Nr. 18 / 2015 Feb-März
Medical & Harm Reduction Magazine
18+
DEN RAUCH KRIEGT MAN NICHT ZURÜCK IN DIE BONG Vom Cannabis Cup zum Cannabisöl mit TOMMY CHONG
HANF MUSEUM BERLIN feiert 20. Geburtstag
RAUCHENDE MILLIARDEN Ist das Rauchen schlecht oder die Tabaklobby?
MACHTDEMONSTRATION IN HOLLAND Angriff auf die Cannabisszene
Liebe Leserin, lieber Leser! Apropos Internet: Wir arbeiten mit Volldampf an der Modernisierung unserer Webseite, und wenn nichts dazwischenkommt, könnt Ihr bald auf der neuen Seite in den Nachrichten browsen und Euch Medijuana ins Haus bestellen. Wir bemühen uns, Euch zusammen mit dem Magazin von Zeit zu Zeit bekannte Hanfaktivist/innen ins Haus zu liefern. Dieses Mal führten wir ein Interview mit einer wahren amerikanischen Berühmtheit, dem bärtigen Kiffer des legendären Ganja-Duos Cheech & Chong, dem siebzigjährigen Tommy Chong. Wir trafen ihn in Amsterdam und sprachen mit ihm in guter Atmosphäre ausführlich über die ernsthaften Fragen von Patientenrechten und Therapie. Weniger bekannt ist, dass Chong neben rasanten Graskomödien und einer fünfzigjährigen Musikkarriere hautnahe Erfahrungen mit der therapeutischen Anwendung von Cannabis gemacht hat. Und was für welche! Vor ein paar Jahren besiegte er mit der Hilfe von Cannabisöl seinen Prostatakrebs im Frühstadium! In dem Interview erzählt Chong unter anderem, wie er die Behandlung empfand, welche Rolle des Öl jetzt in seinem Leben spielt und wie er sich so fit hält, dass er auch bei Tanzveranstaltungen im Fernsehen eine gute Figur macht. Neben den gewohnten Rubriken und den Patienteninterviews geben wir dieses Mal einen Einblick in die äußerst widersprüchliche holländische Cannabisregelung, die man nun versucht, mit neuen Maßnahmen noch inkonsequenter zu gestalten. Wir berichten vom zwanzigsten Geburtstag des Berliner Hanfmuseums und machen einen Abstecher in die gnadenlose Welt der Tabaklobby, nach dem Ihr wohl kaum noch Lust haben werdet, Cannabis mit Tabak zu vermischen. Wir wünschen angenehme Lektüre!
u hast sicher bemerkt, dass die erste Nummer von Medijuana dieses Jahr nicht im Januar, sondern im Februar erscheint. Nein, wir sind nicht in Verzug geraten und haben uns auch nicht über die Feiertage auf Jamaika die Sonne auf den Pelz brennen lassen. Die Verschiebung um einen Monat geschah bewusst, weil die Veranstaltungstermine mit diesem Erscheinungsdatum besser harmonieren und wir dadurch mehr für die Promotion im Vorfeld tun können. Auch in Zukunft erscheinen wir zweimonatlich mit aktuellen Nachrichten und nehmen persönlich an Cannabisveranstaltungen teil – genauso wie früher, ob als Sponsoren oder als Aktivisten, beladen mit Tausenden von Magazinen. Regelmäßig schreiben uns Leute, dass sie weit von den Verteilerstellen entfernt wohnen oder keine Möglichkeit haben, sich das Magazin persönlich abzuholen. Wir freuen uns daher, Euch mitteilen zu können, dass wir das Problem gelöst haben: Ab sofort kann man Medijuana auch per Post bestellen. Das Magazin erhaltet Ihr natürlich gratis, nur die Versandkosten müssen übernommen werden. Wir verschicken jeweils drei Exemplare, sodass ihr Euch zusammentun könnt und damit Versandkosten spart. Wir werden oft auch nach zurückliegenden Ausgaben gefragt, weil in den Vertriebsstellen meist nur die aktuelle Nummer, eventuell auch die vorhergehende, ausliegt. Manch einer, der erst spät auf Medijuana gestoßen ist, hat vielleicht einen ganzen Jahrgang verpasst. Und viele kennen nur die Onlineversion. Zwar steht nur eine begrenzte Anzahl der zurückliegenden Ausgaben zur Verfügung, aber solange der Vorrat reicht, versuchen wir die Nachfrage aller neuen Leser/innen auf diesem Gebiet zu befriedigen. Alle Details zur Bestellung findet Ihr auf unserer Webseite und auf Facebook. Bestellt also das Magazin und bringt damit Eure Unterstützung zum Ausdruck!
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IMPRESSUM
Der Red.
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Marcel Klos Markus Berger, Martin Müncheberg, G.B.I. Tomas Kardos, Peter Laub, Theodor Eisenschwert Robert Schamane, H.S. von Vogelsang Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photo: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING KN Advertising s.r.o. 945 05 Komarno 5. Eötvösa 57/20. E-mail: medijuana.at@gmail.com Web: www.medijuana.eu
Medical & Harm Reduction Magazine
INDEX AEROPONIK SYSTEMS ATAMI CITY GROW – BUSHPLANET
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DINAFEM SEEDS
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FUTURE GROW
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GH POWDER FEEDING
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GC - SEEDPLANET
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GROW CITY RETAIL
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HANF MUSEUM BERLIN
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HERBALIST
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HUG’s INDRAS PLANET
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JELLY JOKER
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LAMOTA DISTRIBUCIÓN
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MIHA GMBH
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MEDICAL CANNABIS BIKE TOUR
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MEDICAL CANNABIS MOTORCYCLE TOUR NACHTSCHATTEN VERLAG ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND PLAGRON
2 59 18 22, U4
ROYAL QUEEN SEEDS
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SERIOUS SEEDS
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STECKIT
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SWEET SEEDS
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UNITED SEED BANKS
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VAPOSHOP
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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!
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INHALT LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!
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MEDI+GREEN UMGESCHRIEBENE IQ-PARANOIA
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DROGENREFORM IN BELGIEN BEGINNT
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SILKROAD 3.0 AM START
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ZUTRITT ERST AB 21
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SICHERE HEILWIRKUNG
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CHARLOTTE WIRFT IHR NETZ AUS
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DIE LEGALISIERUNG IST UNAUFHALTSAM
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CANNA+GLOBE CANNAFEST 2014
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MEDI+GREEN CANNABIS WIRD AUCH BEI ÖSTERREICHS GRÜNEN WIEDER EN VOGUE
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CANNA+GLOBE HANF MUSEUM BERLIN FEIERT 20. GEBURTSTAG
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MEDI+GREEN
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MEDIZINISCHES MARIHUANA AUS MAROKKO
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DIE LEGALISIERUNG IN WASHINGTON, D.C. KÖNNTE GEKIPPT WERDEN
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CANNA+GLOBE DEN RAUCH KRIEGT MAN NICHT ZURÜCK IN DIE BONG 24–26 Vom Cannabis Cup zum Cannabisöl mit Tommy Chong DIE BESTEN TRAGBAREN VAPORIZER FÜR DAS JAHR 2015 MACHTDEMONSTRATION IN HOLLAND Angriff auf die Cannabisszene
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28–29 36–39
MEDI+GREEN AUSNAHMEGENEHMIGUNGEN Patienten, lasst euch nicht veräppeln!
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NEUES VON DR. FRANJO GROTENHERMEN Bücher für Cannabispatienten
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INHALT MEDIZIN 42–43
CANNABIS ALS ARZNEI IN ÖSTERREICH Wir sprechen mit Patientinnen und Patienten über ihre Erkrankungen, ihre Erfahrungen mit Cannabis und die Situation in Österreich
MEDI+GREEN 44
KEIN GRAS AUS DER APOTHEKE Patienten gucken in die Röhre
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50 JAHRE THC Ein halbes Jahrhundert Cannabis-Medizin
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CANNA+GLOBE 46–49
RAUCHENDE MILLIARDEN Ist das Rauchen schlecht oder die Tabaklobby?
VOLLBLUT 50
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SWEET MIX AUTO Sweet Seeds: Alles in einem (Sweet Seeds) BIDDY EARLY Top-Sorte aus der Outdoor Champions League (Serious Seeds)
A‘LA CANNA 56–57 58 60–61 42
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TOFU MAL GANZ AUSGEFALLEN: AUS HANF Lecker, gesund und ökobewusst WILDER APFEL DAS CANNABISVERBOT IST IRRATIONAL Mathias Bröckers über Cannabis, die Legalisierung und sein neuestes Hanfbuch
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IM VORDERGRUND STEHT DER TEXT, DOCH DIE MUSIK IST AUCH NICHT SCHLECHT Leonard Cohen: Popular Problems
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IN NARA Alt-J: This Is All Yours
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DER HERR DER FLIEGEN IM KINDERZIMMER Gabor Maté und Gordon Neufeld: Unsere Kinder brauchen uns! Die entscheidende Bedeutung der Kind-Eltern-Bindung
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RITTER, KÖNIGE, KNAPPEN George R.R. Martin: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
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MEDI+GREEN
ATAMI TOPFFILTER – DER SCHUTZ FÜR DEIN BEWÄSSERUNGSSYSTEM Der Topffilter sorgt dafür, dass keine Substrate beim Durchsickern von überflüssigem Tropfwasser in Dein Bewässerungssystem gelangen. Fehlt der Topffilter, kann es passieren, dass sich Substrate vor dem Filter Deiner Pumpe festsetzen, sodass sie einen größeren Aufwand betreiben muss, um das Wasser durch den Filter zu befördern, was wiederum zu Defekten der Pumpe führen kann. Ein positiver Nebeneffekt des Topffilters ist, dass Deine Pflanzen keine Nährstoffe verlieren, die dringend für den Zyklus benötigt werden. Unsere Topffilter sind maßgefertigt für unsere Wilma-Systeme.
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MEDI+GREEN ie Forschungen zum Cannabiskonsum belegen regelmäßig, dass das Kiffen als Jugendliche/r die meisten Risiken in sich birgt. Auch über das Maß der Gefährdung wird debattiert und mit jeder Studie neu geschrieben. Eine neue Untersuchung hält es nun für wahrscheinlich, dass ein Joint pro Woche sich nicht auf die spätere Entwicklung des Intelligenzquotienten auswirkt. Zwei Jahre zuvor war in einer Forschungsarbeit mit neuseeländischen Jugendlichen die Rede davon gewesen, dass diejenigen, die vom 15. Lebensjahr an ausgiebig rauchen, mit einem um 8 Punkte geringeren IQ belohnt würden. Die Kritiker wiesen hingegen darauf hin, dass dies viel eher mit dem niedrigen sozialen und materiellen Hintergrund zusammenhänge, der nicht selten die Brutstätte des regelmäßigen Kiffens in der Jugend darstelle. Londoner Forscher gingen jetzt noch weiter und kamen mit Tests an 2500 Personen darauf, dass der Cannabisgebrauch in der Jugend regelmäßig mit dem Konsum von Tabak und Alkohol in Verbindung stehe. Wenn das Schema eingeengt würde auf die, die ausschließlich Marihuana konsumieren, und unter ihnen auf den einmal wöchentlichen Konsum, dann verschwände die IQ-Minderung plötzlich! Es sieht
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Umgeschriebene IQ-Paranoia nämlich stark danach aus, dass erwachsene Dummköpfe nicht aus Teenagern heranwachsen, die gelegentlich einen Joint geraucht haben, sondern eher aus solchen, die sich regelmäßig mit Alkohol amüsierten, besonders, wenn sie einen schwierigen familiären und materiellen Hintergrund haben. Die Forscher warnen aber, dass unabhängig von ihren Ergebnissen das Kiffen in der Jugend latente
Drogenreform in Belgien beginnt elgien ist ein interessantes Gebiet für die europäische Cannabisszene. Hier befindet sich das Zentrum der ENCOD, die 140 Bürgerinitiativen, die für eine gerechte Drogenpolitik kämpfen, vereint, und die im Jahre 2005 die Idee der Cannabisclubs (CSC) erstmals vorstellte. Die Clubs, die seitdem eröffnet wurden, dienten auch Spanien als Vorbild, wo es inzwischen dreihundert ähnliche Clubs gibt. ENCOD kann Erfol-
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ge vorweisen, sodass auch die belgische Ministerin für Gesundheit und Soziales die Möglichkeiten einer gesetzlichen Cannabisregelung untersuchen lassen möchte. Die Schirmorganisationen der Alkohol- und Drogentherapieinstitute und der Präventivsektor von drei Regionen hatten nämlich Anfang November verkündet, dass sie die vollständige Entkriminalisierung des Cannabis befürworteten und sogar einen Schritt wei-
mentale Krankheiten zum Ausbruch bringen könne. In ihrem Resümee betonen sie jedoch, dass wir durch die Horrormeldungen über das Kiffen die Gefahren des Alkoholismus in der Jugend bagatellisierten, weiterhin gegenüber dem Marihuanakonsum überwögen. Damit scheinen die Forscher weiterhin die Allerweltsweisheit zu untermauern: „Alles hat seine Zeit und seinen Ort, und der ist das Universum.“
tergehen würden. Die Ministerin für Gesundheit und Soziales und Mitglied der liberalen Partei Maggie De Block hielt die politischen Vorstellungen in Bezug auf Cannabis für erwägenswert. Die Schirmorganisationen anerkannten in ihrer Verlautbarung, dass Cannabis kein harmloses Mittel sei, da der regelmäßige Genuss auch zu Beschwerden der Luftwege und fallweise zu kognitiven Störungen führen könne. Gleichzeitig halten sie das Verbot für keine gute Lösung, weil es den Schwarzmarkt am Leben erhalte und die Konsument/innen zu Kriminellen abstemple. Außerdem könne die Regierung keine Kontrolle über ein illegales Mittel ausüben und die stark psychoaktiven Sorten und bestimmte Zuchttechnologien seien weiterhin eine Gefahrenquelle. Daher rieten die Organisationen zu einer vollkommenen Entkriminalisierung des Cannabis sowie der Zulassung des Besitzes zum persönlichen Gebrauch und dringen auf eine weitere Unterstützung für die Dienstleister der Prävention und Therapie. Neben der Entkriminalisierung würden sie die Möglichkeiten legaler Herstellung, des Imports, der Qualitätskontrolle und des Handels in ihrem Lande überprüfen. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.
SilkRoad 3.0 am Start s scheint das Schicksal der populärsten Online-Drogenmarktseiten zu sein, nicht über die Nullversion hinauszukommen. Ein Jahr nach SilkRoad 1.0 ließ der Geheimdienst nun 2.0 auffliegen und verhaftete siebzehn Personen, darunter angeblich auch den Betreiber. Der Vorfall erschütterte das Deep Net dermaßen, dass der Nachfolger der Webseite bereits am Start ist. Selbst der Leiter des Zentrums für Cyberkriminalität der Europol, das an der Aktion beteiligt war, räumte ein, dass sich der Schwarzhandel im Internet bald wieder eine neue Bahn brechen wird, sodass er wahrscheinlich nicht überrascht war, nach nur wenigen Stunden den Drogen- und Waffenhandel auf der Seite von SilkRoad 3.0 verfolgen zu können. Insi-
dern zufolge zersplitterte durch die Aktion auch der Markt, was den Händlern zugutekommt, denn damit wird es noch schwieriger, ihnen auf die Spur zu kommen, und die Polizei kann keine Schlüsselfiguren vorweisen. Die Händler versorgen schon eine Weile alle, die nicht in die Tiefen des World Wide Web hinabsteigen wollen, und verbringen ihre Zeit regelmäßig in sozialen Netzwerken. Heutzutage ist es ein Kinderspiel, durch eine Bildersuche mit Hashtags Dealer zu finden, bei denen man anonym alles von der breiten Drogenpalette bestellen kann. Solange die Welt sich dreht, wird es Dealer geben, und ihren Markt kann man scheinbar nur mit einer vernünftigen Drogenregulierung in den Griff bekommen.
Zutritt erst ab 21
na schließen musste. Typische Probleme waren das Anlocken und das Bedienen von Tourist/innen, was den katalanischen Gesetzen zuwiderläuft. Als Ergebnis der Säuberungsaktion wurde die Zulassung neuer Clubs für ein Jahr ausgeschlossen. Im November traten weitere Verschärfungen in Kraft. Sie besagen, dass die Clubs nur mit behördlicher Erlaubnis betrieben werden dürfen und neue Mitglieder erst nach fünfzehn Tagen Cannabis bekommen können. Letzteres zielt auf den Drogentourismus ab, denn die von der Straße geholten Besucher haben nichts davon, Mitglied zu werden, da sie zwei Wochen lang kein Cannabis kaufen können. Außerdem werden Poster, die das Kiffen propagieren, strenger kontrolliert. An ihrer Stelle sollen Informationsbroschüren, die auf die Gefahren des Konsums hinweisen, verbreitet werden. Die Aufnahmebedingungen für Clubmitglieder werden ebenfalls verschärft. Die Altersgrenze wird von 18 auf 21 angehoben. Obwohl einige Maßnahmen übertrieben erscheinen mögen, zeichnet sich hinter den neuen Regeln die Absicht der Regierung ab: Cannabisclubs wird es auch in Zukunft geben, aber Abzocke und total bekiffte Teenager soll es nicht geben. Damit kann man sich anfreunden.
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or ein paar Monaten berichteten wir darüber, dass wegen der Verletzung unterschiedlicher Vorschriften ein Drittel der einhundertfünfzig Cannabis Social Clubs von Barcelo-
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MEDI+GREEN
Professor Carl Hart
Sichere Heilwirkung
eins der sichersten ist, da nämlich keine der Behauptungen auf der Einstufungsliste des Bundes – „sehr gefährlich“ und „verfügt über keine medizinische Verwendbarkeit“ – der Wahrheit entspricht. Die Regierungsvertreterin Bertha Madras, die im Bush-Kabinett den Posten der Drogenzarin bekleidete, befürwortet zwar Experimente mit Arzneimitteln auf THC- und CBD-Basis, den Gebrauch der Pflanze in ihrer ursprünglichen Form hält sie jedoch für gefährlich. Madras argumentierte vor ein paar Monaten, dass bis auf den heutigen Tag etwa ein Drittel der Wirkstoffe für Medikamente aus Pflanzen gewonnen würden: „… trotzdem isst oder raucht niemand Fingerhut bei Herzproblemen, man knabbert keine Chinarinde, um die Malariasymptome zu lindern, und man isst kein Opium gegen die Schmerzen nach einer Operation“. Der Vergleich hinkt, denn die Überdosierung von Medikamenten auf Opiumbasis führt jährlich zu 20.000 Todesfällen in den USA, demgegenüber ist eine tödliche Überdosierung von Cannabis nicht bekannt und seine Heilwirkung wird inzwischen von Hunderttausenden Therapiepatient/innen bestätigt. Professor Carl Hart wies mit überzeugenden Argumenten auf der Grundlage der gehörten Referate die Behauptungen von Madras zurück. Wir begleiten die weitere Entwicklung der Partie mit Aufmerksamkeit.
nnerhalb von Monaten könnten jene Staaten der USA in der Mehrheit sein, in denen der Gebrauch von Cannabis für therapeutische Zwecke erlaubt ist. Die Bundesregierung aber hält die Pflanze weiterhin für die gefährlichste Droge, welche auch über keine gesicherte Heilwirkung verfüge. Einige berühmte Ärzte präsentierten ihnen nun den Gegenstandpunkt. Carl Hart, Professor für Psychiatrie an der Columbia University, Phi-
lipp Denny, Arzt im Ruhestand, und Gregory Carter, Chefarzt des St. Luke’s Rehabilitation Institute, verdeutlichten Ende Oktober einem kalifornischen Gericht die durch jahrzehntelange medizinische Forschungsarbeit belegten, weitverzweigten therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten des Cannabis. Die Ärzte zeigten auf, dass Cannabis eines der von der Menschheit schon am längsten verwendeten Therapiemittel ist, das zugleich
harlotte war erst fünf Jahre alt, als sich bei ihr die ersten Anzeichen des Dravet-Syndroms zeigten. Sie hatte wöchentlich 300 epileptische Anfälle und die verzweifelten Eltern, die alle Therapiemöglichkeiten ausprobiert hatten, kamen auf die Anwendung von Cannabis mit hohem CBDGehalt. Als sie eine sofortige Besserung sahen, taten sie sich nach einer zuverlässigen Quelle um und wandten sich an eins der Hauptunternehmen für die Cannabiszucht zu medizinischen Zwecken in Colorado. Die Brüder Stanley empfahlen Öl aus Cannabis und den Nutzhanfhybrid „Hippie‘s Disappointment“. Der Name besagt, dass die Sorte einen niedrigen THC- und einen hohen CBD-Gehalt hat, weswegen man sich mit ihr nicht bekiffen kann und sie für den rekreativen Gebrauch ungeeignet ist. Die Anfälle des Mädchens reduzierten sich innerhalb kurzer Zeit auf drei bis vier im Monat und die Produzenten tauften ihre Sorte aus Marketingerwägungen in Charlotte‘s Web um. Die Non-ProfitOrganisation Realmof Care gab Ende Oktober bekannt, das nunmehr legendäre Charlotte‘s Web 3000 neuen Patient/innen zugänglich zu machen. Die vollständige Warteliste umfasst 12.000 Personen, von denen fast drei Viertel die Sorte schon getestet haben. Die CBD-reiche Variante hat in mehr als der Hälfte der Fälle die Anzahl der Anfälle bedeutend ge-
Charlotte wirft ihr Netz aus
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Sicher erinnern sich manche noch an den Fall von Charlotte Figi, die durch das Dravet-Syndrom, eine schwere Form der Epilepsie, Aufmerksamkeit erregte, sowie durch die Tatsache, dass nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand die wirksamste Methode zur Bekämpfung der Symptome der Konsum von Cannabis mit hohem CBD-Gehalt darstellt. Heute können Tausende an der erlösenden Therapie partizipieren. senkt, und bei 13% von ihnen verschwanden sie vollkommen. Zur gleichen Zeit begann das Texas Children‘s Hospital als erste Einrichtung, das Cannabisextrakt Epidolex, das neue Produkt von GW Pharmaceuticals, einzusetzen. Die Flüssigkeit wird nicht synthetisch her-
gestellt, sondern aus Cannabisöl extrahiert. Es enthält kein THC, sondern nur CBD. Tests mit Kindern und Jugendlichen, die unter dem Dravet-Syndrom leiden, sind im Gange; Ärzte berichteten schon nach kurzer Zeit von positiven Ergebnissen.
MEDI+GREEN
Die Legalisierung ist unaufhaltsam Nach zwei Jahren Pressewirbel um die Legalisierung in Colorado und Washington und unter dem Eindruck positiver Daten bezüglich der Konsum- und Kriminalitätsstatistik und der Steuereinnahmen unterstützt nun zum ersten Mal die Mehrheit der US-Bevölkerung diesen Ansatz. Als bester Beweis dafür kann gelten, dass bei den ausgeschriebenen Abstimmungen in zwei weiteren Staaten und der Hauptstadt die gesetzliche Grasregulierung glatt durchging.
Shango Premium Cannabis Dispensary (Portland, Oregon)
ie Legalisierung in den Pionierstaaten Colorado und Washington macht deutlich, dass die Welt vielleicht vielschichtiger ist, der legale Handel mit der in weiten Kreisen genutzten Heilpflanze nicht das Ende der Welt bedeutet, und dass die Legalisierung eine vernünftige Regelung bringt. Nach der Statistik ist der Graskonsum von Jugendlichen nicht gestiegen, die Zahl der Gewaltverbrechen gesunken, der Schwarzmarkt ist erschüttert, die Staatskasse profitiert, Tausende von neuen Arbeitsplätzen entstanden und die Polizei konzentriert sich nun statt auf die Kiffer auf die wahren Kriminellen. Kein Wunder, dass die Unterstützung für die Legalisierung auf ein historisches Hoch stieg und Ende 2014 schon 52% der USBevölkerung die Anti-Cannabis-Gesetze abschaffen würden. Der Tendenz folgend schrieben zwei weitere Staaten und die Hauptstadt selbst Legalisierungsplebiszite aus, und siehe da: In allen drei Fällen siegten die Befürworter! Gerade in der Hauptstadt Washington, D.C. zeigte sich die größte Mehrheit, wo etwa zwei Drittel der Urnengänger/innen ihre Stimme der gesetzlichen Grasregulierung gaben. Bei dem überwältigenden Ergebnis kann der Kongress noch ein Wörtchen mitreden, denn in dem Bundesdistrikt kann er nach Rechtslage das Gesetz innerhalb von 30 Tagen annullieren. Nach den kürzlichen Äußerungen des Justizministers und des
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Präsidenten Obama sieht es nicht danach aus und es wäre wenig sinnvoll, gegen den Willen des Volkes vorzugehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird nächstes Jahr den Bürger/innen der Hauptstadt über 21 Jahren der Besitz von einer Unze Marihuana gestattet; zu Hause können sie drei Pflanzen ziehen. Oregon stieg schon 2012 neben Colorado und Washington in den Ring. Obwohl dort die Gegner mit nur 3,5% Vorsprung siegten, konnten sie ihre Schadenfreude nur zwei Jahre lang genießen, denn angesichts der Erfolge von Colorado kamen viele Wähler/innen auf den Trichter – im November ging der Legalisierungsvorschlag mit 54% Ja-Stimmen durch. Das Gesetz ist hier milder als in
Washington, D. C., denn Erwachsene können 8 statt 2 Unzen, das heißt mehr als 200 Gramm Ganja bei sich haben, das sie in gekennzeichneten Geschäften kaufen können; oder sie können zu Hause sechs Pflanzen ernten. Der dritte glückliche Staat, Alaska, verfolgt schon lange eine progressive Cannabispolitik. Schon 1975, ein Jahr nach dem Rücktritt von Richard Nixon, der den Drogenkrieg erklärt hatte, entkriminalisierte Alaska das Cannabis; 1998 wurde die Anwendung zu therapeutischen Zwecken ermöglicht. Dennoch siegten die Befürworter/innen der Legalisierung nur um Haaresbreite mit 52%. Auch die Mengen sind dort etwas seltsam ausgefallen, denn ein Erwachsener kann eine Unze bei sich tragen, zu Hause aber sechs Pflanzen ziehen. Man muss schon ein mieser Züchter sein, um aus sechs Pflanzen insgesamt 28 Unzen Ganja zu gewinnen. Und schließlich der Wermutstropfen: Zur gleichen Zeit stimmten in Florida 58% der Wähler vergeblich für die Einführung eines Programms für therapeutisches Marihuana, weil infolge einer Besonderheit der lokalen Gesetze die Initiative 60% zum Erfolg hätte erreichen müssen. Kein Problem, in zwei Jahren klappt das! Und wir können sicher sein, dass die Zahl der legalisierenden Staaten in den kommenden Jahren weiterhin schön anwachsen wird, denn nach Ethan Nadelmann, dem Chef der Drug Policy Alliance, kann 2016 in weiteren fünf bis sechs Staaten über die Cannabislegalisierung abgestimmt werden. Das können wir kaum erwarten! Greta Carter, Life Gardens (Ellensburg, Washington)
ls wir im Sommer die Anzeige vom Cannafest 2014 sahen, in der ein Fünfzigjähriger mit einem breiten Lächeln von seiner neuen Leidenschaft, dem Vaporisieren von Heilpflanzen, berichtet, hatten wir den Verdacht, dass man etwas Neues aus dem Hut zaubern will. Die übrigen Plakate zeigten ältere Männer, die therapeutisches Marihuana schätzen, junge Frauen, die auf Hanfkosmetik schwören, und so weiter. Da wurde uns langsam klar, dass die Absicht war zu zeigen, dass Hanf als Pflanze und Produkt schon längst die Grenzen des Freizeitgebrauchs überschritten hat und als Lebensmittel, in der Kleidung, in Kosmetika oder als Therapiemittel in immer mehr Gesellschaftsschichten vorgedrungen ist. Dass die Nachricht ankam, bewies das entsprechend gemischte Publikum von 1-99 Jahren bei den Veranstaltungen des Cannafests. Mit Sicherheit fand jeder, was er suchte. Die Kinder konnten sich wieder im Spielhaus vergnügen. Einer von drei Räumen war vollgepackt mit Hanfprodukten. Und wieder einmal stellte sich heraus, dass es bei Bongs, Vaporizern und anderem Zubehör immer etwas Neues gibt – nicht zuletzt bei dem, was die Gärtner alles erfinden, um das Maximum aus ihren Pflanzen herauszuholen.
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Cannafest 2014 Mit 180 Ausstellern aus 21 Ländern, Kulturprogrammen, Vorträgen, Filmen, Verkostungen, Produkttests und einer unvergleichlichen Stimmung! Beim diesjährigen 5. Cannafest in Prag kamen alle auf ihre Kosten. Schwerpunkt der Hanfausstellung war das therapeutische Cannabis beziehungsweise das Verhältnis des Durchschnittsbürgers zum Cannabis. All das drei Tage lang für 15 Euro genießen zu können, das ist ein wahrer Freundschaftspreis! Die vielleicht ein wenig übertriebene Betonung des Gebrauchs zu therapeutischen Zwecken war schon an der klaren Luft zu spüren. Unklar blieb jedoch, ob die Wohlerzogenheit der Besucher oder die unaufhaltsame Verbreitung des Vaporizers dies verursacht hatte, aber dieses Jahr roch man auf dem Ausstellungsgelände kaum Rauch, was die Veranstaltung für Nichtraucher und Familien noch anziehender machte.
Egal wie man das persönliche Programm plant, in drei Tagen kann man nicht überall sein, und wir verpassten zu unserem größten Bedauern die Konferenz. Denn wir hatten uns schließlich für eine Veranstaltung entschieden, die sich mit medizinischem Cannabis und der Situation in der Tschechischen Republik befasste. Und unsere Entscheidung war richtig – Zdeneˇk Majzlík, ein tschechischer Rentner von etwa siebzig Jahren, der sich den größten Teil seiner Zeit um seine Tochter kümmert, die an multipler Sklerose
leidet, berichtete von einer einschneidenden Verbesserung seitdem sie Cannabis für die Therapie entdeckten und nicht mehr mit anderen Medikamenten experimentieren. Trotz der Zulassung des Cannabis für den therapeutischen Gebrauch im Jahre 2013 ist die Beschaffung in Tschechien nicht leichter geworden und die Bereitschaft zur Kooperation vonseiten des Staates und der Ärzte ist auch nicht größer. Majzlík ging so weit zu sagen, dass ein Land die Bezeichnung Rechtsstaat nicht verdiene, wenn die Rechte der Kranken auf Wahl der medizinischen Versorgung dermaßen missachtet würden. Ein hartes Urteil! Auch wir Journalisten lernten die Schattenseite des tschechischen Cannabisgesetzes kennen: Obwohl Samen frei gehandelt werden können, erlaubt die tschechische Regelung nicht die Angabe des zu erwartenden THC-Gehalts. Deshalb konnten wir die deutschsprachige Ausgabe von Medijuana nicht im Lesesaal auslegen, denn darin befindet sich eine Anzeige, welche THCWerte angibt. Auch andere Firmen wurden gezwungen, auf ihren Postern und Anzeigen Stellen zu schwärzen, die sich auf den THCGehalt beziehen. Das Gesetz ist scheinheilig, gestattet es doch einerseits den Anbau einiger Pflanzen zu Hause, verhindert aber
andererseits, dass der Konsument gezielt die Pflanze auswählt, die am besten seine Erwartungen befriedigt, was in vielen Fällen eine weniger potente Sorte wäre. Dass man die besagten Werte innerhalb von zwei Minuten im Internet finden kann, kümmert sie auch nicht. Daher gibt es in dem Land mit der progressivsten Cannabispolitik der Region noch immer etwas an den Gesetzen zu verbessern, und auch an der Praxis. Das Cannafest aber tat wieder das seine, um ein angemessenes Verhältnis zum Hanf zu verbreiten. Das kann man kaum besser machen. Nur weiter so in den kommenden Jahren!
text: T.K.
MEDI+GREEN
Cannabis wird auch bei Österreichs Grünen wieder en vogue Durch Österreich wehen immer stärkere Hanf-Wolken. Doch während entsprechende Parteibeschlüsse der Basis bei den Parlaments-Newcomern, den Neos, und der Kanzlerpartei SPÖ nach Machtworten der Parteichefs wieder auf Sparflamme gestellt wurden, machen Österreichs Grüne Druck und wollen endlich wissen, auf welcher Basis Cannabis in Österreich verboten bleibt. n parlamentarischen Anfragen an insgesamt fünf Bundesministerien, die auf Vorlagen der ARGE CANNA und der AG Suchtmittel basieren, will Grünen-Gesundheitssprecherin Eva Mückstein Auskunft, warum Österreich keine Schritte zur Legalisierung von Cannabis für bedürftige Patient/innen unternimmt, obwohl Bezieher des teuren synthetischen THC-Extrakts einhellig erklären, dass natürliches Cannabis zur Behandlung ihrer Leiden besser helfe und nur einen Bruchteil des Monosubstanzpräparats Dronabinol aus der Apotheke koste. In der Anfrage an das Justizministerium wird unter anderem Auskunft verlangt, ob Minister Wolfgang Brandstetter Gesetzesänderungen plant, damit kranke Menschen, die sich synthetische
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Cannabis-Medikamente nicht leisten können, bzw. alle Inhaltsstoffe der Cannabispflanze nutzen wollen, straffrei natürliches Cannabis erwerben, anbauen und konsumieren können. In der Anfrage an das Innenministerium wollen die Cannabis-Aktivisten Aufklärung darüber, ob beschlagnahmtes Cannabis auf Schädlichkeit durch Streckmittel (Blei, Glassplitter) geprüft wird, und wenn ja, wie oft derartige Proben in Österreich vorkommen. Insgesamt zweiundzwanzig Fragen wurden an das Gesundheitsministerium gestellt. Die wichtigste Frage an Gesundheitsministerin Sabine Oberhause ist dabei die letzte: „Welche konkreten Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die Situation von Menschen zu verbes-
Dr. Eva Mückstein
sern, denen Cannabis als Medizin hilft oder helfen würde?“ Die Anfrage an das Wissenschaftsministerium dreht sich vor allem darum, welche Schritte Österreich in der Cannabisforschung unternimmt. In der Anfrage an das Landwirtschaftsministerium wird primär um Auskunft über die Tätigkeit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gebeten. Die Ministerien müssen diese Anfragen nun bis 3. Januar 2015 beantworten. Die Antworten werden vor allem deshalb mit Spannung erwartet, weil insbesondere Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser – allen Fakten zuwider – Cannabis weiterhin als Suchtgift einstuft und auch der Justizminister anklingen ließ, dass die Legalisierung keine Priorität habe. Hanf-Institut
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CANNA+GLOBE
Hanf Museum Berlin feiert 20. Geburtstag A In Berlins historischem Kern, dem Nikolaiviertel, feierte am 6. Dezember 2014 das in Deutschland einzigartige Hanf Museum seinen 20. Geburtstag. Hier können sich Berliner und Berlinbesucher ein umfassendes, vorurteilsfreies Bild über die so universell nutzbare Kulturpflanze Hanf machen. 20
m 20. Museumsgeburtstag konnte jeder kostenlos das Museum besichtigen und dabei auch noch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm verfolgen: Schon gegen 12:30 Uhr wurde die neue Sonderausstellung zum Thema „20 Jahre Hanf Museum“ feierlich enthüllt und damit eröffnet – eine halbe Stunde später galt das auch für das Hanf-Buffet und das Museumskino im Hanf-Café, welches mit bewegten Erinnerungen an zwei Jahrzehnte „Bildungsarbeit im Dienste der Hanf-Legalisierung“ aufwartete. Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten war dann aber die Podiumsdiskussion, die ab 16 Uhr unter dem Motto „Die wilden Neunziger“ einen Blick auf die Gründerzeit der deutschen Legalisierungsbewegung warf. Das Museum versammelte dafür mit Wolfgang Neškovic´ (ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof und Mitglied des Bundestages, Wegbereiter des „Cannabis-Beschlusses“ von 1994), Mathias Bröckers (unter anderem Autor von „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“), Rolf Ebbinghaus (Vorstand H.A.N.F. e.V., Leitung Hanf Museum Berlin), Martin Müncheberg (Vorstand Bündnis Hanfparade e.V. von 1997 bis 2004) und Matthias Schillo (Treuhanf AG, Rechtsanwalt
u. a. für „Kim will Kiffen“ und Günter Weiglein) ein Who’s who der deutschen Hanfszene vor dem Millennium. Mathias Bröckers brachte dem Hanf Museum übrigens ein ganz besonderes Geschenk mit: Er überreichte eine von Jack Herer signierte Erstausgabe von „The Emperor Wears No Clothes“. Insgesamt wurde fast zwei Stunden über
Matthias Schillo und Rolf Ebbinghaus
die Vergangenheit gesprochen und über die Zukunft von Cannabis spekuliert und dabei sogar (von Mathias Bröckers und Matthias Schillo) prognostiziert, dass wir auch in Deutschland in den nächsten zwei bis fünf Jahren mit einer Entkriminalisierung oder gar Legalisierung von Hanf rechnen können. Zahlreiche weitere Gäste aus der bewegten Museumsgeschichte waren zum 20. Geburtstag gekommen, unter anderem Sabine Rädler, Hans Cousto, Tibor Harrach, Stefan Mack und Katrin Gebhard, die mit einer selbst gebackenen Geburtstagstorte dem Museumsteam um Rolf Ebbinghaus, Martin Steldinger und Steffen Geyer gratulierte. Nach dem Ende der Podiumsdiskussion fand dann noch die Verlosung zu dem Gewinnspiel statt, welches das Hanf Museum Birthday Lottery
in Zusammenarbeit mit dem Magazin thcene zum runden Museumsgeburtstag realisiert hatte. Auch wenn das offizielle Rahmenprogramm mit der Leerung des Hanf-Buffets zu Ende ging, wurde auch danach immer nochmal das Glas zu einem Toast auf das Museum und seine Förderer erhoben. So bedankte sich Rolf Ebbinghaus zum Beispiel bei André Fürst, der extra aus der Schweiz angereist war und das Hanf Museum schon von Anfang an unterstützt hat. Der gab den Dank zurück an die Unermüdlichen, die den Museumsbetrieb nun schon so lange (und nahezu tagtäglich) am Laufen halten. Und Hans Cousto bedankte sich im Namen der Hanfparade beim Museum dafür, dass die Organisation der größten deutschen Legalize! Demo nun schon seit etwa fünfzehn Jahren aus dem Museum heraus erfolgen kann – schließlich haben hier die Veranstalter schon seit Ende der 90er Jahre eine logistische Basis im Herzen der deutschen Hauptstadt. Insgesamt kamen über einhundert Besucher zum Geburtstag des Museums – die Feierlichkeiten gingen dann auch weit über die eigentliche Öffnungszeit hinaus – allerdings wurde ab 20 Uhr dann nur noch in einem privaten Rahmen (ganz inoffiziell) fleißig weitergefeiert. Anlässlich des Gründungsjubiläums wurde zum Geburtstag auch eine bebilderte „Chronik 20 Jahre Hanf Museum“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die auf fünfzig Exemplare limitierte Geburtstagsauflage wird passend zum Anlass zwanzig Euro kosten.
text: Martin Müncheberg
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MEDI+GREEN
Medizinisches Marihuana aus Marokko n den 1980er Jahren stammten 80% des Haschischs, das man in den holländischen Coffeeshops bekam, aus Marokko, und obwohl zahlreiche neue Wettbewerber aufgetaucht sind, ist das nordafrikanische Haschisch weiterhin in ganz Europa präsent. In Marokko denkt man schon seit sechs Jahren an Legalisierung, nun aber erwägt man die Möglichkeiten der Hanfzucht zu therapeutischen Zwecken. Selbst für die Hardliner unter den Drogengegnern steht außer Frage, dass man die Cannabiszucht, die in Marokko über eine jahrhundertealte Tradition verfügt, kaum abschaffen kann. Nach Schätzungen lebt eine der 33 Millionen Marokkaner vom Hanf, und dieser Geschäftszweig erbringt 10% des Bruttoinlandsprodukts, in Zahlen ausgedrückt 10 Milliarden Dollar. Diese Zahlen sind umso erstaunlicher, als man in Zusammenarbeit mit der UNO schon seit den 1980er Jahren versucht, die Cannabisfelder zu vernichten und für legale Früchte zu verwenden, aber auf dem steinigen Boden wächst kaum eine andere Pflanze.Und wenn, verspricht sie auch nicht annähernd ähnliche Einnahmen. Daran scheiterte die Liquidierung der Hanfplantagen, aber eine
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Legalisierung wurde auch nicht umgesetzt. Nun aber zeichnet sich ein dritter Weg ab. Die vom Ratgeber des Königs gegründete Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung schlägt vor, dass der Genuss von Cannabis und seiner Derivate weiterhin verboten bleiben soll, die Zucht für medizinische Zwecke aber erlaubt. Ein staatliches Institut würde die gesamte Ernte aufkaufen, um Medikamente auf Cannabisbasis und aus dem Nutzhanf Textilien, Papier und Faserstoffe herzustellen. Für die Produktion würde der Staat Fabriken bauen und damit neue Arbeitsplätze schaffen. Der Plan scheint jedoch daran zu scheitern, dass er gleichzeitig die Züchter, die für die Haschischproduktion anbauen, vertreiben möchte. Dies hat sich über Jahrzehnte als unmöglich erwiesen. Und es wird auch schon wegen der Unmöglichkeit, eine Million Arbeitsplätze zu schaffen, weiterhin nicht gelingen. Die Bauern befürchten aber jetzt schon, dass durch die Legalisierung zu therapeutischen Zwecken ihr jetzt schon lächerlich billiges Produkt noch weniger wert sein wird, sodass es bei der Gesetzesvorlage noch einiges zum Nachdenken gibt.
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MEDI+GREEN
Die Legalisierung in Washington, D.C. könnte gekippt werden Obwohl die Anhänger/innen des legalen Hanfmarktes bei der Abstimmung im November in der amerikanischen Hauptstadt eine große Mehrheit errangen, gibt der Kongress das Grasverbot nicht so einfach auf. Laut der Vereinbarung der Republikaner und Demokraten wird man bis September 2015 sicher kein Marihuana in den Geschäften der Hauptstadt bekommen können. Was danach kommt, bleibt abzuwarten. n unserem Artikel über den Erfolg der Legalisierungsbewegung am 4. November hatten wir geschrieben, dass der Kongress der US-Hauptstadt das Gesetz noch außer Kraft setzen kann, was nun tatsächlich eingetreten ist.. Dennoch traf diese Entwicklung die Vertreter der Legalisierung, die Aktivisten und nicht zuletzt die Wähler, von denen zweimal
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so viele für die Legalisierung stimmten als dagegen, wie eine kalte Dusche. „Ich glaube das einfach nicht. Wir brauchen das nicht, dass diese Leute weiterhin ins Gefängnis gesperrt werden“, entrüstete sich Phil Mendelson, Vorsitzender des Stadtrates von Washington. „Es ist empörend und zutiefst undemokratisch“, fügte Adam Eidinger hinzu, mit dessen Hil-
fe 57.000 Unterschriften gesammelt worden waren, die die Vorlage des Gesetzesplans ermöglichten. Als er von der Entscheidung hörte, organisierte er spontan eine Demo vor dem Justizministerium für die Umsetzung des Wählerwillens. Im Kongress stand inzwischen die Aufhebung von Sanktionen gegen Besitzer/innen von kleinen Mengen auf der Tagesordnung; die Ausarbeitung eines Modells für den legalen Markt wurde jedoch gestoppt. Bald sah man aber ein, dass man damit nur scharfe Kritik ernten würde, weil die Wähler/innen ja für die vollkommene Legalisierung gestimmt hatten. Nach der Vereinbarung, die im Dezember getroffen wurde, wird das Gesetz vorläufig weder Besitz noch Handel zulassen. Gegenwärtig wird in Washington, D.C. der Besitz von geringen Mengen dekriminalisiert und mit einer Strafe von 25 Dollar geahndet.Es ist aber vorstellbar, dass dieser Betrag steigen wird. Für diese enttäuschende Ereigniskette machen viele die Demokraten verantwortlich. „Die Führung der Demokraten hatte deutlich gemacht, dass sie in dieser entscheidenden Rechts- und Rassenfrage neben den Wählern stehen und dem Druck der Republikaner standhalten würde“, erinnert sich Michael Collins, Vertreter der Drug Policy Alliance. „Die Demokraten behaupten immer, dass sie die Gesetzgebung in D.C. unterstützen, und nun haben sie die Gelegenheit, sich hinter die 70% der Wähler zu stellen, die für die Marihuanareform gestimmt haben“ , fügte er hinzu.
CANNA+GLOBE Seit dreißig Jahren ist die Popularität der Filme des berühmtesten Kifferduos Cheech & Chong ungebrochen und die Schauspieler zu Kultfiguren geworden. Tommy Chong liegt weiterhin der Hanf am Herzen und mit dem Einsatz seiner Popularität setzte er sich mit Kampagnen für die Legalisierung und das medizinische Marihuana ein. Wir sprachen mit Tommy im Amsterdamer Zentrum von Futurola.
Den Rauch kriegt man nicht zurück in die Bong Vom Cannabis Cup zum Cannabisöl mit Tommy Chong Medijuana: Du warst jetzt zum siebenundzwanzigsten Mal zum High Times Cannabis Cup eingeladen. Und dieses Jahr sah es erst so aus, als könnte er nicht starten. Die Polizei drohte den Veranstaltern und auch den Besuchern mit Gefängnis. Doch nach ein paar Absprachen konnte der Cannabis Cup mit strengeren Auflagen stattfinden. Wie hast du das erlebt und was ist deine Meinung zum High Times Cannabis Cup? Tommy Chong: Schrecklich, das Ganze, wir hätten ein High Times Fiasko erleben können, wegen der üblichen Organisationsfehler. Jedes Jahr gibt es ähnliche Pannen. MED: Dazu kann aber beigetragen haben, dass man in den letzten Wochen in Amsterdam Einschränkungen für die Coffeeund Growshops angekündigt hat. Langsam scheinen die USA ja liberaler zu sein als Holland. TC: Stimmt! Was wir jetzt in Holland unter anderem sehen konnten, das nenne ich industrielle Revolution. Das bedeutet, dass 24
man versucht, das große Business per Gesetz zu hemmen, damit wir uns nicht mit dem befassen können, was wir möchten. Die Politiker tun, was sie können, aber sie scheitern trotzdem. Mit der Zeit werden es ihre Anhänger meiner Meinung nach leid sein, sie sinnlos mit Geld vollzustopfen, und wenn sie dann die Wahlen verlieren, kommen die alten Gesetze zurück. Der Dschinn ist aus der Bong geschlüpft und jetzt kriegt man den Rauch nicht mehr zurück. MED: In Europa wird in letzter Zeit an verschiedenen Orten, beispielsweise in Belgien, Spanien und Österreich, mit Cannabis Clubs als Alternative zur Legalisierung experimentiert; zahlreiche Länder wollen dieses System auch einführen. Welche Regelung hältst du persönlich für ideal? TC: Ich nenne ein Beispiel. Die kanadische Regierung beauftragte die Chinesen mit dem Bau einer Eisenbahnlinie und setzte eine Gebühr für ihre Einreise fest. Damit
ließ sie sich von ihnen nicht nur die Bahnlinie bauen, sondern auch finanzieren. Sie bekamen schon etwas als Ausgleich, aber sie wurden nie als gleichberechtigte Menschen behandelt, sondern eher als Diener. Als man sie nach dem Bau feuerte, begannen die Chinesen Clubs zu gründen, eben solche wie heute die Cannabis Clubs. MED: Ist es möglich, dass es in Kanada Cannabis Clubs gab, die von Chinesen betrieben wurden? TC: Mag sein. Die Chinesen sind eine Gemeinschaft, die zusammenhält und sich gegenseitig hilft. Langsam ging ihnen auf, dass sie in den Privatclubs Glücksspiel oder sonstwas betreiben konnten. Was sie wollten, solange die Mitglieder ähnlich dachten und ähnliche Interessen hatten. Das Clubsystem ist also der natürliche Auswuchs der Verbotsbestrebungen. MED: Demnach wäre der Cannabis Club nichts anderes als die Antwort auf das Verbotssystem?
das ist ein medizinischer Begriff. Wenn du beispielsweise aus dem Krieg zurückkehrst, dann kann dir der Arzt sagen, dass du R&R brauchst, rest & recreation. Rekreation ist aber mehr als ein medizinischer Ausdruck, es ist eine Therapiemethode. Ärzte sagen oft: „Du arbeitest zu hart, geh dich ein bisschen vergnügen und spann mal aus.“ Und das ist genau, was das Marihuana tut. Darum vergleichen es viele mit dem Alkohol, aber die Trunkenheit ist keine Rekreation. Der Alkohol macht Menschen zu furchtbaren Autofahrern und furchtbaren Ehemännern, richtet ihre Gesundheit zugrunde. Marihuana ist ein Heilmittel und hat in vielen Fällen eine wohltuende Wirkung. Natürlich gibt es Leute, vor allem jüngere, die alles übertreiben, die sehen wir überall. Das ist nicht nur beim Marihuana so, egal was in ihre Hände kommt, davon nehmen sie zu viel. MED: Wenn wir schon vom medizinischen Gebrauch sprechen: Es ist bekannt, dass bei dir vor zwei Jahren Prostatakrebs im Frühstadium festgestellt wurde. Der Tumor
ging durch den Gebrauch von Cannabisöl soweit zurück, dass man ein paar Monate nach der Diagnose von einer 99-prozentigen Heilung sprach, was ein fantastisches Ergebnis ist! Als du die Diagnose bekamst, hast du da beschlossen, dich statt mit einer traditionellen Behandlungsform mit Cannabisöl zu kurieren? TC: Nicht ganz. Ich habe ein Video mit Rick Simpson gesehen, das von großer Wirkung auf mich war. Es zeigte, wie das Öl sein Melanom heilt. Ich suchte einen Arzt auf, der aber noch nichts von der Cannabistherapie gehört hatte, und der sie weder empfehlen noch von ihr abraten konnte. Als ich dann auf CNN News verkündete, dass ich den Krebs mit Cannabis besiegen würde, nahmen sich die Medien meinen Arzt vor, der dadurch gezwungen war, sich in die Fachliteratur der Antikrebswirkung von Cannabis zu vertiefen. Die Erfolge überzeugten ihn in höchstem Maße und er entschied sich in meinem Fall – statt zur Entfernung der Prostata – zu einem mit Cannabisöl gefüllten Kegel. Cheech & Chong: Tommy Chong und Cheech Martin
TC: So ist es. In Wirklichkeit gehören wir alle zu einem Club, denn wir haben eine gemeinsame Basis. Es ist natürlich, dass Leute mit den gleichen Interessen zueinanderfinden. Das können wir in aller Öffentlichkeit tun, oder auch in einem Club mit Mitgliedsausweis. In den Vereinigten Staaten kannst du mit der Karte, die du von einem Arzt bekommst, therapeutisches Marihuana kaufen. Wer aber überprüft die Echtheit der Karte? Wenn du sie vorzeigen kannst, lässt man dich in Ruhe. MED: Glaubst du, dass die Legalisierung in Europa aus dem medizinischen Gebrauch hervorgehen könnte? TC: Ich glaube nicht, dass das der einzige Weg ist. Nach meiner persönlichen Meinung ist jeder Cannabiskonsum therapeutisch. Nimm nur das Wort „Rekreation“,
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Tommy Chong stellt junge Tänzerinnen und Tänzer in der Fernsehshow “Dancing With The Stars” (2014) in den Schatten
MED: Benutzt du das Öl noch zur Vorbeugung oder Nachbehandlung? TC: Eher zur Vorbeugung, weil das Marihuana die Krebszellen tötet. Die Krebszellen sind mikroskopisch klein, man kann also nie sicher sein, dass sie endgültig verschwunden sind. Das ist so, wie wenn ein Auto anfängt zu rosten. Das fällt dir lange nicht auf, und wenn du die ersten Anzeichen siehst, ist es längst zu spät. Also ist der vorbeugende Gebrauch von Cannabis meine Sicherheit für die Gesundheit. Das ist auch nötig, denn wenn der Krebs an einer Stelle aufgetaucht ist, dann ist die Gefahr groß, dass er sich auch anderswo zeigt. MED: Wie muss sich ein erfahrener Marihuanakonsument die Wirkung des Cannabisöls beim ersten Gebrauch
vorstellen? Ähnlich intensiv wie ein potentes Cannabisgericht, oder ist das nicht vergleichbar? TC: Mich hat das zuerst total umgehauen. Zwei Tage lang musste man mich praktisch ins Bad schleppen. MED: So high warst du? TC: Mehr als high, eher low. (lacht) MED: Und drei Tage später war es besser? TC: Ja, da war ich schon wieder ok. Es war mir klar geworden, dass das Öl den Körper in ein Koma versetzt, in dem der Körper sich selbst heilt. Es schaltet alles aus. Dein Körper spürt keine Beklemmung, Unruhe oder moralische Zweifel, eher versucht er sich daran zu erinnern, wie man sich aufsetzt oder aufsteht. Er schließt alles aus – so kann er sich selbst heilen.
MED: In den letzten Monaten hast du versucht, Gott und die Welt davon zu überzeugen, dass dein Körper eine vollkommene Selbstheilung vorgenommen hat. Millionen von Fernsehzuschauern konnten sehen, wie du als ältester Teilnehmer in der Fernsehshow „Dancing With The Stars“ mit einem Dutzend Tanznummern entzückt hast. TC: Hast du das gesehen? Davon rede ich! Ich habe getanzt wie ein junger Gott! (lacht) MED: Soweit ich weiß, hast du bei der Show kein Cannabis konsumiert. Warum hast du so entschieden? TC: Weil ich der Welt und vor allem den Jüngeren zeigen wollte, dass Gras nicht abhängig macht. Wenn du abhängig wirst, liegt das an der Psyche. Ich wollte zeigen, dass man eine Pause einlegen kann, wann immer man will. Und das muss man auch von Zeit zu Zeit! MED: Machst du auch sonst eine Pause von ein bis zwei Wochen? TC: Natürlich, wenn ich mich so fühle, höre ich eine Weile auf. Dann mache ich weiter, ohne zu zögern. Nach der Tanzshow bin ich zum Cannabis zurückgekehrt. MED: Wenn ich mich nicht irre, hast du auch deine eigenen Sorten. Vor Kurzem hast du die Sorte Chong Star angekündigt. Veredelst du oder züchtest du auch selbst? TC: Nein, ich nicht. Aber ich habe einen Freund, der Profizüchter ist. Den kenne ich schon lange und er hat die Sorte auf meine Bitte und nach meinem Geschmack gezüchtet, und das ist ihm gelungen!
text: Tomas Kardos
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as Jahr 2014 kann wirklich als das „Jahr der Vaporizer“ bezeichnet werden. Nicht nur erblickten einige großartige Vaporizer das Licht der Welt, es gab auch einen Durchbruch in Sachen Bewusstsein bezüglich der Vorteile des Verdampfens unter den Cannabis-Liebhaber/innen. Das Wort „vape“ wurde vom Oxford Wörterbuch zum Wort des Jahres 2014 gewählt. Dieser Trend scheint sich fortzusetzen – mit erhöhter Nachfrage und verbesserter Technologie. 2015 verspricht also ein weiteres res großartiges Jahr für all jene zu werden, die ihre Kräuter (und Konzentrate) durch Verdampfen genießen. Die Experten von Europas größtem Vaporizer-Geschäft VapoShop haben eine Auswahl der drei vielversprechendsten (tragbaren) Vaporizer des kommenden Jahres zusammengestellt.
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Die besten tragbaren Vaporizer für das Jahr 2015 Firefly – das iPhone un ter den Vaporizern
Der Firefly wurde in den USA und Kanada Anfang 2014 auf den Markt gebracht und ist mittlerweile auch in Europa erhältlich. Dieser Hand-Vaporizer ist aus hochqualitativen Materialien (Glas und Metall) hergestellt und zeugt von Klasse und Stil, während seine Anwendung sehr einfach ist. Deshalb wird er oft als „iPhone unter den Vaporizern“ bezeichnet. Der Firefly ist mit einem austauschbaren Akku ausgestattet, dessen Ladezeit weniger als 45 Minuten beträgt.
Warum?
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r und wie der dem Hause Arize s au er riz po Va erte en neu mischen. Der Air ist der vi er Vape die Kart es di ch au te nn lo kö mit einem sehr beliebte So hnell auf und ist sc t m är w , kt pa kom estattet; das Der Arizer Air ist weglichkeit ausg Be e ht den hö er r fü Akku kvollem Dampf, austauschbaren ckem, geschmac di an n lle he Fü lic e tz di ch üllen bieten zusä Wichtigste ist jedo dies en Silikon-Schutzh eu dn an br Deinem Air über e Di t. er erzeug zung und geben ut m ch rs Ve d un e Schutz gegen Stöß te. No le el du vi eine indi
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er Kräuter uss n au ales Aroma Dein en uffe tim rssttu op r fü ck tü ds ellten Temperatu st ge in re vo – Aroma! Glasmun nf fü s trolle: Wähle au – Temperaturkon se, Silikonhülle) äu eh lg al et (M ng la n – hält ein Lebe
Mighty – kraftvolle Le
istung
Der Mighty wurde zur Weihnachtszeit des letzten Jahres zusammen mit seinem kleinen (und etwas kompakteren) Bruder, dem Crafty, auf den Markt gebracht. Die ersten (wirklich) tragbaren Vaporizer des Herstellers Storz & Bickel (der auch für die Volcano Vaporizer verantwortlich zeichnet) stechen mit einer extrem hohen Qualität und Leistung heraus. Der Mighty ist vielleicht nicht der kleinste Vaporizer auf dem Markt, macht dies jedoch definitiv wett, wenn es um Kraft und Ausdauer geht. Die zwei eingebauten Lithium-Akkus statten dieses Biest mit genügend Saft aus, um bis zu 90 Minuten lang verdampfen zu können. Außerdem heizt er innerhalb von Sekunden auf die gewünschte Temperatur.
VapoShop freut sich, Euch bei der Auswahl des richtigen Vaporizers helfen zu können. VapoShop hat seinen Sitz in Amsterdam, Niederlande. Schneller Versand – gratis ab einem Bestellwert von 50 Euro.
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Machtdemonstration in Holland Angriff auf die Cannabisszene Während weltweit immer mehr Länder legale Cannabisregelungen erwägen und die US-Bundesstaaten, welche legalisiert haben, ausschließlich über positive Erfahrungen berichten, blieb die älteste Triebfeder Holland in einer widersprüchlichen Quasiregulierung stecken, die nun sinnloserweise drastisch verschärft werden soll. chon seit Jahren versucht die niederländische Regierung den Coffeeshops, die Cannabis verkaufen und Touristen in großer Zahl anziehen, einen Strich durch die Rechnung zu machen. Kaum hat man die Einführung des Weedpass – einer Registrierung für den Besuch von Coffeeshops – wieder fallengelassen (lediglich entlang der belgischen Grenze blieb die Regelung weiter in Kraft), nimmt die Regierung die Hanfszene aus einer anderen Richtung in die Zange. Nach dem Gesetz, das im November vom Senat verabschiedet wurde, drohen nicht nur den Zulieferern von Coffeeshops Gefängnisstrafen, sondern auch den Anbietern von Züchterbedarf, falls sie Großzüchter beliefern. Was aber führte zu einer solchen Kehrtwendung in dem Land, das seit Jahrzehnten berühmt für legales Marihuana ist und als Kifferparadies bekannt wurde? Um die neuen Forderungen der holländischen
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Drogenpolitik besser verstehen zu können, sollten wir auf den Beginn der Drogenreform zurückblicken.
Missliebige Grasregulierung Die holländische Grasregulierung wurde nicht, wie man allgemein annimmt, von liberalen Prinzipien geleitet, sondern war immer praxisorientiert. Der zentrale Gedanke des 1976 in Kraft getretenen Ansatzes, der auf der Welt einzigartig war, bestand darin, den Markt für das kaum risikobehaftete Cannabis von dem der gefährlicheren Drogen zu trennen, deren Gebrauch in der ersten Hälfte der 1970er Jahre überhandnahm. In dieser Absicht entkriminalisierte man den Besitz zum Eigengebrauch und den Konsum für Erwachsene. Die wichtigste Neuerung war jedoch, dass die Polizei den Handel von Cannabis in geringen Mengen tolerierte. Coffeeshops
entstanden, die unter strengen Auflagen betrieben werden konnten. Täglich durften sie 500 Gramm Cannabis auf Lager haben, das sie ausschließlich an Erwachsene verkaufen durften, pro Person anfangs bis zu 30, später bis zu 5 Gramm. In den Cafés durften keine anderen Drogen verkauft werden – auch kein Alkohol –, außerdem durften sie keine Reklame für ihre Waren machen. Für den Eigenanbau von Cannabis erlaubte das Gesetz maximal fünf Pflanzen. Dies zeichnet ein sehr idyllisches Bild von den holländischen Zuständen, es gibt nur einen Haken: Der Handel von mehr als 5 Gramm Cannabis ist per Gesetz streng verboten, damit kommen die Coffeeshops jedoch nicht auf legalem Wege an Marihuana. Dieser Widerspruch führte zum sogenannten „Hintertür“-Phänomen: Coffeeshops können nur insgeheim an Cannabis kommen, das sie dann legal verkaufen. Klar, dass die
Züchter und Cafébetreiber seit Jahren auf eine Normalisierung der Gesetze warten, die den Weg des Cannabis vom Samen bis zum Konsumenten auf realistische Weise regeln. Stattdessen aber machten sich die Behörden seit Ende der 70er Jahre über die Coffeeshops her, mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Coffeeshops zwischen 1997 und 2007 um 40% (von 1179 auf 702) sank. Seit 2008 stand die Schließung von Coffeeshops bzw. Versuche, ihren Betrieb auf verschiedenste Weise unmöglich zu machen, permanent auf der Tagesordnung. Den letzten Aufschrei der Empörung verursachte das Gesetz zur Einführung des Wietpas (Weedpass), der ausschließlich registrierten Ortsansässigen den Zutritt zu Coffeeshops gestattet und damit den Besuch ausländischer „Drogentouristen“ verhindert hätte. Wer jedoch gehofft hatte, dass die niederländischen Politiker angesichts der positiven Erfahrungen mit der Legalisierung in Colorado und Washington die heimische Regelung in eine ähnliche Richtung vorwärtstreiben würden, wurde enttäuscht. Stattdessen kommt der Angriff nun aus einer anderen Richtung und außer den Hanfcafés werden auch die Growshops unter Druck gesetzt: Man spielt mit einer Neuauflage des früheren Gedankens, dass Sorten mit einem THC-Gehalt über 15% als harte Drogen gelten.
Growshop-Gesetz Justizminister Ivo Opstelten, der auch das Wietpas-Gesetz unterzeichnet hatte, tat sich im Herbst mit einer neuen Idee hervor, dem Growshop-Gesetz, das er dem Senat vorlegte. Es drohen nicht nur den Großanbauern drei Jahre Freiheitsentzug, sondern auch den Händlern von zur Zucht geeigneter Erde und elektronischen Einrichtungen (beispielsweise
Hochleistungslampen), sollte sich herausstellen, dass sie Züchter einer nicht geringen Menge Cannabis beliefert haben. Das Gesetz, das im Land des Coffeeshopsystems reichlich absurd klingt, billigte der Senat mit 39 zu 31 Stimmen und es ist zu erwarten, dass es am 1. März 2015 in Kraft tritt. Die Juristen gaben bereits zu bedenken, dass die neue Bestimmung einen unverhältnismäßig großen Teil der Bevölkerung mit Gefängnisstrafen bedroht. Derrick Bergman, Sprecher von VOC Nederland, einem Verband, der gegen das Cannabisverbot kämpft, gab zu bedenken: „Das neue Gesetz (stellt) so viele Menschen und Aktivitäten unter Strafe, als ginge es um einen Angriff von Terroristen und nicht um den Anbau einer Pflanze. Das Justizministerium trägt damit dazu bei, dass unsere Cannabispolitik, die aktuell schon versagt hat, noch absurder und widersprüchlicher wird.“ Wird der nächste Schritt das Verbot des Cannabissamenhandels sein? Nun, dafür gibt es noch keine Anzeichen, doch die Politik will sich offensichtlich in den Prozess der Veredelung einmischen.
15% Nach einer Studie erhöhte sich zwischen 1998 und 2005 der THC-Gehalt der in holländischen Coffeeshops verkauften Cannabissorten von 9 auf 18%. Die Verdopplung des Wirkstoffs könnte auf den ersten Blick Anlass zur Besorgnis geben, man muss aber wissen, dass die Cannabiswirkung nicht nur von der THC-Menge, sondern auch vom Verhältnis zum CBD (Cannabidiol) und dem Vorhandensein von Terpenen abhängt. Auch der Vergleich, es sei, als ob man in den Cafés nunmehr statt Bier Schnaps verkaufen würde, hinkt gewaltig, denn die entsprechend informierten Konsumenten passen sich leicht
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an und konsumieren von den potenteren Sorten weniger und schonen dabei auch ihre Lungen. Dennoch brachte man nach 2011 die Idee wieder aufs Tapet, dass man den THC-Gehalt der in Coffeeshops erhältlichen Cannabissorten auf maximal 15% begrenzen müsse und Sorten mit höherem THC-Gehalt – neben Heroin und Kokain – als harte Drogen einzustufen seien. Fachleute halten diesen Vorschlag nicht nur für unsinnig, sondern auch für undurchführbar. Prof. Dr. Robert Verpoorte von der Universität Leiden nennt die angegebenen Grenzwerte für vollkommen zufällig gewählt. Es entbehre jeder Grundlage, dass bei Überschreitung die Wirkung mit der einer „harten Droge“ gleichzusetzen wäre. Wie oben erwähnt, wird die Wirkung durch weitere Komponenten bestimmt, die auch die Absorption des THC beeinflussen. Der Professor erinnerte ebenfalls daran, dass Cannabis überhaupt kein THC enthält, sondern nur dessen Ausgangsstoff, und dass diese Verbindung erst durch den Einfluss von Hitze zustandekommt. Dr. Veerpoorte ist der Meinung, man könne das Cannabis, solange es illegal ist, nicht wirklich kontrollieren, und somit sei auch das 15-%-Limit sinnlos. Die vollkommene Regulierung des Cannabisanbaus hätte auch medizinisch gesehen mehr Nutzen, da in das verkaufte Produkt keine Schadstoffe gelangten und es frei von Chemikalien wäre. Die Konsument/innen erhielten es dann mit den entsprechenden Informationen über die Inhaltsstoffe – wie auch alkoholische Getränke, bei denen der Käufer nach eigenem Gutdünken eine Wahl trifft. 38
Widerstand regt sich Die drastischen Verschärfungen machten auch vor dem High Times Cannabis Cup nicht Halt, der dieses Jahr zum siebenundzwanzigsten Mal ausgetragen wurde. Nach der Razzia im Jahre 2011 ging die Polizei diesmal weiter und jagte die Veranstalter so ins Bockshorn, dass sie am ersten Tag des Cannabis Cups die Tore gar nicht öffneten. Der wartenden Menge teilten sie mit, dass sie nicht eingelassen würden, weil zu befürchten sei, dass die Polizei sie festnimmt. Vom zweiten Tag an traten auf dem Event, das nur mit halber Kraft lief, bisher nie angewandte Regeln in Kraft. Zu der Veranstaltung, die für das Probieren und Bewerten von Cannabissorten bekannt ist, wurde niemand mit mehr als 5 Gramm Cannabis eingelassen, Extrakte wurden absolut nicht toleriert. Die Veranstalter durften außerdem den Besucher/ innen kein Cannabis anbieten, daher blieb nur der Konsum von selbst mitgebrachtem Marihuana. Das Probieren – wofür viele Gäste gern ordentlich bezahlt hätten – wurde praktisch unmöglich gemacht. Verständlich, dass in diesem immer feindlicheren Klima in vielen Akteur/innen, die in Treu und Glauben im Geist der Gesetze ihre Cannabisaktivitäten abwickeln wollen, der Selbsterhaltungstrieb erwacht und sie sich gemeinsam die Köpfe zerbrechen, wie sie der Angriffswelle widerstehen können. Und hier ist nicht nur von Züchtern und Caféhausbesitzern die Rede, sondern auch von den örtlichen Verwaltungen! Vierundfünfzig Bürgermeister/innen
haben den Aufruf mit dem zweideutigen Namen „Joint Regulation“ unterzeichnet, in dem sie realistische Regeln für die Coffeeshops fordern, besonders im Hinblick auf das Problem der Hintertür. Sie haben genug davon, dass die Regierung so tut, als fiele
jeden Tag Cannabis vom Himmel in die Coffeeshops. Sie erwarten von den Gesetzgebern eine Klärung der Situation. Manche gehen in eine andere Richtung: Unter den Alternativen kursiert auch die Vorstellung privater lizenzierter Züchter auf Cannabisfarmen, die von der Gemeinde betrieben werden. Im September 2014 nahm der erste holländische Cannabis Social Club, Tree of Life in Amsterdam, nach belgischem Muster unter Mitarbeit von Joep Oomen, dem Leiter von ENCOD, seinen Betrieb auf. Oomen selbst schrieb Folgendes über die Eröffnung des neuen Cannabisclubs: „Der im September eröffnete CSC bedeutete für die Jurisdiktion eine gewaltige Herausforderung, und nun stehen sie vor folgendem Dilemma: Das Aufbegehren gegen einen Club mit fünfundzwanzig Mitgliedern wäre lächerlich in Amsterdam, wo Hunderte von Coffeeshops existieren, die ihr Cannabis vom Schwarzmarkt beschaffen. Die Tolerierung des Betriebs würde aber zu einem Konflikt mit dem Justizminister Ivo Opstelten führen, der gegen jede Aufweichung der strengen Gesetze gegen den Cannabisanbau ist.“ Die Cannabis Clubs könnten auch als Hintertür für die örtlichen Verwaltungen fungieren, durch welche sie mit neuen Formen der Regulierung experimentieren könnten, gleichgültig, was der Justizminister wünscht. Außerdem sind schon weitere Cannabis Clubs in Eindhoven, Utrecht und Groningen in Gründung und es ist gut möglich, dass die Veränderungen nicht von den Politikern,
sondern den Aktivisten von unten ausgehen werden. Damit ginge auch der Wunsch der Bevölkerung in Erfüllung, denn nach einer Umfrage im Dezember 2013 unterstützt die entscheidende Mehrheit der Holländer eine liberale Drogenpolitik und 65% von ihnen Tree of Life Amsterdam Cannabis Social Club
würden gern eine Regelung nach uruguayischem Vorbild sehen. Es scheint, dass für die Bevölkerung sonnenklar ist, dass die augenblickliche Lösung – trotz ihrer Fehler – dem Verbot vorzuziehen ist. Dass sie recht haben, belegen viele Untersuchungen. Die Trennung von weichen und harten Drogen funktioniert beispielsweise zweifelsfrei. Eine Untersuchung weist daraufhin, dass insgesamt nur 14% der holländischen Kiffer neben Cannabis auch andere Drogen von ihrer Quelle angeboten bekommen. In Schweden mit seiner strengen Regulierung, die alle Drogen über einen Kamm schert, liegt der Prozentsatz bei 52. Ein weiterer Beleg dafür, dass die holländische Regelung den Drogenkonsum nicht anregt, ist die Tatsache, dass der Cannabiskonsum nach der Eröffnung der Coffeeshops in den 70er Jahren nicht sprunghaft angestiegen ist, und auch der momentane Drogenkonsum ähnlich hoch oder sogar niedriger liegt als in den Nachbarländern. Die Coffeeshops erwirtschaften jährlich etwa 400 Millionen Euro, die ansonsten auf die Konten von Kriminellen wandern würden. Stellen wir uns einmal vor, wie groß die Summe wäre, wenn die Züchter endlich eine Genehmigung für die Belieferung von Coffeeshops erhielten und der Staat auch von ihren Einnahmen einen Anteil bekäme! Um eine Weisheit von Tommy Chong zu zitieren: „Der Deckel der Bong ist gelüftet und man kann den Rauch nicht mehr zurückholen.“
text: Jack Pot
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Ausnahmegenehmigungen Patienten, lasst euch nicht veräppeln!
annabis ist in Deutschland nach wie vor verboten. Komisch, findet der Medijuana-Leser? Ganz recht, komisch ist das schon, denn wer nimmt sich das Recht heraus, darüber zu entscheiden, welche Moleküle wir zu uns nehmen dürfen und welche nicht? Die Situation ist verfahren, verlogen, verlaust. Da sind wir uns einig.
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Nun haben es Menschen mit handfesten Gebrechen und Erkrankungen etwas leichter, an die begehrte, weil hoch wirksame Medizin zu gelangen. Wer über entsprechende Diagnosen verfügt, kann bei der Bundesopiumstelle des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Ausnahmeerlaubnis für den Erwerb und Besitz von sogenannten Medizinalhanfblüten beantragen. Leider machen nach wie vor viel zu wenige Patienten von diesem Recht Gebrauch. Die einen aus Faulheit und weil sie glauben, dass der bürokratische Weg zur Genehmigung zu steinig wäre. Andere stellen den Antrag nicht, weil sie Angst haben. Angst vor dem Chef und dem möglichen Verlust des Arbeitsplatzes, Angst vor Verfolgung, Angst aber auch vor der gesellschaftlichen Stigmatisierung. Dabei könnte diese sogenannte „Ausnahme“ weit mehr sein als eine solche. Gerade mal etwas mehr als 300 Menschen besitzen eine solche Erlaubnis – nicht gerade viele Leute, wenn man bedenkt, dass in Deutschland etwa 80,6
Millionen Menschen leben! Medijuana fordert alle Patienten deshalb auf: Beantragt eine Ausnahmeerlaubnis für den medizinischen Gebrauch von Cannabis! Alles, was Ihr dafür braucht, ist eine entsprechende Diagnose, deren Therapie mit konventionellen Mitteln fehlgeschlagen ist, und einen Arzt, der Euch begleitet und berät. Alles andere ist Formsache und im Grunde schnell erledigt. Wer unter chronischen Schmerzen, unter dem TouretteSyndrom oder ADHS leidet, wer Krebs- oder HIV-Patient ist oder Epileptiker, der sollte versuchen, eine Ausnahmegenehmigung des BfArM zu bekommen. Die macht das Leben mit der psychoaktiven Substanz Cannabis als Medizin sicherer, weil die Komponente der Strafverfolgung meistenteils fehlt. Wer sich für eine Erlaubnis und die notwendigen Diagnosen interessiert, der sollte sich auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin informieren: Auf www.cannabismed.org gibt es alle relevanten und weiterführenden Infos, die Ihr braucht.
Neues von Dr. Franjo Grotenhermen Bücher für Cannabispatienten enn in Deutschland einer umfassend Ahnung hat von allem, was mit Cannabis und Cannabinoiden als Medikament zu tun hat, dann ist das der Mediziner Dr. Franjo Grotenhermen aus dem Landkreis Soest. Grotenhermen ist Gründer und Vorstand der International Association for Cannabinoid Medicines (IACM) sowie der angegliederten Vereinigungen Arbeitskreis Cannabis als Medizin (CaM) und des Selbsthilfenetzwerks Cannabis als Medizin (SCM). Auch als Buchautor hat Franjo Grotenhermen sich schon lange einen Namen gemacht. Jetzt erscheint eines seiner Standardwerke in einer Neuauflage im Nachtschatten Verlag. Die Rede ist von „Hanf als Medizin – Ein praktischer Ratgeber zur Anwendung von Cannabis und Dronabinol“, das ehemals im Schweizer AT Verlag herausgekommen ist. Das Buch behandelt die zahlreichen Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen, Dosierungen und möglichen Wechselwirkungen der Cannabis- bzw. Cannabinoid medizin und ist damit unentbehr-
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licher Begleiter für alle, die sich für die Thematik interessieren oder sogar direkt davon betroffen sind. Professor Dr. Rudolf Brenneisen von der Universität Bern meint zum Buch: „Das auf aktuellstem Wissensstand basierende, gut verständliche Buch leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur notwendigen Remedizinalisierung und Entstigmatisierung von Cannabisprodukten. Der klar strukturierte Indikationskatalog, eindrückliche Patientenberichte und wertvolle Applikationshinweise sollen einerseits dem Kranken zu einem kritischen und korrekten Umgang verhelfen, andererseits Medizinalpersonen das enorme therapeutische Potenzial von Cannabinoiden dokumentieren und näherbringen.“ Das Buch wird etwa 190 Seiten umfassen und zur Drucklegung dieses Hefts bereits in den Buchhandlungen sein (ISBN: 978-3-03788-2856). Ein weiteres Buch von Franjo Grotenhermen, das er zusammen mit Britta Reckendrees herausgegeben hat, ist „Die Behandlung mit Cannabis und THC: Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche
Lage, Rezepte, Praxistipps“. Es erscheint ebenfalls in einer Neuauflage im Nachtschatten Verlag. 2012 war die letzte überarbeitete Neuversion herausgekommen – jetzt wird ein weiterer Druck notwendig, weil die Nachfrage nach dem Band so enorm ist. 41
MEDIZIN
Cannabis als Arznei in Österreich Wir sprechen mit Patientinnen und Patienten über ihre Erkrankungen, ihre Erfahrungen mit Cannabis und die Situation in Österreich Patrick (28) wohnt im Burgenland in Österreich. Er ist seit einem Autounfall vor fast zehn Jahren querschnittsgelähmt. Die Lähmung verursacht massive Schmerzen und Spastiken. Patrick kann seine Leiden mit Cannabinoiden lindern.
text: ARGE CANNA
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Medijuana: Bitte erzähle uns zuerst von deinen gesundheitlichen Problemen und wie diese entstanden sind! Patrick: Ich hatte im Jahr 2005 einen schweren Autounfall. Durch diesen Unfall bin ich querschnittsgelähmt ab TH4 abwärts, das resultiert in massiver Spastik und Nervenschmerzen am gesamten Körper unterhalb der Läsion. Dazu kommt noch eine Syringomyelievon HW2-HW7, wodurch meine linke Hand taub und immer kalt ist, auch verspüre ich da kein kalt/warm-Gefühl und habe 50% weniger Kraft. MED: Wann und wie bist du auf Cannabis als Medizin gestoßen? P: Nach dem Unfall war ich auf Reha. Dort kam ich zu Cannabis, da viele andere, die auch auf Reha waren, Cannabis zur Linderung diverser Beschwerden geraucht haben. Da wurde ich neugierig und wollte es natürlich auch versuchen, wenn das denn wirklich so gut hilft. So hab ich mir mit einem Patienten ausgemacht, dass wir uns abends etwas abseits der Klink treffen, um Cannabis zu konsumieren. Dieser Abend wird mir im-
mer in Erinnerung bleiben – meine Spastik und die Nervenschmerzen waren sofort weg. Ich konnte Abstand nehmen von den Schmerzen. Das war der Zeitpunkt, wo ich begann, mich mit Cannabis und dessen heilenden Wirkungen zu beschäftigen. MED: Hast du dir dann gleich Dronabinol verschreiben lassen oder hast du dich zunächst über den Schwarzmarkt bzw. Eigenanbau versorgt? P: Zum Dronabinol kam ich erst viel später, zumal es zu diesem Zeitpunkt noch nicht verschreibungsfähig war. Ich hab mir zu Hause sechs Pflanzen gezogen, habe mir genau die Sorten ausgesucht, welche laut Beschreibung bei meinen Beschwerden gut helfen könnten, hab mich gut darum gekümmert und dann geerntet. Kurz nach der Ernte standen auch schon die Polizisten mit einem Hausdurchsuchungsbefehl vor meiner Türe. Mir wurde alles weggenommen (ca. 300 g Medizin, Growequipment, …) und ich musste vor Gericht. Brisantes Detail am Rande: Ich habe das gesamte Equipment zurückbekommen.
MED: Du bist dann wegen diesem Eigenanbau auch verurteilt worden … P: Ja, ich habe zwei Monate bedingt auf drei Jahre bekommen. Als die Verhandlung zu Ende war, wollte mir der Richter noch einen Tipp mitgeben: „Kauf dir dein Cannabis woanders, bau es in Zukunft nicht selbst an!“ Da dachte ich nur: „Gehts noch?“ MED: Das ist wirklich unverschämt. Mittlerweile bekommst du aber legal Dronabinol. Was hilft dir bei deinen vielfältigen Beschwerden am besten? P: Ja, mittlerweile schon, es wird auch meistens von der Kasse übernommen, ganz sicher kann ich da aber nie sein, da die Kasse die Übernahme schon einmal stoppen wollte. Aber leider hilft es mir nicht so gut, ich bräuchte ganz bestimmte Cannabis-Sorten und Extrakte. Ich muss selbst mit verschiedenen Sorten herumexperimentieren können, um zu sehen, was mir hilft. Auch deswegen muss es für Patienten die Möglichkeit des Eigenanbaus geben, damit wir uns selbst bestmöglich versorgen können.
Medizin von Patrick: herkömmliche Tabletten, Dronabinol und CBD-Tropfen
MED: Du würdest also stark davon profitieren, wenn du selbst Cannabis – ausschließlich für deinen medizinischen Bedarf – anbauen dürftest? P: Absolut. Es ist ja auch eine Kostenfrage und wir Patienten haben in der Regel nun mal sehr wenig Geld zur Verfügung. Der Eigenanbau ist kostengünstig und kann auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten werden. Da bleibt wenig Spielraum für Diskussionen über den Eigenanbau, meiner Meinung nach. MED: Du bist ja selbst Gründungsmitglied der ARGE CANNA, wie beurteilst du die Situation in Österreich, wird sich in geraumer Zeit etwas für die Patienten verbessern?
Patricks Medizinschrank
P: Ich bin stark der Meinung, dass sich im Jahr 2015 etwas ändern wird, da arbeiten wir als ARGE CANNA auch gezielt mit diversen Aktionen dran. Ich denke, es wird zunächst, als erster Schritt, Blüten aus der Apotheke geben. Aber wie ich vorhin schon erwähnt habe, ist der Eigenanbau für uns Patienten notwendig. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, was sich unsere Politiker im neuen Jahr einfallen lassen werden. Die Zeichen stehen jedenfalls für uns Patienten sehr gut.
MEDI+GREEN er in Deutschland als Cannabispatient sein Dasein fristet, hat es nicht immer leicht. Selbst wenn man eine Ausnahmeerlaubnis von der Bundesopiumstelle sein Eigen nennt, heißt das noch lange nicht, dass alles gut sein muss. Denn so, wie es im Moment aussieht, haben deutsche Cannabispatienten in den kommenden Wochen nicht viel zu lachen. Und das nicht erst seit gestern: Seit November 2014 kann keine deutsche Apotheke mehr das dringend notwendige Medizinal-Cannabis von der niederländischen Firma Bedrocan besorgen – und damit den Patienten ihre Medikamente bereitstellen. Bedrocan hat einen Lieferengpass – voraussichtlich bis in den Februar hinein (Stand Dezember 2014) wird es Probleme geben, den Bestellungen der deutschen Apotheken zu entsprechen. Angeblich sollen alle vier bisher verfügbaren Sorten ab Januar wieder erhältlich sein. Eine Nachfrage in Apotheken, die über eine Ausnahmegenehmigung für den Import von Medizinal-Cannabisblüten verfügen, hatte zum Ergebnis, dass dies nur „vielleicht“ funktionieren werde und dass Patienten vermutlich ein wenig mehr Geduld aufbringen müssten. Eine Schande, handelt es sich doch um kranke Menschen, die
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er israelische Professor Dr. Raphael Mechoulam identifizierte und beschrieb in den 1960er Jahren, ziemlich genau vor einem halben Jahrhundert, den hauptwirksamen Inhaltsstoff der Hanfpflanze und erforschte ihn in der Folge gründlich. Tetrahydrocannabinol, kurz THC, heißt das Phytocannabinoid, das für die hauptsächliche psychoaktive Wirkung und unter anderem (zum Beispiel im Zusammenspiel mit Cannabidiol (CBD) und anderen Cannabinoiden) auch für die medizinische Effektivität des Moleküls verantwortlich ist. Fünf Kilogramm libanesischer Haschisch waren das Ausgangsmaterial, mit dem Raphael Mechoulam seine Untersuchungen zu Beginn der sechziger Jahre erfolgreich realisierte. Das Informationsportal für Drogen, www.drugcom.de, erläutert: „Dank persönlicher Kontakte zur Polizei in Tel Aviv erhielt Mechoulam (…) besagte Menge – ohne offizielle Lizenz, wie sich später herausstellte. Mit Hilfe eines neuen Magnetresonanzspektrometers, das er bei den Kollegen am Institut für Physik benutzen durfte, gelang es ihm schließlich gemeinsam mit Yehiel Gaoni, erstmals den zentralen psychoaktiven Wirkstoff der Cannabispflanze zu identifizieren.“ Im Frühjahr 1964 veröffentlichte Professor Mechoulam dann zusammen mit seinem Kollegen Gaoni den Artikel „Isolation, Structure, and Partial Synthesis of an Active Constituent
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Kein Gras aus der Apotheke Patienten gucken in die Röhre ihre Medikation in aller Regel täglich benötigen, und in einer solchen Situation gezwungen sind, sich selbst zu helfen. Damit machen sie sich im Zweifel aber strafbar. Zum Beispiel wenn sie sich eine Pflanze zu Hause heranziehen oder ihre Medizin auf dem Schwarzmarkt besorgen. Weil Deutschland sich weigert, eine eigene Cannabis-Agentur einzurichten, über die deutsche Patienten mit den Heilmitteln versorgt werden könnten, müssen auch offizielle Cannabispatienten immer wieder dazu übergehen, ihr Gras
auf illegalisiertem Wege zu organisieren. Damit haben sie von ihrer Ausnahmeerlaubnis nicht wirklich viel – und müssen sich nur einmal mehr zum Spielball der willkürlichen Gesetzgebung und Justiz machen lassen. Ganz davon abgesehen, haben Cannabispatienten normalerweise andere Sorgen, als sich beim Dealer um die Ecke mit qualitativ minderwertigen Cannabisprodukten einzudecken. Es ist eine Schande, dass der deutsche Staat da keine befriedigende und sinnvolle Lösung anbieten will.
50 Jahre THC Ein halbes Jahrhundert Cannabis-Medizin of Hashish“ in der Fachzeitschrift Journal of the American Chemical Society. Anfänglich nannte das Wissenschaftler-Duo das „neue“ Molekül delta-1-Tetrahydrocannabinol – später wurde die Substanz dann nach der chemisch korrekten Nomenklatur in delta-9THC umbenannt. Durch die bahnbrechenden Forschungen Raphael Mechoulams eröffneten sich in der Folge auch den Disziplinen der Pharmakologie und der Medizin gänzlich
neue Türen und Wege. So arbeitete Professor Mechoulam unter anderem über das körpereigene Cannabinoid-System, das sogenannte Endocannabinoidsystem, das überhaupt erst möglich macht, dass von außen zugeführte Cannabis-Wirkstoffe im menschlichen (und auch im tierischen) Organismus eine Wirksamkeit entfalten können. Professor Mechoulam ist heute 85 Jahre alt und nach wie vor in der Cannabinoid-Forschung tätig.
CANNA+GLOBE
„Unsere Geschäftspolitik baut nicht darauf, Menschen für das Rauchen zu gewinnen oder jemanden beim Abgewöhnen zu behindern.“ (British American Tobacco)
Rauchende Milliarden Ist das Rauchen schlecht oder die Tabaklobby? Da soll also ein Industriezweig entstanden sein, der heute die ganze Welt umspannt und nebenbei eine der stärksten Lobbys der Welt hat, und dessen Ziel nicht der Profit ist? Was denn dann? Wie kann es sein, dass kaum eine Regierung sie daran hindern kann, sich weiter auszubreiten, obwohl ihre Produkte Jahr für Jahr bei vier Millionen Todesfällen eine Rolle spielen? Einerseits nun weil für alle Länder die Tabaksteuer eine wichtige Einnahmequelle darstellt, andererseits weil die amerikanische Tabaklobby täglich 106.415 Dollar für die Einflussnahme auf die Gesetzgeber verschiedener Länder aufwendet. Wir wollen aber nicht zu weit vorgreifen … ls im 17. Jahrhundert in Europa der Tabakkonsum schon alle gesellschaftlichen Schichten erfasst hatte, begann man auf Befehl des Herzogs von Mantua (Norditalien), die alkoholischen Getränke und den Tabak zu monopolisieren. Diesem Beispiel folgte man rund um die Welt. Den Staatsoberhäuptern ging der Reihe nach das Licht auf, dass der Tabak eine unerschöpfliche Einnahmequelle bietet. Die
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Verbote fielen und die Staatsoberhäupter erhoben einer nach dem anderen darauf Steuern. Im Karpatenbecken bemühten sich die Regierenden – die bis dahin schon sehr von den Tabaksteuern profitiert hatten – nach dem Freiheitskampf von 1848–49, den Tabakhandel in Schwung zu bringen. Sie erließen das Verbot, jemanden beim Rauchen einzuschränken; die Verbreitung von Flugblättern
gegen den Tabakkonsum wurde mit Gefängnis bestraft. Etwa fünfzehn Jahre später verkündete der österreichische Kaiser am 1. März 1851 die staatliche Tabakregie und begann, die ersten Zigaretten in Umlauf zu bringen. Davon wurden im ersten Jahr 600.000 Stück verkauft, im zweiten Jahr schon 13 Millionen (!). Die wahre Verbreitung des Tabaks setzte jedoch im Ersten Weltkrieg ein. Die Tabak-
industrie in Virginia hatte eine außerordentlich reiche Gruppe von Plantagenbesitzern hervorgebracht, die während des Krieges die amerikanischen Truppen gratis versorgten. Bis zum Ende der Kämpfe war die Zahl der Raucher in den USA auf das Sechsfache gestiegen. Dabei kam James Bonsack eine große Rolle zu: Er erfand 1880 seine Zigarettenmaschine, die in der Lage war, stündlich 12.000 Zigaretten herzustellen. (Die Kapazität der heutigen Maschinen beträgt 8000 Stück/min – Der Red.) Da sich in Amerika das Rauchen bis dahin nur für Männer ziemte, kam die Tabakindustrie darauf, dass sie nur die Hälfte der potenziellen Käufer/innen bediente – wie heute die Kosmetikindustrie. Deshalb brachte der Werbemanager Edward Bournes einige seiner weiblichen Bekannten dazu, beim Ostermarsch eine seiner Zigaretten mit dem Markennamen „Flagge der Freiheit“ zu rauchen. Innerhalb von Wochen wurde die rauchende Frau akzeptiert, ja sie wurde sogar trendy. Im Zweiten Weltkrieg bekamen die britischen und französischen Truppen auch reichlich Tabak, und bis zum Kriegsende rauchten vier von fünf britischen Männern. Da die lokalen Fabriken den Bedarf nicht befriedigen konnten, gingen 70 Millionen Zigaretten als Soforthilfe nach Europa. Anfang der 1950er Jahre kamen noch 90.000 Tonnen Tabak aus Amerika, für dessen kostenlose Verteilung in Europa eine Milliarde Dollar aufgewendet wurde.
Über die schädlichen Wirkungen des Rauchens
schädlich für die Gesundheit sind“, lautete die Überschrift. Außerdem kündigten sie die Gründung eines Forschungsinstituts der Tabakindustrie an und erklärten die Untersuchung der medizinischen Wirkungen von Tabak zu dessen Aufgabe. Sie stellten die Behauptung auf, es gäbe keinen Beweis für seine medizinische Schädlichkeit; weitere Forschungen seien notwendig. Sir Alexander Maxwell, der Vorsitzende des Komitees der Tabakindustrie, erklärte in einem Fernsehinterview: „Die Erwähnung des Rauchens als auslösender Faktor bei tödlichen Erkrankungen entbehrt jeder Grundlage.“ Das sagte er mit einer brennenden Zigarette in der Hand; auf den Aufnahmen nimmt er sie kein einziges Mal in den Mund. Danach rauchten alle wie gewohnt weiter. Nachdem die Gegner zehn Jahre geschwiegen hatten, verfasste ein hoher Stabsarzt der US-Armee einen Bericht über die Gefahren des Rauchens. Ihm konnte man entnehmen, dass das Rauchen grundsätzlich zum Entstehen verschiedener tödlicher Erkrankungen beitrage und die allgemeine Sterblichkeitsrate erhöhe.
Reklameverbot Infolge dieses Berichts wurden die Zigarettenfabriken verpflichtet, die auch heute üblichen Warnungen aufzudrucken und den Nikotingehalt anzugeben. Diese Verschärfung, die auf der Welt weite Kreise zog, begann am 1. April 1970, als der amerikanische Präsident Richard Nixon den Public Health Cigarette Smoking Act unterzeichnete und erstmals Zigarettenreklame im Fernsehen verbot. Das
war aber nur ein scheinbarer Sieg der AntiTabak-Bewegung. In Wahrheit erreichte eine verstärkte Lobbytätigkeit der Tabakindustrie das Verbot der Reklame, denn damit wurde auch die Ausstrahlung der Anti-Tabak-Filme beendet. Die Tabaklobby hatte schon lange ihre Finger nach Hollywood ausgestreckt und berühmte Schauspieler und Regisseure für ihre verdeckte Werbung gekauft. Aus Dokumenten, die später an die Öffentlichkeit gerieten, ging hervor, dass beispielsweise Sylvester Stallone 500.000 Dollar bekam, um in einigen seiner Filme die Produkte von Brown & Williamson populär zu machen. Damals griff die Tabakindustrie zu den schäbigsten Mitteln. In dem Wissen, dass es am schwierigsten ist, sich das Rauchen wieder abzugewöhnen, wenn man schon früh beginnt, nahm sie die Zehnjährigen ins Visier. Aus Lois Lane machten sie in Superman II eine kettenrauchende Journalistin, dann warf General Zod Superman beim Showdown gegen einen Marlboro-Laster, den es nie gegeben hatte. Dass es noch niederträchtiger geht, bewies R.J. Reynolds, der die Figur des Joe Camel schuf, die gezielt Kinder ansprechen sollte. Es dauerte nicht lange, bis Kinder unter zehn Jahren ihn besser kannten als Mickey Mouse. Der Marktanteil von Camel stieg infolgedessen bei den jungen Konsument/innen innerhalb kürzester Zeit von 0,5% auf 34%. Ein Produkt dieser Epoche ist der allseits bekannte Zigarettenkaugummi. Das erwähnte Gesetz regelte auch die erlaubten Werte pro Zigarette –10 mg Teer, 10 mg Kohlenmonoxid und 1 mg Nikotin durften nicht überschritten werden. Daher wurde
Zu dieser Zeit erschienen immer mehr wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen des Rauchens auf den menschlichen Organismus. Die Sachverständigen proklamierten den Tabak zum gesundheitsschädlichen Stoff. Im Fernsehen bekamen AntiTabak-Filme kostenlose Werbezeit innerhalb der Blöcke mit Zigarettenreklame. In dieser Zeit sank der Konsum zum ersten Mal nachhaltig und die Tabakindustrie erlitt ihre erste schwere Niederlage. Zuerst verbuchten sie Verluste auf der Einnahmenseite, dann fielen auch die Aktien um 10%. Interessant ist, dass die Regierung nichts unternahm (warum hätte sie das auch tun sollen?), obwohl andere gesundheitsschädliche Produkte gewöhnlich sofort zurückgerufen und die Produktion eingestellt wurde. So konnte die Tabakindustrie zum Gegenangriff übergehen. 1953 versammelten sich die Eigner der großen Tabakfabriken, ihre Rechtsanwälte und die PR-Firma Hill & Knowlton, um gemeinsam eine geniale Gegenstrategie zu entwickeln. Am 4. Januar 1954 veröffentlichten sie in 480 amerikanischen Zeitungen eine ganzseitige Anzeige: „Wir glauben, dass unsere Produkte nicht 47
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der Nikotingehalt für die Tabakindustrie der Schlüssel. (In den 50er Jahren enthielten die gängigen Zigaretten noch 40 mg Teer und 3 mg Nikotin – Der Red.) Da sie wussten, dass die Menschen schneller wieder vom Tabakkonsum loskämen, wenn man den Gehalt des einzigen suchterregenden Inhaltsstoffes verringerte, entwickelte Philip Morris insgeheim eine Methode, um die Wirkung des Nikotins zu verstärken. Sie gaben Ammonium bei, das das Nikotin schneller in den Blutkreislauf gelangen lässt. Auf diese Weise löste die Zigarette auch bei niedrigerem Nikotingehalt eine starke Wirkung im Hirn aus. Als die übrigen Zigarettenfabriken dies entdeckten, begannen auch sie, ihre Zigaretten mit verschiedenen Chemikalien zu behandeln, und stellten so viel stärkere und abhängiger machende Produkte her. (Im Augenblick werden mehr als 5000 registrierte Additive in den grundlegenden Verfahren verwandt.) Verständlich, dass die Zahl der Raucher/innen ständig stieg. In den 70er 48
Jahren wurden jährlich bereits 3000 Milliarden Zigaretten umgesetzt.
Passivrauchen In eine vollkommen neue Richtung weist eine Studie von Takeshi Hirayama über das passive Rauchen, die im British Medical Journal erschien. Das japanische Krebsforschungsinstitut hatte über einen Zeitraum von vierzehn Jahren 91.540 nichtrauchende Frauen, die mit einem Raucher bzw. einem Nichtraucher zusammenlebten, untersucht. Laut der Untersuchung waren Frauen mit einem rauchenden Mann zweimal öfter von Krebserkrankungen betroffen. Die Tabakindustrie reagierte darauf mit einer heftigen Kampagne. Sie gründete ein Zentrum für Innenraumluftforschung, um die Tatsachen zu widerlegen. Sie verbreiteten, dass nicht das Rauchen verantwortlich sei, sondern das unsachgemäße Lüften. Dafür schufen sie den Begriff „krankes Gebäude“.
Mitte der 80er Jahre wurden in Kalifornien strenge Gesetze im Zusammenhang mit dem Rauchen am Arbeitsplatz erlassen, in einigen amerikanischen Staaten wurde das Rauchen auch in öffentlichen Gebäuden und Restaurants verboten. Ende des Jahrzehnts stellte das Gesundheitsministerium von Kalifornien seine Verlautbarungen auf eine neue Basis. In seinen Reklamefeldzügen betonte es, dass nicht das Rauchen schlecht sei, sondern die Tabaklobby. Dadurch sank innerhalb von vierzehn Monaten die Zahl der Raucher/innen in den USA von 26 auf 16%. Die Tabakindustrie erlitt die größte Niederlage aller Zeiten. Am 15. April 1994 hielten die Tabakfabriken die Welt zum Narren, als sieben leitende Manager von Tabakfabriken unter Eid erklärten: „Ich glaube, dass Nikotin nicht suchterregend ist.“ Dazu entstand ein Kurzfilm von 30 Sekunden Länge mit dem Titel „Glauben Sie, dass wir blöd sind?“, der bis zum heutigen Tag bei schulischen Aufklärungsprogrammen in den USA verwendet wird. Ein paar Monate später kamen mehrere Tausend Geheimunterlagen, Korrespondenz aus den höchsten Führungskreisen der Geschäftsleitung mit Forschern, Anwälten und PR-Leuten von Brown & Williamson an die Öffentlichkeit. Sie brachten zutage, dass die Forschungen im Zusammenhang mit den Nikotinadditiven schon in den 50er Jahren begonnen hatten. Die Dokumente untermauerten, dass Nikotin abhängig macht und dass Rauchen Krebserkrankungen verursacht – die sieben Tabakmanager sind natürlich weiterhin auf freiem Fuß … Die Industrie befürchteten schon seit Langem, dass die Regelungen zum Passivrauchen Profiteinbußen verursachen würden. Aus einem 1994 von British American Tobacco (BAT) verfassten Dokument: „Wenn die Konsumenten weniger Gelegenheit haben, unsere Produkte zu genießen, werden sie seltener zu ihnen greifen und das wird sich negativ auf unseren Profit niederschlagen.“ Auch die ungarische Tabaklobby hat schon Maßnahmen ergriffen, um der regionalen Beschränkung des Rauchens entgegenzuwirken. Im Jahre 2000 startete die Ungarische Union der Tabakindustrie eine Kampagne, um die gesellschaftliche Akzeptanz des Rauchens zu stützen. BAT schuf nach der Verabschiedung der Nichtraucherschutzgesetze auf eigene Kosten Raucherzimmer in den Firmen, die sich zu dem Programm angemeldet hatten. Obwohl das Gesetz beabsichtigte, Schäden durch Passivrauchen entgegenzuwirken, führten Restaurantbesitzer – in Übereinkunft mit der Tabakindustrie – eine Kampagne für Laufaustauscheinrichtungen statt getrennter Räume für Raucher und Nichtraucher. Dies unterstützte die Regierung auch mit Ausschreibungen, obwohl der Luftaustausch be-
wiesenermaßen wirkungslos war. Nach Meinung der Fachleute stellt die Tabaklobby das größte Problem dar; die enge Verflechtung mit dem Industriezweig und die mangelnde Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen.
Philip Morris verklagt Regierungen In Ländern, in denen die Regierungen das Rauchen gesetzlich einschränken, treten die Tabakfirmen offensiver auf. Das beste Beispiel ist Australien, wo die Tabakfirmen bei den Wahlen die Opposition mit fünf Millionen Dollar unterstützten, weil die Regierung den Verkauf von Tabakwaren nur in schlichter braun-weißer Verpackung zulassen wollte. Philip Morris International (PMI) verklagte die Regierung von Uruguay, weil ihrer Meinung nach die Regelung zu streng sei, dass die medizinische Warnung 80% der Oberfläche der Zigarettenpackung ausmachen muss. In ihrer Klage forderte die Firma „eine nicht näher bezifferte Summe“ als Schadenausgleich für die Profitausfälle. Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind der Meinung, dass man damit das Land ins Bockshorn jagen wolle, und auch andere Nationen, die ähnliche Beschränkungen erwägen. Fügen wir hinzu: Das Bruttosozialprodukt von Uruguay macht kaum die Hälfte des Jahresumsatzes der Firma PMI (66 Milliarden Dollar) aus. PMI verklagte auch Brasilien, da die entworfenen Bilder, die auf den Packungen die schädlichen Wirkungen des Rauchens illustrieren sollen, die Firma verunglimpften. In Irland und Norwegen wollen sie auf dem Rechtsweg erreichen, dass die Platzierung der Tabakwaren in den Geschäften nicht
eingeschränkt wird. Der WHO zufolge haben die Zigarettenhersteller in den USA und Europa durch die medizinische Aufklärung viele Konsument/innen verloren, gleichzeitig geben sie noch immer Milliarden Dollar für Marketingkampagnen in Afrika und Asien aus. Somit steigt der Zigarettenkonsum weltweit immer noch um 3,4% pro Jahr. Dagegen wenden die Regierungen oft die Erhöhung der Tabaksteuer als Mittel zur Einschränkung des Rauchens an, weil nach Untersuchungen jede Preiserhöhung von 10% die Anzahl junger Raucher/innen um 7% und den Konsum insgesamt um 4% verringert, die Steuereinnahmen aber annährend gleich bleiben. Dem widerspricht die Tatsache, dass bei den Briten nach den drastisch erhöhten Steuern auf Tabakwaren der Konsum von geschmuggelten Zigaretten sprunghaft anstieg. Der Schwarzmarkt in Kanada macht heute 40% des gesamten Zigarettenmarktes aus, in Irland sind es 30%. Nach Schätzungen der EU verlieren die Mitgliedsstaaten jährlich zehn Milliarden Euro an Steuern durch geschmuggelte oder gefälschte Tabakwaren. Außerdem dient der verbotene Tabakhandel oft Terroristen oder dem organisierten Verbrechen zur Gelbeschaffung – wie bei den verbotenen Drogen. Anti-Tabak-Organisationen versuchen die Regierungen mit der Tatsache zu überzeugen, dass die Steuereinnahmen durch Tabakwaren von stetig steigenden Ausgaben für die Krankenbehandlung aufgefressen werden. Als die tschechische Regierung die Behauptung aufstellte, dass die durch das Rauchen verursachten Gesundheitsaufwendungen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes bremsten, zeigte die Studie eines Analyseinstituts (im Auftrag von Philip Morris International) auf, dass der frühe Tod der
Raucher/innen für das tschechische Budget günstig sei. Denn 1999 hätte es damit 147 Millionen Dollar gewonnen, dass die früh verstorbenen Raucher/innen keine Krankenkassenleistungen mehr in Anspruch genommen und auch keine Rente mehr bezogen hätten. Wie zynisch!
Wirksame Maßnahmen Dies macht deutlich, dass es nach den Erfahrungen der entwickelten Länder eine wirksamere Maßnahme darstellt, wenn die Regierungen Geld und Energien für eine zuverlässige medizinische Aufklärung aufwenden. Obwohl die erwachsene Bevölkerung reif genug ist zu entscheiden, sich auf die abhängig machende Droge einzulassen oder nicht, darf man nicht vergessen, dass dies die einzige Droge ist, die nicht nur eine Auswirkung auf die eigene Gesundheit hat, sondern auch auf diejenige der Menschen in unserer Umgebung. Obwohl der Schreiber dieser Zeilen raucht, befürwortet er die Regelung des Konsums dieser legalen Droge in vernünftigen Grenzen, und nicht deren Verbot. In Bhutan hingegen trat im Januar 2011 ein erschreckendes Gesetz in Kraft, das man gleichzeitig belächeln kann: Die Polizei wurde ermächtigt, jederzeit in jedem Haus nach Schmuggeltabak zu suchen. Erstes Opfer der Verschärfung war ein 23-jähriger Mann, der zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er Tabakwaren im Wert von knapp zwei Euro aus Indien in seine Heimat mitgebracht hatte …
text: Theodor Eisenschwert
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VOLLBLUT
Sweet Mix Auto Sweet Seeds: Alles in einem ieses kürzlich zusammengestellte Paket aus zehn Samen ist eine exzellente Sammlung mehrerer selbstblühender Züchtungen zu einem fantastischen Preis. Mit Sweet Mix Auto lässt sich der Preis pro Samen deutlich reduzieren, bei der gleichbleibenden Qualität, die eine Samenbank wie Sweet Seeds gewährleistet. In Sweet Mix Auto findet man alle selbstblühenden Züchtungen aus der genetischen Kollektion von Sweet Seeds. Von den Klassikern Cream Caramel Auto® (Sweet Seeds Sorte SWS22) oder Black Jack Auto® (Sorte SWS21) bis zu den neuesten purpurfarbenen Züchtungen. In diesem Paket findest Du auch die neuesten selbstblühenden Züchtungen der vierten Generation wie Ice Cool Auto® (Sorte SWS46) oder Sweet Trainwreck Auto (Sorte SWS47) und außerdem zwei neue Züchtungen der Red Family: Bloody Skunk (Sorte SWS44) und Devil Cream (Sorte SWS45). Schau Dir mal den Sweet Seeds Katalog an und genieße alle Vorteile, die Dir fünfundzwanzig verschiedene selbstblühende Zuchtlinien geben. Die Pflanzen wachsen schnell und kräftig vom ersten Tag an. Die Blüte beginnt gewöhnlich zwischen 22 und 28 Tagen nach dem Kei-
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men, ernten kann man fünf bis sieben Wochen nach dem Beginn der Blüte. Alle Pflanzen sind leicht anzubauen und für Treibhaus und Freiland gleichermaßen geeignet. Im Freiland entfalten diese selbstblühenden Pflanzen ihr volles Potenzial – von Mai bis Juli oder von Juni bis August. Im Treibhaus sollten sie nach dem Keimen direkt in den endgültigen Topf gepflanzt werden; die Quantität des benutzten Wassers sollte vom Züchter sukzessive gesteigert werden. Wenn die Pflänzchen in einem kleinen Topf vorgezogen werden, sollten sie vor dem 18. Tag nach dem Keimen in den endgültigen Topf umgepflanzt werden. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, empfehlen wir den Einsatz von Natriumdampf-Hochdrucklampen vom 8. Lebenstag bis zur Ernte in einer 18/6 oder 20/4 Fotoperiode. Kälte und zu viel Wasser sind in jedem Fall zu vermeiden. Schließlich und endlich treibt jede selbstblühende Züchtung dieser Samenbank wahrhaft gute Blüten, die mit aromatischem Harz überzogen sind und im Allgemeinen zu keinem Zeitpunkt des Wachstums enttäuschen, auch nicht bei der Ernte, die gewöhnlich üppig ausfällt. Sweet Mix Auto entfaltet eine breite Palette von Farben durch die starke Präsenz von Züchtungen aus der Red Family. Aber nicht nur das: Die Vielfalt von Aromen und Effekten verspricht lustige Erfahrungen und eine gute Zeit beim Herausfinden, welche Züchtung welche ist. Und zu guter Letzt ist sicher: Die Mischung von süßen und aromatischen Düften wird blühen.
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Biddy Early Top-Sorte aus der Outdoor Champions League 52
iddy Early, ursprünglich gezüchtet von Gerrit (Ex-Magus Genetics) und dann von Serious Seeds dankbar übernommen, errang vor zehn Jahren eine höchst bemerkenswerte Auszeichnung beim High Times Cannabis Cup 2003: Eingereicht in der Sativa-Kategorie als Newcomer-Sorte und einziges Outdoor-Gras, belegte sie den zweiten Platz und ließ dabei eine Menge etablierter Indoor-Sorten hinter sich, ein ziemlich sensationeller und einzigartiger Erfolg in der Cup-Geschichte. Im darauf folgenden Jahr erreichte sie beim Highlife Cup ebenfalls den zweiten Platz (Outdoor) und wiederholte diesen Erfolg im Jahre 2010, sechs Jahre später! Diese offiziellen Belege von Biddy Earlys superber Qualität wurden auch auf privater Ebene von vielen Outdoor-Growern weltweit bestätigt, Biddy-Fans schwören auf ihren Flavour und ihre Potenz. Achtung allerdings, alle katholischen Grower: Dies bedeutet, auf eine Hexe zu schwören, denn Biddy Early wurde nach einer Dame aus einer irischen Volkssage benannt, die wegen Hexerei angeklagt wurde. Botanisch gesehen ist sie aber das Ergebnis einer Kreuzung von Sensi Seeds Early Skunk (Skunk #1 x Early Pearl) mit Magus´ eigener Warlock (die ebenso von Serious weitergeführt wurde). Warlock ist eine wahre Aromabombe mit einem extrem hohen THCGehalt, sie bringt in Biddy Early herausragende Potenz und jede Menge Aroma ein. Das Resultat ist eine Sativa-dominate OutdoorSorte mit gutem Ertrag und solider Schimmelresistenz, die 50–60 Tage bis zur Reife braucht; unter natürlichem Licht ist dies zwischen Anfang und Mitte Oktober der Fall. Unbeschnitten nimmt Biddy Early eine weihnachtsbaumförmige Statur an und kann eine Höhe von 1,8–2 Metern erreichen. Sie verzweigt sich gern, und mit ausreichend Licht versorgt treibt sie sehr kompakte Zweige mit kurzen Internodien aus, was sie auch zu einer
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hervorragend geeigneten Balkonsorte macht, wenn man sie beschneidet oder herunterbindet. Ihre Zweige sind sehr elastisch, was sie bis zu einem gewissen Grad sturmsicher macht. Biddy Earlyproduziert reiche Harzmengen, ihre Trichome sind ungewöhnlich kurzstielig, die Buds sehen wie dicht mit kleinen, feinen Tautropfen besprenkelt aus. Biddys Blüten sind intensiv süß und können mitunter eine köstliche Zitrusnote entwickeln, dies ist aber von Fall zu Fall verschieden. Mr. Power-Planter wurde auf Anhieb zum Biddy-Fan, nachdem Ellis D. diese Sorte vor vielen Jahren gegrowt und ihm einige Blüten gegeben hatte. Er dachte, dass es an der Zeit für einen neuen Anbautest sei, also zog er im letzten Jahr im Hinterhof einige Plants in einem großen, hellen Holzunterstand mit Plexiglasdecke. Er startete spät und säte in der zweiten Juliwoche drei feminisierte Biddy-Samen in Jiffy Pots. Dann wurden die drei Keimlinge in 9-Liter-„Gro Pots“, befüllt mit U-Gro Cocossubstrat, umgetopft. Dort
wuchsen und blühten sie sehr gut und gelangten Mitte Oktober zur Reife, mit vielen gleichgroßen Haupt- und Seiten-Colas, die mit ihren reichlichen Biddy-typischen Harzdrüsen attraktiv glitzerten. Was ebenfalls zur besonderen Schönheit der Pflanzen beitrug, war ihr fantastisches herbstlich buntes Laub, das fast alle Farben des herbstlichen Spektrums abdeckte – von Gelb bis Purpur, Rosa und Dunkelblau – während die Buds selbst weitgehend grün blieben – ein wirklich spektakulärer Anblick. Biddys enorme Potenz beeindruckte sogar einen hochdosierten Indoorgras-Smoker wie Mr. Power-Planter, das High lieferte sowohl energetisierende Sativa- als auch tief relaxende Indica-Effekte. Diese Kombination bewirkte eine komplexe, lang anhaltende Raucherfahrung. Zwei der Pflanzen hatten jene ansprechende Zitrusnote produziert, die den honigsüßen Grundgeruch und -geschmack ergänzte und von Mr. Power-Planter sehr genossen wurde. Seine drei Spätstart-Biddys lieferten Erträge von 50–65 Gramm pro Pflanze, was als sehr zufriedenstellend angesehen wurde, in Anbetracht ihres vergleichsweise kurzen vegetativen Zyklus, der relativ niedrigen Endhöhen von weniger als einem Meter und der Tatsache, dass die Pflanzen in dem Unterstand nicht so viel Licht erhielten, wie dies direkt draußen auf freistehender Fläche der Fall gewesen wäre. Für Mr. Power-Planter bestätigte sich, dass Biddy Early in jeder Hinsicht eine der besten Outdoor-Sorten ist, die es gibt, ganz klar eine Top-Sorte aus der Outdoor Champions League. Er empfiehlt sie wärmstens für die 2015-Saison, auch für hartgesottene Smoker, die von Outdoor-Gras mit nur durchschnittlicher Potenz nicht high werden.
text & photos: G.B.I.
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Tofu mal ganz ausgefallen: aus Hanf Lecker, gesund und ökobewusst Hanftofu kann über die Liebhaber von Lebensmitteln auf Hanfbasis hinaus auch mit dem berechtigten Interesse derer rechnen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, unter Lebensmittelallergien leiden oder abnehmen wollen. Abgesehen davon, dass er viel gesünder ist als beispielsweise Sojaprodukte, trägt sein Genuss auch zur Verbreitung nachhaltiger Produktionsmethoden bei. 56
anftofu, der oft auch Hefu genannt wird, verfügt wie andere Hanflebensmittel über viele günstige medizinische Eigenschaften. Der aus Hanfsamen hergestellte Hanftofu enthält, wie Hanföl und Hanfmilch (über die wir in unserer Serie schon berichtet haben), alle neun Aminosäuren. Das ist besonders wichtig, weil der Körper sie nicht selbst erzeugen kann. Ein weiterer großer Vorzug des Hanftofus ist seine leichte Verdaulichkeit. Er belastet den Organismus weniger als andere Fleischersatzprodukte, beispielsweise Lebensmittel auf Sojabasis. Sowohl Hanf- als auch Sojatofu bieten allen, die sich ohne Fleisch beziehungsweise tierisches Eiweiß ernähren, eine akzeptable Eiweißquelle. Dennoch ist Hanftofu wegen seiner physiologischen Wirkungen insgesamt dem klassischen Sojatofu vorzuziehen. Tofu aus Hanfsamen kann selbst von Menschen verzehrt werden, die unter extremen Lebensmittelallergien leiden, denn es enthält praktisch keine allergenen Stoffe. Oder kennst Du jemanden, der gegen Hanfsamen allergisch ist? Nein, und das ist kein Zufall. Hanfsoja ist sehr reich an Faserstoffen und im Gegensatz zum Seitan – der ein verbreiteter Tofugrundstoff ist – können ihn selbst glutenempfindliche Menschen
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in ihre Ernährungsweise integrieren. Sein Konsum ist außerdem unproblematisch bei Milchzucker- beziehungsweise Milcheiweißunverträglichkeit. Einer der größten medizinischen Vorteile des Hanftofus besteht darin, dass er keine Phytinsäuren enthält, die sonst in jedem ähnlichen pflanzlichen Eiweißprodukt (auch in öligen Kernen) zu finden sind. Warum ist das gut? Weil die Phytinsäuren bei vielen Menschen Verdauungsprobleme verursachen und die Absorption bestimmter Mineralstoffe, hauptsächlich Zink und Eisen, behindern. Außerdem verdünnen sie das Gewebe der Darmwände und schwächen damit den kompletten Organismus, vor allem aber das Verdauungssystem. Da Hanftofu keine Phytinsäure enthält, ist sein Konsum bei chronischen Erkrankungen des Immun- oder Verdauungssystems vorteilhaft. Wegen seines geringen Kohlenhydratgehalts passt Tofu auf Hanfbasis besonders gut in den Diätplan zum Abnehmen. Und da er überhaupt kein Cholesterin enthält, beziehungsweise sein Natriumgehalt viel geringer als der anderer Eiweißersatzstoffe ist, ist sein Konsum auch bei Herz- und Gefäßkrankheiten zu empfehlen. Wegen seiner leicht bröseligen Konsistenz lässt sich Hanftofu am ehesten mit dem traditionellen indonesischen Sojaprodukt Tampeh vergleichen. Entsprechend gewürzt – zum Beispiel in einem mexikanischen Gericht – lässt sich der gebratene Hanftofu kaum von Fleisch unterscheiden. In ungari-
schen Gerichten ist er ein unschätzbarer Ersatz für Quark. Abgesehen davon, dass Hanftofu medizinisch gesehen eine außerordentlich wertvolle Nahrungsquelle ist, darf man auch die gesellschaftliche Bedeutung seines Konsums und seiner Produktion nicht außer Acht lassen. Hanftofu gelangt ausschließlich als geprüftes Bioprodukt, absolut nicht genmanipuliert, in den Handel. Die Bewegung gegen genmanipulierte Lebensmittel hat in den letzten Jahrzehnten eine immer größere Resonanz gefunden, besonders in den Vereinigten Staaten. Da die dortige Sojaproduktion gegenwärtig zu 85% aus genmanipuliertem Samen stammt, ist das verständlich. Die Kritiker der Genmanipulation befürchten in erster Linie, dass diese Praxis die Biodiversität drastisch und unwiederbringlich einschränken wird, was für die künftigen Generationen zu tragischen Folgen bei der Lebensmittelproduktion führen könnte. Während Sojatofu oft aus genmanipulierten Grundstoffen hergestellt wird, besteht diese Gefahr bei Produkten aus Hanf überhaupt nicht. Daher fördern die Verbraucher mit dem Kauf von Hanftofu – meist bewusst – die Nachhaltigkeit. Leider ist das Angebot von Hanftofu auf dem Markt begrenzt und die Produkte sind auch ziemlich teuer – ihre Qualität ist aber ausgezeichnet und sie stammen von ethischökologischen Herstellern. Der Hanftofu einer
amerikanischen Firma vertreibt neben der Naturversion auch drei spannend gewürzte Geschmacksrichtungen. In Europa wird zurzeit Hanftofu in Italien hergestellt, nur in der Naturversion, in 200-Gramm-Packungen. Man kann sie auch im Internet bestellen. Für alle an Hanftofu Interessierte könnte die Herstellung des Lebensmittels zu Hause eine Alternative zum Kauf des Fertigprodukts sein. Die Herstellung ist ziemlich einfach, man benötigt dazu nur geschälte Hanfsamen, Bittersalz und Wasser. Die Hanfmilch aus Hanfsamen und Wasser kocht man unter ständigem Rühren vier bis fünf Minuten auf kleiner Flamme, bis das Gemisch eindickt und bröselig wird. Nachdem man es vom Feuer genommen hat, lässt man es auf 68°C abkühlen. Unterdessen wird das Bittersalz in einem kleinen Glas Wasser aufgelöst. Wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist, gibt man zuerst die eine Hälfte der Bittersalzlösung zu dem Gemisch, rührt es gut um und gibt dann die zweite Hälfte dazu. Das fertige Tofugrundmaterial muss fünfzehn Minuten stehen, dann gibt man es in ein sauberes Küchentuch und quetscht es aus, bevor man es zu Tofu weiterverarbeitet oder wie hausgemachten Käse formt oder presst.
text: Sarah Klos
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Wilder Apfel Zutaten 4 große, entkernte Äpfel 100 g brauner Zucker 600 ml Wasser 4 Kirschen (Dekoration) ein paar Gramm gemahlene Cannabisblüten 2 Esslöffel Zimt
Ratschläge des Küchenchefs
as Cannabis in einem Mixer mahlen, dann mit dem Zucker und dem Zimt mischen. Mit dieser Paste die Äpfel füllen, mit Zimt bestreuen und mit der Kirsche dekorieren. Im Ofen 25 Minuten bei 250°C backen. Beim Genuss des Wilden Apfels am offenen Kaminfeuer wünschen wir angenehme Erlebnisse!
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1. Der Gebrauch und die Lagerung von Cannabutter ist eine ausgezeichnete Methode, THC in Deine Diät einzubauen, ohne den Geschmack der ursprünglichen Rezepte drastisch zu verändern. 2. Wenn Du Blätter von geringer Qualität oder andere bittere Stoffe benutzt, dann weiche sie über Nacht in Wasser ein, damit sich die unangenehmen Bestandteile auflösen. 3. Für süße Rezepte benutze keine zitronigen, skunkigen oder andere pikante Sorten. Diese eignen sich besser für Beilagen, Vorund Hauptspeisen. 4. Benutze keine süßen oder fruchtigen Sorten zu Rezepten, in denen keine ähnlich süßen Zutaten vorkommen, sonst verändert sich der Geschmack des Endprodukts stark. 5. Dosiere die Zutaten nicht über und versuche das Gleichgewicht zu halten. Ein bis zwei Gramm Gras von guter Qualität sind vollkommen ausreichend für ein Gericht. 6. Nachdem Du das Cannabis zum Essen gegeben hast, versuche hohe Temperaturen oder zu langes Kochen zu vermeiden. Damit erhältst Du Geschmack und Wirkung. 58
Wenn wir Cannabis in Speisen zu uns nehmen, gelangt das THC mit seiner erhebenden Wirkung sowie andere Cannabinoide über den Verdauungstrakt in den Blutkreislauf. Das ist ein langsamerer und weniger vorhersehbarer Prozess als beim Rauchen, wo sich die Wirkung sofort entfaltet. Beim Konsum in Speisen kann das 15–90 Minuten dauern. Der Eintritt der Wirkung hängt von der Art der Zubereitung ab und natürlich von der
Menge der Speise, die jeweils durch den Verdauungstrakt wandert. Nach dem Schlucken erreicht die „cannabinoizierte“ Speise den Magen, wo Säuren und Enzyme sie zu einem Gemisch aufschäumen. Von hier gelangt sie in flüssiger Form in die Därme, wo weitere Enzyme und die Galle die in der Speise befindlichen Fette abbauen. Die Cannabinoide werden durch die Darmwände aufgesaugt und gelangen in den Blutkreislauf. Wenn sie in den Blutstrom kommen, erreichen die psychoaktiven Bestandteile schnell das Hirn. Im Allgemeinen überschwemmen einige Cannabinoide 45 Minuten nach dem Schlucken die Neurorezeptoren im Hirn und der Konsument beginnt langsam, die Wirkung zu spüren. Je mehr psychoaktives Material in das System gelangt, desto stärker ist die Wirkung. Die meisten Marihuanasorten verfügen über einen wunderbaren geheimen Inhaltsstoff, mit dem wir das Erlebnis steigern können. Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten des Cannabis sind praktisch unbeschränkt.
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Das Cannabisverbot ist irrational Mathias Bröckers über Cannabis, die Legalisierung und sein neuestes Hanfbuch Mathias Bröckers aus Berlin sollte allen, die sich ernsthaft mit Cannabis befassen, ein Begriff sein. Der heute 60-Jährige war Gründer bzw. Mitbegründer des Hanfhauses in Berlin und Autor des bahnbrechenden Werks „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ (zusammen mit dem US-amerikanischen Urgestein der Legalisierungsbewegung Jack Herer). Darüber hinaus ist Bröckers seit Jahr und Tag Redakteur der taz sowie Bestsellerautor zu diversen Drogenthemen und Verschwörungstheorien. In unserem Gespräch stand der Schriftsteller zu seinem neuesten Hanfbuch Rede und Antwort.
text: Markus Berger
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Medijuana: Dein neuestes Buch zur Cannabis-Thematik heißt „Keine Angst vor Hanf“. Nun haben ja Angehörige unserer Szene alles Mögliche, aber sicherlich keine Angst vor Cannabis. An wen wendet sich das Buch also? Mathias Bröckers: An alle, die noch Angst vor Hanf haben. Wer sich mit Hanf auskennt und es vielleicht sogar schon einmal konsumiert hat, weiß Bescheid, dass man
da keine Angst vor haben muss. Aber die Tatsache, dass wir jetzt seit etwa sechzig Jahren eine Prohibition, also ein Verbot von Hanf haben, hat viel damit zu tun, dass in weiten Kreisen der Bevölkerung immer noch Angst vorherrscht. Und in meinem Buch zeige ich auf, wo diese Furcht eigentlich herkommt. Der Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt und nachgewiesenermaßen seit mindestens
10.000 Jahren in Gebrauch – sowohl als Medizin als auch als Rohstoff und Genussmittel. Wie also kann man vor so einer gut und lange bekannten Pflanze Angst haben? Genau das habe ich mir angeschaut und komme im Buch zu dem Schluss, dass diese Unsicherheit auf die Propaganda des US-amerikanischen Anti-Drogen-Zars Harry J. Anslinger zurückgeht, der in den 1930er Jahren eine enorme Hetzkampagne gegen Cannabis etablierte. MED: Wie hat Anslinger das eigentlich geschafft? Immerhin kann seine Hetze gegen den Hanf sicherlich als die erfolgreichste Propaganda bezeichnet werden, die je in der Welt stattfand. MB: Mit Hilfe eines Kunstworts, nämlich des mexikanischen Terminus Marijuana. Damit erschuf Anslinger sozusagen eine komplett neue Droge, die dann nach Herzenslust dämonisiert werden konnte. Marijuana mache wahnsinnig, krank, irre, süchtig und gewalttätig – das alles schob Anslinger einer Pflanze zu, die in unserem Kulturkreis überall wuchs und gedieh und unter dem Namen Hanf jedem gut bekannt gewesen war. Mit dem „neuen“ Marijuana war es möglich, so zu tun, als sei hier von einer andersartigen Substanz die Rede, vor der die Menschheit gewarnt werden müsse. MED: Diese Reefer Madness war allerdings nicht das einzige „Argument“ der Prohibitionisten – da folgte doch noch mehr an Unwahrheiten, die global Verbreitung fanden. MB: Ja, genau – und schließlich wurde eine weitere Kampagne ins Rollen gebracht, nämlich die Mär von Cannabis als Einstiegsdroge. Der Welt wurde so lange erzählt und weisgemacht, dass Marihuanakonsumenten zwangsläufig als Herointote im Straßengraben landen, bis das Gerücht in jedem Winkel der Erde für bare Münze genommen wurde. Und teilweise hat sich diese dreiste Lüge bis heute halten können – sie wird auch in unserer ach so aufgeklärten Zeit immer wieder als Argument aus der verstaubten Schublade gekramt. MED: Und taugt noch immer gut dazu, den Menschen Angst einzujagen. MB: So ist es – und diese Angst entbehrt jeder Grundlage, weil die Politik, die gemacht wird, zutiefst irrational ist. Es geht ja gar nicht um Argumente. Es geht auch nicht darum, das Volk zu schützen. Denn wäre dem so, dann müssten die Bürger die-
ses Landes zuallererst vor den gravierenden Gefahren, die vom Alkohol und vom Tabak ausgehen, geschützt werden. Und ist das so? Nein – das Gegenteil ist der Fall. An den legalen Süchten der Menschen stoßen sich die Staatsgebilde nach wie vor reich. Genau das beleuchtet mein Buch, das insofern eigentlich eher eine kleine Streitschrift ist.
Mathias Bröckers: Keine Angst vor Hanf Frankfurt/M.: Westend Verlag, 2014 94 Seiten, ISBN: 978-3-86489-071-0
MED: Stichwort irrationale Drogenpolitik: Kann eine Verbotspolitik überhaupt etwas zum Besseren wenden? MB: 140.000 Strafverfahren allein im letzten Jahr nur wegen Cannabis sprechen da eine deutliche Sprache. Was ändern denn diese Repressalien? Ändern sie das Konsumverhalten? Die mit dem Rauchen einhergehenden Gesundheitsrisiken? Die Bedingungen für einen funktionierenden Jugendschutz oder gar die Einstellung der Hanffreunde? Nein, sie verändern über-
haupt nichts, außer, dass sie unbescholtenen Menschen, die gerne mal einen Joint rauchen, durch Brandmarkung und Verfolgung das Leben zerstören. MED: Inwiefern kann und sollte uns die Legalisierungswelle der USA Vorbild sein? MB: Die USA sind das Mutterland der Prohibition, dort fing alles an. Und weil von dort ausgehend nun auch allmählich das Cannabisverbot gelockert und aufgelöst wird, glaube ich, dass sich das irgendwann auch auf den deutschsprachigen Raum auswirken wird. In den Köpfen der Leute tut sich ja schon einiges. Viele Menschen denken nach und nach um. Auch manche Politiker fordern mittlerweile eine Entkriminalisierung des Hanfs und die Installation von Coffeeshops in Deutschland. Das ist schon mal ein erster wichtiger Schritt. Ich denke, wir Deutschen werden insofern von den USA lernen, als dass wir spätestens im kommenden Jahr sehen werden, wie viele Einnahmen die Bundesstaaten aus der Legalisierung von Cannabis zu generieren imstande sind. Gepaart mit den enormen Einsparungen durch die fehlende Repression werden die Deutschen Augen machen, was für Summen da unterm Strich herauskommen. Außerdem können sich Polizei und Staatsanwaltschaft im Fall einer Legalisierung endlich darauf konzentrieren, echte Kriminelle zu jagen und unschädlich zu machen, und nicht mehr den kleinen Kiffer, der abends auf dem Sofa an der Tüte nuckelt und für niemanden eine Gefahr darstellt. MED: Wie lange wird es nach deiner Einschätzung noch dauern, bis der Hanf auch bei uns wieder legal sein wird? MB: Ich denke, so etwa fünf bis zehn Jahre. Wenn ich morgen Kanzler wäre, würde ich übermorgen legalisieren. Die Prohibition ist ja schon lange gescheitert. Und das werden auch die Politiker irgendwann realisieren müssen. Wieso sollten wir weiterhin an etwas festhalten, was allen letztlich nur schadet? Konsumenten und auch Patienten werden stigmatisiert und Polizei und Justiz werden mit der Arbeit, die sie direkt für die Mülltonne produzieren, auch nur lächerlich gemacht. Und das alles, um den Wirtschaftslobbys zu gefallen und um deren Taschen zu füllen. Solch ein Unsinn kann sich nur eine begrenzte Zeit halten. Und das Ende dieser Ära ist sicherlich nicht mehr weit. 61
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Im Vordergrund steht der Text, doch die Musik ist auch nicht schlecht Leonard Cohen: Popular Problems enn man für Leonard Cohen schwärmt, tut man das wohl weder wegen seiner Stimme noch wegen seiner Musik. Die Platten des Dichters und Künstlers, der vor Kurzem seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hat, kommen wohl des-
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halb immer wieder auf den Plattenspieler, weil sie eine so starke Atmosphäre haben. Man kann Live in London, Ten New Songs oder Popular Problems nehmen und bekommt immer das Gleiche: eine psalmodierende, gebrochene Männerstimme, wunderbare Frauenchöre und Soft-Jazz, gemischt mit ein wenig Folk. Auf seiner aktuellen Scheibe macht Cohen nichts Besonderes, er gibt in die bisherigen Zutaten Elemente des Blues und der Tanzmusik. Und die passen gut zu dem alten Meister. Die Lieder sprechen in der alleralltäglichsten Form über wenig oder bestenfalls über klassische Themen – über Gott, das Altern, den Tod – unverblümt, ironisch und einfach. Sie sind fast nackt, ihre Vertonung suggeriert Finesse, Zerbrechlichkeit und Intimität. Keine Schlagsahnehäubchen, nur die Vokalistinnen, und die sind auch nicht wegzudenken. Ihre Aufgabe ist es, Cohens altmodischen „Rap“ anzureichern. Im Großen und Ganzen handelt es sich hier um Rap. Cohen kann ebenso we-
nig singen wie die meisten Rapper. Hier ist der Text genauso wichtig wie dort. Doch während beim Hip-Hop der Rhythmus und das Tempo das Markenzeichen sind, ist es bei Cohen die Langsamkeit, die Rezitation und das Psalmodieren. Natürlich kocht der Meister nicht ohne Salz. Musikliebhaber kommen schon auf ihre Kosten. Die kratzigen Verse von Did I Ever Love You und ihr folkiger, mit einem Banjo angereicherter Refrain sind ziemlich fetzig. Eine überraschende Wendung bringt Nevermind, das aus Fußtrommel, minimalen Synthiebässen und Streichern zusammengesetzt ist, gekrönt mit östlichem Frauenvokal. Cohens Leid – sein bisheriger Manager hatte ihn gründlich ausgenommen – ist des Hörers Freud. Sein Unglück zwang ihn 2012 auf die Bühne und ins Tonstudio zurück. Dies ist seither seine zweite Platte und es scheint, dass trotz seiner Achtzig die Arbeit wieder in Schwung kommt.
Weltkulturerbe erklärt. Zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten zählt der ehemalige Kaiserpalast, die Tempel, das dortige Nationalmuseum, der Nara Park, der Berg Wakakusa und der See Sarusawa. In der Musik aber kommen die östlichen Bezüge nur vereinzelt vor, die Geschichte der
Reise gibt der Platte eine Art Rahmen. Die Musik ist von der letzten Veröffentlichung wohlbekannt – schwebender Indie-Rock mit viel Gesang und ein wenig Elektronik aufgemotzt. Auf This Is All Yours gibt es weniger starke Lieder zu hören, die auch allein bestehen könnten; eher ist die Atmosphäre entscheidend. Die erste Hälfte der Scheibe ist leicht, ätherisch; außer dem Intro bleiben nur zwei Songs, Arrival In Nara und Every Other Freckle, im Ohr. Left Hand Free, das den klassischen 70er-Rock zitiert, und Garden Of England, das mit Vogelgezwitscher aufgepeppte Kammermusikstück für Blasinstrumente, sind die Tiefpunkte der Platte. Ersteres haben wir schon hundertmal, aber viel besser gehört; das zweite Stück, als Intermezzo gedacht, ist leider selbstverliebt und fantasielos. Mit dem weichen Dämmern von Choice Kingdom bewölkt sich die Stimmung ein wenig, was dem ohnehin verspielten und leichten Stoff ausgesprochen guttut und den Boden bereitet für Hunger of The Pine, den bei Weitem besten Song. Der aus 4x4 von Miley Cyrus gesampelte Teil schadet der Nummer allerdings. Bis zum Ende bleiben wir auf der Linie, alle Nummern funktionieren. Die hohen, seltsamen Gesangsthemen, das Spiel mit dem Rhythmus – die Markenzeichen von Alt-J kommen hier am besten zur Geltung. Schade, dass das nicht für alle Songs gilt.
In Nara Alt-J: This Is All Yours benso wie An Awesome Wave hält This Is All Yours ein starkes Konzept zusammen. Diesmal führen die Jungs uns nach Nara, in eine Stadt auf der japanischen Insel Honshu, die einer der geschichtsträchtigsten Orte des Landes ist. Zahlreiche geschichtliche Gebäude hat die UNESCO zum
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Der Herr der Fliegen im Kinderzimmer Gabor Maté und Gordon Neufeld: Unsere Kinder brauchen uns! Die entscheidende Bedeutung der Kind-Eltern-Bindung as von Gabor Maté gemeinsam mit Gordon Neufeld verfasste Werk „Unsere Kinder brauchen uns!“ untersucht Probleme und psychologische Phänomene, die Tag für Tag das Leben breiter Massen erschweren und trotzdem nicht allgemein bekannt sind. Da er lange Zeit als Hausarzt gearbeitet hat, fand er Kontakt zu zahllosen Familien und erkannte deren Probleme. Neben der Aufklärung über die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ADHS führt er den Leser in den Begriff der Gleichaltrigenorientierung ein. Eine kurze Definition von Gleichaltrigenorientierung könnte so klingen: Die primäre Bindung des Kindes zu den Eltern löst sich auf und an deren Stelle treten Mitglieder seiner Generation. Wenn sich die enge Bindung an die Eltern lockert, verflüchtigt sich auch der Respekt, und dann umarmt, liebt, bittet, fordert und befiehlt man vergeblich, die Worte treffen auf taube Ohren. Das Kind hat sich schon an Gleichaltrige gebunden
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und die Eltern mit Angehörigen seiner eigenen Generation vertauscht, sodass wir uns in der gnadenlosen Welt des „Herrn der Fliegen“ wiederfinden. Wenn das Kind schon an seinen Freund/innen interessiert ist, wird es durch sie geprägt – über die Ablehnung der Eltern hinaus auch beim Lernen, der Gesundheit und Sexualität. Wichtig ist es, die Hand des Kindes nicht loszulassen. Wenn es sich in einen Abgelehnten, einen Gegner verwandelt, dann sollten es die enttäuschten, wütenden und verzweifelten Eltern nicht zum Gehorsam verurteilen, nicht bestrafen, sondern ihren Sprössling in die Arme nehmen, weil Härte und Strenge bedeuten würden, Öl ins Feuer zu gießen. Mit wohlvertrauten Familienunternehmungen und gemeinsamen Erlebnissen kann man die schmerzlich vermisste Ordnung wiederherstellen. Die Autoren betonen natürlich, dass es an und für sich gesund ist, wenn Kinder Beziehungen mit Gleichaltrigen aufbauen, aber
dass der „jugendliche Aufstand“ schon im Kreise der Sieben- bis Neunjährigen auftritt, liege nicht an den Hormonen oder einem natürlichen Abtrennen, sondern in erster Linie an der Gleichaltrigenorientierung.
Ritter, Könige, Knappen George R.R. Martin: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben as Genre Fantasy dürfte dem breiten Publikum durch die Verfilmung des „Herrn der Ringe“ von Tolkien bekannt sein. Ihm folgten zahllose neue Werke auf den Bildschirmen und den Kinoleinwänden. Am bekanntesten und erfolgreichsten unter ihnen wurde die Reihe mit dem Titel „Game of Thrones“, die nach den Romanen von George R.R. Martin entstand und uns im nächsten Frühjahr bereits im fünften Jahr in Spannung versetzen wird. Neben der Romanreihe spielen einige kürzere und längere Novellen des Autors ebenfalls in den Sieben Königreichen. Kürzlich erschien die deutsche Fassung von „Der Ritter von Westeros“, dessen Handlung rund hundert Jahre vor dem „Lied von Eis und Feuer“ spielt. Der Band enthält eigentlich drei Novellen, die in sich abgeschlossen und deren Handlungen nur locker miteinander verbunden sind. George R.R. Martin plant bereits eine Fortsetzung; bisher sind aber nur diese drei erschienen. Wir erfahren die Geschichte des Ritters mit dem Spitznamen Dunk und seinem Schwertträger Egg. Während Dunk aus niedrigen Schichten stammt, stellt sich heraus, dass
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Egg ein Spross der Familie Targaryen und der Sohn des Herzogs Maekar ist. Wenn der Autor einmal die Geschichte zu Ende schreibt, dann
wird einer von ihnen Mitglied der königlichen Leibgarde und der andere König sein. Der erste Kurzroman erzählt, wie Dunk zum Ritter geschlagen wird, und beschreibt den Beginn der Freundschaft mit Egg. In der zweiten Geschichte treten sie schon als gestandenes Team auf, wobei der Schriftsteller die feudalen Verhältnisse, die in Westeros herrschen, beschreibt. In der dritten Geschichte reisen sie in den Norden, um in die Dienste des Hauses Stark zu treten. Unterwegs nehmen sie an einer Hochzeit und einem Ritterturnier teil und es kommt zu immer neuen Verwicklungen. „Der Heckenritter von Westeros“ ist einfacher und sauberer aufgebaut als die Bände von Feuer und Eis. Das Schicksal der Akteure ist leichter nachvollziehbar, obwohl der Erzähler es in zahllose Teile zerlegt. In der Handlung dominieren weder Charakterbildung noch die Nachzeichnung dunkler Charaktere; es sind eher Ereignisse, die sich wie ein Film abspulen und die Stimmung der eigenartigen Ritterzeit heraufbeschwören.
text: Peter Laub
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