Medijuana 22

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Nr. 22 5/2015 Okt-Nov

Medical & Harm Reduction Magazine

WIR MACHEN’S LEGAL! Hemp Embassy in Wien

WISSENSCHAFT ÜBERHOLT DROGENVERBOT ÖSTERREICH UNTERSCHREIBT FÜR HANF ALS MEDIZIN AUSWANDERUNG FÜR DIE THERAPIE Alternative Behandlung und Symptomfreiheit

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„Wir machen’s legal!“ iel ist in den letzten Wochen geschehen, der größte Wurf jedoch ist die Eröffnung der Wiener Hemp Embassy. Nicht dass die stimmungsvolle Eröffnung allzu großes Aufsehen erregt hätte. Viel wichtiger ist, dass der Initiator – das Wiener Hanfmuseum – etwas Einmaliges erreicht hat: In aller Öffentlichkeit und ganz legal dürfen verschiedene Cannabissorten zur Blüte gelangen und den Interessierten mit dem Ziel der Wissensvermittlung präsentiert werden. In der Wiener Innenstadt kann man unter exklusiven Bedingungen in Schaukästen bewundern, was die besten Gärtner/innen aus der besten Genetik herausholen können. Einerseits ist das eine Augenweide, andererseits ist es beachtlich, dass endlich eine Möglichkeit gefunden wurde, Cannabis unter Bedingungen zu präsentieren, die nicht an rauchgeschwängerte Coffeeshops erinnern. Ein Besuch lohnt sich. Die ausgestellten Sorten wechseln jeden Monat und neben dem Anblick kann man die Gerüche genießen. Geschmack und Aroma kann man leider vorläufig nicht testen, weil die Pflanzen zur Erntezeit von den Behörden vernichtet werden. Das vorrangige Ziel, den Hanf der Allgemeinheit näherzubringen und damit einen Schritt zur Legalisierung zu tun, ist jedoch verwirklicht. Dies bringt auch der Slogan der Hemp Embassy „Wir machen’s legal!“ zum Ausdruck. Der Eintritt ist frei, das Medijuana Magazin gibt es dort auch. Anlässlich der Eröffnung der ersten Hanfbotschaft informieren wir Euch über den momentanen Stand der Regulierung in Österreich. Es tut sich etwas – gerade gibt es Veränderungen, die in vielerlei Hinsicht interessant sind und denen sich viele andere EU-Länder anschließen könnten. Mit der Legalisierung beschäftigt sich auch ein weiterer Artikel, der die Frage auf eine allgemeinere Ebene stellt und in die-

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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot Markus Berger, G.B.I. Tomas Kardos, Kevin Herzig Toni Straka, Jack Flash Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

sem Zusammenhang oft gehörte Argumente unter die Lupe nimmt. Wir sprachen mit dem Autor des Buches „Der Cannabis-Irrsinn“ ausführlich über die Entstehung des Verbots, die folgenden Jahrzehnte, den Weg zur Legalisierung und die momentane Situation in Europa und Amerika. Wir redeten auch mit einem in Österreich lebenden Cannabispatienten, der sich selbst behandelt. Seine Lage ist deshalb interessant, weil der Ausbruch seiner Krankheit zum Teil der Drogenverbotspolitik zu verdanken ist. Die für ihn wirksamste Therapie – die Einnahme von Cannabis – kann er in seiner Heimat leider nicht legal vollziehen. Man hört heute so viel über Flüchtlinge, Ein- und Auswanderer aus wirtschaftlichen Gründen, aber kaum darüber, dass einige Menschen aus medizinischen Gründen – weil sie eine bestimmte Therapie benötigen – gezwungen sind auszuwandern. Nur um ohne das Risiko einer Gefängnisstrafe an ihr Medikament, eine einfache Heilpflanze, zu gelangen. Es gab Zeiten in der Geschichte, in denen Verbote in Kraft waren, die heute unvorstellbar sind. So waren einst Kakao, Schokolade, Kartoffeln oder Kaffee unter Androhung schwerer rechtlicher Konsequenzen verboten – wie heute das Cannabis. Zum Glück sind diese – meist von der Kirche ausgesprochenen – Verbote im heutigen Europa nicht mehr vorstellbar und jeder kann Kakao, Schokolade und Kartoffeln kaufen und verkaufen, zubereiten und konsumieren. Über die physiologischen Wirkungen dieser Substanzen sollte man jedoch Bescheid wissen. Mit dem Kaffee, dem Kaffeetrinken und dem Koffein beschäftigen wir uns deshalb gesondert. Auch in dieser Ausgabe stellen wir wieder einige Cannabissorten vor und empfehlen dazu alternative Konsummethoden, die weniger schädlich sind als das Rauchen, beispielsweise Vaporizer. Der Red.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS ATAMI BUSHPLANET CANNAFEST CITY GROW DINAFEM SEEDS ENCOD FUTURE CLONE FUTURE GROW GREENHOUSE FEEDING GROW CITY RETAIL GROWGO GROWNRW HANF MUSEUM BERLIN HERBALIST HUG‘s HULABALOOZA INDRAS PLANET INNOVATING PLANT PRODUCTS JELLY JOKER LAMOTA DISTRIBUCIÓN NACHTSCHATTEN VERLAG NEAR DARK ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND PLAGRON PLANT CITY PREMIUM GENETICS PUFF AND STUFF ROYAL QUEEN SEEDS SEEDPLANET SERIOUS SEEDS SWEET SEEDS UNITED SEED BANKS VAPOSHOP VERDAMPFTNOCHMAL

51 58, 59 64 U2 U3 9 17 13 13 15 2–3 21 15 43 47 63 21 19 22, 47 53 63 50 23 27 8, U4 35 29 42 11 30 55 61 28 45 41

Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT „WIR MACHEN’S LEGAL!“

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MEDI+GREEN SNOOP MEDIA

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SAG NEIN ZUM VERBOT!

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WER LACHT ZULETZT?

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FAST DIE GESAMTE CANNABISPRODUKTION ALBANIENS WURDE GESTOPPT

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CANNABIS KÖNNTE BEI TRANSPLANTATIONEN HILFREICH SEIN

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NATÜRLICHER OPIOIDENTZUG

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HEFEPILZ ERZEUGT THC

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SCHLAFLOS

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UNÜBERHÖRBAR: HANF-INSTITUT FORDERT ÖSTERREICHISCHE REGIERUNG BEIM CANNABIS SOCIAL MARCH 2015 IN WIEN ZUR REFORM DER REFORM AUF

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WOZU FÜHRT KIFFEN IN DER JUGEND? Unsicherheit bei den Langzeitwirkungen

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KIFFERVERFOLGUNG IST UNSINN Britische Polizei zeigt der Queen den Vogel

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M.R. STICKY FARM – BACK TO THE ROOTS

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ÖSTERREICH UNTERSCHREIBT FÜR HANF ALS MEDIZIN 23 Zweite Cannabis-Bürgerinitiative hat schon über 15.000 Unterschriften gesammelt

CANNA+GLOBE WIR MACHENʼS LEGAL! … ist das Motto der aufsehenerregenden Hemp Embassy in Wien AUCH BRONZE KANN GLÄNZEN – WENN MAN SIE GUT POLIERT

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MEDI+GREEN SCHMERZPATIENT WALLNER AUF DER ANKLAGEBANK 29 Der 56-jährige Schmerzpatient Willi Wallner stand erneut vor Gericht HEILPFLANZEN AUS DER APOTHEKE

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CANNABIS IN DEN AUGEN EINES ARZTES

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INHALT MEDI+GREEN 38

ORAL AM SICHERSTEN

MEDIZIN 40–43

AUSWANDERUNG FÜR DIE THERAPIE Alternative Behandlung und Symptomfreiheit

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DIE GESCHICHTE UND EVOLUTION DER VAPORIZER

VOLLBLUT 46

EUPHORIA UND MEDICAL MASS Preisgekrönte Medizinalhanfsorten von Royal Queen Seeds

CANNA+GLOBE

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48–51

CANNABISVERBOT IST REINER IRRSINN Ein neues Buch über die verfehlte Hanfpolitik

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WISSENSCHAFT ÜBERHOLT DROGENVERBOT

VOLLBLUT 54

EINE SERIÖSE MEDIZINALE PFLANZE: Autoflowering White Russian #1

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CANNA+GLOBE 56–58

BLOCKIERTE SIGNALSYSTEME Über das Koffein – nicht nur für Kaffeetrinker

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DIE FAMILIE GREEN POISON® Giftige Bonbons

A´LA CANNA 62

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ERQUICKENDE HANFMILCH 7


MEDI+GREEN ach ein paar Extratouren in den Reggae und Experimenten mit Songbooks, deren Seiten man rauchen kann, arbeitet Snoop Dogg nun an einem neuen Projekt: dem Aufbau des Medienunternehmens Merry Jane, in dem Marihuana und Popkultur verschmelzen sollen. Vorgestellt wurde es Mitte September auf der TechCrunch Disrupt in San Francisco, einem Event, wo die innovativsten Start-ups präsentiert werden. Die Rap-Ikone (diesen Ehrentitel trägt Snoop schon eine Weile) tritt neben ihrer musikalischen Karriere regelmäßig mit technischen Errungenschaften in der Cannabisindustrie in Erscheinung. Nun schlägt Snoop Dogg eine neue Richtung ein: Merry Jane soll, der Ankündigung zufolge, ein Lifestyle-Portal mit Videos und Artikeln zum Thema Cannabis werden und den Kiffer/innen als zentraler Informationspunkt dienen. „Als ich gesehen habe, in welche Richtung die Cannabisindustrie sich bewegt, wollte ich eine Plattform errichten, welche die Bewegung noch weiter fördert, wo die Besucher/ innen immer frische Inhalte finden“, erklärte er die Grundidee des Projekts. Laut Snoop soll das Portal die Enzyklopädie der Cannabiswelt werden, mit allem, was Konsument/innen wissen müssen. Auf der Seite werden auch Snoops Serien laufen – zum Beispiel eine Kochshow, in der essbare Cannabisprodukte sowie Speisen, die gut zum Graskonsum passen, präsentiert

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Snoop Media werden. Oder eine andere Serie, in der es um Erlebnisse von Erstkonsument/innen geht. Das Portal wird nach eigenen Angaben von den Prominenten Seth Rogen und Miley Cyrus unterstützt. Neben dem Entertainment beschäftigt sich Merry Jane auch mit der Cannabisindustrie und ihren politischen Aspekten, mit dem Wachstum des Marktes und dem Stand der Legalisierung. Zudem ist eine gewaltige Datenbank mit den auf dem Markt erhältli-

chen Cannabissorten, ihrer Wirkung und deren Erhältlichkeit in Geschäften oder Apotheken in der Nähe des Besuchers geplant. Auf den ersten Blick entdeckten wir auf der Webseite nichts wirklich Neues. Aber die beschriebene Vielfalt auf einem Portal zusammengefasst, dazu die Mitwirkung der Prominenten – das garantiert wohl, dass Snoop Doggs Projekt in kürzester Zeit ein Hit werden wird.

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MEDI+GREEN ürzlich konnten wir neue Gesichter unter den Legalisatoren begrüßen, auch wenn es nur für ein paar Tage war: Auf der Webseite der Drogenpräventionsorganisation D.A.R.E., die während des Drogenkrieges in den 80er Jahren gegründet wurde, erschien ein Artikel, der die Graslegalisierung befürwortet. Die Ende Juni gepostete Zuschrift konnte man jedoch nach drei Tagen nur noch aus dem Archiv fischen. Das vorrangige Ziel von D.A.R.E. ist es, Schüler/innen und Student/innen von Drogen fernzuhalten und ihnen eine gesunde Lebensweise zu vermitteln. Ihre Message „Just Say No“ hat sich an allen Orten der westlichen Welt eingeprägt. Das allein wäre ja kein Problem. Ihre Methoden sind jedoch reichlich antiquiert und Untersuchungen belegen, dass die Jugendlichen, die an Drogenpräventionsmaßnahmen teilnehmen, nicht besser geschützt sind als solche, die dies nicht tun. Denn trotz aufgewendeter Dollarmillionen – darauf, dass Jugendliche Drogen ausprobieren hat D.A.R.E. keinen Einfluss. Man meinte also, das Programm sei modernisiert worden, als auf der Homepage der Organisation der Post des ehemaligen Sheriffs Carlis McDerment zur Legalisierung erschien. McDerment begann seine Ausführungen damit, dass Kinder durch das Drogenverbot gefährdeter seien als bei einer strengen Regu-

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Sag Nein zum Verbot! lierung. Er sei sich vollkommen im Klaren über die Gefahren, die von dieser Ansicht ausgehen, und bringt dann seine Überzeugung zum Ausdruck, dass eine gesetzliche Regulierung sicherere Verhältnisse schaffen würde. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, betonte er, dass die Entkriminalisierung allein nicht ausreichend sei, da Schwarzhändler den Jugendlichen dann immer noch Drogen verkaufen könnten. Sie verlangten von ihren Kund/innen keinen Ausweis und bedienten

Wer lacht zuletzt? roßbritanniens konservative Regierung bereitet eine Verschärfung der Drogengesetze vor und will wahllos zahlreiche legale Mittel, von Designerdrogen bis hin zum Lachgas, verbieten. Die Psychedelic Society of London organisierte eine Demo auf dem Parliament Square, wo sich 200 Menschen versammelten und demonstrativ Lachgas (N2O) konsumierten. „Das ist lächerlich. Man müsste alle Stoffe frei kaufen, ver-

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kaufen und konsumieren können. Das wollen und tun wir, verantwortungsvoll, ohne anderen zu schaden. Es ist unser Körper und unser Bewusstsein, worüber wir entscheiden müssen“, steht im Facebook-Aufruf zu dem Event. „Wir füllen die Luftballons, und wenn der Uhrzeiger auf die Drei springt, atmen wir gemeinsam das bunte Gummimeer ein und schicken damit die Message in die Welt: Mein Bewusstsein, meine Entscheidung!“

Halbwüchsige mit Vorliebe. Deshalb befürwortet der Sheriff die Legalisierung zum Schutz der Kinder. Zudem sieht er in den Staaten, die legalisiert haben, keine Probleme, die man nicht mit einer entsprechenden Informationspolitik in den Griff bekäme. Der Witz ist, dass sein Standpunkt vollkommen dem einer fortschrittlichen Organisation entspricht, aber D.A.R.E. ist das eben nicht. Vielleicht sind sie ja in ein paar Jahren soweit.

Vor der Veranstaltung sagte Greg De Hoedt , Vorsitzender der UK Cannabis Social Clubs, es sei keine große Sache zu erwarten, die Demonstranten atmeten gemeinsam ein wenig Lachgas ein und demonstrierten damit, was für eine Riesendummheit das Verbot ist, und dass man gut informiert selbst entscheiden könne, was in den Organismus gelangt. Er sagte, dass das Verbot weiterer Mittel keine Lösung sei, im Gegenteil, mit der Freigabe von Cannabis könne man erreichen, dass die Jugend nicht zu gefährlicheren Ersatzstoffen greift. „Wir führen eine aktive Kampagne für Cannabis Social Clubs, wo man unter sicheren Bedingungen Cannabis konsumieren kann“, informierte De Hoedt den Reporter von mashable.com. Der Organisator der Veranstaltung und Direktor der Psychedelic Society Stephen Reid meldete sich auch zu Wort und betonte, dass die Menschen gern ihr Bewusstsein veränderten, manche mit Alkohol, andere mit Lachgas – die gerechteste und sicherste Lösung sei eine wohlüberlegte Legalisierung. Der Staat müsse sich an den USA orientieren, statt weiter auf dem Irrweg des Verbots zu bleiben. Dort haben vier Staaten das Cannabis vollkommen freigegeben, andere werden bald folgen.


Fast die gesamte Cannabisproduktion Albaniens wurde gestoppt lbanische Behörden meldeten Mitte September, dass sie nahezu alle – etwa eine halbe Million – Cannabispflanzen sowie 100 Tonnen geerntetes Cannabis beschlagnahmt und zerstört haben. Im Zuge dieser Aktion wurden 280 Menschen verhaftet, die des Anbaus und des Handels verdächtigt wurden. Weitere 90 Verdächtige konnten nicht gefasst werden. Der Sprecher des Innenministeriums Ardi Bita sagte, die Bekämpfung der Drogenproduktion hätte für die Polizei „höchste Priorität“. Der Wert des beschlagnahmten Cannabis wird mit 7 Milliarden Euro beziffert. In der konzentrierten Aktion südlich von Tirana im September waren Hunderte Polizisten im Einsatz und zerstörten Zehntausende Pflanzen.

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Albanien war seit längerer Zeit Hauptproduzent von Marihuana in Europa, albanisches (Outdoor-)Cannabis auf diversen Schwarzmärkten Europas erhältlich. Eine groß angelegte Razzia begann bereits im letzten Jahr, als die Polizei das südliche Dorf Lazarat mit militärischer Ausrüstung und gepanzerten Wägen stürmte und das Feuer auf sie eröffnet wurde. Im Zuge dieser Aktion wurden schon einige Zehntausend Pflanzen vernichtet. Nach einem Bericht der italienischen Polizei produzierte Lazarat vor dem Einsatz 900 Tonnen Cannabis pro Jahr mit einem Schwarzmarktwert von 4,5 Milliarden Euro. Das entsprach beinahe einem Drittel des albanischen Bruttoinlandsprodukts.

Cannabis könnte bei Transplantationen hilfreich sein ass Cannabis nicht nur ein Genussmittel ist, sondern auch medizinisches Potenzial besitzt, ist mittlerweile landläufig bekannt. Es wird beispielsweise gegen Übelkeit, zur Schmerzlinderung und zur Appetitanregung eingesetzt. In einer neuen Studie haben Wissenschaftler/innen entdeckt, dass Cannabis – genauer gesagt das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) – bei Transplantationen helfen kann. US-Forscher/innen berichteten neulich in der Fachzeitschrift The Journal of Leukocyte Biology , dass Mäuse, welche THC erhielten, nicht-kompatible Organe (in diesem Fall Hauttransplantate) erst mit Verzögerung abstießen. Die Studie zeigt, dass das Cannabinoid die Abstoßungsreaktion fremder Transplantate hinauszögern kann. Mitzi Nagarkatti von der University of South Carolina School of Medicine erklärt, dass das THC die Immunantwort des Empfängers unterdrücke und somit der Reaktion entgegenwirke. Ob dies auch am Menschen funktioniert? Dazu bedarf es noch weiterer Studien. Die

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Studie legt jedoch nahe, dass das THC (und eventuell weitere Stoffe) helfen kann, die Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Jedoch warnen die Wissenschaftler/innen davor, sich selbst ohne Rücksprache mit einem Arzt mit Cannabis zu behandeln, wenn eine Transplantation ansteht. Nagarkatti betont, dass ihre Studie zu neuen Forschungsbereichen führen könnte, welche wiederum zu besseren Ansätzen bei der Verhinderung der Abstoßung von Organtransplantaten und der Behandlung von anderen entzündlichen Erkrankungen führen könnten.


MEDI+GREEN arihuana als Ausstiegsdroge: Forscher/innen der Columbia Universität verabreichten Testpersonen, die sich von Opiaten (Heroin, Morphium, Opiatanalgetika usw.) entziehen lassen wollten, THC und Cannabis. Alle Proband/innen, die auf diese Art den Ausstieg schafften, hatten leichtere Entzugserscheinungen und eine höhere Chance, die Therapie erfolgreich zu beenden. 60 Personen nahmen an der Untersuchung teil, die Hälfte von ihnen bekam ein Placebo zur Begleitung der Therapie, die andere Hälfte Dronabinol – die synthetische Kopie des THC, des Wirkstoffes, der für die euphorisierende Wirkung des Cannabis verantwortlich ist. Die Patient/innen, die ihre Therapie mit THC ergänzten, berichteten über viel weniger Entzugserscheinungen als jene, die Placebos bekamen. Medizinische Beeinträchtigungen wie Schlaflosigkeit oder Beklemmungen traten bei jenen am seltensten auf, die später als ambulante Patient/innen den Aufbauprozess mit Grasrauchen ergänzten. Die Untersuchung ist nicht die erste ihrer Art. Schon vorangegangene Forschungen bezeugen, dass Cannabis beim Entzug von Opiaten hilfreich ist. Neben der beruhigenden, krampflösenden Wirkung spielt die schmerzlindernde Wirkung des Cannabis dabei eine große Rolle. Beim Entzug von Analgetika auf Opioidbasis treten große Schmerzen auf, die

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anchmal bringt die Wissenschaft schon Bizarres hervor. Dann herrscht zunächst Überraschung, aber im Folgenden tritt der Nutzen der Entdeckung klar zutage. Nur wenige Monate nachdem es einer Forschergruppe gelungen war, mithilfe eines Hefepilzes aus Zucker Opiate herzustellen, kommt hier die Fortsetzung: Deutsche Forscher/ innen stellten mit Hefepilzen die aktive Hauptkomponente des Cannabis – THC – her. Das ist kein Durchbruch, denn THC war bislang schon synthetisch herstellbar. Es befindet sich in den zur Therapie verschriebenen Tabletten und verschiedenen anderen Produkten. Die Forscher/innen sind jedoch überzeugt, dass die Herstellung mit dem neuen Verfahren billiger wird. „Wir können das Leben von Millionen Menschen verändern“, sagte Kevin Chen , Leiter der Firma Hyasynth Bio, die den Hefepilz gezüchtet hat. Und sein Mitarbeiter Oliver Kayser fügte hinzu, dass es durch das neue Verfahren der THC-Herstellung keinen Bedarf mehr für den Anbau von medizinischem Cannabis gebe. Daher brauche man sich auch keine Sorgen mehr wegen des gesetzeswidrigen Anbaus zu machen. Selbstredend versetzte er damit viele Cannabiszüchter in Angst und Schrecken!

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Natürlicher Opioidentzug das Cannabis mit wesentlich weniger Nebenwirkungen lindern kann, als es Tabletten tun, die zudem abhängig machen. Nicht zufällig sank in den Staaten, die Marihuana legalisiert haben, die Zahl der Todesfälle durch Überdosierung von Opiaten. Die Verifizierung der Ergebnisse ist besonders wichtig, weil allein in den USA täglich an die 50 Menschen an einer

Überdosis von Opiaten sterben. Ursache dafür ist neben dem Konsum von Heroin und anderen Drogen auch der Gebrauch großer Mengen rezeptpflichtiger Arzneimittel. Nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen kann Cannabis diese Medikamente nicht nur ersetzen, sondern auch bei deren Entzug eine wichtige Hilfe bieten.

Hefepilz erzeugt THC Eine im August veröffentlichte Studie von Biochemiker/innen der Dortmunder Universität bezog sich auf die Herstellung von THC. Es existieren jedoch darüber hinaus unveröffentlichte Daten zur CBD-Herstellung mit dem gleichen Verfahren. Die Biochemiker/innen wandten sich – in der Absicht, mit ihrer Entdeckung die Herstellung von THC zu revolutionieren – an die Frankfurter Firma THC Pharm. Die Anandia Laboratories, gegründet von Dr. Jonathan Page , Professor für Botanik an der Universität von British Columbia, planen, mit Hefepilzen Cannabi-

noide herzustellen. Dr. Page räumte ein, man könne gegenwärtig mit den Cannabissorten, die mit speziellen Cannabinoidprofilen gezüchtet werden, nicht konkurrieren. Mit der neuen Methode könne sich das aber ändern. Zum neuen Herstellungsverfahren meldete sich auch Raphael Mechoulam , der 84-jährige Entdecker von THC und CBD, zu Wort und brachte sein Unverständnis zum Ausdruck: Warum soll man THC mit Hefepilzen herstellen, wenn man doch über die Mutterpflanze, das Cannabis, verfügt? Der Professor spricht uns aus dem Herzen.



MEDI+GREEN

Schlaflos

iele Menschen nehmen Cannabis wegen seiner beruhigenden, relaxierenden Wirkung ein. Um Schlaflosigkeit zu bekämpfen, konsumiert man es abends, und schnell kann der Punkt erreicht sein, wo man sich einen ruhigen Schlaf ohne Grasrauchen nicht mehr vorstellen kann. Regelmäßige Konsument/innen, die von einem Tag auf den anderen mit ihrer Gewohnheit brechen, schlafen oft schwerer ein, haben lebhafte, intensive Träume und wachen unausgeschlafen auf. Wenn sie den Konsum wieder aufnehmen, werden die intensiven Träume seltener und der Schlaf tiefer und erholsamer. Diese Phänomene haben das Interesse der Wissenschaft geweckt. Obwohl viele Menschen ihren Schlaf als passiven Zustand auffassen, funktioniert das Gehirn unterdessen sehr aktiv. Man unterscheidet zwei Schlafphasen: den langsamwelligen Tiefschlaf (SWS), bestehend aus vier Stadien, und den REM-Schlaf, der durch intensive Augenbewegungen charakterisiert ist. Ein Schlafzyklus besteht also insgesamt aus fünf Phasen und dauert ungefähr 90–120 Minuten, danach beginnt ein neuer. Weckt man jemanden im REMSchlaf, dann reißt man ihn aus seinen Träumen. Den Schlafzyklus können viele äußere Faktoren beeinflussen, beispielsweise Lichtverhältnisse und Geräusche. Es spielt aber auch eine wichtige Rolle, was wir vor dem Einschlafen zu uns genommen haben. Leider gibt es nur wenige Studien zum Thema Cannabis und Schlaf. Feinberg verglich in seiner Untersuchung aus dem Jahr 1975 die Schlafmuster zweier Gruppen. Eine Gruppe bekam Cannabis, die Kontrollgruppe

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hingegen Placebos. Die Forscher beobachteten, dass die Cannabiskonsument/ innen weniger Zeit in der REM-Phase und mehr in der langwelligen vierten Phase des Schlafes verbrachten als die Kontrollgruppe. Sie träumten also weniger. Nach Entzug des THCs stieg der Anteil des REM-Schlafes wieder. Das erklärt, warum Grasraucher/innen weniger träumen und gleichzeitig tiefer schlafen. Neuere Forschungen brachten zutage, dass das Marihuana auf Menschen mit gutem Schlaf anders wirkt als auf jene, die sich schlaflos im Bett wälzen. Hat man keine Schlafstörungen, dann beschleunigt das Gras in der Regel das Einschlafen und verlängert die im Schlaf verbrachte Zeit. Es kann allerdings vorkommen, dass man in der ersten Hälfte des Schlafes wach wird. Die Wirkung ist augenfälliger, wenn Patient/innen mit Schlafstörungen vor dem Einschlafen Cannabis konsumieren.

Bei ihnen schwinden diese Phänomene spürbar und sie wachen in der ersten Schlafphase seltener auf. Zudem steigt die Qualität ihres Schlafes. Dr. Karen Bolla schließt aus ihrer Untersuchung aus dem Jahr 2008, dass neurobiologische Ursachen für den Zusammenhang von erholsamem Schlaf und Cannabisgebrauch verantwortlich sind. Die Testpersonen dieser Studie lehnten Alkohol, Beruhigungsmittel oder andere Arzneimittel als Einschlafhilfen ab und konsumierten ausschließlich Marihuana vor dem Zubettgehen. Beim plötzlichen Marihuanaentzug litten sie unter längeren Perioden der Schlaflosigkeit mit seltsamen Träumen und fanden es schwierig, in den grasfreien Zeiten klarzukommen. Wie wirken in solchen Fällen Cannabisextrakte? Eine Untersuchung von Russo kam 2007 zu dem überraschenden Ergebnis, dass das THC beruhigt, während das (den Indica-Sorten zugeordnete) CBD eine leicht aufputschende Wirkung hat. Gemeinsam angewendet kann der gewünschte Effekt erzielt werden. Im Verlauf der klinischen Untersuchung des weitverbreiteten Medikaments Sativex, das zu gleichen Teilen THC und CBD enthält, stellte sich heraus, dass sich die Schlafqualität von Patient/innen mit chronischen Schmerzen durch den Extrakt deutlich verbesserte. Ebenfalls von therapeutischer Bedeutung könnte die Erkenntnis sein, dass Cannabis die Zeit in der REM-Phase verkürzt. Das Fehlen der Tiefschlafzeit ist einer der Risikofaktoren für hohen Blutdruck im Alter, abgesehen davon treten während der REM-Phase am häufigsten Atmungsstörungen im Schlaf auf. Gegenwärtig untersuchen Wissenschaftler/ innen, wie man diese Eigenschaft des Cannabis medizinisch einsetzen kann.



MEDI+GREEN ie eilig durchgepeitschte Reform des österreichischen Suchtmittelgesetzes trieb am 19. September viele Hanffreundinnen und Hanffreunde in Wien auf die Straße. Beim Cannabis Social March Wien 2015 (CSM 2015), der in diesem Jahr entlang einer wunderschönen Route durch das Stadtzentrum führte, forderte eine unübersehbare Menge vor dem österreichischen Parlament und dem Wiener Rathaus eine wirkliche Reform. Insbesondere bei der Freigabe von Cannabis als Medizin gibt es Hoffnung – nachdem das US-Gesundheitsministerium im August erstmals bestätigte, dass Cannabis Krebszellen abtöten kann. Trotz geringerer Besucherzahl als erwartet hat sich die zweite große politische Demonstration für legalen Hanf gelohnt, so der Veranstalter, das Hanf-Institut. Rund eintausend Demonstrant/innen und unzählige Passant/innen folgten der Ansprache des Hanf-Institut-Gründers Toni Straka vor dem Parlament. Er forderte die Regierung auf, ihre ganz offensichtlich ohne Mitwirkung von Cannabis-Expert/innen mit praktischer Erfahrung geschriebene Reform des Suchtmittelgesetzes (SMG) noch einmal zu überarbeiten. „Eine Million österreichische Hanffreund/ innen empfinden diese Reform, die ja in Wahrheit keine ist, als Schlag ins Gesicht“, sagte Straka und fuhr fort: „Wir kennen uns nicht aus, wie das in der Praxis laufen soll, wenn die Regierung am 1. Januar 2016 plötzlich per Gesetz eine Million ‚Haschkranke‘ produziert. Als Vertretung dieser wachsenden

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Unüberhörbar: Hanf-Institut fordert österreichische Regierung beim Cannabis Social March 2015 in Wien zur Reform der Reform auf

Gruppe wollen wir wissen, ob jetzt bei – unverändert illegalisiertem – Cannabiskonsum künftig die Rettung oder weiterhin die Exekutive unerwünschte Blaulichtbesuche abstatten wird.“ Schon jetzt koste die unnötige staatliche „Betreuung“ Hunderte Millionen Euro.

Note „Ungenügend“ Die am 16. Juni im Parlament durchgepeitschte praxisfremde Reform des Suchtmittelgesetzes verdiene aus Sicht der Hanf-Lobbyisten die Note „Ungenügend“. „Wenn Hanffreund/innen jetzt per Gesetz zu Kranken erklärt werden, obwohl Cannabis in den USA seit 20 Jahren millionenfach als Heilmittel eingesetzt wird, können wir das sture Festhalten der Regierung am toten Mythos, dass es sich bei Hanf um ein Suchtgift handelt, nicht akzeptieren. Wir werden protestieren, bis die Zwangsbehandlung von Hanffreund/innen aufhört“, sagte Straka. Während die Besucherzahlen aufgrund einer Kette von Behördeninterventionen vor dem Abmarsch und bedingt durch weitere Demos in Wien hinter den Erwartungen zurückblieben, waren die Veranstalter dennoch zufrieden. „Es war unsere erste Großveranstaltung, die zwar nicht so viele Teilnehmer/innen wie erhofft auf die Straße trieb. Aber alle, die dabei waren, haben uns ein gutes Zeugnis ausgestellt“, sagte Viviana Guerra-Serrano vom Hanf-Institut. „Am meisten hat uns gefreut, dass bei der Schlusskundgebung im Prater nicht nur einige Polizist/innen die zweite Cannabis-Bürgerinitiative unterschrieben, sondern wir uns auch als kooperationsbereiter Partner bei den Behörden etablieren konnten“, sagte Melanie Varga, Mitgliederbetreuerin des Hanf-Instituts. „Wir haben viel gelernt. Wir machen weiter bis Hanf legal ist“, resümierte Straka den gelungenen Versuch, eine weitere Hanf-Großdemo neben dem traditionellen Wiener Hanfwandertag im Mai auf die Beine zu stellen.


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MEDI+GREEN

Wozu führt Kiffen in der Jugend? Unsicherheit bei den Langzeitwirkungen Wenn wir Fachleute – nicht Politiker, Fachleute! – zum Thema Marihuana befragen, gibt es die Chance der Übereinstimmung in einem Punkt. Egal, ob sie das Gras in Läden oder die Kiffer im Gefängnis sehen möchten, die größte Gefahr messen sie dem regelmäßigen Kiffen in der Jugend bei. Dank einer Untersuchung ist auch das nicht mehr sicher. er Grundsatz besagt, dass Forschungen, die den gegenwärtigen Kenntnissen entgegenstehen, mit Vorsicht zu genießen sind. Sicher würde jeder eine Untersuchung in Zweifel ziehen, die behauptet, Rauchen verlängere das Leben. Eine Forschungsarbeit der Universität von Pittsburgh und der Rutgers University bricht ein Tabu ähnlichen Kalibers. Die wackeren Forscher hatten allerdings mit einem ganz anderen Ergebnis gerechnet. Ihre Arbeit begann 1987 als Teil einer Untersuchung mit 14-jährigen Schüler/innen an staatlichen Schulen. Zwölf Jahre lang wurden ihr Gesundheitszustand und ihre soziale Situation halbjährlich überprüft. Die Proben wurden ausgewertet, und um Kiffer und Nichtkiffer später entsprechend vergleichen zu können, wurde die Untersuchung bei 408 Männern im Alter von 36 Jahren wiederholt. Zur Überraschung der Forscher/innen fanden sich keine Unterschiede bei den medizinischen Werten zwischen jenen, die schon in der Jugend Gras geraucht hatten und den übrigen Testpersonen. Die Forscher/innen hatten damit gerechnet, dass sie bei Personen, die schon in der Jugend täglich gekifft hatten, verhältnismäßig mehr Krankheiten wie Probleme der Luftwege, Asthma, Tumore, Depressionen oder psychotische Symptome finden würden, doch das war nicht der Fall. Zwar stellten sie fest, dass Teenager, die regelmäßig Ganja konsumierten, im Alter von 22 einen Höhepunkt des Konsums erreichen und dieser dann nachlässt, aber sie konnten nicht beweisen, dass dies langfristig Probleme verursacht. Das ist überraschend, weil zahlreiche vorangegangene Untersuchungen kognitive Schäden bei Jugendlichen, die schon im Alter von 15 Jahren Gras rauchten, aufgezeigt hatten (langsamere Denkfähigkeit, schlechteres Gedächtnis). Diese Testpersonen hatten ihre Gewohnheit bis zur zweiten Untersuchung nicht geändert. Die zweite Überraschung ist, dass sich auch beim Auftreten psychischer Probleme (Depressionen, Psychosen, Schizophrenie) keine Unterschiede zeigen. Dafür gibt es auch eine Erklärung. Nach neuesten Untersuchungen besteht zwar ein Zusammenhang zwischen dem Kiffen in der Jugend und dem Auftreten mentaler Probleme. Jedoch werden diese nicht vom Marihuanakonsum hervorgerufen, sondern es bringt lediglich früher zum Vorschein, was zwei bis drei Jahre später ohnehin aufgetreten wäre. Es ist nicht verwunderlich,

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dass die mentalen Störungen in den verschiedenen Gruppen im gleichen Maße auftreten. Schließlich stellten die Forscher/innen fest, dass all dies die Gültigkeit der Analysen, die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, nicht in Zweifel zieht und eine adäquate Graslegalisierung nur auf Grundlage möglichst genauer

Kenntnisse ins Leben gerufen werden kann. Auch wenn die Forscher/innen diese Frage erst anhand umfangreicherer Erhebungen entscheiden möchten, kann man dennoch die bei Redaktionsschluss erschienene Studie, welche bisherige Standpunkte mit neuen Erkenntnissen infrage stellt, nicht außer Acht lassen. Forscher/innen aus Israel und Kanada haben anhand staatlicher Untersuchungen geprüft, in welchem Maße das Kiffen zu Sucht und problematischem Drogengebrauch beiträgt. Anhand der Messwerte von 444 Personen kommt ihre Analyse zu dem Ergebnis, dass bei 67% derjenigen, die im Jahre 2011 einen problematischen Drogengebrauch hatten, dies drei Jahre später nicht mehr der Fall war und sie keine Behandlung in Anspruch nahmen. Man könnte natürlich einwenden, „problematischer Gebrauch“ sei ein subjektiver Begriff, doch haben die Forscher/innen beide Male die Diagnose nach den Kriterien des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, dem diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen der American Psychiatric Association, erstellt. Somit liegt bei zwei Dritteln der untersuchten Personen nach objektiven Kriterien kein problematischer Gebrauch vor. Die Ergebnisse legitimieren natürlich nicht das Kiffen ohne Verstand, zeigen aber eindeutig, dass sich auch für unumstößlich gehaltene Erkenntnisse im Zusammenhang mit der Wirkung des Kiffens wandeln können.


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Ron Hogg (Durham), Barry Coppinger (Cleveland), Vera Baird (Northumbria)

Kifferverfolgung ist Unsinn Britische Polizei zeigt der Queen den Vogel Konsument/innen zu schikanieren, kostet die Polizei eine Menge Zeit und Geld, man fängt dabei aber keine großen Fische. Die britische Polizei gab nun unumwunden zu, dass sie bei Kiffer/innen ein Auge zudrücke, auch keine Verfahren gegen Leute einleite, die für den Eigenbedarf anbauen. Somit hat sie eigenmächtig die Entkriminalisierung verkündet. en ersten Schritt machte Ron Hogg, Assistant Chief Constable von Durham, mit seiner Verlautbarung, dass er in Zukunft andere Prioritäten setze – dass er nicht mehr den einfachen Kiffer im Visier habe. Niemandem sei damit gedient, ein Verfahren zu eröffnen, das in der Regel mit einer Geldstrafe ende. Obwohl Cannabis 2009 wieder in der Kategorie B – als mittelmäßig gefährliche Droge – eingestuft wurde, werden Konsument/innen, die mit einer geringen Menge ertappt wurden, gewöhnlich nicht zu Gefängnisstrafen verurteilt. Wenn der gesunde Menschenverstand also sagt, dass Leute, die zum Genuss kiffen, nichts im Gefängnis zu suchen haben, welchen Sinn hat es dann, dass die Polizei ihre Arbeitszeit mit ihnen verschwendet? Dieser Logik folgend, kam Hogg dahin, auch den Anbauer/ innen für den Eigenbedarf freie Hand zu lassen. Er erklärte, es sei unwahrscheinlich, dass sie in Zukunft mit mehr als einer Verwarnung rechnen müssten. Hogg würde eine Entkriminalisierung aller Drogen befürworten – also Konsument/innen, egal, um welche Droge es sich handelt, nicht bestrafen – und bemühte sich, einen landesweiten Diskurs über das Thema in Gang zu bringen. Der Erfolg stellte sich schnell ein. Nach wenigen Tagen schlossen sich drei weitere Polizeibezirke dem Coming-out an und gaben zu, dass auch sie sich

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nicht mit Delinquenten befassten, die mit ein bis zwei Gramm erwischt werden. Das Tüpfelchen auf das i setzte Sara Thornton vom National Police Chiefs´ Council, die sich noch in der gleichen Woche ihren Kolleg/innen anschloss und verlautbaren ließ, dass die Verfolgung von Kiffer/innen nicht zu den primären Aufgaben der Polizei zähle. Sie sagte, es gäbe einen Wandel bei den Straftatbeständen und die Polizei müsse sich heute auf Sexualstraftaten, Terrorismus und Cyberkriminalität konzentrieren. Der Schutz der Gemeinschaft ist Thornton zufolge die vorrangige Aufgabe der Polizei. Und die Kiffer/ innen – das fügen wir hinzu – stellen keine Bedrohung für die Bevölkerung dar. In Großbritannien wurde Marihuana also de facto entkriminalisiert. Nun müsste nur noch das Gesetz dieser Praxis folgen. Als dieser Artikel entstand, hatten etwa 200.000 Menschen die Petition für eine Cannabislegalisierung unterschrieben. James Richard Owen, Student der Wirtschaftswissenschaften und Initiator der Petition, hatte das Inkrafttreten der Neuregelung für den Petitionsausschuss des House of Commons abgewartet, nach der über jede Petition mit mindestens 100.000 Unterschriften debattiert werden muss. Innerhalb kürzester Zeit kam das Doppelte an Unterschriften zusammen, daher wird das hohe Haus genötigt sein,

die Frage auf die Tagesordnung zu setzen. Es wäre jedoch vermessen zu glauben, dass die Volksvertreter/innen, nachdem sie das Thema von allen Seiten beleuchtet haben, sofort einen Plan für ein landesweites Netz von Hanfläden aus der Tasche ziehen werden. Für den Anfang würde jedoch die Entkriminalisierung und die Einstufung von Cannabis in die Kategorie C genügen. David Cameron, damals noch in der Opposition, hatte einst geäußerst, dass die Regierung in der UNO einen Dialog initiieren müsse, um die globale Drogenfrage mit alternativen Methoden zu behandeln oder sogar eine Legalisierung anzudenken. Hier ist also die große Gelegenheit, die in der Opposition gehegten Träume zu verwirklichen. Und wenn schon Großbritannien bei der Reform der Drogenpolitik so in Schwung gekommen ist, könnte die UN-Vollversammlung (UNGASS) mitziehen. Denn zum ersten Mal seit 1998 steht hier die globale Drogenregulierung wieder auf der Tagesordnung. Zuletzt hatten die Staaten ein Bekenntnis zur drogenfreien Welt abgelegt, was offensichtlich nicht umgesetzt werden konnte. Begrüßenswert wäre die Bewegung in eine vernünftige Richtung, indem man sich die Menschenrechte und die Aspekte der allgemeinen Gesundheit vor Augen hält und endlich der Verfolgung von Millionen Graskonsument/innen ein Ende setzt.



MEDI+GREEN uf seiner kürzlich eröffneten M.R. Sticky Farm in Melk hat sich Manuel Spörk auf die Aufzucht qualitativ hochwertiger Hanfpflanzen spezialisiert. Ganz nach dem Motto „Back to the Roots“ werden die Setzlinge vorzugsweise in ihrem natürlichen Medium „Erde“ gezogen, damit sie das Beste mit auf den Weg bekommen, um zu einer vitalen und starken Pflanze heranzuwachsen. „Mich persönlich faszinieren die vielen positiven Eigenschaften, die in der Pflanze stecken. So unterschiedlich und individuell wie die Sorten sind auch die Einsatzgebiete von Hanf in der Kosmetik, der Industrie und auch in der Medizin. Ich finde, dem Hanf als Nutz-, Zierund Heilpflanze sollte wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Vielleicht wird ja in nächster Zukunft ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan, wenn der Hanf als medizinisches Produkt legalisiert wird“, erklärt Manuel Spörk seine Leidenschaft, die er zum Beruf gemacht hat. Die Sorten der vorgezogenen Stecklinge wechseln je nach Saison, derzeit wachsen unter anderem White Berry, Ice Cream, Kosher Tangie, Moby Hash, Sweet Tooth, Pain Killer XL und Royal Medical heran. Wer lieber auf die Grundgenetik der Hanfpflanze setzt, hat die Möglichkeit Samen vorzubestellen und diese dann als Stecklinge zu erwerben. Und weil das beste Gespräch immer noch das persönliche

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M.R. Sticky Farm – Back to the Roots ist, wird auf der M.R. Sticky Farm größter Wert auf eine umfassende Beratung zu allen Komponenten, die zur optimalen Entfaltung der Pflanze und ihrer Wirkstoffe beitragen, gelegt: Beleuchtung, Belüftung, Wasser oder Düngung. Das passende Equipment kann im Shop bestellt und abgeholt werden. Neben Hanfsetzlingen in Top-Qualität können im Shop übrigens auch Bio-Hanfprodukte aus der Region erworben werden. Alle Produkte stammen von THC-armen (< 0,2% THC) Hanfsorten und können somit unbedenklich

genossen werden. Das Hanföl und die Hanfnüsse enthalten das optimale Verhältnis an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Vitamin E und Vitamin B1 sowie die wertvolle GammaLinolensäure. Der Shop hat Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 11 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet, Vorbestellungen und Informationen unter +43 (0) 664 - 88 266 228 M.R. Sticky Farm, Jakobstraße 5, 3390 Melk, Österreich.


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Österreich unterschreibt für Hanf als Medizin Zweite Cannabis-Bürgerinitiative hat schon über 15.000 Unterschriften gesammelt

anz Wien litt im Hochsommer unter der unerträglichen Hitze, die die Stadt fast zum Erliegen brachte. Die ganze Stadt? Nein! Eine mit jeder Woche wachsende Gruppe von Hanf-Aktivist/ innen forciert seit der Veröffentlichung des Gesetzestextes für eine Reform des österreichischen Suchtmittelgesetzes die zweite parlamentarische Bürgerinitiative für eine „Freigabe des Eigenanbaus von Cannabis für Patient/innen mit entsprechender medizinischer Indikation“. Bis Redaktionsschluss wurden nach Angaben des Hanf-Instituts an insgesamt 18 Informationsständen „weit über 10.000 Unterschriften“ von Hanffreund/innen zwischen 16 und 86 Jahren gesammelt. Die seit einem Jahr laufende Bürgerinitiative wurde von der österreichischen CannabisPatientenvertretung Arge Canna initiiert und sammelte laut dem sie unterstützenden HanfInstitut insgesamt schon über 15.000 Unterschriften in ganz Österreich. „Bei rund 15.000 Kontakten mit Informationssuchenden und vielen ‚Durchschnittsbür-

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gern‘, die uns mit ihrem hohen Wissensstand über Hanf als Heilmittel überraschten, ernteten wir 99,95 Prozent Zustimmung“, berichtete Aktivistin Natascha Soufi.

Ohne Cannabis würde mein Freund nicht mehr leben „Bis auf sieben Wiener/innen, die den Polizei-Notruf betätigten, weil sie dachten, wir verkaufen Cannabis, hatten wir ausschließlich positive Kontakte. Am meisten hat uns gefreut, dass mittlerweile sogar schon einige Polizist/innen und Klosterschwestern unsere Initiative unterschrieben“, sagte die Aktivistin, die unermüdlich Unterschriften sammelt, „weil ich einen Freund mit einer tödlichen Krankheit habe, der ohne Cannabis nicht mehr leben würde.“ Als aufsehenerregender Magnet für die Infostände an stark frequentierten Knotenpunkten erwiesen sich die Hanf-Stecklinge des Unterstützers Future Clone, von denen das Hanf-Institut bisher einige Tausend Stück an Interessierte verteilte.

„Damit haben wir vom Donauzentrum bis nach Alt-Erlaa sowie zwischen Reumannplatz und Floridsdorf wohl so einige GanjaBrückenköpfe in vielen Wohnungen platziert“, freut sich Viviana Guerra-Serrano vom HanfInstitut, während sie einer Pensionistin einen schönen Amnesia-Steckling (mit bis zu 27% THC) im Plastikbecher mitgibt. Nach dem exzellenten Start wollen die Aktivist/innen auch über den Winter weiter Unterschriften sammeln. „Die erste Bürgerinitiative wurde trotz der 33.000 Unterschriften von der hohen Politik einfach ignoriert. Jetzt wollen wir schon in der Offline-Phase mit 64.000 Unterschriften zur erfolgreichsten parlamentarischen Bürgerinitiative wachsen, ehe die Initiative auf der Webseite des Parlaments auch online unterschrieben werden kann“, gab sich Straka angesichts der bisher fast einhundertprozentigen Zustimmung der Bevölkerung optimistisch, dieses Ziel auch zu erreichen. „Wie lange will sich die Regierung denn noch einer menschlichen Cannabispolitik verweigern und damit die Leiden Tausender Schmerzpatient/innen unnötig verlängern?“.


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Wir machenʼs legal! … ist das Motto der aufsehenerregenden Hemp Embassy in Wien Großer Andrang herrschte am Freitag, dem 18. September um 4:20 Uhr bei der Eröffnung der ersten Hanfbotschaft in Europa, der Hemp Embassy Vienna. n der Hemp Embassy werden hochpotente blühende Hanfpflanzen öffentlich gezeigt. Zwar ist der Anbau von Hanfpflanzen in Österreich erlaubt, doch er ist dann verboten, wenn der Zweck des Anbaus die Gewinnung von Suchtmitteln ist, also die Blüten von der Pflanze getrennt werden. Dies ist in der Ausstellung nicht der Fall – es wurden mehrere Rechtsgutachten eingeholt, die diesen Standpunkt untermauern. In sieben Vitrinen aus Sicherheitsglas wird jeweils eine Sorte vom Blühbeginn bis zur Erntereife präsentiert. Diese Pflanzen sind optisch beeindruckend und begeistern auch durch ihren Geruch: Durch kleine Öffnungen im Glas kann jede Sorte auch einzeln olfaktorisch wahrgenommen werden. Ein spezieller Mechanismus erzeugt Überdruck in der Vitrine, wodurch das Pflanzenaroma direkt in die Nase strömt. Dazu gibt es ausführliche Informationen zu jeder Blühpflanze, wie z. B. THC- und CBD-Gehalt, Dauer der Blühphase und genetische Herkunft. Zusätzlich wird der Blüteverlauf jeder Pflanze gefilmt und kann auch auf der Website hempembassy.org verfolgt werden. Im Laufe der Zeit wird so ein Archiv entstehen, in dem die Blüteentwicklung aller jemals ausgestellten Pflanzen dokumentiert wird.

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Initiiert wurde die Hemp Embassy Vienna vom Verein Hanfmuseum, der die Blühpflanzen bereitstellt, und dem Hanfshop Bushplanet. Als Sponsoren und Unterstützer fungieren internationale Hanfsamenbanken: aus Holland Sensi Seeds, White Label Seeds und Paradise Seeds, Dinafem aus dem Baskenland und die Humboldt Seed Organisation aus Kalifornien.

Ziele der Hemp Embassy Vienna „Es ist an der Zeit, die Unterscheidung in gute (wachsende) und böse (blühende) Hanfpflanzen zu beenden. Die Blüte ist die natürliche Entwicklung jeder weiblichen Hanfpflanze und die Basis für die Gewinnung von Samen, Medizin und Genussmittel. Wir möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, worum es in der Hanfdebatte tatsächlich geht: um die Blütenstände der Hanfplanze. In der Hanfbotschaft kann sich jede/r selbst ein Bild davon machen. Der war on drugs und die damit verbundene Propaganda hat die Wahrnehmung der Heil-, Nutz- und Genusspflanze Hanf, die unser Kulturkreis seit beinahe 30.000 Jahren kennt und schätzt, bei vielen Menschen verzerrt. Die Hanfbotschaft möchte dem entgegenwirken und steht allen offen,


die Hanf in all seinen Facetten kennenlernen möchten.“ So Stivi Wolyniec, Inhaber und Geschäftsführer von Bushplanet, der hinzufügte: „Selbstverständlich ist es unmöglich, eine von der Natur geschaffene Pflanze zu verbieten. Hingegen ist es natürlich möglich, in einer aufgeklärten Gesellschaft einen vernünftigen Umgang mit der Hanfpflanze zu entwickeln und zu pflegen.“

Rechtliche Unterstützung kommt auch von der Wiener Anwaltskanzlei Machac, die ein Rechtsgutachten zur Thematik präsentierte. Arthur Machac: „Schon der US-Präsident Jimmy Carter meinte 1977: ’Die Strafe für den Gebrauch einer Droge sollte nicht schädlicher sein als die Droge selbst. Wo das der Fall ist, muss es geändert werden. Nirgendwo ist dies eindeutiger als bei Hanf.‘“

Rechtliches Die österreichische Rechtssprechung qualifiziert das Entstehen von Blüten- und Fruchtständen auf der Hanfpflanze noch nicht als Suchtmittelgewinnung. Erst das Ernten von nicht zur gewerblichen Nutzung zugelassenen Pflanzen mit ausgebildeten Blüten- und Fruchtständen stellt eine Suchtmittelgewinnung im Sinne der Suchtmittelgesetzgebung dar. In der Hemp Embassy wird jede blühende Pflanze dokumentiert. Nach Erreichen der Erntereife wird die gesamte ungeerntete Pflanze unter notarieller Aufsicht in ein versiegeltes Behältnis verbracht. In periodischen Abständen werden diese Behältnisse, ebenfalls unter notarieller Aufsicht, in der Anlage Simmeringer Haide der Wien Energie GmbH entsorgt.

Die Hemp Embassy Vienna Die Hemp Embassy Vienna ist eine nicht kommerziell betriebene Institution, die sich durch Sponsoren und den Betrieb eines kleinen Museumsshops finanziert. Der Eintritt ist für alle Besucher und Besucherinnen frei. Die Hanfbotschaft liegt sehr zentral, in der Esterhazygasse 34 / Ecke Mariahilfer Straße im 6. Bezirk in Wien. Geöffnet ist von Montag bis Samstag von 12 bis 20 Uhr. Wer die Hemp Embassy Vienna unterstützen möchte, kann dies am besten durch einen Besuch, durch den Erwerb eines Artikels (z. B. Hanfschokolade, T-Shirts) im Museumsshop und am einfachsten online durch das „Liken“ der Facebook-Seite. www.hempembassy.org facebook.com/hempembassy.org

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Auch Bronze kann glänzen – wenn man sie gut poliert „

Am 1. Januar 2015 trat das reformierte Suchtmittelgesetz in Österreich in Kraft. BushplanetMitarbeiter Jack Flash hat sich dazu ein paar Gedanken gemacht. Hier der 1. Teil.

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Legalize! Legalize!“ tönt es seit Jahrzehnten über den Globus. Nehmen wir einmal an, damit ist der kontrollierte und besteuerte Verkauf von Cannabisprodukten gemeint. Eine Teilforderung davon – als vorübergehender Kompromiss – ist die sogenannte Entkriminalisierung, also zumindest „Homegrower“ und Besitzer von Cannabisprodukten (zum Eigenbedarf) nicht mehr strafrechtlich zu verfolgen. Zumindest diesen Punkt hat Österreich nun erreicht. Werfen wir einen Blick auf die Vorgeschichte und das vorläufige Zwischenergebnis. Seit einigen Jahren ist es in Österreich so, dass die Staatsanwaltschaft die Cannabis-Fälle unterhalb der Grenzmenge (20 Gramm THC / 40 Gramm THCA)

auf eine Probezeit von fünf Jahren einzustellen hatte. Die Polizei hat also ermittelt, beschlagnahmt, angezeigt – und die Staatsanwaltschaft eingestellt. Kam es innerhalb von fünf Jahren erneut zu einer Anzeige, wurde ein Verfahren und eine bedingte Verurteilung mit neuerlicher Probezeit vollzogen. Das war natürlich weder für die Behörden noch für die Konsument/innen effizient oder akzeptabel. Zumal der „persönliche Gebrauch“ verfassungsrechtlich geschützt sein sollte, womit sich auch der Verfassungsgerichtshof gerade beschäftigt, aber das ist eine andere Geschichte, über deren Fortschritt wir in einer der nächsten Ausgaben berichten werden.


die Person den notwendigen, zweckmäßigen, ihr nach den Umständen möglichen und zumutbaren und nicht offenbar aussichtslosen gesundheitsbezogenen Maßnahmen nicht unterzieht. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben in den vorstehend bezeichneten Fällen erst nach einer Strafanzeige durch die Bezirksverwaltungsbehörde den Anfangsverdacht in einem Ermittlungsverfahren aufzuklären.“ Dies hätte laut Entwurf für alle Substanzen des Suchtmittelgesetzes gleichermaßen gegolten. Nach zahlreichen Stellungnahmen wurde dieser Entwurf jedoch als nicht praktikabel, effizient oder fair verworfen. So schrieb zum Beispiel das Innenministerium, wie der Tatbestand ohne Ermittlungsverfahren („Idenditätsfeststellung, Zeugen-

Selbst die bisherige Regelung wurde von den Behörden nicht immer korrekt gehandhabt. So wurden teilweise von juristisch unkundigen Konsument/innen ärztliche Stellungnahmen, Urintests oder „Verfahrenskostenbeteiligungen“ verlangt. Im Jahr 2013 setzte die damalige Justizministerin Beatrix Karl eine Expertengruppe zur Reform des Strafgesetzbuches ein, welches 2015 seinen 40. Geburtstag feierte und an die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts an-

gepasst werden sollte. Teil davon war auch die Überarbeitung des Suchtmittelgesetzes – der Entwurf dazu ging im Frühjahr 2015 in „Begutachtung“. Dieser sah sinngemäß vor: „Die Behörde, die von einer Straftat zum persönlichen Gebrauch erfährt, hat diesen Umstand an Stelle einer Strafanzeige der Bezirksverwaltungsbehörde als Gesundheitsbehörde mitzuteilen. Die Bezirksverwaltungsbehörde hat nur dann Strafanzeige zu erstatten, wenn sich

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vernehmung, Sicherstellung) abgegrenzt werden solle und ein Verzicht auf eine Strafverfolgung auch in folgenden Fällen stattfinden würde: die kostenlose Überlassung von besonders gefährlichen Drogen (Kokain, Heroin, Crystal Meth) bei Partys, die Weitergabe solcher Drogen „zum Selbstkostenpreis“ … sowie die gemeinschaftliche Produktion (etwa Crystal-Meth-Küchen) mit anschließender vorteilsloser Weitergabe“. Das im Juli im Österreichischen Nationalrat beschlossene Gesetz, welches am 1. Januar 2016 in Kraft tritt, wurde dann insoweit geändert, als die Polizei (notwendigerweise) doch zuerst den Sachverhalt ermittelt und diesen bei Delikten ausschließlich „zum persönlichen Gebrauch oder persönlichen Gebrauch eines Anderen, ohne sich einen Vorteil daraus zu verschaffen“ (gemeint ist: einen Gewinn erzielen)

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an die Gesundheitsbehörde meldet. Die Gesundheitsbehörde hat dann „gesundheitsbezogene Maßnahmen“ abzuwägen und

anzuordnen, „sofern es sich nicht bloß um Stoffe oder Zubereitungen aus der Cannabispflanze zum perönlichen Gebrauch oder dem persönlichen Gebrauch eines Anderen, ohne sich einen Vorteil daraus zu verschaffen, handelt“. Dies wurde extra hinzugefügt, um Behörden und Konsument/innen zu entlasten. Und das ist auch der entscheidende Unterschied zum alten Gesetz (keine „Probezeit“ mehr) und zum vorigen Entwurf (keine Gesundheitsuntersuchung bei „Cannabisdelikten“): Homegrower zum Eigenbedarf haben also ab Januar nichts mehr zu befürchten. Das ist zwar noch kein Gold, aber fragt einen Olympioniken: Auch mit Bronze kann man schon leben und weiter an Gold arbeiten. Soweit zur Entstehung des neuen Gesetzes. Was diese Straffreiheit auch bei mehrmaligen Cannabisdelikten zum persönlichen Gebrauch (wie die Stellungnahme des Innenministeriums schon andeutet) in der Praxis genau bedeutet und worauf zukünftige „Cannabis Social Clubs“ zu achten haben, werden wir in der nächsten Ausgabe näher betrachten.


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Schmerzpatient Wallner auf der Anklagebank Der 56-jährige Schmerzpatient Willi Wallner stand erneut vor Gericht ür mich ist Cannabis eine Medizin und keine Droge, sagt Wilhelm Wallner und betont: „Ich tu nix anderes, als die Hanfpflanzen für mich anzubauen, weil der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) gegen meine Schmerzen hilft. Das hat mir sogar ein Arzt empfohlen. Und dafür werde ich verfolgt, als ob ich ein Schwerkrimineller wäre.“ Gegen Wallner liegen drei Strafanträge wegen Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz vor. Alle drei betreffen die Erzeugung von „Cannabisprodukten für den persönlichen Gebrauch“. Dies rührt daher, dass in Österreich der Besitz und Anbau von THChaltigem Cannabis in illegal ist – auch für medizinische Zwecke. Aufgrund einer Überschreitung der im Suchtmittelgesetz festgehaltenen Grenzmenge wird ihm zudem die „Vorbereitung zum Suchtgifthandel“ angelastet, welche mit einem höheren Strafrahmen bemessen ist. Insgesamt habe er im Zeitraum von März bis

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September 2012 109 Cannabispflanzen angebaut. Wallner wurde nach einem Arbeitsunfall ein Sprunggelenkimplantat eingesetzt, seitdem leidet er unter massiven Schmerzen. Er habe alle konventionellen Schmerztherapien hinter sich. Inklusive Morphium, das er nicht vertrage und gegen das er mittlerweile resistent sei. „Cannabis aber hilft mir. Ich bin ja gezwungen zum Anbau!“, bemerkt Wallner. Deshalb plädiert er auf „nicht schuldig“. Für seinen Strafverteidiger, Rechtsanwalt Michael Berger-Wiegele ist „die subjektive Tatseite keinesfalls erfüllt. Das Gericht muss berücksichtigen, dass ihm von einem Arzt Cannabis als Selbstmedikation empfohlen wurde.“ Der Richter vertagte den Prozess am Montag. Es soll nun ein Sachverständigengutachten eingeholt werden, welches darlegen wird, ob Willi Wallner tatsächlich morphiumresistent ist und aus einem medizinischen Notstand heraus gehandelt hat.



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MEDI+GREEN bwohl Israel eins der Zentren für Erforschung und Therapie mit medizinischem Cannabis ist, muss man momentan lange bürokratische Wege zurücklegen, um Cannabispatient zu werden. Ende Juli verkündete der stellvertretende Gesundheitsminister Yaakov Litzman, dass man Cannabis nunmehr mit ärztlichem Rezept in der Apotheke bekommen könne. Grundgedanke sei die Gleichbehandlung aller rezeptpflichtigen Arzneimittel. Litzman sagte, dass nun alle Arzneimittel in den Apotheken erhältlich sein werden, einschließlich solcher Narkotika wie Morphin und Heilmittel wie Marihuana. Die Ärzte würden sie genauso verschreiben wie jedes andere Arzneimittel. Der stellvertretende Minister begründete den Schritt auch mit der Überlastung der Zentren für therapeutisches Cannabis, die die mehreren Tausend Patient/innen nur mit Verzögerung versorgen könnten. Die säkulare Partei Meretz nannte den von ultraorthodoxer Seite ausgehenden Vorstoß revolutionär. Die Bevölkerung würde ihn sicherlich begrüßen. Das legen auch die Umfragen nahe. In den vergangenen Jahren befürworteten die Bürger/innen in großer Zahl die medizinische Anwendung von Cannabis. Das Lager derer, die auf Entkriminalisierung oder Legalisierung drängen, wächst weiter. Sogar Politiker sind darunter. Anfang

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Heilpflanzen aus der Apotheke Juni reichte eine Gruppe von Parlamentsabgeordneten eine Vorlage zur Legalisierung von Marihuana ein, welche Personen über 21 Jahren den Besitz einer Cannabispflanze, 15 Samen und fünf Gramm Gras erlaubt. Eine ähnliche Vorlage wurde schon einmal abgelehnt, aber die Aktivist/innen setzen nun große Hoffnungen auf den neuen Plan, der auch von Vertreter/innen unterschiedlicher Parteien getragen wird. Shelly Yach-

imovich, Vertreterin der Zionistischen Union, befürwortet den Vertrieb von Cannabis über die Apotheken, denn er sei eine humane Lösung für die chronisch Kranken, die bisher nur nach frustrierenden bürokratischen Verfahren ihre Rezepte bekämen. „Cannabis ist Hoffnung und Balsam für viele, bei denen andere Medikamente wirkungslos bleiben“, fasst sie auf ihrer Facebook-Seite zusammen.

Cannabis in den Augen eines Arztes evor Dr. David Casarett, medizinischer Forscher an der Pennsylvania University, Untersuchungen in Zusammenhang mit medizinischem Cannabis aufnahm, konnte er über die verbreitete Meinung von der Heilwirkung der Pflanze nur lachen. Im Verlauf der Untersuchung änderte er seine Meinung und fasste sie in dem Buch „Stoned: A Doctor´s Case for Medical Marijuana” zusammen. „Ich erkannte, dass medizinisches Marihuana tatsächlich über eine heilende Wirkung verfügt. Ich sprach mit vielen Patienten, für die medizinisches Marihuana kein Witz, sondern eine Therapie ist, auf die sie bauen.“ Im Verlauf der Forschungsarbeit durchforstete Casarett die Fachliteratur in Bezug auf Cannabis,

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suchte legale Therapiestellen auf und testete die Pflanze auch an sich selbst. Er salbte seine Beine mit einer Paste aus Extrakt ein und probierte auch Hanfwein. Außerdem sprach er mit vielen Patient/innen, die Marihuana zur Behandlung von Anfällen, posttraumatischen Stresserkrankungen und neuropathischen Schmerzen verwenden. Er ging einigen Wunderheilungen nach, deckte aber auch Fälle auf, in denen die Patient/innen über die Cannabistherapie getäuscht worden waren. In dem als Ergebnis eines spannenden Forschungsprozesses entstandenen Buches legt er – auf solider wissenschaftlicher Grundlage – Rechenschaft darüber ab und erörtert die folgenden Fragen: Warum ist der Gebrauch von Marihuana bei

einigen Schmerztypen eine der wirksamsten Therapiemethoden? Warum ist die Lungenkrebsgefahr beim Grasrauchen gering? Warum machen die meisten Bier- und Weinsorten mit Cannabis vermischt nicht high? Casarett widmet der Cannabiszusammensetzung bei der Reduzierung von Krankheitssymptomen besonderes Augenmerk und sucht auch Antworten auf die Frage, wie Patient/ innen, die sich nur eine Linderung ihrer Krankheitssymptome wünschen, psychoaktive Wirkungen ausschließen können. Ein grundlegendes Werk sowohl für Patient/innen als auch für alle, die sich für die Welt des Cannabis interessieren. Hoffentlich werden es auch Ärzt/innen und Entscheidungsträger/innen lesen. 37


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Oral am sichersten Pharmakokinetik – dieses hässliche Wort bezeichnet die Wissenschaft, welche die Prozesse untersucht, denen Medikamente und Drogen im Organismus unterliegen. Bedeutende kanadische Vertreter der Fachrichtung gingen der Frage nach, ob es bei der Ausbildung von Abhängigkeiten eine Rolle spielt, wie die Droge in den Organismus gelangt. Und sie meinen: sogar eine große! ie Fragestellung der Forscher/innen der Universität Montreal war schlicht und einfach: Warum werden manche Konsument/innen abhängig, andere aber nicht? Die Untersuchungen gingen davon aus, dass in bestimmten Communitys – beispielsweise an höheren Schulen und Universitäten – der Gebrauch von Drogen eher die Regel als die Ausnahme ist. Die Fachleute wollten erfahren, warum jemand, der häufig größere Mengen konsumiert, nicht abhängig wird, während anderen, die zurückhaltender konsumieren, offenbar die Pferde durchgehen. Anne-Noël Samaha, Leiterin der Untersuchung, sagte, dass natürlich die soziale Situation und die individuelle Disposition für den Drogengebrauch in Betracht gezogen wurden. Eine wichtige Rolle spielt ihrer Meinung nach, wie schnell das Mittel mit dem Gehirn in Verbindung tritt und wie lange es wirkt. Sie gibt ein Beispiel: „Wenn du einen Joint rauchst, steigt der Cannabinoidspiegel schneller und sinkt auch schneller wieder ab, als wenn du Shitplätzchen isst. Das hängt von der Art des Konsums ab.“ Nach Auswertung der klinischen Untersuchungen schlossen die Forscher/innen, dass das Rauchen das größte Abhängigkeitsrisiko in sich berge, während die orale Einnahme (z. B. Methadon) oder das Pflaster (z. B. Nikotin) oft sogar bei der Therapie eingesetzt würden. Drogen entfalteten ihre Wirkung am schnellsten und intensivsten, wenn sie

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geraucht oder injiziert werden. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit des erneuten Konsums und das Entstehen einer Abhängigkeit. In die Nase getropft oder geschluckt, entwickle die Droge ihre Wirkung nicht in einem kurzen Hochgefühl, sondern verzögert und zeitlich gestreckt. Beim Rauchen oder Spritzen stelle sich schnell ein intensives High ein. Eine genaue Erklärung dafür haben die Forscher/innen bisher noch nicht, doch sie behaupten, dass solche Exzesse im Gehirn die Bereitschaft zum Gebrauch steigerten. Geht man vom Kokain aus, zeigt sich, dass das Hochgefühl beim intravenösen Gebrauch innerhalb von ein bis fünf Minuten eintritt,

während es beim Schnupfen durch die Nase 15 bis 20 Minuten benötigt, der Flash weniger ausgeprägt ist und auch schneller nachlässt. Laut Samaha reagiert das Gehirn stärker auf schnelle Veränderungen. Sie sagt, je überraschender die Veränderung eintrete, desto schwerer könne sich das Gehirn auf sie einstellen. Einigen Drogen kann man daher nur schwer widerstehen, und da beginnt die Abhängigkeit. Ein gutes Beispiel ist das Rauchen. „Wenn du dir eine Zigarette anzündest, erhöht sich der Nikotinspiegel im Hirn sehr schnell und sinkt dann wieder ab. Wenn du hingegen ein Nikotinpflaster benutzt, erhöht sich der Nikotinspiegel langsam und bleibt stabil. Zigarettenrauchen kann abhängig machen, der Gebrauch von Nikotinpflastern nicht“, erklärt Samaha. Die Pharmakokinetik wird heute auch bei der Suchtbehandlung angewandt, beispielsweise beim Einsatz von Pflastern gegen das Rauchen oder von Methadon gegen den intravenösen Heroingebrauch. Nach Meinung der Forscher/innen sollten solche Methoden in Zukunft auch bei der Behandlung von Kokainabhängigen angewandt werden, für die es bisher keine probate Therapie gibt. Wenn man das Prinzip zu Ende denkt, kommt man darauf, dass das Suchtpotenzial von Cannabis ziemlich gering sein muss, wenn auch das Rauchen seltener abhängig macht als schluckweise konsumierter Alkohol. Andererseits lässt sich mit dieser Theorie auch erklären, warum die Konsument/innen von synthetischen Cannabinoiden, künstlichem Gras also, das ein kürzeres, aber intensiveres Erlebnis bietet, viel schneller abhängig werden. Und das kann dabei helfen, diejenigen in den Alltag zurückzuführen, die von traditionellen Drogen auf Designerdrogen mit Kurzzeitwirkung umgestiegen sind und sie sich bis zu 20 Mal am Tag spritzen. Addiktologen stehen diesen besonders in Osteuropa verbreiteten Phänomenen gegenwärtig hilflos gegenüber, doch wird die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis mit der Zeit zu effektiven Therapien führen.


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MEDIZIN

Auswanderung für die Therapie Alternative Behandlung und Symptomfreiheit

Die aktuelle Debatte über Flüchtlinge und Zuwanderung verschließt ein wenig die Augen davor, dass es auch innerhalb der EU Bevölkerungsbewegungen von erstaunlichem Ausmaß gibt, deren stärkster Beweggrund individuelle wirtschaftliche Interessen sind. Darunter gibt es „extreme“ Fälle, beispielsweise dass jemand explizit wegen einer Krankheit, zum Zweck einer Therapie, gezwungen ist, seine Heimat zu verlassen. Wir sprachen mit einem ungarischen Cannabispatienten, der in Österreich lebt.

text: Gabor Holland

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Medijuana: Du bist ein Cannabispatient, der sich selbst behandelt. Wann und wie ist deine Krankheit in Erscheinung getreten und wozu genau benutzt du Cannabis? G.P.: Die Krankheit heißt Colitis ulcerosa (ähnelt Morbus Crohn – der Hrsg.) und ist eine Darmkrankheit, die mit einer chronischen Entzündung des Verdauungstrakts mit den typischen und heftigen Bauchschmerzen und häufigem Durchfall einhergeht. Bei mir wurde im Alter von zehn Jahren festgestellt, dass es Probleme gibt. Diagnostiziert wurde sie aber erst Monate später in der Kreisstadt. Damit begann für mich als Elfjährigem eine

Umstellung der Lebensgewohnheiten. Mit der Hilfe des Facharztes und des Diabetologen wurde eine fett-, gewürz- und laktosefreie Diät zusammengestellt und zusätzlich eine Behandlung mit Medikamenten. Als Schüler fiel es mir sehr schwer. Es erforderte viel Selbstdisziplin, immer alles abzulehnen, was meine Klassenkameraden, Freunde und andere Leute mir anboten. Natürlich begriff ich, dass ich ein paar Stunden später den Preis zu zahlen hatte, wenn ich nicht auf meine Ernährung achtete. Gleichzeitig nahm ich Medikamente, die in erster Linie die Entzündungen hemmen sollten. Ich be-


kam Präparate mit einem hohen Steroidgehalt, z. B. Medrol, dessen Nebenwirkungen sich umgehend einstellten (aufgedunsenes Gesicht, schmerzhafter, entzündlicher Ausschlag, Hautablösungen). Das hieß, mein Organismus vertrug sie nicht. Dazu nahm ich noch drei andere Entzündungshemmer,

bei denen zu befürchten war, dass sie dem Magen schaden, weswegen ich auch magenschonende Mittel und andere Präparate nehmen musste, welche diese Nebenwirkungen verringerten. Damals nahm ich täglich 15 bis 20 verschiedene Tabletten, ging ständig zu Kontrolluntersuchungen und verbrachte zwei Mal pro Jahr, im Frühling und im Herbst, mehrere Wochen im Krankenhaus zur Einstellung der Medikamente und zu Kontrolluntersuchungen. Als Jugendlicher in der Mittelschule musste ich strenge Diät halten. Einmal wollte man mir auch den Sport verbieten. Da habe ich vielleicht zum ersten Mal gespürt, dass das so nicht geht, konnte aber als Kind nicht viel dagegen unternehmen. MED: Haben sich deine Eltern nicht nach alternativen Therapien und Behandlungsmöglichkeiten umgeschaut? G.P.: Doch. Erst recht als man ihnen mitteilte, dass ich nicht geheilt werden könne und dieser Zustand mich mein ganzes Leben lang begleiten würde. Meine Eltern sind

allen Möglichkeiten nachgegangen, die man in einer ungarischen Kleinstadt hat, aber damals im Jahr 2000 hatten wir nicht einmal Internet, so waren die Möglichkeiten viel beschränkter. Sie taten natürlich alles. Sie hielten wegen meiner speziellen Versorgungs- und Ernährungsansprüche ebenfalls Diät und waren sehr solidarisch. Wir waren auch beim Reflexologen, das hat wirklich geholfen, war aber sehr schmerzhaft. Auch beim Heilpraktiker waren wir, aber da kann ich über keine Erfolge berichten. Ich nahm die Medikamente, was hätte ich auch tun sollen? MED: Wie bist du mit Cannabis in Verbindung gekommen? Woher wusstest du, dass es dir hilft? G.P.: Irgendwann mit 16 habe ich zum ersten Mal nur zum Vergnügen gekifft. Beim Ausprobieren stellte ich fest, dass ich am nächsten Tag keinen Kater hatte, nicht wie nach ein, zwei Bier oder einem kleinen Wein. Der Alkohol ging mir stark an die Därme.


MEDIZIN Deshalb gab ich dem Ganja den Vorzug beim Partyfeiern, aber ich war kein regelmäßiger Konsument und ich wusste auch nicht, dass es eine Heilpflanze ist. Vor dem Abitur, das war die erste Stressphase in meinem Leben, wurden meine Symptome sehr viel stärker. Ich war körperlich sehr erschöpft, mir ging es ständig schlecht und ich musste täglich 25bis 30-mal auf die Toilette. Durch den gewaltigen Wasserverlust war ich geschwächt, die Lage war unhaltbar und es half nichts, dass ich wusste, dass die Symptome stressbedingt sind. Ich konnte mich vor den Prüfungen einfach nicht entspannen. Das waren drei schreckliche Monate. Da ich schon fast 18 war, ging ich zu einem Arzt für Erwachsene. Die Kinderklinik, wo ich bisher behandelt wurde, hielt ich nicht mehr für angemessen, und wir fanden einen sehr guten Internisten. Man bestand weiter auf einer medikamentösen Behandlung, empfahl aber aktuellere Präparate. MED: Okay, du hast bemerkt, dass es besser ist als Biertrinken. Dass stressige Lebenssituationen die Symptome hervorrufen und sie verstärken und du sie behandeln musst. Mit einer Diät und einer bewussten Lebensweise kannst du dir helfen, musst aber noch immer eine Menge Medikamente nehmen. Und da hast du Cannabis konsumiert. Aber wann ist dir bewusst geworden, dass Cannabis ein Heilmittel ist?

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G.P.: Das kam etwas später. Damals hatte ich angefangen als Kellner zu arbeiten. Ich hatte ein eigenes Einkommen, damit konnte ich es mir leisten und regelmäßig konsumieren. Ich spürte aber damals nur, dass es mir besser geht. Aber weil ich noch die Medika-

mente nahm, führte ich das nicht auf das Cannabis zurück. Meine Eltern weihte ich auch nicht ein, weil mir nicht bewusst war, dass ich mich selbst behandelte. Im Nachhinein ist es klar, dass die Dinge zusammenhingen. Bald reduzierte ich die Medikamente, ich spürte, dass ich weniger brauche, und nahm sie nur noch im Frühling und im Herbst, in den anderen Jahreszeiten nicht. Dann ging ich nur noch ein Mal im Jahr ins Krankenhaus, aber ich achtete sehr auf die Diät, die Ernährung und darauf, möglichst stressfrei zu leben, wobei das Cannabis auch half. Die Schmerzen blieben aus und die Nachsorgeuntersuchungen bestätigten, dass mein Zustand stabil war. Da sich in meinem Leben, abgesehen davon, dass ich regelmäßig Cannabis konsumierte, nicht viel geändert hatte, begann ich nachzudenken. Damals erschien das erste Cannabismagazin auf Ungarisch (Cannabis Kultusz erschien Ende 2008 in ungarischer Sprache – der Hrsg.), auf dem Reggae Camp habe ich das zum ersten Mal gesehen. Es entstand auch eine


Facebook-Gruppe und dadurch wurde es viel leichter, Informationen zu bekommen. Damals konnte ich weder genug Deutsch noch Englisch, um Artikel in einer Fremdsprache lesen zu können. MED: Aber wann ist dir bewusst geworden, dass es vom Cannabis besser geworden ist, und dass es sich um ein Heilmittel handelt? G.P.: Da war ich schon in Österreich. In der Cannabis Kultusz hatte ich einmal ein Interview mit Dr. Kurt Blaas gelesen, in dem er darüber sprach, dass es Ärzte gibt, die Präparate auf Cannabisbasis verschreiben. Ich sah auch, dass Produkte auf CBD-Basis erhältlich sind, von denen ich damals schon wusste, dass sie natürliche Entzündungshemmer sind. Ich ging zu einem Vortrag zu dem Thema, natürlich habe ich nichts verstanden, aber ich beschloss sofort, ihn persönlich aufzusuchen, sobald meine Situation es zuließe. MED: Apropos Arzt. Hast du damals mit deinem ungarischen Arzt darüber gesprochen? Es wäre ja wichtig gewesen, dass er davon erfährt. G.P.: Mit niemandem habe ich damals darüber gesprochen, weder mit meinem Arzt noch mit meinen Eltern. MED: In Österreich hat sich das geändert, hier sind ja die Selbstversorger in der Mehrheit. G.P.: Was ich zuerst spürte, war ein Qualitätssprung. Man konnte Cannabis von wesentlich besserer Qualität bekommen. Sogar auf dem Schwarzmarkt wusste man meistens, was man bekommt, und es waren auch mehrere Sorten erhältlich. Bald sah ich, dass es hier sehr viele Selbstversorger gibt, und auch ich stellte mich bald auf Eigenversorgung um. Da konnte ich schon darauf

achten, welche Sorten ich benutze, welche Cannabinoidprofile sie haben, unter welchen Bedingungen ich sie züchte, ob ich organischen Dünger benutze usw. Von einem alltäglichen Konsumenten wurde ich zu einem bewussten Patienten. Meine Sprachkenntnisse verbesserten sich auch, ich habe versucht, ziemlich viel zu dem Thema zu lesen, und ich bemühte mich bewusst um den Anbau von Sorten, die bei mir am besten wirken. Sukzessive verringerte ich die Einnahme der Medikamente und nach einem Jahr stellte ich sie ganz ein. Seitdem benutzte ich nur Cannabis und verschiedene Heilpflanzenprodukte. Walnussblätter- und Brennnesseltee, Ringelblume und Rosmarin, die baue ich teilweise auch selbst an. Mein Umzug hat auch dazu geführt, dass ich neue Konsummethoden wie den Vaporizer kennenlernte. Auch kann ich leichter und sicherer cannabishaltige Lebensmittel, zum Beispiel Cannabutter, herstellen oder mir Cannabisplätzchen backen. Das Vaporisieren und der Verzehr in Lebensmitteln eröffneten mir vollkommen neue Perspektiven und es stellte sich heraus, dass das Essen im Falle von Erkrankungen des Darms und der Verdauungstrakte viel wirksamer ist als das Rauchen. Ich rauche ja auch keinen Tabak, denn das Rauchen tut meinem Magen und den Därmen nicht gut. Den Tabak habe ich deshalb mit Pfefferminze ersetzt. Bei der Herstellung von Lebensmitteln und bei ihrer Dosierung muss man die allergrößte Umsicht walten lassen und sie an den jeweiligen Patienten anpassen. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um das richtige Verhältnis und die richtige Dosierung herauszubekommen. Insgesamt gesehen kann ich sagen, dass ich jetzt nach 15 Jahren voller Qualen und Leiden symptomfrei bin. Medikamente habe ich schon seit drei Jahren nicht mehr genommen, und ich habe es auch in Zukunft nicht vor. Ich kann fast alles essen, mit ein, zwei Ausnahmen, aber ich muss mich auch weiterhin bewusst und gesund ernähren. Aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Die letzten zwei, drei Jahre fasse ich als eine Art Aufbauphase auf, was die Ergebnisse auch bestätigen. Ich muss weiterhin jedes Jahr zur Kontrolluntersuchung gehen. Bei der letzten zeigte sich bei dem vorher betroffenen, also entzündeten Darmteil schon eine von 25%, und das ist viel weniger als früher. MED: Aber mit deinem Arzt hast du geredet? G.P.: Ja, er weiß, welche alternative Therapie ich benutze. Er sieht die Ergebnisse, aber ich merke, dass er nicht wirklich glaubt, dass es dem Cannabis zu verdanken ist. Er bestreitet nicht, dass es eine Rolle dabei spielen kann, aber er kann sich nicht erklären, warum ich frei von Symptomen und Medikamenten bin. Er meint, dass zeitweise eine Behandlung mit Medikamenten nötig sei. Da sind wir aber geteilter Meinung. 43


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Die Geschichte und Evolution der Vaporizer

or fünf Jahren wussten die meisten Cannabis-Liebhaber/innen nicht, was ein Vaporizer ist bzw. was es überhaupt mit dem Verdampfen auf sich hat. Heutzutage sind viele mit dem Begriff vertraut, vor allem wenn man das Wort „EZigarette“ in den Mund nimmt. Obwohl es sich im Allgemeinen um das gleiche Prinzip handelt (eine Substanz ohne Verbrennung aufzuheizen, d. h. Dampf zu erzeugen, der ausschließlich die Wirkstoffe enthält – CBD, THC etc. – ohne giftige Stoffe und schädlichen Rauch), gibt es etliche Unterschiede. Der wesentlichste ist, dass der Großteil der Vaporizer für die Verwendung mit getrockneten Kräutern konzipiert ist, während EZigaretten mit Flüssigkeiten arbeiten, die Nikotin enthalten. Diese „E-Liquids“ enthalten in der Regel Glyzerin – eine Substanz, die auf dem Prüfstand steht, da noch relativ wenig Untersuchungen durchgeführt wurden in Bezug auf das Einatmen in Form von Dampf. In diesem Artikel wollen wir uns ausschließlich mit Vaporizern für getrocknete Kräuter und Konzentrate befassen.

V Im Laufe der letzten Jahre ist das Bewusstsein für das Verdampfen als gesündere Alternative zum Rauchen ungemein gestiegen. Wir werfen einen genaueren Blick darauf, wie es diese Geräte schafften, so beliebt zu werden und sich von obskuren, oft schwer zu bedienenden Maschinen in kompakte, elegante und benutzerfreundliche Apparate zu verwandeln.

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technologischen Neuerungen ausgestattet sind. Speziell in den letzten zehn Jahren hat sich einiges in der Vaporizer-Landschaft geändert. Eine kurze Zusammenfassung: 1993 – Der indianische Medizinmann und Pionier Eagle Bill lernt in Amsterdam das Verfahren des Verdampfens von Cannabis kennen. Er will das Bewusstsein für das Verdampfen wecken, indem er der Öffentlichkeit eine erschwingliche Methode zur Verfügung stellt. Er entwickelt den Shake and Vape, einen Glasapparat, der mit einem Flammenfeuerzeug erhitzt wird, d. h. Hitze generiert, durch die Dampf entsteht. Diese günstige und einfache Vaporizer-„Pfeife“ wird auch heute noch verkauft! 1995 – Der erste elektrische Vaporizer wird von der kanadischen Firma BC Vaporizer entwickelt. Er besteht aus einem Heizelement (mit einer Metallplatte als Ladeplattform), das von einer Glaskugel bedeckt wird, in der sich der Dampf sammelt. Später wird dieser weitverbreitet kopiert und kann auch heute noch in Headshops gefunden werden. 1996 – Inspiriert durch Eagle Bill entscheidet sich der niederländische CannabisLiebhaber Evert, an seinem eigenen Vaporizer zu tüfteln. Bei seinen Prototypen verwendet er eine Heizpistole, um Hitze zu erzeugen, und ein Glasgefäß, das mit Wasser gefüllt wird, um den Dampf zu kühlen. Er gibt Eagle Bill ein Exemplar und die zwei veranstalten Vorführungen in Amsterdam. Evert entschließt sich, seinen Job zu kündigen und sich vollkommen auf die Entwicklung und Verbesserung seines Vaporizers na-

Die Geschichte des Verdampfens Die Technik des Verdampfens geht eigentlich auf die alten Ägypter vor einigen Tausend Jahren zurück. Damals wurden aromatische Pflanzen und Samen auf eine Schicht heißer Steine gelegt. Man versammelte sich um die Steine, deren Hitze die ätherischen Öle freisetzten. Heute – ungefähr viertausend Jahre später – gibt es Vaporizer in allen Größen und Formen, die mit immer fortschrittlicheren

BC Vaporizer (1995)


Die Zukunft des Verdampfens

Eagle Bill (1993)

mens De Verdamper zu konzentrieren. Nach einigen Jahren der Optimierung des Designs entsteht sein Glasvaporizer, der auch heute noch zu den leistungsfähigsten Heim-Vapes zählt. Er wird von Hand gefertigt; ein echtes – funktionelles – Kunstwerk! 2000 – Nach fast vier Jahren Entwicklung wird der erste Volcano Vaporizer auf den Markt gebracht. Dieser bahnbrechende Tisch-Vaporizer, mit dem Ballone mit Dampf gefüllt werden können, wurde vom Deutschen Markus Storz entwickelt und produziert. Jürgen Bickel war einer seiner ersten Kunden, er wurde später sein gleichwertiger Geschäftspartner. Zusammen gründeten sie 2002 die Firma Storz & Bickel. Die Marke Storz & Bickel ist immer noch bekannt für seine hochwertigen und innovativen Produkte, darunter zwei hochqualitative tragbare Vaporizer (Mighty und Crafty), die 2015 auf den Markt kamen. 2008 – Die irische Firma Oglesby & Butler wurde 1984 gegründet, stieg jedoch erst 2008 in den Vaporizer-Markt ein. Mithilfe ihres Wissens durch die jahrelange Produktion von butangasbetriebenen Werkzeugen entwickelten sie den ersten butangasbetriebenen Vaporizer. Aufgrund seiner Kompaktheit und einfachen Anwendung wurde der iolite Vaporizer zu einem großen Erfolg. 2010 – Ein tragbarer Vaporizer aus Holz namens Magic-Flight Launch Box (MFLB), der von Hand in San Diego, Kalifornien, gefertigt wird, erblickt das Licht der Welt. Dieser kultige Vape wird von einer einzigen AA-Batterie betrieben und wird über Jahre

hinweg der meistverkaufte Vaporizer bleiben. Am Heim-Vaporizer-Markt wird die Nachfrage nach Vapes, die über eine einstellbare Temperatur verfügen, wie dem Vaporbrothers (der originale Box-Vaporizer), dem Volcano Digit und dem Da Buddha, immer größer. 2012–2014 – Durch die steigende Verwendung von Konzentraten wird eine neue Art tragbarer Vaporizer auf den Markt gebracht, der Pen Vaporizer. Diese sehr kompakten Geräte in Kugelschreiberform sind Modifizierungen von E-Zigaretten und funktionierten sehr gut mit hochwertigen, vollständig schmelzenden Konzentraten. 2015 – Die Technologie der tragbaren Vaporizer entwickelt sich weiter, immer kleinere Geräte und länger haltende (Lithium-) Batterien kommen kontinuierlich auf den Vaporizer-Markt. Der PAX 2, Nachfolger des originalen PAX, gehört zu den beliebtesten Vaporizern und ist seit Kurzem auch in Europa erhältlich. Er ist mit einem Bewegungs- und Berührungssensor ausgestattet, wodurch er zu den technologisch am weitesten entwickelten Vaporizern zählt. Storz & Bickels Crafty kann mittels Bluetooth mit einem Smartphone verbunden werden, wodurch der Anwender die Temperatur auf Abstand einstellen kann. Die VaporizerVeteranen von Vapir sind für den neuesten tragbaren Vape, den Prima, verantwortlich. Mit seinem eindrucksvollen gebürsteten Aluminiumgehäuse und den auswechselbaren Hightech-Batterien hat die Firma definitiv einen Gang zugelegt, um der Konkurrenz den Kampf anzusagen.

Aufgrund der immer größeren Nachfrage – beschleunigt durch die fortlaufende Legalisierung in den USA – können wir uns auf viel mehr Neues in der Welt des Verdampfens freuen. Es kann davon ausgegangen werden, dass Vaporizer immer alltäglicher (und dadurch weitreichender erhältlich) werden, während sich auch die Technologie immer weiter entwickelt. Voraussichtlich wird die Bluetooth-Technologie eine wichtigere Rolle spielen und die Option, die Temperatur an „Pflanzenprofile“ anzupassen (mittels einer Smartphone-App), könnte die Dinge sehr interessant gestalten. Die schnittigen und kompakten tragbaren Geräte scheinen, verglichen mit den etwas sperrigen Heim-Vapes, den größeren Sprung zu machen. Auch die vorgefüllten Einweg-Pen-Vaporizer werden an Beliebtheit gewinnen, als Folge der steigenden Verfügbarkeit von Konzentraten und dem Aufstieg des „Heim-Extraktion-Verfahrens“, wie beispielsweise der Rosin-Methode. Es stehen uns also interessante Zeiten bevor!

CCrafty Smartphone


VOLLBLUT

Euphoria und Medical Mass Preisgekrönte Medizinalhanfsorten von Royal Queen Seeds Wenn es um medizinische Cannabissamen geht, gibt es nur wenige, die mit der Qualität einer Sorte aus dem Hause Royal Queen Seeds mithalten können. Dies wird durch diverse Erfolge belegt: Zwei der Royal-Queen-Seeds-Sorten gewannen unlängst den ersten sowie den dritten Platz in der Medizin-Kategorie des Highlife Cup 2015.

Erster Platz: Euphoria Euphoria ist momentan das Flaggschiff der medizinischen Sorten im Katalog von Royal Queen Seeds. Hierbei handelt es sich um das Ergebnis einer selektiven Kreuzung von Royal Medic und Shark Shock, zwei einzigartigen und hochwertigen Sorten, die ihre Eigenschaften nun in einem vielseitigen All-Star gebündelt haben. Dank der indica-dominanten Genetik bleibt die Statur der Euphoria klein und kompakt. Im Durchschnitt erreicht sie indoor die Höhe von einem Meter, outdoor von anderthalb Metern. Dies macht sie zur idealen Sorte, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht oder besonders auf Diskretion geachtet werden muss. Aber lasst Euch nicht von der Größe täuschen! Die Pflanze ist äußerst stark und in der Lage, hohe Erträge hervorzubringen – indoor wie outdoor bis zu 450 g/m² pro Pflanze. Kombiniert man dies mit der hohen Belastbarkeit, die sie ihrer Shark-Shock-Genetik verdankt, und einer Blütezeit von bloß acht Wochen, wird deutlich, warum Euphoria so populär ist. Der Anbau ist sowohl für Anfänger/innen als auch erfahrene Grower/innen eine Freude. Die Blüten produzieren ein süßes und fruchtiges Aroma, das auch beim Rauchen noch erhalten bleibt. Das enthaltene High ist medizinisch extrem potent und kann einen THC-Gehalt von 9% und einen CBD-Anteil von 8,4% vorweisen. Wenn man bedenkt, dass jede Sorte mit einem CBD-Gehalt von mehr als 4% als sehr potent angesehen wird, unterstreicht dies nochmals die Leistung der Euphoria. Der perfekt ausbalancierte und mächtige Cannabinoidhaushalt stellt sicher, dass das High effektiv Linderung verschaffen kann, während es gleichzeitig erlaubt, funktional zu bleiben. Die perfekte medizinische Sorte!

Euphoria (4 Wochen)

Euphoria (8 Wochen)

Medical Mass (4 Wochen)

Dritter Platz: Medical Mass Medical Mass ist wie Euphoria ein All-StarHybrid und zeichnet sich sowohl im GrowRaum als auch während der Nutzung besonders aus. Sie ist die Tochter der renommierten Critical und eine der CBD-reichsten Sorten im Angebot von Royal Queen Seeds, die zudem üppige Aromen, ein hohes medizinisches Potenzial und großzügige Erträge bietet. Es handelt sich bei Medical Mass um eine extrem vielseitige und entgegenkommende Cannabissorte, die Anfängerfehler verzeiht und erfahreneren Grower/innen eine Menge 46

Medical Mass (8 Wochen)

Flexibilität bietet. Auch bleibt sie relativ klein, was den Umgang mit ihr einfach macht und sich optimal anbietet, wenn nur wenig Platz zur Verfügung steht. Trotzdem sind indoor wie outdoor Erträge bis zu 550 g/m² pro Pflanze möglich. Zusammen mit der achtwöchigen Blütezeit ergibt dies die perfekte Sorte für jeden medizinischen Grower, der eine regelmäßige und einheitliche Ernte einfahren möchte. Geschmack und Geruch der Medical Mass sind von sanfter Raffinesse und verschmelzen zusammen zu einer süßen, honiggleichen Würze mit einem Potpourri komplexer blumiger Aromen. Das enthaltene High setzt den Fokus natürlich auf medizinische Verwendungen wie Schmerzlinderung, jedoch ohne ans Sofa zu fesseln oder den Geist zu sehr in Anspruch zu nehmen. Das Resultat ist eine perfekte Funktionalität, die es den Konsument/ innen erlaubt, den Tag voll zu nutzen. Dies sind nur zwei Beispiele medizinischer Cannabissamen, die von Royal Queen Seeds angeboten werden. Des Weiteren sind medizinische Samen der Sorten Painkiller XL, Royal Highness, Royal Medic und Dance World erhältlich und stellen die Konsument/innen von medizinischem Marihuana vor die Wahl, sich zwischen vielen tollen Sorten zu entscheiden. Weitere Informationen zu den exzellenten medizinischen Sorten von Royal Queen Seeds sind auf der Firmen-Webseite zu finden: www.royalqueenseeds.com (x)


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Cannabisverbot ist reiner Irrsinn Ein neues Buch über die verfehlte Hanfpolitik Mischa Hauswirth ist Redakteur bei der Basler Zeitung und Autor des Buches „Der Cannabis-Irrsinn“, das im Nachtschatten Verlag herausgekommen ist. Der Band befasst sich auf erhellende und eindringliche Weise mit dem Problem der repressiven und prohibitiven Cannabispolitik – und mit deren Scheitern. Mischa Hauswirth illustriert, wie es zum Hanfverbot kam, was und wem es nützen sollte, wie es nun ausgehend von den USA (wo es ursprünglich herkam) allmählich aufgeweicht werden kann und wie der Weg aussehen könnte, den Hanf auch bei uns schrittweise wieder zu entkriminalisieren. Wir haben mit dem Autor gesprochen und uns über das Politikum Cannabis und sein Buch informiert.

Medijuana: „Der Cannabis-Irrsinn“ ist ein Buch, das detailliert darlegt, wieso Cannabis eine verteufelte Pflanze ist. Kannst du kurz erklären, weshalb dieses Gewächs zum Politikum geworden ist? Mischa Hauswirth: Hanf als Nutzpflanze gab es ja seit vielen, vielen Jahrhunderten. Zum wirklichen Politikum wurde der Hanf erst mit Harry Jacob Anslinger. Der Sohn eines Schweizer Auswanderers war in den 1920er Jahren Kommissar der Alkoholprohibition in den USA. Als er den Chefposten für die oberste Drogenbehörde in Aussicht hatte, stand er vor einem Problem: Was wollte er als Drogenjäger eigentlich verfolgen? Kokain und Heroin fielen damals unter das Hoheitsgebiet von FBI-Chef J. Edgar Hoover. Da kam Anslinger mit Hanf eine doppelt politische Idee. 48

MED: Inwiefern doppelt politisch? MH: Auf der einen Seite ließ sich mit der bislang unbekannten „Teufelsdroge“ Marihuana Angst und Schrecken verbreiten und damit die Legitimierung ableiten, warum es die nationale Antidrogenbehörde braucht. Andererseits konnte die Stigmatisierung von Minderheiten wie etwa schwarzen Jazzmusikern oder mexikanischen Feldarbeitern weiter vorangetrieben oder doch hoch gehalten werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich dies im Amerika der 1930er Jahre abspielte. Damals herrschte die Große Depression. Die Rassentrennung war selbstverständlich. Im ländlichen Amerika hatte man Angst vor allem Fremden und Unbekannten. Politisch war aber auch, was im Hintergrund ablief. Hanf galt damals als profitabelste Nutzpflanze mit enormem wirtschaftlichem Potenzial. MED: Henry Ford baute sogar ein Auto daraus. MH: Das ist ein sehr gutes Anschauungsbeispiel. Darum gab es Wirtschaftzweige, die diesen Hanfboom nicht wollten und nach Wegen suchten, Hanf als Konkurrenz auszuschalten. MED: Redest du deshalb im Buch von einer „Hanf-Verschwörung“? MH: Mit Sicherheit lässt sich sagen: Anslinger arbeitete mit zwei Firmen zusammen, die konkreten Nutzen daraus zogen, wenn der Hanf in Misskredit geriet. Eine der Firmen produzierte Nylonfasern, die andere Papier aus Holzzellulose. Sie spielten bei der Installation des Marijuanaverbotes eine wichtige Rolle. Darum kam es auch nicht zu einem Drogenverbot im engeren Sinn, sondern zu einem Steuergesetz, dem sogenannten Marihuana Tax Act. Es handelt sich de facto um eine Bewilligungspflicht für den Hanfanbau. Fortan stellte Anslinger einfach

keine Bewilligungen mehr aus, so konnte er jeden Hanfbesitz und -anbau verfolgen und „Gesetzesbrecher“ vor den Richter bringen. Um zu vertuschen, dass es ihm um den Hanf ging, sprach er vor dem US-Kongress konsequent von Marihuana. Dieses Wort benutzten die mexikanischen Feldarbeiter, und es klang wie etwas Gefährliches. Hätte Anslinger von Hanf (Hemp) gesprochen, hätten die Farmer alle den Kopf geschüttelt, und das Gesetz wäre kaum so einfach durchgekommen. MED: Wie wurde das Verbot aber für Europa verbindlich? MH: Anslinger bekam Anfang der 1950er Jahre ein UNO-Mandat. Dort internationalisierte er den Kampf gegen den Hanf. Die internationale Staatengemeinschaft wurde von den USA gezwungen mitzuziehen und den Kampf gegen Hanfblüten und - konsument/innen aufzunehmen. Dass wir in Europa Antihanfgesetze haben, ist eine durch und durch geopolitische Geschichte und keine Reaktion auf eine Massenepidemie oder so was. MED: An wen wendet sich dein Buch? MH: An alle, die sich für das Verbot und dessen Auswirkungen interessieren und sich ein Bild über die Lage machen möchten. Meine Grundfrage lautet: Wo stehen wir nach rund 50 Jahren Cannabisverbot? Ich habe es für Teenager, Eltern, Großeltern, Lehrer, Politiker und Journalisten geschrieben. Einfach für alle. MED: Wo hast du deine Informationen her und wie lange hast du recherchiert? MH: Mehr als ein Jahr habe ich jede freie Minute mit der Recherche verbracht. Ich habe Tonnen von Zeitungs- und Forschungsbeiträgen aus der ganzen Welt gesammelt und gelesen, Bücher gewälzt und alte politische Vorstöße angeschaut. Auch


über die Biologie der Pflanze sowie ihre medizinische, pharmakologische Wirkung habe ich einiges zusammengetragen. Bei diesen Recherchen lernte ich selber sehr viel über die Hanfpflanze, und mein Blick auf sie hat sich verändert. MED: Inwiefern? MH: Eine erstaunliche Erkenntnis war, wie sehr wir von den Leitmedien und ihrer Berichterstattung beeinflusst sind. Neutrale oder Pro-Argumente für den Hanf sind nach wie vor schwerer zu finden oder werden ignoriert. Die Argumente der Gegner hingegen werden in den Medien ausführlich aufgelistet, weil sie einfach ins gängige Bild passen: Hanf gleich Droge gleich böse. Völlig unter geht bei der ganzen Debatte die Frage nach der Verhältnismäßigkeit und nach der Rechtsgleichheit. Darum kann wohl auch niemand wirklich empirisch sagen, wie viel das Verbot kostet und was es denn unterm Strich bringt. MED: Gibt es eigentlich vernunftbasierte Argumente, den Hanf zu illegalisieren?

MH: Das ist natürlich eine Frage des Standpunktes. Was bitte ist die allgemein gültige Formel für Vernunft? Jemand, der völlig abstinent leben will, hat hier bestimmt einen anderen Ansatz als jemand, der auch mal gern einen Wein trinkt. Vernunft liegt durchaus im Auge des Betrachters. Wenn wir aber den Hanfkonsum als Faktor für die Gefährdung einer Gesellschaft nehmen, gibt es keine vernünftigen Argumente für das Verbot. Die modernen Staaten tun sich keinen Gefallen, wenn sie an einem Verbot aus dem Jahr 1937 festhalten. Sie dürfen nicht vergessen, dass all das, was man sich von der Kriminalisierung versprochen hat, nicht eingetreten ist: Es gab keinen Rückgang der Verfügbarkeit der Substanz, es gab keine Volksseuche wie bei der Alkoholepidemie Ende des 19. Jahrhunderts, die kriminellen Banden sind nicht geschwächt, sondern gestärkt worden und der Schwarzmarkt wächst und wächst. Gleich geblieben seit Jahrzehnten ist auch, dass die Polizei das Problem nicht lösen, sondern nur noch verwalten

kann. Und dafür gibt die öffentliche Hand in Europa mehrere Milliarden Euro aus. Wer das Gesamtbild betrachtet, erkennt unschwer die vielen Risse darauf. MED: Spaltet die prohibitive Drogenpolitik die Menschen? MH: Ja, das tut sie. Weil das Gesetz einen Widerspruch zwischen gesundem Menschenverstand und gesetzestreuem Verhalten schafft. Mir hat ein Schweizer Apotheker, der mit Cannabisextrakten Therapien durchführt, erzählt, dass er Patient/innen hat, für die ein Hanfmedikament hilfreich wäre, die dieses aber ablehnen, weil sie keine Probleme mit der Polizei wollen, sei es im Straßenverkehr oder zu Hause. Und sie fürchten die Stigmatisierung durch Freunde und Bekannte. Die Drogenpolitik hat die Gesellschaft darauf getrimmt, den Umgang mit Hanf als gesetzeswidrig anzusehen, und leider denken noch zu wenige darüber nach, ob das Recht nicht korrigiert werden müsste. MED: Wie meinst du das? MH: Auf der einen Seite sehen wir, dass die katastrophalen Folgen für die Gesellschaft, die gewisse Ärzte oder Psychiater, aber auch Politiker gerne ins Feld führen, nicht stimmen können. Zum Beispiel müssten bei der konstant wachsenden Zahl an Personen, die schon mal gekifft haben in Europa, auch die Zahl der Schizophrenien oder Psychosen deutlich steigen. Im Verhältnis zur Bevölkerungszunahme steigt diese Zahl aber nicht, im Gegenteil. Auch sehen wir, dass der Hanfschwarzmarkt immer größer und immer gewalttätiger wird. Nun kann man aus reiner Treue zum Gesetz an dem Verbot festhalten. Nur wird sich dann nichts ändern. Als Steuerzahler sollten wir interessiert sein, dass unsere Gelder zielführend, effizient und sparsam eingesetzt werden. Beim Hanfverbot habe ich diesen Eindruck nicht. MED: Welchen Nutzen hätte eine Veränderung der Cannabispolitik für die Gesellschaft? MH: Vor allem gäbe es eine Entlastung für die Strafverfolgungsbehörden. Diese haben weiß Gott wichtigere Aufgaben wahrzunehmen, als Konsument/innen und Kleingrowern nachzurennen. Zum Beispiel Bekämpfung von Cyberkriminalität, Bekämpfung von Menschenschleppern, Bekämpfung von Geldwäscherei, Bekämpfung von Kriminaltouristen und so weiter. Außerdem würde das Geld, das die Konsument/innen ja so oder so ausgeben, in die Staatskasse fließen, was dann wieder neue Möglichkeiten für die arg belastete Altersfürsorge wäre. Die Haushalte aller europäischen Länder müssen sich mit Sparprogrammen befassen. Es liegt auf der Hand, sich hier eine neue Einnahmequelle zu erschließen. Ganz wichtig scheint mir aber noch ein anderer Punkt: Die Medizin könnte die Pflanze ohne große Restriktionen nutzen. 49


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MED: Sind Hanfkonsument/innen kriminell? MH: Wenn wir uns das heutige Gesetz anschauen, dann ja. Aber wie gesagt: Mein Buch stellt die Frage, ob dieses Gesetz richtig ist und ob es geändert werden muss. Im Grunde sind sich doch die meisten einig, dass der Staat doch nicht jemanden sanktionieren muss, der eine oder zwei Pflanzen zu Hause hat und mal einen Joint raucht. Niemand würde solche Menschen nur deswegen als kriminell bezeichnen. MED: Was sollte deiner Ansicht nach Priorität haben: der Hanf als Genussmittel für alle oder Cannabismedizin? MH: Die Medizin muss vorangehen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens bin ich der Ansicht, dass dort dringend gehandelt werden muss. Wem Hanfmedizin nützt, der sollte sie rasch und unkompliziert bekommen können, so wie das in den USA in immer mehr Bundesstaaten der Fall ist. Hier muss die Stigmatisierung aufhören. Wenn wir wirklich in einer aufgeklärten und liberalen Gesellschaft leben wollen, die ganz andere Medikamente mit weitaus problematischeren Nebenwirkungen akzeptiert, dann sollten wir mit Hanf umgehen können und uns nicht von einer diffusen Angst begleiten lassen, sondern den Fakten stellen. Wir erlauben Alkohol, Zigaretten, gefährliche Sportarten, ein ausschweifendes Sexleben – beim

verhältnismäßig harmlosen Hanf aber soll dann Schluss sein. Interessanterweise kommen jetzt, da sich eine Offenheit gegenüber der Forschung mit Cannabis installiert, viele Forschungsresultate, die auf die Nutzung der Heilpflanze hinweisen. Auch wenn Hanf kein Wunderkraut ist – Patient/innen deshalb den Zugang zu erschweren und Kranke für ihre Medizin bezahlen zu lassen, scheint doch sehr grotesk und steht im Widerspruch zur Menschlichkeit, welche unsere Politiker/innen sonst überall zeigen wollen. MED: Immer mehr Verantwortungsträger/ innen scheinen den politischen Kurs wechseln zu wollen. Woran könnte das deiner Meinung nach liegen? MH: Ich bin mir noch nicht so sicher, ob sie es am Ende wirklich auch tun. Politiker/ innen sind in ihren Meinungen, die sie vertreten, sehr wandelbar, um es anständig zu sagen. Im Moment stehen die Zeichen klar auf Systemwechsel. In den USA kommen mehr und mehr Staaten zu dem Schluss, Hanfkonsum im kontrollierten Rahmen zuzulassen. Natürlich spielt bei diesem Umdenken auch das Geld eine wichtige Rolle. In Colorado alleine hat der Staat 2015 bisher 500 Millionen Dollar eingenommen. Diese Geldquelle wird man nicht wieder missen wollen. Auch bei uns in Europa werden die entgangenen Einnahmen zunehmend zum Thema. Trotzdem

bin ich nur vorsichtig optimistisch. Eines der wichtigsten Argumente für einen neuen Umgang mit Hanf aber ist die Einsicht, dass der Krieg gegen Cannabis nie zu gewinnen sein wird. Immer mehr namhafte Personen äußern sich in diese Richtung. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. MED: Du glaubst also nicht, dass Hanf in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bald liberalisiert werden könnte? MH: Auch wenn man sich das wünscht, sollte der Blick geschärft bleiben. In den USA stehen diese Gesetze noch auf tönernen Füßen. Mit einem Wechsel von einem demokratischen zu einem republikanischen Präsidenten könnte der Wind plötzlich wieder drehen. Darum ist entscheidend, was die internationale Drogenkommission UNGASS nächsten Frühling zum Thema befindet. Die USA werden mehr Freiheit verlangen und fordern, dass jedes Land selber entscheiden kann, wie es mit Hanf umgehen will. Das gäbe einen neuen Spielraum. Deutschland und die Schweiz könnten dann Abgabesysteme testen, und Staaten wie Russland oder Schweden könnten ihre Antihanfhaltung weiter aufrechterhalten. Sollte aber eine solche Lockerung auf internationaler Ebene scheitern, könnte die jüngste Legalisierungswelle bereits wieder zu Ende sein. MED: Was glaubst du wird sich an der derzeitigen politischen Situation künftig ändern? Hat der Hanf eine Chance, zurück in die Gesellschaft zu kommen? MH: Der Hanf war immer in der Gesellschaft und begleitet die Geschichte der Menschen in Europa seit mindestens 6000 Jahren. Er ist ja auch jetzt da, halt einfach im Hinter- oder Untergrund. Ändern muss sich die Betrachtungsweise, die verkrampfte Haltung. Und hier hilft Aufklärung, Information und eine moralfreie Diskussion. Insofern bin ich sicher, dass der Hanf den Weg zurück aus der Illegalität findet und wieder als jene Heilund Nutzpflanze anerkannt wird, die sie ist. Die Frage ist nur, wann.

text: Markus Berger

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Wissenschaft überholt Drogenverbot V

„Marihuana ist eine Einstiegsdroge. Die Legalisierung ermuntert zum Drogenkonsum.“ Dies sind nur zwei der Argumente, die von den Verbotsanhänger/innen ständig wiederholt werden und sich so im allgemeinen Bewusstsein festgesetzt haben. Eine Forschergruppe, die sich um eine faktenbasierte Drogenpolitik bemüht, nahm die am häufigsten verwendeten Argumente unter die Lupe und stellte fest, dass sie aus wissenschaftlicher Sicht bestenfalls eingeschränkt gültig sind.

text: Jack Pot

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iele Forscher frustriert es, dass die wissenschaftlichen Fakten im Zusammenhang mit Cannabiskonsum und Reglementierung keine Beachtung finden, verkündete das International Centre for Science in Drug Policy (ICSDP) im gerade erschienenen Artikel „Der Standpunkt der Wissenschaft: Cannabiskonsum und Regulierung“. Die Studie untersucht, inwieweit die Alltagsweisheiten, die zu diesem Thema geäußert werden, einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Die Forscher/innen analysieren 13 allgemein bekannte Aussagen zum Gebrauch von Cannabis und zur Regulierung aus einem wissenschaftlichen Blickwinkel. Die meisten Aussagen „missverstehen oder übertreiben die zugänglichen wissenschaftlichen Daten“. Hier ein paar Beispiele:

Verbot vs. Erfahrung Mit Vorliebe wird das Schreckensbild verbreitet, dass nach der Legalisierung der Cannabiskonsum sprunghaft ansteigen wird. Doch

die Geschichte zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Durch das Verbot hat sich das Cannabisangebot erhöht und der Stoff ist – auch für Jugendliche – leicht zu beschaffen. Nach den bisherigen Erfahrungen in den Staaten, die medizinisches Marihuana erlaubt und den Grasmarkt reguliert haben, ist der Anteil der Jugendlichen, die den Stoff ausprobieren, nicht gestiegen. Man kann auch nicht behaupten, dass Staaten, in denen legalisiert wurde, Ziele des Drogentourismus geworden sind. Des Weiteren bestätigen die medizinischen Untersuchungen nicht, dass Cannabiskonsum zu Herz- und Kreislaufstörungen führt, das Krebsrisiko steigert oder den IQ verringert. Die von den Medien aufgebauschte Korrelation zwischen Graskonsum und Schizophrenie besteht zwar, doch konnte ein ursächlicher Zusammenhang bisher nicht bewiesen werden, allerdings wurde im Verlauf der Untersuchungen der Gebrauch von Mitteln wie Tabak und Alkohol in Verbindung mit dem Auftreten der Schizophrenie in Verbindung gebracht.


Wenn sich die Befürworter/innen des Cannabisverbots strikt auf wissenschaftliche Ergebnisse stützen, wird ihre Munition knapp. Dr. Carl Hart, Professor der Psychologie und Psychiatrie an der Columbia University und Mitglied des IDCSP, entkräftet anhand weiterer Beispiele die Argumente der Verbotsanhänger: „Die Behauptung, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, verwechselt Korrelation und Kausalität. Schlimmer ist jedoch, dass falsche Behauptungen wie ‚Cannabis ist so suchterzeugend wie Heroin’ auf den Titelseiten der Zeitungen landen.“ Er sagte, aus den wissenschaftlichen Belegen gehe klar hervor, dass von zehn Grasrauchern weniger als einer abhängig werde, beim Heroin das Verhältnis jedoch bei 1:4 liege. „Diese und ähnliche Behauptungen behindern das Verständnis der Phänomene und führen zu einer schädlichen Politik“, warnte Hart. Der Autor hatte sieben Thesen zum Marihuanagebrauch untersucht. Fünf wissenschaftlich gesehen schwache und zwei einigermaßen zutreffende Aussagen. Zu Letzteren gehört die Aussage, dass „Marihuana heute im Durchschnitt 300–400% stärker ist als die Sorten vor dreißig Jahren“. Obwohl die Behauptung als übertrieben eingeschätzt wurde, ist nach den Untersuchungen der durchschnittliche THC-Wert im Cannabis in den vergangenen Jahrzehnten wirklich gestiegen. Das Argument, die kognitiven Fähigkeiten würden beeinträchtigt, erwies sich als recht

schwach. Die Forscher/innen meinen, gefährdet seien zumeist Personen, die in der frühen Jugend regelmäßig gekifft haben. Außerdem seien die Schwere des Phänomens, seine Dauerhaftigkeit und Umkehrbarkeit unsicher.

Kritische Momente Dr. Dan Werb, Direktor des ICSDP und Mitautor des Berichtes, sagte: „Wir erleben einen kritischen Moment, da in immer mehr Staaten die Cannabispolitik überdacht wird. Dem entgegen werden in den Alltagsgesprächen oft Behauptungen aufgestellt, die wissenschaftlich unhaltbar sind. Da die öffentliche Meinung und die Medienberichte die politischen Entscheidungen beeinflussen, besteht die große Gefahr, dass die Fehlinterpretation der Fakten über das Cannabis zu einer wirkungslosen oder schädlichen Politik führt.“ Wie zu erwarten war, wurde der Bericht von den Reformern der Drogenpolitik begrüßt, von den Verbotsanhängern jedoch in Zweifel gezogen. Kevin Sabet, Leiter der Anti-Legalisierungs-Organisation Smart Approaches to Marijuana, verglich die Analyse mit den Studien der Lobby der Tabakindustrie in den 50er Jahren. Er zeigte sich nicht überrascht, dass die wohlbekannte kleine Gruppe von Ärzten, die aufseiten der Legalisierung steht, bestreite, dass das große Marihuana-Business mit Werbung und Promotionaktionen zum Auftreten von Süchten beitrage. Amanda Reiman, bei Drug Policy Alliance zuständig für die Marihuana-Gesetze und -Politik, sieht das anders: „Obwohl Marihuana in breiten Kreisen jahrtausendelang als Medikament galt, wurde es von Angst, Rassismus und seiner Propaganda in den letzten Jahrzehnten in die Kategorie ‚gefährliche Drogen’ gedrängt“, erklärte sie gegenüber der Huffington Post. Dem entgegen glaubt sie, dass die öffentliche Meinung zum Thema Gras sich langsam ändert. „Die Wissenschaft überholt die Propaganda. Die jüngsten Forschungen hochrangiger Drogenforscher weisen uns den Weg zu durchdachteren Einschätzungen.“ Neben dem Wandel der öffentlichen Meinung muss man natürlich auch die wissenschaftlichen Entwicklungen aufmerksam verfolgen. Die oben erwähnte Publikation gibt eine Momentaufnahme wieder, die sich durch neue Forschungsergebnisse sicher verändern wird. Nichts beweist das besser als die Tatsache, dass die im August erschienene Publikation innerhalb eines Monats schon sechs Ergänzungen erhalten hat. Wer über das Verhältnis von Wissenschaft und Cannabis auf dem Laufenden sein will, sollte von Zeit zu Zeit die Aktualisierungen auf der Webseite icsdp.org/cannabis_claims anschauen.


VOLLBLUT

Eine seriöse medizinale Pflanze:

Autoflowering White Russian #1 Auto White Russian: White Russian x Lowryder #2 ei dieser Sorte ist eine einheitliche Endhöhe von ca. 70 bis 90 cm normal, allerdings können Faktoren wie Lichtstärke und Topfgröße die Höhe stark beeinflussen. Autoflowering White Russian #1 ist noch nicht zu 100% einheitlich. Manche Pflanzen zeigen eine lockere Blütenformation und haben einen geringeren Ernteertrag, aber die meisten zeigen ein dichtes Blütenwachstum und liefern 15 bis 20 Gramm oder mehr pro Pflanze (bei idealen Umständen rund 30 bis 35 Gramm). Umso mehr Licht die Pflanzen während ihres Lebenszyklusses erhalten, umso besser wird das Endergebnis. Alle Pflanzen sind dann mit einer wunderschönen Schicht aus Kristallen überzogen. Der Großteil der Pflanzen wird innerhalb von 70 bis 75 Tagen erntereif, wobei manche etwas länger – bis zu 80 Tage – brauchen. Die selbstblühende Version von White Russian ist speziell für Grower/innen geeignet, die medizinales Gras unentdeckt auf ihrem Balkon anbauen wollen.

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CANNA+GLOBE

Blockierte Signalsysteme Über das Koffein – nicht nur für Kaffeetrinker „Dieser Trank ist so köstlich … dass es eine Sünde wäre, diesen nur den Ungläubigen zu überlassen. Wir wollen den Satan bezwingen, indem wir den Trank taufen.” (Papst Clemens VIII.) Halb acht Uhr in der Früh. Matt reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und versuche unterdessen den heißen Kaffee nicht auf mich zu schütten. In zwanzig Minuten muss ich los. Unterwegs kauf ich etwas zum Frühstücken in einem Eckladen. Damit ich sicher durchhalte, bis das Mittagessen gebracht wird, kaufe ich noch eine Schokolade. Natürlich landet auch eine Literflasche Cola im Korb, bei der verdammten Hitze bekommt man Durst. Um halb drei hol ich mir aus einem Automaten am Ende des Flurs einen Energy Drink, und am Abend noch einen, während ich vor dem Kino auf meine Kumpel warte. Damit ich im Kino nicht einschlafe. Früher habe ich besser durchgehalten … 56

anche trinken am Tag mehrere Tassen Espresso, Tee und einige Gläser Cola, ohne die Wirkung des Koffeins auch nur zu spüren, während anderen nach einem Filterkaffee die Hände zittern, sie fast einen Herzkasper bekommen und ihnen der Schweiß in Strömen ausbricht. Bei den Kaffeekonsument/innen ist die individuelle Toleranz entscheidend, daher kann jeder nur für sich selbst die ideale Menge nach seinen Erfahrungswerten festsetzen. Es schadet jedoch nicht zu wissen, dass nach Meinung der Ernährungsfachleute die tägliche Koffeindosis eines gesunden (und nicht im Sitzen arbeitenden) Menschen 300 mg nicht überschreiten sollte. Um aber eine Abhängigkeit zu vermeiden, empfehlen sie höchstens 100 mg. Der Koffeingehalt einer Tasse Kaffee hängt von der Art der Zubereitung ab, daher können wir – wie beim Tee –

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den Wert nur schätzen. Er liegt bei 70–180 mg. Erfrischungsgetränke und Energy Drinks können jedoch deutlich höhere Mengen Koffein enthalten. Im Durchschnitt konsumieren Erwachsene in Europa täglich 200 mg Koffein, je nach kulturellem Hintergrund, und zwar hauptsächlich Tee oder Kaffee. Die Briten sind für ihren Fünfuhrtee bekannt, die skandinavischen Länder für den großen Kaffeekonsum. Bei ihnen erreicht der Koffeinkonsum 400 mg am Tag. Untersuchungen ergaben, dass Kinder und Teenager die Aufputschdroge hauptsächlich in Form von Kakao, Schokolade, Erfrischungs- und Energiegetränken zu sich nehmen. Aus medizinischer Sicht entspricht ein gemäßigter Koffeinkonsum – auch wenn er zu Abhängigkeit führt (!) – einer Tasse Kaffee oder zwei Tassen Tee pro Tag. Man darf jedoch die Heilwirkung von Kaffee und Tee nicht vergessen, die den enthaltenen Antioxidantien zu verdanken ist, welche zellschädigende Radikale vernichten. Forscher bestätigen, dass die krebsvorbeugende Wirkung von Koffein viel effizienter ist als die der in Obst und Gemüse befindlichen Antioxidantien.

Über die Heilwirkung von Kaffee und Tee Experimente haben bestätigt, dass man mit dem Genuss von grünem oder schwarzem Tee das Lungenkrebsrisiko reduzieren kann. Ebenso Schäden, die das Rauchen verursacht. Ärztliche Untersuchungen bestätigten

auch positive Wirkungen bei der Prophylaxe von Zahn-, Leber-, Herz- und Gefäßkrankheiten sowie bei Tumoren. Dies bestätigen in den USA durchgeführte Experimente, bei denen man durch UV-Strahlen an Ratten und Mäusen Tumore hervorrief und dann beobachtete, dass sich bei Tieren, die mit einer koffeinhaltigen Lösung getränkt oder bepinselt waren, 70% weniger Tumore ausbildeten. Des Weiteren zeigte sich eine positive Wirkung des Koffeinkonsums bei der Prophylaxe von Alzheimer und Parkinson sowie von Diabetes 2. Es stellte sich heraus, dass je nach Dosis bei regelmäßigen Konsument/innen die Gefahr von Gallensteinen um 40–45 % reduziert wird. Eine Untersuchung, die zwischen 1990 und 2002 mit der Unterstützung des japanischen Gesundheitsministeriums durchgeführte wurde, ergab, dass bei Frauen, die täglich mehr als drei Tassen Kaffee konsumieren, die Wahrscheinlichkeit von Dickdarmkrebs um 56% niedriger lag als bei jenen, die überhaupt keinen tranken. Diese Wirkung konnte bei Männern nicht bestätigt werden, weil sie nach der Statistik mehr Alkohol und Tabak konsumieren. Diese gesundheitsschädlichen Gewohnheiten schwächen oder blockieren die positiven Wirkungen von Kaffee und Tee. Der genaue Mechanismus der Schutzwirkung ist noch nicht geklärt, es sei aber angemerkt, dass die eine oder andere Untersuchung auch koffeinfreien Kaffee einbezog und die gleichen Ergebnisse erzielte. Man muss wissen, dass sich beim Vorgang des Entkoffeinierens nur

etwa 99% des Koffeins entfernen lassen. Das in diesem Prozess gewonnene Koffein wird später in anderen Produkten verarbeitet. (Anfangs war koffeinfreier Kaffee nur ein Nebenprodukt der Herstellung, heute ist es ein gefragtes Produkt.) Der regelmäßige Konsum von Koffein und koffeinhaltigen Produkten ist im Alltag nicht nur verbreitet, sondern auch akzeptiert, obwohl es sich um ein mittelmäßig süchtig machendes Mittel handelt. 80% der Erdbevölkerung konsumieren es täglich und die Mehrheit von ihnen hat schon mit den charakteristischen Entzugserscheinungen Bekanntschaft gemacht: Müdigkeitsgefühl, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit und Reizbarkeit. (Diese Symptome sind bei Koffeinentzug in den ersten 20–48 Stunden am stärksten, können aber bis zu einer Woche andauern.) Maßvoller Konsum regt das zentrale Nervensystem an, steigert die geistige Aktivität und beschleunigt die Gedankenverknüpfung. Der Schleim in den Bronchien wird gelöst, die Produktion von Magensäure erhöht und der Stoffwechsel beschleunigt. Außer der harntreibenden Wirkung wird auch das Aufsaugen von Wasser verhindert. Wenn man also Wasser zum Kaffee trinken, können die intensiven Wirkungen des Koffeins gedämpft werden. (In besseren Lokalen wird zum Kaffee gratis Mineralwasser serviert.) Nach Rat der Ernährungsexperten wirkt beispielsweise ein Löffel Honig nach dem Konsum von Kaffee positiv, weil das Kohlenhydrat hilft, den Zuckerhaushalt in Ordnung zu bringen. (Deshalb gibt es zur Tasse Kaffee manchmal auch Schokolade oder Kekse.) 30–45 Minuten nach dem Konsum gelangt das Koffein in den Blutkreislauf und entfaltet über den Wasserhaushalt des Körpers seine Wirkung auf die Hirnrinde und den Hirnstamm. Es verstärkt die Leistungsfähigkeit der Muskeln (daher steht es auf der Liste der Dopingmittel) sowie die Erschlaffung der glatten Muskeln und erhöht die Körpertemperatur. Außerdem steigert es die Kohlendioxidempfindlichkeit der Atmungsorgane und die Atmungsfrequenz. Das Koffein beeinflusst die Funktion zahlreicher Enzyme und Neurotransmitter. Es blockiert die Stoffe in unserem Körper, die Müdigkeit signalisieren, die Wirkung des sogenannten Adeozins, eines wichtigen Regulativs im Zyklus von Wachen und Schlafen. Das Koffein vertreibt nicht die Müdigkeit, sondern schaltet das natürliche Signalsystem unseres Organismus aus. Der Prozess hat auch Auswirkungen auf das Zusammenziehen der Blutgefäße, womit sich seine Anwendung in der Pharmaindustrie erklärt. Da Koffein in der Leber zu finden ist, wo es das Enzym Cytochrom abbaut, ist der Abbauprozess von dessen Aktivität abhängig. Daher dauert der Prozess unterschiedlich lang. Die Halbwertszeit des Koffeins beträgt durchschnittlich 57


CANNA+GLOBE vier Stunden (in dieser Zeit baut der Körper die Hälfte der konsumierten Koffeinmenge ab). Tatsächliche Schätzungen bewegen sich jedoch zwischen zwei und zehn Stunden, denn die Koffeinempfindlichkeit der Menschen ist sehr unterschiedlich. Während Schwangerschaft, Verhütungsmittel oder Alkohol die Halbwertszeit um bis zu 100% erhöhen können, beschleunigt das Rauchen dessen Ausscheiden. Dies mag der Grund dafür sein, dass Raucher gewöhnlich mehr und stärkeren Kaffee konsumieren.

Die Sucht der Kaffeekonsument/innen Da heute immer mehr Produkte Koffein enthalten, auch solche, von denen wir das nicht annehmen würden, kann es leicht vorkommen, dass wir die empfohlene Tagesdosis überschreiten. Teeblätter enthalten genauso viel Koffein wie die Kaffeebohne, bei der Teezubereitung wird aber, wenn wir das Gewicht zugrunde legen, eine geringere Menge benötigt. Daher enthält eine Tasse Tee weniger Koffein als Kaffee (15–90 mg). Anderthalb Liter Eistee tragen etwa 40 mg, Kakao und Schokogetränke pro Glas 8–12 mg Koffeingehalt zur Tagesmenge bei. Eine Tafel Schokolade – welche man jahrzehntelang nur in Apotheken bekam (!) – entspricht

etwa einer Tasse mittelstarken Kaffees. Cola, die seit etwa 1880 hergestellt wird, enthält pro Liter – neben 110 g Zucker – 130 mg Koffein. Mountain Dew aber – in den 90er Jahren für Extremsportler entwickelt – enthält das Anderthalbfache davon. In einem Artikel im American Medical Journal spricht ein Forscher der Johns Hopkins University die Vermutung aus, dass das Koffein in den Erfrischungsgetränken dem gleichen Zweck diene wie das Nikotin in den Zigaretten. Nämlich dem, die Konsument/innen abhängig zu machen. Die Tatsache, dass Menschen weltweit immer mehr koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen und dass nach Angaben der Herstellerorganisationen in den USA auf jeden verkauften Liter Mineralwasser

Rootbastic Familyy Kurzinformation Rootbastic: Dieses hochwertige Präparat fördert die Bildung von Wurzeln und Wurzelhaaren. Somit entwickelt die Pflanze einen größeren Wurzelstand und viele kleine Kapillare, durch welche sie alle Nährstoffe optimal absorbieren kann. Das Produkt stärkt außerdem die Widerstandskraft, sodass die Pflanze weniger anfällig für Stresseinwirkungen ist. Anwendung: In den ersten drei Wochen der Wachstumsphase. Vor Gebrauch gut schütteln. Dosierung: 0,1 bis 0,3 ml auf 1 l Nährlösung. Erhöht den EC-Wert der basischen Nährlösung. NPK-Dünger: 4-14-4 W/W

Für weitere Informationen: Atami BV 073 522 32 56 www.atami.com

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vier Liter koffeinhaltiger Getränke kommen, scheint diese These zu stützen. Zusammenfassend kann man sagen, dass man koffeinhaltige Getränke und Energy Drinks meiden sollte. Der tägliche Konsum von schwarzem oder grünem Tee wird hingegen empfohlen, auch jenen, die einen empfindlichen Magen haben. Und allen, die die intensivere Wirkung des Koffeins bevorzugen, kann man den Genuss von gekochtem, Filter- oder Instantkaffee in Maßen empfehlen, jedoch nicht heiß und nicht auf nüchternen Magen. Wohl bekomms!

text: Theodor Eisenschwert


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VOLLBLUT

Die Familie Green Poison® Giftige Bonbons ir bei Sweet Seeds sind stolz darauf, dass es uns in den letzten zehn Jahren immer gelungen ist, stabile Genetiken anzubieten. Unser Angebot besteht aus Pflanzen, die leicht zu ziehen sind und hohe Erträge an Blüten mit Premiumqualität bringen. Als wir 2009 unser Green Poison® (Sweet Seeds variety SWS14) auf den Markt brachten, war uns bewusst, dass die Züchter eine hervorragende Qualität mit einer kurzen Blütezeit und hohen Erträgen erzielt hatten. Jedoch hatten wir keine Vorstellung davon, wie schnell es einer der Bestseller aus unserem Katalog werden würde. Unsere Samenbank beinhaltet eine große Anzahl von Eliteklonen, die äußerst präzise ausgewählt und in unserer Abteilung I + D aufbewahrt werden. Alle unsere Strains sind aus diesen Eliteklonen entwickelt worden. Unter den vielen klassischen Sweet-Seeds-Eliteklonen befindet sich eine sehr spezielle frühe Early-Skunk-Sorte. Diese wurde wegen ihres starken und süßen Skunkaromas, der schnellen Blüte und hohen Erträge ausgewählt. Man könnte sie den perfekten Skunk nennen. Wir bei Sweet Seeds wissen, dass man immer noch etwas verbes-

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sern kann, um noch mehr Kund/innen zufriedenzustellen. Daher wählten wir einen anderen Strain aus der Skunk-Familie mit ähnlichen, aber stärkeren und intensiveren genetischen Eigenschaften hinsichtlich des Aromas und des Ertrags. Die so entstandene Kreuzung dieser beiden außergewöhnlichen Skunk-Eliteklone besitzt ein großes Potenzial für eine schnelle Blüte, optimale Harzbildung und köstliches Aroma. Das Ergebnis ist Green Poison®, eine Pflanze, die das Beste aus der Skunk-Familie in sich vereint – mit einem sehr süßen Touch und kräftiger Wirkung … fast giftig zu nennen. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem Green Poison® auf den Markt kam. Heute ist der Strain immer noch der Favorit vieler erfahrener Züchter/innen und eine angenehme Überraschung für alle Anfänger/innen. Dafür haben wir sukzessive die Familie dieses Klassikers vergrößert, indem wir ihn bei der Entwicklung neuer Projekte einsetzten, sodass wir im Moment vier Genetiken in dieser Familie haben: Green Poison®, Green Poison Auto® (SWS30), Red Poison Auto (SWS39) und Green Poison F1 Fast Version® (SWS41).



A’LA CANNA

Erquickende Hanfmilch iesmal zeigen wir Euch, wie Ihr Hanfmilch ganz einfach selbst herstellen könnt. Sie ist nicht nur gut und nahrhaft, sondern auch kostengünstig: Ein Liter Milch aus Bio-Hanfsamen kostet etwa 2,50 Euro, aus gewöhnlichen Hanfsamen hergestellt etwa 1,50 Euro. Heutzutage empfiehlt man Pflanzenmilch nicht nur bei Laktoseintoleranz oder Milchzucker-Unverträglichkeit. Nach Ansicht der Forscher ist sie auch bei Arterienverkalkung und hohem Cholesterinspiegel die bessere Wahl. Dank ihres hohen Proteingehalts ist Hanfmilch auch sättigend und eine erstklassige Vitamin- und Mineralienquelle, zudem enthält sie essenzielle Aminosäuren. Der starke, charakteristische Geschmack des Hanfsamens dominiert auch in der Hanfmilch.

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Zur Herstellung von einem Liter Hanfmilch benötigen wir folgende Hilfsmittel und Zutaten: – einen Mixer oder Stabmixer – ein Leintuch oder feines Sieb zum Abseihen – 100–150 g rohe Hanfsamen, 6–8 Stunden eingeweicht (möglichst Bio-Qualität) – 1 Liter gefiltertes Wasser – eine Messerspitze Salz – 5–10 frische Datteln (je nach Geschmack) – 1 Banane (kann man auch weglassen) Wie alle anderen Samen müssen auch die Hanfsamen eingeweicht werden, dadurch beseitigt man die Enzymhemmstoffe, welche die Samen inaktiv halten. Würden wir die zum Verzehr gedachten Samen nicht einweichen, wirkten die Enzymhemmstoffe in unserem Organismus, was dazu führen würde, dass große Mengen von Nährstoffen im Körper nicht verarbeitet werden. Es ist eine Geschmacksfrage, wie viele Samen man zur Herstellung von Hanfmilch benutzt. Bevorzugt man eine dickflüssige

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Pflanzenmilch, dann nehme man 150 g. Nach dem Einweichen werden die Samen gewaschen und in den Mixer gegeben. Mit Wasser begießen, bis sie bedeckt sind, dann etwa 40 bis 60 Sekunden mixen. Wenn der Mixer schwach ist oder wenn man einen Stabmixer benutzt, lieber 2 Minuten mixen. Sicher ist sicher. Dann das restliche Wasser zugeben, eine Minute weitermixen und abseihen. Dazu empfiehlt sich ein Leintuch, mit dem man die Masse auch effektiv auswringen kann. In der Zwischenzeit den Mixer ausspülen. Wenn die Masse abgetropft ist, beschäftigen wir uns mit dem Aroma. Datteln oder Banane, je nachdem, worauf wir gerade Lust haben, geben wir in den Mixer, füllen Milch auf, bis sie bedeckt sind, dann gut mixen. Danach füllen wir die übrige Milch auf und mixen 10 bis 15 Sekunden lang weiter. Die Hanfmilch sollte man noch am gleichen Tag verbrauchen. Stellt sich heraus, dass die Menge für einen Tag zu groß war, künftig die Menge reduzieren. Kühl aufbewahren und innerhalb von 24 Stunden verzehren. Die Milch eignet sich auch sehr gut für Kakao. Es lohnt sich, das einmal auszuprobieren. Einfach einen Esslöffel ungezuckertes Kakaopulver beim Aromatisieren hinzugeben. Hanfmilchkonsum empfiehlt sich im Falle starker körperlicher Beanspruchung und fördert auch die Muskelbildung. Ein Glas ersetzt eine Mahlzeit und hilft so ideal beim Abnehmen. Zum Wohl!


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