Medijuana 21

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Nr. 21 4/2015 Aug-Sept

Medical & Harm Reduction Magazine

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MANGO HIGH Fruchtbare Verbindung mit THC?

ÖSTERREICHISCHE SMG-REFORM Kommt jetzt statt der Polizei der Rettungsdienst?

NEUROPSYCHIATRISCHE ERKRANKUNGEN Dr. Ilya Reznik auf Cannabisbehandlung

CANNABIS MIT MANN UND MAUS Gespräch mit einem Endocannabinoidforscher







Liebe Leute, die Sommerfestivals stehen bevor und Hunderte von Events locken. Bei den Festivals – jedenfalls bei den anspruchsvolleren – stehen heutzutage schon lange nicht mehr nur Konzerte und Partys im Vordergrund, auch unzählige Kulturprogramme und -events erwarten die Besucher. Ohne endlose Schlangen vor den Zapfhähnen und Cocktailbars geht es wohl nicht, weil alle meinen, dass Alkohol und Party zusammengehören. Dass Cannabis eine wesentlich ungefährlichere Alternative bietet und den Konsumenten nicht mit einem Kater am nächsten Morgen und langfristig körperlichen Schäden bestraft, darüber verliert man kein Wort, weil man es nicht legal verkaufen kann. Selten jedoch greift ein MainstreamFestival das Thema Cannabis auf und stellt dessen Anhänger/innen einen kleinen Stand bereit. Ganz das Gegenteil war beim größten eintrittsfreien Sommerfestival in Wien, dem Donauinselfest, der Fall. Zusammen mit dem Wiener Future Grow Shop, dem ebenfalls in Wien beheimateten Hanf-Institut und der Gruppe Cannabis als Medizin präsentierte sich das Medijuana Magazin breiten Schichten der Bevölkerung. Wir bekamen eine Menge positive Resonanz und die Zeitschrift wurde uns aus den Händen gerissen. Viele wussten nicht, dass Cannabis über positive medizinische Eigenschaften verfügt und sich die Einstellung zu diesem Heilmittel bereits bei vielen Medizinern geändert hat. Einen Monat darauf nahmen wir an der vielleicht ersten Cannabis Trade Show in München teil, der Cannabis XXL. Leider drängten sich dort noch keine Menschenmengen – wie bei den bewährten Trade Shows üblich. Vielleicht liegt es daran, dass sie noch am Anfang steht, aber es könnte auch die strenge Graspolitik Bayerns schuld sein. Es gab sogar Gerüchte, dass die Polizei dort einen Einsatz plant! Dazu kam es

IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, C. Anna Histič Jack Pot, Markus Berger, Martin Müncheberg, G.B.I., Tomas Kardos Kevin Herzig, Toni Straka Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

nicht, stattdessen sahen wir eine vielversprechende, gut aufgelegte Initiative, und nächstes Jahr kommen bestimmt mehr Besucher/innen! Bei der Berliner Hanfparade kann man sicher mit einer gewaltigen Menschenmenge rechnen, dieses Jahr findet sie am 8. August statt. An der größten Legalisierungsdemo Deutschlands nahmen letztes Jahr 6500 Menschen teil und man erwartet dieses Jahr eine weitere Steigerung. Das Hauptanliegen neben der Legalisierung von Marihuana ist es, die Anwendung von therapeutischem Cannabis voranzubringen. In Österreich muss man nicht auf den nächsten Hanf Wandertag warten, wenn man sich für Cannabis einsetzen will. Der Grund dafür ist jedoch nicht erfreulich: Nach der geplanten Novellierung des Suchtmittelgesetzes sollen ab dem 1. Januar 2016 Hanfkonsument/innen als „Haschischkranke“ ins Suchtmittelregister eingetragen werden, was völlig absurd ist. Das Hanf-Institut hat deshalb für den 19. September zum Cannabis Social March aufgerufen. Ziel der Protestaktion ist es zu verhindern, dass das Gesetz in dieser Form in Kraft tritt. Die Demo wird u. a. unterstützt vom Cannabis Social Club Salzburg und der Organisation der Cannabispatienten Arge Canna – die Liste der Unterstützer/innen wird immer länger, weil sich ständig neue lokale Initiativen melden. Den erwarteten zehntausend Teilnehmer/innen wird nebenbei einiges geboten, denn es gibt keinen Cannabis March ohne Reggae und Tanz! Und hier noch eine gute Nachricht für alle, die selten einen Growshop besuchen: Medijuana kann jetzt abonniert werden und kommt zu Euch ins Haus. Patient/innen und Rentner/innen gewähren wir zudem einen Rabatt! Der Red.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS ATAMI BUSHPLANET CBDROPS CITY GROW DINAFEM SEEDS FUTURE CLONE FUTURE GROW GREENHOUSE FEEDING GROW CITY RETAIL GROWGO GROWNRW HANFPARADE HANF MUSEUM BERLIN HEMP EMBASSY VIENNA HERBALIST HUG‘s HULABALOOZA INDRAS PLANET INNOVATING PLANT PRODUCTS JELLY JOKER LAMOTA DISTRIBUCIÓN MEDICAL CANNABIS MOTORCYCLES TOUR NACHTSCHATTEN VERLAG NEAR DARK ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND PLAGRON PUFF AND STUFF ROYAL QUEEN SEEDS SEEDPLANET SERIOUS SEEDS STECK-IT SWEET SEEDS UNITED SEED BANKS VAPOSHOP VERDAPFTNOCHMAL

43 12, 51 64 35 U3 21 13 13 24 2–3 9 24 U2 41 9 60 50 23 19 23, 39 27 50 44 63 20 25 8, U4 18 11 30 61 57 15 59 37 47

Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT LIEBE LEUTE!

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MEDI+GREEN LEBENSRETTENDE ENTKRIMINALISIERUNG

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19. SEPTEMBER: CANNABIS SOCIAL MARCH IN WIEN Veranstalter planen größte Pro-CannabisDemonstration Europas

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GEMEINGEFÄHRLICHER CANNABIS CLUB?

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HEMP EMBASSY VIENNA

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ITALIEN AUF DEM WEG ZUR LEGALISIERUNG

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CANNA-GADGET UPDATE

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STOCKENDE LEGALISIERUNG IN OREGON Das Gesetz trat in Kraft, aber die Geschäfte öffneten nicht

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CANNA+GLOBE DONAUINSELFEST 2015 Offenheit und Akzeptanz in Wien

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MEDI+GREEN AUSTRALIEN KANN TONNENWEISE ZÜCHTEN

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EXTRAKTE NEUERDINGS IN KANADA ERLAUBT

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DIE JUNGEN LÄSST ES KALT

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ZEHNTAUSENDE BESUCHER/INNEN BEIM MEDICAL CANNABIS INFOSTAND BEIM DONAUINSELFEST

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CANNA+GLOBE KOMMT JETZT STATT DER POLIZEI DER RETTUNGSDIENST? 26–27 Verwirrung um geplante österreichische SMG-Reform CANNABIS XXL 2015

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KÜHLE DEINEN DAMPF! Angenehmerer Dampf durch Wasserfilterung

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INHALT MEDI+GREEN 38

ÄLTESTER MEDIZINGARTEN IN GEFAHR

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CANNABIS UND ERKRANKUNGEN DER LUNGEN UND DER ATEMWEGE

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CBD BEI KNOCHENBRÜCHEN

MEDIZIN 40–43 58 45

CANNABIS MIT MANN UND MAUS Gespräch mit dem Endocannabinoidforscher Dr. István Katona

MEDI+GREEN 45

BILLIGUNG DES SENATS

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ABGETRENNTE HEILWIRKUNG

MEDIZIN 46–47

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NEUROPSYCHIATRISCHE ERKRANKUNGEN MIT CANNABIS BEHANDELN Im Gespräch mit einem Experten aus Israel über Anwendungsbereiche, Standardisierung und Komplikationen

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CANNA+GLOBE 52–53

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DIE HANFPROFIS Über einen Großhandel mit Herz und Leidenschaft

VOLLBLUT 54–57

SERIOUS HAPPINESS: Das erste Kind der Revolution

CANNA+GLOBE 58–60

MANGO HIGH Fruchtbare Verbindung mit THC?

A´LA CANNA 39

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GYROS AUF DIE SCHNELLE

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MEDI+GREEN ährend die meisten Länder auf die Verbreitung neuer psychoaktiver Mittel mit Verschärfungen und neuen Gesetzen reagieren, prüft das irische Parlament neue Alternativen. Auch Portugal geht mit gutem Beispiel voran. Dort hat die Entkriminalisierung in jeder Hinsicht eine Verbesserung gebracht. Das Aussetzen der Strafandrohungen gegen Drogenkonsument/innen hat weder den Drogenkonsum noch das Ausmaß des Drogenhandels erhöht. Heute werden weniger junge Leute abhängig und Portugal wurde auch nicht zum Reiseziel von Drogentouristen. Obendrein konnten beträchtliche Summen bei den Ausgaben für Polizei und Gerichte eingespart werden, die zur Prävention, zu Aufklärungszwecken und für die Therapie verwendet werden. Die Mitglieder des Justizkomitees des irischen Parlaments trafen vor der Eingabe ihres Berichts nun mehrere portugiesische Kollegen und gelangten zu der Überzeugung, dass die Entkriminalisierung in Portugal ein voller Erfolg ist. Interessanterweise erkennen auch die konservativen Abgeordneten im britischen House of Lords diese Ergebnisse an, obwohl sie sich vorsichtig ausdrücken und den Einfluss anderer Faktoren hervorheben. Die irische Kommission

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Lebensrettende Entkriminalisierung stellte hingegen fest, dass die Daten so positiv ausfielen, weil das portugiesische Programm den Drogenabhängigen mit koordinierten, planmäßigen Programmen in die Therapie und wieder auf die Beine helfe. Im portugiesischen Modell gehört die Drogenfrage nicht mehr ins Justizressort, sondern wurde zwei neuen Behörden für Fragen der allgemeinen

Gesundheit dem Gesundheitsministerium zugeordnet. Drogenabhängige können nach der Therapie an ihre Arbeitsstelle zurückkehren, ohne in einem Strafregister zu erscheinen. Nach Meinung der irischen Kommission brachte das Programm im Vergleich zu vorangegangenen Versuchen auch finanzielle Einsparungen. Irland, jetzt bist du dran!

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MEDI+GREEN

19. September: Cannabis Social March in Wien Veranstalter planen größte Pro-Cannabis-Demonstration Europas ach Bekanntwerden der unerfreulichen Details der österreichischen Suchtmittelgesetz-Reform rufen die österreichischen Hanfaktivist/innen für den 19. September zum Cannabis Social March Wien (CSM) auf. „Die aktuelle Gesetzesnovelle, wodurch eine Million österreichische Hanffreund/innen ab 1. Januar 2016 zu ‚Haschkranken‘ deklariert werden, ist ein Schlag ins Gesicht. Das lassen wir uns nicht gefallen“, sagte Organisator Toni Straka vom HanfInstitut. Mario Danne von Legalize.eu meinte dazu: „Solange hier realitätsferne Gesetze geschrieben werden, werden wir auch nicht mit unseren Protestaktionen aufhören.“ Der CSM wird unter anderem vom Cannabis Social Club Salzburg und der Medical Cannabis Patientenorganisation Arge Canna unterstützt. Zur Demonstration werden Zehntausende Teilnehmer/innen aus Österreich und den Nachbarländern erwartet. Geplant ist, vom Europaplatz über die linke Wienzeile sowie über Ring und Kai zum Heldenplatz zu spazieren. Aufgrund der erwarteten Rekordteilnehmerzahl haben die Organisatoren ein spe-

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urze Zeit nachdem in Katalonien ein Drittel der Cannabis Social Clubs zur Schließung gezwungen waren, wurde auch im Baskenland das Gesetz verschärft. Der Oberste Gerichtshof stufte einen Club in Bilbao als Gefahr für die öffentliche Gesundheit ein und ließ ihn schließen. Bisher ist nicht klar, wie sich dies auf die übrigen Clubs auswirken wird. In Spanien ist der Handel mit Marihuana beziehungsweise dessen öffentlicher Konsum illegal, aber der Anbau einiger Pflanzen beziehungsweise das Betreiben von Zuchtkollektiven ist erlaubt. Infolge der letzteren Regelung sind in Spanien Cannabis Social Clubs verbreitet, weswegen viele Barcelona als das neue Amsterdam betrachten, denn dort befindet sich der Großteil der Clubs. Nachdem das katalanische Gesundheitsministerium unter Berufung auf technische Mängel ungefähr fünfzig Clubs zur Schließung gezwungen hatte, gab es im Zusammenhang mit dem Betrieb der örtlichen CSCs eine Information heraus. Darin wurde klargestellt, dass Clubs unter Erfüllung bestimmter Auflagen betrieben werden dürfen. Fraglich, wie sich das auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Spanien auswirken wird, der erstmals einem CSC vorwarf, er verletze die Normen der öffentlichen Gesundheit, weil die Gruppe und ihre Philosophie sich das Recht auf gemeinsamen Konsum herausneh-

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Organisator Toni Straka vom Hanf-Institut

zielles Getränke-Konzept entwickelt, damit bei Europas bisher größtem Cannabis Social March negative Auswirkungen von Alkoholkonsum vermieden werden. „Wir haben auch schon eine Idee, wie wir die erwarteten Zehntausenden Teilnehmer pünktlich zum Europaplatz locken werden,

damit wir mit diesem Hanf-Tag die höchstmögliche Aufmerksamkeit erzielen. Ebenso sorgt ein Star-Act der Reggae-Szene dafür, dass sich die teilnehmenden Aktivist/innen auf einen Tag mit bester Stimmung und Laune vom Anfang bis zum Ende einstellen können“, sagte Straka.

Gemeingefährlicher Cannabis Club? me. Die Annahme, dass diese Entscheidung keinen Einfluss auf die übrigen Clubs haben wird, stützt sich auf die besondere Reglementierung der CSCs in Bilbao und darauf, dass der Club mit seinen 290 Mitgliedern eine beträchtliche Menge Cannabis produziert. Die untergeordnete Rechtsinstanz hatte um

Prüfung ersucht, ob der Betrieb der übrigen spanischen Clubs dieser Regelung entspricht. Uns scheint es weiterhin am wahrscheinlichsten, dass das Gesetz gegen große Clubs vorgehen will, die man beim besten Willen nicht als „Zuchtgemeinschaften“ bezeichnen kann.


Hemp Embassy Vienna Eröffnung am Freitag, den 18. September, um 4:20 Uhr nachmittags ir machen´s legal – so lautet der Slogan der Hemp Embassy in der Esterhazygasse 34 in Wien. Was das genau bedeutet, verraten die Betreiber – der Verein „Hanfmuseum“ und Bushplanet – allerdings noch nicht. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen war jedoch zu erfahren, dass es sich um ein weltweit einzigartiges Projekt handelt, welches die öffentliche Wahrnehmung von Hanf nachhaltig verändern soll. Als prominente Unterstützer konnten die Sensi Seed Bank, Paradise Seeds, Dinafem Seeds, White Label Seeds sowie die Humboldt Seed Organization gewonnen werden. Wir sind gespannt und werden in der nächsten Ausgabe von Medijuana einen

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ausführlichen Bericht über die Hemp Embassy Vienna bringen! Öffnungszeiten ab 19. September: Mo–Sa 12 bis 20 Uhr, freier Eintritt

Italien auf dem Weg zur Legalisierung as italienische Parlament tat Mitte Juli einen wichtigen Schritt zur Regulierung von Cannabis, der für ganz Europa beispielhaft sein könnte. Die gesetzgebende, parteiübergreifende Kommission einigte sich auf einen Plan zur Legalisierung von Marihuana, der die Bedingungen des Konsums, des Anbaus und des Handels benennt. Unter den 218 unterzeichnenden Abgeordneten waren nicht nur Liberale und Grüne, sondern auch mehrere aus der Demokratischen Partei von Ministerpräsident Matteo Renzi, unter denen sich auch der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Roberto Giachetti befand. Die Initiatoren nahmen die Legalisierungen der jüngsten Vergangenheit und die spanische Regelung zum Vorbild und schlugen daher nicht nur einen staatlich kontrollierten Cannabishandel, sondern auch

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Rita Bernardini, Radikale Partei

Cannabis Clubs mit maximal fünfzig Mitgliedern vor. Als vorrangiges Ziel der Maßnahme bezeichneten sie die Erhöhung der Steuereinnahmen und die Liquidierung der Drogenmafia. Sie verwiesen auf eine Untersuchung von Ipsos, nach welcher 60% der Bevölkerung eine Legalisierung befürworte. Einer der Gegner, der Rechtsradikale Matteo Salvini, würde – wenn es nach ihm ginge – eher die Legalisierung der Prostitution unterstützen, die seiner Meinung nach keine Gefahr darstellt, was man vom Cannabis eben nicht behaupten könne. Schwer zu glauben, dass ausgerechnet Italien, wo nicht nur der Besitz von Marihuana kriminalisiert wird, die erste Schwalbe in Europa sein soll. Aber wir wollen keine Schwarzmaler sein und sicher als Erste über das Ergebnis der Initiative berichten.


MEDI+GREEN

Canna-Gadget Update ier stellen wir Euch die trendigsten Gadgets und Tools aus der Szene vor. Für zu Hause oder für unterwegs, für den Vaporizer, für die Bong oder für den Joint – wir zeigen Euch gesundheits- und umweltbewusste Helferlein. Jilter – Der Joint ist in Europa wohl noch immer die mit Abstand am weitesten verbreitete Konsumform. Das Problem bei Joints ist, dass sie zumeist nur mit Papierfilter gedreht werden, wodurch man die Schadstoffe (wie zum Beispiel Teer und Nikotin) ungefiltert

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Medtainer

inhaliert. Hier kommt der Jilter ins Spiel, den man ganz einfach auf den üblichen PapierFiltertip stecken kann. Der Hersteller gibt folgende Warnung: „Jilter schützt nicht vor THC!“ Scoop – Vaporizer und Bongs sind weit verbreitet in unseren Breitengraden, und sicher ist es Euch auch schon passiert, dass beim Befüllen des Kopfes oder des Verdampfers etwas von der Füllung danebengeht. Hier schafft die Scoop aus umweltfreundlichem Hanf-Plastik Abhilfe. Mit dieser kleinen Schaufel lassen sich Kräuter problemlos hacken und mischen. Und sie füllt alle gängigen Vaporizer und so ziemlich alle Bong-Köpfe im Handumdrehen. Auch Cones lassen sich wie von Zauberhand befüllen. Medtainer – Die Weiterentwicklung des Grinders ist da! Der Medtainer aus den Vereinigten Staaten vereint eine geruchsdichte Stashbox mit einer gut funktionierenden Kräutermühle. Der Medtainer ist das ideale Tool für unterwegs, da er nicht nur geruchsdicht, sondern auch wasserdicht ist und in jede Hosen- bzw. Handtasche passt. Nectar Collector – Dabben kommt langsam auch im deutschsprachigen Raum an. Es bezeichnet das Konsumieren von Dabs, sprich

Jilter

Cannabisextrakten. Der Nectar Collector revolutioniert das Dabben. Anstatt mit dem DabTool den Extrakt vorsichtig auf den heißen Nagel zu fummeln, kann man mit dem Nectar Collector den Extrakt direkt aus dem Container oder dem Slick Pad dabben. Das hat einen entscheidenden Vorteil – man kann genau die Menge dabben, die man gerade möchte, ohne den Extrakt zu verschwenden.

ATA XL ATA XL ist ein Produkt aus der ATA-Linie, welches ein ideales Ergänzungsmittel zu NPK-Nährstoffen und -Stimulatoren ist. ATA XL ist ein hochwertiger Mix aus natürlichen Bestandteilen, ergänzenden Mineralen, Vitaminen und Aminosäuren. Diese Kombination macht dieses Produkt zu einem ausgezeichneten Wachstums- und Blütestimulator in einem. Dieser 2-in-1-Stimulator kann in allen Substratsorten verwendet werden, er enthält keine NPK-Bestandteile und sorgt während des Wachstumszyklus für einen Wachstumsschub der Pflanze. Zudem trägt er dazu bei, robustere Zweige und Stängel zu entwickeln. Während der Blütephase lässt dieser potente Stimulator Ihre Pflanzen intensiver blühen, was zu einer reichen Ernte führen wird. Darüber hinaus hat ATA XL einen besonders günstigen Einfluss auf die Wurzelentwicklung der Pflanze. Da ATA XL aus natürlichen Inhaltsstoffen besteht, enthält es keine Ballaststoffe, hinterlässt beim Endprodukt keine Reststoffe und sorgt für einen organischen Geschmack. Die Stimulatoren und flüssigen Nährstoffe von Atami sind sehr sparsam im Verbrauch, unter dem Drehverschluss versiegelt und lichtundurchlässig verpackt, damit die Qualität des Produktes stets gewährleistet ist.

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MEDI+GREEN

Stockende Legalisierung in Oregon Das Gesetz trat in Kraft, aber die Geschäfte öffneten nicht Am 1. Juli trat die Cannabislegalisierung im vierten US-Bundesstaat in Kraft. Nach Colorado, Washington und Alaska ist nun auch in Oregon der Konsum von Marihuana, sein Besitz und mit staatlicher Erlaubnis auch der Handel mit ihm erlaubt. Auf Letzteres müssen die Bürger/innen des Staates aber noch warten.

etztes Jahr stimmte Oregon zum zweiten Mal über die Legalisierung ab – 2012 hatten 3,25% für einen legalen Hanfmarkt gefehlt. Bei der Abstimmung letztes Jahr gingen die Organisatoren auf Nummer sicher und taten alles, um eine ähnliche Blamage zu vermeiden. So gelang es mit der Unterstützung von 56% der Bürger/innen, die Legalisierung ohne jeden Zweifel unter Dach und Fach zu bringen. Wie im Falle der anderen erfolgreichen Staaten folgte auch in Oregon eine halbjährige Vorbereitungsphase, dann trat das Gesetz am 1. Juli offiziell in Kraft. Von nun an können Bürger/innen über 21 Jahren legal Cannabis konsumieren, eine Ausnahme bilden öffentliche Plätze. Es ist erlaubt, zu Hause bis zu vier Pflanzen zu ziehen und acht Unzen (rund 226 Gramm) bei sich zu tragen. Im Auto jedoch ist es untersagt, Cannabis zu konsumieren, und natürlich darf man mit dem in Oregon legal beschafften Ganja die Grenze nicht überschreiten. Der Besitz von gut 200 Gramm erscheint großzügig bemessen; einziger Schönheitsfehler bleibt, dass die Bürger/innen warten müssen, bis sie in den entsprechenden Geschäften Cannabis kaufen können. Und das kann dauern! Ein Blick in die Zukunft: Die meisten Züchter werden erst Anfang nächsten Jahres die nötige Genehmigung bekommen und nach Schätzungen werden die ersten Grasläden erst in über einem Jahr, also im Herbst 2016, eröffnen. In der Zwischenzeit darf Ganja trotz des Gesetzes weder ge- noch verkauft

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werden. Denjenigen, die das Gesetz feierten, verdarb die extreme Verzögerung trotzdem nicht die Laune. In Portland reagierten einige Leute kreativ statt verbittert auf die paradoxe Situation: Die Gruppe Oregon der Marihuanareformorganisation NORML rief zu einer gemeinsamen Veranstaltung am 1. Juli auf, bei der die Über-21-Jährigen aus „Nettigkeit“ gratis Marihuana(-samen) von Medizinalcannabisladenbesitzern und anderen Aktivisten bekamen. „Obwohl der Besitz und der Anbau von Cannabis erlaubt wurden, gibt es in Oregon kein Geschäft, wo man legal Samen kaufen könnte“, stand auf der Einladung. „NORML Portland hat zur Unterweisung zusammen mit ihren Partnern mehrere Tausend Samen und mehrere Hundert Kilogramm Marihuana im Staat Washington verkauft, von denen der Schwarzmarkt gar nichts ab-

bekommt“, sagte die Organisation über die in Washington schneller umgesetzte Legalisierung. Zwei Tage später, am Freitag, dem 3. Juli, war die Gras liebende Bevölkerung von Oregon zu einem zweiten Event eingeladen. Zur Rallye „Weed the People“, wo ebenfalls lizenzierte Züchter von medizinischem Cannabis Kostproben und Speisen auf Hanfbasis anboten. Dieses Event war nicht kostenlos, die Besucher/innen mussten 40 Dollar für den Eintritt berappen, dann aber konnten sie auf dem Gelände sieben Stunden lang die Angebote der Züchter und Lebensmittelproduzenten genießen und davon sogar zum späteren Gebrauch noch etwas mit nach Hause nehmen. Auf die 2000 Besucher/innen kamen pro Kopf bis zu 7 Gramm, was bei einem solchen Event ganz sicher die 40 Dollar wert ist. Lange Schlangen bildeten sich vor der „Chill Out Area”, um dort in bequemen Sesseln und unter Zuhilfenahme verschiedener Utensilien das angebotene Ganja zu konsumieren. Und noch mehr Leute warteten vor dem gut gesicherten Lagerhaus „Grow Garden“, um die Samen in Empfang nehmen zu können. „Aber es ging um mehr als um kostenloses Gras, Händler, Essen und Vaporizer. Das ist ein Umbruch der Geschichte!“ – so schilderten die Veranstalter den Spirit des Events auf ihrer Homepage. Einige Züchter von Medizinalcannabis nahmen an der Veranstaltung teil, um zu erfahren, wie sie in Zukunft Läden, die rekreative Konsument/innen bedienen, beliefern müssen. Bis zum nächsten Herbst können rekreative Konsument/innen anscheinend nur auf solcherart Veranstaltungen zu Cannabis kommen, aber angesichts der Kreativität der Einwohnerschaft von Oregon und der großen Nachfrage ist es unwahrscheinlich, dass der schlaue Teil der Bevölkerung auf das inzwischen legale Cannabis verzichten muss.



CANNA+GLOBE

uf dem größten Sommerfestival Wiens unter dem Motto „umsonst und draußen“ stellte sich dieses Jahr auch das Medijuana Magazin vor. Gemeinsam mit einigen österreichischen Organisationen hatten wir beschlossen, vor eine Öffentlichkeit zu treten, die Cannabis leider nur aus den Mainstream-Medien und aus Nachrichten über Straftaten kennt. Unser Ziel war es, ihr so wirkungsvoll wie möglich die wahre Vielfalt des Hanfs, seine Nützlichkeit, Wichtigkeit und vor allem die neusten Nachrichten über den freien Anbau beziehungsweise über die Erlaubnis zum Konsum nahezubringen. Und gleichzeitig Akteure, Patient/innen und Aktivist/innen vorzustellen. Nach Frühling Vital, dem ersten, viel kleineren Event im Frühjahr, nahmen wir nun das größte Sommerhappening der österreichischen Hauptstadt ins Visier. Neben dem Wiener Future Grow Shop, dem in Wien beheimateten Hanf-Institut, der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin und zahlreichen Bürger- und Fachorganisationen fehlte wirklich nur noch ein modernes Magazin, um das Bild zu vervollständigen. Wir bedanken uns auf diesem Weg, dass die Wahl auf uns fiel. Extra zum Festival entstand eine Medijuana-Sondernummer, die wir ausgesprochen vielfältig gestalteten, und die für jene gedacht war, die sich bisher nur in Mainstream-Medien über Cannabis informierten.

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Donauinselfest 2015 Offenheit und Akzeptanz in Wien Unbedingt erwähnenswert sind die Offenheit und die positive Einstellung der Veranstalter. Nach einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit entstand auf der Donauinsel die Eutopia-Insel, wo der Hanf gleich neben der Bühne einen Ort bekam, um sich vorzustellen. Alles war beisammen, um möglichst vielen Menschen das Cannabis näherzubringen, an einem Ort, wo das bisher noch niemand getan hatte. Die beste Erfahrung dieser drei Tage war, dass die Wiener/innen unverändert sehr offen und empfänglich für Neues sind, doch dies galt an Ort und Stelle z. B. auch für die russischen Touristen. Zuerst trauten sie ihren Augen nicht, aber nachdem sie einiges über die Situation des Cannabis in Österreich und der Welt erfahren hatten – auch darüber, wie verbreitet der therapeutische Gebrauch schon jetzt ist –, klärte sich für sie das Bild und es kamen Fragen auf. Wie von einem großen Teil der mehreren Tausend Menschen, die in den drei Tagen bei uns vorbeikamen. Nach Angaben der Organisatoren waren es insgesamt 360.000. Es war von Vorteil, dass der Stand von Future Grow, Hanf-Institut, CAM und Medijuana am Hauptweg zur Bühne des

populären Radios FM4 lag. Der Stand leuchtete nach Einbruch der Dunkelheit wie ein UFO und eignete sich daher gut als Treffpunkt. Das Musikprogramm von Eutopia wurde vom österreichischen Musik- und Kulturmagazin planet.tt organisiert und brachte ein ausgesprochen buntes, interessantes musikalisches Programm mit Livekonzerten und DJs über die ganzen drei Tage. Von Nachmittag um drei bis zur Sperrstunde kamen ständig Leute und stellten Fragen, sprachen mit den Vertreter/innen der Organisationen, den Patient/innen, den politischen Aktivist/innen und den Anbauspezialist/innen über Cannabis und praktisch alles, was damit in Verbindung steht. Der Stand war durch seine Beleuchtung und Lage fantastisch, und das Ganze war gleichzeitig erhebend und unendlich ermüdend. Deshalb gingen wir manchmal auch runter an die Donau, raus aus der Menge, um uns ein wenig zu entspannen. Vielen Dank an allen Mitstreiter/innen, den Bürgerinitiativen, den Veranstaltern und natürlich dem so offenen Wiener Publikum, dass wir dies hier ohne Angst und ganz selbstverständlich tun konnten.


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MEDI+GREEN

Australien kann tonnenweise züchten Ein winziger Teil der australischen Inselwelt, die Norfolkinsel, mit der Größe von einem Zehntel der Stadt Wien, könnte mit der Genehmigung durch die lokale Verwaltung bis zu 10 Tonnen Ganja jährlich produzieren und nach Kanada exportieren. Zuerst aber müssen die örtlichen Behörden zustimmen.

ustralien ist einer der größten Cannabiskonsumenten der Welt. Ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung hat schon einmal Gras geraucht und von den gut zwanzig Millionen Einwohnern zählen 750.000 zu den regelmäßigen Konsument/innen. Entsprechend einfach sind die Strafgesetze, denn sie zielen nicht auf die Einmalkonsumenten, sondern auf die Großhändler. Die Gesetze unterscheiden sich von Staat zu Staat; beim Anbau von bis zu zwei Pflanzen aber kommt man bestenfalls mit einer Geldstrafe davon. Der Anbau aus medizinischen Gründen wirkt strafmildernd und einige Bundesstaaten erteilen zuweilen die behördliche Erlaubnis zum Anbau. Eine staatliche Regulierung ist jedoch erst in näherer Zukunft zu erwarten. In diesem Zusammen-

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hang sorgte das australische Unternehmen AusCann Group Holding, das sich mit der Herstellung von medizinischem Cannabis befasst, für Überraschung. Ohne die Gesetzesvorlage zur Erlaubnis des Anbaus von medizinischem Marihuana und ihr Inkrafttreten abzuwarten, verkündete sie, dass man ab November nächsten Jahres 1–10 Tonnen Cannabis für therapeutische Zwecke auf der Norfolkinsel anbauen wolle. Die Firma sehe gute Chancen, dass entgegen dem Verbot die Regierung der Insel eine Erlaubnis für Anbau und Export erteilt. „Ein Nein käme ziemlich überraschend“, sagte Mal Washer, Präsident von AusCann. Er bezieht sich mit dieser Aussage auf Gary Hardgrave, den leitenden Beamten, der unter Berufung auf Sicherheitsgründe letztes Jahr eine ähnliche Initiative zurückgewiesen hatte.

Die Tasman Health Cannbinoids (klar, THC abgekürzt) nahm von ihrem Ansinnen Abstand, obwohl die Norfolk-Regierung das Gesuch genehmigt hatte. Den Stuhl des Präsidenten der THC hatte zurzeit des zurückgewiesenen Antrags ebenfalls Washer inne, daher mag er über die nötige Erfahrung verfügen, auf welche Details zu achten ist, damit dem Projekt zugestimmt wird. Washer, selbst Arzt, verweist auf die vollkommene Akzeptanz der Bevölkerung, was bei solchen wirtschaftlichen Perspektiven wirklich kein Wunder ist. Auch der Gesundheitsminister der Insel, Robin Adams, steht dem Plan zuversichtlich gegenüber. Ihn beschäftigen eher Detailfragen bei der Realisierung. „Mit der Firma AusCann arbeiten wir daran, die strengen Anbau- und Sicherheitsanforderungen zu garantieren“, ließ der Minister verlautbaren. Wenn das Projekt umgesetzt wird, kann die kleine Insel bis 2018 bis zu 10 Tonnen Cannabis von medizinischer Qualität nach Kanada exportieren.


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MEDI+GREEN

Extrakte neuerdings in Kanada erlaubt TORONTO: Health Canada, die kanadische Gesundheitsbehörde, welche auch für medizinisches Cannabis zuständig ist, erlaubt es lizenzierten medizinischen Cannabisbauern jetzt, Cannabisextrakte sowie frische Blüten und Blätter zu produzieren und zu verkaufen. Bis dato war nur der Verkauf der getrockneten Blüten erlaubt. ie neuen Regeln folgen dem Spruch des Obersten Gerichtshofs von Kanada, welcher Grenzmengen festlegte und weitere Formen des Medizinalhanfs erlaubte. In ganz Kanada dürfen jetzt 25 lizenzierte Hersteller Cannabisöl und frische Blüten sowie Blätter zum Beispiel zur Herstellung von Backwaren an Patient/innen verkaufen. Gesundheitsministerin Rona Ambrose sagte zunächst, sie sei von der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, dass Patient/innen ihre Medizin auch in Form von Cookies und Brownies zu sich nehmen dürfen, empört. In einer Erklärung ließ sie verlautbaren, die neuen Richtlinien zielten darauf ab, jegliche Unklarheiten zu beseitigen. Sie wiederholte die Position der Regierung, dass Marihuana „kein zugelassenes Medikament“ sei. „Marihuana […] ging nicht den Weg durch die erforderlichen strengen wissenschaftlichen Studien zur Wirksamkeit oder Sicherheit“, sagte Ambrose. „Kanadische Gerichte haben einen angemessenen Zugang zu medizinischem Cannabis gefordert, wenn es von einem Arzt für nötig gehalten wird. Die

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Position der Regierung Kanadas ist, dass dies in einer kontrollierten Art und Weise durchgeführt werden muss, um die öffentliche Gesundheit und Sicherheit zu schützen.“

Die lizenzierten Produzenten freuten sich naturgemäß sehr über die Ankündigung durch Health Canada, da sie nun in der Lage sind, die Vielfalt der produzierten Cannabisprodukte zu erhöhen. „Das ist ein Zeichen der Progression in der Branche und ein großer Schritt nach vorne für die Patienten, die Zugang zu einer Vielzahl von verschiedenen Produkten wünschen“, sagte Mark Zekulin, Präsident von Tweed. „Tweed hat die größten Zuchtanlagen im Land und ist bereit, sich zügig zu bewegen, seinen Kunden eine vielfältige Palette von Extrakten zu bieten.“ Lizenzierten Herstellern wird es also in Zukunft erlaubt sein, nicht aromatisierte Extrakte in kindersicheren Verpackungen an Patient/innen zu verkaufen. Die Verpackungen müssen mit einem Aufkleber „Außer der Reichweite von Kindern aufbewahren“ versehen werden. Das Etikett muss ebenso folgende Warnung tragen: „Dieses Produkt ist nicht für den Verkauf im Rahmen des Food and Drugs Act zugelassen. Es wurde nicht auf die Sicherheit oder Wirksamkeit zur Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten oder Symptomen untersucht.“


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MEDI+GREEN a das erste Therapieprogramm schon 1996 in Kalifornien begann und Cannabis seitdem in der Hälfte aller US-Staaten auf Rezept erhältlich ist, verfügt man inzwischen über die nötigen Daten, um diese Frage zu beantworten. Das war der Ausgangspunkt einer Forschergruppe der Columbia und der Michigan University, welche die Angaben von fast einer Million Jugendlichen aus insgesamt 48 Staaten über die Spanne von 24 Jahren analysierte. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen den Legalisierungsgesetzen und dem Marihuanakonsum von Jugendlichen. Die Forscher betonten die große Bedeutung dieser Studie, da durch den Konsum von Cannabis in der Jugend unerwünschte gesundheitliche Folgen in späteren Lebensphasen auftreten können. Er kann beispielsweise das Wachstum des Gehirns beeinflussen, die kognitiven Funktionen einschränken oder latente mentale Krankheiten an die Oberfläche bringen. In der ersten Hälfte der 2000er Jahre beobachtete man einen Anstieg des Konsums bei amerikanischen Jugendlichen. Daher kam bei der Untersuchung der Ursachen der berechtigte Verdacht auf, dies könne auf die Einführung der Therapieprogramme zurückzuführen sein. Eine frühere Untersuchung der Forschergruppe hatte die Hypothese bestätigt, dass der Marihuanakonsum der 16- bis 17-Jährigen in jenen Staaten am größten war, in denen es ein Programm für therapeutisches Marihuana gab. Die damalige Studie erstreckte sich jedoch nur über einen kurzen Zeitraum und untersuchte nicht die Zeit vor dem Inkrafttreten der Gesetze. Aus diesem Grund analysiert die neue Untersuchung auch den Anteil der Gras rau-

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Die Jungen lässt es kalt Bei der Einführung von medizinischem Cannabis wird immer wieder die Frage laut, ob damit auch für andere Menschen die Beschaffung erleichtert wird: für diejenigen, die nicht durch eine Krankheit zum Konsum berechtigt sind, ganz speziell für Jugendliche. Oder ganz allgemein: Ob das Programm insgesamt als Ermunterung zum Cannabiskonsum gewertet werden muss. chenden Teenager in der Zeit vor den ersten Programmen für medizinisches Cannabis. Die Untersuchung über fast ein Vierteljahrhundert (1991 bis 2014) stützt sich auf die Angaben von gut einer Million Schülerinnen und Schülern aus 400 Schulen. Die neuen Forschungsarbeiten gewinnen auch dadurch an Bedeutung, dass das National Institute of Drug Abuse (NIDA) einbezogen wurde. Diese unterstützt den Großteil der US-Drogenforschung und kommt in Fragen der Risiken des steigenden Marihuanakonsums oft zu Wort. Die mit neuen Methoden

durchgeführten Studien ergeben ein ganz anderes Bild als die früheren Analysen der Forschungsgruppe. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Staaten, wo Programme für therapeutisches Cannabis bestehen, der Anteil der jugendlichen Kiffer schon von vornherein den Landesdurchschnitt überstieg, nach der Einführung der Programme sich der Anteil aber nicht weiter erhöhte. In Zahlen ausgedrückt sieht es so aus, dass in den Staaten, die ein Therapiegesetz angenommen haben, im Durchschnitt 16% der Jugendlichen Cannabis konsumieren, während die Zahl in den Staaten, die noch keine Regelung eingeführt haben, bei nur 13% liegt. In den Staaten, die ein Therapiegesetz angenommen haben, blieb auch nach der Einführung die Zahl der konsumierenden Teenager etwa gleich. „Die staatlichen Gesetze für medizinisches Marihuana erhöhen den Marihuanagebrauch im Jugendalter nicht“, stellte die Studie fest. Nicht untersucht wurde die Legalisierung für rekreative Zwecke und deren Wirkung auf den Konsum bei Jugendlichen. „Ein Krieg tobt um das Marihuana und ich denke, dass sich beide Seiten von Zeit zu Zeit des Vermischens der Daten schuldig machen“, sagte Dr. Kevin Hill, Professor für Psychiatrie an der Harvard Universität und Autor des Buches Marijuana: The Unbiased Truth About the World’s Most Popular Weed. „Diese Forschungsarbeit ist erfreulich präzis und kann einen Beitrag zur sachkundigen Umgestaltung der Politik leisten”, sagte der Professor weiter. Die Studie, die in der JuliAusgabe von The Lancet erschien, ist auf der Webseite der Zeitschrift in voller Länge zu lesen.




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Zehntausende Besucher/innen beim Medical Cannabis Infostand beim Donauinselfest ürde das auch bei meinen Rückenschmerzen helfen?“, fragte die rüstige Rentnerin. „Stimmt es, dass das auch bei hohem Blutdruck hilft?“, erkundigte sich ein Mittvierziger. „Ich habe da ein Video über Cannabis bei spastischen Erkrankungen gesehen. Wieso kriegt man das noch nicht als Medikament?“, fragte eine Frau im Rollstuhl. Diese und Tausende andere Fragen beantworteten die Mitarbeiter/innen des HanfFachbedarfs- und Stecklingshändlers Future Grow und Future Clone, Hauptsponsors des Donauinselfestes, denen die Aktivist/innen des Hanf-Instituts, der Medijuana und des Cannabis Social Clubs Wien zur Seite standen. „Theoretisch müsste jetzt jeder fünfte Wiener ein Stück Infomaterial zum Thema Medical Cannabis zu Hause haben“, zeigte sich Future-Grow-Chef Roman Meidlinger hocherfreut über die gelungene Informationskampagne.

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„Wie bei allen unseren Info-Events stießen wir auch auf der Donauinsel auf einhundert Prozent positiven Zuspruch zum Thema Medical Cannabis“, hieß es seitens des HanfInstituts.

Das von Medijuana produzierte Sondermagazin „Hemp is the Solution“ wurde zum Sammlerstück. „Wir haben noch nie so viele Medijuana Magazine auf einem Event verteilt“, sagte Medijuana-Boss Gabor Holland. Besondere Aufmerksamkeit erregte der Medical Cannabis Infostand bei der älteren Generation. Schließlich konnten sie sich über den Einsatz von natürlichem Cannabis als Heilmittel bei über 250 Krankheiten auf den neuesten Stand bringen. Manch ein Besucher mit Silberhaar wollte gleich mehr wissen. „Welche Sorte würden Sie denn bei Rheuma empfehlen? Die Orange Kush sind mir zu spacig und in zwei Wochen will ich was anderes anbauen“, outete sich ein Rentner als Homegrower. Um eine Antwort zu geben, musste das Hanf-Institut nur in der im Aufbau befindlichen Datenbank blättern. „Probieren Sie doch die Wappa, damit hat noch jeder gut geschlafen“, lautete die Empfehlung. Nicht nur ihm, sondern auch vielen anderen Schmerzpatient/innen kann diese für ihre beruhigenden und schmerzstillenden Eigenschaften bekannte Cannabissorte Linderung verschaffen.


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Kommt jetzt statt der Polizei der Rettungsdienst? Verwirrung um geplante österreichische SMG-Reform ir kennen uns nicht aus, wie das in der Praxis laufen soll, wenn die Regierung am 1. Januar 2016 plötzlich per Gesetz eine Million „Haschkranke“ produziert. Als Vertretung dieser stark wachsenden Gruppe wollen wir wissen, ob jetzt bei – unverändert illegalisiertem – Cannabiskonsum künftig der Rettungsdienst oder weiterhin die Exekutive unerwünschte Besuche abstatten wird und wer das alles zahlen soll“, fordert Straka im Namen des Hanf-Instituts eine genauere Aufklärung seitens der Regierung. „Wenn Hanffreund/innen jetzt per Gesetz zu Kranken erklärt werden, obwohl Cannabis in den USA bereits millionenfach als nebenwirkungsarmes Heilmittel bei über 250 Krankheiten eingesetzt wird und auch die Legalisierung als Genussmittel in bisher vier US-Bundesstaaten ein durchschlagender Erfolg ist, können wir das sture Festhalten der Regierung am toten Mythos, dass es sich bei Hanf um ein Suchtgift handelt, nicht akzeptieren und werden natürlich unsere Informationskampagnen, aber auch die Proteste

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Die am 16. Juni im österreichischen Parlament durchgepeitschte praxisfremde Reform des Suchtmittelgesetzes (SMG) verdient nach Ansicht des Hanf-Instituts die Note „ungenügend“.„Eine Million österreichische Hanffreund/innen empfinden diese Reform, die in Wahrheit keine ist, als Schlag ins Gesicht“, sagte der Vorsitzende des Hanf-Instituts Toni Straka am 26. Juni anlässlich des diesjährigen UN-Weltdrogentages.

text: Toni Straka

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gegen die vorgesehene Zwangsbehandlung von Hanffreund/innen ausweiten“, teilte das Hanf-Institut weiter mit.

Was kostet das den Steuerzahler? „Das Hanf-Institut sieht vor allem höhere Kosten für den Steuerzahler, wenn jetzt plötzlich eine Million österreichische Hanffreund/innen medizinisch zwangsbehandelt werden sollen, obwohl das gar nicht nötig ist“, sagte Straka. „Über 95 Prozent der Cannabiskonsumenten haben keine Probleme durch ihre Vorliebe zu Hanf – außer wenn die Polizei kommt.“ Wie schon aus der letzten MedijuanaAusgabe bekannt, sieht das Hanf-Institut in der „Reform, die gar keine ist“ nur die Bemühungen des Justizministeriums, sich die Kosten der kriminellen Verfolgung von Hanffreund/innen vom Hals zu schaffen, „während Experten schon jetzt von explodierenden Kosten im Gesundheitssektor sprechen, die die Einsparungen bei Weitem übertreffen werden.“


Auch Patient/innen wollen „Therapie statt Strafe“

Breite Diskussion in der Öffentlichkeit

„Der Slogan der Regierung ‘Therapie statt Strafe‘ wird von allen Cannabispatient/innen in Österreich mitgetragen“, sagte Straka, „wobei wir darunter eben genau das verstehen und nicht die Zwangstherapie von Hanffreund/innen.“ Und weiter: „Man ist nicht krank, wenn man Cannabis konsumiert. Man konsumiert Cannabis, weil man damit gesund werden will.“ Das Hanf-Institut wird die anhaltende Diskriminierung der Fans eines im Vergleich zu legalen Drogen harmlosen Heil- und Genussmittels daher nicht so ohne Weiteres akzeptieren und darauf hinarbeiten, dass bei der nötigen wirklichen Reform auch Experten mit praktischer Cannabis-Erfahrung eingebunden werden. „Was derzeit an Informationen der Bundesregierung durch die Hanfszene geistert, zeigt Wissenslücken schon bei der Formulierung der neuen Hanf-Regeln auf“, sagte Straka und betonte, dass „fast allen Dronabinol- oder Sativex-Patienten eine Therapie mit natürlichem Cannabis wegen der besseren Heilwirkung lieber wäre.“ Während das Hanf-Institut anerkennt, dass sich die Regierung nach fünf Dekaden der Falschinformation endlich mit Medical Cannabis auseinandersetzt, zeigten die ersten neuen Gesetzesentwürfe, dass hier die Betroffenen selbst, nämlich die Menschen, die Cannabis für ein beschwerdefreies Leben brauchen, nicht eingebunden wurden.

Die in Österreich entflammte Diskussion über das Heilmittel Hanf erfasst mittlerweile alle Altersgruppen. Der Cannabis Social Club Salzburg baut gerade mitten in Henndorf/ Wallersee ein ganzes Haus zur ersten MedicalCannabis-Infostelle Österreichs aus. Aktivist/ innen rollen eifrig die Farbwalzen, während Willi Wallner, redefreudiger Vorsitzender des CSC, noch Luft für ein paar Infos findet: „Das Haus wurde uns von einer über-70-jährigen Hanffreundin zur Verfügung gestellt, die ihre Katze erfolgreich mit Cannabidiol (CBD – legales Cannabinoid mit sedierender, schmerzstillender Wirkung) behandelt.“ In wenigen Wochen wird der CSC Salzburg in Henndorf die offizielle Eröffnung der Vereinsräume inklusive Fest am Hauptplatz begehen. Seine Mitglieder kommen oft ein wenig wackelig daher. „Das ist aber nicht das Cannabis, sondern das Alter. Die meisten sind über sechzig, die Älteste wird bald hundert.“ „Ich verrate noch nichts, aber bei unserer Eröffnung wird man buchstäblich für die Legalisierung trinken können“, sagte Wallner, von der Weltpremiere eines neuen Hanf-Pils‘ in München kommend. Seit die bisher längste Reportage zum Thema Hanf als Heilmittel – „Schauplatz Cannabis“ – im ORF Ende Mai ausgestrahlt wurde, berichtet auch die Hanfbranche von einem schlagartigen Anstieg des Interesses. „Seit einer Woche rennen uns vor allem Über-50Jährige die Tür ein und informieren sich über das legale Cannabisangebot in Österreich“, hieß es in einem Salzburger Geschäft. Im Stecklingsgeschäft sei wiederum eine höhere Nachfrage nach CBD-dominanten Sorten festzustellen. Der Trend ginge hier eindeutig in Richtung Low-THC- und HighCBD-Sorten, da vor allem Schmerzpatient/ innen das sogenannte „High“ tagsüber durch verstärkte CBD-Anteile ausschalten.

Heilung mit Gefängnisstrafe bedroht Aus Sicht des Hanf-Instituts ist es ein unhaltbarer Zustand, dass die Regierung wider allen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus zwanzig Jahren Erfahrung mit Cannabis als Medizin weiterhin die Strafandrohung für Cannabispatienten aufrechterhält. „Man darf doch schon aus reiner Menschlichkeit keine Kranken mit strafrechtlicher Verfolgung bis hin zur Gefängnisstrafe bedrohen, nur weil diese mit Cannabis eine Medizin gefunden haben, die ihre Versprechungen mehr als erfüllt“, sagte Straka. „Wie lange will sich die Regierung noch einer menschlichen Cannabispolitik verweigern und damit die Leiden Tausender Schmerzpatienten unnötig verlängern?“


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Cannabis XXL 2015 eit 2004 fand erstmalig wieder eine deutsche Hanfmesse statt, und das mitten in Bayern, in der Landeshauptstadt München. Der Veranstalter Vaclav Wenzel Cerveny (54), der auch das Volksbegehren in Bayern initiiert hatte, war überwältigt vom großen Interesse rund um Cannabis. Mit geschätzten 2500 Besucher/innen blieb man zwar hinter manchen Prognosen zurück, doch dies mag an der doch sehr konservativen Haltung der bayrischen Polizei liegen, und womöglich auch an Anfängerfehlern seitens der Veranstalter. Trotzdem kann diese Messe als wichtiges Zeichen im erzkonservativen Bayern gesehen werden. Über 800 neue Unterschriften für das Volksbegehren „Ja zu Cannabis“ konnten gesammelt werden. Am 21. August sollen dann 25.000 gültige Unterschriften im Landtag eingereicht werden. Cerveny bezeichnet die Hanfmesse als „Meilenstein auf dem Weg zur CannabisLegalisierung“. Die Veranstalter werden sich jetzt nicht zur Ruhe setzen, sondern die Legalisierungsaktivitäten weiterführen. Die Planungen für die zweite Auflage der Hanfmesse im nächsten Jahr beginnen bereits. Von den 2500 Besucher/innen waren die meisten am Sonntag – beim Konzert von Hans Söllner – anwesend, aber auch am Samstag war die Messe einigermaßen gut besucht. Der Eröffnungstag wurde vorrangig für die Presse und Medienrundgänge genutzt. Viele potenzielle Besucher/innen seien aus Angst vor Repression in Form von Leibesvisitationen (wie es in Bayern ja nicht unüblich ist) gar nicht erst zur Messe gekommen. Es habe Gerüchte gegeben – mündlich und in den sozialen Netzwerken –, die Polizei hätte das Gelände umzingelt und

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wäre mit einigen zivilen Beamten vor Ort. Doch dies hätte sich nicht bewahrheitet, sagt Cerveny. Bleibt zu klären, ob diese Gerüchte bewusst gestreut wurden. Anreisende Besucher/innen berichteten zumindest von „allgemeinen Verkehrskontrollen im Rahmen der Cannabis XXL“, wie sie bei Veranstaltungen oft üblich sind.

text & photos: KH & Josef König www.koenig-online.de


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Kühle deinen Dampf! Angenehmerer Dampf durch Wasserfilterung Wie verwendet man einen Wasserfilter mit einem Vaporizer? Wenn Dein Vaporizer nicht mit einem Wasserfilter ausgestattet ist (dazu kommen wir später), bedarf es zweier (manchmal dreier) Geräte. Du brauchst: – einen Vaporizer, – einen Glasaufsatz, der mit Wasser gefüllt werden kann (speziell für Deinen Vape oder jede Bong/Wasserpfeife mit einem 14/18-mm-Anschluss), – in manchen Fällen: einen Adapter, um die beiden zu verbinden. Da das Kühlen von Dampf durch Wasser immer populärer wird, haben die Hersteller verschiedene Accessoires und Adapter entwickelt, um sich viel Ärger zu ersparen.

Vape & Dine in Amsterdam Der Magic-Flight Orbiter ist ein wunderschöner, kompakter Glasbubbler, der mit Launch Box und Muad-Dib Vapes verwendet werden kann

ie heißen Sommertage, die wir gerade erleben (und es werden hoffentlich nicht die letzten sein), haben uns auf den Gedanken gebracht, dass es vielleicht der richtige Zeitpunkt ist, um zu schauen, wie man den Dampf Deines Vaporizers abkühlen kann. Die meisten hier kennen sich wahrscheinlich mit dem Kühlen von Rauch (in einer Bong oder einem Bubbler) aus. Dampf mithilfe von Wasserfilterung zu kühlen (was oft „Vaporbonging“ genannt wird) ist jedoch für die meisten Raucher und Dampfliebhaber Neuland.

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Warum Dampf mit Wasser kühlen? – Die Feuchtigkeit macht den Dampf angenehmer im Hals, – man kann größere Züge einnehmen, – in der angenehmen Sanftheit des Dampfes kann sich mehr Aroma ausbilden, Obwohl eine kleine Menge des Dampfes vom Wasser absorbiert wird (die Partikel des Dampfes werden gefangen), gleicht es sich dadurch wieder aus, dass der kühlere Dampf länger eingeatmet werden kann und darum effektiver ist. 36

House aurant (Green h ein Bio-Rest lic rz eröf fnet. kü n m be da er ha straat in Amst e Coffeeshops er us m Ho m n le ar ee Gr Ha r n VapirRise rten in de en auch eine Die renommie sten Filialen nd/innen könn frequentierte r Ku e re di ih r Ein Minirt; n. ne ie ei de rv n se Kitchen) in Tisch verwen ich gutes Esse O Vaporizer am n Gerichten nur unglaubl EV de t zu ch ud s ni Clo da ird ), ale w en pf Hier peXh rminze und Ho rgekühlten Va fe ringen. se ef as ub Pf , w itz el n m nd ne “ er Lave 2.0 oder ei genen „K räut ei Kräutern (wie re n ih te , ns en de ad ie rsch jedoch eingel Menü mit ve e Gäste sind gratis dazu. Di passt, gibt es

Der VapeXhale Cloud EVO im Green House Kitchen Restaurant


De Verdamper

Wasserfilter auf Heim-Vapes und tragbaren Vaporizern Manche Tisch-Vaporizer sind mit einem Behälter zur Wasserkühlung ausgestattet und brauchen keine zusätzlichen Aufsätze oder Adapter. Wir werfen einen kurzen Blick auf die drei beliebtesten Heim-Vapes, die mit einem Wasserfilter ausgestattet sind.

VapeXhale Cloud EVO (mit HydraTubes) – Dieser hochqualitative Vaporizer ist mit dem optionalen Wasserfilter aus Glas namens HydraTube erhältlich. Eine sehr zu empfehlende zusätzliche Investition, denn er verbessert den (bereits exzellenten) Dampf dieser – etwas kostspieligen – Maschine erheblich. Die handgeblasenen Glasfilter sind wirkliche Kunstwerke und produzieren einen lässigen Effekt, wenn Luft und Dampf durch das Glas blubbern. De Verdamper – Ein Klassiker, den es schon lange gibt, mit einfachem aber effektivem Design. Das Glas ist dick und wird in Europa hergestellt. Und obwohl der Ver-

damper auf einer festgesetzten Temperatur operiert, sind Geschmack und Stärke des Dampfes unübertroffen. Herborizer – Der Herborizer wird in einem kleinen Atelier in Frankreich handgefertigt und gilt als die etwas „aufpoliertere“ Version des Verdampers. Ein großartiges Feature ist der Temperaturregler, der mit dem XL-Modell kommt. Das Ice-Tube-Modell ist sogar mit Eiskerben ausgestattet, um den Behälter mit Eiswürfeln zu füllen. Im Falle der tragbaren Vaporizer sind die Chancen gut, dass es einen passenden Wasserfilter beim Hersteller gibt oder einen entsprechenden Adapter. Die bekanntesten Marken bieten ein oder mehrere Wasserfiltersysteme an. Schlage immer in der Bedienungsanleitung nach oder frage im Geschäft, in dem Du den Vape gekauft hast, um sicherzugehen, dass er mit einem Filter verwendet werden kann. Da Elektronik und Wasser nicht die besten Freunde sind, solltest Du nicht das Risiko eingehen, Deinen kostbaren (und teuren!) Vaporizer zu ertränken.

Ein sogenanntes „Bubbler-Mundstück“ für die beliebten Arizer Air und Solo


MEDI+GREEN

Ältester Medizingarten in Gefahr och vor dem Beginn des ersten staatlichen Medizinalcannabisprogramms legte die Organisation WAMM (Wo/ Men’s Aliance for Medical Marijuana) in Santa Cruz ihren Garten für medizinisches Cannabis an. Er ist gedacht für chronisch Kranke und solche im Endstadium, die kein Geld für Medikamente aufbringen können. Nach

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zwanzig Jahren seiner Existenz ist die Zukunft des Gartens nun gefährdet. Valerie Corral, Gründungsmitglied der WAMM, postete den folgenden Bittbrief für ein Crowdfounding auf der neuen Webseite der Kampagne: „Für die Erhaltung unseres auf Privatgelände seit Jahrzehnten existierenden Gartens für medizinisches Cannabis müssen wir nun eine

Cannabis und Erkrankungen der Lungen und der Atemwege r. Donald Tashkin und sein Team haben im Zuge einer groß angelegten Studie im Jahre 2006 festgestellt, dass das Rauchen von Cannabis – auch regelmäßig und in großen Mengen – scheinbar nicht das Risiko von Lungenkrebs oder KopfHals-Tumoren erhöht. Je mehr Tabak eine Person jedoch rauchte, desto größer war das Risiko, an Lungenkrebs oder einer anderen Art von Kopf- oder Halskrebs zu erkranken. Im Gegensatz dazu bestand bei Leuten, die mehr Cannabis rauchten, kein erhöhtes Risiko im Vergleich zu denen, die weniger Zigaretten rauchten und auch denjenigen, die überhaupt nicht rauchten. Selbst Cannabiskonsument/innen, die täglich rauchten und während ihres gesamten Lebens mehr als 22.000 Joints geraucht hatten, schienen nicht gefährdeter als Gelegenheits- und Nichtkonsument/innen zu sein. „Wir wissen, dass im Cannabisrauch viele Karzinogene und Ko-Karzinogene enthalten sind”, so der Forscher Dr. Donald Tashkin von der David Geffen School of Medicine an der UCLA. „Aber wir konnten keine Hinweise auf einen Anstieg des Krebsrisikos feststellen,

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auch nicht bei starken Rauchern von Cannabis.” Cannabis ist mit einem Krebsrisiko von unter 1,0 bewertet. Das bedeutet, dass Cannabis keinen Einfluss auf das Risiko von Krebserkrankungen der Atemwege hat. Im Gegensatz dazu ist der Konsum von Schnupftabak mit einem 21-fach erhöhten Risiko bewertet. Dr. Tashkin schlussfolgert: „Es ist möglich, dass das Tetrahydrocannabinol (THC) im Cannabis-

enorme Summe zahlen, sonst verlieren wir dieses wunderbare Stück Land und unsere Mitglieder. Ohne eure Hilfe verliert WAMM den Garten und kann den Bedürftigsten nicht mehr beistehen.“ Die Organisation, aus der die Bewegung für therapeutisches Cannabis hervorging, versorgt Hunderte von Patient/ innen, die an Krebs, ALS, Alzheimer, Multipler Sklerose, PTSD, HIV/AIDS, Epilepsie und anderen schweren Krankheiten leiden. Valerie Corral war 1996 Mitautorin des kalifornischen Gesetzentwurfs, der den Start des ersten amerikanischen Programms für medizinisches Cannabis initiierte. Neben der Versorgung von Patient/innen spielt die Organisation eine führende Rolle in der Forschung, der Herstellung von Ölen, der Züchtung von Sorten mit hohem THC- und CBD-Gehalt und der Erarbeitung alternativer Behandlungsmethoden. „Das 100% organische, an der Sonne gezüchtete Medizinalcannabis hilft mir weiterzuleben und stärker zu werden, zehn Jahre nachdem die Ärzte mir mitteilten, dass ich Krebs im Endstadium habe. Ich leiste freiwillige Arbeit im Garten, um anderen Mitgliedern auch eine solche Möglichkeit zur Heilung zu eröffnen“, sagt Charlie, ein Arbeiter bei WAMM. Wer die Arbeit der Organisation unterstützen möchte, suche auf der Webseite Indiegogo die Initiative „Save WAMM“ auf!

rauch die Apoptose (programmierter Zelltod) fördert, sodass die Zellen sterben, bevor sie die Gelegenheit haben, maligne Transformationen zu bilden.” Diese neuen Erkenntnisse hätten seine Erwartungen widerlegt, meinte Lungenfacharzt Donald Tashkin, der Cannabis seit immerhin dreißig Jahren erforscht. „Wir vermuteten einen Zusammenhang zwischen Cannabisrauchen und Lungenkrebs”, sagte er. „Was wir stattdessen herausfanden ist, dass es absolut keinen Zusammenhang gibt. Im Gegenteil: Es liegt sogar nahe, dass es [Cannabisrauchen] einen protektiven Effekt auf die Lungen hat.”


MEDI+GREEN

CBD bei Knochenbrüchen in weiterer Beweis für die heilende Wirkung des Cannabidiol (CBD), dieser so vielversprechenden Komponente des Cannabis, wurde erbracht. Neuste Untersuchungen belegen eindeutig, dass Cannabidiol beim Zusammenwachsen gebrochener Knochen wirksame Hilfe bietet. Forscher/innen der Universität von Tel Aviv und der Hebrew

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University veröffentlichten in der Fachzeitschrift Journal of Bone and Mineral Research eine entsprechende Studie. Ihre Experimente hatten sie an Ratten mit Knochenbrüchen durchgeführt und herausgefunden, dass der Heilungsprozess deutlich verkürzt wurde und schon nach acht Wochen beendet war, wenn ihnen THC-freies, reines CBD verabreicht wur-

de. Die gleiche Forschergruppe hatte bei einer früheren Untersuchung schon festgestellt, dass die in unseren Körpern befindlichen Cannabinoidrezeptoren die Knochenbildung stimulieren und Knochenschwund einschränken. „Das klinische Potenzial von Cannabinoidkomposita ist hier unbestreitbar“, sagte Dr. Yankel Gabet. „Obwohl bis zur Entwicklung einer entsprechenden Heilmethode noch immer viel Arbeit vor uns liegt, ist schon heute klar, dass die psychoaktive Wirkung des Cannabis für die Bedürfnisse klinischer Therapien abgetrennt werden kann. Der Wirkstoff, den wir in erster Linie bei unseren Untersuchungen benutzt haben, das CBD, hat primär entzündungshemmende Wirkung und verfügt über keinerlei psychoaktive Effekte.“ Die Forscher/innen fanden heraus, dass unser Skelettaufbau u. a. von den Cannabinoiden reguliert wird, und erklärten, dass auch äußerlich angewandte Cannabinoide eine Wirkung auf die Knochen entfalten könnten. „Wir reagieren auf Cannabis, weil wir über innere chemische Verbindungen und Rezeptoren verfügen, die das Cannabis aktivieren können.“ Zu den genauen Ergebnissen sagte Dr. Gabet, dass CBD die Knochen stärke und sie später resistenter gegen Brüche würden. Cannabidiol erwies sich auch mit THC zusammen gegeben als wirksam, doch CBD allein führte zu den gleichen positiven Ergebnissen.


MEDIZIN

Cannabis mit Mann und Maus Gespräch mit dem Endocannabinoidforscher Dr. István Katona Wir sprachen im Zusammenhang mit den neuen Studien des Forschungsinstituts für Experimentelle Medizin der Ungarischen Akademie der Wissenschaften darüber, ob der regelmäßige Konsum von Cannabis mit THC-Injektionen an Mäusen modelliert werden kann. Dann gingen wir zum medizinischen Cannabis und zur idealen Drogenpolitik über. 40

em Neurobiologen Dr. István Katona und seinen Kollegen vom Forschungsinstitut für experimentelle Medizin gelang es erstmalig weltweit, mit einem hochauflösenden Mikroskop die Wirkungen des THC im Hirn abzubilden. Die große Bedeutung dieser Forschungsergebnisse bezeugt die Tatsache, dass die Studie von der hochrangigsten Fachzeitschrift auf diesem Gebiet Nature Neuroscience publiziert wurde. Für ihre Untersuchungen benutzten die Forscher erstmalig in Europa das Verfahren der Hochauflösungsmikroskopie zur Untersuchung der Eiweiße. Es ging um die Antwort auf die Frage, wie die Nervenenden von Mäusen beeinflusst werden, wenn sie sechs Tage lang hohe beziehungsweise ausgewogene („therapeutische“) Dosen von THC injiziert bekommen. Die Ergebnisse belegen, dass sich im ersten Fall die Zahl der CB1-Rezeptoren, welche die Endocannbinoidmoleküle empfangen und die Verbindung der Nervenzellen in der Synapsis sicherstellen, um 74%, im zweiten Fall um 16% reduzieren. Die vollkommene Wiederherstellung dauerte im Fall der rekre-

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ativen Dosis sechs Wochen. Die diesbezüglichen Sensationsberichte der Medien, die die Ergebnisse der Untersuchung offensichtlich missverstanden, weckten unser Interesse. Um die Ergebnisse der Studie wirklich zu verstehen, suchten wir den Forschungsleiter Dr. István Katona auf. Medijuana: Die Medien reduzieren die Ergebnisse der Untersuchung auf die Wirkung eines Joints und dramatisieren sie (z. B.: mit dem Titel „So schädlich ist ein Joint“), obwohl in dem Artikel in der Nature Neuroscience nicht davon die Rede ist, dass die Forschungsergebnisse das Grasrauchen beim Menschen abbilden. Wie wurde der Joint zum zentralen Element der Medienberichterstattung, wenn es in der Forschung weder um Cannabis noch um Joints oder Menschen ging? István Katona: Es war interessant zu beobachten, wie selektiv und oftmals verzerrt manche Medienverteter einige Aspekte unserer Arbeit darstellten. Der Bericht der Akademie verfolgte nicht das Ziel, Hysterie zu


schüren, aber prinzipiell freuten wir uns, dass die Nachricht grundsätzlich rüberkam, weil sich uns danach die Möglichkeit bot, in Interviews das Wesen unserer Forschung zu erläutern. Leider wurde das dann manchmal trotzdem missverstanden. Obwohl ich im Fernsehen gesagt habe, dass es nach unserer Untersuchung vorstellbar ist, dass der regelmäßige Konsum großer Mengen gewisse Gehirnfunktionen verstimmt, wurde in der Sendung doch verallgemeinert und das Interview erhielt die Bildunterschrift „Schädliche Wirkung von Joints bewiesen“. MED: Die Reaktion der Medien ist ja schon verständlich, da die Pressemitteilung der Akademie den Titel „Der Joint verstimmt das Gehirn“ trägt und das „RockfestivalParadigma“ darin – Graskonsum in großer Menge innerhalb einer Woche – für viele dem Bild des rekreativen Konsums entspricht. IK: Die aus dem Kontext gerissenen Sätze sind an sich missverständlich, aber es wäre wirklich exakter gewesen, von „andauerndem Cannabiskonsum mit dem Ziel der Rekreation in Abhängigkeit von der THCDosis“ zu sprechen. Wir hätten im Sinne des Modells auch noch hinzufügen müssen, dass von Konsumenten die Rede ist, die vor dem intensiven Grasrauchen auf dem Festival überhaupt noch nie Cannabis zu sich genommen haben. In dem Ergebnis – wenn es überhaupt etwas mit dem menschlichen Konsum zu tun hat – liegt die Betonung auf der Dosis und dem anhaltenden Konsum. Ich halte es für wichtig, Folgendes zu betonen: Wenn den Rezeptor regelmäßig große Mengen THC erreichen, funktionieren die inneren Signalmoleküle nicht mehr und die Synapsen werden tatsächlich verstimmt. MED: Was soll man darunter verstehen: „Das Gehirn verstimmt sich”?

IK: Ein starker Reiz bewirkt die Verringerung der Rezeptoren. Hier geht der Reiz vom eingenommenen THC aus und führt zu einer zeitweiligen Veränderung der Signalwege des Endocannabinoid-Systems. Aus den molekularen Effekten können wir vorläufig keine direkte Folgerung über die Veränderung der kognitiven Funktionen ableiten. Es ist aber sicher, dass ein „verstimmter“ innerer Signalweg nicht für die Kommunikation auf einfachster Ebene wichtig ist, sondern eine Art Feinabstimmung der Gesamtmenge an Signalen vornimmt. Aussagen wie: „macht das Gehirn kaputt“ sind daher auf jeden Fall übertrieben. MED: Wie habt ihr den hohen und den ausgewogenen THC-Gehalt für die Mäuse festgelegt? IK: Die THC-Dosis für die Mäuse haben wir anhand des bewährten Fachprotokolls bemessen, welches übrigens die 3- bis 4%ige THC-Konzentration der 90er Jahre für das Marihuana ausgebildet hat, daher lagen wir wohl noch zu niedrig. Obwohl man in der Realität niemals alle Variablen – das Maß des Einsaugens, das Abbauverhältnis des gerauchten THC, den Abbau der Leber, die zeitliche Verteilung des in den Blutkreislauf gelangten THC, individuelle Unterschiede usw. – beachtet, ist es die akzeptierte Methodologie für die Modellbildung und die Untersuchung von Sucht. Für die Modellbildung für den therapeutischen Gebrauch haben wir ein Zehntel des THC-Werts zugrunde gelegt. MED: Beeinflusst es die Untersuchung nicht, dass im Cannabis nicht nur THC, sondern ein Gemisch von weiteren fast 100 Cannabinoiden enthalten ist? Unter ihnen das CBD (Cannabidiol), das – wie mehrere Forschungen zeigen – solche unangenehmen


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MEDIZIN

mentalen Wirkungen des THC ausgleicht wie Beklemmungen und psychotische Symptome. IK: In unserer Untersuchung erforschten wir den CB1-Rezeptor und die Wirkung, die durch das THC auf ihn ausgeht, nicht die Wirkung das Cannabis. Insofern spielt das CBD in unseren Untersuchungen keine direkte Rolle. Das Cannabidiol entwickelt seine Wirkung über einen anderen bis heute unerforschten Rezeptor und gleicht wahrscheinlich auf der Systemebene die unangenehmen Wirkungen des THC aus. Dennoch sind die vom THC hervorgerufenen Veränderungen an den CB1-Rezeptoren beim Cannabis gleichfalls zu beobachten. Wir führen gleichzeitig auch Untersuchungen zum CBD durch, denn wir halten es für einen vielversprechenden Bestandteil, beispielsweise wegen seiner beklemmungssenkenden Wirkung und seinem Effekt beim Eindämmen von Epilepsieanfällen. MED: Nichts stellt die Bedeutung deiner Untersuchungen besser unter Beweis, als dass du für deine hervorragenden Forschungsergebnisse 2009 vom IACM (International Association for Cannabis as Medicine) ausgezeichnet wurdest, wozu wir auf diesem Weg gratulieren. Wie siehst du heute die Rolle des Cannabis in der Medizin?

IK: Ohne die einzelnen Krankheiten und Symptome im Detail erörtern zu wollen, prophezeie ich dem Cannabis und auch den Cannabinoiden eine gewichtige Rolle in der Medizin. Gleichzeitig würde ich davor warnen, die Pflanze als Wundermittel zu betrachten. Nach dem heutigen Stand unserer Erkenntnisse meine ich, dass es immer nur nach dem Ausprobieren der traditionellen Therapien Sinn macht, sich dem Cannabis zuzuwenden. MED: Momentan hört man viel von Psychosen, die von Skunk-Sorten ausgelöst wurden, was mit ihrem hohen THC-Gehalt erklärt wird. Gleichzeitig ist das nach Meinung der Kritiker eher auf den niedrigen CBD-Gehalt zurückzuführen, weil damit das Gegengewicht zur THC-Wirkung fehlt. Wie siehst du das? IK: Zum Teil stimme ich der Erklärung mit dem niedrigen CBD-Gehalt zu, doch würde ich die Betonung darauf legen, dass die Züchtungen mit immer höherem THC-Gehalt unabhängig vom Anteil des CBD ein höheres Risiko für die Konsumenten darstellen, in erster Linie für die Jugend. Das größte Risiko stellt der Cannabiskonsum vor dem 21. Lebensjahr dar, denn in diesem Alter entwickeln sich die für die höchsten kognitiven Funktionen zuständigen Frontalhirnlappen.

Die Untersuchungen belegen einhellig: Wenn jemand vor der vollständigen Entwicklung, sagen wir im Alter von 14 Jahren, beginnt, Alkohol, Cannabis oder andere psychoaktive Mittel zu sich zu nehmen, dann ist das Risiko viel größer, dass er in einem späteren Lebensalter süchtig wird, als bei jemandem, der erst mit über 21 beginnt, diese Mittel zu konsumieren. Das ist gleichzeitig die Paradoxie der Prävention, denn in der Jugend – der Zeit, in der die eigenen Grenzen erfahren werden – sind die Jungen für solche Ratschläge am wenigsten empfänglich. Dennoch versuche ich bei den Vorträgen, die ich in dieser Altersklasse halte, die Botschaft der Prävention zu vermitteln. MED: Was hältst du von einer Politik, die mit Strafandrohungen versucht, dem Konsum von Cannabis und anderen Drogen vorzubeugen? IK: Wenn es stimmt, was man über die Drogenkonsumgewohnheiten der Jugend liest, und dass sich jeder innerhalb einer Stunde Marihuana verschaffen kann, zudem ein Viertel der Jugendlichen es schon probiert hat – welchen Sinn hat es dann, die Konsumenten zu bestrafen? Vonseiten der Gesellschaft wäre es ethisch, wenn die gesamten Steuereinnahmen, die von Stoffen stammen, die Gemütsleiden auslösen (Nikotin, Alkohol usw.), auf die Prävention und die Therapie bereits entstandener Gemütsleiden zu verwenden. MED: In Colorado geschieht etwas sehr Ähnliches, denn die ersten 40 Millionen Dollar, die aus dem legalen Handel mit Cannabis eingehen, werden nach dem Gesetz für die präventive Bildung ausgegeben. IK: Das ist die richtige Richtung, meiner Meinung nach müsste man aber die gesamten Einnahmen dafür verwenden. Eine Legalisierung, bei der nicht auf die Risiken des regelmäßigen Konsums und des Gebrauchs von Rauschmitteln bei Geisteskrankheiten in der Familie hingewiesen wird, würde ich auf keinen Fall unterstützen.

text: Tomas Kardos

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Billigung des Senats bwohl es in den USA von Jahr zu Jahr besser um die Anerkennung der medizinischen Anwendung von Cannabis bestellt ist, setzt die Gegenlobby alle Hebel in Bewegung, um diesen Prozess einzudämmen. Daher stellt es ein bedeutsames Ereignis dar, dass der amerikanische Senat nun zum ersten Mal eine Gesetzesänderung guthieß, die den Ärzten des Kriegsveteranenministeriums

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ie Universitäten East-Anglia, Barcelona und Pompeu Fabra untersuchen zusammen mit anderen europäischen Institutionen, wie man die therapeutischen Eigenschaften des Cannabis von den bei der Therapie nicht erwünschten Nebenwirkungen trennen kann. Die Forschungsarbeit der Gruppe basiert auf früheren Untersuchungen, die aufzeigen, dass der Hauptwirkstoff des Cannabis, das THC, bei Krebspatienten das Tumorwachstum verringert. Ihre neuen Ergebnisse – welche ab 9. Juli in der Zeitschrift PLOS Biology frei zugänglich sind – stellen dar, dass sich die schädlichen kognitiven Wirkungen des THC auf anderen Wegen manifestieren als die medizinisch vorteilhaften Effekte. Auf diesen Wegen sind auch die Cannabinoid- und Serotoninrezeptoren zu finden und falls sie die zahlreichen wohltuenden Wirkungen des THC blockieren – unter anderem die schmerzlindernde – setzen sie sich ohne das Eintreten unerwünschter mentaler Symptome durch. Die Untersuchungen wurden an Mäusen durchgeführt, aber die Forscher sind zuversichtlich, dass im Ergebnis auch bahnbrechende Erkenntnisse für die Humantherapie auf Cannabisbasis vorliegen werden. Sie glauben, dass THC dann bei Therapien verwandt werden kann, ohne dass die Patient/ innen mit Bewusstseinsveränderung oder Ge-

erlaubt, die Anwendung von Cannabis zu befürworten. Die mit 18 zu 12 Stimmen beschlossene Änderung kann natürlich nur in jenen Staaten in Kraft treten, in welchen Marihuana auf Rezept erhältlich ist. „Veteranen, die in Staaten mit medizinischem Marihuana leben, gebührt die gleiche Behandlung wie jedem anderen Bürger, daher haben sie ein Recht, mit ihren Ärzten über die Anwendung von

Marihuana zu reden, sofern es medizinisch angezeigt ist“, erklärte im Zusammenhang mit der Entscheidung Michael Collins, der Geschäftsführer der Drug Policy Alliance. „Sie haben dem Vaterland treu gedient, daher ist es das Mindeste, dass wir ihnen den offenen Dialog mit den Ärzten erlauben.“ Die Modifizierung unterstützen auch der republikanische Senator von Montana, Steve Daines, und Jeff Merkley, der demokratische Senator von Oregon. Die bisherige Regelung für die Veteranen verbot den medizinischen Dienstleistern ausdrücklich, die Patienten auf das staatliche Medizinalcannabisprogramm aufmerksam zu machen. Neben den Dienstleistungen des Kriegsveteranenministeriums existieren zahlreiche medizinische Programme des Bundes, zum Beispiel Medicaid, Medicare und CHIP, von welchen keines verbietet, dass Ärzte die Verwendung von Cannabis vorschlagen. Die Veteranen sind wahrscheinlich in größtem Maße von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTDS) betroffen, die oft von Kriegstraumata herrühren. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, dass mehr als zwei Drittel der PTDS-Patienten ihre Symptome durch die Anwendung von Cannabis reduzieren konnten.

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Abgetrennte Heilwirkung dächtnisstörungen rechnen müssen. Dr. Peter McCormick von der Medizinischen Fakultät der East-Anglia Universität verkündete, dass man wegen der positiven medizinischen Wirkungen aktiv den Molekularmechanismus des THC erforsche, um die unerwünschten Wirkungen ausschließen zu können. „Die Forschung ist wichtig, weil sich so eine

Möglichkeit bietet, im Verlauf der Therapie die übrigen als nicht erwünscht eingestuften Nebenwirkungen des THC zu verringern, während die zahlreichen positiven Wirkungen, wie zum Beispiel die schmerzstillende, bleiben“, sagte Dr. McCormick. Seine Hoffnung ist es, in der Zukunft eine sichere synthetische Kopie des THC herzustellen. 45


MEDIZIN

Neuropsychiatrische Erkrankungen mit Cannabis behandeln Im Gespräch mit einem Experten aus Israel über Anwendungsbereiche, Standardisierung und Komplikationen Wir trafen Dr. Ilya Reznik vor Kurzem im Burgenland, bei den Hanffeldern von Medihemp. Er und einige andere Pioniere der CannabinoidWissenschaften waren von der ARGE CANNA für ein Wochenende nach Österreich eingeladen worden. Während der letzten fünf Jahre koordinierte Dr. Reznik die Aktivitäten des Israel National Forum, der Gesellschaft für Medizinische Cannabisforschung und Therapie. Er ist assoziiertes Mitglied des Kanadischen Konsortiums zur Erforschung der Cannabinoide (CCIC) und wurde kürzlich in den Vorstand der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) gewählt.

text: Kevin Herzig

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Medijuana: Wo sehen Sie die Vorteile von medizinischem Cannabis bei der Behandlung von neuropsychiatrischen Erkrankungen? Dr. Reznik: Ich glaube, dass neuropsychiatrische Erkrankungen wie Parkinson, Tourette, Alzheimer, Post-Trauma und chronisches Schmerzsyndrom sehr erfolgreich mit medizinischem Cannabis behandelt werden können. Wir müssen nur in Erfahrung bringen, wie eine solche Behandlung für den jeweiligen Patienten anzupassen ist – angemessene Dosis, richtige Sorte. Wir müssen uns die vielfältigen Eigenschaften dieses wunderbaren Medikaments zunutze machen.

MED: Wer sollte die Möglichkeit haben, medizinisches Cannabis zu bekommen? Dr. R.: Ich glaube, dass Cannabis nicht nur bei einer oder einigen wenigen Krankheiten helfen kann. Cannabis könnte wahrscheinlich für fast alle Patienten in Betracht gezogen werden, die bereit sind für diese Therapie. Dabei muss die Art und Weise der Verabreichung für den jeweiligen Patienten angemessen sein. Risiken und Nebenwirkungen müssen bedacht werden (z. B. orale Einnahme, verdampfen anstatt rauchen) – dann werden die Vorteile des medizinischen Cannabis überwiegen. In meiner Praxis verschreibe ich Cannabis vielen Patienten


mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Parkinson und Tourette, Post-Trauma oder chronischen Schmerzen. Die Mehrheit dieser Patienten profitiert sehr von einer solchen Therapie. Dabei ist es wichtig, die Dosis richtig anzupassen und solche Patienten individuell zu versorgen. Wir müssen vorsichtig sein und das Follow-up dieser Patienten im medizinischen Setting beobachten. MED: Wie stehen Ihre Kolleg/innen zum Thema medizinisches Cannabis? Dr. R.: Derzeit ist die Einstellung der Mehrheit meiner Kollegen leider sehr ne-

gativ. Ich gehöre zum Board of Directors der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM), wir sind ein internationaler Verband, der aus Ärzten, Wissenschaftlern und Forschern besteht, welche Cannabis als Erstlinientherapie fordern. Und es ist unsere Pflicht, die Ausbildung aller medizinischen Fachkräfte – Ärzte, Krankenschwestern, Apotheker – in der Art und Weise des medizinischen Gebrauchs von Cannabis voranzubringen, zum Beispiel wie Dosen einzustellen sind oder wie man die geeignetsten Sorten findet. Zunächst sollten wir uns selbst bilden und versuchen, die Haltung der meisten medizinischen Fachkräfte zu diesem Thema zu ändern. Denn im Moment ist die medizinische Gemeinschaft sehr negativ auf dieses Thema zu sprechen. Nur sehr wenige Ärzte unterstützen medizinisches Cannabis als Therapie für ihre Patienten. MED: Wie kann Ihrer Meinung nach Cannabis in Krankenhäusern an Patient/innen verabreicht werden? Dr. R.: In Krankenhäusern ist dies sehr kompliziert. Die Mehrheit der Patienten, die Cannabis zu medizinischen Zwecken ein-

nehmen, kann ambulant behandelt werden. Hier gibt es viel mehr Möglichkeiten, die verschiedenen Arten der Therapie und der Rehabilitation, zum Beispiel auch mithilfe von Physio- oder Hydrotherapie, anzuwenden. Im Krankenhaus wird Cannabis wahrscheinlich oft nicht mit den Hausregeln vereinbar sein. So könnte es sein, dass selbst das Verdampfen (Anm.: mit einem Vaporizer) nicht akzeptiert wird. Und ich spreche noch gar nicht davon, dass Patienten das Rauchen als Einnahmeform wählen. Rauchen ist in allen Krankenhäusern verboten, auf der ganzen Welt. Es wird schwierig sein, einen Arzt zu finden, der ein Medikament verschreibt, welches mit Rauchen in Verbindung steht. Also sollten wir andere Formen der Verabreichung von Cannabis finden, zum Beispiel in Form von Ölen, Zäpfchen oder Verdampfen, welche ohne das schädliche Rauchen auskommen. Sobald wir solche Methoden entwickelt haben, beispielsweise einen standardisierten Verdampfer, wie er bereits in Israel und in Holland in klinischen Studien getestet wird, können wir sie auch in Krankenhäusern einsetzen. Ich hoffe, dass dies in naher Zukunft passieren wird.


MEDIZIN

Die Herstellung von medizinischen Cannabis-Extrakten Cannabisblüten-Extrakt, auch bekannt als Rick Simpson Öl, Haschöl, Cannabisöl, Full Extract Cannabis Oil (FECO) Lösung

Hinzufügen des Lösungsmittels

Material vermengt mit Lösungsmittel, Kontaktzeit von 3 Minuten nicht überschreiten

Lege das trockene Ausgangsmaterial etwas zerkleinert in ein Behältnis (Edelstahl, Plastik) und gieße das Lösungsmittel dazu. Verwende den Löffel, um die Blüten und Blätter zu zerdrücken. Bedecke das Material mit ausreichend Lösungsmittel und fahre für ca. 3 Minuten mit dem Zerdrücken und dem Rühren fort. Gieße nun die LösungsmittelCannabinoid-Mischung durch ein grobes Sieb in ein anderes Behältnis. Gib wieder etwas Lösungsmittel zum aufgefangenen Material und rühre etwa 1 Minute. Siebe danach die neue Mischung zu der schon zur Seite gestellten Mischung. Auf diesem Weg gelangen beinahe alle Cannabinoide aus dem Material in das Lösungsmittel. Jetzt kann das Ausgangsmaterial entsorgt werden.

Filtration Nimm nun einige Behälter (z. B. Flaschen oder Kanister), platziere die Filter oder Edelstahlsiebe darauf und gieße anschließend die Mischung hinein. Es empfiehlt sich, diesen Vorgang zu wiederholen, um sicherzugehen, dass keine Pflanzenteile in den Extrakt gelangen.

Abkochen des Lösungsmittels

Sieben des Pflanzenmaterials

WARNUNG: Prozess nur im Freien durchführen! Der Extraktionsprozess und insbesondere der Prozess des Lösungsmittelabkochens kann, wenn nicht ordnungsgemäß durchgeführt, mit Risiken verbunden sein! Explosionsgefahr! Auch im Freien mittels Ventilator immer für ausreichende Belüftung sorgen! 48

Platziere einen Reiskocher im Freien und stelle einen Ventilator davor, welcher die Dämpfe, die beim Abkochen entstehen, wegbläst. Fülle den Reiskocher ungefähr zur Hälfte mit dem Gemisch und schalte auf Kochen, bzw. die höchste Stufe. Wirf immer ein Auge auf diesen Vorgang. Du wirst sehen, dass die Mischung ziemlich schnell reduziert wird. Gieße nach und nach immer wieder etwas von der Mischung in den Reiskocher. Zum Abkochen des Lösungsmittels eignet sich ein Reiskocher am besten; er ist aber nicht zwingend erforderlich. Da Reiskocher Hitzesensoren eingebaut haben, werden diese in der Regel nicht heißer als 110°C. Bitte beachte, dass die Temperatur nie 140°C übersteigt, da Cannabinoide ab diesem Punkt beginnen, sich zu verflüchtigen. Überprüfe die Temperatur mehrmals während


Benötigte Materialien: – mind. 30 Gramm Ausgangsmaterial (trocken) – mehrere Behälter aus Edelstahl oder Plastik – Löffel – je 30 Gramm Ausgangsmaterial ca. 500 ml Lösungsmittel; verwendbare Lösungsmittel: Isopropanol (mind. 99,5% Reinheitsgrad), Ethanol (mind. 95% Reinheitsgrad) – Kaffeefilter, alternativ Edelstahlsieb 50 µ – Handschuhe – Sieb – Trichter oder Ähnliches – Reiskocher – Ventilator – Spritzen zur Aufbewahrung des Extraktes – Thermometer – Vakuumkammer und Vakuumpumpe (z. B. Best Value Vacs)

Filtern der Mischung

Abkochen des Lösungsmittel

des Abkochens. Falls Dein Reiskocher 140°C erreicht, hat er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen Defekt und sollte nicht mehr benutzt werden. Der Prozess des Abkochens ist abgeschlossen, wenn kein Lösungsmittel mehr im Reiskocher ist. Man erkennt das daran, dass der Extrakt im Reiskocher zähe Bläschen schlägt. Der Extrakt ist jetzt schon beinahe fertig, es fehlt nur noch ein wichtiger Schritt, damit das Ergebnis qualitativ hochwertig wird.

Decarboxylierung und Entfernung der Lösungsmittelreste Zur Umwandlung der Cannabinoidsäuren wie zum Beispiel THCa (Tetrahydrocannabinol-Säure) und CBDa (Cannabidiol-Säure) muss der Extrakt nun für eine gewisse Zeit erwärmt werden. Es hat sich als sehr praktikabel erwiesen, den Innenteil des Reiskochers mitsamt dem Extrakt direkt in den Backofen zu geben, bei etwa 115°C für 45 Minuten. Auf diese Weise wird der Extrakt vollständig decarboxyliert, sprich die Kohlenstoffdioxid-Moleküle der Cannabinoidsäuren werden abgespalten. Auch verdampfen bei dieser Temperatur verbliebene Lösungsmittelreste.

Fertiger Extrakt in den Spritzen

Optimale Lagerung Zur einfachen Lagerung und Dosierung des Extraktes tauche eine Spritze (ohne Nadel) in den Extrakt und ziehe diese auf. Nun kannst Du sie zum Abkühlen hinlegen. Fülle den gesamten Extrakt in Spritzen ab. Extraktreste kannst Du verwerten, indem Du beispielsweise Kokosöl oder Butter hinzugibst, umrührst und – während der Kocher noch warm ist – in Gefäße zum Lagern gießt. Diese Butter kann man direkt essen, zum Kochen und Backen oder als Hautbalsam verwenden. Der kalte Extrakt wird zu einer dicken, klebrigen Masse, die zum Teil sehr schwer aus der

Spritze kommt, hier ist es ratsam, die Spritze kurz unter warmes Wasser zu halten.

Zusatz Wer 100% sicher sein will, dass im Extrakt keine Lösungsmittelreste mehr vorhanden sind, kann mit einer Vakuumkammer und Vakuumpumpe inkl. Wasserbad oder Heizelement bzw. einem Vakuumofen den Extrakt noch „purgen“ (säubern).

text: C. Anna Histič

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CANNA+GLOBE

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CANNA+GLOBE Die Bushplanet Distribution ist das Bindeglied zwischen Premium-Herstellern und Growshops, Stecki-Produzenten und Headshops in Österreich und den Nachbarländern. Seit über fünfzehn Jahren aktiv, ist Bushplanet Distribution heute der einzige ernstzunehmende Großhandel im Alpenland. Wir haben die beiden Inhaber Stivi und Mathias in ihrem mittlerweile 3000 m2 großen Headquarter in der Grow City in Brunn am Gebirge besucht und mit ihren Kunden und Lieferanten gesprochen.

Die Hanfprofis Über einen Großhandel mit Herz und Leidenschaft Medijuana: Mathias, als wir bei Dir wegen eines Interviews zu Deinem Unternehmen angefragt haben, kam die Antwort, wir sollten doch lieber mit Deinen Kunden und Lieferanten über die Bushplanet Distribution sprechen. Warum eigentlich? Mathias: Unsere Partner – und als solche sehe ich sowohl die Growshops als auch die Hersteller – kennen uns schon seit vielen Jahren und ich finde es einfach spannender, ihre Meinung über uns zu hören als mich in Selbstbeweihräucherung zu üben. Stivi: Das sehe ich genauso … also lassen wir doch unsere Partner zu Wort kommen!

Thomas, Rootsman (Wels): Ich habe meinen Laden 1999 gegründet und bin seit über zwölf Jahren Großhandelskunde bei Bushplanet. Die Leute wissen einfach Bescheid und der Service ist Spitze – nicht übertrieben! Heute bis 14 Uhr bestellt, morgen Vormittag geliefert. Hohe Verfügbarkeit und immer ein offenes Ohr für Anliegen aller Art. Weiter so!

Marc Carbon Active (Schweiz): Bushplanet ist immer auf dem neuesten Stand der Technik und fordert uns als Hersteller mit ihren Visionen und Ideen. Auch die Sauberkeit und Struktur sucht in Europa seinesgleichen! Es ist schön, mit einem solch kompetenten und fortschrittlichen Großhandelspartner zusammenarbeiten zu dürfen.

Raffi, Schall & Rauch (Sonnenallee, Linz/Innsbruck): Für die drei Shops unserer Gruppe ist ein starker Großhändler im Rücken ein wichtiger Faktor. Die Bushplanet Distribution ermöglicht uns durch ihre außergewöhnlich kurze Bearbeitungs- und Lieferzeit und attraktive Preisgestaltung eine sehr flexible Lagerhaltung bei geringen Kosten.

Günter, La Pipe (Graz): Warum wir bei Bushplanet Distribution einkaufen? Ganz einfach: super Service, hohe Warenverfügbarkeit, viel Auswahl zu einem sehr guten Preis. Und vor allem für mich als Österreicher sehr wichtig: die verdammt schnelle Lieferung. Meistens hat man bereits am nächsten Werktag sein Paket in den Händen. So muss das sein und nur so macht es auch Spaß! Danke, dass es euch gibt.

Leanne Canna (Niederlande): Seit 2012 kooperieren wir mit Bushplanet Distribution beim Vertrieb von CANNA-Produkten in Österreich. Die Zusammenarbeit lässt sich in drei Worten zusammenfassen: zuverlässig, sorgfältig und servicefokussiert.

Thomas Puff and Stuff (Salzburg): Das Sortiment von Bushplanet ist umfangreich und immer up to date. Gut finden wir die hohe Verfügbarkeit der Produkte und die schnelle Lieferung der Ware. Wir schätzen den unkomplizierten, aber professionellen Umgang mit dem Team von Bushplanet; auch bei speziellen Anfragen oder Sonder52


kleineres Unternehmen war, für sie als Exklusivdistributor für Österreich entschieden, da ihre Leidenschaft für Qualität und Service einzigartig in der Branche ist. Wir stehen bis heute zu 1000% hinter dieser Entscheidung!

Petar, Hanf In (Salzburg): wünschen kann man sich an die Jungs wenden und wird stets gut beraten.

Bora, MiraculiX (Lochau/Hohenems): Wir sind seit 2004 in Vorarlberg mit einem Headshop und einem Growshop aktiv. Bereits seit dem Gründungsjahr arbeiten wir durchgehend mit der Bushplanet Distribu-

tion zusammen – und das zu unserer vollsten Zufriedenheit. Das ständig wachsende Sortiment, die gute Verfügbarkeit und die unkomplizierte Abwicklung von Reklamationen zählen zu den Stärken dieses Großhandels.

Wim, Plagron (Niederlande): Wir haben uns vor vielen Jahren, als die Bushplanet Distribution noch ein wesentlich

Ob Samen, Erde oder Hardware – seit vielen Jahren vertrauen wir hier auf die Crew vom Bushplanet Großhandel in der Grow City. Auswahl, Preis und Lieferfähigkeit sind unübertroffen und schneller liefern ist wohl gar nicht möglich.

Dave, Dutch Passion (Niederlande): Bushplanet ist ein sehr professioneller Vertrieb mit einem hervorragenden Team von Mitarbeiter/innen. Alle sind mit Begeisterung bei der Sache, haben gute Produktkenntnisse und Interesse am Kunden. Wir von Dutch Passion glauben, dass der Vertrieb von Bushplanet unsere Werte teilt: Beide wollen wir Qualität auf höchstem Niveau und perfekten Kundenservice bieten - „service with a smile“. In den letzten 10 Jahren haben Dutcgh Passion und Bushplanet Distribution sehr gut kooperiert, wir freuen uns schon auf die nächsten 10 Jahre! Es ist wirklich ein Vergnügen mit Stivi und Mathias zusammenzuarbeiten, beide sind sehr professionell und immer bereit für ein freundliches Gespräch oder ein Späßchen - wir mögen ihren Sinn für Humor. (x) 53


VOLLBLUT

Serious Happiness: Das erste Kind der Revolution 54


lücklichsein ist nicht vorherbestimmt, sondern eine Art zu leben. – Ein weiser Satz, nach dem ein jeder leben sollte. Und nicht voller Verdrießlichkeit und Neid gegenüber dem Glück anderer Leute durchs Leben gehen. Schließlich ist jeder seines Glückes Schmied. Ja, Du kannst es! Den Zustand des Glücks erreichen. Wie man hört, hat der oben erwähnte Satz über das Glücklichsein – als gerahmtes Bild auf einem Schrank – das Serious-Seeds-Team während eines Meetings dazu inspiriert, die erste Sorte ihrer neuen Seriously Limited Edition Serious Happiness zu taufen. Die zweite Quelle der Inspiration war natürlich die Wirkung der Pflanze selbst, wie Serious berichtet: „Der Name Serious Happiness kam auf, nachdem wir diese fantastische Sorte geraucht hatten, weil er genau ausdrückt, wie sich ein Grower damit fühlt – happy angesichts ihres Wachstums und verdammt happy, wenn sie rauchfertig ist.“ Nachdem Serious Seeds anderthalb Jahrzehnte lang lediglich fünf herausragende Premiumsorten im Sortiment hatte, kam es einer Revolution gleich, als die Firma 2011 Magus Genetics übernahm und ihr Sortenangebot über Nacht verdoppelte. Mit dem Markteintritt von Serious Happiness hat nun eine zweite Revolution im Betrieb von Serious-Besitzer und -Züchter Simon stattgefunden: Es ist das erste Mal, dass die Samenbank eine Sorte herausgebracht hat, die nicht über viele Jahre hinweg bis hin zu absoluter züchterischer Perfektion entwickelt, sondern in viel kürzerer Zeit kreiert wurde – in diesem Fall aus zwei eigenen superben Top-Sorten, AK-47 und Warlock. Aber wie schon der Name dieser neuen Sortenlinie – Seriously Limited – verrät, wurde Serious Happiness nur in einer begrenzten Menge aufgelegt: 4000 Päckchen sind produziert worden. Denn die Idee, die hinter dieser neuen Sortenlinie steht, ist, den Kunden neue Kreuzungen anzubieten und sie entscheiden zu lassen, ob Serious diese fortführen soll oder nicht. Simon erklärt dieses neue Konzept so: „Bei internationalen Messen verschenken wir stets Testsamen und erhalten später Feedback von den Leuten, die sie gegrowt haben. Wenn wir feststellen, dass diese Serious-Grower mit einer neuen Kreuzung zufrieden sind, produzieren wir diese Samen für den Verkauf, in limitierter Auflage von 4000 Päckchen, jedes einzelne mit einer Seriennummer versehen. Und nur dann, wenn wir sehen, dass die Serious-Kunden wirklich richtig happy mit einer Seriously-LimitedSorte sind, gehen wir dazu über, diese neue Sorte zum dauerhaften Standard zu machen, sie dem regulären Serious-Seeds-Sortiment hinzuzufügen.“ Ich denke, dass diese neue Marketingstrategie von Serious Seeds ein exzellentes Konzept ist: Einerseits – im Hinblick auf ihr regu-

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läres Sortiment – bleibt Serious ihrem Prinzip treu, eine Sorte nur dann auf den Markt zu bringen, wenn sie bis zur Perfektion gezüchtet worden ist, Master Simons strengen Kriterien in Sachen Stabilität und Homogenität gerecht wird. Andererseits erlaubt es die Einführung der neuen Seriously Limited Edition Simon, viel mit alter und neuer Genetik zu experimentieren und dabei die Meinung zahlreicher Kunden in seine Züchtungsziele einzubeziehen. Zudem ist er nun in der Lage, schnell auf neue Markttrends zu reagieren, sofern das von ihm als notwendig erachtet wird. Und durch die enge Kooperation mit den Serious-Kunden bei der Sortenentwicklung binden diese sich möglicherweise noch stärker an Serious Seeds. Außerdem kommen sie nun öfter in den Genuss, eine neue Serious-Sorte zu testen, was sie sicherlich begrüßen werden. Es ist also wirklich eine kleine Revolution, die sich da bei Serious Seeds vollzogen hat – und das erste Kind der Revolution wurde

auf den Namen „Serious Happiness“ getauft. Es ist eine Sativa/Indica-Hybride, die aus der Kreuzung der legendären AK-47 und des berühmten Warlock-Männchens hervorging. Serious verspricht, dass diese Sorte „gleich auf zweifache Weise happy macht“ – erst durch ein leicht zu handhabendes Wachstumsmodell mit einer idealen Indoor-Statur und jeder Menge großer, dichter Buds mit wenig Blatt. Und dann auch durch die lang anhaltende psychoaktive Wirkung der süßen und fruchtigen Buds, die sowohl aus einem Body-Stone als auch einem unglaublichen Sativa-KopfHigh besteht. Serious Happiness ist keine superschnell blühende Hybride, sie braucht ihre Zeit, gelangt innerhalb von 60 bis 70 Blütetagen zur Reife. Wenn man die Pflanzen vor der Blüte vier bis fünf Wochen wachsen lässt, ist ein Ertrag von 400–500 g/m2 zu erwarten. Draußen, unter natürlichem Licht, wird diese Sorte Mitte bis Ende Oktober erntereif. Beim IC Mag Cup 2015 erhielt Serious Happiness bereits frühen Applaus, als sie in


der Sativa-Kategorie des Grower’s Cup den dritten Platz belegte, eingereicht vom Grower Cloudz. Ein anderer Grower, der die Happiness kürzlich einem Anbautest unterzog, war The Doc. Er säte dazu drei feminisierte Samen aus und registrierte (wie er es von Serious Seeds gewohnt ist) eine 100%ige Keimquote. Die drei Happiness-Plants machten sich sehr gut in der Wachstumsphase, legten lebhaftes, kompaktes Wachstum an den Tag, mit exzellenter Seitenverzweigung. Die Pflanzen waren auch bemerkenswert einheitlich, von einer solchen Kreuzung hatte The Doc viel mehr Instabilität und Unterschiedlichkeit erwartet. Vier Wochen nach der Keimung stellte er den Lichtzyklus von 18/6 auf 12/12 um, weil es an der Zeit für die Blütephase war. Da waren die Pflanzen 39–48 cm hoch und The Doc schätzte aufgrund ihrer Sativa-dominanten Natur, dass sie ihre Höhe während der Blütephase noch ungefähr verdoppeln würden. Im Verlaufe der Blüte zeigte sich, dass zwei der drei Pflanzen einander wie Klone ähnelten, sie wuchsen bis zum Ende der Kultur akkurat Kopf an Kopf, sogar mit derselben Anzahl an Zweigen und Blüten – einfach nur verblüffend. Diese beiden Happiness-Plants hatten ihre Höhe nach vier Wochen Blüte in der Tat fast verdoppelt, während sich die 56

dritte nicht so stark streckte und weiterhin sehr buschig, fast kugelförmig aussah. Sie war ungefähr ein Drittel kleiner als die anderen beiden. Aber alle drei Pflanzen wiesen eine beeindruckende Anzahl an Seitenzweig-

Buds auf, die sich anschickten, groß und dick zu werden, weitflächig um einen großartig florierenden Blütenstand am Stamm herum arrangiert. „Das ist ein für Indoor-Pflanzen perfektes Wachstums- und Blühverhalten. Diese drei Pflanzen anzuschauen, bereitet mir schon jetzt viel Freude“, sagte The Doc mit einem Lächeln im Gesicht. Während der fünften und sechsten Blütewoche legten die Pflanzen einiges an Blütengewicht zu, die Tops nahmen eine dicke, knollenartige Form an. Und ihr Blüten/ Blätter-Verhältnis war sehr hoch, nur wenige Blätter ragten aus den dichten, massiven Blütenkelchformationen hervor. Nach acht Wochen Blüte waren sie dann mit Myriaden von Harzdrüsen übersät, was den Buds eine weiß glitzernde Erscheinung verlieh. The Doc berichtete: „Die drei Plants sehen jetzt bereits ziemlich reif aus. Yippie, eine von ihnen kommt mit einer großen Überraschung daher – sie riecht nach Wildkirsche! Fantastisch, solch einen Duft habe ich bisher noch nie gerochen. Ich weiß wohl, dass es da diesen Mythos eines AK-47-Cherry-Phänos gibt, den ein bestimmter Grower irgendwann mal gehabt haben soll … während Simon jedoch sagt, dass er einem solchen Phäno selbst nie begegnet sei. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ihn wirklich und nun ist er völlig überraschend bei dieser einen AK-47/Warlock-Hybride durchgekommen?“ Die beiden anderen Pflanzen hatten ebenfalls ein schön süßes und fruchtiges Aroma, das sich aber nicht speziell definieren ließ. Dockie erntete die drei Happiness-Plants nach 61–63 Blütetagen, früh in dem von Serious angegebenen Zeitfenster. Die beiden klonartigen Pflanzen maßen am Ende 95 cm und beeindruckten ihren Grower mit


jeweils neunzehn großen rundlichen SeitenTopbuds, die sich hart wie Stein anfühlten. Die dritte Pflanze war ebenfalls mit vielen fetten, festen Buds beladen, ihre Endhöhe hatte sich bei 78 cm eingependelt. Das Gesamtgewicht der getrockneten Buds betrug 291 Gramm, der durchschnittliche Ertrag lag also bei fast 100 Gramm pro Pflanze – eine stolze Leistung für eine Kreuzung, die bisher noch eher provisorischer Natur ist. Nach dem Trocknungsprozess war jenes rare Kirscharoma der einen Pflanze leider verflogen. Doch zur großen Überraschung und Freude des Docs hatten in der Zwischenzeit die Buds einer der anderen beiden Pflanzen eine deutlich wahrnehmbare Cherry-Note entwickelt! Als er bei meinem Besuch eines seiner riesigen Vorratsgläser öffnete, das mit diesen Buds gefüllt war,

schlugen mir schwere Kirscharomawolken entgegen. Was natürlich äußerst verlockend war. Ich konnte es kaum abwarten, eine Probe zu verköstigen – in Form von einigen Dampfwolken aus dem Volcano, was für die Ausbreitung einer intensiven Fruchtsüße in meinem Mund sorgte. Ein Hauch von Kirsche war auch dabei, ein wunderbarer Flavour. Auf die Wirkung musste ich nicht lange warten, denn diese setzte schon nach einer halben Minute ein und gab mir sofort eine präzise Vorstellung davon, warum diese Sorte Serious Happiness genannt worden war. Weil meine Synapsen tatsächlich mit geballtem Frohsinn befeuert wurden und ein permanentes Grinsen Besitz von meinem Gesicht ergriff. Ich spürte eine machtvolle Kombination von Wirkungsweisen – im Kopf fühlte es sich anregend und eupho-

risch an, während gleichzeitig ein gedämpftes, entspannendes Indica-Feuer in meinem Körper glomm. Eine wahrhaft glückselige Erfahrung, die auch noch von langer Dauer war: Das nenne ich in der Tat CannabisHappiness. Simon hat also mit der ersten Sorte seiner neuen Seriously Limited Edition auf Anhieb einen großen Wurf gelandet, das erste Kind der Revolution hat sich als stark und mächtig erwiesen. Serious Happiness schenkt jedermann Freude – der Serious-Crew selbst, Growern, Smokern, Patient/innen … Man kann die nächste Seriously-Limited-Sorte kaum abwarten.

text & photos: G.B.I.


CANNA+GLOBE

Iss eine Stunde vor dem Cannabisrauchen eine Mango, dann wird dein High-Gefühl viel intensiver. Dies behauptet eine urbane Legende, die immer wieder die Runde macht und die man auch wissenschaftlich zu untermauern versucht. In unserem Artikel wollen wir der Frage nachgehen, ob da etwas dran ist.

text: N. Nogada

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Mango High Fruchtbare Verbindung mit THC? ie verstärkt die Wirkung von schwachem Ganja; gute Qualität wird durch das Essen einer Mango vor dem Konsum spitzenmäßig, verkünden die Anhänger dieser Methode schon seit Jahren. Diese Methode – wenn sie sich in der Praxis bewährt – ist also etwas für Leute, denen das High nicht hoch genug sein kann und die aus ihrem Grasvorrat das Maximum herausholen wollen. Aber auch für jene, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Cannabis-Dosen möglichst gering halten wollen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Es ist also kein Wunder, dass in zahlreichen populären Magazinen, auf Webseiten und in mehreren Foren, die sich mit Hanf beschäftigen, diese Frage lebhaft diskutiert wird. Diejenigen, die auf das Mangoessen schwören, sind auch darauf vorbereitet, ihre Theorie wissenschaftlich zu untermauern. Daher glauben Laien nur zu gern, dass an der Sache etwas dran ist. Schauen wir mal, wie die Anhänger/

S

innen der Mango-Theorie das sich schneller einstellende und länger anhaltende High erklären.

Euphorisierende Aromen Das stärkere High steht gewöhnlich mit einem höheren THC-Gehalt in Verbindung, daher spricht der Mangomythos in der Regel vom Verstärken der THC-Wirkung. Die Formel ist aber etwas komplizierter. Obwohl die für die psychoaktive Wirkung des Cannabis verantwortlichen Hauptkomponenten in Wahrheit die Cannabinoide (THC, CBD, CBN usw.) sind, finden sich neben ihnen zahlreiche andere Bestandteile, unter anderem die Terpene, die für die Aromen zuständig sind und über deren Funktion wir schon mehrfach in Medijuana berichtet haben. Mehrere namhafte Züchter – unter ihnen Ed Rosenthal, mit dem wir in Medijuana No. 12 ein Interview führten – sind der Meinung,


dass die Betrachtung der Verhältnisse von Sativa:Indica und THC:CBD ungenügend ist, um sicher auf die Wirkungen einer Sorte schließen zu können. Dazu müssten nämlich die Terpene im Cannabis berücksichtigt werden. In der gleichen Medijuana-Ausgabe zitierten wir Dr. Jeffrey C. Rabert, den Chemiker des Werc Shop in Los Angeles. Dieser hat Cannabisproben analysiert und meint, infolge des Veredlungsfiebers sei schon keine eindeutige Aussage mehr möglich, dass Sativa stimulierten und Indica entspannten, denn der Charakter der Wirkung würde grundlegend von den Terpenen beeinflusst. Daher – argumentiert Dr. Rabert – sei es wichtig, bei den Cannabissorten, die für medizinische Zwecke vertrieben werden, die in der Blüte vorhandenen Terpene anzugeben. In einer 2011 erschienenen Studie von Ethan Russo, dem Cannabinoidforscher von GW Pharmaceuticals, wird die Rolle der Terpene verdeutlicht: Schon im Persien des 10. Jahrhunderts seien die unerwünschten Eigenschaften des Cannabis mit dem Konsum einer Zitrone ausgeglichen worden. Ein Jahrtausend später wurde nachgewiesen, dass diese Früchte einen hohen Anteil eines Terpens namens Limonen enthalten, welches das Gesamtbefinden verbessert, die Aufmerksamkeit erhöht und die Erinnerung beflügelt. Andere Terpene lindern Stress, hemmen Entzündungen, stillen Schmerzen und Depressionen und sind wirksam gegen Tumore. Daher verfügen nach Russo mit Terpenen versetzte CBD-Präparate über vielversprechendes medizinisches Potenzial. Aber was hat das mit der Mango zu tun? Nichts anderes, als dass die saftige Frucht eine erstrangige Quelle für Myrcen ist – ein Terpen, das über schmerzlindernde Wirkung verfügt. Ebenso wie Hopfen oder Cannabis. Die lähmende Couch-Lock-Wirkung, die den Indica-Sorten zugesprochen wird, kann auch mit dem Terpen Myrcen verbunden werden.

Die in vielen Ländern für medizinische Zwecke erhältliche Cannabissorte Bedrocan hat beispielsweise einen hohen Mycrengehalt und ist daher perfekt zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung geeignet. Wer also mit Mango das High steigern will, sollte wissen, dass er bestenfalls die körperlichen und entspannenden Wirkungen verstärkt.

Wie aber funktioniert das? Sicher wüssten wir davon, wenn man mit dem Genuss einer Mango beträchtlich zur Schmerzstillung und zur Muskelentspan-

nung beitragen könnte. Dennoch ist es wegen des enthaltenen Terpens vorstellbar, dass sich beim gleichzeitigen Cannabiskonsum die schmerzstillende beziehungsweise die Couch-Lock-Wirkung besser entfaltet. Nach Michael Backes, dem Autor des letzten Herbst erschienenen Buchs Cannabis Pharmacy: The Practical Guide to Medical Marijuana ist das jedoch ziemlich ausgeschlossen. Obwohl einige Indica-Sorten über einen sehr hohen Myrcengehalt um 2% verfügen, wird das oral konsumierte Mycren (beispielsweise das einer Mango) von der Leber abgebaut und gelangt nicht in den Blutkreislauf. Nach


CANNA+GLOBE schlucken, sondern im Mund behalten, und dadurch die Mycrenmenge der unter der Zunge behaltenen Mango ausreicht, um das High-Gefühl zu beeinflussen. Die Frage ist, ob sich das Ganze lohnt. Einfacher scheint es, ein wenig Zitronengras oder Thymian zu kauen, die ebenfalls hervorragende Mycrenquellen sind.

Jeden Tag eine Mango

Lemongras

der Evolutionstheorie ist es die Aufgabe des Mycrens und der übrigen Terpene, mit ihren Aromen bestimmte Tiere anzulocken und andere zu vertreiben. Wir aber – Menschen und Tiere – haben uns so entwickelt, dass wir mögliche Vergiftungen durch Terpene durch deren Abbau im Organismus verhindern. Wenn man unbedingt will, lässt sich der Schutz unterlaufen. Der Organismus ist nämlich nicht darauf vorbereitet, dass wir die Köstlichkeit der Pflanzenwelt nicht

Wir wollen aber keinen vom rituellen Mangoessen abbringen. Schon deshalb nicht, weil der Konsum der Mango, auch „Königin der Früchte“ genannt, zahlreiche positive physiologische Effekte mit sich bringt. Dank des hohen Faser-, Pektin- und Vitamin-CGehalts senkt sie den Cholesterinspiegel und stärkt das Immunsystem. Ihr Vitamin A wirkt wohltuend auf die Augen, während der Vitamin-B-Gehalt das Nervensystem stützt, sowie die optimale Funktion der Muskeln und des Herzens. Der tägliche Genuss von Mangos normalisiert den Blutzucker, kann ihn sogar verringern, daher hat sie ihren Platz in der Diät für beide Diabetestypen. Und wenn das noch nicht genügt, sei an den vorzüglichen Gehalt an Polyphenolen in der Mango erinnert, die von den Radikalen gebunden werden und die Zellen vor Beschädigungen schützen. Eine Studie aus dem Jahr 2010

Thymian

zeigt auf, dass die Bestandteile der Mango wirksam das Entstehen von Dickdarm- und Brustkrebs verhindern. Forschungsleiterin Dr. Susanne Talcott berichtet von programmiertem Zelltod im Fall von zwei verschiedenen Krebsarten. Auch als Zusatztherapie oder als Antikrebsmittel sei die Frucht verwendbar. Kurz und gut, auch wenn wir vergebens auf das bombastische High warten, verbessert der Mangokonsum auf jeden Fall unsere Gesundheit und Lebensqualität.



A’LA CANNA uf den ersten Blick mag es erstaunen, dass die Flüssigkeitsmengen in Gramm angegeben sind, aber das Geheimnis der Teigherstellung ist nicht die starke Hand, sondern die genaue Einhaltung der Mengen und die Beachtung der chemischen Prozesse Wer dieses Gericht einmal zubereitet hat, wird garantiert nie wieder an einem Imbiss Schlange stehen, also her mit der digitalen Waage! In der obengenannten Reihenfolge geben wir die Zutaten für den Vorteig in eine große Schüssel und verrühren sie zu einer Art Pfannkuchenteig. Zugedeckt eine Stunde gehen lassen. Dann (ebenfalls in der angegebenen Reihenfolge) geben wir die Zutaten für den Teig dazu, kneten das Ganze gut durch, decken es ab und lassen es bei Zimmertemperatur anderthalb Stunden gehen. In der Halbzeit einmal kneten. Während der Teig „geht“, bereiten wir die Füllung vor. In der Cannabutter rösten wir die klein geschnittenen Zwiebeln, dann geben wir die Fleischstreifen dazu. Auch die rösten wir und würzen sie dann. Auf mittlerer Flamme unter ständigem Rühren fertig braten und abgedeckt auf die hintere Kochplatte stellen, damit sie, wenn die Pita gebacken wird, die ausströmende Hitze warmhält. Wir schneiden das gewaschene Gemüse mit einem Gemüsehobel klein und lassen es, etwas gesalzen, abtropfen. Weil die Kohlblätter nicht einfach zu hobeln sind, benutzen wir ein Messer, um sie klein zu schneiden. (Die Strünke verwenden wir nicht, weil ihr Geschmack zu intensiv ist, lieber essen wir sie während des Kleinschneidens.) Das Gemüse mischen wir in einer Schüssel und stellen es in den Kühlschrank, damit wir nicht mehr davon naschen.

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Gyros auf die Schnelle Den Naturjoghurt geben wir in eine flache Schüssel und pressen den Knoblauch (nach Geschmack) hinein. Dann eine Prise Chili. Das Ganze rühren wir gut um und geben es zu dem Gemüse in den Kühlschrank. Wenn der Teig gegangen ist, formen wir ihn auf einem leicht mit Mehl bestäubten Nudelbrett gut durchgeknetet zu einer etwa 40 cm langen Rolle, die wir in acht gleiche Teile schneiden. (Die einfachste Methode ist es, immer zu halbieren.) Aus den Teilen formen wir Brötchen, die wir wieder 10 Minuten gehen lassen, unterdessen heizen wir den Herd auf 220°C vor. Die Brötchen verbreitern wir kreisförmig auf 20 cm Durchmesser und lassen sie noch 2 Minuten gehen. In dieser Zeit ziehen sie sich zu etwa 14 cm großen Teigfladen zusammen. (Das ist der erste Moment, in dem wir wirklich glauben, Pita zu backen.) Dann geben wir sie leicht bemehlt in den Backofen, auf einen mit Alufolie bedeckten Rost. Wir backen sie, bis sie aufgehen und am Rand braun werden. Das dauert ungefähr 5–8 Minuten. Die fertigen Pitas lassen wir abgedeckt kalt werden, weil sie sonst schnell austrocknen. Wenn sie kalt sind, schneiden wir ihnen mit einem resoluten Schnitt den Kopf ab und füllen sie mit dem warmen Fleisch, dem Gemüse aus dem Kühlschrank und dem Wunderjoghurt. Dann lehnen wir uns zurück und lächeln stolz mit vollem Mund!

Zutaten für 8 Personen: Für den Vorteig: 3 g Hefe 125 g warmes Wasser (30°C) 100 g sehr glutenhaltiges Mehl Für den Teig: 200 g Mehl 250 g Strudelmehl 40 g Puderzucker 7 g Salz 195 g warmes Wasser (22°C) und für die Füllung: 2 große rote Zwiebeln etwa 750 g Fleisch 1 Beutel Gyrosgewürzmischung 4 Becher Naturjoghurt 8 Knoblauchzehen eine Prise Chili 4 Tomaten 6 Paprika 8–10 Kohlblätter 1 Salatgurke 30 g Cannabutter






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