Medijuana 23

Page 1

Nr. 23 6/2015 Dez-Jan

Medical & Harm Reduction Magazine

18+

SCHADENSMINIMIERUNG MIT CANNABIS REAL CHANGE IN KANADA Nach neun Jahren kommen die Liberalen an die Regierung

ENTSCHIEDENES VIELLEICHT Schwache Standpunkte zur Legalisierung

DIE PHARMAINDUSTRIE KANN ZITTERN Die Wiederentdeckung der nat端rlichen Medizin





Legalisierung: In der Entwicklung! ir haben wieder mal ein bewegtes Jahr hinter uns. Schauen wir uns die Erfolge und Misserfolge an und werten sie aus, so wie es sich gehört. Dieses Jahr überwiegen glücklicherweise die Erfolge. Wir werden allerdings nie erfahren, was wir persönlich zu alldem beigetragen haben, was sich in der Welt abgespielt hat. Aber das ist vielleicht auch besser so. Es ist gar nicht so lange her, da begann das Fähnchen der Legalisierung einsam und zaghaft in Holland zu flattern. Europäische Staaten und Bundesstaaten der USA hissen nun einer nach dem anderen ihre mit einem Hanfblatt verzierten Flaggen. Immer mehr Länder sehen ein, dass das Verbot sinnlos ist, die Verfolgung auf Unkenntnis basiert und eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. Immer mehr ÄrztInnen, WissenschaftlerInnen und ExpertInnen bekennen Farbe und sprechen über Cannabis ohne die Gefahren und Risiken, die mit seinem Konsum verbunden sind, irreal und furchterregend zu übertreiben. Endlich berufen sie sich auf Tatsachen und wissenschaftliche Ergebnisse. Untermauert mit Forschungsergebnissen, Analysen, Schlussfolgerungen. Manche nehmen nun den Gegenstandpunkt zu ihrer bisherigen Meinung an – das Eingeständnis früherer Fehler ist keine fachliche Fehlleistung, schon gar kein Gesichtsverlust, sondern ganz im Gegenteil eine menschliche und fachliche Tugend. ÄrztInnen, ForscherInnen und WissenschaftlerInnen hatten es nie leicht. Wegen des enormen Bedarfs an Geldmitteln für ihre Arbeit befinden sie sich in starker Abhängigkeit von den Finanziers. Das war immer so und ist auch heute so. Es steht nicht zu erwarten, dass sie die Bannerträger der Legalisierung sein werden. Wir können dafür arbeiten, was vielerorts schon erreicht wurde, nämlich

W

IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot Markus Berger, G.B.I. Tomas Kardos, Kevin Herzig Toni Straka, Jack Flash Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

dass die Öffentlichkeit ihre Einstellung zur Cannabisfrage überdenkt. Der positiven Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist es zu verdanken, dass in den meisten Ländern kein/e ÄrztIn mehr seinen/ihren Ausschluss aus der Ärztekammer, kein/e HochschullehrerIn den Verlust seines/ihres Lehrstuhls und keine Forschergruppe eine Flaute bei den Finanzen befürchten muss, wenn positive Ergebnisse zur medizinischen Potenz des Cannabis ans Licht gebracht werden und eine weitere Verbreitung des therapeutischen Gebrauchs von Cannabis angestrebt wird. Die wissenschaftlichen Forschungen zum Cannabis sind zahlreicher geworden; Ergebnisse lassen sich besser miteinander vergleichen. Sie bieten eine immer verlässlichere Grundlage für unsere eigene Meinungsbildung. Die Epoche der Glaubenskriege zum Thema Cannabis kann somit abgeschlossen werden. In ein paar Jahrzehnten können wir uns vielleicht gar nicht mehr vorstellen, dass wir jemals darüber gestritten haben und viele von uns sogar im Gefängnis gelandet sind, weil man bei ihnen ein wirksames Heilmittel gefunden hat und sie gewagt haben, es anzuwenden. So wie wir mit einem seltsamen Schauder an die Geschichtsepochen denken, als alles noch Glaubensfrage war, was heute jede/r MittelschülerIn in Physik, Chemie und Biologie lernt. Auch im Jahr 2015 haben wir versucht alles zu geben, was wir als unsere Sache, unseren Auftrag, ja vielleicht sogar unsere Mission ansehen. Wir wollen möglichst vielen Menschen auf verständliche Art und Weise die wichtigsten Informationen zum Thema Hanf zukommen lassen, damit sie sich ihre eigene Meinung bilden können. Wir vertrauen darauf, dass wir das auch in Zukunft tun können. Der Red.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS ATAMI

47 18, 41

BUSHPLANET

64

CITY GROW

U3

DINAFEM SEEDS

55

ENCOD FUTURE CLONE GREENHOUSE FEEDING GROW CITY RETAIL GROWGO

2 13 13 4–5 25

HANF MUSEUM BERLIN

45

HERBALIST

39

HUG‘s

63

HULABALOOZA

25

INDRAS PLANET INNOVATING PLANT PRODUCTS

15 39, 48

LAMOTA DISTRIBUCIÓN

63

NACHTSCHATTEN VERLAG

59

NEAR DARK

21

ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND PLAGRON

19 10, U4

PLANT CITY

35

PUFF AND STUFF

28

ROYAL QUEEN SEEDS SEEDPLANET

9 30

SERIOUS SEEDS

51

SWEET SEEDS

57

UNITED SEED BANKS

17

VAPOSHOP

43

VERDAMPFTNOCHMAL

29

Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

3




INHALT LEGALISIERUNG: IN DER ENTWICKLUNG!

3

60

MEDI+GREEN EINE ENTSCHEIDUNG ÜBER MILLIARDEN

8

PREIS DER VERNICHTUNG

8

IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN

9

DIE POSITIVEN AUSWIRKUNGEN

9

50.000 UNBESCHOLTENE BÜRGER/INNEN

10

VERBESSERUNG AUF ALLEN GEBIETEN

12

HEILENDE ERINNERUNG

12

UNBEDENKLICHE VERWENDUNG SCHMERZSTILLENDER MITTEL

14

DIE UN MACHT EINEN SCHRITT ZURÜCK

16

HALBER ERFOLG IN KROATIEN

17

HAARIG

18

NIEDERLANDE: BIO-CANNABIS-BAUER SCHULDIG GESPROCHEN – JEDOCH KEINE STRAFE

19

48 46

26

62

12

CANNA+GLOBE REAL CHANGE IN KANADA Nach neun Jahren kommen die Liberalen an die Regierung

20–21

LEGALIZE!

22–24

ENTSCHIEDENES „VIELLEICHT“ Schwache Standpunkte zur Legalisierung

26–27

28

MEDI+GREEN GRASRAUCHEN IST EIN MENSCHENRECHT

28

WEITERHIN UNKLARE LAGE BEI CBD-PRODUKTEN IN ÖSTERREICH

29

16 6

19


INHALT MEDI+GREEN 37

MAINSTREAMWISSENSCHAFT

37

GEGEN SCHIZOPHRENIE

38

DEUTSCHLAND PLANT CANNABISAGENTUR

38

SMG-REFORM: KEINE ORIENTIERUNG AN DER PRAXIS ERKENNBAR

40

RAUCHEN WAR GESTERN – HEUTE ESSEN WIR UNSERE MEDIZIN

20 52

CANNA+GLOBE 42–43

Vape-Empfehlungen: DIE BESTEN AUS DEN JAHREN 2015–2016

MEDIZIN

44

9

44–45

SCHADENSMINIMIERUNG MIT CANNABIS

46–47

DIE KANADISCHE CHARITY-DISPENSARY

48–50

DIE PHARMAINDUSTRIE KANN ZITTERN Die Wiederentdeckung der natürlichen Medizin

CANNA+GLOBE 52–53 54

BERUF: AUFTRAGSGÄRTNER PRODUKTVERGLEICH IN DER PRAXIS

37

VOLLBLUT 56

F1 FAST VERSION®, SCHNELL WACHSEND

A´LA CANNA 60–61 56

14

62

WEIHNACHTSLEBKUCHEN Nach dem Training: SMOOTHIE MIT HANF 7


Eine Entscheidung über Milliarden n der letzten Ausgabe unseres Magazins berichteten wir über die Online-Initiative zur Legalisierung von Marihuana in Großbritannien. Da die Zahl der gesammelten Unterschriften mehr als das Doppelte der benötigten Unterschriften betrug, setzte das Parlament die Frage tatsächlich auf die Tagesordnung. Die Analysen der Regierung gelangten inzwischen zu dem keineswegs überraschenden Resultat, dass die Legalisierung mehrere Hundert Millionen an Steuerein-

I

nahmen erbringen würde und damit bedeutende Einsparungen bei der Strafverfolgung. Diese Regierungsstudie stammt noch aus der ersten Jahreshälfte, aus der Zeit der Koalition der Conservative Party mit den Liberal Democrats, und wurde bisher nicht veröffentlicht. Sie enthält Schätzungen wie diese: dass nämlich 2,2 Millionen Bürger Englands jährlich 216 Tonnen Gras rauchen. Davon ausgehend errechneten Wirtschaftsfachleute, dass der legale Cannabismarkt und die dadurch

Preis der Vernichtung ielleicht ist euch die Zeichnung noch in Erinnerung, die im Internet kursierte und auf der sich zwei Außerirdische mit den Worten „Sie führen Krieg gegen eine Pflanze und halten sich für intelligente Wesen“ über ein brennendes Hanffeld amüsieren. Wenn wir die Kosten der Vernichtung von Cannabis addieren, haben wir noch weniger Grund, stolz auf die angebliche Überlegenheit zu sein. Mit den hiesigen Zahlen können wir

V

8

nicht dienen, aber es gibt erstaunliche Zahlen aus Oregon, einem Staat, wo man letztes Jahr für die Legalisierung gestimmt hat. Scheinbar hat die Drug Enforcement Administration (DEA; deutsch „Drogenvollzugsbehörde“) das letzte Jahr des Verbots genutzt und ordentlich zugeschlagen: 960.000 Dollar wurden 2014 für die Vernichtung von Cannabispflanzen aufgewendet. Das hatte allein schon deshalb viel Sinn, weil diese Pflanzen nach Inkrafttreten des Gesetzes ein Vielfaches an Steuerein-

mögliche Ausgabensenkung bei den Ordnungsmaßnahmen jährlich – Achtung! – das Haushaltsdefizit um 1,25 Milliarden Pfund senken würde. Norman Lamb, dem gesundheitspolitischen Sprecher der Demokraten, zufolge erwägt seine Partei eine Legalisierung und Besteuerung von Cannabis nach dem Vorbild einiger amerikanischer Staaten. Für ihn stellte sich die zentrale Frage, ob man das potenziell gefährliche Produkt in den Händen der Verbrecher belassen wolle, denen die Gesundheit der Konsumenten gleichgültig ist, oder ob man sich lieber für eine staatliche Regelung entscheide. Lamb beantwortete seine Frage dahingehend, dass der regulierte Markt aus gesundheitspolitischen Aspekten sinnvoller sei und auch der Behandlung vieler Jugendlicher als Straftäter ein Ende setzen würde. Das Home Office hingegen will weder legalisieren noch entkriminalisieren, sondern das Cannabis weiterhin in der Kategorie B für mittelmäßig gefährliche Drogen behalten. Es begründet seinen Standpunkt mit mentalen und physischen Schäden, die Marihuanakonsumenten erleiden, und die von wissenschaftlichen Studien gründlich beleuchtet würden. Schade, dass sie sich die Schäden, die das Drogenverbot an Individuen, der Gesellschaft und der Wirtschaft verursacht, nicht so zu Herzen nehmen.

nahmen eingebracht hätten. Schauen wir uns genauer an, was man mit dem Einsatz von fast einer Million Dollar erreicht hat: Nicht weniger als 16.067 Pflanzen hat man vom Erdboden getilgt. Super! Wenn wir mal nachrechnen, hat der unvergleichliche Erfolg den Steuerzahler 60 Dollar pro Pflanze gekostet. Die Mehrheit der Legalisierungsbefürworter hätte sicher was für ein paar Samen oder Klone springen lassen, aber diese Möglichkeit bot die Drogenvollzugsbehörde nicht an. Dieses Jahr – wohlgemerkt nach der erfolgten Abstimmung für die Legalisierung – wendet die DEA 760.000 Dollar für die Vernichtung von Pflanzen auf. Es sei daran erinnert, dass es in Oregon 350 Marihuanaapotheken gibt, die vielleicht daran interessiert gewesen wären, die konfiszierten Pflanzen zu medizinischen Zwecken zu verwenden. Die Drogenvollzugsbehörde begründete die Aktion damit, dass die meisten Pflanzen den mexikanischen Kartellen gehörten und dass sie damit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens beitrage. Das White House Office of National Drug Control Policy (ONDCP) hatte allerdings schon vor drei Jahren eingestanden, dass es keine Verbindung zwischen den entdeckten Plantagen und der Tätigkeit der mexikanischen Kartelle finden konnte. Egal! Weiterhin erfolgreiches Vernichten in der Legalisierung.


In den eigenen vier Wänden

bwohl die Legalisierung in Alaska den gesetzlichen Rahmen für den geregelten Marihuanamarkt abgesteckt und den Besitz von etwa 28 Gramm pro Kopf erlaubt hat, lässt ein gemeinschaftliches

O

Konsumvergnügen noch auf sich warten. Marihuanaläden können im Mai 2016 eröffnen, aber das Gesetz erlaubt es nicht, das gekaufte Ganja in zu diesem Zweck eingerichteten und nur Erwachsenen zugänglichen Clubs zu konsumieren. In Spanien verschärft der Staat verständlicherweise die Auflagen für den Betrieb gemeinschaftlicher Cannabis Clubs, weil dort Blüten von Pflanzen konsumiert werden, die ausschließlich für die Clubmitglieder angebaut wurden. In Alaska verhält sich das anders, denn man möchte dort Clubs für den Konsum von legal beschafften Produkten – nicht von selbst angebauten – betreiben. Die momentan in einer Grauzone der Gesetze betriebenen Clubs könnten bald geschlossen werden, obwohl sie die Gesetze respektieren und dort weder verkauft noch konsumiert wird. Das Problem ergibt sich aus der gerade in der Entwicklung befindlichen Reglementierung. Genehmigungen können nur für Zucht, Vertrieb, Handel und Tests erteilt werden, aber nicht für Clubs, die zum Konsum einladen. Das Gesetz wird deswegen vorläufig nicht gändert werden. Wenn du in Alaska Gras rauchen willst – Legalisierung hin oder her – musst du das daher in deinen eigenen vier Wänden tun.

Die positiven Auswirkungen n Deutschland, Österreich und der Schweiz wie auch in vielen anderen Ländern der Welt wird schon seit geraumer Zeit über eine mögliche Legalisierung von Cannabis diskutiert. Beide Seiten – sowohl Pro als auch Contra – bringen ihre Argumente ein, wenn auch die Contra-Seite immer versucht, am lautesten zu schreien. In den Vereinigten Staaten haben inzwischen einige Bundesstaaten die Legalisierung vollzogen und können nach mittlerweile zwei Jahren eine positive Zwischenbilanz ziehen. Als erster US-Bundesstaat hatte Colorado aufgrund eines Volksentscheids Cannabis zum 1. Januar 2014 legalisiert. Handel und Eigenanbau sowie natürlich der Besitz sind seitdem gesetzlich geregelt. Die Auswirkungen (welche durchweg positiv sind) betreffen nicht nur die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt, sondern auch das gesamtgesellschaftliche Gemeinwohl. Aus den mit legalem Cannabis eingenommenen Steuern werden beispielsweise in Colorado Infrastrukturprojekte wie Schulen und Krankenhäuser finanziert. Und damit in Zukunft noch mehr Menschen von legalem Cannabis profitieren können, hat der Bezirk Pueblo County kürzlich beschlossen, die Steuern auf Cannabis um fünf Pro-

I

zent zu erhöhen, um somit SchülerInnen aus finanziell gebeutelten Familien ein Studium zu ermöglichen. Mehr als 60% der Einwohner Pueblo Countys stimmten für die Erhöhung der Steuer und somit für die Gratis-Stipendien für finanzschwache SchülerInnen.


MEDI+GREEN ine der mystischen Auswirkungen der Legalisierung besteht wohl darin, dass sie nicht nur die Gegenwart und die Zukunft, sondern in gewissem Maße auch die Vergangenheit verändern kann. Selbst wenn sie Hunderttausende sinnloser Inhaftierungen nicht rückgängig machen kann, so kann sie doch Zehntausende von Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit Gras aus den Strafregistern streichen lassen. Schauplatz ist diesmal Oregon, wo die Bevölkerung im November 2014 für die Legalisierung von Cannabis stimmte. Mit dem neuen Gesetz verlor die Verfolgung von KonsumentInnen und kleinen Dealern ihren Sinn. Daher beschloss der Senat, ein Programm für Menschen zu starten, die Vorstrafen wegen Besitz, Konsum, häuslichem Anbau oder Handel von geringen Mengen Marihuana bekommen hatten. Das Programm wird nach Schätzungen etwa 50.000 Personen einen besseren Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen und bessere Chancen bei der Arbeitssuche verschaffen. Dies ist ein gewaltiger Erfolg, denn in letzter Konsequenz konnte ein Strafverfahren wegen Kiffens eine Karriere zerstören oder den Zugang zu gut bezahlten Stellungen verbauen. Wenn die letzte Verurteilung mindestens 12 Monate zurückliegt, alle Geldstrafen beglichen, die verhängten Gefängnisstrafen abgebüßt sind oder man auf Bewährung freige-

E

50.000 unbescholtene BürgerInnen kommen ist, ermöglicht der Gesetzgeber den ansonsten gesetzestreuen BürgerInnen nun die Streichung der Vorstrafe. Dann kann man sich beim zuständigen Gericht das Urteil aushändigen lassen, was etwa 250 Dollar kostet,

um dann bei der Staatspolizei, die nochmal 80 Dollar für die Abnahme von Fingerabdrücken einsäckelt, die belastenden Spuren der Vergangenheit aus dem Strafregister tilgen lassen.

Promix von Plagron SUBSTRATE / NON FERTILISED Nach eigener Vorstellung düngen Für einen optimalen Ertrag und ein 100% biologisches Endprodukt wählt der Biozüchter Promix. Es sind keine Nährstoffe hinzugefügt, wodurch der Züchter ab der ersten Woche selbst die Kontrolle über die Nahrung der Pflanze hat. Plagron Promix ist zusammengesetzt aus den besten sorgfältig selektierten Torfarten und Wurmhumus. Diese Kombination speichert viel Wasser und entzieht der Erde keinen Sauerstoff. Es sind keine Nährstoffe hinzugefügt, lediglich Plagron Wurmhumus. Dieser sorgt für ein gesundes Bodenleben: Die Pflanze kann gut wurzeln und die Nährstoffe werden länger festgehalten und effizienter genutzt. Die bessere und schnellere Durchwurzelung der Pflanze beschert ihr optimale Umstände für das Heranwachsen gutartiger Schimmelsorten wie Mykorrhiza und Trichoderma. Mykorrhiza sorgt für eine optimale Nahrungsaufnahme; die Wurzeln werden durch den Schimmel verlängert. Trichoderma ist ein natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel: Ihr schnelles Wachstum lässt keinen Platz für krankheitserregende Schimmelsorten. Dadurch benötigt die Pflanze weniger Energie für die Abwehr von Wurzelkrankheiten. Es bleibt mehr Energie fürs Wachsen und Blühen der Pflanze. Vorteile von Promix: – Keine zusätzlichen Düngemittel – Feine Struktur für hohe Wasseraufnahmefähigkeit – Schnelle Durchwurzelung durch niedrigen EC-Wert *

Für die besten Erfolge kombiniere Promix mit Alga Grow und Alga Bloom! Hast Du noch Fragen? servicedesk@plagron.com Mehr Infos über Promix und andere Produkte findest Du auf www.plagron.com

10



MEDI+GREEN ie Internationale Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) veranstaltete vom 17. - 19. September zum achten Mal eine Konferenz unter dem Titel „Cannabinoide in der Therapie“, diesmal in der Nähe von Genua. Einer der Vortragenden berichtete, dass sich der allgemeine Gesundheitszustand der PatientInnen, die aus verschiedenen medizinischen Gründen Cannabis anwendeten, verbesserte. Michelle Sexton, Forscherin am Zentrum für Cannabis- und Gesellschaftspolitische Studien der Bastyr Universität in Seattle, führte mit anderen Wissenschaftlern eine Online-Befragung durch und analysierte die von Dezember 2013 bis Dezember 2014 eingegangenen Antworten. Der Fragebogen will ergründen, wie stark – nach der Selbsteinschätzung der PatientInnen – das zur Behandlung verschiedener medizinischer Probleme verwandte Cannabis ihren Zustand verbessert hat. An der Befragung – die übrigens noch andauert – kann man von jedem Ort der Welt teilnehmen. Im bisherigen Untersuchungszeitraum waren 55% der Teilnehmer Männer, die am häufigsten Marihuana als Schmerzmittel, gegen Angststörungen und zur Behandlung von Depressionen und Arthritis verwenden. Die verbreitetste Einnahmemethode ist das Inhalieren – also Rauchen oder Vaporisieren. Die Befragungsteilnehmer konsumierten durchschnittlich 3–7 Gramm

D

nsere schlechten Erinnerungen sind wichtig, um Wiederholungen unangenehmer Erlebnisse zu verhindern. Französische ForscherInnen wiesen nach, dass bei Vorahnungen, die aus schlechten Erlebnissen resultieren, die Cannabinoide in unserem Organismus eine wichtige Rolle spielen. In Gefahrensituationen ist es wichtig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei einem Feueralarm wissen wir, dass wir schnellstmöglich das Haus verlassen müssen. In anderen Gefahrensituationen verlassen wir uns nicht auf Erlerntes, sondern auf persönliche Erfahrungen. Wenn wir durch Erdnüsse einen Allergieanfall hatten, erklingt später ein innerer Alarm, wenn man uns welche anbietet. Unser Organismus lernt aus Erfahrungen, wie er auf bestimmte Reize reagieren muss und wie er seine Haut aus bestimmten Situationen rettet. Die Habenula wurde von der Wissenschaft als die Hirnregion identifiziert, die in bestimmten Situationen unangenehme Vorahnungen in uns hervorruft. Sie ist kleiner als eine Erbse. ForscherInnen des französischen Institut national de la santé et de la recherche médicale (Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, ISERM) und der Universität von Bordeaux entdeckten, dass dieses Phänomen nicht nur in den Regionen der Habenula, sondern auch im inneren Can-

U

12

Verbesserung auf allen Gebieten Cannabis in der Woche. Die Aussagen der Patienten werden in der Analyse auf einer Skala von - 5 (deutliche Verschlechterung) bis + 5 (deutliche Verbesserung) eingeordnet. Der Durchschnittswert der 1.331 PatientInnen liegt demnach sehr hoch – bei 3,96 und bedeutet, dass das Cannabis in der Mehrzahl der Fälle das Befinden erheblich verbessert hat. Der Test kann weiterhin ausgefüllt werden, die Forscher erwarten, dass der Canna-

biskonsum in einem Zeitraum von 90 Tagen zuvor stattgefunden hat. Eine große Zahl von TeilnehmerInnen würde der Botschaft über die Vorzüge von therapeutischem Cannabis gegenüber Ärzten, Forschern und Entscheidungsträgern mehr Gewicht verleihen, so die Hoffnung der ForscherInnen. Zur Untersuchung gelangt man mit dem folgenden Link: http://www.bastyr.edu/research/studies/ survey-cannabis-use

Heilende Erinnerung nabinoidsystem eine Rolle spielt. Die Forschergruppe von Giovanni Marsicano konzentrierte sich auf den Cannabinoid-Rezeptor 1, dessen Tätigkeit auch durch CBD, den Hauptbestandteil des Marihuanas, angeregt wird. Die Forscher hatten Mäuse konditioniert, bestimmte Geräusche und Gerüche als Zeichen für Gefahrensituationen zu deuten. Mäuse mit nur wenigen Cannabinoidrezeptoren innerhalb ihrer Habenularegion reagierten auf die Signale nicht mit Angst. Bei anderen Signalen,

die mit positiven Erinnerungen in Verbindung standen, reagierten sie genauso wie die anderen Mäuse. Die ForscherInnen meinen daher, dass das Cannabinoidsystem in der Habenula verantwortlich für den Umgang mit unangenehmen Erinnerungen ist. Dies ist besonders wichtig bei der Behandlung von Depressionen, Angststörungen oder Drogenabhängigkeit. Die ForscherInnen vertrauen darauf, dass ihre Entdeckung zu neuen Therapiemöglichkeiten führen wird.

Giovanni Marsicano (graues T-Shirt) und Forschungsteam



MEDI+GREEN

Unbedenkliche Verwendung schmerzstillender Mittel Unter den positiven medizinischen Wirkungen des Cannabis ist die schmerzstillende wohl am bekanntesten. Es gibt schon zahlreiche Studien, die bestätigen, dass mehrere Wirkstoffe der Pflanze Schmerzen stillen können, dennoch gibt es keine umfassende Untersuchung über die Unbedenklichkeit der Therapie. Diesem Mangel half nun eine kanadische Forschergruppe ab, die der Frage in vergleichenden Langzeitstudien nachging. nter der Leitung von Dr. Mark Ware untersuchten ForscherInnen der McGill Universität Montreal und der Medizinischen Forschungsinstitute in einer landesweiten Studie die Unbedenklichkeit der Cannabistherapie bei chronischen Schmerzen. Die Studie wurde in der Oktoberausgabe des Journal of Pain veröffentlicht. „Dies ist die erste und größte Studie, die über lange Zeit die Unbedenklichkeit der Cannabistherapie bei chronischen Schmerzen untersucht“, ließ Dr. Ware im Zusammenhang mit der Untersuchung verlauten. „Wir stellten fest, dass bei erfahrenen Anwendern, die im Rahmen des für Patienten mit chronischen Schmerzen entwickelten, überwachten Behandlungsprogramms ein Jahr lang Cannabis benutzten, die Therapie sich als unbedenklich erwies“, fuhr der Fachmann fort. COMPASS, die 2004 begonnene Untersuchung über die schmerzstillende Wirkung von Cannabis, wurde an 215 erwachsenen Patienten durchgeführt, die nicht an durch Krebs verursachten chronischen Schmerzen litten. Als Kontrollgruppe dienten 216 PatientInnen mit chronischen Schmerzen, die kein Cannabis benutzten. Die Untersuchungen wurden in sieben kanadischen Städten durchgeführt, in denen schmerzstillende Therapien angeboten werden. Die Gruppe der Cannabisbenutzer bekam von einem lizenzierten Züchter Marihuana mit einem THC-Gehalt von 12,5%. Die Tagesdosis lag im Durchschnitt bei 2,5 Gramm, die

U

14

im Essen, durch Rauchen oder Vaporisieren konsumiert wurde. Nach den nötigen Kontrolluntersuchungen bekamen die Probanden das Cannabis jeden Monat in einer bestimmten Apotheke. Untersucht wurden regelmäßig eventuelle Nebenwirkungen, die Lungenfunktion und die kognitiven Fähigkeiten. Außerdem fragte man nach Veränderungen beim Schmerzempfinden, dem Allgemeinbefinden und der Entwicklung der Lebensqualität. Bei vielen PatientInnen wurden darüber hinaus umfassende Blutuntersuchungen durchgeführt, um ein Bild von den Leber- und Nierenwerten beziehungsweise von ausgewählten Hormonspiegeln zu erhalten. Dr. Mark Ware

„Nach unseren Daten lag das Risiko von schweren Nebenwirkungen bei jenen, die täglich Cannabis konsumierten, nicht höher als das bei der Kontrollgruppe. Bei den Cannabisbenutzern fanden wir keinen Hinweis auf schädigende Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten oder solche, die sich im Blutbild niedergeschlagen hätten. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verringerten sich die Schmerzen deutlich, und es besserten sich Gemütsverfassung und Lebensqualität“, berichtete Dr. Ware über die Ergebnisse. Einige leichte Nebenwirkungen träten jedoch mit höherer Wahrscheinlichkeit beim Cannabis auf, beispielsweise Kopfschmerzen, Brechreiz, Schwindelgefühl, Schläfrigkeit und Beschwerden der Atemwege, die mit dem Rauchen zusammenhängen. Über Letztere sagte der Forschungsleiter, man könne bei den Atemwegsbeschwerden nicht unterscheiden, ob sie vom Marihuana oder vom Tabak herrühren, weil ein Großteil der Kranken das Cannabis mit Tabak konsumiere oder ohnehin rauchte. Dr. Ware fügte hinzu, dass es sehr wichtig sei, solche Fakten zu publizieren, weil immer mehr Züchter therapeutisches Cannabis anbieten. Anhand der Untersuchungsergebnisse könnten die ÄrztInnen künftig präzise Listen über den Nutzen und die Nebenwirkungen für die PatientInnen erstellen. Zum Gebrauch von Cannabis in abweichender Konzentration sind weitere Untersuchungen nötig.



MEDI+GREEN

Die UN macht einen Schritt zurück Die globale Entkriminalisierung bleibt aus Die für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Drogenabkommen zählen nur die illegalen Rauschmittel auf, besagen aber nicht, dass ihr Besitz oder Konsum bestraft werden muss. Die Vereinten Nationen fassten in einem neuen Bericht die negativen Auswirkungen der Bestrafung von KonsumentInnen zusammen und forderten die Mitgliedstaaten zur Entkriminalisierung auf. Allerdings wurde das Dokument in letzter Minute zurückgezogen.

Sir Richard Branson

ie 24. Internationale Konferenz zur Schadensminimierung fand im Oktober in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur statt. Am zweiten Tag der viertägigen Veranstaltung erschien eine unerwartete Pressenachricht: Die Vereinten Nationen beabsichtigen zum Abschluss der Konferenz einen Bericht vorzulegen, der alle Mitgliedstaaten zur Entkriminalisierung auffordert. Richard Branson, Gründer der Virgin Group, der in den letzten Jahren aktive Lobbyarbeit für die Beendigung des Krieges gegen die Drogen geleistet hat und unter anderem Mitglied der Global Commission on Drug Policy (GCDP) ist, brachte die Nachricht an die Öffentlichkeit. Der Geschäftsmann machte nicht nur große Worte, sondern veröffentlichte das Konzept der UN auf der Webseite von Virgin, in der Befürchtung, dass die Organisation umdenken und den Bericht zurückziehen könnte. Das Dokument erörtert im Detail die Gesundheitsschäden, die auf die Kriminalisierung, die Diskriminierung, den Ausschluss und die sinnlose Inhaftierung von Menschen, die keine Gewalttaten begangen haben, zurückzuführen sind. Es macht außerdem deutlich, dass man das Los dieser Menschen mit der Entkriminalisierung des Drogenkonsums erleichtern könnte. Abschließend wurde angemerkt, dass die internationalen Drogenabkommen nicht zur Bestrafung des Besitzes und des Konsums von Drogen verpflichten. Daher wäre für diese Maßnahme keine Abänderung des Abkom-

D

16

mens nötig. Die Übereinkunft überlässt den Mitgliedstaaten die Umsetzung und empfiehlt Bestrafung, wenn die öffentliche Gesundheitspflege es erfordere, auch wenn sie dem Bericht zufolge mehr schadet als nützt. Bransons Bedenken waren gerechtfertigt, denn das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zog den Plan „auf Druck mindestens eines Staates“ zurück. Nach einer Meldung der New York Times handelte es sich bei diesem Staat ausgerechnet um die USA, wo in den letzten Jahren neben der Entkriminalisierung auch die Legalisierung gang und gäbe ist. Von dem

durchgesickerten Dokument sprachen die UN schon tagsüber als einem bedauerlichen Missverständnis. Es hieß, Monica Beg, die Leiterin der Sektion HIV/AIDS, zeichne dafür verantwortlich, habe aber kein Recht, im Namen der kompletten UNODC zu sprechen, und folglich nur ihre eigene fachliche Meinung kundgetan. Das ist natürlich in einer Organisation dieses Ranges bei einer Richtlinie an alle Mitgliedstaaten schlichtweg unglaubwürdig. Zudem ist der Standpunkt auch für eine internationale Organisation nicht radikal zu nennen, denn er wird unter anderem von Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNAIDS geteilt, die ebenfalls hochrangige UN-Organisationen sind. Die gesellschaftlich-gesundheitspolitische Wende ist im Übrigen auch der UNODC nicht vollkommen fremd. Das Büro für Drogenangelegenheiten hatte in den vergangenen Jahren in mehreren Berichten auf die negativen Auswirkungen der Kriminalisierung hingewiesen. Die Veröffentlichung des Büros aus dem Jahr 2013 trägt den Titel „Die Drogenpolitik muss auf Gesundheit statt Strafe setzen“. Kofi Annan, der ehemalige UN-Generalsekretär, wie Branson Mitglied der auf drogenpolitische Reformen drängenden Organisation GCDP, sagte gleichlautend mit dem gegenwärtigen UN-Generalsekretär, dass „es gelte, Alternativen zu Kriminalisierung und Inhaftierung zu suchen“. Äußerst bedauerlich, dass man es nicht gewagt hat, zu dem Bericht, der den Mitgliedstaaten einen Weg gewiesen hätte, zu stehen.


MEDI+GREEN

Halber Erfolg in Kroatien Mit langsamen, aber sicheren Schritten verlassen wir die wahnsinnige Welt des Drogenkrieges, die KonsumentInnen einer vielseitigen Heilpflanze mit Gefängnis droht. Nun läutete ein Patient die Revolution in Kroatien ein. Zwar ist es nicht gelungen, Cannabis auf Rezept durchzusetzen, aber wenigstens cannabinoidhaltige Medikamente.

bwohl in der internationalen Presse von der Freigabe des medizinischen Cannabis die Rede war, wurden in Wirklichkeit nur rezeptpflichtige Medikamente und Präparate zugelassen, die Cannabinoide, in erster Linie aber THC, enthalten. Auch in Kroatien war damit, wie in den meisten Fällen, die Entkriminalisierung des Cannabisbesitzes der erste Schritt. Am 1. Januar 2013 trat das Gesetz in Kraft, das Cannabis und andere, weniger bedenkliche Rauschmittel aus der Kategorie der harten Drogen herausnimmt

O

und den Besitz einer geringen Menge von Marihuana zum Eigengebrauch nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit ahndet. Die Geldstrafen dafür sind allerdings sehr hoch: Jemand, der von der Polizei mit ein paar Gramm erwischt wird, kann mit einer Strafe von 600 bis 2.500 Euro rechnen. Damit wollte man auch zu verstehen geben, dass die KonsumentInnen in Zukunft nicht mehr mit Verfahrenskosten belastet werden sollen, die Dealer aber weiterhin ihre eigene Entlarvung „mitfinanzieren” sollen.

Der Anstoß für das Genehmigungsverfahren für die medizinische Anwendung kam von einem Patienten, der unter multipler Sklerose leidet und bei dem die Polizei 20 Kilo getrocknetes Marihuana gefunden hatte. Der Kranke hatte schon jahrelang zur Linderung seiner Symptome Cannabisöl benutzt und hielt während des Verfahrens zahlreiche Vorträge über die positiven medizinischen Wirkungen des Cannabis. „Für uns, die Patienten, ist das Cannabis eine der wichtigsten Pflanzen für unser Leben und unsere Gesundheit“, erklärte der Kranke. „Jeder hat das Recht der freien Wahl und zur Selbstmedikation.“ Wie es scheint, erhörte die Regierung den Patienten, denn sie ließ Anfang des Jahres Fragen im Zusammenhang mit der Regulierung des medizinischen Cannabis von Experten aus dem Gesundheitsministerium klären. Mit dem Ergebnis, dass am 15. Oktober Cannabispräparate für PatientInnen mit Krebs, multipler Sklerose, Epilepsie und AIDS freigegeben wurden. ÄrztInnenn n können monatlich bis zu 750 mg THC verschreiben, das entspricht 150 Marinol-Tabletten von je 5 mg oder etwa 30 Dosen Sativex-Spray. Das ist keine geringe Menge, bedeutet aber für den SM-Patienten, der die Regulierung in Gang gebracht hat und der seine Symptome mit hochkonzentriertem Cannabisöl behandelt, eine unzureichende und teurere Alternative. Daher geht der Kampf der Kroaten für die therapeutische Anwendung von Cannabis beziehungsweise für die vollkommene Legalisierung weiter.


MEDI+GREEN

Haarig rgwöhnische Arbeitgeber und besorgte Eltern greifen schnell zu einem Drogentest mithilfe der Haaranalyse. Der ist zwar teuer, kann aber – glaubt man der Werbung – aus einem einzelnen Haar bis zu drei Monate rückwirkend die konsumierten Drogen nachweisen. Nach einer aktuellen Untersuchung scheint es, als sei der Test beim Marihuana vollkommen irreführend. Forscher des Freiburger Instituts für Rechtsmedizin sind darauf gestoßen, dass die im Haar nachgewiesenen Cannabinoide den Cannabiskonsum nicht beweisen. Einfach weil das THC und seine Zersetzungsprodukte nicht in ausreichender Menge aus dem Blutkreislauf in die Haare gelangen, die nachgewiesenen Cannabinoide folglich nur von außen dorthin gelangt sein können. Im Experiment bekam eine Gruppe einen Monat lang täglich THCA (die in der Hanfblüte natürlich vorkommende, nicht psychoaktive Substanz, die sich durch Verbrennung in THC verwandelt), die andere Gruppe jedoch THC. Nach Ablauf eines Monats wurde das Vorkommen der THC-Spuren im Blut und in den Haaren verglichen. Es stellte sich heraus, dass die Menge an THC-Zersetzungsprodukten, die in Haarbüschel und einzelne Haare

A

gelangt, so gering ist, dass sie unterhalb des Fehlerwertes liegt. Die Society of Hair Testing gibt die Nachweisbarkeit von THC mit 50 Picogramm (pg, ein Billionstel Gramm) an. Um diese 50 pg/mg zu erreichen, müsste man eine extreme Menge THC zu sich nehmen, ergab die Untersuchung der Freiburger ForscherInnen. Ihrer Untersuchung zufolge könnte diese Menge aber auch durch Handschweiß oder Cannabisrauch in die Haare gelangt sein. Dies wird dadurch bestätigt, dass

Rootbastic Familyy Kurzinformation Rootbastic: Dieses hochwertige Präparat fördert die Bildung von Wurzeln und Wurzelhaaren. Somit entwickelt die Pflanze einen größeren Wurzelstand und viele kleine Kapillare, durch welche sie alle Nährstoffe optimal absorbieren kann. Das Produkt stärkt außerdem die Widerstandskraft, sodass die Pflanze weniger anfällig für Stresseinwirkungen ist. Anwendung: In den ersten drei Wochen der Wachstumsphase. Vor Gebrauch gut schütteln. Dosierung: 0,1 bis 0,3 ml auf 1 l Nährlösung erhöht den EC-Wert der basischen Nährlösung NPK-Dünger: 4-14-4 W/W

Für weitere Informationen: Atami BV 073 522 32 56 www.atami.com

18

die Forscher ähnliche Werte in den Haaren von Menschen feststellten, die überhaupt kein Cannabis konsumieren und auch kein THC oder THCA. Damit ist nun auch offiziell mit dem Mythos aufgeräumt, dass man dem Haar auch noch nach Jahren den Konsum von Marihuana nachweisen kann. Die Forschung hat jedoch nur für Cannabis Gültigkeit, vorläufig ist unklar, ob der Haartest auch bei anderen Drogen ebensolche falschen Ergebnisse liefert.


MEDI+GREEN

Niederlande: Bio-Cannabis-Bauer schuldig gesprochen – jedoch keine Strafe Am Donnerstag, den 29. Oktober 2015 wurde einer der berühmtesten Cannabis-Bauern der Niederlande, Doede de Jong, wegen des Anbaus von Cannabis schuldig gesprochen – allerdings ohne eine Strafe zu bekommen.

er 66-Jährige hat in Friesland im Norden Hollands jahrelang Cannabis in Bioqualität für geduldete Coffeeshops erzeugt. Das brachte ihm immer wieder Ärger mit der Polizei ein, die ihn regelmäßig besuchte und seine Pflanzen beschlagnahmte. Doede de Jong – auch bekannt aus dem Dokufilm „Nederwiet” – kämpft für die legale Belieferung von Coffeeshops mit hochwertigem Cannabis. Während die niederländischen Coffeeshops Cannabis toleriert verkaufen dürfen, müssen sie aber ihre Ware auf illegalem Weg beschaffen. Die Coffeshops sind somit in einer Grauzone, da der Ankauf nie geregelt wurde. Das bedeutet, dass viele Coffeshops ihre Waren von kriminellen Strukturen zukaufen müssen, denen der Gewinn der wichtigste Faktor ist. Doede de Jong hat über viele Jahre Cannabis völlig natürlich im Gewächshaus angebaut und nur biologische Nährstoffe verwendet. Er verkaufte Cannabis höchster Qualität an re-

D

gionale Coffeeshops. Doede machte trotz der Repression immer weiter und ließ sich auch durch eine Verurteilung zu zwei Monaten auf Bewährung und 100 Sozialstunden letztes Jahr nicht abschrecken. Er akzeptierte das – doch sehr milde – Urteil nicht und zog vor das höchste Gericht des Landes. Dieses wiederum erkannte die Motive des Bauern an und hat darum eine historische Entscheidung getroffen. Das Gericht in Leeuwarden rechnete es ihm positiv an, dass er nicht das Ziel hatte, durch den Anbau und Verkauf von Cannabis reich zu werden, dass er das Cannabis in biologischer Qualität erzeugte und dass er es nur an legale, tolerierte Coffeshops verkaufte. In den niederländischen Medien und in der dortigen Cannabisszene wird das Urteil schon jetzt als wegweisend bezeichnet. Der Unterschied zu vielen anderen Verurteilungen ist nun, dass sich das Gericht im Verfahren sehr exzessiv mit dem paradoxen Hintertür-Prob-

lem und der daraus resultierenden Grauzone beschäftigte. Und richtig erkannte, dass eine Strafe für de Jong nicht angebracht ist. Der bekannte und charismatische Cannabis-Aktivist hat sich direkt nach dem Prozess auf Facebook bei Unterstützern und Fans bedankt: „Ich möchte mich ganz herzlich bei allen für die Glückwünsche und die Unterstützung bedanken. Das tut uns richtig gut. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Nicht, bevor dieses respektlose Verbot vom Tisch ist und jeder nach Belieben die Pflanzen in seinen Garten setzen kann, die er mag. Wir brauchen keine Gartenpolizei.” Solange die Regierung ihre Cannabisgesetze nicht ändert, trägt sie dazu bei, dass kriminelle Strukturen Geld mit Cannabis verdienen und dass durch schlechte Qualität des Cannabis die Gesundheit der KonsumentInnen aufs Spiel gesetzt wird.


CANNA+GLOBE

Real Change in Kanada Kanada gehört zur Weltspitzengruppe beim Grasrauchen, und obwohl der Konsum einigermaßen toleriert wird, ist man bei der Legalisierung noch nicht so weit gekommen wie die Nachbarn im Süden. Der gesellschaftlichen Akzeptanz entsprechend wurde der Cannabismarkt, ähnlich wie in den USA, Wahlkampfthema und schlug sich in den Strategien der Kandidaten nieder. Der Sieg der Liberalen könnte eine neue Ära einleiten. 20

Nach neun Jahren kommen die Liberalen an die Regierung bwohl die Zahl der KonsumentInnen in Kanada in den letzten zehn Jahren etwas gesunken ist, hat mehr als die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen schon Marihuana ausprobiert. Bei den über 15-Jährigen sind es insgesamt etwa 40%. Dies lässt vermuten, dass der Bevölkerung sehr an der Cannabisregulierung gelegen ist. Nach den Umfragen halten sich die BefürworterInnen und die GegnerInnen die Waage. Nach einer Untersuchung, die das Research Forum Ende August veröffentlichte, befürworteten 53% legales Marihuana, aber bei der Umsetzung scheiden sich die Geister. 35% der WählerInnen sind der Meinung, die Regierung müsse legalisieren und eine Steuer erheben, während 33% meinen, man müsse geringe Mengen entkriminalisieren. Nur 15% halten die gegenwärtige Regelung für ausreichend und 12% würden die Strafen für Handel und Konsum erhöhen. Der Leiter des beauftragten Instituts erinnerte daran, dass die Mehrheit schon bei der letzten Wahl Ganja legalisieren wollte, der Ministerpräsident diesen Stimmen aber kein Gehör schenkte. Er fügte hinzu, dass die überwiegende Mehrheit der

O

WählerInnen der Meinung sei, dass die Illegalität die größten Schäden verursacht.

Sachlich falsch dargestellt Der Marihuanaregulierung kam also die zentrale Rolle im Wahlkampf zu, der im Sommer mit Volldampf geführte wurde. Justin Trudeau, der Kandidat der Liberalen, hörte auf die Stimme des Volkes, heftete sich die Legalisierung ans Banner und brachte die Konservativen damit in Zugzwang. Stephen Harper, Ministerpräsident seit 2006, hatte im Sommer argumentiert, dass die Mehrheit der Bevölkerung überhaupt keine Cannabisläden wünsche, und ließ in der herbstlichen Hurra-Stimmung seine Lügenfabrikation auf Hochtouren laufen. Als Harper Anfang Oktober gefragt wurde, warum er gegen die Cannabisfreigabe sei, antwortete er, dass zahlreiche wissenschaftliche Belege zur Verfügung stünden, welche die Langzeitschäden von Cannabis bewiesen. Man bemühe sich seit Generationen mit großem Erfolg wegen eben solcher Schäden, das Rauchen einzudämmen, fügte er hinzu. „Tabak ist ein


sehr schädliches Produkt. Aber das Marihuana ist unendlich gefährlicher und wir möchten nicht zu seinem Konsum ermutigen.“ Mit dieser Bemerkung war es ihm gelungen, die Lüge so auf die Spitze zu treiben, dass sich verdutzte JournalistInnen und Fachleute weltweit auf unterschiedliche Art und Weise mit dieser kolossalen Fehleinschätzung auseinandersetzten. Vox machte beispielsweise anschaulich klar, dass das Rauchen in Kanada jährlich 37.000 Todesopfer fordere, was 17% aller Todesfälle entspreche, dass die medizinische Betreuung das Land 4,4 Milliarden Dollar koste, während die Todesfälle bei Marihuanakonsum exakt bei Null lägen. Das Magazin machte also anhand des amerikanischen Beispiels deutlich, was für ein Nonsens Harpers Behauptung ist. Dort stehen der Null beim Grasrauchen 437.000 Todesfälle durch Rauchen, 16.000 durch Schmerzmittel, 8.300 durch eine Überdosis Heroin und annähernd 5.000 durch Kokainkonsum gegenüber. Neben der Sterblichkeit als Risikofaktor könnte man noch viele Gesundheitsschäden durch Rauchen anführen – im Gegensatz zu dem nicht vollkommen unschädlichen Cannabis, das aber als relativ sicher bezeichnet werden kann. Und da haben wir noch kein Wort über die Heilwirkungen des Marihuanas verloren. PatientInnen können Medikamente mit schweren Nebenwirkungen absetzen und das viel sicherere Cannabis anwenden. Von Medizinaltabak hat man noch nie gehört, denn Zigaretten haben keine ähnlich positiven Wirkungen.

in den Kreisen der Fachleute und der an sozialen Fragen Interessierten Empörung aus. Der liberale Kandidat Trudeau hatte im März in einer Rede an der Universität von Vancouver den Betreibern von kontrollierten Drogenräumen Hilfe versprochen. Hierbei geht es um eine geringe Zahl von schwer abhängigen Menschen; die Maßnahmen sind weniger populär als das Eintreten für die Legalisierung, aber es skizziert die Haltung der Liberalen zu grundlegenden menschlichen Werten. Ein Drogenkonsument kann

ein Durchschnittsbürger sein, der das Gras dem Bier vorzieht, oder ein Abhängiger mit einem problematischen Hintergrund, der auf Hilfe angewiesen ist. Aber sie sind keine Kriminellen, sondern vollberechtigte Mitglieder der Gesellschaft. Diese liberale, sozial sensible Haltung brachte vor ein paar Monaten Trudeau nur den dritten Platz nach seinen konservativen und demokratischen Konkurrenten ein, aber bei den Wahlen im Oktober wurde er mit überzeugenden 40% Erster – vor Harper mit 32% und dem Demokraten Tom Mulcair mit 20% der Stimmen. Wir können sicher sein, dass bei der Veränderung des Wählerwillens zum Ende des Wahlkampfs die Haltung zur Legalisierung eine gewichtige Rolle spielten wird, sodass Trudeau sich schnell des Themas annehmen und seinen Versprechen Taten folgen lassen muss. Der Wahlkampf der Liberalen stand unter dem Slogan „Real Change“ und jetzt, nach neun Jahren konservativer Regierung, ist alles gegeben, damit die Politik und mit ihr zusammen die Gesellschaft wirklich den Weg grundlegender Veränderungen beschreiten kann.

text: Jack Pot

DrogenkonsumentInnen sind gleichberechtigte BürgerInnen Kanada ist auch Vorreiter bei der Einrichtung von Drogenpräventionsmaßnahmen. Dazu zählen kontrollierte Räume für den Drogenkonsum, vom Volksmund Druckkammern genannt, denen in letzter Zeit die Regierung Harper mit einer Kürzung der Mittel gedroht hatte. Diese Einrichtungen leisten einen großen Beitrag zur Verringerung der Infektionsgefahr und bei der Hilfe für problematische DrogenkonsumentInnen und ihrer Rehabilitation. Daher löste Harpers Äußerung auch

21


CANNA+GLOBE

Legalize! Jedes Jahr gibt es mindestens drei Aktionen oder Events, die für uns eine besondere Bedeutung haben. Eine der vielleicht wichtigsten Veranstaltungen ist der Wiener Hanfwandertag, die zweite natürlich die Hanfparade in Berlin, bei der wir schon seit Jahren einer der Hauptsponsoren sind. Dort versammeln sich Jahr für Jahr gewaltige Menschenmengen und fordern lautstark die Legalisierung. Und drittens das Cannafest in Prag, das sich in den letzten Jahren zu einem der bedeutendsten Events in Europa zum Thema Hanf entwickelt hat. n allen drei Fällen verbinden uns zahlreiche persönliche und viel weniger geschäftliche Interessen mit den VeranstalterInnen, denen es jedes Jahr gelingt, diese drei unterschiedlichen, aber dennoch großartigen, mitreißenden, ziemlich lauten und sehr stimmungsvollen Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Manchmal könnte natürlich das Wetter besser sein, manchmal gibt es auf den Konferenzen neben der Tradeshow für uns nicht genügend Neues, aber wir haben uns auf jeden Fall in Wien, Berlin und Prag wohlgefühlt. Das war

I

Hanfwandertag

22

der umsichtigen Organisation, der Rücksichtnahme, aber in erster Linie der freien Atmosphäre zu verdanken, die alles durchdrang. Hervorrufen können diese aber nur motivierte und talentierte VeranstalterInnen, die für eine sehr bedeutende Sache eintreten. Wer kann und will schon andere Menschen zu einem mehrstündigen Marsch oder zu einer mehrtägigen Veranstaltung aktivieren? Menschen, die etwas riskieren, etwas wollen und zu einer Sache stehen. Menschen, die nicht nur eine Idee haben und sie umsetzen, sondern auch


Hanfparade

die Fahne hochhalten, auf der ihre Überzeugung geschrieben steht: „Legalize!“ Das Ziel, das sie sich gesetzt haben, können und müssen wir mit unserer Anwesenheit unterstützen. Mit einem Nachmittag im Jahr. Das ist das Mindeste, was wir tun müssen. In erster Linie tun wir es für uns selbst, aber auch für die Millionen, die weltweit unschuldig (nur wegen des Konsums) im Gefängnis sitzen. Und selbstverständlich auch, damit wir weiterhin einen Hanfwandertag, eine Hanfparade und ein Cannafest haben. Denn wir glauben, dass die Welt mit solchen Events besser ist als ohne sie. Wenn du das auch glaubst, dann komm nächstes Jahr mit uns!


CANNA+GLOBE

Cannafest

24


25


CANNA+GLOBE

Entschiedenes „Vielleicht“ Schwache Standpunkte zur Legalisierung Nachdem in vier US-Staaten Marihuana freigegeben wurde, wäre es naiv zu glauben, dass die Regulierungsfrage bei den US-Wahlen 2016 keine wesentliche Rolle spielen werde. Es gibt jedoch keine Anzeichen, dass sich Demokraten in großer Zahl zur Legalisierung bekennen werden, eher drücken sie sich um die Frage. Kann es sein, dass die Republikaner Geschichte schreiben werden?

text: Jack Pot

and Paul, Kandidat der Republikaner und Senator im Staat Michigan, glaubt wohl fest an eine vollkommene Legalisierung – gleich ob die Regierung demokratisch oder republikanisch wird –, denn im Sommer warb er um Unterstützer seines Wahlkampfes im Kreis der Cannabisgeschäftsleute. Tripp Keber, der Chef von Dixie Elixirs, einer Firma, die THC-haltige Speisen, Getränke und Kapseln vertreibt, nannte die Zusammenarbeit mit Paul historisch. Auch für Außenstehende bedeutet dies eine neue, bisher unvorstellbare Ära: Eine Firma, die highmachende Schokolade und Limonade herstellt, unterstützt – in der Hoffnung auf Legalisierung – offen einen Republikaner. Langsam stellt sich die Frage, ob vielleicht eher von den Republikanern ein Fortschritt bei der landesweiten Legalisierung zu erwarten ist. Die nachfolgende Analyse, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt auf, dass man unter den Kandidaten beider Seiten Freunde und Gegner des Cannabis findet. Es überrascht besonders bei den Konservativen und lässt auf deren Einsicht schließen, dass sie die kiffende Bevölkerungsmehrheit nicht mehr im Namen des Krieges gegen die Drogen verfolgen will. Schon 2013 hielten nämlich 58% der Bevölkerung die Zeit für die landesweite Legalisierung gekommen. In der Konsequenz muss-

R

ten die Republikaner entscheiden, ob sie für die Legalisierung eintreten wollen oder noch immer hoffen, dass das Verbot den größeren Nutzen bringt. Wir fanden Beispiele für die ganze Palette und geben ein paar charakteristische Meinungen wieder.

Gegensätzliche Standpunkte der Republikaner Der Standpunkt des schon erwähnten Rand Paul steht außer Frage und viele demokratisch gesinnte WählerInnen könnten ihm in der Hoffnung auf eine Legalisierung ihre Stimme geben. Der libertäre Paul hatte aus seiner Abneigung gegen den Drogenkrieg nie einen Hehl gemacht, da er in der Hauptsache Angehörige der Minderheiten ins Gefängnis brachte. Ein Denken, das den Besitz von Marihuana oder den Handel mit ihm mit zehn Jahren Gefängnis belegt, hält er für lächerlich. Der aussichtsreiche Kandidat der Republikaner, Donald Trump wurde mit seinen extremen, teilweise an Wahnsinn grenzenden Aussprüchen und Standpunkten berühmt. Der milliardenschwere Geschäftsmann geißelt regelmäßig mit harten Worten die Einwanderer – gleichgültig ob Syrer oder Mexikaner – und gibt private Theorien zum Besten. Beispielsweise, dass die Pflichtimp-


fungen Autismus auslösten oder dass die Doktrin der globalen Erwärmung von den Chinesen in die Welt gesetzt wurde – mit dem Ziel, die US-Industrie wettbewerbsunfähig zu machen Zum Gras vertritt der Politiker nicht den typischen republikanischen Standpunkt. 1990 hätte er noch mit der Legalisierung die Drogenprävention finanziert, heute aber befürwortet er keine Entschärfung mehr, obwohl er die in einigen Staaten vollzogene Legalisierung nicht eindeutig verurteilt. Der Kinderarzt und Neurochirurg Ben Carson erkennt die positiven Eigenschaften des Cannabis für die Medizin an und befürwortet, dass es bei bestimmten Symptomen und Krankheiten ärztlich verschrieben werden kann. Gegen die Legalisierung als Freizeitdroge wendet er sich, entgegen seiner sonst wissenschaftlich fundierten Meinung, mit dem veralteten Argument der Einstiegsdroge und behauptet, dem Kiffen folge das Ausprobieren härterer Drogen. Den klassischen konservativen Standpunkt vertritt Jeb Bush, der jüngere Bruder von George W. Bush, der als Hochschüler gekifft hat. Beim Streit über den Medizinalhanf in Florida verfocht er allerdings energisch den gegnerischen Standpunkt und veröffentlichte in diesem Kontext auch eine Erklärung, dass die Freigabe für den medizinischen Gebrauch Floridas guten Ruf als familienfreundlichen Staat gefährde. Bush zufolge würde die industrielle Marihuanaproduktion unter den Deckmantel der medizinischen Anwendung den Bestrebungen entgegenlaufen, die Florida zu einem beliebten Ort für Familien, Tourismus und Investment machen. Mike Huckabee geht noch weiter als Bush und glaubt überhaupt nicht an die

positiven Wirkungen des Marihuanas (ja, bei ihm ist das eine Glaubensfrage). Seiner Meinung nach sollen alle die traditionellen Medikamente schlucken. Punkt.

Halbherzige Demokraten Der gesunde Menschenverstand würde erwarten, dass die Demokraten angesichts der landesweiten Umfrageergebnisse Legalisierungsbefürworter ins Rennen schicken, aber sie sind genauso gespalten wie ihre Kontrahenten. Obwohl die UN-Resolution für das Cannabis für alle Mitgliedsstaaten verbindlich ist, könnten die USA ihren Einfluss für die notwendige Revision geltend machen, gerade weil Jahr für Jahr mehr ihrer Bundesstaaten funktionierende Modelle für einen geregelten Cannabismarkt vorweisen. Lincoln Chafee hat wie andere Politiker auch in seiner Studienzeit gekifft und Kokain geschnupft. Dazu befragt, erklärte er, er hätte es leugnen oder ausweichend antworten können, habe sich aber für Ehrlichkeit entschieden. Die Erfahrungen an der Uni haben Chafee aber keineswegs zu einem überzeugten Legalisierungsanhänger gemacht. Von 1999 bis 2007 war er republikanischer Senator, anschließend wechselte er die Farben und wurde Demokrat. Chafee stellet die Cannabisfrage hinten an, sodass sein endgültiger Standpunkt sich erst im Laufe des Wahlkampfs klären wird. Er sei nicht gegen

den geregelten Marihuanamarkt, und man müsse Colorado im Auge behalten, um daraus zu lernen. Kein sonderlich enthusiastisches Programm für einen Legalisierer. Hillary Clinton vertritt einen ähnlichen Mittelweg. Bei extremen medizinischen Beschwerden ist sie für ärztliche Rezepte, bei der Legalisierung möchte sie die Entwicklung in den Staaten abwarten, wo engagiertere Regierungen dem Willen des Volkes entsprachen und Cannabisläden eröffnet wurden. Ähnlich denkt ein weiterer demokratischer Kandidat, Jim Webb, der die bisherigen Legalisierungen unumwunden ablehnt und als „interessantes nationales Experiment“ bezeichnete. Der 74-jährige Bernie Sanders ist der Einzige, der infolge der Kritik am Drogenkrieg und der Unterstützung für medizinisches Cannabis, wenn auch widerwillig, in einer Fernsehshow Mitte Oktober herauspresste: „Ich glaube, ich würde mit Ja stimmen.“ Das Land habe zu viele Leben wegen nicht mit Gewalt verbundenen Straftaten zugrunde gerichtet. Hoffen wir, dass er das nicht nur gesagt hat, weil er die Bestrebung für ohnehin aussichtslos hält. Von ihm ist auch nicht viel zu erwarten. Zwar unterstützt er Programme für medizinisches Marihuana, kritisiert den Krieg gegen die Drogen, aber er hat Vorbehalte gegen legal verkauftes Marihuana für Erwachsene. Statt konkret Stellung zu beziehen, beobachtet er besorgt, wie glücklichere Staaten Steuereinnahmen durch Gras generieren. Schließlich tut sich Martin O’ Malley unter den demokratischen Kandidaten damit hervor, dass er als Einziger gegen jede Form der Marihuanalegalisierung eintritt. Letztes Jahr hatte er als Gouverneur von Maryland seine Antipathie bezwungen, die Entkriminalisierung unterzeichnet und ein grundlegendes Programm für medizinisches Cannabis angenommen. Als Präsident würde er das Marihuana in der Kategorie 2 neben Kokain und Methamphetamin einordnen. Ähnlich wie einige seiner republikanischen Kontrahenten führt auch er die Theorie von der Einstiegsdroge gegen die Legalisierung ins Feld. Völlig unerwartet scheinen die erfolgreichen Legalisierungsmaßnahmen Demokraten und Republikaner in der Grasfrage zu einen. Bei den Demokraten könnte man das mit etwas Wohlwollen als Vorsicht einschätzen, bedenklich ist aber, dass sie keinen Rand Paul haben, der entschlossen für das Marihuana eintritt.

27


MEDI+GREEN

Grasrauchen ist ein Menschenrecht Hoch entwickeltes Europa hin oder her, bei der Legalisierung gibt der amerikanische Kontinent das Tempo vor. Dennoch ist es erstaunlich, dass man sich im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum nicht in Deutschland oder den skandinavischen Staaten auf die allgemeinen Menschenrechte beruft, sondern in Mexiko.

etrachtet man die Vorgeschichte, kommt der Spruch der Richter vielleicht doch nicht so überraschend. 2009 hat Mexiko den Besitz geringer Mengen von Drogen entkriminalisiert. 2013 stand auf dem dreitägigen drogenpolitischen Forum des Magistrats der Hauptstadt die Lockerung der Drogengesetze als Alternative zum aussichtslosen Kampf gegen die Drogenkartelle auf der Tagesordnung. Dort kamen die Legalisierung, die Freigabe des häuslichen Anbaus und die Einrichtung von Cannabis Clubs nach spanischem Vorbild zur Sprache. Die Antwort des Präsidenten Enrique Peña Nieto war ein klares Nein. Im gleichen Jahr wurde eine andere Initiative gestartet, die schließlich Früchte trug. Die vier Mitglieder von SMART (Sociedad Mexicana de Autoconsumo Responsable y Tolerante – Mexikanischer Verband für den verantwortungsvollen und toleranten Konsum) geht davon aus, dass der Anbau, Konsum und Besitz von Cannabis ein unveräußerliches Menschenrecht ist. Daher wandten sie sich an die Kommission zum Schutz vor Gesundheitsrisiken (COFEPRIS). Andrés Aguinaco, Anwalt der Kläger, sagte, SMART sei der Meinung, dass das Verbot das verfassungsmäßige Recht

B

28

auf freie Entfaltung der Persönlichkeit verletze. SMART selbst war überrascht von der Entscheidung des Obersten Gerichts im November. „Im Sinne der allgemeinen Menschenrechte ist es das unveräußerliche Recht der mexikanischen Bürger, ohne staatliche Einmischung Fragen ihrer Gesundheit, ihres Körpers und über die Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu entscheiden.“ – so lautete der Spruch, dessen Reichweite sich heute noch nicht abschät-

zen lässt. Dem offiziellen Standpunkt, dass die Legalisierung keine Alternative darstelle, steht sie allerdings diametral entgegen. Außerdem hebt sie das vorausgegangene Veto der Kommission für Volksgesundheit für die Initiative von SMART auf. Nun ist es keine vollkommen wirklichkeitsfremde Vorstellung mehr, dass die Legalisierung in dem Land tatsächlich zur Debatte gestellt wird. Politiker, die gegen den Standpunkt des Obersten Gerichts opponieren, weisen darauf hin, dass der Spruch weder Legalisierung, noch straffreien Konsum bedeute, denn er gelte nur für die vier Mitglieder der Organisation, die angegeben hatten, dass sie selbst kein Cannabis konsumieren. Das Argument, dass die unveräußerlichen Menschenrechte nur für jene Gültigkeit haben, die sich für die Ausübung ihrer Rechte an ein Gericht wenden, ist allerdings schwer aufrechtzuerhalten. Zu dem Urteil befragt, sagten die vier Mitglieder von SMART, dass man die Entscheidung gutheißen oder ablehnen kann, man jedoch einsehen müsse, dass das Modell des Verbots Schiffbruch erlitten hat, was die Verbreitung der Gewalt und Tausende von Opfern am besten belegen.


MEDI+GREEN

Weiterhin unklare Lage bei CBD-Produkten in Österreich CBD-Boom Der Cannabidiol-Boom war bei der tschechischen Hanfmesse Cannafest im vergangenen November nicht zu übersehen. Schon über zwei Dutzend CBD-Hersteller priesen ihre Waren an, wohingegen man ein Jahr zuvor CBD-Produkte noch suchen musste. Aufgrund der fehlenden Zulassung sind jetzt die allermeisten Produkte einerseits mit dem Hinweis „nicht zur menschlichen Einnahme“, andererseits aber mit dem Aufdruck „EU-weite Zulassung“ gekennzeichnet. Ab hier wird es kompliziert. Da CBD in „Novel Foods“, aber auch in Salben, Ölen, Kosmetikprodukten oder E-Zigaretten/EVapes enthalten ist, sehen EU-Gesetze eine Zulassung vor.

Ist CBD überhaupt ein „Novel Food“?

m Frühherbst wurden bei einem HanfFachhändler Produkte beschlagnahmt, die das legale Cannabinoid Cannabidiol (CBD) enthalten. Nun herrscht in Österreich Unklarheit darüber, ob jetzt der Vertrieb, Konsum und Besitz von solchen Zubereitungen gestattet ist oder nicht. Das Wichtigste vorweg: PatientInnen und andere Verbraucher haben nichts zu befürchten. CBD ist – so wie alle anderen Cannabinoide mit Ausnahme von Delta9Tetrahydrocannabinol (THC) – nicht in der Substanzen-Liste des Suchtmittelgesetzes aufgeführt. Anders sieht es beim Vertrieb aus. Laut AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH – werden CBD-Zubereitungen von der EU als sogenann-

I

te „Novel Foods“ (Nahrungsergänzungsmittel) eingestuft, „da kein Verzehr (als Lebensmittel) in signifikanten Mengen vor dem 15. Mai 1997 auf dem Gebiet der Europäischen Union nachgewiesen werden kann. Neuartige Lebensmittel dürfen nur bei Vorliegen einer EU-weiten Zulassung in Verkehr gebracht werden.“ Das nicht psychoaktive Cannabinoid CBD hat sich binnen eines Jahres zu einem ungeahnten Höhenflug aufgeschwungen. Vor einem Jahr noch quasi Insidertipp unter PatientInnen, verbreitete sich das Wissen über die entzündungshemmende, schmerzstillende, krampflösende und sogar bei Krebs hilfreiche Wirkung von CBD wie ein Lauffeuer. Dem Autor dieses Artikels gelang es mit CBD-E-Vapes, seine Nikotinsucht zu beenden.

In der österreichischen Hanfbranche gibt es derzeit zwei Strategien, um CBD möglichst bald wieder für PatientInnen verfügbar zu machen. Einerseits denkt man darüber nach, den mühseligen und kostspieligen Gang durch die Instanzen anzutreten und CBDZulassungen für Österreich zu erwirken. Da hierfür jedoch rasch sechsstellige Beträge zu veranschlagen sind, wollen Lebensmittelrechtsexperten die diffuse Rechtslage durchleuchten. „Hanf wird seit 5.000 Jahren als Heil- und Lebensmittel konsumiert. Da ist also nichts Neues dran“, sagte ein Jurist, der sich mit der Materie intensiv beschäftigt. Fachhändler, die weiterhin CBD-Produkte anbieten – dies soll vorkommen –, können mit folgender Prozedur rechnen: „Die AGES kann eine Probe ziehen und die Produkte beschlagnahmen. Des Weiteren kann eine Rückholaktion vorgeschrieben und im Erstfall eine ‚verkraftbare‘ Verwaltungsstrafe gefordert werden.“





facebook.com/MedijuanaMagazin


facebook.com/MedijuanaMagazin




MEDI+GREEN

Mainstreamwissenschaft ie jährlich wachsende Zahl der Studien zum Cannabis verstärkt den Eindruck, dass die Pflanze trotz ihrer großen Bandbreite von Heilwirkungen bei der Allgemeinheit noch immer nicht richtig gewürdigt wird. Ende September wurde ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Das Magazin Nature widmete dem Cannabis eine Sonderausgabe. Die Ausgaben von Nature Outlook greifen regelmäßig wissenschaftliche Themen, Krankheiten, technische Neuheiten oder ein aktuelles Forschungsgebiet auf und lassen führende WissenschaftsjournalistInnen und AkademikerInnen in kurzen Artikeln, die streng auf wissenschaftliche Belege gegründet sind, zu Wort kommen. Einzelne Ausgaben werden von Unternehmen oder Organisationen des jeweiligen Fachgebiets gefördert. Die

D

icht zum ersten, aber sicher auch nicht zum letzten Mal beschäftigten sich die ForscherInnen mit der Anwendbarkeit von Cannabis bei Schizophrenie. Die britischen GW Pharmaceuticals halten nach Experimenten mit CBD (Cannabidiol) diesen wichtigen Bestandteil der Cannabispflanze für vielversprechend bei der Behandlung der Krankheit. In der zweiten Phase de Studie wurden 88 schizophrene Personen in die Untersuchung eingeschlossen. Im Verlauf der Therapie nahmen die Kranken weiterhin Antipsychotika zur Verbesserung ihres Zustands, eine Gruppe bekam zusätzlich CBD, die andere Gruppe Placebos. Die Testpersonen, die CBD bekommen hatten, zeigten in vieler Hinsicht Besserung und litten nicht mehr unter Nebenwirkungen. „Der Zustand der PatientInnen, die nur teilweise auf die herkömmlichen Medikamente angesprochen hatten, verbesserte sich durch das Cannabidiol deutlich“, sagte Philip McGuire, Professor des King’s College London, der die Untersuchung leitete. Dem Ergebnis kommt besondere Bedeutung zu, weil CBD sich pharmakologisch von den angewandten antipsychotischen Medikamenten unterscheidet, die über den Dopamin-Rezeptor wirken. Deshalb ruft es keine der vom Medikamentengebrauch bekannten Nebenwirkungen hervor. „Diese Ergebnisse stärken die Rolle der Cannabino-

im Herbst erschienene Ausgabe über Cannabis wurde interessanterweise von GW Pharmaceuticals gesponsert, einem Unternehmen, das Medikamente auf Cannabisbasis vertreibt – beispielsweise das Sativex-Spray, das THC und CBD enthält. Man möchte glauben, dass es nicht im Sinne dieser Firma sein kann, eine Publikation zu unterstützen, die in natürlicher Form konsumiertes Cannabis propagiert. Möglicherweise fürchten sie die Legalisierung nicht, sondern gehen davon aus, dass sie den Markt belebt. Doch zurück zur Publikation des Magazins Nature. In ihr erfahren wir einiges über die Geschichte der Cannabisanwendungen, die Genotypen der verschiedenen Sorten, das israelische Therapieprogramm, Cannabinoidrezeptoren und vieles mehr. Hervorzuheben sind

die Artikel zur Heilwirkung, die belegen, dass viele Symptome und Krankheiten wirksam mit Cannabis behandelt werden können. Mit der Einschränkung, dass die Verifizierung der Forschungen noch begrenzt ist, weil zahllose Bestimmungen umfassende Humanversuche mit Cannabis verhindern. Die Rede ist also von einer spannenden Publikation mit vielen kurzen Artikeln. Mit einigen Englischkenntnissen kann man sich an die Lektüre machen.

N

Gegen Schizophrenie ide bei der Behandlung neuropsychiatrischer Krankheiten“, erklärte Justin Gover, Direktor von GW Pharmaceuticals, und fügte hinzu, dass die Untersuchung nicht nur die Wirksamkeit des CBD bestätigte, sondern auch seine Unbedenklichkeit. Daher erwägt GW die Herstellung neuartiger Medikamente, welche Schizophrenie erfolgreich behandeln. Gover

stellte weitere Untersuchungen zu neuropsychiatrischen Anomalien bei Waisenkindern in Aussicht. Die antipsychotische Wirkung des CBD entging auch den Züchtern nicht und es kommen immer mehr Varianten mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt auf den Markt, deren medizinische Eigenschaften gründlich untersucht werden müssten. 37


MEDI+GREEN ie am 31. Oktober bekannt wurde, plant die deutsche Bundesregierung, den Anbau und Handel von Cannabis zur Schmerztherapie in die Hände einer staatlichen Stelle zu geben. Schon zuvor hatten die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) und ihr Kabinett angekündigt, PatientInnen einen breiteren Zugang zu Medizinalcannabis bieten zu wollen, und stellte auch eine mögliche Kostenübernahme seitens der Krankenkassen in Aussicht. Nun soll eine „Cannabisagentur“ den Anbau und Handel mit Cannabisprodukten in die Hand nehmen, die Gesamtkoordination soll beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelt werden. Diese Agentur wird voraussichtlich dafür Sorge tragen, dass den PatientInnen in Deutschland eine konstante Verfügbarkeit des medizinischen Cannabis garantiert ist, im Gegensatz zum derzeitigen Modell, bei dem das Cannabis der niederländischen Firma Bedrocan leider immer wieder für Wochen nicht lieferbar ist. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist überzeugt, „dass schwer kranke Menschen, denen nur durch Medizinalhanf geholfen werden kann, gut

W

Deutschland plant Cannabisagentur versorgt werden [müssen]“. Missbrauch jedoch müsse mit allen Mitteln verhindert werden. Somit bleibt auch der Eigenanbau für PatientInnen weiterhin illegal. „Die Cannabisagentur schreibt den voraussichtlichen Bedarf an Medizinalhanf nach den Vorgaben des Vergaberechts aus, vergibt in wettbewerblichen Verfahren Aufträge über die Belieferung mit Medizinalhanf an Anbauer und schließt mit diesen zivilrechtliche Liefer- beziehungsweise Dienstleistungsverträge“, heißt es zahlreichen gleichlautenden Zeitungsberichten zufolge in dem Entwurf. „Die Cannabisagentur verkauft den Me-

dizinalhanf anschließend insbesondere an Hersteller von Cannabisarzneimitteln, Großhändler und Apotheken.“ Auch von der Agentur festgelegt werden soll der Preis, welchen Krankenkassen den PatientInnen erstatten müssen. Wann diese Änderungen schlussendlich in Kraft treten werden, ist noch nicht klar. Dieser Schritt geht in eine richtige Richtung, zumal vielen PatientInnen somit der Zugang zu Medizinalcannabis ermöglicht wird. Jedoch bleibt der Eigenanbau auch für PatientInnen weiterhin illegal. Die Debatte zeigt, dass die CDU/CSU den Wert von Cannabis als Medizin langsam erkennt.

Kommentar des österreichischen Hanf-Instituts

SMG-Reform: Keine Orientierung an der Praxis erkennbar ie Reform des österreichischen Suchtmittelgesetzes (SMG) 2016 wird aufgrund der Praxisferne im historischen Rückblick nur als „nicht genügender“ Zwischenschritt in die Annalen eingehen. Während über eine Million HanffreundInnen dann nicht mehr automatisch zu Kriminellen abgestempelt werden, bleibt das „Erwischtwerden“ mit auch nur ein paar Krümeln Hanf ein existenzbedrohender Akt. Der Justizminister hat sich mit der Reform der Strafverfolgungskosten in seinem Ressort entledigt. Dafür wird jede/r HanffreundIn künftig einer (teuren) Zwangstherapie un-

D

terworfen, die nichts anderes als eine Abstinenzkontrolle ist. Obwohl die Politik HanffreundInnen jetzt als „Kranke“ ansieht, wird weiterhin von der Exekutive gegen sie vorgegangen. Außerdem: Die sogenannten „Erleichterungen“ treffen nur auf ErsttäterInnen zu. Wird ein/e PatientIn ein zweites Mal mit dem Heilmittel seiner Wahl ertappt, gilt er/sie als WiederholungstäterIn, der/die einem Strafverfahren zuzuführen ist. Das Festhalten der Regierung am toten Mythos, dass es sich bei Hanf um ein Suchtgift handelt, ist seit der Bekanntgabe des

US-Gesundheitsministeriums im September, wonach Cannabis Krebszellen abtöten kann, inakzeptabel. Man fühlt sich ins Mittelalter versetzt, wo man einst auch für die Behauptung, dass die Erde eine Kugel ist, bestraft wurde. Die Politik würde mit einer praxisorientierten Legalisierung auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung treffen. Eine 2. parlamentarische Bürgerinitiative für den straffreien Eigenanbau hat schon über 20.000 OfflineUnterschriften gesammelt und wird so lange weiterkämpfen, bis sie die erfolgreichste Bürgerinitiative (mit über 64.000 Unterschriften) ist, die es jemals gab. Wie lange will sich die Regierung also noch einer menschlichen Cannabispolitik verweigern und damit die Leiden Tausender SchmerzpatientInnen unnötig verlängern? Wie lange wird es sich Österreich noch leisten können, auf 500 Millionen Euro, die eine Legalisierung für das Budget bringen würde, zu verzichten? Unser Appell an die österreichische Bundesregierung lautet daher: GEBT DEN HANF FREI!


39


MEDI+GREEN

Rauchen war gestern – heute essen wir unsere Medizin Bei CannabispatientInnen geht der Trend in Richtung oraler Konsumtion

n der breiter werdenden Diskussion über Hanf als Heil- und Genussmittel bringen Skeptiker oft das Argument, dass das Rauchen einer Medizin wegen der Auswirkungen auf die Lunge einfach nicht gesund sein kann. Während dies im Fall von Mischungen mit Tabak durchaus berechtigt sein mag, lässt sich dieses Risiko sehr einfach ausschalten. Rauchen war gestern – heute isst der/die verantwortungsvolle PatientIn seine natürliche Medizin in verschiedenster Form und hat damit enorme Vorteile, die wir hier detailliert erläutern wollen. Außerdem wollen wir vor häufigen Anfängerfehlern warnen. Festzuhalten ist vorneweg, dass Hanf eine sehr potente Medizin sein kann und man deswegen höchste Vorsicht bei der Dosierung walten lassen muss. Im Idealfall wird das Ausgangsmaterial auf seinen Wirkstoffgehalt getestet, da bei der oralen Konsumtion 100 Prozent des Wirkstoffs eingenommen werden, während bei einem Joint je nach Rauchtechnik 60 bis 90 Prozent der Wirkstoffmenge ungenutzt als Rauchschwaden in die Luft aufsteigen. Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt bereits in geringsten Mengen (ab zwei Milligramm) psychoaktiv. Geht man von der unter HanffreundInnen verbreiteten Faustregel aus, dass zwei Gramm 10%-iger Hanf für fünf Joints reichen, ergibt das eine Wirkstoffmenge von 40 Milligramm pro Joint. Davon verpuffen aber wie gesagt bis zu 90 Prozent und der/die PatientIn merkt trotzdem etwas. Es reichen also schon rund fünf Milligramm THC für ein deutliches Hanfgefühl. Beim oralen Konsum wirkt so eine durchschnittliche Jointdosis von 40 Milligramm aber viel stärker, weil der Hanf über die Le-

I

40

ber abgebaut und somit zu 100 Prozent vom Menschen aufgenommen wird. Dabei wird das bis dahin nicht aktive THCA zu THC umgewandelt. Aus einem Gramm Hanf lassen sich somit bis zu zehn Joint-äquivalente Dosen THC produzieren. Für HanfpatientInnen stellt das eine beträchtliche Ersparnis dar, wenn sie plötzlich für denselben Preis ihr Heilmittel zehnmal so oft einnehmen können.

Decarboxylierung Dazu muss man das Rohprodukt aber richtig verarbeiten: Schlüsselbegriff ist hierbei die sogenannte Decarboxylierung. Da Cannabinoide nur alkohol- und fett-, nicht aber wasserlöslich sind, löst sich durch diesen Prozess das THC (und andere Cannabinoide) aus dem Rohprodukt und wird von fetthaltigen Nahrungsmitteln am besten aufgenommen.

Dabei ist unbedingt die Temperatur zu beachten. In der Literatur finden sich Werte zwischen 70 und 150 Grad. Wir empfehlen Backtemperaturen zwischen 140 und 160 Grad (darum sind Brownies so beliebt). Sehr wichtig ist die gute Vermischung mit den anderen Zutaten, um gleich dosierte Portionen herzustellen. Tests von Canna-Edibles in Colorado ergaben Unterschiede von bis zu 900 Prozent zwischen Canna-Cookies, die aus derselben Verpackung kamen. Solche Unterschiede mögen den/die GenusskonsumentIn erfreuen. Solche Produkte sind aber nicht für PatientInnen geeignet, die keine Zeit für einen verschlafenen Tag haben. Dosisorientiente CannabispatientInnen beginnen daher vermehrt Cannabisöl nachzufragen, weil hier der Verbraucher ohne eigenes Chemielabor zumindest annäherungsweise den Wirkstoffgehalt bestimmen kann. Als Faustregel gilt, dass Rick-Simpson-Öl (RSO) rund 60 Prozent THC enthält. Mit neueren Extraktionsarten wie etwa der Butangas- oder CO2-Extraktion lassen sich Reinheitsgrade von bis zu 75 Prozent oder 750 Milligramm THC je Gramm Cannabisextrakt erzielen. So lassen sich auf einfache Weise Cannabisölprodukte mit guter Dosierbarkeit herstellen. Je nach Präferenz muss man diese Konzentrate (am besten in Sesamöl – wegen seiner antioxidativen Bestandteile) nur noch auflösen und kann damit punktgenau so viel Extrakt zu sich nehmen, wie es die jeweilige Therapie erfordert. Noch ein letzter Rat: Achtung! Oral eingenommenes Cannabis entfaltet erst ein bis drei Stunden später seine Wirkung. Daher immer erst mit einer kleinen Menge beginnen!


41


CANNA+GLOBE Vom Rauchen auf das Verdampfen umzusteigen (was letztendlich bedeutet, mit dem Rauchen oder dem Verbrennen aufzuhören), ist traditionell einer der beliebtesten guten Vorsätze für das neue Jahr. Außerdem ist das Verdampfen die beliebteste Methode, um medizinisches Cannabis und Aromatherapie-Kräuter einzunehmen. Die Leute von VapoShop haben deswegen eine Übersicht der aktuell beliebtesten Vaporizer zusammengestellt, um euch vor einer möglichen Entscheidung so gut wie möglich zu informieren.

Mighty / Crafty

Vape-Empfehlungen:

Die besten aus den Jahren 2015–2016 Top 3 der tragbaren Vaporizer Tragbare Vaporizer, welche meistens nur für Kräuter geeignet sind, sind die mit Abstand beliebtesten Modelle. Obwohl einige tragbare Geräte auch mit (gepressten) Konzentraten verwendet werden können, funktionieren sie meistens am besten mit fein zerriebenen Kräutern. Die meisten aktuellen Vaporizer sind mit mindestens vier (oft auch mehr) unterschiedlichen Temperaturstufen ausgestattet, wodurch man einfacher sowohl bei Freizeit- als auch medizinischer Anwendung die gewünschte Wirkung erzielen kann.

1. PAX 2 Der PAX 2 ist wahrscheinlich der eleganteste und schickste Vaporizer, den es zurzeit auf dem Markt gibt. Sein mit Eloxal überzogenes Gehäuse sowie einige High-Tech-Features (wie Bewegungs- und Berührungssensor) wissen zu beeindrucken. + klein, elegant + wärmt innerhalb von einer Minute auf

2. Mighty / Crafty

Dr. Dabber Dabb Ghost

42

Ohne vorhergehende Ankündigung hat Storz & Bickel Anfang des Jahres zwei Vaporizer auf den Markt gebracht. Es war sofort klar, dass die Qualität dieser Geräte für sich selbst spricht und sie zu den beliebtesten Vapes gehören werden. Der Crafty ist der Kleinere der

Storm

beiden und der erste Vaporizer, der mit einer App ausgestattet ist, die mittels Bluetooth verwendet werden kann, um die Temperatur einzustellen. Sein großer Bruder, der Mighty, hat zwar keine Bluetooth-Option, dafür jedoch zweimal so viel Batteriepower, wodurch man genug Saft hat, um stundenlang zu verdampfen und unglaublich schnell auf Temperatur zu kommen. Außerdem besitzt er eine große LCD-Temperaturanzeige. + exzellente (deutsche) Qualität und genauso gute Dampfproduktion + können mit Kräutern und Konzentraten verwendet werden


3. Storm Für all jene, die auf ihre Geldbörse achten müssen, ist der Storm ein sehr attraktiver Vaporizer in Pen-Form, der sowohl mit Kräutern als auch Konzentraten verwendet werden kann. Obwohl es auf dem Gebiet der Benutzerfreundlichkeit noch Luft nach oben gibt, machen der Preis und seine exzellente Dampfproduktion einiges gut. + klein, diskret + herausnehmbare Batterie

Top 3 Konzentrat-Vaporizer Konzentrate sind immer mehr im Kommen, deshalb werden auch immer mehr Vapes für diesen Zweck auf den Markt gebracht. Wir stellen euch die Top-3-Vaporizer vor, die mit hochwertigen „full-melt“-Konzentraten ausgezeichnet funktionieren.

Prima

3. VapeXhale Cloud EVO Der VapeXhale ist das Biest, das nicht nur beim Verdampfen von Kräutern großartige Arbeit leistet, sondern auch berühmt berüchtigt für seine ausgezeichnete Leistung

ist, wenn es um Konzentrate geht. Man kann nicht weniger als dicke Wolken von geschmackvollem, wassergekühltem Dampf erwarten, wenn man mit dem VapeXNails vapedabbed. Der VapeXhale ist ein Tischgerät, das man in heimeliger Gemütlichkeit verwenden kann. + Dampfwolken + optionaler Wasserfilter aus Glas für ultra-angenehmen Dampf

1. Prima Der Prima (von Vapir) wurde im September 2015 (auf der Cultiva Messe) veröffentlicht und ist mit einem vielverheißenden Feature ausgestattet. Obwohl die meisten diesen Vape hauptsächlich für getrocknete Kräuter verwenden, funktioniert er auch ausgezeichnet mit Konzentraten, ohne dafür zusätzliche Accessoires zu benötigen. + abnehmbarer Luftkanal für einfaches Reinigen + 4 voreingestellte Temperaturen

2. Dr. Dabber Ghost Aufgrund der steigenden Beliebtheit von Konzentraten wurden die Vape Pens geboren, und es ist nicht absehbar, dass ihre Beliebtheit abnehmen wird. Der Dr. Dabber Ghost Pen ist klein und einfach zu bedienen, wodurch er auch für unterwegs eine großartige Lösung ist. Der einzige Nachteil dieses und anderer Vapes ist das Ablaufdatum der Spule, die regelmäßig ausgetauscht werden muss, was die Kosten etwas erhöht. + klein, diskret, exzellentes Aroma

Pax 2


MEDIZIN

Schadensminimierung mit Cannabis Ist es vorstellbar, dass der Anstieg des Graskonsums keine erschreckende Tendenz ist, sondern genau das Gegenteil? Kürzlich erschienene Forschungsarbeiten lassen darauf schließen, dass viele Menschen von gesundheitsschädlicheren Mitteln auf das relativ unbedenkliche Ganja umsteigen. n den Vereinigten Staaten haben die durchgeführten Legalisierungen das früher schon rege Geschäft mit dem Gras noch mehr belebt. Innerhalb von ein paar Monaten erschienen eine Menge neuer Marken auf dem Cannabismarkt und mit dem gesetzlichen Segen ist das Kiffen nun weitgehend akzeptiert. Die mit Werbung stimulierte Kauffreude, die ausgereifteren Methoden des Kiffens und der allgemeine Hype um die Pflanze lassen den Menschen das Ganja nun als um einiges unbedenklicher erscheinen als zur Zeit des Verbots. Sébastien Béguerie, Gründer von Alpha-CAT, eines Labors, das Qualitätsproben an Cannabis durchführt, ging in seinem Vortrag auf dem Cannafest in Prag der Frage nach, ob dadurch nicht das Suchtrisiko verstärkt wird. Nach den neuesten Forschungsergebnissen stellt sich die Frage jedoch anders: Ist es möglich, dass die Verbreitung des Cannabisgebrauchs die Abhängigkeit von gefährlicheren Mitteln verringert?

I

Von der Einstiegsdroge zur Ausstiegsdroge Bei der Beantwortung der Frage ging Béguerie von seinem Fachgebiet aus. Von den 141 aktuell bekannten Cannabinoiden im Marihu44

ana hob er das CBD (Cannabidiol) hervor, das nach dem momentanen Kenntnisstand über die größte Palette therapeutischer Eigenschaften verfügt. Er bezog sich auf eine kalifornische Untersuchung aus dem Jahr 2009, die mit CannabispatientInnen durchgeführt wurde. Die Mehrzahl der Testpersonen benutzte Cannabis gegen Schmerzen und parallel zur Behandlung mentaler Symptome. Mehr als ein Drittel von ihnen ersetzte mit Gras die herkömmlichen Medikamente, zwei Drittel benutzten Cannabis statt Alkohol oder anderer Drogen. Zwei Drittel der PatientInnen berichteten über geringere Nebenwirkungen, ein Drittel über eine Verringerung der Entzugserscheinungen. Mit diesen Zahlen untermauerte Béguerie die schadensbegrenzende therapeutische Wirkung von Cannabis bei der erfolgreichen und risikoarmen Suchttherapie. Auf die Frage, wie die Sorten mit Cannabinoidprofil diese Ergebnisse zeitigten, fand der Fachmann für Qualitätskontrolle auch in der Fachliteratur keine Erklärung. Vermuten kann man jedoch, dass das CBD dabei eine wichtige Rolle spielt. Béguerie führte seine Forschungen fort. Im Jahr 2013 publizierte er seine Feststellung, dass heroinabhängige Ratten, die mit CBD behandelt wurden, nach weniger Heroin verlangten. Beim Abgleich mit früheren Referenzstudien über Cannabis

und Suchttherapie kam er zu dem wichtigen und gleichzeitig traurigen Ergebnis, dass bisher nur 47 Personen an entsprechenden Untersuchungen teilgenommen hatten. Nicht nur die Zahl der Forschungsarbeiten sei deshalb zu erhöhen, sondern sie müssten auch breiter angelegt sein. Ein erster Lichtblick zeigte sich bereits: In der Fachzeitschrift Drug and Alcohol Review erschien im September 2015 eine Analyse der Ergebnisse von Forschungsarbeiten aus den Jahren 2011 bis 2012, bei welchen nun zum ersten Mal nicht nur eine Handvoll Menschen teilnahm, sondern 414 Personen. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. In 80% der Fälle setzten die PatientInnen erfolgreich ihre rezeptpflichtigen Medikamente ab, in die bei – 52% der Fälle aufgrund einer Alkoholsucht, bei 32% aufgrund der Sucht nach unterschiedlichen Drogen eingenommen wurden – und ersetzten sie durch Marihuana. Denn Cannabis ist keine Einstiegsdroge, sondern eine Ausstiegsdroge, wenigstens kann man es bei unterschiedlichen Fällen des Drogenkonsums als effektives Mittel zur Schadensminimierung betrachten. Nach Angaben von Béguerie kann man bei den Nachrichten über den Anstieg des Cannabiskonsums davon ausgehen, dass viele Menschen gefährliche Medikamente, Alkohol


und andere Drogen gegen das weniger risikobehaftete Marihuana eingetauscht und sich so nicht nur von der Sucht, sondern auch von den Nebenwirkungen befreit haben.

Kenne deine Medikamente! Wie aber sieht es mit der Marihuanaabhängigkeit aus? Zwar sind die Entzugserscheinungen schwächer als bei rezeptpflichtigen Medikamenten oder Alkohol, dennoch steht für die Wissenschaft die Existenz einer Marihuanaabhängigkeit heute außer Frage. Hervorgerufen wird sie durch die reduzierte Wirkung des CB1-Rezeptors im Hirn. Die vom THC beim Grasrauchen ausgelösten Wirkungen schwinden, wenn die Einnahme gestoppt wird, allerdings treten Nebenwirkungen wie Angststörungen, Schlaflosigkeit, verringerter Appetit, Reizbarkeit oder Migräne auf. Ein Witz der Natur ist es jedoch, dass das im Marihuana enthaltene CBD diese Symptome wahrscheinlich ausgezeichnet lindert. Aber es sind noch zahlreiche Untersuchungen nötig, um dies zweifelsfrei zu bestätigen. Schon jetzt ist bekannt, dass CBD nicht toxisch ist, den Appetit nicht beeinflusst, Puls und Blutdruck nicht erhöht. Daher ist sein Genuss noch weniger bedenklich als der von natürlichem Cannabis. Am Ende seines Vortrags betrachtete Béguerie die Frage der Schadensminimierung von der anderen Seite. Wie sind die unangenehmen Begleiterscheinungen des Graskonsums zu vermeiden? Hier erwähnte er den Konsum in Speisen, der wegen der langsa-

men Absorption eine vorsichtige Dosierung erfordert. Im Allgemeinen ist den KonsumentInnen bekannt, dass die Leber das THC abbaut, wenn es in den Magen gelangt ist, und dass daher eine größere Dosis nötig ist als beim Rauchen oder Vaporisieren, und trotzdem wird die nötige Menge oft zu hoch eingeschätzt. Als ein Vorteil der Legalisierung sind nun Lebensmittel mit standardisierten Inhalten erhältlich, was die Dosierung erleichtert und dem/der KonsumentIn erlaubt, seine/ihre persönliche Toleranzschwelle zu erkunden. Außerdem wurde die in Europa wenig bekannte „Dab“-Kultur erwähnt, bei der mit einer Wasserpfeife ein Konzentrat mit 90-prozentigem THC-Gehalt konsumiert wird. Dab verhalte sich zu Gras wie Crack zu Kokain, sagte Béguerie und merkte an, dass ein Zug von diesem Konzentrat dem Rauchen von zehn Joints gleichkomme. Es könne im Körper vollkommen ungewohnte Wirkungen hervorrufen und selbst bei einem erfahrenen Konsumenten zu Übelkeit führen. Genaue Kenntnis der Medikamente und der Cannabinoidprofile der Pflanzen, die man konsumiert, sowie natürlich der Dosierung sei erforderlich, sagte der Vortragende. Außerdem müsse man sicher sein, dass sie nicht verunreinigt sind. Firmen wie AlphaCAT können durch Qualitätskontrollen bei Cannabis helfen, die Inhaltsstoffe zu analysieren.

text: Tomas Kardos

45


MEDIZIN

Die kanadische Charity-Dispensary Ein Gespräch mit dem 44-jährigen Kanadier Jerry Martin aus Whitewood, der eine Abgabestelle für medizinisches Marihuana betreibt.

n der Kleinstadt Whitewood in der Provinz Saskatchewan in Kanada ist ein Philanthrop am Werk. Jerry Martin berichtet, dass er mit seinen Finanzhilfen die lokale Feuerwehr unterstützt, das lokale Schwimmbad renoviert, neue Bibliotheken baut und sogar für bedürftige Kinder die Kosten für Ferienlagerfahrten übernimmt. Wenn er alles zusammenrechnet, kommt er auf mehr als 90.000 kanadische Dollar (CAD, ca. 65.000 Euro), die er in diesem Jahr bereits gespendet hat. „Niemand anderes unterstützt unsere Stadt so intensiv wie wir“, sagt Jerry Martin im Interview.

I

46

Aber nicht jeder in der Stadt heißt seine Wohltaten gut, denn das Geld dafür verdient Martin mit seiner Medical Cannabis Dispensary („Cannabisapotheke“). Damit teilt er die Stadt und seine gerade einmal 1.000 EinwohnerInnen in zwei Lager. Manche beschreiben ihn als großzügigen Geschäftsmann, andere vermuten, er könnte die öffentliche Meinung über Cannabis (und die Dispensarys) beeinflussen, wiederum andere sind der Meinung, dass Jerry Martin einen negativen Einfluss auf die Jugendlichen von Whitewood hat. Martin hat eine schwierige Jugend hinter sich: Er begann mit 14 Alkohol zu trinken, ein Jahr später nahm er Kokain. Nach dem Schulrauswurf, sagt er, war er über den Zeitraum von 20 Jahren immer wieder im Gefängnis. Vor gut zehn Jahren, nach erfolgreichem Entzug, zog er nach Whitewood in

die Nähe seiner Mutter. Dort begann er den Neuanfang mit Martin Medical Services. Martin berichtet, dass seine Dispensary über 400 Mitglieder zählt, die meisten davon sind aus der Gegend von Whitewood. Seine Produkte wurden in einem Labor in British Columbia auf ihren Cannabinoidgehalt getestet. „Wir verkaufen im Monat zwischen sieben und zehn Kilogramm Cannabis. Die PatientInnen verwenden ihre Medizin für die verschiedensten Krankheiten und Beschwerden wie zum Beispiel Krebs, Depressionen, Angst, Epilepsie, Morbus Crohn, bipolare Störung, Neuroborreliose, Fibromyalgie und viele mehr“, erzählt uns Jerry Martin, „unsere Kunden haben eine große Auswahl an Cannabisprodukten abseits der Blüten, wir bieten ihnen diverse Öle und Extrakte wie RSO, Shatter, Budder, Haschisch, Live Resin an, aber auch ‚Edibles‘ (essbare Cannabis-


waren wie Kekse, Lollipops etc.), sublinguale Sprays, Kapseln, Salben und Cremen sind in unserem Sortiment vertreten. Auch Kinder zählen zu unseren Kunden, diese bekommen meist Öle und Extrakte mit hohem CBDAnteil gegen Epilepsie, Krebs und tuberöse Sklerose. Unsere onkologischen PatientInnen bevorzugen Öle mit einem hohen THCAnteil – wie beschrieben von Rick Simpson. Aber es hängt auch von der Art des Tumors ab, welche Cannabinoidzusammensetzung zu bevorzugen ist. Mit den Extrakten können eine Vielzahl von Symptomen und Krankheiten behandelt werden.“ Martin erklärt, dass seine Apotheke die Cannabisprodukte innerhalb Kanadas auch per Post versendet, „damit die Patienten leichter und unkomplizierter zu ihrer Medizin kommen. Aber natürlich sind wir auch von Montag bis Samstag in der Apotheke, um unsere PatientInnen zu bedienen.“ „Ich versuche, die Preise so niedrig wie möglich zu halten, ein Gramm Blüten kostet bei uns 5–7 Euro, Öle 15–30 Euro und

Jerry Martin und Marc Emery

die ‚Edibles‘ gehen für 3–8 Euro weg.“ Er beschreibt seine Apotheke als ein NonProfit-Unternehmen. „Es ging mir nie um Geld für mich, mein Fokus war es, Cannabis als Medizin bekannt zu machen und Änderungen der rechtlichen Situation zu erreichen.“ Martin berichtet uns, dass er für dieses Jahr geplant hatte, 50.000 CAD zu spenden, aber mittlerweile schon bei knapp 100.000 CAD angekommen ist. Er ergänzt, dass er im nächsten Jahrzehnt eine Million CAD für die Gemeinschaft spenden will. Jerry Martin hat bereits einen offiziellen Warnbrief bekommen – er wird darin aufgefordert, alle Aktivitäten mit kontrollierten Substanzen zu beenden, andernfalls müsse er mit Strafverfolgung rechnen. Die Verfolgung in Kanada ist regional verschieden. Während in Vancouver solche Dispensarys nicht belangt werden, sind Hausdurchsuchungen, Schließungen und Verhaftungen für viele Apotheken in Kanada eine reale Bedrohung.

Martin erzählt: „Ich bin optimistisch, dass sich der Zugang zu dem Thema bald ändern wird, zumal der neu gewählte liberale Präsident Justin Trudeau versprochen hat, Cannabis zu legalisieren und seinen Verkauf zu regulieren. Ich hoffe, dass die neuen Regeln Dispensarys wie meine legalisieren.“ Lokale Beamte der Royal Canadian Mounted Police, also der königlichen kanadischen berittenen Polizei, waren schon bei ihm vor Ort, „aber die haben ganz offensichtlich kein Interesse, mich zu verhaften.“ Sein nächstes Vorhaben ist eine Expansion seiner Marke in alle Teile Kanadas. Er möchte sechs weitere Standorte eröffnen. „Wir wollen einfach weiterhin wachsen und etwas Gutes für die Gemeinschaft tun. Schulen und eine größere Bibliothek bauen, Parks anlegen … einfach gute Taten verrichten für die Gesellschaft!“

text: Kevin Herzig

47


MEDIZIN

Die Pharmaindustrie kann zittern Die Wiederentdeckung der natürlichen Medizin Auf der diesjährigen Cultiva konnten wir zwei großartige Vorträge über die wohltuenden und heilenden Eigenschaften des Cannabis hören. Jahrzehntelange Erfahrung haben beide Ärzte zu der Überzeugung gebracht, dass dem Cannabis in der tagtäglichen Therapie ein wichtiger Platz zukommen müsste. Zwischen den beiden Vorträgen berichtete ein Patient von seinen positiven Erfahrungen.

text: N. Nogada

48

er Kanadier Dr. Paul Hornby arbeitete in den 80er Jahren im Rahmen eines ärztlichen Austauschprogramms als Pathologe in Indien. Dort fiel ihm auf, dass ältere Menschen, die Naturheilmethoden anwenden, sich einer besseren Gesundheit erfreuen, als andere, die sich mit den Mitteln der Pharmaindustrie kurieren. Nach der Rückkehr nach Kanada gründete er 1988 die Firma Hedron Analytical Inc., welche die Qualität von Produkten aus natürlichen Rohstoffen prüft. Über einen Kunden, für den er den THC-Gehalt von Industriehanf festgestellt hatte, gelangte Hornby Ende der 90er Jahre an den Gründer des Compassion Clubs, der als Erster Marihuana für die medizinische Anwendung verkaufte. Von ihm erhielt er Marihuanaproben zur Qualitätskontrolle. Hornby stellte das Verhältnis von THC zu CBD fest und untersuchte es auf Verunreinigungen. Bei seinen Analysen fand er drei wiederkehrende Typen: THC hoch CBD niedrig, CBD hoch THC niedrig und Sorten, bei denen sich THC und CBD ungefähr die Waage halten. Auf einem Dia stellte er die jeweiligen Anwendungsmöglichkeiten dar: etwa 40 Krankheiten, die mit Cannabis heilbar oder deren Symptome mit ihm zu lindern sind. „Deshalb ist es illegal denn es bringt die Gewinne der Pharmaindustrie in Gefahr.“ Von den Methoden der pharmazeutischen

D

Industrie hatte er keine hohe Meinung. Ein weiteres Dia zeigt gefesselte Affen, an denen gerade ein Experiment durchgeführt wird. Jede Droge müsse man an ihrem Erfinder testen, fügte er hinzu, und, dass Cannabis im Vergleich zu Pharmaprodukten, die schwere Nebenwirkungen mit sich bringen, viel weniger schädlich sei. „Wäre Cannabis schädlich, wäre heute meine ganze Familie tot, und der Hund auch.“ Seine Familie baut auf Naturheilmethoden. Die Entdeckung des Endocannabinoidsystems, die zum Verständnis der Heilwirkungen des Cannabis beitrug, nannte Hornby die größte Entdeckung der Medizin in diesem Jahrhundert. Schließlich kam er auf seine Experimente mit CBDhaltigen Sorten zu sprechen, wo sich nach Fremduntersuchungen die Zahl der Anfälle bei den Untersuchten um 70%, nach seinen Untersuchungen aber um 100% verringert hatten. Dann überließ Hornby die Bühne einem 20-jährigen Kroaten, dem man auf den ersten Blick keine Symptome einer Krankheit ansah. Bei ihm sei im Alter von 16 Jahren multiple Sklerose diagnostiziert worden, sein Zustand habe sich mit den herkömmlichen Medikamenten nicht verbessert, sodass er oft kaum das Bett verlassen konnte. Nach einem Vortrag von Rick Simpson in Kroatien habe er Hanföl ausprobiert, danach konnte er nicht nur spazieren gehen, sondern sogar


springen. Er erkannte, dass bei ihm Sorten mit hohem THC-Gehalt am besten wirken, und seit vier Jahren wendet er sie an. Letztes Jahr bekam er Ärger mit der Polizei und verbrachte kurze Zeit im Gefängnis. Diese Erfahrung bestärkte seine Meinung, dass die Verfolgung und Inhaftierung hilfsbedürftiger Patienten Nonsens ist, man solle statt dessen anstreben, das Recht auf ein lebenswertes Leben für alle durchzusetzen. Es folgte ein weiterer Vortrag zum Thema Heilwirkung von Cannabis und der Cannabinoide im Spiegel der Medizin. Der israelische Psychiater und Wissenschaftler Dr. Ilya Reznik begann mit einer guten Nachricht: Nachdem Time und National Geographic im Mai dem Cannabis eine Ausgabe gewidmet hatten, publizierte Nature, bekannt als Kompassnadel der Wissenschaft, Ende September eine Ausgabe über Forschungen mit Cannabis, die vollständig online einzusehen ist. Reznik ist der Meinung, dass das Cannabis damit im Mainstream angekommen ist. Er erinnerte daran, dass vor einem Jahr auch die American Academy of Neurology, der 30.000 Neurologen und Nervenkundler angehören, die Wirksamkeit von Cannabis in der Behandlung bestimmter neurologischer Phänomene anerkannte. Ein Bereich sind die neurodegenerativen Anomalien, die mit Cannabis zwar nicht heilbar, aber gut zu behandeln sind. Neue Untersuchungen belegen, dass die Wirkung mit dem CB2-Rezeptor des Endocannabinoidsystems in Verbindung steht, was selbst für praktizierende Neurologen eine Neuigkeit ist.

Sie müssten unbedingt eine Fortbildung erhalten, um diese Heilmethode einsetzen zu können, betonte Reznik. Der Doktor hob das Tourettesyndrom hervor, bei dem Cannabis – im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten – nicht nur Einfluss auf den neurologischen Hintergrund der Anomalie nehmen könne, sondern auch die Beklemmungen und die Aggressivität, die zum Krankheitsbild gehören, verringere und einen ruhigen

Schlaf garantiere. In Verbindung mit der Alzheimerkrankheit sagte er, dass man dem Krankheitsbild in Zukunft in überalterten Gesellschaften immer öfter begegnen wird und es daher wichtig sei, eine wirksame Therapie zu entwickeln. Nach einer 2015 beendeten, aber zur Zeit des Vortrags noch nicht publizierten Untersuchung, können die Medikamente mit Cannabis bei 90% der Kranken reduziert werden, wodurch die PatientenInnen deutlich weniger mit Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Dr. Reznik ging auf eine weitere psychiatrische Anomalie ein und zog in Zweifel, dass Grasrauchen Schizophrenie auslöse, was er damit begründete, dass die gestiegene Zahl regelmäßiger Cannabiskonsumenten bei den Jugendlichen keinen Anstieg der Schizophrenierate nach sich zog. Sorten mit hohem THC-Gehalt könnten psychotische Symptome hervorrufen, zur Ausbildung der Schizophrenie gehörten aber gewisse genetische Anlagen. Gleichzeitig betonte er die Empfindlichkeit des in der Entwicklung begriffenen jungendlichen Gehirns für Cannabis und – in noch größerem Maße – für synthetische Cannabinoide. Bei einer britischen Untersuchung, die er unethisch nannte, hatten Freiwillige hohe Dosen von THC intravenös zugeführt bekommen; mehrere von ihnen berichteten über psychotische Erlebnisse. Testpersonen, die vor der Injektion CBD bekamen, erlebten solche Phasen nicht. So sei es mit Humanversuchen gelungen, die antipsychotische Wirkung des CBD zu beweisen. Die Posttraumatische Belastungsstörung

49


MEDIZIN (PTBS) ist für Dr. Reznik eine Anomalie von besonderer Bedeutung. Fachleuten sprechen von einem der schrecklichsten Krankheitsbilder, unter dem Menschen leiden können. Nach dem Trauma erlebt das Individuum die Schrecken immer wieder neu. Eine Untersuchung belegt, dass 15% der Soldaten, die im Irak gekämpft haben, unter PTBS leiden. Die traumatischen Erlebnisse werden sie bis ans Ende ihres Lebens verfolgen. Dr. Reznik und seine MitarbeiterInnen untersuchten nun, in welcher Form Cannabis gegen das Syndrom wirkt. Die Testpersonen wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe wies außer PTSB keine weiteren Symptome auf. In der zweiten Gruppe hatten die Teilnehmer außerdem Depressionen und in der dritten Gruppe chronische Schmerzen. Nach der willkürlichen Logik einer Entscheidung des israelischen Gesundheitsministeriums durfte nur die Hälfte der Teilnehmer Cannabis bekommen, durchschnittlich 1-2,5 Gramm einer Sorte mit hohem THC-Gehalt. Die vom Psychiater verschriebenen Medikamente wurden reduziert. Die Nachuntersuchungen werden über insgesamt sieben Jahre erfolgen; der Arzt gab die Ergebnisse der ersten drei Jahre bekannt: Die Lebensqualität der Kranken steigerte sich in dieser Zeit um 36–57%; bei jenen, die neben PTSB an Depressionen oder chronischen Schmerzen

50

leiden, um 43–57%; und die Mehrheit der Patienten setzte ihre Medikamente ab oder reduzierte sie. Dr. Reznik sagte, es handele sich um sehr teure Medikamente, daher stelle sich die Frage nach einer kostenlosen Versorgung mit Cannabis, wodurch der Staat viel

Geld sparen könnte. Seinen Vortrag beendete der Arzt mit der Feststellung, dass weitere Forschung zu Cannabis notwendig sei, was die Pharmaindustrie aber nicht gerne sähe. Er vertraue aber darauf, dass Marihuana in die Mainstreamtherapien gelangen werde.


51


CANNA+GLOBE

Beruf: Auftragsgärtner G

In der letzten Ausgabe von medijuana wurde berichtet, aufgrund welcher Gesetzesänderung österreichische Cannabis-SelbstversorgerInnen ab Januar 2016 voraussichtlich nicht mehr zum „Amtsarzt“ gehen müssen. Selbst dann nicht, wenn innerhalb der letzten fünf Jahre gegen sie ermittelt wurde.

text: Jack Flash

52

ilt die neue Regelung auch für die GärtnerInnen? Also für jene Leute, die anderen Leuten ihre Blumen bis zur Reife großziehen, auch

wenn sie für möglich halten, dass diese vom Auftraggeber konsumiert werden? Wenn ein Missbrauch im Auftrag ausgeschlossen wird, sollte kein dementspre-


chender Vorsatz des Gärtners vorliegen. Aber falls doch, wäre der „Blumenpfleger“ zu bestrafen? Würde der/die GärtnerIn mehr als die Grenzmenge (zur Erinnerung: 20 g THC, 40 g THCA, also ca. 100–200 g trockene Blüten) selbst ernten, wäre das weiterhin mit Haft bedroht, ebenso der Vorsatz, jemandem dabei zu helfen. Wenn aber der/die AuftraggeberIn Samen oder Jungpflanzen kauft und jemand anderen für deren Pflege bis zur Reife beauftragt, wird der/die GärtnerIn dann weiterhin für den Anbau einer „großen Menge“ Blumen bestraft, wenn er die geernteten Blüten „in Verkehr setzen“ wollte. In der Praxis gehören aber wahrscheinlich die Jungpflanzen schon dem/der AuftraggeberIn und die Blüten werden gar nicht geerntet. Im Privatbereich finden sicher schon alle möglichen Varianten der Pflege fremder Pflanzen statt. Wenn der/die AuftraggeberIn die blühende Pflanze „heimbringt“, besitzt oder erntet, droht ihm/ihr ab Januar 2016 keine Strafe, sofern die Erntemenge nicht über der Grenzmenge liegt. Die im letzten Heft erwähnte diesbezügliche Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof wurde im September 2015 zusammen mit anderen Punkten der Beschwerde abgewiesen. Es wird somit weiterhin eine Ernte zum persönlichen Gebrauch mit dem Suchtgifthandel gleichgestellt, ohne weitere Indizien als dem Überschreiten der Grenzmenge. Das ist für die Gerichte problematisch und deshalb sicher weiterhin ein wichtiges Thema. Die meisten GärtnerInnen werden die Formulierung des Pflegeauftrags weiterhin mit AnwältInnen besprechen. Sollte dem/ der GärtnerIn Hilfe zur Cannabisgewinnung vorgeworfen werden, käme es sicher auch darauf an, ob sein Wille von vornherein die kontinuierliche Beihilfe umfasste oder er eine mögliche Ernte des Pflanzenbesitzers (z. B. vertraglich) unterbunden hätte. Wenn also jemand für andere Cannabisblumen pflegt, sollte er oder sie sich weiterhin vorher rechtlich absichern lassen, besonders wenn gerade mehrere Leute gleichzeitig Hanfpflanzen gepflegt haben wollen. Wie sich die faktische Straffreiheit der Endverbraucher auf das öffentliche Auftreten theoretischer Beitragstäter auswirkt, bleibt ebenso spannend wie die Auswirkung der vom Innenministerium erwähnten straffreien Szenarien einer gemeinschaftlichen Produktion mit anschließender vorteilsloser Weitergabe oder einer vorteilslosen Überlassung bei Partys, sowie der vom Justizministerium angekündigte Einführungserlass zum neuen Suchtmittelgesetz, über den wir im nächsten Heft berichten werden. Gutes 2016! 53


CANNA+GLOBE

Produktvergleich in der Praxis as ist der tatsächliche Unterschied zwischen Produkt X und Produkt Y und welches Produkt hat jetzt gerade die Eigenschaften, nach denen du auf der Suche bist? Diese Frage stellen sich viele Züchter regelmäßig. Die große Auswahl an Marken und Produkten, die gegenwärtig auf dem Markt ist, macht

W

54

die Wahl nicht leichter. Auf der Suche nach Produktinnovation und der Erfindung neuer Produkte stoßen auch die Produzenten auf diese Fragen. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen bei Plagron und fragen, wie Plagron ihre Produkte mit denen der Konkurrenz vergleicht. Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel zu einem starken Produkt. Jede bekannte Marke im Grow-Sektor hat gegenwärtig seine eigene R&D-Abteilung (eng. research & development). Damit ein Produkt vollständig der Gesetzgebung und den strengen Qualitätsansprüchen gerecht wird, ist neben Forschung und Entwicklung die Qualitätskontrolle ein sehr wichtiger Aspekt bei R&D. Um eine hohe Qualität garantieren zu können, hat Plagron vor Kurzem die Kapazität ihrer R&D-Abteilung beträchtlich erweitert. So kann schneller auf die Signale eingegangen werden, die die Account Manager im Markt auffangen, um gemeinsam das Servicelevel auf ein höheres Niveau zu bringen. Ein deutliches Signal im Produktbereich besteht beispielsweise darin, dass ein Produkt einfach in der Handhabung und spar-

sam im Gebrauch sein muss. Das Produkt muss also stark konzentriert sein. Ein Produzent stellt sich dann schnell die Frage: „Wie punkten wir mit unseren Produkten gegenüber konkurrierenden Produkten auf dem Gebiet?” Dem Hobbyzüchter ist es kaum möglich, während des Wachstums- und Blüthezyklus sämtliche Produkte einzeln auszuprobieren. Im Testlabor von Plagron wird jedes Produkt auf NPK- und EC-Wert untersucht, um so die Bestandteile des Produkts zu erfassen. Hier werden alle Produkte für die Dauer einer gesamten Zucht unter gleichen Bedingungen anhand des vorgeschriebenen Wachstumszeitplans verglichen. In einer Art Tagebuch werden täglich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Marken festgehalten. Es werden mindestens drei Tests durchgeführt, um Zufälle ausschließen zu können. Schließlich wird ein interner Schlussbericht mit den tatsächlichen Einzeldetails über jedes Produkt erstellt. Diese werden mit den eigenen Produkten von Plagron verglichen, um sie, sofern nötig, weiter zu perfektionieren. Leider kann Plagron die Testergebnisse nicht publizieren und als Verbraucher muss man sich an die Produktvergleiche in unabhängigen Fachzeitschriften halten. Bist du der Meinung, dass ein Produkt von Plagron verbessert werden müsste, oder hast du inhaltliche Fragen zu einem bestimmten Plagron-Produkt? Du kannst gerne jederzeit eine E-Mail schicken an: servicedesk@plagron.com. (x)


55


VOLLBLUT

F1 Fast Version®, schnell wachsend m Jahre 2013 eröffnete Sweet Seeds neue Möglichkeiten im Cannabisanbau. Gemeint ist die Kreation der F1 Fast Version®. Diese Züchtungen sind lichtabhängige Hybride (nicht selbstblühend) einer Kreuzung von selbstblühenden Pflanzen (in diesem Fall einer Auswahl der besten selbstblühenden Genetiken) mit lichtabhängigen Pflanzen (Elite-Klone aus der Mutterbank von Sweet Seeds). In der ersten Generation dieser Kreuzung – „F1-Hybriden“ in der Terminologie der Genetik – entwickeln sich alle Abkömmlinge zu lichtabhängigen Pflanzen, jedoch mit einer beschleunigten Blüte, die im Durchschnitt ein bis zwei Wochen früher eintritt.

I

Charakteristik der F1 Fast Version® - Diese Hybride eignen sich für alle Zuchtmethoden und jede Erde. Besonders gute Ergebnisse erzielt man in hydroponischen/zeoponischen Systemen bei Kunstlicht. - Wegen der kurzen Blütezeit benötigen sie wenig Dünger. Das bedeutet, dass der Geschmack und das Endergebnis immer befriedigend ausfallen. - Es empfiehlt sich, sie voll entwickelt zur Blüte zu bringen, weil 56

sie sensibler für Veränderungen im Lichtzyklus sind, schnell zu blühen beginnen und dabei das vegetative Wachstum teilweise einstellen. - Es ist möglich, sie als Mütter zu nutzen, was sie sehr interessant macht für die Selektion und die Suche nach einem schnellen und ertragreichen „Elite“-Phänotyp.

F1 Fast Version® im Katalog Unter den Geschmacksklassikern von Sweet Seeds findet man außergewöhnliche Sorten wie Jack 47 F1 FV® (SWS51), Black Jack F1 FV® (SWS49), Cream Caramel F1 FV® (SWS40), Green Poison F1 FV® (SWS41) und S.A.D. Sweet Afgani Delicious F1 FV® (SWS53). Bei ihnen wurde die Blütezeit gegenüber der Originalversion um ein bis zwei Wochen verkürzt, ihr sehr geschätztes Aroma hingegen blieb erhalten. Unvergesslich ist Sweet Skunk F1 FV® (SWS54) und sein süßlicher Geschmack, die stimulierenden Big Devil F1 FV® (SWS48) und Sweet Cheese F1 FV® (SWS42) oder die fantastischen Cream Mandarine F1 FV® (SWS50), Killer Kush F1 FV (SWS52) und Sweet Special F1 FV® (SWS43). Jede/r, der sie versucht, ist begeistert. Ich hoffe, ihr könnt alle diese Wunder genießen. Sie sind wirklich leicht zu züchten und bringen sehr schnell exzellente Ergebnisse.





A’LA CANNA

Weihnachtslebkuchen ir meinen, dass zum Fest auch gute Laune gehört, besonders, da wir ja einen Geburtstag feiern. Für gehobene Stimmung und ungetrübte Freude haben wir eine klassische Weihnachtsleckerei etwas aufgemotzt. Gibt es etwas Schöneres, als wenn die ganze Familie zusammen lacht? Die trockenen Zutaten in einer Schüssel mischen. Butter und Zucker in einem Mixer auf mittlerer Stufe zu einer flockigen Masse verarbeiten. Dann nacheinander Eier und Honig zugeben. Anschließend den Mixer auf eine langsamere Stufe schalten und nach und nach die Trockenzutaten zugeben. Den fertigen Teig in drei gleichen Teilen in Folie gewickelt im Kühlschrank ruhen lassen. Inzwischen den Ofen auf 180°C vorheizen. Wenn der Teig fertig geruht hat, eine Portion auf Backpapier legen und reichlich mit Mehl bestäuben. Dann den Teig 7 mm dünn ausrollen, das überschüssige Mehl entfernen und 10 Minuten kühlstellen, damit sich die Formen besser ausstechen lassen. Die fertigen Formen auf ein Backblech legen und sie 12–14 Minuten knusprig und goldbraun backen.

W

60


ür die Cannabutter nimmt man nicht benötigte Blüten, aber auch Pflanzenteile, zum Beispiel Blätter, die auch Wirkstoff enthalten. Achtung, bei dieser Prozedur entstehen starke, unangenehme Gerüche. Den Hanf gibt man in den Topf mit dem Wasser. Auf kleiner Flamme ein wenig kochen lassen, dann Stück für Stück die Butter zugeben. Weitere 2–3 Stunden warm halten, bis das Wasser fast ganz verdunstet ist (Achtung! Bei der Prozedur werden unangenehme Gerüche frei, deshalb besser dann zubereiten, wenn keine Gäste erwartet werden). Vom Feuer nehmen und 30 Minuten ruhen lassen. Danach durch ein feines Sieb geben und eine Stunde in den Kühlschrank stellen. (Wenn man die Flüssigkeit mehrmals siebt, steigert das die Qualität der Butter). Aus dem Kühl-

F

Für die Cannabutter: – 450 g Butter – 8 g Hanf (Blüten, Blätter) – 3,7 l Wasser

schrank nehmen und das Wasser abgießen, die Butter aber unberührt lassen. In der Mikrowelle 30–60 Minuten weich werden lassen, damit sie leichter in ein Gefäß zur Aufbewahrung gegeben werden kann. Die Masse hält sich wochenlang im Kühlschrank und kann statt Öl zum Backen und Kochen verwendet werden. Mit diesem Rezept erhält man ungefähr 220 g Butter. Wir wünschen angenehmes weihnachtliches Backen!

Zutaten: – 500 g Mehl – 1 TL Backpulver – 1,5 TL Salz – 4 TL gemahlener Ingwer – 4 TL gemahlener Zimt – 1,5 TL gemahlene Gewürznelken – etwas Pfeffer – 1 TL frischer Muskat – 220 g Cannabutter – 200 g grober Zucker – 2 Eier – 400 ml Honig

61


A’LA CANNA ach einem besonders anstrengenden Training braucht der Körper Proteine, Kohlenhydrate und Flüssigkeit, um die erschöpften Energievorräte wieder aufzufüllen und den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Hanf-Smoothies sind dafür die perfekte Lösung. Wenn man ein hartes Training absolviert, kommt es leicht zu Schädigungen des Gewebes und zu Beeinträchtigungen bei der Entwicklung des Körpers. Wenn man sicher sein will, dass das Training wirklich Fitness und Kraftzuwachs bringt, sollte man daher darauf achten, was man nach dem Training isst. Kohlenhydrate stellen den Energievorrat wieder her und erleichtern die Regeneration. Proteine helfen, die Muskelgewebe zu regenerieren und aufzubauen. Flüssigkeiten verhindern Dehydration, fördern den Blutkreislauf und bewirken, dass die Nährstoffe effizient zugeführt werden. Aber das ist noch nicht alles: Es ist außerdem wichtig, Nährstoffe und Flüssigkeiten bis zu 30 Minuten nach dem Ende des Trainings zu sich zu nehmen, denn das entscheidet darüber, wie schnell man regeneriert, und bietet die Sicherheit, dass der Körper bekommt, was er braucht, um die Muskelgewebe wiederherzustellen und aufzubauen. Tut man das nicht, oder erst Stunden später, kann die Muskulatur ihre Glycogenreserven nicht voll wieder aufladen, und das führt zu einem Rückgang der Muskelentwicklung. Smoothies sind eine exzellente Mahlzeit nach dem Training, denn die meisten Menschen wollen direkt im Anschluss nichts essen. Statt sich hinzusetzen und zum Essen zu zwingen, obwohl man gar keinen Hunger verspürt, nimmt man einen Smoothie aus der

N

62

Nach dem Training:

Smoothie mit Hanf Tasche und trinkt ihn, sobald man das Laufen beendet hat, vom Fitnessgerät springt oder die Hanteln ablegt. Und wenn man vom Training mit dem Auto nach Hause fährt, ist es viel sicherer, einen Smoothie zu konsumieren als zu versuchen, hinterm Steuer mit einer Hand etwas Festes zu essen. Das folgende Rezept für einen Smoothie nach dem Training enthält Kokosmilch, welche die verlorene Flüssigkeit ersetzt, eine Banane, Grünkohl, Heidelbeeren und Ananas, die Kohlenhydrate bieten, und Hanfsamen oder Hanfherzen, die genügend Protein und essenzielle Aminosäuren enthalten. Die knusprigen Samen passen gut zu einem Smoothie. Hanfherzen sind geschälte Hanfsamen. Sie sind weicher und cremiger, was manche bei einem Smoothie lieber mögen.

Zutaten: – 300 g Grünkohlblätter – 250 ml Kokosmilch (oder Wasser) – 1 geschälte Banane – 150 g Ananas – 150 g Heidelbeeren – 2 Teelöffel Hanfsamen oder Hanfherzen Grünkohl, Kokosnuss, Banane, Ananas, Heidelbeeren und Hanfsamen oder -herzen in ein Mixgerät geben und mixen, bis alles weich ist. Am besten in ein Glas oder eine Tasse gießen und auf der Stelle trinken. Wenn man diesen Smoothie nicht direkt nach dem Training herstellen kann, sollte man ihn vorher zubereiten und mitnehmen.


63





Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.