Medijuana 25

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Nr. 25 2/2016 April-Mai

Medical & Harm Reduction Magazine

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Bewegungsverlust wei Großveranstaltungen stehen kurz bevor, und beide führen Medijuana in Hauptstädte. Wien und Berlin sind in vielerlei Hinsicht wichtig – nicht nur wegen der persönlichen Kontakte, sondern auch für unser Magazin. In Wien bietet Europas größter Growshop auf mehreren Tausend Quadratmetern mit seinen gewaltigen Pflanzungen einem Cannabismagazin das entsprechende Ambiente. Berlins Bedeutung zeigt sich nicht in Quadratmetern, sondern in seiner eigenen Dynamik und seinem unbestreitbaren Einfluss auf ganz Deutschland. Der gut besuchte Wiener Hanfwandertag findet traditionell in bester Stimmung statt. Die Berliner Hanfmesse Mary Jane, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, hat gute Chancen, sich zu etablieren. Wir werden natürlich auf beiden Veranstaltungen präsent sein und zusammen mit den VeranstalterInnen die Daumen drücken, dass sie möglichst großen Erfolg haben werden. Alle Anstrengungen, dem Hanf zum Erfolg zu verhelfen, sowie die gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre bereiteten den Weg, um auch die breite Masse für dieses Thema zu sensibilisieren. In den letzten Jahrzehnten nahm Joep Oomen als Gründer von ENCOD und des Verbands für die Aufhebung des Cannabisverbots (VOC) sowie als Entwickler und lautstärkster Fürsprecher der Cannabis Social Clubs (CSC) einen hervorragenden Platz unter den AktivistInnen ein. Die Idee des CSC ist nicht nur innovativ und für Communitys attraktiv, sondern bietet KonsumentInnen und PatientInnen Rechtssicherheit bei der Ausübung ihrer Grundrechte. Joep verstarb am 18. März überraschend in seinem Haus in Antwerpen. Er wurde 54 Jahre alt. Gute Reise, Joep! Neben den beiden Cannabis-Megaevents berichten wir natürlich – wie immer in gebührendem Umfang – von der Spannabis in Barcelona. An spanischen Cannabissorten herrscht kein Mangel, diesmal überraschte uns Sweet Seeds mit den neuesten Züchtungen 2016, die wir Euch wärmstens empfehlen wollen. Einige neue Vaporizer kommen dieses Jahr auf den europäischen Markt, darunter die neue Gene-

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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Markus Berger M. Szelestei, Kevin Herzig, G.B.I. Tomas Kardos, Toni Straka H. S. von Vogelsang Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Fotos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

ration einer beliebten Marke. Manche sind schon jetzt erhältlich, andere werden es erst in zwei Monaten sein. Auf jeden Fall benutzt man am besten immer einen Vaporizer – egal ob man es nur ausprobiert, gelegentlich zur Entspannung raucht oder täglich zu Therapiezwecken! Sehr wahrscheinlich geht die Zeit des Joints (und in erster Linie die des Tabaks) langsam zu Ende. Hoffentlich bleibt er aber als kulturelle Gewohnheit erhalten – für besondere Anlässe und zum Kennenlernen. Wer weiß. Des Weiteren schauen wir uns an, was sich in Amerika in den letzten anderthalb Jahren, seitdem die Legalisierung in zwölf Bundesstaaten rollt, getan hat. Lange Gesichter sieht man nirgends, auf die Details gehen wir in unseren Artikeln ein. Die Wissenschaft wartet mit neuen Fakten zu dem umstrittenen Verhältnis zwischen Cannabis und Depression auf, die wir Euch nicht vorenthalten wollten. Außerdem machen wir ein Gedankenexperiment zu der vielschichtigen Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Intelligenz. Ist der IQ von CannabiskonsumentInnen wirklich niedriger als der von NichtkonsumentInnen? Und wenn ja, warum? Immer wieder tauchen neue Gesichtspunkte zu dieser Fragestellung auf. Auch in diesem Jahr wird es wieder viele Gelegenheiten geben, Eure Wünsche und Ziele öffentlich zu artikulieren. Oft ist dann die Frage, ob es einem wirklich wichtig ist, ob die Kumpel auch hingehen, ob das Wetter gut ist und ob es ein gutes Bühnenprogramm gibt. Über den Erfolg entscheidet letztendlich, ob genügend von uns zusammenkommen. OrganisatorInnen und AktivistInnen verwenden oft ein ganzes Jahr für die Vorbereitung dieser Events. Viele engagieren sich neben der Arbeit oder anstelle eines gut bezahlten Jobs damit jemand da ist, der zuhört, dem man sich anschließen kann, um selbst aktiver zu werden. Also wollen wir Euch ermuntern, einmal im Jahr bei einem Marihuana March mitzuspazieren, mit Freunden ein Transparent zu basteln, das die eigene Meinung zum Ausdruck bringt, oder sich auf der Messe umzuschauen und ein außergewöhnliches Hanfessen zu probieren. Die nächste Hanfmesse findet Ende Mai in Berlin statt! Das Magazin wird dort sein. Der Hrsg.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS

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ATAMI

39, 57

BUSHPLANET

64, U3

CANNA

U2, 23

DINAFEM SEEDS GREENHOUSE FEEDING GROW2GETHER GROW CITY

13 11 23, 55 4–5

HANFWANDERTAG WIEN

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HANF MUSEUM BERLIN

27

HEMP EMBASSY VIENNA

30, 35

HUG‘s

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HULABALOOZA

45

LAMOTA DISTRIBUCIÓN

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LUCY‘S RAUSCH

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MARY JANE BERLIN

1

NACHTSCHATTEN VERLAG

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NEAR DARK

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ONLY A PLANT

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PLANTS4FRIENDS

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PLAGRON PREMIUM GENETICS ROYAL QUEEN SEEDS

20, U4 56 9

SERIOUS SEEDS

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SWEET SEEDS

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UNITED SEED BANKS

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VAPOSHOP

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VERDAMPFTNOCHMAL

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT BEWEGUNGSVERLUST

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MEDI+GREEN NACH DEM DREHEN IN DIE PEDALE TRETEN?

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AUS FÜR DEN MEXIKANISCHEN EXPORT

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EINE MILLIARDE DOLLAR STEUEREINNAHMEN

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FÜR DIE TAGE

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REGULIERT SIND SIE UNGEFÄHRLICHER

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DEUTSCHLANDS GRÖSSTE HANFMESSE STARTET IN BERLIN!

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WORTGEDÄCHTNIS

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NICOLAS TRAINERBEES – ERFINDER DES CANNAHONIGS

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CANNABIS CLUB VERURTEILT

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WEIBLICHE PRAKTIKEN

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CANNA+GLOBE ABSCHIED VON JOEP

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MEDI+GREEN

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GESUNDHEITSBEWUSSTE PATIENTINNEN

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CANNABIS CLUBS FÜR SÜCHTIGE

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STAATLICHES CANNABISMONOPOL VOR VERFASSUNGSGERICHT

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CANNABIS BEI SPORTVERLETZUNGEN

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BILANZ VON ANDERTHALB JAHREN

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WIRD ÖSTERREICHS SMG-REFORM ZUM PERPETUUM MOBILE?

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SPANNABIS 2016

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Medical Cannabis im neuen Amsterdam

CANNA+GLOBE GRASREGULIERUNG MAL ANDERS

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Katalonische Cannabis Social Clubs

VOLLBLUT Haze Autoflowering CBD

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INHALT MEDI+GREEN 38

VERURSACHT KEINE DEPRESSION CSC SALZBURG VERTEILT MEDIZINALHANF

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AN MITGLIEDER

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GANJA-NONNEN CANNATECH – KONFERENZ

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DER INNOVATIONEN RUND UM CANNABIS

MEDIZIN

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HUMANE PAPILLOMVIREN VERSUS CANNABIS Cannabinoide gegen Viren

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WUNDERVOLLER GEIST Der falsch verstandene IQ-Verfall

CANNA+GLOBE 50–51

DREI VAPORIZER-NEUERSCHEINUNGEN 2016

VOLLBLUT 52–53 42

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CRYSTAL CANDY® UND BLOW MIND AUTO® Neuzüchtungen von Sweet Seeds

CANNA+GLOBE 54–56

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BLÜHENDE HANFKULTUR Der Verein Hanfmuseum in Wien

VOLLBLUT Eine seriöse medizinale Pflanze 58

CBD-ENRICHED WARLOCK

A´LA CANNA

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PIZZA MIT HANFPESTO NACH ART DES HAUSES

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BOHNENFRIKADELLEN MIT HANF UND ZUCCHININUDELN

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MEDI+GREEN inen Fahrradboten können wir damit wohl kaum überraschen, aber wenn es schon die Jungs im weißen Kittel bestätigen, berichten wir auch darüber: Eine im Januar erschienene Studie behauptet, dass Marihuanakonsum keine negativen Wirkungen auf sicheres Radfahren hat. Die Behauptung ist gewagt – in dem Sinne, dass sie bekifftes Radfahren praktisch unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten absegnet. Daher ist es schon wichtig zu sehen, wie die ForscherInnen zu diesem Ergebnis gekommen sind. Die Düsseldorfer Forschungsgruppe hat 14 Personen – zwölf Männer und zwei Frauen – untersucht, die regelmäßig Cannabis konsumieren. Ihre Joints drehten sie aus holländischen Importsorten von Bedrocan. Die strenge wissenschaftliche Untersuchungsmethode sah folgendermaßen aus: 4 Sekunden einatmen, 10 Sekunden einbehalten und 15 Sekunden Ausatmen. Die Joints waren für die Personen maßgeschneidert und enthielten 300 μg THC pro Kilogramm Körpergewicht. Das Experiment lief folgendermaßen ab: Die Testpersonen mussten zuerst mit klarem Kopf, dann nach einem, dann nach zwei und schließlich nach drei Joints in die Pedale treten. Sie bekamen Fehlerpunkte, wenn sie von der Bahn abwichen, wenn sie die Bojen umwarfen, falsch abbogen oder bei Rot fuhren. Das Gelände erinnerte an eine Geschicklich-

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Nach dem Drehen in die Pedale treten? keitsbahn, auf der man zwischen Bojen Slalom fahren, Hindernissen ausweichen, Kommandos ausführen und in bestimmte, durch Taschenlampen angezeigte Richtungen fahren musste. „Sie machen kaum Fehler, auch unter dem Einfluss des Cannabis“, fassten die ForscherInnen das Ergebnis zusammen. „Auch nach Einnahme der höchsten THC-Konzentration bemerkten wir nur wenige Fehler. Verallgemeinert kann man sagen, dass der Konsum von Cannabis nicht zu Fahrfehlern führt.“

Aus für den mexikanischen Export er Hauptgrund für die Legalisierung von Cannabis in den USA besteht nicht darin (entgegen aller anderslautenden Behauptungen), die Gesellschaft mit Gras zu überhäufen, und auch nicht, die Drogenkarrieren von Minderjährigen zu beschleunigen, sondern allein darin, Cannabis vom Schwarzmarkt zu nehmen, die Mafia zu schwächen und eine kontrollierte Qualität für die volljährigen KonsumentInnen zu garantieren. Dieses Ziel scheint langsam näherzurücken – betrachtet man den Rückgang der mexikanischen Grasexporte in die USA. Obwohl der legale Grasmarkt in den wenigen auserwählten Staaten noch immer in den Kinderschuhen steckt, zeigen einige Indikatoren schon gut, dass die mexikanischen Kartelle recht bald vergeblich bei ihren Nachbarn im Norden hausieren gehen werden. Die Grasgeschäfte in Colorado verkauften 2015 Marihuana im Wert von fast 1 Milliarde Dollar – eine solch große Menge ist auch jenseits der Grenze zu spüren. 2010 vernichteten die mexikanischen Behörden Cannabisplantagen auf einer Fläche von 44.000 Morgen, im Jahr 2015 waren es nur 12.000 Morgen. (Ein Morgen sind etwa 3.000 Quadratmeter.) Der Rückgang kam nicht zustande, weil sie inner-

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halb von vier Jahren vergessen haben, wo sie die Grasfelder suchen müssen, sondern weil der Geschäftszweig immer weniger abwirft. Ein Farmer, der für den Export züchtet, sagte der Los Angeles Times, dass er im letzten Jahr vielleicht zum letzten Mal angebaut habe, da viele KonsumentInnen ausblieben, obwohl der Kilopreis von 100 Dollar auf 30 Dollar gefallen ist. Kein Wunder, dass sich von 2010 bis 2014 die Menge des an der amerikanischen Grenze

Das bedeutet natürlich nicht, dass Gleiches auch beim Autofahren gilt. Und auch absolut nicht, dass unerfahrene KonsumentInnen sich nach einem netten Abend verwegen aufs Rad schwingen können. Regelmäßige KonsumentInnen hingegen können sich hinter die Ohren schreiben, dass es weniger gefährlich ist, bekifft Rad zu fahren, als betrunken. Die schädlichen Wirkungen des Alkohols belegen Millionen von Aufnahmen auf den einschlägigen Videoforen.

konfiszierten Grases um ein Drittel und die Zahl der wegen Anbaus im Ausland Verhafteten um die Hälfte verringerte. Diese Ergebnisse kamen zustande, obwohl auf der anderen Seite der Grenze – in Texas – noch immer strenge Gesetze gelten und man mit mexikanischem Marihuana noch immer etwas verdienen kann. Im gleichfalls benachbarten Kalifornien ist das nicht der Fall, da es sich praktisch selbst versorgen kann. Auf jeden Fall müssen sich die Drogenkartelle, wenn sich diese Tendenz fortsetzt, nach anderen Einnahmequellen umsehen.


Eine Milliarde Dollar Steuereinnahmen enn man sich die Zahlen des legalen Grasmarktes für das Jahr 2014 ansieht, greift man sich an den Kopf: Von 350 Millionen Dollar Steuereinnahmen ist die Rede. Nachdem neue Staaten dazugekommen sind, ist die Entwicklung nun vollends verblüffend: Die Steuereinnahmen für 2015 in Colorado, Washington, Oregon, Alaska und Washington, D.C. aus dem Verkauf von Marihuana betragen nicht weniger als 998 Millionen Dollar. Dazu mussten die erwachsenen KäuferInnen 5,4 Milliarden Dollar in den Grasläden lassen. Nach Schätzungen von New Frontier und ArcView Market Research werden bis Ende dieses Jahres 6,7 Milliarden Dollar auf dem legalen Marihuanamarkt den Besitzer wechseln, 2020 wird der Gipfel mit 21 Milliarden erwartet. „Die Cannabislegalisierung bietet in unseren Tagen die allergrößten Geschäftsmöglichkeiten. Wir stehen immer noch am Anfang und das wirklich große Wachstum steht noch bevor“, erklärte Troy Dayton , Leiter von ArcView.

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Für die Tage ie Fähigkeit des Cannabis, Menstruationskrämpfe und -schmerzen zu lindern, ist gut dokumentiert: Schon Queen Victoria linderte ihre Menstruationsschmerzen mit Cannabistinktur. In unseren Tagen wird diese Methode selten genutzt, und auch dem Medizinalhanfmarkt ist diese Behandlungsmethode bisher entgangen. Nach Schätzungen sind weltweit 5% der Frauen von diesen Symptomen betroffen, und die Pharmaindustrie bietet zahllose Produkte an, um diese zu lindern. Vor nicht allzu langer Zeit tauchte in amerikanischen Apotheken eine Kapsel auf, die mit Cannabiswirkstoffen Hilfe bei Menstruationsschmerzen bietet. Die ForiaRelief-Kapsel enthält 60 mg THC, 10 mg

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Um diese unglaublichen Summen in einen Kontext zu bringen, vergleichen wir sie mit dem Markt von Alkohol- und Tabakerzeugnissen, der jährlich fast 75 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen generiert. Der Vergleich hinkt natürlich, weil diese Genussmittel, im Gegensatz zum Cannabis, Erwachsenen in allen Staaten zugänglich sind. Aber Marihuana holt auf: Die Legalisierung wurde auch in Arizona, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Michigan und Nevada angestoßen. Nun ist die große Frage, welches europäische Land als erstes auf die zusätzlichen Steuereinnahmen sowie auf die Eindämmung des Schwarzmarkts für Gras neidisch wird.

Cannabidiol (CBD) sowie Kakaobutter und entfaltet ihre Wirkung ohne High-Zustände. Die Cannabinoide werden aus Cannabis gewonnen, das in Nordkalifornien zu Therapiezwecken angebaut wird. Die bisher verfügbaren Daten bewerten das Produkt positiv. Eine Frau berichtet, dass bereits 20 Minuten nach Einnahme die Schmerzen vollständig gelindert worden seien und die Wirkung den ganzen Tag über anhielt. Der Hersteller gibt auf seiner Webseite an, dass das Produkt noch nicht wissenschaftlich geprüft ist und daher einige Ärzte vor dem Gebrauch des Mittels warnen.


MEDI+GREEN rogen sind gefährlich, aber die gegenwärtige Drogenpolitik macht sie noch gefährlicher, weil Strafmaßnahmen in den Vordergrund gestellt werden, statt sich um die Gesundheitsfürsorge und die Einhaltung der Menschenrechte zu kümmern. Es ist an der Zeit, dass die Regulierungen das Leben der Menschen und ihre Sicherheit an die erste Stelle setzen –mit diesem Gedanken begann Kofi Annan, der ehemalige UN-Generalsekretär, seine spannende Analyse der Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Drogenpolitik. In einem Artikel, der auf Spiegel-Online erschien, machte Annan deutlich, dass die gegenwärtige globale Drogenpolitik am besten klarmache, welche Konsequenzen es hat, wenn anstelle von wissenschaftlichen Fakten Ideologien und Gefühle die Politik bestimmen. Als Beispiel nannte er therapeutisches Cannabis, von dem bewiesen sei, dass dessen Genehmigung nicht zu einem erhöhten Graskonsum bei Jugendlichen führt. Der ehemalige Generalsekretär nahm in diesem Zusammenhang das Resultat des Drogenabkommens der UNO unter die Lupe: Es habe in den vergangenen 50 Jahren einen gewaltigen illegalen Drogenmarkt geschaffen und Gewalt, Korruption und Instabilität gesteigert. Der Kampf gegen die Drogen verschlinge nach Schätzungen jährlich 100 Milliarden Dollar und könne dennoch weder das Drogenangebot verringern, noch den Drogenhandel zurückdrängen. Weltweit konsumierten ungefähr 300 Millionen Menschen Rauschmittel, somit ist der illegale Drogenmarkt einer der einträglichsten Geschäftszweige der Welt. Inzwischen belegten Forschungen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Strenge der Drogengesetze und der Verbreitung des Drogenkonsums gibt, infolge der harten Gesetze würden aber Massen von Menschen in Gefängnisse gesperrt. Man müsse daher statt von einem Krieg gegen die Drogen von einem Krieg gegen die Menschen

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Kofi Annan

Reguliert sind sie ungefährlicher sprechen. Zweifellos richteten Drogen viele Menschenleben zugrunde, aber die verfehlte Drogenpolitik ruiniere noch mehr Leben: Hat ein Familienmitglied ein Drogenproblem, dann muss es therapiert werden und der Konsument nicht als Straftäter abgestempelt werden. Dazu müssen, dem ehemaligen UNGeneralsekretär zufolge, Stigmatisierung und Kriminalisierung ein Ende finden, da sie die Situation des problematischen Drogenkonsumenten nur noch weiter verschlechtern, denn einem jungen Gelegenheitskonsumenten füge eine Vorstrafe einen größeren Schaden zu als der Drogenkonsum selbst. Kofi Annan zufolge müsse man an den Ausgangspunkt der UN-Drogenvereinbarungen zurückkehren und die Gesundheit der Menschheit und ihren Wohlstand schützen. Als Erstes müsse

der Drogenkonsum entkriminalisiert werden. Zweitens müsse man sich eingestehen, dass eine Welt ohne Drogen eine Illusion ist. Deshalb sei dafür zu sorgen, dass Drogen den geringstmöglichen Schaden anrichten. Anstelle des totalen Verbotes müsse die Prävention treten; legale Regulierungsmodelle müssten geprüft werden. Es muss endlich eingesehen werden, dass Drogen wegen der mit ihrem Konsum verbundenen Risiken reguliert werden müssen – in den Händen von Verbrecherbanden stellen sie eine noch größere Gefahr dar. Dabei muss die Strenge der Regulierung den Risiken angemessen sein. Eine erfolgreiche Drogenpolitik muss sich am Stand der Wissenschaft, den Erfordernissen der Gesundheitsvorsorge und den Menschenrechten orientieren.


Deutschlands größte Hanfmesse startet in Berlin! ach über zwölf Jahren kehrt sie zurück nach Deutschland – auf über 3.000 m 2 Hallenfläche und 2.500 m 2 Außenfläche ist „Mary Jane Berlin“ die größte deutsche Hanfmesse mit über 80 nationalen und internationalen Ausstellern.

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Direkt an der East Side Gallery, an der Grenze von Berlins berühmtesten Bezirken Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln gelegen, bietet die Eventlocation Postbahnhof allen BesucherInnen die Möglichkeit, an drei Tagen (27. bis 29. Mai) die neuesten Entwicklungen und

Produkte rund um die grüne PowerPflanze zu erleben und spezielle Messeangebote zu erwerben! Namhafte Firmen wie Barney’s Farm, Plagron oder Gizeh und viele weitere Aussteller bieten ein breites Produktspektrum – Grow-Bedarf, Lebensmittel, Kosmetika, Baustoffe, medizinische Präparate und vieles mehr! Neben der Fachmesse beinhaltet das Rahmenprogramm Fachvorträge von HanfexpertInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen, die sich zu Themen wie Legalisierung, medizinische Verwendung und industrieller Anbau äußern. „Mary Jane Berlin“ ist nicht nur eine Fachmesse, sondern auch ein Festival mit Kultur- und Unterhaltungscharakter: Eine Lounge zum Entspannen sowie Food-Stände sorgen für das leibliche Wohl während der Live-Auftritte. Direkt nach Messe-Ende findet ab 22 Uhr am Freitag im Fritz-Club und Samstag im Yaam die After-Party statt. Sichere Dir jetzt die limitierten Vorverkaufstickets zum ermäßigten Preis und werde Teil der größten Hanfmesse Deutschlands! Mehr Infos unter: www. maryjane-berlin.com 11


MEDI+GREEN

Wortgedächtnis eue Erkenntnisse besagen, dass regelmäßigen MarihuanakonsumentInnen später erschreckende Auswirkungen drohen: Wer mehr als fünf Jahre lang täglich Gras raucht, wird sich im Alter nur an halb so viele Wörter erinnern wie seine/ihre AltersgenossInnen! Im Vergleich zu den Auswirkungen eines täglichen Rausches wird man mit Recht sagen, dass das kein allzu hoher Preis ist. Die Studie der ForscherInnen der Universität von Lausanne wurde im Februar in der

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Fachzeitschrift JAMA International Medicine publiziert. Dr. Reto Auer und seine Forschergruppe untersuchten die Daten von ungefähr 3.400 AmerikanerInnen aus einem Zeitraum von 25 Jahren. Am Ende der Periode mussten die Testpersonen verschiedene kognitive Tests über sich ergehen lassen: Gedächtnis, Konzentration, schnelle Entscheidungen und verschiedene andere Erhebungen. Die ForscherInnen fanden heraus, dass jene, die mindestens fünf Jahre lang regelmäßig Marihuana konsumiert hatten, ein wenig schlechter beim Rekapitulieren von Wörtern abschnitten, als jene, die überhaupt nicht

oder nur wenig Cannabis geraucht hatten. Der Zusammenhang besteht fort, wenn die ForscherInnen auch das Alter, den Schulabschluss, den Gebrauch anderer Mittel oder das Vorliegen einer Depression in Betracht ziehen. Auer und seine Forschergruppe bereicherten die Fachliteratur um den neuen Begriff der „Marihuanajahre“. Demzufolge gilt jemand, der ein Jahr lang jeden Tag Marihuana konsumiert, als „ein Marihuanajahr alt“. Mit jedem weiteren Jahr des Marihuanakonsums steigt das Marihuanaalter. Gedächtnisstörungen, die infolge dieses Prozesses auftraten, konnten linear nachgewiesen werden. Je mehr Marihuanajahre die Testperson zählte, desto schlechter schnitt sie ab. Bei der Untersuchung mussten die Testpersonen eine Liste von 15 Wörtern nach Ablauf von 25 Minuten memorieren. Personen, die nicht geraucht hatten, erinnerten sich im Durchschnitt an neun Wörter, während die fünf Marihuanajahre alten Testpersonen von einer schwindelerregenden Hirnerweichung Zeugnis ablegen – nur 8,5! Die Zahl verringert sich pro weiterer fünf Marihuanajahre um 0,5. Wenn das die schwerste Schädigung der kognitiven Fähigkeiten darstellt – die übrigen Tests zeigten keine messbaren Unterschiede –, dann können alle, die regelmäßig Cannabis konsumieren, aufatmen statt zu verzweifeln.

Nicolas Trainerbees – Erfinder des Cannahonigs in französischer Imker, der sich selbst Nicolas Trainerbees nennt, versucht seit dem Jahr 2006 seine Liebe zur Bienenhaltung und sein Wissen über medizinisches Cannabis zu kombinieren. Er versuchte, seine Bienen zu lehren, Honig aus Cannabis zu produzieren – mit Erfolg. Er begann damit, den Bienen beizubringen, Honig aus Fruktose anstatt aus Blütenstaub herzustellen. Der entstandene Honig war geschmacklich einzigartig. Da kam ihm der Gedanke, dass das Geheimnis des perfekten Cannahonigs darin bestehen könnte, die Bienen zu trainieren, das Harz der Cannabispflanzen zu sammeln. Es dauerte bis 2013, aber schließlich zeitigte seine harte Arbeit die Ergebnisse, von denen er geträumt hatte. Die Bienen waren in der Tat trainiert, die harzigen Trichome der Cannabispflanze zu sammeln – und so wurden die Cannabinoide in den produzierten Honig übertragen. Die Wirkung war ähnlich mit sowohl hohen THCund CBD-Werten. Die medizinischen Effekte, die man von diesen Sorten kennt, waren im Honig verstärkt. „Seit einiger Zeit weiß ich über die gesundheitlichen Vorteile von Bienenprodukten wie zum Beispiel Honig, Propolis, Pollen, Wachs

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und Gelée Royale und auch über die Vorteile von Cannabis Bescheid“, erklärte er. „Alles, was durch den Körper einer Biene geht, wird verbessert.“ Dabei werden die Bienen weder high noch wird ihnen dadurch Schaden zugefügt. Bienen haben kein Endocannabinoidsystem und können somit Cannabinoide nicht

verarbeiten. THC und CBD haben absolut keine Wirkung auf diese Tierchen. „Es ist nur eine andere Form von Nahrung für sie“, erklärt Nicolas. Dem Cannahonig wird nachgesagt, ein besonders blumiges Aroma zu haben. Das Ergebnis ist ein cremiger, goldener Honig mit hohem therapeutischem Potenzial.



MEDI+GREEN as Modell der Cannabis Social Clubs, das in Spanien verbreitet ist, wurde ursprünglich in Belgien entwickelt. Grundgedanke ist, es unter Einhaltung der Gesetze zu ermöglichen, dass Mitglieder gemeinsam für sich selbst Cannabis anbauen können. Während der erste Club seit 2006 nach einigen rechtlichen Korrekturen ohne Probleme funktioniert, fand die Justiz bei dem zweiten, vor drei Jahren gegründeten Club, einiges an der Produktion, Lagerung und Veräußerung des Marihuanas auszusetzen. Im Frühjahr 2014 berichteten wir über den zweiten belgischen Cannabis Club namens Mambo, der damals fast 100 Mitglieder zählte. Wir schrieben auch darüber, dass Ende 2013 – direkt vor dem Austeilen der monatlichen Ernte – die Polizei eine Aktion gegen den Club durchführte und so 60 Pakete mit insgesamt 1.100 g Marihuana fand. Nach belgischem Gesetz darf ein Erwachsener maximal 3 g Cannabis bei sich führen oder eine Pflanze zum Eigengebrauch ziehen. Obwohl die Mitglieder außer dem geernteten Ganja in weiteren Beuteln die übrigen Teile der Pflanze bekamen, der Club also nach seinem Rechtsverständnis die Gesetze einhielt, betonte das Gericht in seiner im Februar 2010 gefällten Entscheidung, dass der Begriff des Eigengebrauchs nur dann gelte, wenn man den Stoff beim Konsumenten findet. Die

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Weibliche Praktiken bwohl der Großteil der CannabiskonsumentInnen noch immer Männer sind, verbreitet sich unter Frauen der tägliche Gebrauch immer mehr. Sie vertragen aber die Symptome eines plötzlichen Entzugs schlechter, wie eine australische Untersuchung feststellte. In der Bevölkerungsgruppe der über 14-Jährigen konsumierten 1,9 Millionen Männer und 1,2 Millionen Frauen mindestens ein Jahr lang täglich Gras. Die anderthalbfache Anzahl von konsumierenden Männern bedeutet allerdings nicht viel: In ihren Kreisen ist gemäßigter Konsum etwas häufiger: 12% der Männer gegenüber 14% der Frauen befolgen Snoop Doggs Weisheit und stopfen sich jeden Tag ein Pfeifchen. Bedeutung erhält der geringe Unterschied jedoch angesichts des Phänomens, dass vorangegangene Untersuchungen der Universität Yale und Columbia erwiesen hatten, dass Frauen schneller vom ersten Joint zur Abhängigkeit gelangen können. Das untermauert auch die neue australische Studie, und als wäre dies nicht schlimm genug, fügt sie noch hinzu, dass bei einem plötzlichen Entzug bei Frauen stärkere Entzugserscheinungen auftreten – Schlaflosigkeit, Unwohlsein, Schweißaus-

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Joep Oomen (Trekt Uw Plant), im Hintergrund Michel Degens (Mambo)

Cannabis Club verurteilt Aktion wurde nicht umsonst im Zeitraum zwischen Ernte und Verteilung anberaumt – damit änderte sich der ursprüngliche Tatvorwurf von „Verführung zum Drogengebrauch“ in den schwereren Tatbestand „Herstellung, Besitz und Handel“. Das Urteil ist irritierend, weil es bedeutet, dass das oberste Gericht den belgischen CSC Trekt Uw Plant für rechtskonform hält, den nach seinem Vorbild entstandenen Club Mambo jedoch nicht. Die beiden Clubs werden daher einen Vorschlag

im Parlament einbringen, der die Betriebsregelungen klären soll. Michel Degens, Leiter des Clubs Mambo, äußert sich in seiner Erklärung enttäuscht, da sich durch dieses Urteil die Rechtslage für die Clubs ändere und ein für rechtmäßig gehaltener Besitz drei Jahre auf Bewährung zur Folge hat. Er glaube weiterhin an das legale CSC-Modell, das anstelle des Schwarzmarkts treten soll, und werde weiterhin für die juristische Klärung der Situation kämpfen.

brüche usw., zu deren Bekämpfung sie selten Hilfe suchen. Jan Copeland, Leiterin des National Cannabis Prevention and Information Centre (NCPIC), erklärt das damit, dass die Toleranz von Frauen höher sei und sie deshalb höhere Dosen konsumierten. Demzufolge liege auch das Risiko, negative Symptome wie Angststörungen und Paranoia zu erfahren, bei ihnen höher, und so auch die Gefahr einer Abhängigkeit. Die andere Erklärung ergibt sich aus dem Ziel des Konsums: Während bei den Männern „positive Ziele“ überwiegen –

Party machen, Entspannung mit Freunden –, versuchen die Frauen mit dem Gras eher Stresssituationen zu meistern. Eine weitere Erklärung könnte der Unterschied in der Gehirnstruktur sein sowie die Rolle, die das Östrogenhormon spielt, welches die Empfindsamkeit steigert. Was auch immer sich hinter den Phänomenen verbirgt, meine Damen, achten Sie genau auf Symptome, die auf übermäßigen Konsum zurückgehen, und fürchten Sie sich nicht, bei Problemen Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Jan Copeland, Leiterin des National Cannabis Prevention and Information Centre



CANNA+GLOBE Joep Oomen verstarb am Freitag den 18. März 2016 überraschend in seinem Haus in Antwerpen. Als Aktivist hat er mehr als ein Vierteljahrhundert für eine humane und gerechte Drogenpolitik und für das Ende des Krieges gegen die Drogen gekämpft. Joep war der Mitbegründer zahlreicher NGOs für die Drogenreform, darunter Encod, der Cannabis Social Club Trekt Uw Plant in Antwerpen und der Verband für die Aufhebung des Cannabisverbots (VOC) in den Niederlanden. uf einer sehr bewegten Versammlung von Trekt Uw Plant in Antwerpen erfuhren die Clubmitglieder die traurige Nachricht. Nachdem Joep am Freitag nicht auf einem Treffen des Clubs erschienen war, machten sich zwei Vorstandsmitglieder auf den Weg zu seinem Haus. Nachdem sie mit Joeps ältestem Sohn gesprochen und seine Zustimmung eingeholt hatten, gingen sie hinein und fanden Joep tot in seinem Bett. Laut Polizei kann eine nicht natürliche Todesursache ausgeschlossen werden. Joep hinterlässt seine Frau Beatriz, zwei Söhne und einen Enkel. 1993 war Joep Mitbegründer der Encod - European Coalition for Just and Effective Drug Policies. Als Koordinator von Encod war er die treibende Kraft eines einzigartigen Zusammenschlusses von Organisationen und Einzelpersonen aus fast allen europäischen Ländern. 2006 gründete er Trekt Uw Plant (TUP), den ersten belgischen Cannabis Social Club. Der Club operiert auf der Basis einer rechtlichen Anweisung, die erwachsenen BelgierInnen erlaubt, eine Cannabispflanze für den persönlichen Gebrauch zu ziehen. Nach langen, harten Kämpfen wurde TUP zweimal vom Gericht freigesprochen. Der Club zählt augenblick-

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Abschied von Joep

lich rund 400 Mitglieder. Die Pionierarbeit in Antwerpen inspirierte Michel Degens, 2014 den Mambo Social Club in Hasselt ins Leben zu rufen.

Auch in seiner niederländischen Heimat war Joep aktiv. Er organisierte das Cannabis Tribunal in Den Haag und war Mitbegründer des Verbands für die Aufhebung des Canna-


bisverbots (VOC), der aus dem 1. Tribunal hervorging. Er war Vorstandsmitglied der Stiftung Legalize! in Amsterdam und ein beispielhafter Gesprächsleiter der monatlichen Treffen des VOC, mit unendlicher Geduld und großem diplomatischen Geschick. Diese Fähigkeiten setzte er auch als Schatzmeister der Latin American Federation in Antwerpen ein, ebenso bei den Friends of the Coca Leaf und bei Het Klooster (Das Kloster), wo er über Jahre eine Herberge für Obdachlose betrieb. Auf der Webseite von VOC schreibt der Vorsitzende Derrick Bergman: „Joep war ein

Aktivist, wie man sie nur sehr selten findet. Er verband schier unerschöpfliche Tatkraft und Ausdauer mit makelloser Integrität und Transparenz. Joep sprach durch seine Studien in den Achtzigern in Amsterdam fließend Spanisch, in Antwerpen wurde er ein halber Flame, aber letztlich war er in erster Linie ein Weltbürger. Ich schätze mich glücklich, Joep gekannt und acht Jahre bei VOC und Encod eng mit ihm zusammengearbeitet zu haben. Er war nicht nur ein sehr effektiver und mitreißender Aktivist, sondern auch ein sehr lieber Freund.“ Quelle: VOC-Niederlande

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MEDI+GREEN n den amerikanischen Bundesstaaten, die den Gebrauch von Cannabis für therapeutische Zwecke erlauben, vaporisieren PatientInnen eher oder nehmen Cannabis im Essen zu sich, außerdem meiden sie Alkohol. Dies stellte eine im Januar publizierte Studie der RAND Corporation fest. In der Fachzeitschrift Addiction wurden die Forschungsergebnisse mit 2.000 Testpersonen aus Colorado, New Mexiko, Oregon und Washington veröffentlicht. Die Angaben wurden im Oktober 2013 erhoben. Unter anderem war man daran interessiert, wo, auf welche Weise, wie oft und in welcher Menge die PatientInnen Cannabis konsumieren. 2013 hatte noch kein einziger Staat legalisiert, daher konnte sich die Studie ohne die Beeinflussung durch den Freizeitgenuss auf registrierte CannabispatientInnen konzentrieren. 86% der TherapiepatientInnen gaben an, auch zur Entspannung Marihuana zu konsumieren, womit sich in ihrem Fall die Kategorien wegen des regelmäßigen, im allgemeinen täglichen Konsums verwischen können. Sie nehmen im Durchschnitt 1,1 g zu sich, im Gegensatz zu den täglichen 0,35 g bei den rekreativen KonsumentInnen. Obwohl es beim regelmäßigen Konsum angezeigt wäre, baut nur ein Bruchteil der CannabispatientInnen zum Eigengebrauch an und kauft – vermutlich aus finanziellen Erwägungen – eher bei Dealern als in Apo-

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Gesundheitsbewusste PatientInnen theken. Der parallele Gebrauch von Alkohol und Marihuana lag jedoch niedriger, als die ForscherInnen erwartet hatten. Während 17% der Freizeitkiffer dazu neigten, die beiden Drogen zu mischen, konsumierten nur 3% der TherapiepatientInnen Alkohol neben dem Cannabis. Und damit erschöpft sich das Gesundheitsbewusstsein der PatientInnen

Cannabis Clubs für Süchtige ie Schweiz betreibt seit Jahrzehnten eine Drogenpolitik, die statt auf Strafmaßnahmen auf die allgemeine Gesundheit und die Freiheitsrechte der BürgerInnen setzt. Als nächster Schritt in diese Richtung ist die Entscheidung von vier Schweizer Städten zu sehen, im Rahmen eines Versuchsprogramms Cannabis Clubs einzurichten. In dem Alpenland wurden schon in den 1990er Jahren Programme für Heroinsüchtige ins Leben gerufen, die auch Rückhalt in der Gesellschaft fanden. In den meisten Kantonen drückt die Polizei gewöhnlich bei Cannabisbesitz zum Eigengebrauch die Augen zu. 2012 erlaubten vier Kantone den Eigenanbau von maximal vier Cannabispflanzen, damit die KonsumentInnen sich das Gras nicht auf dem Schwarzmarkt beschaffen müssen, wo Dealer sie zu anderen Drogen verführen könnten. Eine neue Initiative möchte nun den Cannabiskonsum einfacher regeln. Die Städte Zürich, Basel, Bern und Genf haben gemeinsam beschlossen, an einem Versuchsprojekt teilzunehmen, das den Handel mit Marihuana regulieren soll. Zwar ist nicht von einer vollkomme-

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nen Legalisierung die Rede, doch sind die Stadtväter auf die Idee gekommen, dass sie mit Cannabis Clubs den Einfluss des Schwarzmarktes schwächen können. Die Grundidee stammt aus Genf und orientiert sich ein wenig an dem Heroinentzugsprogramm. Der Cannabiskonsum soll für diejenigen unter Kontrolle gebracht werden, für die diese Gewohnheit schon zum Problem geworden ist, damit sie nicht auf Marihuana aus dunklen Quellen angewiesen sind. Zusätzlich sollen sie

nicht, denn laut der Untersuchung werden von ihnen – im Gegensatz zu den FreizeitkonsumentInnen – oft gesündere Konsummethoden gewählt – Vaporisieren oder der Genuss in Speisen. Die ForscherInnen sind nun gespannt, wie der rekreative Markt sich auf den Konsum der CannabispatientInnen auswirkt.

soziale und medizinische Hilfe erhalten. Das Projekt ist für die Dauer von vier Jahren konzipiert; sein Verlauf wird wissenschaftlich überwacht. Nun müssen den Plan nur noch die Kantonsregierungen und das Bundesgesundheitsministerium gutheißen. Wenn alle Beteiligten zustimmen, können maximal 2.000 Personen an dem Programm teilnehmen, ein ziemlich geringer Teil der 500.000 Schweizer CannabiskonsumentInnen. Es könnte jedoch ein erster Schritt zum Aufbau eines effektiveren Systems sein, in dem später auch Cannabis Clubs für den Freizeitgebrauch entstehen können.


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Staatliches Cannabismonopol vor Verfassungsgericht n Österreich hat die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bekanntlich ein Quasimonopol auf die Produktion von potentem Cannabis. Gewinn daraus macht der deutsche Pharmakonzern Bionorica mit dem Wirkstoff Dronabinol. Das will jetzt ein Wiener Stecklingshändler ändern – er zieht vor Gericht. Paragraf 6a des österreichischen Suchtmittelgesetzes (SMG) enthält eine Ausnahme vom Verbot der Cannabisblüten. Die AGES darf Cannabispflanzen „zwecks Gewinnung von Suchtgift zur Herstellung von Arzneimitteln sowie damit verbundene wissenschaftliche Zwecke” anbauen. Alexander Kristen, Inhaber der Zierpflanzenkette Flowery Field, zieht vor den Verfassungsgerichtshof (VfGH). Seiner Meinung nach hat das Monopol der AGES keine Berechtigung, wenn selbst Privatunternehmen an der staatlichen Cannabisproduktion mitverdienen. In seinem Unternehmen Flowery Field ist er mit der Erforschung und Kulti-

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vierung der Pflanze beschäftigt – und will mit dem Know-how die Cannabinoide für Arzneien extrahieren dürfen. Flowery Field verkauft Setzlinge der Cannabispflanze in den verschiedenen Sorten und Größen. Zurzeit weist er seine KundInnen darauf hin, die Zierpflanzen im vegetativen Stadium zu halten. Die AGES produziert über ihr eigenes „Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion“ im Schnitt 90 Kilogramm Cannabisblüten pro Jahr. Im Jahr 2013 wog die Ernte 142 Kilogramm, 2010 erst 38 Kilogramm. Diese Zahlen meldet das Gesundheitsministerium, dem die AGES untersteht, jedes Jahr den Vereinten Nationen (UN). Als einziger Abnehmer macht die deutsche Pharmafirma Bionorica einen Teil seines erwirtschafteten Nettoumsatzes mit österreichischem Cannabis. Das aus den Blüten gewonnene THC (Dronabinol) wird meist bei onkologischen Erkrankungen, chronischen Schmerzen und Spasmen rezeptiert.

Kristen wäre auch bereit gewesen, mit der AGES zu kooperieren und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Cannabisblüten und Arzneien zu produzieren und zu vertreiben. Die AGES lehnte das Angebot ab. Der Argumentation, dass das Monopol vor allem dem zu erwartenden Missbrauch von Cannabis vorbeuge, will Kristen nicht folgen. „Jemand, der rechtswidrig Cannabis anpflanzen will, wird sich durch das Monopol der AGES zur Produktion von Medizinalcannabis wohl nicht abschrecken lassen“, meint Kristen im Interview mit derstandard.at. Der Missbrauch sei ja ohnehin strafrechtlich verfolgbar. Im Individualantrag beim VfGH fordert Flowery Field, die Bestimmungen in Paragraf 6 (2) und Paragraf 6a SMG wegen Verfassungswidrigkeit zur Gänze aufzuheben. Denn diese Paragrafen würden einen unverhältnismäßigen Eingriff in das Grundrecht auf Erwerbsfreiheit darstellen und auch europarechtlich gegen die geregelte Eigentumsund unternehmerische Freiheit verstoßen.


MEDI+GREEN ls man den Spielern von American Football (NFL) den Gebrauch von therapeutischem Marihuana verbot – offenkundig nicht nur vor dem Match, sondern generell – vergaß man, dass die aufgetretenen Symptome nicht von selbst verschwinden und die verwendeten Ersatzmittel sogar noch riskanter sein können. Ein konkreter Fall, in dem Spieler zu synthetischen Cannabinoiden mit unberechenbarer Wirkung griffen, gab jetzt Anlass zur Besorgnis: Nach dem glänzenden Sieg der Patriots gegen Kansas im Januar berichteten die Medien nicht von den Feierlichkeiten, sondern von Chandler Jones, dem Verteidiger von Denver, der am Morgen des Matchs halb nackt und verstört bei der örtlichen Polizeidienststelle Hilfe suchte. Wie sich herausstellte, war die Ursache seines Zustands synthetisches Gras. Nach diesem Vorfall entschuldigte sich Jones öffentlich und kündigte an, dass er all seine Energie einsetzen werde, um sein Team zum Erfolg zu führen. Eine Frage stellt sich jedoch: Warum hatte es ein weltbekannter Spieler nötig, am Tag des Spiels mit unbekannten Chemikalien zu experimentieren? Die Antwort ist einfach: Die Regeln des NFL verbieten den Spielern den Gebrauch von Cannabis, und die Einhaltung des Verbotes wird mit Tests kontrolliert. Wenn im Blut Spuren gefunden werden, die auf Graskonsum hindeuten, schickt man den Betreffen-

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Cannabis bei Sportverletzungen den zur Therapie, gleichzeitig wird er für drei Spiele gesperrt. Bricht er die Therapie ab, wird die Sperre auf vier Spiele verlängert. Wer nun sagt, dass ein Spitzensportler seine Zeit nicht mit Kiffen verbringen soll, der lässt außer Acht, dass diese Spieler aufgrund ihrer Verletzungen regelmäßig rezeptpflichtige Schmerzmittel einnehmen, die abhängig machen können und ernsthafte Nebenwirkungen haben.

Cannabis bietet hier eine weniger riskante Alternative. Ehemalige und aktive NFL-Spieler haben deshalb eine Initiative gegründet, die aufgrund ihrer positiven Erfahrungen erreichen möchte, dass therapeutisches Cannabis eingesetzt werden darf. Solange die Regeln dies nicht erlauben, bleibt nur das synthetische Cannabis mit seinen zweifelhaften Wirkungen.

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Bilanz von anderthalb Jahren n Colorado wurde der legale Cannabishandel anderthalb Jahre früher als in Colorado und Washington umgesetzt, daher stammen die ersten Erfahrungsberichte von hier. Roger Roffman, der an der Vorbereitung der Legalisierung beteiligt war, fasste nun die Ergebnisse eines Experiments in Washington zusammen, die im Januar in der Fachzeitschrift Addiction veröffentlicht wurden. Am 6. November 2012 befürworteten die Wahlberechtigten im Bundesstaat Washington die Gesetzesvorlage I-102 über den legalen Handel mit Gras. Einen Monat später bedeutete für eine/n erwachsene/n BürgerIn der Besitz von einer Unze (etwa 28 g) keine Gesetzeswidrigkeit mehr. Die ersten Marihuanageschäfte, die über eine Erlaubnis verfügten, wurden jedoch erst im Juli 2014 eröffnet. Die Studienergebnisse werden planmäßig in mehreren Stufen – 2017, 2022 und 2032 – erscheinen und man wird untersuchen, wie sich die allgemeine Gesundheitslage nach der Legalisierung im Vergleich zu der Zeit des Verbotes darstellt. Außerdem gilt das Augenmerk der öffentlichen Sicherheit, dem Drogengebrauch bei Jugendlichen und Erwachsenen und dem Vorhandensein von Suchtproblemen. Außerdem werden die Auswirkungen der Legalisierung auf die Wirtschaft und die Arbeit der Strafverfolgungsorgane untersucht, ebenso die Steuereinnahmen des Staates und der kommunalen Verwaltungen. Roffman schreibt in seiner Studie, dass es schwierig sei, ausschließlich mit der Cannabislegalisierung in Verbindung stehende Ergebnisse zu messen, da die Einführung des Modells nicht im luftleeren Raum geschah. In Washington gab es schon seit 14 Jahren eine

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Art legalen Handel mit Marihuana: Nach der Einführung des Programms für therapeutisches Marihuana im Jahre 1998 erstreckte sich der Handel, der für Cannabispatienten entwickelt worden war, nach 2009 auch auf den Freizeitgebrauch. Im Startjahr des legalen Marktes wurden nur 30% des Cannabis in diesen Geschäften erworben, 70% hingegen auf dem Schwarzmarkt oder von Anbauern für Therapiezwecke. Roffman zufolge wird sich dieser Trend sukzessive Jahr für Jahr ändern, dies sei bei den Ergebnissen zu berücksichtigen. Der Autor wies darauf hin, dass eine verringerte

Sterblichkeitsquote durch niedrigeren Alkoholkonsum erst nach fünf bis zehn Jahren nachweisbar sein wird. Die Zahl der Verfahren wegen Cannabisbesitzes sank von 5.000 im Jahre 2013 auf nur noch 120. Dies ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass die Zahl der angestrengten Verfahren bei Afroamerikanern dreimal höher liege, obwohl sie nicht mehr als andere Bevölkerungsgruppen konsumierten. Hinsichtlich des Marihuanakonsums von SchülerInnen der sechsten, achten, zehnten und zwölften Klasse stellte die Untersuchung zwischen 2012 und 2014 keinen Anstieg fest. Ein bedeutender Anstieg wurde bezüglich des Fahrens unter Cannabiseinfluss festgestellt, und fast die Hälfte der 18- bis 25-jährigen KonsumentInnen erklärte, dass sie 30 Tage vor der Umfrage im Zeitraum von drei Stunden nach dem Konsum Auto gefahren sei. Die Zahl der positiv auf THC getesteten FahrerInnen stieg von 22,2% auf 32,7%, die Zahl der tödlichen Unfälle verdoppelte sich im Jahre 2014 sogar gegenüber dem Durchschnitt der vier vorangegangenen Jahre. Aus Angst bzw. Ablehnung setzten 98 Städte bis zum September 2015 die Legalisierungsgesetze außer Kraft und nahmen damit die weitere Existenz des Marihuanaschwarzmarktes in Kauf. Ein wichtiges Element des Modells ist der Schutz der Jugendlichen durch Prävention mithilfe wissenschaftlich fundierter Informationen sowie Therapien auf der Grundlage entsprechender Forschungen, die ebenfalls aus den Einnahmen aus dem Marihuanahandel gefördert wurden. Diese Maßnahmen stecken jedoch noch in den Kinderschuhen, sodass man vorläufig keine Daten zur Hand hat. Die unabhängige Bewertung im Jahre 2017 wird sicher ein detaillierteres Bild über die Auswirkungen der Legalisierung zeichnen.

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Kommentar des Hanf-Instituts

Wird Österreichs SMG-Reform zum Perpetuum mobile? as Zusammenspiel von Suchtmittelgesetz (SMG) und Strafgesetzbuch hatte ungeahnte Konsequenzen: Es führte zu einer Explosion des Straßenhandels in Wien seit Jahresbeginn. Dies veranlasste die österreichische Regierung zu einer Reform der SMG-Reform, die allerdings ein Kernproblem ausklammert: Cannabis ist entgegen der apodiktischen Beteuerungen der Gesundheitsministerin kein Suchtgift, sondern wissenschaftlich gesehen eine wertvolle Heilpflanze und hat damit nichts im SMG verloren. Mit einer Herausnahme von Cannabis aus dem SMG würde sich die Drogenkriminalität um 80 Prozent verringern. Von zuletzt rund 30.000 Anzeigen nach dem SMG betrafen 25.000 Fälle den Besitz von Kleinstmengen. Ausreden im Sinne veralteter internationaler Konventionen bringen hier wenig. Länder wie die Niederlande, Portugal, Spanien, Tschechien, Dänemark und Slowenien betreiben bereits seit Jahrzehnten eine Drogenpolitik, die entweder Cannabis eindeutig von harten Drogen separiert, oder gar den persönlichen Konsum von allen Drogen straffrei stellt. Damit wurden bisher überall gute Erfahrungen gemacht. Für österreichische CannabiskonsumentInnen hat sich durch die letzte Reform nicht viel verändert. Wer im Besitz eines Führerscheins ist, muss weiterhin durch medizinische Atteste beweisen, was ohnehin alle wis-

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sen: Man ist nicht krank, weil man Cannabis raucht, aber viele konsumieren Cannabis, weil sie krank sind. Das österreichische Beharren, dass nur fertige Cannabiszubereitungen über Apotheken abgegeben werden dürfen, stößt bei PatientInnen vor allem wegen der hohen Kosten auf Kritik. So kostet ein Gramm Tetrahydrocannabinol in Form von Dronabinol 600 Euro. Auf dem inoffiziellen Markt ist dieselbe Menge THC ab 80 Euro zu bekommen. Umfragen unter Dronabinol-PatientInnen haben zudem ergeben, dass sie alle natürliches Cannabis bevorzugen würden, weil darin eben nicht nur

THC, sondern auch über 100 andere Cannabinoide enthalten sind, die bei der Heilung oder Linderung ihrer Krankheiten eine oft ebenso wichtige Rolle spielen. Angesichts des hohen Zuspruchs für eine Legalisierung von Cannabis – Online-Umfragen ergeben Zustimmungswerte zwischen 66 und 97 Prozent – stellt sich die Frage, wer noch an einer Aufrechterhaltung des Hanfverbots interessiert ist. Auch der Staat würde von einer Legalisierung profitieren. Nach Schätzungen des Hanf-Instituts würde sich eine Legalisierung mit rund 500 Millionen Euro budgetmäßig positiv niederschlagen. Volkswirten ist keine andere politische Maßnahme bekannt, die nicht nur massiv zur Budgetsanierung beitragen, sondern zugleich auch noch die betroffene Million HanffreundInnen in Österreich begeistern würde. Wir bleiben daher bei unserer Forderung: Gebt den Hanf frei!


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Spannabis 2016 Medical Cannabis im neuen Amsterdam ird Barcelona das neue Amsterdam? Nach den Rückschritten in der niederländischen Cannabispolitik durch die Ausmerzung der heimischen Growerszene strömen immer mehr HanffreundInnen nach Barcelona, wo geschätzt 500 Cannabis Social Clubs (CSCs) ihre Mitglieder mit Cannabis in allen Formen – von der Blüte bis zu Konzentraten – versorgen. Doch die momentan beste Situation in ganz Europa in puncto regulierter Cannabisabgabe steht auch in Spanien im Kreuzfeuer der Politik. Dies erfuhr Medijuana bei einem Treffen auf Europas größter Hanfmesse, der Spannabis, die Mitte März fast 40.000 BesucherInnen anzog. „Drei neue Urteile versetzen uns in eine prekäre Situation“, erklärte ein anonymer CSC-Betreiber. Damit sei theoretisch die Schließung aller Clubs möglich, weil immer mehr Auflagen für die BetreiberInnen kämen. Wir nehmen den Greenardo Club im Osten Barcelonas in Augenschein, der uns ein gutes Bild der Situation vermittelt. Ist man einmal Mitglied, kann man 65 Gramm Cannabisprodukte jeder Art pro Monat erwerben. Sollte dies für eine/n PatientIn nicht genügen – SpastikerInnen konsumieren oft mehrere Gramm täglich – kann man sich mit Empfehlung eines Arztes als „therapeutico“ einstufen lassen und erhält dann jede medizinisch benötigte Menge. Das Angebot ist vielfältiger als in Amsterdamer Coffeeshops, weil beispielsweise die

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bei CannabispatientInnen besonders gesuchten Konzentrate in den Niederlanden paradoxerweise wie harte Drogen behandelt werden. Auch die Atmosphäre ist anders. Stehen bei Erinnerungen an Amsterdamer Coffeeshops vor allem laute Musik und verrauchte Räume im Vordergrund, herrscht im Greenardo fast schon britische Clubatmosphäre mit bequemen Fauteuils und viel Kunst an der Wand. Wir haben uns wohl gefühlt. Es wäre schade, wenn die spanische Politik ein so gut funktionierendes Modell zur regulierten Cannabisabgabe wieder umschmeißen würde.



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Grasregulierung mal anders Katalonische Cannabis Social Clubs Nach einer holprigen Anfangsphase scheint sich das katalonische System der Cannabis Social Clubs in den letzten anderthalb Jahren stabilisiert zu haben. Das von den Stadtverwaltungen unterstützte Modell führt nachweislich zu einem geringeren Cannabisgebrauch bei Jugendlichen; die Clubs hingegen bereichern mit beträchtlichen Steuerabgaben den Haushalt. 26

an kann nicht alles über einen Kamm scheren – lokale Lösungen sind nötig! Diese Erkenntnis war das Ergebnis der Konferenz „Städtische Drogenpolitik in einer globalisierten Welt“, die im Oktober 2010 in Prag abgehalten wurde. Mehr als fünf Jahre danach rief im Februar 2016 die zweite Konferenz zur städtischen Drogenpolitik in Warschau dazu auf, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Modelle in europäischen Städten angewendet werden. Darüber hinaus wollten die OrganisatorInnen zur Erarbeitung von Maßnahmen motivieren, die sich an die örtlichen Bedürfnisse anpassen und der Popularisierung der Drogenpolitik auf wissenschaftlicher Grundlage dienen. In Europa verfügt man momentan über ausgesprochen wenig Erfahrung mit alternativen Cannabisregulierungsmodellen – die meisten Länder halten noch immer an den in den 1960er und 1970er Jahren verbreiteten Ansichten der UN-Drogenvereinbarung fest. Dabei werden die wissenschaftlichen Forschungen der vergangenen Jahrzehnte außer Acht lassen, die belegen, dass der

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Cannabiskonsum mit relativ geringen Risiken verbunden ist, und die die positiven therapeutischen Wirkungen des Cannabis unter Beweis stellen. Die wissenschaftlichen Medien und die Drogenreformorganisationen erwarten von den kommenden UN-Sitzungen eine Klärung der Stellung des Cannabis und allgemein eine Aufhebung der Strafmaßnahmen bei Drogenkonsum. Und dann gibt es einige AktivistInnen, die die Hintertürchen des momentanen Systems ausnutzen und ihre Vorstellungen verwirklichen wollen. Für solche Versuche bietet Spanien ein geeignetes Betätigungsfeld, denn dank der realitätsnahen Gesetze war der Konsum von Rauschmitteln nie verboten, auch nicht das sogenannte „soziale Dealen“ – der Einkauf für eine kleine Gruppe und der gemeinsame Konsum. Kommerzieller Handel ist natürlich etwas anderes und wird von den spanischen Gesetzen nicht toleriert. Wie die Idee der Cannabis Social Clubs (CSC) entstand, zu welchen Ergebnissen die ersten Versuche führten und wie das CSC-System funktioniert, darüber berichtete der stellvertretende Direktor des


International Center for Ethnobotanical Education, Research and Service (ICEERS) Óscar Parés.

Eine Schwalbe macht schon einen Sommer Der Vortrag von Óscar Parés konzentrierte sich auf das Territorium von Katalonien, wo innerhalb von Spanien die meisten CSCs zu finden sind. Allein in Barcelona gibt es etwa 200 Clubs, in ganz Katalonien sind es 350. Der Staat, der oft mit der Selbstständigkeit liebäugelt, verfügt nicht nur über ein eigenständiges Gesundheitswesen und eine eigene

Polizei, sondern auch über eine autonome Drogenpolitik. Diese nutzten einige AktivistInnen im Jahre 1992, um den ersten Cannabis Club zu gründen. Unter Berufung auf die Erlaubnis, miteinander zu teilen und gemeinsam zu konsumieren, schufen sie einen Ort, an dem sie etwa 200 Cannabispflanzen züchten konnten. Ziel des Projektes – wie auch der heutigen CSCs – war es, den Bedarf der eigenen Mitglieder zu decken und den Schwarzmarkt zu umgehen. Die Polizei setzte dem Experiment jedoch bald ein Ende. Es dauerte anderthalb Jahrzehnte, bis ein neuer Versuch unternommen wurde. Mit etwas strengeren internen Regelungen wurde 2007 ein neuer Ort eröffnet. Im Jahr 2009 gab es schon 14 Clubs, die nach unterschiedlichen Modellen betrieben wurden, manche von ihnen hatten 500 Mitglieder. 2012 gab es schon fast 200 CSCs und die unterschiedlichen Betriebsstrukturen stellten ein immer größeres Problem dar: Genehmigungen für bis zu 10.000 Mitglieder wurden beantragt. Bei solchen Zahlen konnte auch die Polizei kein Auge mehr zudrücken; Kontrollen und Schließungen setzten ein. Als Resultat der pragmatischen katalanischen Denkweise kam der Staat jedoch nicht zu dem Schluss, dass der Ansatz verfehlt war und das CSC-System aufgegeben werden muss. Man vertrat vielmehr die Meinung, dass man zunächst die wilden Triebe stutzen müsse, um danach ein Reglement zu installieren, mit dem die Clubs ihre ursprüngliche Ziele verwirklichen können: Nämlich lediglich die Menge an Marihuana zu produzieren, die die Bedürfnisse einer überschaubaren Anzahl von Mitgliedern deckt. So entstand das einheitliche CSC-Modell.

Das einheitliche CSC-Modell Es schreibt vor, dass jedes Mitglied das 18. Lebensjahr erreicht haben und am Ort ansässig sein muss. In einem Vertrag erklärt das Mitglied, dass es CannabiskonsumentIn ist,

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CANNA+GLOBE und gibt seinen monatlichen Durchschnittsverbrauch an, der 90 g nicht überschreiten darf. Wenn die genannten Kriterien erfüllt sind, können die ZüchterInnen für das Mitglied die genannte monatlich benötigte Menge an Cannabis produzieren. Das Mitglied kann dementsprechend höchstens die festgelegte Menge an Marihuana oder Haschisch im Club erwerben, was bei der örtlichen Verwaltung regelmäßig offengelegt werden muss. Bei diesem Modell gibt es also weder Verkauf noch Handel, sondern es werden die Anbaukosten gedeckt. Bei Einhaltung der Regeln entsteht nicht der geringste Verdacht des Handels. Obwohl die CSCs, die den Kriterien nicht entsprachen, geschlossen wurden, verbreiteten sie sich weiter. Nach Ablauf von zwei Jahren ließ der Bürgermeister von Barcelona, der das Modell unterstützt hatte, verlautbaren, dass die katalanische Hauptstadt das neue Amsterdam wird. Im August 2014 startete die „Aktion Sativa“, in deren Verlauf 150 Cannabis Clubs überprüft wurden und 45 von ihnen schließen mussten. In der Folge beschloss das Parlament, den Betrieb der Clubs zu akzeptieren, sie aber zu einer speziellen Registrierung zu verpflichten, die Öffnungszeiten vorzugeben. Des Weiteren schreibt der Beschluss vor, dass präventive Strategien im Vordergrund stehen müssen, um die Gesundheit der Mitglieder zu schützen.

Spanien macht es besser Die KonferenzteilnehmerInnen, die alternativen Regelungen gegenüber aufgeschlossen waren, interessierte natürlich auch, welche Auswirkungen das spanische CSC-Modell auf den Drogenkonsum hat. Am Ende seines Vortrags konnte Parés beruhigende Zahlen vorweisen: Im Vergleich zu den 2000er Jahren verringerte sich die Zahl derer, die im Vormonat Cannabis konsumiert hatten – in der Gesellschaft insgesamt und auch unter Jugendlichen. Dies lässt unterschiedliche Schlüsse zu: Cannabis gelangte nicht in größeren Mengen aus den Clubs heraus, vielleicht wurde auch von Dealern weniger Gras verkauft. Das wäre natürlich außerordentlich

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begrüßenswert, denn der Schwarzmarkt stellt eine der größten Gefahren dar. Einerseits weil die Dealer ihren KundInnen außer Marihuana auch andere Stoffe anbieten, und andererseits weil sie an Jugendliche in unbegrenzter Menge verkaufen. Die Erfahrungen zeigen, dass die Cannabis Clubs mit einer entsprechenden Regulierung und einem überwachten Betrieb eine gute Alternative zur Legalisierung bieten und im Gegensatz zum holländischen System der Coffeeshops nur registrierten Ortsansässigen ermöglichen, sich Cannabis zu beschaffen. Ein weiterer Vorteil gegenüber den Coffeeshops liegt darin, dass die CSCs nur die

Menge herstellen, die ihre Mitglieder zufriedenstellt, und daher die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt auf den Schwarzmarkt gelangt, gering ist. Wann sich welches Modell in Europa verbreiten wird, das steht noch in den Sternen, jedenfalls glauben heute nur noch wenige Sachverständige, dass das gegenwärtige Drogenverbot – insbesondere bezüglich des Cannabis – noch lange aufrechterhalten werden kann.

text: Tomas Kardos






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VOLLBLUT

Haze Autoflowering CBD n den letzten Jahren hat sich Dinafem Seeds auf die Entwicklung von selbstblühenden Sorten spezialisiert, wobei angestrebt wird, Züchtungen mit hohem CBD-Gehalt zu schaffen. Eine fruchtbare Synergie von CBD und Autoflowering offenbart sich in der neuen Sorte Haze Autoflowering CBD. CBD gewinnt unter FreizeitkonsumentInnen immer mehr Popularität wegen des großen Vorteils, dass man unter seiner Wirkung high sein, aber gleichzeitig komplexe Aktivitäten ausführen kann. CBD wirkt neuroprotektiv, hat also die Fähigkeit, einen Krankheitsverlauf zu verzögern. Außerdem hinterlässt es am nächsten Tag kaum einen Kater. Dinafem hat diese innovative selbstblühende Sorte entwickelt, um für diese CBD-reiche Sorte eine schnelle Ernte zu garantieren. Dafür benutzte Dinafem seine Auto Haze XXL und kreuzte sie mit einer reinen Linie CBD. Anschließend wurden mehrere Generationen mit stabilen Merkmalen ausgewählt, um den hohen CBDGehalt bei allen Abkömmlingen zu stabilisieren. Haze Autoflowering CBD enthält THC und CBD im Verhältnis 1:1,3. Die durchschnittliche Konzentration von CBD liegt bei 7 Prozent, die von THC bei 5,5 Prozent. Diese Werte unterliegen kaum Schwankungen, sodass die Wirkung mild und beruhigend ist – ohne die typischen Nebenwirkungen von hohem THC-Gehalt. Es dauert nur 70 Tage, bis die Pflanze ausgewachsen ist. Unter den entsprechenden Zuchtbedingungen erreicht sie eine Höhe von 120 cm sowie gut strukturierte Seitenzweige und dichte Knospen voller harziger, intensiv orangefarbener Blüten. Der Geschmack ist sehr markant und angenehm, lieblich und süß – vom Typ Sativa. Er verbindet sich wohltuend mit einer milden, beruhigenden Wirkung, die allmählich abklingt, ohne jedes Gefühl von Mattigkeit oder Benommenheit zu hinterlassen. Haze Autoflowering CBD bietet den schnellsten und praktischsten Weg, um Knospen von hoher Qualität, gutem Geschmack und einem hohen CBD-Anteil zu erhalten.

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ie Fälle von mentalen Anomalien, die mit Cannabiskonsum einhergehen, sind genauso umstritten wie IQ-Einbußen durch Kiffen. Obwohl es in diesem Fall reichlich Beispiele für eine Korrelation gibt, ist trotzdem nicht klar, ob das Grasrauchen selbst der Risikofaktor ist oder ob man versuchen kann, die Anomalien mit Cannabis zu behandeln. Eine neue Forschungsarbeit kann alle mental gesunden KifferInnen beruhigen. Die AutorInnen der Studie, die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry publiziert wurde, beziehen sich in ihrer Arbeit auf vorangegangene Untersuchungen, welche Depressionen und Angststörungen auf Marihuanakonsum zurückführen. Ihre Methode war folgende: Sie untersuchten die Daten von 35.000 erwachsenen AmerikanerInnen, die an einer nationalen Untersuchung über die Auswirkungen des Alkoholkonsums teilnahmen. Der Fragebogen enthielt 2001 und 2002 auch Fragen nach dem Marihuanakonsum. Die Antworten verglichen die ForscherInnen dann mit dem Auftreten mentaler Probleme. Sie normierten Faktoren wie soziale und demografische Charakteristika, genetische und Umwelteinwirkungen sowie frühere und bei der Untersuchung manifeste psychiatrische Anomalien. Anhand des derart bereinigten Bildes stellten sie fest, dass „der Cannabiskonsum beim Entstehen von Stimmungsanomalien und Angststörungen nicht mitwirkt“. Stattdessen fanden sie eine andere Korrelation: Nach der Stichprobe erhöht der Graskonsum das Risiko einer späteren Alkohol-, Tabak- und anderer Drogenabhängigkeit. Das ist natürlich nicht sehr überraschend: Grundsätzlich erhöht der Gebrauch jedweder Stoffe das Risiko einer Abhängigkeit, daher witzeln die Fachleute, dass es gegen die Abhängigkeit nur ein Mittel gibt, das absoluten Schutz gewährt: die Abstinenz. Drogen werden jedoch oft zusammen konsumiert, zum Beispiel Kaffee und Zigaretten.

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Verursacht keine Depression Keith Humphreys, Sachverständiger der Stanford University für mentale Gesundheit, sagte, dass diese Studie der Annahme, dass Kiffen zu Angststörungen und zum Auftreten von Stimmungsanomalien beitrage, einen ernsthaften Schlag versetze. Er fügte jedoch hinzu, dass die Analyse ungeeignet sei, zur aktuellen Diskussion beizutragen, nach der der regelmäßige Konsum von Marihuana in großen Mengen im Zusammenhang mit dem Auftreten von Schizophrenie stehe. Sie leiste jedoch gute Dienste dabei, dass die Präventionspublika-

tionen und -kampagnen ihre Standpunkte überprüften, nach denen Depressionen und Angststörungen aufgrund von Marihuanakonsum aufträten. Das Büro für Rauschgiftbekämpfung der USA zum Beispiel führt in seiner offiziellen Verlautbarung über Marihuana unzählige Fälle auf, in denen Cannabis Depressionen auslöste. Wer Prävention auf wissenschaftlicher Basis fortführen möchte, für den ist es an der Zeit, sein Wissen zu aktualisieren. Kiffer mit Depressionen und Angststörungen müssen jedoch die Ursachen anderswo suchen.


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CSC Salzburg verteilt Medizinalhanf an Mitglieder

ilhelm Wallner , Gründer des Cannabis Social Club Salzburg, hat allen Grund zum Lächeln. Im vergangenen Februar konnte der CSC zum ersten Mal seinen statutengemäßen Zweck – die Produktion von Hanf für PatientInnen zum Selbstkostenpreis – erfüllen, ohne dass die Exekutive einschritt.

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„Sechsmal hat uns die Polizei die Pflanzen vor der Ernte umgeschnitten, jetzt sind sie nicht mehr gekommen“, sagt Wallner, während er die Blüten für seine Mitglieder schneidet. Heute wäre dies auch ungesetzlich, denn die dem Innenministerium unterstehende Vereinsbehörde hat dem CSC Salzburg den Eigenanbau genehmigt.

Nachdem die Vereinsbehörde eine Anfragefrist verstreichen ließ, sieht der CSC jetzt seinen Zweck als legitimiert an. „Wenn die Behörde nicht innerhalb von sechs Monaten Stellung bezieht, ob unsere Aktivitäten rechtens sind, gehen wir davon aus, dass wir nichts Verbotenes machen“, fasst Wallner die Spitzfindigkeiten auf dem Weg zur Hanfproduktion zusammen. In zwei Grow-Räumen baut der CSC Salzburg für seine PatientInnen, deren Durchschnittsalter bei über 60 Jahren liegt, Medizinalhanf an. Ihre Leiden reichen von Rheuma bis Krebs, und alle geben an, dass ihnen Hanf alleine oder in Kombination mit herkömmlicher Pharmazie ein besseres Leben ermöglicht. HanfaktivistInnen preisen Wallners Zivilcourage. „Der CSC Salzburg setzte damit einen Präzedenzfall, der wegweisend für den Ausbau der CSCs in Österreich sein könnte“, sagte Toni Straka, Obmann des Hanf-Instituts. Seinen Informationen zufolge planen bereits weitere AktivistInnen Projekte auf Basis des Salzburger Vorstoßes.

ATA Organics wird ATA NRG Schon seit 2003 führt Atami die Produktlinie ATA Organics für umweltbewusste HobbyzüchterInnen. Diese Linie enthält ideale Produkte für diejenigen ZüchterInnen, die zum Beispiel Tomaten für den Eigenbedarf anbauen und ein optimales Geschmacksresultat erzielen möchten. Wir bei Atami finden, es ist an der Zeit, dass diese Linie ein neues Image bekommt. Deshalb heißt ATA Organics ab sofort ATA NRG. Kurz und modern, was unseres Erachtens genau den spezifischen Eigenschaften dieser Produktlinie entspricht. Maximieren Sie Ihre Ernte und erzielen Sie hochwertige Geschmacksresultate, NRGizen Sie ihre Pflanzen mit ATA NRG. Was ändert sich für Sie? Die Produkte an sich verändern sich nicht. ATA NRG ist nur das neue „Outfit“ unserer Produktlinie. Es sind dieselben vertrauten Produkte mit denselben Inhaltsstoffen, mit welchen unsere KundInnen seit Jahren optimale Zuchtresultate erzielen. Sie können weiterhin auf die einwandfreie Qualität und Effektivität unserer ATA NRG Produkte vertrauen! Für den korrekten Gebrauch unserer Produkte können Sie auf unserer Webseite verschiedene Zuchtschemen downloaden. Sie finden diese unter der Rubrik „Downloads“. Natürlich stehen diese wichtigen Informationen auch auf den Produktetiketten.

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Ganja-Nonnen ür die 80.000 TouristInnen, die Merced besuchten, dürfte es ein merkwürdiger Anblick gewesen sein: Die Hauptsehenswürdigkeit der kalifornischen Stadt sind zwei Nonnen, die in ihrem Garten eine gewaltige Hanfplantage haben – zur Herstellung von medizinischen CBD (Cannabidiol)Tinkturen und -Cremes. Allen, die nun glauben, die katholische Kirche habe eine neue Richtung eingeschlagen, sei verraten, dass die Damen Medizinalhanfaktivistinnen sind. Die 55-jährige Schwester Kate begann 2011, Nonnenkleidung zu tragen – aus Empörung darüber, dass der amerikanische Kongress Pizza als Gemüse einstufte. „Wenn Pizza Gemüse ist, bin ich eine Nonne!“, begründete sie ihre Entscheidung. Dann traf sie auf die 24-jährige Schwester Darcy, die über einige Erfahrung im organischen Anbau verfügte. Ihre Gartenbaumethoden sind allerdings eher von New-Age-Spiritualität geprägt als von katholischen Dogmen. Ernte und Herstellung der Medikamente richten sich deshalb nach dem Mondzyklus. Die beiden sind sehr umweltbewusst und betonen, dass es ihnen beim Cannabisbusiness nicht ums Kiffen, sondern um die Therapie gehe. Ihre Alltagsroutine nennen sie „biblische Zeiten“ – sie besteht

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daraus, E-Mails zu beantworten, Kunden zu bedienen und ihre Community-Website zu pflegen. Neuerdings versuchen sie zu erreichen, dass der Magistrat von Merced endlich zur Kenntnis nimmt, dass die BürgerInnen von Kalifornien schon 1996 für das erste Medizinalcannabisprogramm gestimmt haben. Er solle endlich den Konsum für therapeutische Zwecke zulassen. Die Stadt hatte letztes Jahr beschlossen, dass ihre BürgerInnen

sich nicht mit Cannabis therapieren dürfen. Um auf diese Fehlentscheidung aufmerksam zu machen, tun die Nonnen jetzt alles, was in ihrer Macht steht. Das Verbot tritt Anfang März in Kraft – dann wird die CBD-haltige Pflanze illegal, und die Nonnen werden zu Kriminellen. Wir hoffen, dass es nicht zu diesem Akt der Blasphemie kommt und wir weiterhin von den Nonnen organisches CBD-Öl kaufen können.

CannaTech – Konferenz der Innovationen rund um Cannabis uf der CannaTech, die vom 7. bis 9. März in Tel Aviv und Jerusalem stattfand, versammelten sich 450 ExpertInnen, GründerInnen, WissenschaftlerInnen und nicht zuletzt PatientInnen. In Israel gibt es mittlerweile 25.000 CannabispatientInnen im staatlichen Versorgungssystem. Bei der Konferenz geht es primär um medizinisches Cannabis und seine Erforschung, aber auch um Investmentmöglichkeiten in diesem Wirt-

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schaftszweig. Israel – die Heimat von Dr. Raphael Mechoulam, der bereits in den 1960er Jahren das Tetrahydrocannabinol erforschte und somit den Grundstein für die Entwicklung und weitere Erforschung von medizinischem Cannabis legte – spielt global eine Vorreiterrolle in diesem Bereich. „Damals wusste man fast nichts über die Wirkstoffe“, erklärt der heute 85-Jährige, der Vorsitzender der CannaTech ist. „Da es ein illegaler Stoff ist, ist die Saul Kaye und Dr. Raphael Mechoulam

Forschung schwierig, auch in Israel.“ Aber in einem kleinen Land denken und handeln die Menschen rationaler, ist sich Mechoulam sicher. Er erzählt aus alten Tagen: „Cannabis für die Forschung bekam ich damals von der Polizei. Sie gaben mir fünf Kilo und ich fuhr damit im Bus zum Labor. Später stellten wir fest, dass die Polizei und ich nicht legal gehandelt hatten und vom Gesundheitsministerium eine Genehmigung benötigt hätten. In den USA hätte man mich dafür vielleicht verhaftet. Hier ging ich einfach zum Ministerium, entschuldigte mich und bekam die Lizenz.“ Heutzutage finden sich in Israel zahlreiche Unternehmen, die Produkte rund um den medizinischen Cannabismarkt entwickeln, erforschen und vermarkten. Eines davon ist Eybna – ein Start-up, das die Terpene erforscht, die für den Geruch und den Geschmack des Cannabis verantwortlich sind und im „entourage effect“ mit den Cannabinoiden bestimmte positive Effekte wie Schmerzlinderung verstärken können. Eybna will Terpene als Zusatzstoff und separat als reines Aroma vermarkten. Einblicke in die Arbeit von Dr. Raphael Mechoulam und die Entdeckung des Endocannabinoidsystems bietet der Dokumentarfilm „The Scientist“. 41


MEDIZIN

In Europa existiert weder eine einheitliche Regulierung noch eine einmütige Haltung zur Cannabisfrage, nicht einmal hinsichtlich der Cannabistherapie. Das erschwert den PatientInnen das Leben sehr. Monica ist EUBürgerin, lebt aber momentan in Kalifornien, wo sie als Babysitterin bei einer ungarischen Familie arbeitet. Als Patientin bekommt sie in Ungarn jedoch keine Genehmigung für eine Marihuanatherapie. Dort riskiert sie sogar eine Anklage. Daher ging sie nach Amerika. 42

Humane Papillomviren versus Cannabis Cannabinoide gegen Viren Medijuana: Warum hast du dich zu diesem Interview bereit erklärt? MM: Weil die Menschen so viel wie möglich über Medizinalhanf erfahren müssen. Damit sie es nicht mit den Drogen in einen Topf werfen und nicht sofort zurückschrecken, wenn die Rede darauf kommt. Es ist ein wunderbares Mittel und könnte Tausenden von Menschen helfen. MED: Unter welcher Krankheit leidest du? Wann fing das alles an? Welche Symptome hast du und wie wurden sie behandelt? MM: Humane Papillomviren (HPV). Das ist eine Gruppe von Viren, und die Hälfte von ihnen kann Gebärmutterkrebs verursachen. Das kann eine angeborene „Krankheit“ sein, aber unter den über 100 Erscheinungsformen gibt es auch solche, die sich durch Geschlechtsverkehr verbreiten. Manche tragen das Virus in sich, aber es tritt nie aktiv in Erscheinung. Es gibt aber auch PatientInnen, bei denen es äußere, sichtbare Veränderungen an den Geschlechtsorganen verursacht. Manche tragen es verborgen in sich. Dann

verbreitet es sich und es bildet sich ein Karzinom. Das lässt sich mit alljährlichen Krebsuntersuchungen kontrollieren. Ich ging mit 18 zum ersten Mal zu einer solchen Untersuchung, damals stellte sich sofort heraus, dass ich das Virus in mir trage und es aktiv ist. P3 war mein Ergebnis, das bezeichnet die Aktivität des Virus, gibt aber keinen Grund zur Panik. Ich wurde mit Isoprinosin behandelt, und das Medikament wirkte. Ich erinnere mich gut daran, dass ein paar Jahre später die gleiche Geschichte wieder auftrat, und damals wurde ich mit der gleichen Methode in Ungarn behandelt. Danach war ich jahrelang symptomfrei, bis es 2013 wieder auftrat. MED: Und dann kam wieder die „gewohnte“ Therapie? MM: Nein. Erstaunlicherweise verschrieb der Arzt mir gar nichts. Er sagte mir, ich solle viel Gemüse essen und drei Monate später wieder zur Untersuchung kommen. Dann rief meine Mutter an und teilte mir mit, dass ein Brief von meinem Gynäkologen gekommen


sei: Es gebe ein Problem und ich solle sofort kommen. Natürlich bekam ich Panik, als sich herausstellte, dass sie an meiner Gebärmutter eine Veränderung festgestellt hatten und sie mit Laser entfernen wollten. Aber ich spürte immer noch nichts davon und hatte auch keine Schmerzen. Ich hörte sofort auf, Zucker und säurehaltige Speisen zu essen. Ich nahm jeden Tag 4.000–5.000 mg Vitamin C zu mir. Von einer Operation wollte ich nichts hören. Dann wurde mir vorgeschlagen, Medizinalhanf auszuprobieren. MED: Und wie ging das in Amerika? MM: Zuerst musste ich mir einen kalifornischen Personalausweis besorgen. Da ich hier versichert bin und Steuern zahle, gab es keine Probleme damit. Als Nächstes gingen wir zu einem Arzt, der die Erlaubnis hatte, Genehmigungen zum Konsum von Medizinalhanf auszustellen. Natürlich kann man nicht mit einem x-beliebigen Grund dorthin gehen. Ich suchte also meinen dortigen Gynäkologen auf, der einen Test durchführte und bestätigte, dass das Virus aktiv ist. Von einer Entfernung war jedoch überhaupt nicht die Rede. Mit dem Ergebnis ging ich zu dem Arzt, der mir das Rezept ausstellte. Der nächste Weg führte schon in die Apotheke, wo Medizinalhanfpräparate verkauft werden. Der Securitymann prüfte natürlich alles und ließ uns dann ein. Dem Verkäufer schilderte ich mein Problem und er empfahl eine medizinische Cannabistinktur auf Alkoholbasis. Dieses Präparat enthielt viel CBD. MED: Was konntest du über dieses Präparat in Erfahrung bringen? MM: Es minderte unglaublich schnell meine Schmerzen. Es dauerte kaum ein, zwei Minuten, und schon waren meine Qualen zu Ende. Eine Art flüssige „Scheißegal-Tablette“, aber ohne die drogenübliche Betäubung. Es wirkte außerdem gut gegen meine Schlafstörungen, war appetitanregend und unterdrückte nach einem Monat aktiven Gebrauchs den Virus. MED: Also Betäubung – in der Umgangssprache „high sein“ – verursachte es nicht? MM: Nein, absolut nicht!

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MED: Beim ersten Mal hast du es einen Monat lang genommen. Gab es auch ein zweites Mal? MM: Ja, letzten März war ich wieder bei einer Untersuchung. Das Virus war wieder aktiv, und jetzt erkannten auch die hiesigen Ärzte die Veränderung. Sofort begann ich, die „Grünen“ – so nenne ich sie – zu nehmen. Ich bekam einen Termin zur Biopsie zwei Wochen später. Etwa anderthalb Wochen danach kam ein Anruf von der Ärztin: „Liebe Monica, was auch immer diese Veränderung war, sie ist vollkommen verschwunden. Wir wissen nicht, wovon das kommt, aber es sieht aus, als sei sie nie da-

gewesen.“ Innerhalb von zwei Wochen! Den Virus kann man leider nicht eliminieren, aber mit diesem Wundermittel kann man ihn scheinbar effektiv zurückdrängen. MED: Was würdest du denen sagen, die Cannabis ausschließlich als Droge ansehen? MM: Nur, dass Cannabis seinerzeit ein Medikament war, und zwar schon im Altertum. Man verwendete es gegen Appetitlosigkeit, als Schmerzmittel und zur Beruhigung. Die Pflanze kann nichts dafür, dass die Mehrheit der Konsumenten sie nicht wegen ihrer Heilwirkung benutzt, sondern als Genussmittel betrachtet. Medizinalhanf verursacht, obwohl er neben CBD auch THC

enthält, keine Betäubungszustände, verringert nicht die Reaktionszeit und stumpft nicht ab. Es gibt mehere Krankheiten, bei denen er ausgezeichnet wirkt: Epilepsie, Alzheimer, Parkinson, Krebs und Depressionen. Natürlich wirkt er nicht immer alleinig, unterstützt aber in jedem Fall hervorragend die positiven Wirkungen der verschiedenen Therapien und unterdrückt die unerwünschten Nebenwirkungen anderer Arzneimittel.

text: M. Szelestei

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MEDIZIN

Eine weitverbreitete, immer wiederkehrende Befürchtung zum Thema Kiffen lautet, dass man durch viele High-Zustände auf die Dauer – vereinfacht gesagt – verblödet. Seitdem die ForscherInnen dieser Frage nachgehen, wird langsam klar, dass wir es hier nicht mit einer einfachen Erscheinung von Ursache und Wirkung zu tun haben und dass sich die Gesamtheit der Lebensumstände der kiffenden Teenies auf die Ausbildung ihrer Intelligenz niederschlägt. 46

Wundervoller Geist Der falsch verstandene IQ-Verfall in Heranwachsender kann trotzig behaupten, dass es ihm ein paar Punkte weniger IQ wert ist, sich gut zu fühlen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, sich mit den Kumpels zu vergnügen oder in einem abgehobenen Moment an Weltveränderung zu denken. Das ist vollkommen berechtigt. Selbst Erwachsene wissen nicht, wie sehr der IQ das Leben eines Menschen bestimmt. Untersuchungen, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen, behaupten, dass sich Intelligenz oft mit Selbstsicherheit, Offenheit, Kreativität, finanziellem und gesellschaftlichem Erfolg paare. Diejenigen, die über einen geringeren Intelligenzquotienten verfügen, landeten dagegen häufiger im Gefängnis und bei ihnen liege auch die Selbstmordrate höher. Wenn wir die Frage von hier aufrollen, ist es absolut nicht gleichgültig, ob Kiffen in der Jugend die Intelligenz beeinflusst. In diesem Alter rauchen rund um

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die Welt Millionen ihren ersten Joint. Schauen wir uns einmal an, was die Wissenschaft dazu sagt.

Der Intellekt ist ein Rätsel Die Auswirkungen des Cannabis auf den IQ sind bis zum heutigen Tage ein Thema, zu dem aktiv geforscht wird. Um sich ein Bild vom gegenwärtigen Stand der Wissenschaft zu machen, genügt für den Anfang ein Blick in die Fachliteratur der 2010er Jahre. Viel Staub wirbelte eine 2012 publizierte Studie auf, die die Intelligenz und verschiedene mentale Funktionen bei 1.000 neuseeländischen Jugendlichen im Alter von 13 bis 38 Jahren untersuchte. Sie besagt, dass die Testpersonen, die in ihrer Jugend wöchentlich mindestens einmal Cannabis konsumierten, mit etwa 30 Jahren über einen acht Punkte geringeren IQ verfügen, während bei jenen,


und kam zu dem Schluss, dass der belegte IQ-Verfall nicht mit dem Kiffen in der Jugend zusammenhängt, sondern mit dem niedrigeren sozialen und wirtschaftlichen Status der Personen. Die Herkunft aus einer sozial und wirtschaftlich schwächeren Familie kann demnach grundsätzlich zu schlechteren IQWerten führen, denn diese Jugendlichen haben schlechtere Aussichten auf eine mittlere Bildung und Jobs, die geistig anspruchsvoller sind. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche mit einem solchen Hintergrund vor Erreichen des 18. Lebensjahres regelmäßig zu kiffen beginnen, höher. Und daher steht nicht eindeutig fest, ob der niedrigere IQ mit der ärmeren Herkunft und den geringeren Chancen zur Selbstverwirklichung zusammenhängt, oder vielleicht eine Kombination aus beiden Faktoren darstellt. Anderthalb Jahre vergingen, bis die Wissenschaft die nächste Studie lieferte, die mit noch mehr Stichproben und unter Einbeziehung neuer Aspekte ihr Urteil fällte. Die

ForscherInnen des University College London untersuchten über 2.200 Intelligenztests von Jugendlichen zwischen acht und 15 Jahren. Bei der zweiten Erhebung wurden auch Fragen nach dem Drogengebrauch gestellt. Auch sie stellten fest, dass sich der Cannabisgebrauch mit einem niedrigeren IQ paart, sie entdeckten aber auch, dass das Kiffen stark mit dem Konsum von Tabak, Alkohol und anderen Drogen einhergeht. Als die ForscherInnen diese Faktoren mit dem Fokus auf den Cannabiskonsum austarierten, verschwand der Zusammenhang zwischen Kiffen und niedrigerem Intelligenzquotienten – nur diejenigen zeigten ein um 3% schlechteres Ergebnis, die im Alter von 15 Jahren mindestens 50-mal Cannabis konsumiert oder als regelmäßige KonsumentInnen galten. Bei ihnen zeigte sich das schlechtere Ergebnis sogar schon ein Jahr früher. Nach Auffassung der ForscherInnen sollte man sich bei der Einschätzung nicht so sehr auf die einzelnen Drogen und ihre Wirkungen konzentrieren,

die erst mit 18 anfingen zu kiffen, keine vergleichbare Veränderung feststellbar ist. Der Forschungsleiter erklärte, wenn der Cannabiskonsum erst mit 18 Jahren einsetzt, bestehe keine Gefahr für die Entwicklung der Intelligenz. Gerade begann die Wissenschaft sich mit diesem – früher bezweifelten Gedanken – anzufreunden, als ein Jahr später eine weitere Studie das Licht der Welt erblickte. Ein norwegischer Forscher untersuchte die gleiche Datenbank mit den 1.000 neuseeländischen Testpersonen und verwarf den bis dato vermuteten ursächlichen Zusammenhang. Er bezog weitere Faktoren mit ein

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MEDIZIN sondern auf die Lebensform des Heranwachsenden und seine/ihre persönliche Geschichte. Das Kiffen in der Jugend stehe nämlich oft im Zusammenhang mit Trinken, Rauchen und anderem riskanten Konsumverhalten. Man könne auch nicht sicher sein, dass Kiffen die schulischen Leistungen verschlechtert, oder umgekehrt, dass jemand zu kiffen beginnt und andere Drogen konsumiert, weil seine Leistungen schlechter sind als die seiner Kumpane. Die ForscherInnen warnen daher, irgendeiner Droge die Schuld zuzuschreiben, weil dann zahlreiche andere Faktoren außen vor blieben, die gleichfalls verantwortlich für ein schlechteres Abschneiden sein können.

Die Zwillingslösung Im Januar diesen Jahres bereicherte eine weitere Studie das Portfolio, die sich neuen Gesichtspunkten zuwendet und uns der Lösung der Frage näherbringen kann. Sie legt die Erfahrung zugrunde, dass die Genetik mindestens zur Hälfte über den individuellen IQ entscheidet, und untersuchte deshalb Zwillinge, um festzustellen, wie sehr das Kiffen die Entwicklung der Intelligenz beeinflusst. „Die meisten Forschungen geben eine Momentaufnahme wieder”, sagt Forschungsleiter Nicholas Jackson, „aus der nicht hervorgeht, ob der Drogenkonsum oder die schlechten Leistungen zuerst da waren. Das klassische Dilemma. Das Huhn oder das Ei?” Um zuverlässigere Ergebnisse als alle bisherigen Untersuchungen zu erhalten, entschied die südkalifornische universitäre Forschergruppe, eineiige Zwillinge auf die Auswirkungen von Marihuanakonsum zu untersuchen. Von zwei aktuellen Studien ausgehend, die schon seit zehn Jahren andauern, nahmen sie die Daten von 789 jugendlichen Zwillingen unter

die Lupe, die schon im Alter von neun bis elf Jahren erfasst worden waren. Man unterzog sie fünf Intelligenztests, und es gab vertrauliche Untersuchungen über den Gebrauch von Marihuana und anderen Drogen, beispielsweise Kokain, Alkohol und Schmerzmitteln. Und jetzt wird es interessant: Zwar schlossen die MarihuanakonsumentInnen im Durchschnitt mit vier IQ-Punkten schlechter ab als die anderen. Überraschend war jedoch, dass die Tests der nicht kiffenden Zwillingspaare genau das gleiche Ergebnis aufzeigten: Bei den Zwillingspaaren zeigte der Zwilling, der mindestens ein halbes Jahr lang täglich Gras geraucht hatte, das gleiche Ergebnis wie der andere, der höchstens 30 Mal Gras geraucht hatte. Wir haben es also

entweder mit dem esoterischen Phänomen zu tun, dass der Cannabiskonsum eines Zwillings sich auf die Entwicklung der Intelligenz des anderen Zwillings auswirkt, oder mit der wahrscheinlicheren Erklärung, dass die Gründe jenseits des Kiffens liegen, vielleicht im Zuhause des Zwillingspaares, in der Schule oder in den Beziehungen zu Gleichaltrigen. Laut Forschungsleiter Jackson gibt es immer mehr Beweise dafür, dass das Kiffen in der Jugend nicht zu einer Verminderung der Intelligenz führt, was aber nicht bedeute, dass der regelmäßige Graskonsum bei Teenagern unproblematisch sei, daher seien weitere Untersuchungen über die Auswirkungen von Marihuana auf das Gehirn notwendig. Und wie üblich blieb auch diese Untersuchung nicht ohne Kritik. Einige wiesen darauf hin, dass die beiden laufenden Untersuchungen – aus denen die Daten stammen – unterschiedliche Methoden bei der Erfassung des Drogenkonsums anwandten. Der eine Test sei weniger gründlich bei der Aufzeichnung und der Art und Weise des Kiffens und analysiere weniger die Häufigkeit und die konsumierte Menge. Anderen fehlt die gründliche Analyse der Wirkung anderer Drogen auf den Intelligenzquotienten. Sicher ist also, dass die Wissenschaft den Fall noch nicht abgeschlossen hat, und sehr wahrscheinlich werden die WissenschaftlerInnen, die alle Probleme auf das Kiffen zurückführen, in den nächsten Jahren auch mit etwas Neuem glänzen. Insgesamt kann niemand den Jugendlichen einen besseren Rat geben als der Chef von South Park: „Alles hat seine Zeit und seinen Ort, und das ist das Universum.“

text: Tomas Kardos

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CANNA+GLOBE

Grasshopper

Drei VaporizerNeuerscheinungen 2016 Grasshopper FireFly 2

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Erscheinungsdatum Europa: April 2016 Nach einer erfolgreichen CrowdfundingKampagne, in der mehr als 350.000 Dollar gesammelt wurden, und einer Entwicklungszeit von fast zwei Jahren gelangt der Grasshopper jetzt langsam an die Öffentlichkeit. Der Vaporizer, auf den viele von uns gewartet haben, wird im April auf den europäischen Markt kommen. Was den Grasshopper wirklich einzigartig macht, sind seine Größe und seine Kraft. Wir haben niemals zuvor einen Vaporizer für Kräuter gesehen, der so klein (wie ein Stift) und dennoch so stark ist. Außerdem ist seine Aufwärmzeit unglaublich kurz – sie beträgt weniger als fünf Sekunden. Zusammen mit der intelligenten Temperaturkontrolle, durch die der Pen auf die Lieblingstemperatur eingestellt werden kann, ergibt das einen wirklich bahnbrechenden Vaporizer. Weitere technische Finessen sind das magnetische Ladegerät und das Gehäuse aus rostfreiem Stahl oder Titan (die Titanversion ist etwas teurer). Und wo ist der Haken dabei?, wirst Du Dich wahrscheinlich fragen. Die Batteriebetriebszeit lässt etwas zu wünschen übrig – was nicht wirklich überraschend ist in Anbetracht der kleinen (austauschbaren) Batterien. Die Laufzeit ist ausreichend für drei bis vier Ladungen, eine zusätzliche Batterie mitzuführen, kann dennoch hilfreich sein. Anzumerken ist auch noch, dass einige der ersten Modelle (die an die UnterstützerInnen der Crowdfunding-Kampagne gingen) mit Funktionsstörungen zu kämpfen hatten. Laut Grasshopper wurden diese Probleme mit Beginn der Serienproduktion behoben. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln, aber dieser Vape wird auf jeden Fall Aufmerksamkeit auf sich ziehen!


Haze Square

Firefly 2 Erscheinungsdatum Europa: Mai/Juni 2016 Die Geschichte des Firefly hat etwas Romantisches: „Früherer Apple-Entwickler kündigt seinen Job, um seinen Traum umzusetzen, den ultimativen Vaporizer zu entwickeln.“ Der erste Firefly ist ein sehr innovativer Vape, der in manchen Bereichen heraussticht (vor allem bei der Qualität der Bauart), wenn er auch etwas schwer ist und die Batteriebetriebszeit etwas kurz. Das Firefly-Team hat sich die entsprechenden Feedbacks zu Herzen genommen und das gesamte Gerät umgestaltet (inklusive der Heizspule). Dadurch ist er nun viel effizienter und hat eine höhere Betriebszeit (40–80 Züge bei vollständig geladener Batterie). Die Kapazität der Batterie ist die gleiche wie beim Original-Firefly, wodurch deutlich wird, wie sehr sich diese Verbesserungen bezahlt machen. Der Firefly 2 ist außerdem viel kleiner und leichter als das Original, er wiegt 55 Prozent weniger und ist um 33 Prozent geschrumpft. Durch Bluetooth kann der Fi-

refly 2 mit einer iPhone- oder Android-App verbunden werden, um aus sechs Temperaturprofilen auswählen zu können. Für alle, die damit nichts anfangen können: Auch die Standardtemperatur leistet ausgezeichnete Arbeit beim Verdampfen von Kräutern und Konzentraten (mit inkludierten Tropfkissen). Es bedarf fast keiner Aufwärmzeit, wodurch quasi ohne zu warten verdampft werden kann. Obwohl der Preis auf den ersten Blick etwas übertrieben erscheint (und weshalb er mit dem Mighty verglichen werden wird), ist die Qualität des Geräts wieder ausgezeichnet – genauso wie der Geschmack beim Verdampfen. Der Firefly 2 ist eine exzellente Wahl für den echten Genießer.

Haze Square Erscheinungsdatum Europa: unbekannt Die Leute von Haze Industries waren immer schon sehr offen und gesprächig, vor allem im FC Vaporizer Forum. In diesem Forum haben sie auch kürzlich ihr neuestes Projekt angekündigt, den Haze Square. Obwohl es

zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels noch keine funktionierenden Geräte gab, kann man davon ausgehen, dass sich dieser Vape – mit seinen nicht weniger als vier unabhängigen Kammern – von anderen Vaporizern auf dem Markt abheben wird. Zwischen den Kammern kann, ähnlich wie bei einem Revolver, geschwenkt werden. Andere Eigenschaften sind seine kurze Aufwärmzeit (sechs Sekunden), ein komplett abgeriegelter Dampfkanal für den bestmöglichen Dampf sowie die Möglichkeit, vorgefüllte Patronen in die Kammern einzulegen. Nicht so schön ist die Tatsache, dass die Batterie nicht ausgewechselt werden kann – in einer Zeit, in der immer mehr Vapes diese Option anbieten. Es wird sich zeigen, ob dieses Gerät seinen Versprechungen gerecht werden kann. Dazu muss man aber sagen, dass das Haze-Team bisher immer das Beste aus seinen Produkten herausgeholt hat und auch auf das Feedback von AnwenderInnen Rücksicht nimmt. Man kann also davon ausgehen, dass ausführliche Tests etwaige Mängel schnell beheben werden.


VOLLBLUT

Crystal Candy® und Blow Mind Auto® Neuzüchtungen von Sweet Seeds Sweet Seeds freut sich, für die Saison 2016 zwei neue Sorten präsentieren zu können, die alle Erwartungen der CannabisfreundInnen erfüllen. weet Seeds leistet Pionierarbeit bei der Entwicklung und Analyse moderner femininisierter und selbstblühender Sorten. In der jüngsten Vergangenheit haben wir uns bemüht, das Angebot an selbstblühenden Sorten zu vergrößern, außerdem schufen wir neue Genetiken, neue Aromen und Varianten mit längeren Stielen, beispielsweise die Genetik von „Big Devil® Family” und „XL“. Während wir unsere selbstblühenden, bordeauxroten Sorten aus der „Red Family” weiterentwickelten, investierten wir auch viel Arbeit in die Palette der schnell blühenden, vom Lichtzyklus unabhängigen Sorten „F1 Fast Version®“. Zur neuen Saison stellen wir zwei neue Sorten vor. Aus der lichtzyklenunabhängigen Genetik Crystal Candy® (SWS58) sowie aus der selbstblühenden Genetik Blow Mind Auto® (SWS57).

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Crystal Candy® Femininisierte und lichtzyklenunabhängige Sorte in Hauptcharakteristikum dieser Sorte ist das interessante, durchdringende Aroma. Im Laufe der vergangenen Jahre entdeckten die ZüchterInnen von Sweet Seeds, die neue Genetiken und Aromen erforschten, dass einige Eliteklone über ausgezeichnete Aromen verfügen. Man hat das Gefühl, einen Süßigkeitenladen zu betreten. Es entfaltet sich eine ausgewogene Mischung von feinen süßen, fruchtigen Aromen, mit Anklängen an wohlriechende Kaugummis und Obstgelee, mit Zwischentönen, die an exotische Erdbeeren und Honigmelonen erinnern. Crystal Candy® ist das Ergebnis eines Spezialprogramms der Abteilung R&D von Sweet Seeds, das auf die Veredelung eines aus diesen aromatischen Klonen stammenden Hybriden abzielte, dem wir den Namen „Geheime Zutaten“ gaben. Weiterhin charakteristisch für diese Sorte ist der beträchtliche Ertrag an Harzkristallen. Das bedeutet sehr dichte, lange Trichome mit großen Köpfen. Das Harz bedeckt alle Blüten und die sie umgebenden Blätter wie Schnee die Berggipfel. Die Pflanze ist ein Indica-Sativa-Hybrid mit großer Lebenskraft und hohem Ertrag. Die langen Seitenstiele machen sie für den Einsatz der SCROG-Anbautechnologie geeignet. Auf der anderen Seite ist die Pflanze sehr stämmig, die Blütenstände sind sehr dicht. Am Ende der Blütezeit sind die Zweige von gewaltigen Blütenständen bedeckt.

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VOLLBLUT

Blow Mind Auto® Feminisierte und in der vierten Generation selbstblühende Sorte ei der Entwicklung dieser Sorte benutzten wir den berühmten Eliteklon Amnesia Haze, der unter dem Namen „Amnesia Cordobesa” bekannt ist. Für die Autoflowering-Gene verwandten wir S.A.D.Sweet Afgani Delicious Auto® (SWS24) der dritten Generation, dessen Aroma ebenfalls süß und moschusartig ist. Diese Variante gilt als langstielig und automatisch. Bis zum Ende der Blüte wachsen die Pflanzen bis zu einer Höhe von 60–120 cm heran. Acht bis neun Wochen nach dem Keimen und dem Erscheinen der Keimblätter kann geerntet werden. Blow Mind Auto® hat eine sehr harzreiche und fruchtbare automatische Genetik. Der Rauch des Harzes ist angenehm und bietet ein tiefes und vielschichtiges Aroma, süß und moschusartig, bereichert mit Anklängen von Zitrone, Holz und Trockenobst.

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Weitere Neuigkeiten 2015 führten wir für GroßabnehmerInnen und Cannabis Clubs Packungen mit 25 und 100 Samen ein. Nicht zuletzt ihr günstiger Preis bescherte diesen Packungen einen gewaltigen Erfolg bei unseren KundInnen: 25 Samen für 100 Euro und 100 Samen für 350 Euro (3,5 Euro pro Samen). Hier werden erstklassige feminisierte Samen eines bekannten Händlers günstig erhältlich. Unter den Sorten, die in 25 er und 100 er Packungen erhältlich sind, befinden sich auch die berühmtesten und bekanntesten Varianten von Sweet Seeds: Cream Caramel® (SWS04), Cream Caramel Auto® (SWS22), Green Poison® (SWS14) und Big Devil XL Auto® (SWS28). Dieses Jahr erweitern wir das Angebot der Sorten, die in diesem Format erhältlich sind. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um auch an das Paket „Sweet Mix Auto” aus dem Jahr 2014 zu erinnern, in dem wir qualitativ hochwertige selbstblühende Samen zu erschwinglichen Preisen anbieten. Um das Angebot an erstklassigen und preisgünstigen Samen auszubauen, präsentierten wir 2015 das neue Paket „Sweet Mix Feminised”, in dem sich zehn zufällig ausgewählte, vom Lichtzyklus unabhängige Sorten aus der Kollektion von Sweet Seeds befinden. Beide Mix-Pakete sind zum Preis von je 35 Euro erhältlich. Süßen Rauch und glückliche Ernte 2016! 53


CANNA+GLOBE

Das momentan vielleicht mutigste und aufsehenerregendste Projekt der Wiener Hanfszene steht in Verbindung mit dem Verein Hanfmuseum, der das grünste Hanfmuseum in Europa betreibt. In diesem „Museum“ stehen nämlich Vitrinen, in denen gewaltige blühende Hanfpflanzen ausgestellt werden. Hier können wir uns über besondere Sorten und auch über das Heilpotenzial von Cannabis informieren. In diesem Museum wurde das Gärtnern auf ein künstlerisches Niveau erhoben. Martin Bauer, Obmann des Vereins und dessen Obergärtner, befragten wir nach den Details. 54

Blühende Hanfkultur Der Verein Hanfmuseum in Wien Medijuana: Seitdem der Handel legal ist, haben verschiedene Wiener Grow- und Clone-Shops Indoor-Gärten eingerichtet. Dort sieht man keine blühenden Hanfpflanzen, hier aber sind fast alle Pflanzen in der Blütephase, Zugleich sieht der Betrieb wie ein normaler Hanfladen mit Kundschaft aus. Was ist der Hauptunterschied und wie schafft ihr es, blühende Pflanzen zu haben? Martin Bauer: Wir können blühende Hanfpflanzen ausstellen, da wir uns sehr gründlich mit der Rechtslage beschäftigt haben und auch entsprechende Gutachten eingeholt haben. Auch andere Shops könnten blühende Pflanzen ausstellen, solange sie die Pflanzen glaubwürdig nicht ernten und einen Missbrauch durch Dritte verhindern. Wir waren nur wieder die Ersten in Österreich, Nachahmer sind aber natürlich immer willkommen. MED: Ist das nach den österreichischen Gesetzen erlaubt oder benötigt man eine spezielle Genehmigung? Wenn ja, war es schwierig ,sie zu beschaffen?

M.B.: Wir haben bei drei hochrangigen Rechtsexperten Gutachten eingeholt und diese auf unserer Webseite veröffentlicht. Das Gesetz verbietet den Anbau von Hanf zur Gewinnung von Suchtmitteln, also zum Ernten. Eine besondere Genehmigung haben wir dafür nicht benötigt. MED: Der Ort ist sehr schön hergerichtet. Wie funktioniert das in der Praxis? Was zeigt ihr den Besuchern und wie wird es dargeboten? Gibt es auch Programme? M.B.: Der Schwerpunkt liegt auf den blühenden Pflanzen, den unterschiedlichen Sorten. Wir wollen so wenig Technik wie möglich zeigen, auch von der Bewässerung sieht man z. B. nur den Tropfring. Durch einen Mechanismus können sich die Besucher den spezifischen Blütenduft aus den Vitrinen direkt in die Atemwege blasen lassen und so die Sorten wahrnehmen. Auf Displays und bei unserem Personal kann man sich über die Pflanzen informieren und seine Favoriten zu Hause auf Zeitraffer-Videos (hempembassy. org) weiter beobachten.


MED: Was geschieht mit den Pflanzen, wenn sie reif zur Ernte sind? M.B.: Die Pflanzen werden aus den Vitrinen entfernt, im Ganzen getrocknet und unter Aufsicht eines Notars in Tonnen versiegelt. Danach werden sie - ebenfalls mit notarieller Begleitung - zur Sondermüllentsorgung in Wien-Simmering gebracht, wo die Tonnen ohne weitere Zwischenlagerung direkt verbrannt werden.

MED: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Behörden? Kontrollieren sie den Betrieb oder nehmen sie daran teil? M.B.: Die Behörden haben bis jetzt den Arbeitsplatz, die Lüftungsanlage und die Feuerlöscher kontrolliert. Unsere Dokumentation hat auch durch die Kontrolle eines Notars aber schon einen amtlichen Stellenwert. Uniformierte „Straßenpolizisten“ haben das Angebot des Museums schon genutzt und sich an Sorten und Gerüchen erfreut. Aber um es nochmals deutlich zu sagen: Wir haben keine besondere Erlaubnis oder Genehmigung für dieses Projekt einholen müssen, da wir uns strikt innerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen.

MED: Haben die Sponsoren Einfluss auf den Betrieb? Wer entscheidet, wann und welche Strains ausgestellt werden? M.B.: Die Hanfbotschaft ist in ihren Entscheidungen völlig unabhängig. Aber selbstverständlich haben wir für Besucherwünsche, aktuelle Empfehlungen der Sponsoren oder neue Medical-Strains immer ein offenes Ohr. Wir orientieren uns auch an der jeweiligen Saison; im April zeigen wir


CANNA+GLOBE z. B. eine Outdoor-Early-Pearl von Sensi Seeds. MED: Haben Medical-Strains einen besonderen Stellenwert? In welchem zahlenmäßigen Verhältnis stehen sie zu den anderen Strains und wie werden sie ausgewählt? M.B.: Wir zeigen immer mindestens einen Medical-Strain, besonders CBD-reiche Sorten sind sehr im Trend. Wenn es von einer Sorte mehrere Phänotypen gibt, nehmen wir einfach die schönere Pflanze. Momentan stellen wir eine CBD Shark Shock aus, als Nächstes wird man sich an der brandneuen Sorte „CBD Therapy“ von der CBD-Crew erfreuen können. MED: Wie groß ist die Belegschaft, die den Garten betreut und die Pflanzen zieht? M.B.: Zwei erfahrene Gärtner selektieren und pflegen die Pflanzen. Durch die fixen Maße der Vitrinen liegt die Herausforderung darin, die verschiedenen Sorten und Phänotypen immer richtig einzuschätzen und am richtigen Tag in die Blüte zu schicken, weil wir später zu hoch gewachsene Pflanzen nicht schneiden können; schließlich dürfen ja die Blüten nicht von den Pflanzen getrennt werden. MED: Warum war es wichtig, die Aufmerksamkeit der Menschen auf dies alles zu lenken? Gäbe es nicht einfachere Wege T-Shirts mit dem Aufdruck Hemp Embassy zu verkaufen? M.B.: Wir lieben Hanfpflanzen und die wunderbare Kultur rund um Hanf. Es ist uns ein großes Anliegen, die Pflanzen in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. Wem das gefällt, ist herzlich eingeladen, dieses Projekt durch den Kauf eines Hemp-Embassy-TShirts oder eines anderen Artikels aus unserem Hanfshop zu unterstützen. Das Feedback der Besucher bestätigt unsere Ambition, es gibt jetzt einen Ort in Wien, wo sich generationenübergreifend Menschen legal blühende Hanfpflanzen ansehen können.

text: G. Holland

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VOLLBLUT

Eine seriöse medizinale Pflanze:

CBD-enriched Warlock ine unserer geschmackvollsten Sorten Warlock wurde gekreuzt mit Cannatonic, einer Sorte mit sehr hohem CBD-Gehalt, in Zusammenarbeit mit House of the Great Gardener, einer Samenbank aus Kanada. Die neue Kreuzung wurde im Labor getestet und 7 von 10 Proben wiesen ein 1:1 Verhältnis von THC:CBD aus. Die durchschnittliche Potenz lag bei ca. 6% THC und 6% CBD, wobei die besten Pflanzen sogar viel mehr hatten! Da wir eine Sorte nur dann als medizinische Sorte in der Kategorie SERIOUSLY MEDICAL verkaufen, wenn ALLE Proben einen CBD-Gehalt von mehr als 4% aufweisen, haben wir beschlossen, diese Sorte als Limited Edition (=SERIOUSLY LIMITED) zu verkaufen und sie weiterzuentwickeln. Der Warlock, der für diese Kreuzung verwendet wurde, ist eine sehr beliebte Medizin im Vancouver Island Compassion Club in Kanada. Die PatientInnen dort fragten nach einer Version mit hohem CBD-Gehalt, da sie gerne den köstlichen süßen Geschmack dieser Sorte wolten, aber mit einem weniger starken psychoaktiven Effekt, damit auch ältere Menschen und Kinder diese Medizin verwenden könnten. Die Produktion von SEHR geschmackvollen medizinalen Extrakten (z.b. Rick Simpson Öl) und Lotionen, Cremes oder Salben wird mit dieser Sorte möglich gemacht. CBD-enriched Warlock ist eine medizinische Sorte, die sich gut zur Behandlung von chronischen Schmerzen sowie der Symptome von Multipler Sklerose, Epilepsie, Tourette-syndrom, Glaukom, Artritis und vielem mehr eignet.

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A’LA CANNA

Pizza mit Hanfpesto nach Art des Hauses M ehl und Salz geben wir in eine entsprechend große Schüssel, oder wenn uns das lieber ist, auf ein Backbrett oder den Küchentisch. In die Mitte des Mehlhaufens machen wir eine Vertiefung, in die wir 100-200 ml des Wassers geben. Dazu geben wir Zucker und Hefe und verrühren alles gründlich. Am besten mit den Händen. Es geht aber auch mit einem Holzlöffel oder mit den Händen der Freundin, aber das Kneten müssen wir eigenhändig erledigen. Wir geben langsam das restliche Wasser und das Öl hinzu. Dann folgen etwa 10-15 Minuten Kneten mit der Hand. Eine gute Gelegenheit, Stress abzubauen. Wenn wir keine Aggressionen verspüren, können wir alle Zutaten in eine Küchenmaschine geben und sie 10 Minuten auf mittlerer Stufe arbeiten lassen. Die Teigoberfläche muss glatt, gespannt und homogen sein. Den

Teig lassen wir an einem warmen Ort etwa 45-60 Minuten ruhen. Nun geben wir alle Zutaten für das Pesto in einen Mixer oder Mörser. Nach Geschmack würzen. Man kann nichts falsch machen.

Zutaten Für den Teig: – 1 kg Brotmehl (rustikaler wird der Teig, wenn man das Mehl im Verhältnis 5:2 mit Weizengrieß mischt) – 1 Esslöffel Meersalz – 1 Esslöffel Zucker – 14 g Trockenhefe (zwei Beutel) – 650 ml lauwarmes Wasser – 3 Esslöffel Olivenöl

Der Teig ist inzwischen hoffentlich auf ungefähr die doppelte Größe aufgegangen. Mit der Hand bringen wir ihn in eine uns angenehme Form, je nachdem, wie dünn oder dick man es mag. Dann bestreichen wir ihn dick mit Hanfpesto und belegen ihn mit allem, was wir mögen. Wir backen die Pizza im Ofen, auf der höchsten Stufe, bis sie eine schöne Farbe bekommt (höchstens 10 Minuten).

Für das Hanfpesto: – 2 Tassen Basilikumblätter – 1 Tasse junge Hanfblätter – ¼ Tasse geschälte Hanfsamen – ¼ Tasse Parmesan (auch andere reife Hartkäsesorten eignen sich ausgezeichnet) – 2 Esslöffel Olivenöl – 2 Esslöffel Hanfsamenöl – 1 Knoblauchzehe – Salz

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A’LA CANNA

Bohnenfrikadellen mit Hanf und Zucchininudeln D ie Bohnen spülen wir unter fließendem Wasser ab und geben sie in eine Schüssel. Wir zerdrücken sie mit einer Gabel oder benutzen einen Pürierstab und achten darauf, dass die Masse nicht vollkommen homogen wird. Die roten Zwiebeln und die Knoblauchzehen schneiden wir so fein wir können und dünsten sie in Olivenöl an (wenn wir eine Handvoll Hanfblätter zur Verfügung haben, dann zerkleinern wir sie und vermischen sie mit den vom Feuer genommenen warmen Zwiebeln). Diese geben wir zusammen mit den Bohnen und allen anderen Zutaten für die Frikadellen in eine Schüssel und kneten sie durch. Anschließend lassen wir die Masse 10–15 Minuten ruhen, bis die Haferflocken sich vollgesaugt haben. Die Zucchini waschen und abtrocknen. Man kann sie mit dem Messer schnippeln,

wenn man will; ich empfehle eine grobe Raspel, damit man längliche Streifen erhält. Die Frikadellen backen wir entweder 3–4 Minuten in reichlich Öl oder 10–15 Minuten im Ofen bei 180°C. Wenn wir sie aus der Fritteuse nehmen, müssen wir das Öl abtropfen lassen. Unterdessen nehmen wir die Zucchini-

Zutaten Für die Frikadellen: – 1 Dose Kidney-, weiße oder schwarze Bohnen (Eine Konserve mit 250–400 g reicht für etwa 3–4 Personen aus.) – 1 große rote Zwiebel – 2 Knoblauchzehen – 1 Tasse Haferflocken – 1 Teelöffel Oregano – 1 Teelöffel Thymian – ½ Tasse geschälte Hanfsamen – Salz, gemahlener – schwarzer Pfeffer – optional: 1 Handvoll Hanfblätter

nudeln in Angriff. Das ist ziemlich einfach. Wir braten das Gemüse etwa eine Minute in Olivenöl und würzen es mit Salz, Pfeffer und Essig. Wir servieren die Frikadellen und Nudeln nach Gusto, bestreuen sie aber auf jeden Fall mit geschälten oder ungeschälten Hanfsamen und träufeln ein wenig Hanföl darauf.

Für die Zucchininudeln: – 3 mittelgroße Zucchini – Olivenöl – 1 Esslöffel Balsamico-Essig

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