Medijuana 5

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Nr. 5/2012 Nov-Dez

Medical & Harm Reduction Magazine

PRO & CONTRA Cannabis in der Medizin

GRAS UND DOPING Spitzensportler und Marihuana

EIN MEDIZINALHANF-DEALER IM KREUZVERHÖR ZEREMONIELLE BEWUSSTSEINSERWEITERUNG In memoriam Professor Thomas Szasz

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ALSO

Medical Medical && Harm Harm Reduction Reduction Magazine Magazine

Nach der Cultiva ir können feststellen, das wir ein erfolgreiches Jahr hinter uns haben, und es ist noch längst nicht vorbei. Im Frühling haben wir begonnen, Medijuana herauszugeben, und die Wiener Hanfmesse im Oktober war ein würdiger Abschluss des ersten Jahres. Medijuana war der Hauptsponzor dieser monumentalen Veranstaltung. Die Erfahrung dieser 3 Tage ist, dass nicht nur euch Lesern, sondern auch den Sponsoren und den Fach- und Zivilorganisationen gefällt, was sie sehen. Viele kamen zu uns, um zu gratulieren und haben uns auch mitgeteilt, welche persönliche Gründe und Motivationen sie zum Beispiel zum medizinischen Marihuana geführt haben. Viele bedankten sich für die präsentierten Artikel und deren gute Qualität. CAM bat um unsere Zustimmung dazu, dass sie aus der Zeitung samt Titelblatt die Interviews mit Kurt Blaas und Rick Simpson in verkürzter Form verbreiten dürfen. Ein Mann erzählte über seinen krebskranken Bruder, der durch uns die Webseite phoenixtears.com fand und sein Zustand sich mit Hilfe des Cannabis-Auszugs verbessert hat. Eine Dame bekam Hinweise, wie sie einen Interessenschutzverband, der aus Eltern von Kinder mit DravetSyndrom besteht, erreichen kann. Herstellerguru Jorge Cervantes – Ehrengast der Cultiva – gratulierte zur Konzeption und wir freuten uns sehr, als er Medijuana im seinem Video für die Zuschauer des jorgecervantes.tv würdigte. Die Besitzer und Mitarbeiter der Growshops informierten uns darüber, dass die Kunden das Magazin sehr mögen und Medijuana sogar auch sammeln, was eine große Ehre für ein kostenloses Blatt ist. “Medijuana garden lounge” hatte ebenfalls Erfolg, und die Musik im Gartenzelt fand großen Anklang. Vielleicht strahlt dieser Artikel große Zufriedenheit aus, aber keinesfalls Hochmut. 3 Tage lang haben wir ausschließlich nur positive Feedbacks bekommen, was den Entschluss stärkte, dass wir in der Zukunft mit noch mehr Kraft, Willen und Hingabe arbeiten, damit es auch so bleibt. Die Leserzahl von Medijuana in Österreich erreichte gewiss die Zehntausend, aber wir hoffen, dass es noch mehr werden. Um das zu erreichen, stellten wir diesmal ein buntes inhaltsreiches Magazin zusammen, in dem wir natürlich über Cultiva berichten, aber nicht so ausführlich. Bilder gibt es desto mehr. Ihr könnt vieles über den Zustand der medizinischen Marihuanaapotheken in Californien erfahren, so wie über das Verhältnis von Gras und Spitzensportler. Wir untehielten uns mit zwei Berliner Ärzten, zwar anonym, aber sie teilten uns ihre Meinung über die Verwendung von Cannabis in der Therapie und dessen Vertrieb mit. Interessanterweise erfuhren wir, dass die interviewte Ärztin dem Medizinalhanf durchaus positiv gegenübersteht, während der von uns befragte Arzt das Cannabis eher skeptisch sieht. Danach stellen wir einen Deutschen vor, der nach seiner Aussage nur solche Patienten mit Marihuana versorgt, die aus irgendeiner Grund Marihuana nicht anbauen können oder wollen und die aus irgendeinem Grund von den deutschen Behörden den Status “medizinischer Cannabis-Patient” nicht bekommen. Es gibt viele solche Patienten, denn von den 80 Millionen Deutschen bekommen zur Zeit nicht mehr als 70 registrierte Patienten legal die Medikamente. Wir gedenken in dieser Ausgabe zwei großartigen Menschen, dem 70 Jahre alten niederländischen Psychiater Frederik Polak und dem vor Kurzem verstorbenen Professor Thomas Szasz. Über ihre Person und Tätigkeit könnte man nur in Superlativen sprechen, kurz und knapp über sie zu schreiben, ist gar nicht so einfach. Sie verfügen über die höchsten Fachkenntnisse und sind die besten Vertreter der wissenschaftlichen Kreise, die das globale Drogenverbotsystem und den Drogenkrieg hartnäckig und entschlossen kritisieren. Auch diesmal berichten wir über einige nteressante Cannabisarten, und wir veröffentlichen einen interessanten Artikel über Familienbetriebe, die ein hydroponisches Anbausystem verwenden. Hoffentlich wird Euch unsere Ausgabe gefallen.

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Cover image: Kali Mist (Serious Seeds)

Der Redakteur

INDEX BABYLON GROW BIO NOVA BUSHDOCTOR

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CANNAFEST

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EUPHORIA SHOP

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FLYING DUTCHMEN

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HANF im GLÜCK

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HUG’s

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INDRAS PLANET

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MANDALA SEEDS

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MR. SMART

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NACHTSCHATTEN VERLAG

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PARADISE GROW

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PLAGRON

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SENSI SEEDS CO.

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SERIOUS SEEDS

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MEDI+GREEN DUNEDIN-STUDIE: CANNABIS IST SICHER FÜR ERWACHSENE

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“HANF STATT DAMPF” ZOG AM 8. SEPTEMBER DURCH KÖLN IMMER SCHÖN DISKRET BLEIBEN

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AUF EINEN ZUG AUF FACEBOOK LEGALISIEREN

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Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot Martin Müncheberg

UNZUVERLÄSSIGER THC-TEST MIT DER MUTTERMILCH AUFGESOGEN

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HEILENDER HANF AUS DEM HEILIGEN LANDE

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PROFESSOREN FÜR DIE LEGALISIERUNG

IMPRESSUM

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Noucetta Kehdi, Tomas Kardos Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photo: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: Peter Perjesi CK & MEDIJUANA PUBLISHING

CANNA+GLOBE

KN Advertising s.r.o. 945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20.

CULTIVA 2012

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E-mail: medijuana.at@gmail.com

POLAK WURDE 70

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Web: www.ckmedijuana.info

VERLÄNGERTE ÖFFNUNGSZEITEN

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Die Hanfapotheken in Los Angeles sind noch einmal davongekommen GRAS UND DOPING

EXPERTEN

20–22

Spitzensportler und Marihuana

MEDIZIN CANNABIS IN DER MEDIZIN

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Pro & Contra EIN MEDIZINALHANF-DEALER IM KREUZVERHÖR

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MEDI+GREEN STRESSFREIE TRÄUME

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LEGALES GRAS FÜR TEENIES?

VOLLBLUT FRUITYLICIOUS: DIE BACKSTORY

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GROW FAMILY FARMS – UNABHÄNGIGE EIGENPRODUKTION

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VOLLBLUT WARLOCK

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EARLY SKUNK

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CANNA+GLOBE VERBOTENES GOLDENES ZEITALTER

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Vergangenheit und Gegenwart der LSD-Therapien ZEREMONIELLE BEWUSSTSEINSERWEITERUNG In memoriam Professor Thomas Szasz

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den Inhaber des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes - ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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MEDI+GREEN

Dunedin-Studie: Cannabis ist sicher für Erwachsene nde August berichteten deutsche Massenmedien von einer Studie, die von einer internationalen Forschergruppe in Neuseeland durchgeführt worden war. Die Forscher hatten 1.037 Einwohner der Stadt Dunedin von der Geburt bis zum 38. Lebensjahr begleitet und herausgefunden, dass der Beginn eines starken Cannabiskonsums vor dem 18. Lebensjahr (welcher danach 10-20 Jahre lang fortgesetzt wird) mit einer reduzierten Intelligenz im späteren Leben verbunden ist. Begann der Konsum jedoch erst nach dem 18. Lebensjahr, wurde die Intelligenz nicht beeinflusst. Von dieser Tatsache war in den deutschen Presseberichten jedoch nichts zu lesen – in den meisten Fällen wurde die sinnentstellende Nachricht der deutschen Presseagentur unter der Überschrift “Kiffen macht dumm” abgedruckt. Auch viele TV-Sender erhoben diese Überschrift zur Nachricht und verfälschten so durch Verallgemeinerung den tatsächlichen Inhalt. Daraufhin verschickte der ACM eine eigene Pressemitteilung und stellte darin einmal die gute Nachricht der Studie heraus: Regelmäßiger Cannabiskonsum bei Erwachsenen beeinträchtigt weder die Konzentrationsfähigkeit noch die geistige Leistungsfähigkeit. Eine Abnahme der Intelligenz tritt nur dann ein, wenn bereits vor dem 18. Lebensjahr eine Abhängigkeit bestand. Beginnt der Konsum erst nach dem 18. Lebensjahr, so hat dieser (selbst bei einer starken Nutzung von Cannabis) keine negativen Auswirkungen auf Intelligenz, Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis. Dieses Ergebnis hat auch weitreichende Folgen für den Einsatz von Cannabis als Me-

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dizin, denn so kann die therapeutische Verwendung von Cannabis erstmals als “sicher” bezeichnet werden. “Das Ergebnis ist eine gute Nachricht für alle Patienten, die Medikamente auf Cannabisbasis verwenden”, erklärte Dr. Franjo Grotenhermen, und: “Eine mäßig starke Cannabisverwendung wie beim medizinischen Einsatz sowie die Verwendung der Droge durch Erwachsene geht nicht mit messbaren Beeinträchtigungen einher.” Gleichzeitig kritisierte Grotenhermen die stark verkürzte Wiedergabe der Studienergebnisse in den Medien. “Die Überschrift ‚Kiffen macht dumm” entspricht nicht dem, was die Wissenschaftler über Jahre hinweg herausfanden und lässt die positiven Aspekte der Ergebnisse völlig außen vor.”

“Hanf statt Dampf” zog am 8. September durch Köln a dem “Cannabis Colognia e.V.” die Durchführung der “1. Kölner Dampfparade” unter dem Motto “Cannabis ist Medizin!” untersagt worden war, sprang Jost Leßmann vom ”Grüne-Hilfe e.V.” ein und meldete ersatzweise die Demo “Hanf statt Dampf” an. Termin, Ort und Motto blieben gleich, und so konnte am 8. September dann doch für Cannabis als Medizin in Köln demonstriert werden. Bereits ab 11.30 Uhr versammelten sich die ersten Teilnehmer am Rudolfplatz, um den Eröffnungsansprachen zu lauschen – gegen 12.30 Uhr setzte sich die Demonstration in Bewegung. Das Wetter war prima, und dementsprechend viele Menschen waren entlang der Strecke unterwegs und nahmen

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die Legalize!-Demo und ihre Forderungen wahr. Der etwa 150 Menschen umfassende Demonstrationszug transportierte nicht zuletzt dank der auf einem Paradewagen auflegenden DJs eine ausgelassene Stimmung, und als der Zug schließlich den Heumarkt (das Gelände der Abschlusskundgebung) erreichte, waren hier bereits viele Menschen vor Ort und betrachteten das bunte Treiben der Hanffreunde. Diese leisteten nicht nur notwendige Aufklärungsarbeit, sondern führten auch eine Verlosung von gestifteten Bongs, CDs und Raucherutensilien durch. Die Polizei trat kaum in Erscheinung, und so war die Veranstaltung, die gegen 18 Uhr beendet wurde, für alle Teilnehmer eine gelungene Sache.


Immer schön diskret bleiben Obwohl den Statistiken zufolge rund die Hälfte bzw. ein Drittel der Teenies in den Großstädten gelegentlich zu Marihuana greift und auf Universitäten und Hochschulen die Lust am Kiffen ihren Höhepunkt erreicht, sind die meisten Bildungseinrichtungen weiterhin davon überzeugt, dass man mit dem Motto: “Nimm keine Drogen!” am meisten erreichen kann. Allerdings befassen sich die meisten Universitäten in der Regel nicht sonderlich mit dem Thema. Ganz anders sieht es dagegen beim Studentenberatungsdienst der Nationaluniversität Irland aus: Hier werden die Studenten auf die Rechtsrisiken aufmerksam gemacht, die auf Grasfans lauern.

AUF EINEN ZUG SELBSTBELOHNUNG Experimente an Ratten haben gezeigt, dass sich das angenehme Gefühl, das durch Morphin verursacht wird, abschwächen lässt bzw. die Gefahr der Verwendung als eine Art “Selbstbelohnung” sinkt, wenn man Morphin mit Cannabidiol (CBD) kombiniert. Ausgehend von dieser Erkenntnis behaupten Forscher der Universität Kreta, dass die Opiomat-Schmerzbehandlung durch die Kombination mit CBD sicherer werden könnte.

ENTZÜNDUNGSHEMMEND Die Pharmazeutische Universität in Shanghai wies die entzündungshemmende Wirkung von Cannabidiol (CBD) und dem synthetisch hergestellten Cannabinoid mit dem Namen O-1602 nach. In ihrem Versuch wurden Mäuse behandelt, die an akuter Entzündung der Bauchspeicheldrüse litten, und bei denen mithilfe von Cannabinoiden die Konzentration der entzündungsauslösenden Stoffe erfolgreich gesenkt werden konnte.

CHRONISCHE SCHMERZEN

enn du Cannabis rauchst, dann möglichst diskret in den eigenen vier Wänden, empfiehlt der Beratungsdienst auf seiner Homepage unter dem Menüpunkt Cannabis und das Gesetz. Denn Studenten, die erwischt werden, müssen mit einem gehörigen Bußgeld und einem strafrechtlichen Verfahren rechnen, was ihre spätere Karriere zunichtemachen kann. “Die Verwendung von Cannabis gilt in Irland als Straftat, und dies wird in vorhersehbarer Zukunft vermutlich auch vorläufig so bleiben. Man kann für die Legalisierung des Cannabis plädieren, und viele Menschen sind sich in dieser Hinsicht auch einig, aber trotz alledem ist und bleibt Marihuana illegal”, klärt der Beratungsdienst auf seiner Webseite die rechtlichen Verhältnisse in diesem Bereich in Irland. Iren, die beim Kiffen erwischt werden, können zu einem Bußgeld in Höhe von 635 Euro verpflichtet werden, beim zweiten Mal werden sie aktenkundig, und beim dritten Mal kann sogar eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren verhängt werden. Die Berater an der Universität gestehen dadurch quasi ein, dass sie sich darüber

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im Klaren sind, dass der größere Schaden, der durch Kiffen entstehen kann, nicht die gesundheitlichen, sondern die rechtlichen Auswirkungen sind, die wesentlich schwerwiegendere Folgen für die Zukunft des Studenten haben können als ein Lachkrampf oder vorübergehende Koordinationsstörungen. Darüber hinaus gibt es in zahlreichen Ländern – unter anderem auch in den Vereinigten Staaten – die Regelung, dass Personen, die wegen Drogenmissbrauchs aktenkundig geworden sind, nicht über die Grenze gelassen werden. Wir haben zwar den Universitätscampus schon lange verlassen, aber an deutschen Universitäten kann man höchstens in drogenpolitische Diskussionen verwickelt werden, bei purer Verwendung von Cannabis sind jedoch keine rechtlichen Folgen zu befürchten. Dabei wäre es durchaus sinnvoll, einmal eine Moralpredigt darüber zu halten, dass viele begabte und erfolgreiche Absolventen nicht wegen mangelnden Fachwissens von den besten Arbeitsplätzen ausgeschlossen werden, sondern wegen ihres polizeilichen Führungszeugnisses.

Bei einer an 610 Personen durchgeführten italienischen Studie konnten die chronischen Schmerzen der Patienten, bei denen mit anderen Therapien keine Erfolge erzielt werden konnten, durch die Gabe von einem Endocannabionid namens PEA gelindert werden. Dieses wurde drei Wochen lang zweimal täglich in einer 600-mg-Dosis und anschließend vier Wochen lang einmal täglich verabreicht. Die Forscher der Universität Rom betonten, dass bei den spektakulären Erfolgen mit PEA keine Nebenwirkungen auftraten.

MULTIPLE SKLEROSE In Glasgow wurde bei einer Untersuchung an 146 Multiple-Sklerose-Patienten die Langzeitwirkung des Cannabis-Extraktes “Sativex” analysiert. Der Forschungsleiter berichtete, dass die Therapie auch nach einem Jahr noch wirksam sei; die Patienten hätten keine Toleranz gegenüber dem krampflösenden Wirkstoff entwickelt, und es wurden auch keine Bedenken bezüglich der Sicherheit dieser Behandlungsform laut. Auch zu Nebenwirkungen kam es nicht.

DEPRESSIONEN Im Rahmen einer langfristigen Untersuchung an 45.087 männlichen Probanden in Schweden wurde nachgewiesen, dass der Konsum von Cannabis nicht zu Depressionen in späteren Lebensabschnitten führt. Das Forschungsprojekt, das bei Probanden im Alter von 18 Jahren begann und 35 Jahre lang verfolgt wurde, führte allerdings zu dem Ergebnis, dass das Rauchen von Cannabis die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass bei Menschen mit einer Neigung zur Schizophrenie diese Krankheit zum Ausbruch kommt.

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MEDI+GREEN

Unzuverlässiger THC-Test

Auf Facebook legalisieren ielleicht erinnern nicht nur wir uns an den seltsamen Schachzug von Facebook im vorletzten Jahr, als Facebook während der Legalisierungskampagne in Kalifornien 2010 sämtliche Anzeigen, die die Legalisierung unterstützten, auf dem sozialen Netzwerk untersagte, gleichzeitig aber die Facebook-Gründer Gras-befürwortende Aktivisten mit 170.000 Dollar unterstützten. Zum Glück konnte der Medienriese innerhalb von zwei Jahren seiner Schizophrenie Herr werden, und so können die Legalisierer von Washington und Colorado ganz selbstverständlich ihre frohen Botschaften auf Facebook verkünden. Zur Änderung der Bestimmungen hatte allerdings nicht die reine Vernunft und Einsicht geführt. Es war zusätzlich das Einschreiten der Amerikanischen Bürgerrechtsunion und noch einiger weiterer Rechtsschutzorganisationen nötig, um darauf hinzuweisen, dass es nicht korrekt sei, wenn bezüglich einer staatenübergreifenden Frage nur die Argumente einer Partei (in diesem Falle der Verbotspartei) an die Wähler übermittelt werden dürften. Nach dieser erfolgreichen Intervention ist es schließlich auch gelungen, die denkende Ebene in der Facebook-Verwaltung davon zu überzeugen, dass es nicht Ziel der Kampagne ist, eine gebrandmarkte Pflanze oder eine als schädlich angesehene Leidenschaft populär zu machen, sondern dass es sich um knallharte Politik handelt, was nicht im Geringsten gegen die Richtlinien von Facebook verstößt. Jedoch verbietet das soziale Netzwerk zum Beispiel die Werbung für E-Zigaretten, Zigarettenpapiere und Wasserpfeifen – mit der Begründung, dass der Gebrauch dieser Produkte gesundheitsschädlich sein kann. (Mit was für Sümmchen haben wohl Coca Cola, McDonald’s und Absolut Vodka die Sorgen der Zuckerbergs um die Gesundheit der User zerstreuen können?) Die Argumentation geht allerdings noch weiter, denn die Teilnahme an einer Abstimmung kann nun wirklich nicht als gesundheitsschädlich deklariert werden, höchstens Gleichgültigkeit und Hinnahme sind gefährlich. Facebook hat also letztendlich eine gute Entscheidung getroffen. Mal schauen, ob die Bürger der drei amerikanischen Staaten bei den Abstimmungen im November ebenfalls solch gute Entscheidungen treffen.

In mehreren amerikanischen Staaten haben Mütter mit kleinen Kindern ernsthafte rechtliche Probleme bekommen – manchen nahm man sogar ihre Kinder weg – nachdem man bei einem klinischen Drogentest Marihuana in ihrem Blut nachgewiesen hatte. Die am häufigsten verwendete Testmethode ist allerdings recht unzuverlässig, insbesondere bei Säuglingen, sodass man sich ohne weitere Untersuchungen eigentlich nicht auf sie berufen dürfte – behaupten die Autoren einer neuen Studie.

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it der Untersuchung, die von Professoren der Utah Universität durchgeführt und im Fachjournal “Clinical Chemistry” veröffentlicht wurde, wies man nach, dass die Tests zum Nachweis von THC im Organismus von Säuglingen und Müttern regelmäßig zu Fehlanzeigen führten. Aus einer früheren Studie war bereits bekannt, dass durch diverse Seifen und Kinder-Shampoos fälschlicherweise positive THC-Werte generiert werden können. Die Autoren der jüngsten Studie kamen zu einem ähnlichen Ergebnis und wiesen darauf hin, dass das im Urin der Säuglinge nachgewiesene THC kein zuverlässiger Wert sei und weitere Untersuchungen folgen müssten. Deshalb wäre es auf keinen Fall gerechtfertigt, die so ermittelten Ergebnisse an die Behörden weiterzugeben. In vielen Haushalten werden gleich zwei Mittel verwendet, die vermeintlich ein positives Ergebnis bewirken können: Polyquaternium 11 und CocamidropropylBetaine. Diese Verbindungen sind unter anderem in Putzmitteln, Duschbädern, Haartönungsmitteln, Seifen, Zahnpasta und mehreren Babyshampoos enthalten. Der Studie zufolge kann bereits eine Menge von 0,1 ml die-

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ser Mittel im Urin ein positives Testergebnis erzeugen, und genau aus diesem Grunde sei das derzeit angewandte Verfahren nicht adäquat. Dennoch konnten die Forscher auf die Ausgangsfrage keine Antwort geben, warum die positiven THC-Werte ausgerechnet bei Säuglingen häufiger sind. Vielleicht wegen des hohen CannabinoidGehaltes der Muttermilch? Während die Wissenschaften noch immer versuchen, dieses Rätsel zu lösen, müssten die übereifrigen Behörden sich wenigstens schleunigst bei den Eltern entschuldigen, ernsthafte Schadenersatzzahlungen leisten und die ihnen entrissenen Kinder zurückgeben – bis es eine todsichere Methode des Nachweises gibt. Aber vielleicht sollte man auch dann diese Praktiken vernachlässigen.


Mit der Muttermilch aufgesogen Es gibt nichts Selbstverständlicheres, als dass ein Baby alle drei Stunden aufwacht, um lauthals die nächste Ration Muttermilch zu fordern, um anschließend wieder selig einzuschlummern. Kommt uns dieser Mechanismus nicht irgendwie bekannt vor? Ja, richtig, die Muttermilch ist tatsächlich reich an Cannabinoiden, die den Saugreflex anspornen, appetitanregend wirken und sogar zur angemessenen Funktion des Immunsystems beitragen. bwohl dies in wissenschaftlichen Kreisen schon seit Jahren bekannt ist, mag es für die Gesellschaft doch wie eine befremdliche Neuigkeit wirken, dass in der Muttermilch zahlreiche, auch im Marihuana vorkommende Cannabinoide enthalten sind, die für die Entwicklung des Kindes eine entscheidende Rolle spielen. Im menschlichen Körper gibt es zwei Arten von CannabinoidRezeptoren: CB1 kommt in erster Linie im Gehirn, CB2 vor allem im gesamten Immunsystem vor. Die Aktivierung dieser Rezeptoren sowohl durch Muttermilch als auch durch Marihuana – allerdings nicht ihre Überreizung durch gewisse synthetische Cannabinoide! – bietet dem Immunsystem und dem Gehirn Schutz, lindert Schmerzen und wirkt entzündungshemmend. Schon als Neugeborene ver-

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fügen wir über diese Rezeptoren, daher spielt der Cannabinoid-Gehalt der Muttermilch eine entscheidende Rolle für die angemessene Entwicklung des Zell- und Immunschutzes, damit sich der Organismus später erfolgreich gegen Krankheiten und Krankheitserreger zur Wehr setzen kann. Und ähnlich wie beim Rauchen eines Joints, bei dem wir auf einmal ein Hungergefühl verspüren, entsteht durch die mit der Muttermilch aufgesogenen Cannabinoide ebenfalls ein Hungergefühl, das dem Säugling dazu verhilft, ein regelmäßiges Saugbedürfnis zu entwickeln und daher indirekt zu seinem Wachstum und seiner Gewichtszunahme beizutragen. Die Entdeckung dieses Phänomens ist aus ärztlicher Sicht auch deswegen spannend, weil es in Zukunft zur Aufklärung von Wachstumsstörungen, die nicht organisch

bedingt sind, beitragen kann. Außerdem kann das Marihuana aufgrund dieser Tatsachen in einem neuen Bereich in die Dienste der Medizin gestellt werden. So bleibt‘s also dabei: Mutter(milch) gibt’s nur einmal.

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MEDI+GREEN

Heilender Hanf aus dem Heiligen Lande Obwohl viele mit Israel nur den Schauplatz nicht enden wollender kriegerischer Unruhen assoziieren, was nicht ganz unbegründet ist, hat sich das Land mit seinen Erfolgen in der aktiven pharmazeutischen Forschung ein echtes Renommee erkämpft. Mit der Veredelung von Cannabissorten mit hohem CBD-Gehalt und dem Anbau dieser Sorten für die dortigen Patienten könnte Israel die ganze medizinische Marihuana-Szene reformieren.

ie neueste Sorte, die auf den Namen Avidekel getauft wurde, enthält ca. 16% CBD und weniger als 1% THC, was bei den herkömmlichen Sorten genau umgekehrt aussieht. Da für die euphorischen Wirkungen das THC zuständig ist, können die mit Avidekel behandelten Patienten die positiven Wirkungen des CBD – wie z.B. die entzündungshemmende, angstlösende, Brechreiz mindernde und die das Tumorwachstum verlangsamende Wirkung – genießen, ohne dabei in einen Rauschzustand versetzt zu werden. Bei Symptomen, die ausgesprochen auf das THC anspringen bzw. durch das Zusam-

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menspiel der beiden Wirkstoffe gelindert werden, schlagen diese Sorten natürlich nicht an, aber dennoch wird diese spezielle Sorte den Alltag vieler Patienten wieder in den Normalzustand versetzen können. Denn man muss schließlich akzeptieren, dass sich nicht jeder Patient nach einem echten High-Erlebnis oder einem StonedZustand sehnt, der einen im Sessel versinken lässt. Mit der Züchtung der Sorte Avidekel wurde auf den Berggipfeln von Nord-Israel bereits begonnen, und zwar mit einer Methode namens “sea of green”, die für einen fortlaufenden Ernteertrag sorgt. Obwohl

der Cannabis in Israel bereits seit 1993 für medizinische Zwecke eingesetzt wird, begann man erst im Jahre 2000 mit Experimenten zur Züchtung spezieller Sorten, die den besonderen Bedürfnissen bestimmter Patienten gerecht werden. Die Firma Tikun Olam, die die Nummer Eins in Sachen Züchtung ist, hat auch die Sorte Avidekel angezogen, jedoch merkte der Leiter des Instituts, Zack Klein an, dass er wegen der Undurchschaubarkeit der Branche nicht die Hand dafür ins Feuer legen würde, dass seine Sorten die ersten mit derart hohem CBD-Gehalt sind. Die Cannabispatienten, die bei klaren Sinnen bleiben möchten, müssen sich jedoch noch ein Weilchen gedulden. Die Betatests laufen auf Hochtouren, und die vorläufigen Ergebnisse sind sehr positiv. Die Probanden, die Sorge hatten, sich nach der Einnahme des Präparats “stoned” zu fühlen und es daher nur abends einsetzten, können ihr Medikament bald zu jeder Tageszeit einnehmen und brauchen keine Sorge zu haben, dass sie anschließend, anstatt ihren normalen Tagesaktivitäten nachgehen zu können, zuhause bleiben müssen, weil sie nur noch die Wand anstarren können. Die neuen Varianten werden wahrscheinlich auch die Pharmaindustrie interessieren, sodass schon bald CBD-dominante Cannabis-Extrakte auf den Regalen der Apotheken erscheinen könnten.


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Professoren für die Legalisierung In den Vereinigten Staaten geht der Kampf um die Regelung des Marihuana-Konsums in die zweite Runde: Seit den Anfängen im Jahre 2012 wird sich jetzt allerdings nicht nur Kalifornien beteiligen; Washington und Colorado sind diesmal auch mit von der Partie. Der unten stehende Brief der “Kampagne zur Regulierung von Marijuana wie Alkohol” wurde von 100 Universitätslehrkräften unterzeichnet.

Offener Brief der Mitglieder der Universitätsgemeinschaft an die Wähler von Colorado ls Lehrende der Fachbereiche Jura, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Strafrecht und anderer Bereiche möchten wir mit vorliegendem offenen Brief die Gestaltung einer objektiv-durchdachten, sich auf Tatsachen stützenden Marihuana-Politik fördern und bei der diesjährigen Abstimmung in Colorado den Änderungsentwurf Nummer 64 unterstützen, der die Regelung des Marihuana-Konsums ähnlich den Regelungen des Alkoholkonsums lösen würde. Unser Land führt seit Jahrzehnten eine uneffektive und verschwenderische Marihuana-Politik, die sich allerhöchstens mit dem Alkoholverbot vergleichen lässt. Wir haben den Änderungsentwurf Nummer 64 studiert und sind der Meinung, dass er eine wirksame, verantwortungsbewusste und sehr wünschenswerte Lösung für die Bürger Colorados darstellt. Zum Schutz der Jugendlichen ist das Marihuana-Verbot erwiesenermaßen die ungünstigste Lösung, denn damit wird Cannabis auf den Schwarzmarkt verbannt, wo das Alter beim Kauf nicht nachgewiesen werden muss und außerdem auch andere illegale Mittel erhältlich sind. In einem geregelten System würde der Marihuana-Verkauf von der Straße hinter die Geschäftstheken verlegt, wo der Vertrieb an strikte Altersgrenzen gebunden würde. Es ist nachgewiesen, dass die Regelung des Marihuana-Verkaufs funktioniert. Laut

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den Statistiken des US-Zentrums für Seuchenkontrolle und Prävention ging der MarihuanaKonsum der Mittelschüler von Colorado in den Jahren zwischen 2009 und 2012 massiv zurück. Es handelt sich dabei um den Zeitraum, in dem der Staat Regelungen zum Verkauf von medizinischem Marihuana einführte. Im gleichen Zeitraum stieg der Konsum in allen anderen Teilen des Landes, in denen keine derartigen Maßnahmen ergriffen wurden, jedoch an. In der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage muss die Wirksamkeit teurer Regierungsprogramme genau untersucht werden, und es müssen verantwortungsvolle Entscheidungen über die Nutzung der staatlichen Ressourcen getroffen werden. Mit der Durchsetzung des Marihuana-Verbots um jeden Preis verschwenden wir die begrenzten strafrechtlichen Mittel des Staates und bringen das Vertrauen in die Gesetze ins Wanken. Es wäre wesentlich zuträglicher für unsere Gesell-

schaft, wenn die Ressourcen, die bisher für die Ermittlung, Verhaftung und Anklage von Marihuana-Konsumenten eingesetzt wurden, zur Aufklärung von gewalttätigen und grausamen Verbrechen genutzt würden. Laut des Zentrums für Recht und Politik von Colorado würden durch die Einführung des Änderungsentwurfs Nummer 64 sofort 12 Millionen Dollar für die lokale und staatliche Strafverfolgung pro Jahr gespart. Innerhalb der nächsten fünf Jahre könnten so 36 Millionen Dollar gespart werden. Zusammen mit den staatlichen und kommunalen Einnahmen könnte für Colorado mit den Maßnahmen eine Sparsumme in Höhe von 120 Millionen Dollar erzielt werden. Es ist wichtig anzumerken, dass der Änderungsentwurf Nummer 64 die derzeit geltenden gesetzlichen Bestimmungen zum Autofahren unter Marihuana-Einfluss nicht tangieren würde und den Arbeitgebern auch weiterhin ermöglicht würde, die derzeit üblichen Drogentests durchzuführen. In der nahen Vergangenheit ist es dem Staat Colorado gelungen, vom Sumpf des Verbots auf den Weg der Regelung überzuwechseln. Vor achtzig Jahren waren es die Wähler aus Colorado, die mit ihrer Stimme dazu beitrugen, dass in Colorado zuerst das Alkoholverbot auf dem Gebiet des gesamten Staates aufgehoben wurde, später folgte dann auch die Bundesregierung mit der gleichen Entscheidung. In diesem Jahr haben wir die Gelegenheit, das Gleiche in Sachen Marihuana zu wiederholen und die gesamte amerikanische Nation erneut in die Richtung der realistischen, rationalen und wissenschaftlich fundierten Gesetze zu lenken. Bitte schließen Sie sich der Unterstützung des Änderungsentwurfes Nummer 64 sowie den Maßnahmen zu einer dem Alkoholkonsum ähnlichen Regelung des Marihuana-Konsums an!


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Cultiva Die Hanfmesse Ă–sterreichs

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Polak wurde 70 “Seit über 30 Jahren ist in Holland Cannabis frei erhältlich. In dieser Zeit lag der Cannabis-Konsum hier durchweg im Bereich des europäischen Durchschnitts. Meiner Meinung nach ist dies ein eindeutiger Beweis dafür, dass das Cannabis-Verbot unnötig ist. Wenn Erwachsene ihn frei nutzen dürfen und ihr Verbrauch sich auch dann um den allgemeinen Durchschnitt herum bewegt, wozu braucht man dann ein Verbot? Das frag ich schon seit Jahren! Und darauf gibt es keine Antwort!” – diese Frage wurde dem UNOCD (Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung) schon öfter von Frederik Polak, dem holländischen Psychiater gestellt, der damit seine Kritik an der Drogenpolitik und der Passivität der Leiter des Büros zum Ausdruck bringen möchte. Zu seinem siebzigsten Geburtstag erweisen wir ihm – einem der bedeutendsten Drogenpolitiker unserer Zeit – die Ehre, ihn hier im Kurzportrait zu Wort kommen zu lassen. 16


Frederik Polak, ENCOD-Mitglied, beim Drug Peace March in Wien 2012

ines Tages öffnete ich meine Facebook-Seite, und es erschien das kleine Geschenkpaket mit dem Hinweis: Frederik Polak heute 70 Jahre! Ich gratulierte ihm schnell und wünschte ihm im Namen der Redaktion gute Gesundheit, worauf er antwortete, dass er sich ziemlich gesund und kräftig genug fühle, um weiterhin gegen das Drogenverbot zu kämpfen. Wie zum Beweis seiner Entschlossenheit und Frische erschien wenig später ein Photo von ihm, das ihn am Ende des Saugrohrs einer qualmenden, mannshohen Wasserpfeife zeigt. Ich musste also einsehen, dass der Alte noch immer zu leben versteht. Eine alte Weisheit besagt, dass man entweder kiffen oder sich als Aktivist betätigen solle, denn wenn man eine Kombination aus

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beidem betreibt, wird einem allzu schnell vorgeworfen, dass man nur den eigenen Konsum rechtfertigen wolle, und dabei kann man durchaus auch in ein Schlamassel geraten. Aber in Holland existiert dieses Dilemma schon lange nicht mehr, denn hier wird jedem erwachsenen Menschen von Staats wegen die Entscheidung überlassen, Cannabis zu konsumieren oder nicht. Wenn man in Holland lebt, wird einem im Nu klar, dass die Möglichkeit der freien Wahl niemanden in den Drogenkonsum treibt. Daher betont Polak, der eigentlich Psychiatrie studiert hat, schon seit den Siebziger Jahren, dass ein kultivierter Marihuana-Konsum völlig unbedenklich sei; die Gesetze, mit denen Hanffans verfolgt werden sollen, allerdings um so bedenklicher! Nach seiner Zeit in der Holländischen Stiftung für Drogenpolitik und der Etablierung des Coffeeshop-Systems wandte er sich nun der globalen Gesetzgebung zu. Er wurde zunächst Mitglied und anschließend Präsident der Europäischen Koalition für gerechte und effektive Drogenpolitik (ENCOD), die ihren Sitz in Belgien hat, eine Dachorganisation für rund 150 kleinere internationale Zivilorganisationen. Auf internationaler Ebene wurde er 2008 bekannt, als die TASZ (Gesellschaft für Freiheitsrechte) seinen mündlichen Schlagabtausch mit dem damaligen Vorsitzenden des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNOCD), Antonio Maria Costa, auf einer Videoaufnahme verewigte. Auf der Jahreskonferenz zum Thema Suchtmittel wagte Polak nachzufragen, wie es möglich sei, dass es in Holland nicht mehr Drogenkonsumenten als in den umliegenden Ländern gäbe, wenn

doch das Drogenverbot der einzige Weg zur Einschränkung des Drogenkonsums sei? Der auf diese Weise urplötzlich entwaffnete Costa behandelte daraufhin den Fragesteller wie einen Störenfried: Anstatt auf seine Frage zu antworten, ließ er dem holländischen Psychiater einfach das Mikrofon abstellen. Das Video mit dieser Szene machte schon bald seine Runde um die Welt (auf YouTube kursiert es unter dem Titel “Silenced NGO Partner”). Mit diesem Dilemma, das zur Millionen-DollarFrage der Drogenpolitik wurde, konfrontieren seither Journalisten und Aktivisten die Leitung des UNO Drogenrats bzw. ihre eigenen Regierungen, jedoch ist es bisher noch niemandem gelungen, eine authentische Antwort zu bekommen – und wahrscheinlich ist das auch kein Zufall. Costa hat sich seitdem pensionieren lassen, und sein Nachfolger wurde der Russe Jurij Fedotov, aber Polak stichelt die Vertreter der UNO weiterhin wie eine aufgestachelte Wespe. Vielleicht gelingt es ihm ja eines Tages, sie aus ihrer drogenfreien, utopischen Traumwelt wachzurütteln. Seine Bemühungen wurden im April diesen Jahres auch vom namhaftesten Magazin der Hanfkultur gewürdigt: Für seinen jahrzehntelangen, konsequenten Einsatz im Kampf um die Reform der Drogenpolitik wurde ihm bei der Eröffnungsfeier des derzeit weltgrößten Hanfmuseums, der Hemp Museum Gallery in Barcelona, der Cannabis Culture 2012 Award verliehen! Weiterhin gute Gesundheit und erfolgreiche drogenpolitische Arbeit, Mr. Polak!

text: Medijuana

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CANNA+GLOBE

Verlängerte Öffnungszeiten Die Hanfapotheken in Los Angeles sind noch einmal davongekommen Noch im Juli verabschiedete der Stadtrat von Los Angeles einen Gesetzesentwurf, wonach die rund tausend CannabisApotheken geschlossen werden sollten. Und all dies, obwohl in Kalifornien die Anwendung von Marihuana für Heilzwecke bereits seit 1996 zugelassen ist.

text: Jack Pot

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iesen Widerspruch versuchte man in dem Gesetzesentwurf damit aufzulösen, dass man den Patienten und denjenigen, die für die Krankenversorgung zuständig sind, den Hanfanbau erlaubt hätte. Nach der Abstimmung heizte sich jedoch die Stimmung zwischen den beiden Parteien dermaßen auf, dass sie durch Polizeigewalt getrennt werden mussten. Die Empörung ist verständlich, denn in Los Angeles und in ganz Kalifornien funktionierte das Netz der Cannabis-Apotheken seit anderthalb Jahrzehnten ausgezeichnet. José Huizar, Abgeordneter des Stadtrats, der den Gesetzesentwurf vorgelegt hatte, begründete das Verbot mit der Tatsache, dass viele Apotheken den in einem Gesetz von 2010 vorgeschriebenen Mindestabstand zu Schulen und Büchereien nicht einhalten würden. Dabei ist es offensichtlich, dass die betroffenen Apotheken nach der Verabschiedung des neuen Erlasses nicht unverzüglich umziehen könnten – schließlich tritt dieser 15 Jahre nach dem Ausbau des Apothekennetzes in Kraft. Ganz zu schweigen davon, dass der Ortswechsel auch den Patienten zu schaffen machen würde. Und außerdem: Warum sollte dieses Problem als Begründung dafür hingenommen werden, dass sämtliche Cannabis-Apotheken geschlossen werden müs-

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sen? Huizar erklärte die Entscheidung damit, dass unzählige Apotheken gegen den Erlass verstoßen hätten und es daher am einfachsten wäre, alle Apotheken schließen zu lassen, bis der Oberste Gerichtshof ihren Betrieb als ordnungsgemäß erklären würde. Die Gegner der Maßnahme verwiesen auf die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung, die belegten, dass in der Umgebung dieser Hanfapotheken regelmäßig rückläufige Zahlen an Straftaten zu beobachten seien, die Dealer von den Straßen verschwänden und die Patienten ihre Medikamente aus registrierten und zugelassenen Quellen bezögen. Würde das legale Beziehen von Cannabis tatsächlich auf den Heimanbau beschränkt, so wäre dadurch vielen Patienten die Möglichkeit genommen, die Sorte zu verwenden, mit der ihre Symptome am effektivsten bekämpft werden können. Vermutlich würden viele Leute das Cannabis wieder von der Straße beziehen. Außerdem hätte ein Teil der Patienten wahrscheinlich keine Möglichkeit, zu Hause anzubauen, da dies mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Während der Demonstrationen erklärte einer der Teilnehmer unter Tränen, dass sich ein gesunder Mensch überhaupt nicht vorstellen könne, was für ein Gefühl es sei, jeden Morgen aufzuwachen und sich als Erstes mit dem Problem zu be-


schäftigen, mit welcher Methode man wohl an diesem Tage die unerträglichen Schmerzen lindern könne. Bei diesem Kampf böten ihm die Marihuana-Apotheken eine unerhörte Hilfe, da er mit den bereits bewährten Mitteln aus ihrer Produktpalette jederzeit rechnen könne. Bei den Demonstrationen meldeten sich die Teilnehmer nicht nur zu Wort, sondern sammelten auch Unterschriften, sodass sich der Stadtrat eine Woche vor der endgültigen Durchsetzung des Verbots dem Willen der über 50 000 Gegner beugen musste, und die Vollstreckung des Verbots vorerst aufschob. Die Aktivisten erreichten damit, dass in dieser Sache eine Abstimmung angekündigt wurde. Solange die Bürger von Los Angeles nicht ihren Weg zu den Urnen der für März 2013 geplanten Volksabstimmung gegangen sind, werden keine weiteren Maßnahmen ergriffen. Der Stadtrat könnte natürlich den Erlass auch innerhalb von 30 Tagen außer Kraft setzen, aber da sollte man sich lieber nicht in Illusionen wiegen, denn die Gegner des Hanfverkaufs werden bis zum Letzten an ihrer stupiden und denkbar schadbringenden Vorstellung festhalten. “Wir verstehen und akzeptieren, dass man im Zusammenhang mit Apothekenbetrieben strikte Regelungen verabschieden muss. Aber das komplette Verbot geht einfach zu weit und würde bei unzähligen kranken und schwachen Patienten zu unnötigem Leiden führen.” – So Gary Carver, der medizinisches Cannabis wegen seines Glaukoms einnimmt. “Was wir bräuchten, ist eine durchdachte Politik, durch die wir gleichzeitig an unsere Medikamente kämen, aber die Gesellschaft auch Schutz genießt, und nicht ein Verbot mit eingeschränktem Blickwinkel, das nur Schmer-

zen bereitet und dem Willen der Menschen diametral entgegengesetzt ist.” Mittlerweile tauchte ein Alternativ-Vorschlag auf, wonach ca. einem Fünftel der Geschäfte auch weiterhin der Verkauf genehmigt würde. Auf konkrete Schritte müssen wir jedoch bis zum März warten. Ereignisse gibt es allerdings auch bis dahin noch reichlich: Gleich im November werden die Bewohner von Arkansas und Massachusetts über die Genehmigung des medizinischen Marihuana abstimmen, ganz zu schweigen von den Legalisierungsabstimmungen in Kalifornien, Washington und Oregon, die auch schon vor der Tür stehen. Wenn alles klappt, könnten bis zum nächsten März die Kämpfe um die Betriebsgenehmigung für die MarihuanaApotheken von Los Angeles bereits völlig überflüssig sein.

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CANNA+GLOBE

Gras und Doping Spitzensportler und Marihuana Einen Kurzen vor dem Wettkampf, das ist völlig o.k., aber ein paar Züge Gras anstelle von Schlafmitteln, vielleicht sogar Wochen vor dem Wettkampf – na, das geht zu weit! Und daran hat sich jeder Olympionike zu halten! Die Sportler allerdings – von den Fußballspielern über die Basketballer bis hin zu den Ringkämpfern – betonen immer häufiger, dass Marihuana auf den Dopinglisten überhaupt nichts zu suchen hätte, vor allem nicht im Zusammenhang mit sportlichen Erfolgen.

text: Tomas Kardos

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ie diversen Komitees und Organisationen, die aus scheinheiligen und bigotten Sportdiplomaten bestehen, vertreten die wahren Interessen der Sportler nicht im Geringsten. Dabei wäre das wahrscheinlich das Allerwichtigste. “Der Sport lehrt uns, ehrlich zu gewinnen und mit erhobenem Haupt zu verlieren. Der Sport lehrt uns also alles”, schreibt Hemingway. Wenn man allerdings diesen erhabenen Gedanken in seiner praktischen Umsetzung betrachtet, muss man sich damit abfinden, dass innerhalb der Olympischen Spiele der echte Sport langsam aber sicher ausstirbt, und bei der Vorbereitung, die bis an die menschlichen Grenzen des Sportlers gehen, immer häufiger das Austricksen der Doping-Tests in den Vordergrund rückt. Jedenfalls für alle diejenigen, die die Tatsache akzeptieren, dass man heutzutage aus eigener Kraft einfach nicht mehr siegen kann. Ob wir uns davon frustrieren lassen, sei uns überlassen. Es schadet aber keinesfalls wahrzunehmen, dass sich mit der Verbreitung des Dopings und der Verfolgung desselben der Charakter des Leistungssports grundlegend geändert

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hat. Dabei ist künstliche Leistungssteigerung noch nicht mal eine Erfindung unserer Zeit.

100 m bekokst Punkt 8 der 2011 herausgegebenen 16Punkte-Charta des Internationalen Olympischen Komitees (NOB) besagt, dass der Anti-Doping-Kampf im Sport einzuführen sei. Die Dopingkontrolle, die sich mittlerweile zu einem echten Kleinkrieg gegen die Sportler ausgewachsen hat, wäre vor einigen Jahrzehnten noch niemandem eingefallen. Dabei sind chemische Selbstversuche der Menschen eigentlich überhaupt keine Erfindung der Neuzeit. Wenn man heute von Dopingskandalen hört, kommt einem gar nicht in den Kopf, dass die Menschheit sich schon immer Gedanken über die Steigerung von Leistungsfähigkeit und Durchhaltekraft gemacht hat. Der Renner unter den Drogen der Olympischen Spiele im antiken Griechenland hieß natürlich nicht EPO und bestand auch nicht aus anabolischen Steroiden. Man griff beispielsweise eher auf Tierhoden zurück, die die Wettkämpfer kauten, um ihren Hor-

Die olympische Leistung von Michael Phelps in Peking im Jahre 2008


Der Hochspringer Ivan Ukhov erhielt 2008 eine einjährige Sperre, weil er in Lausanne betrunken sprang. 2012 wurde er in London Olympiasieger

monspiegel auf Vordermann zu bringen. Der Einsatz von leistungssteigernden Mitteln stellte auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch kein größeres Problem dar. Es war durchaus akzeptiert, dass ein Trainer seine Zöglinge mit Kokain oder Amphetamin zu besseren Leistungen anspornte. Der selbstvergessene Umgang mit allen möglichen Mittelchen fand in den 1960er Jahren ein jähes Ende, als bei den Olympischen Spielen in Rom ein dänischer Fahrradfahrer, vermutlich nach Amphetamin-Genuss, durch Überbelastung seines Organismus’ tot zusammenbrach. Seit diesem Ereignis schenkte die IOC dem Phänomen Doping größere Aufmerksamkeit, wodurch in der Geschichte des Dopings nach der Zeit der Stimulantien und Steroide in den 80er Jahren die Epoche des Blutdopings anbrach. Seitdem bemüht man sich, mit ständig neuen Kunstgriffen die Bestimmungen zu umgehen. Die Kontrolleure freuen sich heutzutage, wenn sie hier und da mal einen Olympioniken beim Doping erwischen, aber dem Gesamtprozess gegenüber sind sie absolut machtlos, auch wenn bereits mehrere hundert Mittel und Präparate auf die Liste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gesetzt wurden. Und wen kann man am leichtesten überführen? Klar, denjenigen, der hin und wieder mit einem kleinen Joint relaxt, denn das THC lässt sich leicht nachweisen und verschwindet erst nach Wochen vollständig aus dem Organismus.

Einerseits wurde den Cannabinoiden eine eigene Gruppe gewidmet, und neben den natürlichen Formen vergaß man bei der Zusammenstellung der Liste auch nicht, die synthetischen Verbindungen zu erwähnen. Die zweite Überraschung verursachten die Regelungen zum Alkoholgenuss: Mit Ausnahme von zwei Sportarten (Karate und Bogenschießen) ist der Alkoholgenuss ausschließlich in solchen Sportarten verboten, in denen der Sportler irgendeine Maschine benutzt oder ein Flugzeug, ein Motorrad oder ein Auto steuert. Hier stand natürlich

die Sicherheit und nicht die Verschaffung eines unrechtmäßigen Wettkampfvorteils im Vordergrund, denn Autofahren ist ja schließlich nicht nur auf sportlichen Wettkämpfen, sondern überall nur im nüchternen Zustand erlaubt. Betrunken in den Karate-Wettkampf zu gehen, ist ebenfalls verboten, aber sich vor dem Boxring oder dem Ringkampf mit Schnaps einzuheizen, nicht. Die Liste ist also in hohem Maße der gesellschaftlichen Erwartungshaltung angepasst: Alkoholtrinken zu Entspannungszwecken ist eine Selbstverständlichkeit, aber wenn man Marihuana zum selben Zweck verwendet, dann ist das nicht o.k. Nach der Logik der WADA dürfen die Bogenschützen ein mögliches Handzittern keinesfalls mit einem Pflaumenschnäpschen abstellen, aber was ist mit den Sportschützen und den Golfspielern? Die dürfen das überraschenderweise. In diesem Jahr hat dies zum ersten Mal die Ringkämpferin Stephany Lee am eigenen Leibe erfahren müssen, die wegen eines positiven Doping-Tests von den Spielen aus London abreisen musste. Lee ist der Überzeugung, dass vor den Olympischen Spielen sehr viele Sportler regelmäßig kiffen, was sie nur zwei bis drei Monate vor den Spielen aufgeben, damit ihr Körper bis dahin wieder absolut clean ist. Nach ihrem eigenen Geständnis kiffte sie in den härteren Trainingsperioden zwei- bis dreimal wöchentlich, um sich nach dem Training zu entspannen und ihre ständige Schlaflosigkeit zu bekämpfen. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, als sie den Joint erst zwei Wochen vor den Tests endgültig niederlegte. Am Beispiel des erfolgreichsten Olympioni-

Der 23-jährige Amerikaner Nicholas Delpopolo wurde 2012 nach den Olympischen Spielen disqualifiziert, weil sein THC-Test positiv war

Betrunkener Karatemeister Beim Durchblättern der Liste der von der WADA verbotenen Mittel sind uns mindestens zwei Posten besonders aufgefallen. 21


CANNA+GLOBE ken aller Zeiten, Michael Phelps, illustrierte sie, dass jemand, der Spitzensportler ist, auch ruhig mal kiffen darf.

Gras ist kein Doping, sondern nur verboten Phelps Fall ist auch deswegen interessant, weil einer seiner Hauptsponsoren – der Riesenhersteller für Getreideflocken Kellogg’s – unverzüglich nach dem Erscheinen des Photos von Phelps mit der Wasserpfeife ankündigte, dass er für seine Produkte von nun an nicht mehr mit dem Schwimmer werben möchte. Phelps kiffte in seiner Freizeit unabhängig von Wettkämpfen und Vorbereitung. Im Vergleich dazu sah die Lage bei dem Dopingskandal von Lance Armstrong ganz anders aus. Nachdem man ihm alle seine sieben Tour-de-France-Siege wegen Dopings aberkannt hatte, erklärte sein Hauptsponsor sofort: Er stehe Armstrong trotz der Geschehnisse weiterhin zur Seite, auch wenn es im Falle Armstrong eindeutig erwiesen wäre, dass er das Doping benutzte, um sich einen unrechtmäßigen Wettkampfvorteil zu verschaffen. Es ist allgemein bekannt, dass Schwimmen und Fahrradfahren zu den Sportarten zählen, die vom Doping am ehesten betroffen sind. Nichts spiegelt die Oberflächlichkeit der Menschen besser wider als die Tatsache, dass in den beiden Fällen nur der Fall von Phelps die öffentliche Meinung aufbrachte, obwohl das Gras seine sportliche Leistung in keinster Weise beeinflusste. Durch den ständig wachsenden Druck seitens der Sportler und der Gesellschaft kann es jedoch passieren, dass Cannabis schon bald von den Dopinglisten gestrichen wird.

Lance Armstrong verabschiedete sich von seinen sieben Tour-de-France-Siegen

Den ersten Schritt in diese Richtung hat die NBA bereits unternommen, indem sie dafür sorgte, dass auf Tests außerhalb der Spielsaison verzichtet wird. Der Utah Jazz Spieler Josh Howard hatte bereits in einem Interview

Die Ringkämpferin Stephany Lee meint, dass zahlreiche Sportler vor den Olympischen Spielen regelmäßig Marihuana konsumierten

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von 2008 gestanden, dass die Basketballer außerhalb der Saison ganz gerne kifften. Die neue Untersuchungspraxis wurde den Gewohnheiten der Basketballer insofern angepasst, als dass sie nun nicht mehr davor zu fürchten haben, dass sie wegen ihrer Lieblingsentspannungspraktik gesperrt würden. Die Australische Fußballliga (AFL) ging sogar noch weiter und bat die WADA ausdrücklich darum, ihre Energie nicht auf die Jagd nach THC zu verschwenden, da Marihuana nun wirklich nicht als leistungssteigerndes Mittel bezeichnet werden könne und daher auch völlig ungeeignet sei, in irgendeinem Sport unrechtmäßige Wettkampfvorteile zu erzielen. Die Eingabe wurde vom Leiter der WADA verständnisvoll aufgenommen. Er kommentierte dazu, dass es Substanzen gäbe, die in einigen Sportarten erlaubt und in anderen verboten seien – wie z.B. Alkohol, daher sehe er keinerlei Hinderungsgrund dafür, warum man für Cannabis nicht eine ähnlich differenzierte Regelung treffen könne. Das bedeutet, dass die Grundmauern des Marihuanaverbots im Sport bereits ins Wanken geraten sind. Es kann daher gut sein, dass die für November 2013 geplante Dopingliste nicht nur den angenommenen gesellschaftlichen Bedürfnissen, sondern auch der Wirklichkeit ein wenig besser angepasst wird.


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MEDIZIN

PRO & CONTRA

Cannabis in der Medizin Es gibt viele angesehene Professoren, Ärzte und Doktoren, die zwar alle schon mal davon gehört haben, dass auch Cannabis einen medizinischen Nutzen haben kann, die jedoch selbst nicht so weit gehen würden, Cannabispräparate tatsächlich zu verschreiben. Geschweige denn, die natürliche Alternative aus der weiblichen Hanfblüte zu empfehlen. ir wollten wissen, was deutsche Ärzte von Cannabis als Medizin halten und fragten auf verschiedensten Wegen bei vielen Kliniken und Praxen an, ob man zu einem Gespräch über das medizinische Potenzial von Cannabis bereit wäre. Nach unzähligen Absagen fanden wir schließlich zwei Ärzte, die mit uns über ihre persönliche Sicht auf die Pflanze Hanf sprechen wollten. Beide Doktoren wollten dabei jedoch anonym bleiben, da sie bei einer Publikation mit dem Titel “Medijuana” vermuteten, dass hier eh nicht unparteiisch und damit “seriös” berichtet wird. Als erstes befragten wir einen Berliner Klinikarzt, der Cannabis gegenüber recht skeptisch eingestellt ist: Fänden Sie es angebracht, auch in Deutschland Cannabis als Heilpflanze anzuerkennen? Die wissenschaftliche Literatur ist da noch nicht sehr ergiebig. Es gibt sicherlich viele Untersuchungen und viele Veröffentlichungen, aber da gibt es teilweise sehr große Widersprüche. Wenn man sich mal allein auf die Literatur, die es über Versuche am Menschen gibt, beschränkt und die vielen Tierversuche oder Laboruntersuchungen außer acht lässt und nur gute, kontrollierte Studien am Menschen betrachtet, dann gibt’s da meiner Ansicht nach noch zu wenige Studien, die wirklich einwandfrei nachweisen würden, dass Cannabis in bestimmten Situationen eine eindeutige Wirkung hat. Woran liegt es, dass es nur so wenige Studien gibt? Fehlt es am Geld oder am Interesse an einer Erforschung des medizinischen Potenzials der Hanfpflanze? Das Interesse ist sicher da, und prinzipiell gibt es auch Geld dafür, denn Studien kosten natürlich immer Geld. Dieses Geld kann aus verschiedenen Quellen kommen – es kann entweder von der öffentlichen Hand kommen, zum Beispiel von Einrichtungen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder vom Bundesministerium für Bildung und

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text: Martin Müncheberg

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Forschung vergeben werden, oder natürlich von der Industrie. Da gibt es schon Möglichkeiten – bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft kann man zum Beispiel jederzeit Gelder beantragen. Wie ist denn Ihre ganz persönliche Meinung zu Cannabis als Medizin? Meiner Meinung nach kann man so was im Einzelfall schon mal in Erwägung ziehen. Ich kenne Patienten, die ich teilweise auch selbst behandelt habe – beispielsweise Tumor-Schmerzpatienten – und denen man sagen könnte, dass in ihrem speziellen Fall Cannabispräparate nützlich sein könnten. Aber ich würde den Patienten nicht generell sagen, dass bei einer bestimmten Art von Schmerz Cannabispräparate mit Sicherheit helfen. Glauben Sie, dass etwas an der These dran ist, dass die Pharmaindustrie Cannabis ganz

bewusst ausbremst, da sich eine natürliche Pflanze nicht patentrechtlich schützen lässt und die Industrie viel lieber ihre teureren Synthetik-Varianten verkaufen will? Also, das kann durchaus sein. Es ist zumindest denkbar, denn es gibt ja viele Substanzen, die ihren Patentschutz schon lange verloren haben und die deswegen auch von der Industrie nicht weiter beforscht werden. Das ist durchaus eine übliche Praxis, denn die Industrie investiert natürlich bevorzugt Geld in neue Substanzen, die patentierbar sind und die man dann – wenn man so ein Patent hat – auch für mehr Geld verkaufen kann. Das trifft aber nicht nur auf Cannabis zu, sondern auf viele andere Substanzen auch, die an sich wirksam sind und interessant wären, die aber von der Industrie nicht beachtet werden. Könnte man da nicht vermuten, dass die Studien, die Cannabis einen medizinischen


Nutzen absprechen, zum Großteil von der Pharmaindustrie finanziert werden? Diese Vermutung beinhaltet zu viel Spekulation. Es gibt vielleicht so um die zwanzig Studien in der wissenschaftlichen Literatur, die sich teilweise widersprechen. Nichtsdestoweniger handelt es sich jedoch um konkrete Ergebnisse aus Versuchsreihen – beispielsweise findet die eine Studie bei einer Gruppe mit Rückenschmerzen einen positiven, die andere Gruppe einen negativen Effekt. Wenn man sich die Gesamtzahl der Studien ansieht, dann ist ungefähr die eine Hälfte positiv und die andere negativ. Da die Ergebnislage so uneinheitlich ist, kann man aus dieser Gesamtschau keine eindeutige Schlussfolgerung in Hinsicht auf die Wirksamkeit von Cannabis ziehen. ach diesem Gespräch fragten wir uns natürlich, ob dieser Berliner Arzt mit seiner persönlichen Meinung tatsächlich die allgemeine Meinung der deutschen Ärzteschaft repräsentiert. Erfreulicherweise verlief unser kurz darauf folgendes Gespräch mit einer in Frankfurt praktizierenden Allgemeinärztin dann aber doch etwas anders: Was für Probleme haben viele deutsche Ärzte mit Cannabis, sodass sie oft schon jedem Gespräch darüber ausweichen? Das verdeutlicht vielleicht folgende Kurzgeschichte: Ich war ja letzte Woche auf einer Fortbildung gewesen, und da gab es auch eine öffentliche Diskussion zu dem Krankheitsbild eines Patienten. Ich schlug vor, es doch mal mit Dronabinol zu versuchen und musste daraufhin feststellen, dass die meis-

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ten meiner Kollegen noch gar nichts davon gehört hatten und mich ganz unumwunden fragten, was das denn für ein Präparat sei. Tatsächlich ist das Wissen um Dronabinol bei vielen Ärzten noch gar nicht angekommen, obwohl es dieses Mittel nun schon seit über zehn Jahren gibt. Erst neulich hatte ich wieder eine Diskussion mit einem Onkologen gehabt, der mir erklärte, er wüsste gar nicht, wofür er nun auch noch Dronabinol brauche – denn wenn ein Patient Schmerzen hätte, dann könne er ihm Morphine geben, einem Appetitlosen würde er Kortison verordnen, gegen Übelkeit gäbe es MCP und bei Unruhe oder Depressionen würden Neuroleptika helfen. Warum solle er seinen Patienten da ein Cannabis-Präparat zumuten – schließlich wolle man die Kranken nicht auch noch süchtig machen. Ich glaube, viele Kollegen haben einfach wenig Interesse, sich mit der Möglichkeit einer Rezepturverordnung zu beschäftigen – obwohl gerade Rezepturen für multimorbide und schwerst-therapierbare Patienten erst eine maßgeschneiderte Therapie ermöglichen. So komplex wie der Mensch ist, brauchen wir für ihn auch komplexe Rezepturen. Inzwischen gibt es – beispielsweise mit Dronabinol – ja auch schon sehr viele positive Erfahrungen, vor allem im Bereich Appetitanregung und in der Supportivtherapie bei Krebspatienten. Dronabinol kann aber auch bei Multipler Sklerose erfolgreich eingesetzt werden, und daher finde ich es sehr schade, dass immer noch viel zu wenige Ärzte davon wissen. Woran liegt das? Gibt es nicht genug Studien zu den Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis in der Medizin? Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten ist die Datenlage zu Cannabis tatsächlich immer noch sehr begrenzt, da wissenschaftlich akzeptable Studien sehr strengen Kriterien unterliegen. Die meisten vorhandenen Studien zu Cannabis können dem leider nicht standhalten – in Deutschland werden auch nur sehr wenige Gelder für wissenschaftliche

Studien über Cannabinoide zur Verfügung gestellt. Die meisten Studien werden bei uns ja von der Pharmaindustrie finanziert. Und da es auf pflanzliche Wirkstoffe kein Patent gibt, wird die Forschung auf derartigen Gebieten kaum vorangetrieben. Liegt es an fehlenden Finanzmitteln oder an mangelndem Interesse, dass das medizinische Potenzial der Hanfpflanze nicht angemessen erforscht wird? An beidem. Große Unternehmen haben wenig Interesse an Forschungen mit nicht patentierbaren Substanzen. Und den kleinen, innovativen Unternehmen fehlen einfach die nötigen Geldmittel für die zum Teil sehr aufwändige und teure Forschung. Dazu kommt, dass es in der Diskussion pro und kontra Cannabis in der Medizin immer noch an Trennschärfe fehlt und hier oft noch die medizinische Anwendung mit der Legalisierung der Freizeitdroge und dem Selbstanbau vermischt wird. Einmal erklärte mir die Chefin einer Cannabis-Selbsthilfegruppe: “Wissen Sie, wir haben unheimlich viele Ärzte, die ihren Patienten gerne eine MorphiumPumpe legen, aber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie Cannabis hören.” Es scheint fast so, als wäre Cannabis das letzte große Tabu für einen Großteil der deutschen Ärzteschaft. Was hielten Sie persönlich davon, wenn Cannabis als Medizin legalisiert werden würde? Über den Sinn einer Legalisierung von Cannabis kann man mit mir als Privatperson durchaus diskutieren – aber als jemand, der kranke Menschen behandelt, ist es für mich überhaupt nicht hilfreich, eine Legalisierung zu fordern. Das Problem ist dann nämlich, dass zum einen gar nicht jeder in der Lage ist, Cannabis vernünftig anzubauen, und zum anderen ein Problem mit der richtigen Dosisfindung besteht – das heißt, ich würde den Patienten damit eine sinnvolle Therapie verweigern, bei der richtig dosiert wird. Das wäre letztendlich gar nicht in ihrem Sinne. 27


MEDIZIN

Ein Medizinalhanf-Dealer im Kreuzverhör In Deutschland gibt es mittlerweile unzählige Selbsthilfegruppen von Menschen, denen Cannabis bei ihrem Krankheitsbild hilft – und die diese Naturmedizin auf dem Schwarzmarkt erwerben, da sie entweder keine Lust auf den bürokratischen Hürdenlauf hin zu legalem medizinischen Cannabis haben, oder sich erst gar keine Hoffnungen machen, diese selbst überwinden zu können.

text: Martin Müncheberg

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ir trafen einen illegal tätigen Berliner, der Cannabis zum Großteil an Kranke verkauft und der bereit war, sich allen unseren Fragen zu stellen. Wie und wann ist dir Cannabis zum ersten Mal begegnet? Das war etwa ein Jahr nach der Wende, im Jahr der Wiedervereinigung. Als ehemaliger DDR-Bürger war Hanf für mich bis zum Ende der “Volksrepublik” kein Thema. Und wenn, dann höchstens im Zusammenhang mit “westlichen Drogen”. Und obwohl auch in der DDR Alkohol getrunken und Tabak geraucht wurde, sprach man in diesem Zusammenhang nie von Drogen – so was gab’s nur im Westen, und da sollte es auch bleiben. So habe ich damals tatsächlich gedacht – während ich gleichzeitig auf den damals zahlreich steigenden “Feten” immer gerne meinen eigenen “Punsch” mitbrachte. Der bestand aus preiswertem Weißwein, Rotwein und jeder Menge Zucker, der die Wirkung noch zu steigern verstand. Dazu wurden dann auch immer viele Zigaretten geraucht – aber mit Drogen hatten wir in der DDR natürlich nichts am Hut. Nach der Wende landete ich dann bei meinem ersten Amsterdam-Besuch mit ein paar Freunden in einem Coffeeshop und investierte erstmals in Gras und Haschisch, nachdem wir einen fertig vorgedrehten Joint geraucht und für klasse befunden hatten. So fing ich selbst mit dem Kiffen an – und bin dabei

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geblieben. Und da ich mit der Zeit immer mehr Leute kennenlernte, die auch regelmäßig etwas zu rauchen haben wollten, kaufte ich immer deutlich mehr, als ich selber verbrauchte und begann mit meiner illegalen Nebentätigkeit. Wie hast du dann festgestellt, dass Hanf auch medizinisches Potenzial hat? Durch die mittlerweile jahrelange Beschäftigung mit Cannabisprodukten hatte ich natürlich auch angefangen, mich ganz allgemein für diese Pflanze zu interessieren und fand heraus, was heute jeder halbwegs aufgeklärte Mensch weiß: wie Hanf über Jahrtausende hinweg die Menschheit begleitete und unser Leben angenehmer gestaltete. Und wie er schließlich ohne rationelle Begründung international verboten wurde. So blieb mir auch nicht verborgen, dass Cannabis sogar in der Medizin – vor allem als Schmerzmittel – eingesetzt werden kann, und vielen Patienten diese natürliche Alternative zu chemischen Präparaten aus politischen Gründen verwehrt wird. Als ich dann bei einer Demonstration für die Legalisierung von Hanf ein Mitglied einer Selbsthilfegruppe von Patienten, die sich illegal mit Cannabis therapieren, kennenlernte, erfuhr ich noch mehr von den irrationalen Zuständen in Deutschland. Wie kam es schließlich dazu, dass du heute auch an Schmerzpatienten Cannabis verkaufst?


Da auch mein Onkel nach einem Verkehrsunfall unter ständigen Schmerzen leidet und daher täglich verschiedene Schmerzmittel nehmen muss, hat mich die Thematik natürlich sehr interessiert, und so bin ich dann auch mal zu einem Selbsthilfegruppentreffen gegangen. Ich freundete mich mit der Zeit dann mit einigen Mitgliedern der Gruppe an und erfuhr schließlich, dass sie für ihr Cannabis deutlich zu viel bei ihrem bisherigen Lieferanten bezahlen mussten. Das konnte und wollte ich unterbieten – schließlich wollten sich diese Menschen nicht einfach nur berauschen, sondern ihre Schmerzen lindern. Und dass das funktioniert, wusste ich inzwischen von meinem Onkel, der – wenn auch erst nach ausdauernder Überzeugungsarbeit meinerseits – bereit war, es mal mit Cannabis zu probieren. Heute ist er mir rückblickend dankbar, dass ich ihm diesen Selbstversuch empfahl, da Cannabis nicht nur weitgehend seine Schmerzen vertreibt, sondern dazu noch – medizinisch gesprochen – “stimmungsaufhellend” wirkt. Inzwischen versorge ich nicht nur ihn, sondern auch eine ganze Berliner Selbsthilfegruppe mit dieser extrem schwer zugänglichen Medizin. Da ich ja nicht im großen Stil deale, ist somit der Großteil meiner Kundschaft an Hanf als Medizin interessiert. Nun könnte man einwerfen, dass du dich also an dem Leid Anderer bereicherst...

In gewisser Weise stimmt das ja auch – schließlich schlage ich bei meinen medizinischen Kunden ja auch immer noch einen Euro pro Gramm auf. Allerdings haben die Mitglieder der Selbsthilfegruppe zuvor über 2 Euro mehr pro Gramm gezahlt – insofern

habe ich ihnen geholfen, die Kosten nachhaltig zu senken. Soweit ich weiß, sind alle mit Preis und Qualität sehr zufrieden. Und meinen Onkel versorge ich natürlich zum Selbstkostenpreis – in der Familie gehört sich das einfach. Und meine restliche Kundschaft, die Cannabis vor allem als Freizeitdroge konsumiert, kommt auch prima damit klar, dass ich bei ihnen 2 Euro pro Gramm aufschlage. Schließlich habe ich eine sehr gute und verhältnismäßig günstige Quelle, wodurch sich meine Preise – 6 Euro für Medizinalhanfkunden und 7 Euro für Freizeitkiffer – durchaus sehen lassen können. Wie läuft das ganz konkret ab, wenn man bei dir was kaufen will – hast du dafür bestimmte Zeiten? Nein, man ruft einfach vorher an und fragt, ob man vorbei kommen kann oder ob ich demnächst mal wieder Zeit habe. Und entweder habe ich Zeit – und damit auch Gras – oder eben nicht. Aber eigentlich habe ich immer Zeit. Wovon lebst du eigentlich? Reicht dein Gewinn aus dem Hanfhandel aus? Das könnte er sicher, wenn ich das wollte und offensiver betreiben würde – aber ich finde es besser, wenn ich nur wirklich vertrauenswürdige Bekannte mitversorge und dadurch etwas mehr als meinen eigenen Konsum finanziere. Denn so habe ich auch nie zu viel daheim, was mein Risiko nicht unerheblich verringert. Denn obwohl ich durchaus der Meinung bin, mit meiner Dealerei letztendlich etwas Gutes zu tun, ist mir auch klar, dass das die deutschen Strafverfolgungsbehörden leider noch immer ganz anders sehen. 29


MEDI+GREEN

Stressfreie Träume Wer täglich raucht, wird vermutlich festgestellt haben, dass er sich weniger an seine Träume erinnern kann, jedoch nach einem Absetzen des Hanfkonsums für einige Wochen unglaublich intensive Traumerlebnisse heraufbeschwören kann. Auch Forscher sind auf dieses Phänomen aufmerksam geworden und haben jetzt herausgefunden, wie sie diese Eigenschaft des Cannabisʼ in den Dienst der Medizin stellen können. abei gingen die Psychologen davon aus, dass dem menschlichen Körper ein ständiges Bedürfnis nach erholsamem Schlaf innewohnt. Wenn eine der vier Phasen dieses erholsamen Schlafes gestört wird, muss der Proband mit einem unangenehmen Erwachen rechnen. Nicht nur der Mensch, sondern auch mehrere Tierarten müssen ihren täglichen Schlafzyklus absolvieren, um einem produktiven Morgen entgegensehen zu können. Während der Schlaf uns als erholsame Aktivität erscheint und daher eher als Passivität anzusehen ist, ruht das Gehirn auch in dieser Phase nicht, sondern verarbeitet aktiv die Tagesration an aufgenommenen Eindrücken. EEG-Untersuchungen, die sich mit den einzelnen Phasen und der Qualität des Schlafes beschäftigen, haben gezeigt, dass die Stadien des Schlafes

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immer tiefer werden und dass sich im Laufe der Nacht der Zyklus mehrfach wiederholt. Wenn die Schlafenden in der sogenannten REMPhase geweckt werden, berichten sämtliche Teilnehmer von lebhaften Träumen. Da Marihuana diese Schlafphase beeinflusst, stellt sich

Legales Gras für Teenies? Obwohl wir die Wandlungen in der Hanfpolitik wirklich mit Argusaugen beobachten, waren auch wir überrascht, als wir von einer australischen Initiative hörten, die den Graskonsum dermaßen entkriminalisieren würde, dass sie den Kauf und Verkauf des Ganja in gesetzliche Rahmen binden würde. ine Gruppe, die sich aus dem ehemaligen Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Melbourne, Mitgliedern des Australischen Ärztebundes (AMA) und weiteren prominenten Australiern zusammensetzt, schlägt vor, Cannabis und Ecstasy in einem derartigen Umfang zu entkriminalisieren, dass es auch für 16-jährige erhältlich wäre, sofern diese bereit sind, sich auf einer vertraulich behandelten Liste zu registrieren. Diese Konsumenten würden dann ihre Drogen von Anbauern und Chemikern beziehen, die über eine Genehmigung verfügen. Die Notwendigkeit für einen solchen Vorschlag wird mit dem fehlgeschlagenen Drogenverbot begründet, durch welches der Drogenmarkt in die Hände von Kriminellen geriet, die ohne Qualitätskontrolle jung und alt gleichermaßen die verschiedensten Drogen vorsetzt. Der Gebietsleiter der AMA Victoria hält die Zeit für

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gekommen, eine Drogenpolitik einzuführen, die auf Tatsachen basiert: “Wir dürfen nicht zulassen, dass die Drogenpolitik in unserem Lande von Vorurteilen regiert wird. Es ist außerordentlich wichtig, dass wir in dieser Angelegenheit unseren Blick auf Tatsachen richten und unseren Blickwinkel nicht einschränken lassen, wenn wir die goldrichtige Lösung für die Gesellschaft suchen”, betonte er. Bei der Maßnahme würde Cannabis sogar versteuert, und die neuen Marktakteure könnten Cannabis nur im Besitz einer “leicht einzuholenden, aber auch leicht zu verlierenden

die Frage, ob Kiffen eine Heilbehandlung bei Posttraumatischen Belastungsstörungen (Abk.: PTBS) bieten könnte, da diese vor allem die REM-Schlafphase stört, wodurch die traumatischen Erlebnisse unverarbeitet ständig von Neuem erscheinen. Früher wurde schon in mehreren Experimenten nachgewiesen, dass das THC (Tetrahydrocannabinol) die PTSD-Symptome erfolgreich lindert, aber die genauen Gründe hierfür wurden erst jetzt entdeckt. Bei neuesten klinischen Untersuchungen wurde das synthetische Cannabinoid Nabilon bei PTSD-Patienten eingesetzt, bei denen trotz der Gabe von Antidepressiva und Hypnose die Albträume kein Ende nahmen. Die meisten Patienten, die mit Nabilon behandelt wurden, berichteten anschließend, dass sie ihre Albträume losgeworden seien oder die Intensität derselben deutlich nachgelassen habe. Darüber hinaus verbesserten sich auch Schlafqualität und -quantität, und die Zahl der tagsüber wiederkehrenden Horrorvorstellungen (sog. Flashbacks) nahm ebenfalls ab. Dieser Schwemme von Beweisen beugte sich letztendlich sogar das US-Amt für Veteranenangelegenheiten und erkannte die positiven Wirkungen des medizinischen Marihuanas an. Daher lässt es auch zu, dass Kriegsveteranen – sofern sie eine ärztliche Empfehlung vorlegen können – ihre Lebensqualität mithilfe von Cannabis steigern.

Genehmigung” anbauen und verkaufen. Auf den Verpackungen für Marihuana gäbe es keinen Platz für Dekor, jedoch müsste auf ihnen in jedem Fall ein gesundheitlicher Hinweis vermerkt sein, ähnlich wie auf den Zigarettenpackungen. Wie auch beim Tabakkauf müssten die Jugendlichen vor dem Kauf von Cannabis ein entsprechendes Alter nachweisen. “Egal, wie objektiv man es zu betrachten versucht, Polizeimaßnahmen haben nur einen minimalen Einfluss auf den Rauschgifthandel und den Zugriff auf illegale Drogen”, argumentiert ein ehemaliger Polizist, der sich der Gruppe angeschlossen hat. Sollten es die Verfasser der Eingabe tatsächlich ernst meinen mit ihrer Aussage, dass ihnen die wissenschaftlichen Nachweise sehr wichtig sind, so möchten wir hiermit ihre Aufmerksamkeit auf die winzige Tatsache lenken, dass das Kiffen im Teeniealter später zu mentalen Problemen führen kann; daher wäre es empfehlenswert, die Altersgrenze wenigstens auf 18 heraufzusetzen.


COCO SLAB Bio Nova has created a superior coconut substrate slab that has especially been developed for “top” results. Coco Slab is a professionally developed growing medium, which complies to the strict RHP-norms (i.e. Regulation for Trade of Potting Soil). The substrate consists of an UV-resistant foil filled with finely flaked coconut fibres, which have been treated extensively for diseases, vermin, and excess substances. Compared to media such as rock wool, BN Coco has a great number of benefits: – obviously a high yield – a natural substrate – no longer problems with waste matter, coconut can be re-used outside as high-quality compost – the slabs are ready-to-use – pure materials with a very low EC (0.6-0.8 ms/s) – it has an ideal pH-value of 5.8 – coconut has ideal proportions of water/air – the slabs can be re-used – Coco Slab is very easy to use The coco slabs can be applied into existing substrate systems without a problem, since they have the same size as rock wool slabs: 100x15x7 cm. (7 cm. high after soaking). Bio Nova has developed a special fertilizer for the Coco Slabs, Coco Nova A-B nutrients, this is a two-component growing and flowering nutrient solution, which contains all elements required for a top success. Ask your specialist shop for the special fertilization scheme. There are thus many reasons for using Coco Slabs. In case of further questions ask your supplier or contact Bio Nova. INSTRUCTIONS: Put the slabs in the system. Pump approximately 4-5 litres of water or a low dosage of nutrient solution into each slab, wait for 30 minutes (the coco slabs will swell up) and are ready to use. After the swelling, cut in the slabs at the surface for drainage. Subsequent fertilization occurs according to the Coco Nova fertilization scheme.


VOLLBLUT

Fruitylicious: Die Backstory ie Nachfrage war groß. Immer wieder erhielten wir Anfragen von Händlern und Kunden, wann wir endlich mit feminisierten Sorten auf den Markt kämen. Das ganze Thema war nicht ohne eine gewisse Ironie. Jahrzehntelang arbeiteten wir bereits mit Erfolg daran, kraftvolle und stressresistente Hanfsorten zu züchten. Die Mandala Sorten haben sich seit über 8 Jahren als zuverlässig bewährt und unzähligen Menschen den Hanfanbau erleichtert. Nun standen uns diese Eigenschaften im Weg bei unserem Plan, feminisierte Sorten herzustellen, weil mindestens eine Elternpflanze sich für die geschlechtliche Umwandlung eignen muss. Eine große Aufgabe wartete auf uns, die mehrere Jahre der Forschung und Entwicklung in Anspruch nehmen würde. Während dieser Zeit bestätigte sich der anfängliche Verdacht, dass sich unsere F1-Kreuzungen und deren Elterngenetik als extrem resistent gegenüber einer Reihe von Methoden zur Umwandlung erweisen würden. Natürlich gab es Ausnahmen, aber damit traten andere Probleme auf: Mutationen und fehlerhafte Samenbildung, die in der Hanfzucht selten Erwähnung finden, um keinen Schatten auf die Feminisierung zu werfen. Deshalb sind wir sehr vorsichtig in der Auswahl der Genetik vorgegangen und haben keine Mühen gescheut, die Kreuzungen ausgiebig zu testen. Dazu gehört auch der feminisierte Stress-Test, den jede fem. Mandala Sorte als Qualitätsstandard bestehen muss (eine Zusammenfassung eines solchen Tests befindet sich auf unserer Webseite). Als wir die Gewissheit hatten, dass unsere beliebten Bestseller wie Hashberry, Satori oder Mandala #1 keine neue Karriere als feminisierte Sorte finden würden, waren wir ein bisschen Stolz darauf – mussten uns aber auch völlig neu orientieren. Also nahmen wir zuerst die extreme Robustheit und gute Leistung unserer “Hashbeere” als Basis für eine Mutterpflanze. In einer exklusiven, unveröffentlichten Hashberry Kreuzung entdeckten wir die außergewöhnlich fruchtige, harzige und frühblühende Mutter für Fruitylicious. Wir nannten diese Mutterpflanze “Very Berry Hashberry” (VBH). Sie neigt zu einer superschnellen Blüte und muss sogar unter einer konstanten Lichtquelle stehen, um als Mutterpflanze vegetativ zu bleiben. Als 2006 unsere Hashberry erschien, spekulierten einige aufgrund des Namens, ob sie eine Blueberry Kreuzung sei. Aus diesem Denkanstoß stellten wir jetzt das “Dream Team” für Fruitylicious zusammen. Zum ersten Mal sind die berühmte Hashberry und die legendäre Blueberry in einer Sorte vereint! Die typischen VBH-Eigenschaften, wie hoher Ertrag und frühe Ernte, sind auch bei der feminisierten Fruitylicious dominant. Das beerige Aroma ist schwieriger zu stabilisieren und nicht bei allen Pflanzen ähnlich ausgeprägt, obwohl beide Eltern für dieses Aroma gezielt ausgesucht wurden. Dafür sind die Blüten durchweg extrem harzig und kompakt. Ein erfolgreicher Outdoor-Test in diesem Jahr war sehr vielversprechend. Aufgrund ihrer schnellen Blütenpracht zeigt Fruitylicious Potenzial in nördlichen Breiten als Topfpflanze für Balkonien, auf überdachten Terrassen und im Gewächshaus mit Klimakontrolle (Gasheizung und Lüftung). Mit einem Trockenertrag von 200+ Gramm pro Pflanze im 40L-Topf kann durchaus gerechnet werden. Viele weitere Tipps zum Anbau gibt es auf unserer Webseite..

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GROW

Family Farms – unabhängige Eigenproduktion Family Farms sind kein wirklich neues Konzept. Als die Menschen die Möglichkeit entdeckt hatten, Nahrungsmittel für sich und ihre Familien selbst zu produzieren, entstanden die ersten Family Farms... Verkaufsbetrieb: Die Family Farm war geboren. Wir gründeten die White Owl WaterFarm.

Warum Hydroponik?

Salat- und Gewürzpflanzen im AeroFlo-System

eitdem haben alle Zivilisationen Kulturmethoden entwickelt, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen: erst Agaven, Mais und Bohnen, dann Getreide, Gemüse und Obst. Die Entdeckung dieser Kulturen war ein langer Prozess und die Methoden und Techniken wurden langsam, über mehrere Jahrhunderte hinweg, beständig verbessert. Heute erreicht die Weltbevölkerung enorme Wachstumsraten, verbunden mit einem erheblichen Bedarf an Nahrungsmitteln und enormen Schwierigkeiten, diese überall zu verteilen. Nicht nur Grund und Boden werden immer knapper, die Böden sind auch weniger fruchtbar. Die Verwendung von Pestiziden und Fungiziden sowie die intensive Landwirtschaft haben unsere Böden ausgelaugt und die Gewässer verschmutzt. In vielen Gebieten fehlt es an Wasser, was bereits jetzt zu Streitereien führt, bis hin zur Kriegsgefahr. Die Qualität unserer Lebensmittel wird oft in Frage gestellt – wenn wir den Inhalt unseres Tellers anschauen, fragen wir uns manchmal, ob wir ihn mit gutem Gewissen konsumieren können. Vor vielen Jahren, so um 1992, haben William Texier und ich in Kalifornien das Konzept der Family Farm mit Hydroponik gegründet. Die Idee war, frisches Gemüse für unseren eigenen Gebrauch anzubauen. Unsere ersten Ernten waren mehr als ausreichend, und wir teilten sie mit den Nachbarn. Die ganze Nachbarschaft begann, Marmeladen und Konserven zu machen und verspeiste frische, schmackhafte Salat- und Kräuterteller. Wir kamen schnell zu dem Schluss, dass es eine gute Idee wäre, unseren Überschuss auf den Nachbarmärkten zu verkaufen. Dies endete in einem kleinen, aber erfolgreichen

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text: Noucetta Kehdi photos: General Hydroponics Europe

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Diese erstaunliche Technologie bietet viele Vorteile im Vergleich zur Kultivierung in Erde: Eine bessere Kontrolle der Pflanzenernährung ermöglicht es, schneller zu kräftigeren, reichhaltigeren Ernten zu kommen. Die Pflanzen brauchen nicht um ihre Nahrung zu kämpfen und können sich daher besser entwickeln. Sie verwenden ihre Energie, um Blüten und Früchte zu produzieren, anstatt ihre Wurzeln tief im Boden zu verankern. So kann man auf der gleichen Bodenfläche mehr Pflanzen (+/- 30 %) ziehen und somit die Erträge steigern. Eine genaue Kontrolle des Nahrungsbedarfs in jedem Entwicklungsstadium garantiert optimale Quantität, Qualität und Geschmack. Ausserdem erfordert Hydroponik 80 bis 90 % weniger Wasser und natürlich auch weniger Dünger als die gleiche Ernte in Erde, da es sich um einen geschlossenen Kreislauf handelt. Dies ist ein enormer Vorteil in Zeiten, wo Wasser so wertvoll und die Umweltverschmutzung so weit fortgeschritten ist. Denn Hydroponik gibt keine Düngestoffe in den Boden ab, und es werden keine Herbizide verwendet. Somit wird eine mögliche Umweltverschmutzung auf ein Minimum reduziert. Pflanzen, die in Hydroponik wachsen, sind generell gesünder und widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Insek-

Die ersten AeroFlos und RainForest


tenangriffe. Wenn man bedenkt, dass gesunde Lebensmittel immer seltener zu finden sind, wird es immer wichtiger, die Qualität unseres Tellerinhalts zu sichern. Ganz zu schweigen davon, dass Eigenproduktion Transporte erspart und frische Ernten garantiert!

Wie startet man eine Family Farm? Eine Family Farm kann jede erdenkliche Grösse haben: klein – in der Küche, für ein paar Küchenkräuter, etwas grösser – für den Hausgebrauch an Kräutern und Gemüse, oder ein kleines bis mittelgrosses Gewächshaus – für Eigenproduktion oder den Verkauf. Sie entscheiden selbst. Wenn Sie für den eigenen Verbrauch produzieren, brauchen Sie nur zu entscheiden, welche Kräuter, Gemüse oder Früchte Sie täglich auf dem Tisch haben wollen. Dasselbe gilt für eine größere Struktur: Sie müssen das Hydroponiksystem und die Dünger auswählen, die am besten geeignet sind. Wenn Sie Ihre Family Farm zu kommerziellen Zwecken starten, wird die erste Aufgabe sein, die zu produzierenden Produkte auszusuchen. Sie können eine neue Marktnische schaffen oder auch dem für die Region bereits existierenden Bedarf folgen. Letzteres ist die bessere und einfachere Lösung. Bei Hydroponikkultur ist es ausserdem wichtig, hochqualitative und hochwertige Produkte zu wählen, um die Konkurrenz mit traditionellen Kulturen in Erde weitmöglichst zu reduzieren. Dann müssen Sie herausfinden, wer und wo Ihre künftigen Kunden sind. Suchen Sie Ihre Umgebung nach Restaurants, Hotels, Supermärkten und Feinkostläden ab: Jenen potentiellen Käufern, die Qualität vor Preis setzen. Sie können sich auch dafür entscheiden, den Endverbraucher über Wochenmärkte zu erreichen oder fertige Körbe mit Gemüse und Früchten direkt ins Haus zu liefern und somit Zwischenhändler auszuschalten. Auf der White Owl WaterFarm hatten wir uns auf die Hotels und Restaurants in der Bucht von San Francisco konzentriert. Ich hatte mich bei den Küchenchefs und Einkaufsleitern der Branche darüber informiert, welche Pflanzen für sie schwer zu finden sind. Die Reaktion war durchaus positiv, da sie bereit waren, alles zu geben, um frische und schmackhafte Produkte Die erste bioponische Farm der Welt befindet sich in Saint-Barthélemy in der Karibik, wo Gemüse, vor allem Tomaten, angebaut werden

Vor der Umpflanzung stehende Pflanzen in der Keimschüssel

zu ordern. In der Tat ist die Nähe zum Kunden ein weiterer großer Vorteil der Family Farms. Damals entschied man sich für rote Paprika und Basilikum, also wurden diese angebaut. Eine weitere Wahl waren exotische Früchte für die Küche, da vorher im Allgemeinen importierte Ware verwendet wurde, die teuer und zudem oft abgelaufen war...

Hydroponik: Wie beginnt man? Nachdem Sie entschieden haben, wie groß Ihre Anlage sein soll und welche Produkte Sie anbauen wollen, ist es wichtig, das richtige Hydroponikmaterial auszusuchen. Die Pflanzenernährung muss qualitativ hochwertig sein. Sparen Sie nicht bei den Düngern, denn sie sind die Voraussetzung für kräftige und schmackhafte Ernten. Vergewissern Sie sich, dass die Dünger für Ihre Wasserqualität geeignet sind (ob es hart oder weich ist), um bestmögliche Resultate zu erzielen. Achten Sie darauf, dass die Dünger sämtliche Haupt- und Mikronährstoffe, sowie alle Spurenelemente enthalten. Bevorzugen Sie Chelate gegenüber Sulfaten, da sie ausgeglichener sind. Sie können sich auch für Bioponiknährstoffe entscheiden, die eine “organische Hydroponik” ermöglichen. Sie können Zusatzstoffe zur Pflanzenernährung hinzugeben. Es existiert eine reichliche Auswahl an qualitativ hochwertigen Zusatzstoffen mit unterschiedlicher Wirkung: Erhöhung der Aufnahmefähigkeitkeit der Pflanzen, Reinigung von Substraten und Nährlösungen, Steigerung des Wachstums und der Fruchtbildung, oder auch zur Stressreduzierung oder zur Abwehr von Krankheiten und Insekten. Achten Sie auch auf die richtige Wahl Ihres Hydroponiksystems. Die wichtigste Eigenschaft ist eine optimale Sauerstoffversorgung und dynamische Zirkulation. Weisse Farbe ist viel besser als schwarze, da das Licht reflektiert und überall verteilt wird. Das System sollte für die jeweiligen Pflanzen geeignet sein. Wenn sich zum Beispiel die Pflanzstellen Ihres Systems dicht nebeneinander befinden und Sie Pflanzen mit hohem Platzbedarf wie Paprika oder Tomaten anbauen wollen, dann können Sie einfach nur jede zweite oder dritte Pflanzstelle bepflanzen (dabei nicht vergessen, die ungenutzten Löcher mit einem Deckel zu verschließen, damit die Wurzeln nicht dem Licht ausgesetzt sind). Wenn Sie später kleinwüchsige Pflanzen wie Kräuter anbauen wollen, können Sie jedes Pflanzloch benutzen, ohne ein neues System anschaffen zu müssen.

Wie funktioniert Hydroponik? Allgemeine Informationen Sie werden schnell merken, dass Hydroponik nicht schwierig ist. Es gibt jedoch einige wichtige Voraussetzungen, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden, wenn Sie in eingeschlossenen Flächen kultivieren: Temperatur, Belüftung, Feuchtig35


GROW keit, Prävention und Sauberkeit. Wenn kein natürliches Licht vorhanden ist, werden Sie natürlich auch spezielles künstliches Licht benötigen. Darüber hinaus gibt es zwei weitere bedeutende Parameter, die bei Hydroponik eine spezifische Rolle spielen: EC und pH (siehe unten). In einem Gewächshaus, einem kleinen Innenraum oder einer sog. “Homebox” müssen Temperatur, Feuchtigkeit und Belüftung überwacht werden. Beim Kauf Ihrer Hydroponikanlage sollten diese Merkmale berücksichtigt werden. Es gibt zahlreiche exzellente Produkte, die Ihnen helfen werden, die besten Bedingungen für Ihre Kultur zu schaffen. Bei Ihrem Händler erhalten Sie ebenfalls hilfreiche und wertvolle Ratschläge. Die Raumtemperatur spielt bei jeder Kultur eine wesentliche Rolle; dieses Kriterium ist bei Hydroponik noch wichtiger. Dabei ist nicht nur die Lufttemperatur wichtig, sondern auch die Temperatur der Nährlösung. Wie schon gesagt, ist eine perfekte Sauerstoffversorgung Voraussetzung für ein optimales Wachstum. Um den Sauerstoffgehalt in der Nährlösung auf höchstem Niveau zu halten, ist eine gute Zirkulation erforderlich. Aber es gibt noch einen bedeutenden Parameter, der nicht sofort ersichtlich ist: Sauerstoff löst sich besser, wenn das Wasser kühl ist. Wenn die Wassertemperatur steigt, wird weniger Sauerstoff fixiert. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass die Wassertemperatur nicht über 26°C ansteigt. Wenn Sie mit höheren Temperaturen rechnen, sollten spezielle Bakterien und Mikroorganismen verwendet werden, die die Wurzeln vor Krankheiten schützen. Im Allgemeinen empfehlen wir eine Luftfeuchtigkeit zwischen 65 und 75 %, bei Stecklingsvermehrung etwas höher. Aber auch hier muss dieser Prozentsatz den jeweiligen Pflanzen angepasst sein. Die Belüftung ist ebenfalls wichtig, da sie die Luft homogenisiert, Hitze- und Feuchtigkeitsstaus eliminiert und eventuell CO² in den Kulturraum bringt. Selbstverständlich ist die Prävention von Schädlingsbefall sehr wichtig. Ob in Erde oder Hydroponik – Sie müssen immer darauf achten, dass Ungeziefer und Krankheiten sich nicht in Ihrer Kultur breitmachen. Manche Anbieter liefern beispielsweise spezielle Immunsystem-Booster, Silikatprärate oder Brennesseljauchen. Es gibt auch den integrierten Pflanzenschutz, der Nutzinsekten zur Bekämpfung von Angreifern liefert. Aber das Auge bleibt der beste Verbündete. Man muss die Kultur ständig beobachten, um sofort reagieren zu können. Wenn sich Krankheiten und Ungeziefer erst einmal etabliert haben, ist es oft besser, die Ernte zu vernichten und eine neue Kultur zu starten, anstatt zu versuchen, die alte zu retten. Prävention ist also nicht zu unterschätzen, auch wenn ein Präventionsprodukt oft als überflüssig angesehen wird... Es sei denn, man verwendet es nicht... Sauberkeit ist jederzeit von größter Bedeutung: Der Kulturraum und die Werkzeuge sollten immer sauber sein. Die gesamte Installation ist nach der Ernte gründlich zu reinigen. Um Wasser und Nährstoffe zu sparen, den Speicher leeren und die verbleibende Nährlösung für Garten- oder Topfpflanzen verwenden. Wenn die letzte Ernte gesund war, genügt es, die Anlage von Wurzel- und Blattresten zu befreien, den Tank zu leeren und zu säubern und die Leitungen und Pumpen durchzuspülen. Dann das System mit einer speziellen Reinigungslösung reinigen und wieder befüllen. Wenn die vorherige Ernte krank oder schwach war, ist es besser, die Anlage gründlich zu desinfizieren. Eine Methode besteht darin, das System mit Wasser mit einem sehr niedrigen pH-Wert zu füllen und eine Weile laufen zu lassen. Vor dem Bepflanzen nochmals spülen. Eine andere Methode besteht darin, eine Chlorlösung zu verwenden. Vor einem neuen Start sollte das System 24 Stunden lang gelüftet werden. 36

Wie funktioniert Hydroponik? Elektro-Konduktivität und pH-Wert EC- und pH-Wert sind wichtige Parameter bei einer Kultivierung in Erde; bei Hydroponik sind sie unerlässlich. Die Kontrolle dieser zwei Werte ist die Garantie dafür, dass Ihre Pflanzenernährung ausgeglichen und effizient ist. EC (electro conductivity) misst den Gehalt an gelösten Mineralien in der Nährlösung. Je nach Entwicklungsstadium Ihrer Pflanzen wird der empfohlene EC-Wert niedriger oder höher sein. Jungpflanzen benötigen weniger Nahrung als ausgewachsene Pflanzen, und manche Pflanzen brauchen generell weniger Nahrung als andere. Es gibt spezielle Digital-ECMesser, um den Gehalt an gelösten Salzen zu messen. Bitte wählen Sie auch hier ein Qualitätsprodukt, Sie werden es nicht bereuen, denn Sie müssen sich immer darauf verlassen können. Um zu wissen, welcher EC-Wert für Ihre Pflanzen benötigt wird, verwenden Sie die Anwendungstabellen, die mit den Düngern geliefert werden. Manche Hersteller liefern detaillierte Informationen und verfügen auch über spezielle Ernährungstabellen für eine große Anzahl von Pflanzen. Fragen Sie bei Ihrem Händler nach oder besuchen Sie die entsprechenden Webseiten dieser Hersteller. Der pH-Wert ist ebenfalls von größter Bedeutung. Er verrät Ihnen den Säure- oder Basengehalt der Nährlösung. Dies ist durchaus wichtig, da Mineralsalze nur bei einem bestimmten pH-Wert von den Pflanzen aufgenommen werden können. Zu niedrig oder zu hoch, und schon werden die Salze nicht richtig gelöst (siehe Grafik). Dies hat zur Folge, dass Ihre Pflanzen nicht korrekt ernährt werden. Im Allgemeinen sollte der pHWert zwischen 5.5 und 6.2 liegen, da diese Werte für die meisten Pflanzen geeignet sind. Im Handel sind spezielle digitale pH-Messgeräte erhältlich. Diese organischen Tomaten wurden mit der Etikette “home-grown” verkauft


Wie oben bereits erwähnt, sollten auch hier Qualitätsgeräte gewählt werden, auch wenn sie etwas teurer sind. Wenn Sie ohne EC-Messgerät nicht auskommen können, können Sie anstelle des kostspieligen pH-Messgeräts den praktischen, zuverlässigen und preiswerten flüssigen pH-Testkit wählen. Er hilft Ihnen, den pH-Wert genau zu bestimmen, oder auch zu kontrollieren, ob Ihr elektronisches pH-Messgerät richtig funktioniert. pH-Regulatoren (pH Down und pH Up) ermöglichen eine genaue Anpassung des pH-Wertes. Nicht überdosieren, sondern tröpfchenweise bis zum gewünschten Wert von 5.5 bis 6.2 in die Nährlösung geben. Nur anwenden, wenn der pH-Wert außerhalb dieser Werte liegt. Wenn weitere Informationen benötigt werden, fragen Sie Ihren Händler oder schauen Sie im Internet nach. Vergewissern Sie sich, dass die Informationen korrekt sind und zögern Sie nicht, nachzufragen. Hydroponik-Fachgeschäfte bieten ausführliche Kataloge mit hilfreichen Informationen.

Wie startet man eine Anlage? Kaufen Sie nur Qualitätssamen von einem zuverlässigen Unternehmen. Dies ist die Voraussetzung für einen guten Start! Eine gute Genetik spielt eine wesentliche Rolle bei der Pflanzenentwicklung. Unterstützt durch eine vollkommene Ernährung liegt hier der Schlüssel zum Erfolg. Sie können Ihre Samen in Tabletts mit einer Mischung aus Torf, Perlite und Vermikulite aussäen, um ein leichtes Substrat um die Wurzeln der Sämlinge zu erhalten. Wenn sie groß genug sind (mit mindestens 3 Blätterpaaren), vorsichtig ausgraben und die Wurzeln mit temperiertem Wasser abspülen, ohne die kleinen Wurzelhaare zu beschädigen. Dann in kleine, mit Blähton gefüllte Netztöpfe pflanzen und in das System einsetzen. Natürlich muss das System zu diesem Zeitpunkt bereits funktionsfertig sein, damit die Pflanzen sich gleich unter besten Bedingungen weiterentwickeln können. Sie können natürlich auch Ihre Samen in fertige Coco- oder Torf-Pellets einsäen; Diese Methode ist sehr praktisch, denn Sie können die Jungpflanzen anschließend direkt in das Hydroponiksystem einsetzen, ohne vorher die Wurzeln abspülen zu müssen. Dies vermeidet Umpflanzungsstress und spart auch noch viel Zeit. Wenn sie große Pflanzen anbauen, vergessen Sie nicht, genügend Platz zwischen den Pflanzen zu lassen, damit sie sich bequem ausbreiten können. Zudem vermeiden Sie so Krankheiten, die sich in wenig durchlüfteten Räumen schnell entwickeln.

Family Farms: weitere allgemeine Informationen Diese Grundinformationen ermöglichen es Ihnen, Ihre Family Farm praktisch überall zu installieren. Andere wichtige Parameter sind die geographische Situation, das Klima, das Wasser und der Strom. Eine Hydroponik-Family Farm ist besonders sinnvoll in Städten. Auf dem Land ist es im Allgemeinen einfacher, gesundes oder zumindest frisches Gemüse zu erhalten. Städte sind oft weiter von den Quellen entfernt. Hydroponik in Innenräumen ist in Ländern mit zu kaltem oder zu heissem Klima besonders angebracht. Kleine Hydroponik-Handelsbetriebe sind besonders geeignet für touristische Gebiete wie die Karibik oder die Pazifischen Inseln, die die Nahrungsmittel für ihre Touristen das ganze Jahr über vom Festland importieren müssen. Oder eben auch für kalte Gebiete wie der hohe Norden, wo die Sommersaison zu kurz ist und die Nahrung aus dem warmen Süden herangeschafft werden muss. Von

Tomaten im AeroFlo-System, wo jeder zweite Platz ausgenutzt wird

In allen genannten Fällen kommt die Nahrung oft aus fernen Gebieten und muss lange Transportwege mit mehreren Zwischenstationen durchlaufen, was zu einer unnötigen Umweltverschmutzung führt. Besonders negativ ist dabei, dass man am Ende eine Ware erhält, die nicht nur teuer, sondern oft auch schon verdorben ist. Elektrizitäts- und Wasserkosten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Deshalb wird oft empfohlen, Produkte mit hohem Marktwert zu wählen, die hohe Verkaufspreise erzielen. Man darf aber nicht vergessen, dass Hydroponik weniger Wasser benötigt als die gleiche Ernte in Erde. Manche Länder haben das Glück, Energie kostenlos oder sehr günstig bereitstellen zu können. Dies ist der Fall in einigen Ländern der Golfregion wie Bahrein oder den Emiraten, oder auch Russland und Norwegen, wo die Verfügbarkeit von Wasser oder/ und preiswertem Strom die Kosten niedrighalten. Abgesehen von den Energiekosten, sind heutzutage viele Menschen bereit, etwas mehr für ihre Nahrung auszugeben, auch wenn sie sich dafür in anderen Bereichen einschränken müssen. Die Gründung unserer Family Farm war ein Pionierprojekt, als wir in den 90er Jahren damit starteten. Seitdem haben sich hier und da mehrere Projekte entwickelt. Besonders auf den Karibikinseln sind viele kleine Gewächshäuser entstanden, in denen frisches Gemüse für den Sofortverbrauch angebaut wird. In der heutigen Zeit, in der unsere Nahrungsquellen öfter hinterfragt werden, bekommen solche Projekte wieder frischen Aufwind. Und wir glauben, dass sie zahlreicher werden, da wir fast täglich Anfragen in dieser Richtung erhalten. Das Konzept entspricht dem Geist unserer Zeit! professionell unterstützt.

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Warlock er Warlock war das Aushängeschild von Magus Genetics und hat einen beinahe legendären Status in der Cannabiswelt. Serious Seeds ist sehr stolz, diesen “Vollbluthengst” nun im eigenen Stall zu haben. Der Warlock hat bereits bei seinem Debut 1997 den 3. Platz beim High Times Cannabis Cup geholt und wurde bis zum November 2011 nicht mehr eingereicht. Beim 24. Cannabis Cup war es dann soweit, Warlock machte wieder mit und gewann diesmal den zweiten Platz in der Kategorie: Bestes Hasch. Gleich darauf, im Mai 2012, folgte der nächste Erfolg, Warlock gewann beim medizinalen Treating-Yourself-Cup in Toronto, Kanada, den dritten Platz in der Compassion-Club-Kategorie. Diese Kategorie ist für Clubs gedacht, die in Kanada legal medizinales Cannabis für Patienten anbauen, und zeigt, dass Warlock hervorragende medizinale Eigenschaften bei der Schmerzbekämpfung aufweist, welche von den Patienten sehr geschätzt werden. Diese Pflanze ist ein Afghani/Skunk-Hybride, welcher aufgrund seines besonderen Geschmacks und starken Effekts selektiert wurde. Warlock ist indica-dominant, hat aber auch einige Eigenschaften, die von den meisten Leuten als Sativa-Charakteristika angesehen werden (langgezogene Blütenstände, aktives High, hohes Blüten/Blätter-Verhältnis). Es ist eine astreiche Pflanze, die nur wenige mittelgroße Blätter und eine enorme Menge an Blüten entwickelt, sodass sie einfach zu Maniküren ist. Die Stempel sind rein weiß, wenn sie frisch sind, und werden zur Reife leicht braun bzw. rosa. Der Geruch ist stark und süß, manchmal sogar ein wenig säuerlich (wie frisches Obst). Der Effekt ist ein starkes High, welches sich hauptsächlich im Kopf abspielt, aber auch im Körper spürbar ist.

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Early Skunk egen ihrer exzellenten Ergebnisse und ihrer zuverlässigen Wuchsleistung konnte sich die Early Skunk als beste Allroundsorte in der Freiland-Kollektion der Sensi-Samenbank qualifizieren. Da sie jetzt als weibliche Sorte erhältlich ist, brauchen die Züchter zu Beginn der Blütezeit nicht einmal mehr die männlichen Triebe zu entfernen. Genauso wie das Original erzeugen die weiblichen Early Skunk Samen widerstandsfähige, schnellwüchsige und erstaunlich dynamische Pflanzen, die satte, schwere Ernten voll feuchter, zuckerartig glasierter Knospen in praktisch jedem Klima produzieren. Weibliche Early Skunk Samen vereinen die Größe und Vitalität der Skunk #1 mit der Winterhärte der Early Pearl in einer vollständig weiblichen Cannabishybride mit Turbo-Füllung, die sich im Garten, auf dem Balkon oder an jedem anderen Ort im Freien, der direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist, ausgesprochen wohlfühlt. Noch bis vor Kurzem gelang es Erzeugern in Regionen mit kurzen Sommern nicht, Skunks und andere starke Cannabishybride zu voller Reife heranzuzüchten. Um schlechtes Wetter am Ende der Sommersaison zu vermeiden – was bei den besonders dichten Skunkknospen zu Schimmelbefall führen kann – waren die Erzeuger in den kühleren Klimazonen im Allgemeinen gezwungen, ihre exotischsten Pflanzen vor dem Höhepunkt der Blüte zu ernten. Early Skunk wurde speziell zur Lösung dieses Problems geschaffen, und seither hat sie den Züchtern des Nordens stets den perfekten Ausweg aus ihrem Dilemma geboten. Der Einfluss des Early-Pearl-Elternteils ermöglicht es der Early Skunk nämlich, schon Wochen vor der Skunk #1 auszureifen, wodurch die Schimmel- und Fäulnisresistenz der Sorte erheblich vergrößert wird. Die Einführung dieser überragenden Freilandhybride als zuverlässige, einheitliche und weibliche Sorte stellt den letzten Schritt bei der Perfektionierung der Early Skunk dar – sie ist kraftvoll, produktiv, winterhart und einfach anzubauen, und nun besteht auch keine Gefahr mehr, dass sie männliche Pflanzen erzeugt! Das Wachstumsmuster der weiblichen Early Skunk wird von Indica-Merkmalen dominiert, was ihr eine solide, harzüberkrustete Blütenformation verleiht und reichliche Erträge ermöglicht. Die Sativaseite der Early Skunk bewirkt einen zusätzlichen “Ausstoß” in ihren dicken Knospenzweigen, was erst bei einer Kostprobe richtig auffällt – denn dann erlebt man ein sanftes, heiteres High, das sich mit dem warmen, kraftvollen Stone der Skunk vermischt, diesen dadurch noch steigert und zu neuen, aufregenden Orten trägt.

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CANNA+GLOBE Die Hippiebewegung der sechziger und siebziger Jahre trug die Einreihung der psychedelischen Drogen (LSD, Zauberpilze, Meskalinkaktus usw.) in das im Aufbau begriffene System des Drogenverbots quasi codiert in sich. Die Machthaber hofften, dass damit die Lust der Blumenkinder an der Bewusstseinserweiterung verlorenginge, und genau das trat teilweise auch ein. Doch welche anderen Auswirkungen hatte das Verbot? achdem die Forschung hinsichtlich der Anwendbarkeit verschiedener Psychedelika zu Heilzwecken heutzutage wieder begonnen hat, überrascht es nicht, dass es schon in den fünfziger und sechziger Jahren psychedelische Therapien gegeben hatte, die jedoch durch das Verbot für die Dauer von 35 Jahren aussetzten bzw. dadurch in den Untergrund gedrängt wurden. Während die Jugendlichen in Trapezhosen Selbstversuche durchführten, experimentierten Wissenschaftler an Patienten, welche verschiedene psychische Anomalien aufwiesen, mit Wirkstoffen, die Halluzinogene genannt wurden, und konnten keine geringen Ergebnisse vorweisen. Die psychedelische Therapie zeigte hauptsächlich auf dem Gebiet der mentalen Krankheiten – beispielsweise Depression, Schizophrenie und Alkoholismus – vielversprechende Erfolge, doch das Verbot erstreckte sich auch auf die medizinische Forschung. Der westlichen Welt eröffneten sich nur einige Jahrzehnte für diesen Erfahrungsaustausch, für den in den schamanistischen Kulturen Jahrtausende zur Verfügung standen.

Verbotenes Goldenes Zeitalter Vergangenheit und Gegenwart der LSD-Therapien

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Der psychedelische Traum des Westens Die Geburt des LSD gehört zu den bekanntesten Erzählungen der Drogengeschichte. Ein schweizer Chemiker, ein gewisser Albert Hof42

mann, isolierte es 1938. 1943 testete er das LSD zufällig, später bewusst an sich selbst, und damit verankerte er sein “Problemkind”, eins der potentesten Psychedelika, im Bewusstsein des Westens. Nach zwei Jahren des Experimentierens, verkündeten 1949 ebenfalls schweizer Forscher, dass die Chemikalie in psychotherapeutischen Experimenten Anwendung finden könne, und damit begannen die Forschungen auf breiter Ebene. In den 1950er und 60er Jahren erweckte das LSD auf vielen Gebieten – von der Pharmazie bis zur Neurophysiologie – die Hoffnung auf

die Ankunft des Goldenen Zeitalters: Dass es gelänge, in den verschiedenen psychischen und biochemischen Prozessen des Gehirns bislang unbekannte Gebiete aufzutun. Die Mehrzahl der Forscher erwartete, dass der “künstlich erzeugte Wahn” helfe, bestimmte rätselhafte mentale Probleme zu verstehen. Einem der bedeutendsten Teilnehmer an den LSD-Experimenten, dem Tschechen Stanislav Grof zufolge, stand das Verbot des LSD Ende der 60er Jahre in engem Zusammenhang mit dem von ihm hervorgerufenen Bewusstseinszustand, in dem das materielle


Sein nebensächlich wird und das Glück nicht dem Anhäufen materieller Güter entspringt, sondern einem mystischen Erleben. Zahlreiche Forscher erkannten an, dass der hervorgerufene Bewusstseinszustand nicht nur für eine simulierte Psychose tauge, sondern unter den entsprechenden Umständen auch für den Aufbau der Persönlichkeit. Die Verfechter dieser Ansicht behaupteten entschieden, dass unter entsprechenden Umständen LSD nicht gefährlich sei. Der Psychiater Sidney Cohen erklärte beispielsweise nach über 25.000 psychedelischen Therapien, dass LSD viel sicherer sei als die übrigen in der Psychotherapie verwandten Medikamente. Grofs Ansicht nach hätte das Psychedelikum Theorie und Praxis der Psychiatrie radikal verändern können, wenn es gelungen wäre, der in den 60er Jahren entstandenen Hysterie zuvorzukommen. So aber veränderte es „nur“ die Menschen. Norman E. Zinberg zufolge wurden in der ersten Hälfte der 60er Jahre deshalb so viele LSD-Psychosen registriert, weil die Experimentatoren das Mittel noch nicht kannten, die Medien aber die Gefahren größer herausstellten. Anfang der 70er Jahre lief ein gesellschaftlicher Lernprozess ab, in dessen Folge die Anwender bereits wussten, mit welchen Erlebnissen man rechnen konnte, und die Zahl der Psychosen sank. Bei der gesellschaftlichen Akzeptanz des LSD sind

wir heute jedoch dahin gekommen, dass immer mehr Menschen darüber zu sprechen wagen, welche Rolle ihre psychedelischen Jugenderlebnisse auf die Entwicklung ihres weiteren Lebens, auf die Entwicklung ihrer Persönlichkeit und ihres Wertesystems hatten.

iTrip Der im letzten Jahr verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs war nie verschämt hinsichtlich seiner psychedelischen Abenteuer, und das LSD zählte er zu den drei wichtigsten Erlebnissen seines Lebens. Als er davon hörte, schrieb der damals 101-jährige Albert Hofmann Jobs einen Brief, in dem er die Erfahrungen des Apple-Gurus mit Freuden

zur Kenntnis nahm und ihn bat, die nach 35 Jahren wieder möglich gewordenen Forschungen zur psychotherapeutischen Anwendung des LSD zu unterstützen und dazu beizutragen, dass Hofmanns „Problemkind sich zu einem Wunderkind“ wandelte. Die Fama spricht nicht darüber, ob sie Forschungsausgaben förderte; ihre jahrelange Korrespondenz könnte jedoch dazu beigetragen haben, dass die Forschungen wieder in Gang kamen. Es ist vorstellbar, dass nun ein radikaler Wandel innerhalb der Ansichten in der Psychiatrie, wenn auch mit 50 Jahren Verspätung, eintritt.

text: Bob Arctor

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Zeremonielle Bewusstseinserweiterung In memoriam Professor Thomas Szasz “Warum wollen wir Drogen? Im Prinzip aus genau denselben Gründen wie alle anderen Dinge. Zum Beispiel, um unsere Schmerzen zu lindern, unsere Kranken zu heilen, unsere Leistung zu steigern, unsere Stimmung zu ändern, unsere Schlaflosigkeit zu besiegen oder einfach nur, um uns wohler zu fühlen – man könnte auch sagen, wir sehnen uns nach Drogen aus genau demselben Grunde, aus dem wir uns nach einem Fahrrad, einem Auto, einem Traktor, einer Leiter, einer Kettensäge, Skiern oder Drachenfliegen sehnen: um unser Leben erfüllter und angenehmer zu gestalten.”

text: Jack Pot

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ahr für Jahr verletzen sich oder sterben Zehntausende von Menschen an Unfällen, die sie mit den oben genannten Gegenständen erlitten. Warum spricht man dann nicht von Skiabhängigkeit oder eben vom Kettensägen-Problem? Deshalb, weil wir von den Menschen, die diese Gegenstände benutzen zu Recht annehmen, dass sie sich alle erforderlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Nutzung des entsprechenden Gegenstandes aneignen und bemüht sind, zu vermeiden, sich oder anderen mit dem betreffenden Gegenstand Schaden zuzufügen. Wenn dann doch ein Unglück passiert, gehen wir davon aus, dass es sich bestimmt um einen zufälligen Unfall handelt, und geben unser Bestes, um die Heilung ihrer Verletzungen zu beschleunigen. Wenn jemand jedoch aus Nachlässigkeit oder vorsätzlich einem anderen Menschen Schaden zufügt, verhängen wir zivil- oder strafrechtliche Sanktionen. Kurzum: Wir versuchen, angemessene Lösungen für jede Situation zu finden, die wir mit den potentiell gefährlichen Utensilien unserer Umwelt generieren können. Wer würde meinen, dass dieser Text, der sich durchaus als Motto für ein Legalisie-

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rungspamphlet eignen würde, nicht aus der Feder eines intellektuellen Blumenkindes, sondern von einem Psychiater in seinen Fünfzigern stammt? Und außerdem von einem Menschen aus unseren Breiten. Wir zitierten soeben die Worte eines weltbekannten Wissenschaftlers ungarischer Herkunft, nur ist der traurige Anlass hierfür die Tatsache, dass er vor Kurzem von uns ging, im 92. Lebensjahr. Thomas Stephen Szasz, Geburtsname Szász Tamás István, emigrierte als 18-jähriger in die Vereinigten Staaten, wo er das Medizinstudium absolvierte, als Psychoanalytiker praktizierte, und ab Mitte der 50er Jahre an verschiedenen Universitäten als Professor für Psychiatrie tätig war und berühmt wurde. Ohne uns zu sehr in die Details seines Lebenslaufs vertiefen zu wollen, können wir festhalten, dass er sich mit seinen Ansichten schon bald von den Inhalten des klassischen Medizinstudiums entfernte. In den Fokus seines Interesses gerieten die meist negativen gesellschaftlichen Auswirkungen des Aufeinandertreffens der Medizinwissenschaften und der jeweiligen Machthaber. Dr. Szasz fand schnell seine persönliche Argumentation, die durch sein ganzes Lebenswerk hinweg Professor Thomas Stephen Szasz (1920–2012)


konsequent zu beobachten ist und in zwei Hauptthesen gipfelt: erstens die übertriebene Macht der Psychiatrie – von den regelmäßig “neu erfundenen” Krankheiten bis hin zur Zwangsbehandlung – und zweitens die Infragestellung des Rauschgiftverbotes. Gemeinsamer Anschlusspunkt in seinen Kritiken ist die Vorstellung, dass sowohl die als geistig krank erklärten Patienten als auch die Suchtmittel-Konsumenten von der modernen Gesellschaft als Sündenbock angesehen würden, auf die eine subtilere, moderne Form der mittelalterlichen Hexenverfolgung angewandt würde. Wie interessant die AntiPsychiatrie-Theorien von Professor Szasz auch sein mögen, hier möchten wir uns auf seine Abhandlungen über Drogen beschränken.

“Heutzutage zeigt sich der Sprachgebrauch des Abstempelns zum Sündenbock nirgends so eindeutig wie in unseren Rede- und Schriftformeln in Situationen, wenn wir über den Drogenkonsum oder über das Sich-Fernhalten vom Drogenkonsum sprechen oder schreiben.” Aus der Meinungsforschung ist uns bereits bekannt, dass ein Großteil der Bevölkerung Drogenkonsumenten gegenüber starke Vorurteile hegt – ähnlich wie bei Roma, Homosexuellen oder Juden – und zum negativen Abstempeln geneigt ist, d. h. solche Bevölkerungsgruppen werden häufig in die

Rolle des Sündenbocks gedrängt. In der Praxis bedeutet dies, dass jemand, der einmal mit dem Attribut “Drogi” versehen wurde, anschließend erklären kann, soviel er will, geglaubt wird ihm nicht einmal das, was er fragt... Dagegen wird man ihn mit den abstrusesten Theorien gerne jederzeit verdächtigen. Weniger bekannt sind die tiefer liegenden, vor Jahrtausenden entstandenen Zusammenhänge zwischen Drogen und Sünde. Vermutlich ahnen die meisten nicht, dass das griechische Wort “pharmakos” ursprünglich nicht “Medizin”, sondern “Sündenbock” bedeutete. In der Einleitung zu seinem 1974 erschienenen Buch mit dem Titel “Szertartásos kémia” [“Zeremonielle Chemie”] erinnert Szasz daran, dass für die Menschen der Antike das Opfern eines Sündenbocks als wirksamster “therapeutischer” Eingriff bekannt war, mit dem Hoffnungen auf die Genesung einer ganzen Gemeinschaft bzw. auf die Befreiung von einer Plage verbunden waren. Im antiken Griechenland wurden eigens hierzu meist geistig und/oder körperlich behinderte Menschen “bereitgehalten”, die von öffentlichen Gaben unterhalten wurden und ein von der Gesellschaft abgeschirmtes Dasein fristeten, um bei Bedarf für die Gemeinschaft geopfert werden zu können. Sie trugen – jedenfalls solange sie lebten – den Namen pharmakos. Daraus lässt sich ableiten, dass unser noch heute gebräuchliches Wort “Pharmakologie” nicht etwa von “Medizin” oder “Droge” abstammt, sondern sich aus dem griechischen Wort für “Sündenbock” herleitet. Szasz argumentiert weiter, dass der ursprüngliche Bedeutungskern mit der Abschaffung des Menschenopfers aus unserem Sprachgebrauch verschwunden

sei. Die Grundeinstellung der Gesellschaften jedoch, auf jeden Fall einen Sündenbock zu brauchen, sei erhalten geblieben und könne nach der Hexenverfolgung im Mittelalter heutzutage am Besten in der Kriminalisierung der Konsumenten von illegalen Drogen beobachtet werden. An diesem Punkt wäre es ein Leichtes, auf der Stelle zum vehementen Legalisierungskampf von Szasz überzuwechseln, aber die Gedankenführung des Professors ist viel spannender. Nach der Metapher des Sündenbocks weist er darauf hin, dass die Motivation der Konsumenten von illegalen Drogen meist ebenso in der Entspannung und Selbstheilung liege wie bei den meisten Menschen, die legalen Alkohol, Tabak oder Kaffee bzw. psychoaktive Medikamente konsumierten. Der Unterschied läge lediglich darin, dass man sie nicht dafür verfolge.

“Wenn man den Konsum von Drogen aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung zu verstehen versucht, ähnelt das dem Versuch, die Wirkung des Weihwassers mit seinen speziellen chemischen Komponenten zu erklären”, behauptet der Professor. Szasz ist der Meinung, dass es ein großer Irrtum sei, bei der Untersuchung der Wirkungsmechanismen von Drogen den Zweck des Konsums außer Acht zu lassen und sich ausschließlich auf die chemischen Dimensionen zu beschränken. Obwohl bei Diskussionen über den Drogenkonsum immer wieder die zugrundeliegenden Motivationen an45


CANNA+GLOBE gesprochen werden, hält der Professor dies nicht für ausreichend. Seiner Meinung nach sind zahlreiche Gewohnheiten im Bereich des Drogenkonsums durchaus als Zeremonien zu bezeichnen – man braucht nur an die Rituale der Naturvölker um ihre Peyotl, Zauberpilze und Ayahuasca zu denken, oder gar an die Séancen der modernen Psychonauten. Man kann aber auch – wenn man im europäischen, jüdisch-christlichen Kulturkreis bleiben möchte, auf die zeremonielle Bedeutung des Alkohols, z. B. als Messwein, verweisen. Der Psychiater empfiehlt daher, als ersten Schritt eine Trennlinie zwischen der Untersuchung der Drogen an sich und der Untersuchung ihres Konsums (oder eben gerade der Ablehnung ihres Konsums) zu ziehen. Da zu Letzterem persönliche, kulturelle und sakrale Faktoren führen, verweist Szasz den Drogenkonsum (anstatt auf seine medizinischen und technischen Dimensionen einzugehen) in den Bereich der “Zeremoniellen Chemie” (Titel seines bekannt gewordenen Buches). Einer der grundlegenden “ketzerischen” Gedanken in seiner Abhandlung ist seiner eigenen Aussage nach die Feststellung, dass der echte Unterschied zwischen dem Heroin und dem Alkohol oder zwischen Marihuana und Tabak nicht in der chemischen Zusammensetzung, sondern in denen mit dem Mittel verbundenen zeremoniellen Handlungen gesucht werden müsse. Dies bedeutet, dass die meisten Leute sich nicht deshalb für Marihuana entscheiden, weil sie das Marihuana für ungefährlicher und weniger schädlich halten, sondern viel wichtiger sei die Frage der persönlichen Präferenz, d.h. welches Mittel der betreffenden Person “heiliger” oder “unheiliger” erscheint. Heutzutage kann jeder – auch schon nach kurzer Suche – Gemeinschaften oder Individuen in seiner Nähe finden, die Marihuana als heiliges Mittel verehren und sich von dieser ihrer Ansicht auch durch gesetzliches Verbot nicht abbringen lassen. In einem vor einigen Jahren mit ihm aufgenommenen Interview erklärte Szasz, dass sich Verbote in der Geschichte typischerweise eher auf Speisen bezogen (damit verwies er auf das Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch in jüdischen und muslimischen Kreisen). Szasz ist der Meinung, dass es auch im 19. Jahrhundert noch absolut absurd gewesen wäre, der amerikanischen Gesellschaft vorzuschreiben, mit welchem psychoaktiven Mittel sie leben darf und mit welchem nicht, jedoch ist im 20. Jahrhundert genau das passiert. Was bis dahin als Wundermittel galt – Cannabis, Kokain und Opium – landete auf einen Schlag auf der Schwarzen Liste. Und genauso, wie mit dem Verzicht auf bestimmte Speisen das Bekenntnis zu gewissen göttlichen Gesetzen demonstriert werden kann, wurde der Verzicht auf verbotene Drogen zum Symbol des unbedingten Gehorsams 46

gegenüber den staatlichen Gesetzen. Heutzutage gilt die Entscheidung für illegale Drogen in der Meinung der Allgemeinheit meist als Entscheidung der Schwachen – derjenigen, die die Realität nicht ertragen können. Wer jedoch in der Lage ist, diese Konfrontation zu ertragen, der braucht keinerlei andere bewusstseinserweiternde Mittel als den Alkohol – suggeriert die Meinung der breiten Masse. Laut Professor Szasz ist der Westen darum bemüht, diese Auffassung der ganzen Welt aufzudrängen.

“Die Christen legten Feuer in Moscheen und Heiligtümern, um das Wort Gottes in die Welt zu tragen, die Anti-Drogen-Kämpfer setzen Hanfplantagen in Brand, um zum Alkoholkonsum umzuerziehen.” Der Westen hat sein Heil also im Alkohol gefunden. Szasz ist der Meinung, dass die Verfolgung von Rauschmitteln bei paralleler Unterstützung des Alkoholkonsums nichts anderes als ein “pseudo-gesundheitsfördernder” Feldzug sei, der mit dem Umerziehen der unterworfenen Völker zum Alkohol begann und bis heute anhält. Im Nahen Osten war es das Opium, in Südamerika die psychedelischen Kakteen und in Indien und China das Marihuana, das traditionell verwendetet wurde und mit dem die Völker gelernt hatten, in sinnvollem Rahmen zusammenzuleben. Im Laufe der Eroberungsfeldzüge und der Kolonialisierung hat ihnen der Westen

jedoch den Alkohol als einziges in einer zivilisierten Gesellschaft akzeptables, ja sogar gewünschtes “Betäubungsmittel” aufgezwungen, wodurch riesige kulturelle und gesundheitliche Schäden angerichtet wurden. Und wie feierten die westlichen Eroberer den Übertritt der unterworfenen Völker von ihren traditionellen Bewusstseinserweiterern zu dem mitgebrachten Feuerwasser der Eroberer? Natürlich, indem sie sich zuprosteten! Der Professor wusste schon immer, dass die Mehrheit der Leser seine Meinung nicht teilen würde. Nach dem Vorbild von Samuel Butler greift er daher nur dann zur Feder, wenn er die Ansichten, die die Meinung der Mehrheit formen sollen, für falsch hält. Rund vierzig Jahre nach der Erstausgabe seines Buches “Zeremonielle Chemie” können wir bei den Menschen, die illegale Drogen verwenden – und zwar insbesondere bei den Hanfkonsumenten – ein langsames Erwachen zum Selbstbewusstsein beobachten. Dank dieser Tatsache gerieten in Szasz’ Wahlheimat nach einem über mehrere Jahrzehnte hinweg geltenden Verbot nun die Befürworter der Marihuana-Legalisierung in Mehrheitsposition. Natürlich sind wir noch weit davon entfernt, dass die Gesellschaft jene Menschen, die sich nicht dem einzigen akzeptierten Aufputschmittel – dem Alkohol – verschreiben, toleriert. Geschweige denn, dass man ihre Entscheidung auch zu schätzen weiß. Professor Szasz hat jedenfalls mit seinem Lebenswerk entscheidend dazu beigetragen, dass auch dieser Zustand erreicht werden kann.


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