Medijuana 15

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Nr. 15 / 2014 Juli-Aug

Medical & Harm Reduction Magazine

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GRÜNES LICHT FÜR DIE LEGALISIERUNG AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERN Interview mit Steffen Geyer

ZU VIELE COOKIES! PSYCHOAKTIVE HANF-LEBENSMITTEL

MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSER Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte






MEDI+GREEN

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INHALT MEDI+GREEN KLUGE LEGALISIERER

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KLASSIK FÜR HANFFREUNDE URUGUAY: GRAS NICHT TEURER ALS BIER AUF ZWEI RÄDERN FÜR DAS MEDIZINAL-CANNABIS

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EIN MYTHOS WENIGER HANF UND MOHN AUF DER TAGESORDNUNG IN GUATEMALA EIN FEST FÜR PSYCHONAUTEN Der Nachtschatten Verlag feiert 30-jähriges Bestehen

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DEUTSCHLAND WÄHLT SEINE ERSTE HANFKÖNIGIN

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HANFPARADE AM 9. AUGUST

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WAS PASSIERT MIT DER DHV-MILLION?

CANNA+GLOBE HANFWANDERUNG IN WIEN 2014

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AKTIVISTEN ZUM BESCHNUPPERN Ein Gespräch mit Steffen Geyer über die Hanfparade 2014

20–21

DIE HANFPARADE IM SPIEGEL DER ZEIT Wie alles begann: Von den Anfängen der größten deutschen Pro-Hanf-Demo

22–23

MIT DER LEGALISIERUNG LÄUFT ES BESSER Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte

24–26

“EINE GANZHEITLICHE HANFMESSE” Ein Gespräch mit Ben Arn, Veranstalter der Schweizer CannaTrade AUCH JAMAIKA LEGALISIERT

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MEDIZIN VERDAMPFT, DUDE!

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MEDI+GREEN BUNDESOPIUMSTELLE AKZEPTIERT SELBSTANBAU VON CANNABIS

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MEDIZIN “UNS FEHLT HIER SO EINER WIE DR. GROTENHERMEN”

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MEDI+GREEN MEDIZINISCHES CANNABIS IN DEN USA ENTKRIMINALISIERT

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ERKLÄRUNG CANNABIS ALS MEDIZIN

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MEDIZIN ZU VIELE COOKIES! Psychoaktive Hanf-Lebensmittel

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A‘LA CANNA HANF ALS LEBENSMITTEL Kanaan, wo Milch und Honig fließen

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HANF IM TEE

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VOLLBLUT OG KUSH AUTOFLOWERING

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SWEET TRAINWRECK AUTO® Selbstblühender Strain der vierten Generation von Sweet Seeds

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CHRONIC Eine seriöse medizinale Pflanze

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A‘LA CANNA ROOTS, REGGAE, DUB Toleranz, Verständnis, Respekt

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BECK: MORNING PHASE

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COLDPLAY: GHOST STORIES OLIVER SACKS: DRACHEN, DOPPELGÄNGER UND DÄMONEN: ÜBER MENSCHEN MIT HALLUZINATIONEN

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DON WINSLOW: ZEIT DES ZORNS FRIEDRICH NIETZSCHE: ALSO SPRACH ZARATHUSTRA (ZITAT)

IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Marcel Klos Markus Berger, Martin Müncheberg N. Nogada, Tomas Kardos, Peter Laub Robert Schamane, H.S. von Vogelsang Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photo: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING KN Advertising s.r.o. 945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20. E-mail: medijuana.at@gmail.com Web: www.medijuana.eu

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IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX ADVANCED HYDROPONICS AEROPONIK SYSTEMS BUSHPLANET GmbH BUSHPLANET DISTRIBUTION CANNATRADE CITY GROW – BUSHPLANET DINAFEM SEEDS ENCOD FUTURE GROW GH POWDER FEEDING GROWFIX GROWSHOP.AT HANFPARADE HANF im GLÜCK HANF UND HANF HANF MUSEUM BERLIN HERBALIST HUG’s INDRAS PLANET JELLY JOKER LAMOTA DISTRIBUCIÓN MIHA GMBH MEDICAL CANNABIS BIKE TOUR MEDICAL CANNABIS MOTORCYCLES TOUR NACHTSCHATTEN VERLAG NIRVANA SEED BANK PLAGRON PLANTNATION PUFF AND STUFF QUICK GRINDER ROYAL QUEEN SEEDS RISE UND SHINE FESTIVAL SEEDPLANET SERIOUS SEEDS SWEET SEEDS TIROLER HANFHOUSE UNITED SEED BANKS VERDAMPFTNOCHMAL

55 45 U3 64 5 2–3 13 4 11 11 27 40 U2 25 54 49 43 37 15 21 41 50 26 15 41, 57 63 15, U4 31 35 47 9 59 32-33 17 52 12 26 43

Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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MEDI+GREEN as Mantra vom gescheiterten Drogenkrieg hörte man in den letzten Jahrzehnten nicht nur von kiffenden Schlaumeiern, sondern auch von Staatspräsidenten, dem UNGeneralsekretär, Wissenschaftlern und Schriftstellern. Nun stimmten fünf Nobelpreisträger der Ökonomie zusammen mit einem Dutzend ihrer Kollegen in den Chor ein. Ihr achtzigseitiger Bericht beschreibt eine drogenfreie Welt – entgegen der politischen Demagogie – nicht nur als unerreichbare Illusion, sondern nennt sie eine schädliche Ideologie, in deren Zeichen ein ergebnisloser Kampf, dessen Ende nicht abzusehen ist, zur Liquidierung des Drogenschwarzmarktes geführt werde. Zwar erkennen sie an, dass das Verbot auf dem Gebiet der Suchtprävention Erfolge vorweisen kann, unterstreichen aber, dass es gleichzeitig für das Überhandnehmen der Korruption und der Gewalt verantwortlich ist – man denke nur an die 80.000 Opfer der mexikanischen Kartellkämpfe. Auf dem Altar des zur moralischen Norm erhobenen Drogenkrieges werden grundlegende Menschenrechte geopfert, Länder destabilisiert und die verfassungsmäßige Ordnung einer angeblich vorübergehenden Politik angepasst. Die Antidrogenbestrebungen verschlingen

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Kluge Legalisierer gewaltige Summen und es gibt rechtliche Bedenken gegen die Masseninhaftierungen, denn weltweit sitzen Millionen in Gefängnissen, die keine Gewalttäter sind, nur weil sie illegale Mittel konsumiert oder in geringen Mengen abgegeben haben. Im letzten Kapitel appelliert die Studie an die Regierung der USA, keinen harten Kurs zu fahren und die Legalisierungsversuche in Colorado und Washington sich entfalten zu lassen, damit die ganze Welt aus den Stärken und

Klassik für Hanffreunde

as staatliche Symphonieorchester von Colorado möchte unter Beweis stellen, dass man weder Züchter noch Ganjaladenbesitzer sein muss, um seinen Nutzen aus der Legalisierung zu schöpfen. Mit der Absicht, Klassikkonzerte zu propagieren, setzte es die Reihe “Cannabisklassik” aufs Programm. Das Orchester erklärte, dass

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es für seine “cannabisfreundlichen” Fundraisingkonzerte von der Hanfindustrie auch ein wenig Unterstützung erwarte. Jerome Kern, der leitende Direktor der Symphoniker, sieht es so, dass die boomende Hanfindustrie der jüngeren Hörerschaft den Weg zur Klassik ebnen könne. Im Gegenzug würden die Sponsoren aus dem Hanfsektor als Förderer

Schwächen der Praxis ihre Lehren ziehen könne. Die Aussage der Studie machte sich auch George Soros zu eigen und publizierte in der Financial Times einen Artikel über die Kosten des Antidrogenkrieges und die Vorteile einer präventiven Drogenpolitik für die allgemeine Gesundheit und die Wirtschaft. Am Ende ermutigte er die Regierungen der Welt, die für den Drogenkrieg gedachten Hunderte von Millionen in andere, wirksamere Programme zu stecken.

des Colorado Symphonieorchesters herausgestellt. Auf ihrer Webseite war bereits zu lesen, dass auf den Konzerten kein Marihuana verkauft würde, jeder aber sein eigenes Ganja mitbringen könne. Richard Yost, Chef des Düngemittelvertriebs Ideal 420 Soil, sieht eine außergewöhnliche Chance im Sponsoring der Konzerte, denn er unterstütze damit nicht nur eins der besten Orchester des Landes, sondern trage auch zur Verbreitung des Bildes bei, dass Graskonsumenten auch Kultur schätzen, gut gekleidet und intelligent sein können. Yost hört am liebsten Mozart, wenn er seine Geschäftspläne schmiedet. Der Marihuanahändler, der zuvor schon Kunstevents und ein Konzert von Ziggy Marley gefördert hat, sieht seine Liebe zu Musik und Kunst im Einklang mit der Vorliebe für alternative Produkte. Gern gibt er seinen Namen und ein wenig von seinen Einnahmen für das Projekt. Zu den ersten drei Vorstellungen wird eine Kunstgalerie in der Innenstadt von Denver eingerichtet. Der Höhepunkt der Reihe wird im Red Rocks Amphitheater stattfinden, wo außer den Symphonikern auch Vertreter der leichten Muse auftreten werden. Die Karten kosten im Vorverkauf 75 Dollar. Eingelassen werden nur Personen über 21, die in einem Teil der Galerie auch ihrer Vorliebe für den Hanf frönen können.


Uruguay: Gras nicht teurer als Bier ie Hauptkritik am Legalisierungsmodell von Colorado entzündet sich am hohen Preis für das Ganja, der den Dealern weiterhin ihre Käuferkreise garantiert. Uruguay wählte das andere Extrem. Um dem Schwarzmarkt ganz sicher das Wasser abzugraben, wurde – ausschließlich für die örtliche Bevölkerung – der Preis für ein Gramm Gras auf weniger als einen Dollar festgesetzt. Am 1. Mai schuf die Regierung von Uruguay das Institut für Cannabisregulierung und -kontrolle, das die Standards für den Marihuanahandel festsetzt und den Markt überwacht. Die erste Amtshandlung der Behörde war es, den Wert von einem Gramm Cannabis auf 20 uruguayische Pesos festzusetzen, was kaum mehr als 60 Eurocent sind.Bei diesem Preis kann das staatliche Gras leicht mit dem Zeug der Dealer konkurrieren, aber auch mit einem Bier aus dem Laden. Präsident Mujica beabsichtigt jedoch nicht, das Land in ein Grasparadies zu verwandeln, daher können nur uruguayische Staatsbürger Cannabis erwerben. Der niedrige Preis macht es jedoch wahrscheinlich, dass viele die Möglichkeiten des Schmuggels erwägen werden. Ein registrierter Bürger kann nämlich monatlich 40 Gramm, jährlich also 480 Gramm Gras für etwa 420 Dollar kaufen. Der Marktwert für die gleiche Menge beläuft sich in Argentinien auf ungefähr das Zehnfache. Wir wollen natürlich niemanden auf Abwege bringen und wissen auch die Absicht zu würdigen, die sich

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in dem Preis niederschlägt, aber wir geben uns keinen Illusionen hin. Über die Qualität ist bisher nur bekannt, dass der THC-Gehalt 15% nicht übersteigen darf und dass viele bekannte Sorten und auch Konzentrate ausgeschlossen sind. Vor schlechter Qualität muss man sich aber nicht fürchten, denn wegen der erwarteten hohen Nachfrage wird der Samen aus der berühmten kanadischen Ganjazucht bezogen. Kanadische Qualität für kaum 70 Cent ist allerdings kein schlechter Deal! Im Gegensatz zu Colorado wird der grüne Stoff in dem südamerikanischen Land nicht in Läden, sondern in Apotheken verkauft. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Cannabis Club mit 15 bis 45 Mitgliedern zu gründen und maximal 99 Pflanzen gemeinsam zu ziehen. Eine weitere Eigenheit der uruguayischen Drogenpolitik besteht darin, dass parallel zur Legalisierung eins der strengsten Tabakgesetze Südamerikas in Kraft getreten ist. Esbesagt, dass Kioske Tabakwaren nicht ausstellen dürfen, sodass sich die Kunden mangels visueller Reize nur an der Preisliste orientieren können. Rauchen auf öffentlichen Plätzen und an geschlossenen Arbeitsplätzen ist bereits verboten; nun werden vom Rauchen verursachte Schäden augenfällig auf 80% der Gesamtfläche einer Zigarettenpackung dargestellt. Es kann also keine Rede davon sein, dass Uruguay medizinische Aspekte außer Acht ließe.


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Ein Mythos weniger in immer wiederkehrendes Argument der Gegner von Cannabistherapieprogrammen ist folgendes: Diese Maßnahmen sendeten ein falsches Signal an die Jugendlichen aus, die dadurch eher geneigt seien, Gras auszuprobieren. Nun erschien die erste umfassende Studie, die zur allgemeinen Beruhigung zweifelsfrei belegt, dass diese Befürchtung jeder Grundlage entbehrt. Die Forscher untersuchten, wie sich das Verhältnis jugendlicher Ausprobierer in Washington, D.C. und in den 21 US-Staaten, in denen medizinisches Marihuana zugelassen ist, nach der Einführung des Gesetzes entwickelt hat.Diese Daten verglichen sie mit denen von Nachbarstaaten, in denen die Verwendung von Marihuana zu therapeutischen Zwecken weiterhin verboten bleibt. Die Ergebnisse belegen eindeutig, dass mit der Einführung der Regelung in keinem der Staaten die Neigung zum Ausprobieren gestiegen ist. Es ist Tatsache, dass trotz der strengen Drogenpolitik des Bundes verhältnismäßig viele Jugendliche Marihuana probieren – etwa jeder dritte 15- bis 18-Jährige hat schon mindestens einmal Cannabis konsumiert. Den Forschern zufolge nähmen sie damit viel größere Gesundheitsrisiken in Kauf als Erwachsene.

E Auf zwei Rädern für das Medizinalcannabis ie Medical Cannabis Motorcycle Tour hat sich das Ziel gesetzt, von den Fans unterschiedlicher Motorradmarken Spenden für die Erforschung der Eigenschaften von therapeutischem Cannabis zu sammeln und darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung und Wirkung des Gebrauchs von therapeutischem Cannabis zu lenken. Mitten im Sommer, am Samstag, den 16. August, treffen sich die Motorradfreaks um 9 Uhr früh auf dem Parkplatz des Growshops Indras Planet 2 in Wien, Zwerchäckerweg 39/Halle 3. Von dort aus gehen sie gemeinsam auf Tour, in deren Verlauf Spenden für die Grundlagenforschung zur Verwendung von Cannabis zu Heilzwecken gesammelt werden und über die Rolle von Cannabis in der Medizin informiert wird. Die Veranstalter erwarten, dass der Ausflug für das Thema sensibilisiert und gleichzeitig den österreichischen Cannabispatienten zugutekommt, die sich in einer schwierigen Situation befinden. Die Tour führt durch wunderschöne Gegenden des österreichischen UNESCOWeltkulturerbes. Bei einem Abstecher an den Neusiedler See können die Motorradfahrer und Interessenten an dem Programm „Cannabis as Medicine” teilnehmen, wo Cannabispatienten über ihre eigenen Erfahrungen berichten werden. Danach kehrt der Konvoi wieder an seinen Ausgangspunkt zurück, wo zum Abschluss der Tour die gesammelten Spenden den Vertetern von Instituten, die zum Thema therapeutisches Cannabis forschen, übergeben werden.

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Hanf und Mohn auf der Tagesordnung in Guatemala mmer mehr Länder Lateinamerikas, die von gewalttätigen Zusammenstößen von Kriminellen betroffen sind, suchen den Ausweg in verschiedenen Formen der Legalisierung. Der Präsident von Guatemala möchte noch drastischer als Uruguay die UN-Vereinbarung kippen: Bis Ende 2014 möchte er neben dem Marihuana auch die Opiumherstellung legalisieren. Otto Pérez hatte schon 2012, kurz nach der Übernahme der Präsidentschaft, die Cannabislegalisierung in Aussicht gestellt, und seitdem prüft eine Regierungskommission mögliche Formen und Auswirkungen der Maßnahme. Zum gegenwärtigen Stand erklärte Pérez, dass bis Oktober

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dieses Jahres eine Gesetzesvorlage vorhanden sein werde, die dann auch angenommen würde. In Guatemala ist momentan die Opiumproduktion in der Nähe der mexikanischen Grenze verbreitet, die allerdings nicht vom Staat, sondern von Verbrecherkartellen kontrolliert wird. Mit der Genehmigung des Mohnanbaus könnte auch diese Droge den Händen der Verbrecher entrissen werden und die Ernte an Arzneimittelfirmen verkauft werden, die daraus morphium- und codeinhaltige Präparate herstellen könnten. Der Innenminister hofft, dass die Maßnahme einerseits den Einfluss der Drogenkartelle verringert, andererseits über die Einnahmen zur Unterstützung der Prävention und zur sozialen Entwicklung beiträgt.



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Ein Fest für Psychonauten Der Nachtschatten Verlag feiert 30-jähriges Bestehen s wird ein Symposium der psychonautischen Superlative. Wenn der Schweizer Fachverlag für Drogenaufklärung, der Nachtschatten Verlag aus Solothurn, 30. Geburtstag feiert, dann kommen natürlich die Ethnobotaniker, Drogenforscher und Psychedeliker dieser Welt zusammen. Mit weit über zwanzig Referenten und damit fast allen Autoren des Verlagshauses, wird sich vom 5. bis 7. September dieses Jahres die Crème de la Crème der Psychonautik in der schönsten Barockstadt der Schweiz versammeln und ein (be-)rauschendes Fest feiern. Mit dabei sind unter anderem Stanislav Grof (Videokonferenz), Ralph Metzner, Wolf-Dieter Storl, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Markus Berger, Franjo Grotenhermen (Videokonferenz), Alexander Ochse, Wolfgang Bauer, Jochen Gartz, Arno Adelaars, Mathias Bröckers, Patrizia Ochsner, Hans Cousto, Tina Loosli, Daniel Trachsel, Wolfgang Sterneck, Samuel Widmer, Claudia Möckel Graber, Klaus John, Theo Pütz, Matthias Diesch, Steve Stoned, Gerhard Seyfried und Kathrin Gebhardt. An zwei bzw. drei Tagen wird dem Besucher des Symposiums allerhand geboten: So startet die Veranstaltung am Freitag mit einem Tag voller Vorträge. In fünf Themenblöcken – Nachtschattengewächse, Naturdrogen, Ayahuasca/Pilze und Hanf – präsentieren fast alle Autoren des Nachtschatten Verlags in kurzen Vorträgen jeweils ein interessantes psychoaktives Thema, über das anschließend mit dem Publikum diskutiert werden kann. Am Abend wird es ein Podiumsgespräch mit Stanislav Grof (per VideoLiveschalte, weil er aus gesundheitlichen Gründen leider nicht persönlich vor Ort sein kann), Ralph Metzner und Peter Gasser zum Thema “Psychedelische Erfahrungen als Chance unserer Gesellschaft” geben, mode-

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riert von der Ethnologin, Kunsthistorikerin und Autorin Claudia Müller-Ebeling. Der Samstag ist vollständig einer Vielzahl von exquisiten Workshops und Seminaren gewidmet. So gibt es am Vormittag und Nachmittag jeweils fünf Workshops – und zwar mit Stanislav Grof und Klaus John (Holotropes Atmen), Alexander Ochse und Michael Ganslmeier (Einführung in die Pilzzucht), Christian Rätsch (Psychoaktive Pflanzen für Fortgeschrittene), Theo Pütz und Sven Schendekehl (Cannabis und Führerschein), Claudia Möckel Graber (Psycholytische Therapie und Musik), Ralph Metzner

(Alchemistische Divination), Arno Adelaars (Ayahuasca – traditioneller Gebrauch in der modernen Gesellschaft), Claudia Müller-Ebeling (Rausch und Ekstase), Matthias Diesch und Samuel Widmer (Psycholytische Therapien – Chancen und Risiken) sowie Mathias Bröckers und Franjo Grotenhermen (Hanf als Medizin). Am Samstagabend gibt es einen Vortrag zum Thema Partyfood von Tina Loosli, eine Performance mit Vortrag von Wolfgang Sterneck, einen Vortrag von Hans Cousto zum Drogenmischkonsum und eine Lesung von Mathias Bröckers und Gerhard Seyfried, die ihr langes Hanfgedicht “Hanf im Glück” zum Besten geben werden. Um 21 Uhr beginnt dann das Podiumsgespräch “Partykultur und Drogen” mit Hans Cousto, Tina Loosli und Wolfgang Sterneck. Zum Abschluss des Tages und des Symposiums steigt ab 24 Uhr die Party “PsychonauticaHelvetica”, eine Stunde vorher genießen die Besucher zum Auftakt die LSD-Vertonung des Akasha Projects mit einer Einführung von Hans Cousto. Darüber hinaus wird es eine Kräuterwanderung mit Wolf-Dieter Storl, zahlreiche Ausstellungen von Künstlern wie HR Giger, Nana Nauwald, Luke Brown, Steve Stoned, Gerhard Seyfried und Fred Weidmann, ein bombastisches Kinoprogramm mit psychonautischen Filmen, Präsentationen, Specials und Goodies geben. Die Veranstalter bitten darum, den vergünstigten Early-Bird-Preis zu nutzen und bis zum 30. Juni Tickets zu buchen. Mit möglichst vielen Kartenbestellungen im Vorfeld kann die große Veranstaltung besser und effizienter kalkuliert und geplant werden. Besucht die Website, um das ganze Programm anzuschauen, Mitfahrgelegenheiten abzuchecken und Tickets zu sichern: www.nachtschattenverlag.ch/ symposium.



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Deutschland wählt seine erste Hanfkönigin n Zeiten einer weltweit spürbaren positiven Trendwende beim Thema Cannabis ist es für die Hanfbewegung wichtig, das Thema immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen, Diskussionen zu schüren und um Akzeptanz zu werben. Viele Weinund Biersorten, Diskotheken und alle Länder haben eigene Königinnen als repräsentative Vertreterinnen des jeweiligen Kronenverleihers. Und da die Akzeptanz beim Thema Hanf zunehmend wächst und auch die Gruppe jener, die dieses Thema unmittelbar betrifft - egal ob aus medizinischen oder aus Genussgründen - kann Hanf quantitativ allemal mit allen anderen Branchen oder Produkten, die ihre Königinnen wählen, mithalten. Aus diesem Grunde hat sich das Team um Jelly Joker nun entschlossen, repräsentativ für die gesamte Hanfbranche die erste deutsche Hanfkönigin demokratisch wählen zu lassen. Stichtag ist der 15.11.2014. Auf der Webseite www. hanfkoenigin.de werden die Kandidatinnen, die sich beworben haben, vorgestellt. Neben ihren Fotos werden sie hinsichtlich ihrer Herkunft, ihrer aktuellen Tätigkeit und den Gründen, warum gerade sie meinen, Hanfkönigin werden zu müssen, näher vorgestellt. Jeder

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angemeldete User hat dann die Möglichkeit, ein Mal für eine Kandidatin zu voten. Darüber hinaus wird eine fünfköpfige Jury Punkte vergeben, die zu 50% in die Wertung eingehen und auch detailliert erläutert werden. Jede in Deutschland lebende Frau ab 18 Jahren hat die Chance, erste deutsche Hanfkönigin zu werden, um die Branche auf Messen und anderen Veranstaltungen repräsentativ zu vertreten. Darüber hinaus winken den ersten vier Gewinnerinnen folgende Preise: Platz 1: 500 Euro in bar, eine Krone und eine Scherpe Platz 2: 200 Euro in bar Platz 3: ein Jelly-Joker-Einkaufsgutschein über 100 Euro Platz 4: ein Jelly-Joker-Einkaufsgutschein über 50 Euro Wenn Du an der Wahl zur Hanfkönigin teilnehmen möchtest, maile Deine Bewerbung mit mindestens drei verschiedenen Fotos, Lebenslauf und der Begründung, warum gerade Du meinst, Hanfkönigin werden zu müssen, an: bewerbung@hanfkoenigin.de oder per Post an: Jelly Joker, Neue Fahrt 3, 34117 Kassel, Ansprechpartner: Mike Freidank.


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MEDI+GREEN ie diesjährige Hanfparade findet am Samstag, den 9. August in Berlin statt. Sie beginnt um 13 Uhr am Hauptbahnhof (auf dem Washingtonplatz) und führt zum Brandenburger Tor. Dort findet von 16–22 Uhr die große Abschlusskundgebung statt, die in diesem Jahr wieder viele namhafte Künstler und Redner aufbietet: Eröffnen werden gegen 16 Uhr Uwe Banton feat. Ganjaman mit Reggae-Vibes, danach folgen gegen 17.30 Uhr Soom-T feat. Jstar mit Ragga-Dancehall-Tunes. Gegen 18.40 Uhr wird mit D-Flame ein HipHop-Act von nationaler Größe die Hauptbühne betreten und viele Körper springen und noch mehr Köpfe nicken lassen. Um 19.50 Uhr wird mit Martin Jondo akustischer Reggae erwartet und ab 21 Uhr beschließen Götz Widmann (ehemals Joint Venture) feat. Billy Rückwärts das diesjährige Musikprogramm. Vor und nach den Musikgruppen sprechen Politiker verschiedener Parteien sowie Hanfaktivisten aus dem In- und Ausland. Das Motto der Hanfparade2014 lautet “Grünes Licht für die Legalisierung!” und soll nicht als parteipolitische Empfehlung gewertet werden.

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HANFPARADE am 9. August

Vielmehr wird sich die Hanfparade kritisch mit der Drogen- und Suchtpolitik aller Parteien (nicht nur der Grünen) auseinandersetzen. An der

Was passiert mit der DHV-Million?

ach dem Sieg von DHV-Eigner Georg Wurth bei der Pro7-Millionärswahl war die Erwartungshaltung vieler Beobachter und DHV-Unterstützer groß. In einer DHV-Mitteilung hieß es dazu: “Wir mussten zunächst einige strukturelle Verbesserungen einleiten, um das Geld effektiv und effizient einsetzen zu können. Zunächst mussten nach dem Erhalt des Geldes viele

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Gespräche mit Steuerberatern geführt werden.” Weiter heißt es: “Ob die Million ein steuerfreier Gewinn oder ein zu versteuerndes Einkommen ist, ist immer noch nicht ganz klar. So oder so: Dank der Firmenstruktur des DHV können wir Ausgaben in diesem Jahr als Verlust gegenrechnen, sodass entsprechend weniger versteuert werden muss. Spannend wird es nur bei dem Teil des Geldes, den

letzten Hanfparade beteiligten sich mehr als 6.500 Menschen, in diesem Jahr werden bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet.

wir erst im nächsten Jahr ausgeben. Wir planen deshalb, dieses Jahr 500.000 bis 600.000 Euro auszugeben und den Rest für die Folgejahre vorzuhalten, sodass im schlechtesten Fall eine Steuerlast von 200.000 bis 250.000 Euro übrigbleiben würde. Das Finanzamt hat in einem Vorabgespräch erklärt, dass es sich um 100% zu versteuerndes Einkommen handelt. Wir sehen das anders. Wenn das Finanzamt seine Meinung nicht ändert, werden wir es wohl oder übel auf einen Gerichtsprozess ankommen lassen. So kann es im Zweifelsfall noch recht lange dauern, bis wir darüber endgültig Klarheit haben.” Und was ist mit den angekündigten Werbespots im Fernsehen? Auch dazu gibt es Neuigkeiten: “Der Auftrag für die Produktion der geplanten Spots wurde vor Kurzem von uns erteilt. Es wird mehrere Filme geben, teilweise auch mit Directors Cut für YouTube. Natürlich können wir den Clip mit dem verbleibenden Geld nicht dutzendfach zur besten Sendezeit ausstrahlen. Aber auch einige wenige TV-Ausstrahlungen sollten genügen, um eine gewisse Viralität anzustoßen. Zusätzlich zur Fernsehausstrahlung werden die Clips auch in Kinos zu sehen sein.”


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CANNA+GLOBE

Hanfwanderung in Wien 2014 A ls österreichische Kommandoabteilung des Global Marijuana March wird schon seit Jahren der Hanf Wandertag abgehalten, bei dem unermüdliche Aktivisten fünf bis sechs Stunden mit Pfeifen, Trommeln und Goa Trance durch Wien marschieren und versuchen, die Einwohnerschaft aufzurütteln und für die gute Sache zu gewinnen. Zu den aufgegriffenen Themen zählten diesmal die Freigabe zum therapeutischen Gebrauch und die Entkriminalisierung des häuslichen Anbaus für den Eigenbedarf erwachsener Bürger. Obwohl wir beim besten Willen nicht behaupten können, das Wetter sei den Wanderern günstig gestimmt gewe-

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sen, beeindruckte dies die Aktivisten und ihr Publikum nicht im geringsten. Die Musikmischung von Reggae über HipHop bis zu Deep House bestimmte auch diesmaldie Grundstimmung des Zuges. Aber auch diesmal fehlten nicht solch eigenwillige Farbtupfer wie eine Kleinbahn, mit der man fahren konnte, oder ein mit einem Gigajoint getunter Traktor. Nach dem Verlassen der bevölkerten Fußgängerzone machte der Demonstrationszug schließlich im noblen Zentrum von Wien am Heldenplatz Halt, was garantierte, dass die Botschaft und die festliche Hochstimmung bis in die Nacht den Entscheidungsträgern zu Gehör kamen.


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CANNA+GLOBE

Aktivisten zum Beschnuppern Ein Gespräch mit Steffen Geyer über die Hanfparade 2014 Bald ist es soweit, in weniger als zwei Monaten geht die nunmehr 18. Hanfparade an den Start, wieder wird es am zweiten Augustwochenende in der Bundeshauptstadt in Sachen Cannabis so richtig zur Sache gehen. Das Motto: “Grünes Licht für die Legalisierung”. Wir haben mit dem Versammlungsleiter der Hanfparade Steffen Geyer über den Marsch, die Vorzeichen und die Bedeutung von Deutschlands größter Pro-CannabisDemonstration gesprochen.

Medijuana: Was wird das Besondere an der Hanfparade 2014 sein? Steffen Geyer: Anders als in der Vergangenheit, geht es diesmal am Hauptbahnhof los. Wir hoffen, dass das für Teilnehmer von außerhalb besser ist. Am Hauptbahnhof kommt jeder an und innerhalb von Berlin kann man sich auch nicht mehr verlaufen. Außerdem werden wir dieses Jahr nicht die Hauptzentrale der CDU passieren, sondern bei den Grünen vorbeilaufen. Die sind ja längst nicht so hanffreundlich, wie sie zuweilen vorzugeben versuchen. Deshalb wollen wir sie daran erinnern, dass sie die Legalisierung von Cannabis schon mehrfach versprochen haben. Das sollen sie endlich mal in die Tat umsetzen. Dann geht es weiter zum Bundesgesundheitsministerium, dort liegt der Fokus ganz klar auf Cannabis als Medizin. Mit etwas Glück gibt es bis dahin schon die ersten Patienten mit Anbaugenehmigung. Immerhin ist ja am 8. Juli Verhandlung in vier Verfah20

ren von Patienten, die einen entsprechenden Antrag gestellt haben. Insofern würden wir diesen Fortschritt gern vor dem Ministerium feiern. Ansonsten werden wir den Anbau direkt vom Minister einfordern. Anschließend geht’s weiter durch die Stadt bis zur Straße des 17. Juni zur Abschlusskundgebung. MED: Und die wird diesmal ein echtes Highlight? SG: Die wird diesmal zumindest größer als sonst werden, allein schon, weil wir mit Martin Jondo, D-Flame, Soom-T, Uwe Banton und Götz Widmann ziemlich coole Künstler auf der Dinafem-Bühne haben werden. Da sollte für jeden was dabei sein. Auf den Paradewagen werden dann zusätzlich die Freunde elektronischer Musik zum Zuge kommen. Auf dem Markt der Möglichkeiten sollen hanfpolitische Organisationen und Arbeitskreise die Gelegenheit bekommen, mit einem kostenlosen Infostand auf ihre Aktivitäten

aufmerksam zu machen und für die Legalisierung zu werben. Ich hoffe, es wird uns gelingen, die Menschen auf der Hanfparade zu verbinden und zu vernetzen. MED: Apropos Vernetzung: Du planst mit einigen anderen Kollegen derzeit ein Projekt, das in Berlin direkt vor der Hanfparade stattfinden soll, nämlich ein Legalize Camp. Kannst du erklären, was das genau ist? SG: Es gibt in Deutschland glücklicherweise immer mehr Aktivisten in der Hanfszene. Leider kennen sich nur die wenigsten persönlich. Viele kommunizieren zwar über das Internet oder sehen sich ab und zu auf den diversen Demos und Veranstaltungen, aber da ist jeder gut mit Arbeit eingedeckt und es fehlt das persönliche BeschnuppernKönnen. Auf einem Legalize Camp kann man sich kennenlernen, sich austauschen, sich gegenseitig Ideen und Projektvorschläge unterbreiten. Das Camp ist zudem geeignet, aus einzelnen Hanfaktivisten eine echte Sze-


ne zu knüpfen – ein Netzwerk hanfbegeisterter Menschen, die sich gegenseitig unterstützen. Allerdings ist bisher nicht klar, ob wir dieses Camp finanzieren können. Wir wollen gern auch solchen Aktivisten die Teilnahme ermöglichen, die nicht das Geld haben, den Camp-Aufenthalt aus der eigenen Tasche zu finanzieren. Mit 10.000 Euro könnten wir in Berlin 60 Leute für fünf Tage unterbringen und versorgen. Aber ich weiß nicht, ob wir das tatsächlich hinbekommen, momentan suchen wir noch Sponsoren. MED: Das Thema Hanf ist ja zurzeit in den Medien und in der Öffentlichkeit sehr präsent. Zumindest präsenter, als es in der Vergangenheit war. Wie viele Besucher erwartet ihr aktuell? SG: Für die Hanfparade am 9. August 2014 rechnen wir mit etwa 10.000 Teilnehmer/innen. Bis es soweit ist, liegt aber noch viel Promoarbeit vor uns. Sicher scheint schon jetzt, dass wir diesmal noch größer werden als in den letzten Jahren. Allerdings werden wir wohl auf einige Leute verzichten

müssen, die die Dampfparade in Köln besuchen, die ja nur eine Woche vorher, am 2. August, stattfindet. So kurz hintereinander auf zwei Demos, das kann sich nicht jeder leisten. Wir befürchten deshalb, dass von den Dampfparadlern nicht alle auch nach Berlin reisen werden. MED: Motivier doch zum Schluss unsere Leser, auch zur Hanfparade zu kommen. SG: Wir werden eine tolle Hanfparade erleben, das ist jetzt schon klar. Das Thema gewinnt derzeit an medialem Aufwind und immer mehr Menschen interessieren sich für die Cannabispflanze und ihre Möglichkeiten. Außerdem wird die Hanfparade nicht nur eine Demo, die politisch in die richtige Richtung weist, sondern auch ein großes Familientreffen, an dem wir alle jede Menge Freude haben werden. Wer nur einen Tag pro Jahr Zeit für die Legalisierung hat, sollte die Hanfparade besuchen!

text: Markus Berger


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Die Hanfparade im Spiegel der Zeit Wie alles begann: Von den Anfängen der größten deutschen Pro-Hanf-Demo Es ist die 18. Hanfparade, die wir Aktivisten in diesem Jahr besuchen, beleben und feiern werden. 1997 ging es los – damals noch mit etwa 50.000 Teilnehmer/innen. Seitdem hat sich viel getan, werfen wir einen kurzen Blick auf 18 Jahre Hanfparade.

itte bis Ende der Neunziger war eine sehr politische Zeit, erinnert sich Steffen Geyer, seines Zeichens Versammlungsleiter der Hanfparade, die vom Berliner Verein Jakis e. V. veranstaltet wird. Geyer war damals zarte 18 Jahre alt und als Besucher der Parade dabei, fünf Jahre später gehörte er zum Orga-Team. Inzwischen hat er Deutschlands größtes Cannabisevent ein Dutzend Mal geleitet. “1997 war die Endphase der Ära Kohl und viele waren politisch engagiert”, sagt Steffen Geyer. “Zudem war das Thema Hanf damals in Deutschland noch recht neu – deshalb startete die Parade auch so fulminant.” Die Hanfparade als solche war in den Anfängen ein Nebenprojekt des Vereins H.A.N.F. e. V. (Hanf als Nutzpflanze fördern, gegründet 1994). Einige Mitglieder wollten damit ein hanfiges Pendant zur Love Parade etablieren – was schließlich auch gelungen ist. Aber es lief nicht immer alles fadengerade: 1999 zum

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Beispiel verbot die Versammlungsbehörde erstmals die Abschlusskundgebung – “und damit einen großen Teil dessen, was die Hanfparade für viele interessant machte”, sagt Geyer. Damals gab es einen großen Markt mit allen möglichen Produkten für Hänflinge – auf der ersten Hanfparade sogar die heute verbotenen Hanfsamen. Gleichzeitig war die Landschaft der Head- und Growshops noch nicht annähernd so ausgeprägt, wie es heute der Fall ist, weshalb die Hanfparade für viele allein schon durch das Angebot an Kiffer-Devotio-

nalien attraktiv war. Durch das Verbot dieser Kundgebung und damit des Markts wurde die Hanfparade für genau diese Zielgruppe uninteressant. 2001 gab es wieder Probleme mit den Behörden. So musste die Abschlusskundgebung in diesem Jahr umziehen, “2002 bekamen wir dann Probleme mit dem Finanzamt – und plötzlich hatte die Hanfparade 19.000 Euro Schulden”, weiß Steffen Geyer zu berichten. Darüber hinaus litt die deutsche Hanfszene unter dem 1998 erlassenen Hanfsamenverbot.


Vielen Shops fehlte auf einmal der Umsatz und der Szene damit Sponsorengelder. Unternehmen aus der Branche hatten plötzlich nur noch wenig Interesse, in deutsche Legalisierungsprojekte zu investieren. 2006 kam dann ein trauriger Höhepunkt in der Geschichte der Hanfparade. “Wir hatten mit viel Aufwand bewirken können, dass wir zur Parade 10.000 Nutzhanfpflanzen ans Brandenburger Tor holen durften”, sagt Steffen Geyer. Am Tag der Veranstaltung kam jedoch dann ein Kriminalbeamter, erklärte alle

Absprachen für ungültig und ließ die Pflanzen beschlagnahmen. Die verlorenen Pflanzen waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das Bündnis Hanfparade e. V., der Veranstalter der Hanfparade, musste Insolvenz anmelden. Im Jahr danach sah es lange so aus, als gäbe es keine einzige Hanfdemo in Deutschland. Doch dann nahm Martin “Tribble” Steldinger die Sache in die Hand und meldete kurzentschlossen eine Demonstration an, die zwar nur 700 Menschen vereinte, aber der Startschuss für eine neue Generation von Organisatoren war. “Seitdem arbeiten wir uns aus dem Tal der Tränen ans Licht”, sagt Steffen Geyer und ist guter Dinge für die Hanfparade in diesem Jahr. “Die Hanfparade ist nicht nur politisch sinnvoll, sondern auch eine Veranstaltung, auf der man jede Menge toller Leute kennenlernen, Livemusik hören oder einfach einen schönen Tag verbringen kann.” 23


CANNA+GLOBE Sicher erinnern sich viele noch an Chapo Guzmán, einen der meistgesuchten mexikanischen Drogenkartellbosse, und seine Lachnummer: Als er vor fünf Jahren den US-Präsidenten von Reagan bis Obama dankte, dass sie ihn mit ihrem Festhalten am Drogenverbot zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht haben. Im Februar dieses Jahres wurde Guzmán ausgeschaltet und die mexikanischen Grashändler beklagen jetzt schon den Niedergang ihres großartigen Geschäfts. ins der Hauptziele des Legalisierungsreferendums 2010 war es gewesen, die mexikanischen Drogenkartelle zu schwächen. Da das mexikanische Ganja über die Südgrenze in die USA eingeschmuggelt wird, hätte die Legalisierung in Kalifornien die Kräfteverhältnisse ordentlich aufgewühlt, doch 2010 gelang es nur 46,5% der Wähler davon zu überzeugen. Ein paar Monate nach dem erfolgreichen Referendum sehen wir die ersten Ergebnisse der Legalisierung in Colorado und können uns ein Bild machen, was Mexiko und die USA durch den gescheiterten Versuch verloren haben. In Colorado, das flächen- und bevölkerungsmäßig viel kleiner als Kalifornien ist, hat ein halbes Jahr der Legalisierung ausgereicht, um mehreren mexikanischen Drogenkartellen das Grasgeschäft zu verderben. Dabei liegt Colorado nicht einmal an der mexikanischen Grenze! Rodrigo Silla, ein mittel-mexikanischer Graszüchter, erklärte gegenüber der Washington Post, dass nach der Legalisierung in Colorado der Preis für mexikanisches Marihuana um 75% gesunken sei und 1kg jetzt nur noch 25 Dollar bringe und sich bei diesem Preis der Anbau nicht lohne. Beim Preisver-

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Mit der Legalisierung läuft es besser Das illegale Hanfbusiness ist Geschichte fall spielt natürlich auch eine Rolle, dass Medizinalmarihuana schon in 25 Staaten legal ist, daher die amerikanischen Anbauer mit oder ohne Erlaubnis einen immer größeren Markt mit Marihuana versorgen können. Recht bekamen jedoch jene, die argumentiert hatten, dass die Legalisierung al-

leine die Macht der Drogenkartelle nicht liquidieren würde. Es ist nämlich nicht realistisch, zu glauben, dass die vom Marktplatz gescheuchten Kartellmitglieder von einem Tag auf den anderen Bäcker oder Pflasterer werden. Ein Teil von ihnen reagierte auf die Entwicklungen mit der Konzentration auf


den Mohnanbau und die Produktion von Heroin, daher können die Behörden an den Grenzen wieder kapitale Heroinfunde präsentieren. Man kann also noch längst nicht die Hände in den Schoß legen, obwohl allein die Tatsache, dass DEA und Drogenkartelle gemeinsam wegen der Legalisierung aufheulen, bedeutet, dass die USA endlich den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Auch das Verbrechen ist nicht mehr, was es einmal war Insgesamt, auch wenn die erhöhte Einfuhr von Heroin nicht nur den Behörden, sondern auch den Drogenreformern Kopfzerbrechen bereitet, zeigt die Legalisierung in Colorado bislang nur eine positive Seite. Mehrere Propheten hatten vorhergesagt, dass durch die Auswirkung des legalen Grashandels Colorado sich in ein Paradies für Kriminelle verwandeln würde. “Maskierte Gangster treten dir dann die Tür ein und brüllen mit vorgehaltener Waffe: Geld her und auch das Gras!”, so hatte ein kalifornischer Sheriff letztes Jahr die schäbige Zukunft ausgemalt. Die Glaskugel hat den Polizeichef ein wenig getrogen, sagen wir mal, denn seit dem 1. Januar, das heißt, nach der Einführung der Legalisierung, zeigt nämlich die Kriminalitätsstatistik von Colorado eine deutliche Verbesserung. Nach den Angaben der Polizei von Denver ging im 1. Quartal 2014 die Zahl der Gewaltverbrechen (Mord, Vergewaltigung, Raub, schwere Körperverletzung) im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2013 um 6,9% zurück. Eigentumsdelikte (Einbruch, Diebstahl, Auto- und Motorraddiebstahl, Brandstiftung) fielen aber um 11,1%. Wir hüten uns natürlich davor, die positiven Veränderungen ausschließlich auf das Konto der Legalisierung zu schreiben, mehrere

Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass es einen Zusammenhang geben könnte. Ebenfalls jetzt erschien eine Studie in der Zeitschrift PLOS ONE, die in den USA bundesweit die Freigabe von Medizinalmarihuana im Zusammenhang mit der Kriminalitätsrate überprüfte. Die Forscher aus Dallas gelangten zu dem Ergebnis, dass in den Staaten, die Medizinalmarihuanaprogramme eingeführt haben, die Zahl der Verbrechen nicht nur nicht steigt, sondern abnimmt. Nach Ansicht der Forscher hat die Maßnahme in erster Linie die Zahl der Morde und Körperverletzungen verringert, zeigte aber keine Auswirkung auf die Zahlen bei Raub und Einbrüchen. Letzteres widerspricht übrigens der Prophezeiung, dass die Geschäfte und Plantagen für Medizinalmarihuana die neuen Ziele von Räubern und Einbrechern würden. Der eingetretene Rückgang der Gewaltverbrechen wird in erster Linie damit erklärt, dass der legale Zugriff auf Marihuana das Maß des Alkoholkonsums verringere. Der Zusammenhang zwischen Alkoholgenuss und Gewaltereignissen muss vielleicht nicht erklärt werden. Nach Schätzungen spielt der Alkoholkonsum bei 40% aller Gewaltdelikte eine Rolle.

Daher bleibt die Entspannung Bekifft verschwindet auch die letzte Spur von Aggression, in diesem Zustand ist die schlimmste vorstellbare Körperverletzung, dem Freund auf die Schulter zu klopfen. Nachdem wir festgestellt haben, was im Verlauf der Legalisierung alles verloren geht – die Einnahmen der Drogenkartelle und die Zahl der Gewaltverbrechen – ist es an der Zeit, zu erwähnen, was sie uns bringt. In erster Linie das unvergleichliche Gefühl von grenzenloser Freude und Freiheit. Das durften die Zehntausende erfahren, die sich am 20. April auf dem Hauptplatz von Denver versammelt hatten, um nach Inkrafttreten der Legalisierung zum ersten Mal den “420” zu feiern. Überflüssig zu sagen, dass der Verkehr sofort zum Erliegen kam, Menschenmassen die Straßen bevölkerten, die Leute, bis sie schließlich auf den Platz gelangten, da sie nichts Besseres zu tun hatten, erst mal einen Joint drehten. Obwohl das Grasrauchen nur an bestimmten dafür vorgesehenen Punkten erlaubt ist, hielt das offensichtlich niemanden davon ab, den Ganjafeiertag in vollen Zügen zu genießen. Die Polizei von Denver wies auf Monitoren darauf hin, dass der Marihuanakonsum an Ort und Stelle illegal sei und man gegen Ordnungswidrigkeiten mit der Kraft des Gesetzes einschreiten werde. Am Nachmittag um 4:20 Uhr wurde die Stadt Denver, die wahrlich schon viel erlebt hat, mit einer unbekannten Menge von Marihuanarauch eingehüllt. High macht alleine die Vorstel-


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lung, wie viel Kilo Gras sich innerhalb von Minuten auf dem Hauptplatz von Denver in Rauch auflösten. Die Polizei versuchte durch die Verfolgung einiger Verstöße wegen öffentlichen Grasrauchens, ihr Gesicht zu wahren. Aber abgesehen davon verlief das Ereignis friedlich. Die Cannabisläden der Stadt machten Geschäfte wie vielleicht an den ersten Tagen der Legalisierung, denn es kamen Besucher aus allen Teilen der USA, um gemeinsam in der Grashauptstadt zu feiern. “Nie hätte ich gedacht, dass ich das noch erlebe”, sagte ein Käufer aus Texas mit breitem Lächeln und einer braunen Einkaufstüte in der Hand. In ihr befand sich, in einem kindersicher verschlossenen Gläschen, neben einer detaillierten Beschreibung, das erste legal erworbene Gras seines Lebens. “Ich weiß nicht, ob ich das in Texas noch erleben werde, deshalb sind wir hierher gereist.

Das hier ist Geschichte!” Wer jedoch die feierliche Legalisierungskundgebung verpasst hatte, der musste nicht traurig sein, den in Denver werden ständig die unglaublichsten Ideen verwirklicht. Kochen und Backen mit Cannabis sind keine neuen Innovationen, aber dass ein umgebauter Schulbus Speisen, die auch geistige Nahrung sind, anbietet, das gab es vielleicht doch noch nicht. Die ungewöhnlichen Unternehmer debütierten auf dem 420-Event von Denver mit Suppen und Sandwiches, die 30–100mg THC enthielten. Nur ein bisschen Papierkram ist noch nötig, bis der Minibus nach Lust und Laune durch Colorado fahren kann, um eine breitere Schicht von Hanffreunden mit den gastronomischen Delikatessen bekannt zu machen. Garyn Angel, der Erfinder des mobilen Kifferbüfetts, erwägt die Erstellung eines Apps für Smart-

phones, das die Interessenten rechtzeitig benachrichtigt, wenn der Bus in ihre Nähe kommt. Angel ist sicher, dass der Gastrobus der Erste seiner Art ist – obwohl schon vorher die Nachricht durch die Presse ging, dass in New York ein Bus Cannabislollis verkaufe, was sich aber als Ente entpuppte. Der Bus in Colorado ist nun aber kein Hoax und Angel schwört, dass das Ziel nicht einfach ein neuer Farbtupfer für den rekreativen Konsum sei, sondern man die Verbraucher weiterbilden und ihr Bewusstsein dafür sensibilisieren möchte, dass Lebensmittel auf Hanfbasis zum biologischen Gleichgewicht in unserem Organismus beitragen. In diesem Sinne: Guten Appetit!

text: Jack Pot




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“Eine ganzheitliche Hanfmesse” Ein Gespräch mit Ben Arn, Veranstalter der Schweizer CannaTrade Am 29. August startet in Zürich wieder mal die über die Schweizer Grenzen hinaus beliebte und stets gut frequentierte CannaTrade, die zurzeit einzige Hanfmesse, die in der Schweiz veranstaltet wird. Wir haben mit CannaTrade-Macher Ben Arn über die drei Tage gesprochen, an denen es diesmal jede Menge zu erleben, zu sehen und zu bestaunen geben wird.

Medijuana: Wie lange gibt es die CannaTrade eigentlich schon? Ben Arn: Der Grundstein wurde 1999 und 2000 mit den beiden “Schweizer Hanftagen” in Ittigen und Biberist gelegt. Im Jahr 2001 fand dann die erste CannaTrade in Bern statt. Nach dem Samenverbot an der Messe 2008 wechselte die CannaTrade für zwei Jahre nach Basel, setzte dann 2011 aus und findet seit 2012 im Zweijahresrhythmus in Zürich statt. Dieses Jahr ist das also dann die 12. CannaTrade. MED: Wer hat die CannaTrade gegründet? BA: Die hatte Marco Kuhn Ende der Neunziger zusammen mit weiteren früheren Mitgliedern der Schweizer Hanf-Koordination (SHK) gegründet. MED: Was war der Beweggrund, die CannaTrade erstmals zu veranstalten? Was ist er heute? BA: Der Beweggrund war die große Hanfindustrie, welche ab Ende der Neunzigerjahre in der Schweiz Alltag war. Heute geht es darum, die Firmen, die noch übrig geblieben sind, weiterhin zu vernetzen, und natürlich hoffen wir, irgendwann wieder an die guten alten Zeiten anknüpfen zu können ...

MED: Hattet ihr jemals Ärger mit der Justiz und/oder der Staatsgewalt? BA: Nein, oder jedenfalls nie großartig. Zu Beginn war der Spielraum sehr groß, da Cannabis in der Schweiz praktisch legal war. Als um das Jahr 2005 die meisten Läden geschlossen waren und der Übergang zur heutigen Repression stattfand, mussten die Rahmenbedingungen der Messe halt stetig an die aktuelle politische Situation angepasst werden. Und heute pflegen wir ein gutes und offenes Verhältnis zu den Behörden und die Regeln und Gesetze werden alle eingehalten. MED: Was war das Skurrilste, das du im Rahmen der CannaTrade je erlebt hast? BA: Die alten Zeiten, als die großen Lüftungen der Messehalle BEA Expo Bern von den übermächtigen Rauchschwaden der Besucher in die Knie gezwungen wurden. MED: Hat die CannaTrade einen Schwerpunkt? Geht es eher ums Growing, um die klassischen Headshop-Themen oder gar um die Nutzpflanze Hanf? Oder bedient ihr etwa alles? BA: Das obere Stockwerk ist insbesondere für die Grow- und Headshop-Szene re-

serviert und der Nutzpflanze Hanf wird im Untergeschoss Rechnung getragen. Die Messeleitung setzt sich stark dafür ein, dass die CannaTrade eine ganzheitliche Hanfmesse bleibt und nicht zu einer reinen Growmesse verkommt. MED: Das ist gut. Was erwartet den Besucher der CannaTrade im Allgemeinen, was im Speziellen dieses Jahr? BA: Im Allgemeinen die herzliche und fröhliche Atmosphäre in der Messehalle, die gemütliche Chill-out-outdoor-Area “Summer in the City” und – hoffentlich – schönes Wetter. Im Speziellen wird Mr. Nice (SchmugglerLegende Howard Marks) drei Tage auf der Messe verweilen, Bernard Rappaz kommt mit seinem Film vorbei, bekannte Gesichter aus der Hanfwelt unterhalten sich auf dem Podium “Internationale Drogenpolitik am Wendepunkt?” über die Weltpolitik, und daneben gibt es viele kleine Highlights wie Live-Glasbong-Blasen, die Joint-Roll-Olympiade, die Hanfbar, die Absinthbar, das Hanfwarenhaus und so weiter und so fort ... MED: Was an der Messe liegt dir ganz besonders am Herzen? BA: Dass sie weiterhin friedlich bleibt! Wir hatten nur einen einzigen Fall von Gewalt in 14 Jahren und mit über 100.000 Besuchern! Und dass sie in naher Zukunft wieder wie früher mit Samen und Pflanzen und gerne auch mit richtigen Produkten ausgestattet werden kann! Und bis dahin heißt es: überleben! MED: Werden dieses Jahr Promis der Szene erwartet? BA: Jawohl, neben Mr. Nice sind folgende Personen bereits bestätigt: Thomas Kessler, Mathias Bröckers, Hans Cousto, Markus Berger, Emanuel Kotzian, Sven Schendekehl, Mike MoD, Kathrin Gebhardt und Steve Stoned. www.cannatrade.ch

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Auch Jamaika legalisiert Die Drogengesetze des karibischen Landes, das wir uns wegen der pulsierenden Reggaemusik als Grasparadies vorstellen, unterscheiden sich nur unwesentlich von denen der übrigen Staaten in der Region. Die Touristen gehen trotzdem unentwegt auf illegale Ganjatouren, weswegen sich schließlich auch die Bürgermeisterin von Kingston mit der Legalisierung beschäftigte. annabis gelangte um 1800 infolge der Sklavenhaltung auf die Karibikinsel. Den ostindischen Plantagenarbeitern auf Jamaica ist dies zu verdanken, denn sie brachten neben ihrem Wissen auch ein paar Segmente ihrer Kultur mit. Das erklärt, warum sich in Jamaica das Hindi-Wort “Ganja” für Cannabis verbreitete. Schnell wurde klar, dass Klima und Umwelt auf Jamaika vorzüglich für die Zucht von hochwertigem Cannabis geeignet sind. Die Ausgeglichenheit der Inder und das Geheimnis ihrer Gelassenheit interessierte bald auch die Einheimischen. Entgegen einem weitverbreiteten Mythos tauchte der Konsum von Marihuana bei den Einheimischen in Form von mit Tee oder Tabak gemischten Zigaretten lange vor dem Rastafari-Glauben auf. Eine Art Explosion des Ganja in Jamaika brachten die 70er Jahre, Bob Marley und der Reggae. Jeder brachte in seinen Liedern den unstillbaren Wunsch zum Ausdruck, dass der Anbau von Gras legal und gesetzlich geregelt sein solle. Der Geist des Rastafari, der das Marihuana als heilige Pflanze behandelt, die den Glauben vertieft und das Bewusstsein und den Frieden hervorbringt, begann, sich weltweit zu verbreiten. Obwohl die Zeit für die

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sehnsüchtig erwartete Legalisierung damals noch nicht gekommen war, wurde Bob Marley der erste weltweit bekannte Bühnenkünstler der Dritten Welt, dessen Botschaft Millionen Menschen weitergaben und bis zum heutigen Tag verbreiten. 2001 entstand zwar eine Gesetzesvorlage, die Erwachsenen den Besitz von Gras gestatten sollte; der Plan erlangte jedoch keine Gesetzeskraft und das Projekt verschwand schließlich in der Versenkung.

GanjaTours Die dauerhafte Anwendung des Zauberspruches “Legalize it!” als Mantra tat schließlich seine Wirkung: Marihuana hielt ebenso Eingang in die jamaikanische Kultur wie zuvor der Rum, und entgegen dem Verbot verlieh das Gespann aus Reggae und Ganja dem Land eine einzigartige Anziehungskraft auf Touristen, was die praktisch veranlagten Einheimischen auch ausnutzen. Zahlreiche Reisebüros verlocken die Besucher von Jamaika zu einzigartigen Grastouren nach Negril oder Nine Mile, den Geburtsort von Bob Marley, wo dann Kostproben der Lieblingssorten des King of Reggae angeboten werden, Sinsemilla

oder Purple Skunk. Das ist alles vollkommen illegal, aber das Geschäft steht an erster Stelle. Außerdem ist es für einen Touristen noch immer sicherer, mit leeren Händen an einer solchen Tour teilzunehmen und mit einem unvergesslichen Erlebnis abzureisen, als mit ein paar Gramm in der Tasche auf einen als Dealer verkleideten Polizisten zu treffen, denn die gehen mit Vorliebe auf Jagd nach naiven Ausländern. Um die widersprüchliche Situation zu lösen, bedurfte es der Verbreitung von Marihuana als Heilmittel und der Versuche zur Legalisierung in Colorado und Uruguay. Das jamaikanische Justizministerium formulierte letztes Jahr im Zusammenhang mit der Legalisierung, dass es die Erfahrungen der experimentierenden Staaten im Auge behalten und seine Politik entsprechend gestalten werde. Es dauerte nicht lange, bis die Ganja Law Reform Coalition von Jamaika eine internationale Konferenz über die Möglichkeiten des legalen Grasreglements in Kingston veranstaltete. Im April 2014 folgte eine weitere Versammlung, auf der neben den einheimischen auch Redner aus den USA und Kanada über die wohltuenden Wirkungen des Cannabis referierten. “Die Zeit ist gekommen, den Jamaikanern die


Möglichkeit zu geben, von der MarihuanaIndustrie zu profitieren!” Diesen gewagten Spruch hörte man nicht von einem Drogenreformer, sondern er kam von Angela Brown Burke, der Bürgermeisterin von Kingston. Besonders pikant macht diesen Satz die Tatsache, dass Angelas Ehemann jener Paul Burke ist, der sich als Programmleiter der kürzlich gegründeten Ganja Union und als Generalsekretär der Regierungspartei profilierte. Ein weiteres Zeichen für das Reformengagement erging, als Phillip Paulwell, Leiter der Regierungsangelegenheiten des Abgeordnetenhauses, verkündete, dass dieses Jahr der Besitz einer geringen Menge entkriminalisiert werde. In Colorado ist man der Meinung, dass Jamaika ein führendes Land der Marihuana-Industrie sein könnte, weil dort auch die in Colorado gewonnenen Erfahrungen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile umgesetzt werden könnten. Jamaika hatvor allem mit einem langsamen Wirtschaftswachstum, Armut, hoher Arbeitslosigkeit und den in den letzten Jahren angehäuften gewaltigen Schulden zu kämpfen. Dazu kommt die auffallend hohe Zahl von Gewaltverbrechen im Land: 700 Tötungsdelikte auf 2,7 Millionen Einwohner jährlich sind eine der höchsten Zahlen weltweit. Die Gewalttaten zu bremsen war auch einer der Hauptgründe für die Legalisierung in Uruguay.

Ministerpräsidentin Portia Simpson Miller

Medicanja! Zum rekreativen Konsum ist das Hohe Haus jedoch geteilter Meinung. Dayton Campbell, Arzt und Parlamentarier, hat an der medizinischen Verwendung von Marihuana nichts auszusetzen, warnt aber vor den Schäden durch den Freizeitgebrauch, beispielsweise vor der negativen Wirkung des häufigen Rauchens auf das in der Entwick-

lung befindliche Gehirn. Dem Herrn Doktor ist wahrscheinlich entgangen, dass ein Hauptziel und praktisch verbindliches Element der Legalisierung der Schutz der Jugendlichen ist, den das Verbot nicht garantieren kann – siehe die hohe Anzahl von Ganja rauchenden Jugendlichen in Jamaika. Andererseits gibt es nicht nur dieseneinen Weg, das BSP zu erhöhen, wenn man den Ganjatourismus staatlicherseits zuließe. “Wir könnten beispielsweise auch Wasserparks bauen”, meint einer der Direktoren der Hilton-Kette, der wahrscheinlich selbst nicht glaubt, dass man mit ein paar Rutschbahnen die Millionen Ganja- und Reggeafans abspeisen kann. Die Deklaration der jamaikanischen Cannabiskonferenz besagt, dass es keine akzeptablen Einwände gegen das Inkrafttreten der Reglementierung der Marihuana-Industrie Ende September gibt. “Jamaika erwache, bevor deine Chancen verpuffen!” warnt der Aufruf, wir nicken dazu nur heftig.

text: N. Nogada

Alle Voraussetzungen gegeben Um den jamaikanischen Traum wahr werden zu lassen, wäre es lediglich nötig, die existierende Gesetzesvorlage anzunehmen. Mit geschätzten 15.000 Hektar gezüchtetem Ganja ist Jamaika gegenwärtig der größte karibische Graslieferant der USA und beherrscht auch den Ganjamarkt in der Region. Zur Akzeptanz der Legalisierung wäre nicht einmal eine Aufklärungskampagne wie in Uruguay nötig. 66% der Bevölkerung haben schon Marihuana probiert und 85% von ihnen unterstützen die Genehmigung von medizinischen Präparaten auf Hanfbasis. Als Resultat der Erhebung entstand im Dezember letzten Jahres Jamaikas erste Firma für Medizinalcannabis,

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Verdampft, Dude! Wer den aktuellen Trend verfolgt, wird ziemlich schnell feststellen, dass Vaporizer nicht nur in deren Ursprungsland, den USA, sondern auch bei uns in Deutschland immer beliebter werden. Doch was ist es, das die alternative Art der schonenden Wirkstoffinhalation sowohl bei Cannabispatienten als auch bei “Freizeit-Kiffern” so beliebt macht?

usammen mit Vapstore.de, dem Vaporizer Shop aus Deutschland zählen wir Euch einige Fakten auf, die nicht nur interessant, sondern auch absolut überzeugend sind.

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Fakt #1: Tu Deiner Gesundheit einen Gefallen ei der Verwendung eines hochwertigen Vaporizers wird zunächst das Material Deiner Wahl direkt in die Kräuterkammer gefüllt. Je nach Bauart des

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Verdampfers wird dieses vom Gerät entweder direkt erhitzt oder von erhitzter Luft durchströmt, sodass sich sämtliche Wirk- und Aromastoffe des Inhaltes lösen können und von dort aus weitertransportiert werden. Dieses Prinzip nennt man Konduktion (Kräuterkammer wird von außen erhitzt) oder Konvektion (Kräuterkammer wird von heißer Luft durchströmt). Der Vorteil beider Methoden ist, dass das Material nur so stark aufgeheizt wird, dass die Inhalte flüchtig werden, das Kraut selbst aber nicht verbrennt. Diese besondere Art der Inhalation vermeidet also sämtliche “bösen Stoffe”, die bei der normalen Verbrennung in einem Joint oder einer Bong frei werden, wie etwa Teer, Kondensat, Kohlenmonoxid, etc.

Info: Gerade bei Nichtrauchern und solchen, die es werden wollen, erfreuen sich Vaporizer einer immer größeren Beliebtheit.

Fakt #2: Tu Deinem Geldbeutel einen Gefallen usstest Du, dass von Deinem teuren Kraut beim Rauchen eines Joints etwa 1/4 während der Rauchpausen an die Umgebungsluft abgegeben wird und sich das teure Gras also regelrecht in Luft auflöst? Bei einem Vaporizer ist das anders. Bedingt durch die Bauart werden 100% der Wirk- und Aromastoffe gelöst und können inhaliert werden. Der produzierte Dampf ist hochkonzentriert und absolut wirkstoffhaltig. Verschiedene Quellen belegen weltweit, dass bis zu 40% weniger Material benötigt wird, um au fdas gleiche Level zu kommen.

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Fakt #3: Tu Deinen Mitmenschen und Dir selbst einen Gefallen as gibt es Schöneres, als morgens in einem Zimmer zu erwachen, in dem am Abend zuvor die Bong auf Hochtouren lief? Der wirkstoffhaltige Dampf, der von einem Vaporizer produziert wird, stinkt nicht, sondern duftet. Zudem haftet er nicht an Kleidung und Möbeln und verfliegt sehr schnell.

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Tipp: Verwende einen (Smoke Buddy) http://www.vapstore.de/SmokeBuddy-Original, um bei der Inhalation mit Deinem Vaporizer oder Deiner Bong ein Maximum an Diskretion zu erzielen. Sofern Dich die genannten Fakten überzeugt haben, wirst Du Dich bald fragen, für welchen Vaporizer Du Dich entscheiden sollst:

Welche Arten von Vaporizern gibt es? m Grunde lassen sich alle Verdampfer in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen gibt es tragbare Vaporizer für unterwegs, zum anderen stationäre Vaporizer für zu Hause. Hast Du zu Hause genügend Platz und ist dort Dein liebster Ort zum Entspannen, solltest Du Dich für einen stationären Vaporizer entscheiden. Die Dichte des Dampfes ist meist höher als bei einem tragbaren Modell und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten:

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Desktop Vaporizer mit Inhalationsschlauch er Inhalationsschlauch wird direkt am Vaporizer angebracht und dient dazu, den wirkstoffhaltigen Dampf nach der Erhitzung “abzusaugen”.

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Tragbare Vaporizer für unterwegs ragbare Vaporizer für unterwegs sind ideal für die Verwendung außerhalb Deiner vier Wände. Sie werden normalerweise mit einem Akku oder handelsüblichem Feuerzeuggas betrieben und geben Dir die Möglichkeit, völlig diskret zu inhalieren. Moderne tragbare Verdampfer sind nette Begleiter für draußen, kommen in den verschiedensten Formen und Farben und versprechen auch für den kleineren Geldbeutel ein hohes Maß an Qualität.

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Tipp: Moderne Verdampfer, wie etwa der ArizerExtreme Q oder der VolcanoVaporizer vom deutschen Hersteller Storz & Bickel, sind meist Kombigeräte und können sowohl im Ballon- als auch im regulären Inhalationsmodus verwendet werden.

Desktop Vaporizer mit Ballonfunktion ie Inhalation aus einem Ballon ist wahrscheinlich die eleganteste und bequemste Möglichkeit, Deine Kräuter zu genießen. Du bist völlig ungebunden, kannst Dir den Ballon am Standort Deines Vaporizers befüllen, den Ballon abnehmen und auf der Couch verköstigen. Außerdem ist der Dampf im Ballon speicherbar und kann auch noch eine Stunde nach dem Befüllen verwendet werden.

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Bundesopiumstelle akzeptiert Selbstanbau von Cannabis n einem Schreiben vom 28. April 2014 an das Sozialgericht Mannheim gesteht die Bundesopiumstelle ein, dass der Selbstanbau von Cannabis für viele Patienten “scheinbar als einzige Alternative (bleibt), um die medizinische Versorgung sicherzustellen”. In einem Verfahren vor dem Sozialgericht streitet Herr H. mit seiner Krankenkasse um die Kostenübernahme für seine Cannabisblüten (Be-

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drocan) im Rahmen einer ärztlich begleiteten Selbsttherapie. Herr H. und die behandelnden Ärzte hatten nun gegenüber der Bundesopiumstelle plausibel gemacht, dass herkömmliche Therapieformen zur Behandlung nicht ausreichend wirksam waren. Dronabinol sei zwar grundsätzlich verfügbar und könne verschrieben werden – die IKK classic lehnte die Kostenübernahme für Dronabinol jedoch ab,

wodurch es Herrn H. wegen der hohen Kosten nicht tatsächlich zur Verfügung steht. Für Patienten, denen Cannabis oder auch Dronabinol nachweisbar hilft, die beides aber nicht aus eigenen Mitteln finanzieren können, entsteht so eine nahezu ausweglose Situation – und die Möglichkeit, die Erlaubnis zum Anbau von Cannabis zu therapeutischen Zwecken fortan einzuklagen.


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“Uns fehlt hier so einer wie Dr. Grotenhermen” Willi heißt online WaWi und nutzt nun schon seit einigen Jahren Cannabis als Medizin. Wir sprachen mit dem sympathischen Österreicher über Cannabispräparate und seine Erfahrungen mit österreichischen Ärzten und Behörden. Medijuana: Bitte erzähle uns zunächst von deinen gesundheitlichen Problemen und wie sie entstanden sind. WaWi: Ich habe zwanzig Jahre als Fahrverkäufer für einen Getränkehersteller gearbeitet – bis zu jenem Verkehrsunfall, bei dem mir mehrere Bänder gerissen sind, was man aber nicht sofort erkannt hat. Erst bei der Operation, bei der sie mir Sprunggelenksprothesen implantieren wollten, fiel einem Arzt auf, dass da ja auch viele Sehnen gerissen waren. Diese Erkenntnis ließ ihn die geplante Implantation abbrechen, um nun erstmal mit mir über die neue Situation sprechen zu können. Die nächste Geschichte war dann, dass die Betriebskrankenkasse den Unfall als Arbeitsunfall einstufte, die Unfallversicherung war dagegen der Meinung, dass hier ein Vorschaden am Knorpel vorliege – dabei ist der Knorpelschaden ja nur entstanden, weil anfangs niemand bemerkt hatte, dass mir so viele Bänder gerissen waren. Jedenfalls bekam ich dann Morphium gegen die Schmerzen, was mir auf Dauer nicht gut bekam. MED: Wann und wie bist du dann auf Cannabis als Medizin gestoßen? WaWi: Das war 2008 – nachdem ich vier Jahre mit Morphium therapiert wurde und meine Tage diffus vorbeizogen, während meine Körper- und Gesundheitswerte immer weiter absanken. Ich war damals kaum noch in der Lage, vernünftig zu kommunizieren und merkte, dass es so auf Dauer nicht weitergehen konnte. Über das Internet gelangte ich dann an die Information, dass Cannabis in Fällen wie meinem helfen kann. Zuvor kannte ich Cannabis nur als Freizeitdroge, die ich mit Anfang 20 kennenlernte und dann für zwei, drei Jahre gelegentlich auch selbst konsumierte. Daran habe ich mich 2008 wieder erinnert und dann erneut Cannabis ausprobiert – dieses Mal als Schmerzmittel. Ich stellte schnell fest, dass mich Cannabis in kurzer Zeit auf ein erträgliches Schmerz-Level herunterbringt und gleichzeitig nur geringe Nebenwirkungen auftraten. Die Morphium-Pflaster, die ich zuvor erhielt, ließen mich den ganzen Tag nur benebelt durch die Welt gehen – die Nebenwirkungen kann man nicht mit denen von Cannabis 38

vergleichen. Nachdem ich das am eigenen Leib gespürt hatte, habe ich eine Menge Informationen gesammelt und schließlich meinem Arzt mitgeteilt, dass ich kein Morphium mehr benötige. Der hat sich natürlich erstmal sehr gewundert – schließlich muss er jede Ausgabe genauestens dokumentieren, da es nicht einfach ist, solche Medikamente verschrieben zu bekommen. Und dass einer, der es kriegt, es dann plötzlich gar nicht mehr haben will, war meinem Arzt zunächst ein Rätsel, und so fragte er mich ganz direkt, warum ich denn das Morphium nicht mehr brauche. Ich erzählte ihm dann von meinen positiven Erfahrungen mit Cannabis und beschrieb ihm im Detail, wie gut es mir damit nun ging und wie vergleichsweise gering die Nebenwirkungen waren. Mein Arzt reagierte darauf erstaunlich positiv und gab direkt zu, dass so ziemlich alles besser als Morphium sei. Wenn es mir damit besser gehe, dann solle ich es einfach machen. Und das habe ich dann auch. Als erstes habe ich danach

meine Familie und Freunde eingeweiht – ich bin reihum gegangen und hab es jedem einzeln erzählt. MED: Da hast du Cannabis aber noch nicht legal als Medizin konsumiert, oder? WaWi: Nein, aber immerhin ging das zwei, drei Jahre gut, bis dann mal unser Dorfpolizist vorbeischaute. Eigentlich wollte er mir nur ein behördliches Schreiben übergeben, da ich zu schnell gefahren und geblitzt worden war. Als er da so bei mir vor der Tür stand, hat er es dann gerochen – daraufhin kam er rein und schnitt alle Pflanzen ab, die ich bei mir in der Wohnung hatte. Ich hab ihm das dann alles erklärt und auch gesagt, dass ich das mit meinem Arzt besprochen habe – aber letztendlich konnte ich ihn auch verstehen, da er hier ja auch nur seinen Job machen musste. Ganz egal, ob ihm das nun persönlich gefällt oder nicht. Jedenfalls habe ich am nächsten Tag gleich wieder neue Pflanzen angesetzt und im Laufe der Zeit wiederholte sich dann das Spiel – insgesamt drei Mal kam die Polizei


bei mir vorbei und holte meine Pflanzen ab. Deswegen musste ich dann eine Strafe bezahlen und schließlich sogar vor Gericht erscheinen – doch hier erhielt ich einen Freispruch für meine insgesamt 120 Pflanzen, da der Richter letztendlich eingesehen hat, dass es nicht schlecht für mich sein kann, wenn ich statt Morphium das viel verträglichere Cannabis gegen meine ärztlich attestierten Schmerzen nehme. MED: War mit dem Urteil dein medizinischer Konsum schon legalisiert? WaWi: Dieses Urteil hat sicher geholfen. Ich wollte ja von da an Cannabis auch nur noch ganz offiziell und legal konsumieren – also habe ich mich gekümmert und bin in dem Zusammenhang auch bei unserem Bürgermeister vorbeigegangen und habe ihm die ganze Sache erklärt. Der hat dann seinerseits unseren Polizisten angerufen und ihm von dem neuen Sachverhalt berichtet. Ich hoffte, damit sei die Sache ausgestanden, doch dann kriegte ich zunächst Dronabinol und später SATIVEX verschrieben – und musste in diesem Zusammenhang auch gleich meinen Führerschein abgeben. Danach folgte noch ein ausführliches polizeiliches Gutachten und ein behördlicher Reaktionstest, vor dem ich eine Purpfeife rauchte. Diese Art Fahrprüfung unter THC-Einfluss habe ich bestanden und musste nun auch noch knapp 500 Euro zahlen – erst dann habe ich meinen Führerschein schließlich wieder zurückgekriegt. SATIVEX erhalte ich übrigens bis heute, aber ich habe mir nach meinem Freispruch nicht verbieten lassen, weiterhin Cannabis zu rauchen – obwohl ich eine entsprechende Auflage vom Gericht erhalten hatte. Denn obwohl SATIVEX schon ganz gut hilft – geraucht wirkt Cannabis bei mir noch deutlich besser. Insofern ist es ganz wichtig, die Ärzte und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass hier noch ein großer Handlungsbedarf besteht. Viele Ärzte glauben ja, es gäbe überhaupt keinen Bedarf an Alternativen, da Präparate wie Dronabinol und SATIVEX bereits problemlos verschrie-

ben werden können – diese Ärzte müssen erst noch erkennen, dass so ein Präparat gar nicht die Vielfalt des Wirkspektrums von natürlichem Cannabis aufweisen kann, was vielen Patienten nachweislich viel besser hilft. Trotzdem wird immer noch argumentiert, dass man es dem Patienten nicht selbst überlassen kann, wie oft und in welcher Dosis er Cannabis konsumiert – dabei ist bisher gar nicht wissenschaftlich erforscht, bei welchen Krankheitsbildern und Anwendungsgebieten welche Dosierungen zu empfehlen sind. Da es hier keine klaren Vorgaben gibt, wäre es doch nur vernünftig, die Patienten selbst entscheiden zu lassen – die Behörden wittern dann aber immer eine Missbrauchsgefahr und entmündigen so auch weiterhin viele Patienten, denen natürliches Cannabis gut helfen könnte. MED: Wie ist denn in Bezug auf Cannabis als Medizin die derzeitige Rechtslage in Österreich? WaWi: Hier kann man zumindest – so wie ich – Dronabinol oder SATIVEX verschrieben kriegen. Denn nach dem Suchtmittelgesetz 6

und 6a dürfen auch THC-haltige Cannabisprodukte ausgegeben werden – aber nur von zugelassenen Institutionen oder Ärzten. Und letztendlich gibt es in Österreich nur eine solche Institution: die ARGE CAM – diese wird in Österreich vom Gesundheitsamt überwacht. Ansonsten könnten auch alle zugelassenen Ärzte derartige Medikamente verschreiben – wir kennen allerdings keinen einzigen, der das schon jetzt macht. Insofern fehlt uns hier in Österreich so einer wie der Dr. Grotenhermen aus Deutschland, der diese Anträge mit seinen Patienten durchboxt. Es besteht aber auch hier eine gewisse Chance für bestimmte Cannabispatienten, eine Einzelausnahmegenehmigung zu erhalten – in meinem Fall hoffe ich schon darauf, diese Genehmigung eines Tages zu bekommen, aber solange ich sie noch nicht habe, muss ich wohl ertragen, dass mir die Polizei immer mal wieder ein paar Blüten wegnimmt. MED: Wie siehst du heute Cannabis als Medizin und welche Zukunft würdest du dir für diese alte Heilpflanze wünschen? WaWi: Ich hoffe, dass Cannabis bald allen Patienten zugänglich gemacht wird, die davon profitieren können und bisher noch auf teure, patentierte Arzneimittel angewiesen sind. Letztendlich sollte jeder Mensch frei entscheiden dürfen, was ihm gut tut. Deshalb bin ich selbst – neben vielen anderen – auch aktiv dabei, an der Aufklärung der Bevölkerung mitzuwirken, die ein gesellschaftliches Umdenken befördert. Denn uns allen wurde eine gewisse Unmündigkeit antrainiert, die sich nur schwer wieder abstellen lässt – dabei würde uns mehr Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein durchaus gut tun.

text: Martin Müncheberg

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MEDI+GREEN

Medizinisches Cannabis in den USA entkriminalisiert m 30. Mai stimmte das Repräsentantenhaus für die Beendigung der Strafverfolgung von medizinischen Cannabiskonsumenten durch die Bundesbehörden in Staaten, die die Verwendung der Droge bei vorheriger Verschreibung durch einen Arzt legalisiert haben. Es ist das erste Mal, dass eine Kammer des Kongresses eine solch breite Entkriminalisierung angenommen hat. Die Abstimmung mit 219 zu

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189 Stimmen war nicht einmal sehr knapp – das signalisiert eine zwar erwartete, aber nichtsdestoweniger dramatische Veränderung der gemeinschaftlichen Meinung des US-amerikanischen Kongresses hinsichtlich der Cannabis-Thematik. Unterstützer dieser Entscheidung erklärten, dass diese Abstimmung einen Anstoß für viele Bundesstaatsanwälte darstelle, die bis dato andauernde bundesbehördliche Strafverfol-

gung von Hanfpatienten zu beenden. Das Repräsentantenhaus nahm einen Wortlaut an, der das Bundesjustizministerium fortan verpflichtet, sich in keiner Weise in die staatlichen Cannabisgesetze einzumischen. Die Abstimmung war ein Teil der Diskussion über das jährliche Budget des Justizministeriums – allerdings muss diese Gesetzesvorlage noch vom Senat genehmigt werden, um in Kraft zu treten.


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MEDI+GREEN ielleicht sind die Leser sich darüber im Klaren, dass der medizinische Gebrauch von Cannabis über Jahrtausende in die Geschichte zurückreicht und dass der Hanf bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts als relativ risikolose Heilpflanze, die über gewichtiges medizinisches Potenzial verfügt, eingestuft wurde. Als sie weltweit verboten wurde, legte man keinen überzeugenden Beweis vor, der die Ächtung der medizinischen Anwendung von Cannabis gerechtfertigt hätte. Es ist also logisch, von hier ausgehend ein wenig an dem Verbot zu rütteln. Allein schon, weil im Fall zahlreicher Krankheiten und Symptome Beweise vorliegen, dass das wirkungsvollste Heilmittel Cannabis ist. Aber es gibt ein zweites, mindestens ebenso fundamentales Argument gegen das weltweite Verbot des medizinischen Gebrauchs: Jeder Mensch hat das Recht, sich die seiner Meinung nach wirksamste Therapie auszuwählen – also nicht die nach der Meinung der Ärzte, der Regierung oder des Ministers wirksamste. Wenn dem so ist, kann bei einem begründeten Fall in keinem Land der Welt die Anwendung einer Cannabistherapie aus medizinischen Gründen verboten werden! Dieser Grundgedanke, nach dem jeder Mensch unabhängig von seiner Nationalität das Recht auf die Anwendung einer Cannabistherapie hat, leitete den internationalen

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ERKLÄRUNG Cannabis als Medizin Zusammenschluss der Medizinalhanforganisationen. Die europäischen und nordamerikanischen Organisation initiierten unter Berufung auf den Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1948 eine globale Kampagne für das Recht auf Cannabistherapie. Die in zehn Sprachen veröffentlichte Erklärung beginnt mit dem folgenden Artikel: “Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. Die medizinische Deklaration beruft sich auf Artikel 25 § 1: Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen […]” Die Vertreter der Initiative argumentieren, dass sich zwar alle auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte beriefen, dennoch die Gesetze der meisten Staaten den Ärzten die Cannabistherapie verwehrten und massenhaft die Rechte der Krankenverletzten. Ganz zu schweigen davon, dass nach örtlichen Gesetzen ein Bürger, der sich im Ausland behandeln lässt, auch eine Straftat begeht, selbst wenn sie im gegebenen Fall begründet und plausibel ist. Gerade deshalb sagen die Verfasser des Aufrufs, dass jeder Arzt das Recht habe, mit erwiesenermaßen heilkräftigen Cannabinoiden zu behandeln, und jeder Patient das Recht habe, von einer Cannabistherapie Gebrauch zu machen, ohne Rücksicht auf seinen gesellschaftlichen Status und seine finanzielle Situation. Der bevollmächtigte Vertreter der Initiative und Verantwortliche für den Inhalt, der Deutsche Dr. med. Franjo Grotenhermen , sagte, dass “die Erklärung auf einer überwältigenden Menge wissenschaftlicher Beweise basiert” und nimmt einen drastischen Standpunkt gegenüber den Vorurteilen und Ungerechtigkeiten der Entscheidungsträger, anderer politischer Akteure und “Fachleute” mit beschränktem medizinischen Wissen ein. Grotenhermen als Direktor der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) weiß genau, wovon er spricht. Die Liste der Organisationen, die sich der Erklärung anschließen, wird immer länger, aber auch Privatpersonen können sie unterzeichnen auf der Webseite http:// medical-cannabis-declaration.org.


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MEDIZIN

Zu viele Cookies! Psychoaktive Hanf-Lebensmittel In Filmen sieht man häufig den Gag, dass Großeltern zufällig von den Space-Cookies ihrer Enkel essen und nicht begreifen, warum sie plötzlich so gut drauf sind. Im realen Leben gab es schon Vorfälle, die mit einer Behandlung im Krankenhaus endeten, denn der unabsichtliche Konsum oder der Verzehr einer Speise mit zu hohem THC-Gehalt kann mit unangenehmen Symptomen einhergehen. In unserem Artikel prüfen wir, was im Fall von “zu vielen Cookies” zu tun ist und wie wir den Betroffenen helfen können. uch erfahrene Cannabiskonsumenten kann ein zu stark geratenes Marihuana-Cookie überraschen, daher können wir uns vorstellen, was jemand erlebt, der vorher noch nie THC zu sich genommen hat, es aus Versehen konsumiert und sich nach etwa einer Stunde wundert, warum er sich plötzlich so seltsam fühlt. Zum Glück führt auch eine zu große Menge Cannabis im Gegensatz zu den meisten Drogen nicht zu einer tödlichen Überdosis und beglückt die meisten Konsumenten mit angenehmen Erlebnissen. Trotzdem schadet es nicht, uns anhand einiger Tipps zur Scha-

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densbegrenzung auf den Fall vorzubereiten, dass ein Bekannter oder wir selbst uns bei der angemessenen Dosis vertun und sich statt der alles durchdringenden Ruhe und guter Laune Panik breitmacht.

Nicht tödlich Im Gegensatz zum gerauchten oder mit einem Vaporizer konsumierten Cannabis werden die in Speisen genossenen Cannabinoide langsamer aufgenommen und gelangen auch langsamer in den Blutkreislauf, daher macht sich die Wirkung üblicherweise erst nach 40–60 Minuten bemerkbar. Die Wartezeit kann sich allerdings je nach Person und Dosis auch auf bis zu zwei Stunden ausdehnen. Während beim Inhalieren die Wirkung innerhalb von Minuten einsetzt, erreicht sie im Falle des Konsums in Speisen mit einer graduellen Steigerung in etwa zwei Stunden nach dem Konsum ihren Höhepunkt. Es ist daher wichtig, im Verlauf von zwei Stunden oder bis zur vollen Entfaltung der Wirkung

keine weiteren Dosen zu konsumieren, weil man das Gefühl hat, dass das Zeug nicht wirkt, denn dadurch könnten sich die Wirkungen später addieren und das Erlebnis könnte zu stark werden. Wenn man nicht an Cannabiserlebnisse gewöhnt ist oder bisher nur mit geringen Mengen experimentiert hat, kann einem das langsam beginnende und nach Aussagen vieler Trip-artige Erlebnis, das sich langsam aber sicher steigert, eine Überraschung bereiten. Der erhöhte Puls und die langsam ansteigende Intoxikation können sich bei manchen mit einem Gefühl der Panik verbinden und – wie im Fall eines schlechten Trips – glaubt man vielleicht im Extremfall, das Ende sei gekommen. In diesem Fall sollte man sich aber daran erinnern, dass in der Fachliteratur nach mehreren tausend Jahren des Gebrauchs kein Todesfall durch Überdosierung bekannt ist. Daher ist es mehr als unwahrscheinlich, dass man mit dem schiefgegangenen Cookie-Konsum Geschichte schreiben wird. Kurz gesagt: Auch wenn man sich in dem Moment so fühlt, als habe das letzte Stündchen geschlagen, und man seine Sünden bereut, ist es in Wirklichkeit ausgeschlossen, dass man zu viele Cookies mit dem Leben bezahlt. Man glaube also der Wissenschaft, akzeptiere den Zustand, versuche die Gedanken vom Thema Überdosis und Tod in eine andere Richtung zu lenken, trinke viel alkohol- und koffeinfreie Flüssigkeit, und schon geht es einem wieder besser. Wenn man den Körper wieder im Griff hat, folgt Beruhigung des Geistes, und das ist der schwierigste Teil der Angelegenheit.

Es dauert nur ein paar Stunden Ein starkes Cannabiserlebnis kann bei Menschen, die dazu neigen, mentale Störungen an die Oberfläche dringen lassen, aber in Extremfällen können auch einen gesunden Menschen paranoide Gedanken verfolgen. 44


Die erste und wichtigste Regel ist also: Wenn man weiß, dass jemand in der Familie psychisch krank war oder ist, dann meide man den Cannabiskonsum, besonders in der Jugend – das Risiko ist das Ganze nicht wert. Wenn man infolge des Verzehrs von Speisen mit einem zu hohen Wirkstoffgehalt von unangenehmen Gedanken heimgesucht wird, ist es wichtig, daran zu denken, dass die Wirkung einer noch so großen Dosis nicht ewig andauert, sondern innerhalb von sechs bis zehn Stunden ausklingt. Leicht gesagt, aber schwer getan inmitten von paranoiden Gedanken und besorgten inneren Monologen. In einem solchen Fall hilf tein Ortswechsel oder ein Spaziergang, denn die Wirkung der neuen Eindrücke kann einen Ausbruch aus den Gedanken bewirken, die einen gefangen halten. Es empfiehlt sich, einen bekannten, ruhigen Platz aufzusuchen, wo sich wenige Menschen befinden und die Wahrscheinlichkeit geringer ist, jemanden zu treffen, den man in diesem Zustand nicht sehen möchte. Es kann auch eine gute Idee sein, einen verständnisvollen Freund anzurufen, der mit einem anderen Blickwinkel und einer realisti-

scheren Einschätzung der Situation hilft, aus der Hülle der negativen Gedanken auszubrechen. Es ist keine Methode bekannt, die abrupt die Wirkung des Cannabis blockieren würde, daher ist es eine ausgesprochen schlechte Idee, mit dem Trinken von Alkohol oder der Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu experimentieren, weil es nicht helfen wird, sondern den Zustand verschlechtert. Wenn man meint, ärztlicher Hilfe zu bedürfen, scheue man sich nicht, sie in Anspruch zu nehmen. In den meisten Ländern verbietet die ärztliche Schweigepflicht eine Meldung des Drogenkonsums an die Polizei.

Egal wie viel Du isst, Du bleibst der Alte Gleichgültig, in welche Gedanken man sich vertieft, man vergesse nie: All das dauert nur solange die Cookies wirken. Wenn die Wirkung abklingt, wird der Kopf wieder frei und die alltägliche Realität kehrt zurück. Auch wenn im Augenblick die Reise aufrüttelnder als geplant ist, muss man das nur durchste-

hen, während die Stoffe ihre Wirkung entfalten. Nachdem man eine Nacht über das Erlebnis geschlafen hat, kann man am nächsten Tag die leichte Nachwirkung des Rauschs erfahren, Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit, was manche einen „Marihuanakater“ nennen. Das ist sicher nicht angenehm, aber man versuche, positiv zu denken: Man hat ein von Cannabis ausgelöstes Erlebnis gehabt, ein ziemlich unangenehmes – und hat es überlebt! Solche Erlebnisse können jedem für das ganze Leben die Lust auf den Genuss von Cannabis in Speisen verderben. Wenn man das nicht möchte, empfiehlt es sich, Informationen einzuholen, wie viel THC eine bestimmte Speise enthält, beziehungsweise wie viel Gramm Marihuana für die Herstellung benutzt wurde. In Colorado werden nach den momentanen Richtlinien Anfängern Speisen mit einem THC-Gehalt von 1 bis 5 mg empfohlen, Erfahreneren ein THCGehalt von 5 bis 10mg und Produkte mit 10 bis 15mg THC den regelmäßigen Konsumenten. In den Staaten, die zuerst legalisiert haben, wurden früher auch Speisen mit einem THC-Gehalt von 100 mg verkauft, doch nach einer unlängst eingeführten strengeren Regelung wurde die Obergrenze von THC in mit Cannabis hergestellten Speisen auf 10mg gesenkt. Richtig, auch diese Menge kann für einen erfahrenen Konsumenten, der noch nicht oft Kekse gegessen hat, Überraschungen bereithalten, deshalb sollte man sich immer für die kleinere Menge entscheiden, damit sich herausstellt, welche Dosis noch mit angenehmen Erlebnissen oder vorteilhaften therapeutischen Wirkungen aufwartet. Bei Cookies empfehlen die britischen Hanfaktivisten, mit zwei Gramm Marihuana zu beginnen und das fertige Gebäck in 20 Teile zu teilen. Mit diesen Cookies kann wie beschrieben experimentell die persönliche Schwellendosis ermittelt werden und die nötige Menge für das gewünschte Ergebnis. Man entscheide verantwortungsbewusst!

text: Robert Schamane

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A’LA CANNA

Hanf als Lebensmittel Kanaan, wo Milch und Honig fließen Dank der einzigartigen Zusammensetzung der Hanfsamen und des aus ihm gepressten Öls zählen sie zu den bevorzugten Bio-Lebensmitteln und verdienen deshalb einen Platz in jedem Haushalt – das hatten wir im ersten Teil unserer Serie festgestellt. Wir gehen nun einen Schritt weiter und überprüfen, über welch wohltuende Wirkung Hanfhonig verfügt und was für ein Getränk die Hanfmilch ist. an kann geteilter Meinung darüber sein, ob man das Zusammentreffen der Wiederentdeckung des nicht psychoaktiven Hanfs als Lebensmittel sowie seine Verarbeitung in verschiedenen Darreichungsformen mit den therapeutischen Marihuanaprogrammen und denen im Legalisierungssystem von Colorado angebotenen psychoaktiven Wunderspeisen als erfreulich oder als unglücklich beurteilt. Welche Meinung auch immer man dazu hat, wegen dieser Koinzidenz verzichten viele auf den Kauf von Hanfprodukten jeglicher Art, damit sie nicht durch einen Zufall THC-haltige Nahrung zu sich nehmen. Doch durch diese übertriebene Vorsicht beraubt man sich nicht nur unvergleichlich gesunder, sondern auch ausgesprochen schmackhafter Speisen. Obwohl der Geschmack des Hanfs divergiert, wird jeder, der einmal seine Geschmackswelt kennengelernt hat, die Hanfvarianten möglichst vieler Lebensmittel ausprobieren wollen. Nachfolgend stellen wir zwei Grundzutaten der Hanfgastronomie vor.

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Hanfhonig ie man sich denken kann, ist Hanfhonig kein Produkt von Bienenvölkern, denn die Blüten des Hanfs enthalten keinen Nektar, aus dem die Bienen Honig herstellen könnten. Das Produkt, das unter dem Namen Hanfhonig vertrieben wird, entspringt vielmehr einem Zusammenwirken von Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Herstellung ist einfach und auch zu Hause möglich: Als Ausgangsstoff wählt man am besten Cremehonig. Den cremeartigen Honig bekommt man heute in jedem Lebensmittelgeschäft, man kann ihn aber auch selbst aus flüssigem Honig herstellen, den man mit Cremehonig vermischt und verrührt. Nach einem bewährten Rezept empfiehlt es sich, dem Honig zehn Gramm geschälte, geröstete und zerkleinerte Hanfsamen pro 100 Gramm Honig beizufügen und unter Erwärmen gut zu verrühren. Eine größere Menge Hanfsamen wird nicht empfohlen, weil sich so noch

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die Geschmacksnoten des Honigs und seine Süße Geltung verschaffen, die von der nussigen, leicht bitteren Geschmackswelt des Hanfs spannungsvoll ergänzt werden. Der so hergestellte Honig ist ein absolutes Wunderwerk, denn er vereinigt in sich die vorzüglichen medizinischen Wirkungen des Honigs und des Hanfs, über die beide in großem Maße verfügen. Mit ein paar Teelöffeln Hanfhonig am Tag können wir viel für einen ordentlichen Stoffwechsel, die Blutbildung, Entzündungshemmung und die richtige Funktion der Drüsensekretion tun, während wir dem Organismus eine Bombe

Hanfmilch anfmilch ist ein erstaunlich nahrhaftes und wohlschmeckendes Getränk, und deswegen eine außerordentlich überzeugende Alternative zur Kuhmilch. Sie ist in der Lage, den menschlichen Organismus mit essenziellen Nährstoffen zu versorgen ohne die negativen Nebenwirkungen, die gewöhnlich beim Konsum von Milcherzeugnissen auftreten. Für manche ist es eine ethische Entscheidung, keine Milch tierischen Ursprungs zu trinken. Andere hingegen leiden unter einer Intoleranz und sind daher gezwungen, auf den Konsum von traditionellen Milcherzeugnissen zu verzichten. Wieder andere entschließen sich im Streben nach einer gesünderen Lebensweise zu einer laktosefreien Ernährung – jedoch ist das Lager derer viel größer, die (unter Berufung auf die vermeintlich positive biologische Wirkung oder in stiller Einfalt wegen des als angenehm empfundenen Geschmacks) regelmäßig Milch trinken. Wie auch immer, für alle, die aus irgendeinem Grund tierische Milch von ihrem Speiseplan streichen wollen, kann Hanfmilch eine bedenkenswerte Alternative sein!

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von Spurenelementen und Vitaminen geben, die zusätzlich eine große Menge von Eiweiß und essenziellen Aminosäuren enthält. Hanfhonig wird regelmäßig löffelweise oder aufs Brot gestrichen verzehrt, die Mutigeren können mit ihm auch als Süßstoff experimentieren, man sollte aber nicht vergessen, dass der intensive Geschmack des Hanfhonigs die ursprünglichen Aromen unterdrücken kann. Der Hanfhonig ist an einem kühlen Ort aufzubewahren, damit er seine Konsistenz behält. Bei entsprechender Lagerung kann er sich jahrelang halten – wenn wir uns so lange zurückhalten können.

Hanfmilch wird aus den Pflanzensamen herstellt, deshalb nennt man sie auch Hanfsamenmilch. Ebenso wenig wie im Samen befindet sich in der Milch THC, hingegen aber eine große Menge an essenziellen Omega-6- und Omegea-3-Fettsäuren, darüber hinaus zahlreiche wichtige Nährstoffe wie Magnesium, Phytosterole, Ascorbinsäure, Beta-Karotin, Kalzium, Faserstoffe, Eisen, Kalium, Phosphor, Riboflavin, Thiamin und Niacin. In der Hanfmilch finden sich obendrein zehn verschiedene essenzielle Aminosäuren, daher kann sie auch als wirklich gute Eiweißquelle für alle gelten, die vegan leben. Es ist ein ausgesprochener Vorzug des Hanfproteins, dass es im Gegensatz zu dem im Soja befindlichen Eiweiß keine Phytate enthält, die verhindern, dass der Organismus bei der Verdauung grundlegende Mineralstoffe aufnimmt. Das Hanfprotein ist leichter verdaulich als das Sojaprotein, denn es enthält keine Oligosaccharide, wegen deren schlechten Verdaulichkeit man Blähungen im Darmsystem bekommen kann.

text: Marcel Klos

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A’LA CANNA hnlich wie Cannabis wird Tee in erster Linie zu medizinischen Zwecken genutzt, ist aber gleichzeitig auch Genussmittel. Zahllose Sagen ranken sich um den Ursprung des Tees und die Entdeckung seiner Wirkungen. Nach den Forschungsergebnissen ist es auf jeden Fall wahrscheinlich, dass man in China schon seit dem 2.–3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung seinen Geschmack und seine segensreichen Wirkungen genießt. In einem zeitgenössischen medizinischen Text liest man Folgendes über den Tee: “Regelmäßig genossen verbessert er das Denken des Menschen.” Dank der westlichen Wissenschaft wissen wir auch, dass der Tee über einen hohen Gehalt an Antioxidanzien verfügt und sein regelmäßiger Genuss die Gefahr von Herzkrankheiten, Muskelentzündungen, der Alzheimerkrankheit und verschiedener Krebserkrankungen verringert, den Cholesterinspiegel verbessert, antibakteriell wirkt und nicht zuletzt wegen seines Koffeingehalts eine belebende Wirkung hat. Tee wird jedoch nicht nur zur Gesundheitsvorsorge getrunken. Im Laufe der Jahrtausende entstand eine Philosophie seines Gebrauchs und Rituale für die Art und Weise seines Genusses. Jene, die den Konsum von Filtertee als zum beschleunigten Lebensrhythmus gehörig ablehnen, begeg-

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Hanf im Tee Rätselfrage: Was ist das? Es ist grün, Abkömmling einer Pflanze, die in China heimisch ist und welche die Menschheit seit Jahrtausenden zu sich nimmt – seitdem sie festgestellt hat, dass sie eine positive Wirkung auf den Organismus und das Denken hat, manchmal belebt, manchmal beruhigt? Natürlich der Tee! nen dem Tee mit Geduld – einer Zeremonie und der gebührenden Aufmerksamkeit. Sie versuchen, sich jedes Mal wenn sie Tee trinken klarzumachen, dass Tee in Wirklichkeit eine Droge ist, noch dazu eine der wirkungsvollsten Art, die das Denken und das ganze Leben verändert. Wahre Teeliebhaber sagen, Tee befreie, richtig genossen, von überflüssigen negativen Gedanken, säubere unsere Art des Denkens und Sehens, erwecke Harmonie

und leite uns zu höheren geistigen und spirituellen Horizonten. Da die Menschen, die Cannabis und Tee rituell konsumieren, über ähnliche Einsichten berichten, stellt sich die Frage, welche Erlebnisse der gemeinsame Genuss der beiden verwandten Pflanzen zusammen dem gewöhnlichen Sterblichen bietet.


Zutaten: 1 Liter Wasser 1 Esslöffel spezielles Grüngewürz 1 Teelöffel Butter (oder Cannabutter) ee aus Cannabis zu trinken, ist eine der besten Konsummethoden für alle, die Cannabis mit ausgesprochen therapeutischen Absichten benutzen möchten, nicht rauchen und sich vielleicht vor dem Griff nach einem Joint fürchten. Die Wirkung ist ein wenig anders. Man muss mit keinem großen Schlag rechnen, eher mit ruhigen, ambivalenten Gefühlen, aber die Linderung der unerwünschten Schmerzen währt dennoch lange Zeit. Für die Zubereitung verwendet man am besten die Bruchstücke (Blätter und Stiele), wenn man die Blüten

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nicht „verschwenden“ möchte. Das kochende Wasser gießen wir auf den grünen Bruch und lassen ihn dann 60–90 Minuten ziehen. Da sich das THC nicht im Wasser löst, muss man einen fetthaltigen Stoff beifügen: Milch, Öl oder gar eine kleine Menge guten Alkohol. Letzteres empfehlen wir jedoch absolut nicht. Wir entscheiden uns für Butter, geben sie hinzu und lassen den Tee 5–10 Minuten kochen. Nachdem er ein wenig abgekühlt ist, gießen wir ihn durch ein Sieb und füllen ihn praktischerweise in Flaschen. Er ist etwa zwei Wochen trinkbar, im Kühlschrank hält er sich sogar bis zu drei Monaten. Man beachte, ihn vor dem Konsum zu schütteln, es ist absolut nicht nötig ihn zu erwärmen, er schmeckt auch bei Zimmertemperatur und kalt vorzüglich.

Tee-Gras Da die Wirkstoffe des Cannabis sich in Fett lösen, können wir höchstens eine kleine Verfärbung erwarten, wenn wir es mit Wasser überbrühen, jedoch keine psychoaktive Wirkung. Daher löst man üblicherweise das Cannabis in Butter, Milch oder Öl auf und benutzt es so zur Teezubereitung. Diese Methode wird seit Jahrtausenden in Indien angewandt, zur Herstellung eines Getränks mit dem Namen Bhang. Es besteht aus Cannabis und ist eine mit Milch, Butter und Gewürzen hergestellte Cannabiscreme. Es erinnert am ehesten an Chai und dient meist medizinischen Zwecken, beispielsweise zur Linderung chronischer Schmerzen, aber es bietet gleichfalls wirksame Hilfe bei den Symptomen von Krebserkrankungen, Multipler Sklerose und AIDS oder einfach bei der täglichen Stresslösung. Schauen wir uns ein konkretes Rezept zur Herstellung von Hanftee an.

text: Robert Schamane

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OG Kush Autoflowering ieder bietet Dinafem eine selbstblühende Varietät einer ihrer schmackhaftesten weiblichen Strains an. Dieses Frühjahr wurde das selbstblühende OG Kush vorgestellt. Eine automatisch blühende Sorte mit dem charakteristischen Geschmack von OG Kush und reichlichem Ertrag. Es ist ein in den USA sehr bekannter Strain, der 2012 in den Katalog von Dinafem aufgenommen wurde. Auch wenn Du kein Freund von selbstblühenden Sorten bist, wirst Du von dieser überrascht sein, denn es ist die kleine Schwester der OG Kush. Die Blütenstände sind extrem kompakt und harzhaltig. Ihr KushGeschmack, komplex und raffiniert – die Mischung aus Erde und Öl

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mit einem Hauch von Zitrone - wird Dich bezaubern. b Ih Ihr A Aroma äh ähnelt lt ihrem Geschmack sehr und umhüllt Dich intensiv. Ihre Wirkung ist nicht so glatt wie die anderer selbstblühender Sorten. Der THC-Gehalt dieser automatischen Sorte liegt über 15%, und obwohl die entspannende Wirkung andauernd ist, macht sich der erhöhte THC-Gehalt bemerkbar. Die Sorte ist für Treibhaus und Freiland geeignet. Im Treibhaus kann sie bis zu 1,5 Meter hoch werden, mit großen Sprossachsen. Den größten Teil unseres Katalogs nehmen die Selbstblüher ein, die ein getreues Abbild der kalifornischen Genetik bieten. Es ist ein Wunder, dass diese vom Keimen bis zur Ernte nur 70 Tage in Anspruch nehmen. 51



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Sweet Trainwreck Auto® Selbstblühender Strain der vierten Generation von Sweet Seeds weet Trainwreck Auto ist ein wunderbarer selbstblühender Strain der vierten Generation, der stark genug ist, die festen und dichten Blütenstände zu tragen, die er hervorbringt. Dazu kommt ein schnelles Wachstum, das jenes seiner Vorläufer übertrifft. Der Anbau von Sweet Trainwreck Auto ist einfach, er gedeiht perfekt sowohl im Treibhaus als auch im Freien. Manche Pflanzen wachsen mehr als einen Meter hoch. Um diesen Sprung von der dritten zur vierten Generation zu erzielen, kreuzten die Züchter von Sweet Seeds die genetischen Linien hochwachsender Sativa-Selbstblüher mit einem Eliteklon von Trainwreck, der in den US-amerikanischen Apotheken sehr berühmt ist. Das Ergebnis ist ein sehr fruchtiger, süßlicher Geschmack mit einem Hauch Zitrone. Die Blüten zeichnen sich durch eine gut ausgewogene Balance von Indica und Sativa aus. Die Ausbeute ist sehr beachtlich und die Pflanzen können acht Wochen nach dem Keimen geerntet werden. Zweifellos haben wir es mit einem qualitativen und quantitativen Fortschritt bei selbstblühenden Pflanzen zu tun. Damit sie das ganze Potenzial zeigen, das in ihnen steckt, ist es wirklich entscheidend, dass die Pflanzen unter geeigneten Bedingungen angebaut werden.

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Wenn Du Dich entschließt, Sweet Trainwreck Auto zu ziehen, oder Du einige Samen in einer Packung von Sweet Mix Auto findest, bist Du gut beraten, den Pflanzen so viel Sonnenlicht wie möglich zukommen zu lassen. Das ist das sehr einfache Erfolgsrezept für diesen Strain. Es empfiehlt sich außerdem, große Töpfe zu verwenden oder sie sogar direkt in die Erde zu pflanzen, wenn man sie im Freien ziehen will. Aber es ist auch wichtig, nährstoffreiche Pflanzenerde zu verwenden, porös und luftig, um die schnelle Wurzelbildung zu fördern. Es sind schnell wachsende, anspruchsvolle Pflanzen, die sehr dankbar für besondere Zuwendung sind. Die Blütenstruktur entspricht der Typologie der Sorte Trainwreck mit einer Menge von dichten und kompakten Blütenständen, die in Gruppen auftreten und mit einer dichten Schicht von Trichomen überzogen sind, die man mit dem bloßen Auge sehen kann. Die Sorte ist sehr widerstandsfähig und leicht zu ziehen, perfekt für Sea of Green Systeme. Man erzielt mit Sicherheit erstaunlich schmackhafte Blüten mit einer Qualitätswirkung. Nach zwei Monaten Härten wird der Geschmack sehr süß und hat ein ausgesprochenes Haschischaroma zusammen mit einer auffällig cremigen Zitrusnote. Eine sehr empfehlenswerte Pflanze also, besonders, weil sie leicht zu ziehen ist. 53



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Chronic Eine seriöse medizinale Pflanze nsere kommerziellste Sorte, bei der es sich um eine perfekte Kombination aus hohem Ertrag und exzellenter Qualität handelt. Chronic kann Spitzenerträge von bis zu 600 g/m2 produzieren, ohne bei der Qualität Abstriche zu machen. Sie erzeugt eine riesige zentrale Top-Cola bei nur geringer Verzweigung. Man sollte Chronic-Buds langsam trocknen, um ihr wunderbar süßes, kostbares und fragiles Aroma zu bewahren. Auf keinen Fall die Buds schon einlagern, bevor sie richtig trocken sind! Chronic ist die beste Wahl für all jene, die es leid sind, beim Erzielen hoher Erträge Qualitätseinbußen hinzunehmen. Diese Sorte hat bereits bei seinem Debüt 1994 eine Auszeichnung beim High Times Cannabis Cup gewonnen. Chronic wurde im Jahr 2000 verbessert und gewann 2004 den ersten Preis beim Highlife-Cup in Spanien. Die letzte Auszeichnung für Chronic: 2. Platz beim ElPunto Cup 2005 (Màlaga) in der Outdoor-Kategorie. Chronic ist eine ideale medizinale Sorte zur Appetitsteigerung und gegen Angstzustände.

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A’LA CANNA Medijuana: Wo und wann findet das Festival statt? Rise & Shine: Dieses Jahr findet das Event vom 24.–26. Juli statt, wie bereits in den letzten drei Jahren wieder im Alten Steinbruch in Falkenstein/NÖ, nahe der tschechischen Grenze. Die Location ist für uns einfach fast perfekt. Der Steinbruch liegt leicht außerhalb der Ortschaft und ist von der idyllischen Landschaft des Weinviertels umgeben. Ein Großteil der Organisationsrunde stammt auch aus der Region und weiß, dass es in der Region Bedarf an alternativen Musik- und Kulturveranstaltungen gibt. So bauen wir jedes Jahr zwei Wochen lang ein Dorf für das Wochenende im Steinbruch auf. MED: Was erwartet die Gäste bei der diesjährigen Ausgabe der Veranstaltung? RS: Musikalisch als auch kulturell erwartet die Gäste in diesem Jahr ein großartiges und einzigartiges Programm. Das Line-up besteht in diesem Jahr unter anderem aus dem Gründervater der Dub/ReggaeSoundsystemszene in Europa, JAH SHAKA (UK), der hochtalentierten jamaikanischen Sängerin JAH 9 (JAM) und Melodica-Spieler DUBITERIAN (BRA/D). Wie bereits in den

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Roots, Reggae, Dub Toleranz, Verständnis, Respekt Das Rise & Shine Festival ist ein dreitägiges Musikund Kulturfestival der besonderen Art. Hier dominiert Roots-, Reggae- und Dub-Musik auf Bass-starken Soundsystemen, die damit verbundene Kultur und vor allem die Nachhaltigkeit. letzten Jahren werden im Steinbruch drei Soundsysteme, darunter King Shiloh (NL), Roots Revival (PL) und Shalamanda (AT) sowie viele weitere Künstler zu sehen und zu hören sein. Zum ersten Mal wird es im Rahmen eines Festivals in Österreich auch Dub Poesie, eine Form von Poesie-Performance zu Reggae-Beats mit starkem zeitgenössischem Bezug, geben – von und mit Levi Tafari (UK).

MED: Wie sieht das Tagesprogramm des Rise & Shine Festival aus? RS: Am Morgen können die Gäste gemeinsam frühstücken, mit selbstgemachter Marmelade und Honig. Unter Tags gibt es die Möglichkeit, bei verschiedenen Workshops mitzumachen. Levi Tafari (UK) wird beim Festival zum Beispiel auch einen Dub-Poetry-Workshop anbieten. Des Weiteren gibt es einen Workshop mit Jah9 (UK), Yoga, eine Creativity Wall, einen Trommelworkshop sowie ein großes Familienfoto. Tagsüber gibt es dann natürlich auch schon ein musikalisches und kulturelles Programm. Der Abend gehört den Headlinern sowie den Soundsystemen. MED: “… die damit verbundene Kultur …”? RS: Zu Reggae und Dub-Soundsystem hat vor allem auch die dahinterstehende Kultur, als Rastafari bekannt, einen großen Bezug. Diese wird auf dem Rise & Shine Festival unter anderem im Kultur zeltzelebriert. Dub & Reggae sind mehr als bloß Musik – sie sind Ausdruck eines alternativen Selbstbewusstseins und Sprachrohr der Botschaft von Rastafari. Das Kulturzelt soll ein zusätzliches Angebot für kulturellen Austausch bieten, um Toleranz, Verständnis und Respekt gegenüber anderen Kulturen zu steigern und Kulturen untereinander zu vernetzen. Wichtig ist uns, das Publikum als aktiven Teil des Geschehens zu involvieren. Das Programm wird vor allem auch bezüglich der Bedeutung der Frau einen Schwerpunkt haben. MED: Das ist ja schon mal allerhand … Gibt es sonst noch etwas zu erleben? RS: Ja, allerhand! Die Gäste erwartet z. B. ein audiovisueller Spielplatz, bei dem gemeinsam spielerisch musiziert, kommuniziert und interagiert werden kann – egal ob jung oder alt. MED: Das klingt ja interessant, könnt ihr die Sache vielleicht noch näher erklären? RS: Ja, klar. Auf dem Spielplatz können sich die Gäste einfach mit bzw. bei bestimmten Geräten austoben. Darunter zum Beispiel ein Heißer Draht, die DuBench oder


der Sound-A-Bout. Am besten, ihr kommt vorbei und schaut es euch an. MED: Spannende Sache! Wie wird Nachhaltigkeit auf dem Festival praktiziert? RS: Bei der Anschaffung und Verwendung von Materialien wird besonders auf Nachhaltigkeit geachtet. Es werden zum Großteil organische Materialien verwendet, welche biologisch abbaubar, wiederverwendbar und ökologisch unbedenklich sind – kein Plastik! Mittlerweile haben wir fast zehnTonnen Holz, 1,5km Hanfseil, 700m2 Stoffe, 120m2 Wellblechdach und vieles mehr. Auch die Mülltrennung wird bei uns groß geschrie-

ben. Das Essen auf dem Festival wird auf kompostierbaren Palmblatttellern serviert, welche von den Gästen oft aufgehoben werden. MED: Wie schaut es mit der Verpflegung in einem Steinbruch aus? RS: Am Rise & Shine gibt es vegetarische Speisen und Getränke aus regionalen Produkten. Fast alle Zutaten kommen aus der Region, das Gemüse z. B. kommt frisch vom Nachbardorf. Außerdem findet man auf dem Festival unterschiedlichste Marktstände mit einer reichen Auswahl an Produkten aus aller Welt.

MED: Also regional als auch international. Wie schaut es mit Übernachtungsmöglichkeiten aus? RS: Auf dem Festivalgelände gibt es, wie in den letzten Jahren, wieder eine eigene Campingarea mit Duschen für die Besucher. Das Campieren ist im Festivalpass enthalten. Im Ort gibt es auch ein Angebot an Ferienzimmern und -wohnungen, wo man allerdings schnell reservieren muss. MED: Wo bekommt man denn Tickets und mehr Informationen? RS: Für aktuelle Informationen einfach auf www.riseandshine.at vorbeischauen. Bis 10.07.14 gibt es dort auch Vorverkaufstickets sowie bei weiteren Vorverkaufsstellen: Ö-Ticket, Jugendinfo Wien, Hanf & Hanf Growshop Wien, HUG’s Wr. Neustadt und Sparkasse Poysdorf.

text: H. S. von Vogelsang

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A’LA CANNA oser, der Song von Beck, war in den 90er Jahren die Hymne der Verstoßenen und Enttäuschten. Der Curt Cobain mit dem Jungengesicht der amerikanischen Alternativszene, die mit dem HipHop kokettierte, legte da und dort dem verehrten Publikum einen Song vor, der ihn dann jahrelang im Brennpunkt stehen ließ. Obwohl er an den Erfolg des Songs nie wieder anknüpfen konnte, erreichten seine Alben viele Menschen weltweit. Vor sechs Jahren erschien das letzte Album von Beck, aber in der Zwischenzeit blieb er nicht tatenlos, arbeitete mit mehreren anderen Musikern zusammen, am erfolgreichsten mit Charlotte Gainsbourg. Zusammen mit der Schauspielerin, die sich auch als Sängerin betätigt, entstand das Album IRM. Das neue Album schöpft aus dem Fundus der amerikanischen Folkmusik, die Handschrift des Songschreibers bleibt dabei unverkennbar. Außer den klassischen Instrumenten tritt diesmal auch die Elektronik in den Hintergrund und die Synthesizer breiten nur einen großen, weichen Teppich aus. Im Mittelpunkt stehen in erster Linie die Gitarren, das Klavier und nicht zuletzt die Gesangsstimme. Die Scheibe bleibt nach der sanften Eröffnung mit Clyde und Morning

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REIN WIE DAS WASSER Beck: Morning Phase durch die unaufgeregte Verzweiflung des Folksongs Country Down und den gelassenen Poprock Waking Light in Erinnerung. Say Goodbye kommt am ehesten im klassischen Stil von Beck daher, aber auch hier behält der Folk die Überhand.

BEKANNTE UNBEKANNTE Coldplay: Ghost Stories as sechste Album einer Band, auch wenn sie Weltstar-Status hat, erregt in den seltensten Fällen das Interesse der Musikkritiker, die immer auf der Jagd

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nach Neuheiten sind. Meist wird nach dem pflichtgemäßen Anhören etwas aus alten Artikeln zusammengeklaubt, man gibt nicht viel darauf, jammert, dass alles nicht mehr so ist

Morning Phase ist reifer, ruhiger Stoff, der in meinem Audioplayer eher als immer wiederkehrende Hintergrundmusik laufen kann als ein mit großem Interesse angehörtes Album, ein Exempel bahnbrechender Neuerung.

wie früher, setzt dann die Fetzen mit etwas Spucke zusammen. Ghost Stories verdient aber mehr Aufmerksamkeit. Mithilfe der Tasteninstrumente und der Elektronik, die sich in den Vordergrund geschoben haben, erschaffen die Bandmitglieder eine eigene musikalische Welt, die weicher und angenehmer ist als je zuvor, aber dennoch nicht maniert wirkt. Es lässt sie intim und privat werden. Midnight und Another’s Arms könnten sich um den Titel des besten Songs 2014 bewerben. In Erinnerung bleiben Oceans, außerdem O, das auf die Klaviermelodie aufbaut und A Sky Full of Stars, eine als versonnener Rock verkleidete Disconummer. Obwohl weich und gefühlvoll, werden sie nicht schmalzig, eher haben sie etwas von der Schönheit eines Ölflecks, der nach dem Regen in der Nähe einer Autowerkstatt auf einer Pfütze schwimmt. Auf Ghost Stories klappert Coldplay musikalische Grenzsituationen ab. Bis zum Äußersten, aber keinen Schritt weiter. Das beweist ernsthafte Selbstbeschränkung, wie auch die Tatsache, dass die Scheibe alles in allem nur neun Stücke enthält. Außerdem ist Ghost Stories eine Art Synthese des bisherigen Schaffens von Coldplay, was heißen soll, dass sie bei allen gut ankommt, denen nur die frühen Werke gefallen haben, aber auch bei denen, die auf die Veröffentlichungen der letzten Jahre stehen.


A’LA CANNA

WENN DAS GEHIRN ABSCHALTET Oliver Sacks: Drachen, Doppelgänger und Dämonen: Über Menschen mit Halluzinationen on Oliver Sacks‘ Schreibtisch gelangten schon zahlreiche Bestseller in die Regale der Buchhandlungen. Die populären Bücher des in New York lebenden und seit 1965 praktizierenden Psychiaters wurden in zahllose Sprachen übersetzt. Sein bekanntestes Werk ist der Roman “Zeit des Erwachens” aus dem Jahr 1973, den er basierend auf eigenen Erfahrungen schrieb und der eine Fallstudie von Menschen ist, die unter besonderen neurologischen Anomalien leiden. Die Verfilmung des Romans mit Robin Williams und Robert de Niro in den Hauptrollen wurde 1990 für den Oscar nominiert. Der gut lesbare, populärwissenschaftliche Text handelt in fünfzehn Kapiteln die charakteristischsten Phänomene ab, angefangen beim Charles-BonnetSyndrom bis hin zu Doppelgängern und Phantomen. Der Autor gibt wissenschaftliche Erklärungen zu verschiedenen Erscheinungen und Symptomen und illustriert sie mit Beispielen. Die Fälle entstammen seiner eigenen Praxis oder den Aufzeichnungen seiner Kollegen.

Im spannendsten Kapitel beschreibt er seine eigenen psychedelischen Erlebnisse. Sacks führte seine Untersuchungen Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre durch und experimentierte damals mit Cannabis, LSD und Amphetaminen, aber auch Morphium. Seine Erfahrungen mit bewusstseinsverändernden Drogen sind bis heute in ihm lebendig geblieben. Damals geriet er unter den Einfluss verschiedener Medikamente und Präparate und gefährdete damit seine Persönlichkeit und seine Karriere. Schließlich nahm er ein Buch über Migräne in Angriff, mit dessen Hilfe er sich aus der Abhängigkeit befreien konnte. Sacks hält die Halluzination für ein missverstandenes psychologisches Phänomen, das nicht unbedingt ein Zeichen von Geisteskrankheit oder Demenz ist. Der Band zeigt indessen eine Dimension des Verstandes auf, die den meisten von uns unbekannt ist. Darüber hinaus hilft er beim Erkennen, Verstehen und Kontrollieren von Halluzinationen, was für die Betroffenen von sehr großer Hilfe sein kann.

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DROGEN, SEX, KALIFORNIEN Don Winslow: Zeit des Zorns war Journalist, schmuggelte Geld zum Bau einer Schule nach Südafrika, arbeitete im Theater, im Kino, leitete Touren in China und Afrika und war auch Privatdetektiv. In den letzten Jahren schrieb er lieber. Innerhalb von einundzwanzig Jahren veröffentlichte er sechszehn Bücher. Die Helden seines Romans “Zeit des Zorns”, den Oliver Stone vor ein paar Jahren verfilmte, sind zwei junge Typen, die das beste Gras Kaliforniens anbauen. Alle, die Wert auf Qualität legen und es sich leisten können, kaufen bei ihnen. Die Pflanzen ziehen sie in Gewächshäusern, in einem Turnus, der ihnen das ganze Jahr über Stoff zum Verkauf garantiert. Chon ist ein Afghanistanveteran, der seine Freizeit mit Körperertüchtigung und jungen Frauen aus dem Orange County verbringt. Ben, der die legendären Pflanzen selbst veredelt hat, reist, wenn er nicht gerade Beachball spielt, in Entwicklungsländer und hilft den Bedürftigen. Ihre gemeinsame Freundin ist die gutaussehende O, die mit sich selbst und ihrer Mutter kämpft. So könnten sie bis in alle Ewigkeit glücklich zu dritt leben, doch sie bekommen ein Video, auf dem Menschen die Köpfe mit Ketten-

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sägen abgetrennt werden. Das Baja-Kartell spricht vor, erpresst sie, doch sie geben nicht klein bei. Als schließlich O entführt wird, werden sie scheinbar brav wie gehorsame Hündchen. In “Kings of Cool” wird die Vorgeschichte von Ben, Chon und O erzählt. Die Vorgänge reichen weit in die Vergangenheit zurück. Beim Versuch, ihr eigenes Grasgeschäft auf die Beine zu stellen, geraten sie an das Syndikat, das die Gegend schon vorher beherrscht hat und in dessen Geschichte der Roman uns einführt. Auch über die im Vorgängerroman nur in ein paar Sätzen erwähnten Eltern von Chon, Ben und O erfahren wir peinliche Details. Es entwickelt sich ein Konflikt zwischen zwei Generationen, in dem auch die Hauptfiguren von Winslows Drogengeschichte auftauchen, unter anderem Elena und Lado, die schon aus “Zeit des Zorns” bekannt sind. Es stellt sich die Frage, wie glaubwürdig der Hintergrund des Romans ist. Sicher ist, dass der Autor auch wahre Geschehnisse in seine Manuskripte einfügt. In den Texten kommt Wortspielen, Humor und Slang eine wichtige Rolle zu. Winslows Bücher sind gut

lesbar und spannend. Er ist der erste Autor, der sich so mutig dieses Themas annimmt und dabei eine Meinung äußert, die der offiziellen Drogenpolitik widerspricht.

text: Peter Laub

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ZITAT

eiden war’s und Unvermögen – das schuf alle Hinterwelten; und jener kurze Wahnsinn des Glücks, den nur der Leidendste erfährt. Müdigkeit, die mit Einem Sprunge zum Letzten will, mit einem Todessprunge, eine arme unwissende Müdigkeit, die nicht einmal mehr wollen will: die schuf alle Götter und Hinterwelten. Glaubt es mir, meine Brüder! Der Leib war’s, der am Leibe verzweifelte, – der tastete mit den Fingern des bethörten Geistes an die letzten Wände. Glaubt es mir, meine Brüder! Der Leib war’s, der an der Erde verzweifelte, – der hörte den Bauch des Seins zu sich reden. Und da wollte er mit dem Kopfe durch die letzten Wände, und nicht nur mit dem Kopfe, – hinüber zu “jener Welt”. Aber “jene Welt” ist gut verborgen vor dem Menschen, jene entmenschte unmenschliche Welt, die ein himmlisches Nichts ist; und der Bauch des Seins redet gar nicht zum Menschen, es sei denn als Mensch. Wahrlich, schwer zu beweisen ist alles Sein und schwer zum Reden zu bringen. Sagt mir, ihr Brüder, ist nicht das Wunderlichste aller Dinge noch am besten bewiesen? Ja, diess Ich und des Ich’s Widerspruch und Wirrsal redet noch am redlichsten von seinem Sein, dieses schaffende, wollende, werthende Ich, welches das Maass und der Werth der Dinge ist. […] Einen neuen Stolz lehrte mich mein Ich, den lehre ich die Menschen: nicht mehr den Kopf in den Sand der himmlischen Dinge zu

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VON DEN HINTERWELTLERN Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra stecken, sondern frei ihn zu tragen, einen Erden-Kopf, der der Erde Sinn schafft! Einen neuen Willen lehre ich die Menschen: diesen Weg wollen, den blindlings der Mensch gegangen, und gut ihn heissen und nicht mehr von ihm bei Seite schleichen, gleich den Kranken und Absterbenden! Kranke und Absterbende waren es, die verachteten Leib und Erde und erfanden das Himmlische und die erlösenden Blutstropfen: aber auch noch diese süssen und düstern Gifte nahmen sie von Leib und Erde! Ihrem Elende wollten sie entlaufen, und die Sterne waren ihnen zu weit. Da seufzten sie: “Oh dass es doch himmlische Wege gäbe, sich in ein andres Sein und Glück zu schleichen!” – da erfanden sie sich ihre Schliche und blutigen Tränklein! Ihrem Leibe und dieser Erde nun entrückt wähnten sie sich, diese Undankbaren. Doch wem dankten sie ihrer Entrückung Krampf und Wonne? Ihrem Leibe und dieser Erde. Milde ist Zarathustra den Kranken. Wahrlich, er zürnt nicht ihren Arten des Trostes und Undanks. Mögen sie Genesende werden und Überwindende und einen höheren Leib sich schaffen! Nicht auch zürnt Zarathustra dem Genesenden, wenn er zärtlich nach seinem Wahne blickt und Mitternachts um das Grab

seines Gottes schleicht: aber Krankheit und kranker Leib bleiben mir auch seine Thränen noch. Vieles krankhafte Volk gab es immer unter Denen, welche dichten und gottsüchtig sind; wüthend hassen sie den Erkennenden und jene jüngste der Tugenden, welche heisst: Redlichkeit. Rückwärts blicken sie immer nach dunklen Zeiten: da freilich war Wahn und Glaube ein ander Ding; Raserei der Vernunft war Gottähnlichkeit, und Zweifel Sünde. Allzugut kenne ich diese Gottähnlichen: sie wollen, dass an sie geglaubt werde, und Zweifel Sünde sei. Allzu gut weiss ich auch, woran sie selber am besten glauben. Wahrlich nicht an Hinterwelten und erlösende Blutstropfen: sondern an den Leib glauben auch sie am besten, und ihr eigener Leib ist ihnen ihr Ding an sich. Aber ein krankhaftes Ding ist er ihnen: und gerne möchten sie aus der Haut fahren. Darum horchen sie nach den Predigern des Todes und predigen selber Hinterwelten. Hört mir lieber, meine Brüder, auf die Stimme des gesunden Leibes: eine redlichere und reinere Stimme ist diess. Redlicher redet und reiner der gesunde Leib, der vollkommne und rechtwinklige: und er redet vom Sinn der Erde.






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