Medijuana 24

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Nr. 24 1/2016 Feb-März

Medical & Harm Reduction Magazine

18+

LEUKÄMIE UND CANNABISÖL „Ich ertrug das Ganze seelisch und körperlich viel leichter“

GROWEN IM RHYTHMUS DER NATUR Biogrowing, Ökocannabis und Mondphasen

WANN MAN NEIN SAGEN SOLLTE PFLANZENFRESSER Gewaltfreie Ernährung, vegetarisch und vegan





Liebe Leute! s ist Winter, und wir lassen unseren Blick aus dem Fenster unseres warmen Zimmers in die weite Welt schweifen. Natürlich gibt es auch in der Welt des Hanfs wieder viel Neues. Auch diesmal bieten wir euch einen bunten Strauß interessanter Nachrichten aus aller Welt. Von der Bewusstheit wird die Rede sein, natürlich nicht nur vom bewussten Gebrauch von Cannabis, sondern auch von gesundheitsbewusster Ernährung und einer umweltbewussten Lebensweise. Im Grunde geht es immer um Dasselbe: die Schäden für uns selbst und die Umwelt zu minimieren. Wir beschäftigen uns mit der gesunden und gewaltfreien Ernährung, denn wir wissen, dass wir sind, was wir essen. Und natürlich sind wir es auch, die die Nahrung die Nahrung beschaffen. Die also, die im großen Stil Tiere züchten, Getreide anbauen, fischen. Viele wollen damit nichts zu tun haben, nicht einmal als Nutznießer, und verzichten beispielsweise auf Fleisch. Aber ernährt sich jemand, der kein Fleisch isst, gesünder? Der Streit ist alt, ob der Mensch im biologischen Sinne ein Raubtier ist, angewiesen auf den Konsum von tierischem Eiweiß, und ob Fleisch unbedingt zu einer gesunden Ernährung gehört. Vegetarier oder Veganer zu sein, ist ohnehin gerade der Megatrend, wie einer unserer Interviewpartner sagt. Mit allen Vorzügen und Nachteilen, fügen wir hinzu. Denn fleischlos ist nicht unbedingt gesund, und Veganes ist nicht unbedingt organisch. Auch wenn Veganes kein Fleisch enthält, dann manchmal doch Farb- und Konservierungsstoffe, Stabilisatoren und Emulgatoren, und eine Million anderer in der Lebensmittelindustrie übliche Zusätze. Gleiches gilt für den Anbau von Nutzpflanzen. Ein häufiges Argument für das Cannabis ist seine Natürlichkeit, dass es sich um eine seit Jahrtausenden genutzte Pflanze handelt und wir die Cannabiskultur direkt vom Schöpfer erhalten haben. Selbst wenn das wahr ist,

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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot Markus Berger, G.B.I. , Tomas Kardos, H. S. von Vogelsang, Kevin Herzig Toni Straka, N. Nogada Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Photos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

sollten wir nicht vergessen, dass durch chemische Düngemittel und die Verwendung von Insektiziden und Pestiziden wir nicht mehr die makellose Naturpflanze vor uns haben, wie wir sie uns vorstellen. Auf dem Markt gibt es schon Mittel ohne schädliche Chemikalien und Zusatzstoffe, die wir nach Vorschrift bedenkenlos einsetzen können, und es gibt auch noch andere Methoden, die es sich lohnt auszuprobieren. Um die geht es unter anderem in Bio-Grow, dem neuen Buch von Alice Legit, die mit uns über ihr Buch sprach. Auch ein 22-jähriger Leukämiepatient war mangels einer anderen Lösung gezwungen, zu Hause anzubauen. Mit ihm sprachen wir darüber, wie sich sein Leben vor drei Jahren abrupt veränderte, wie von einem Tag auf den anderen aus einem durchschnittlichen Jugendlichen ein Leukämiekranker und dann ein Medizinalcannabispatient wurde. Und wie ihm Cannabisöl bei der Bekämpfung seiner Krankheit und später bei der Rehabilitation half. Auch wenn wir schließlich unser Qualitätsprodukt in Händen halten - frei von Verunreinigungen und Krankheiten - ist es doch immer wichtig darüber nachzudenken, wann und wie wir die Früchte unserer Arbeit genießen. In vielen Situationen ist nämlich der Konsum kontraindiziert: beim Autofahren, in der Schwangerschaft oder beim Vorliegen bestimmter psychischer Probleme. In unserem Artikel zu diesem Thema führen wir zehn Fälle auf, in denen der Konsum von Cannabis nicht oder nur mit besonderer Umsicht empfohlen werden kann. Zum Beispiel beim Lernen, aber da sich im Jugendalter das Gehirn noch entwickelt, verzichtet man am besten während der gesamten Jugendzeit auf das Cannabis oder drosselt den Konsum auf ein sehr niedriges Niveau. Schadensminimierung spielt natürlich auch im Erwachsenenalter eine große Rolle, und nicht jede Form des Konsums ist geeignet und frei von Risiken. Es ist immer wichtig abzuwägen, wenn man ein bewusster Konsument sein will. Und das wollen wir doch sein! Der Red.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS

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ATAMI

41, 59

BUSHPLANET

64, U3

CANNA

U2, 45

DINAFEM SEEDS GREENHOUSE FEEDING GROW CITY

29 21 4–5

GROWGO

55

HANF MUSEUM BERLIN

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HEMP EMBASSY VIENNA

30, 35

HUG‘s

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HULABALOOZA

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INNOVATING PLANT PRODUCTS

11, 19

LAMOTA DISTRIBUCIÓN

19

LUCY‘S RAUSCH

53

NACHTSCHATTEN VERLAG

63

NEAR DARK

10

ONLY A PLANT

17

ÖSTERREICHISCHER HANF VERBAND PLAGRON ROYAL QUEEN SEEDS SERIOUS SEEDS SPANNABIS

13 18, U4 9 47 1

SWEET SEEDS

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UNITED SEED BANKS

20

VAPOSHOP

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VERDAMPFTNOCHMAL

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT LIEBE LEUTE!

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MEDI+GREEN INTERNATIONALES ZENTRUM DER CANNABISFORSCHUNG IN PRAG

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DIE LEGALISIERERINNEN WURDEN NICHT ENTTÄUSCHT

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TOTALE ENTKRIMINALISIERUNG, ÜBERALL!

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LSD STATT KAFFEE?

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CHAPO GESCHNAPPT. NA UND?

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KOLUMBIANISCHES GOLD

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NATUR IM UNGLEICHGEWICHT

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ÖSTERREICHS REFORM DES SUCHTMITTELGESETZES VON ALLEN SEITEN UNTER BESCHUSS

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DIE SIEBEN TODSÜNDEN DES VERBOTS

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BUNDESAGENTUR FÜR CANNABIS

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CBD BEI EPILEPSIE

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ÖSTERREICH: GRÜNE FORDERN CANNABIS AUS DER APOTHEKE Stigmatisierung muss zum Wohl der PatientInnen beendet werden

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GREEN MEDICINE

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FATALER MEDIKAMENTENTEST: WAS HAT CANNABIS DAMIT ZU TUN?

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VERRINGERTE GEFAHR EINES METABOLISCHEN SYNDROMS

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ZUGEKIFFTES FAULTIER

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CANNA+GLOBE WANN MAN NEIN SAGEN SOLLTE

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MEDI+GREEN 2016 – DAS JAHR DES LEGALEN CANNABIS IN KALIFORNIEN?

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ÖSTERREICHS AKTIVISTINNEN AUF DEM WEG ZUR LEGALISIERUNG

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INHALT MEDI+GREEN 37

WEITERER BEWEIS FÜR KREBSHEMMENDE WIRKUNG

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CANNABISKEKSE AUF REZEPT: GESETZESÄNDERUNG IN ISRAEL

MEDIZIN 38–41

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LEUKÄMIE UND CANNABISÖL „Ich ertrug das Ganze seelisch und körperlich viel leichter.“

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GROW 42–45

GROWEN IM RHYTHMUS DER NATUR Gespräch über Biogrowing, Ökocannabis und Mondphasen

VOLLBLUT 46

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EINE SERIÖSE MEDIZINALE PFLANZE: CBD-CHRONIC

CANNA+GLOBE

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FÜNF GUTE GRÜNDE ZU VERDAMPFEN

VOLLBLUT 50

DER WAHRSCHEINLICH SCHNELLSTE BUD DER WELT FAST BUD #2

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CANNA+GLOBE 52–55

PFLANZENFRESSER Gewaltfreie Ernährung, vegetarisch und vegan

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INTERNA AUS EINEM WIENER BIO-IMBISS

A´LA CANNA

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HANF-WRAP

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MISIR WOT

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MEDI+GREEN m 15. Dezember 2015 eröffnete das International Cannabis Research Institute (ICCI) dank einer Zuwendung von einer halben Milliarde Kronen von kanadischen und amerikanischen Investoren. Gesundheitsminister Svatopluk Neˇmecˇek sagte, dies sei die größte Investition privater Mittel in die tschechische medizinische Forschung der letzten Jahre gewesen. Das ICCI ist ein Gemeinschaftsprojekt der Tschechischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und Dioscorides Global Holdings. Nicht nur im neuen Prager Zentrum wird das ICCI wissenschaftlich arbeiten, sondern auch an der Prager KarlsUniversität, an der Masaryk-Universität in Brünn und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Vorrangiges Ziel ist es, zu den wissenschaftlichen Untersuchungen über die Anwendbarkeit von medizinischem Cannabis beizutragen. Das Zentrum hat hochrangige ForscherInnen verpflichtet, unter anderen einen der bekanntesten Erforscher der inneren Cannabinoide und der Anandamide Lumír Ondrˇej Hanuš. Hanuš kooperiert auch mit Raphael Mechoulam, dem Entdecker des THC und CBD, der bei der Einführung des Programms die tschechische Regierung über medizinisches Cannabis beriet. Pavel Kubu˚, Direktor des ICCI, sagte, dass man mit den Forschungen einen Beitrag zum individuellen Therapieangebot leisten möchte. Dabei wol-

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Internationales Zentrum der Cannabisforschung in Prag le man auch die Erfahrungen von Kranken nutzen, die auf illegalen Wegen oder durch Eigenanbau an Cannabis gekommen sind und damit ihre Symptome kuriert haben. Die GründerInnen des Instituts glauben, dass die unwissenschaftliche Einstellung zum Cannabis und die Angst vor seinem Missbrauch dafür verantwortlich sind, dass Cannabis nicht

für alle PatientInnen verfügbar ist, obwohl es auf Rezept erhältlich ist. In Tschechien ist gegenwärtig nur importiertes Cannabis zu haben, das für die meisten PatientInnen zu teuer ist. Außerdem zögern viele Ärzte, es zu verschreiben. Vorläufig können nur PatientInnen mit Multipler Sklerose und AIDS Cannabis auf Rezept bekommen.

Die LegalisiererInnen wurden nicht enttäuscht enn wir von der Legalisierung sprechen, denken wir meist unwillkürlich an Colorado, den ersten Staat der USA, wo die Cannabisregulierung als Ergebnis einer Volksabstimmung ins Leben gerufen wurde. Nach Ablauf von zwei Jahren war es – bei deutlichen wirtschaftlichen Erfolgen – an der Zeit, die Meinung der EinwohnerInnen zu der Frage zu hören. Im Jahr 2012 stimmten 55 Prozent der BürgerInnen von Colorado für eine gesetzliche Regelung und 44 Prozent dagegen. Die Kampagne ist aber damit noch nicht beendet. Aus den Steuereinnahmen werden faktenbasierte Informationsmaterialien finanziert, die unter anderem erklären, warum die Legalisierung besser ist als ein Verbot. Von der Gegenseite wird Kevin Sabet, Leiter des Instituts für Drogenpolitik in Florida und Gegner Nummer Eins der Grasregulierung, nicht müde, die Gefahren des legalen Ganja zu beschwören. Obwohl das Programm noch läuft, scheint sich der Standpunkt der Bevölkerung in der letzten Zeit gefestigt zu haben. Nach der Untersuchung von November 2015 sind noch immer 55 Prozent der BürgerInnen für die Legalisierung, während die Zahl der GegnerInnen auf 41 Prozent zurückgefallen ist. Das kann be-

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deuten, dass sich 3 Prozent nicht mehr sicher sind, dass das Gras bei den Dealern am besten aufgehoben ist. 53 Prozent der BürgerInnen sind der Meinung, dass die Legalisierung dem Staat gut getan hat, was bedeutet, dass die BefürworterInnen nach der Einführung nicht enttäuscht wurden. Diese Ergebnisse sind besonders für PolitikerInnen wichtig, die in der Frage der Marihuanaregulierung einen kon-

kreten Standpunkt einnehmen möchten. Daher betrachten sie Colorado als Versuchslabor. Aufgrund der zweijährigen Erfahrung können sie nun sehen, dass ein Eintreten für die Marihuanalegalisierung nicht zu einem Verlust der Wählerschaft führt, ja die Ergebnisse scheinen sogar das Gegenteil zu belegen. Daher macht ein/e PolitikerIn gewiss keinen Fehler, wenn er/sie auf legales Cannabis setzt.


Totale Entkriminalisierung, überall!

ie für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Vereinbarungen schreiben keine Strafen für Drogengebrauch vor, trotzdem sind sie in den meisten Ländern Usus. Der UN-Sonderberichterstatter

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Dainius Puras riet, die Drogenpolitik von Grund auf zu überdenken; die Regierungen sollten endlich die DrogenkonsumentInnen in Frieden lassen. Er argumentierte, dass die Bestrafung als wirksames Mittel der Abschreckung erscheine, dies aber nicht sei. Die Drogenpolitik garantiere den BürgerInnen nicht das Recht auf Gesundheit. Das begründete er mit dem Zwang, im Verborgenen zu bleiben, und der Angst vor Stigmatisierung. Wer nämlich befürchten müsse, dass ihm nach den Buchstaben des Gesetzes ein paar Jahre hinter Gittern drohen, der würde auch bei gravierenden Gesundheitsproblemen keine Hilfe suchen. In den meisten Ländern sei es schon vorgekommen, dass ein Arzt eine Behandlung wegen aktiven Drogenkonsums verweigerte. Der UN-Sonderberichterstatter fasst zusammen, dass die medizinischen Probleme der KonsumentInnen oft in der Kriminalisierung lägen, also in der Strafandrohung. Aktuell ist der offene Brief des UN-Sonderberichterstatters wegen der UNGASS, der hochrangigen UN-Sitzung im April, auf der nach nunmehr neun Jahren die gesteckten Ziele der Drogenabkommen überprüft werden sollen. Verbesserungsbedarf gibt es.

LSD statt Kaffee? SD ist bekanntermaßen eines der potentesten Halluzinogene. 200 Mikrogramm, also 0,0002 Gramm reichen aus für eine acht– bis zehnstündige Reise, die Hirn und Seele verdrehen kann. Bei solchen Größenordnungen fällt das Dosieren nicht leicht. Ausdauernde Studien von InteressentInnen haben aber ans Licht gebracht, dass ein Zehntel dieser Dosis eine komplett andere Wirkung entfalten kann. James Fadiman hatte schon in den 1960er Jahren, noch vor dem Verbot des LSD, Experimente mit psychedelischen Mitteln durchgeführt, und nachdem Forschungen wieder erlaubt waren, veröffentlichte er 2011 sein Buch The Psychedelic Explorer s Guide. Im gleichen Jahr veröffentlichte er auf einer Konferenz eine Reihe von persönlichen Berichten über die Mikrodosierung von LSD. Ungefähr 10 bis 20 Mikrogramm verursachten demnach keine Wahrnehmungsstörungen, hätten aber eine positive Wirkung auf die geistige Fokussierung und ermöglichten stundenlanges konzentriertes Arbeiten. Nach der Publikation seines Buches erreichten Fadiman mehr und mehr persönliche Erfahrungsberichte, die das Phänomen bestätigten, und so gelangte das Wissen darum langsam aber

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sicher in den Mainstream. Der aufstrebende Leiter eines Start-ups berichtete vor Kurzem, dass er jeden vierten Tag mit einer minimalen Dosis LSD starte. Damit verpasse er seinen Vorträgen den richtigen Schwung und glätte auftretende Probleme. Kann es sein, dass der Stern des Kaffees im Sinken begriffen ist?


MEDI+GREEN

Chapo geschnappt. Na und? nfang Januar 2016 – ein halbes Jahr nach seinem sagenhaften Ausbruch – berichteten amerikanische wie mexikanische Polizei voller Stolz, man habe den bedeutendsten Drogenkartellchef unserer Zeit El Chapo Guzmán alias „der Kleine“ wieder eingefangen. Nun ist die Frage, ob damit der Krieg der mexikanischen Drogenkartelle zu einem Ende kommt. Nach Ansicht der AnalystInnen ist es jedoch zu früh, die Sektkorken knallen zu lassen. Das Vermögen des Chefs des Sinaloa-Kartells muss den Vergleich mit den reichsten Männern der Welt nicht scheuen, und nach Guzmáns Angaben schmuggelt seine Organisation mehr Heroin, Methamphetamin, Kokain und Marihuana als irgendjemand sonst auf der Welt. Der größte Teil davon überschwemmt die USA, die sich vor nicht allzu langer Zeit noch in der Rolle des Vorkämpfers bei der Ablehnung von Drogen gefiel. In dem berühmt gewordenen Interview mit Sean Penn beteuert der Chef des Kartells, dass es keine spürbaren Auswirkungen auf die

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Aktivitäten von Sinaloa haben würde, wenn man ihn fassen sollte. Offenbar hat der Kleine keine leeren Worte gemacht. Ein Jahr nach seiner Verhaftung stellte das amerikanische Drogenbüro nur minimale Veränderungen im Kartellbetrieb fest und absolut kein Nachlassen seiner Aktivitäten. Der größte Unterschied war jedoch, dass die mexikanische Regierung auffällig wenig vom Sinaloa-Kartell sprach. Es wäre sicher unangenehm gewesen einzugestehen, dass die Festsetzung einer Figur vom Format Al Capones keinen sichtbaren Nutzen brachte. Böse Zungen behaupten, auch das Timing des neusten Handstreichs sei nicht zufällig gewesen. Der mexikanische Peso sei gegenüber dem Dollar auf ein historisches Tief gefallen, wovon die Regierung mit allen Mittel ablenken wolle. Der Verantwortliche für die Aktion, der Leiter des amerikanischen Büros für Drogenangelegenheiten, schätzte die Geschichte eher als „moralischen Sieg“ ein. Er sagte, das Kartell werde unter dem Stellvertreter von El Chapo, „El Mayo“ Zam-

bada, genauso gut funktionieren. „Die Infrastruktur wurde über Jahrzehnte entwickelt, allein, dass wir den Chef entfernen, wird sie nicht zusammenbrechen lassen.“ Die Drogenreformorganisation fordert schon lange, die Kartelle dort zu schlagen, wo es sie am meisten schmerzt, nämlich auf ihrem Markt. Schon nach den ersten Legalisierungen in Colorado und Washington warfen viele mexikanische Grashändler das Handtuch und viele Kartelle verlegten sich auf das billige Methamphetamin. Es wäre aber falsch zu glauben, dass Gras nicht mehr im Angebot sei. Um nur ein Beispiel aus jüngster Zeit anzuführen: Im Januar 2016 beschlagnahmten die amerikanischen Grenzschützer eine Tonne Marihuana aus Mexiko, die als Möhren deklariert war. Wenn in den USA die Legalisierung von Marihuana auf Bundesebene erfolgen würde, verlören solche Aktionen ihren Sinn vollkommen und die Mehrheit der Amerikaner würde ihr Cannabis eher von zertifizierten ZüchterInnen kaufen als in mexikanischen Unterweltlabors hergestelltes Methamphetamin, um das Krieg geführt und das unterwegs tausendmal gestreckt wurde.



MEDI+GREEN ährend in Mexiko nach dem Urteil des Obersten Gerichts sofort Maßnahmen ergriffen wurden, um Anbau und Genuss von Cannabis zu einem unveräußerlichen Menschenrecht werden zu lassen, schlägt Kolumbien einen anderen Weg ein: Es bemüht sich um die Einführung von medizinischem Marihuana und beabsichtigt auch, es auf den Weltmarkt zu bringen. Diese Pläne verkündete im November 2015 der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos. Man stelle sich vor, den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke und den Handel damit juristisch zu ermöglichen, man bereite aber auch die Option des Exports vor. Das ist die umgekehrte Logik wie beispielsweise in Tschechien, wo man mit einer Erlaubnis Cannabis auf Rezept bekommt, es für viel Geld und in begrenzter Menge aus Holland beschaffen kann, da für den Anbau im Lande noch kein Plan ausgearbeitet wurde. Santos kam wahrscheinlich über die Exportchancen und weniger über die Fürsorge für die kranken Landsleute auf medizinisches Cannabis. Dennoch ist es vorstellbar, dass sich dieses Modell für die CannabispatientInnen als wirksamer herausstellt als das tschechische. In einem Interview mit BBC Mundo argumentierte Santos folgendermaßen: „Ein gewaltiger Bedarf zeichnet sich ab. In Kana-

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Kolumbianisches Gold da und den USA befassen sich seriöse Firmen mit Marihuana in zahlreichen Therapien und medizinischen Behandlungen.“ Das hört sich nicht an wie die Worte eines Philanthropen, der an die Einführung ausgezeichneter medizinischer Dienstleistungen denkt, sondern eher wie die eines Geschäftsmanns, der sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen will. Aber in dem Land, aus dem eine so legendäre Sorte wie Columbia Gold stammt, die in den

1970er Jahren in den USA weit verbreitet war, und wo der Kampf gegen die Drogenkartelle stetig neue Mittel erfordert, könnte der Plan tatsächlich funktionieren. Zudem erfuhr er Unterstützung von medizinischer Seite. Die etwa 400.000 EpileptikerInnen des Landes könnten vom medizinischen Cannabis profitieren; für sie könnte man CBD-reiche Sorten veredeln. Man sollte das kolumbianische Modell im Auge behalten.

Natur im Ungleichgewicht

und ordnet sie ihren hehren Zielen unter. Die UN-Vereinbarung über den Schutz des Weltnatur und -kulturerbes hält sie nicht zurück, noch weniger interessiert sie der Schutz der indigenen Völker oder die Entwicklung eines nachhaltigen Wirtschaftens. Während sich die Staaten auf dem Klimagipfel für die Halbierung der Urwaldrodungen aussprechen, rückt das gemeinsame Menschheitsziel jeden Tag ein Stück weiter in die Ferne. Die Studie appelliert an die UN, dieses Problem ernstlich zu analysieren, und drängt auf eine neue Politik, die den Schutz der Natur im Auge behält.

enn wir über die Auswirkungen des Drogenverbots sprechen, halten wir uns selten die Begleitschäden vor Augen, die den ganzen Planeten betreffen, nämlich die verursachten Umweltschäden. Die Open Society Foundations (OSF) widmeten dieser Frage eine neue Publikation, in der sie ein bedrückendes Bild zeichnen und auch die VerbotsanhängerInnen nachdenklich stimmen. Erstaunlich viele Menschen können sich mit dem Gedanken anfreunden, dass die an Drogenvergehen Schuldigen schwere Beschneidungen ihrer Menschenrechte erleiden und sie sogar inhaftiert werden können, glauben aber nicht im Ernst, dass verschiedene ihnen zugedachte Sanktionen Risiken für die allgemeine Gesundheit in sich bergen. Es kann niemandem gleichgültig sein, dass der Vernichtungsfeldzug gegen Cannabis unsere Erde für Jahrzehnte zugrunde richtet und den Alltag der Menschen, die von den Früchten der Erde leben, beeinträchtigt. Die Studie der OSF deckt auf, dass die Größe der für den Drogenanbau genutzten Ackerflächen unbedeutend ist, der gegen sie geführte Kampf die AnbauerInnen aber in immer neue Gebiete treibe. Die gerodeten Wälder und die mit Pestiziden unbenutzbar gemachten Felder lassen

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sie zurück. Die Verfolgung der Opium-, Cocaund CannabisanbauerInnen führe folglich zu übermäßigen Schädigungen der Umwelt und stelle eine Gefahr für die Biodiversität dar. So wurden in Kolumbien in den letzten 15 Jahren etwa 3.000 Quadratkilometer Wald für den Kokaanbau gerodet, ohne chemische Bekämpfung wäre es nur ein Bruchteil davon gewesen. Diesen Raubbau an der Natur unterschätzt die Drogenpolitik im Allgemeinen


MEDI+GREEN

Österreichs Reform des Suchtmittelgesetzes von allen Seiten unter Beschuss as neue Jahr war keine zwei Wochen alt – und schon wurde die praxisfremde Reform des österreichischen Suchtmittelgesetzes (SMG) in der Luft zerrissen. Während sich die Hanflobby darüber aufregt, dass Cannabis allen wissenschaftlichen Fakten zum Trotz weiterhin mit tödlichen Drogen wie Heroin oder Methamphetamin in einen Topf geworfen wird, klagt auch die andere „Front“ über unerwartete Probleme. Selbst die Wiener Polizei ist mit dem Gesetzes-Hüftschuss äußerst unzufrieden, weil er den Schwarzmarkt begünstigt. „Es kann nicht sein, dass die österreichische Bundesregierung weiterhin alle wissenschaftlichen Fakten zu einer nebenwirkungsarmen Heilpflanze ignoriert, die bei über 250 Krankheiten erfolgreich eingesetzt wird“, sagte Toni Straka, Vorsitzender des Hanf-Instituts, anlässlich der Gesetzesreform, die seiner Ansicht nach nur kurzen Bestand haben wird. Aus Sicht des Hanf-Instituts wälzt das Justizministerium mit der SMG-Novelle lediglich Kosten auf den Gesundheitssektor ab und be-

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stimmt damit Amtsärzte als letzte Instanz, um zwischen Therapie oder Strafe zu entscheiden. Wenn jährlich rund 25.000 HanffreundInnen wegen ihrer Entscheidung für ein ungiftiges Heil- und Genussmittel zum Amtsarzt müssten, würden die Kosten dafür laut Straka ins Unermessliche steigen.

Polizei: Neues Gesetz ist nicht durchsetzbar Auch Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl zeigte sich in einem Interview Mitte Januar 2016 äußerst unzufrieden über diese Reform, weil dadurch de facto der Straßenhandel begünstigt würde. „Man hat versucht, im Bereich der Gewerbsmäßigkeit die Bestimmungen lockerer zu gestalten. Und das betrifft auch den gewerbsmäßigen Suchtmittelhandel. Leider sind diese neuen Bestimmungen zur Bekämpfung des Straßenhandels meiner Meinung nach weitgehend ungeeignet“, sagte Pürstl der Tageszeitung Kurier.

Vizepolizeipräsident Gerhard Mahrer fügte hinzu, dass die neue unklare Rechtslage auch wieder zu einer stärkeren Vermischung der Hanf- mit der Drogenszene geführt habe: „[Das ist] deutlich [erkennbar]. Und man hat von Heroin und Kokain zusätzlich sehr stark auf Marihuana umgestellt. Das ist eine neue Entwicklung.“ HanfaktivistInnen sind ob der unerwarteten Kritik aus den Reihen der Exekutive optimistisch, dass die österreichische Bundesregierung angesichts der täglich wachsenden Erkenntnisse um die Heilwirkung von Hanf bald mit einer neuen Gesetzesvorlage reagieren müssen wird. „Hanf ist schon lange in der Gesellschaft als Heil- und Genussmittel etabliert. Nur die Bundesregierung hält weiterhin daran fest, dass die Erde eine Scheibe beziehungsweise Cannabis ein Suchtgift ist“, sagte Straka. „Die neue Rekordzahl von über 25.000 Anzeigen wegen Cannabisbesitzes im Jahr 2014 zeigt, dass ein gesundheitliches Problem nicht im Strafrecht geregelt werden kann.“


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MEDI+GREEN zum Handel mit Drogen gezwungen. Auch der Menschenhandel nach Europa floriert: Etwa die Hälfte der verkauften Kinder gelangt in die Hände organisierter Verbrecher; die meisten von ihnen werden zur Arbeit auf Cannabisplantagen gezwungen.

Vorstrafen zerstören die Zukunft von Jugendlichen Die Jugendarbeitslosigkeit hat ein alarmierendes Ausmaß angenommen. So gut wie keine Chancen haben die jährlich 80.000 Jugendlichen, die in England und Wales wegen Drogenbesitzes verurteilt werden. Die Strafe kann für die Jugendlichen schädlicher sein als der Drogenkonsum selbst. Die Ausweiskontrollen bei bestimmten Gesellschaftsgruppen stigmatisieren darüber hinaus die ganze Umgebung, in der sie aufwachsen.

Die sieben Todsünden des Verbots ährend man in Übersee langsam aus dem Delirium des Drogenkrieges erwacht, hoffen die meisten europäischen PolitikerInnen, den Drogenkonsum mit drastischen Strafen zurückdrängen zu können. Der britische Arzt Christian Jessen beleuchtet in seiner beliebten Sendung Embarrasing Bodies, in der regelmäßig Tabus gebrochen werden, die Nachteile des Drogenverbots. In seinen im Independent veröffentlichten Artikeln berichtet Jessen aus seiner ärztlichen Praxis und legt offen, dass die Gründe, Drogen zu konsumieren, sehr komplex sind und ihnen mit einem Verbot nicht beizukommen ist. Zu den Gründen zählten Zeitdruck, gefährliche Drogen-Trends, Risikobereitschaft und der Reiz der verbotenen Frucht. Das Drogenverbot sei zwar verbreitet, aber nicht unbedingt verpflichtend, sagte Jessen. Portugal könne als Beispiel dafür dienen, dass die Entkriminalisierung durchgesetzt werde und infolgedessen Problemfälle erfolgreicher versorgt werden könnten. Der Drogenkonsum sei dadurch nicht populärer geworden. Selbst eine aktuelle Untersuchung der britischen Regierung stellt fest, dass ein Drogenverbot den Konsum nicht verringert, sondern sieben unerwartete negative Folgen zeitigt:

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Der Konsum von Drogen wird gefährlicher und medizinisch riskanter Die Jugend hat schon immer Drogen ausprobiert, und das wird sich auch nicht ändern. Die damit verbundenen Probleme werden durch die Kriminalisierung nur verschärft, denn die Stärke der von der Straße beschafften Drogen ist nicht bekannt. Sie können sogar mit noch gefährlicheren Mitteln gestreckt sein.

Jeder kann sie bekommen, denn Dealer kontrollieren keine Ausweise. In vielen Teilen der Welt gibt es keine speziellen Anlaufstellen für Jugendliche, an die sie sich bei Drogenproblemen wenden könnten.

Gewalttätige Drogenbanden bedrohen Jugendliche Von Brixton über Bogotá bis Baltimore besteht für KonsumentInnen die Gefahr, in Feuergefechte von Drogenkriminellen zu geraten. Allein in Mexiko brechen jährlich 5.000 SchülerInnen die Schule ab, um KämpferIn für ein Drogenkartell zu werden.

Drogenhandel kann zu Menschenhandel und Kindersklaverei führen Nicht nur in Afghanistan, Kolumbien und Burma werden Kinder zur Herstellung und

Durch die Inhaftierung von Erwachsenen zerbrechen ganze Familien Durch massenhafte Gefängnisstrafen wegen Drogenbesitzes – speziell von Drogen konsumierenden Eltern, die dadurch ihre Erziehungsrechte verlieren – wachsen viele Kinder ohne die Liebe ihrer Eltern auf, was Schädigungen für ihr ganzes Leben bringen kann. In Großbritannien werden Kinder unter Vormundschaft siebenmal häufiger alkohol- und drogensüchtig; die Wahrscheinlichkeit, ins Gefängnis zu kommen, liegt 50-mal höher und jene, obdachlos zu werden, 60-mal höher.

Jugendliche mit Drogenproblemen fürchten sich davor, Hilfe zu suchen Wegen der Strafen, der Schande und dem Ärger in der Familie fürchten sich Jugendliche oft davor, Hilfe zu suchen. Doch dadurch potenzieren sich die Probleme noch. Alle Todesfälle und alle bleibenden Schäden durch Drogen bei Jugendlichen wären vermeidbar.

Die Beschränkung wirksamer präventiver Drogenaufklärung bringt Jugendliche in Gefahr Drogenaufklärung unter dem Motto „Just say no!“ funktioniert nicht, ebenso wenig die Kriminalisierung dahingehend, „eine Lektion zu erteilen“. Nach den Untersuchungen sind ehrliche und auf Fakten basierende Kampagnen am wirkungsvollsten auf die impulsive Einstellung zu Drogen. Diejenigen, die schon Drogen probiert haben, sollten Informationen zur Schadensbegrenzung bekommen, damit die Gefahren, die oben beschrieben wurden, verringert werden und sie am Leben bleiben. 15


MEDI+GREEN isher konnte man von den Christdemokraten keinen positiven Schritt beim Cannabis erwarten, und jetzt sowas: Nach einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums soll der Cannabisanbau und -handel im Interesse der unter schweren Krankheiten Leidenden unter staatliche Kontrolle gestellt werden. In einem ersten Schritt würde es den unter schweren Krankheiten Leidenden ermöglicht, Cannabis auf Rezept zu beziehen, wobei die Krankenkassen einen Teil der Kosten übernähmen. Das ist ein gewaltiger Schritt, auch wenn das Gesetz den bequemeren Anbau zu Hause nicht gestattet. Das Programm für medizinisches Marihuana ist in Deutschland nicht vollkommen neu, gegenwärtig können insgesamt 400 PatientInnen, hauptsächlich solche mit Krebs im Endstadium, Cannabis erhalten, aber nur auf eigene Kosten. Aus Holland importiertes Cannabis ist durch den Zoll teurer als auf der Straße. Nach dem neuen Regulierungsplan erhält ein weiterer Patientenkreis Cannabis, welches der deutsche Staat anbauen und kontrollieren würde. Dadurch würde gesicherte Qualität schneller, billiger und mit staatlicher Förderung an die Kranken weitergegeben. Anfang 2015 schlug die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler vor, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für

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CBD bei Epilepsie achdem die am Dravet-Syndrom – einer schweren Form der Epilepsie – erkrankte Charlotte Figi erfolgreich mit Cannabis von hohem CBD-Gehalt behandelt werden konnte, wird die Behandlung von Epilepsie mit CBD unter Hochdruck erforscht. Das aus Cannabis gewonnene Epidolex, das reines CBD enthält, kann nach neuesten klinischen Untersuchungen die gegenwärtige Therapie ergänzen. In den im April 2015 veröffentlichten Untersuchungen wurden 137 EpileptikerInnen mindestens zwölf Wochen lang mit dem CBD-Produkt der Firma GW Pharmaceutical behandelt. Bei 54 Prozent der ProbandInnen wurden die Anfälle gedämpft; die Symptome des Dravet-Syndroms verringerten sich sogar um 63 Prozent. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchungsphase wurden im Dezember 2015 auf der Webseite der Amerikanischen Epilepsiegemeinschaft bekannt gegeben. An den an nunmehr 16 Orten durchgeführten Untersuchungen nahmen 261 Personen teil. Dies waren hauptsächlich Kinder (Durchschnittsalter: elf Jahre) mit so schweren Symptomen, dass sie

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Bundesagentur für Cannabis verschriebenes Cannabis für chronisch Kranke und unter schweren Schmerzen leidende PatientInnen übernehmen sollten. „Unser Ziel ist es, dass in Zukunft mehr Menschen Cannabis als Medizin bekommen können“, sagte Mortler im Februar. „Wir wollen noch dieses Jahr das Gesetz durch den Bundestag bringen, damit es ab nächstem Jahr greift.“ Ob-

wohl der Plan bis Ende 2015 nicht angenommen wurde, ist alles vorbereitet und bedarf nur noch der Überprüfung des Kanzleramts, damit in den nächsten Monaten über die Änderungen des Betäubungsmittelgesetzes abgestimmt werden kann. Vorläufig ist nicht absehbar, ob die Zielvorgabe 2016 für die Umsetzung des Gesetzes realistisch ist.

mit herkömmlichen Therapien nicht behandelt werden konnten. Die Untersuchung dauerte zwölf Wochen, innerhalb derer die Gabe von Epidolex ständig erhöht wurde. Nach drei Monaten sank die Anzahl der epileptischen Anfälle bei den TeilnehmerInnen um 45 Prozent. Fast die Hälfte der Probanden berichtete von einer Senkung um mindestens 50 Prozent, und 9 Prozent von ihnen wurden vollkommen symptomfrei. Bei den vom Dravet-Syndrom Betroffenen verringerten sich die Anfälle um 62 Prozent und 13 Prozent von ihnen wurden symptomfrei. Die Symptome des Lennox-Gastaut-Syn-

droms, welches atonische Anfälle verursacht, wurden noch deutlicher, nämlich um 71 Prozent, gesenkt. Etwas mehr als 10 Prozent der Kranken klagten über Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Müdigkeit und Durchfall. In 5 Prozent der Fälle war die Therapie mit schweren Nebenwirkungen verbunden: Veränderungen der Leberenzymfunktionen, Erhöhung der Anfallzahlen und starker Durchfall. Insgesamt erlangten die MedizinerInnen in der neuen Untersuchungsphase mehr Erkenntnisse darüber, welche/r PatientIn am meisten von der CBD-Therapie profitiert.


MEDI+GREEN

Österreich: Grüne fordern Cannabis aus der Apotheke Stigmatisierung muss zum Wohl der PatientInnen beendet werden Anwendung endlich aus der Illegalität zu heben!“ Die Reform des Suchtmittelgesetzes greift dahingehend leider nicht. PatientInnen, welche dabei ertappt werden, Cannabis zu besitzen oder selbst zu ziehen, werden seit Januar 2016 der Gesundheitsbehörde gemeldet – welche dann Therapien und regelmäßige Drogentests anordnen kann. Sollten die Erwischten diese Prozedur nicht mitmachen, werden sie – wie zuvor – bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Schluss soll endlich mit der Praxis gemacht werden, dass Cannabis in medizinischer Qualität in Österreich angebaut, nach Deutschland exportiert, dort wiederum extrahiert und das extrahierte THC wieder nach Österreich zurückverkauft wird – so jedenfalls der dringliche Wunsch der ARGE CANNA. Die Patientenvertretung hält dagegen, es wäre viel effizienter und ökonomischer, die Blüten direkt abzugeben, zumal diese auch bei den PatientInnen bessere Ergebnisse erzielten. ie Patientenvertretung ARGE CANNA freut sich, dass die österreichischen Grünen sich für Cannabisblüten aus der Apotheke stark machen. Diese fordern ein System analog zu dem in Deutschland: Das durch die Cannabisagentur produzierte Cannabis soll in Apotheken direkt an die PatientInnen abgegeben werden. Es ist längst an der Zeit, PatientInnen in Österreich adäquat mit medizinischem Cannabis zu versorgen. „Der Einsatz von Cannabis als Medizin ist in Österreich noch immer mit großen Hürden verbunden. Dabei ist das breite Wirkungsspektrum gut erforscht. Cannabis lindert zum Beispiel die Begleitsymptome einer Chemotherapie, hat eine stark schmerzlindernde Wirkung, mildert Angstzustände und Spastiken – und ist für den menschlichen Körper besser verträglich als Opiate“, sagte die grüne Gesundheitssprecherin Eva Mückstein.

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Eine im Herbst 2015 in Kraft getretene Änderung der Suchtgiftverordnung schafft die Möglichkeit, dass ein aus Cannabis extrahierter natürlicher Wirkstoff in Form von Zubereitungen von den Apotheken abgegeben werden kann, was durchaus eine Verbesserung der bestehenden Situation darstellt. Der natürliche Wirkstoff in seiner Reinform ist jedoch einem Vollauszug bzw. der Blüte unterlegen, da sich die verschiedenen Wirkstoffe (Cannabinoide) in ihrer Wirkungsweise ergänzen. Gerfried Düregger, Vorsitzender der ARGE CANNA, meint dazu: „Es wäre ein wichtiger Schritt hin zur lückenlosen Versorgung von leidenden PatientInnen mit medizinischem Cannabis in seiner natürlichen Form, doch als Sofortmaßnahme wäre es einmal notwendig, PatientInnen den Anbau zu ermöglichen und den Anbau für die medizinische


MEDI+GREEN uf der Ausstellung Expo Weed, die letztes Jahr in der chilenischen Hauptstadt stattfand, debütierte Green Medicine. Der Dokumentarfilm über Chiles Medizinalhanfrevolution widmet sich dem ungewöhnlichen Weg der Stiftung Daya, die Südamerikas erste Medizinalhanfplantage betreibt. Regisseur Diego Estay verfolgte mit seinem Team sechs Monate lang das Projekt der Stiftung Daya. Der Film ist eine Coproduktion von Geek Media und Paradise Seeds aus Amsterdam. Seit dem 15. Dezember 2015 ist er auch auf dem YouTube-Kanal von Paradise Seeds zu sehen. Im September 2014 erhielt die Stiftung Daya von der chilenischen Regierung die Genehmigung, 400 Cannabispflanzen für die Therapie von PatientInnen aus der Hauptstadt Santiago anzubauen. In den folgenden Monaten wurde das Projekt Thema öffentlicher Diskussionen. Als im Oktober 2015 die Genehmigung auf 6.000 Pflanzen erhöht wurde (die ebenfalls aus Samen von Paradise Seeds gezogen wurden), war das ein Riesenerfolg. Green Medicine konzentriert sich auf die erste Anbauphase von September 2014 bis April 2015 und auf wissenschaftliche Forschungen zum Medizinalhanf. Im Film werden mehrere WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und PatientInnen interviewt, die Medizinalcannabis benutzen, darunter ein Kind, das sich von

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Gehirntumor geheilt Emilia Mourgues

Green Medicine einem Hirntumor erholt. Die Aktivitäten von Daya sind revolutionär, denn im Gegensatz zu den großen Pharmaherstellern, die Medikamente auf Hanfbasis monopolisieren wollen, ist Daya eine Wohlfahrtsorganisation, die mit lokalen Gemeinschaften kooperiert. „Ich glaube, dass der Film das globale Erwachen im Allgemeinen und die Veränderungen in Chile im Besonderen ausdrückt“, sagte Estay. „In Chile setzen sich die Stiftung Daya und

PolitikerInnen, die in die Zukunft blicken, für Veränderungen ein. Medizinisches Cannabis setzt sich in allen Schichten der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft durch.“ Luc Krol, Produzent des Films, sagte im Namen von Paradise Seeds: „Wir wussten von Anfang an, dass das Projekt der Stiftung einzigartig ist. Uns fesselte die Möglichkeit, zusammen mit Daya diese chilenische Erfolgsstory in Diegos Film zu zeigen.“

Batmix von Plagron SUBSTRATE / FERTILISED Anbau für besten Geschmack und Spitzenaroma Plagron verfügt über eine umfassende Palette von Substraten. Jedes Substrat is einzigartig und hat Eigenschaften, die nur von den Qualitätssubstraten von Plagron erwartet werden können. Teste es selbst und erfahre die Vorteile von Batmix. Plagron Batmix ist zusammengesetzt aus den besten, sorgfältig ausgewählten Torfarten. Durch Zugabe verschiedener Fasertypen und Perlite wird ein optimales Luft- und Sauerstoffniveau erreicht. Der reichlich vorhandene und einzigartige Plagron Wurmhumus garantiert ein hochwertiges biologisches Leben und eine weitere Verbesserung des Wasserhaushaltes. Der wichtigste Nährstoff von Batmix ist Fledermausdung (Bat Guano). Fledermausdung ist von Natur aus reich an Phosphor und Kalium. Dies garantiert eine extrem kräftige Blütenentwicklung. Nur unter perfekt kontrollierten Bedingungen kann Bat Guano zu diesem Batmix Qualitätsprodukt verarbeitet werden. Batmix enthält ausreichend Nährstoffe für den kompletten Zyklus der Pflanzen. Deshalb in den ersten 6 Wochen keinen Dünger hinzufügen. Danach, abhängig von der Entwicklung der Pflanzen, düngen. Vorteile von Batmix: – Zusätzliches Phosphor und Kalium aus dem zugefügten Fledermausdung – Verbessert Aroma und Geschmack – Komplette Düngung für mindestens 6 Wochen – Stimuliert und beschleunigt die Blüte – Fördert die Widerstandskraft Verpackungseinheit: 25- und 50-Liter-Sack Hast Du noch Fragen? servicedesk@plagron.com Mehr Infos über Batmix und andere Produkte findest Du auf www.plagron.com

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MEDI+GREEN

Fataler Medikamententest: Was hat Cannabis damit zu tun?

linische Studien inklusive Tests an Menschen sind Alltag: Ohne diese Versuche bekäme kein Medikament eine Zulassung. Ein solcher Test ist nun in Frankreich ordentlich schiefgegangen. Trotz strenger Regulierung und ärztlicher Aufsicht ist Mitte Januar ein Mann gestorben, vier Menschen leiden unter schweren neurologischen Beschwerden. Zahlreichen Medien konnte man entnehmen, dass es sich um ein Medikament auf Cannabisbasis handele. Diese Behauptung stellte sich kurze Zeit später als unwahr heraus. Vielmehr wurde dieses Medikament

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entwickelt, um den Abbau der endogenen – also körpereigenen – Cannabinoide zu hemmen. Der klinische Versuch läuft bereits seit dem vergangenen Sommer. Ungefähr 90 Menschen haben den Wirkstoff des Herstellers Bial aus Portugal genommen, weitere erhielten einen Placebo. Zu Beginn wurde der Wirkstoff als Einmaldosis verabreicht, später sollte die Arznei mehrmals genommen werden. Fünf der sechs StudienteilnehmerInnen waren einige Tage nach der Einnahme der Arznei, die sie ab dem 7. Januar 2016 in

veränderter Dosis eingenommen hatten, ins Krankenhaus eingeliefert worden. Bei dem ersten Patienten, dessen Zustand sich sehr schnell verschlechterte, wurde zunächst ein Schlaganfall vermutet. Der Zustand der anderen vier PatientInnen – welche unter unterschiedlich schweren neurologischen Störungen leiden – habe sich in den ersten Tagen verschlechtert. Es sei davon auszugehen, dass zumindest drei der Probanden eine „unumkehrbare Behinderung“ davontragen werden. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um BIA 10-2474, welches ein sogenannter FAAHInhibitor ist. Dieser soll unter anderem die Wahrnehmung von Schmerz regulieren können. FAAH baut Endocannabinoide (wie Anandamid) ab, die an den Cannabinoidrezeptoren wirken. Um die Wirkung der Endocannabinoide verstärken zu können, soll der Stoff den Abbau durch das FAAH hemmen. Dadurch würden Schmerzen, Ängste und Stimmungsschwankungen gelindert werden. Auch in der Neurologie, zum Beispiel bei der Behandlung von Parkinson, könne der Wirkstoff zum Einsatz kommen. Dieser Fall erinnert an die Komplikationen mit dem Arzneimittel Rimonabant, welches 2006 zur Behandlung von Übergewicht auf den Markt gebracht wurde. Dieser Wirkstoff greift ebenso in das Endocannabinoidsystem ein. Die Zulassung für dieses Mittel wurde 2008 zurückgenommen – im Laufe der Anwendung entwickelten sich bei einigen der PatientInnen Suizidgedanken; in Großbritannien nahmen sich fünf Menschen, die das Medikament eingenommen hatten, das Leben.


Verringerte Gefahr eines metabolischen Syndroms ierbauch, Übergewicht, aufgedunsenes Gesicht – das Zusammentreffen dieser äußeren Zeichen bedeutet oft nicht nur einfach, dass man an Gewicht zugelegt hat. Oft steckt eine komplexe Stoffwechselstörung dahinter, das sogenannte metabolische Syndrom (MS), das regelmäßig mit hohem Blutdruck, erhöhtem Cholesterinspiegel und Zuckerkrankheit einhergeht. Nach einer aktuellen Untersuchung kann Cannabis das Auftreten von Stoffwechselkrankheiten verringern.

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Die in der Novemberausgabe der Fachzeitschrift American Journal of Medicine veröffentlichte Untersuchung stellt fest, dass bei Erwachsenen mittleren Alters, die Marihuana konsumiert haben, die Zahl derer geringer ist, die am metabolischen Syndrom leiden. Und es geht nicht um einen geringen Unterschied: Bei Cannabiskonsum ist die Gefahr der Ausbildung des Syndroms um 40 Prozent geringer. ForscherInnen der Medizinischen Fakultät der Universität von Miami untersuchten zwischen 2005 und

2010 fast 5.800 Menschen im Alter von 20 bis 59 Jahren. Das metabolische Syndrom stellten sie bei jenen fest, die mehr als drei der folgenden Symptome aufwiesen: erhöhter Zuckerspiegel, erhöhte TriglyceridWerte, niedriger HDL-Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck und vergrößerter Gelenkdurchmesser. Anhand dieser Kriterien litten an komplexen Stoffwechselstörungen 19,5 Prozent der Personen, die nie Cannabis konsumiert hatten, 17,5 Prozent jener, die irgendwann einmal Cannabis konsumiert hatten und 13,5 Prozent jener, die auch zur Zeit der Untersuchung Cannabis konsumierten. Die ForscherInnen ziehen daraus „eine wichtige Folgerung für die Gesellschaft […], die den Konsum von Marihuana in immer stärkerem Maße akzeptiert und gleichzeitig mit einer Epidemie von Übergewicht, Herz- und Kreislaufstörungen und Diabetes kämpft“. Vorangegangene Untersuchungen hatten bereits die prophylaktische Wirkung des Cannabis bei der Zuckerkrankheit belegt. Die Untersuchung aus Florida bestätigt, dass Cannabis bei der Vorbeugung vor einigen Formen der mit Fettleibigkeit verbundenen Symptome eine wichtige Rolle spielen kann. 21


CANNA+GLOBE

n der aufgeklärten Hälfte der Welt dienen der Drogenprävention nicht mehr uniformierte PolizistInnen oder heruntergekommene Junkies, sondern auf das Interesse der Kinder abgestimmte Gespräche zum Thema Gesundheitsbewusstsein und gelegentlich geistreiche und zum Nachdenken anregende Werbespots. In letztere Kategorie fällt der australische „Stoner Sloth“, das zugekiffte Faultier. Entgegen der ursprünglichen Absicht, zum Nachdenken anzuregen, zauberte es den ZuschauerInnen allerdings Freudentränen in die Augen. Unser Faultier in Menschengestalt reagiert mit undeutlichen Lauten anstelle von Antworten auf die Anschuldigungen, die gegen es erhoben werden. Fahrig breitet es die Arme aus (an den Händen hat es lange Krallen), oder es legt seinen Kopf schamhaft auf den Tisch, während man im Hintergrund erbärmliche Gitarrentöne hört. Im ersten Teil der drei Kurzfilme verkörpert das überdimensionierte Faultier eine Schülerin, die bei einem Test ein leeres Blatt abgibt, auf den fragenden Blick ihrer Lehrerin zu heulen anfängt und sich hinter ihren Schaufelhänden versteckt. Aus der hinteren Reihe giftet eine Mitschülerin mit scharfen Augen und Bedauern im Gesicht: „Zugekifftes Faultier!“ Im zweiten Spot sehen wir unser Faultier beim Essen mit der Familie, und als die Mutter es um das

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Zugekifftes Faultier Salz bittet, reicht es ihr nach einigem Grübeln die Salatschüssel. Die Schwester enthüllt gnadenlos das Geheimnis: „Zugekifftes Faultier!“ In der dritten Szene ist eine Party im Gange, es wird getrunken, die Jugendlichen lachen gemeinsam über eine Story, die sie gehört haben, bis es still wird und man dem Faultier eine Frage stellt. Statt einer Antwort bekommen wir das bekannte Gebrummel und hilflose Gesten. Die Mädchen verduften sofort und der Freund des Humanfaultiers verkündet mit einem Gesichtsausdruck, als sei er in eine Wolke von Fürzen geraten: „Zugekifftes Faultier!“ Die Szenen sind insgesamt 1,5 Minuten lang und entwickeln hypnotische Kraft, wenn man sie ohne Vorkenntnisse am Stück anschaut – man ist erstaunt und sucht die Antwort auf das Gesehene, während man versucht, den Lachkrampf zu unterdrücken, den die bizarren Videos auslösen. Dabei stellt sich die Frage, warum man für so etwas Geld ausgibt und was man sich davon verspricht. Über fehlende Popularität des bekifften Faultiers kann man allerdings nicht klagen. Eine Woche nachdem die Videos auf You-

Tube zu sehen waren, hatten schon 2,5 Millionen sie gesehen und aus allen Teilen der Welt kommentiert. Über die Einzigartigkeit, den cleveren Ansatz und die zu erwartenden Ergebnisse findet man jedoch darin absolut nichts. Am weitesten ging wohl die Huffington Post, als sie schrieb: „Das ist die schlechteste Antidrogenkampagne, die wir jemals gesehen haben, oder die beste.“ Tatsächlich fanden wir auch Reaktionen wie jene, dass jemand sich in dem bedauernswerten Faultier wiederfand (auch wenn das nicht beim Abgewöhnen half). Daher stellt sich die Frage, ob wir es hier mit einer Scheinkampagne zu tun haben. Die staatliche Medienorganisation von New South Wales betätigt sich ja auch auf dem Gebiet der Satire, aber diese Aktion meinten sie nach ihren Aussagen todernst. Das Ziel der Kampagne „Zugekifftes Faultier“ sei es gewesen, bei den Jugendlichen eine positive Haltung zu fördern, bevor die schlechten Gewohnheiten sich einschleifen würden. Außerdem wolle man dazu bewegen, das Kiffen aufzugeben, bevor es zu einer Abhängigkeit komme, erklärte der Medienbeauftragte des Kabinetts.


„Ziel der Kampagne ist es, Aufmerksamkeit zu wecken, ihre Verbreitung unter den Jugendlichen, die am ehesten vom Cannabiskonsum gefährdet sind. Wir wissen, dass die Gemeinschaft der Jugendlichen am ehesten auf Kampagnen reagiert, deren Handlung die Folgen kurzfristiger Handlungen hervorheben.“ Komisch, dass es als positives Verhalten bezeichnet wird, wenn der zugekiffte Kumpel mit Abscheu reagiert wird. Vielleicht wurde noch nicht oft genug gesagt, dass die Hauptgründe für problematischen Drogengebrauch das Gefühl der Isolation, der Mangel an Hilfe und die Stigmatisierung sind. Viele sind nicht begeistert davon, dass Kiffer hier mit einem hilflosen, langsamen Faultier gleichgesetzt werden, das vom Lehrer, der Familie und den saufenden Kumpels auch noch einen Tritt bekommt. Das australische National Cannabis Prevention and Information Centre (NCPIC) hat sich schon einige Tage nach der Veröffentlichung des Videos davon distanziert. Das ist besonders deshalb problematisch, weil die Videos vom „Zugekifften Faultier“ mit der NCPIC-Seite verlinkt sind, wo weitere Informationen bereitgestellt werden. Das NCPIC schrieb in einer Mitteilung, dass die Teenager intelligent seien und Zugang zu vielen Informationen hätten – darüber müsse sich auch die Kampagne im Klaren sein; Übertreibungen müsse man vermeiden. Außerdem seien sie an der Entwicklung der Kampagne nicht beteiligt gewesen und dem „Zugekifften Faultier“ erst bei Veröffentlichung begegnet. Die Organisation stellt fest, dass die Kampagne nicht mit der Sicht des NCPIC übereinstimme, wie man mit Cannabisproblemen umzugehen habe, wünschte aber den verantwortlichen Regierungsorganen weiterhin viel Erfolg. Unangenehm. Und wer profitiert von dem Video? Natürlich die Internetvolkskünstler und die Mem-Fabrikanten. Das Internet überschwemmen wohl bald humoristische und nachdenkenswerte Bearbeitungen. Eine

unserer liebsten deutet den Konflikt in der Familie um. Aus den Kommentaren des Erzählers wird klar, dass das Dilemma des Jungen darin liegt, dass er sich um die Gesundheit seiner Mutter sorgt, die zu viel Salz isst. Daher gibt er ihr lieber Salat statt Salz, weil dieser besser für ihren Organismus ist. Nach einer anderen Bearbeitung ist nicht alles ein Joint, was glänzt. Der Kommentar erklärt, die Schülerin vor dem leeren Blatt sei nicht zu bedröhnt, sondern ringe mit einer Depression; die Worte, mit denen sie verurteilt wird, helfen ihr keineswegs. Eine Woche nach dem Start ist noch nicht klar, welche Erfolge die Kampagne mit dem „Zugekifften Faultier“ noch feiern wird. Klar ist, dass sie wohl kaum als perfekte Waffe zur Umkehrung des Trends zum Kiffen in die Geschichte der Prävention eingehen wird.


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Wann man Nein sagen sollte F

Ein gut dreißig Jahre alter Rat aus Amerika: Wenn man dir Gras anbietet, sag Nein! Neugierige Jugendliche wird man damit jedoch kaum von den verbotenen Früchten fernhalten, und ein reifer und informierter Erwachsener richtet sich nicht gern nach Schulratschlägen. Wir zeigen zehn Fälle, in denen Wissenschaft und gesunder Menschenverstand gebieten, Nein zu sagen.

text: N. Nogada

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ür die Wissenschaft ist Cannabis eine leicht psychogene Droge mit geringen Risiken, die über zahlreiche medizinische Eigenschaften verfügt. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Konsum in jedem Fall angezeigt wäre, auch nicht, wenn die geltenden Gesetze es zulassen. Es gibt Lebenssituationen, in denen die Verantwortung für andere oder medizinische Gründe es erfordern, den Marihuanagebrauch zu unterlassen.

Autofahren Seit einigen Jahren kann die Polizei auffällige FahrerInnen nicht nur ins Röhrchen blasen lassen, sondern sie auch zum Drogentest schicken. Das empfinden GrasraucherInnen als Ungerechtigkeit, denn schon die kleinste Menge Cannabis (etwa ein Joint alle ein bis zwei Tage) ist noch Tage danach im Blut nachweisbar, im Urin sogar noch länger. Alkohol kann der Körper normalerweise bis zum nächsten Tag abbauen – wenn nicht von extremen Mengen die Rede ist. Wenn also ein/e FahrerIn, der/die in der Woche ein paar Mal gekifft hat, drei Tage nach dem letzten Joint getestet wird, fällt das Ergebnis sehr wahrscheinlich positiv aus und die Polizei wird es weniger interessieren, dass er/ sie sich im Übrigen an die Regeln gehalten hat und mit klarem Kopf gefahren ist. Wer dennoch das Risiko eingeht und trotzdem

fährt, dem sei geraten, dies auf keinen Fall unter der Wirkung von Cannabis zu tun, denn er/sie könnte nicht nur sich selbst, sondern auch andere VerkehrsteilnehmerInnen in Gefahr bringen. Zwar belegen Tests, dass Marihuana in wesentlich geringerem Maße als Alkohol die Fahrtüchtigkeit, die motorischen Funktionen und die Reaktionszeit beeinträchtigt und nicht zu einer leichtsinnigen Fahrweise verführt. Konstitutionelle Veränderungen zeigen sich aber trotzdem und es lohnt sich nicht, die Unversehrtheit anderer aufs Spiel zu setzen und eine Gefängnisstrafe zu riskieren.

Arbeit mit schweren Maschinen Durch den Gebrauch von Cannabis verändert sich das Gefühl für Raum und Zeit und trübt die Aufmerksamkeit, daher könnte das Hantieren mit schweren Maschinen gefährlich sein. Eine hohe Dosis von Cannabis verringert die Reaktionszeit, was ein weiteres Risiko darstellt. Die Arbeit mit schweren Maschinen kann die eigene Gesundheit und die von Menschen in der Umgebung gefährden, daher empfiehlt es sich, den Konsum auf den Feierabend zu verschieben. ArbeitgeberInnen verbieten das Verrichten von Arbeiten im benebelten Zustand, das bezieht sich selbstverständlich nicht nur auf Alkohol und andere Drogen, sondern auch auf Marihuana.


kann sich insgesamt auf die Lernfähigkeit niederschlagen. Entsprechend empfiehlt es sich, während der gesamten Lernzeit Cannabis nur mäßig zu konsumieren, am besten es ganz bleiben zu lassen, denn man macht es sich nur schwerer damit. Wenn du noch unter zwanzig bist, entwickelt sich dein Hirn noch und der Konsum von Cannabis kann diesen Prozess stören.

Lungenprobleme

Schwangerschaft Über den Konsum von Cannabis während der Schwangerschaft streiten sich die WissenschaftlerInnen. Zahlreiche Studien erklären Entwicklungsstörungen oder mentale Symptome bei Kindern mit dem Kiffen bei Schwangeren, während andere Studien das bestreiten. Die Wahrheit könnte irgendwo in der Mitte liegen, denn wir können mit Sicherheit nur sagen, dass der Konsum während der Schwangerschaft nicht risikolos ist, eine verantwortungsvolle werdende Mutter daher nicht kifft. Anders ist die Lage, wenn die werdende Mutter Cannabispatientin ist – in diesem Fall ist der Arzt/die Ärztin zu fragen, ob er/sie in dem konkreten Fall den Gebrauch von Marihuana gutheißt oder ob das Absetzen die größere Gefahr für die Frucht darstellt. Wenn die Entscheidung für die Fortsetzung des Cannabisgebrauchs lautet, ist auf jeden Fall dafür zu sorgen, dass das Cannabis nicht geraucht wird, da es viele Beweise dafür gibt, dass das für die Frucht schädlich ist.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft erhöht das Rauchen von purem Cannabis ohne Tabak nicht das Lungenkrebsrisiko, sondern kann sogar einen gewissen Schutz dagegen bieten, es kann jedoch einen Lungenkatarrh begünstigen und zum Husten reizen. Wenn man eine gesunde Lunge hat und beim Rauchen hustet, hat man wahrscheinlich zu viel Rauch inhaliert. Wenn das Husten nach dem Rauchen nicht aufhört, hat wahrscheinlich zu häufiger Konsum Lunge und Hals gereizt. Joints mit Tabak erhöhen das Risiko bedeutend, denn es kommen alle schädlichen Wirkungen des Tabakrauchens hinzu und werden durch das Einbehalten des Rauchs potenziert. Wenn man ohnehin mit Lungenkatarrh, Asthma oder anderen Problemen der Atemwege zu kämpfen hat, sollte man mit dem Rauchen aufhören. Glücklicherweise werden lungenschonende Formen des Cannabiskonsums immer populärer, und mit dem Gebrauch eines hochwertigen Vaporizers oder dem Konsum im Essen sind Risiken für die Lunge völlig auszuschließen.

Herz- und Gefäßerkrankungen Der Konsum von Marihuana erhöht die Herzfrequenz und damit die Beanspruchung der Herzmuskulatur. Die Veränderung ist nicht größer als beim Treppensteigen von zwei bis

drei Stockwerken, für Herzkranke kann das aber problematisch sein. Der Cannabiskonsum ist zwar nicht eindeutig ein Risikofaktor für einen Herzinfarkt – im Gegensatz zu Tabak und anderen stimulierenden Mitteln –, dennoch kennt die Wissenschaft eine kleine Zahl von Fällen, in denen Cannabiskonsum bei akuten Herzproblemen zu einem Herzinfarkt geführt hat. Andere ForscherInnen bestreiten das und führen den Herzinfarkt auf andere akute Gesundheitsprobleme oder den Gebrauch anderer Mittel zurück. Eine Studie aus dem Jahr 2014 weist nach, dass die Cannabinoide die Arterien erweitern und entspannen, was den Blutdruck senkt, den Kreislauf reguliert und damit die Gefahr eines Infarktes verringert. Daher ist ein Urteil schwierig. Zur Sicherheit sei aber allen, die unter Herzstörungen leiden, empfohlen, Cannabis zu meiden, ganz besonders in hohen Dosierungen.

Schizophrenie Obwohl wir in der Presse oft lesen können, dass Kiffen Schizophrenie auslöse, ist es in Wirklichkeit absolut nicht eindeutig, dass es hier um ein Prinzip von Ursache und Wirkung geht. Schizophrene neigen ohnehin stärker zum Rauchen, zum Alkoholkonsum, zum Gebrauch von Cannabis und anderen Drogen, daher betrachten ForscherInnen diese Drogen als potenzielle Auslöser der Schizophrenie, andere bewerten sie als Selbsttherapiemethoden bei einer akuten Disposition für Schizophrenie. Ohne diese Disposition erhöht das Grasrauchen bei mental gesunden Personen die Gefahr der Schizophrenie nicht, denn obwohl in den letzten 40 Jahren die Zahl der CannabiskonsumentInnen gestiegen ist, blieb die Zahl der Schizophrenen gleich. Faktoren wie genetische Disposition und Großstadtleben tragen deutlich zur Aus-

Lernen Eine der bekanntesten Wirkungen von Cannabis ist die kurzfristige Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, bei regelmäßigem Konsum von hohen Dosen kann es im geringeren oder größeren Maße dazu kommen. Das ist genau der Bereich des Gehirns, der zum ersten Speichern neuer Kenntnisse benötigt wird, daher kann Lernen im bekifften Zustand zu keinen guten Ergebnissen führen, und auch der häufige Gebrauch 25


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bildung von Anomalien bei und es scheint auch sicher, dass der Gebrauch von Marihuana dazu führt, dass die Krankheiten sich manifestieren. Wenn es also in der Familie Fälle von Schizophrenie gab, sollte man kein Risiko eingehen und mit allen psychoaktiven Mitteln vorsichtig umgehen.

Psychose Das zweite Lieblingsthema der Medien ist die Verbindung von Kiffen und Psychose. Die Logik ist hier ähnlich wie im Fall der Schizophrenie: Wenn ein Familienmitglied darunter leidet oder gelitten hat, sollte man sich selbst als genetisch disponiert betrachten und Can-

nabis meiden, da es eine Psychose auslösen könnte. Die Wagemutigen, die trotzdem nicht vom Cannabis lassen wollen, könnten eine Vorsichtsmaßnahme ergreifen und Sorten den Vorzug geben, die einen niedrigen THC- und hohen CBD-Gehalt haben (Cannabidiol). Die aus den Medien bekannte Paarung von „Psychose und Skunk“ bezieht sich darauf, dass Skunksorten einen hohen THC-Gehalt aufweisen. Weniger bekannt ist aber, dass die Erklärung im Vorhandensein von CBD liegt. Zahlreiche Experimente mit Cannabidiol beweisen, dass es Angststörungen eindämmt und eine antipsychotische Wirkung hat, welche die Medizin bei der Behandlung von Psychosen nutzen will. Wer es trotz Fällen von Psychose in der Familie riskieren will, möge sich den Gefallen tun und Sorten mit hohem CBD-Gehalt wählen, da es die unangenehmen Wirkungen des THC ausgleicht. Man muss aber wissen, dass dies keine vollkommene Immunität gegen Psychosen bietet. Das Sicherste ist, in diesem Fall das Kiffen zu unterlassen. Alle, die mit dieser Genetik geschlagen sind, können ihre Sorgen auch nicht im Alkohol ertränken, denn neuere Forschungen glauben, in ihm einen noch größeren Risikofaktor entdeckt zu haben.

Angststörungen Es ist allgemein bekannt, dass Marihuana den aktuellen körperlich-geistigen Zustand verstärkt. Wenn wir also gute Laune haben, wird unser Lachen noch breiter, wenn wir aber düstere Gedanken wälzen, dann werden sie uns nach einem Joint noch mehr bedrücken. Das ist die klassische Ansicht, aber sie vereinfacht und stimmt nicht in jedem Fall. 26

Wer zu Angststörungen neigt, den kann Cannabis beruhigen, es kann bei ihm aber auch Panikattacken auslösen. Das hängt offensichtlich mit dem vorhergehenden Zustand zusammen. Das Erlebnis wird im Großen und Ganzen von den Erwartungen des/der KonsumentIn bestimmt, seinen/ihren früheren Erfahrungen, der konsumierten Menge und der Umgebung. Diesbezügliche Untersuchungen legen nahe, dass es in Fällen, in denen Angststörungen ein krankhaftes Ausmaß annehmen, viel wahrscheinlicher ist, dass der Cannabiskonsum eine Panikattacke auslöst. In diesem Fall ist Marihuana für immer zu meiden. Menschen, die einfach nur ängstlich sind, sollten die nötige Umsicht auf die Umstände des Konsums legen und sich für niedrig dosierte Sorten mit einem hohen CBD-Gehalt entscheiden.

Depressionen Obwohl viele Menschen Missstimmungen mit Gras behandeln, fanden ForscherInnen einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Gebrauch und dem Auftreten depressiver Symptome. Andererseits kann in einigen Staaten der USA Cannabis bei der Behandlung von Depressionen verschrieben werden, denn erfahrungsgemäß bietet es vielen einen Ausweg aus dem Kreislauf der negativen Gedanken. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass der gelegentliche Gebrauch zum Auftreten von Depressionen beiträgt, wenn es aber in der Familie schon solche Fälle gab, sollte man nicht regelmäßig rauchen. Will man aber Depressionen mit Cannabis mildern, sollte man einen Arzt konsultieren, der Erfahrungen auf diesem Gebiet hat.


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MEDI+GREEN alifornien gilt hinsichtlich seines offenen Umgangs mit medizinischem Marihuana als Vorreiter in den USA. Jedoch ist es noch nicht gelungen Cannabis vollständig zu legalisieren, die Abstimmung im Jahr 2010 verfehlte um nur wenige Prozentpunkte ihr Ziel. Die UnterstützerInnen von legalem Cannabis scheinen dieses Jahr näher am Ziel zu sein als je zuvor. Im Jahr 2016 könnte Kalifornien der nächste US-Bundesstaat neben dem District of Columbia, Colorado, Oregon, Washington State und Alaska sein, welcher Cannabis legalisiert. Die Initiative mit den momentan besten Aussichtschancen wird vom Napster-Gründer und Ex-Facebook-Vorsitzenden Sean Parker und dem Gründer von WeedMaps Justin Hartfield unterstützt. Nicht jeder goutiert dies, einige vermuten, dass große Player der Cannabisszene dann bevorzugt werden könnten. Die Initiative namens „California Marijuana Legalization Initiative“ will Cannabis für Erwachsene ab 21 Jahren legalisieren und bis 2018 ein Verkaufs- und Überwachungssystem schaffen, das ähnlich dem in Colorado funktionieren soll. Anfang Januar hatte der zuständige Oberstaatsanwalt Kaliforniens mitgeteilt, dass der Gesetzesentwurf gültig sei. Die Initiative muss nun 365.660 Unterschriften

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2016 – das Jahr des legalen Cannabis in Kalifornien? sammeln, damit sie im November 2016 auf dem Wahlzettel zu finden ist. In Zusammenschau der aktuellen Umfrageergebnisse wird klar, dass die Zustimmung in Kalifornien so hoch ist wie noch nie zuvor. Vor allem bei WählerInnen zwi-

schen 18 und 34 Jahren: 61 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Legalisierung aus. Bei den 35- bis 54-Jährigen waren es 54 Prozent und bei denjenigen, die älter als 55 Jahre sind, immerhin noch ganze 52 Prozent.

Österreichs AktivistInnen auf dem Weg zur Legalisierung ie nicht leiser werdende Kritik am neuen praxisfremden Suchtmittelgesetz (SMG) von lässt in Österreich die Bemühungen der AktivistInnen wachsen. Nach einer Rekordbeteiligung von über 20.000 HanffreundInnen beim Hanfwandertag 2015 sind die OrganisatorInnen zuversichtlich, diese Zahl am 14. Mai 2016 beim traditionellen Hanfwandertag erneut zu übertreffen. Wie schon in den Vorjahren wird der Hanfwandertag die wichtigste hanfpolitische Demonstration des Jahres sein. Auch in diesem Jahr wird es wieder eine fahrende Medical Cannabis Lounge für PatientInnen aus dem In- und Ausland geben. Darüber hinaus wird mit einer hohen Beteiligung von CannabispatientInnen gerechnet.. „Das neue Suchtmittelgesetz hat sich nach nur wenigen Tagen als unbrauchbar erwiesen“, sagte Toni Straka, Vorsitzender des Hanf-Instituts. Nachdem auch die Polizei offiziell mitteilte, dass das neue SMG nicht exekutierbar sei (siehe unseren Artikel dazu), rechnen die HanfaktivistInnen mit einem besonders harmonischen Hanfwandertag ohne jegliche Zwischenfälle. „Mit Ausnahme der Regierungsspitze gibt es in Österreich keine Gegner der Lega-

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lisierung mehr“, sagte Patryk Kopaczynski vom Hanf-Institut. Bis dahin geht auch die Offline-Phase der zweiten parlamentarischen Bürgerinitiative für den straffreien Eigenanbau für CannabispatientInnen weiter, bei der bisher schon über 25.000 Unterschriften gesammelt wurden. Unterschriftenformulare

kann man sich auf der Webseite des HanfInstituts herunterladen. Für den Herbst ist der 2. Cannabis Social March Wien geplant, ehe sich HanffreundInnen aus dem In- und Ausland bei der Cultiva Hanfmesse im Oktober ein letztes Stelldichein in diesem Jahr geben werden.




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Weiterer Beweis für krebshemmende Wirkung aut einer Studie chinesischer ForscherInnen könnten die Bestandteile des Cannabis eine wirksame Waffe gegen eine der gefährlichsten Erscheinungsformen des Leberkrebses sein. Das sogenannte Hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist eine weitverbreitete Form des Leberkrebses, die besonders bei Männern über 50 Jahren auftritt. Sie macht 75 Prozent aller Leberkrebsfälle aus und bildet keine Metastasen außerhalb der Leber. Auslöser können Schädigungen der Leber sein – unter anderem die Leberzirrhose, verursacht durch unmäßigen Alkoholkonsum –, Immunkrankheiten der Leber beziehungsweise die Viren Hepatitis B und C. Zurzeit gibt es kaum Therapiemethoden für diese Krankheit, einer aktuellen Publikation zufolge könnte jedoch in Zukunft eine Cannabinoidtherapie eine wirksame Behandlungsmethode darstellen. In ihren Experimenten brachten die chinesischen ForscherInnen das synthetische Cannabinoid WIN55,212-2 an die geschädigten Zellen und fanden heraus, dass es das Wachstum des HCC blockiert und die Leber widerstandsfähiger macht. Nach Meinung der ForscherInnen bieten die CannabinoidRezeptor-Agonisten wie das Cannabinoid

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WIN55,212-2 bzw. die Wirkstoffe des Cannabis in Zukunft neue Therapien für die Behandlung von Leberkrebs. Wie bei vielen Krebserkrankungen ist auch beim Leberkrebs die Anwendung von Cannabis in der Vergangenheit schon in Erwägung gezogen worden. Ein Fall steht in Verbindung mit dem Namen Michael Cutler. Bei ihm kehrte drei Jahre nach einer Lebertransplantation die Krankheit so vehement wieder, dass die Ärzte keine Therapie mehr anwenden konnten und ihm Morphium ver-

schrieben, um ihm die letzte Phase seines Lebens zu erleichtern. In seiner Verbitterung fand er bei der Suche im Internet ein Cannabisöl, das seinem Bericht zufolge schon nach wenigen Tagen die bisher unerträglichen Schmerzen beseitigte. Nach wenigen Monaten der Anwendung bildeten sich die Krebszellen sogar zurück. Obwohl man persönliche Berichte immer mit Vorsicht genießen muss, ist es gut möglich, dass die Medizin bald eine Erklärung für diese wundersame Heilung anbieten kann.

Cannabiskekse auf Rezept: Gesetzesänderung in Israel ald schon wird in Israel medizinisches Cannabis über Apotheken vertrieben werden. Ein entsprechendes Gesetz des israelischen Gesundheitsministeriums wird es mehr Ärzten in Israel erlauben, den natürlichen Schmerzkiller zu verschreiben, ebenso werden mehr Lizenzen zum Anbau vergeben werden. Wie der Times of Israel zu entnehmen ist, wird die gesamte Produktions- und Versorgungskette des medizinischen Cannabis streng überwacht, damit es nicht auf den Schwarzmarkt gerät.

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Das Ziel der Reform ist es, das System zur Verschreibung und zur Abgabe von medizinischem Cannabis von Grund auf zu erneuern. Der Prozess, den PatientInnen durchlaufen müssen, soll gestrafft werden: Jene, die Cannabis wirklich benötigen, sollen es schnell, einfach und ohne Bürokratie bekommen. „Es gibt keinen Grund, den Zugang für Menschen, die Cannabis wirklich benötigen, zu erschweren, nur weil jemand anderes es illegal nutzen könnte“, sagte der israelische Gesundheitsminister Yaakov Litzman.

Die Reform muss nun noch formal abgesegnet werden, es wird aber erwartet, dass der Entwurf angenommen wird. Im derzeitigen System müssen die PatientInnen zum Teil sehr lange warten, bis sie endgültig das Rezept in Händen halten. Das kommt daher, dass nur 36 Ärzte die anerkannte Ausbildung und damit die Berechtigung haben, Cannabis zu verschreiben. Das soll sich nun ändern – der Gesundheitsminister will mehr Ärzte ausbilden und lizenzieren lassen. Auch soll jede Apotheke, die gewisse Kriterien erfüllt, medizinisches Cannabis – in Form von Blüten, Joints, Keksen und Extrakten – an PatientInnen verkaufen dürfen. Bisher war es gerade mal acht ProduzentInnen erlaubt, ihre medizinischen Cannabisprodukte über einige eigens dafür geschaffene Geschäfte zu veräußern. Die Gesetzesreform wird es in Zukunft einem/einer jeden ProduzentIn ermöglichen, Cannabis zu kultivieren, wenn im Vorhinein eine Lizenz beantragt wurde. Weiterhin sieht die Reform vor, ausländische ProduzentInnen mit ins Boot zu holen sowie israelisches Cannabis zu exportieren. 37


MEDIZIN

Leukämie und Cannabisöl „Ich ertrug das Ganze seelisch und körperlich viel leichter“ Manche PatientInnen sind gezwungen, sich selbst zu behandeln, wenn der Gebrauch von Cannabis – egal, in welcher Form – auch dann von der Staatsgewalt bestraft wird, wenn er nachweisbar und ausschließlich der Selbsttherapie dient. Zum Beispiel in Ungarn. Wir sprachen mit einem Cannabispatienten, dem seine LeukämieErkrankung nicht viele Wahlmöglichkeiten ließ. Wie die meisten seiner AltersgenossInnen nahm er an, dass Cannabis eine leichte Droge ist. Dann erfuhr er im Alter von 22 Jahren, dass er Leukämie hat. Damit hat sich vieles verändert.

text: Gabor Holland

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MEDIJUANA: Wie hast du von deiner Krankheit erfahren? Wie wurde sie behandelt? Wie hat sich dein Leben verändert? Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, ein paar Tage vor Weihnachten, wurde sie diagnostiziert. (Das Interview entstand kurz vor Weihnachten. - Anm. d. Red.) Zuerst bemerkte ich, dass meine Nase sehr oft blutete und sich überall auf meinem Körper beim kleinsten Druck oder Schlag blaue Flecke bildeten. Heute weiß ich, dass ich sehr wenig Thrombozyten hatte. Ich wurde zur Untersuchung ins Bezirkskrankenhaus geschickt, wo gerade ein Professor Dienst hatte und mir nicht viel Gutes sagen konnte. Er sagte, dass ich wahrscheinlich Leukämie habe. Das war ein Schock für mich. Am nächsten Tag hatten sie die Ergebnisse und man begann sofort mit der Chemotherapie. Ich wurde praktisch innerhalb einer Woche von einem Durchschnittsjugendlichen zu einem Leukämiekranken, der zur Chemotherapie geht.

MED: Du hattest keine Zeit zum Nachdenken. Oder gab es nichts nachzudenken? Ich wusste nichts über Leukämie, woher auch? Eine Woche später wusste ich leider mehr. Bei mir wurde ALL (Akute lymphatische Leukämie) diagnostiziert. Das ist eine schnell verlaufende Art, nicht wie chronische myeloische Leukämie (CML), und sie kann sich ohne Vorzeichen heranbilden. Mit Chemotherapie und Medikamenten kann man sie nicht heilen, in jedem Fall ist eine Knochenmarktransplantation nötig. Das wurde mir auch sofort mitgeteilt. MED: Wie viel Zeit verging zwischen der Diagnose und der Knochenmarktransplantation und wie vertrug dein Körper die Chemotherapie? Ein paar Monate insgesamt. Leider hat aber mein Organismus die Chemotherapie nicht gut vertragen, die zur Vorbereitung auf die Transplantation gehörte. Neben der Che-


mo bekam ich auch Medikamente, die mich auch sehr mitgenommen haben. Dann kam noch eine weitere Chemotherapie, die mich so fertigmachte, dass ich glaubte, ich käme danach nie wieder auf die Beine. Bei der letzten Chemo war ich einen Monat im Krankenhaus, mein Organismus war so erschöpft, dass ich gar nicht in der Lage gewesen wäre aufzustehen und nach Hause zu gehen.

Ständiger Brechreiz, Übelkeit, Schwindelgefühl und Unwohlsein. In der Lunge hatte ich Wasser. Ich fühlte mich wirklich, als würde ich bei der Behandlung draufgehen. Die ein, zwei Wochen nach der letzten Chemo waren am schlimmsten. Diese Chemotherapie bombardierte wirklich meinen Organismus,

das Immunsystem, alles. Klar habe ich mich auch ein wenig gehen lassen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sich das alles in drei Monaten, von Dezember bis Ende März, abgespielt hat. MED: Und was geschah dann? Hat sich dein Zustand verbessert? Wie lange dauerte es bis zur Transplantation? Und wie verging die Zeit? Man entließ mich aus dem Krankenhaus, später bekam ich noch die restliche Chemotherapie, aber eine weniger starke. Und ich schluckte weiterhin die Medikamente. Am Anfang konnte ich das Medikament nicht bei mir behalten. Kaum hatte ich es eingenommen, erbrach ich es wieder. Wir warteten auf die Transplantation und wussten, wenn es nicht innerhalb von ein paar Monaten geschieht, werde ich das nächste Weihnachtsfest nicht erleben. Wegen der Nebenwirkungen war ich kaum in der Lage, etwas zu tun, konnte nicht lernen, nicht arbeiten, alles war zum Stillstand gekommen. Zum Glück hielt meine Familie zu mir. Ich begann, mich nach anderen Therapien umzuschauen, weil ich vom Arzt erfahren hatte, dass meine Krankheit trotz der Chemo wieder ausgebrochen war, und dass mir jetzt auch die Transplantation nicht mehr helfen würde. Denn dazu müsse man zuerst den Organismus von Krebszellen reinigen. Wenn das nicht gelinge, dann hätte das alles nicht viel Sinn. Wir warteten auf den Spender und in der Zwischenzeit suchte ich Möglichkeiten und Alternativen. Da entdeckte ich das Cannabisöl von Rick Simpson. MED: Wusstest du vorher, dass man Cannabis auch zu Therapiezwecken einsetzen kann und es parallel zur Chemotherapie sehr empfohlen wird? Früher kannte ich es nur als Freizeitdroge, wie die anderen Jugendlichen auch. Dann fand ich aber eine Facebook-Gruppe für medizinisches Cannabis. Ich verfolgte ihre Aktivitäten, ihre Posts und beschloss dann, Phoenix Tears (das Cannabisöl von Rick Simpson - Anm. d. Red.) zu versuchen. Ich erkundigte mich überall, wie das funktioniert. Inzwischen hatte ich erfahren, dass es die Verbreitung der Krebszellen verlangsamt, und so hatte ich genau das gefunden,

was ich benötigte, damit meine Krankheit nicht wieder ausbricht, bis sich ein Spender gefunden hat und ich neues Knochenmark bekomme. Ich nahm auch Kontakt mit ihnen auf und es stellte sich heraus, dass man es nicht im Laden bekommt, sondern nur illegal beschaffen kann. Aber nach allem, was ich erfahren hatte, beschloss ich, es auszuprobieren. MED: Hat deine Familie das unterstützt? Und was hat der behandelnde Arzt, mit dem du dich sicher abgestimmt hast, dazu gesagt? Die Familie war sehr dafür. Sie haben sich auch darüber informiert. Meiner Meinung nach reichte meiner Mutter die letzte Chemotherapie und der Zustand, in den

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MEDIZIN sie mich versetzt hat. Sie hatten zwar Vorurteile, aber es gelang, sie zu überwinden. Sehr viel schwieriger war es dann, das Öl zu beschaffen. Besonders als sich herausstellte, wie viel es kostet, denn es war nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen. Das wollten sie nicht und wir hätten es auch nicht bezahlen können, daher beschlossen wir, es selbst herzustellen. Das war nicht einfach, auch wenn man mal die juristischen Risiken außer Acht lässt. (Es ist auch nicht sehr wahrscheinlich, dass jemand Anklage erhebt.) Mit mehreren Ärzten habe ich gesprochen. Der Professor war nicht dafür, denn er meinte, es würde nicht funktionieren. Aber ein jüngerer Arzt beruhigte mich, er kannte Cannabisöl und wusste, dass es sicher nicht schaden würde. Das gab mir Auftrieb, und das war für meine Mutter sehr wichtig. Schließlich hatten wir das Öl hergestellt, und ich begann es anzuwenden. MED: In welcher Form hast du es benutzt und wie lange? Nur in der Zeit zwischen der Chemotherapie und der Transplantation bzw. während der Rehabilitation habe ich es benutzt. Mit Ausnahme der Zeit, als ich direkt nach der Transplantation in einem sterilen Zimmer lag. Jeden Tag, ein bis drei Mal als Tropfen im Tee. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Nur, die richtige Dosierung zu finden, bereitete etwas Schwierigkeiten. Es ist sehr dickflüssig und man muss mit wirklich kleinen Dosierungen beginnen, denn es kann einen wirklich umhauen. Dabei konnte ich mich nur auf mich selbst und die Reaktionen

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meines Körpers verlassen. Ich begann mit Tropfen von der Größe eines halben Reiskorns, vorher hatte ich Berichte gelesen, dass man den Körper langsam daran gewöhnen

muss. Dann nahm ich sie etwa fünf Monate lang, regelmäßig täglich ein bis drei Mal, je nachdem, wie mein Zustand war. Der war manchmal nur schlecht, manchmal aber sehr schlecht. MED: Welche Erfahrungen hast du an dir selbst dabei gemacht? Ich spürte, dass mein körperlicher und seelischer Allgemeinzustand durch den Gebrauch des Öls viel besser wurde. Den Brechreiz konnte ich sehr gut unterdrücken, langsam kehrte mein Appetit zurück, aber am wichtigsten war doch das Gefühl, dass ich so die ganze Tortur leichter überstehen könnte – die Chemotherapie, die Behandlung mit den Medikamenten und die Transplantation selbst. Das Öl beruhigte mich, am Anfang sedierte es mich auch ein wenig. Das Wichtigste aber ist, dass man sich nicht so viel Stress macht, weil man sich weniger Sorgen macht: um die Sache, um das Morgen, um sich selbst. Man ist sehr viel ruhiger, offener. Psychisch ist es also auf jeden Fall einfacher. Da ich nicht mit den Ärzten zusammenarbeiten konnte, weiß ich nicht, welche Rolle das Öl dabei gespielt hat, dass sich die Zahl der Krebszellen nicht wieder erhöhte, während ich auf die Operation wartete. Das sah ich aber auch später, wenn ich mich mit anderen verglich, die eine Transplantation bekommen hatten. Die ungefähr zur gleichen Zeit operiert worden waren und mit denen ich dann später Ball spielte. Mein Organismus regene-


rierte sich deutlich schneller und effektiver. Ich kam nach der Operation schneller zu Kräften und ertrug das Ganze physisch und mental besser. Direkt nach der Operation beginnt im Allgemeinen die Nachbehandlung, die fünf bis sechs Wochen dauert, in einem sogenannten sterilen Raum. Bei mir dauerte sie nur drei Wochen und verlief ohne die erwarteten Nebenwirkungen (Fieber, Durchfall usw.), auf die man vorbereitet wird. Bis heute sind meine Resultate sehr gut, aber es gab leider Mitpatienten, die nach der Transplantation einen Rückfall hatten. MED: Hast du die Behandlung mit Medikamenten schon abgebrochen oder benutzt du das Cannabisöl zusätzlich? Ich werde nicht abbrechen, denn ich weiß nicht genug darüber, um das eigenständig zu entscheiden. Vor und nach der Operation musste ich so viele verschiedene Medikamente einnehmen, und bis heute bekomme ich Präparate, die das Immunsystem stärken, also die Behandlung mit Medikamenten geht weiter. Ich bin aber überzeugt, dass das Cannabisöl eine sehr große Hilfe war. Nach der Chemotherapie und in der Rehabilitation war ich sehr geschwächt. In meiner Freude habe ich einer Ärztin von dem Öl erzählt und ihr Bilder und Videos gezeigt. Erzählt, wofür das Cannabis, das CBD und die Cannabinoide gut sind. Es hat mich sehr geärgert, dass sie

mich auslachte und sagte, das Ganze sei ein großer Unsinn und ich solle das sein lassen. Schade, dass auch andere das sagen werden, obwohl meine persönlichen Erfahrungen das Gegenteil beweisen. MED: Was zeigen deine Erfahrungen und wie fühlst du dich jetzt? Im Moment ist mein Zustand sehr gut, natürlich nur im Vergleich dazu, wie es mir vorher ging. Ich würde sagen, dass ich während der Chemotherapie ungefähr 20 Prozent von meinem ursprünglichen Selbst hatte, jetzt aber wieder 60 Prozent, wobei das Öl eine große Rolle spielte, und auch, dass ich daran glaubte. Meiner Meinung nach könnte es auch meinen Mitpatienten helfen. Leider gibt es auch welche, denen es nicht mehr helfen kann.

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GROW

Growen im Rhythmus der Natur Gespräch über Biogrowing, Ökocannabis und Mondphasen Alice Legit (Name ist ein Pseudonym) ist studierte Wirtschaftswissenschaftlerin, Gärtnerstochter, Langzeit-Vegetarierin, Halbzeit-Biobäuerin und angehende Bioimkerin. Sie beschäftigt sich seit einigen Jahren erfolgreich mit der Kultivierung von Hanf unter Lampen – in diesem Jahr erscheint ihr Buch „Bio-Grow“ im Schweizer Nachtschatten Verlag. Ihrem ganzheitlichen Lebensstil entsprechend, arbeitet sie dabei nicht nur biologisch, sondern hat die verschiedenen Arbeitsschritte – von der Stecklingszucht über die Düngegabe bis hin zur Ernte – an den Mondrhythmus angepasst. In unserem Interview erzählt Alice Legit unter anderem von der Praxis und den Vorteilen des biologischen Growings.

text: Markus Berger

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Medijuana: Du bereitest zurzeit ein Grow-Buch vor, das es so auf dem deutschsprachigen Markt noch nicht gibt, es geht ums biologische und ökologische Growing – das hört sich sehr interessant an. Was ist dein Hintergrund? Bist du Landwirtin oder Botanikerin? Alice Legit: Eigentlich weder noch und doch ein bisschen was von beidem. Meine gesamte Familie besteht im Grunde aus Gärtnern und Landschaftsplanern, wobei sich meine Eltern schon auf biologisches, naturnahes Arbeiten spezialisiert hatten, lange bevor „Bio“ im Trend war. Von daher ist mir das biologische Arbeiten mit Pflanzen praktisch in die Wiege gelegt worden. Ich selbst wollte, als ich alt genug war, dann natürlich in eine ganz andere Richtung, habe eine Zeit lang in der Gastro und im Tourismus gearbeitet, hab dann verschiedene Studienrichtungen ausprobiert und schließlich ein wirtschaftswissenschaftliches Studium auch tatsächlich abgeschlossen. In dieser Zeit hab ich jedoch

wieder zu meinen Wurzeln zurückgefunden, sprich: Ich habe gemerkt, dass ich in dieses Spiel nicht einsteigen mag, in dem es nur ums große Geld geht. Ich wollte eine Arbeit, die sich mit meinen ethischen und ökologischen Überzeugungen vereinbaren lässt. Ich fand, über zehn Jahre Vegetarierin zu sein, die zu über 90 Prozent biologisch einkauft, und dann für eine Bank arbeitet, die den Bau von Kraftwerken in China finanziert, für die riesige naturbelassene Täler geflutet werden müssen, passt nicht zusammen. Also bin ich aufs Land und habe dann ein paar Jahre in der Biolandwirtschaft gearbeitet. In dieser Zeit hat mir eine liebe Freundin das Anbauen von Marijuana beigebracht, und gemeinsam haben wir ihre Anlage dann nach und nach auf biologisches und schließlich biodynamisches Arbeiten umgestellt. Mittlerweile habe ich eine Ausbildung zur Imkerin begonnen - damit´s nicht langweilig wird. MED: Deine Arbeit betont, wie wichtig das biologische Gärtnern ist, insbesondere wenn es


um Pflanzen geht, die nach der Ernte gegessen oder eingenommen werden. Wie groß ist der Unterschied zwischen deinen Methoden und der herkömmlichen Growpraxis? AL: Wie groß? Nun ja, alles ist relativ. Der Unterschied im Geschmacksergebnis ist auf alle Fälle riesig! Wie groß der Unterschied in der Arbeitsweise ist, kommt wohl darauf an, wie bisher gearbeitet wurde. Ich meine,

schließlich gibt es nicht die EINE Art anzubauen, sondern zig verschiedene. Aber Unterschiede gibt es zahlreiche: Angefangen damit, dass ausschließlich Bioerde als Anbaumedium verwendet wird, über die verwendeten Düngemittel, ohne die es auch im Bioanbau nicht geht, bis hin zum Verzicht auf chemische Pestizide. Je nachdem, wie

man vorher gearbeitet hat, sind es teilweise nur kleine Veränderungen, die vorgenommen werden müssten, um biologisch zu arbeiten, oder aber es bedeutet die Umstellung der gesamten Anlage. Außerdem ist auch bio nicht gleich bio. Wer wirklich stringent umweltschonend arbeiten möchte, muss sich zum Beispiel auch überlegen, woher der verwendete Strom kommt. Ich vergleiche das immer mit Bio-Lebensmittelmarken: Es macht einen Unterschied, ob du Eigenmarken wie Alnatura oder Ja!-Natürlich kaufst, oder doch Demeterprodukte. Geht man von Zahlen aus, die aus dem Lebensmittel-Bereich kommen, so ist allgemein der ökologische Fußabdruck von biologisch produziertem Marijuana sicher um zwei Drittel geringer als von konventionellem. Und das macht auf alle Fälle einen großen Unterschied für die Umwelt! Außerdem ist meiner Meinung nach das Ergebnis ebenfalls konkurrenzlos! Einerseits in geschmacklicher Hinsicht, aber auch, was die Wirkung anbelangt, und vor allem, was die Inhaltsstoffe betrifft - diesem Thema widmet sich ein ganzes Kapitel in meinem Buch. Ich fand es bei meinen Recherchen extrem erschreckend, was so alles in „normalen“ Dünge- und Spritzmitteln enthalten ist und was man sich als Konsument damit direkt in die Lunge zieht. Und schließlich geht es doch auch darum, das Leben möglichst zu genießen - und Biomarijuana bietet auf alle Fälle ein größeres Genuss-Erlebnis als jedes konventionelle Gras. MED: Also verspricht die von dir präferierte biologische Arbeitsweise auch einen höheren Ertrag bzw. eine potentere Ernte. AL: Potentere Ernte - im Sinne von in der Wirkung stärker - auf alle Fälle! Diese Rückmeldung habe ich nun schon von vielen bekommen. Was den höheren Ertrag anbelangt, ist ein Vergleich natürlich schwierig, weil es davon abhängt, was man davor erwirtschaftet hat. An Ergebnisse von über 600 Gramm pro 600-Watt-Lampe, wie es mir von „Profis“ berichtet wurde, die mit mineralischen, chemischen und zum Teil auch mit Hormonen versetzten Düngemitteln arbeiten, bin ich bisher nicht herangekom-

men. Über 500 Gramm pro Lampe ist jedoch durchaus drin, wenn die Umgebungsbedingungen passen. Wenn jemand also immer nur 200 oder 300 Gramm erntet, so wie es mir von anderen, „normalen“ Growern auch schon berichtet wurde, kann mithilfe des biologischen Arbeitens auf alle Fälle eine Ertragssteigerung erreicht werden. Wie gesagt: Alles ist relativ. MED: Unter anderem befasst sich deine Abhandlung sogar mit dem Cannabisanbau nach den Mondrhythmen. Das ist in unseren Gefilden etwas, was im Grunde nie wirklich Thema unter Growern ist. Kannst du erklären, worum es da genau geht bzw. wo die Unterschiede zum „normalen Growing“ liegen? AL: Die meisten kennen doch alte Weisheiten, wie zum Beispiel, dass man am besten Haare schneiden soll, wenn der Mond im Zeichen des Löwen steht. Diese und ähnliche Regeln gehen davon aus, dass der Mond einen großen Einfluss auf das Leben auf der Erde ausübt. Man weiß heute, dass sich viele Tierwanderungen nach dem Mond richten, aber auch das Auf- bzw. Absteigen von Pflanzensäften wird davon beeinflusst. Früher war es selbstverständlich, ganz vie-

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GROW le Arbeiten nach dem Stand des Mondes zu richten - so selbstverständlich, dass es leider nur wenige schriftliche Aufzeichnungen dazu gibt. Trotzdem weiß man, dass dieser „Kult“, wie es manche nennen, auf der ganzen Welt verbreitet war. Dieses Wissen ging in den letzten hundert Jahren jedoch leider größtenteils verloren, und heute wird der Mondeinfluss auf den Menschen und das Arbeiten nach „Mond-Regeln“ von vielen nett ausgedrückt - für Aberglaube gehalten. Wissenschaftlich ist es so, dass es Studien gibt, die den Mondeinfluss widerlegen, genauso, wie es welche gibt, die ihn belegen. Da ich mich in meinem Studium aber mit vielen Studien beschäftigt habe, traue ich ihnen heute genauso wenig wie irgendwelchen Statistiken. Also haben wir es einfach mal ausprobiert, ob sich irgendwelche Effekte bei den Pflanzen zeigen, wenn man z. B. nach dem Mondrhythmus gießt - und das Ergebnis hat überzeugt! Beim Arbeiten nach den Mondrhythmen geht es also darum, die verschiedenen Arbeitsschritte, die in einer Anlage anfallen, an den Mondrhythmus anzupassen. Also wirklich alles, das Gießen und Düngen, das Ausbringen von Nützlingen, das Schneiden von Stecklingen und auch das Ernten kann daran angepasst werden, ob der Mond gerade zuoder abnimmt, in welchem Tierkreiszeichen er sich befindet und ob er auf- oder absteigend ist. In der Praxis bedeutet das, dass an bestimmten Tagen bestimmte Arbeitsschritte getätigt werden, weil sie sich dann besonders positiv auf die Pflanzen auswirken, und andere wiederum unterlassen werden, weil sie sich sonst schädigend, oder zumindest nicht fördernd auswirken würden. Natürlich muss man dazu auch sagen, dass man auch biologisch arbeiten kann, ohne sich an Mondrhythmen zu halten, und umgekehrt. In meinem Buch werden die verschiedenen Mondregeln bei jedem Arbeitsschritt zusammengefasst, wobei wir auch einen richtigen Grow-Mondkalender in Planung haben. MED: Du siehst vom Einsatz aggressiver chemischer Insektizide und Ähnlichem ab und schwörst ausschließlich auf biologische Maßnahmen. Sind die zu erzielenden Effekte gleichartig, oder gibt es einen Grund, weshalb manche immer noch nicht aufs Biogrowen umgestiegen sind? AL: Ich glaube, der Hauptgrund, aus dem die meisten noch konventionell arbeiten, ist der, dass sie es eben so gelernt haben und nicht wissen, wie sie es anders machen sollen. Aber natürlich gibt es Unterschiede. Ich empfehle ja in erster Linie Prävention durch die richtigen Umweltbedingungen, Hygiene und die passenden Temperaturen - das braucht Aufmerksamkeit und Hingabe, die nicht jeder bereit ist aufzubringen. Alle paar Wochen irgendein Insektizid zu spritzen, ist 44

auf alle Fälle weniger aufwändig. Außerdem empfehle ich bei akutem Schädlingsbefall den Einsatz von Nützlingen, anstatt von Schädlingsbekämpfungsmitteln. Da es aber eine Zeit lang dauert, bis sich die kleinen Helfer verteilt, sattgefressen und vermehrt haben, ist auch nicht ganz so schnell ein Unterschied im Schädlingsbefall zu merken, wie beim Einsatz von Insektiziden. Dafür hält die Wirkung dann länger an, da sich die Nützlinge im Idealfall vermehren und ein Teil des Biosystems in der Anlage bleiben. Ein weiterer, jedoch positiver Unterschied: Bei den Schädlingen stellt sich kein Gewöhnungseffekt ein, wenn man mit Nützlingen arbeitet, es bilden sich keine Resistenzen, wie es bei chemischen Mitteln der Fall ist, wodurch die Schädlinge immer aggressiver und hartnäckiger werden. Natürlich gibt es auch Schädlingsbekämpfungsmittel, die für den biologischen Anbau zugelassen sind und die im „Ernstfall“ eingesetzt werden können, also dann, wenn es zum Beispiel wegen sommerlicher Temperaturen an die 30° C in der Anlage werden sollte und Massen von Spinnmilben fröhliche Urstände feiern. Der Unterschied dieser Mittel zu konventionellen Pestiziden: ihre Inhaltsstoffe sowie die Halbwertszeit, also jene Zeit, die es benötigt, bis nur noch die Hälfte der Wirkstoffe nachweisbar sind. Dies macht vor allem gesundheitlich einen großen Unterschied für den Konsumenten.

MED: Dein Buch erklärt, wie man indoors biologisch Cannabis anbaut. Was ist mit den Outdoorgrowern? Können die von dir vielleicht auch was lernen? AL: Ich muss gestehen, ich habe noch nie outdoor angebaut, ich kann also nur von den Erfahrungen anderer berichten. Aber ja, ich glaube schon, dass sich auch outdoors gut biologisch arbeiten lässt. Ich meine, alleine, dass die Pflanzen unter der freien Sonne und in großen Erdtöpfen, oder im Idealfall sogar direkt in der Erde stehen, macht einen großen Unterschied, wie man ja an der Ernte von zum Teil über zwei Kilo pro Pflanze erkennen kann. Auch outdoor kann selbstverständlich mit biologischen Düngemitteln gearbeitet werden, und gewisse Nützlinge lassen sich draußen genauso wie drinnen einsetzen - hier muss man sich jedoch vorher informieren, denn nicht alle sind für unsere klimatischen Bedingungen geeignet. MED: Was hälst du von den modernen, hochtechnisierten Cannabis-Strains wie den feminisierten und Automatic-Pflanzen? Ist damit das biologische Gärtnern auch möglich? AL: Hmmm ... interessante Frage. Natürlich kann man auch mit feminisierten bzw. Automatik-Pflanzen biologisch und/ oder nach dem Mond arbeiten. Ich persönlich schließe solche Pflanzen jedoch für die biologische Grasproduktion aus mehreren Gründen aus. Feminisierte Samen werden


mittels Einsatz von chemischen Mitteln und Hormonen, sowie durch Selbstbefruchtung von Pflanzen mit Stresszwittern produziert - nichts von dem ist besonders biologisch oder naturnah. Ganz abgesehen davon, dass viele feminisierte Pflanzen sehr stressanfällig und genetisch instabil sind, wohingegen ich beim biologischen Arbeiten auf besonders robuste Pflanzen setze. Bei Automatik-Pflanzen ist das etwas anders: Diese werden durch Kreuzung von Ruderalis und Sativa bzw. Indica gezüchtet - an und für sich nichts Schlimmes. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie, ganz egal welcher Lichtzyklus herrscht, in die Blüte gehen. Für mich bedeutet biologisch Anbauen aber auch umwelt- und ressourcenschonend zu arbeiten. Pflanzen, die aufgrund ihrer Genetik jedoch sowieso wenig Ertrag bringen, zwecks geringer Ertragssteigerung 18 bis 20 Stunden pro Tag unter eine Lampe zu stellen, wie das viele machen, passt meiner Meinung nach nicht mit den Grundgedanken des biologischen Anbaus zusammen. Dazu kommt, dass auch Automatik-Pflanzen sehr stressanfällig und noch dazu - im Gegensatz zu feminisierten Pflanzen - nicht einmal zur Stecklingsgewinnung brauchbar sind. Für mich spricht das alles gegen solche Pflanzen. Ich verwende am liebsten alte Sorten, die sind besonders stabil, stressresistent

und ertragreich. Das haben ja auch schon viele andere erkannt, darum gibt es mittlerweile auch Growshops, die sich auf alte Sorten spezialisiert haben. MED: Neben den ökologischen und gesundheitlichen Vorteilen betonst du auch den wirtschaftlichen Nutzen des Biogrowings. Wie ist der geartet? AL: Der wirtschaftliche Vorteil begründet sich vor allem durch den geringeren Ressourceneinsatz, sowohl durch das biologische, wie auch das an die Mondphasen angepasste Arbeiten, und natürlich die je nach Ausgangssituation mögliche Ertragssteigerung. Durch das Arbeiten nach den Mondregeln verbrauchen wir weniger Dünger und Wasser, auf Pestizide wird eigentlich ganz verzichtet. Andererseits muss man natürlich dazu sagen, dass biologische Düngemittel zum Teil teurer sind als konventionelle Mittel - wobei meiner Meinung nach die Qualität dieser Mittel absolut vorrangig ist. Und auch Nützlinge kosten Geld, und zwar, je nach Art und Menge, gar nicht so wenig. Ein riesengroßer Vorteil des Biogrowings ist aber sicher, dass du fast alles von den Pflanzen verwenden kannst. Also nicht nur die Blüten zum Rauchen, sondern auch die Blätter zum roh Essen, Smoothen, Kochen, Backen und Öl Herstellen. Blätter und Abschnitte, die beim Blütenputzen anfallen,

würde ich aus konventionellem Anbau niemandem empfehlen zu essen, da über die Magenschleimhäute extrem viele Inhaltsstoffe - also auch jene von Düngemitteln und vor allem von Pestiziden - aufgenommen werden. Und schließlich muss man bedenken, dass in der Grasproduktion auch Pestizide eingesetzt werden, die für die Lebensmittelproduktion gar nicht zugelassen sind, oder in viel höheren Mengen verwendet werden, als es das Lebensmittelschutzgesetz je erlauben würde. Und sollte Marijuana irgendwann endlich einmal legalisiert werden, wird sich auch der Verkauf von Biogras wirtschaftlich lohnen, da dann - wie es zum Beispiel in den Niederlanden jetzt schon der Fall ist - höhere Preise verlangt werden können, ökonomisch gerechtfertigt oder auch nicht, das sei jetzt einmal dahingestellt. MED: Hast du zum Schluss noch eine Message an unsere Leser? AL: Handelt eigenverantwortlich! Überlegt euch, was ihr eurem Körper zuführen wollt und was nicht. Denkt darüber nach, in was für einer Umwelt ihr leben und in welchem Zustand ihr einmal die Welt euren Kindern und Enkelkindern überlassen wollt und richtet euer Handeln danach! Und verliert nie den Mut, schließlich bewegen viele kleine Schritte weitaus mehr als Stillstand.

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Fünf gute Gründe zu verdampfen 1. Pflanzen sind cool! Anders als die offensichtlichsten Argumente wird dieses oft übersehen: Eine ganze Bandbreite an Pflanzen verdampfen zu können (nicht nur Cannabis), ist toll, und das Verdampfen stellt bei Weitem die effektivste Methode dar. Wir wollen dich einladen, mit uns einen Blick auf die wunderbaren Anwendungsmethoden der Aromatherapie zu wagen.

Verdampfen liegt voll im Trend. Obwohl der Großteil der Leute, die vom Rauchen zum Verdampfen überlaufen, das zum Wohle ihrer Gesundheit tun, gibt es auch andere Ursachen. Wir wollen euch fünf gute Gründe zum Aufgeben des Verbrennens geben. 48

Neben der ganz gewöhnlichen Einnahme können Pflanzen auch als Tinkturen unter der Zunge, als ätherische Öle auf der Haut, als Augentropfen, Tee oder in fermentierten alkoholischen Getränken eingenommen werden – ob nun getrunken, geschnupft, verbrannt und als Weihrauch inhaliert oder geraucht. All diese Einnahmemethoden haben jedoch dem Verdampfen gegenüber Nachteile.

2. Vaporizer gehen effizienter mit deinem Kraut um Viele Wirkstoffe von Pflanzen sind leicht flüchtig und ölig. Wenn man durch einen Kiefernwald oder ein Lavendelfeld läuft, kann man diese flüchtigen Bestandteile riechen. Sobald das Pflanzenmaterial getrocknet ist, können diese Öle kontrollierter freigesetzt werden, indem man den Luftstrom auf 100 bis 220 Grad Celsius erhitzt. Bei der Verbrennung werden diese Bestandteile teilweise zerstört und schädliche Giftstoffe bzw. Partikel erzeugt. Eine normale Zigarette verbrennt bei ungefähr 800 bis 900 Grad Celsius, und wenn an ihr gezogen wird, erreicht die Temperatur bis zu 1.200 Grad Celsius. Es entstehen dabei nicht nur schädliche Verbrennungsstoffe (Teere, Rauchpartikel, Kohlenstoffe und Stickstoffe); die Temperatur ist außerdem hoch genug, um die guten Wirkstoffe – Cannabinoide und

Geschmack erzeugende Terpene – zu zerstören und ungenießbar zu machen. Außerdem geht durch das andauernde Glühen zwischen den Zügen einiges vom Kraut verloren. Traditionell wurden heiße Kohlen verwendet, um den Luftstrom zu erhitzen, heute kann diese Temperatur glücklicherweise mithilfe eines elektrischen Vaporizers kontrolliert werden, damit die flüchtigsten Bestandteile nicht einfach nur verbrannt werden (oder die weniger flüchtigen im Pflanzenmaterial zurückgelassen werden). Demzufolge wird eine geringere Menge des Krauts benötigt, um die gewünschte medizinische oder entspannende Wirkung zu erzielen.

3. Besserer Geschmack Aus den oben genannten Gründen werden mit einem Vaporizer die gewünschten Bestandteile rein und ohne Verbrennungsnebenprodukte (Kohlenmonoxid und Benzolring-Giftstoffe) extrahiert, die beim Rauchen oder Verbrennen freigesetzt werden. Wenn man also Basilikum, Rosmarin oder Lavendel verdampft, sind es Basilikum, Rosmarin oder Lavendel, die man schmeckt, und kein leicht aromatisierter Rauch. Außerdem verbrennen viele der im Marihuana enthaltenen Terpene beim Rauchen. Verdampfen konserviert diese Bestandteile und gibt dem/der KonsumentIn


die Möglichkeit, den echten Geschmack seiner Lieblingsblume oder seines Lieblingskonzentrats zu genießen.

4. Bessere Erfahrung Wenn eine bewusstseinsverändernde Wirkung gewünscht ist, bedeutet auch hier das Fehlen von Nebenprodukten, die durch das Verbrennen freigegeben werden, eine „reinere“ und „klarere“ Erfahrung. Für den Großteil derer, die einen Vaporizer verwenden, gibt es keine vergleichbare Qualität des Highs, als sein Lieblingskraut mit einem Vape zu verdampfen. Die Wirkung des Krauts tritt bei der Verdampfung außerdem fast unmittelbar ein, wodurch die Erfahrung zusätzlich verbessert wird. Darüber hinaus wird die Wirkung des Krauts durch die Temperatur beeinflusst. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Temperaturen, bei denen Cannabinoide (und andere Wirkstoffe) freigesetzt werden. Die meisten modernen Vaporizer sind mit mindestens vier oder fünf verschiedenen Temperatureinstellungen ausgestattet, manche Modelle bieten sogar weitreichendere Auswahlmöglichkeiten.

Lavendel eignet sich großartig zum Verdampfen, man schreibt ihm eine therapeutische Wirkung zu.

Dank des Aufstiegs der Vaporizer-Technologie wird die „Phyto-Inhalation“ von der medizinischen Wissenschaft (vor allem in Deutschland, was auch historische Gründe hat) als immer wichtigeres Instrument im medizinischen Arsenal anerkannt.

5. Gesünder und vom Arzt empfohlen

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Mit Ausnahme von Asthma-Zigaretten (die aus den Blättern der Stechapfelpflanze hergestellt werden) wird kein Arzt jemals empfehlen, ein Kraut zu rauchen – ganz einfach aufgrund der negativen Auswirkungen des Rauchens auf die Gesundheit durch Teere und andere giftige Nebenprodukte. Aber die Lungen sind eigentlich unglaublich gut zur Aufnahme von Medizin geeignet. Alles, was durch sie absorbiert wird, tritt unmittelbar in den Blutkreislauf ein, ohne durch die Funktion der Leber verändert oder verzögert zu werden. Das heißt, auch die Wirkung der gewünschten Entspannung oder des Rausches tritt unmittelbar und vollständig ein, wodurch die Dosierung akkurat bestimmt werden kann.

Die Temperatur kontrollieren zu können, ist ein großer Vorzug des Verdampfens.


VOLLBLUT

Der wahrscheinlich schnellste Bud der Welt ach der ersten Generation von Autoflowering Seeds habe ich nun die zweite getestet, deren Pflanzen sich als noch produktiver und aromatischer herausstellten. Ich spreche von Fast Bud # 2, der wahrscheinlich schnellsten Blüte der Welt. 52 Tage nach der Keimung bilden sich große Knospen und es verbreitet sich ein köstliches Aroma von Diesel – die Pflanzen sind bereit zur Ernte. Die Wirkung ist zur größten Freude stark. Was kann man mehr verlangen? Fast Bud # 2 ist eine Sorte, die sehr schnell wächst und noch schneller Blüten ausbildet. Meine Pflanzen begannen unter einer kompakten 24-W-Lampe, was für die erste Lebenswoche und acht Pflanzen ausreicht. Danach kamen sie 18 Tage lang unter eine 70-W-HPS-Lampe und schließlich in einen Growschrank, wo sie bis zur Ernte unter einer 400-W-HPS-Lampe blieben. Für einen erfolgreichen Anbau von Autoflowering-Sorten im Treibhaus ist es wichtig, die richtigen Töpfe zu verwenden, weil die Pflanzen viel Platz brauchen, um ein gutes Wurzelsystem zu entwickeln. Wichtig ist aber auch, sie zur richtigen Zeit ohne Verzögerung umzutopfen. Am Anfang verwendet man gewöhnlich einen Topf von 300 ml. Am achten Tag werden sie in einen 3-Liter-Behälter umgetopft. 18 Tage nach der Keimung des Samens ist es Zeit, sie in den endgültigen Topf, der mindestens 7 Liter fassen muss, zu verpflanzen. Etwa am 22. Tage ihres Lebens beginnen die

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Pflanzen zu blühen. Sie wachsen aber weiter bis zum 38. Tag. In dieser Zeit bilden sich die süßen Buds. Es ist eine sehr schnelle Blüte, die in ca. 30 bis 35 Tagen beendet ist. In meiner Kultur waren sie am Ende etwa 60 cm hoch. Bei Verwendung von 100-%-Bio-Substrat und -Dünger erreiche ich in einem 18-Liter-Topf durchschnittlich 41 Gramm pro Pflanze mit Blüten von faszinierender Qualität. So kurz ihr Lebenszyklus ist, so beeindruckend ist ihr Ertrag: 464 g/m². Das muss man gesehen haben, um es zu glauben, deshalb lade ich euch zu Sweet Seeds auf uk420.com ein. Besucht das Forum, um euch dort umfassend über das Kultivieren dieser Pflanzen zu informieren. Fast Bud # 2 produziert eine Menge Blüten, die sich durch ihre Schönheit und große kompakte Buds auszeichnen. Alle Blüten und auch die sie umgebenden Blätter bedeckt eine glänzende Schicht von Trichomen, die gute Ergebnisse bei der Extraktion von Haschisch – sowohl trocken als auch mit Eiswasser – erlauben. Ihr Duft ist süß mit den sehr speziellen frischen exotischen Noten und den zitronigen, die ein Erbe von ihrem Vorgänger Diesel sind. Die Wirkung ist andauernd, energisch, amüsant und entspannend zugleich. Zweifellos ist Fast Bud # 2 eine Pflanze, welche die Erwartungen des Züchters erfüllt, der schnelle Renditen und hohe Qualität zu einem erschwinglichen Preis sucht. Auch wenn ich mich offensichtlich wiederhole … Ich mag Tempo und starke Gefühle …



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Pflanzenfresser Gewaltfreie Ernährung, vegetarisch und vegan Daten belegen, dass fleischlose Ernährung die Umwelt weniger belastet als jene mit Fleisch. Zur Herstellung von einem Kilo Weizen benötigt man 500 bis 4.000 Liter Wasser, für die gleiche Menge Rindfleisch aber 16.000 Liter. Unterdessen steigt der Strom- und Energieverbrauch der westlichen Welt ständig an und die natürlichen Ressourcen gehen spürbar zurück. Mit Alltagsaktivitäten, über die man kaum nachdenkt – Essen, Autofahren, Putzen – hinterlassen die mehr als 7 Milliarden Menschen auf der Erde einen ökologischen Fußabdruck, der größer ist als je zuvor in der Geschichte unserer Art und des Planeten.

text: H. S. von Vogelsang

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ürde jede/r ErdenbewohnerIn so viel Fleisch essen wie ein/e DurchschnittsamerikanerIn, dann stiege der Wasserbedarf der Lebensmittelindustrie um 75 Prozent. Untersuchungen gehen davon aus, dass der Wasserbedarf bei einer vegetarischen Lebensweise nur halb so hoch wäre wie bei einer Lebensweise mit Fleisch. Immer mehr Menschen kommen wegen des steigenden globalen Wasserbedarfs nicht mehr an genügend Trinkwasser.

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Fleischfressende Vorfahren Biologisch gesehen ist der Mensch heute ein Allesfresser, denn er kann sowohl pflanzliche als auch tierische Nahrung zu sich nehmen. Aus dem ursprünglichen Pflanzenfresser (Homo habilis), der von Pflanzen und Aas lebte, entwickelten sich die Sammler und Jäger der Gattung Homo (Homo erectus, Homo heidelbergensis, Homo sapiens), die sich, nach den Funden zu urteilen, schon sehr bewusst ernährten. Auch wenn der Mensch ursprünglich ein Fleischfresser war und das nun schon sehr lange ist, stellt Fleisch keinen notwendigen Bestandteil seiner Nahrung dar. Fleisch ist

eine komplexe Eiweißquelle, die zweifellos effizienteste Nahrungsquelle, die aber dem Individuum und seiner Umwelt auch Schaden zufügen kann. Seit den Anfängen der neuzeitlichen Vegetarierbewegung glauben viele, die fleischlose Ernährung sei die naturgegebene. Sie begründen dies damit, dass der Mensch nach seinem Gebiss und der Länge der Därme kein Fleischfresser sei, sondern Pflanzenfresser sein müsse. Doch in Wahrheit haben die menschlichen Gedärme eine mittlere Länge. Er ist deswegen eher ein wahrer Allesfresser. Zum Verdauen von reiner Pflanzennahrung müsste das Darmsystem fünf- bis zehnmal länger sein. Oder eine andere Art der Verdauung wäre nötig, zum Beispiel ein komplexer Magen oder das Wiederkäuen. Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Ansicht verbreitet, dass der Mensch das einzige omnivore (also allesfressende) Säugetier sei. Inzwischen wird das bestritten. Manche Affen, wie die Schimpansen, fressen ebenfalls Fleisch, nur viel weniger und seltener.


Schadstoffausscheidung von Tieren und Menschen Man kann nicht behaupten, dass ein fleischfreies Leben frei von schädlichen Auswirkungen für die Erde wäre. Auch die vegetarische Ernährung hat schädliche Auswirkungen auf die Erde - hauptsächlich deshalb, weil der Mensch heute nicht für sich selbst, sondern für den Markt Pflanzen anbaut. Und die industrielle Pflanzenproduktion hinterlässt wie die Tierhaltung einen ökologischen Fußabdruck, auch wenn er wesentlich kleiner ausfällt. Den meisten Menschen ist bewusst, dass Autos, Kohlekraftwerke und Zementfabriken Umweltschäden verursachen. Nach einem Bericht der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) führt unsere Ernährungsweise, und dabei spielt das Fleisch eine ganz besondere Rolle, zu einer höheren Emission von Treibhausgasen – Kohlendioxid (CO²), Methan, Dinitrogenoxid – in die Atmosphäre. Das ist mehr, als der Verkehr und sogar die Industrie ausstoßen. Für alles, was wir essen, zahlt die Umwelt einen Preis, auch für Gemüse und Obst. Transport, Kühlung, Treibstoffverbrauch bei der Herstellung, führen genauso wie die Methanausscheidungen der Nutztiere

zum Ansteigen der Treibhausgase in der Atmosphäre. Nehmen wir den Spargel als Beispiel. Eine Untersuchung der Universität von Washington zeigt, dass die Gemüseproduktion in Peru pro 200 Kilogramm zu 40 Kilogramm Treibhausgasausschuss führt – durch den Einsatz von Insektiziden und

Kunstdünger, die Bewässerung und den Treibstoffverbrauch der schweren Dieselmotoren. Die Kühlung und der Transport von 200 Kilogramm Spargel zu den amerikanischen Verbrauchern produzieren weitere 60 Kilogramm Treibhausgas, insgesamt also 100 Kilogramm.

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CANNA+GLOBE Spiel mit unglaublich interessanten Zahlen • Der Anbau von 1 kg Kartoffeln produziert 140-200 g CO² – je nachdem, ob biologisch oder konventionell angebaut wird. Bei einem Kilogramm tiefgefrorener Pommes frites sind das schon 5.700 g. • Ein einziges Rind erzeugt jährlich genauso viel CO² wie ein PKW, der im Jahr 24.000 km zurücklegt und durchschnittlich 130 g CO²/Kilometer ausstößt. (Das entspricht einem durchschnittlichen Mittelklassewagen.) • Die Viehzucht ist weltweit für 18–20 % des CO²-Ausstoßes verantwortlich. • Die Anwendung von 1 kg Insektiziden in der Landwirtschaft entspricht 12 kg CO²-Ausstoß.

Spargelanbau. Man darf aber auch nicht vernachlässigen, dass Tierzuchtbetriebe zudem viele Abfälle und Abwässer produzieren und, wie gesagt, ist von einem Industriezweig die Rede, der eine gewaltige Menge Wasser beansprucht.

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Aber das ist im Vergleich zum Rindfleisch wenig. Schon Mitte der Neunzigerjahre haben Untersuchungen gezeigt, dass bei der Rinderzucht, je nach Methode, die Rinder 150–250 Kilogramm Methan für jedes Kilo produziertes Fleisch ausscheiden. Da Methan sich 23-mal höher erhitzen lässt als Kohlendioxid, entspricht das einem Aus-

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stoß von 3,6-6,8 kg Co² bei der Herstellung von einem Kilo Fleisch. Zudem erfordert die Viehzucht große Mengen an Futtermitteln. Das bedeutet bei der Herstellung von einem Kilo Rindfleisch in der industriellen Massentierhaltung einen Ausstoß von mindestens 4,8 kg CO². Das ist 36-mal so viel wie beim

In Anbetracht dieser Zahlen ist es verständlich, dass viele Menschen ein Bewusstsein für die indirekte Umweltverschmutzung entwickeln und sie die Sorge um die Welt dazu bewegt, ihre Gewohnheiten, ihre Lebensweise und ihre Ernährung zu verändern. Denn damit tun sie nicht nur der Erde, sondern auch der eigenen Gesundheit einen Gefallen. Falls das ein Gefallen ist, wenn man etwas oder jemanden nicht vergiftet. Der Veganismus, der eigentlich „wahre Vegetarismus“, ist eine Lebensform, eine Praxis, welche die Prinzipien des Vegetarismus nicht nur teilweise, sondern konsequent, wortwört-


lich auffasst. Veganer essen keine Produkte tierischen Ursprungs und meiden sie nach Möglichkeit auch in anderen Lebensbereichen. Sie gehen davon aus, dass sie durch Ausbeutung der Tiere beschafft werden, und wollen an ihren Leiden, Schmerzen und ihrem Tod keinen Anteil haben. Daher stehen bei ihnen Fleisch, Milch, Eier oder Honig nicht auf dem Speiseplan, darüber hinaus meiden sie Stoffe tierischen Ursprungs wie Leder, Pelze, Baumwolle, Federn, Gelatine, Seide usw. Viele benutzen auch keine Kosmetika und Haushaltsmittel, für deren Entwicklung Experimente an Tieren durchgeführt worden sind. Die Stoffe tierischen Ursprungs ersetzen sie durch Alternativen pflanzlichen oder synthetischen Ursprungs. Für Vegetarismus ohne Milchprodukte schuf Donald Watson, Mitbegründer der Veganen Gesellschaft, im Jahre 1944 den Begriff „vegan“. Die Gesellschaft lehnte auch den Konsum von Eiern ab. 1951 wurde die Definition erweitert: „Die Weltanschauung, nach der die Menschen ohne Ausbeutung der Tiere leben müssen.“ Fleischlos zu leben, Vegetarier oder Veganer zu sein, ist nicht einfach. Die Herausforderung kann aber befriedigend sein, weil die für die Lebensführung bestmöglichen Elemente bewusst gewählt werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass nur von Pflanzen lebende

Vegetarier und Vegetarismus Bei den alten Griechen bedeutete Vegetarismus Enthaltung vom Beseelten und beschränkte sich auf die gebildete, in der Philosophie bewanderte Oberschicht. Die Masse des Volkes ernährte sich notgedrungen fleischarm. Da sie zur See fuhren, war billiger Fisch beliebt. Auch in der altindischen und ägyptischen Zivilisation wird der Vegetarismus erwähnt. Wir wissen, dass die altägyptischen Priester und natürlich die Anhänger des persischen Zarathustra, die Buddhisten und später die Jünger des Zenbuddhismus Vegetarier waren. Die berühmten altgriechischen Philosophen und Ärzte Platon, Sokrates, Pythagoras, Hippokrates und Epikur waren ebenfalls Vegetarier und erwarteten von ihren Schülern eine konsequente Einhaltung des vegetarischen Lebensstils. Platon geht in seinem Buch über den idealen Staat auf die Ernährung der BürgerInnen ein, bei denen nur pflanzliche Speisen auf den Tisch kommen sollen. Dies ging mit der Gewaltfreiheit gegenüber Tieren einher (im Sanskrit Ahimsa genannt). Hauptsächlich wurde sie von einigen Glaubensgemeinschaften bzw. den Philosophen ausgeübt. Das Wort Vegetarier verbreitete sich zuerst im 19. Jahrhundert und bezeichnet alle, die kein Fleisch essen. Wer darüber hinaus auf Fisch, Eier und Milchprodukte verzichtete, wurde „strenger“ oder „ganzer Vegetarier“ genannt. Im Oxford English Dictionary wird die erste Verwendung des Begriffs der englischen Schauspielerin Fanny Kemble (1809–1893) zugeschrieben, die ihn 1839 im amerikanischen Bundesstaat Georgia benutzte.

Menschen perfekt, in ihrem Leben und in all ihren Taten verständlich und attraktiv wären. Die Welt, in der wir leben, ist keine perfekte Welt, unsere Spezies ist es auch nicht. Trotzdem muss man Empathie, Gewaltfreiheit und

Mitleid anstreben, auch wenn es nicht möglich ist, jedem einzelnen Lebewesen Gerechtigkeit zuteilwerden zu lassen. Trotzdem kann man ehrenhaft und achtungsvoll leben und sich so zu allen anderen Lebewesen verhalten.


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Interna aus einem Wiener Bio-Imbiss Unweit der Wiener Hanfbotschaft (Hemp Embassy Vienna) gibt es einen veganen Imbiss, in dem wir nicht nur ausgezeichnete vegetarische Speisen entdeckten, sondern auch einen freundlichen Koch. Andreas lebt seit Jahren im Ausland – früher hat er in Frankreich gearbeitet – und ist kein veganer Koch, hat also fleischloses Kochen nicht in der Ausbildung gelernt. 56

Medijuana: Was meinst du, sind die meisten Menschen, die sich fleischlos ernähren, eher aus biologischen oder aus ethischen Gründen Vegetarier? Andreas Horvath: Das Verhältnis zwischen der einen und der anderen Gruppe kann ich nicht einschätzen. Wenn ich von meinen eigenen Bekannten und unseren Gästen ausgehe, dann lehnt die Mehrheit Fleisch allgemein ab – wegen der gegenwärtigen Art der Herstellung, aus moralischen Gründen oder aus Prinzip. Die Mehrheit derer, die sich als Vegetarier bezeichnen, konsumieren zum Beispiel Milchprodukte und sogar Fisch. Wichtig ist ihnen prinzipiell, dass bei der Beschaffung der Lebensmittel kein Schaden angerichtet, also anderen Lebewesen kein Leid zufügt wird. Für die Eier und die Milch müssen keine Tiere sterben, prinzipiell besteht also kein moralisches Problem, aber bei Fisch sind viele bereit, Abstriche zu machen. Wenn man sich aber anschaut, was die Fischerei als Industriezweig dem Planeten heute an Schaden zufügt, oder wie landwirtschaftliche Großbetriebe Molkereiprodukte herstellen, müsste man die aus moralischen Gründen auch ablehnen.

MED: Mit solchen Prinzipien bleibt einem nicht viel, was man essen kann, oder? AH: Doch, aber es ist ungemein wichtig herauszufinden, woher die Ausgangsstoffe der Lebensmittel stammen, die wir konsumieren. In den Großtierfarmen vegetieren und krepieren die Tiere unter solch schlimmen Umständen, dass sie meiner Meinung nach selbst ein Fleischesser nicht akzeptieren kann. Wenigstens drei Viertel unserer Gäste sind übrigens weder Veganer noch Vegetarier. Für sie ist aber wichtig, woher das Fleisch oder andere Dinge, die sie essen, stammen. Wir können beispielsweise sagen, woher und warum wir etwas beschafft haben, vom Gemüse bis zu den Gewürzen. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste für die Gäste. Und wenn jemand kein Fleisch isst, bedeutet das noch lange nicht, dass er sich gesund ernährt. Es heißt nur, dass er bewusst kein Fleisch isst. Es gibt aber auch Leute, die bewusst Fleisch essen, und alles andere auch! MED: Du sagst also, es ist nicht die Hauptsache, kein Fleisch zu essen, sondern zu wissen, was man isst?


cher, dass ein veganes Produkt gesund ist bzw. biologisch oder organisch. MED: Heute liegt aber alles Vegane sehr im Trend. AH: Sicher ein Megatrend, verbunden mit dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und des Noch-gesünder-Lebens. Das ist kein Problem, aber das Marketing verknüpft alle veganen Produkte mit solchen Vorstellungen, die aber nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprechen. Statt „gesünder“ würde ich sagen, leben wir bewusster. MED: Was bietet ihr gewöhnlich an, beziehungsweise was sind die wichtigsten Zutaten der bio-veganen Küche und was sind ihre Verfahren? Bestehen große Unterschiede zur traditionellen Küche? AH: Grundsätzlich bereiten wir Eintöpfe zu, dazu reichen wir normalerweise ungeschälten Reis oder Couscous, außerdem stehen Wraps, Burger, Salate, Suppen und Süßspeisen auf der Speisekarte. Daneben gibt es ein breites Angebot an Smoothies und frischen Gemüsesäften. Es gibt auch Hanfsmoothies und sogenannte Superfood Smoothies mit hohem Nährwert, die man auch mit Cannabisöl oder -samen bekommen kann. Jeden Tag benutzen wir Zwiebeln, Knoblauch, verschiedene Kartoffeln, Kohlsorten, Kürbisse, verschiedene Zucchinisorten, Paprika und Ingwer. Wir AH: Biokultur ist vielleicht der beste Ausdruck dafür, was wir vertreten, und da passt das Fleischessen auch hinein. Wichtig ist die umwelt- und gesundheitsbewusste Ernährung und Lebensweise. Wir benutzen nur Bioprodukte und achten auch bei der Zubereitung darauf. Gemüse und Obst kaufen wir bei einem zertifizierten Biogroßhändler – jeden Tag frisch; die Gewürze und Soßen stellen wir selbst her, wir kaufen nichts fertig und wir können alles ohne Fett, Zucker, künstliche Aromen und Zusatzstoffe herstellen. Wenn es sein muss, benutzen wir auch Kokosfett, Sojamilch oder Honig zum Süßen. Aber nur aus kontrollierten Quellen. MED: Es ist also eine Sache, mit dem Fleischessen aufzuhören, und eine andere, sich gesund zu ernähren? AH: Genau. In der veganen Küche gibt es übrigens auch eine Menge sogenanntes Junkfood. So nennen wir Speisen, die keinen hohen Nährwert haben und nicht unbedingt gesund sind. Die Produkte der Großindustrie für Veganer sind wohl kaum etwas anderes. Die verschiedenen Fleischersatzprodukte durchlaufen zahllose Prozeduren, damit sie immer fleischähnlicher werden, und von denen sie sicher nicht gesünder werden. Vegan heißt frei von tierischen Bestandteilen, aber es können trotzdem Zusatzstoffe enthalten sein – Konservierungsstoffe, Farbstoffe und eine Million anderer nicht natürlicher Zusätze. Es ist absolut nicht si-

bereiten auch Dressings und Soßen zu, veganes Pesto, vegane Mayonnaise, Chillies und Rote-Bete-Ketchup. Den Teig für die Wraps machen wir selbst, auch das Brot und Chapati (indisches Brot) backen wir selbst. Dazu benutzen wir nur Dinkelmehl. MED: Sind die verschiedenen Gemüsesäfte (Smoothies) und das Superfood ein sehr wichtiger Teil der bio-veganen Ernährungskultur? Was ist der Unterschied zwischen Smoothie und Superfood? AH: Smoothies sind frisch pürierte Obstund Gemüsesäfte und besonders gut, wenn man bestimmte ölhaltige Samen beifügt. Sie sind sehr nahrhaft und gleichzeitig nicht belastend. Sie kommen einer gehaltvollen, dicken Gemüsesuppe gleich. Die SuperfoodSmoothies enthalten außerdem Zutaten mit hohem Nährwert, wie Kokosmilch oder Datteln, also Kohlehydratbomben, Cashewnüsse oder Chia-Samen. Außerdem wird man von einem halben Liter satt, und die meisten Zutaten besitzen auch gute physiologische Eigenschaften. MED: Wenn man das also auf einen Teller gibt, geht das als Suppe durch. AH: Ja, sogar als Gemüsecremesuppe, aber Croûtons oder Buchstabennudeln sollte man da nicht reingeben. Der größte Unterschied ist der, dass wir Smoothies gewöhnlich kalt


CANNA+GLOBE oder mit Zimmertemperatur aus einem Glas trinken, die Suppe aber warm. MED: Wie sieht es mit Desserts aus? Der Lieblingsspalte der Smoker auf der Speisekarte. AH: Als Desserts haben wir Muffins, die ebenfalls aus Dinkelmehl gebacken werden, mit Agavensirup. Das ist eine Kaktusart, die selten in der europäischen Küche benutzt wird. Aber es gibt auch Desserts aus einfacher Schokolade, die wir selbst aus Kakaobohnen herstellen. Und wir haben Desserts im Glas, die auch sehr beliebt sind. Das ist eine Schicht Bananencreme, eine Schicht Sojajoghurt und Sojasahne und im gleichen Verhältnis Agavensirup und zerbröselte Dinkelkekse, die wir ebenfalls selbst herstellen. In dieser Reihenfolge geben wir die Zutaten in einen verzierten Glasbecher, und fertig ist es. MED: Benutzt ihr keinen Zucker? AH: Doch, wenn es nicht zu vermeiden ist, aber dann keinen raffinierten Kristallzucker aus dem Supermarkt, sondern beispielsweise Kokoszucker, dessen glykämischer Index niedrig ist. MED: Ist es schwierig, die besonderen Zutaten zu beschaffen? Besonders dann, wenn das Augenmerk auf der Herkunft liegt, wie am Anfang gesagt? Kann man in Wien alles bekommen?

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AH: Kaum. Die besonderen Gewürzmischungen kommen aus Afrika zu uns, die frischen Gewürzkräuter wie Basilikum, Zitronenkraut, Rosmarin und Minze baut der Besitzer selbst an. Wir versuchen, so viel wie möglich frisch zu verwenden, aber wir trocknen auch Kräuter, machen manchmal auch Marmelade und Kompott selbst. MED: Bist du Veganer? AH: Nein, ich bin Vegetarier, ich esse kein Fleisch, aber ich liebe Käse. Meiner Meinung nach ist es bei dieser Art zu kochen wichtig, sich darauf einzustimmen. Ich musste auch meine berufliche Einstellung dazu verändern, was einige Zeit gedauert hat. Aber man muss nicht von einem Tag auf den anderen radikale

Veränderungen einleiten. Man muss sich nur von der Vorstellung „Fleisch und Beilagen“ freimachen. Das ist natürlich in dieser Umgebung viel einfacher – wenn man mit Menschen zusammenarbeitet, die ihren Kindern noch nie Fleisch zu essen gegeben haben und schon jahrzehntelange Erfahrungen mit veganem Essen haben. Menschen, die gelernt haben, wie man kreativ, aromatisch und mit Hingabe kochen kann – ohne Fleisch, Fett, künstliche Aromastoffe oder sonstige Zusätze.

text: H. S. von V. photos: Aniko Turai


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A’LA CANNA ie Zutaten geben wir in eine Rührschüssel, vermischen sie und teilen sie dann in sechs gleiche Teile. Wir rollen sie auf Tellergröße aus. In einer trockenen Pfanne, auf einer Eisenplatte oder im Herd backen wir sie auf jeder Seite etwa 30 Minuten. Zur Füllung der fertigen Wraps eignet sich fast alles. Wir haben sie zuerst mit einem veganen Pesto ausgestrichen und dann mit verschiedenen Gemüsesorten gefüllt; am Ende kam vegane Mayonnaise und Rote-Bete-Ketchup drauf. Dann wurden sie aufgerollt und verzehrt.

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Zutaten für den Teig (6 Wraps) – 260 g Mehl (3/4 Dinkelmehl, 1/4 Hanfmehl) – 1 EL Oliven- oder Hanföl – 180–200 ml warmes Wasser – 1/2 TL Backpulver – 1 EL Sesamsamen und/oder Hanfsamen – 1 TL Salz

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Hanf-Wrap Als Füllung empfehlen wir in erster Linie rohes, geschnittenes Gemüse: Zucchini, Tomaten, Rot- oder Weißkraut – im Grunde kann man alles nehmen. Das Gemüse je nach Verwendung in dickere oder feinere Streifen schneiden.

Vegane Mayonnaise Zutaten: Öl, Sojamilch, Essig, Senf, Salz, Zucker. In eine halbe Tasse Sojamilch (ca. 125 ml) rühren wir zwei Esslöffel Essig (Tafel- oder Apfelessig), dann mit dem Mixstab schaumig rühren. Einen Esslöffel Senf dazugeben

und weitermixen, nach Geschmack Salz und Zucker zugeben. Die fertige Mischung unter ständigem Rühren in einen Becher mit etwa 250 ml Sonnenblumenöl geben. Die Konsistenz ähnelt der üblichen Mayonnaise aus dem Glas, auch der Geschmack kann sich mit ihr messen.

Veganes Pesto Zutaten: Alle Zutaten geben wir in einen Mixer. Mit Öl begießen, bis sie damit bedeckt sind. Das Wunderbare an diesem Rezept ist, dass wir unsere Lieblingsgemüsesorten nach Belieben variieren können; Knoblauch, Salz und Sonnenblumenkerne sorgen in jedem Fall für das klassische Pestoaroma. Die Sonnenblumenkerne können wir auch durch andere ölhaltige Samen ersetzen, auch Walnüsse und Pinienkerne sind sehr geeignet.


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A’LA CANNA as Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Die klein geschnittenen Zwiebeln drei bis vier Minuten darin glasig dünsten. Dann geben wir die BerbereGewürzmischung sowie die klein geschnittenen Knoblauchzehen und den Ingwer hinzu. Die Karotten schneiden wir in Scheiben, geben das Tomatenmark dazu, dann die gewaschenen Linsen und Wasser. Wir lassen es aufkochen, dann salzen und pfeffern. Etwa 15 Minuten kochen lassen. Den Blumenkohl schneiden wir in mittelgroße Röschen, geben ihn zu und lassen das Ganze kochen, bis es

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Zutaten: – 250 g rote Linsen – 2 große rote Zwiebeln – 1 Blumenkohl – 2 große Karotten – 125 g Spinat – 2–3 EL Olivenöl – 250 g Tomatenmark – 3–4 Knoblauchzehen – 1 fingergroßes Stück Ingwer – 1/2 l Wasser – 1 EL Gewürzmischung Berbere/Sharp – Salz, Pfeffer

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Misir Wot Für diese Speise aus der äthiopischen Volksküche benötigt man zwei besondere Gewürze, die in Europa nicht leicht zu beschaffen sind. Wir empfehlen, zuerst in afrikanischen Geschäften oder Restaurants nachzufragen; man kann sie natürlich auch online bestellen. gar ist. Ganz am Ende geben wir den gewaschenen Spinat dazu. Als Beilage Reis oder das typische äthiopische Hirsebrot Injera.

Injera Injera ist ein flaches Brot mit etwa 30 bis 40 Zentimetern Durchmesser. Hergestellt wird es aus der Hirsesorte Teff. Ihr Mehl wird mit Wasser zu einem Teig vermischt, der einige Tage gären muss, bis er leicht kohlensäurehal-

tig wird. Dann wird der Teig, der die Konsistenz von Sahne hat, auf heißen Eisenplatten gebacken. Das fertige Injera ist weich, etwa einen halben Zentimeter dick, die Farbe je nach Qualität des Teff hellbraun oder weiß. Der Geschmack ist säuerlich. Das Injera genannte äthiopische Brot ist so alltäglich, dass dieses Wort auch im Vaterunser vorkommt, obwohl die Äthiopier auch ein Brot backen, das dem unsrigen ähnelt (Dabo).






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