Geschichte eingehen. Möglicherweise ist es vernünftig, Aktien kanadischer Firmen zu kaufen.
text: Jack Pot
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Medi+green
Portugiesische ÄrztInnen befürworten medizinisches Cannabis Portugal ist zwar bekannt für seine progressive Drogenpolitik; hinsichtlich der Regulierung von Cannabis bleibt das Land jedoch weit hinter seinem Nachbarn Spanien zurück. Mit der Genehmigung von medizinischem Cannabis kann Portugal wiederum seinen drogenpolitischen Ansatz den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen anpassen. In der ersten Januarhälfte startete ein einflussreicher portugiesischer Ärzteverband eine Initiative zur Legalisierung von Medikamenten auf Cannabisbasis. Zur gleichen Zeit wurde im portugiesischen Parlament eine Gesetzesvorlage diskutiert, die berechtigten PatientInnen den Eigenanbau gestattet.
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iese Entwicklung hat eine Vorgeschichte, denn medizinisches Cannabis wird bereits seit mehreren Jahren in Portugal angebaut. Großen Fortschritt brachte die Ankündigung des kanadischen Cannabisgiganten Tilray, der eine Investition von 20 Millionen Euro versprach. Das Unternehmen verfügte schon damals über die nötigen Genehmigungen der EU, Cannabissamen und Klone zu importieren und Pflanzen anzubauen. Dahinter steckt der Plan, hochwertige Blüten in die europäischen Länder zu exportieren, in denen Cannabis verschrieben werden kann. Interessanterweise ist die Simultanität der Ärzteinitiative und der Gesetzesvorlage im Parlament rein zufällig. Miguel Guimarães, Leiter des Ärzteverbandes, sagte, er befürworte die Legalisierung von Medikamenten auf Cannabisbasis auf der Grundlage medizinischer Forschungsergebnisse. Jedoch kritisierte er den Teil der Gesetzesvorlage, der den Eigenanbau ermöglicht. Der Linksblock (Bloco de Esquerda) ist bereit, den Artikel über den Eigenanbau abzuändern. Sie wollen „solche funktionalen Rechtsvorschriften schaffen, die dem Wohl der Patienten dienen“. Der Weg dahin ist allerdings noch weit, denn die ÄrztInnen müssen vorläufig bei den Produkten der Pharmaindustrie bleiben. Guimarães ist der Meinung, die Gesetzesvorlage im Parlament müsse den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen und in der gegenwärtigen Phase müsse man sich auf bewährte Medikamente beschränken. Er fügte hinzu, Portugal müsse weitere klinische
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Untersuchungen über durch Rauchen oder Vaporisieren konsumiertes Cannabis durchführen. Es scheint also, als kämpften die Pharmaindustrie und der Gigant des Cannabisanbaus um die Ausgestaltung des portugiesischen Gesetzesspielraums. Guimarães erklärte, dass die für medizinische Zwecke genehmigten Cannabisplantagen eine ausgezeichnete Möglichkeit für klinische Untersuchungen böten, und meinte, man könne deshalb davon ausgehen, dass PatientInnen Cannabis auch in seiner natürlichen Form werden erhalten können. Tilray wird auf jeden Fall auch dann in Portugal bleiben, wenn den portugiesischen PatientInnen Cannabis vorenthalten bleibt, da die Firma über die nötigen Anbaugenehmigungen verfügt. Im November 2017 sind die ersten Pflanzen importiert worden, die nun schon für den deutschen Markt gezogen werden. Der leitende Direktor Brendan Ken-
nedy schätzt den potenziellen Markt in der EU auf 30 bis 40 Milliarden Euro bzw. auf 10 Millionen PatientInnen, die versorgt werden müssen. Tilray investiert wegen des günstigen Klimas in Portugal: viel Sonnenschein, milde Winter, heiße Sommer, ein ausgewogenes subtropisches Klima, ähnlich wie in Kalifornien und ideal für den Cannabisanbau geeignet. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass 2015 die damalige Justizministerin, Paula Teixeira da Cruz, für die Übernahme des spanischen Systems der Cannabis Social Clubs in Portugal eintrat, damit die Anbaugenossenschaften selbst Cannabis zu medizinischen und rekreativen Zwecken ziehen könnten. Teixeira da Cruz ist nicht mehr im Amt und vorläufig sieht es nicht so aus, als dass sich der Anbau zu Hause oder in einer Gemeinschaft zu Freizeitzwecken in den nächsten Jahren verwirklichen könnte.
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Medizin
Festhalten an einem überkommenen Dogma
Jeff Sessions muss mit einem Krebskranken über medizinisches Cannabis sprechen
Generalstaatsanwalt Jeff Sessions betreibt aktiv Lobbyarbeit im Kongress, um bestehendes Recht, das dem Bund die Einmischung in die Politik der Bundesstaaten hinsichtlich des medizinischen Cannabis verbietet, über den Haufen zu werfen. Da ich selbst an die starken, verfassungsmäßigen Grenzen der Bundesmacht und das Selbstbestimmungsrecht der PatientInnen glaube, bin ich zutiefst enttäuscht. Ich habe eine Krebskrankheit überlebt und ich will über mich selbst bestimmen, daher frage ich mich: Weiß Sessions überhaupt, wie das ist?
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m Jahre 2001 wurde bei mir Krebs im vierten Stadium diagnostiziert. Mein Arzt fand einen großen Tumor in meinem Bauch – die Diagnose klang wie ein Todesurteil. Meine Frau und ich machten schnell ein Testament und ordneten unsere Finanzen, in der Hoffnung, dass meine Frau unser Haus behalten könne, wenn ich sterbe. Nach vielen Stunden in der Chirurgie kam man zu dem Ergebnis, dass mein Krebs mit einem Giftcocktail aus Chemotherapiedrogen, inklusive Cisplatin und Etoposid, behandelt werden könne. Das Todesurteil wandelte sich um in eine Chance, diese Krankheit zu überwinden. Schließlich könnte mir meine Dickköpfigkeit noch gute Dienste erweisen, als Waffe in den langen Monaten des Kampfs gegen den Krebs, dachte ich. Die meisten wissen, dass man bei Krebsbehandlungen die Haare verliert und unter Übelkeit leidet. Auch Appetitlosigkeit ist üblich – ich nahm während der Behandlung über 20 Kilogramm ab und sah ein wenig aus wie Keith Richards, wenn er ein Glatzkopf wäre. Aber das waren meine geringsten Probleme. Die Zahl meiner weißen Blutkörperchen sank, somit war mein Immunsystem stark bedroht. Ich war anämisch, weil auch meine roten Blutkörperchen durch die endlosen Gaben von Giftstoffen in die Adern zerstört waren. Ich gab mir Injektionen in den Bauch, um einige Zellen in meinem Knochenmark zu retten, und rief damit das unvergessliche Gefühl hervor, meine Knochen würden explodieren. Die Behandlung hatte auch meine Nieren beeinträchtigt, was besonders problematisch war, weil der gewaltige Tumor eine von ihnen schon fast zerstört hatte. Ich leide immer noch unter
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Jeff Sessions
extremen Nervenstörungen in meinen Beinen und Armen. Insgesamt entspricht meine Erfahrung mit der Chemotherapie dem schlimmsten Kater, den man sich vorstellen kann, multipliziert mit fünf – jeden Tag, ohne Linderung, endlose Monate lang. Ich lebte im District of Columbia, wo man 1998 medizinisches Cannabis legalisiert hatte. Ich wollte versuchen, damit die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu behandeln. Ich hatte eine Vielzahl von Rezepten gegen diese Nebenwirkungen, Dysfunktionen und Schmerzen, die der Krebs und seine Behandlung verursachten. Der Entzug der Opioide nach meiner ersten
Operation war kein Vergnügen gewesen, daher mied ich viele Schmerzkiller, die mir verschrieben wurden. Ich fand schnell heraus, dass legales medizinisches Cannabis keine Option war, weil das „Barr Amendment“ den republikanischen Kongress durchlaufen hatte und die Implementierung der Legalisierungsinitiative, für die 69 Prozent der WählerInnen gestimmt hatten, blockierte. Diese bittere Ironie war zum Lachen. Ich hatte als Wahlhelfer an der republikanischen Revolution im Jahre 1997 mitgearbeitet. Und damals wurde dieser Bob Barr in den Kongress gewählt. Zu jener Zeit ging es den konserva-
tiven Republikanern um den Föderalismus und die verfassungsmäßigen Grenzen der Macht der Bundesregierung. Wir waren der Meinung, dass PatientInnen und ÄrztInnen selbst über die Gesundheitsvorsorge bestimmen sollten und nicht die BürokratInnen in Washington. Jedenfalls war das meine Meinung. Ich habe diese Geschichte nie in der Öffentlichkeit erzählt und will das auch jetzt nicht tun. Ich bin kein Opfer und heische nicht nach Mitleid. Ich habe alle Hindernisse überwunden, die mir die Krebskrankheit in den Weg geworfen hat, und habe sie bezwungen. Ich bin jetzt krebsfrei. Ich weiß, dass Tausende von PatientInnen einem noch größeren Horror ausgesetzt sind, als ich es war, und diese PatientInnen suchen nach Möglichkeiten, ihre Symptome zu lindern. Eine neue Studie, publiziert in der Medizinzeitschrift der American Cancer Society, belegt, dass überwältigende 74 Prozent der Krebskranken in Seattle, wo medizinisches Cannabis legal ist, überlebt haben und von ihren Ärzten mehr Informationen über die „Droge“ verlangten. Die Zeiten haben sich geändert. In vielerlei Hinsicht haben meine liberaleren Ansichten zum Cannabis seit der Zeit des „Barr Amendments“ in der Republikanischen Partei an Einfluss gewonnen. 2009 wurde das „Barr Amendement“ abgeschafft. Barr selbst trat für eine Veränderung ein. Eine andere konservative Republikanerin namens Dana Rohrabacher brachte schließlich im Dezember 2015 eine Änderungsvorlage durch, welche die Einmischung des Bundes in mitgliedstaatliche Entscheidungen über medizinisches Cannabis verbietet. Selbst Präsident Donald Trump hatte unzweideutig gegenüber Fox News seine Unterstützung für medizinisches Cannabis erklärt: „Ich bin 100 % dafür.“
An diesem Punkt bringen Sessions Ansichten über das medizinische Cannabis ihn in Widerspruch zur großen Mehrheit der AmerikanerInnen und zu seinem eigenen Boss, Präsident Trump. Sie widersprechen auch den konservativen Prinzipien, für die er einzutreten vorgibt. Die Republikaner im Kongress müssen deshalb seine Einmischung in die Legislative ablehnen und dafür sorgen, dass das „Rohrabacher Amendment“ als Landesgesetz bestehenbleibt. Warum also Sessions Besessenheit in Bezug auf die Anwendung der Bundesgesetze auf medizinisches Cannabis? „Gute Menschen rauchen kein Marihuana“, meint er. In seinem Brief vom Mai 2017, in dem er im Kongress Stimmung gegen das „Rohrabacher Amendment“ macht, geht er sogar noch weiter und gibt sich beunruhigt über „signifikante negative Auswirkungen auf die Gesundheit“ durch Marihuana. Ich nehme an, dass er diese negativen Auswirkungen nie bei einer Krebsbehandlung im Stadium 4 erfahren hat.
Ich möchte gern einige PatientInnen, für die medizinisches Cannabis nicht nur sicher und effektiv, sondern auch lebensverändernd ist, nennen: Christine, die Cannabis benutzt, um die kräftezehrenden Schmerzen aufgrund eines Gehirntumors in den Griff zu bekommen; Amanda, die Cannabis nimmt, um trotz ihrer Multiplen Sklerose mobil zu bleiben; Doug, dessen Tochter Ashley eine Cannabistinktur zur Behandlung ihrer Epilepsie benutzt und die vorher unter brutalen Krämpfen litt, und schließlich Audra, deren 80-jährige Großmutter Cannabissalbe verwendet, weil sie ihr hilft, mobil zu bleiben und morgens aus dem Bett zu kommen. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von: ©2018 National Review
text: Matt Kibbe
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medi+green
B
eim Wiener Hanf-Institut gehen zunehmend mehr Anfragen zu Cannabis-Öl und anderen CannabisKonzentraten ein. Während die meisten PatientInnen bereits gut über die Wirkung informiert sind, betreffen die meisten Fragen die Anwendung. Wir haben einen Leitfaden gebastelt.
Macht Cannabis-Öl high? In seiner unbehandelten Form nicht. Cannabis-Konzentrate sind nicht psychoaktiv, weil darin die Vorläuferstufe THCA enthalten ist. Erst durch die Dekarboxylisierung wird aus THCA psychoaktives THC.
Dosierung: KrebspatientInnen dosieren sich im Regelfall so rasch wie möglich auf 1 g/Tag hoch und nehmen es für drei bis vier Monate. Viele PatientInnen mit hoher Dosierung beschreiben, dass sie nach einigen Wochen einen Gewöhnungseffekt feststellen und nicht mehr psychoaktiv beeinträchtigt sind. Die schmerzstillende Wirkung lässt nicht nach; im Regelfall findet jeder Schmerzleidende die für ihn richtige Dosierung.
Anwendung: Rauchen und Verdampfen fluten rascher an, wirken aber kürzer (1,5 bis 2,5 Stunden). Oraler Konsum beginnt später zu wirken, hält dafür aber länger an (4 bis 8 Stunden). Rektaler Konsum: Bei dieser Methode gelangt das Cannabis-Öl zu fast 100 Prozent in den Körper. Man kann Öl auch als Zugsalbe auf betroffene Körperstellen geben. Bei akut auftretenden Schmerzen, Spasmen, Regelbeschwerden, aber auch Übelkeit und anderen Leiden bevorzugen AnwenderInnen oft das Rauchen oder Verdampfen wegen der raschen Anflutung der Wirkstoffe. Bei chronischen Schmerzen zeigt die Erfahrung, dass die orale Einnahme wegen der längeren Wirkdauer bevorzugt wird.
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Leitfaden
Wundermittel Cannabis-Öl THC und CBD wirken laut Erfahrungsberichten auch gut bei den meisten Hautleiden bis hin zum Melanom. Hier vermischt man das Cannabis-Öl mit Salbenbase und reibt es für dauernde Einwirkung mit Verband abdecken. Für oralen Konsum spricht die längere Wirkdauer. Allerdings werden bei oralem Konsum nur 40 Prozent der Wirkstoffe verstoffwechselt.
Wirkungen und Nebenwirkungen: Cannabis ist keine Ein-mal-Wunderpille. Jeder Heilungsversuch erfordert Zeit und die richtige Dosierung. Schmerzen und Spasmen kann Cannabis binnen Minuten zum Verschwinden bringen. Herausgestellt sei auch die blutdrucksenkende Wirkung. Wie bei allen Heilmitteln können hohe Dosen bei Menschen mit geringer Cannabiserfahrung unangenehme Vorstellungen bis hin zu Paranoia, Schwindel und generelles Un-
wohlsein auslösen, das aber meist nach dem nächsten Schlaf wieder vorbei ist. Dies sind jedoch selten auftretende Nebenwirkungen, die meist auf zu hohe Dosierungen zurückzuführen sind. Cannabis hilft im Gegenteil bei der Linderung oder Vermeidung von Nebenwirkungen anderer Medikamente, wie etwa Übelkeit und anderen gastrointestinalen Problemen. Es wird auch von Chemotherapie-PatientInnen gelobt.
Konsum: Essen: am besten mit einer Mahlzeit, zusammen mit etwas Fett in Bio-Qualität Verdampfen: in Pur-Verdampfern oder aufgelöst in Propylenglykol in E-Zigaretten Rauchen: nach Belieben als Joint pur oder vermischt mit Tabak Rektal: in Gelatinkapseln abfüllen und applizieren Zugsalbe: auf betroffene Körperstellen auftragen
Georgien hat entkriminalisiert
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rfrischende Beispiele für verfassungsmäßige Möglichkeiten des Kiffens würde man nicht unbedingt in Osteuropa suchen. Jedenfalls bisher nicht, aber nun hat die liberale Partei in Georgien ein kleines Wunder vollbracht: Sie hat die Entkriminalisierung der CannabiskonsumentInnen erkämpft. Infolge der Initiative der Liberalen erklärte das georgische Verfassungsgericht die Strafandro-
hungen gegen CannabiskonsumentInnen für verfassungswidrig. Diese Entscheidung hat zur Folge, dass das Kiffen nunmehr nicht mehr als Straftatbestand, sondern als reine Ordnungswidrigkeit betrachtet wird – als Sanktionen können höchstens Geldstrafen oder gemeinnützige Arbeit verhängt werden. Diese Praxis ist von einer Legalisierung oder erlaubtem Eigenanbau noch weit entfernt, aber wir dürfen
CBD-reiche Hopfensorten
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ufgrund seiner positiven medizinischen Wirkungen erhielt das Cannabidiol (CBD) in den vergangenen Jahrzehnten zweifellos die größte Aufmerksamkeit. Problematisch ist nur, dass der CBD-Gehalt der meisten Cannabissorten im Gegensatz zu dem des THC gewöhnlich niedrig ist. Eine Firma eröffnete nun diesbezüglich einen neuen Weg – mit der Verwendung von Hopfen. Es ist wenig bekannt, dass Cannabinoide auch in anderen Pflanzen vorkommen – so auch im Hopfen, einem nahen Verwandten des Hanfs. Die Blütenstände des Hopfens ähneln in ihrem Aufbau der Hanfblüte, zudem konzentrieren sich in ihnen auch die Wirkstoffe. Die kalifornische Firma Isodiol experimentiert schon seit Jahren mit der Veredelung CBD-reichen Hopfens; nun wurden ihre Bemühungen schließlich von Erfolg gekrönt. Laut Angaben der Firma seien sie die Ersten, die in einer anderen Pflanze als Hanf einen hohen CBD-Gehalt erreicht haben. Den Veränderungsprozess wolle man vorläufig nicht der Öffentlichkeit preisgeben, es sei aber gelungen, zwei Sorten zu züchten, die eine hohe Menge an CBD produzierten. Es sei bei der Extraktion und
Reinigung gelungen, die Bioaktivität des CBD zu bewahren, daher seien die aus ihnen hergestellten Produkte möglicherweise noch wirkungsvoller als jene aus Cannabis. Zum Beispiel würde eine ihrer CBD-Tabletten aus Hopfen nicht im Magen, sondern erst im Darm absorbiert und könnte daher eine gezielte Wirkung bei der Behandlung von Darmerkrankungen ausüben.
nicht vergessen, dass die Entscheidung in einem postsowjetischen Staat getroffen wurde, noch dazu unter Berufung auf die Verfassung! Die Initiative der Liberalen beruft sich auf den Artikel des georgischen Grundgesetzes über die freie Entwicklung der Persönlichkeit, dem Inhaftierung wegen Kiffens entgegenstehe. Der fragliche Artikel qualifiziert den Besitz einer geringen Menge von Drogen als Straftatbestand, ebenso die Herstellung und den Konsum ohne ärztliches Rezept. Der Spruch des Verfassungsgerichts besagt, dass Individuen nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können, nur weil sie ihre Gesundheit gefährden. Hinsichtlich einer Gefährdung der Gemeinschaft konnte das georgische Parlament nicht wissenschaftlich untermauern, dass der Konsum von Cannabis die Kriminalitätsrate oder die Verstöße gegen die öffentliche Ordnung steigert. Daher sei die Kriminalisierung der CannabiskonsumentInnen ein Verstoß gegen die Grundprinzipien einer freien Gesellschaft. In der Initiative beriefen sich die Liberalen auch darauf, dass es im Ermessen des Einzelnen stehe, zu entscheiden, womit er/sie sich entspannt, außerdem könne die Anwendung von Cannabis medizinischen Zwecken dienen.
CBD-reiche Hopfensorten könnten den Markt der Cannabidiolprodukte grundsätzlich verändern, denn Hopfen gedeiht, ähnlich wie Cannabis, in den meisten Klimazonen, zudem ist er überall legal und keinerlei Vorurteilen unterworfen. Auch PatientInnen, die Cannabis ablehnend gegenüberstehen, könnte damit eine neue Möglichkeit geboten werden, da Hopfen eine cannabisfreie Quelle für Cannabidiol erschließt. Leckermäuler können sich schon auf CBD-reiches Bier freuen …
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Mehr als eine Hanfmesse
CannaTrade 2018 Cannabis ist weltweit auf dem Vormarsch – und die Schweiz sowie die CannaTrade sind an vorderster Front mit dabei.
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eit dem Jahr 2001 gibt es die Internationale Hanfmesse CannaTrade, und sie hat in den vergangenen 17 Jahren so einiges erlebt: Entstanden im Schweizer Hanf-Boom der 90er Jahre hat sie sich um die Jahrtausendwende zur weltweit größten und wichtigsten Hanfmesse der Welt etabliert. Mit dem Wechsel der Schweizer Hanfpolitik in den Jahren 2004-2008 und der gleichzeitigen Liberalisierung von Cannabis in Spanien, Österreich, Tschechien und allen voran den USA schrumpfte die CannaTrade in den vergangenen Jahren zur kleinen «Schweizer» Hanfmesse und fand nur noch alle zwei Jahre statt. Doch das Jahr 2016 brachte die Wende: Innovative Schweizer Grower züchteten Cannabis mit einem THC-Wert von unter 1% und haben das Alpenland damit wieder zurück ins Cannabis-Geschäft katapultiert. Cannabis mit weniger als 1% THC kann in der Schweiz einerseits legal als Tabakersatz verkauft werden, andererseits ermöglicht der etwas höhere THCGrenzwert die Züchtung von Pflanzen mit hohem CBD-Gehalt, was in der ganzen Welt auf großes, wirtschaftliches Interesse stößt. Damit ist auch die CannaTrade wieder das, was sie dereinst in ihrer vollen Blüte war: ein wichtiger Treffpunkt der internationalen Cannabis-Branche. Die Ausgabe 2018 findet nicht mehr in der Stadthalle Dietikon, sondern in der Halle 622 in Zürich Oerlikon statt. In drei Minuten ist die Halle 622 mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof Zürich zu erreichen, in 15 Minuten vom Flughafen. Rund um die Messehalle bieten unzählige Hotels, Restaurants, Geschäfte und Parkhäuser alles, was MessebesucherInnen benötigen.
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Etwa 200 Aussteller aus aller Welt werden Produkte und Informationen aus dem gesamten Spektrum von Cannabis anbieten. Es finden Vorträge und Diskussionsrunden mit namhaften Größen aus Politik, Kultur und der Cannabis-Welt statt. Und das Schönste zum Schluss: Hunderte (legale) Cannabis-Pflanzen werden erstmals seit Jahren wieder zur unvergesslichen Atmosphäre beitragen! (x)
Programm & Highlights • CBD: Über 30 Aussteller bieten Produkte aus und mit CBD an – Öle, Blüten, Pollinate und Lebensmittel aller Art. Sehr wahrscheinlich darf gesagt werden: Die CannaTrade bietet im Jahr 2018 die größte CBD-Auswahl der Welt! • Das Hanfwarenhaus: Aus der Nutzpflanze Hanf können Esswaren, Getränke, Kosmetika, Kleider, Baustoffe und vieles mehr hergestellt werden. Die CannaTrade zeigt mit dem Hanfwarenhaus was alles möglich ist, und lädt die Besuchenden dazu ein, die Köstlichkeiten zu probieren. • Vorträge und Diskussionen rund um Hanf & Medizin: mit Dr. Franjo Grotenhermen (DE, per Skype-Übertragung), Prof. Dr. Rudolf Brenneisen, Apotheker Manfred Fankhauser, Markus Berger und Michael Knodt (DE) • Vorträge und Diskussionen rund um Hanf & Politik: mit Thomas Kessler, Sandro Cattacin, Claudio Buholzer, Sven Schendekehl u.v.a. • Vorträge und Diskussionen rund um Hanf & Kultur: mit Mathias Bröckers, Hans Cousto, Wolf-Dieter Storl, Roger Bottlang, Hans Peter Kunz • CannaSwissCup – Awardshow: Erstmals seit über 10 Jahren wird in der Schweiz wieder das beste Gras gekürt. Informationen rund um den CannaSwissCup gibt es unter www.cannaswisscup.ch • CannAward – Preisverleihung: Jährlich werden auf der CannaTrade die besten Produkte in den Kategorien ausgezeichnet: Grow (Anbauzubehör), Paraphernalia (Rauchzubehör), Nature (Lebensmittel), Media (Medien), neu: Tabakersatzprodukt • Gastronomie: Foodstände und Bars mit Essen aus aller Welt – insbesondere Ess- und Trinkwaren aus Hanf – werden den Besuch an der CannaTrade auch zu einem kulinarischen Vergnügen machen.
Medi+green
Cannabisküche im Hanfmuseum
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er bis zum 25. Februar nach Amsterdam fährt, sollte sich unbedingt die Ausstellung „Cannabis Cuisine“ anschauen, die Hanf aus dem Blickwinkel der Ernährung betrachtet. Wer lange Artikel über essenzielle Fettsäuren leid ist und mit eigenen Augen Hanf in seiner eigenen kulinarischen Realität vor Augen haben möchte, ist dort an der richtigen Stelle. Heutzutage bekommt man in jedem Supermarkt Hanfsamen. Auch CBD-Öl steht schon als Nahrungsmittelzusatz und in der Form von Speisen in den Regalen. Die Space Cookies der Amsterdamer Kaffeehäuser muss man niemandem besonders vorstellen. Bis vor Kurzem kannte man von der Cannabispflanze in erster Linie die Blüte, die mit Vorliebe geraucht wurde, nun aber wird immer klarer, dass wir es mit einer äußerst vielseitigen Nahrungsquelle zu tun haben. In der Ausstellung „Cannabis Cuisine“, die vom 1. Dezember 2017 bis zum 25. Februar 2018 läuft, offenbart das Hash Marihuana and Hemp Museum die Geschichte des Cannabis in der Ernährung sowie die medizinischen Eigenschaften des Hanfs und macht mit den neuesten Trends von Hanf in der Spitzenkochkunst bekannt.
Hier ein Beispiel aus der Ausstellung: Die durchschnittliche Lebenserwartung der BewohnerInnen der chinesischen Stadt Bama Yao übersteigt 100 Jahre. WissenschaftlerInnen glauben, dass das Geheimnis des hohen Lebensalters in ihrer Ernährung liegt, in der zu einem großen Teil Hanfsamen verwendet werden. Als Quelle von Omega-3- und Omega-
6-Fettsäuren, Eisen und Vitamin E bzw. wegen der ausgezeichneten Harmonie sämtlicher essenzieller Aminosäuren hält man Hanfsamen für Super Food. Die Sammlung des Museums enthält über 12.000 Ausstellungsstücke, die alle mit Cannabis zu tun haben. Die Ausstellung ist an zwei Orten zu besichtigen: in Amsterdam und Barcelona.
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Medi+green Rechtsregierung will Hanf re-kriminalisieren
Österreich kann keinen Schritt zurück machen Ein Rückschritt ist schon allein wegen des geltenden EU-Rechts nur schwer möglich. Überall wird der Hanfanbau erleichtert und der Cannabiskonsum entkriminalisiert, weil sich die Fakten über die Nützlichkeit und Unschädlichkeit von Hanf als Heil- und Genussmittel gegen überkommene Dogmen und alte Lügen, die die Pflanze verdammten, durchsetzen. Einem Alleingang stehen aber noch weitgehendere internationale Veränderungen in der Drogenpolitik entgegen. So haben die Vereinten Nationen und die angegliederte Weltgesundheitsbehörde WHO Mitte 2017 eine gründliche Revision der Drogenpolitik in Angriff genommen, da die strafrechtliche Verfolgung des Drogenkonsums den Menschenrechten widerspricht.
Drogengesetze widersprechen Menschenrechten
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wei Zeilen in dem 188-seitigen Regierungsprogramm der neuen Mitterechts-Regierung sorgen seit ihrer Veröffentlichung für große Aufregung in der österreichischen Hanfbranche. Demzufolge will die neue Regierung den Schutz Minderjähriger gegenüber Drogen ausbauen. Dieser vernünftigen Forderung folgt jedoch ein Satz, der große Bedenken auslöst: „Verbot des Verkaufs von Hanfsamen und Stecklingen.“ Dadurch ist die seit Jahren immer stärker boomende Hanfbranche plötzlich einem existenzgefährdenden Problem ausgesetzt, nachdem die Gesetzeslage in den vergangenen zehn Jahren viele Liberalisierungsschritte durchmachte, die zu einer Situation führten, um die Österreich viele andere EU-Staaten beneiden. Das Hanf-Institut hat recherchiert, in welchem Ausmaß Österreich als einziges Land der Welt solche Rückschritte überhaupt durchführen könnte und sieht die Lage aufgrund der Fakten entspannt. „Der Hanfanbau in Österreich wurde erst durch den EU-Beitritt 1995 möglich und unterliegt EU-Gesetzen. Das kann auch diese Regierung nicht ignorieren“, sagte Hanf-Instituts-Obmann Toni Straka. Nach einer fast 50-jährigen Ruhepause aufgrund von Drogengesetzen, die noch aus den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus stammten, wurde der Nutzhanfanbau in Österreich erst durch den EU-Beitritt wieder le-
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gal. Österreich gehört zwar noch nicht zu den über einem Dutzend EU-Ländern, in denen Cannabis entkriminalisiert ist, es ist aber aufgrund des erlaubten Verkaufs von Hanfsamen und Stecklingen dennoch in die Riege der fortschrittlicheren Staaten einzureihen.
Diese Kehrtwende nach über 50 Jahren Drogenkrieg sollen auch die Mitgliedsländer der UN vollziehen. Sie wurden aufgefordert, ihre nationalen Drogengesetze auf ebendiesen Widerspruch zu untersuchen und gegebenenfalls zu korrigieren. Die internationale Behörde untermauert ihre neue sachliche Cannabispolitik mit Fakten: Eine im Dezember 2017 veröffentlichte Studie zu Cannabidiol (CBD) etwa tritt entschieden dem in den USA geplanten CBD-Verbot entgegen. Österreich hatte im Vorjahr eine ebenfalls geplante Kriminalisierung von CBD nach Protesten von CannabispatientInnen und der Einleitung der parlamentarischen MedicalCannabis-Bürgerinitiative wieder abgeblasen. In der jüngsten Novelle des Suchtmittelgesetzes (SMG) sind alle vom Hanf-Institut kritisierten Passagen des Gesetzesentwurfs nicht mehr zu finden. „Die Ankündigungen der neuen Regierung sind nur ein kleiner Teil populistischer Forderungen. Die Fakten und vor allem die Akzeptanz von Cannabis als Medizin sind weithin bekannt, auch bei den Politikern. Und nicht zu vergessen ist, dass die Budgetnöte einen Blick auf die erfreulichen Auswirkungen der Cannabissteuern unumgänglich machen werden“, sagte Straka und wies auf die USA hin: „In den USA geht man mittlerweile von 132 Milliarden Dollar Steuereinnahmen durch Cannabis aus. Auf Österreich heruntergebrochen wären das mehr als drei Milliarden Euro, die Hanf in das leere Staatssäckel leiten könnte. Das kann sich keine vernünftige Gesundheits- und Finanzpolitk entgehen lassen.“
Canna+Globe
Internationaler Aktivismus Die Cannafest-Messe in Prag mit ihrer Professional Conference stellte den idealen Ort dar, um diverse Patientenberichte zu hören und sich untereinander auszutauschen. Im Interview mit zwei internationalen Cannabisaktivisten, Corrie Yelland aus Kanada und Bozidar Radisic aus Slowenien, erfahren wir, wie die beiden täglich PatientInnen helfen. Medijuana: Lass uns mit deiner Krankengeschichte beginnen: Welche Krankheit hast du und warum hast du dich für Cannabis als Medizin entschieden? Corrie Yelland: Im Juli 2011 bekam ich die Diagnose Analkarzinom, mir wurden noch zwei bis vier Monate zu leben gegeben. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits eine vorexistierende Krankheit, durch die meine Lebensqualität sehr beeinträchtigt war. Ich hatte massive Schmerzen, konnte nicht schlafen, war ständig auf Opiaten und Morphium. Als ich dann noch die Krebsdiagnose bekam, war ich verzweifelt. In der onkologischen Klinik meinte der Arzt zu mir, dass der Krebs gestreut habe, wie Blumenkohl sehe er aus. Sie könnten die Spitzen entfernen, jedoch würden die Stiele zurückbleiben. Daher wollte er mich zur Bestrahlung schicken. Im Aufklärungsgespräch war der Arzt ziemlich harsch und direkt. „Sie wissen, dieser Bereich des Körpers ist am schwierigsten zu behandeln. Sie werden zweit- bis drittgradige Verbrennungen im Anal- und Vaginalbereich davontragen.“ In dem Moment dachte ich nur: „Auf keinen Fall!“ Mir wurden auch keine konkreten Antworten bezüglich Schmerzmedikation oder Nebenwirkungen der Therapie gegeben, obwohl ich explizit nachgefragt hatte. 28
Schließlich nahm ich mir ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken. Meine Schwester schickte mir dann einen Link zu der Dokumentation „Run from the cure“. Das könnte schon stimmen, dachte ich mir, und rief einen bekannten Arzt in Italien an, um zu fragen, was er darüber wisse. Er meinte nur, dass sie Patienten schon seit Jahren mit Cannabinoiden auch gegen Krebs behandelten. Von hier an recherchierte ich viel und am Schluss stand für mich fest, dass ich das durchziehen werde. Dann versuchte ich, an Cannabisöl zu kommen. Mein Arzt wollte mir kein Rezept geben. Ich habe es aber geschafft, Mitglied in einem Cannabisclub zu werden, und wollte mir hier dann legal mein Cannabisöl holen. Ich war verdutzt, als sie meinten, dass sie Öle nicht führten. Also blieb nur die Option, das Öl selbst herzustellen. Vier Freunde und ich druckten uns die Anleitung aus dem Internet aus, wir folgten ihr Schritt für Schritt, mit vier Unzen (ca. 120 Gramm) haben wir gearbeitet. Und dann hab ich begonnen, es zu nehmen. Ich hatte fürchterliche Angst davor. Der Grund, warum ich sonst kein Gras rauche, ist der, dass ich früher manchmal so paranoid davon wurde. Ich begann mit kleinen Mengen und hatte jemanden bei mir zum Reden für die ganze Nacht. Zehn Tage später fiel mir auf, dass ich meine Schmerzmedikamente nicht mehr nehmen musste.
MED: Ohne psychoaktive Effekte? CY: Am Anfang nicht, ich habe mit ganz wenig begonnen und die Dosis ganz allmählich gesteigert. Aber später lernte ich durch Janet Sweeny, die mir vorhielt, zu kleine Dosen zu nehmen, Citicolin kennen, ein Nahrungsergänzungsmittel, mit dem Paranoia auch bei Einnahme höherer Dosen bei sensiblen Personen auf ein Minimum reduziert werden kann. Das hat bei mir super funktioniert. Ich habe dann begonnen, Cannabisöl als Zäpfchen einzunehmen. Ich war aber trotzdem weit entfernt von dem einen Gramm pro Tag, das viele als Richtwert nehmen, und war mir daher sicher, dass mein Krebs noch immer da sei, und mied auch den Arzt. Nach einem Jahr schließlich hab ich so ca. ein halbes Gramm täglich genommen. Dann wurde ich von zwei Ärzten untersucht, sie untersuchten mich nochmals, sie berieten sich und teilten mir mit, dass der Tumor vollständig verschwunden sei. Nach Biopsien und weiteren Ergebnissen war es dann sicher. Nicht einmal Narbengewebe sei zu sehen gewesen. Da habe ich mir gesagt: Wenn das funktioniert, werde ich mein Leben damit verbringen, anderen Leuten davon zu erzählen. MED: Und das ist es, was du jetzt machst. CY: Genau, fünf Jahre später, bis zu 12 bis 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, das ist viel Arbeit.
MED: Nimmst du weiterhin das Öl als Prophylaxe ein? CY: Absolut, jeden einzelnen Tag nehme ich eine kleine Dosis. Ich habe Angst davor, es abzusetzen, man muss den Cannabinoidpegel obenhalten. Ich meine, wenn ich krank geworden bin, weil ich ein Defizit an Cannabinoiden hatte, warum sollte ich dann aufhören, das Öl zu nehmen? MED: Wie erreichst du die Leute oder wie erreichen die Leute dich? CY: Die Leute kontaktieren mich hauptsächlich über Facebook, meine erste private Seite ist mittlerweile schon voll, der zweite Account hat auch beinahe 4.000 Freunde. Auch die Gruppe „Phoenix Tears Cannabis Oil Advice with Corrie, Janet and Jenn” mit über 30.000 Mitgliedern betreue ich mit. Ich skype auch mit den Leuten. Bis vor Kurzem hatte ich eine Radiosendung, Cannabis Health Radio … MED: Was ist mit der Sendung passiert? CY: Ich habe aufgrund meiner Arbeitsunfähigkeit kein Einkommen und wir haben im Endeffekt den Betrieb des Radios aus eigener Tasche finanziert. Wir hoffen, dass wir irgendwann wieder damit durchstarten können. Das hat mich schon traurig gemacht, denn wir konnten vielen Leuten helfen. Jetzt halt primär über Facebook, ich bekomme Tausende Nachrichten im Monat und ich helfe, wo ich kann. MED: Nun zu dir, Bozidar, wie ist die Situation in Slowenien und wie hast du angefangen? Bozidar Radisic: Nun, ich und meine Freunde hatten einen Growshop in Murska Sobota. Wir gingen zu verschiedenen Messen und entsprechenden Vorlesungen. Aber die allererste Information über Cannabis als Medizin erhielt ich, als ich in der Schule in einer Zeitung über Dr. Raphael Mecoulam und seine Studie mit einem wissenschaftlichen Team aus São Paulo las. Das ist aber schon lange her, das war
zu Beginn der Achtziger. Kurz gesagt erkennt man dann, dass es helfen kann, und wenn man einer Person hilft, benötigen am nächsten Tag Tausende deine Hilfe. CY: Ganz genau. BR: Bis jetzt hatten wir mehrere Tausend Anfragen von Patienten, und deshalb haben wir in Ljubljana einen Cannabis Info Point aufgemacht – das ist nicht wirklich legal, aber das ist uns egal. Wo die Menschen hinkommen können und gratis Beratung bekommen. MED: Ist es etwa illegal, Informationen zu geben? BR: Nein, Informationen sind nicht illegal, aber medizinische Beratung dürfen nur Ärzte geben. Andererseits: Wenn die Behörden uns wirklich verbieten wollten, hätten sie es schon gemacht. Ich war schon mehrere Male im Gefängnis wegen Cannabis, ich kenne die Repression dahinter also sehr gut. MED: Warum warst du im Gefängnis? BR: Eigenanbau. Ich baue seit mittlerweile 40 Jahren für mich selbst an. Ich habe nie Cannabisblüten an jemanden, der es zu Genusszwecken wollte, verkauft. Aber kranke Menschen habe ich versorgt, vor allem solche, die nicht für sich selbst anbauen können. Außerdem habe ich realisiert, dass es eine sehr wichtige therapeutische Maßnahme sein kann, wenn Patienten Cannabis selbst anbauen. Und ich finde es auch wichtig, dass die Leute im Prozess mit dabei sind – dass sie wissen, was sie nehmen. MED: Was passiert, wenn Patienten sich die Medizin nicht leisten können? BR: Wir als Aktivisten haben ebensowenige finanzielle Mittel. Wir verkaufen Cannabisöl – zwar illegal, aber wir machen es – an Patienten, und wir überzeugen sie, Cannabis selbst anzubauen. Wenn sich diese Patienten dann besser fühlen oder gesund sind, bitten wir sie, weiterhin anzubauen – damit wir ihnen
die Ernte abkaufen können, um weiteres Öl zu extrahieren. So können die Patienten ihre Ausgaben wieder hereinholen. MED: Und welche Krankheiten haben die Patienten, die zu euch kommen? BR: Alles Mögliche – Morbus Crohn, Autoimmunerkrankungen, Autismus. Wir haben viele kleine Kinder mit Spastiken und Epilepsie, dann noch Krebs und auch COPD (chronisch-obstruktive Bronchitis). Wir hatten eigentlich schon mit jeder erdenklichen Krankheit zu tun. MED: Habt ihr auch Ärzte im Team? BR: Ja, es gibt ein paar Ärzte, die auch in der Öffentlichkeit für Cannabis einstehen. Einer von ihnen ist Dr. David Neubauer, der ehemalige Leiter der Kinderklinik von Ljubljana. Mit ihm gemeinsam haben wir eine Studie zu Epilepsie durchgeführt. Er ist kurz vor der Pension und dementsprechend „furchtlos“. Und es gibt noch weitere Ärzte. Es wurde auch bereits damit begonnen, Ärzte fortzubilden. Im November fand der erste Kurs statt, mit knapp 100 teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten. Das muss noch ausgebaut werden – ich denke, das Endocannabinoidsystem sollte an weiterführenden Schulen und im Medizinstudium behandelt werden. MED: Wie verbreitet ist Cannabis in Slowenien? BR: Wir haben eine riesige Gruppe von Menschen, die Cannabis als Medizin nutzen. Jeder onkologische Patient weiß zumindest über Cannabis Bescheid, jeder zweite baut selbst für sich an. MED: Und die Polizei tut nichts dagegen? BR: Eigentlich nicht. Sie können nicht alle einsperren. Und ich will den Richter sehen, der jemanden mit Glioblastom (Hirntumor) im Stadium 4 verurteilt. MED: Und dich als Aktivist? Könnten sie dich einsperren? Du verteilst ja das Öl. BR: Ja, sie könnten. Ich verstecke mich nicht. Wenn sie mich einsperren wollen, dann machen sie das auch. Sie haben mich schon dreimal eingesperrt. Beim letzten Mal im letzten Jahr ergab sich dadurch eine gute Werbung und Medienpräsenz. Als ich verhaftet wurde, haben alle Zeitungen und Nachrichtenstationen darüber berichtet. MED: Wisst ihr, was in euren Produkten drinn ist? Welche Sorten, welche Cannabinoidzusammensetzung? BR: Ja, wir geben alle Extrakte in unser Labor. Dr. Paul Hornby hat uns geholfen, es aufzubauen. MED: Kann man in Slowenien legaler Cannabispatient werden? BR: Nein, offiziell gibt es nur Sativex, Epidiolex, Marinol und Dronabinol, aber keine Cannabisblüten oder -extrakte.
text: K. Sz. H. 29
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Krisenmanagement mit medizinischem Cannabis – auf griechische Art
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anf wird nicht den ganzen Planeten retten, aber Griechenland vielleicht doch. Dem Land droht noch immer der Staatsbankrott, weswegen es notwendig ist, alternative Ideen zur Belebung der Wirtschaft zu entwickeln. Eine davon ist der Start eines ausgedehnten Projekts mit medizinischem Cannabis, das staatlich gefördert wird. Die InvestorInnen schielen nach Griechen-
land, dessen sonniges Klima sogar einen wirtschaftlichen Anbau im Freien erlaubt und wo Arbeitskräfte im europäischen Vergleich billig sind. Somit scheint es nur von den Rechtsvorschriften und den Absichten der Regierung abzuhängen, ob Griechenland in Zukunft einer der größten europäischen Exporteure von medizinischem Cannabis werden wird. Evangelos Apostolou, Minister für regionale
Entwicklung und Lebensmittel, sagte in einem Interview, man verhandele bereits mit Investoren, die gut und gerne 1,5 Milliarden Euro für den Bau von Cannabis-Treibhausparks aufwenden wollten. Nach Berechnungen der Regierung würden die Investitionen in den nächsten zehn Jahren einen 200 Milliarden Euro schweren Wirtschaftszweig ins Leben rufen. Ministerpräsident Alexis Tsipras vertraut, gestützt auf die Investitionen, auf eine Belebung der Wirtschaft, die dazu beitragen würde, das Land aus den Krisenprogrammen zu führen. Die Arbeitsgruppe für das Genehmigungsverfahren ist der Meinung, eine Niederlassung mit zwölf bis fünfzehn Cannabis-Treibhäusern könne insgesamt 400 Arbeitsplätze schaffen. Die Regierung Tsipras wird die Vorlage zum Start des Projekts bald zur Abstimmung vorlegen und der Anbau könnte schon im Sommer beginnen. Von einer Genehmigung zum rekreativen Gebrauch ist allerdings nicht die Rede. Apostolou sagte, dass das Projekt im Anschluss an eine Gesetzesänderung ausschließlich medizinischen Zwecken diene – bei den schon bekannten Krankheiten, die mit Cannabis behandelt werden könnten. Da die Genehmigung des Cannabis für medizinische Zwecke fast überall in Europa ansteht, könnte die Verwirklichung des griechischen Projekts einen Beitrag zur Wiederbelebung der Wirtschaft leisten.
Beklemmungslösende Wirkung bewiesen
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eit nunmehr 35 Jahren untersuchen WissenschaftlerInnen die antipsychotische und beklemmungslösende Wirkung des Cannabidiols (CBD), doch wurde es bisher nicht als seriöses Heilmittel in Betracht gezogen. Eine nun veröffentlichte niederländische Studie, die alle bisher zum Thema erschienenen Forschungen einbezieht, unterstreicht die Wirksamkeit der chemischen Verbindung bei Psychosen und anderen mentalen Störungen sowie bei der Behandlung von einigen Erscheinungsformen von Beklemmung. Die Gerichtspsychologin Lilian Kloft stellt in ihrer neuen Studie fest, dass das im Cannabis enthaltene CBD psychotische Episoden wirkungsvoller und mit weniger Nebenwirkungen verringere als die bisher verwendeten Medikamente. Schizophrenie könne eines der wichtigsten Anwendungsgebiete sein. Weltweit sind schätzungsweise 23 Millionen Menschen von Schizophrenie betroffen. Die ersten Symptome der Störung zeigen sich gewöhnlich in der frühen Kindheit und entwickeln sich im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Während die Krankheit bei Männern gewöhnlich früher – zwischen dem 16. und dem 25. Lebensjahr – diagnostiziert wird,
geschieht dies bei Frauen einige Jahre später. Daher liegt ihre Zahl bei den Diagnosen für über 30-Jährige höher. Lilian Kloft fand überwiegend Untersuchungen über die Wirksamkeit von CBD bei Schizophrenie, die auf Experimenten, aber nicht auf klinischen Prüfungen basierten. Tier- und Humanversuche, Bildgebungen des Nervensystems bzw. epidemiologische Untersuchungen wiesen
gleichermaßen darauf hin, dass CBD ein effektives und sicheres Antipsychotikum ist. Die Daten belegen darüber hinaus die hohe Toleranz und die Kostenwirksamkeit, die eine attraktive Alternative gegenüber den momentan angewendeten antipsychotischen Therapien darstellt. Die Studie wurde von der Fachzeitschrift Maastricht Student Journal of Psychology & Neuroscience publiziert.
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Immer mehr Medizinalhanfprogramme in Europa Cannabis ist in der Therapie unverzichtbar
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eit dem 1. Januar 2018 können dänische PatientInnen medizinisches Cannabis nutzen. Diese Entscheidung fällte das Parlament in Kopenhagen am 18. Dezember 2017 und verfügte gleichzeitig, dass in Dänemark Cannabis angebaut werden darf. Dänemark ist damit das jüngste Mitglied der Gruppe europäischer Staaten, die in jüngster Vergangenheit medizinisches Cannabis freigegeben haben. Im vergangenen Jahr gaben zahlreiche Mitgliedstaaten der EU medizinisches Cannabis frei oder empfahlen die Freigabe. In Athen verkündete Ministerpräsident Alexis Tsipras im Juni, dass Griechenland „schon zu den Ländern gehört, wo die darauf Angewiesenen legal mit medizinischem Cannabis versorgt werden“ – das entsprechende Gesetz muss allerdings noch dem griechischen Parlament vorgelegt werden. In Irland geht die Diskussion „über die Gesetzesvorlage zur Regulierung des medizinischen Cannabis“ in die dritte und damit letzte Runde. Vor der Entscheidung ließen sich die Regierungen beider Länder Berichte über die medizinische Wirksamkeit von Cannabis vorlegen, um die Zulassungen wissenschaftlich fundieren zu können. Auch in Polen gelangten im November 2017 Medikamente auf Cannabisbasis in die Apotheken. Das Parlament des konservativen Staates verabschiedete das Gesetz fast einstimmig. Und auch Deutschland reiht sich in diese Ländergruppe ein: Im März letzten Jahres verkündete der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Lutz Stroppe, dass Schwerkranke getrocknete Cannabisblüten sowie rezeptpflichtige Arzneimittel mit den Inhaltsstoffen der Pflanze und Extrakte
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kaufen könnten. Im Januar 2017 hatte das Parlament den medizinischen Gebrauch abgesegnet. All dies beweist, dass Medizin und Wissenschaft in Europa immer mehr die Rolle von Cannabis in der Therapie anerkennen. In der EU hatten bereits Österreich, die Tschechische Republik, Finnland, Italien, Portugal und Spanien die Verschreibung auf Rezept zugelassen. Medikamente auf Cannabisbasis werden gegen zahlreiche Krankheiten eingesetzt – Multiple Sklerose, AIDS, Epilepsie, sowie gegen die Nebenwirkungen der Chemotherapie, chronische Schmerzen und Glaukom. Dass der
Bedarf steigt, zeigt sich daran, dass die schon mehrere Jahre existierenden Programme in Italien gegenwärtig über zu wenig medizinisches Cannabis verfügen, obwohl bereits mit dem Anbau in Italien begonnen wurde. Kranke sind in solchen Fällen zur Beschaffung auf dem Schwarzmarkt oder zum Eigenanbau gezwungen, was Unregelmäßigkeiten der Versorgung und zweifelhafte Qualität mit sich bringen kann. Das zuständige Ministerium nahm das Problem ernst und importierte im vergangenen November 100 Kilogramm Cannabis, um den Bedarf zu decken. Neben medizinischem Cannabis sind in den meisten EU-Ländern medizinische Präparate erhältlich, die die Wirkstoffe des Cannabis enthalten, beispielsweise Sativex gegen Multiple Sklerose und neuropathische Schmerzen oder Marinol gegen Brechreiz bei Chemotherapie oder AIDS sowie zur Behandlung von Schwindelgefühl und Appetitlosigkeit. In näherer Zukunft wird zur Behandlung von Epilepsiesymptomen Epidiolex erhältlich sein, das reines CBD (Cannabidiol) enthält. Diese Präparate decken nicht das gesamte Krankheitsspektrum ab, in dem Cannabis wirksam sein kann. Viele PatientInnen finden Cannabis in seiner natürlichen Form wirkungsvoller, andererseits sind medizinische Behandlungen mit Medikamenten auch kostspieliger. Daher ist es zu begrüßen, dass immer mehr Länder die Notwendigkeit sehen, Cannabis in seiner natürlichen Form zum medizinischen Gebrauch zuzulassen. Cannabis stellt heute ein unverzichtbares Heilmittel dar, das PatientInnen eine effektive Behandlung mit geringem Risiko bietet.
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ei vielen innovativen Produkten, die die Legalisierung in den USA hervorbringt, wundern wir uns, auf welch unterschiedliche Arten man eine Bewusstseinsveränderung hervorrufen kann. Immer mehr Menschen möchten ohne ein High die wohltuende Wirkung der Cannabinoide genießen. Im November 2017 wurde in Las Vegas ein Kongress des Marihuana-Business für nichtpsychoaktive Cannabisprodukte abgehalten. „Die meisten Menschen benutzen Cannabisprodukte zur Behandlung von Angstbeklemmungen und zur Verringerung von Entzündungen, daher sollte man bei diesen Produkten nicht mit einer bewusstseinsverändernden Wirkung rechnen“, sagte Scott Leshman, Gründer von Cannabinoid Creations, der Las Vegas Times. Er hält seine Firma für die erste, die ein mit Cannabiswirkstoffen angereichertes Sodawasser vertreibt, das THC-frei ist. „Unsere Produkte enthalten kein THC und man findet sie in allen Geschäften des Staates Nevada und überall in den USA“, fügte Leshman, dessen Firma sich in erster Linie auf den Wirkstoff CBD konzentriert, hinzu. ForscherInnen entdecken gegenwärtig immer neue medizinische Anwendungsgebiete für CBD, das seine Wirkung entfaltet, ohne Euphorie zu verursachen.
Hanfprodukte, die nicht high machen Nach ihrer Heilung von einem Krebsleiden gründete Jenny Argie die Firma Baked Life, die CBD-haltige Lebensmittel und Kosmetika vertreibt. Ihre Lebensmittel konzentrieren sich auf eine gesunde Lebensführung und sind auch in glutenfreier Form erhältlich. Die Produktpalette reicht vom Bratöl bis zur Augencreme, alles mit CBD angereichert. Auch die Firma MariMed Advisors war auf dem Kongress vertreten.
Sie vertreibt zum Beispiel auch mit CBD angereichertes Popcorn mit dem Fantasienamen „Calm-Korn“. Zu den Vorzügen des Popcorns gehört nach Angaben der Firma seine Wirkung gegen Stress, Glieder- und Muskelschmerzen. „Wir wollen nicht nur, dass sich die Menschen aus ihren Sesseln erheben, sondern wir wollen ihnen auch mehr Wellness und Lebensqualität bieten“, sagte Tyler Burke, Leiter der Firma.
CBD- und CBG-Produkte von Cannapol Die Amsterdamer Firma Cannapol hat sich auf die Herstellung von CBD- und CBG-Produkten spezialisiert, darunter Öle, Extrakte und Kristalle, die durch das Verfahren der CO2-Extraktion gewonnen werden. Wir haben unsere eigene Plantage, auf der wir hoch qualitatives Cannabis Sativa anbauen. Darum sind Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar. Wir handeln auch mit Extraktionsapparaten für den Einsatz mit Alkohol, bis hin zu den größeren CO2-Extraktionsapparaten für den industriellen Betrieb. Sie können unsere Produkte über Amazon bestellen oder in ausgewählten Geschäften in Deutschland, Österreich und der Schweiz erwerben. Wir verkaufen über Groß- und Einzelhandel. Vergleichen Sie unsere Preise. Wenn Sie Qualität wollen, wählen Sie unsere Produkte. Wir suchen Vertriebspartner in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Sie können uns über unsere Website www.cannnapol.com kontaktieren oder uns eine E-Mail an info@cannapol.com schicken.
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Cannabispläne der neuen Regierung in Österreich
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in Hammerschlag gegen Österreichs Cannabiswirtschaft: Die neue Regierung, eine Koalition aus konservativer ÖVP und rechtspopulistischer FPÖ, schreibt in ihrem Regierungsprogramm fest, dass der Verkauf von Hanfsamen und Hanfpflanzen
strafrechtlich verboten werden soll. In der veröffentlichten Regierungserklärung legen sich die Regierungspartner auf Seite 44 darauf fest: Strafrechtsreform/Suchtmittelgesetz/Verbot des Verkaufs von Hanfsamen und Hanfpflanzen. Wie es scheint, haben sich die
VerhandlerInnen der FPÖ durchgesetzt, denn noch im Oktober (laut Recherchen von dossier.at) sprach sich die ÖVP unter Sebastian Kurz für den legalen Verkauf von Hanfsamen und -pflanzen aus. Auch bezüglich medizinischem Cannabis (Blüten) war die ÖVP vor der Wahl der Ansicht, die Abgabe wie in Deutschland zu regeln – im Gegensatz zur FPÖ, die hier als Hardliner gilt. In Bezug auf den medizinischen Einsatz findet sich in der Regierungserklärung keine Aussage. Die einzeilige Formulierung spricht wörtlich vom „Verbot des Verkaufs von Hanfsamen und Hanfpflanzen“. Dies wäre, wenn wörtlich verstanden, in ihrer schwammigen Formulierung auch gültig für Industriehanf unter 0,3 % THC. Das hätte einen regelrechten Kahlschlag in Österreichs Hanf- und Cannabisszene zur Folge. Sei es die Zierpflanzengärtnerei, der Growshop mit Samen im Sortiment, der Hanfladen mit CBDBlüten oder der Hanfbauer, der den Rohstoff für Fasern und Nahrungsmittel liefert – ihnen allen würde ihre Geschäftsgrundlage entzogen werden. Mit Protest und heftiger Kritik ist zu rechnen, auch wird die Regierung die erheblichen Verluste auf wirtschaftlicher Ebene der Öffentlichkeit schwer als Erfolg verkaufen können. Schlussendlich bleibt ein Gesetzesentwurf abzuwarten, um konkrete Einschätzungen zu treffen – wir werden weiter berichten.
Medizinisches Cannabis heiß begehrt
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eit beinahe einem Jahr schon ist es ÄrztInnen in Deutschland möglich, ihren PatientInnen Cannabisprodukte wie Blüten oder Extrakte auf Betäubungsmittelrezept zu verschreiben. Wie sich nun zeigt und zuvor schon vielen klar war, ist die Nachfrage um Einiges höher als die Regierung angenommen hat – ein Grund für die anhaltenden Lieferengpässe. Die drei größten Krankenkassen Deutschlands (Barmer, AOK und TK) haben nun Zahlen veröffentlicht, wonach 13.000 Anträge auf Kostenübernahme für Cannabisprodukte eingegangen seien. Von diesen sollen rund 60 Prozent genehmigt worden sein. Rund die Hälfte der Anträge fiel dabei allein auf die AOK, die über 4.000 der bei ihr eingegangenen 7.600 Anträge genehmigte. Es lässt sich also erkennen, dass sich die Problematik der Kostenübernahme allmählich bessert; dies allein beseitigt aber noch lange nicht alle Hürden, denen sich CannabispatientInnen in Deutschland gegenübersehen. So brauchen derzeit Apotheken mitunter bis zu vier Wochen, um Cannabisblüten der entsprechenden Sorte zu beschaffen. PatientInnen wird geraten, vor der Ausstellung des Rezeptes mit der Apotheke Rücksprache bezüglich der Verfügbarkeit der medizinischen Cannabisprodukte
zu halten. Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler, unter anderem bekannt für die Aussage „Verboten, weil illegal“, lobte das Gesetz und verschweigt die totale Fehlkalkulation: „Die steigende Zahl der Genehmigungen zeigt, wie wichtig es war, dieses Gesetz im letzten Jahr auf den Weg zu bringen“, sagte sie laut
Rheinischer Post. PatientenvertreterInnen gehen sogar davon aus, dass sich die Zahl der Anträge noch weiter erhöhen wird, ebenso die der Genehmigungen – viele der abgelehnten Anträge könnten laut ExpertInnen mit ergänzenden Befunden nochmals überprüft und schließlich genehmigt werden.
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Vorschau: Die besten neuen tragbaren Vapes des Jahres 2018 Durch einige wichtige Neuerscheinungen im Jahr 2017 wurde die Latte für das kommende Jahr noch höher gelegt, was es für uns Vaporizer-Liebhaber natürlich sehr spannend macht! Wir haben auf einige Neuheiten, die uns Anfang 2018 erreichen werden, einen Blick geworfen. Boundless Tera Der Tera ist die neueste Veröffentlichung von Boundless aus Los Angeles. Er ist der erste tragbare Vape, der nicht nur mit einer, sondern mit zwei austauschbaren 18650-Batterien ausgestattet ist. Dadurch garantiert er eine noch nie dagewesene Batterieleistung und unglaublich schnelles Aufheizen. Und obwohl diese Batterien das Gerät etwas größer machen als es der durchschnittliche Kräuter-Vaporizer ist, wird das durch die zusätzliche Kraft wieder ausgeglichen. Der Tera liegt angenehm in der Hand und sein Heizbecken aus Aluminium (der berühmte Mighty von S&B arbeitet mit einer ähnlichen Methode) baut die Hitze in der Kammer gleichmäßig auf, während man inhaliert. Dadurch wird der Konvektionshitze ein Hauch von Konduktion hinzugefügt, was in dicken und geschmackvollen Dampfwolken resultiert.
Außerdem wird der Tera mit einem Glasmundstück und einem WasserpfeifenAdapter geliefert, was zu seinem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis beiträgt. Mit dem mitgelieferten Konzentratkissen kann der Boundless Tera auch Konzentrate verdampfen. Er geht für 219 € über den Ladentisch.
AirVape X Beim neuen AirVape X fühlt sich alles größer und besser an und er ist allgemein einfacher in der Anwendung, im Vergleich zum bereits sehr beliebten AirVape Xs. Dieser neue Vape ist genauso kompakt, klein und dünn, aber mit einem eleganteren Design aufgrund der hochwertigeren verwendeten Materialien. Diese schwarze Schönheit ist außerdem mit
AirVape X
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Boundless Tera
einem neuen magnetischen Mundstück, einer Luftbox (jeweils aus Keramik) und einem Konzentrateinsatz ausgestattet. Der neue X von AirVape verwendet eine Kombination aus Konduktions- und Konvektionstechnologie, um die beste Erwärmung zu erzielen. Die Keramikkammer in ovaler Form (25 % größer als jene des AirVape Xs) und das sich darunter befindende Fach, das heiße Luft ansammelt, produzieren gleichmäßige Hitze und noch angenehmeren, aromatischen Dampf. Weitere Features: Vibration, wenn er bereit zum Verdampfen ist; ein 3,3-cm-Display zeigt den Batteriestand, die exakte Temperatur und die automatische Ausschaltfunktion an. Der Airvape X ist eine fantastische tragbare Option für das Verdampfen von Kräutern und Konzentraten. Die Vibrationsfunktion macht einen diskret darauf aufmerksam, dass die gewünschte Temperatur erreicht wurde oder die Ausschaltfunktion aktiviert wird. Dieser sehr diskrete, tragbare Vape für getrocknete Kräuter bietet eine außerordentliche Performance! Der Airvape X kostet 149 €.
OmniVap (DynaVap)
Der VapCap von DynaVap ist mittlerweile schon geraume Zeit auf dem Markt und stellt immer noch einen unserer Lieblingsvaporizer dar! Vor Kurzem wurde der OmniVap präsentiert. Es handelt sich um einen eleganten und fast unzerstörbaren, batterielosen Vaporizer. Der OmniVap wird mithilfe einer Flamme erhitzt und kombiniert mit seiner typischen „Klick“-Temperaturanzeige kann er extrem befriedigenden, dicken und aromatischen Dampf produzieren. Der OmniVap unterscheidet sich von anderen VapCap-Vapes durch seinen regulierbaren Luftdurchzug. Indem man das Mundstück dreht, kann das Luft-Dampf-Verhältnis eingestellt werden. Weniger Luftdurchzug produziert dickere Wolken, mehr Luftdurchzug führt zu angenehmerem Dampf. Abgesehen von der Kappe aus Edelstahl ist der OmniVap vollständig aus Titan her-
OmniVap (DynaVap)
gestellt. Er wird auch nach längerer Anwendung nicht heiß (abgesehen von der Kammer und dem Titan-Endstück). Der Schaft ist in vielen verschiedenen Stilen und Materialien erhältlich; er ist also sowohl elegant als auch kräftig. Alles, was man braucht, ist ein Feuerzeug (oder irgendeine Flamme) und etwas zu verdampfen. Durch den Einsatz der optionalen degummierten Hanffasern kann der OmniVap auch mit Konzentraten verwendet werden. Der OmniVap ist für 179 € zu haben; die etwas längere OmniVap-XL-Version gibt es für 189 €.
Arizer ArGo
Die Crew des kanadischen Vaporizer-Giganten Arizer hat hart gearbeitet und seinen dritten tragbaren Vape in weniger als einem Jahr auf den Markt gebracht (zuvor wurden bereits die aktualisierten Air II und Solo II veröffentlicht). Der ArGo ist das kleinste Gerät von Arizer, aber das Gegenteil einer Light-Version. Er ist mit einer digitalen Temperaturkontrolle, einem Glas-Mundstück und einer auswechselbaren 18650-Batterie ausgestattet. Eine innovative Schiebevorrichtung schützt das Glas-Mundstück während des Transports. Der Arizer ArGo Vaporizer wird ab Februar zu einem voraussichtlichen Preis von 229 € erhältlich sein. (x)
Arizer ArGo
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In drei Jahren lachen wir hoffentlich darüber Maximilian Plenert ist seit mehr als zehn Jahren im Bereich Drogenpolitik aktiv, er ist Mitherausgeber des Alternativen Drogen- und Suchtberichts, Mitglied des Schildower Kreises, war wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Hanfverband (DHV) und organisiert Patientenselbsthilfe als selbst betroffener Patient. Wir haben mit ihm über seine Projekte gesprochen und ihn zu den Anfangsschwierigkeiten der Cannabisverschreibung befragt. Medijuana: Wie bist du damals zur Ausnahmegenehmigung gekommen bzw. wie hast du einen Arzt gefunden, der dich bei dem Prozedere begleitet? Maximilian Plenert: Bei mir war es so, dass ich meine eigentliche Diagnose, meine ADHS-Diagnose, erst relativ spät bekommen habe, als Erwachsener erst. Die haben auch erstmal versucht, mich wegen Depressionen zu behandeln. Ich war beim Psychotherapeuten, aber alles ist schiefgegangen, weil es im Kern dann doch ADHS war. Ich hab mir dann quasi erstmal selbst die Diagnose erar42
beiten müssen, teilweise haben mich sogar schon Leute vorher darauf angesprochen – ADHS-ler untereinander, die erkennen sich, das merkt man mitunter. Und dann hat es in meinem Kopf erstmal angefangen zu rattern: Warum benutze ich überhaupt Cannabis? Das ergab natürlich mit der ADHS-Diagnose viel mehr Sinn. Dass Cannabis bei ADHS helfen kann, wusste ich von Berufs wegen. Zum Glück hatte ich mit Dr. Grotenhermen beruflich zu tun und auch mit dem System der Ausnahmegenehmigungen. So konnte ich diese Themen mehr oder weniger in der Ar-
beitszeit beackern und dann bei meiner normalen Psychiaterin meine ADHS-Diagnose bekommen. Die wollte mit Cannabis nichts zu tun haben, aber Dr. Grotenhermen hat mich im Weiteren begleitet. MED: Du hast also schon vor deiner Diagnose, quasi zum Freizeitkonsum, Cannabis benutzt und bist so darauf gekommen, dass es dir helfen könnte? MP: Vielleicht habe ich es schon damals medizinisch eingesetzt, aber da ich die Diagnose noch nicht hatte, geschah das völlig unbewusst. Ich glaube, da draußen laufen
unglaublich viele Leute rum, die mehr oder weniger stark ausgeprägte Störungen haben. Es gibt ja quasi so ein subklinisches Niveau, wo keine Diagnose gestellt wird, aber Cannabis zur Therapie verwendet wird. Natürlich habe ich es auch als Genussgebrauch gesehen, aber im Nachhinein gesehen habe ich es damals durchaus schon medizinisch eingesetzt. MED: Wie funktioniert das System der Cannabisverschreibung heute – im Gegensatz zu den Ausnahmegenehmigungen – und wie sind deine Erfahrungen damit? MP: Also mit der neuen gesetzlichen Regelung, die wir in Deutschland haben, haben wir endlich Normalität. Dadurch ist es für mich das gleiche Prozedere wie für mein Methylphenidat (Ritalin, Anm. d. Red.), das ich auch noch verschrieben bekomme. Auch wenn es im Detail noch Probleme gibt – es ist eine krasse Normalisierung. Denn man bekommt ein Rezept und jeder Arzt darf es verschreiben, das ist ja der völlige Paradigmenwechsel. Bei den BTM-Rezepten gab es das Problem, dass die nur sieben Tage gültig waren, was zusammen mit den Lieferproble-
men eine große Schwierigkeit darstellte. In Berlin, da haben wir die Apotheke am Roten Rathaus, die hat das Lager voll, da ist das überhaupt kein Problem, aber wenn man in der Provinz wohnt und das Rezept zugeschickt bekommt und dann zur Apotheke geht, dann vielleicht erstmal eine einzelne Dose bestellt und die nicht lieferbar ist – da kommt es dann vor, dass der Apotheker die Dose endlich hat, aber sagt: „Das Rezept ist schon abgelaufen, du musst dir ein neues besorgen.“ Die Lieferprobleme sind immer noch unschön, aber ansonsten ist es ein großer Schritt in Richtung Normalisierung, auch wenn es sich natürlich noch nicht ansatzweise entfaltet hat, das Gesetz. MED: Wie läuft es heute mit der Kostenübernahme durch die Kassen? Und ganz speziell in deinem Fall? MP: Das ist sehr durchwachsen – wir hatten Leute, die hatten ein paar Tage nachdem das Gesetz in Kraft getreten ist, eine Kostenübernahme, und auf der anderen Seite gab es für die Mehrheit derer, die eine Ausnahmegenehmigung haben, bisher keine Kostenübernahme. Gerade für Patienten mit Ausnahme-
genehmigung ist es schlechter geworden mit dem Gesetz. Die Krankenkassen sperren sich natürlich, die wissen auch noch nicht richtig Bescheid. Die letzte Änderung des Gesetzes beispielsweise, dass nicht nur die Kostenübernahme beantragt werden muss, sondern nun der Antrag nur noch im Ausnahmefall abgelehnt werden darf, das haben die Kassen noch nicht ganz verstanden. Sonst sind Kassen bei der Übernahme von Medikamenten, die nicht zugelassen sind, sehr restriktiv, aber das Gesetz für Cannabis ist umgekehrt. Also eigentlich müssten die Krankenkassen jeden Fall explizit begründen – warum sie in diesem speziellen Fall die Therapie nicht übernehmen können. Bei mir muss der Klageweg beschritten werden, aber auch da hatten schon ein paar Patienten Erfolg. MED: Also bis zur Normalisierung bedarf es noch einiger Klagen … MP: Ja, also ich bin da immer optimistisch – manche Leute kritisieren mich: „Max, du bist da viel zu blauäugig.“ Aber nein, ich bin Optimist. Es gab einen anderen Patienten mit der gleichen Konstellation – ADHS, Techniker Krankenkasse, gleiches Bundesland, auch
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gleiche MDK-Gutachterin (MDK – Medizinischer Dienst der Krankenversicherung), wir haben die gleichen Ärzte und denselben Anwalt und der Kollege hat vor Gericht direkt einen Eilantrag gestellt, und er hat Recht bekommen – die Frau vom MDK wurde völlig zerpflückt und von der Richterin zurechtgewiesen, dass das ein völlig klarer Fall sei. Der hat jetzt eine vorläufige Kostenübernahme, dem wird Cannabis bezahlt – also bin ich guter Dinge. Ich bin an die TK herangetreten: „Leute, gleicher Fall, wollt ihr nochmal vor Gericht verlieren? Schaut euch mal den Fall an.“ Aber das hat sie nicht interessiert. Aber wenn ich vor Gericht ziehe mit meinem Fall, mit den gleichen Ärzten, demselben Anwalt, derselben Gutachterin und Sozialrichterin, wird das schon klappen. Und ich hoffe, dass die Krankenkasse dann zwei-, dreimal auf die Nase bekommt und von der Sozialrichterin so vorgeführt wird, dass die irgendwann auch keinen Bock mehr haben. Man muss im Prinzip ganz klar sagen: Jedes Mal, wenn eine Krankenkasse sagt, wir übernehmen bei jemandem mit einer Ausnahmegenehmigung die Kosten nicht, dann sagen sie im Prinzip, dass die Bundesopiumstelle die Genehmigungen für den Erwerb von Cannabis an ADHS-ler wie mich frei verteilt, als wären es Bonbons, ohne irgendeine Prüfung. MED: Also ist die Situation für ehemalige Besitzer einer Ausnahmegenehmigung insgesamt schlechter geworden? MP: Es haben sich ja die Preise erhöht – das liegt daran, dass Cannabis jetzt rechtlich anders eingestuft wurde, und das hat die Leute teilweise auch überrascht. Mein Apotheker hier, der vermutlich der größte Grasdealer von legalem Cannabis in Deutschland ist, selbst der hat erst kurz bevor das Gesetz in Kraft trat verstanden, was das bedeutet. 44
Im Gesetz steht jetzt Cannabis drin mit einem Preis, aber halt etwas kryptisch als Einstufung in die Arzneimittelpreisverordnung. Das heißt, die Leute, die früher eine Ausnahmegenehmigung hatten, müssen jetzt höhere Preise zahlen, sie zahlen jetzt quasi das Doppelte. Sie wurden aufgefordert, ihre Ausnahmegenehmigung abzugeben, also müssen sie jetzt zusätzlich zum Arzt. Gerade Dr. Grotenhermen ist ja bekannterweise eh völlig überlastet, aber vor Ort haben sie noch immer keinen Arzt, das heißt sie müssen sich die Rezepte schicken lassen. Früher konnten sie einfach in die Apotheke gehen. Heute gibt es teilweise eine völlig irrsinnige Bürokratie. Da werden Leute mit Ausnahme-
genehmigung bei Migräne von der Krankenkasse aufgefordert, noch die Berichte von ihrem Orthopäden vorzulegen … Der andere bekommt eine Rechnung vom Arzt für die Beantwortung des Fragebogens des Kostenantrags. Also es ist völlig verrückt. In drei Jahren lachen wir hoffentlich darüber. MED: Also sind die Ärzte und auch MDKGutachter noch eher ablehnend Cannabis gegenüber? MP: Gut, der MDK ist in erster Linie eh ein Ablehnungsorgan, das ist deren Funktion. Das kann man mal so hinnehmen. Ansonsten sind die Ärzte halt vorsichtig, sie wissen eben noch nicht viel, haben auch Angst, in Regress genommen zu werden. Nur weil der Patient die Kostenübernahme hat, heißt das nicht, dass die Krankenkasse das Okay gibt, dass der Arzt die Menge Cannabis verschreiben darf zulasten seines Budgets. MED: Nun noch zu deiner Person. Du bist schon lange drogenpolitisch aktiv – an welchen Projekten warst du beteiligt? Und dein neues Projekt „Besser Leben mit Cannabis“ – worum geht’s da? MP: Ich war bei verschiedenen Petitionen des Deutschen Hanfverbands dabei, mein Einstieg beim DHV war eine Onlinepetition, wo wir aus dem Stand auf Platz 14 aller Onlinepetitionen gelandet sind. Meine öffentliche Frage an Frau Merkel bedeutete durchaus eine ganz nette Medienpräsenz und auch mein Auftreten auf 3sat bei „scobel“. Wobei ich ja nicht nur im Bereich Hanf aktiv bin, sondern auch im Bereich allgemeiner Drogenpolitik, wie dem alternativen Drogenund Suchtbericht, der jüngst wieder neu herauskam. Da gibt es noch genug Stellen, wo man den Finger auf die Wunde legen muss. Mein aktuelles Projekt – ich höre jetzt beim Hanfverband auf und bin bei Sens Media untergekommen – „Besser leben mit Cannabis – Auskunft von Patient zu Patient“. Im Prinzip ist es ein FAQ-Projekt, denn es gibt so viele offene Fragen von Patienten, Ärzten, von so vielen Leuten, und es fühlt sich niemand wirklich zuständig, hier Informationen zu liefern. Wir brauchen Patientenratgeber, wir brauchen Ärzteratgeber, wir müssen gerade an die neuen Patienten denken, die haben ja gar keine Ahnung von Cannabis, da muss man ja bei Adam und Eva anfangen und die Dinge erklären. Ich gehe davon aus, dass man da mit relativ wenig Aufwand viele Informationen an den Mann und die Frau bringen kann. Das ist so mein Ding, und natürlich auch Patientenselbsthilfe: Wir haben in Berlin unsere Berliner Gruppe am Start, wir treffen uns regelmäßig alle zwei Wochen in den Räumlichkeiten der AIDS-Hilfe, die sind dem Thema auch sehr zugeneigt.
text: Kevin Herzig
BESTE QUALITÄT BESTER SERVICE, BESTER PREIS Dieses Jahr feiern wir von Atami unseren 20. Geburtstag. Ein besonderer Anlass, den Atami nicht unbemerkt verstreichen lassen will. Die Zeit ist gekommen, um seine Flügel auszubreiten und noch höher zu fliegen. Das diesjährige Jubiläum bietet den Anlass für Atami, seine Substratbeutel neu zu gestalten. Atami hat jetzt seinen eigenen bunten Stil. Sie werden es lieben, beim Tragen des Substratbeutels gesehen zu werden! Die Erscheinung der Substratbeutel ist von derselben Qualität wie die Substrate selbst – hochwertig! Aufgrund des neuen Designs können Sie die Substrate jetzt noch besser erkennen. Zum Beispiel kommen die Substratbeutel jetzt in Vollfarbausführung anstatt in Grau mit einem Hauch von Farbe. Soweit möglich wird die Farbgebung des alten Designs der Substratbeutel auf das neue Design übertragen. Der Bi Grow Mix erscheint jetzt in hellgrünem Design, der Janeco-Light-Mix hat sich zu Hellblau gewandelt und der Kilomix sticht jetzt, im neuen Design, mit seinem leuchtenden Gelb ins Auge. Die Kokossubstratbeutel haben sich in ein schönes Pink gewandelt und die Hydro Rokz haben eine schöne dunkelblaue Farbe. Worm Manure bekommt nicht nur ein neues Design, sondern auch einen neuen Namen: Worm Delight! Das neue Design von Worm Delight ist durch seine leuchtend rote Farbpalette sehr gut wiederzuerkennen. Nicht zuletzt ist Tammy, das Maskottchen von Atami, auch in jedem Design dargestellt. Falls Sie mit Atami in Kontakt bleiben möchten, besuchen Sie die Website und den Social-Media-Channel von Atami! Webseite: www.atami.eu Facebook: www.facebook.com/AtamiEU/ Tel.: +31 73 522 32 56
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Anwendung von Cannabis als Medizin
Balsam für chronische Schmerzen
Chronische Schmerzen können viele unterschiedliche Ursachen haben. Deshalb gibt es viele Arten, chronische Schmerzen zu lindern. Jahrzehntelang glaubte man, die beste Methode sei die Einnahme schmerzstillender Medikamente. Medizinische Forschungen mit Cannabis zeigten auf, dass der in der Pflanze enthaltene Wirkstoff CBD zum Beispiel Gelenk- und Nervenschmerzen effektiv lindern kann.
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eute wenden zahllose PatientInnen solche Therapien an und setzen dabei unterschiedliche Arten von CBD ein. Auch unsere InterviewpartnerInnen vertreten verschiedene Ansätze. Einige verwenden ganz „traditionell“ die Blüten – die sie schon vorher regelmäßig konsumiert haben –, andere verwenden spezielle CBD-reiche Sorten aus dem Eigenanbau, und wieder andere PatientInnen nutzen ausschließlich CBDÖl. Medijuana: Bei welchen Symptomen bzw. Krankheiten verwendest du Cannabis und wie hast du die Cannabistherapie kennengelernt?
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Anonym: In meinem Fall führten mehr als zwei Jahrzehnte des Arbeitens im Sitzen und die unnatürliche und starke physische Belastung zu einer Entzündung des Ischiasnervs. Ich arbeitete in einem Büro, in dem weder die Stühle und Tische noch die Monitore richtig eingestellt waren. Dazu kamen jeden Monat ein paar Tage, an denen ich im Lager arbeitete, was eine zusätzliche Belastung für meine Wirbelsäule bedeutete. Dies führte schließlich zu schweren Veränderungen der Wirbel am Nacken und in der Hüfte. Dort entstand eine permanente Entzündung der Rückenmarksnerven bzw. des Ischiasnervs.
Das zeigte sich dadurch, dass meine linke Körperhälfte und der linke Arm praktisch ständig taub waren, manchmal so sehr, dass ich nicht laufen konnte, weil ich den Boden unter meinem linken Fuß nicht mehr wahrnahm. Beim Autofahren musste ich oft anhalten, weil ich das Pedal nicht mehr spürte und mein Rücken so sehr schmerzte, dass ich Sterne sah. Als mir das widerfuhr, kannte ich die medizinischen Vorzüge des Cannabis schon aus den Medien. Ich hatte es früher schon konsumiert, wusste aber nicht, dass es auch bei solchen Symptomen helfen kann.
MED: Welche Behandlung hast du vorher bekommen und wie hast du festgestellt, dass CBD die Schmerzen wirksam reduziert? A: Ich hatte vorher keine Behandlung, weil die Ärzte die klassischen Schmerzmittel verschreiben wollten, die ich aber ablehnte, weil ich wusste, dass sie stark abhängig machen. Die Behandlung bestand in erster Linie in der Veränderung meiner Lebensweise: weniger und besser organisierte Büroarbeit, Beschaffung besserer Stühle und Büroeinrichtungen, Ausschluss physischer Belastung bzw. täglich schwimmen gehen und spezielle Wirbelsäulengymnastik. Ich aß kein Fleisch und keine anderen schwer verdaulichen Gerichte mehr, ich nahm ab, um meine Wirbelsäule zu entlasten. Das führte zu einer langsamen Linderung der Symptome, aber mein Zustand war noch nicht als gut zu bezeichnen. Daher begann ich, CBD-Öl zu benutzen, was die Schmerzen schließlich wirkungsvoll linderte und das Taubheitsgefühl vollkommen beseitigte.
MED: In welcher Form und Dosis nimmst du CBD? Welche Sorte und welche Anwendungsmethode benutzt du? A: Momentan nehme ich den zehnprozentigen Hanfextrakt von Medihemp, aber nur, wenn die Schmerzen stärker werden. Am Anfang nahm ich täglich zehn, später fünf Tropfen, aber das verringerte sich innerhalb eines Jahres. Jetzt nehme ich einmal in der Woche fünf Tropfen und habe keine Beschwerden. Wenn meine Wirbelsäule stärker belastet wird, zum Beispiel wenn wir verreisen und ich vier bis fünf Stunden am Steuer sitze, dann nehme ich eine Extradosis. MED: Spürst du beim Gebrauch eine euphorisierende Wirkung (High-Gefühl)? Wenn ja, welchen Einfluss hat sie auf dich im Alltag (Arbeit, Familie, Autofahren und andere Aktivitäten)? Hast du bei der Anwendung irgendwelche Nebenwirkungen festgestellt? A: Am Anfang spürte ich eine gewisse Apathie, der ich keine Bedeutung beimaß, da sie mich nicht behinderte. Ich dachte, das ist Erschöpfung, Müdigkeit. Wie sich später herausstellte, konnte es auch daran gelegen haben, dass das Öl aus einer nicht kontrollierten Quelle stammte. Zuerst bekam ich das zehnprozentige CBD-Öl von einem Bekannten, der sagte, dass es frei von psychoaktiven Bestandteilen sei. Dann stellte sich doch
heraus, dass THC in einer minimalen Menge enthalten war. Ich weiß nicht, wie viel, weil ich lediglich einen Schnelltest machte, der nur das Vorhandensein anzeigt. Das machte mir nur deshalb etwas aus, weil ich annahm, dass kein THC enthalten sei. Ich habe auch keine euphorisierende Wirkung und kein High gespürt, wie früher beim Cannabiskonsum. Aber wie ich erfahren habe, hätte mich das leicht meinen Führerschein kosten können. Dazu kommt, dass ich damals auch in einem Land unterwegs war, wo Medikamente mit THC-Gehalt gesetzlich verboten sind. Ich hatte natürlich ahnungslos mein Öl dabei. Zum Glück bekam ich keine Probleme. MED: Welche Cannabissorte verwendest du und mit welcher Methode wendest du sie an? A: Früher habe ich CBD-reiche Sorten benutzt, am besten hat sich bei mir die Sorte Dutch Passion CBD Kush bewährt (8 % THCund 8 % CBD-Gehalt; Verhältnis 1:1), die ich selbst angebaut habe. Aber die ließ sich nicht gut dosieren und die leicht euphorisierende Wirkung störte mich immer mehr bei der Arbeit. Deshalb bin ich zum CBD-Öl gekommen, das ich seitdem ausschließlich benutze.
text: G. Holland
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VollBlut
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Michka Seeliger-Chatelain
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ährend der Arbeit an der Eagle Bill® Hanfsamensorte waren die Sensi-Seeds-Züchter von einem speziellen Ausdruck der neuen Linie fasziniert und begeistert: hochgewachsen, elegant und überraschend zitronig. Die Pflanzen, die von diesen Hanfsamen heranwuchsen, waren so besonders, dass sehr schnell sehr deutlich wurde, dass Sensi Seeds mit dieser Zuchtlinie die Antwort auf eine Frage gefunden hatte: Welche Cannabissorte wäre es wert, nach der großartigsten Frau im Cannabis-Universum, Michka Seeliger-Chatelain, benannt zu werden? Wie viele Sativa-dominante Hanfsamensorten hat Michka® eine lange Blütezeit und liefert einen Ertrag, der die Extra-Wochen wirklich wert ist, vor allem eher in der Qualität als im Gewicht. Diese Cannabissorte ist definitiv eine, die man „Bud on a stick“ nennen kann! Für GrowerInnen mit etwas Erfahrung kann Michka® sehr gut mit den Sea-of-Green- oder den Screen-of-Green-Techniken wachsen und gedeihen.
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Michka® bildet massige Bud-Formationen, was auf die Silver-Pearl®-Seite der Familie zurückzuführen ist. Trotz der Klassifizierung als Cannabissorte mit mittlerem Ertrag besitzt Michka® die Fähigkeit, mit der Dichte ihrer Blütencluster angenehm zu überraschen. Auch wenn feste Buds vor allem in den letzten paar Wochen der Blüte dazu neigen zu verrotten, zeigt Michka® eine derartig klassische, spiralförmige Sativa-Budformation, dass dies mit ausreichend Umluft nicht zum Problem werden sollte. Erwarten Sie einen durch und durch erhebenden, zerebralen Effekt, gepaart mit einem energetischen High. Wenn Michka® Buds geerntet werden, entströmen ihnen Kopfnoten aus frischer Zitrone und Grapefruit, wenn man sie ganz leicht drückt. Einmal getrocknet, behält Michka® den zitronigen Schwung bei, entwickelt aber auch eine gewisse Süße, die an Obst und nicht unbedingt an Bonbons erinnert, was sie immer wieder zu einem erfrischenden Erlebnis macht, im Joint oder im Verdampfer. (x)
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Canna+Globe
Foto: Péter Korniss
Die ungarische Regierung erklärte kürzlich die Wiederbelebung des traditionellen Hanfanbaus zu einer vordringlichen Aufgabe – dies könnte zur Blüte eines entsprechenden Wirtschaftszweiges führen. Werden parallel dazu auch die mit dem Hanfanbau verbundenen Volkstraditionen in ihren ursprünglichen Formen wiederaufleben?
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bwohl ungarische HanfzüchterInnen zu den besten der Welt gehörten, wurde Hanf in den 1990er Jahren aus der ungarischen Landwirtschaft verdrängt. Die Urheimat der Hanfpflanze ist Mittelasien, nach Europa gelangte sie mit der Völkerwanderung. Die Ungarn kannten sie schon, bevor sie sich im Karpatenbecken ansiedelten. Sie bauten Hanf auf besonderen Nutzflächen an – wegen seiner ölhaltigen Samen
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Cannabis in der ungarischen Folklore
„So hoch soll dein Hanf wachsen“
und zur Herstellung von Fäden. Daran erinnern noch heute zahlreiche geografische Namen, beispielsweise Kenderes, Kendereskert und Kenderesföld (kender = Hanf). Aus Hanffasern wurden schon vor unserer Zeitrechnung Textilien und Seile hergestellt, die viel stärker und wasserbeständiger waren, als das heute vorherrschende Leinengewebe. Sein Samen diente nicht nur als Viehfutter, an vielen Orten in Mitteleuropa wurde auch Öl gepresst, aus dem man mancherorts Hanfbutter herstellte. Die „Volksweisen“ benutzten Hanf zur Behandlung von Krebs, als Schmerzmittel und als Heilmittel gegen Hautallergien. Der „Volksweise“ Ferenc Nagy behandelte mit einem Aufguss aus Hanf, Stutenmolke und Weidenborke „ausgemergelte Lahme“ (vermutlich MS-Kranke). Heilkundige stellten aus Hanf auch Salben gegen allergische Ausschläge und andere „Übel“ her. Ungari-
sche Schamanen setzten Hanf darüber hinaus gegen Appetitlosigkeit und bei magersüchtigen PatientInnen ein. Nach dem Volksglauben muss der Hanfsamen am Faschingsdienstag für die Aussaat vorbereitet werden. An diesem Tag vollführte man hohe Sprünge, tanzte, kochte lange Nudeln in einer Suppe, besuchte viele Leute, streute Hanfstaub in Radspuren, damit der Hanf hoch wachse. Der beste Tag für die Aussaat ist laut Volksglaube der Freitag, und am aussichtsreichsten sei es, wenn sich am Himmel weder Sonne noch Mond zeigten. Man glaubt, dass nackt und schweigend aus einem neuen Tongefäß gesäter Hanf sehr hoch wird. Nach der Tradition bricht am 26. Juli, dem Tag der Heiligen Anna, der Stamm des Hanfs, er wächst dann nicht mehr weiter, sondern wird gelb und kann ausgerissen werden. Legt man grünen Hanf ins Bett, helfe dies gegen Flöhe. Hanfsamen
wurden zum Beispiel auch gegen Verwünschungen eingesetzt. Menschen und Tiere, die von Würmern befallen waren, wurden mit Hanfsamen gefüttert. An Pfingsten ging die Pfingstkönigin von Haus zu Haus. Die großen Mädchen nahmen die Kleinste in ihre Mitte, verschleierten sie und erfreuten mit Gesang, Segenswünschen und Fruchtbarkeitssprüchen die HausbewohnerInnen. „So hoch soll dein Hanf wachsen“, riefen sie dreimal und hoben dabei die Pfingstkönigin in die Höhe. Das Spinnen dauerte den ganzen Winter. Die Arbeit in den Spinnstuben wurde gemeinschaftlich verrichtet. Aus Hanf und
Foto: János Kriza Ethnografische Gesellschaft
Werg wurden Fäden gesponnen, aus denen man Kleider und Bettzeug herstellte. In den Spinnstuben gab es, wenn sich die Möglichkeit bot, Zigeunermusik, man spielte Zither oder Harmonika. Die Mädchen erwarteten die Burschen, die nur eintreten durften, wenn sie das auffordernde Lied hörten: „Komm rein, Liebster, komm rein.“ Am Ende der Spinnsaison buk die Hausherrin Hefeteig, jeder brachte Speisen und Getränke mit, und dann wurde gefeiert. Eine Vielzahl von Worten, die im Zusammenhang mit der Hanfverarbeitung stehen, sind überliefert. Zum Beispiel: tiló, die Breche, mit der die Fasern gebrochen wurden, oder héhej, die Hechel, mit der der Hanf gereinigt wurde.
Im Jahr 2017 startete man in Nord-Ungarn und Siebenbürgen ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen Hanf angebaut und verarbeitet wird. Man beabsichtigt damit, nicht nur das volkstümliche Handwerk, sondern auch die Gemeinschaftsbildung zu fördern. Es entstand eine Datenbank mit 600 ungarischen und 500 siebenbürgischen VolkskünstlerInnen sowie 90 verschiedenen als Volkskunst eingestuften Handwerksprodukten aus Hanf – von Textilien über Lebensmittel bis zu Kosmetik. Produkte, die nun wieder auf den Märkten in Erscheinung treten können.
text: Elvira Biri
Green Sensation
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Black Jack CBD® Die CBD-reiche Version eines Klassikers mit Weihraucharoma
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ie exklusiven High-CBD-Cannabissamen von Sweet Seeds® sind feminisiert, fotoperiodenabhängig und selbstblühend und erfüllen alle Ansprüche des Anbaus im Freien oder im Gewächshaus unter Kunstlicht. Diese CBD-reiche Genetik eignet sich für die Behandlung zahlreicher Krankheiten, da sie die therapeutischen und medizinischen Eigenschaften sowohl von CBD als auch von THC in sich trägt. Black Jack CBD® (SWS68) ist die CBD-reiche Version einer der ersten und beliebtesten Stämme unserer Samenbank. Es ist eine Kreuzung unseres Black Jack® (SWS01) und ausgewählten CBD-reichen Klonen mit Diesel-Vorfahren. Das Verhältnis THC:CBD liegt bei Black Jack CBD® zwischen 1:1 und 1:1,5 und macht die Sorte daher reich an CBD. Dies ist eine ziemlich produktive Sorte mit einer starken Struktur, die typisch für Indica-Sativa-Hybride ist. Die Pflanzen entwickeln eine große Haupt-Cola und Seitentriebe, die zahlreiche Buds guten Kalibers tragen können. Das Aroma ist süßlich, mit einem Hauch von Weihrauch und Andeutungen frischer Limonen. (x)
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Serious 6
Mission erfüllt: Ein neuer Serious-Stern ist geboren!
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ndlich ist es soweit, im Frühjahr 2018 werden die regulären Samen der Sorte Serious 6 zum Verkauf freigegeben in allen Shops, nachdem sie zuvor nur auf der Serious-Seeds-Webseite erhältlich waren. Man kann wohl sagen, dass sie die am längsten erwartete Cannabissorte aller Zeiten ist, denn Simon, der Züchter von Serious Seeds, brauchte zehn geschlagene Jahre, um seine nächste – sechste – Sorte auf den Markt zu bringen: Serious 6. Ihr Erscheinen ist also fast schon ein historisches Ereignis, und die gesamte Cannabiswelt hält den Atem an, voller freudiger Erwartung. Weil jeder Grower verinnerlicht hat, dass Serious Seeds für außergewöhnlich hohe und verlässliche Sortenqualität steht, und Simons Weniger-istmehr-Philosophie in Hinblick auf die Anzahl der Sorten in seinem Portfolio wohlbekannt und hochgeschätzt ist. Seine sehr strengen Sortenzüchtungskriterien sind unerreicht, kein anderer Züchter stellt solch hohe Anforderungen an die Entwicklung einer neuen Sorte. Und deshalb sollte auch die Mission der Erschaffung von Serious 6 ein weiteres Kapitel langer, harter Arbeit für Simon aufschlagen … Denn es stellte sich heraus, dass dieses Züchtungsprojekt ein „zeitaufwändiger Selektions- und Kreuzungsprozess” sein sollte – Simon stand vor der Aufgabe, Genetik aus Kanada und Sativa-Landrassen aus Afrika miteinander zu kombinieren (Letztere stellen den Züchter oftmals vor vertrackte Schwierigkeiten, die Launen der Natur können unbarmherzig zuschlagen) und sie zu einer fein abgestimmten Sorte zu verschmelzen, die frühblühende und produktive, Sativa-dominante Pflanzen mit exzellenter Schimmelresistenz, einem hochindividuellen aromatischen Geruch und kristallklarem Up-High hervorbringt. Zudem verfügt Serious 6 über ein sehr seltenes weiteres Merkmal: Outdoors bringt ungefähr die Hälfte der blühenden Pflanzen wunderhübsche, auffällig rosafarbene Blütennarben hervor. Leider liegt es in ihrer biochemischen Natur, dass sie sich zur Reifezeit genau wie normale Narben braun verfärben. Aber die Grower lieben solche farbenprächtigen Blütenstände einfach, und Serious berichtet über Kunden, die gesagt hätten: „Hey, Mann, ich will diese genial aussehende Pflanze unbedingt in meinem Garten stehen haben!” Dies umso mehr, weil Serious 6 über ein sehr hohes Blüten/Blätter-Verhältnis verfügt (sodass man die Ernteschere fast nicht braucht), sowie die Fähigkeit, erstaunliche
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Harzmengen zu produzieren, die das Harzpotenzial vieler anderer Outdoor-Sorten klar in den Schatten stellen. Und mit einer Reifezeit von Ende September (in holländischen Breitengraden) bei der Mehrzahl der Pflanzen ist sie eine der ersten Outdoor-Sorten, die in einer Freiluftsaison auf die Zielgerade gelangt. In Spanien reift Serious 6 dagegen tendenziell noch deutlich früher, ca. Mitte September oder gar noch eher. Ein weiteres besonderes Merkmal von Serious 6: Obwohl sie in erster Linie als Outdoor-Sorte gedacht ist, eignet sie sich auch hervorragend für Indoor-Kultivierung unter Kunstlicht und benötigt drinnen ungefähr acht Blütewochen bis zur Reife, was sie zu einer sehr vielseitig einsetzbaren Pflanze macht, die für viele verschiedene Grow-Szenarien eingesetzt werden kann. Dieses herausragende botanische Profil zu kreieren, war nur eine der Aufgaben, die Simon zu erfüllen hatte – als er der Markteinführung von Serious 6 vor mehr als acht Jahren bereits sehr nahe war, nach dem Cannabis Cup 2009, konnte ein letzter Indoor-Test sei-
ne Erwartungen überraschenderweise nicht erfüllen. Er berichtet: „Ich ließ eine Gruppe von Indoor-Pflanzen sehr viel länger als empfohlen (über drei Wochen) blühen, und von diesen brachten zwei Exemplare eine oder zwei männliche Blüten hervor. Dies ist eine natürliche Reaktion einer Sinsemilla-Pflanze gegen Ende ihres Lebenszyklus, wenn sie ‚befürchtet‘, dass sie sterben wird, ohne Samen produziert zu haben, ohne zum Fortbestehen der Art beigetragen zu haben. Obwohl sich allgemein die meisten Cannabispflanzen so verhalten, weil es sich um einen Überlebensmechanismus handelt, der sich im Laufe der Evolution der Cannabispflanze als erfolgreich erwiesen hat, möchte ich keine Sorte auf den Markt bringen, die, sei es auch nur in geringstem Ausmaß, hermaphroditisch werden kann. So mussten wir also ganz zum Anfang zurückkehren und neuerlich eine Selektion geeigneter Elternpflanzen vornehmen und diese kombinieren.” Was am Ende bedeutete, dass das Serious-6-Züchtungsprojekt weitere drei Jahre fortgeführt werden musste, denn das Problem war folgendes: Outdoor-Pflan-
zen kann man nur einmal im Jahr testen. In den Sommerjahren 2010–2012 testete Simon also verschiedene neue Serious-6-Elternkombinationen, bis er schließlich die ultimative Verbindung fand, die alle Stresstests ohne Beanstandungen absolvierte. Die Verkündung der Markteinführung von Serious 6 geht also mit einiger Erleichterung und einigem Stolz einher nach diesem langen und schwierigen Züchtungsprozess. GeschmacksliebhaberInnen werden sich über die neuartige Kombination von Aromen freuen, die Simon mit Serious 6 kreiert hat: „Der Geschmack scheint schichtartig aufgebaut zu sein, beispielsweise aus Zitrus- und Anisnoten bestehend“, aber diese komplexe, tiefgründige Sorte kann laut Serious Seeds auch noch weit komplexere Aromen produzieren. Simon und sein Team preisen ihre sechste Sorte als angenehm erfrischende Sativa-Alternative zu all jenen schweren Couchlock-Kushsorten, die gegenwärtig den Sortenmarkt dominieren. Und Serious 6 kommt mit breiter THC-Brust daher: Anlässlich der Spannabis 2013 wurde sie vom Canna-Labor auf 16,974 % THC getestet, 17 % also, womit Serious 6 die Sorte mit dem höchsten an diesem Tag getesteten THCGehalt war. Ihr High bewirkt einen feinsinnigen, inspirierenden Sativa-Kopfkick mit kristallklarem Flash, ihre energiegeladenen Vibrationen elektrisieren den Konsumenten und beflügeln die Kreativität und jegliche Art von Aktivtäten, gleich ob Tanzen, Kochen, Malen oder – Küssen … Der Doc fühlte sich hochgeehrt, dass er auserwählt wurde, den allerersten Serious6-Indoorgrow außerhalb der Züchtungsräume von Serious Seeds durchzuführen. Er erhielt fünf feminisierte Samen, die nach drei Tagen allesamt gesund und kräftig gekeimt waren. Der Doc pflanzte sie direkt in 11-Liter-Töpfe, befüllt mit Plagron Standard Mix
plus 5 % Blähtonkugeln und Hornspänen. Das Wachstum der Pflanzen war von Anfang an exzellent, sehr wüchsig, mit vielen Seitentriebsansätzen, die alsbald aus den Nodien hervorsprossen. Gegen Ende der Wachstumsphase, nach drei Wochen, waren jedoch einige Unterschiede bei der Blattform und Höhe zutage getreten: Zwei der fünf Plants waren flachwüchsiger und kompakter als die anderen drei und produzierten auch breitere Blätter, hier hatte der geringe Indica-Anteil von Serious 6 also einen stärkeren Einfluss auf den Phänotyp. Bereit drei Tage nachdem der Doc durch Verkürzung der täglichen Lichtperiode von 18/6 auf 12/12 die Blüte eingeleitet hatte, zeigten sich bei drei Pflanzen die ersten weiblichen Vorblüten, und zwei Tage später offenbarten auch die anderen zwei ihre weibliche Natur. Nach drei Blütewochen hatten alle fünf Pflanzen an den Spitzen und entlang der Zweige die ersten „Röschen“ produziert und streckten sich munter weiter. Eine Woche später war der Streckungseffekt dann zum Erliegen gekommen. Der Doc berichtet: „Die beiden verschiedenen Phänotypen haben sich nun sehr klar herausgebildet, es geht hier aber nur um die Höhe, das Blühmuster ist bei allen Plants identisch oder zumindest sehr ähnlich, es zeigt ein sehr hohes Blüten/Blätter-Verhältnis, zur Schau getragen von dichten Blütenclustern junger Kelche. Was bei mir aber besonders freudige Erregung auslöst, ist die Tatsache, dass zwei der Pflanzen in der oberen Blütenregion einige rosafarbene Narben gebildet haben! Wow, das hat mich echt überrascht, weil ich vermutet hatte, dass diese Farbgebung nur in kälterem Klima auftritt. Die Pflanzen verschwenden bei der Harzproduktion absolut keine Zeit, die jungen Blütenstände glitzern dank der ersten Lagen silbrig-weißer Trichome bereits hübsch.“
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VollBlut Nach sechs Blütewochen hatten die Serious-6-Buds in Sachen Volumen, Dichte und Harzigkeit heftig zugelegt. Und sie verströmten tatsächlich einen ungewöhnlichen, köstlich süßen Duft; wie von Simon beschrieben, roch der Doc klar definierte Zitrus- und Anisnoten heraus, was ihn begeisterte. Eine Woche später war er verblüfft über die eindrucksvolle Größe und Dicke der Buds: „Dies sind außergewöhnliche Dimensionen“, schwärmte er und bemerkte, dass die Pflanzen sich nun auf die Zielgerade begaben und wahrscheinlich nur noch ein bis zwei Wochen bis zur Reife haben würden. The Doc stellte indessen fest, dass Serious 6 offenbar keine allzu hohen Düngergaben mag und anfällig für Überdüngung ist – bereits bei den vom Doc verabreichten regulären Düngerdosierungen mit einem EC-Wert von 1,6–1,8 mS reagierten einige der Pflanzen mit leichten Blattschäden. Nichts Dramatisches, und die Buds selbst waren davon nicht betroffen, aber The Doc wird sich das für den nächsten Serious-6-Grow natürlich merken. Wie vermutet, konnte er die ersten beiden Pflanzen nach acht Blütewochen ernten, und dies waren erwartungsgemäß die niedriger gewachsenen Plants mit mehr IndicaEinfluss, nur 75 und 90 cm hoch und sehr kompakt, von unten bis oben mit dicken und dichten, üppig mit Harz überzogenen Buds besetzt. Eine Woche später – es stellte sich also heraus, dass die Blütezeit von Serious 6 indoors auch acht bis neun Wochen betragen kann – folgten die verbliebenen drei Pflanzen, von denen das längste Exemplar (130 cm) den Doc stark an Kali Mist erinnerte. Die anderen beiden maßen 107 und 116 cm. Alle fünf Pflanzen hatten ein sehr hohes Blüten/Blätter-Verhältnis ausgebildet, unzählige kleine Kelche gruppierten sich eng zu großen festen Buds zusammen. The Doc war nicht überrascht, dass die harzigsten Serious-6-Buds nicht ganz oben an den Pflanzen saßen, sondern eher in der Mitte – ein Umstand, den er auch bei anderen Sorten schon oft erlebt hat. Jener hochindividuelle, komplexe süße Geruch, der bei allen Pflanzen identisch oder sehr ähnlich war, hatte am Ende große Intensität erlangt, und The Doc freute sich auf ein mutmaßlich entsprechend großartiges Geschmackserlebnis. Er raste quasi durch die Erntearbeit, weil der geringe Blattbesatz der Buds nur hier und da einige Schnitte erforderte. Nachdem er seine heiß bewunderten Serious-6-Buds schonend getrocknet hatte, legte er sie auf die Waage, und seine hohen Erwartungen sollten erfüllt werden: Die fünf Plants hatten 82, 91, 96, 103 und 108 Gramm abgeworfen – was für ein sensationelles Indoor-Ergebnis für eine Sorte, die unter natürlichem Licht gezüchtet wurde! Zu Docs Überraschung waren einige der rosafarbenen Narben auch nach der Trocknung rosa geblieben. Das Bes56
te sollte aber noch kommen … The Doc zündete sich feierlich seine allererste Serious6-Tüte an. Es dauerte nicht lange, genauer gesagt, bis er einen Zug getan hatte, als sich ein stark kribbelnder Sativa-Flash in seinen Kopf beamte und dort eine energetisierende und euphorische Wirkung hervorrief. Je mehr Serious 6 er rauchte, desto revitalisierter, aktivierter und glücklicher fühlte sich The Doc, bis er sich dazu entschloss, den Hund spazieren zu führen. Davor hatte ihn der Konsum schweren Kush-Grases an diesem Tag faul und bequem gemacht … in seinem Fall wurde also genau das wahr, was
Simon über Serious 6 sagt: dass ihre erfrischende Sativa-Power eine gute Alternative und offenkundig auch effektive „Heilung“ nach dem Konsum schwerer Kush-Sorten sei. Serious 6 schneidet mit Leichtigkeit quer durch die Kush-Trägheit und gibt dem Smoker seine Vitalität zurück. Dieser vom Doc hochgeschätzte aktivierende Sativa-Effekt dauerte etwa anderthalb Stunden an und verging dann allmählich. Trotz der teilweise gegebenen Unterschiedlichkeit im Phänotyp bewirkten die Buds aller fünf Pflanzen genau dieses energiegeladene Up-High. Gleichheit bestand auch beim Geschmack: The Doc genoss die sehr charismatische und aromatische Süße der Serious-6-Buds, die ihre Zitrus- und Anisnoten auch nach der Trocknung bewahrt hatten und einen wunderbar süßen und milden Flavour offenbarten, der von jenen beiden Aromen dominiert wurde und nach dem Inhalieren einige Zeit auf dem Gaumen verweilte. „Was für eine geniale Sorte, Serious 6 war wirklich jedes einzelne Jahr des Wartens auf sie wert“, lobte The Doc. „Sie ist in jeder Hinsicht so besonders und lohnenswert, dass ich mich nur vor Simon verbeugen und meine Glückwünsche dazu aussprechen kann, dass er diese tolle sechste Serious-Sorte erschaffen hat. Sie ist zweifellos das neue schillernde Juwel in seinem Sortiment, nach dem wir uns alle gesehnt haben, ein neuer Stern ist geboren!“
text: G.B.I.
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Remo Chemo, das Dina-Girl des Jahres
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ns Ranking der High-Times-Liste der besten Sorten des Jahres aufgenommen zu werden, ist in etwa so, wie wenn eine Firma im Forbes-Ranking genannt wird. Und Remo Chemo hat es gleich in ihrem ersten Lebensjahr in diese Liste geschafft! Profesor O.G., leitender Breeder unseres Hauses, spürte, dass die KonsumentInnen nur auf diese neue Genetik gewartet hatten, obwohl sie das selbst noch nicht wussten. Also tüftelte er gemeinsam mit The Urban Grower Remo und dessen Team liebevoll und hoch konzentriert, bis ein wahres Cannabis-Ungeheuer das Licht der Welt erblickt hatte: mit hohem THC-Gehalt, der todsicher gegen Muskelschmerzen oder Appetitlosigkeit wirkt, sowie mit erstklassigem Kush-Geruch. Remo Chemo ist seit weniger als einem halben Jahr auf dem Markt und wächst bereits jetzt zur absoluten Top-Sorte. Zwei
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erste Preise hat sie bereits abgeräumt – 1. Preis in der Kategorie „Indica“ bei der Expogrow 2017 (Spanien) und nochmals ein 1. Preis in der Kategorie „Indica“ beim Karma Cup 2017 (Kanada) – und es gar in die Liste der Top-10-Strains of 2017 der Zeitschrift High Times geschafft. Solche Podiumsplätze lassen keinen Raum für Zweifel: Remo Chemo ist ein absoluter Champion. Warum? Ganz einfach: Diese Sorte ist nicht nur potent, super produktiv und terpenhaltig (mit einem Kush-Aroma, das Kush-Fans im siebten Himmel schweben lassen wird), sondern wartet auch mit therapeutischen Eigenschaften sowie sensationellen Formen und Farben auf. Unser Breeder Profesor O.G. und der berühmte Urban Grower Remo begannen 2016 mit der Arbeit an der Genetik. Beide wollten den amerikanischen Kush-Geruch nach Europa bringen und wussten genau, was sie zu
tun hatten. Remo, der narkotische und beruhigende Sorten liebt, die ihm gegen seine chronischen Rückenschmerzen helfen, wählte eins seiner Lieblingsmädels im Hanfgarten, und Profesor O.G. war dafür zuständig, die auserkorene Genetik zu feminisieren und zu stabilisieren. 2017 drehte sich das Angebot von Dinafem Seeds zwar vor allem um ausgewogene, einfach anzubauende Sorten – unter anderem kamen automatische Genetiken mit CBD-Gehalt auf den Markt –, doch das Breeding-Team wollte unbedingt auch eine potente, geruchsintensive und produktive Marihuana-Hybride dabeihaben. Und wenn ihr die großen, duftenden Buds von Remo Chemo erst selbst in den Händen haltet, werdet ihr sehen, dass sich unsere Suche nach einer außergewöhnlichen Indica gelohnt hat. Für 2017 ruht daher der ganze Stolz unseres Hauses auf diesem Dinafem-Girl. (x)
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AMS (Anti-Mold-Strain) Der Outdoor-Champion 40 % SATIVA – 60 % INDICA THC: 19,05 % CBD: 0,17 % CBN: 0,14 % Genetik: Schweizer Sativa x Schweizer Indica
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MS ist ein sehr leistungsfähiger Hybride mit einer sehr hohen Widerstandsfähigkeit gegen Schimmel und Budrot. Seine Genetik stammt aus der Schweiz und ist die Kreuzung einer Schweizer Sativa-Sorte mit einer Indica aus dem Kanton Tessin. Das Resultat ist eine Indica-dominante Pflanze mit süßlichem, sehr komplexem Geschmack, einer starken Wirkung auf den Körper und einem intensiven Kopf-High. Die Pflanze ist mittelgroß, die Zweige sind sehr stark und unterstützen die schweren Blüten optimal. Lässt man sie ungestört wachsen, hat die Pflanze eine typisch konische Form. Die Internodien sind im Durchschnitt zwischen sechs und zehn Zentimetern lang, die Blätter sind dunkelgrün und dick. Die Blattfinger überlappen leicht, was auf die Dominanz der Indica hinweist. Die Struktur der Blüten ist sehr kompakt. Die Calyxen sind rund und haben pink-bräunliche Härchen. Das Calyx-Blatt-Verhältnis ist ausgeglichen. AMS erreicht im Durchschnitt THC-Werte um 15 Prozent, was diese Sorte sehr interessant für PatientInnenen macht. Der Geruch der AMS ist sehr stark, dabei süßlich und würzig zugleich. Der süßliche Indica-Geschmack ist dominant, aber der würzige 60
Sativa-Geschmack macht die Sorte sehr ausgeglichen. AMS wächst sehr schnell und ist gut geeignet für AnfängerInnen. Seine starken Fasern machen die Sorte sehr geeignet für den Outdoor-Anbau. Wir haben die Widerstandsfähigkeit der AMS gegen Schimmel in den feuchten Tälern der Schweiz getestet, in denen Nebel und Regen eine echte Gefahr für die Buds sind. Die Resultate waren ausgezeichnet: mit weniger als der Hälfte an Schäden im Vergleich zu anderen Sorten. Der hohe Ertrag dieser Sorte macht sie auch sehr geeignet für den IndoorAnbau. AMS hat eine Blütezeit von neun Wochen, kann jedoch für den kommerziellen Gebrauch bereits nach acht Wochen geerntet werden. Die Colas sind lang und dicht und der maximale Ertrag ist nach acht Wochen erreicht, die neunte Woche bringt das komplexe Bouquet und eine intensivere Wirkung zum Vorschein. Wir von der Green House Seed Company empfehlen immer, die Pflanzen reifen zu lassen, bis sie maximalen Geschmack und Wirkung ausgebildet haben. Wir empfehlen, AMS auf Erde anzubauen, da der Geschmack hier am besten ist. Auf hydroponischen Systemen kann jedoch der höchste Ertrag erzielt werden. In der nördlichen Hemisphäre ist die Pflanze Ende September bis Anfang Oktober erntereif. Die feminisierten Samen ermöglichen indoor wie outdoor maximale Effizienz. Sie sind erhältlich in Verpackungen mit drei, fünf oder zehn Samen; zu finden ist AMS in der Hybrid-Sparte des Katalogs der Green House Seed Co. (x)
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CANNA Terra Professional Plus CANNA Terra Professional Plus ist der natürlichste und reinste Erdmix, den man sich für die Pflanzenzucht vorstellen kann. Die besten Ergebnisse erzielt man in Kombination mit CANNA Terra Dünger. Die Zusammensetzung ist speziell für den Innenanbau ausgelegt. Natürlich ist sie auch für den Außenanbau sehr gut geeignet. Vorteile von CANNA Terra Professional Plus – CANNA Terra Professional Plus ist aus luftigem Moostorf und Stücken aus Baumrinde, die antiseptisch wirken, hergestellt. Ein außergewöhnliches Wurzelwachstum und die Ausbildung dickerer Stämme werden dadurch gefördert. – Durch einen schnelleren Stoffwechsel und eine niedrigere Krankheitsanfälligkeit sichert dies eine gesteigerte Produktion. – Für die Langzeitkontrolle ist das Medium durch Zugabe von Kalk für mindestens einen Wachstumszyklus ph-Wert-justiert. Es ist darüber hinaus mit einem Mineraldünger vorbehandelt, der das Anfangsniveau so korrigiert, dass nahtlos mit den CANNA Terra Düngern weitergearbeitet werden kann. – Die spezielle Struktur ermöglicht eine optimale Verteilung von Wasser und Luft im Medium. – CANNA Terra Professional Plus enthält Spurenelemente und Chelate, die die Pflanze während des Wachstums schützen.
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A’la Canna
Amla (Emblica officinalis), auch bekannt als indische Stachelbeere, Amalaki oder Vayastha, ist die Frucht eines indischen Baumes und die wichtigste Heilpflanze des Ayurveda. Der Sanskrit-Name bedeutet: „das beste Heilmittel“. In Indien hält man Amla für das Gold unter den Heilpflanzen. Der Baum wird als heilig verehrt, man hält ihn für den Wohnort der Göttin des Überflusses.
text: H.S.V. 62
Das beste Heilmittel
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Amla – die Götterfrucht
egen der positiven Wirkungen auf Haare und Haut findet Amla in breiten Kreisen äußerliche Anwendung; aber auch eine innerliche Anwendung ist möglich – zur Stärkung der Abwehr, zur Entzündungshemmung, als Antioxidans oder Aphrodisiakum. In ihrer Heimat benutzt man Amla beim Baden, beim Waschen der Kleider und beim Spülen der Küchengerätschaften. In der traditionellen indischen Medizin werden alle Teile der Pflanze verwendet: Früchte, Samen, Blätter, Wurzeln, Rinde und Blüten. Sie finden in verschiedenen ayurvedischen Präparaten Verwendung. Für die Kosmetik werden frische und getrocknete Früchte verwendet. Die Frucht enthält eine große Menge an Vitamin C, zwanzigmal so viel wie eine Orange. Zudem reichlich Polyphenole, Tannine, Antioxidantien und Mineralstoffe, die dem Erhalt der Gesundheit dienen. Weit verbreitet ist der äußerliche Gebrauch für kosmetische Zwecke. Zur Hautpflege nutzt man Amla erster Linie wegen ihrer Wirkung gegen Falten, zur Erneuerung der Zellen, als Antioxidans, als Vitamingabe
und zum Tonisieren. Amla reinigt die Haut, verleiht ihr Glanz, verkleinert die Poren und stärkt Nägel und Haare. Amlapulver ist ein gutes Hautreinigungsmittel, ein fantastisches Mittel für das Peeling; aus ihm kann ein antibakterielles, straffendes Reinigungsmittel hergestellt werden.
Der hohe Ascorbinsäuregehalt löst die abgestorbenen Hautschichten und die Teilchen des Amlasamens wirken leicht scheuernd.
Anwendung zur Hautreinigung • Einen Esslöffel Amlapulver mit warmem Wasser (Hydrolat) verrühren, eventuell Zugabe von ätherischen Ölen; • die Masse in die Gesichtshaut einmassieren und bis zu 10 Minuten einwirken lassen; • dann gründlich mit Wasser abwaschen; anschließend kann man Rosenwasser benutzen. Lässt sich am ganzen Körper als Packung verwenden. Hellt die Haut auf, beseitigt Unreinheiten und abgestorbene Hautpartikel. Amla lässt sich sehr effektiv als Haarfestiger einsetzen, es macht die Haare bruchfester, hilft auch gegen Haarausfall und frühes Ergrauen. Es reinigt Haare und Kopfhaut, beugt Schuppen und Entzündungen vor, betont die natürlichen Wellen des Haars, gibt ihm Schwung. Eine regelmäßige Anwendung verhindert, dass das Haar seinen natürlichen Glanz verliert. Es stärkt auch die Haarwurzeln, beruhigt die Kopfhaut, beugt Entzündungen vor.
Tipps zum Tönen mit Henna Amla macht Haarfärbemittel außerordentlich cremig und erleichtert damit den Gebrauch. Henna macht es lebhafter: Durch die Zugabe von 10 % Amlapulver wird die Farbe des pflanzlichen Mittels Henna noch intensiver. Wenn wir Amla zu einer Henna-IndigoMischung geben, bekommen wir ein kühleres, dunkleres Braun. In diesem Fall ersetzen wir 1/4 des Hennas durch Amla und rühren dann die entsprechende Menge Indigo ein (zum Beispiel drei Teile Henna, ein Teil Amla, zwei Teile Indigo).
Bekannte Heilwirkungen von Amla: • immunmodulierend; stärkt die Selbstheilungskräfte des Organismus • entschleunigt das Altern, verstärkt die Regenerierung des Gewebes • stimuliert die mentale Entwicklung • säurebindend • entzündungshemmend, fiebersenkend, antibakteriell • blutreinigend, entgiftend • blutzuckersenkend • verdauungsfördernd, appetitanregend • abführend • schützt die Leber • blutungsstillend • antioxidans • herzstärkend • sättigend; führt Vitamine und Mineralstoffe zu • augenheilend • Aphrodisiakum; steigert die Vitalität • harmonisierende Wirkung auf den gesamten Organismus
Herstellung eines natürlichen Shampoos
Als Festiger nach dem Haarewaschen
• Wir benötigen (je nach Haarlänge) 1 bis 2 Esslöffel Amlapulver; • unter Zugabe von kochendem Wasser rühren, bis wir eine homogene Masse erhalten; • auf Körpertemperatur abkühlen lassen; • dann auf das nasse Haar auftragen und 10–15 Minuten einwirken lassen. (Je länger wir sie einwirken lassen, desto intensiver die Wirkung.) Ein fantastisches haarfestigendes Shampoo erhalten wir, wenn wir Amla mit dem Pulver von Shikakai (Acacia concinna) und Waschnuss (Sapindus mukorossi) im Verhältnis 1/3 zu 1/3 mischen, dann mit der nötigen Menge Wasser verdünnt über Nacht stehen lassen. Am Morgen waschen wir die Haare mit diesem Gemisch und wiederholen dies alle drei bis vier Tage beziehungsweise nach Bedarf.
• Je nach Länge der Haare vermischen wir 1 bis 2 Esslöffel Pulver mit kochendem Wasser, bis wir eine Paste mittlerer Konsistenz erhalten; • wenn sie erkaltet ist, auf das nasse Haar und die Kopfhaut auftragen; • 10–15 Minuten einwirken lassen, dann mit reinem Wasser ausspülen; • mit einer Einwirkzeit von 30 Minuten oder unter Zugabe von Zimtkassie (Cinnamomum cassia) lässt sich die wohltuende Wirkung steigern. Achtung: Helles Haar wird bei regelmäßiger Nutzung eventuell dunkler! Trockenshampoos reinigen Kopfhaut und Haare schonend und gründlich, ohne das natürliche Gleichgewicht der Haut zu stören. Sie sind ideal bei empfindlicher Haut und daher das beste alternative Shampoo für Menschen, die zu Allergien neigen und deshalb gängige Reinigungsmittel meiden.
Herstellung von Mehrzweckamlaöl (Mazeratum)
• 10 g Amla mit 100 ml Öl mischen; • mindestens 24 Stunden stehen lassen, von Zeit zu Zeit schütteln; • durch ein Sieb gießen und in ein steriles Fläschlein füllen. Es lässt sich längere Zeit aufbewahren. Ohne Zugaben verwendbar für Gesichtshaut, Haare, den Körper (als Massageöl), aber auch als Grundstoff für selbst gemachte Kosmetika (Gesichtscreme, Packungen, Serum). Man bekommt auch fertiges Haaröl, das Amla oder andere Heilpflanzen enthält, passend zum Haartyp. Shampoo und Balsam mit Amla gibt es auch schon im Handel. 63