Nr. 27 4/2016 Aug-Sept
Medical & Harm Reduction Magazine
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ILLEGALE ÜBERLEBENDE Prof. Lumír Hanuš über medizinisches Cannabis
BLOCKIERTE INHALTE Exzesse bei der Jagd auf Marihuanareklame im Internet
WIRD IN BAYERN BALD CANNABIS ANGEPFLANZT? DAS VERBOT HAT MIT DUMMHEIT ZU TUN Interview mit dem Ethnopharmakologen Christian Rätsch
Cannabis ist ein Medikament ollte jemand das Gegenteil behaupten, glaubt ihm nicht! Besonders dann nicht, wenn es ein/e PolitikerIn ist! Hört lieber auf die ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen, auf die Fachleute, die auf diesem Gebiet tätig sind und die mit ihrer Arbeit die Anerkennung ihrer KollegInnen – in vielen Fällen der internationalen Fachleute – errungen haben. Denn alle entgegengesetzten Nachrichten sind nichts als unbegründete Angstmache, bewusste Manipulation und politische Mittel zum Zweck. Dies belegt in dieser Nummer beispielsweise das Interview mit dem tschechischen Professor Dr. Lumír Hanuš, der seit den Siebzigerjahren klinische Experimente mit Cannabinoiden betreibt. Wir sprachen mit ihm auf einer Budapester Konferenz, wobei er uns seinen Standpunkt zu den gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen beim therapeutischen Gebrauch von Cannabis erläuterte. Wir waren überrascht, dass der Professor den Eigenanbau von medizinischem Cannabis ablehnt, wofür er jedoch eine gute Begründung hat. Er befürwortete, dass die Krankenkassen die Therapiekosten tragen, wie dies auch bei anderen Medikamenten der Fall ist. Spanien ist im Hinblick auf Cannabis eine andere Welt – dort ist seit über einem Jahrzehnt der Freizeitkonsum legal und die KonsumentInnen ziehen in Cannabis Clubs Pflanzen für den Eigenbedarf, im Interesse einer höheren Qualität und eines niedrigeren Preises. Die konstante Qualität des therapeutischen Cannabis ist ohnehin ein großes Problem, daher befragten wir die Fachleute der spanischen Fundación Canna zu den Laboruntersuchungen für Cannabinoidprofile spezieller Sorten, und sie gaben uns gerne und ausführlich Auskunft.
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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Markus Berger M. Szelestei, Kevin Herzig Tomas Kardos, Toni Straka, Maja Blumenthal H. S. von Vogelsang Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Fotos: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu
Zur Entspannung besuchten wir die erste Berliner Hanfmesse, die unserer Meinung nach gut gelungen war, und lernten das junge Veranstalterteam kennen. Dieses verfolgt die Absicht, die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Hanfpflanze in Industrie, Wirtschaft und Therapie jenseits des Freizeitkonsums zu präsentieren. Im Gegensatz zur Münchner Cannabis XXL Messe letztes Jahr hielt es die Berliner Polizei nicht für nötig, in der Nähe des Veranstaltungsortes einige Einsatzwagen zu postieren und alle zwei Stunden einen Schutzmann demonstrativ durch die Ausstellung laufen zu lassen. In München gab es dieses Jahr so viele Behinderungen der Messe im Vorfeld, dass die VeranstalterInnen das Event schließlich absagten. Nächstes Jahr werden sie es wieder versuchen. Ein Beweis für ihr Engagement ist die Eröffnung des ersten Zentrums für therapeutisches Cannabis in der bayerischen Landeshauptstadt, wo die PatientInnen zwar noch nicht das Medikament, wenigstens aber die wichtigsten Informationen dazu erhalten. Darüber sprachen wir mit dem Leiter des Vereins Cannabis Bayern. Auf der Berliner Messe Mary Jane trafen wir Christian Rätsch, dessen Buch „Hanf als Heilmittel“ kürzlich vom Nachtschatten Verlag neu aufgelegt wurde. Aus diesem Grund sprachen wir mit ihm ein wenig über die medizinische Verwendung von Cannabis in der frühen Stammesgesellschaft und im mittelalterlichen Europa. Natürlich fragten wir ihn auch, ob er das Cannabisverbot und die Leugnung des therapeutischen Potenzials als ein Mittel der Politik ansieht. Selbstverständlich haben wir auch Lesenswertes für die GärtnerInnen und die FreundInnen besonderer Sorten. Wir befragten einen Sachverständigen für den organischen Anbau über seine Arbeit und seine Lieblingssorten. Der Hrsg.
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
Medical & Harm Reduction Magazine
INDEX ATAMI
41, 47
BUSHPLANET
64, U3
CANNA
U2, 21
CANNATRADE
21
DINAFEM SEEDS
13
GREENHOUSE FEEDING
17
GROW2GETHER GROW CITY HANFPARADE HANF MUSEUM BERLIN HEMP EMBASSY VIENNA
11, 51 4–5 1 37 30, 35
HUG‘s
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HULABALOOZA
47
LAMOTA DISTRIBUCIÓN
40
LUCY‘S RAUSCH
52
NACHTSCHATTEN VERLAG
62
NEAR DARK
26
ONLY A PLANT
20
PLAGRON PREMIUM GENETICS
14, U4 59
ROYAL QUEEN SEEDS
19
SERIOUS SEEDS
61
SCHALL & RAUCH
27
SWEET SEEDS
49
URBAN GARDENCENTER
15
VAPOSHOP
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VERDAMPFTNOCHMAL
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ZUCHTHAUS
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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!
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INHALT CANNABIS IST EIN MEDIKAMENT
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MEDI+GREEN MAZEDONISCHES CANNABISÖL
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MEDIZINALHANF IM STILLEN OZEAN
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CHRONISCHE BELOHNUNG
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PHARMAGIGANTEN IN DER CANNABISINDUSTRIE
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QUO VADIS, CHRISTIANIA?
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ABHÄNGIG VOM TABAK, NICHT VOM GRAS
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AUF MEDIZINISCHE EMPFEHLUNG
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POKÉMON GO UNTER CANNABISEINFLUSS
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Kommentar des Hanf-Instituts ÖSTERREICHS NEUE DROGENGESETZE LÖSEN KEINE ALTEN PROBLEME
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URBAN GARDEN CENTER Der größte Growshop in Nürnberg
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CANNABISREFORM IN ITALIEN
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STRENGE THERAPIEGESETZE IN OHIO
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THERAPIERADLERINNEN AM ZIEL
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KRUMME GURKEN Wie sollen die Gurken sein?
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DRONABINOL VERDAMPFEN
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CANNA+GLOBE BLOCKIERTE INHALTE
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Exzesse bei der Jagd auf Marihuanareklame im Internet ALLES HANF
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Das erste Berliner Cannabis-Festival
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MEDI+GREEN LEBENSRETTENDE MEDIZIN
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TSCHECHIENS DUNKLE SEITE
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SKANDAL IM DEUTSCHEN GESUNDHEITSSEKTOR
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20.000 deutsche ÄrztInnen im Sold der Pharmaindustrie 90 PROZENT DER PATIENTINNEN SIND ZUFRIEDEN
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CANNABIS VERHINDERT AUSBRUCH VON ALZHEIMER
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KANADISCHES CANNABIS FÜR DEUTSCHE PATIENTINNEN
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ZERTIFIZIERUNGSSYSTEM FÜR CANNABINOIDHALTIGE PRODUKTE IN ÖSTERREICH KOMMT IN GANG 37 6
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INHALT MEDIZIN 38–40
DAS VERBOT HAT MIT DUMMHEIT ZU TUN Interview mit dem Ethnopharmakologen Christian Rätsch
CANNA+GLOBE 42–43
VERDAMPFEN VON KONZENTRATEN UND ÖLEN
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MEDIZIN
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WIRD IN BAYERN BALD CANNABIS ANGEPFLANZT?
VOLLBLUT 48
KILLER KUSH AUTO® Sweet Seeds
MEDIZIN
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INFO FÜR MARIHUANA-KONSUMENTINNEN Die Fundación CANNA und die Bewegung für therapeutisches Cannabis
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ILLEGALE ÜBERLEBENDE Prof. Lumír Hanuš über medizinisches Cannabis
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VOLLBLUT 56–57
BUBBA KUSH CBD Die reinste Indica mit den positiven Eigenschaften des CBD
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CANNA+GLOBE 58–59
NUR BIO UND ORGANISCH Am besten Stecklinge in Bio-Qualität
VOLLBLUT 60
SERIOUS HAPPINESS Serious Seeds
A´LA CANNA 60
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VEGETARISCHE HANFPIZZA 7
MEDI+GREEN er Balkan lag bisher, was die Schaffung eines legalen Rahmens für den Cannabisgebrauch zu Therapiezwecken betrifft, beträchtlich hinter den westlichen Ländern zurück. Nun aber scheint es einen Wandel zu geben. Nach Serbien und Kroatien erlaubt auch Mazedonien medizinisches Cannabis und gibt der fortschrittlichen Politik in dieser Region frischen Schwung. Die Entscheidung ist ein Indikator dafür, wie weit eine Gesellschaft und ihre Regierung vorausdenken können, wenn es um eine für das Leben von sehr kranken Menschen entscheidende Frage geht. Der mazedonische Gesundheitsminister Nikola Todorov erklärte am 15. Mai, das neue Gesetz für Drogen und psychotrope Mittel erlaube Menschen, die an schweren Krankheiten leiden, beispielsweise an Tumoren, Multipler Sklerose, Aids und Epilepsie, sich legal Cannabispräparate, etwa Cannabisöl, zu beschaffen. Mit der Einwilligung eines Arztes sind sie dann in Apotheken gegen Rezept erhältlich. Die mazedonischen LegalisierungsaktivistInnen bemühen sich schon seit Jahren, eine Veränderung zu erreichen. Sie hatten mehrere Seminare mit ÄrztInnen, ForscherInnen und AktivistInnen für Patientenrechte
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Mazedonisches Cannabisöl abgehalten, ähnlich der medizinischen Cannabiskonferenz, die vor Kurzem in Budapest stattfand. Im Kampf für das neue mazedonische Gesetz spielte der bekannte tschechische Cannabinoidforscher Lumír Hanuš eine wichtige Rolle. Nach seinem Vortrag in Budapest sagte er uns, dass dies ein großer Erfolg für alle osteuropäischen Staaten sei und er hoffe, dass dadurch eine Legalisierungswelle für medizinisches Cannabis aus-
Medizinalhanf im Stillen Ozean uch wenn das die Welt nicht rettet, trägt langsam an allen Ecken und Enden das Cannabis zur Verbesserung der Lebensqualität von Kranken bei. Nun kamen gute Nachrichten über die Genehmigung zu Therapiezwecken vom anderen Ende des Planeten: aus Australien und Neuseeland. Das australische Parlament beschloss im Februar ein Gesetz, das PatientInnen, die unter schweren Schmerzen und chronischen Krankheiten leiden, erlaubt, zur Therapie Cannabis zu benutzen – und auch den Anbau für den Eigenbedarf. Die Zulassung erfolgte im Staat Victoria offiziell schon im April, was praktisch bedeutet, dass ab 2017 etwa Kinder mit Epilepsie Therapien auf Cannabisbasis bekommen können. Der Gesundheitsminister des Staates begründete die Beschränkung auf Minderjährige damit, dass bei ihnen schnelles Handeln geboten sei, damit sie überhaupt das Erwachsenenalter erreichen. Später werden Produkte mit Cannabinoidgehalt – Öle, Tinkturen und Kapseln – auch für Aidskranke und Menschen in der palliativen Betreuung erhältlich sein. Der Gouverneur des be-
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völkerungsreichsten Staates von Australien New South Wales hatte im Februar verkündet, dass bereits bei 330 ChemotherapiepatientInnen klinische Untersuchungen mit cannabishaltigen Tabletten einer kanadischen Firma durchgeführt werden. Ebenso können jetzt neuseeländische Kranke Hoffnung schöpfen. Das Gesundheitsministerium suchte eine Einigung mit Fachleuten über die Anwendung von therapeutischem Marihuana. Die neuseeländische medizinische Ver-
löst wird. Das Gesetz bringt keine Veränderung beim Freizeitgebrauch, denn Konsum und Anbau von Cannabis ohne Genehmigung sind weiterhin illegal. Nach Meinung des Cannabisaktivisten Filip Dostovski zeigen sich die Gerichte im Allgemeinen bei solchen Fällen liberal. Was bedeutet, dass jemand, der mit einer kleinen Menge erwischt wird, zu 90 Prozent nur mit einer Geldstrafe rechnen muss.
einigung unterstützt nach einer im Mai herausgegebenen Publikation einstimmig die Zielsetzung des Therapieprogramms. „Nach dem einstimmigen Echo der Fachleute auf diesem Gebiet müssen die Präparate auf Cannabisbasis genauso behandelt werden wie andere Medikamente – den wissenschaftlichen Prinzipien ist auch in diesem Fall zu folgen“, sagte der Vertreter des Gesundheitsministeriums Peter Dunne. Angesichts dieser Entwicklung scheint es nicht verwegen zu prophezeien, dass um 2020 schon viele der darauf angewiesenen PatientInnen Cannabisprodukte erhalten können.
ine aktuelle Untersuchung registrierte bei chronischen LangzeitCannabiskonsumentInnen größere Aktivitäten im Belohnungszentrum des Gehirns, wenn es äußere Reize erhält, die in Verbindung mit Cannabis stehen. Für die Studie der University of Texas wurden die Gehirnaktivitäten von ProbandInnen mit MRI-Untersuchungen gemessen. Dabei wurden 59 Erwachsene, die chronisch, d.h. seit durchschnittlich zwölf Jahren täglich Cannabis konsumieren, und 70 NichtkonsumentInnen gebeten, den Anreiz zum Cannabisgebrauch zu bewerten, nachdem man ihnen Bilder gezeigt hatte, die in Verbindung mit dem Cannabisgebrauch stehen: eine Pfeife, eine Bong oder ein Blunt. Im Anschluss wurden sie gebeten, ein Bild von ihrem Lieblingsobst auszuwählen. Dabei wurde die Wirkung der Bilder auf die Aktivitäten in der Gehirnregion, die für Belohnung zuständig ist, gemessen. Das Belohnungszentrum der chronischen CannabiskonsumentInnen zeigte bei den Bildern mit Cannabiszubehör größere Aktivität. „Obwohl die Studie nicht eindeutig den ursächlichen Zusammenhang belegt, deutet die Parallelität von Nervenreaktionen und dem angezeigten THC-Spiegel darauf hin, dass die in dem Belohnungs-
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Chronische Belohnung zentrum entstandenen Veränderungen zum Teil mit dem Cannabiskonsum zusammenhängen“, so die Zusammenfassung des Forscherteams. Nichts Neues unter der Sonne – Cannabis als Genussmittel verändert das Belohnungszentrum. Cannabisabhängigkeit aber, ähnlich wie die Glücksspielsucht, ist ein bekanntes Phänomen. Und sie kann wirklich zu einem sozialen Problem werden. Neben den Untersuchungen, die sei-
ne schädlichen Wirkungen attestieren, käme es nun darauf an herauszufinden, wie Cannabis etwa bei Medikamentenund Alkoholabhängigkeit helfen kann. Anzumerken bleibt, dass Cannabis über kein besonders großes Suchtpotenzial verfügt, insgesamt werden ungefähr 9 Prozent der KonsumentInnen abhängig. Damit steht es auf einer Stufe mit dem Kaffee und liegt weit hinter Alkohol (15%) und Nikotin (32%).
Pharmagiganten in der Cannabisindustrie aten des Marktforschungsinstituts Arcview belegen, dass die Cannabisindustrie allein in den USA letztes Jahr 4,2 Milliarden Dollar durch medizinisches Cannabis eingenommen hat. Man rechnet damit, dass die Einnahmen bis 2020 aufgrund der weniger strengen Vorschriften 22 Milliarden Dollar erreichen werden. Diese Marktdaten erklären, warum die Aktien einer der größten Cannabisfirmen – GW Pharmaceuticals – im Jahre 2013 solchen Aufwind bekamen. Nun beabsichtigen auch Pharmagiganten wie Pfizer und Merck, sich in die Pharmaindustrie einzukaufen. Diese Tendenz belegt, dass die Pharmaindustrie das Geschäftspotenzial von therapeutischem Cannabis erkannt hat, wodurch einerseits die Gefahr der Stigmatisierung, andererseits die Einmischung von Regierungsseite beiseitegedrängt werden dürfte. Merck, Pfizer, Novartis AG, Sanofi und auch Teva werden mit dem Aufkauf von Firmen, die bei der Entwicklung von Medikamenten auf Cannabisbasis über mehrjährige Erfahrung verfügen, wahrscheinlich den einfachsten Weg wählen. Nach Natural Society kann Cannabis eines Tages eine Alternative zu den heute gebrauchten Analgetika und
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Antidepressiva werden. Die Pharmaindustrie geht davon aus, dass die Chance gering ist, dass Cannabis in den USA legalisiert werden wird. Bei der therapeutischen Anwendung sei es jedoch nötig, weitere Forschungen mit der Pflanze durchzuführen. Momentan arbeiten 167 Firmen mit Cannabis, die mögliche Ziele von Übernahmen sein könnten. Von diesen
entwickeln gegenwärtig nur zwölf Firmen Medikamente mit Cannabinoiden. Oxis International ist eine dieser Firmen, deren Ziel es ist, die Behandlung von Fibromyalgie und Krebs voranzutreiben. Andere Firmen wie Cara Therapeutics und GrowBlox Sciences sind weitere potenzielle Ziele für Übernahmen. 9
MEDI+GREEN ie Freistadt Christiania, ursprünglich eine Hippiekommune, hat in ihrer 45-jährigen Geschichte zahlreiche Razzien wegen offenen Handels mit Marihuana und Haschisch erlebt, doch die letzte Polizeiaktion unterscheidet sich gewaltig von den früheren Attacken. Immerhin führte sie dazu, dass auch auf höheren Ebenen Kritik an der Haltung des Staates in dieser Frage laut wurde. Der Tourismus in Kopenhagen verdankt Christiania viel. Die dort lebenden insgesamt 900 BewohnerInnen werden jährlich von etwa einer halben Million TouristInnen besucht. Zweifellos wird ein beträchtlicher Teil von ihnen von dem offenen Grasmarkt angezogen. Der Staat ist nicht geneigt, den Hanfhandel zu besteuern, und demonstriert lieber mit ein paar spektakulären Aktionen seine Missbilligung. Seit den 2000er Jahren werden immer öfter Razzien in dem Stadtteil durchgeführt, die zwangsläufig zu einem verstärkten Haschischhandel in anderen Stadtteilen führen. Die Mehrheit der BewohnerInnen würde dem Katz-und-Maus-Spiel am liebsten mit der Legalisierung ein Ende setzen. Die Stadtverwaltung von Kopenhagen hatte sich schon auf
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Quo vadis, Christiania? ein Experiment mit Coffeeshops eingelassen, die Idee wurde jedoch vom Justizministerium torpediert, daher blieb es mangels einer besseren Lösung bei den endlosen Schikanen für die Hippiekolonie. Nun wollte die Polizei einen Schlussstrich ziehen und verschärfte die Gangart. Am 7. Juni schlugen etwa 100 PolizistInnen an den 37 Ständen des Grasmarkts von Christiania zu. Ergebnis dieser Aktion waren 17 Verhaftungen und die Beschlagnahmung von ungefähr 10 Kilo Cannabis. Alle bisherigen Aktionen endeten nach dem gleichen Muster – die KundInnen beschafften sich das Gras vorübergehend in anderen Stadtteilen, und wenn sich der Sturm gelegt hatte, kehrten die HändlerInnen wieder in die Buden in der Pusher Street zurück, und langsam fanden sich auch die KundInnen wieder ein. Die jetzige Aktion unterschied sich nicht nur durch das große Polizeiaufgebot von den bisherigen. Die Polizei agierte diesmal ausgesprochen aggressiv und verpasste in einigen Fällen auch den Schaulustigen ein paar Schläge. Wer’s nicht glaubt, soll sich das auf YouTube anschauen. In dem Fall sind auch die dänischen Strafverfolgungsbehörden geteilter Meinung. Hochrangige Akteure meldeten sich
zu Wort. Einer der bekanntesten Staatsanwälte Kopenhagens sagte: „Es ist meine persönliche Überzeugung, dass wir den Cannabishandel legalisieren müssen, denn diesen Kampf können wir nicht gewinnen. Das probieren wir nun schon so viele Jahre und haben nichts erreicht.“ Ein früherer Kommunalpolitiker ist der Meinung, dass das Geld, das über den Schwarzmarkt einfließt, nicht in die richtigen Hände gelange und es sehr viel klüger wäre, es nutzbringend einzusetzen. Ein ehemaliger Staatsanwalt meint, dass die AnhängerInnen des Verbots die Augen vor der Wirklichkeit verschließen würden. Er argumentiert, auch wenn es gelänge, Christiania zu säubern, würde am nächsten Tag an neuen Orten gehandelt, und damit sei die Strategie hoffnungslos. Nüchterne Argumente sind jedoch nicht dafür bekannt, dass man sie nur aussprechen muss, um PolitikerInnen von ihnen zu überzeugen. Der dänische Gesundheitsminister enttäuschte sofort alle, die aufgrund solcher Äußerungen positive Erwartungen nährten. Denn er verkündete, dass die Regierung keine Cannabislegalisierung plane. Angesichts der brutalen Aktionen überrascht das nicht besonders, und so geht der unsinnige Kampf weiter.
Abhängig vom Tabak, nicht vom Gras icht nur um Geld zu sparen, sondern wegen der stärkeren Wirkung mischen viele KonsumentInnen Cannabis mit Tabak. Dies behauptet ein Forscherteam, das herausgefunden hat, dass KifferInnen, die Cannabis mit Tabak mischen, weniger motiviert sind Marihuana aufzugeben als andere, die die Blüten pur rauchen. Um die Gefahr
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der Abhängigkeit zu verringern, fordern die ForscherInnen vom University College London die CannabiskonsumentInnen auf, den Stoff künftig nicht mehr mit Tabak zu mischen. Chandni Hindocha und ihre MitarbeiterInnen entdeckten bei der Auswertung einer weltweiten Online-Drogenuntersuchung aus dem Jahre 2014, dass diejenigen, die Cannabis
pur konsumierten, weniger Probleme hatten, ihre Gewohnheit aufzugeben. In Zahlen bedeutet das: Pur-RaucherInnen suchen mit 61,5 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Hilfe bei der Entwöhnung von Cannabis und mit 80,6 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit beim Abgewöhnen des Tabakrauchens. Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko einer psychologischen (seelischen) Abhängigkeit bei denjenigen niedriger liegt, die Cannabis und Tabak ausschließlich getrennt konsumieren oder überhaupt keinen Tabak rauchen. Die schlechte Nachricht lautet, dass in Europa noch immer die mit Tabak gedrehten Joints vorherrschen. Der Anteil derer, die solche Joints rauchen, schwankt von Land zu Land zwischen 77 und 90 Prozent. In Australien mischen über die Hälfte der KonsumentInnen Tabak in den Joint, in Neuseeland ein Fünftel, in Mexiko und Brasilien jedoch weniger als 10 Prozent der KonsumentInnen. Dabei gibt es vielfältige Methoden des Cannabiskonsums ohne Tabak. Die Pfeife wird am häufigsten verwendet, aber diese Methode wird auch nur von 12 Prozent der KonsumentInnen bevorzugt. Der Gebrauch von Vaporizern oder der Konsum in Gebäck ist auch nicht selten. ForscherInnen raten, Cannabis nicht mit Tabak zu mischen oder anderen Konsummethoden wie zum Beispiel dem Verdampfen den Vorzug zu geben.
MEDI+GREEN orscherInnen der Universität im schweizerischen Lausanne sind der Meinung, dass elektrische Zigaretten (oder Vaporizer) eine sichere und wirksame Methode für die Anwendung von therapeutischem Cannabis bieten. Die ForscherInnen stellten Öl mit Cannabisgehalt für den Konsum in Vaporizern her und berichteten über positive Ergebnisse. Die Methode ist einerseits gesünder als der Konsum zusammen mit Tabak, außerdem ermöglicht er den KonsumentInnen die Mikrodosierung (den Konsum kleiner Mengen) im Verlauf des Tages, was mit Tabletten und Extrakten nicht möglich wäre. „Das ist eine großartige Methode für den Gebrauch von Cannabinoiden. Das Ziel ist, dass der Patient geheilt wird, ohne high zu werden“, sagte Vincent Varlet, einer der Forschungsleiter. Die Forschergruppe extrahierte mit Butangas die aktiven Bestandteile des Cannabis und stellte ein konzentriertes Öl her. Im Anschluss untersuchten sie, wie sich das Öl in den auf dem Markt erhältlichen E-Zigaretten verhält. Die Studie erschien in den Scientific Reports, die online durch die Nature Publishing Group herausgegeben werden.
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Auf medizinische Empfehlung Es wird erklärt, wie man eine therapeutische Dosis in einer elektrischen Zigarette konsumieren kann, ohne einer psychoaktiven Wirkung ausgesetzt zu sein. „Verdampfen von Cannabis ist
Pokémon Go unter Cannabiseinfluss iel zu oft beschließen die Leute, das Wochenende allein mit Kiffen auf der Couch sitzend zu verbringen. Ja, es ist schon mal schön, sich die Zeit zu nehmen und absolut nichts zu tun – zur Routine sollte das aber nicht werden. Vorurteile werden dadurch genährt – zum Beispiel jenes, dass alle CannabiskonsumentInnen faul sind. Also steht auf von der Couch und fangt ein paar Pokémon! Das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ eröffnet KifferInnen eine leichtere Entscheidungsfindung zwischen Zu-HauseAbhängen und Rausgehen-und-dieNatur-Erkunden. Ist es doch so, dass du nicht wissen kannst, welchem seltenen Pokémon du begegnen könntest, wenn du doch nur unterwegs wärst. Aber aufgepasst, lasst euch nicht zu sehr von den Pokémon ablenken! Ein 30-Jähriger aus München wurde Opfer seiner Begeisterung für Pokémon Go. Um 6:20 Uhr, mit einem Joint in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand, stand er am Richard-StraußBrunnen und wollte die dortige Arena für sein Team einnehmen. Dabei muss er so
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in den Bann des Spiels gezogen worden sein, dass er nicht bemerkte, dass just in dem Moment eine Streife auf ihn zugeht. „Oh Shit“, sagte der Ertappte zu den Polizisten, „darf ich das noch schnell fertig machen?“ Und er ist nicht der Einzige, der die Aufmerksamkeit der Exekutive auf sich zog. In den USA ging ein Mann mitten in der Nacht auf die Jagd nach Pokémon.
eine raffinierte, wirksame, konsumentenfreundliche und sichere Alternative zum Rauchen des therapeutischen Cannabis“, fassen die AutorInnen ihre Erfahrungen zusammen.
Im Park lernte er zwei Jugendliche kennen und tauschte sich mit ihnen über das Spiel aus. Plötzlich kam die Polizei. Für die drei Pokétrainer war es kein Einfaches, die Beamten davon zu überzeugen, dass sie nur spielen und nicht mit Drogen dealen. Auf reddit merkt der Mann an: „Es stellt sich also heraus, dass es anscheinend merkwürdig aussieht, wenn zwei etwa zwanzig Jahre alte schwarze Jungs mit einem vierzig Jahre alten Weißen um drei Uhr nachts in einem Park rumhängen.“
MEDI+GREEN
Kommentar des Hanf-Instituts
Österreichs neue Drogengesetze lösen keine alten Probleme uch die jüngste Verschärfung des erst im vergangenen Januar reformierten österreichischen Suchtmittelgesetzes (SMG) geriet zu einem Schlag ins Wasser, der das Kernproblem der Kriminalisierung des einzigen opferlosen Verbrechens im Strafrecht weiterhin ausklammert.
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Die sensationalistische Berichterstattung über sogenannte Drogen-Hotspots entlang der Wiener U-Bahn-Linien, wo im Frühsommer meist mehr Dealer als Kunden anzutreffen waren, führte zwar zu einem Aufschrei der breiten Bevölkerung, die polizeilichen Maßnahmen resultierten aber nur darin,
dass sich der Straßenhandel in Wien binnen kürzester Zeit an andere Plätze verlagerte. Einig ist man sich in Österreich nur über eines: Alle Betroffenen sind mit den aktuellen Drogengesetzen unzufrieden. Für HanffreundInnen ist die zwiespältige Haltung des Staates, der zwar nicht den Konsum, aber weiterhin den damit einhergehenden Besitz von denen dem SMG unterliegenden Substanzen unter Strafandrohung stellt, untragbar. Wissenschaftlich ist längst tausendfach bewiesen, dass Cannabis im Vergleich mit den tödlichen legalen Drogen Alkohol und Nikotin ungleich unschädlicher ist und daher nichts im SMG verloren hat. Diskussionen, ob Cannabis in der Zukunft vom Suchtmittelgesetz ins Arzneimitteloder Lebensmittelgesetz verschoben werden soll, sind aus praktischer Sicht nicht zielführend. Am besten würde eine Regulierung durch ein eigenes Cannabis-Gesetz funktionieren, das den Besonderheiten dieser Pflanze gerecht wird. Hier böte sich die Chance, sozusagen auf der grünen Wiese mit einem unter Einbeziehung der Betroffenen erarbeiteten Gesetz von Anfang an den richtigen Weg zu gehen, statt weiter an unbrauchbaren überkommenen Gesetzen herzumzuflicken. Dies ist aber in Österreich leider noch Zukunftsmusik …
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MEDI+GREEN
Mitarbeiter Tobi, Azubi Muzammil, Inhaber Markus, Freundin Veronika
Urban Garden Center Der größte Growshop in Nürnberg Bayern ist nicht gerade die Hochburg der Cannabisindustrie, dennoch gibt es auch dort PatientInnen, die tapfer für ihre Rechte eintreten, entschlossene AktivistInnen und strebsame Geschäftsleute ebenso. Im besten Fall kommt das alles in einer Person zusammen. Der Inhaber des größten Nürnberger Growshops Markus ist aktives und bekanntes Mitglied der Szene, ist selbst Patient und kennt sich ausgezeichnet mit den Grundlagen der modernen Pflanzenzucht aus. MED: Du bist schon lange in der lokalen und internationalen Szene aktiv, Aeroponik Systems ist eine sehr bekannte Marke auf dem GrowMarkt. Warum dachtest du, das Nürnberg einen neuen Growshop braucht? Markus Hering: Eigentlich hast du ja recht, mit Aeroponik Systems bin ich eigentlich ausgelastet genug. Aber es stellte sich bei allen Kunden, die direkt bei mir vor Ort ihre Systeme gekauft haben: Wo bekomme ich nun den Rest meines Equipments samt guter Beratung her? Es stellte sich immer das gleiche Problem. Wo in Nürnberg? Du siehst also: Ich bin da eher so reingeschupst worden. Super Leute, super Kunden und jede Menge Spaß – macht wirklich Fun, sowas!! MED: Das Ambiente ist sehr schön weiß gehalten, transparent und sehr sauber. War das dein Konzept? MH: Ich wollte mit diesem Konzept in der Grow-Branche einfach neue Wege gehen. Wir müssen langsam lernen, dass ein Grow- und oder Headshop nicht zwangsläufig klein, dunkel und etwas düster gehalten werden muss. Wir müssen raus aus dem UndergroundImage. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Der Laden soll aber auch eine Anlaufstelle
für Kunden von Aeroponik Systems werden. Diese Räumlichkeiten beherbergen natürlich beide Firmen. Dort können dann auch die Systeme direkt besprochen und gleich mitgenommen werden. MED: Hast du alle Produkte aller Hersteller oder triffst du eine Auswahl? Wenn ja, nach welchen Kriterien? MH: Das Sortiment fängt bei Substraten wie Erden verschiedenster Hersteller an und geht über Dünger bis zu Grow-Zelten samt
Bewässerungsanlagen. Komplette Beleuchtungseinheiten und Belüftungsequipment findet man ebenso wie normale Gartenbauprodukte für zu Hause. Für mein Sortiment treffe ich eine feine und enge Auswahl an den besten Produkten, welche zurzeit angeboten und vertrieben werden. Wir haben jedes Produkt, welches wir ins Sortiment aufnehmen, selber vorab getestet oder testen lassen und für gut befunden. Da wir ein Urban GardenCenter sind, haben wir natürlich auch spezielle Produkte nur für den Anbau von Pflanzen und Gemüse in der Stadt. Wir vertreiben z. B. Pflanzenhochbeete mit Pflanzschalen für ein komplettes Gemüsebeet auf dem Balkon. DesWeiteren vertreiben wir verschiedenste vertikale Bewässerungssysteme zur Begrünung der Wohnung. Bepflanzbare Bilder gehören genauso zum Standartsortiment wie Fachbücher über das urbane Gärtnern. MED: Du bist selbst Patient, welcher Akzent wird im Laden auf den therapeutischen Gebrauch von Cannabisprodukten gelegt? MH: Dass ich selbst Betroffener bin, entspricht leider der Wahrheit. Ich weiß aus eigener Erfahrung gut genug, was es heißt nur normal leben zu wollen. Deshalb werden selbstverständlich auch verschiendenste Arten von CBD-Produkten wie Massageöle, Cremes und Seifen im Sortiment zu finden sein. Es liegen auch viele kostenlose Infos zu diesem Thema in Form von Zeitschriften wie der Medijuana aus. (x)
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MEDI+GREEN as italienische Parlament begann im Juli die Beratung über die Modifizierung der Cannabisgesetze. Eventuell ist eine Legalisierung zu erwarten. Nach Redaktionsschluss am 25. Juli wird die endgültige Fassung der Regulierung eingereicht werden. Im Anschluss daran entscheiden die PolitikerInnen, ob sie dem Oberhaus des Parlaments vorgelegt wird. In seiner gegenwärtigen Form besagt der Vorschlag, dass erwachsene BürgerInnen zu Hause 15 Gramm Cannabis besitzen dürfen, auf öffentlichen Plätzen jedoch höchstens 5 Gramm bei sich führen. Zu Hause können sie 5 Cannabispflanzen ziehen und die geernteten Blütenstände zum Eigenbedarf behalten. Diese dürfen aber nicht weitergegeben werden. Der Vorschlag enthält des Weiteren die Einrichtung von Züchterclubs nach dem Vorbild der spanischen CSCs. Die Mitgliederzahl ist auf 50 Personen begrenzt. Ihre Produkte können sie untereinander teilen, dürfen sie aber niemandem weitergeben. Der Handel liegt in der Hand des Staates und wird in registrierten Läden vonstattengehen. 5 Prozent der Erlöse aus dem Handel werden für den Kampf gegen den Drogenhandel verwandt. Der Konsum auf öffentlichen Plätzen ist verboten, dazu gehören auch die öffentlichen Parks. Ebenso ist es verboten, das Gras zu exportieren oder unter der Wirkung von Cannabis Auto zu fahren. Der Vorschlag wurde schon vor einem Jahr von der interparlamentarischen Gruppe Cannabis Legale erstellt und seitdem von 220 Abgeordneten und 73 SenatorInnen unterzeichnet. Ausschlaggebend für die beträchtliche parlamentarische Unterstützung ist wahrscheinlich die Tatsache, dass es in den Vereinigten Staaten ein funktionierendes Modell der Legalisierung gibt – dort hat die Regulierung keinen Anstieg des Cannabiskonsums verursacht und die Zahl der Jugendlichen, die Cannabis ausprobieren, ist nicht gestiegen, je-
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Cannabisreform in Italien doch wurden beträchtliche Steuereinnahmen generiert. Auf dem illegalen italienischen Drogenmarkt werden jährlich 30 Milliarden Euro umgesetzt, die zum größten Teil an Verbrecherorganisationen fließen. Untersuchungen gehen davon aus, dass der legale Marihuanamarkt jährlich 5,5 bis 8,5 Milliarden Euro in die Staatskasse fließen lassen würde, was 1,23 bis 2,34 Prozent des BIPs ausmachen würde. Das wäre eine gewaltige Summe für Italien, das 2 Billionen Euro Schulden hat und schon seit Langem einen aussichtslosen Kampf gegen die Mafia führt. Wichtig für eine/n PolitikerIn ist immer die gesellschaftliche Ak-
zeptanz, und die zeigt eindeutig an, dass man sich mit der Legalisierung beschäftigen muss. Nach einer Untersuchung von Ipsos halten 83 Prozent der ItalienerInnen die gegenwärtigen Cannabisgesetze für wirkungslos, 73 Prozent würden die Pflanze legalisieren und 58 Prozent versprechen sich von einem regulierten Cannabismarkt positive Auswirkungen auf den Staatshaushalt. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist auch, dass nach eigenen Angaben 25 Prozent der Jugendlichen trotz des Verbots Cannabis probiert haben. Ein Mitglied der konservativ-liberalen Partei (PdL, die von 2009 bis 2013 von Silvio Berlusconi geführt wurde) und gleichzeitig Sprecher der Gruppe Cannabis Legale „bereitet sich auf einen wunderbaren Parlamentskampf vor“. Nach seiner Argumentation ist das Verbot gescheitert; den gewaltigen illegalen Markt könne man mit der Annahme des Gesetzes niederringen, gleichzeitig müsse man Informationen über den kultivierten, sicheren und verantwortungsvollen Konsum von Cannabis bereitstellen. Die neue Mitte-rechts-Partei NCD, eine Abspaltung der PdL , hält den Plan für widersprüchlich. „Sollen wir die Drogenabhängigkeit legalisieren, um das Geld zurückzubekommen, das das Land für Prävention ausgibt?“ Mit dieser Äußerung offenbarte der Parteiführer Enrico Costa seine mangelhaften Kenntnisse zu diesem Sachverhalt. Nach Meinung politischer AnalytikerInnen kann es noch Jahre dauern, bis das Gesetz Unter- und Oberhaus passiert hat. Bis dahin sollte man aber das vielversprechende italienische Experiment im Auge behalten.
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MEDI+GREEN hio ist der 25. der amerikanischen Bundesstaaten, in dem Programme mit medizinischem Cannabis akzeptiert wurden. In diesem Staat währt der Kampf für die Rechte von PatientInnen schon lange. Die bundesweit agierende Organisationen Marijuana Policy Project verkündete im Januar die Gründung der Organisation für medizinisches Marihuana durch die BürgerInnen von Ohio, diese wolle im November eine Verfassungsänderung zur Volksabstimmung einreichen. Man könne davon ausgehen, dass die Regierungsbehörden hinsichtlich der Gesetzesvorlage Entgegenkommen zeigen wird. Gouverneur John Kasich hat Anfang der Woche das Gesetz unterzeichnet, dabei hatte er letztes Jahr noch erklärt, medizinisches Cannabis sei keine Lösung für Menschen, die unter nicht behandelbaren Epilepsieanfällen und anderen Krankheiten leiden. Das neue Gesetz, das 90 Tage nach Unterzeichnung in Kraft tritt, erlaubt die Verwendung von Cannabis bei einem breiten Spektrum von Krankheiten, verbietet aber das Kiffen und den häuslichen Anbau weiterhin. Cannabisöl, -tinkturen, -pflaster, essbare Cannabisprodukte und pflanzliche Mittel können in staatlich lizenzierten Apothe-
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Strenge Therapiegesetze in Ohio ken erworben werden. ArbeitgeberInnen können jedoch weiterhin Beschäftigte entlassen, die mit ihrem Cannabiskonsum gegen die Politik des drogenfreien Arbeitsplatzes und die Null-ToleranzPolitik verstoßen. Angesichts der Tatsache, dass die Cannabinoide länger im Organismus bleiben als beispielsweise Alkohol oder Kokain, kann das für viele PatientInnen zum Problem werden. Im Gegensatz zu anderen Staaten können die ÄrztInnen in Ohio bei zahlreichen
Krankheiten Cannabis verschreiben, zum Beispiel bei Aids, Amyotropher Lateralsklerose (ALS), Alzheimer, Krebs, Morbus Crohn und Epilepsie. Leider kann es noch bis zu einem Jahr dauern, bis die PatientInnen sich in eine Apotheke für Medizinalhanf begeben können, um ihre Medikamente zu kaufen – daher sind viele gezwungen, sich weiterhin auf dem Schwarzmarkt Cannabis und Cannabisprodukte von nicht kontrollierbarer Qualität zu beschaffen.
TherapieradlerInnen am Ziel
tionen und dank der von der MCBT in den letzten drei Jahren gesammelten Unterstützung die Untersuchungen fast abgeschlossen sind und wir das Ergebnis in den nächsten Wochen der Ethikkommission und den Regulierungsbehörden vorlegen werden. Wenn dann alles nach Plan verläuft, können wir im ersten Drittel des Jahres 2017 schon mit der Cannabinoidtherapie in spanischen Krankenhäusern beginnen.“
ie zum fünften Mal veranstaltete Medical Cannabis Bike Tour erreichte nach einer anstrengenden 3-TageFahrt am 19. Mai Bologna. Nach dem Start in Slowenien legte man 420 km bis Norditalien zurück. Schneebedeckte Berge, strömender Regen, italienische Lkw-Fahrer und die üblichen Pannen, Verletzungen und Irrfahrten stellten dieses Jahr die Herausforderungen dar. Bei der Ankunft hatte die Gruppe wunderbare Nachrichten zu verkünden. Dank der Sponsoren hatte die Non-Profit-Organisation genügend Geld beisammen, um unabhängige medizinische Studien für die Antikrebstherapie mit Cannabinoiden (THC und CBD) zu unterstützen. MCBT-Gründer Luc Krol sagte: „Wir haben eine neue Tour mit großartigen Fahrern und Freiwilligen aus allen Ländern der Welt hinter uns gebracht. Die MCBT-Familie wächst immer weiter! Es ist eine fantastische Nachricht, dass wir genügend Mittel sammeln konnten und dass dank der großzügigen Unterstützer der letzten Jahre die klinischen Untersuchungen beginnen können.“ Das Geld erhalten die ForscherInnen der Complutense Universität in Madrid, Dr. Manuel Guzman und Dr. Guillermo Velasco, um die Kosten für
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ihre Forschungsarbeiten zu decken. Dr. Guillermo Velasco von der GEINO (Grupo Español de Investigación en Neurooncología – Spanische Neuroonkologische Forschungsgruppe) fügte Folgendes hinzu: „Wir können mit Freude mitteilen, dass nach ausführlichen Gesprächen mit den involvierten Organisa-
Krumme Gurken Wie sollen die Gurken sein? Krumme Gurken ist ein neuer Akteur auf der Wiener Cannabisbühne, der mit einer neuen Vorstellung und Konzeption vom Biogartenbau, genauer gesagt: aus der Welt des Tomatenanbaus zum Grow-Business gelangt ist. Das Team bilden Luis der Profigärtner, Georg der Geschäftsleiter und Markus der Marketingmann, der uns sofort erklärte, woher der außergewöhnliche Name stammt. arkus: Unser Name ist das Symbol dafür, dass unser Geschäft und seine Produkte nicht standardisiert sind, dass wir nicht auf die gewohnte Weise an den Gartenbau herangehen. Es gibt eine EU-Norm für die Größe und Form der Gurken, die eingehalten werden muss, damit sie auf die Regale in den Geschäften gelangen können. Aber muss das wirklich so sein? Wir glauben nicht daran, deswegen sind wir die Krummen Gurken geworden. Unsere Ansichten sind nicht alltäglich, wir sind die Neuen, die zeigen, dass man auch auf anderen Wegen vorwärtskommt, und dass der andere Weg möglicherweise besser, gesünder und lebensnäher ist. Medijuana: Wie lange existiert der Laden schon und was war die Konzeption bei seiner Ausgestaltung? Markus: Er sollte bequem und gemütlich sein, damit die Leute gerne reinkommen, um über Hanf, Gemüseanbau und die verschiedenen Anbaumethoden zu sprechen. Wir wollten zeigen, dass man in einem Grow-Zelt auch die Gemüsesorten für sich anbauen kann, die man haben möchte. Gewürze, Tomaten, Chili, Paprika, Erdbeeren – alles, was man will, kann man darin anbauen. Das ist eine alte Sache, die wir mit einem neuen Ansatz aufgreifen. MED: Hanf ist nicht euer Hauptprofil – wie und warum kam der Hanfanbau ins Spiel? Luis: Seit 16 Jahren beschäftigen wir uns mit Bio-Gartenbau, in der Hauptsache mit Tomaten, Chili, Paprika und Zucchini. Das
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Hanfprojekt entstand hauptsächlich mit dem Ziel, die früher auf anderen Gebieten erprobten Ansichten auch hier anzuwenden. In der Hauptsache richtet sich das Projekt gegen den standardisierten Anbau von Pflanzen und gegen die Verbreitung von genmanipulierten Organismen. Monsanto und andere Landwirtschaftskonzerne verkaufen nur Samen, die über bestimmte Eigenschaften verfügen, daher wachsen nur Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften. Nach diesen Handelskriterien muss das Äußere des Produkts anziehend und das Innere schön geformt sein, sich vier Wochen halten. Aber muss eine Salatgurke gerade sein? Das möchten wir verändern. Wir wollen zeigen, wie diese Pflanzen ursprünglich aussahen. Markus: Wir halten den Hanf für die älteste Kulturpflanze und eine der wichtigsten Heilpflanzen. Momentan kann man bei uns 300 Sorten Hanfpflanzen bekommen. Wir möchten betonen, dass die natürlichen Pflanzen einfach besser sind – wer bei uns Pflanzen kauft, unterstützt auch dieses Projekt. Georg: Bei uns ist ein Großteil der Produkte und Düngemittel bio.. Wir verkaufen ausschließlich Bio-Erde, Bio-Dünger und andere Zubehörstoffe und empfehlen den Kunden Naturmethoden, die sie auch zu Hause anwenden können. Das Wichtigste an unserem Konzept ist, dass wir den Menschen eine unabhängige Lebensweise beibringen möchten, bei der man alles selbst anbaut. Sogar in der Stadt. (x)
MEDI+GREEN sterreichische CannabispatientInnen schielen seit Jahren neidisch nach Deutschland, wo mittlerweile schon fast 1.000 Personen eine Einzelgenehmigung zum Erwerb oder jüngst sogar zum Eigenanbau von natürlichem Cannabis erhielten. Doch im Gegensatz zu ihren deutschen LeidensgenossInnen können ÖsterreicherInnen davon einstweilen nur träumen, ihre Schmerzen mit natürlichen Hanfblüten behandeln zu können. Ihnen steht als einzige Lösung die magistrale Zubereitung Dronabinol zur Verfügung, ein synthetisches Cannabisextrakt mit einem Reinheitsgrad von 85 Prozent. Die hohen Kosten von 600 Euro je Gramm Reinsubstanz Tetrahydrocannabinol (THC) – rund zehnmal so viel wie am Schwarzmarkt für dieselbe Menge – zwingen PatientInnen jedoch dazu, sparsam mit den kostbaren Tropfen umzugehen. Für diese PatientInnen ist besonders die möglichst verlustfreie Aufnahme von THC wichtig. Es gibt deutliche Unterschiede, je nachdem, wie Dronabinol vom Körper absorbiert wird. Bei oraler Einnahme der Lösung mit (meistens Sesam-)Öl oder 96-prozentigem Alkohol verstoffwechselt der Körper jedoch nur etwa 40 Prozent des eingenommen THC. Deutlich besser sieht die Bilanz beim Verdampfen oder Rauchen von Dronabinol aus, wobei der Körper bis zu 100 Prozent der Substanz absorbieren kann. Während Joints mit eingetropftem Dronabinol vor allem den Vorteil der raschen Anflutung bieten, der besonders bei SchmerzpatientInnen gewünscht ist, bringt einen der erste Rauchversuch vor allem wegen des sehr eigenartigen, leicht metalligen und generell eher unangenehmen Geschmacks rasch wieder davon ab.
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Verdampftes THC wird zu fast 100 Prozent vom Körper aufgenommen Deutlich besser und effizienter ist die Verdampfung von Dronabinol in E-Zigaretten oder Verdampfern. Das so konsumierte THCExtrakt wird praktisch zur Gänze vom Körper
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Dronabinol verdampfen aufgenommen und bringt in vielen Fällen rasche Schmerzlinderung. Mittlerweile gibt es am Markt unzählige Verdampfer, deren Flüssigkeitscontainer wiederbefüllt werden können. Doch Vorsicht: Reiner Alkohol ist dünnflüssiger als die meistens auf Glycerin basierenden Vapes, die es in unzähligen Geschmacksrichtungen mit oder ohne Nikotin gibt. Damit das oben eingefüllte Dronabinol nicht gleich wieder unten durch die Dichtungen heraustropft, empfiehlt es sich, dem Extrakt mindestens 20 Prozent Glycerin – z. B. mit einer Cannabidiol-Vape-Flüssigkeit – bei-
zumengen, damit das Konzentrat dickflüssig genug wird. Mithilfe so einer selbstgemachten Mischung verwertet der Körper verdampftes THC nahezu komplett, wodurch DronabinolPatientInnen mit ihren Fläschchen aus der Apotheke oft doppelt so lange auskommen wie bei oraler Konsumption. Zugleich mildert die genannte Mischung mit CBD-Liquids auch die von vielen PatientInnen vor allem tagsüber als störend empfundene psychoaktive Wirkung des THC deutlich ab, sodass man uneingeschränkt allen Tätigkeiten schmerzfrei nachgehen kann.
Die CANNA Terra Linie – alles drin, alles dran! Vorteile von CANNA Terra CANNA Terra bezeichnet eine Reihe von Düngemitteln und Substraten, die speziell entwickelt wurden, um optimales Pflanzenwachstum auf torfbasierten Pflanzmedien sicherzustellen. CANNA Terra kann zur Zucht in Töpfen und Beeten sowohl in Gewächshäusern als auch in der freien Natur sowie unter Kunstlicht im Heimgarten verwendet werden. CANNA Terra Nährstoffe wurden so entworfen, dass sie auf allen Pflanzmedien exzellente Ergebnisse ermöglichen. CANNA bietet dafür eine exakt abgestimmte Palette an Pflanzmedien an: CANNA Terra Professional und CANNA Terra Professional Plus für die vegetative und produktive Phase, und CANNA Terra Seed Mix zur Anzucht.
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Blockierte Inhalte Exzesse bei der Jagd auf Marihuanareklame im Internet Gesetzliche Cannabisregelungen sind ein Thema, mit dem Facebook offenkundig nicht umgehen kann. Dieses Jahr trifft es Posts, die Cannabis anbieten und somit zum Konsum ermuntern, sowie Nachrichten, die gegen die festgelegten Richtlinien verstoßen. Das größte Problem ist, dass es in der Praxis absolut nicht gelingt, diese Regelungen konsequent durchzusetzen. unächst kann man Facebook keine blinde Cannabisgegnerschaft vorwerfen. Sean Parker, der Mitbegründer von Facebook, hatte die Legalisierungskampagne 2010 in Kalifornien mit 100.000 Dollar unterstützt. Nach dem Misserfolg der Kampagne in Kalifornien und dem Zustandekommen der Legalisierung zwei Jahre später in Washington und Colorado erschienen auf Facebook vermehrt Seiten im Zusammenhang mit den genehmigten Produkten, seien es Geschäfte, Konsumutensilien, kreative Start-ups oder konkrete Präparate. In der Folge verweigerten Google, Facebook und Twitter selbst legalen Produkten des Cannabisbusiness den Raum. Diese Entscheidung löste schon damals einen Sturm der Entrüstung aus: Wenn es bei Alkoholreklame möglich ist, dass nur Erwachsene sie sehen können, warum geht das nicht bei anderen legalen Produkten? Man könne sie nicht auf die entsprechenden Staaten beschränken, antwortete Facebook. Man würde Legalisierungskampagnen Raum geben, die Ermunterung zum Konsum allerdings verstoße gegen die Richtlinien. Twitter sah das genauso und betonte das Reklameverbot für CannabisKonsumutensilien, da die Bewerbung eine Aufforderung zum Konsum darstelle. Grundsätzlich erlaubt Google AdWords keine Reklame für illegale Drogen, Designerdrogen und andere psychoaktive Substanzen sowie Drogen auf Pflanzenbasis, Konsumutensilien und Mittel zur Verfälschung von Drogentests. Bei den Aktivitäten der Alkohollobby drückt Facebook jedoch die Augen zu.
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Inkonsequente Praxis Im Februar dieses Jahres kam es bei Facebook zu einer neuen Welle der massenhaften Löschung von Reklame und Nutzerprofilen, die sich bei Instagram – das seit 2012 Facebook gehört – fortsetzte. Es gab damals zahllose Berichte darüber, dass die „OnlineRazzia“ nicht nur Seiten des Ganjabusiness betroffen habe, sondern auch sehr viele Sei22
ten für therapeutisches Marihuana gelöscht wurden, die keine Werbung geschaltet hatten, sondern ausschließlich Informationen enthielten. Heute zeigt sich, dass sämtliche Inhalte im Zusammenhang mit Marihuana blockiert werden können, und sei es nur eine Nachricht, welche die rassistischen Beweggründe im Zusammenhang mit den Inhaftierungen aufgrund von Cannabis beleuchtet, oder eine Rezension eines Buchs über Cannabis. Von den „Säuberungen“ sind kleine Firmen in weit größerem Maße betroffen als große; Anzeigen von Mainstream-Unternehmen und ähnliche Inhalte sind unverändert abrufbar. BuzzFeed berichtet von einem Fall, in dem ein Rechtsanwaltsbüro in Colorado einen Bericht ins Netz stellte, der sich mit
Verhaftungen im Zusammenhang mit Cannabis beschäftigte (wohlgemerkt: nach der Legalisierung). Die Rechtsanwälte hatten herausgefunden, dass seit der Regulierung weniger weiße Jugendliche verhaftet wurd, es aber bei Latinos und Schwarzen einen steilen Anstieg gab. Die wahre Überraschung erlebten die Rechtsanwälte, als sie bezahlten Inhalt auf Facebook platzieren wollten. Sie wurden abgewiesen, weil der Text „Reklame für illegale Drogen“ mache. Um in Colorado zu bleiben: Lauren Gibbs beschäftigt sich mit Cannabis-Marketingstrategien und kennt viele ähnliche Geschichten. Sie arbeitet mit den größten amerikanischen Cannabisfirmen zusammen und initiierte unter #EndTheSocialCannaBan
CANNA+GLOBE eine Kampagne gegen die Blockade durch Facebook. Mit ihrer Hilfe soll nun versucht werden, die Geschäftsführung des sozialen Portals davon zu überzeugen, Cannabis wie andere Genussmittel, beispielsweise Alkohol, zu behandeln – etwa durch die Einführung einer Alters- oder geografischen Beschränkung, damit nur berechtigte Personen die Nachrichten abrufen können. Im Verlauf der langen Zusammenarbeit habe sich herausgestellt, so Gibbs, dass Facebook seine eigenen Richtlinien vollkommen inkonsequent anwendet. Es sei daher möglich, dass eine von zwei identischen Anzeigen akzeptiert, die andere jedoch blockiert wird. Das Blockieren von Nachrichten scheint in der Praxis der sozialen Medien aus dem Ruder gelaufen zu sein, daher versuchte Gibbs, mit
begann Facebook auch Posts, die nicht im Zusammenhang mit Cannabis standen, zu blockieren. Auf ihre Anfrage antwortete Facebook, dass die Firma Cannabiswerbung nicht zulasse. Von da an konnte Grimm auch gegen Geldzahlungen keinen einzigen Post mehr durchdrücken, um mehr Menschen über ihre Serie zu informieren. CNN konnte jedoch seine bezahlten Posts dem breiten Publikum nahebringen, obwohl das gleiche Logo der Serie benutzt wurde. Als BuzzFeed Facebook auf diese Ungereimtheit aufmerksam machte, kam die Antwort, dass jede Woche Millionen von Anzeigen geprüft werden müssten und es daher unausweichlich sei, dass manchmal Fehler auftreten. Sie erkannten an, dass die betreffende Anzeige wirklich nicht gegen die Richtlinien verstößt, baten um Entschuldigung und lösten die Blockade auf.
Falsche Erklärungen
einer bezahlten Anzeige über diese absurden Fälle zu berichten. Dies wurde jedoch von Facebook als „Reklame für illegale Drogen“ abgelehnt.
Pardon, das haben wir eingesehen Katharina Grimm startete letztes Jahr auf CNN ihre Dokuserie „High Profits“, in der sie den ZuschauerInnen das Leben von Cannabisindustriellen in Colorado näherbringt. Nachdem Grimm auf ihrer privaten Facebook-Seite Reklame für die Serie geschaltet hatte – die unter anderem eine aus Ganja zusammengesetzte amerikanische Flagge, den Titel und das Logo von CNN enthält–,
Aber auch bei Google muss man nicht lange suchen, um bei der Behandlung von AdWords-Anzeigen ähnliche Kuriositäten zu finden. Besonders schwer betroffen waren beispielsweise Produkte der Firma Medtainer, die unter dem gleichen Namen Qualitätscontainer für Medizinalcannabis vertreibt. Das Besondere dieses Artikels ist der eingebaute Grinder. Umsonst hatte die Firma letztes Jahr 30.000 Dollar für Google-Anzeigen gezahlt – der Gigant löschte die Benutzerprofile aufgrund der „Reklame für gefährliche Produkte und Dienstleistungen“. Erstaunlich bei dieser Geschichte ist – darauf weist auch der scharfsichtige Mitgründer von Medtainer hin –, dass andere Firmen, beispielsweise Sears, das Produkt problemlos auf ihrer Homepage anbieten können und die Google-Suchmaschine sie auch auswirft. Und es gibt nicht wenige Google-Anzeigen für Grinder. Der Sprecher von Google kommentierte dieses
Dilemma in der Weise, dass sich ihre Richtlinien ausschließlich auf Reklame bezögen, nicht aber die Suche beeinflussten. Wenn jemand einen Grinder im Netz sucht, dann wird er ihn mit der Angabe von Firma und Preis als gewöhnliches, d.h. nicht kommerzielles Ergebnis der Suchmaschine finden. Wenn jedoch der Händler den Begriff Grinder mit dem Zusatz Cannabis versieht, dann verstößt das gegen die Richtlinien. Wenn man das Suchwort „Cannabis Grinder“ eingibt, dann interpretiert Google das so, dass eine Mühle für Heilkräuter gesucht wird, und wirft die entsprechenden Ergebnisse aus. Ein knallhartes Argument, mit dem man sich darüber hinwegsetzt, dass Menschen Cannabis als Medikament benutzen. Und dass Cannabis gegebenenfalls gemahlen werden muss. Noch niederträchtiger ist es, zur Verteidigung der eigenen Richtlinien BenutzerInnen mit falschen Informationen absichtlich in die Irre zu führen. Und während auf den Seiten von Medtainer die Produkte beschrieben und mit Videos veranschaulicht wird, für wen sie gedacht sind und wie man sie anwenden muss, stellen die Großhändler sie einfach auf ihre Seite und waschen ihre Hände in Unschuld. Diese Praxis scheint auch deswegen ungereimt, weil jemand, der bei Google eine Designerdroge sucht, die sehr viel gefährlicher ist als Marihuana, Angebote mit Preisangabe von Personen bekommt, die ihren Handel auch auf Instagram und Facebook betreiben. Es sieht so aus, als würden die sozialen Medien, die mit unser aller Leben verflochten sind, mit ihren Richtlinien am Ziel vorbeischießen und nicht in der Lage sein, mit den Herausforderungen unserer Zeit Schritt zu halten.
text: Jack Pot
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Alles Hanf Das erste Berliner Cannabis-Festival Die erste Berliner Cannabis-Messe war ein Erfolg, aber wie jede Veranstaltung, die zum ersten Mal stattfindet, hatte sie ihre Mängel. Die wollen wir aber nicht dem jungen Veranstalterteam vorwerfen, das ganz sicher sein Bestes gegeben hat. rt der Veranstaltung war das alte Postbahnhofsgebäude neben dem Ostbahnhof. Der alte Bahnhof, der heute für verschiedenste Events enutzt wird, hat sich als gute Wahl erwiesen. Viele gastronomische Stände empfingen die BesucherInnen, und was dort geboten wurde, war vom Feinsten: Berlins beste Hamburger, englische Fish & Chips, italienisches Streetfood, Cannabisbier, frisch gepresste Säfte aus Orangen und Granatäpfeln, holländische Pommes Frites – mit einem Wort: kulinarische Köstlichkeiten aus ganz Europa. Im Freien arbeitete ein Glasbläser, der auf Bestellung wunderbare Pfeifen und Bongs herstellte. Daneben ein Stand des Hanfmuseums Berlin, wo Hanfsamen mit ein wenig braunem Zucker geröstet wurden, was sich als Suchtmittel erwies. Wir konnten einfach nicht mehr aufhören. Das Gebäude des Postbahnhofs ist zweistöckig und leider bekommt der untere Teil nur wenig Licht. Die Stände kamen jedoch gut zur Geltung, man sah, dass bei der An-
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ordnung versucht wurde, das einfallende Licht so gut wie möglich zu nutzen. Das Erste, was uns ins Auge fiel, war der Schweizer Cannabisstand vor einem weißen Hintergrund, mit wundervollen Pflanzen, kleinen Glasvitrinen und vielen, vielen Cannabisprodukten. Daneben gab es Hanfeis, spezielle CBD-Produkte und einen Stand, der individuelle Papiere anbot. Die Leute von Homebox machten deutlich, dass ihre Zelte nicht nur zum Cannabisanbau taugen, obwohl ihre wichtigste Zielgruppe die AnbauerInnen von Cannabis für den Freizeitgenuss sind. Der erste Stock ist zum Glück viel heller und wirkte daher auch größer. Hier gab es noch mehr Aussteller: Heimanbaubedarf, Lampensets, Absauger, Dünger und Substrate, aber es gab hier auch CBD-Produkte und andere Industrieprodukte aus Deutschland, Holland und Colorado. Natürlich alles aus Hanf! Reine CBD-Extrakte, CBD-Kristalle, heilkräftige und kosmetische Produkte aus Hanf oder CBD-Extrakten, Getränke mit oder ohne
Alkohol, mit Hanf oder ausschließlich aus Hanf. Viele unterschiedliche Vaporizer und Inhalatoren, Bongs, Pfeifen, Filter und Hanflebensmittel. Der Konsum im Joint oder in der Zigarette trat sehr in den Hintergrund, was wir als Nichtraucher sehr genossen. Nicht so sehr Anbau und Konsum des Cannabis zur Entspannung war das Thema, sondern vielmehr der Hanf selbst: eine Nutzpflanze, aus der man alles Mögliche herstellen kann. Wir fühlten uns ein wenig, als seien wir auf einer Ausstellung für nachhaltige Entwicklung, Natur und gesunde Lebensweise. Die meisten Aussteller, Stände und Produkte zeigten ein eigenes Gesicht, wobei das Event insgesamt von Naturnähe geprägt war. Der Akzent lag jedoch nicht auf Anbau und Konsum, sondern auf der Natürlichkeit der Pflanze selbst.
text und fotos: Maja Blumenthal
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MEDI+GREEN n mehreren medizinischen Studien war schon zu lesen, dass die Anzahl der Todesfälle durch Überdosierung von Analgetika in den amerikanischen Bundesstaaten mit Medizinalhanfprogrammen gesunken ist. Eine neue Untersuchung erklärt, dass dies kein Zufall ist, sondern dass es einen kausalen Zusammenhang gibt. Über die Gründe konnte man bisher nur mutmaßen. Immer mehr PatientInnen nehmen jedenfalls statt der gefährlichen Tabletten Cannabis ein und laufen daher nicht mehr Gefahr, ihre Medizin zu hoch zu dosieren. Die neue Studie, die in der Fachzeitschrift Health Affairs erschienen ist, liefert entsprechend klare Beweise. Das Forscherteam von der Universität Georgia, Ashley und W. David Bradford, Vater und Tochter, erstellte eine aussagekräftige Tabelle der zwischen 2010 und 2013 rezeptpflichtig verschriebenen Medikamente. In den siebzehn Staaten, in denen vor 2013 Medizinalcannabis verschrieben werden konnte, sank der Gebrauch von rezeptpflichtigen Analgetika und anderen Arzneimitteln drastisch. Durchschnittlich verschrieb dort ein Arzt oder eine Ärztin pro Jahr 265 Dosen weniger Antidepressiva, 486 Dosen weniger Antiepilepti-
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Lebensrettende Medizin ka, 541 Dosen weniger Medikamente gegen Brechreiz und 562 Dosen weniger Psychopharmaka. Doch das überraschendste Ergebnis haben wir uns für das Ende aufbewahrt: In den Therapiestaaten – der Einfachheit halber wollen wir sie so nennen – wurden pro Jahr durchschnittlich 1.826 Dosen weniger Analgetika pro Arzt oder Ärztin verschrieben. Nun braucht es keine weitere Erklärung
für den rasanten Rückgang der Überdosierungen. Einen Abwärtstrend verzeichneten auch Krankheiten, bei deren Therapie Cannabis verwendet wird – bei entsprechender Vorlage einer staatlichen Genehmigung. Nur beim Glaukom (Grüner Star) wurden in den Therapiestaaten mehr traditionelle Präparate eingenommen, obwohl man auch hier Cannabis für wirksam hält. Den Bradfords zufolge könnte das damit zusammenhängen, dass Marihuana die Symptome von Glaukom nur kurzzeitig lindert und PatientInnen daher zu einem stärkeren Mittel greifen. Zur Überprüfung der Gründe und der Genauigkeit der Resultate untersuchten die Bradfords auch rezeptpflichtige Medikamente, die nicht durch Cannabis ersetzt werden können, beispielsweise blutverdünnende und antivirale Präparate sowie Antibiotika. Es zeigte sich, dass es hier keinen Unterschied zwischen den amerikanischen Bundesstaaten mit bzw. ohne Medizinalhanfprogrammen gibt. „Vieles spricht dafür, dass die Veränderung bei den rezeptpflichtig verschriebenen Arzneimitteln auf das Konto der Medizinalhanfgesetze geht“, schrieb das Forscherduo. „Die Resultate belegen, dass die Menschen Marihuana wirklich als Medikament benutzen und nicht mit dem Ziel der Entspannung.“ All dies erklärt die heftige Ablehnung der Pharmaindustrie gegenüber der Cannabislegalisierung und dem Therapiegebrauch.
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MEDI+GREEN ie erste Merkwürdigkeit geschah im Jahre 2013, als die Polizei einen Journalisten der Verführung zum Drogenkonsum anklagte. Der Mann hatte im Scherz gesagt, dass sich nach einem Joint seine Sehkraft verstärke. Das Bezirksgericht wollte sich mit dieser Angelegenheit nicht beschäftigen, daher kam es zu keiner Verhandlung. Ein paar Monate später geschah jedoch Folgendes: In rund einem Dutzend der mehreren 100 Grow Shops des Landes wurden Razzien durchgeführt, unter dem Kommando des allgemein bekannten Anti-Drogen-Kämpfers Oberst Jakub Frydrych. Dieser Mann dachte, dass die schwammige Formulierung des tschechischen Gesetzes „Ermunterung zum Drogengebrauch und missbräuchlicher Vertrieb von Drogen“ ihn ermächtigt, die seit über 15 Jahren legal betriebenen Geschäfte zu zerstören. In den Kreisen der tschechischen CannabiskonsumentInnen wird dieser Tag der „schwarze Tag“ genannt. Auch von den Medien, den meisten Sachverständigen und der Allgemeinheit wurde diese Aktion als unnötig, kostspielig und sogar als unrechtmäßig eingestuft. Dr. Tomáš Zábranský, oberster staatlicher Ratgeber für Drogenfragen, erklärte öffentlich, dass es in den Demokratien in Europa, Kanada und Amerika rechtens sei, das Zubehör zum Anbau von Cannabis und die Samen zu vertreiben. Seiner Meinung nach fördert die Polizeiaktion nur den Schwarzmarkt. Dr. Zábranský, der Anfang Juni in Budapest einen Vortrag über das tschechische Therapiemodell hielt, half bei der Einführung von therapeutischem Cannabis in das medizinische System und gegenwärtig leistet er Aufbauhilfe beim International Cannabis and Cannabinoids Institute. Bei den Gerichtsverfahren, die im Anschluss an den „schwarzen Tag“ folgten, wurden alle betroffenen GeschäftsinhaberInnen für schuldig befunden. Keine/r von ihnen kam ins Gefängnis, aber ihre Warenbestände wurden konfisziert. Damit ist die Geschichte leider noch nicht zu Ende, denn im Mai wurde auf Empfehlung des obersten tschechischen Bezirksstaatsanwalts der Fall erneut aufgerollt, da die GeschäftsinhaberInnen seiner Meinung nach tatsächlich zum Drogengebrauch aufgefordert hatten.
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Robert Veverka
Tschechiens dunkle Seite Auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Drogenreformen wurde die Drogenpolitik Tschechiens erwähnt, weil sie ein großartiges Beispiel für die erfolgreiche und liberale Annäherung an dieses Thema bietet. Allerdings zeigen die Aktionen der tschechischen Polizei den schmerzlichen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Die Grow-Shop-Razzia war nicht der einzige gegnerische Schritt vonseiten der tschechischen Polizei. Im Herbst 2015 zerschlug sie eine Gruppe von legalen IndustriehanfanbauerInnen und sperrte sie ins Gefängnis. Der Vorfall fand wegen seiner Absurdität internationales Echo: Die ganze Welt konnte lesen, wie ein paar junge, gelangweilte DorfpolizistInnen hier mit registrierten und angemeldeten Herstellern von THC-freiem Hanf umgehen. Im Mai dieses Jahres befand die Polizei auf der alljährlich in Ostrava stattfindenden Hanfmesse Konopex auf einmal, dass Hanfzüchter und Firmen, die aus Hanf Bekleidung herstellen, eine Gefahr für die allgemeine Sicherheit darstellen – woraufhin mehrere Dutzend schwer bewaffnete PolizistInnen das Ausstellungsgelände umstellten. Berichten zufolge führten die PolizistInnen langwierige Leibesvisitationen durch und beschlagnahmten die 100%ig legalen Hanf-
produkte. Damit behinderten sie die Messe massiv und brachten angebahnte Geschäfte zum Scheitern. Nach Meinung von Robert Veverka, Chefredakteur des Magazins Legalizace, ist die Zahl der Grow Shops nur vorübergehend gesunken, sie werde wieder steigen. Viele GeschäftsbesitzerInnen versuchten, sich gegen zukünftige Razzien abzusichern, indem sie ihren Handel auf mehrere Läden verteilten. Dadurch, erhofften sie sich, würden sie Anklagen wegen Ermunterung zum Drogenkonsum entgehen können. Durch die Aktion verloren jedenfalls mehrere Dutzend Menschen ihre Arbeit, GeschäftsinhaberInnen erlitten Verluste in Millionenhöhe und mehrere Hundert Millionen von Steuergeldern wurden für die Schließung von Läden aufgebracht, die vollkommen legal betrieben worden waren. Letztendlich setzten die Razzien nicht den Hanfkonsum und den Anbau in Tschechien herab, sondern das Ansehen der Polizei.
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Skandal im deutschen Gesundheitssektor 20.000 deutsche ÄrztInnen im Sold der Pharmaindustrie m deutschen Gesundheitssektor bahnt sich ein riesiger Skandal an. Das deutsche Wochenmagazin Der Spiegel und die investigative Internetplattform Correctiv veröffentlichten Mitte Juli eine Datenbank, in der 20.000 deutsche ÄrztInnen benannt werden, die Hunderte Millionen Euro von der Pharmaindustrie erhalten haben. Die 54 größten Pharmafirmen, die im Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie zusammengeschlossenen sind, haben im Vorjahr
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575 Millionen Euro an rund 71.000 ÄrztInnen und Fachkreisangehörige sowie 6.200 medizinische Einrichtungen verteilt. Mehr als 20.000 dieser MedizinerInnen sind namentlich bekannt. Ihre Namen und die Summen, die sie erhalten haben, finden sich in einer frei zugänglichen Datenbank, in der jede/r InternetnutzerIn suchen kann, ob auch sein/e oder ihr/e Arzt/Ärztin im vergangenen Jahr Zuwendungen der Industrie erhalten hat. Die Adresse der Datenbank lautet: https://correctiv.org .
119 Millionen Euro haben die Pharmafirmen im vergangenen Jahr für Vortragshonorare, Fortbildungsveranstaltungen und Reisespesen an ÄrztInnen bezahlt. Demzufolge flossen im Schnitt rund 1.646 Euro an jede/n der 71.000 MedizinerInnen. Dazu kommen insgesamt 366 Millionen Euro an Honoraren für Anwendungsbeobachtungen und andere medizinische Studien, zu denen die Firmen aber detaillierte Angaben verweigern. „Man differenziert nicht weiter im Forschungsblock“, rechtfertigt Birgit Fischer vom Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VfA) auf Nachfrage die bestehende Intransparenz bei Anwendungsbeobachtungen. Prof. Dr. Klaus Lieb, ordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), nennt es enttäuschend, dass nur 29 Prozent der ÄrztInnen einer Veröffentlichung zugestimmt haben. „Transparenz sieht anders aus“, sagt Lieb. „Wir Ärzte haben bezüglich Interessenskonflikten einen blinden Fleck“, kritisiert der Mediziner. „Wir lassen uns von der Pharmaindustrie einladen und glauben dennoch, wir seien unabhängig.“
90 Prozent der PatientInnen sind zufrieden ehr als 90 Prozent der TeilnehmerInnen am israelischen Cannabistherapieprogramm berichten von beträchtlichen Besserungen bei Symptomen wie Schmerz und Brechreiz, behauptet eine neue Erhebung, die auf der sechsten internationalen Jerusalemer Konferenz für Gesundheitspolitik vorgestellt wurde. Die ForscherInnen der Ben-Gurion-Universität hatten die ProbandInnen zwei Jahre lang nach demografischen Kriterien untersucht. Nur etwa 6 Prozent der PatientInnen meinten, dass Cannabis bei der Behandlung ihrer Symptome wirkungslos sei. Die Mehrheit der PatientInnen berichtete, dass Cannabis bei Schmerzen, Brechreiz, Angststörungen und Appetitlosigkeit geholfen habe. Die Untersuchung wurde von Professor Pesach Shvartzman geleitet. Er sagte, medizinisches Cannabis sei seit einem Jahrzehnt in Israel legal und mehr als 20.000 PatientInnen verfügten über eine Genehmigung, es zur Schmerzstillung und bei anderen Symptomen zu verwenden. Bisher hatte man nicht solche detaillierten Informationen über die KonsumentInnen. Shvartzman sagte weiter, dass die meisten PatientInnen zwar beträchtliche Verbesserungen bei Schmerzen und anderen Symptomen erfahren haben,
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dass Cannabis aber auch Nebenwirkungen hervorrufe. 99,6 Prozent der Teilnehmenden an der Untersuchung erklärten, dass sie begonnen hätten, therapeutisches Cannabis zu benutzen, als die vorher verwendeten Medikamente keine Wirkung mehr zeigten; mehr als 55 Prozent von ihnen wechselten zum Cannabis wegen der Nebenwirkungen der zuvor verwendeten Medikamente. Mehr als 77 Prozent verspürten Nebenwirkungen bei der neuen Therapie; am häufigsten einen tro-
ckenen Mund, Hunger, gehobene Stimmung, Schläfrigkeit, Müdigkeit, rote Augen und Sehunschärfe. Die meisten ProbandInnen erklärten bei späteren Befragungen, dass Schmerzen, Brechreiz, Angstgefühle, Appetitlosigkeit und das allgemeine Befinden sich gebessert hätten. Weniger als 10 Prozent beendeten die Medikamenteneinnahme nach dem ersten Interview, weitere 6 Prozent nach dem zweiten Interview – wegen der Nebenwirkungen oder weil die Behandlung keine Wirkung zeigte. 29
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Professor David Schubert
Cannabis verhindert Ausbruch von Alzheimer eltweit gibt es rund 47 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, der Großteil davon an der Alzheimer-Demenz. Und es werden immer mehr: Laut dem Welt-Alzheimer-Bericht werden jede Minute 20 neue Alzheimer-Diagnosen gestellt. Die Krankheit ist zwar bislang nicht heilbar, lässt sich jedoch, vor allem zu
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Beginn der Erkrankung, mit Medikamenten hinauszögern. Nun stellten ForscherInnen eine Studie vor, derzufolge Cannabis vorbeugend gegen Alzheimer wirkt. Das Forscherteam vom Salk Institut for Biological Studies rund um Professor David Schubert hat in seiner Untersuchung Hinweise darauf gefunden, dass Tetrahydrocan-
Kanadisches Cannabis für deutsche PatientInnen ie Ende Juli bekannt wurde, hat die deutsche Bundesregierung bzw. die beauftragte Cannabisagentur den größten Produzenten von medizinischem Cannabis in Kanada, die Tweed Inc., unter Vertrag genommen. Tweed hat alle notwendigen Zulassungen in Kanada sowie auch in Deutschland erhalten, um mit dem Export seines Repertoires an medizinischen Cannabisprodukten für den Verkauf an PatientenInnen in Deutschland zu beginnen. In Zusammenarbeit mit der MedCann GmbH, einem Pharmaimporteur und -hersteller, in dessen Beirat auch Dr. Franjo Grotenhermen sitzt, werden vermutlich bereits im Sommer/Herbst 2016 zunächst zwei verschiedene Blütensorten über das Apothekennetzwerk abgegeben. Für Tweed ist dies ein wichtiger Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. In weiterer Folge wird Tweed eine große Auswahl an getrocknetem Cannabis und Extrakten anbieten, eigene Produktionsstätten in Deutschland sind geplant. In Kanada baut das Unternehmen auf gut 50.000 m² Cannabis an; mit den geplanten weiteren Pro-
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duktionsstätten ist zu hoffen, dass der Bedarf der deutschen CannabispatientInnen gedeckt werden kann und dass Lieferausfälle der Vergangenheit angehören. „Die Einführung des Tweed-Produkts für deutsche Patienten, die medizinisches Cannabis nutzen, ist ein aufregendes und bahnbrechendes Ereignis”, erklärte Bruce Linton, Vor-
nabinol (THC) schädliche Eiweißablagerungen an Nervenzellen beeinflussen kann. Die WissenschaftlerInnen veröffentlichten ihre Ergebnisse kürzlich im Fachmagazin Aging and Mechanisms of Disease. Demnach zeigte sich, dass THC die Bildung von Beta-Amyloid offenbar verhindern und bestehende Beta-Amyloid-Zellen sogar vernichten kann. ExpertInnen zufolge gilt das Auftreten von Beta-AmyloidPlaques im Gehirn als erstes Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung. Dafür wurden menschliche Neuronen im Labor untersucht. Im Experiment zeigte sich, dass THC einen positiven Effekt auf die Zellen hat: Es senkte entzündliche Reaktionen sowie Beta-Amyloid-Plaques – mehr Nervenzellen überlebten. THC und andere (Endo-)Cannabinoide aktivieren Rezeptoren im Gehirn, die für die interzellulare Signalübertragung vonnöten sind. Die Erkenntnisse der Studie sind nicht ganz neu, schon 2014 wurde im Journal of Alzheimer’s Disease eine Untersuchung mit ähnlichen Ergebnissen publiziert. Dennoch ist diese Studie wichtig, weil sie zum einen ältere Untersuchungen bestätigt und zum anderen einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Alzheimer-Demenz und dem Zusammenhang zwischen der Cannabinoidexposition und dem Vorkommen von Beta-AmyloidZellen leistet.
sitzender und CEO von Canopy Growth, dem Mutterkonzern von Tweed. „Patienten werden bald über eine neue Auswahl beim medizinischen Cannabis verfügen, und wir freuen uns darauf, Teil der sich ändernden Landschaft in Bezug auf Zugang und Auswahl in Deutschland zu sein.” Tweed ist einer der bekanntesten Hersteller von medizinischem Cannabis weltweit – das Know-how des Unternehmens ist international sehr gefragt. So sind Australien und Brasilien Kooperationen mit Tweed eingegangen, um Regelungen, Produktionsmöglichkeiten und Verteilwege zu erarbeiten.
MEDI+GREEN
Zertifizierungssystem für cannabinoidhaltige Produkte in Österreich kommt in Gang
ls unabhängige Interessensvertretung für medizinisches Cannabis will die ARGE CANNA einen einfach überprüfbaren Standard bei (medizinischen) Cannabisprodukten etablieren. Vorerst will der Verein sich auf die legal erhältlichen CBDProdukte konzentrieren. Es gibt im Moment eine Vielzahl an CBDProdukten mit differierenden Angaben über die Inhaltsstoffe. Das kann zum Teil recht verwirrend wirken, vor allem, wenn man mit der Thematik nicht sonderlich vertraut ist. Die ARGE CANNA will hier eine einheitliche Ausweisung der Inhaltsstoffe und der Extraktionsweisen sowie eine regelmäßige Überprüfung der angegebenen Cannabinoid-
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werte erreichen, um somit Transparenz für die VerbraucherInnen zu schaffen. Dies soll durch unabhängige Laboruntersuchungen, die die ARGE CANNA bei verschiedenen Labors in Auftrag gibt, geschehen. Ab Sommer/Herbst 2016 sollen im Handel befindliche CBD-Produkte nach einem standardisierten Prozedere zertifiziert werden. Die Zertifizierung bietet sowohl den EndverbraucherInnen als auch den ProduzentInnen viele Vorteile: – unabhängige Prüfung – lückenlose Transparenz – gemeinnützige Struktur – höchste Glaubwürdigkeit und Seriosität. Das Gütesiegel, genannt „AC-Tropfen“, ist ein Prüfzeichen für Extrakte aus der Pflanze Cannabis sativa (Hanf) und daraus hergestellte Produkte. Der AC-Tropfen wird nur nach erfolgreichem Abschluss aller Prüfverfahren erteilt. Das Zeichen garantiert, dass mit ihm gekennzeichnete Ware folgenden Qualitätskriterien entspricht: – unabhängige HPLC-Analyse des Cannabinoidspektrums – unabhängige Analyse zur Prüfung der Pestizid- und Schwermetallfreiheit – Landwirtschaft und Verarbeitung nach der EU-Biorichtlinie vom Saatgut bis zum fertigen Produkt – rückstandsfreie technische Verarbeitung (z. B. CO2-Extraktion) – einwandfreie Einhaltung aller gesetzlichen Verordnungen – lückenlose multimediale Dokumentation des Produktionswegs. Die Ausstellung des Prüfungszertifikats erfolgt einmal jährlich nach Durchführung aller Prüfungen bzw. regelmäßig bei neuen Chargen oder längerer Lagerung. In Zukunft, wenn die österreichische Bundesregierung doch einmal das volle Spektrum an Cannabismedizin in Österreich freigibt – sprich, wenn medizinisches Cannabis in allen Formen legal erhältlich ist – sollen natürlich auch THC-reiche Blüten und Extrakte diesem Prozedere unterzogen werden. So kann auf den ersten Blick, auch für Laien, an dem ACTropfen erkannt werden, dass es sich um ein Produkt mit höchsten Ansprüchen an Qualität und Anwendungssicherheit handelt, frei nach dem Motto: „Wann die kan AC-Tropfen hab’n, geh’ i wieda ham!“ Mit vielen der namhaften Hersteller von CBD-Produkten laufen bereits Gespräche und im Herbst werden wahrscheinlich schon die ersten zertifizierten Cannabidiolextrakte auf dem österreichischen Markt erhältlich sein. 37
MEDIZIN Christian Rätsch aus Hamburg ist Ethnobotaniker und Ethnopharmakologe. Der 59-Jährige ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel und erforscht seit vielen Jahrzehnten den schamanischen Gebrauch bewusstseinsverändernder Substanzen und ethnomedizinischer Zubereitungen in aller Welt. Christian Rätsch lebte drei Jahre beim indigenen Volk der Lakandonen in Chiapas, Mexiko, und bereist im Namen der ethnopharmakologischen Forschung den ganzen Planeten – sowie innere Welten. Sein Buch „Hanf als Heilmittel“ war Anfang der Neunzigerjahre als Joint-Venture-Publikation des Schweizer Nachtschatten Verlags und der deutschen MedienXperimente als Softcover erschienen, wenige Jahre später als erweiterte Edition im AT Verlag herausgegeben worden und erschien nun zur Mary-Jane-Hanfmesse in Berlin als wiederum ergänzte Auflage beim Nachtschatten Verlag. Wir haben mit dem Forscher über sein Buch gesprochen. 38
Das Verbot hat mit Dummheit zu tun Interview mit dem Ethnopharmakologen Christian Rätsch Medijuana: Seit wann wird der Hanf als Heilmittel verwendet? Christian Rätsch: Das ist schwer zu sagen, weil wir für den größten Teil der Menschheitsgeschichte keine schriftlichen Quellen haben. Und archäologische Funde der Hanf-
pflanze oder ihrer Produkte haben auch keinen Beipackzettel, deshalb kann man sich nur auf die frühesten schriftlichen Quellen stützen. Schon die ersten Aufzeichnungen aus Europa und Asien berichten von Cannabis als Heilpflanze, und das deutet zwei-
felsfrei darauf hin, dass der Hanf in seiner Vielseitigkeit bereits seit der Jungsteinzeit verwendet wurde. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Hanfspuren, die bisher gefunden wurden. Es ist klar, dass die nützlichen Eigenschaften des Hanfs von den Menschen recht früh erkannt wurden und dass die Cannabispflanze infolgedessen schon vor langer Zeit in der menschlichen Kultur eine bedeutende Rolle gespielt hat. MED: War Cannabis auch in Mitteleuropa bzw. im deutschsprachigen Raum als Medizinalpflanze bekannt und in Verwendung? CR: Ja, eine der ersten schriftlichen Quellen im Deutschen, die sich mit den medizinischen Qualitäten des Hanfs befassten, war die von Hildegard von Bingen, die in einem Kloster in Bingen am Rhein lebte und eine große kräuterkundliche Schrift verfasst hatte. Ihre Erkenntnisse basierten auf griechischen, römischen und arabischen Quellen, aber auch auf der Verwendung des Hanfs in der Volksmedizin. Am wichtigsten scheint mir der Hinweis von Hildegard, dass Hanf für denjenigen gut und nützlich ist, der „gut im Kopf“ ist. Das heißt, dass Gesunde am meisten vom Hanf profitieren. Hildegard von Bingen war überdies eine Visionärin und hat in ihren Visionen „Viriditas“ entdeckt, das ist die „grünende Lebenskraft“, eine Art universale Kraft, die alles im Universum durchfließt und zum Leben bringt. Die Erkenntnis dieser grünenden Kraft ist eventuell darauf zurückzuführen, dass Hildegards Visionen auch etwas mit dem geregelten Umgang mit Cannabis zu tun hatten. MED: Was für eine Rolle spielte der Hanf in der Volksmedizin unserer Gegend? CR: Cannabis wurde bei allen möglichen Erkrankungen verwendet, bei Fieber, Erkältungen und allen möglichen Schmerzen, aber auch bei psychischen Leiden wie Depressionen, die früher übrigens nicht so genannt, sondern als Schwermut bezeichnet wurden. Hanf half natürlich auch damals schon bei Appetitlosigkeit und so weiter. Im Grunde wurde dem Hanf dieselbe heilsame Wirkung zugesprochen, wie das heute weltweit der Fall ist. MED: In alten Apothekerbüchern kann man nachlesen, dass Cannabispräparate einstmals auch gegen vorzeitigen Samenerguss beim Mann Verwendung fanden. CR: Das stimmt ja auch so. Überhaupt ist der Hanf in sexueller Hinsicht echt hilfreich. Und es ist schließlich nicht schön für den Mann, wenn er vor Übererregung noch vor dem Orgasmus ejakuliert. Letztlich soll diese Indikation in den alten Apothekerbüchern wohl nichts anderes heißen, als dass der Hanf auch für den Sex ein hervorragendes Mittel ist. MED: Es gab einst auch Haschisch als Mittel gegen Hühneraugen. Bekannt sind zum Beispiel die historischen Zeitungsanzeigen,
, die für Karrer s Haschisch gegen Hühneraugen werben. Wie wurde das Hanfharz für die Behandlung von solchen Hautverhornungen verwendet? CR: Das ist mir auch ein völliges Rätsel. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll und inwieweit Haschisch gegen Hühneraugen wirksam sein kann. In der Zeit, in der diese Anzeigen erschienen sind, haben die Menschen tatsächlich häufig unter Hühneraugen gelitten. Und wenn die dann schmerzten, sollte man vermutlich Charas (indische Haschischsorte) essen. Anders kann ich mir das nicht erklären. MED: Wann verschwand der Hanf aus unseren Apotheken? CR: Eigentlich erst im 20. Jahrhundert. Hanfzubereitungen finden sich noch in den
Christian Rätsch: Hanf als Heilmittel, Solothurn: Nachtschatten Verlag 2016
frühen Ausgaben der deutschen „Pharmakopöe“, die aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen. Richtig verschwunden ist der Hanf also erst, als er mit der Prohibition illegalisiert wurde. Und zwar allein aus politischen Gründen, nicht etwa aus medizinischen. MED: Was sind deiner Ansicht nach die triftigsten Gründe, die Cannabispflanze als Heilmittel schnellstens in die Gesellschaft zurückzuholen? CR: Sie ist verlässlich, sie hat eine jahrtausendealte Geschichte als Heilmittel und es gibt kaum eine Pflanze, die so gut erforscht ist wie Cannabis. Darüber hinaus haben wir zahlreiche klinische Belege für die Wirksamkeit des Hanfs, außerdem handelt es sich bei dieser Pflanze um ein natürliches, nebenwirkungsarmes Therapeutikum – und um ein kostenloses dazu, nämlich wenn man es selber anbaut.
MED: Weshalb es den Pharmaunternehmen ein Dorn im Auge ist. Denn die können Cannabis eben nicht einfach so patentieren. Pflanzen sind nicht patentierbar. CR: Genau, das ist zum Glück nicht möglich. Und deshalb für die Protagonisten des kapitalistischen Gesundheitssystems ein Grund, sich gegen jede Freigabe aufzulehnen. Ohne Patent gibt es keinen Profit, und das ist in unserer Gesellschaft mit ihrem Turbokapitalismus nicht erwünscht. MED: Sogenannte Fachleute behaupten immer wieder, Cannabis sei als Heilpflanze nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht, dabei ist der Hanf eine der am besten erforschten Pflanzen überhaupt. Wieso werden 10.000 Jahre Erfahrung immer wieder ignoriert? Hat das auch etwas mit wirtschaftlichem Kalkül zu tun? CR: Ich glaube, das hat mit Dummheit zu tun. MED: Die heutige Zeit treibt seltsame Blüten: Viele VerfechterInnen von Cannabismedizin sprechen sich strikt dagegen aus, die medizinische Nutzung mit der hedonistischen zu vermischen. Was hältst du davon? CR: Gar nichts, weil das vermeintlich Hedonistische, dass der Hanf das Bewusstsein erweitert und entspannt und ihm neue assoziative Denkmöglichkeiten eröffnet, die vorher nicht da waren, und auch die Kreativität beeinflusst und so weiter, einen wesentlichen Anteil an der Heilwirkung des Hanfs hat. Ich halte gar nichts davon, dem Hanf seine berauschende Eigenschaft wegzuzüchten. Die Rauschwirkung stellt einen wichtigen Teil der heilkräftigen Effektivität und therapeutischen Nützlichkeit des Hanfs dar. MED: Eigentlich logisch: Wenn ein Medikament nicht nur Symptome verbessert, sondern gleichsam glücklich macht, wirkt sich das positiv auf den Gesamtzustand des Menschen aus. CR: Genau so ist es. Wenn es uns durch eine Substanz wie dem Hanf besser geht und wir mehr Lebenslust verspüren, dann ist das selbstverständlich eine gute Basis für ein gesundes Leben. Dann können Kranke besser gesunden. Oder überhaupt erst. Wer keine Lebenslust mehr verspürt, der hat keine Motivation und auch keine Kraft, wieder gesund zu werden. Und da kann der Hanf äußerst hilfreich sein. Wir sprachen eingangs ja schon über seine Wirksamkeit als Antidepressivum bei Schwermut. MED: Das Thema Sucht und Abhängigkeit wird auch im Zusammenhang mit dem Cannabisverbot immer wieder als zentrales Argument ins Feld geführt. Dabei ist ja bekannt, dass Abhängigkeiten mit psychoaktiven Substanzen behandelt werden können. In deinem Buch kann man lesen, dass das auch mit Cannabis funktionieren kann. 39
MEDIZIN Hast du dafür eine Erklärung? Liegt der Weg zur Suchtfreiheit auch hier in der Erkenntnis oder existieren andere pharmakologische Mechanismen? CR: Normalerweise funktioniert eine solche Therapie mit Psychedelika auf der Erkenntnisebene. Es ist hier wahrscheinlich kein pharmakologischer Mechanismus, der dafür sorgt, dass jemand plötzlich kein Verlangen mehr nach einem bestimmten Stoff verspürt. Die Erkenntnis, die aus dem psychedelischen Zustand resultieren kann, ist es, die den sogenannten Abhängigen neue Wege, Sicht-, Denk- und Fühlweisen eröffnet. Cannabis ist da nicht so stark. Allerdings bedingt Erkenntnis auch die Bereitschaft und den Willen, einsichtsvolle Erlebnisse zu haben und diese zur Verbesserung des eigenen Lebens zu nutzen. Und wenn jemand sensibel und offen ist, kann auch Cannabis ihm zu Einsichten verhelfen. Zum Beispiel zur Einsicht, dass das Universum eine Einheit ist. Aber viele wollen diese Erkenntnis gar nicht haben. MED: Es passiert gerade in Sachen Hanfmedizin zurzeit Immenses in der Welt. PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und sogar die Medien sprechen sich immer öfter für eine Revision des BtMG aus. Mehr noch: Vom Mutterland der Prohibition geht
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fotos: CR/ZVG
allmählich die Aufweichung des CannabisTabus aus. Glaubst du, dass wir die irrsinnige Verbotspolitik bald überwunden haben werden? CR: Im Vergleich zu früheren Euphoriewellen der Legalisierungsbewegung tut sich heute tatsächlich etwas auf diesem Gebiet. Wann wir die Verbotspolitik überwunden haben werden, ist nicht vorhersehbar. Aber radikale und weitreichende Veränderungen
können auch über Nacht geschehen. Das kann mit dem Hanf auch passieren. Das, was zurzeit in der Welt in dieser Hinsicht vor sich geht, könnte tatsächlich auf eine Legalisierung hinauslaufen. Was ich natürlich hoffe.
text: Markus Berger
CANNA+GLOBE
Verdampfen von Konzentraten und Ölen Durch die steigende Beliebtheit von Konzentraten gibt es auch immer mehr Fragen zu ihrer Einnahme – und speziell zum Verdampfen. In diesem Artikel werden wir versuchen, die am häufigsten gestellten Fragen zu diesem Thema zu beantworten. Um das Ganze zu vereinfachen, haben wir eine kleine Übersicht von häufig benutzten Begriffen erstellt. Konzentrate: Überbegriff, der sich auf alle Arten von (Cannabis-)Konzentraten bezieht, die durch Butan- oder CO2-Extraktion gewonnen werden, sowie auf eher traditionelle Konzentrate wie (gepresstes) Haschisch oder Kief. Shatter/Wachs/BHO/Crumble: Namen verschiedener Arten von sogenannten Full-MeltKonzentraten. Im Gegensatz zu (gepresstem) Haschisch schmelzen diese Konzentrate durch Erhitzen bei einer bestimmten Temperatur vollständig und hinterlassen keine Rückstände – dadurch sind sie perfekt geeignet zum Verdampfen oder Dabben. E-Liquid: Flüssigkeit, die in einer elektronischen Zigarette oder einem für E-Liquids geeigneten Vaporizer verwendet wird. Wenngleich es die ursprüngliche Absicht war, RaucherInnen beim Aufgeben oder Reduzieren der Nikotineinnahme zu helfen, enthalten heutzutage viele E-Liquids überhaupt kein Nikotin oder sind einfach nur aromatisiert. Auch CBD-haltige E-Liquids sind immer verbreiteter und man kann sie sogar mit Pfefferminze oder anderen Kräutern finden. Der Großteil der E-Liquids enthält (pflanzliches) Glyzerin oder Propylenglykol. Obwohl sie als viel gesündere Alternative zum Rauchen angesehen werden, bedarf es mehr Forschungen in Bezug auf die Langzeitfolgen bei regelmäßiger Einatmung. Vape Pen: Ein Vaporizer in Form eines Stifts, der geeignet ist, um Full-MeltKonzentrate zu verdampfen. Es gibt jedoch auch Pens zur Anwendung mit getrockneten Kräutern (wie den Storm Vaporizer und den GrassHopper), diese sind aber allgemein etwas größer.
Öle zu konsumieren, ist, sie zu dabben. Unter Dabben versteht man das Zuführen einer Hitzequelle, einem sogenannten Nail oder einer Spule aus Titan bzw. Quarz, an eine kleine Menge Konzentrat, um dieses zu verdampfen. Ursprünglich wurde die Hitze durch ein Flammenfeuerzeug erzeugt, heutzutage gibt es jedoch immer mehr elektronische Geräte (sogenannte E-Nails) auf dem Markt, mit denen man Konzentrate noch sicherer und einfacherer dabben kann. Während traditionelle Dab Rigs (Erhitzen mit einem Flammenfeuerzeug) höhere Temperaturen erlauben, was oft dazu führt, dass das Konzentrat verbrannt statt verdampft wird, steht die neuere Dabbing Technologie (durch E-Nails und Vape Pens) für niedrigere Temperaturen, die zum Verdampfen statt zum Verbrennen führen.
„Kann ich meinen Vaporizer verwenden, um E-Liquids zu verdampfen?”
„Was ist Dabben? Das Gleiche wie Verdampfen?” Die Cannabisindustrie scheint sich – vor allem dort, wo Cannabis legalisiert wurde, z. B. in verschiedenen Staaten der USA – ganz allgemein auf Cannabiskonzentrate zu verlagern. Eine beliebte Art, diese sehr potenten 42
FlowerMate Hybrid Mod (für Liquids und Kräuter)
Die meisten Vaporizer sind nicht geeignet für E-Liquids. Der Grund dafür ist, dass die Flüssigkeit in die Elektronik oder das Heizgerät des Vapes gelangen und dort Schaden anrichten kann. Manche Hersteller (Haze Dual V3, FlowerMate) haben dieses Problem gelöst, indem sie spezielle Kapseln oder Kanister für Öle und Flüssigkeiten entwickelt haben. Abgesehen davon kann eine Flüssigkeit immer noch ausrinnen und Verschmutzungen verursachen. Für alle, die also regelmäßig E-Liquids verdampfen, ist ein spezialisierter Vaporizer (ein Box Mod) deshalb eine gute Idee. Für jene, die sowohl getrocknete Kräuter als auch E-Liquids mit dem gleichen Gerät verwenden wollen, sind die kürzlich von FlowerMate und Boundless auf den Markt gebrachten „Hybrid“ Vapes eine gute Option. Es handelt sich um Vaporizer für getrocknete Kräuter mit einem 510-Anschluss, an den man einen Tank anschließt, der auch E-Liquids verdampfen kann.
Liquid Pad (zum Vaporisieren von Konzentraten)
„Kann ich CBD-Öl verdampfen?” Da viele Arten von CBD-Öl auf dem Markt heutzutage auf Pflanzenölen (Kokosnussöl, Olivenöl) basieren, ist eine Warnung hier angemessen. Diese Pflanzenöle sollten nicht erhitzt und inhaliert werden. Stattdessen sollte man entweder versuchen, reine CBD-Kristalle zu bekommen, oder ein CBD-E-Liquid (vorausgesetzt, dein Vaporizer kann E-Liquids verdampfen) verwenden.
schisch in kleine Krümel zu zerbröckeln und eine höhere Temperatur als bei getrockneten Kräutern zu verwenden (zwischen 190 und 215°C). Ein weiteres Problem, das bei Haschisch im Gegensatz zu Full-Melt-Konzentraten oder Ölen auftreten kann, ist die Tatsache, dass gepresstes Haschisch einiges an Pflanzenmaterial enmaterial enthält (sowohl Harze als auch kleine eine Partikel der Buds). Diese Bestandteile werden erden nicht vollständig verdampft und hinterlassen rlassen eine schwarze, harte Masse in deinem em Vaporizer. Dadurch wird es notwendig, diee Heizkammer bzw. die Harzkapsel oder das as Tropfkissen regelmäßig zu reinigen, was das as Verdampfen von Haschisch für einige weniger eniger attraktiv macht. Schlussfolgerung: Ja, es ist möglich, Haschisch hisch zu verdampfen, dies funktioniert jedoch och nicht mit allen Vaporizern. Vor allem Pen en Vapes (die mit einer Heizspule arbei-
„Wie kann ich Haschisch verdampfen? Kann ich mit meinem Pen Vaporizer Haschisch verdampfen?”
Diese Frage bekommen wir oft zu hören und sie bedarf einer ausführlichen Antwort. Eine der Herausforderungen mit Haschisch ist die Tatsache, dass es beim Erhitzen (teilweise) schmilzt und weich bzw. klebrig wird. Die meisten modernen Vaporizer verwenden Konvektionserhitzung, bei der ein heißer Luftstrom von unten durch das Kraut zieht. Das ist bei getrockneten Kräutern kein Problem, Tropfen des Haschischs könnten jedoch das Heizelement des Vaporizers verstopfen oder andersartig beschädigen. Die gute Nachricht ist, dass immer mehr neue Vaporizer mit (Metall-)Kapseln oder Stahlwollkissen (oft auch Tropfkissen genannt) geliefert werden, die verhindern, dass das Harz hinuntertropft. Auch eine kleine Menge Baumwolle funktioniert normalerweise. Wenn man diese Methode anwendet, ist es wichtig, das Ha-
Dr. Dabber Boost eRig (electronic nail)
ten) können nicht mit Haschisch verwendet werden, da die Spule zerstört werden kann und eine klebrige Substanz zurückbleibt, die sehr schwer zu entfernen ist. Verwende einen Vaporizer für getrocknete Kräuter und ein Tropfkissen oder eine Konzentratkapsel, zerbröckle dein Haschisch und stelle deinen Vape auf die höchste Stufe.
MEDIZIN
Wird in Bayern bald Cannabis angepflanzt? Der Cannabis Verband Bayern plant für 2016 Großes. Er will das „Cannabis Therapie Center Bayern“ ins Leben rufen, das deutschlandweit als erstes Institut dieser Art in Betrieb genommen werden soll. Im „Cannabis Therapie Center Bayern“, das Vaclav Wenzel Cerveny im Raum München eröffnen will, sollen in Zukunft CannabispatientInnen mit einem engagierten Team und einem interdisziplinären Leistungsspektrum auf dem Weg zu einem schmerzfreien und belastbaren Körper unterstützt werden. n Zusammenarbeit mit einem Ärzte- und Apothekerteam will das „Cannabis Therapie Center Bayern“ dafür sorgen, dass einwandfreies Cannabis angebaut, im Labor verarbeitet und getestet wird. PatientInnen mit einer entsprechenden Ausnahmegenehmigung bekommen dort das Rezept und letztendlich das Cannabis. Unter Einhaltung höchster Sicherheitsauflagen will der Verband in Bayern medizinisches Cannabis – in Zusammenarbeit und unter der Aufsicht der bayerischen Landesregierung – anbauen. Alle Anträge hierzu wurden gestellt. Eine medizinische Dauerstudie soll durch eine regelmäßige Zusammenarbeit aller Dis-
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ziplinen und ein Gesundheitsmonitoring der PatientInnen entstehen, um die Erfahrungen zu dokumentieren und für die Zukunft zu sammeln. Zusätzlich sollen in einem hauseigenen Schulungscenter PatientInnen und auch deren Angehörige auf den sicheren Umgang mit medizinischem Cannabis vorbereitet werden. Hier sollen sich PatientInnen über spezielle Leiden und die dazu passenden Sorten oder auch über die verschiedenen Einnahmemöglichkeiten informieren können. Das „Cannabis Therapie Center Bayern“ soll auch ein Anlaufort für PatientInnen ohne Ausnahmegenehmigung sein, die sich für die (legale) medizinische Cannabismedikation interessieren. Unser Beraterteam wird diese beim Antrag einer Genehmigung für medizinisches Cannabis nach §3 (2) BtmG begleiten und ihnen zu ihrem Recht verhelfen. Die Hauptbeweggründe für die Errichtung des Therapiecenters bestehen für den Cannabisverband Bayern in den immer wieder auf-
tretenden Lieferausfällen seitens der Firma Bedrocan sowie den immens hohen Preisen. Dadurch entstehe ein „rechtfertigender“ oder „übergesetzlicher Notstand“. Wir haben mit Vaclav Wenzel Cerveny über seine Pläne gesprochen: Medijuana: Hallo Wenzel, vielen Dank für deine Zeit. Wie und wann hast du den Entschluss gefasst, das Therapie Center aufzubauen? Vaclav Wenzel Cerveny: Das war im Herbst nach dem Einreichen des Volksbegehrens. Während der 200 Tage, die wir für das Volksbegehren „JA zur Legalisierung von Cannabis in Bayern“ auf der Straße waren, hat der Cannabis Verband insgesamt circa 150.000 Bürger kontaktiert. Dabei haben wir über 37.000 Unterschriften gesammelt, von denen das Innenministerium über 27.000 als gültig anerkannt hat. Während dieser Zeit lernte ich auch viele Cannabispatienten kennen, die eine Ausnahmegenehmigung für Cannabis nach § 3 (2)
BtmG (Betäubungsmittelgesetz) besitzen. Mit sehr vielen dieser Patienten ist mittlerweile eine enge Verbindung entstanden, sodass wir das dauerhafte Leiden ständig miterleben, insbesondere den Notstand ihrer Medizin. Dieser Zustand darf und kann nicht mehr länger hingenommen werden. Aus diesem übergesetzlichen Notstand leitet der Cannabis Verband die Notwendigkeit ab, mit sofortiger Wirkung Cannabis zur medizinischen Versorgung dieser Patienten anzubauen, um die Gefahr im Verzug abzuwenden und um sich nicht länger der unterlassenen Hilfeleistung schuldig zu machen. MED: Mit wie vielen Leuten ziehst du das Projekt auf? VWC: Zehn Leute – unter anderem Ärzte und Agrarspezialisten – werden zu Beginn fest angestellte Mitarbeiter des Centers sein. Bei der Deutsche Cannabis Institut GmbH ist der bayerische Honorarkonsul von Jamaica, Jörn J. Follmer, mit 50 Prozent beteiligt. MED: Habt ihr schon ÄrztInnen und TherapeutInnen an Bord? VWC: Ein komplettes Ärzteteam zieht in unser Therapie Center ein, zum Beispiel Frau Dr. Christiane Fiorito. Sie betreibt seit mehreren Jahren eine eigene Arztpraxis in Ohlstadt, Oberbayern, als Fachärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde. Ihre Schwerpunk-
te liegen in den Bereichen ganzheitliche Medizin, Psychosomatik, Notfallmedizin, kleine Chirurgie, Ästhetik und Ernährungs- sowie Lebensberatung. Vor drei Jahren begann sie die Wirkungsweisen von Cannabis als Medizin zu erkennen und zu nutzen. MED: Wie beurteilt ihr die Chancen, dass alle Anträge durchgehen und das Center sobald als möglich seinen Betrieb aufnehmen kann? VWC: Wir werden den Betrieb definitiv noch bis zum Ende des Jahres starten, auch ohne Anbaugenehmigung. MED: Mir wurde erzählt, dass auch die Ernährung im Center eine Rolle spielen soll, kannst du mir das genauer erklären? VWC: Im Therapie Center wird auch eine Hanfküche installiert, unser Koch Danny Wagenfeld wird den Patienten hier das gesunde Kochen mit Hanf näherbringen. Er wird in seiner Front-Cooking-Showküche, wie bereits auf der Cannabis XXL Messe 2015, auf zauberhafte Weise Kochvorführungen darbieten. Die Gäste können so viel leichter und schneller Hanfprodukte kennenlernen. Einmal die Woche wird es auch eine OnlineLive-Kochshow geben. An der Bar können Wellness-Drinks oder ein Hanfkaffee probiert werden. MED: Mit Schulungen wollt ihr PatientInnen den Umgang mit
Cannabis erleichtern, was schwebt euch da so vor? VWC: Wir wollen zum Beispiel versuchen, Patienten langfristig von dem Laster, Cannabis mit Tabak zu vermischen, wegbringen. Dies können wir tun in Schulungen über alternative Einnahmeformen wie Verdampfen oder Essen. MED: Ihr wollt ja auch die Versorgung mit Blüten übernehmen. Wie habt ihr euch das vorgestellt, wie groß sollen die Anbauflächen sein? Wo wollt ihr das Cannabis anbauen? VWC: Nach der Genehmigungserteilung wollen wir erstmals auf 500m² reiner Anbaufläche im Osten von München beginnen. MED: Woher plant ihr das Know-how zu nehmen? Greift ihr auf Menschen zurück, die schon „Untergrundversorgung“ betrieben haben, oder steht ihr in Kontakt mit legalen Cannabisproduzenten wie z. B. Bedrocan? VWC: Alle unsere Mitarbeiter sind vom Fach, der Pflanzenexperte ist Agrarwissenschafter, er wird für die Aufzucht zuständig sein, bei der Analyse wird er im Labor von unserem Apotheker aus Forstinning unterstützt werden.
text: Kevin Herzig
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VOLLBLUT
Killer Kush Auto® ir bei Sweet Seeds freuen uns über jede Bereicherung unserer genetischen Kollektion. Diesmal züchteten wir aus unserem lichtperiodenabhängigen OG Kush eine der süßesten, harzigsten, ertragreichsten und aromatischsten selbstblühenden Pflanzen aller Zeiten. Diese Schönheit wurde erst vor Kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt, aber ich hatte schon die Zeit, einen Versuch zu unternehmen und sie in einem Zelt von 60 × 60 × 120 cm mit 400W HPS zu ziehen. Nach etwa 20 Tagen hatten die Pflanzen schon an vier Stellen Seitenzweige entwickelt und waren etwa 25 cm hoch gewachsen. Killer Kush Auto (Sweet Seeds Variety SWS56) entwickelt einen starken Hauptstamm, die internodalen Abstände sind kurz. Nun gab ich ihnen nur noch Wasser und Flüssigdünger. Alles, was sie sonst noch brauchten, fanden sie in der Erde. Um den 25. Tag trieben alle Pflanzen Pistillen, die fünf Tage später zusammenwuchsen und begannen Blütenformationen zu bilden. Zwischen dem 30. und dem 35. Tag begann ich mit Topmax von BioBizz. Am 38. Tag nach dem Keimen gab ich ihnen zum ersten Mal blütentreibenden Dünger. Ich benutzte BioBloom, aber nur die halbe
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Dosis, weil ich den Eindruck hatte, dass die Erde immer noch einige Nährstoffe enthält, aber auch weil ich wusste, dass es noch 20 Tage bis zur Ernte waren. Die Pflanzen wuchsen bis zum 42. Tag und verdoppelten die Größe, die sie bei Beginn der Blüte hatten. Killer Kush Auto entwickelt starke Stämme, die in der Lage sind, die festen Blütenstände zu tragen, die diese köstliche Sorte aus der genetischen Kollektion von Sweet Seeds treibt. Um den 45. Tag nach dem Keimen erhielten sie die zweite und letzte Dosis von blütentreibenden Nährstoffen in flüssiger Form. Zu diesem Zeitpunkt waren die Blütenstände von Killer Kush Auto sehr kompakte Buds von einem erstaunlichen Kaliber, einer schönen Form und Farbe herangewachsen. Und auch das fabelhafte Aroma war schon präsent – es ist süß, zitronig und säuerlich mit exotischen Tönen, die an Chem Dawg aus der Diesel-Family erinnern. Um den 54. Tag nach dem Keimen zeigten sich die ersten bernsteinfarbenen Trichome und am 58. Tag wurden die Pflanzen geerntet, als etwa 15 Prozent der Trichome bernsteingelb waren, 75 Prozent milchweiß und 10 Prozent noch klar mit einem Goldschimmer. Die Wirkung war sehr stark und therapeutisch. Sie ist sofort nach dem Rauchen oder Inhalieren im Körper spürbar. Das Gefühl der geistigen Entspannung stellt sich einige Minuten später ein und dauert gewöhnlich zwei bis drei Stunden an.
MEDIZIN
Nachdem es in Spanien gelang, den Marihuanagebrauch in kontrollierbare, legale Bahnen zu lenken, verging nicht viel Zeit, bis die KonsumentInnen und nicht zuletzt die lizenzierten AnbauerInnen ein genaueres Bild von den Sorten erlangen wollten, die in Umlauf gebracht wurden. Diese Informationen stellt die Fundación CANNA bereit. Firmenchefin Susan von Brunschot berichtet uns von der Philosophie und den Aktivitäten der Organisation. 50
Info für MarihuanakonsumentInnen Die Fundación CANNA und die Bewegung für therapeutisches Cannabis Medijuana: Wann habt ihr eure Arbeit begonnen und womit beschäftigt ihr euch hauptsächlich? Susan von Brunschot: Fundación CANNA wurde 2011 gegründet. Die Grundidee war, Konsumenten über die Wirkstoffe in den Cannabispflanzen aufzuklären. In Zusammenarbeit mit anderen erforschten wir die verschiedenen Sorten des Cannabis. Wir fertigten fundierte Analysen für eigene Studien und für Dritte. International arbeiten wir mit vielen Autoren zusammen, damit die Cannabiskonsumenten in allgemein verständlicher Form an möglichst exakte wissenschaftliche Informationen gelangen können. Wir unterstützen Initiativen und fördern Konferenzen,
um weltweit die Bewegung für therapeutisches Cannabis zu stärken. MED: Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass euer Firmensitz in Spanien liegt? SvB: Ja, da es immer mehr Organisationen und Clubs in diesem Land gibt, gibt es verständlicherweise einen erhöhten Bedarf an Qualitätskontrolle und Informationen. Und da die Verantwortlichen der Fundación CANNA in Spanien leben, war die Entscheidung einfach. MED: Konzentriert ihr euch bei den Laboruntersuchungen in erster Linie auf die Cannabinoid- und Terpenprofile oder achtet ihr besonder auf Verunreinigungen und andere unerwünschte Elemente?
SvB: Dabei richten wir uns nach den Wünschen der Kunden. Wir bieten Cannabinoid-, Terpen- und mikrobiologische Tests sowie Herbiziduntersuchungen an, und seit einiger Zeit können wir auch Reste von Lösungsmitteln nachweisen. All das tun wir, um unsere Kunden aufklären zu können und die Risiken zu verringern. MED: Arbeitet ihr mit Samenbanken und Cannabis Clubs zusammen, damit alle auf dem Markt erhältlichen Cannabisproben getestet werden können? SvB: Eine solche Art der Zusammenarbeit gibt es nicht, denn es ist wichtig, dass wir unparteiisch bleiben. Die Untersuchungen geschehen anonym, ohne Voranmeldung, weil wir sonst keine objektiven Ergebnisse erzielen können. MED: Kann euch ein Züchter eine Probe bringen, wenn er etwas über die Qualität seines eigenen Cannabis wissen will? SvB: Wir arbeiten nur mit offiziell registrierten Organisationen zusammen, daher raten wir den Konsumenten, die etwas über die Qualität des Cannabis, das sie konsumieren, wissen wollen, sich in diesem Zusammenhang mit ihrem Club abzusprechen.
MED: Unterscheidet ihr bei der Analyse zwischen Cannabis, das für rekreative und solches, das für therapeutische Zwecke gezüchtet wird? SvB: Wir führen die Tests nach den Vorgaben unserer Kunden durch, daher machen wir keine solchen Unterschiede. Außerdem denken wir, dass jedes therapeutische Cannabis frei von Verunreinigungen, Rückstän-
den, Pilzen und ähnlichen Stoffen sein soll, da das geschwächte Immunsystem – falls wir von Schwerkranken sprechen – toxische Stoffe schwer verträgt. MED: Wie beurteilt ihr die spanischen Cannabisgesetze und wie seht ihr die Situation der Cannabis Clubs? Meint ihr, dass wir es mit einem Erfolgsmodell zu tun haben, das andere europäische Länder auch adaptieren könnten? SvB: Die Fundación CANNA enthält sich der politischen Diskussion. Wir meinen, dass wir alle das Recht haben zu wissen, was wir konsumieren, ganz gleich, ob wir in Spanien leben, in den USA oder irgendwo sonst. MED: Ihr seid Produzenten eines der besten Filme, die in den letzten Jahren zum Thema Cannabiswissenschaft entstanden sind. Es präsentiert Leben und Werk von Dr. Raphael Mechoulam. Könntest du uns etwas über die Produktion des Films „The Scientist“ erzählen und wie es war, mit dem legendären Professor zusammenzuarbeiten, den die Welt als den Entdecker der zwei wichtigsten Cannabisbestandteile, THC und CBD, kennt? SvB: Der Film entstand in Koproduktion mit Zach Klein von Y. Klinik Productions in Tel Aviv. Zach arbeitete schon seit Jahren an einem Dokumentarfilm über Professor Mechoulam. Es war spannend, Raphaels Lebensgeschichte zu hören. Der Hauptgrund für die Zusammenarbeit war, weitere Forschungen voranzutreiben. Wir empfanden es
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MEDIZIN als Ehre, uns mit der Gruppe von Zach in Jerusalem treffen zu können und an seiner schon seit Jahren andauernden fantastischen Arbeit teilzunehmen. Wir hoffen aufrichtig, dass der Film in den nächsten Jahren immer mehr Menschen erreichen wird. (Der Dokumentarfilm ist auf YouTube in mehreren Sprachen verfügbar – der Hrsg.) MED: Wer sind eure Hauptpartner auf dem Gebiet der Wissenschaft, die sich mit Cannabis beschäftigt, und in welcher Beziehung steht ihr zu ihnen? SvB: Wir arbeiten mit internationalen Universitäten, Professoren und Autoren weltweit zusammen sowie mit solchen Initiativen wie OECM (Observatory on Medical Cannabis) in Madrid, ICEERS (International Center for Ethnobotanical Education, Research and Service) oder ICRS (International Cannabinoid Research Society) und der IACM (International Association for Cannabinoid Medicines). MED: Wie ist eigentlich die Beziehung zwischen CANNA und der Fundación CANNA? SvB: CANNA ist bekannt für ihre hochwertigen Dünger für schnell wachsende Pflanzen. Die Firma CANNA legt Wert darauf, ehrliche und zuverlässige Informationen bereitzustellen und hat sich daher zur Gründung einer Non-Profit-Stiftung entschlossen, der Fundación CANNA.
MED: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft? SvB: Wir möchten mehr Forschung für uns selbst und Dritte durchführen, wir möchten unsere internationalen Aktivitäten ausweiten, die Laboraktivitäten verstärken und vor allen Dingen die Konsumenten mit den bestmöglichen Methoden informieren und aufklären. Die Einnahmen aus Spenden und den kommerziellen Dienstleistungen unseres Labors möchten wir in Medizinalcannabisinitiativen investieren sowie in die Unterstützung neuer Studien und Forschungen weltweit. Wer sich für die Tätigkeit der
Fundación CANNA interessiert, neue Studien vorschlagen möchte, wissenschaftliche Vorlagen von uns überprüfen lassen möchte oder selbst Unterstützung sucht bzw. Unterstützung bieten möchte zur Erreichung unseres Ziels, der möge unsere Webseite (www. fundacion-canna.es) besuchen oder uns an die Adresse info@fundacion-canna.es schreiben.
text: Bob Arctor
MEDIZIN
Illegale Überlebende Prof. Lumír Hanuš über medizinisches Cannabis Während das Cannabis in Europa seinen Dornröschenschlaf hielt, wurden im Krankenhaus einer tschechoslowakischen Kleinstadt Kranke mit Cannabiscreme kuriert. Hier begann in den Siebzigerjahren die Karriere von Lumír Hanuš, der zu einem der bekanntesten Forscher auf seinem Gebiet wurde. Auf einer Konferenz in Budapest fragten wir ihn nach den Anfängen, dem israelischen Therapieprogramm und der Rolle des Cannabis in der modernen Therapie. 54
Medijuana: Heute ist Tschechien in Europa wegweisend auf dem Gebiet der medizinischen Cannabisprogramme. Konnte man das in den Siebzigerjahren in der Tschechoslowakei schon kommen sehen als Sie begannen, sich mit Hanf zu beschäftigen? Lumír Hanuš: In der Stadt Olomouc forschte schon seit den Fünfzigerjahren Professor Zdenek Krejcí an der Palacký-Universität über die antibakteriellen Eigenschaften von Pflanzen und fand das Cannabis am wirksamsten. Deswegen wurden in den Krankenhäusern der Tschechoslowakei ständig Cannabispräparate benutzt, besonders in der Form von Cremes. Ich arbeitete von 1970 bis 1980 an der Palacký-Universität und stellte einen Cannabisextrakt her, der als Grundstoff für die Creme diente. Obwohl ich mit ausgesprochen potenten Sorten arbeitete und die Plantage nur von einem Zaun umgeben war, verschwand niemals ein Blättchen. Später stellte sich heraus, dass das Cannabidiol (CBD) für die antibakterielle Wirkung verantwortlich ist. Zum ersten Mal wies es Dr. Raphael Mechoulam nach, der mich 1990 an die Hebräische Universität nach Jerusalem berief, wo ich noch heute arbeite. Spannend ist, dass die Cannabidiolsäure (CBDA) 1955 entdeckt wurde, wir aber schon 1954 an der Palacký-Universität eine Konferenz über Cannabis als Heilmittel abgehalten haben. Wir können aber auch noch weiter zurückgehen. Es gibt mehrere 100 und mehrere
1.000 Jahre alte Aufzeichnungen über die Anwendung von Cannabis als Heilmittel, das wir heutzutage wiederentdecken. MED: Was sind heute die medizinischen Hauptanwendungsgebiete für Cannabis? LH: Wenn wir uns Israel anschauen, dann wurde es früher als Zusatzmittel bei der Behandlung von Krebskranken verwendet, heute ist das häufigste Anwendungsgebiet die Schmerzstillung. Eine ebenfalls wichtige Rolle spielt das Cannabis in der Behandlung von psychiatrischen und neurologischen Anomalien wie dem Posttraumatischen Stresssyndrom (PTSD), einem schweren Trauma, das beispielsweise von Kriegserlebnissen, Autounfällen oder erlittener Gewalt ausgelöst wird. Das Cannabis hilft dabei, die immer wiederkehrenden Erinnerungen zu vergessen. MED: Wie ist es gelungen, neue Gebiete für die medizinische Anwendung zu erschließen? LH: In Israel konnte früher ein einziger Arzt Cannabis verschreiben. Später waren es zehn Onkologen und in näherer Zukunft kann bei bestimmten Symptomen auch der Hausarzt bis zu 30 Gramm verschreiben. Mit einer Erlaubnis des Gesundheitsministeriums kann man den entsprechenden Züchter auswählen, der die ideale Sorte für den jeweiligen Patienten anbaut. Momentan gibt es neun Züchter im Land, von denen jeder 1 bis 2 Tonnen Cannabisblüten produziert, was momentan die Nachfrage von 20.000 Kran-
ken befriedigt. Das ist eine gewaltige Zahl im Vergleich zu Tschechien, wo momentan jährlich 40 Kilogramm hergestellt werden. Im Gegensatz zu Tschechien ist das Cannabis in Israel für die Patienten billiger, da sie nur 10 Prozent des Preises begleichen müssen, was die Unkosten der Anbauer deckt. MED: Das bedeutet, dass die israelischen Patienten nicht zu Hause für sich selbst anbauen müssen. LH: Bei den Patienten bin ich auch nicht für einen Anbau zu Hause. Einerseits verstehen die meisten nichts davon, wie man qualitativ hochwertige Blüten frei von Zusatzstoffen produziert; Analysen können sie wegen der hohen Kosten nicht in Auftrag geben. Es ist viel besser, wenn sie Cannabis verschrieben bekommen, dessen Zusammensetzung genau bekannt ist. Wenn der Patient die ihm entsprechende Sorte gefunden hat, wird er schon wissen, was er in Zukunft nehmen soll. Wenn er zu Hause anbaut, sind die Ergebnisse schwankend, einmal wirken sie bei den Symptomen, ein anderes Mal aber nicht. MED: An verschiedenen Orten in Europa sind schon Cannabispräparate erhältlich – beispielsweise Sativex – können diese auch durch natürliche Pflanzen ersetzt werden? LH: Sativex ist ein teures Medikament. Sein natürliches Äquivalent können wir billiger herstellen. Es gibt Pflanzen, die THC und CBD im Verhältnis 50:50 enthalten, diese könnten Sativex ersetzen. Aber auch die sechs Sorten der holländischen Firma Bedro-
can decken nicht die gesamte Palette ab. In Israel werden jährlich mehrere Tonnen Cannabis produziert, mehr als 200 Sorten – da sind wir Bedrocan bei Weitem voraus. MED: Sie wurden in erster Linie durch die Entdeckung der inneren Cannabinoide bekannt, welche die Heilwirkungen des Cannabis besser erklären. Trotzdem stellt sich, durch die Entdeckungen neuer Cannabinoide und ihrer vorteilhaften Eigenschaften, die Frage, ob wir den Wirkungsmechanismus des Cannabis ausreichend verstehen. Gehen wirklich alle wohltätigen Wirkungen auf das Konto von THC und CBD? LH: THC und CBD erklären nicht jede Heilung. Wenn man zwei Sorten mit gleichem Verhältnis von TBC zu CBD hat, kann es sein, dass die eine den Zustand verbessert, die andere aber nicht. Das lässt den Schluss zu, dass es eine Synergie mit den übrigen Bestandteilen gibt. Möglicherweise haben nicht nur die Cannabinoide, sondern auch die Terpene, Flavonoide oder andere Bestandteile einen Anteil an der Heilwirkung. Nicht nur in der Cannabisforschung, sondern auch in der Genetik müssen wir Fortschritte machen. Es ist auf eine Vielzahl genetischer Gründe zurückzuführen, wenn in einer Familie viele Menschen früh sterben. Und dann haben wir beispielsweise noch gar nicht über die Komplexität von Krebserkrankungen gesprochen. Vielleicht werden in zehn Jahren persönliche Therapien nach der detaillierten Anamnese der Patienten zur Verfügung stehen, mit ihnen zugeordneten Cannabissorten.
MED: Kann man sagen, dass in gewissen Teilen von Israel und Europa das Cannabis seinen Tabucharakter verliert? LH: Die Illegalität verursacht noch immer ernsthafte Probleme. Auf Reisen um die Welt fand ich Cannabissorten, die es verdient hätten, untersucht zu werden. Wenn ich sie aber nach Israel einführe, riskiere ich 20 Jahre Gefängnis. Wenn ich außerhalb des Kreises der 20.000 registrierten Patienten Cannabis benutzen würde, wäre das Risiko das gleiche. Und wenn ich unter 18-Jährigen Cannabis geben würde, könnte ich sogar 25 Jahre bekommen. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man für den Besitz einer Bong fünf Jahre Gefängnis bekommen. Unter solchen Umständen ist es kein Wunder, dass die Ärzte lieber nichts von Cannabis hören wollen, weil es für sie mit Illegalität und Gefängnis zusammenhängt. Aufseiten der Patienten ist das Gleiche zu beobachten. Sie vertrauen lieber den traditionellen Medikamenten mit ihren Nebenwirkungen. Ist es nicht paradox, wenn ein Arzt aus Sicherheitsgründen lieber Morphin verschreibt, das, wie allgemein bekannt ist, schwere Nebenwirkungen hat? MED: Sie sind aus Mazedonien auf diese Konferenz in Budapest gekommen, dort wurde im Mai die therapeutische Anwendung erlaubt. Sie wurden vor der Genehmigung öfter zu Seminaren eingeladen. Könnten Sie uns etwas über den Hintergrund der Entscheidung erzählen? LH: In Mazedonien wurde vor zwei Jahren das erste Seminar für therapeutisches Cannabis abgehalten, das in dem Land mit 2 Millionen Einwohnern großes Interesse fand. 500 Menschen nahmen daran teil, weitere 300 fanden keinen Platz mehr im Saal. Dieses Jahr wurde Ende Mai, ein paar Wochen vor dem dritten Seminar, schon Cannabisextrakt erlaubt, wobei dessen THC-Grenzwert nicht festgelegt wurde. Ich hoffe, dass es in Ungarn auch so schnell vorangehen wird. MED: Welche Botschaft haben Sie für die Ärzte und Patienten? LH: Den Ärzten sage ich, dass sie sich von dem Wort Cannabis nicht ins Bockshorn jagen lassen sollen und sich an erfahrene Spezialisten wenden sollen, die sichere Therapieformen in petto haben. Man muss wissen, dass Cannabis kein Wundermittel ist, nicht jede Krankheit heilt und in seltenen Fällen schädlich für die Patienten ist. Bei der palliativen Therapie hilft es zu 90 Prozent. Den Patienten sage ich aber das, was ich auf einem Seminar von dem Leiter einer pharmazeutischen Organisation hörte: „Solange Cannabis nicht legal ist, kann sich jeder Patient entscheiden, ob er legal stirbt oder illegal seine Krankheit überlebt.“
text: Tomas Kardos
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VOLLBLUT
Bubba Kush CBD Die reinste Indica mit den positiven Eigenschaften des CBD Wir konnten nicht widerstehen – die Versuchung war einfach zu groß. Denn bei der Bubba Kush handelt es sich um die reinste und qualitativ hochwertigste Indica, die es auf dem Markt gibt. Deshalb mussten wir diese Züchtung, die die sinnlichen Eigenschaften der wunderschönen Indica mit denen des CBD vereint, in unseren Katalog der CBD-reichen Varietäten aufnehmen. Eine angenehme Kombination aus Geschmack und Wirkung, über die sich LiebhaberInnen dieser Cannabissorte freuen werden.
sich mit CBD eine sanfte und fortschreitende Entspannung von mäßiger Stärke einstellt, im Gegensatz zum Gefühl der absoluten Apathie und Betäubung. CBD ist neben seinen Eigenschaften, die sich auf medizinischem Gebiet als überaus nützlich erwiesen haben, zu einer sehr wertvollen Substanz im Freizeitbereich geworden, das das Erlebnis zahlreicher KonsumentInnen optimiert. Jetzt wirst du fragen, warum … ganz einfach: CBD weist keine psychoaktive Wirkung auf. Daher kommt es nicht zu mitunter als störend empfundenen Effekten (wie Angst, Tachykardie, soziale Phobie, Mundtrockenheit). Und nicht nur das; Cannabidiol wirkt den durch das THC hervorgerufenen Effekten entgegen, was viele KonsumentInnen sehr gut finden, die die extremen Wirkungen von Marihuana nicht vertragen. Stellen wir uns CBD als einen Schiedsrichter vor, der in das Spiel eingreift, indem er verhindert, dass es zu sehr ausartet und die Spieler sich verletzen. Ein Filter, der den Marihuanagenuss zu einem nachhaltigen Erlebnis macht, bei dem es möglich ist, seine täglichen Aufgaben ganz normal zu verrichten und die durch Cannabis hervorgerufene freudige und anregende Stimmung zu genießen. Die Bubba Kush CBD stammt aus der Kreuzung der Pre’98 Bubba Kush und unserer Mutterlinie mit reinem CBD. Diese
Hybride garantiert ein minimales THC/CBDVerhältnis von 1:1, das unter günstigen Anbaubedingungen auf 1:2 steigen kann. Ein Stamm, der sich insbesondere für den therapeutischen Gebrauch empfiehlt. Insgesamt bildet er zwischen 14 und 18 Prozent Cannabinoide (THC + CBD). Eine duftende und verführerische Schönheit, die in der Blütephase violette Töne annimmt. Ein Pluspunkt, der neben ihrer Köstlichkeit eine überaus schmuckvolle Pflanze von einzigartiger Attraktivität aus ihr macht. Alles in allem ein Genuss für die Sinne. Die Bubba Kush CBD ist eine gute Wahl für alle KonsumentInnen, insbesondere für solche, die Indica-Genetiken lieben. Eine Varietät, die es ermöglicht, ihre aromatischen geschmacklichen Eigenschaften, eben diesen würzigen, intensiven Geschmack mit Erdölund Kaffeenoten, begleitet von einer mäßigen, angenehmen Wirkung mittlerer Dauer zu genießen. Eine Delikatesse für Fans dieser Genetik, die sich an dem Aroma ergötzen können, das die anspruchsvollsten Gaumen verführt, ohne unter den Folgen einer psychoaktiven Wirkung leiden zu müssen. Dies ist der Stamm mit der stärksten Indica-Dominanz in unserem Katalog der CBDreichen Sorten von Samen. Eine Pflanze, die sich für die Allgemeinheit eignet. Sie entwickelt sich buschförmig, ist klein, gedrungen und weist große, breite Blätter auf. Die Bubba Kush wartet am Ende mit einem sehr großzügigen Ertrag auf, wobei sie dichte und kompakte Buds bildet, die ein sehr starkes Aroma verströmen: ein Gemisch aus Erde, süßen Früchten und Kush. Der hohe CBD-Gehalt führt dazu, dass diese Sorte für den therapeutischen Gebrauch geeignet ist. Dieser Stamm ist äußerst empfehlenswert zur Bekämpfung von Schlaf- und Appetitlosigkeit und lindert Muskelschmerzen.
ie Bubba Kush ist eine exotische Marihuanapflanze mit Indica-Dominanz, die in den USA zur Legende geworden ist. Nicht von ungefähr genießt sie diesen guten Ruf, denn es handelt sich um eine Varietät mit organoleptischen Eigenschaften auf allen Ebenen, die einen exotischen Geschmack nach Gewürzen und Kaffee bietet. Eine Schönheit afghanischen Ursprungs mit einer analgetischen und entspannenden, wenngleich auch kräftigen und lange anhaltenden Wirkung. Da sie einen hohen CBD-Gehalt hat, gelang es uns, diese Wirkung abzuschwächen. Zum besseren Verständnis: Der Unterschied besteht darin, dass
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CANNA+GLOBE Seit einigen Jahren betreiben in Österreich viele neue Firmen den Anbau und Vertrieb von Cannabispflanzen. Dadurch sanken die Preise ganz ordentlich, aber leider hat auch die Qualität der Pflanzen gelitten. Es ist schon sehr schwierig, mit Sachverstand gezüchtete Pflanzen von Massenware zu unterscheiden, denn die wahren Qualitätsunterschiede zeigen sich erst später, in der Blütezeit. Das Augenmerk auf gute Qualität wurde, wie man deutlich sehen kann, hauptsächlich von großen Züchtern und Händlern auf die Quantität verlagert. Es scheint, dass der Neuling Premium Genetics gegen diesen Trend arbeitet, stattdessen alles auf eine Karte setzt und ausschließlich organische Pflanzen von ausgezeichneter Qualität anbaut. Wir sprachen mit dem leitenden Profigärtner Christian Stenzel.
text: G. Holland
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Nur bio und organisch Am besten Stecklinge in Bio-Qualität
Medijuana: Wann wurde die Firma gegründet und warum in Wien? Christian Stenzel: Die Gründung der Firma Premium Genetics fand im Frühjahr 2015 statt. Meine Faszination für Hanf begann bei mir persönlich bereits vor 25 Jahren, als ich als Jugendlicher zum ersten Mal in meinem Leben ein Nutzhanffeld sah. Gerade die extrem schnelle Entwicklung der Pflanzen innerhalb einer Saison faszinierte mich bereits damals. Danach beschloss ich, eine professionelle Gärtnerausbildung zu absolvieren, um alles über Pflanzen und ihre Pflege zu lernen. MED: Was macht eine Pflanze organisch? CS: Organisch bedeutet, dass man Pflanzen nach allen Regeln der Natur nachhaltig, umweltfreundlich und ressourcenschonend ohne Zuhilfenahme von chemischen Mitteln kultiviert. MED: Welche Sorten habt ihr und warum genau diese? CS: Wir möchten allen Pflanzenfreunden ein extrem breit gefächertes und umfangreiches Sortensortiment anbieten. Unter unseren modernen Hybriden, alten Klassikern, Landrassen und CBD-Sorten sollte jeder die richtige Sorte für sich finden können. MED: Habt ihr auch spezielle medizinische CBD-Züchtungen? CS: Ja, wir führen Österreichs größte Auswahl an CBD-Sorten in unserem umfangreichen Sortiment. Seit Neuestem bieten wir unseren Kunden auch die CBD Prime Med an, hierbei handelt es sich um die erste selbst gezüchtete CBD-Sorte von Premium Genetics.
MED: Welches sind eure Lieblingssorten? Welche sind im Moment die beliebtesten? CS: Meine momentanen Lieblingssorten sind Holy Grail Kush, Tangie, Resinator, Blueberry Pancake (alles Eigenzüchtungen bzw. Eigenselektionen von Premium Genetics!). Gerade unsere hauseigenen Exklusivsorten wie Bavarian Barbarian, Lemontree, Deliciosa usw. finden bei unseren Kunden immer mehr Fans und entwickeln sich zu echten Verkaufsschlagern. Da bei uns gerade die Sortenvielfalt im Mittelpunkt steht, werden wir demnächst auch weitere Sorten und Eigenkreationen anbieten. Die Kunden dürfen bereits jetzt gespannt sein! MED: Welches Substrat oder welchen Dünger benutzt ihr? Warum nur diese Sorten? CS: Wir verwenden für unsere Mutterpflanzen und die daraus produzierten Stecklinge ausschließlich Bio-Erde und biologische Dünger, die wir an unsere Bedürfnisse anpassen lassen. Dieses Vorgehen ist nötig, damit wir unsere Stecklinge als echte Bio-Stecklinge verkaufen können. Da es momentan noch kein Zertifikat bzw. Vorgaben für biologische Hanfstecklinge gibt, folgen wir hier den strengen Regeln, die auch für die biologische Landwirtschaft gelten. MED: Welche Dünger bekommen die Kunden im Premium Genetics Shop? CS: Unsere Kunden finden in unserem Growshop ausgewählte Bio-Dünger von verschiedenen Herstellern wie Green Buzz Liquids, Bio Bizz, Plagron, BioCanna, General Organics, Biotabs. Wir möchten den Kunden in unserem Shop die Möglichkeit bieten, sich über den biologischen Anbau zu informieren,
um auch zu Hause hochwertige Bio-Produkte erzeugen zu können. MED: Was ist der Hauptunterschied zwischen mineralischen und organischen Düngern? CS: Bei mineralischen Düngern handelt es sich meist um Mischungen reiner Nährstoffe in Salzform, diese werden bei den Herstellern in Wasser aufgelöst und dann verkauft. Bei organischen bzw. biologischen Düngern handelt es sich um organische Stoffe, die im Boden durch mikrobiologische Prozesse in eine verwertbare Form umgewandelt werden und dann den Pflanzen zur Verfügung stehen. Eine Sonderstellung bei den organischen Düngern nehmen die veganen Dünger ein. Bei diesen wird auf die Verwendung tierischer Rohstoffe verzichtet. MED: Wie züchtet ihr eure Pflanzen, was ist euer System? Was ist das Geheimnis der professionellen organischen Klone? CS: Alle unsere Mutterpflanzen werden bei uns in Bio-Erde unter Zuhilfenahme von veganen Düngestoffen kultiviert und ausschließlich von Hand gegossen! Nachdem die Stecklinge geschnitten wurden, werden diese mit einem speziellen biologischen Hormonpräparat behandelt und in Erdwürfeln zur Bewurzelung gebracht. Danach werden sie mit Bio-Dünger, Bio-Stimulanzien, effektiven Mikroorganismen und Mykorrhiza für den Verkauf vorbehandelt. Pflanzenschutzmaßnah-
men werden in unserem Betrieb ausschließlich mit Nützlingen und Pflanzenschutzmitteln durchgeführt, die für die biologische Landwirtschaft zugelassen sind. Natürlich kommt daher auch für unsere Produktion nur 100 Prozent Ökostrom infrage. MED: Wer sind eure Kunden? Sind die meisten Heimgärtner oder habt ihr auch andere? CS: Unsere Kunden kommen aus allen Alters- und Sozialschichten. Der größte Teil sind Endkunden, wir beliefern aber auch andere Shops, die unsere Qualitätsstecklinge auch ihren eigenen Kunden anbieten möchten. Die stetig steigende Nachfrage und die hohe Zufriedenheit von Kunden und Shops bestätigen uns in unserem Handeln. MED: Wie fällt bisher das Feedback der Kunden bezüglich der Bio-Ideologie von Premium Genetics aus?
CS: Das Feedback ist durchweg sehr positiv und wir merken tagtäglich, dass immer mehr Pflanzenfreunde Wert auf Qualität legen, sich vom konventionellen Anbau abwenden und für das Thema biologischer Anbau interessieren. Viele unserer gesundheitsbewussten Kunden verwenden die Blätter unserer Pflanzen zum Beispiel auch in ihrer Ernährung als Grundlage für schmackhafte Smoothies oder getrocknet als leckeren BioTee. Wir besitzen nur diese eine Erde – Achtung, Wertschätzung und Erhalt dieses einzigartigen Lebensraums sollte das höchste Ziel der Menschen sein. Wir glauben fest daran, dass dies der einzige Weg ist, auch unseren Nachkommen einen lebenswerten Planeten zu vermachen! „Grow the way of nature!“
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VOLLBLUT
Eine seriöse medizinale Pflanze:
Serious Happiness uer positives Feedback hat entschieden: Serious Happiness ist die erste Limited Edition, die zu einem Klassiker befördert wird. Da alle Rückmeldungen zu dieser Seriously-Limited-Sorte überwältigend positiv waren und ein Kunde mit ihr sogar eine Auszeichnung gewonnen hat, haben wir beschlossen, Serious Happiness fix in unseren Katalog aufzunehmen. Diese Sorte wird ab jetzt und für immer produziert und auch die regulären Samen sind ab sofort erhältlich! Zwei Legenden wurden gekreuzt, um diese Sorte hervorzubringen. Wir kombinierten den berühmten Warlock-Vater mit unserer legendären AK-47-Mutter und das Ergebnis ist pure Fröhlichkeit! Ihr Aroma und ihr Geschmack sind süß und fruchtig, manchmal mit würzigen Untertönen. Ihr Effekt ist langanhaltend und kombiniert ein gutes Stoned (Körpergefühl) mit einem unglaublich starken High (Gefühl im Kopf). Die Bedeutung des Namens Serious Happiness offenbarte sich uns nach dem Genuss dieser Sorte, denn dies ist exakt wie wir uns fühlten: fröhlich während sie wächst und WIRKLICH FRÖHLICH wenn sie fertig ist. Ein Kunde hat Serious Happiness aus unseren Samen angebaut und damit die ALLERERSTE Auszeichnung für diese Sorte gewonnen: den dritten Platz in der Kategorie Sativa/ Grower beim IC 420 Cup 2015 in Amsterdam.
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A’LA CANNA
Vegetarische Hanfpizza S o, Ihr Lieben! Hier kommt eine tolle gesunde Idee, die Ihr auch noch ausbauen könnt. Statt Olivenöl ist auch Cannabutter erlaubt. Vegetarian munchie pizza on board! Selbstverständlich ist dieses Rezept ganz einfach.
Zubereitung: Mische die Hefe mit dem Wasser und lasse die Mischung 15 Minuten stehen. Wenn sich Schaum gebildet hat, mische alle anderen Zutaten unter. Der Teig kann sowohl mit den Händen als auch mit der Küchenmaschine geknetet werden. Wenn du mit deinen Händen
kneten willst, dauert es ungefähr 10 bis 15 Minuten. Besser als ins Fitnessstudio gehen! Wenn du lieber mit einer Küchenmaschine arbeitest, erst 2 bis 3 Minuten auf Stufe 1, dann auf Stufe 3, bis der Teig nicht mehr klebrig ist. Danach mindestens 45 Minuten stehen lassen. Wenn der Teig ungefähr das doppelte Volumen erreicht hat, kannst du ihn ausrollen und auf ein gefettetes Blech legen. Auf dem Blech nochmals eine halbe Stunde ruhen lassen. Den Ofen auf 200°C vorheizen und den Teig 10 Minuten backen. Wenn er leicht braun ist, das Olivenöl mit dem gehackten Knoblauch, Oregano und Salz dazugeben, durchkneten und auf Wunsch belegen. Nochmals für 10 Minuten backen. Lecker!
Hier sind die Zutaten: Teig: – 1/2 Tasse warmes Wasser – 1 Tl Zucker – 1 El Trockenhefe – 1 El Hanföl/Cannabutter – 1 Tl Salz – 1/2 Tasse Hanfprotein – 1/4 Tasse Schälhanf – 1 Tasse Dinkelmehl – 2 Tassen Weizenmehl (wenn der Teig zu klebrig ist, kannst du ein bisschen mehr dazugeben) Beläge: – Blattspinat – Frühlingszwiebeln – Süßkartoffelscheiben (ganz dünn) – Zucchinischeiben – Mozzarella – Bio-Hanfblätter!
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